VO Paläolithische und mesolithische Kunst, A. Lippert, SS2005 (?) Ausgearbeitete schriftliche Tests (Fragen + Antworten) - Prüfungsstoff: Älteste abs. Zeichen vom europäischen Homo sapiens Funde + Befunde vom Schwäbischen Alb (ab 33./34.000) (Figurinen) Venusstatuetten Franko-kantabrische Felsbilder: Cosquer, Chauvet, Lascaux, Altamira Mesolithische Kleinkunst Levante – ostspanische Felsbildkunst Deutungsmodelle für paläolithische und mesolithische Kunst Schwäbische Alb: 1. Vogelherd 6 Schichten Schicht V: frühes Aurignacien 33 – 30.000 Schicht IV: Hochaurignacien 30 – 26.000 Werzkeuge: Bohrer, Stichel, Schaber Knochenfigurinen, Tierplastiken: Steppenpferd, Löwe oder Panther, Löwe mit Ritzlinien, Mammut, Vierfüßler (alle Schicht V) Bison: kann man nicht genau bestimmen, aber durch die Dimension weiß man, dass es sich um ein Bison handeln muss Löwe mit x-Linien und offenem Maul wurden in der Höhle neben großer Feuerstelle gefunden vor der Höhle gab’s auch Feuerstelle, mit Tierknochen + Knochenbehälter In der Schwäbischen Alb finden sich ähnliche Werkzeuge + Figuren => gemeinsame „Kultur“ + Sprache, waren ca. 500 Menschen Figuren stehen in zeitl. Zusammenhang mit Höhlenmalereien in Frankreich, vllt. wanderten Menschen von Schwäbischer Alb nach Frankreich (=> Tiere weisen Ritzungen auf) Schicht III + II: Magdalenien Schicht I: Neolithikum; Bauern, Höhle nur mehr bei Gefahr aufgesucht 2. Figurinen vom Geißenklösterle Meist aus Mammutelfenbein Hptsl. Tiere dargestellt (klein, 5 – 8cm groß) Plastiken: Mammut, Bären, Löwen Halbplastik: Bison Relief: 1 anthropomorphe Darst., erhobene Hände (Figur aus Stein/ Kalk, braun bemalt => Fe?) Datierung: Aurignacien (~ 33.000 - 26.000 B.C.) Aus der Fundstätte stammt auch das (bisher) älteste Musikinstrument, Knochenflöte (Schwanenknochen), wahrsch. frühes Aurignacien) Bedeutung der kleinen Tierplastiken: ungeklärt => Talisman, Kinderspielzeug,...? E. J. CLOTTES sieht in Darst. der Schwäbischen Alb Verwandtschaft zur Höhlenmalerei der Grotte Chauvet – auch ähnliche Zeit. 3. Hohler Fels Höhle im Achtal Letzte Grabungen ab 2000, 3 Schichten Frühes Aurignacien, 33 – 30.000 B.C. Mammutfigur : deutlich erkennbarer Schädel und Rüssel, Vorder- und Hinterbeine erkennbar, 6cm groß, Ritzungen am Körper Löwenmensch: Torso, ein Arm und eine Schulter erkennbar, 2,5 cm hoch => Parallele zum Hohenstein-Stadel Wasservogel in Bewegung, scheint in Wasser einzutauchen ~ 6,5cm lang => Bedeutung? Reise in eine andere Welt (Schamane) oder einfach Jagdziel? Venusstatuetten des Gravettien (26 – 17.000 B.P.) Typ. für Gravettien, kommen aber auch noch im Magdalenien vor. Von Sibirien bis W-Europa verbreitet 1 VO Paläolithische und mesolithische Kunst, A. Lippert, SS2005 (?) Ähnlichkeiten in Material, Ausführung und Eigenschaften der Figuren Weibliche Attribute meist stark überzeichnet sowohl stilisierte als auch naturalistische Darst., künstlerische „Qualität“ (vom naturalistischen Standpkt. aus ist sehr unterschiedlich) Kopf meist ohne besonderer Gesichts-Darst., oft ohne Gesicht, nur frisurartige Verzierungen (Willendorf, Kostenkij) Überdimensionale Brüste und Gesäß Meist nur angedeutete, über der Brust verschränkte Hände Geschlechtsteil hervorgehoben Beine fehlen meist oder nur in konischer Form ausgeführt => zum Einstecken in den Boden? Keine Gebrauchsspuren, dh. keine Weitervererbung, dienten zum einmaligen Gebrauch, wurden danach zerschlagen Westliche Länder (F, I): Cles Puges: Frau mit stark übertriebenem Gesäß und Bauch Sirenil: Steiß überbetont Langerie Basse: „schlanke Venus“, „schamlose Venus“: nicht dick und auch stark fragmentiert Venus v. Laussel: Relief (Frau mit Horn) Gerimaldihöhlen (Balzi Rossi, v. Vibraye): dicke (schwangere) Frauen Weitere: Italien – Trasiminersee, La Chiozza eher stilisiert Östliche Länder (CZ, A, R, U,...) Meist kleinere, häufig naturalistische Frauen (Willendorf, Dolni Vestonice, Gagasino) aber auch Stilisierungen, Vereinfachungen Venus von Willendorf: 11cm hoch, Schneckenhaube als Kopfschmuck, dunkelrote Bemalung (ganz bemalt?) z.B.: Malta, Sibirien: Venus mit Fellkleid, schlank Pawlow: Teile; Jeliriricj (schlanke Figuren) Kostenkij und Andevejedo (eher „dick“) Dolni Vestonice: an einem vom übrigen Wohnbereich abgetrennten Platz wurden ~ 2.200 Figurinen gefunden => sakraler Bereich? (P*sedmost: sitzende Figuren (durch Abschnürungen), haben Gebrauchsspuren! Weibliche Figur auf Knochen aufgebracht: Kopf ist geometrischer Dreieckform.) Im Westen meist nackte Figuren, im Osten (Sibirien) Anzeichen von Bekleidung Material: Stein (Kalk, Amphibolith), Elfenbein, Knochen, in den Pollauer Bergen (Dolni Vestonice und Pawlow) auch Keramik Interpretation: Fruchtbarkeitsgöttin, Muttergottheit? (Große Frauensterblichkeit) Schutz für die schwangere Frau? Darst. einer Schwangeren? Glücksbringer, Figuren nach erfolgreicher Geburt zerschlagen, weil Sinn erfüllt (=> Pollauer Berge) aber: Schwangerschaft aber nicht immer eindeutig zu sehen! Z.B. Venus von Willendorf eher nicht Frau als Mittelpunkt des Lebens: Kinder, Nahrung, Vorratshaltung, Nahrungszubereitung „Venus“-Körper als Schönheitsideal in Zeiten des Hungers, oder auch einfach realistische Darst. von Frauenkörpern nach mehreren Geburten Chauvet Höhle Erst in den 1990ern entdeckt (Dez. 1994), benannt nach Entdecker J.-M. CHAUVET Älteste der 3 Cs (Chauvet, Côa, Cosquer), alteste Höhle in F Datierung durch C14 von Kohle-Zeichnungen Früh- und Mittelaurignacien: 32.500 – 30.500 B.P. Besonders lebensnahe Darst., „perfekter“ Stil => widerlegt die Theorien der Stil-Entwicklung (z.B. LEROI-GOURHAN) Warum gibt es in Chauvet schon so früh so derartig schöne Darst.? Vllt. spontanes Talent, oder es gibt Vorläufer, von denen wir nichts wissen. Mehr als 100 Figuren (Nashörner, Löwen, Panther, Hyänen, Pferde, eine Eule), auch Handabdrücke Arten der dargest. Tiere sind anders als in späteren Höhlen: hier „gefährliche“, „mächtige“ Tiere Häufigstes: Nashorn, in Gruppen dargest. 2 VO Paläolithische und mesolithische Kunst, A. Lippert, SS2005 (?) Dann: Katzenartige Tiere, Löwen (ebenfalls in Gruppen), Panther, Hyänen... Auch: Steinböcke, Hirsche, Mammuts (Kaltzeit! Im Gegensatz zu z.B. Lascaux) Ungewöhnlich: 1 Eule Plastizität des Hintergrund wurde ausgenutzt, Hintergrundbearbeitung durch Aufschaben und Bemalung mit gelber, heller Farbe. Dann schwarze Umrisszeichnungen mit Kohle (C14), manchmal zusätzlich graviert/ geritzt. Perspektive der Zeichnungen durch Hintereinanderreihen gleicher Tiere mit versch. Größen erzielt (z.B. vorne kleinere, hinten größere) Rußstellen die tlw. über den Zeichnungen liegen wurden auch untersucht: 26 – 27.000 B.P. Grotte ist sehr groß, ~ 490m lang Am Boden viele Höhlenbärenknochen, sehr wenige Spuren menschlicher Benützung Interpretation der Darst.: Umstritten, nichts beweisbar dargest. Tiere sind Jagdtiere auf Gund der Tiefe der Höhlen werden kultische Benutzungsgründe angenommen (relig. Zeremonien, Initiationsriten) Macht der Tiere: evtl. Tiergottheiten => Angst vor den Tiere (apotropäische Bedeutung) und/ oder Erbitten um Hilfe der Tiere? Handabdrücke (negative Darst.) erstmals im frühen Aurignacien/ Gravettien? Kommen in Höhlen vor, z.B. Cosquer: rote + schwarze Handabdrücke Entweder aufgemalt oder Hände auf den Untergrund aufgelegt, mit schwarzer oder roter Farbe bespritzt => Negativ Finger sind manchmal „verkürzt“/ fehlen => Interpretation: Zeichen von Trauer über verstorbene Sippen-/Familienangehörige (Parallele zur Ethnologie) Andere Handhaltung (z.B. Daumen meist abgebogen) In Cosquer fast keine „verkürzten“ Finger Hände als Zeichen der Anwesenheit des Künstlers oder eines Schamanen => Sippenzeichen? Levante Kunst Von BRIEUL ins Mesolithikum datiert Im Gegensatz zur franko-kantabrischen Kunst findet man diese auch an Felswänden + nicht tief im Höhleninneren Felsbilder im Hinterland der spanischen Ostküste (Kalalonien, Aragonien) Völlig anders als Höhlenmalereien: Mensch hat viel größere Bedeutung, rückt in den Mittelpunkt! „Narratives Element“, weniger religiöse Bedeutung! Darst. von Menschen und Tieren in sehr abstrakter (modern anmutender) Form 6 – 25cm groß, meist rot oder braun, weiß oder mehrfarbig eher selten in Bewegung => man beginnt, Szenen darzustellen Jagd-, Kampf- und Kriegsszenen (Kampf mit Pfeil und Bogen in Barranco de los Dognes) mit Waffen Tierzähmungen (El Matero) von Kleidung Frauen beim Tanz (Barranco de los Crajos), sämtliche markanten Eigenschaften sind dargestellt Gewanddarst.: schreitender Mann auch von Arbeiten wie pflügen, selbst Honig sammeln (Cueve de la Arana: Frau steigt auf Baum um Honig zu holen) meist Menschengruppen, selten Einzeldarst. Tierdarst. von Tieren der Nacheiszeit: Wildrind, Hirsch, Reh, Steinbock, Wildesel, keine Großsäuger (sind ja schon nach Norden gezogen) Tiere und Menschen auch gemeinsam (Cogul Lerida): Ziegen, Stiere,... 3 VO Paläolithische und mesolithische Kunst, A. Lippert, SS2005 (?) Vergleichbare Zeichnungen in vielen Ländern: Afrika, Italien (Val Canonica),... Einteilung in 3 Phasen: 1. einfache Tiere (20 – 25cm hoch) und Menschen, schematisch 2. knüpft an Phase 1 an: naturalistischere Darst. der Tiere; Hunde, Steinbock erkennbar; Figuren haben oft eine Wespentaille; Frauendarst., Kriegs-, Tanz- und Kampf-Szenen; 3. überlagert Phase 2: schematische, plumpe Darst: Männer mit Beilen, Schultern und Hüften breiter, keine Bewegung mehr dargestellt; Gewanddarst.; Tiere an Leinen, Reiterdarst. => Haustierhaltung! Mensch führt Tiere an der Leine. Beginn des Ackerbaus/ Neolithikum Bemalte Kiesel aus Epipaläolithikum (10. – 9. Jh. B.C.) Kunst des Azilien Mit Punkten, Streifen Aus Mas’d’Azil (F) Zahl und Streifenbreite variieren Spielsteine oder Zahlensystem? Vllt. symbolische, rituelle Bedeutung? Erkennungs- oder Markierungssteine für bestimmte Sippen oder Bevölkerungsgruppen? Ähnliche Steine in B und NL gefunden Es wurden 16 Motive in 41 Kombinationen verwendet => Hinweis auf Zahlen-/ Zählfunktion Mesolithische Kunst v.a. Kleinkunst in ganz Europa, auch nördliche Bereiche Menschen wurden realistischer dargest. als im Jungpaläolithikum. Gegenstände des täglichen Gebrauchs + Kultgegenstände werden verziert (z.B. Gratkorn - Pickel, Tybrind Vik – Holzpaddel, viele Geräte aus Olenij Ostrow usw. – Messer, Hacken,...) Abstrakte Zeichen (z.B. Maglemose-Kultur), geometrische Muster Kleinkunstgegenstände in großer Zahl Tierköpfe aus Knochenmaterial, tiergestaltige Anhänger (Bär von Resenmose) viele mögliche Symbole, auch untereinander kombinierbar vllt. Kommunikation? (Zahlen, Symbol-Darst. für Gegenstände oder Handlungen) auf Geräten auch Dekoration? „gegenständlich“ eher „narrativ“, schematisiert Darst. von Menschen und auch Tieren (siehe auch Levante-Kunst) kleine Figuren (z.B. Rymarkegard: Reihe von Menschen stilisiert dargest.) Lepenski Vir (Siedlung in Sibirien): Fisch- und Menschenköpfe (Totems?) Für Azilien-Kunst (bemalte Kiesel) gilt Ähnliches, die gehört aber noch ins Epipaläolithikum. Ertebölle Kultur Rymarkegard: Knochen mit Gravierungen => schematische Menschendarst.? Tybrid Vig (DK): Paddel aus Holz mit Mustern, Linienbündel, Vertiefungen mit Harzfüllung Schweden: Y-förmiges Wurfgerät aus Hirschgeweih mit Gravierungen, Strichmuster (keine Abnutzungsspuren, deshalb eher dem Kultbereich zugeordnet) Vlasac (Balkan): Kiesel mit menschlichen Darst. Zigeunerhöhle bei Gratkorn (Stmk.): Geweihsproß mit geometrischen Linienverzierungen Pfeilschäfter: zum Geradebiegen von Pfeilen mit Muster, Linien, Landschaft mit Tieren? Ladogasee: Wasservogelmotive, Elchkopf aus Knochen geschnitzt 4