Marco de Angelis Hegel als Hegels Interpret, wir als Hegels Interpreten (Deutsche Kurzfassung)1 1. Die philosophische Position von Giacomo Rinaldi: Hegels Philosophie als absolute Philosophie Hauptthese von Prof. Rinaldi, wie sie unter anderem in seinem Aufsatz Verità ed attualità dell’idealismo assoluto in dem hier vorgestellten Buch Il pensiero di Hegel nell’età della globalizzazione2 sowie in seinem anderen Werk Absoluter Idealismus und zeitgenössische Philosophie3 vertreten wird, ist, dass Hegels Philosophie die absolute Philosophie sei. Darin sieht Prof. Rinaldi insbesondere eine “...idealistische Metaphysik des unendlichen Selbstbewusstseins”. (Absoluter Idealismus, p. 33) Ich teile diese philosophische Position von Prof. Rinaldi mit. Meines Erachtens ist Hegels Philosophie die absolute Philosophie, die im System der Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften, wozu auch die einzelnen Werke Wissenschaft der Logik, Grundlinien der Philosophie des Rechts usw. ideell gehören, ihre perfekte Gestalt findet. Allerdings kann man nicht leugnen, dass in den 180 Jahren nach Hegels Tod eine ganze Reihe von Kritiken gegen Hegel gab, wovon einige nicht ohne Wahrheit waren. Wir sollen als Hegelianer diese Kritiken nicht ablehnen, sondern sie uns aneignen, um sie dann von einem absolut-idealistischen Standpunkt aus abzuwenden, wie Hegel selbst in seinen kritischen Schriften gelehrt hat. Insbesondere scheint mir besonders wichtig der Vorwurf der “Akkomodation”, den insbesondere von Marx (und Nietzsche) gegen Hegel geltend gemacht wurde. 1 Ich bitte die deutschen Kollegen, mich für eventuelle Fehler zu entschuldigen. Diese Fassung dient nur zu einem besseren Verständnis des italienischen Textes, sie ist in kurzer Zeit ohne kompetente muttersprachliche Fremdkorrektur angefertigt worden. 2 Roma, 2012 3 Frankfurt am Main, 2012 2 2. Ist Hegels System das Ergebnis einer “Akkomodation” mit der theologischen und politischen dominierenden Orientierung seiner Zeit? Ja! Die Frage, ob Hegel versucht hat, sein System als Grundlage der damaligen herrschenden theologischen und politischen Orientierung dargestellt hat, ist affirmativ zu beantworten. Hegel hat an vielen Stellen seiner Hauptwerke immer wieder versucht, den Einklang zwischen seiner Philosophie sowohl mit der protestantischen Theologie als auch mit der Monarchie zu zeigen. Wir lesen z.B. in der Einführung zur Logik: “Die Logik ist sonach als das System der reinen Vernunft, als das Reich des reinen Gedankens zu fassen. Dieses Reich ist die Wahrheit, wie sie ohne Hülle an und für sich selbst ist. Man kann sich deßwegen ausdrücken, daß dieser Inhalt die Darstellung Gottes ist, wie er in seinem ewigen Wesen vor der Erschaffung der Natur und eines endlichen Geistes ist” (GW 21, p. 34,6-11) Auch die Geschichtsauffassung, die den zumindest vorläufigen Endzweck der Geschichte, die Freiheit für alle, in das germanische Reich erkennt, dient zum gleichen Zweck der Akkomodation. Marx und Nietzsche haben also in diesem Punkt Recht gehabt. Ist das aber der wirkliche, tiefere Sinn des absoluten Idealismus oder vielmehr eine Interpretation von dieser Philosophie, die Hegel selbst gegeben hat und ihre Grenzen in seiner Epoche findet? Kann der absolute Idealismus auch anders konzipiert worden, und zwar nicht im Einklang mit der christlichen Theologie und mit der Monarchie? Die Antwort lautet meines Erachtens: “Ja”. Aus diesem Grund ist es für uns heutige Hegelianer bzw. Absolut-Idealisten notwendig, zwischen einem ewig wahren Kern und einer bloß historisch gültigen Schale von Hegels philosophischem System streng zu unterscheiden. 3a. Der Geist des Hegelianismus und sein Schicksal: Die “Akkomodation” als Schicksal von Hegels Philosophie Der Gründer der absoluten Philosophie, die Person also, die die historische Aufgabe hatte, das absolute System der Philosophie in allen seinen Begriffen zu entwickeln, konnte nur ein sehr methodischer Mensch sein, keineswegs ein Revolutionär. Wenn wir Hegels Schriften der Jugendjahre verfolgen, können wir dabei einen Menschen erkennen, der in allen seinen Überlegungen über alle mögliche Gebiete des Wissens und der menschlichen Erkenntnis sehr tief ist, aber auch ein Beobachter, der dabei kalt bleibt, der nur versucht, alles was passiert, mit der Vernunft begrifflich zu verstehen. Wir beobachten bei Hegel in 3 seinen Jugendjahren (z.B. im Tagebuch der Stuttgarter Jahre) keineswegs eine emotionale, revolutionäre, aktive sondern immer eine denkende, begreifende, eher passive Haltung. Diese Haltung führte Hegel über die Jahre hinaus zu der Herausbildung eines sehr ausgeprägten Systems, in dem das ganze menschliche Wissen einen Platz ordentlich findet. Dabei will Hegel nur die Welt verstehen, nicht die Welt verändern (wie es für Marx dagegen sein wird). Das richtige Verständnis der Welt soll aber Voraussetzung für eine vernünftige Veränderung derselben sein. So war Hegels Psychologie die von einem angepaßten Mann, der immer versucht hat, mit der herrschenden Macht zurecht zu kommen (z.B. mit der Direktion des Tübinger Stiftes), wobei auch nie darauf verzichtet hat, in seinen Worten seine wirkliche Gedanken auf versteckte Weise auszudrücken (z. B. in den Tübinger Predigten). Zu dieser Grundeinstellung Hegels, die er sich schon bald angeeignet hatte, kam dann der Erfolg in Berlin, die Karriere und die Notwendigkeit, sein System in einer Form darzustellen, die im Einklang mit der damaligen theologischen und politische Macht sein konnte. Es ging also Hegel nicht darum, die Welt zu verändern, sondern die richtige Grundlage dafür zu stellen, damit Andere, in glücklicheren, freieren Zeiten die Welt verändern könnten. Er war sicher, dass das Absolute sich in anderen Zeiten den Weg für seine Verwirklichung selbst frei erarbeiten würde. Er brauchte aber die Ruhe und seine Stelle, um das Werk der Darstellung des Absoluten zu Ende zu bringen, was er als seine eigene historische Aufgabe sah. Er sah sich selbst, geschichtlich gesehen, nicht als in erster Person Revolutionär, sondern als der Wegbereiter der kommenden philosophischen Revolution der Menschheit. Die Akkomodation war also das Schicksal bzw. die Schale von Hegels Philosophie, aber keineswegs der Kern, den Geist derselben. 4 3b. Der Geist des Hegelianismus und sein Schicksal: Die “philosophische Demokratie” als Geist von Hegels Philosophie Aber wie können wir diesen harten Kern aus der Schale trennen? Dabei hilft uns der neapoletanische Philosoph G.B. Vico, der Gründen der Historismus, der in seinem Hauptwerk Principi di Scienza Nuova schreibt: “Natura di cose altro non è che nascimento di „Wesen aller Dinge ist nichts anderes als ihre esse in certi tempi e con certe guise, le quali Entstehung auf bestimmte Art und Weise, sempre che sono tali, indi tali e non altre deshalb sind die Dinge so und nicht anders.“ nascon le cose”. (Principi di Scienza Nuova, ed. 1744, vol. I, Degnità XIV, cap. II Degli Elementi, Milano 1963, p. 111) Also wenn wir wollen „la natura“, die Natur, das Wesen der Philosophie Hegels verstehen, sollen wir uns auf der Suche nach ihrer “nascita”, d.h. nach ihrer “Geburt“, nach ihrer Entstehung begehen. Es ist in der Tat so, dass die 180 Jahre nach Hegels Tod von der einen Seite eine starke Kritik an Hegels Akkomodation mit sich gebracht haben, von der anderen Seite hat sich aber genau im Bewußtsein dieser Kritik die Suche nach dem “geheimen Hegel” den Weg bereitet. Wenn Hegel sich vor der Öffentlichkeit tarnen mußte, brauchte das nicht bei sich zu Hause zu tun und konnte er in Werken, die er nicht auszudrucken beabsichtigte, alles schreiben, was er wollte. Ebenso konnte er an der Universität freier reden als er in den Veröffentlichungen schreiben konnte. So hat sich vor allem im letzten Jahrhundert eine sehr rege Forschung über die Jugendschriften Hegels (im allgemeinen über seine nicht veröffentlichte Werke) und über die abgehaltenen Vorlesungen entwickelt. Ergebnis davon ist die Veröffentlichung der Jugendschriften bis 1806 und der Nachschriften seiner Vorlesungen. Vicos Hinweise folgend, sind für uns die Jugendschriften besonders wichtig und darunter insbesondere Hegels erstes System, das in den Jahren 1803-1806 in Jena erarbeitet wurde. Dieses System bildet eben “die Geburt”, “la nascita” des endgültigen philosophischen Systems. Besonders wichtig dabei ist die erste Fassung von Hegels Philosophie der objektiven Geistes, wie wir sie im System der Sittlichkeit von 1802-03 finden. Es handelt sich um eine Reinschrift, also Hegel beabsichtigte diesen Text zu veröffentlichen. Das Manuskript zeigt aber, dass er gegen bei dem Schlußkapitel, wo es um die möglichen Staatsformen und ihre religiösen Stützen 5 geht (also genau um das Begriffenpaar Theologie-Politik, wie wir bei der Akkomodation gefunden haben), den Leitfaden verliert, die Reinschrift verläßt und Notizen am Rande des Textes zu schreiben beginnt. Auch der Text der letzten Seite der Reinschrift ist nicht mehr fließend, vielmehr einzelne Worte, einzelne Substantive ohne Bildung vollkommener Sätze. Grund dafür ist, dass Hegel ganz genau merkt, dass er das System der Sittlichkeit nicht abschließen kann. Er überlegt zuerst über die möglichen Staatsformen und erkennt in der Demokratie (an dritter Stelle nach der Aristokratie und der Monarchie) die vollkommene Staatsform, in der sich die absolute Sittlichkeit verwirklichen läßt. Der Grund sieht er darin, dass die anderen Staatsformen von Religionen gestützt werden, bei denen immer etwas Fremdes, etwas Relatives, etwas Äußerliches bleibt (die vielen Gottheiten des Polytheismus bei der Aristokratie, der einzelne Gott des Monotheismus bei der Monarchie), während die Demokratie die einzige Staatsform ist, die sich auf dem Geist des Menschen stützt, bei der also kein äußerliches Wesen übrig bleibt. Seine Worte sind hier schwer zu entziffern, da er dabei ist, seine Gedanke über diese Frage zum ersten Mal zu formulieren (es handelt sich um die Werkstatt des Systems, wie Rosenkranz diese Zeit definiert hat). Der Begriff, wonach er sucht, ist z.B. in diesen Worten aber deutlich: „Die Religion muß rein sittlich sein” Hier ist der Text: Mögliche Formen einer freien Regierung. (...). Die Monarchie ist die Darstellung der absoluten Realität der Sittlichkeit, in einem Individuum, die Aristokratie in mehrern; sie unterschiedet sich von der absoluten Verfassung, durch Erblichkeit, mehr noch durch Besitzthum; und weil sie die Form der absoluten, und nicht ihr Wesen hat, ist sie die schlechteste. – Die Demokratie ist die Darstellung in allen (...). In der Monarchie muß eine Religion neben dem Monarchen stehen; er ist die Identität des Ganzen, aber in empirischer Gestalt; (....). In der Aristokratie ist diß ebenso (...). In der Demokratie zwar absolute Religion, aber unbefestigte, oder vielmehr Naturreligion. (...). Die Religion muß rein sittlich seyn; (...) (Gw 5, S. 360-361) (Lektüre des Dokuments DOK 1 DE) Er schließt also aus, dass die Religion der dritten und letzten Staatsform eine “positive” Religion sein kann, bei der ein fremdes Wesen neben dem Mensch bleibt. Er weißt aber noch nicht, welche Religion diese Aufgabe übernehmen kann. Die Schrift endet hier. Er wird diese Schrift nicht veröffentlichen. 6 In den kommenden 2 Jahren sucht er nach dieser rein sittlichen Religion und erarbeitet die Logik-Metaphysik (1804-05) als Darstellung des Absoluten wie auch die Theorie des absoluten Geistes als die menschliche Erkenntnis des Absoluten, was das philosophische System abschließt. Diese Theorie stellt die Philosophie als die höchste Form der Erkenntnis des Absoluten, als letzte Religion, eben als reine sittliche Religion, und gleichzeitig als Überwindung aller positiven Konfessionen dar. Nur sie ist in der Lage, die Demokratie, was Hegel unter dem Wort „freies Volk“ ausdrückt, zu gründen. Somit hat Hegel etwa 1805 die rein sittliche Religion, wonach der 1803 auf der Suche war, gefunden. Die Philosophie der absoluten Sittlichkeit ist abgeschlossen wie auch das ganze System, das 1805-06 in seinen Hauptteilen genauso vollständig erscheint, wie es 1830 der Fall sein wird. Hegel kann sich nun 1805 wieder zu seinem System der Sittlichkeit wenden und es abschließen, wie uns Rosenkranz mit langen Zitaten aus einem Text Hegels, der als “Fortsetzung des Systems der Sittlichkeit” überliefert worden ist, mitteilt. In diesem Text wird die Entwicklung der Religion nach der drei Gestalten der Vernunft (Identität-Differenz-Neue Identität als Versöhnung) auf der Welt dargestellt, die mit dem Polytheismus (einfache Identität Mensch-Natur, Gott ist in der Natur) und mit dem Monotheismus (Differenz Mensch-Natur, Gott ist außerhalb der Natur, aber auch Beginn der Versöhnung) identifiziert werden. Der Monotheismus entzweit sich seinerseits in Katholizismus und Protestantismus, wobei, wie Rosenkranz schreibt, Hegel überwechselte nicht zum Katholozismus, weil er der Meinung war, dass aus der protestantischen Religion eine neue, dritte Religion als Philosophie entstanden wäre: „Obwohl nun Hegel damals (...)“ Rosenkranz, Hegels Leben (Or. 1844), Darmstadt 1977, S. 140-141 (Lektüre des Dokuments DOK 2 DE - Ende) Diese dritte Religion, die Philosophie, bildet das Stadium der Versöhnung, der neue Identität von Mensch und Natur, Gott ist jenseits, nicht abseits, er ist in dem Menschen, weil der Mensch, jeder Mensch als absoluter Geist ist Gott, ist die Erscheinung des Absoluten. Damit hat Hegel eine philosophische Demokratie gegründet, eine Staatsform der Freiheit für alle, da alle im Prinzip Gott sind und können also nicht anders als in voller Freiheit leben. Das kündigt er in den letzten Worten der Forstsetzung des Systems der Sittlichkeit an. 7 Die Philosophie des absoluten Idealismus eröffnet also die dritte und letzte Epoche der Menschheit nach dem Polytheismus und dem Monotheismus: Diese Epoche ist die des Idealismus, der absoluten Philosophie. Das ist die echte, ursprüngliche Bedeutung von Hegels Philosophie, sein Wesen, seine „natura“. Das ist der Geist des Hegelianismus, das ist der harte Kern von Hegels System, den wir auf der Grundlage von Vicos wichtigen Hinweisen über die Prinzipien der historischen Forschung herausfinden konnten. 4. Hegel als Hegels Interpret, wir als Hegels Interpreten Ab 1806 hätte Hegel diese dritte Zeit der Menschheit selbst einleiten können. Er hatte aber dafür nicht der Charakter, wie wir aus dem Schicksal seiner Philosophie verstehen können. So arbeitete er bis zu seinem Tode an immer vollständigere Fassungen seines Systems, und dabei wählte er den Weg der Akkomodation. Er versuchte mit allen Mitteln diese ursprüngliche, revolutionäre Bedeutung seines Systems zu verstecken, betonte immer wieder kräftig, dass die die christliche protestantische Religion die absolute Religion sei, und präsentierte die Monarchie als die höchste Staatsform. Das alles läßt sich aber sehr schwer mit den Prinzipien des absoluten Idealismus vereinbaren, weil diese Prinzipien die Philosophie und die Demokratie und nicht die protestantische Religion und die Monarchie unterstützen. Wer Hegels System von innen kennt, weißt er, dass es darin weder Platz für den persönlichen, transzendenten Gott noch für die Unsterblichkeit der Seele gibt. Und die Staatsform der Monarchie ist sehr schwer mit dem Gedanke der Freiheit für alle zu vereinbaren, wonach alle gleich sind und es keinen Menschen geben kann, der von Geburt aus eine höhere Stellung hat: Alle Menschen haben nach dem System des absoluten Idealismus die gleiche Würde, da alle auf gleicher Weise Erscheinung des Absoluten sind. Sie können davon nur mehr oder weniger bewußt sein, aber sie können nicht mehr oder weniger „absolut“ sein! Jeder Mensch ist Geist und der Geist ist die genau Gestalt der Erscheinung des Absoluten in der Welt. Hegel hat also ab 1806-07 sein erstes revolutionäres System interpretiert, so wie es für seine Karriere und seine Familie gut war, also im Sinne der Akkomodation. Hegels Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften sowie alle seine Hauptwerke sind das Ergebnis der Interpretation durch Hegel selbst seiner ursprünglichen Philosophie. Wir können aber heute dank der Kritik der Akkomodation und der Veröffentlichung der Jugendschriften eine andere Interpretation von Hegels System gewinnen, der sogar treuer ist an dem Geist der Philosophie des absoluten Idealismus als die Interpretation von Hegel selbst. Wir brauchen keine Akkomodation, wir sind frei, wir sind das freie Volk, das Hegel angekündigt hat, wir können also bzw. wir sollen den ursprünglichen, revolutionären Sinn der Philosophie des absoluten Idealismus wiederherstellen. Das ist unsere heutige historische Aufgabe. Das sollten wir durch die 8 Ausarbeitung einer neuen Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften tun, die wir als 2.0 von der von Hegel unterscheiden können (die als 1.0 zu betrachten ist). Und in Zukunft soll es weitere Enzyklopädien der philosophischen Wissenschaften geben, die 3.0, 4.0 usw. benannt werden können, weil, obwohl die absolute Philosophie mit Hegel erreicht worden ist, sie wird natürlich immer wieder eine zeitgemäße Formulierung benötigen. Es ist somit zu schließen, dass die wahre Philosophie die des absoluten Idealismus ist, wie von Rinaldi treffend gezeigt, aber diese sich nicht vollständig mit Hegels System von 1812-1830 identifizieren kann, die nur die erste Fassung des Systems des absoluten Idealismus gewesen ist. Wir sollten uns also wohl als Absolut-Idealisten aber streng genommen nicht als Hegelianer bezeichnen (bzw. Hegelianer ja aber nur bis 1806!!!). Es liegt an dem Wesen der Dialektik, insbesondere am Prinzip der Aufhebung, dass es unmöglich ist, dass etwas in der Geschichte (sowie auch in der Natur) still bleibt. Das Absolute entwickelt sich, auch die Philosophie, so dass wir den Buchstaben von Hegels Philosophie, ihr Schicksal, verlassen müssen, um wirklich mit Hegel kohärent zu denken; den Wahrheitskern, den Geist dieser Philosophie sollen wir aber behalten und sogar in einer noch stringenter Form als Hegel selbst darstellen. Wir sollen heute also Hegel aufheben, um kohärent Hegelianer zu sein. Das ist der Sinn der Aktualisierung von Hegels Philosophie, die wir uns vornehmen.