STAR WARS, Episode I

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Achim Schudack
STAR WARS - Episode I
- musikpädagogische Aspekte eines Massenphänomens -
Zweimal - zweimal sollte man ihn sich vielleicht doch anschauen, John Lucas Film
„STAR WARS - Episode I. Die dunkle Bedrohung“, den „most-eagerly-awaited film of
the 1990s“ (Film Review 1999, 80)1. Einmal um sich ein eigenes kritisches Bild zu
machen von dieser Fortsetzung der STAR WARS - Trilogie der späten 70er, frühen
80er Jahre, diesem „Symbol schlechthin für die Artifizialität der Popkultur“ (Lau
1997)2, das über seine enorme Popularität dazu beitrug, die als überholt geglaubte
symphonische Filmmusik von Hollywoods „Goldener Zeit“ der 30er und 40er Jahre
als das Idiom der Neuzeit wiederzubeleben. Ein zweites Mal aber zusammen mit
einem Kind oder mehreren Kindern.
Zweimal also, auch wenn es mehr als schwer fallen mag, George Lucas, diesem
Mann, der mit „American Graffiti“ von 1973 einen der bezauberndsten Filme über
den Prozess des Erwachsenwerdens und der Abnabelung geschaffen hat, jetzt aber
vor lauter Geldzählen das Geschichten-Erzählen verlernt hat und die Kinobesitzer für
die Aufführung seines aktuellen Filmes mit Knebelverträgen schockiert hat, die
manche an einen Boykott dieses zu erwartenden Megasellers haben denken lassen,
so viel Geld ins Portemonnaie zu werfen. Aber nun zur Sache selbst.
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2
Der Film
Vorgeschichte
16 Jahre mussten Fans (und Kritiker!) warten, bevor John Lucas seine „Star Wars“Trilogie der Jahre 1977 - 1983 fortgesetzt hat und die lang erwartete Fortsetzung in
die Kinos brachte. Wie schon in den ersten drei Teilen (weitere werden noch folgen)
ist auch diesmal die Musik wieder von John Williams, dem mit über 80 Filmen und
fünf Oscars mit Abstand erfolgreichsten Filmkomponisten der letzten 20 Jahre. War
schon der erste Teil von 1977 ein „Kinderfilm (...), wie ihn Walt Disney gemacht
hätte, wenn er noch leben würde“ (Giesen 1983, 156) 3, so wird dieser Aspekt in dem
neuen Film noch gesteigert - was seine Popularität bei seiner weltweiten
erwachsenen Fangemeinde nur z.T. beeinträchtigt.
„Episode I. Die dunkle Bedrohung“ erzählt eine Vorgeschichte (oder tut zumindest so
als ob). Für diejenigen, die den überraschenden Erfolg von „STAR WARS. Eine
neue Hoffnung“ 1977 genauso wenig nachvollziehen konnten wie den seiner beiden
Nachfolger 1980 und 1983, sei hier noch einmal kurz an die Erfolgsgeschichte
erinnert.
Der überraschende Erfolg des mit nur kleinem Budget produzierten Filmes
„American Graffitti“ 1973 gab seinem bis dahin eher unbekannten Regisseur George
Lucas die Möglichkeit, vier Jahre später STAR WARS Teil IV zu drehen, ohne
übertriebenen Anspruch eher geplant als „Saturday morning space movie.“ (Williams
1997)4 Zwei Filmgesellschaften - so berichtet Rolf Giesen in seinem Kapitel über
„Märchen und Sagen der Neuzeit“ (Giesen 1983) - hatten das Skript noch abgelehnt,
bevor es von einer dritten, der Twentieth Century-Fox, die aufgrund ihrer finanziell
verzweifelten Situation auch auf Außenseitererfolge setzen musste, angenommen
wurde. Die Geschichte des jungen Luke Skywalker, der eher unfreiwillig in die
Auseinandersetzung zwischen den „Guten“, den Rebellen gegen den Diktator des
Galaktischen Imperiums, und der „Dunklen Seite“ hineingezogen wird, mit Hilfe eines
alten „Jedi-Ritters“ und der ominösen, alles durchdringenden „Macht“ jedoch einen
entscheidenden Sieg davontragen kann und in einer pompösen Zeremonie am
Schluss des Filmes ausgezeichnet wird, schien den Nerv der Zeit getroffen zu haben
und wurde zu einem gigantischen Erfolg: „Die ‚Kraft‘, die ‚Macht‘ - das ist Magie, das
ist Religion, das ist Gott, das sind Dinge, an die die Menschen einer schnellebigen,
tyrannischen Zeit nicht mehr glauben wollen, weil ihnen die Ratio widerspricht. Das
ist aber auch, wofür der American Dream steht.“ (Giesen 1983, 156) Zweifellos ist es
George Lucas gelungen, die simple, quasi zeitlose Geschichte des Jungen, der in
die Welt hinauszieht und nach erfolgreichen Abenteuern als Mann zurückkehrt, in
eine Form zu übertragen, die sowohl dem technischen Spieltrieb vieler Rezipienten
entsprach als auch einem nicht zu unterschätzenden Wunsch nach Mythologie. Im
Vorspann aller Folgen „vor langer Zeit in einer weit entfernten Galaxis“ platziert, war
STAR WARS nie Sciencefiction im Sinne einer Zukunftsvision wissenschaftlicher
und technischer Weiterentwicklung: „Ich wollte (...) keinen Film über die Zukunft
drehen, sondern einen, der in der Zukunft spielt. Einen Film, der Technik als
gegeben hinnimmt, sie aber nicht zum zentralen Thema macht. (...) Man könnte so
STAR WARS zu den Märchenfilmen rechnen.“ (Lucas, nach Giesen 1983, 158)5
3
In der Tat mag auch gerade jene für Sciencefiction-Filme der einfacheren Art übliche
Selbstverständlichkeit, mit der hier technische Elemente lediglich dazu verwendet
werden, einen passenden „Action“-Rahmen für die Handlung zu bieten, dass z.B.
moderne Laser-Schwerter als Weiterentwicklung der für technisch interessierte
Jugendliche nicht mehr zeitgemäßen Samurai-Schwerter gehandhabt werden, einen
Teil des Erfolges der Serie erklären. Dies allein reicht jedoch nicht aus. Mehr noch
scheint es, als hätte George Lucas mit der von ihm verfassten Geschichte ein fast
zeitloses Grundmodell von Abenteuererzählung konkretisiert. Der böse Imperator will
die letzten Bastionen der Freiheit mit Hilfe seines ominösen Gehilfen „Darth Vader“
und seines gigantischen Todessterns auslöschen. Die technischen Daten dieses
„Todessterns“ können jedoch von der Rebellenprinzessin zwei skurrilen Robotern
übergeben werden, die sie an die Rebellen weitergeben sollen. Mit Hilfe eines
Bauernjungen, der eigentlichen Hauptperson Luke Skywalker, und eines alten
Mannes, Mitglied der Kaste der ominösen Jedi-Ritter, kann der Angriff auf den
Todesstern schließlich aufgenommen werden, den der junge Skywalker dann
erfolgreich abschließt.
Die Wurzeln der Star Wars - Geschichte
Mary Henderson hat die mythischen und märchenhaften Züge der Handlung bzw.
der Story prägnant herausgearbeitet: „Lucas versetzte eine hochentwickelte
technisierte Gesellschaft in eine ferne Vergangenheit, und obwohl die Charaktere
Raumfahrer sind, handeln sie wie Figuren eines archaischen Dramas: Schwerter,
Zauberei und Rittertum, kombiniert mit Raumfahrt, Laserwaffen und Droiden. Ein
traditioneller dunkler Lord durchkreuzt die Galaxis in seinem futuristischen
Sternzerstörer; eine Jungfrau in Not lässt ihrem ‚edlen, kühnen Ritter‘ durch einen
Droiden eine Botschaft zukommen; ein junger Mann, bewaffnet mit dem Schwert
seines Vaters - einem Laserschwert - bricht zu einer Odyssee auf und reitet auf
seinem „treuen Ross“, einem X-Flügel-Jäger, in einen Turnierkampf auf Leben und
Tod. Es ist, als wäre eine mittelalterliche Legende in den Weltraum verlegt worden.
Diese Zeit- und Raumlosigkeit transportiert die Geschichte in das Reich der Mythen
und Märchen (...).“ (Henderson 1998, 11/12)6
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Die Autorin listet die Wurzeln der Star Wars-Geschichte, die so auch auf „Episode I“
zu übertragen sind, detailliert auf:
 „Die Fahrt des Heros“: „Zuerst verlässt der Held die Alltagswelt, in der er bis zum
Beginn der Geschichte sein Leben gefristet hat; dann muss er in der neuen Welt,
durch die ihn seine Reise führt, eine Reihe von Prüfungen bestehen und
Hindernisse überwinden, um sich die Initiation in Daseinsformen zu verdienen, die
ihm bislang unbekannt waren; am Ende steht die Rückkehr des Helden, so dass
er andere an seinem erworbenen Wissen teilhaben lassen kann.“ (Henderson
1998, 19) Über die drei Folgen der ersten Trilogie hinweg wird Luke Skywalker
dabei von einem unwissenden Jüngling zum Mann reifen, schließlich als Anführer
der Rebellenarmee die entscheidenden Schritte im Kampf gegen die ominöse
„Dunkle Macht“ unternehmen. Typisch für Geschichten dieser Art ist dabei die
Assistenz eines weisen alten Mannes, der dem jungen Helden als Berater zur
Seite steht. Merlins Rolle aus der alten Artus-Sage übernimmt hier der alte ObiWan Kenobi (dessen eigene Reifung zum selbständig Handelnden „Episode I“
zeigt), Mitglied jener ominösen Kaste der Jedi-Ritter, die als Inhaber der noch
ominöseren allumfassenden „Macht“ den Kampf gegen das Böse aufgenommen
haben. Obi-Wan ist es schließlich auch, der Luke Skywalker das (Laser-)Schwert
seines Vaters übergeben wird. Auch der „Heldengefährte“ (hier in Gestalt des
Schmugglers Han Solo [Harrison Ford]), der dem Helden zur Seite steht, die
„Rettung der Prinzessin“ (hier der Rebellenprinzessin Leia, konsequent in Weiß
gekleidet als Antipodin des an Nazioffiziere erinnernden, ständig in Schwarz
gekleideten „Darth Vader“ als Vertreter der „Dunklen Seite“), die „Versöhnung mit
dem Vater“ (im abschließenden Teil der ersten Trilogie, in der Luke Skywalker und
sein Vater, ehemals selbst Jedi-Ritter, dann jedoch der Versuchung des Bösen
und der absoluten Macht erlegen und zu der grotesken Gestalt des „Darth Vader“
mutiert, Frieden schließen) und einiges mehr, das Mary Henderson aufzählt,
lassen sich hier auf die STAR WARS-Serie übertragen.
--------------------------------------- „Der Konflikt zwischen Gut und Böse“. Wohl die Urgeschichte schlechthin.
Henderson betont, der Autor der folgenden Zeilen hätte von Luke Skywalker und
seinem Gegenspieler und Vater „Darth Vader“ sprechen können, als er von der
typischen Erzähl- und Gestaltungsweise entsprechender Texte schrieb: „Der
zukünftige Sieger und der Antagonist sind in jeder Hinsicht als Gegensätze
angelegt. Der Sieger ist blond, gutaussehend, sympathisch, jung, vielleicht schmal
und klein, aber zäh und tugendhaft, während sein Widersacher dunkel, häßlich,
abstoßend, groß und mächtig ist ... Der Gegensatz zwischen Licht und Finsternis
ist offensichtlich“ (Burkert, nach Henderson 1998, 114)7. Ist dieser Gegensatz im
ersten Teil der Trilogie noch mehr als deutlich (ihn hier als „platt“ zu bezeichnen,
ist sicher keine unzulässige Simplifizierung), geht George Lucas in den beiden
folgenden Teilen differenzierter damit um. Die Erkenntnis Skywalkers, dass ein
Teil der dunklen Seite auch in ihm selbst zu finden ist, und die Weigerung seines
Vaters, ihn zu töten, relativiert und differenziert diese Schwarz-Weiß-Malerei
schon im zweiten Teil der Serie („Das Imperium schlägt zurück“), während der
dritte Teil schließlich die Aussöhnung der beiden Antipoden mit sich bringt, den
Opfertod des Vaters und die Hinwendung seines Sohnes zu ihm.
Im Entscheidungszwang und in der Entscheidungsnot beider Akteure werden
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Verhaltensweisen und Strukturen deutlich, die als typische dramatische
Grundmuster Hollywoods bekannt sind: die auf das aktuell zu lösende Problem
fokussierte Entscheidung einer Person zwischen der guten und der bösen Seite
(wobei beide Seiten in Nebenfiguren personalisiert werden). Analog zu diesem
Grundmuster war die STAR WARS-Trilogie auch „kein simples moralisches
Rührstück“, wie der amerikanische Mythologe Joseph Campbell betonte: „Es geht
darin um die Kräfte des Lebens, wie sie durch das Handeln des Menschen
entweder verwirklicht oder verletzt und unterdrückt werden.“ (Campbell/Moyers,
nach Henderson 1998, 19)8
--------------------------------- „Der Western“. George Lucas wurde nach eigenen Angaben nach der
Fertigstellung von American Graffiti klar, dass „seit dem Niedergang des Westerns
kaum Werke der mythischen Phantastik ihren Weg zum Kinopublikum gefunden
haben.“ So versuchte er, „ein vergessenes Genre wiederzubeleben und ihm eine
neue Dimension zu verleihen; Elemente der Weltraum-Oper, der Phantastik, des
Abenteuers, der Spannung und des Humors bestehen gemeinsam und befruchten
einander.“ (Lucas, nach Henderson 1998, 126)9 In den 60er Jahren wurden
verschiedene amerikanische Erfolgswestern von den Filmen des japanischen
Regisseurs Akira Kurosawa inspiriert, der auch Lucas´ Filme beeinflusst hat: „Ich
war von einer ganzen Reihe seiner Filme fasziniert, weil es Samurai-Filme aus
dem feudalen Japan waren. Ihre Atmosphäre war sehr exotisch ... und ich fand
interessant, dass nichts erklärt wurde. Man wird in diese Welt geworfen, und wenn
man das feudale Japan kennt, ergibt sie offensichtlich einen Sinn; aber wenn
nicht, dann ist es eine sehr exotische, fremdartige Welt mit fremdartigen Bräuchen
und fremdartigen Bildern. Und ich denke, das hat meine Science-Fiction-Filme
stark beeinflusst, denn so konnte ich mich von der Vorstellung befreien, dass man
alles erklären oder alles verstehen muss (...) Man begibt sich einfach in diese
Welt.“ (Lucas, nach Henderson 1998, 133)10
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Star Wars
Der überwältigende finanzielle Erfolg von STAR WARS, Teil IV, gab George Lucas
die Möglichkeit, mit „Das Imperium schlägt zurück“ (1980) und „Die Rückkehr der
Jedi-Ritter“ (1983) auch die anderen beiden Teile der mittleren Trilogie der von
Anfang an auf neun Folgen konzipierten STAR WARS-Serie zu produzieren. Neben
diversen Liebes- und Abenteuerepisoden konzentriert sich die Handlung dabei auf
die Entwicklung Luke Skywalkers, der zuerst selbst zum Jedi-Ritter (und damit zum
Nutzer dieser ominösen „Macht“) ausgebildet wird und zum Gegenstand eines
innerfamiliären Kampfes wird: Darth Vader, der maskierte Gehilfe der dunklen Seite,
entpuppt sich als eigener Vater, der ihn - erfolglos - auf seine Seite herüberzuziehen
sucht. Im letzten Teil dieser ersten Trilogie schließlich wird der Kampf zwischen dem
dunklen Imperium und den Rebellen sowie der zwischen Vater und Sohn zum
Höhepunkt geführt: der Plan des Imperators, Luke auf die Seite des Bösen zu
ziehen, scheitert jedoch, als dieser nach gewonnenem Kampf sich weigert, seinen
Vater zu töten. Die Trilogie endet mit einem fast klassischen „Happy End“: der
Versöhnung zwischen Sohn und Vater (der jedoch sein Leben opfern muss, um
seinen Sohn zu retten) und der endgültigen Vernichtung der „Dunklen Seite“.
Bewusst als „Serial“ geführt, konkret als Teil IV - VI (Lucas liebte es, direkt ins
Geschehen zu springen und dem Zuschauer erst im Nachhinein ein Verständnis der
Geschichte zu ermöglichen), blieb die Trilogie im visuellen Bereich den Standards,
den Kostümen wie der Technik des ersten Teils verhaftet. Kontinuität schuf dabei
jedoch auch John Williams als Komponist, der die zentralen musikalischen
Leitthemen des ersten Teils wiederverwendete, für neue Aspekte jedoch auch neue
Themen entwickelte: für neue, fremde Rassen, für veränderte Liebeskonstellationen
etc. Die Frage der Kontinuität stellte sich zwangsläufig wieder bei der Produktion
weiterer Folgen, hier also konkret von „Episode I“. Man mag bezweifeln, dass es
dramaturgisch einen Sinn ergibt, zuerst die Haupthandlung zu zeigen und erst dann
die Vorgeschichte nachzureichen. Rolf Giesen etwa betonte schon 1983, es bliebe
„immer noch offen, wovon die beiden weiteren STAR WARS-Trilogien erzählen
(würden), deren Mittelstück die bereits fertigen Filme“ darstellten (Giesen 1983,
160)). George Lucas hat mit „Episode I“ begonnen, seine alten Pläne in die Tat
umzusetzen. Mehr als anderthalb Jahrzehnte nach dem letzten Teil der Serie war die
v.a. digitale Tricktechnik soweit, seine visuellen Vorstellungen endlich in die Tat
umzusetzen.
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Filmbetrachtung
„Episode I, Die dunkle Bedrohung“ erzählt den Beginn der Vorgeschichte der alten
Trilogie. Obi-Wan Kenobi, der alte Jedi-Ritter und spätere Mentor Luke Skywalkers,
ist selbst noch jung und in der Ausbildung. Zusammen mit seinem Lehrmeister QuiGon Jinn soll er in der Auseinandersetzung zwischen einer jungen Prinzessin und
einer sie bedrohenden fremden Gruppe vermitteln. Selbst in Gefahr gebracht,
müssen sie sich auf dem Planeten verstecken, wo sie das nicht-menschliche Wesen
Jar Jar Binks kennenlernen, das wegen seiner permanenten Trotteligkeit von seinen
eigenen Artgenossen verstoßen wurde und offensichtlich das komische Element in
„Episode I“ personifizieren soll. Den beiden Jedi-Rittern gelingt es, die Prinzessin zu
überzeugen, vor dem intergalaktischen Senat selbst ihr Anliegen vorzubringen - die
gemeinsame Reise beginnt. Von den Aggressoren fast abgeschossen und nur durch
den Einsatz eines Arbeitsroboters gerettet (der in der späteren Trilogie als R2-D2
einer der beiden robotischen Dauerbegleiter Luke Skywalkers werden wird), müssen
sie auf einem unbedeutenden Planeten notlanden, um Ersatzteile für ihr Triebwerk
zu erhalten. Dort treffen sie den Sklavenjungen Anakin, die eigentliche Hauptperson
dieser nun begonnenen ersten Trilogie, die erzählen wird, wie Anakin erst die
ominöse „Macht“ für sich entdeckt und dann als „Darth Vader“ (und Lukes Vater) zur
„Dunklen Seite“ übergehen wird. In einem rasanten Rennen (BEN HUR nachgestellt
und von vielen als Höhepunkt des Filmes bezeichnet) erlangt Anakin die Möglichkeit,
seine Freiheit zu erhalten sowie das benötigte Ersatzteil. Seine Mutter, die ihn in
„unbefleckter Empfängnis“ empfangen hat, erlaubt Qui-Gon Jinn, der seine
besonderen Fähigkeiten entdeckt hat, ihn mitzunehmen. Nach einem
Laserschwertduell mit „Darth Maul“, einem Abgesandten der „Dunklen Seite“, gelingt
es dem kleinen Trupp, zum Hauptplaneten vorzubringen, wo im intergalaktischen Rat
schließlich die Macht wechseln wird: Senator Palpatine (in der ersten Trilogie der
alles bedrohende Diktator), der vom Heimatplaneten der Prinzessin kommt, wird als
neuer Kanzler vorgeschlagen. Der kleine Trupp begibt sich wieder auf diesen
Planeten, es kommt zur Entscheidungsschlacht mit der Roboterarmee der
Aggressoren, bei der Jar Jar Binks Volk helfend eingreift. Während es auf dem
Planeten selbst zum entscheidenden Laserschwertduell zwischen „Darth Maul“ und
den beiden Jedi-Rittern kommt, greifen die Raumjäger der Prinzessin das
Schlachtschiff der Aggressoren an. Der eigentlich hoffnungslose Kampf wird
entschieden, als es ausgerechnet dem jungen Anakin (einem Kind!) gelingt, die
entscheidenden Torpedos auf den Energiegenerator des Schiffes abzufeuern.
Währenddessen fällt Qui-Gon Jinn im Kampf gegen „Darth Maul", der allerdings
selbst von Obi-Wan Kenobi getötet wird. Der Film endet mit einer großen Abschlussund Siegesfeier. Obi-Wan, nun als ausgebildeter Jedi-Ritter geltend, erhält die
Erlaubnis, Anakin zum Jedi auszubilden - nicht ohne Vorbehalte seiner
Vorgesetzten, da diese zwar Anakins besondere Fähigkeiten sehen, in ihm aber
auch ein gefährliches Aggressionspotential erkennen.
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Soweit die Geschichte, die zu erzählen dem Verfasser ein eingeschränktes
Vergnügen bereitet, deren Kenntnis für das Verständnis der filmmusikalischen
Dramaturgie jedoch unverzichtbar ist. Für den Zuschauer selbst mag sie
Nebensache sein: Selbst in der „Pro“-Rubrik der Zeitschrift CINEMA bestätigt der
Kritiker, die Story des Films sei eigentlich nur „Nebensache“ (Stahl 1999, 48) 11, die
Spielfilmsequenzen würden lediglich für die „unvermeidliche Handlung zwischen den
Actionszenen sorgen“. Der Kritiker des „Contra“-Textes ist da weitaus deutlicher,
unterstellt in seiner weitgehend ironisch gehaltenen Stellungnahme schon einem
elfjährigen Zuschauer, er wäre „für diese Art von Kino“ schlichtweg unterfordert
(Huschke 1999, 46)12. George Lucas weist den Vorwurf von Kritikern zurück,
„Episode I“ sei mit seiner Goofy-Figur, computer-generierten Charakteren und
Schlachten wie vom Display eines Videospiels viel zu sehr ein reiner Kinderfilm: „I
don´t think it´s any more kid-friendly than any other Star Wars movies. Star Wars ist
basically a series for children - that´s what it´s always been. I´ve toned down the
violence.“ (Lucas, nach Film Review 1999, 80)13
Einen Kinderfilm zu machen, muss jedoch mitnichten heißen, auf einen
nachvollziehbaren dramaturgischen Ablauf der Ereignisse zu verzichten. Wer eine
Vorgeschichte erzählt, erzählt damit auch eine Geschichte, mag sich Lucas gedacht
haben, und damit hat man automatisch so filmtypische, dramaturgisch
unverzichtbare Dinge wie einen „Plot“. Aber so einfach ist es nicht. Das Problem
scheint zu sein, dass Lucas wie in einer Art „Abhakliste“ aufgezählt hat, welche der in
der ersten Trilogie vorkommenden Figuren in „Episode I“ eingeführt werden sollen.
Einen Film ergibt diese Addition noch nicht.
Während die Zeitschrift „medien + erziehung“ dem Film bescheinigt, er sei „nicht so
flach wie manche Kritiker verkünden“, es sei eben so, „dass der schwelgerische
Bombast in Bild und Musik so viel Aufmerksamkeit erfordert und bindet, dass eine
noch komplexere Handlung überfordern würde“ (Fuchs 1999, 240) 14, bescheinigt das
Sciencefiction-Magazin „Star Vision“ dem Film, er sei „bis auf wenige Ausnahmen
seltsam distanziert“ (Star Vision 1999, 17) 15. Gerade hier wird bedauernd
zurückgeblickt auf Lucas Leistungen, „Genrefilmen wie Star Wars oder Indiana
Jones etwas Menschliches, etwas Unerklärliches abzuringen, das die meisten
Zuschauer, und auch viele Kritiker, nur mit ‘Magie’ bezeichnen konnten“. Zwar wird
„Episode I“ auch hier bescheinigt, visuell höchst ansprechend zu sein, voller
dramatischer
Action-Sequenzen,
doch:
„...irgendwann
ist
auch
das
atemberaubendste Rennen (...), das spannendste Lichtschwertduell vorbei und der
Zuschauer muss sich wieder den Realitäten der Geschichte stellen.“ (Star Vision
1999, 21).
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Die Filmmusik
John Williams
Eine exotische Welt, eine klassische Abenteuerdramaturgie - es fehlte noch die
Musik, über deren Bedeutung sich George Lucas jedoch im Klaren war: „Ein Großteil
der Geschichte und der Gefühle wird über die Musik erzählt. Musik ist eines der
wichtigsten Elemente im Film.“ (Bouzerau/Duncan 1999, 147) 16 Die symphonische
Filmmusik aus Hollywoods „Goldener Zeit“ der 30er und 40er Jahre hatte - entwickelt
von europäisch geschulten, sich auf die Traditionen des 19. Jahrhunderts
beziehenden Komponisten - ein differenziertes System zur Verfügung gestellt,
Stimmungen
auszudrücken,
Bezüge
herzustellen. 17
Die
oftmals
popularmusikorientierte Filmmusik der 60er und 70er Jahre war filmfunktionell
dagegen sicher ein Rückschritt (wenn sie auch für die Studios etwa durch die
Koppelgeschäfte Film/Schallplatte finanziell lukrativ waren). Der Komponist, den
George Lucas schließlich für den Star Wars-Film (und auch für alle späteren Folgen,
einschließlich Episode I) verpflichtete, bekannte sich jedoch bewusst zu den
Möglichkeiten der klassischen Hollywood-Symphonik, weiterentwickelt durch den
Einbezug zeitgenössischer musikalischer Idiome, etwa eine an Strawinsky
erinnernde Ostinatotechnik.
John Williams erhielt 36 Oskar-Nominierungen, fünf Oskars (einen für STAR WARS,
Episode IV, die anderen beiden Folgen erhielten Nominierungen, zuletzt für
Schindlers Liste), Grammy Awards für die Soundtrack-Alben zu STAR WARS und
DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK, schrieb Filmmusiken für beinahe 80 Filme
(außer den vier STAR WARS - Filmen etwa für: Superman, Der Soldat James Ryan,
Geboren am 4. Juli, Jurassic Parc, Kevin allein zu Haus, Nixon, Indiana Jones).
Darüber hinaus schrieb er umfangreiche Konzertmusik (u.a. zwei Symphonien) und
Auftragskompositionen wie die Musik zu diversen Eröffnungen olympischer Spiele
(1984, 1988 und 1996) - insgesamt eine beeindruckende Bilanz. Der immense Erfolg
der ersten STAR WARS-Trilogie machte die symphonische Filmmusik zu dem
filmmusikalischen Idiom der Gegenwart. Zweifellos war Williams ein Filmkomponist
mit eigenem Anspruch - so betont er gerade die Möglichkeit der Musik, die konkrete
Handlung des Films zu überhöhen: „Wenn eine Figur ehrhaft und gut ist, dann sollte
die Musik über eben diese Ehrbarkeit des speziellen Charakters hinausgehen und
eigenständig werden. Sie beschreibt dann Güte an sich und nicht nur den
besonderen Menschen.“ (Williams 1999)18
Für STAR WARS schuf Williams eine z.T. themengebundene Musik, die mit der
STAR WARS-Fanfare - dem „Main Theme“ (den Guten zugeordnet) - und dem im
folgenden Film hinzukommenden „Imperial March“ (der Musik des Imperiums der
„Bösen Macht“) zwei der bekanntesten Filmthemen der letzten zwei Jahrzehnte
beinhaltet.19 Gleichzeitig zeigt John Williams sich gerade in seinen Interviews als
Komponist, der sich der speziellen „Spielregeln“ der Filmkomposition sehr bewusst
ist:
10
„Wenn wir Musik für Filme schreiben, dann haben wir nicht die volle Aufmerksamkeit
des Publikums. Die Leute hören viele Soundeffekte oder Dialoge und nehmen die
Musik vielleicht nur ein- oder zweimal bewusst wahr. Deshalb muss die Musik
einfach und eindeutig sein. Man muss sie durch die Dialoge durchhören können. So
gewinnt man die Aufmerksamkeit Note für Note, Schritt für Schritt. Eine Art, wie man
das erreichen kann, wenn eine Musik in ihrer Endform etwas komplex ist, wenn sie
also z.B. zwölf Noten hat, ist, dass das Publikum vielleicht die ersten drei davon im
zweiten Abschnitt hört, dann sechs im fünften und erst am Ende des Films die volle
Komposition. Schließlich gibt es noch den faszinierenden Effekt, dass das Publikum
etwas unbewusst präsentiert bekommt, ein unausweichliches Schicksal, welches das
Publikum vielleicht schon selbst vorhergesagt hat. Das ist ein Teil des dramatischen
Mechanismus, wie man das Publikum fesseln kann. Wenn wir es schaffen, eine
Musik zu kreieren, die man auch im Wirrwarr von Dialog und Effekten leicht in
Erinnerung behält, dann ist es um so besser für uns.“ FRAGE: „Das hört sich nach
einem Versuch an, den Zuschauer in eine Richtung zu führen, ohne dass dieser das
Gefühl hat, geführt zu werden?“ JOHN WILLIAMS: „Das ist es, was meine Arbeit
ausmacht.“ (Williams 1999)20
Analyse
Nach dem überwältigenden Erfolg seiner Musik zur ersten Star Wars-Trilogie war es
selbstverständlich, dass der erfolgreichste Komponist der letzten zwei Dekaden auch
diesmal wieder die Musik komponieren sollte. John Williams berichtet über seine
erste Reaktion: „Ich hatte sofort die ganze Musik der ersten Filme wieder im Kopf,
aber auch thematische Verbindungen zu verschiedenen Figuren und Ideen der
neuen Geschichte. Der nächste Schritt bestand darin, für den Film eine Reihe von
Melodien zu komponieren, die ganz neu waren, aber dennoch an die alten
anknüpften.“ (Bouzerau/Duncan 1999, 147) Schon in der ersten Trilogie hatte er
Themen teils neu komponiert, teils wiederverwendet: bekannt wurden hier v.a. der
„Imperial March“ für die „Dunkle Seite“ und das „Main Theme“ für die Guten, die
Rebellen. Allein der bei jedem Serial identische Beginn mit der eingeblendeten
Schrift „Es war einmal vor langer Zeit in einer weit entfernten Galaxis“ lässt unschwer
erahnen, warum hier auch immer die identische Titelmusik, das „Main Theme“,
gespielt wurde.
Auch „Episode I“ beginnt so. Wie bei anderen Produktionen zuvor entstand die
Musik unter dem Einfluss der dramaturgischen Ideen George Lucas´. Williams selbst
beschreibt die Aufgabenverteilung zwischen ihnen folgendermaßen:
„Georges Art, seine Wünsche auszudrücken, ist ganz offen heraus. Wir begutachten
den Film und er sagt: ‚Ich glaube, die Musik sollte hier anfangen oder dort aufhören,
oder sie sollte hier lauter werden oder schneller dort.‘ Also das gesamte Grundgerüst
von laut, sanft, schnell, langsam, bedrohlich, bösartig, sentimental oder was auch
immer uns an Worten einfällt, um zu versuchen auszudrücken, was die Musik
emotional verkörpern soll. Ich muss dann diese Gedanken aufgreifen und versuchen,
sie in eine Reihe von harmonischen Assoziationen umzusetzen, die dann hoffentlich
in einem musikalischen Sinne diese grundsätzlichen Emotionen und dramatischen
Elemente zum Ausdruck bringen.“21
11
Williams verwendet in diesem Zusammenhang eine komplexe Leitmotivtechnik, was
sich am Beispiel des Themas, das er für den jungen Anakin geschrieben hat, gut
zeigen lässt.
Anakin – das zentrale Element der Vorgeschichte
Anakin ist das zentrale Element der Vorgeschichte der erfolgreichen ersten STAR
WARS-Trilogie. Zeigen die ersten drei Filme (Episode IV - VI) den Kampf zwischen
Luke Skywalker (als positiv besetzter Identifikationsfigur) und seinem Vater „Darth
Vader“, so wird diese jetzt neu begonnene Trilogie die Entwicklung Anakins vom
Jungen zum Jedi-Ritter und dann seinen Übergang zur „Dunklen Macht“ zeigen.
Lucas selbst weist darauf hin, dass die gesamten sechs STAR WARS-Folgen (die
letzte Trilogie wird nicht gedreht werden)22 eigentlich Anakin alias „Darth Vader“ als
Hauptperson haben werden.23 Aufgabe des Komponisten war es somit, ein
musikalisches Thema zu erfinden, das zu einem neunjährigen Jungen passt und
gleichzeitig den Beginn dieser Trilogie mit ihrem schließlich bedrückenden Ende
markiert. John Williams beschreibt dies mit eigenen Worten:
„Es war für mich eine besondere Herausforderung, die Musik einerseits gleich,
andererseits neu und anders zu gestalten. Anakins Erkennungsmelodie habe ich,
genauso wie George das Drehbuch, rückwärts geschrieben. Es ist in Wirklichkeit
Darth Vaders Musik, die ich einfach auseinandergenommen und anders wieder
zusammengesetzt habe. Wenn man genau hinhört, kann man die Intervalle aus
Darth Vaders 'Imperial March', der ja ein Teil der bösen imperialen Macht ist,
herausfiltern. Ich habe sie einfach in eine sehr niedliche und kindliche Melodie
verwandelt. (...) Jetzt hört man praktisch die Metamorphose von etwas, das mal auf
eine sehr unschuldige Art begonnen hat und dann in der uns bekannten Art
verhängnisvoll endet. Die Musik verwandelt sich wie der Junge in etwas Dunkleres
und Komplizierteres.“ (Williams 1999)24
Die dunkle Seite von Anakins Charakter wird von John Williams v.a. durch die
Verwendung des charakteristischsten Motivs aus dem „Imperial March“ (im
Notenbeispiel NB 4) hörbar gemacht.
Anakins Thema wird im Film dann angespielt, wenn der Junge auch selbst zu sehen
ist. Dennoch kann nicht davon gesprochen werden, dass es den Soundtrack
dominiert - fast jeder Einsatz erfolgt nur sehr kurz, wie eine Art „Erkennungsmelodie“:
er ist es also wirklich, dieser Anakin. Mögen diese kurzen Einsätze auf den ersten
Blick zwar auch dramaturgisch keinen rechten Sinn ergeben, so ermöglichen sie es
zumindest, dem Filmscore eine gewisse Einheitlichkeit zu verschaffen, die er unter
dem Zwang der funktionalen Anbindung an das Filmbild allzu oft nicht hat. „ ... within
a two-hour film, memorability from reel-to-reel can be helpful“, sagt John Williams
selbst, und er fährt fort: „Something in the third act, which you can reach back und
quote as an old friend form act one can be a part of the structure of what makes the
soundtrack of the film unified and solid and function well.“ (Williams, nach Total Film
1997)25
Ausgespielt bis zum Schluss und damit mit dem charakteristischen Zitat aus dem
„Imperial March“ wird sein Thema erst fast am Ende des Filmes. Bei der Sitzung des
Jedi-Rates nach Qui-Gons Tod hebt dabei der alte Yoda (der in der ersten Trilogie
12
von 1977-83 den jungen Luke Skywalker in die „Macht“ einführen wird) hervor,
Anakin möge zwar der Auserwählte sein, von dem die alten Prophezeiungen
gesprochen haben, er sehe jedoch große Gefahren darin, ihn in den Künsten eines
Jedi-Ritters zu trainieren. Jetzt endlich wird das Thema bis zum Schluss ausgespielt,
erklingt gerade hier durch die Passage aus dem „Imperial March“ der konkrete
Hinweis auf die spätere Entwicklung (die gerade durch dieses Training mit ausgelöst
wird). Noch deutlicher hörbar wird dies, da nicht durch die Wahrnehmung von
Filmbild und -handlung abgeschwächt26, am Schluss des Filmes, bei den
Abschlusscredits. Nachdem hier zuerst der Titel „Duell of the Fates“
wiederaufgenommen wurde, der „Carmina Burana - Verschnitt“, endet der Film mit
Anakins Thema, voll ausgespielt, damit also gerade mit dem überdeutlichen Kontrast
zwischen der süßlichen und positiv klingenden eigentlichen Melodieführung und
ihrem Ende, dem „Imperial March“-Zitat. Williams gibt hier einen schon
überdeutlichen Ausblick auf das Geschehen der kommenden Folgen und damit die
Hinwendung des jungen Anakin zur „dunklen Macht“.
Jar Jar Binks
Außer Anakin hat lediglich Jar Jar Binks, als drolliger Tollpatsch bewusst für die
Adressatengruppe der Kinder eingeführt und bei erwachsenen STAR WARS-Fans
offensichtlich bereits eine Anti-Figur, ein eigenes, in oft verspielter StaccatoSpielweise gehaltenes Thema erhalten. Es ertönt erst gegen Mitte des Filmes, als er
sich einer Dienerin der Prinzessin auf tolpatschige Weise vorstellt. Zweimal ist es
noch zu hören, beide Male gerade in Szenen, in denen Jar Jar Binks´ Trotteligkeit
hervorgehoben wird,
Gerade das traditionellen Vorstellungen von „komischer Musik“ entsprechende
Thema Jar Jar Binks zeigt ein überraschendes Moment der Musik zu „Episode I“ auf:
den Kontrast zwischen dem hohen Maß an neuer, digitaler Bild- und Tricktechnik
und der weitgehend traditionellen Musik eines symphonischen Orchesters. Ca. 80%
des Filmes enthalten Computeranimationen - ein für einen nicht experimentellen Film
noch nicht dagewesenes Maß. Mit Jar Jar Binks hat er erstmalig eine vollständig
digital hergestellte Hauptfigur. Vermutlich lässt sich dieser Kontrast jedoch
folgendermaßen erklären:
a) Es handelt sich eben um John Williams eigenen Kompositionsstil: die
Wiederentdeckung der symphonischen Filmmusik aus Hollywoods „Goldener
Zeit“;
b) Die Digitaltechnik dient ja nicht dazu, neue Geschichten zu erzählen, sondern
lediglich neue visuelle Tricks zu ermöglichen, nicht mehr. „The story is built on
classic patterns“, schreibt Richard Dyer zu Recht, „and, the scroll at the opening
reminds us, that it takes place 'long ago' in a galaxy far away.“ (Dyer 1999) 27
c) „Inmitten einer optisch total verfremdeten Welt sollen die vertrauten Klänge dem
Publikum ein Gefühl der Geborgenheit geben“, schreibt Wolfgang Thiel schon über
den ersten Star Wars - Film von 1977 (Thiel 1981, 331).28
Mit Leitthemen allein kann jedoch keine vollständige Filmmusik komponiert werden.
Zum Handwerkszeug des Filmkomponisten gehört gerade die Untermalung von
13
Szenen im Sinne der „mood“-Technik. Auch in diesem Punkt hebt George Lucas die
Fähigkeiten seines Komponisten hervor: „John´s music tells the story. Each
character has a theme that develops and interacts with the themes of the other
characters (...) He also creates an emotional context for each scene. In fact you can
have it both ways, because you can play a scene ´against´ the emotions that are in it
because the music is there to tell you the truth. The music can communicate
nuances you can´t see; it says things the film doesn´t say.“ (Dyer 1999)
Dieser „emotional context“ wird für alle gängige Szenarien geschaffen. Da gibt es
spannungsvoll überhöhte Fahrten, die untermalt werden („The Arrival at Naboo“,
„The Swim to Otoh Gunga“, „The Trip to the Naboo Temple“, „The Arrival at
Tatooine“, „Passage Through the Planet Core“ - die Bezeichnungen sind der CDHülle entnommen), Kampfszenen („Duel of the Fates“, „The Droid Battle“, „The Droid
Invasion“), den Triumph im Anschluss an die rasante, an BEN HUR erinnernde
Rennszene („Anakin Defeats Sebulba“), Tod und Beerdigung des „Helden“ („QuiGon´s Noble End“, „Qui-Gon´s Funeral“), die große Siegesfeier („Augie´s Great
Municipal Band“), schließlich die „End Credits“ mit ihrem Hinweis auf das kommende
Böse, mit dem aus dem „Imperial March“ entnommenen Motiv. Insgesamt eine
effiziente Mischung, die die Möglichkeiten symphonischer Filmmusik ausreizt. Dabei
knüpft Williams sowohl an die klanglichen Erweiterungen an, die v.a. die 40er Jahre
gebracht haben (die textlosen Frauenstimmen in den Szenen, in denen die beiden
Jedis in die geheimnisvolle Unterwasserwelt des Planeten eindringen, könnten
ebenso gut in einer psychiatrischen Anstalt von Hollywoods „Schwarzer Serie“
erklingen) wie auch an die klassischen Möglichkeiten der Hollywood - Symphonik.
Auch wenn sich Williams´ Musik nur selten der „underscoring“ - Technik bedient, der
direkten Verdoppelung Musik - Bild v.a. durch entsprechenden Tonhöhenverlauf und
entsprechende Tempi, so gibt es durchaus solche Passagen: etwa die Befreiung der
Prinzessin durch die beiden Jedis, die von oben auf die Kampfroboter
herunterspringen, oder den Tod „Darth Mauls“ durch den Jedi-Ritter Obi-Wan.
Eine besondere Betrachtung verdient der Titel „Duel of the Fates“, die Musik zu dem
abschließenden und entscheidenden Laserschwertkampf zwischen der guten und
der bösen Seite des Lebens, verkörpert durch Qui-Gon Jinn und „Darth Maul“.
Williams` Partitur erinnert hier an Strawinskys und Carl Orffs Musiksprache, was
zeigt, dass auch das Idiom der traditionellen (und wiederbelebten) romantischen
Hollywood-Symphonik erweiterbar ist. Nicht unberücksichtigt bleiben darf der Text
bzw. seine Rolle im Gesamtbild des „Sounds“.
14
Über die ungewöhnliche Wahl des „Sanskrit“ als Sprache hierfür berichtet John
Williams selbst:
„Dieser Chorgesang, der etwas mit dem Schwertkampf zu tun hat und am Ende des
Films erscheint, ist das Ergebnis davon, dass ich dachte, etwas Rituelles, Mystisches
und Antikes könnte dort sehr effektiv sein. Ich hielt die Verwendung eines Chores an
dieser bestimmten Stelle für notwendig und richtig. Und um die Idee der
musikalischen Einfachheit ein bißchen weiterzuführen, hatte ich das Gefühl, dass
etwas Text für deren Umsetzung erforderlich sei. (...) Ich bat ein paar Freunde von
der Harvard Universität, die Geschichte zunächst ins Keltische zu übersetzen, dann
ins Griechische und schließlich in Sanskrit, einfach um nach guten Klängen für einen
Chor und passenden Vokalen zu suchen. (...) Sanskrit ist bei uns weniger bekannt
und hat einen wunderschönen Klang. Es ist eine wunderschöne Sprache. Ich habe
die wörtlich übersetzten Strophen verkürzt und entweder einzelne Worte oder Silben
oder Kombinationen aus beidem benutzt wie z.B. die Worte „gefürchteter Kampf“ und
sie einfach wiederholt. Jeder kennt diesen Gedanken von dem 'Halleluja' Chorgesang, bei dem man 20 Minuten lang nur das Wort „Halleluja“ singt. Das
verleiht der Musik eine ganz besondere Atmosphäre.“ (Williams 1999)29
Williams nutzt auch gekonnt die syntaktischen Funktionen der Filmmusik30, die
verbindend oder gliedernd den Fluss der filmischen Handlung ordnen. Die typische
filmmusikalische Funktion, einen Zeit- und Ortssprung nach einem Sequenzende
dadurch abzumildern, dass die Musik der vorhergehenden Szene in die
nachfolgende hinüberklingt, wird bei ihm noch verstärkt, indem die Musik am
Sequenzende oft ein deutliches Crescendo erfährt, das dann in der folgenden
Sequenz abklingt. Auch hier erweist Williams sich wieder als sehr konzentrierter
Arbeiter: erst das Ende des Dialogs der vorhergehenden Szene ermöglicht ja dieses
Crescendo einer vorher nur zurückhaltend untermalenden Musik, der beginnende
Dialog der folgenden Szene verlangt das rasche Decrescendo. Dazwischen aber ist
Williams frei, die Möglichkeiten seiner Musik auch in voller Dynamik auszuspielen.31
Unterrichtspraxis
Gerade ein Film wie „STAR WARS Episode I“ mag bei der partiellen Lösung des
Problems, aktuelle Themen aus Jugendkulturen im Unterricht zu thematisieren,
hilfreich sein.
15
Mögliche Zielsetzungen
Von seiner Machart her ermöglicht „Episode I“ darüber hinaus, Ziele zu erreichen,
die an die unterrichtliche Thematisierung von Filmmusik geknüpft werden sollten,
und zwar dass
 Musik in einem komplexen Artefakt (hier in einem Film) funktional eingesetzt
werden kann, um außermusikalische Faktoren zu verstärken;
 diese Einsätze sich in verschiedene, zu systematisierende Kategorien unterteilen
lassen (grob etwa in die Trennung von dramaturgischen und syntaktischen
Funktionen der Filmmusik, weit detaillierter aber in Form von Funktionskatalogen,
wie sie etwa Georg Maas oder Norbert Jürgen Schneider aufstellen. 32)
Exemplarisch genannt seien hier nur die Möglichkeiten der Filmmusik, eine
eigenständige Spannungsdramaturgie zu gestalten bzw. die visuell vorhandene zu
verstärken sowie den Rezipienten Identifikationsangebote zu machen (hier gerade
durch musikalische Hervorhebung des jungen Anakin);
 Filmmusik sich zum Erreichen dieser Funktionen verschiedener Techniken
bedient, z.B. der „Leitmotivtechnik“ (Anakins Thema, Jar Jar Binks Thema, die
Star Wars Fanfare, die Zitate des „Imperial Marches“), der „mood-Technik“, die
lediglich eine Szene als Ganzes musikalisch untermalt und des „underscoring“ ;
die Dramaturgie eines Filmes und damit auch seiner Musik verstanden werden muss
im Kontext seiner Entstehungsgeschichte, des kulturellen Kontextes, der impliziten
Zuschauererwartungen (gerade hier beim 4.Teil der Star Wars-Serie), dass
Verständnis von Film und Filmmusik damit einer intensiven Arbeit bedarf, bei der die
eigene Rezeption immer wieder kritisch reflektiert werden muss. Gerade hier zeigt
sich der Anteil, den auch der Musikunterricht an einer unverzichtbaren,
Fächergrenzen überschreitenden Medienerziehung hat.
Es soll hier darauf verzichtet werden, Hinweise zum Umgang mit der CD der Musik
von „Episode I“ zu geben. Ohne Partitur bleibt nur die Möglichkeit, im Rahmen einer
Höranalyse zu überprüfen, inwieweit die thematische Gebundenheit (d.h. der von
John Williams gewählte Titel des „Tracks“) sich am Höreindruck festmachen lässt
(bzw. die umgekehrte Vorgehensweise, vom Höreindruck auf einen möglichen
dramaturgischen Zusammenhang zu schließen). Die Analyse der wenigen
zugänglichen Notenbeispiele bietet weitere Erkenntnismöglichkeiten.
Schwer verzichtbar ist im filmmusikalischen Kontext natürlich die Berücksichtigung
des eigentlich filmmusikalischen Elements, der Bild-Musik-Zuordnung. Solange die
Videokassette von „Episode I“ noch nicht zur Verfügung steht, bietet es sich an, im
Unterricht anhand der musikalischen sowie anderer Materialien Fragestellungen zu
entwickeln, z.B.:
 In welchen Zusammenhang (wenn überhaupt) erklingt das „Star Wars - Thema“
im Film?
 Wie erfolgt die Zuordnung von Anakins Thema zu Anakin selbst? Wird es jeweils
vollständig gespielt (entsprechend dem hier abgedruckten Notenbeispiel) Link NB
16
3 Erklingt es nur im Zusammenhang mit Anakins Auftreten oder erhält es auch
Hinweischarakter (auf die Person, auf Kommendes)?
 Welche Beispiele für syntaktische Funktionen der Filmmusik lassen sich angeben,
welche für die underscoring-Technik?
 Inwieweit lassen sich bei der Filmrezeption Aussagen wie die folgenden
nachvollziehen?
a) „Die Story des Films ist Nebensache (...) 'EPI' setzt auf den Fun-Faktor einer
Achterbahnfahrt und ist unter dieser Prämisse ein erstklassiger Leinwandtrip.“
(Stahl 1999, 48/51)
b) „Lucas selbst deklariert seine Werke als Erziehungsfilme, die von nichts
Geringerem handeln als Verantwortung, Verpflichtung und anderen V-Wörtern
aus der Sesamstraße. Das Schlimme: Der Mann glaubt daran (...): ‚In meinen
Filmen geht es darum, dass die Menschen Freundschaft und Loyalität
füreinander entwickeln und sich gegen das Böse zusammenschließen.’ (...)
Gut, dass die ‚Star Wars’-Filme nicht den heiligen Ernst absondern, den ihr
Schöpfer in sie produziert.“ (Rosner 1999, 55)
c) „ ... bleibt der Film bis auf wenige Ausnahmen seltsam distanziert. (...) Star
Wars ist Space Opera, episch, bunt, laut, mit tollen Effekten und einer Menge
Spaß. Die Dunkle Bedrohung ist vieles davon, doch eine Menge Spaß hat man
als Zuschauer nicht. Wenn man aus dem Kino kommt, hat man das
vorherrschende, unangenehme Gefühl einer verlorenen Chance.“ (Klöckner
1999, 17/22)
d) „Die Musik musste hilfreich sein beim Erzählen der Geschichte einer
pazifistischen Königin, die für das Überleben ihres Volkes kämpfen muss, einer
Mutter, die ihren Sohn aufgibt, damit er sein wahres Potential entfalten kann,
und nobler Jedi, die dem Aufstieg eines unvorstellbaren Bösen
gegenüberstehen.“ (Lucas, Souvenir - Magazin 1999, 100)33
Wie schon an anderer Stelle34 sei auch hier wieder empfohlen, bei der
Thematisierung populärer Kultur ausdrücklich Aussagen ihrer „Macher“ oder
Aussagen aus Fanzines oder Ähnliches heranzuziehen, auch um sich dem Verdacht
zu entziehen, populäre Kultur würde hier lediglich zur Gegenüberstellung und
Fokussierung der dem Lehrer vielleicht näheren „Hochkultur“ thematisiert, einem
Verdacht, der dann zu einer „Verteidigungshaltung“ der Schüler gegenüber dem
Lehrer führen kann und die für analytische Prozesse prinzipiell anzustrebende
kritische Distanz deutlich reduziert.
Wesentlich genauer und unter besseren Bedingungen wird man arbeiten können,
wenn die Videokassette zum Film vorliegt. Für die konkrete Arbeit ohne direkte
Bezugnahme auf das Filmbild selbst kann etwa mit folgenden Materialien und
Fragestellungen gearbeitet werden:
17
Arbeitstexte
Zu den Funktionen der Filmmusik in „Episode I“
Text 1
George Lucas: „Die Musik kann Nuancen übermitteln, die man nicht sehen kann;
sie sagt Dinge, die der Film nicht sagt.“
(nach:
Richard
Dyer,
The
Boston
Globe,
28.3.99,
hier
nach:
http://www.classicalrecordings-com/johnwilliams/tpm-session.htm, Übersetzung vom
Verfasser)
George Lucas: „Ein Großteil der Geschichte und der Gefühle wird über die Musik
erzählt. Musik ist eines der wichtigsten Elemente im Film.“
(nach: Laurent Bouzerau / Jody Duncan: „Star Wars: The Making of Episode I - Die
Dunkle Bedrohung“, Nürnberg 1999, S.147)
George Lucas: „John Williams versteht wirklich etwas von Filmmusik. Sie ist nicht
nur einfach unter den Film gelegt, sondern erzählt wirklich eine Geschichte.“
(www.starwars.com, Übersetzung von Sony Music Media / Sony Classical)
Text 2
Interviewer: „Es ist kein Geheimnis, dass George versucht, Urformen zu kreieren.
Seine Charaktere sollen mehr symbolisch als letztendlich menschlich sein. (...) Als
Sie die Musik für die ersten Star Wars Filme geschrieben haben, dachten Sie da in
ähnlichen Urformen wie George?“
John Williams: „Ich denke, dass das in der Musik allgemein der Fall ist. Wenn eine
Figur ehrhaft und gut ist, dann sollte die Musik über eben diese Ehrbarkeit des
speziellen Charakters hinausgehen und eigenständig werden. Sie beschreibt dann
Güte an sich und nicht nur den besonderen Menschen.“
(John Williams im Interview am 9.April 1999 in den Universal Studios, Los Angeles.
Quelle: Sony Music Media / Sony Classical)
Text 3
„Im Film, wo die Musik immer bestimmte Bilder begleitet, konkretisiert das Bild den
Ausdruck der Musik. Andererseits verallgemeinert die Musik das Bild durch die
Mehrdeutigkeit ihres Ausdruckes. Darauf eben beruht u.a. die dialektische Einheit
von Musik und Bild im Film.
Außerdem vertieft die Musik den emotionalen Ausdruck des Bildes, da sie im
Zuschauer „reale“ Gefühle hervorruft, d.h. da sie selbst den Zuschauer emotional
affiziert, während das Bild nur vorgestellte Gefühle, die dem Filmhelden
zugeschrieben werden und ebenso imaginativ sind wie er, hervorrufen kann. Darüber
hinaus kann die Musik das Bild ausdrucksmäßig kommentieren, sofern das Bild
selbst keinen eindeutigen Ausdruck hat.“
(Zofia Lissa: Ästhetik der Filmmusik, Berlin 1965, S. 175)
Text 4
18
Frage: „Wenn Sie in ein derartiges Projekt involviert sind, haben Sie dann das
Gefühl, etwas von der Geschichte miterzählen zu dürfen?“
John Williams: „Was Sie da vermuten, ist richtig. Die Musik macht einen
wesentlichen Teil des Charakters eines Films aus. Er beinhaltet eine melodische
Verbundenheit mit einer Reihe von Charakteren, was sehr typisch für die Oper aus
dem 19.Jahrhundert und früher ist. Das musikalische Erkennen eines Charakters
oder einer Handlungsszene wird zu einer Reihe von akustischen
Orientierungspunkten.“
(John Williams im Interview am 9. April 1999 in den Universal Studios, Los Angeles.
Quelle: Sony Music Media / Sony Classical)
Text 5
„Interessanterweise beendet Williams die Filmmusik mit einer sehr ‚dunklen’
Stimmung. Statt eines abschließenden Statements mit der Star Wars-Fanfare - wie
am Schluss der anderen Musiken - erlaubt er dem dunklen Unterton von Anakins
Thema uns zum Schluss hin zu führen (...) Zweifellos ein Hinweis auf die Dinge, die
da kommen werden.“
(http://www.filmtracks.com/titles/phantom_menace.htm
,
Übersetzung
vom
Verfasser)
Zum Zusammenhang von Produktion und Rezeption:
Text 6
„Wenn wir Musik für Filme schreiben, dann haben wir nicht die volle Aufmerksamkeit
des Publikums. Die Leute hören viele Soundeffekte oder Dialoge und nehmen die
Musik vielleicht nur ein- oder zweimal bewusst wahr. Deshalb muss die Musik
einfach und eindeutig sein. Man muss sie durch die Dialoge durchhören können. So
gewinnt man die Aufmerksamkeit Note für Note, Schritt für Schritt. Eine Art, wie man
das erreichen kann, wenn eine Musik in ihrer Endform etwas komplex ist, wenn sie
also z.B. zwölf Noten hat, ist, dass das Publikum vielleicht die ersten drei davon im
zweiten Abschnitt hört, dann sechs im fünften und erst am Ende des Films die volle
Komposition. Schließlich gibt es noch den faszinierenden Effekt, dass das Publikum
etwas unbewusst präsentiert bekommt, ein unausweichliches Schicksal, welches das
Publikum vielleicht schon selbst vorhergesagt hat. Das ist ein Teil des dramatischen
Mechanismus, wie man das Publikum fesseln kann. Wenn wir es schaffen, eine
Musik zu kreieren, die man auch im Wirrwarr von Dialog und Effekten leicht in
Erinnerung behält, dann ist es um so besser für uns.“
(John Williams im Interview am 9.April 1999 in den Universal Studios, Los Angeles.
Quelle: Sony Music Media / Sony Classical)
Zu Anakins Thema:
Text 7
19
„Es war für mich eine besondere Herausforderung, die Musik einerseits gleich,
andererseits neu und anders zu gestalten. Anakins Erkennungsmelodie habe ich,
genauso wie George das Drehbuch, rückwärts geschrieben. Es ist in Wirklichkeit
Darth Vaders Musik, die ich einfach auseinandergenommen und anders wieder
zusammengesetzt habe. Wenn man genau hinhört, kann man die Intervalle aus
Darth Vaders 'Imperial March', der ja ein Teil der bösen imperialen Macht ist,
herausfiltern. Ich habe sie einfach in eine sehr niedliche und kindliche Melodie
verwandelt. (...) Jetzt hört man praktisch die Metamorphose von etwas, das mal auf
eine sehr unschuldige Art begonnen hat und dann in der uns bekannten Art
verhängnisvoll endet. Die Musik verwandelt sich wie der Junge in etwas Dunkleres
und Komplizierteres.“
(John Williams im Interview am 9.April 1999 in den Universal Studios, Los Angeles.
Quelle: Sony Music Media / Sony Classical)
Text 8
Das Thema „überträgt die emotionale Komplexität von Anakins Charakter; die
jugendliche Unschuld und Naivität genauso wie das 'Empordämmern' seiner dunklen
Zukunft.“
(http://www.filmtracks.com/titles/phantom_menace.htm, Übersetzung vom Verfasser)
Text 9
„Die Leistung eines Leitmotivs reduziert sich auf die eines musikalischen
Kammerdieners, der seinen Herrn mit bedeutsamer Miene vorstellt, während den
Prominenten ohnehin jeder erkennt.“
(Theodor W. Adorno / Hanns Eisler: Komposition für den Film (textkritische Ausgabe
von Eberhard Klemm), Leipzig 1977, S. 38)
„Ein Ende ist gar nicht abzusehen. So wäre es ein echter Fortschritt der Filmmusik,
eine in Dollars und Cent ausdrückbare Hollywoodidee, jedem Schauspieler sein
eigenes Reklamemotiv beizugeben, das in all seinen Filmen wiederkehrt, sooft er
sich blicken lässt.“
(ebenda, S. 100)
20
Zu „Duell of the Fates“:
Text 10
„Dieser Chorgesang, der etwas mit dem Schwertkampf zu tun hat und am Ende des
Films erscheint, ist das Ergebnis davon, dass ich dachte, etwas Rituelles, Mystisches
und Antikes könnte dort sehr effektiv sein. Ich hielt die Verwendung eines Chores an
dieser bestimmten Stelle für notwendig und richtig. Und um die Idee der
musikalischen Einfachheit ein bißchen weiterzuführen, hatte ich das Gefühl, dass
etwas Text für deren Umsetzung erforderlich sei. (...) Ich bat ein paar Freunde von
der Harvard Universität, die Geschichte zunächst ins Keltische zu übersetzen, dann
ins Griechische und schließlich in Sanskrit, einfach um nach guten Klängen für eine
Chor und passenden Vokalen zu suchen. (...) Sanskrit ist bei uns weniger bekannt
und hat einen wunderschönen Klang. Es ist eine wunderschöne Sprache. Ich habe
die wörtlich übersetzten Strophen verkürzt und entweder einzelne Worte oder Silben
oder Kombinationen aus beidem benutzt wie z.B. die Worte „gefürchteter Kampf“
und sie einfach wiederholt. Jeder kennt diesen Gedanken von dem „Halleluja“ Chorgesang, bei dem man 20 Minuten lang nur das Wort 'Halleluja' singt. Das
verleiht der Musik eine ganz besondere Atmosphäre.“
(John Williams im Interview am 9.April 1999 in den Universal Studios, Los Angeles.
Quelle: Sony Music Media / Sony Classical)
Text 11
„Die Beziehungen zwischen Filmmusik und Bildinhalten lassen sich in der Praxis auf
drei Typen festlegen:
 Paraphrasierung, d.h. der eindeutige Charakter der Musik stimmt mit den
eindeutigen Bildinhalten überein;
 Polarisierung, d.h. der eindeutige Charakter der Musik schiebt inhaltlich neutrale
oder doppeldeutige Bilder in die Richtung, die ihr Charakter vorgibt;
 Kontrapunktierung, d.h. der eindeutige Charakter der Musik widerspricht den
eindeutigen Bildinhalten.“
(Hansjörg Pauli: Filmmusik, in: Dahlhaus, C. (Hrsg.): Funk-Kolleg Musik. Band 2.
Frankfurt a.M. 1981. S. 360)
21
ARBEITSANREGUNGEN
Mit Hilfe der vorliegenden Materialien lassen sich u.a. folgende Aufgabenstellungen
bearbeiten:
 Zeige an den Aussagen von George Lucas in Arbeitstext 1 auf, welche Bedeutung
der Regisseur der Musik hier zuweist. Suche im „Soundtrack“ (CD) Beispiele
dafür, wie eine bestimmte Stimmung, ein bestimmtes Gefühl musikalisch
ausgedrückt wird. (Vergleich: Titel des jeweiligen Tracks auf der CD mit
Höreindruck). Achte bei der Filmrezeption darauf, ob es hier Stellen gibt, an denen
die Musik „Nuancen übermittel(t), die man nicht sehen kann.“
 Zeige an den Arbeitstexten 2 und 3 Gemeinsamkeiten in den Auffassungen
beider Autoren auf. Welche möglichen Konsequenzen könnten diese Aussagen
auf die Gestaltung von Anakins Thema haben? Lassen sich hier ggf. Aussagen
über das Menschenbild John Williams´ machen?
 Zeige an den Arbeitstexten 4, 5 und 6 auf, inwiefern die Filmmusik in der Tradition
der Musik in der Oper steht. Welche dramaturgischen Möglichkeiten bietet die
Verwendung von „Leitthemen“ über die in den Texten genannten hinaus? (
Hinweis zur Produktion: eigene Themen / Motive etc. für bestimmte Charaktere
finden lassen; musikalische Veränderung der dann gefundenen Musik zur
Veränderung des dramaturgischen Ausdrucks erproben lassen) Inwiefern lässt
sich an „Anakins Thema“ (NB 3) der Charakter wirklich „musikalisch erkennen“?
Zeige an Arbeitstext 5 mögliche Gemeinsamkeiten, aber auch mögliche
Unterschiede für die Rezeption von Oper und Film auf.
 Analysiere NB 3 („Anakins Thema“, Hörbeispiel 3). Zeige unter Verwendung der
Arbeitstexte 7 und 8 sowie von NB 4 („The Imperial March“) auf, inwieweit die
Aussagen über dieses Thema zutreffend sind.
 Nehme am Beispiel von „Anakins Thema“ (möglichst unter Nutzung der
Filmrezeption, d.h. des dramaturgischen Einsatzes) kritisch Stellung zu den in
Arbeitstext 8 abgedruckten Stellungnahmen von Adorno/Eisler.
 Analysiere NB 2 („Duel of the Fates“, Hörbeispiel 2). Zeige anhand von Arbeitstext
10 auf, inwieweit die hier getroffenen Aussagen über die musikalische Gestaltung
der Themen und v.a. die Gründe hierfür zutreffend sind.
 (Die folgende Aufgabe ist ein Vorgriff auf eine unterrichtliche Behandlung des
Filmes, wenn eine Videokopie im Handel sein wird.) Ordne die Musik der
Schwertkampfszene einer der drei von Pauli in Arbeitstext 10 angeführten
Funktionen zu. Überprüfe dabei ggf. noch einmal den Ausdruck dieser
Kampfszene ohne (!) Ton.
22
 Analysiere das Star Wars - Thema (NB1, Hörbeispiel 1). Welchen Charakter hätte
der Schluss des Filmes (Dominanz der abschließenden Filmmusik bei
Betrachtung lediglich der Abschlusscredits des Filmes) gehabt, wenn der Film mit
diesem Thema geendet hätte statt mit dem vollständigen „Anakin-Thema“?
Weitere Arbeitsmöglichkeiten:
 Aufzeigen syntaktischer Möglichkeiten der Filmmusik, v.a. der Gestaltung von
Sequenzübergängen35. ( Eine wirklich genaue Analyse wird hier jedoch erst
anhand der noch zu erwartenden Videokopie erfolgen können.)
 Vergleich mit der Musik der Folgen IV - VI (Schülerreferat als Gruppenarbeit)
(Texthinweis: „Die Herausforderung bestand für mich einerseits darin, eine Musik
zu schreiben, die genauso effektiv war wie die aus der ersten Trilogie, die aber
ebenso in klarer Verwandtschaft mit ihr steht, so dass sie sich insgesamt wie eine
natürliche Fortsetzung anhört.“ (John Williams im Interview am 9.April 1999 in den
Universal Studios, Los Angeles. Quelle: Sony Music Media / Sony Classical))
 Vergleich mit anderen Filmmusiken (etwa Leonard Bernsteins Musik zu „Die Faust
im Nacken“, 1954, die ebenfalls leitthematisch/leitmotivisch arbeitet, den
romantisch-symphonischen „Sound“ jedoch auf andere Art erweitert als John
Williams es tut (konkret u.a. durch Bezüge zum Jazz)36
 Ausweitung des Vergleiches Filmmusik/Oper
 bei Vorliegen der Videokopie: eigene musikalische Produktion bzw. Kompilation
(die Zusammenstellung bereits vorliegender Musikstücke) zu stummgeschalteten
Szenen von „Episode I“. Zu überprüfen wäre hier v.a. die Wirkung von
elektronisch erzeugter Musik.
23
Materialien
Noten:
 Music from Star Wars Episode I The Phantom Menace (By John Williams),
arranged for Easy Piano by Dan Coates. Warner Bros. Publications 1999; enthält
die Noten für Titel aus Star Wars („Main Theme“, „Duel of the Fates“, „Anakin´s
Theme“, „Jar Jar´s Introduction“, „The Flag Parade“, „Qui-Gon´s Funeral“, „Augie´s
Great Municipal Band“)
 The John Williams Songbook. Piano Solo. Columbia Pictures Publications 1983,
ISBN 0-89898-231-6 (enthält die Noten für verschiedene Titel aus der ersten Star
Wars-Trilogie: „Cantina Band“, „Main Theme“ und „Princess Leia´s Theme“ aus
dem ersten Teil, „The Imperial March (Darth Vader´s Theme)“, „May The Force Be
With You“ und „Yoda´s Theme“ aus „The Empire Strikes Back“ und „Ewok
Celebration“, „Lapti Nek (Jabba´s Palace Band)“ und „Luke And Leia“ aus „Return
Of The Jedi“)
CD:
Star Wars Episode I The Phantom Menace. Original Motion Picture Soundtrack.
Sony Music (enthält den überwiegenden Teil der Filmmusik, allerdings nicht in der
Reihenfolge, in der sie im Film gespielt wird)
24
Quellen
Literatur:
Behne, Klaus-Ernst (Hg.) (1987). film - musik - video oder Die Konkurrenz von Auge
und Ohr. Perspektiven zur Musikpädagogik und Musikwissenschaft. Band 12.
Regensburg
Faulstich, Werner (1980). Einführung in die Filmanalyse. Tübingen
Gorbman, Claudia (1987). Unheard Melodies. Narrative Film Music. London
Keller, Matthias (1996). Stars and Sounds. Filmmusik - Die dritte Kinodimension.
Kassel
Korte, Helmut / Faulstich, Werner (1988). Filmanalyse interdisziplinär. Beiträge zu
einem Symposium an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Zeitschrift
für Literaturwissenschaft und Linguistik. Beiheft 15. Göttingen
Korte, Helmut (Hg.) (²1987). Systematische Filmanalyse in der Praxis. Materialien
der Hochschule für Bildende Kunst Braunschweig
Kuchenbuch, Thomas (1978). Filmanalyse. Theorien Modelle Kritik. Köln
Maas, Georg / Schudack, Achim (1994). Musik und Film - Filmmusik. Informationen
und Modelle für die Unterrichtspraxis. Mainz
Monaco, James (1980). Film Verstehen. Reinbek bei Hamburg
la Motte-Haber, Helga / Emons, Hans (1980). Filmmusik. Eine systematische
Beschreibung. München
Palmer, Christopher ( 1990). The Composer in Hollwood. London
Pauli, Hansjörg (1978). Filmmusik, in: Dahlhaus, C. (Hrsg.): Funk-Kolleg Musik. Band
2. Frankfurt a.M. 1981
Schmidt, Hans-Christian (1982). Filmmusik (Musik aktuell. Analysen, Beispiele,
Kommentare). Kassel
Schneider, Norbert Jürgen (1997). Komponieren für Film und Fernsehen. Ein
Handbuch (Studienbuch Musik) Mainz
Schudack, Achim (1995). Filmmusik in der Schule - Studien zu Kazan/Bernsteins „On
the Waterfront“. Ein Beispiel interdisziplinärer Filmanalyse und integrativen
Musikunterrichts. Augsburg
Thiel, Wolfgang (1981). Filmmusik in Geschichte und Gegenwart. Berlin (Ost)
Anmerkungen:
1
Film Review 1999, Summer Preview Special, S.80
Jörg Lau: Wiedersehen mit „Star Wars“. Eine Zeitreise mit doppelter Lichtgeschwindigkeit in die
siebziger Jahre, DIE ZEIT 1997 Nr. 14 (Online im Internet: URL: http//www.archiv.zeit.de/zeitarchiv/daten/pages/sterne.txt.19970328.html (Stand 9/1999))
3 Giesen, Rolf (1983). Der Phantastische Film. Ebersberg
4 im Interview mit Total Film, September 1997, Issue 8, pg. 74-79, (Online im Internet: URL:
http://www.classicalrecordings.com/johnwilliams/totalfilm.htm (Stand 9/1999))
5 George Lucas, nach Giesen 1983, 158
6 Henderson, Mary (1998). Magie und Mythos. Die phantastischen Welten des George Lucas und ihre
Ursprünge. (Begleitbuch zur Star Wars: The Magic of Myth - Ausstellung im Nationalen Luft- und
Raumfahrtmuseum der Smithonian Institution in Washington, D.C., amerikanische Erstveröffentlichung
1997) Köln
2
25
7
Burkert, Walter (1979). Structure and History in Greek Mythology and Ritual. Berkeley (California) ,
zitiert nach Henderson 1998
8 Campbell, Joseph / Moyers, Bill (1994). Die Kraft der Mythen. Zürich und München, hier zitiert nach
Henderson 1998
9 Lucas, George (1985). Star Wars: Krieg der Sterne. München , zitiert nach Henderson 1998
10 Interview mit George Lucas vom 27.September 1996, zitiert nach Henderson 1998
11 Eric Stahl, in: CINEMA 8/99, S.48/51
12 Roland Huschke, in: CINEMA 8/99, S.45/46
13 zitiert nach: Film Review 1999, Summer Preview Special, p. 80
14 Fuchs, Wolfang J. (1999). Event im Weltraum. Star Wars: Episode I - Die dunkle Bedrohung
(Episode I - The Phantom Menace), in: medien + erziehung 43.Jahrgang / Nr. 4, S.237 - 240
15 Klöckner, Saskia (1999). Star Wars: Episode I - Die dunkle Bedrohung, in: Star Vision, Ausgabe 1,
S. 14 - 22
16 nach: Bouzerau, Laurent / Duncan, Jody (1999). Star Wars: The Making of Episode I - Die Dunkle
Bedrohung, Nürnberg 1999
17 In ihren filmmusikfunktionalen Vorzügen immer noch treffend zusammengefasst durch HansChristian Schmidt, in: Schmidt, Hans-Christian (1982). Filmmusik (Musik aktuell. Analysen, Beispiele,
Kommentare). Kassel, S.62.
18 im Interview vom 9.April 1999 in den Universal Studios Los Angeles (hier nach: Materialien Sony
Music Media / Sony Classical 1999, o.O.)
19 Als Indiz für diese Populärität sei hier nur die Anmerkung des renommierten deutschen
Filmkomponisten und Autors Norbert Jürgen Schneider erwähnt, mit der Verwendung bekannter
Versatzstücke, („also „Komponieren „a la Weißer Hai“, „a la Star wars“) würde man eine „Aura des
Renommierten und Großartigen“ entlehnen (Schneider, Norbert Jürgen (1997). Komponieren für Film
und Fernsehen. Ein Handbuch. Mainz, S.53).
20 im Interview vom 9.April 1999 in den Universal Studios Los Angeles (hier nach: Materialien Sony
Music Media / Sony Classical 1999, o.O.)
Williams´ Aussagen berühren hierbei ein allgemeines Problem bei der Komposition von Filmmusik als
nicht-autonomer Kunst, das ein so prinzipiell offener „Grenzgänger“ wie Leonard Bernstein
(einschließlich seines Lösungsvorschlages) wie folgt zusammengefasst hat: „The very nature of film
music is fragmentary, almost by definition. There are exeptions, of course, such as music for films
which are pageant-like, or short on dialogue and long on visual terms (...) I decided to write the score
hoping to compensate for the necessarily fragmentary quality of the music by strong thematic
integration.“ (ON THE WATERFRONT Symphonic Suite from the Film. Program Note by Leonard
Bernstein, abgedruckt in: Gottlieb, Jack (1964). The Music of Leonard Bernstein: A Study of Melodic
Manipulations, (unveröffentl. Dissertation) University of Illinois, S.232)
21 ebenda
22 Aussage von George Lucas nach: Film Review 1999, Summer Preview Special, S.81
23 George Lucas, ebenda
24 im Interview vom 9.April 1999 in den Universal Studios Los Angeles (Quelle: Sony Music Media /
Sony Classical.1999 o.O.)
25 For Total Film, September 1997 Issue 8, pg. 74-79 (Online im Internet: URL:
http://www.classicalrecordings.com/johnwilliams.totalfilm.htm (Stand 9/1999)
26 Klaus-Ernst Behne spricht ja - wenn er es auch später einschränkt - von einem komplementären,
einem „Nullsummenspiel“ vergleichbaren Verhältnis der Wahrnehmung der visuellen und der auditiven
Schicht. Eine reizarme visuelle Schicht ermöglicht daher eine umso bewusstere Wahrnehmung der
auditiven, hier musikalischen Schicht. (Behne, Klaus-Ernst (1987). Zur besonderen Situation des
filmischen Erlebens. film - musik - video, hg. von K.-E. Behne, Regensburg, S. 7 - 12, hier: S.9
27 Richard Dyer, Globe Staff, 28.3.99 (Online im Internet: URL:
http://www.classicalrecordings.com/johnwilliams.tpm-session.htm (Stand 9/1999)
28 Thiel, Wolfgang (1981). Filmmusik in Geschichte und Gegenwart. Berlin (Ost)
29 im Interview vom 9.April 1999 in den Universal Studios Los Angeles (Quelle: Sony Music Media /
Sony Classical 1999, o.O.)
30 Diese Klassifizierung wurde v.a. von de la Motte-Haber / Emons in die Diskussion eingebracht und
entsprechend ausgeführt (de la Motte-Haber / Emons 1980, 191 ff.)
31 Über die eingeschränkten Freiheiten des Filmkomponisten berichtet Williams im Interview: „Movie
composers have the problem of capturing an audience´s attention with music. Not that our ultimate
goal is to have them listen to the score. It´d be too counter-productive. Movie music is often banal and
simplistic, mostly because it has to be, as we don´t have the listener´s attention, and if we expect to
have it we´ll write a bad film score - that´s the novice´s great mistake.“ (For Total Film, September
26
1997,
Issue
8,
pg.
74
79
(Online
im
Internet:
URL:
http://www.classicalrecordings.com/johnwilliams/totalfilm.htm (Stand 9/1999))
32 Georg Maas, in: Maas, Georg / Schudack, Achim (1994). Musik und Film - Filmmusik. Informationen
und Modelle für die Unterrichtspraxis. Mainz, S.30 ff.; Norbert Jürgen Schneider, in: Schneider 1999,
S.67. Eine ausführliche Darstellung filmmusikalischer Funktionen erfolgt auch in: Schudack 1995, S.
37 ff.
33 George Lucas, nach: Das offizielle Souvenir - Magazin: Star Wars Episode I, Die dunkle Bedrohung
(OZ Verlag Rheinfelden)
34 Schudack, Achim (1998). Umgang mit einer Kultband. „Rammstein“ als Grenzfall der
Popmusikdidaktik. Musik & Bildung Heft 4 (Juli / August) (Themenheft „Jugend Kult Kultur“), S.28 - 32
35 Bei einer Projektionsgeschwindigkeit von 25 Bildern pro Sekunde ist das einzelne Filmbild weder bei
der Betrachtung noch bei der Analyse eines Filmes ein relevanter Wert. Als kleinste filmisch relevante
Einheit gilt daher die „Einstellung“, die sich u.a. durch unterschiedliche Größen (Großaufnahme, Totale
etc.) und Dauern unterscheiden. Durch Verbindung der Einstellungen ergeben sich Sequenzen (etwas
unklar definiert durch thematischen Wechsel bzw. Wechsel des Ortes oder der handelnden Personen),
die sich dann zum endgültigen Film zusammensetzen. (Lesenswerte Einführungen in Filmsprache und
Filmanalyse bieten neben dem oben erwähnten Buch Thomas Kuchenbuchs etwa: Korte, Helmut (Hg.)
(1987). Systematische Filmanayse in der Praxis. Braunschweig, Monaco, James (1980). Film
Verstehen, Reinbek bei Hamburg. Eine Zusammenfassung und Übertragung auf ein Modell
interdisziplinärer Filmanalyse einschließlich (!) der Musik wurde vorgenommen in der schon
angeführten Arbeit von: Schudack, Augsburg 1995.
36 Neben der oben angeführten exemplarischen Analyse hat der Verfasser ein Modell unterrichtlicher
Behandlung dieser Musik auch ausgeführt in: Maas / Schudack (1994)
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