In den ersten Nachtschichten haben wir die Pflichtbereiche im Leben eines Christenmenschen durchlaufen: WIR in der Kirche – Familie – Beruf. Nun sind wir zum Finale bei der Kür angekommen: dem Sport. Für die meisten Menschen ist Sport ein Hobby. Man kann gut ohne diese schöne Nebensache leben. Manch eine musiziert oder singt lieber. Ein anderer gärtnert, malt oder bastelt. Doch vom Zusammenspiel im Mannschaftssport und dem Management von sportlichen Leistungen können alle Bereiche des Lebens etwas lernen. Gemeinsam mit Christoph Mehl habe ich Teile einer Vorlesung von Dr. Brack studiert. Herr Mehl ist dreifacher Familienvater, Personalreferent der Firma Dürr und Pfarrer im Ehrenamt in Ludwigsburg. Er vereint in Person also alle drei Themenbereiche Wir wollen die „bracktischen Thesen“ nun auf die Bereiche Beruf, Kirche und Familie übertragen. Den Originalton „Brack“ hören Sie jeweils aus der Kanzel. Christoph Mehl beginnt mit unseren Erkenntnissen zum Thema Beruf. Das Wesentliche ist, Stärken zu nutzen und so die Schwächen zu kompensieren, statt sie unbedingt zu beseitigen. Das ist ein guter Leitsatz – auch für moderne Personalentwicklung. Es geht tatsächlich um einen Wechsel der Blickrichtung. Wir müssen wegkommen von einer an Defiziten und Schwächen orientierten Personalarbeit. Wenn wir Stärken fördern, profitieren Viele: Wir haben damit begonnen, in großem Umfang Mitarbeiter mit besonderen Stärken zu internen Trainern auszubilden. Sie geben ihr besonderes Wissen weiter und stärken die Kompetenzen anderer. Kritik ist ein Schlüssel zum Erfolg. Kritik hat immer etwas Gutes. Nur durch das bewusst machen von Fehlern kann man lernen. Fehler sind eine intelligente Möglichkeit, sich zu verbessern. Dem ist kaum etwas hinzuzufügen. Aber wie weit sind wir in unseren Unternehmen von einer guten Fehlerkultur entfernt! Schuldige sind schnell gefunden und dann passiert meist nichts! – Fehler müssen aber als Ausgangspunkt für Verbesserungsprozesse genutzt werden. Entscheidend für den künftigen Erfolg ist doch nicht, wer was falsch gemacht hat, sondern was wir daraus lernen. Alle Teammitglieder müssen fachlich und menschlich überzeugen. Oft wird der beste Fachmann einer Gruppe oder Abteilung zur Führungskraft gemacht. Dabei ist Führen gerade nicht ihre größte Stärke. Wir haben viel Aufmerksamkeit darauf zu verwenden, soziale und kommunikative Kompetenzen zu entwickeln oder die persönlichen Qualitäten schon bei der Besetzung von Führungspositionen stärker zu berücksichtigen. Auch Fachkompetenz kann eben nur über den Weg kommunikativer Stärke weitervermittelt werden. Die Kunst, sich selbst und andere zum Erfolg zu führen bedeutet: In jedem Menschen zuerst das Individuum zu sehen und die gemeinsame Basis zu finden. Beides ist wichtig für einen guten Teamgeist: Gemeinsame Ziele und Freiraum für individuelle Entwicklung. Erfolg stellt sich ein, wenn alle wissen, was sie verbindet: Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Und dies lässt sich am besten in Leitbildern und Unternehmenswerten festhalten. Zum Erfolg wird dies, wenn gemeinsame Leitsätze ein weites, nicht einengendes Dach bilden, unter dem sich der Einzelne mit seiner Motivation, seiner Kompetenz, seinen persönlichen Zielen stimmig einbringen kann. Im Sport wie im Beruf. Musikalisches Zwischenspiel In der Kirche sind Menschen haupt- und ehrenamtlich tätig. Es geht um hohe, unsichtbare Ziele. Dennoch menschelt es gewaltig. Da reicht es nicht, um den Teamgeist zu beten – man muss ihn auch trainieren: Wir können aus Niederlagen und Rückschlägen mehr lernen als aus Siegen und Erfolgen. Es gibt gerade in der Kirche eine seltsame Fixierung auf Erfolge und Konkurrenzdenken. Dabei heißt wachsen für Christen nicht mehr und größer werden, sondern intensiver und deutlicher. Dieses Wachsen kommt gerade aus Niederlagen und gelebter Trauer. Jesus befreit uns von allem Erfolgsdenken, wenn er verheißt: Ihr seid das Salz der Erde! Die Kunst, sich selbst und andere zum Erfolg zu führen bedeutet: Hektik und Stress durch Konzentration auf wenige und wesentliche Ziele zu ersetzen. Es gibt in unserer Kirche die Idee, dass 2030 jede 4. Gemeinde eine Profilgemeinde ist: Eine Gemeinde, die einen Schwerpunkt setzt, so Ausstrahlung entwickelt und Aufgaben für umliegende Gemeinden übernimmt. Dies kann z.B. ein sozialer Schwerpunkt sein, ein kirchenmusikalischer, oder eine besondere Gottesdienstform. Diese Gemeinde kann dann auch Aufgaben abgeben. Ein Student meinte dazu ganz entsetzt: „Das ist ja dann eine behinderte Gemeinde!“ Herzlich Willkommen in der behinderten Profilgemeinde Obertürkheim! Eine der drei Grundfragen des Organisierens lautet: Wie müssen wir uns organisieren, dass Mitarbeiter und Manager das tun können, wofür wir sie bezahlen? Die Kirche hat zu wenig bezahlte Kräfte, als dass diese ständig Dinge tun, die ehrenamtliche und ungeschulte Kräfte genauso tun könnten. Und alle ehrenamtlichen MitarbeiterInnen sollten erleben, dass man sie wohlüberlegt nach ihren Stärken und Neigungen einsetzt. Dazu gehört, dass man immer wieder auch Veränderungen der Aufgaben überdenkt. Wertschätzung ist wichtig für den Teamgeist. Sie äußert sich in Lob und Kritik. Jeder sollte das Gefühl haben: „Ich bin wichtig für das Team.“ Net gschimpft isch globt gnug – Diese Einstellung ist immer falsch, doch in der Kirche ist sie unerträglich. Wir arbeiten nicht FÜR das Lob, aber warum sollten WIR uns einsetzen, wenn es jede andere genauso gut machen könnte?! In der Kirche muss spürbar werden, wie wichtig es ist, dass jede ihre persönliche Note in das Zusammenspiel einbringt! Musikalisches Zwischenspiel In der Familie merken wir meist erst dann, dass wir aufeinander angewiesen sind, wenn Schlimmes geschieht, oder etwas schief läuft. Dabei kann ein guter Teamgeist das Familienleben so bereichern: Die Kunst, sich selbst und andere zum Erfolg zu führen bedeutet: Jeden Tag gezielt etwas für die eigene persönliche Entwicklung zu tun. Meist sind wir gewohnt, über den Partner oder die Kinder zu klagen. Selten kommt uns die Idee, dass wir selber das Problem sind. Wenn sich jeder in der Familie an die eigene Nase greift und sich jeden Tag um die eigene persönliche Entwicklung kümmert, wird ein Teamgeist entstehen, in dem alle aneinander und miteinander wachsen. Emotionale Intelligenz ist eine der Voraussetzungen für erfolgreiche Teamführung. Wir müssen unsere eigenen Gefühle und die anderer erkennen und gut mit ihnen umgehen können. Emotionale Intelligenz wird in unserem Bildungssystem vernachlässigt. Die Familie ist DER Ort, an dem Kinder emotionale Intelligenz lernen müssen: für die Familie und für´s Leben: Sich selbst wahrnehmen – sich in den anderen einfühlen und eigene Interessen zurückzustellen – Verantwortung für die gemeinsame Sache zu übernehmen. Wir werden unsere Ziele erreichen, wenn wir uns auf die eigenen Stärken konzentrieren, sie an den momentan Schwächeren weitergeben und ihn nach einem Fehler wieder aufbauen. Die Familie ist wie eine Oase, in der wir uns nicht stark zeigen müssen, sondern ganz offen schwach sein können. Wie schrieb doch jemand für die Familien-Nachtschicht: Wenn ich an meine Familie denke, dann fühle ich ein unsichtbares Band und ich merke, dass ich nie allein bin – egal was passiert – denn meine Familie ist immer da und gibt mir die nötige Sicherheit. Das Schönste an meiner Familie ist, dass niemand an meinen Fähigkeiten zweifelt und sie mich so respektieren wie ich bin. Die Menschen sind nicht faul, sie haben bloß keine Ziele, die es sich zu verfolgen lohnt. Die entscheidende Aufgabe der Eltern ist es, die Kinder durch ihr Vorbild zu inspirieren, eigene Ziele für ihr Leben zu entwickeln, die über das materielle Auskommen hinausgehen. Jedes Kind muss spüren, dass es sich auch für Gott, die Mitmenschen und den Traum von einer besseren Welt zu leben lohnt. Mit drei Worten: „Ja, wir können!“ Musikalisches Zwischenspiel Noch viel gäbe es zu erzählen von den „bracktischen“ Ideen und ihren Konkretionen in Beruf, Familie und Kirche. Für alle Bereiche des Lebens gelten zwei Gedanken, die sich ganz biblisch anhören. Mit ihnen wollen wir ein bracktisch-biblisches Schlusswort sprechen: Die meiste Energie gewinnt der Mensch nicht aus der Nahrung, sondern aus der Begeisterung. Sie ist die wichtigste Futterquelle des Lebens. Begeisterung setzt ungeahnte Kräfte frei und kann zu schier unglaublichen Erlebnissen führen. Das Wunder des Teams: Jeder gibt etwas und am Ende haben alle mehr.