Merkblatt zur Dramenanalyse

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HEINRICH VON KLEIST: Prinz Friedrich von Homburg
Lk12
(Lenk)
Merkblatt
Dramenanalyse
Das Aufbauprinzip der Analyse:
Kurze Einleitung mit Verfasser, Titel, Erscheinungsjahr, ggf. Uraufführung und vor allem
Themenangabe
Die einleitenden Informationen sollen knapp gehalten werden. Das muss aber nicht zwangsläufig
bedeuten, alle Informationen in einen einzigen Einleitungssatz zu zwängen. Man läuft dadurch
Gefahr, gleich zu Beginn einen monotonen Schreibstil einzuschlagen, der sich verselbständigt und
das Schreib-, aber auch das Lesevergnügen nicht gerade fördert.
Situativer Kontext:
Stellung der Szene/ des Textauszugs im Handlungsverlauf des Gesamtdramas (Vorstellung
der Gesprächsparten (Haupt-, Nebenfiguren; Mit-, Gegenspieler), Entwicklungsstand der
Handlung, Anlass für das Gespräch etc.)
Aufbau der Szene/ des Textauszugs:
Angaben zu strukturellen Besonderheiten der Szene/n: z.B. Auf-, Abtritte, Raumsymbolik,
Nebenhandlungen etc.
Inhaltsangabe
Inhaltliche Gliederung des Gesprächs (kurze Inhaltsangabe)
Deutungshypothese
Im ersten Schritt wird das so genannte Vorverständnis formuliert. Beim ersten Lesen des Textes
nimmt man nicht den vollen Gehalt des Stückes wahr, erkennt auch nicht alle wesentlichen
Einzelheiten, gewinnt aber einen vorläufigen Eindruck. Man hat eine Anmutung beim Lesen des
Textes. Daraus entwickelt sich später mit Hilfe der Textanalyse Erkenntnis. Über die Anmutung
wird das Vorverständnis des Textes formuliert, in das erste Vermutungen über Sinn und Deutung
mit einfließen. Daraus entwickelt sich eine Deutungshypothese, die quasi als Frage an den Text
gerichtet wird. Es können auch mehrere Hypothesen aufgestellt werden, die anhand der Analyse
zu überprüfen sind. Die Hypothesen sollen nach der Textanalyse sowohl verifiziert als auch
falsifiziert, also als richtig oder falsch erwiesen werden.
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Hauptteil
(aspektorientierte Vorgehensweise! nach inhaltlichen Aspekten, Themen, Problemen, etc.)
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Gesprächstypus des Dialogs (z.B. Streitgespräch, Verhör, Liebesdialog,..)
Gesprächsbeteiligung
Anteil der verbalen und nonverbalen Sprechakte der einzelnen Figuren
Störungen, Unterbrechungen, Wendepunkte
Verhalten der Figuren im Einzelnen und in der kommunikativen Situation mit anderen
Kommunikativer Bezug (das Eingehen aus einander/ Vorbeireden); Differenz zwischen Gesagten
und Gemeinten, Abweichung oder Authentizität von Inhalts- und Beziehungsaspekt der Sprechakte
(Bühler/ Watzlawick)
Motivation der Figuren und deren Begründung in Charakter und/oder Situation
Gefühle, Charaktereigenschaften, Beziehung der Gesprächspartner zueinander (auch
Regieanweisungen beachten)
Widerspiegelung dessen in der Sprache (Sprachanalyse zur Unterstützung der Analyseergebnisse;
Sprachebene der Figuren: Hochsprache, Dialekt, Soziolekt, rhetorische Figuren etc.)
HEINRICH VON KLEIST: Prinz Friedrich von Homburg
Lk12
(Lenk)
Die detaillierte Analyse des Textauszugs bildet sicherlich den Kern der Interpretation. Dabei ist
jedoch unbedingt darauf zu achten, dass die genannten Aspekte nicht alle mit gleicher
Gewichtung behandelt werden müssen. Das kann sogar soweit gehen, dass bei der schriftlichen
Darlegung auf einzelne, für das Verstehensinteresse belanglose Aspekte gar nicht eingegangen
wird. Ebenso ist festzuhalten, dass es sich bei den genannten Aspekten nicht um einen Katalog
von zu analysierenden Kriterien handelt, die nacheinander in der schriftlichen Analyse dargelegt
werden. Vielmehr besteht eine wesentliche Leistung darin, die einzelnen Punkte unter dem
leitenden Verstehensaspekt miteinander in der Darstellung zu verzahnen.
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Schluss/ Gesprächsauswertung
Zusammenfassende Darstellung der wesentlichen Ereignisse
Rückbezug zur Deutungshypothese
Bedeutung für das Verständnis des Aktes und den Verlauf des dramatischen Konflikts
Bedeutung für das Verständnis des Dramas
Wirkung auf den Zuschauer
Die Deutung ist mehr als die wiederholende Zusammenfassung der einzelnen Analyseergebnisse,
sondern führt diese auf eine höhere Erkenntnis- und Abstraktionsstufe. Sicherlich ist es zu
diesem Zweck sinnvoll, sich vor der Niederschrift dieses letzen Interpretationsteils die bisherigen
Ausführungen noch einmal durchzulesen, um sich die einzelnen Aspekte noch einmal zu
vergegenwärtigen. Auf der Ebene der Deutung findet erst die eigentliche Beantwortung der in
der Aufgabenstellung formulierten und das Erkenntnisinteresse der gesamten Arbeit leitenden
Fragestellung statt. Bei allgemeiner, unspezifizierter Formulierung ist es sicherlich sinnvoll, auf
den besonderen inhaltlichen, thematischen, ggf. auch formalen Stellenwert des analysierten
Textauszuges für das Drama einzugehen und damit die Funktion der Szene genau zu bestimmen.
Achtung!
Auf korrektes Zitieren (Wortlaut, Einpassen des Zitats in die eigene Syntax, Zeilen- oder
Seitenbeleg) sollte geachtet werden.
Mit Textbelegen erhöht man die Anschaulichkeit der Analyse, diese sollten sinnvoll und
nachvollziehbar eingesetzt werden.
Die im Unterricht erarbeiteten Fachbegriffe sollen in der Szenenanalyse angemessen
verwendet werden.
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