Ich+du=wir? Buchanalyse – Freunde von Helme Heine Sabine Anzinger, Regina Spiesberger, V4C1 1. Die werkbezogene Analyse: 1.1 Thematisch-inhaltliche Gestaltung Im Mittelpunkt stehen folgende Themen: Freundschaft, zusammenhalten, gemeinsame Unternehmungen, gemeinsam Schwierigkeiten überwinden, „gemeinsam geht es leichter“, für jemanden da sein, Kompromisse eingehen; Das Buch beschäftigt sich nur mit dem Hauptthema, es werden nicht zu viele Problemkreise angesprochen. Unseres Erachtens fehlen keine wichtigen Aspekte, es werden die oben angeführten Themen kindgerecht angeführt. Zum Thema hinführender Einstieg: „…denn richtige Freunde helfen einander…“. Der Autor verwendet für das Thema exemplarisch Tiere, welche gemeinsame Interessen,… aufweisen. Helme Heine bezieht zum Thema ganz offen Stellung, und spricht es auch immer wieder an. Das Buch handelt nur von den 3 Freunden. Die Geschichte wird von einem Dritten erzählt. Wir denken schon, dass es den Kindern leicht fällt, sich in die Charaktere der Hauptdarsteller hineinzudenken. Durch die schönen Farbbilder ist das Buch sehr ansprechend. Der Autor verfolgt folgende Intention: Freunde sind wichtig – WANN – eigentlich immer! Menschen können ganz unterschiedlich sein und trotzdem eine gute Freundschaft eingehen. Das ist sogar sehr gut, da sie sich einander ergänzen. Jeder kann sich von dem anderen etwas mitnehmen und trotzdem eigenständig bleiben. Wir finden, dass der Einstieg sehr zum Weiterlesen animiert: „…Dann holten sie ihr Fahrrad aus dem Heuschober und radelten in den Morgen hinein…“ Die Kinder werden zum selbstständigen Denken angeregt, da sie sich auch über die eigene Freundschaft Gedanken machen können. „Was unternehme ich am liebsten mit meinem Freund?“ Der Schluss harmonisiert eindeutig und regt auch wiederum zum Denken an. „Wovon werden sie träumen?“ 1.2 Sprachlich-stilistische Gestaltung Die Sprache in dem Buch ist sehr einfach und kindgerecht und zu den Bildern passend. Das Buch ist sehr flüssig zum Lesen. 2. Die leserbezogene Analyse: Dieses ansprechende Buch eignet sich zum Beispiel hervorragend zu Beginn der ersten Schulstufe (zur Gruppenbildung). Es treffen zu Schulbeginn viele unterschiedliche Charaktere zusammen, das Buch soll dazu anregen, sich auf einen Sabine Anzinger, Regina Spiesberger, V4C1 1 Ich+du=wir? gemeinsamen Weg zu machen. („GEMEINSAM SIND WIR STARK“ – siehe Titelbild „RADFAHREN“ ) Kinder können den Inhalt selbstständig sehr gut erfassen. 3. Psychologische Gesichtspunkte Es werden folgende produktive Denkprozesse ausgelöst und Impulse für kreative Handlungen gesetzt: Unternehmungslust mit Freunden wird geweckt – Kinder überlegen sich, was sie mit ihren Freunden gerne machen würden. Anregung zum Träumen. Die Geschichte wird sehr lustbetont dargestellt, und es werden viele positive Gefühle angesprochen (Freude, Abenteuerlust, Herausforderung,…) Die Kinder können sich ruhig trauen aufeinander zuzugehen, auch wenn die anderen auf den ersten Blick sehr unterschiedlich wirken. 4. Pädagogische Gesichtspunkte 4.1. Welche Verhaltensmodelle werden dem Kind angeboten? Freundschaft und der Zusammenhalt in einer Freundschaft. Hier sind oft gemeinsame Unternehmungen wichtig und einige Abenteuer, die gemeinsam erlebt werden. 4.2. Welche Erziehungsziele stehen hinter diesen Verhaltensmodellen? Freunde sind gemeinsam stark, auch wenn sie von vornherein sehr unterschiedlich sind. Jeder hat seine Stärken als Person und kann die anderen ergänzen. Jeder trägt seinen Teil dazu bei. 4.3. Stimmen die angebotenen Erziehungsziele mit den ethischen Normen, die in unserer Gesellschaft als verbindlich angesehen werden, überein? Der Zusammenhalt untereinander und echte Freundschaften werden immer wichtiger. Gerade in Zeiten der Integration von Ausländern oder Menschen mit besonderen Bedürfnissen kann man viel voneinander lernen. Wenn die Kinder diese Werte von klein auf mitbekommen, legt sich vielleicht manches Vorurteil. Die Gesellschaft verlangt den Zusammenhalt, das wird in diesem Buch sehr gut vermittelt. In dieser Geschichte müssen einige Kompromisse eingegangen werden – zB. die Frage, wo die drei Freunde schlafen werden. Jeder muss ein bisschen zurückstecken und zumindest einen Lösungsansatz versuchen. 4.4. Werden die Verhaltensmodelle unreflektiert, bejahend angeboten oder bemüht sich der Autor, die dargestellten Verhaltensmuster zur Diskussion zu stellen, sie zu hinterfragen? In der Geschichte ist es eine Selbstverständlichkeit, dass die drei alles gemeinsam unternehmen, einander helfen. Dies kommt so klar und bejahend zum Ausdruck. Die Kinder haben sehr wohl die Möglichkeit, dass sie über ihr eigenes Verhalten in der Freundschaft nachdenken. Der Autor schließt eine Sinneinheit oft mit „…denn richtige Freunde helfen einander….“ oder so ähnlich. 4.5. Entsprechen die im Buch angebotenen Verhaltensmodelle meinen eigenen Werthaltungen? Sabine Anzinger, Regina Spiesberger, V4C1 2 Ich+du=wir? Wir denken, dass es sehr wichtig ist, aufeinander einzugehen und die Stärken des anderen zu suchen. Jeder Individualist kann in einer Gruppe/Freundschaft/ Gemeinschaft seinen ganz persönlichen, wichtigen Beitrag leisten. Gerade in Zeiten, in denen es sehr viele Einzelkinder gibt, wird es immer wichtiger, dass die Kinder lernen, MITEINANDER etwas zu unternehmen und einander zu helfen. Also die Rücksicht auf den anderen wird immer wichtiger. Gerade dann, wenn die Freunde eigentlich sehr unterschiedlich zu sein scheinen. Wir finden das Buch sehr gut für die erste Klasse geeignet, da die Kinder oft auf ihnen fremde Kinder treffen und Freundschaften und eine Klassengemeinschaft aufbauen müssen. Das Buch kann ein Anstoß dazu sein, dass sie auf Kinder zugehen, die vielleicht äußerlich stärker oder schwächer wirken, denn jeder kann ein guter Freund werden, mit dem man viel Spaß haben kann. 5. Soziologische Gesichtspunkte Aufgrund der vermehrten Einzelkindsituation werden Freundschaften immer wichtiger. Durch die starke Berufstätigkeit der Eltern, sind die Kinder immer mehr auf sich selber angewiesen, und dies endet oft in langen Computer- oder Fernsehzeiten, anstatt gemeinsamen Unternehmungen mit anderen Kindern. Wir finden, das Kind kann sich - vom Inhalt her - sehr viel für das eigene Leben mitnehmen und sich auch gut in einen der dargestellten Charaktere hineindenken. 5.1. Welches Gesellschaftliche Interesse vertritt der Autor? Zusammenhalt in einer Gruppe, Freundschaft von unterschiedlichen Charakteren, in einer Gemeinschaft/Freundschaft etwas unternehmen und dabei viel Spaß haben. 5.2. Konfrontiert der Autor Kinder und Erwachsene mit aktuellen Problemen unserer Gesellschaft? Die Kinder und wir Erwachsene können uns fragen, ob wir die anderen so einfach annehmen, oder ob wir jeden hinterfragen, ob er/sie in unser „Freundschaftsbild“ passt. Wie pflegen wir unsere Freundschaften? Unternehmen wir gemeinsam etwas zusammen? Halten wir auch in Krisenzeiten zusammen und suchen nach Lösungen, mit denen alle zufrieden sind? Wir denken, dass sich die Kinder und wir Erwachsene von diesem Buch sehr viel für unser eigenes Leben abschauen und hinterfragen können. 5.3. Wird in dem Buch eher eine Flucht in eine heile Welt dargestellt? Die Geschichte ist sicher überzeichnet, aber sehr kindgerecht dargestellt. Das Buch stellt keine heile Welt dar, denn die Erlebnisse der Freunde sind nicht immer ohne Probleme geschildert. Die drei Freunde lösen aber gemeinsam die Situationen und finden so immer einen Ausweg. Sabine Anzinger, Regina Spiesberger, V4C1 3 Ich+du=wir? 5.4. Wie wird die Rollenverteilung dargestellt? Gerade bei der Szene, in der die drei Freunde Kirschen pflücken ist der vermeintlich Schwächste der, der die anderen beiden hält und trägt. In diesem Buch ist die Rollenverteilung nicht genau zugewiesen, denn jeder ist gleichberechtigt. 5.5. Wird es dem Kind möglich gemacht, die Intention des Autors auf seine eigene Lebenssituation zu übertragen? Die Kinder können überlegen, wie sie mit anderen Kindern umgehen, die stärker oder schwächer erscheinen als sie selbst. Nehmen sie diese einfach und unvoreingenommen an? Können sie sich überhaupt vorstellen, mit denen eine Freundschaft zu bilden? Wir denken, dass das Buch gut aufbereitet werden muss, um die Kinder darauf zu sensibilisieren. Methodischer Einsatz im Unterricht: Gespräch mit den Kindern: Warum sind Freunde so wichtig? Warum braucht man Freunde? Was muss man tun, um die Freundschaft aufrecht zu erhalten? Waren die Kinder schon einmal in einer Situation wo sie dankbar waren, dass sie Freunde haben? Haben die Kinder schon einmal einem Freund geholfen? … Phantasiereise „…dann holten sie ihr Fahrrad aus dem Heuschober und radelten in den Morgen hinein…“ (Die Phantasiereise wird mit ansprechender Musik untermalt.) Anregung der Phantasie der Kinder: Was könnten die Freunde alles miteinander unternehmen? Was würden die Kinder mit ihren Freunden gerne unternehmen? Was haben sie mit ihren Freunden bereits unternommen, und an was erinnern sie sich noch ganz besonders gerne zurück? Bilder mit Sprechblasen anbieten – Freunde unterhalten sich Szenenauswahl: Szene am frühen Morgen (Freunde wecken sich gegenseitig auf und überlegen, was sie tun könnten…) Szene mit den Kirschen Szene in der Nacht (Kompromisse finden) Sabine Anzinger, Regina Spiesberger, V4C1 4 Ich+du=wir? Überlegungen der Kinder: Was könnten die Freunde zueinander sagen? … Rollenspiel Verschiedene Szenen ( siehe Szenenauswahl „Bilder mit Sprechblasen“) werden durch ein Rollenspiel dargestellt. Die Kinder bekommen – zur besseren Orientierung – Namensschilder der dargestellten Tiere umgehängt. fächerübergreifend ME: Dargestellte Szenen werden klanglich untermalt. (Orff-Instrumente, Körperinstrumente,…) Letzte Seite des Buches: TRÄUMEN „…denn richtige Freunde träumen voneinander…“ Fragen an die Kinder: ( ev. vorher Phantasiereise, damit sich die Kinder noch besser in die Thematik hineindenken können) Was könnten die drei Freunde voneinander träumen? Hast du schon einmal von einem Freund geträumt? Was möchtest du gerne von deinen Freunden träumen? fächerübergreifend BE - TRAUM „Ein wunderschöner Traum von einem ganz lieben Freund!“ Die Traumwolke kann mit Watte umrundet werden. In die Traumwolke wird ein schönes Erlebnis mit einem Freund gezeichnet. ME: Lied – Freunde sind wichtig Sabine Anzinger, Regina Spiesberger, V4C1 5 Ich+du=wir? Quelle: Maierhofer, L.; Kern, R. u. W. (2005). Sim sala sing. Das Liederbuch für die Volksschule. Helbling Verlag. ( neue Ausgabe!) Spiele: (Verbesserung der Klassengemeinschaft, Freundschaften innerhalb der Klasse fördern) Geschenke Jeder Schüler soll sich vorstellen, dass er irgendeinem anderen in der Klasse ein Geschenk überreicht. Die Schüler sollen daran denken, dass sie ein besonders passendes Geschenk für eine Person aussuchen sollen. Ziel ist es, über Vorlieben, besondere Interessen der beschenkten Person nachzudenken. Dadurch erkennen die Schüler, dass sie den anderen gut kennen lernen konnten. Es müssen keine realen Geschenke sein! (ZB kann jemand eine Reise nach Afrika bekommen, weil er sich besonders für Löwen interessiert…) Positive Botschaften Jeder Schüler schreibt jedem in der Klasse eine positive Botschaft auf einen kleinen Zettel (zB: was man an dieser Person besonders mag, schätzt….). Die Schüler entscheiden selber, ob sie den eigenen Namen darunter schreiben möchten oder nicht. Der Zettel wird zusammengefaltet und außen der Name des adressierten Schülers geschrieben. Quelle Buch: Heine, H. (1982). Freunde. Weinheim Basel: Beltz und Gelberg Verlag. Sabine Anzinger, Regina Spiesberger, V4C1 6