"Mozart: Mythos und Verehrung" Neue Ausstellung in Mozarts Geburtshaus Mit dem Umbau des letzten Abschnittes in Mozarts Geburtshaus wird das 2007 begonnene Projekt, das Museum in Mozarts Geburtshaus zu modernisieren und alle Ausstellungsbereiche neu zu gestalten, abgeschlossen. Thomas Wizany, Architekt und Karikaturist der Salzburger Nachrichten und Gabriele Ramsauer, Leiterin der Mozart-Museen sind für die Neugestaltung des Museums verantwortlich. Der abschließende Bereich mit dem Thema: "Mozart: Mythos und Verehrung" erzählt über Mozarts Zeit in Wien, seine musikalischen Erfolge, seine Lebensumstände in Wien bis zu seinem legendenumwobenen Tod. Weiters geht es um die Verwaltung seines musikalischen Erbes durch seine Witwe Constanze, seine Söhne und seine Schwester sowie um den Mozartkult im 19. und 20. Jahrhundert bis hin zur Stiftung Mozarteum Salzburg, die sein Erbe pflegt und ins 21. Jahrhundert trägt. In der Ausstellung finden sich selten oder noch nie gezeigte Stücke aus der Sammlung der Stiftung Mozarteum Salzburg und privaten Leihgebern. Raum 1 Wien "...der beste ort von der welt" Wien Wolfgang Amadeus Mozart ließ sich 1781 nach dem endgültigen Bruch mit seinem Dienstgeber, Fürsterzbischof Graf Colloredo, in Wien nieder. In der k. k. Haupt- und Residenzstadt verbrachte er die letzten 10 Jahre seines Lebens. Mozarts Wiener Jahre fielen ziemlich genau mit der Alleinregierung Joseph II. (1741/1780-1790) zusammen. Unter dem aufgeklärten Kaiser entwickelte sich Wien zunehmend zu einer modernen, weltoffenen Stadt mit 200.000 Einwohnern. Die Zunahme der Bevölkerung war einerseits auf die steigende Bedeutung des Hofes als Machtzentrum andererseits auf die Entwicklung Wiens als Handelsund Wirtschaftszentrum zurückzuführen. Ein regelrechter Bauboom war die Folge. Auch das kulturelle Leben befand sich in einer Aufbruchstimmung, was wohl zu Mozarts Entscheidung beitrug, Wien zu seinem ständigen Wohnsitz zu machen. In Wien gab es mannigfaltige, musikalische Entfaltungsmöglichkeiten, die ihm seine Geburtsstadt nicht bieten konnte. Auch fehlten Auftraggeber, vor allem im Bereich der Oper. Diese hoffte er in Wien zu finden. Zudem wurde die Situation am erzbischöflichen Hof für Mozart immer unerträglicher. Er fühlte sich in seiner Freiheit eingeschränkt und wurde vom Erzbischof Colloredo wie ein gewöhnlicher Lakai behandelt. Darüber hinaus fand seine Musik nicht die gebührende Anerkennung. Salzburg wurde ihm zunehmend zu eng. Schließlich führte der von Mozart provozierte legendäre „Arschtritt“ zur Beendigung dieses ungeliebten Dienstverhältnisses. 2 Raum 2 Künstler-Leben Leben in Wien „ich versichere sie, daß hier ein Herrlicher ort ist – und für mein Metier der beste ort von der Welt“, schrieb Mozart im April 1781 an seinen Vater in Salzburg. Er war am Ziel seiner Wünsche. Befreit von den Zwängen seiner Geburtsstadt konnte er endlich das Leben eines selbständigen Komponisten führen. Wien bot Mozart einen fruchtbaren Boden. Der Adel und das zunehmend wohlhabende Bürgertum gab viel Geld zur Unterhaltung aus. Man musizierte selbst oder ging ins Konzert und in die Oper. Die Nachfrage nach neuesten Kompositionen war groß. Wien galt als eine der wichtigsten Musikmetropolen Europas. Bedeutende Komponisten wie Christoph Willibald Gluck (1714-1787), Antonio Salieri (1750-1825) und Joseph Haydn (1732-1809) beherrschten die Szene. Bald spielte auch Mozart eine bedeutende Rolle. Wien war ein Klavierland und es gelang ihm rasch sich als herausragender Pianist zu etablieren. Mozarts Kompositionsund Konzerttätigkeit waren äußerst erfolgreich. Seine Werke wurden überall aufgeführt. Auch feierte er als Opernkomponist große Erfolge. Zudem gab er Unterricht in Klavier und Komposition. Mozart pflegte freundschaftliche Kontakte zu Adel und Bürgertum und bewegte sich in allen Kreisen völlig ungezwungen. Überall fand er Förderer und Auftraggeber. Die bedeutendsten Persönlichkeiten aller Gesellschaftsschichten huldigten ihm. 1784 wurde Mozart in einer Freimaurerloge aufgenommen. Den Kreisen der Freimaurer gehörte so gut wie das gesamte geistige Wien an. Einerseits entsprachen ihre Ideale seiner Geisteshaltung, andererseits dürften berufliche und gesellschaftliche Gründe eine Rolle für seinen Beitritt gespielt haben. Waren die ersten Wiener Jahre mehr als erfolgreich, so trat gegen Ende der 80er Jahre eine Verschlechterung ein. Mozart war offenbar aus der Mode gekommen. Auch wirkte sich die Krisenzeit der letzten Regierungsjahre Josephs II. auf das kulturelle Leben der Stadt aus. Die finanzielle Situation wurde zunehmend schwieriger, die Sicherung der Existenz vorrangig. Der Wunsch nach einer fest besoldeten Kapellmeisterstelle am Kaiserhof erfüllte sich nur teilweise. 1787 bestellte Joseph II. ihn zum k. k. Kammermusikus. Die einflussreiche Stelle des Hofkapellmeisters wurde 1788 mit Antonio Salieri besetzt. Sein privates Glück fand Mozart in seiner Ehefrau Constanze. Eine Verbindung, die anfangs nicht die Zustimmung seines Vaters gefunden hatte. Das Verhältnis zu Leopold 3 gestaltete sich seit Wolfgangs Weggang aus Salzburg ohnehin schwierig. Nur einmal, im Sommer 1783 besuchte das Ehepaar Mozarts Geburtsstadt. Ein mehrwöchiger Besuch Leopold Mozarts, im Frühjahr 1785, sollte das letzte Wiedersehen von Vater und Sohn sein. Entgegen aller Legenden war Mozart keineswegs arm, im Gegenteil, er verdiente sehr gut. Seine Einkünfte setzen sich aus Kompositionsaufträgen, Opernaufführungen, Konzerteinnahmen, Verlagshonoraren, Geld für Unterrichtsstunden und seinem Gehalt als k. k. Kammer-Compositeur zusammen. Trotz der ansehnlichen Einkünfte machte Mozart hohe Schulden. Er konnte mit Geld nicht umgehen. Zudem war Wien teuer und sein Lebensstil sehr großzügig. Vielleicht spielten auch Spielschulden eine Rolle. Ab 1788 spitzte sich die finanzielle Lage zu und erst 1791 verbesserte sich Mozarts wirtschaftliche Situation. Mehrere Kompositionsaufträge und Opernaufführungen brachten ihm in seinen letzten Lebensmonaten wieder hohe Summen ein. 4 Raum 3 Nach - Leben Die Witwe Nach Mozarts Tod blieb die erst 29-jährige Constanze mit zwei Kindern und Schulden zurück. Geschickt begann sie das künstlerische Vermächtnis ihres Mannes zu verwalten. Sie betrieb die Aufführung seiner Werke und unternahm eine Kunstreise durch Deutschland und Österreich, auf der sie zahlreiche Konzerte veranstaltete, in denen sie zum Teil auch selbst sang. Constanze verhandelte mit Hilfe des dänischen Legationsrats Georg Nikolaus Nissen zudem äußerst geschäftstüchtig mit Verlegern die Herausgabe einer Gesamtausgabe von Mozarts Werken. 1799 verkaufte sie Mozarts hinterlassene Werkmanuskripte an den Verlag Johann Anton André in Offenbach a. M. 1809 heiratete sie Georg Nikolaus Nissen, mit dem sie zuerst in Kopenhagen und ab 1824 in Salzburg lebte. Nissen stellte unter Nutzung von Primärquellen, vor allem der Familienkorrespondenz die bei weitem umfangreichste frühe Mozart-Biographie zusammen, die 1828 posthum von Constanze herausgegeben wurde. Sie starb 1842, wenige Monate vor der Enthüllung des Mozart-Denkmals in Salzburg. Die Schwester Nach dem Tod ihres Bruders wurde Nannerl – als Schwester des verstorbenen Genies und letzte lebende Angehörige der Familie – sehr begehrte Ansprechpartnerin für Biographen und Verleger. Sie konnte Authentisches über die Kindheit und Jugendzeit des Bruders berichten sowie Familienbriefe und Kompositionen von ihm zur Verfügung stellen. Nannerl unterstützte auch die Arbeit Nissens an der Mozart-Biographie. Die Söhne Franz Xaver Wolfgang, der jüngere Sohn Mozarts, zeigte schon bald große musikalische Begabung. Constanze sah ihn daraufhin für den Musikerberuf vor und nannte ihn programmatisch „Wolfgang Amadeus“. In Wien erhielt er bei prominenten Lehrern u. a. bei Antonio Salieri Unterricht. Dieser attestierte ihm „ein seltenes Talent für Musik“. Schon 1802 kam sein erstes Werk, das Klavierquartett g-Moll, im Druck heraus. Als 17-Jähriger ging er als Hauslehrer nach Lemberg, wo er mit Unterbrechungen bis 1838 lebte. 5 Als freischaffender Musiker unternahm er von 1819-1821 eine Kunstreise quer durch Europa und feierte als Klaviervirtuose und Komponist große Erfolge. Die letzten Lebensjahre verbrachte er in Wien. 1844 verstarb er in Karlsbad. Trotz aller Erfolge, konnte Franz Xaver Mozart, genannt „Wolfgang Amadeus Mozart Sohn“, nie aus dem Schatten seines berühmten Vaters heraustreten. Carl Thomas kam mit 14 Jahren in ein Handelshaus nach Livorno, gab 1806 den Beruf eines Handelsangestellten auf und studierte drei Jahre Musik in Mailand. Er entschied sich gegen eine Künstlerlaufbahn und wurde staatlicher Beamter. Zeit seines Lebens zeigte Carl Thomas großes Interesse am musikalischen und literarischen Geschehen Mailands. Beide Söhne wirkten aktiv an der Gestaltung des Nachrufs ihres Vaters mit. Gemeinsam nahmen sie an der Denkmalenthüllung 1842 in Salzburg teil. Franz Xaver und Carl Thomas Mozart vermachten die wenigen noch in ihrem Besitz befindlichen Notenmanuskripte, die Familienkorrespondenz sowie Familienportraits und originale Tasteninstrumente ihres Vaters dem 1841 gegründeten Dom-MusikVerein und Mozarteum, aus dem später die Stiftung Mozarteum Salzburg hervorging. Raum 4 Weiter - Leben Mozart-Verehrung Mit dem legendären Satz „die nachweld beckomt nicht in 100 Jahren wider ein solch Talent.“ drückte Joseph Haydn seine Bewunderung für den Freund und jüngeren Kollegen kurz nach dessen Tod aus. Es erschienen die ersten Biographien, seine Werke wurden gespielt und aufgelegt, noch lebende Angehörige von Mozart-Verehrern aufgesucht. Der eigentliche Mozartkult begann jedoch im 19. Jahrhundert, zur Zeit der Romantik. Mozarts vermeintlich tragischer Lebensweg entsprach dem romantischen Bild des verkannten Genies, das allzu jung sterben musste. Legenden rankten sich um seine Person. In Salzburg fand die allgemeine Mozart-Verehrung mit der Errichtung des Denkmals 1842 ihren Anfang. Die feierliche Enthüllung wurde ein großer Erfolg. Beide Mozart-Söhne waren bei diesem ersten „Mozart-Fest“ anwesend. Weitere Musikfeste folgten, deren Internationalität den Ruf Salzburgs als „Mozart-Stadt“ in alle Welt verbreitete. Das „Zauberflöten-Häuschen“ wurde 1877 zur ersten Pilgerstätte der Mozart-Verehrer, 1880 kam mit dem Museum in Mozarts Geburtshaus eine weitere Gedenkstätte in Salzburg dazu. Bewahrerin des Mozart-Erbes wurde die 1880 gegründete Stiftung Mozarteum Salzburg. Sie ist bis heute mit ihren drei Teilbereichen Konzertbetrieb, Museen und Wissenschaft um eine zeitgemäße Aufarbeitung des Werks und der Person Mozart bemüht. Sitz der Stiftung Mozarteum ist das 1910-1914 errichtete Mozarteum-Gebäude in der Schwarzstraße. 6 Raum 5 Mozart online MOZART DIGITAL: Interaktive CD-Rom Fantasie und Sonate c-Moll KV 475 & 457 Das CD-Rom-Projekt gewährt Wissenschaftlern wie interessierten Laien Einsichten in Mozarts Schaffensweise und die Aufführungspraxis seiner Zeit, die über den allbekannten Notentext weit hinausgehen. Mozarts Eigenschrift kann in einer digitalen Reproduktion durchgeblättert und in vielen Einzelheiten studiert werden. Die Komposition erklingt auf Mozarts eigenem Instrument. Die interaktive CD-ROM Wolfgang Amadeus Mozart: Fantasie und Sonate c-Moll KV 475 & 457 bietet vier Modi der Annäherung an das Werk. 1. Durchblättern Das Manuskript kann in der heutigen Anordnung der Notenseiten digital „durchgeblättert“ werden, um einen ersten Eindruck vom Zustand der Handschrift zu gewinnen. 2. Notenblätter Betrachten Durch eine Lupenfunktion kann der Benutzer jedes ihm wichtige Detail eingehend studieren. 3. Interaktives Abspielen Für die CD-ROM wurden Fantasie und Sonate erstmals vollständig an Mozarts eigenem Instrument eingespielt. 4. Informationen zu Komposition & Instrument In diesem Modus erhält der Benutzer in allgemein verständlicher Form weiterführende Informationen, die üblicherweise nur in wissenschaftlichen Publikationen verfügbar sind. 7