SEITE 1 INHALT In meiner Arbeit beschäftige ich mich mit dem 16 seitigen Skript aus Andreas Mohrs Vortrag beim „Tag der Kinderstimme“, den er an der Pädagogischen Akademie der Diözese Linz/Donau am 6. Jän. 24 gehalten hat. Ich möchte versuchen die wichtigsten Aspekte und Inhalte zusammenzufassen und auf einige mir prägnant vorkommende Aussagen Stellung zu nehmen. Andreas Mohr gliedert sein Skript „Kinderlieder in Liederbüchern – Förderung oder Gefährdung der Stimme?“ mit dem Untertitel „Gedanken zu einem Kriterienkatalog für die stimmliche Eignung von Kinderliedern“ in 4 Hauptkapitel: 1. 2. 3. 4. Tonumfang der Kinderstimme Singen-Lernen Gestalt von Kinderliedern Zusammenfassung In seinem Vorwort prangert er den desolaten Zustand in dem sich die Stimmen unserer Kinder befinden an und stellt dies in Zusammenhang mit den heutigen „Kinderliedern“, die seiner Meinung nach sehr an Qualität verloren haben. 2 EIGENE ANMERKUNGEN In seinem ersten Hauptkapitel beschäftigt sich der Autor mit dem Tonumfang der Kinderstimme und gibt im ersten Unterpunkt „Gesamtumfang und „Gute Lage“ einen generellen Überblick darüber wie die Kinderstimme beschaffen ist. Der Gesamt-umfang der Kinderstimme beträgt etwa 4 Oktaven. Dieser ist durch richtige Übung erweiterbar. Dabei beobachtet man die Entwicklung, dass nach oben mehr Zuwachs stattfindet als nach unten. Dies begründet sich dadurch, dass man bei höheren Tönen eine trainiertere Haltekraft der Muskulatur benötigt, bei tieferen Tönen herrscht Entspannung und Lockerheit. Laut Paul Nitsche bleibt der Gesamtumfang im Laufe der Jahre relativ konstant. „Die Gute Lage“ (Okatave f1 bis f2) wird als gesunde Kinderstimme definiert. Zur besseren Veranschauli- Meiner Meinung nach befinden sich unsere Kinder nicht in einem so desolaten Singzustand wie es der Autor dar-stellt. Ich kenne viele Kinder die mit Freude und Begeisterung singen. Ihnen ist dabei nicht das richtig singen wichtig, sondern ein-fach das Lustig sein. Anna Winklmayr 1Vb Nov. 2005 chung ist eine Grafik in der „Gesamtumfang“, „Singumfang“, „Geübte Stimme“ und „Gute Lage“ als Diagramm dargestellt werden, beigefügt. 3 Im nächsten Unterpunkt „Registerstruktur“ beschreibt der Autor die verschiedenen Registerarten. Register nennt man die Masseeinstellungen der Stimmlippen. Diese können laute oder leise – harte oder weiche Töne erzeugen. Man teilt die Register nach der unterschiedlichen Schwingung der Stimmlippen in 4 Register ein: 1. Brustregister (Bruststimme, Vollstimme) Hierbei entsteht durch Schwingung der gesamten Muskulatur der Stimmlippen ein lauter, oft rauer, harter Kang. 2. Kopfregister (Kopfstimme, Randstimme) Es kommt nur zur Schwingung der Ränder der Stimmlippen. So entsteht ein weicher, leiser Klang 3. Mittelregister (Mittelstimme) Dieser entsteht wenn nicht die ganze Masse der Stimmlippenmuskulatur aber auch nicht nur die Ränder schwingen. Es ist ein heller, metallischer Klang mittlerer Lautstärke. 4. Pfeifregister (Pfeifstimme) Dieser hohe, starre, durchdringende Klang entsteht nicht durch Schwingung der Stimmlippen. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich in diesem Gebiet nicht bewandert bin. Die beschriebenen Inhalte über die Stimmlage der Kinder höre ich zum ersten Mal. Ich bin aber trotzdem der Meinung, dass es besser ist Kinder frei singen zu lassen. Sie sollen ein Lied singen weil es ihnen gefällt, nicht weil es singstimmlich korrekt ist. Ich glaube auch, man kann damit viel an der Singfreude der Kinder zerstören. BeiIm nächsten Unterpunkt beschreibt der Autor des zu verbinden wädie „Reichweite der Register“. Kopf und Mittel- re toll. register stehen der gesamte physiologische Stimmumfang zur Verfügung. Der Brustregister weist hingegen deutliche Grenzen auf. Kinder ist es leider möglich diese Grenzen mit Gewalt und erhöhtem Pressdruck des Atems zu übergehen. Als Folgeerscheinung nennt der Autor, kann es zu irreparablen Schäden an den Stimmlippen kommen. Die Reichweite der Register wird mit einer Grafik veranschau-licht. 4 Im zweiten Hauptkapitel „Singen – Lernen“ beschäftigt sich der Autor mit der Eroberung an Stimmumfang und dem Umgang mit der Stimme. Die Rolle des Erwachsenen, Eltern oder Erzieher spielt hierbei eine große Rolle. Anna Winklmayr 1Vb Nov. 2005 Im ersten Unterpunkt geht der Verfasser auf die Rolle der Medien und/als Vorbilder ein. Er schreibt, dass Kinder generell den Drang zum Singen haben. Dieser werde aber leider vom Elternhaus kaum mehr gefördert. Erziehung zum Singen ist sehr wichtig. Medien wie Kassettenrekorder und MP3-Player ersetzen nicht das Singen mit Mutter und Vater. Die Problematik mit elektronisch konsumierter Musik ist vor allem, die Tatsache, dass die Mitsinglage zu tief für die Kinderstimme ist. 5 Ich denke auch, dass Erwachsene hierbei eine große Rolle spielen. Es ist wichtig, dass sie mit den KinIm nächsten Unterpunkt „Singen in Kinder- dern singen und garten und Grundschule“ prangert der Autor schöne und lustige an, dass in Kindergärten und Volksschulen viel Lieder wählen. zu wenig gesungen werde und wenn überhaupt dann zu tief. Dies sei die Folge von Bequemlichkeit der Erzieher/innen und das fehlende Repertoire von geeigneten Kinderliedern. Er gibt hier 4 Richtsätze zur Verbesserung: 1. Nachahmung ermöglichen Die Erzieherin muss mit eigener Stimme so vorsingen, dass die Kinder zur Nach-ahmung fähig sind. 2. Musik nicht vergessen In diesem Punkt muss Der Autor meint, dass die Melodie zu wenig ich dem Autor widerwichtig genommen wird, denn in der Regel sprechen. Meiner wird den Kinder zuerst der Text und anschlie- Meinung nach wird ßend die neue Melodie gelernt. sehr viel mit den Kin3. Kinder in der „Guten Lage“ singen lassen dern gesungen und Man darf die Kinder nicht in die eigene tiefe musiziert. Ich denke Lage zwingen. Dabei hilft es Instrumente ein- auch, dass die Kinzusetzen. Ein Tiefes für mich selbst und ein dergärtner/innen und hohes für die Kinder. Als Beispiel werden Lehrer/innen sehr anStabspiele genannt. Außerdem sei eine ge- gegiert sind neue sunde, funktio-nierende Singstimme unab- und lustige Lieder zu dingbare Voraussetzung für das Ergreifen finden. Ausnahmen des Be-rufes der Erzieherin. gibt es sicher auch, 4. Begleitinstrumente sorgfältig aussuchen aber ich denke im Der Autor beschreibt Blockflöte, Orgel, großen und ganzen Streichinstrumente und weiche Stabspiele machen unsere Erals ideale Begleiter weil sie der Kinderstimme zieher einen guten ähneln. Job. Als nur bedingt geeignet nennt er Gitarre und Klavier. Völlig ungeeignet sind Blechblasinstrumente und laute, metallische Stabspiele. Anna Winklmayr 1Vb Nov. 2005 Das beste Begleitinstrument ist und bleibe aber die menschliche Stimme. Als Gründe hierfür nennt er die lebendige Kommunikation und beschreibt das Miteinandersingen als seelischen Aus-druck geistiger Nähe. Dies kann vom Computer oder von der Lautsprecher-stimme nie ersetzt werden. Anschließend geht der Autor auch auf die Problematik in Grundschulen ein. Man finde ein ähnliches Bild wie im Kindergarten vor. Die Defizite die sich die Kinder durch versäumtes Singen im Kindergarten angeeignet haben sind nur schwer aufzuholen. Hierzu meint der Autor, es sei am besten jede Unterrichts-stunde mit den Kindern zu singen, um die Freude am Singen und das Vertrauen in die eigene Stimme zu fördern. Im 3. Hauptkapitel „Gestalt von Kinderliedern“ geht der Autor auf die Auswahl und den Einsatz von Kinderliedern ein. 6 7 Im 1. Unterpunkt in dem er sich mit dem „Tonumfang“ auseinandersetzt schreibt der Autor, dass man die Auswahl der Kinderlieder sorgfältig treffen sollte. Diese sollten grundsätzlich als Stimmlage die „gute Lage“ haben. Durch Notierung zu tiefer Lieder verkrampfen sich die Kinder beim Mitsingen und singen sich in die Bruststimmlage fest. Länger andauerndes Festhalten am Singen in der Sprech-stimmlage ist sehr schlecht. Im nächsten Unterpunkt beschäftigt sich der Autor mit der „Singlage“. Als erstes beschreibt er die tiefe Singlage. Diese befinde sich in der unteren Hälfte der eingestrichenen Oktave oder im oberen Bereich der kleinen Oktave. Diese Singlage fördert das ungehinderte ein-setzen des Brustregisters. Durch weiches und leises Singen können solche Lieder verbessert werden. Als Beispiel führt er ein Lied von Fredrik Ich denke diesen Vahle an. Punkt zu erfüllen ist nicht immer leicht. Anschließend geht er auf die höhere Singla- Vor allem wenn KinAnna Winklmayr 1Vb Nov. 2005 ge ein. Es handelt sich um Melodien die sich der Lieblingslieder in der oberen Hälfte der einge-strichenen haben, die Stimmlich Oktave befinden. Sie sind gut für Kinder, da nicht korrekt sind. sie ein lockeres Benützen der Stimme ermöglichen. Als nächstes beschäftigt sich der Autor mit der Melodiestruktur. Diese teilt er in 3 Arten ein: 8 1. Von oben Diese Tonbewegungen bewirken in der Muskulatur eine Abnahme der Kontraktionsspannung. Dies fördert schlankes, weiches und randschwingungsbetontes Singen. Es kann aber auch zu haltloser Tonproduktion mit zu tiefen Tönen und verluftetem Singen führen. Als Beispiel führt er ein Lied von John Hilton an. 2. Von unten Hiebei nehmen alle Muskelspannungen zu. Positiv: Es hilft höhere Lagen zu erreichen Negativ: Es führt zu Verspannung und Pressen beim Ansingen höherer Töne und zu Bruststimmigkeit. Als Beispiel wird hier ein Lied von Paul Ernst Ruppel genannt. 9 3. Sprünge Um ein Entgleisen der Stimme zu verhindern, soll während des Sprungs möglichst viele Einstellungen der Stimme beibehalten wer-den können. Dies ist der Fall wenn Sprünge logisch in Melodie und Text eingebaut sind. Der Autor gibt folgende Vorschläge mit je einem musikalischen Beispiel: a) Kontinuierlich größer werdende Sprünge b) Wandernde Oktaven (latente Zweistimmigkeit) c) Gleiche Bedingungen bei Start und Ziel Im nächsten Unterpunkt beschäftigt sich Andreas Mohr mit der „Tonart“. Hier fällt auf, dass die meisten Kinderlieder bevorzugt in C-Dur notiert sind. Sie sind dadurch Anna Winklmayr 1Vb Nov. 2005 leichter mit der Gitarre zu be-gleiten. Dies ist aber ein grundlegender Fehler, denn das einzig entscheidende darf nur die richtige Singlage sein. Der Autor führt 4 Fehlerbeispiele an: 1. In zu tiefer Lage notiert Diese Lieder verleiten zum Singen mit Bruststimme. In F- Dur würde das ange-führte Lied (Text: Janosch, Musik: John O’Brien-Docker) ein lockeres Singen er-möglichen. 2. In zu hoher Lage notiert Es verleitet zum Pressen und Schreien Als Beispiel wird ein Lied von Dieter Süverkrüp und V. Enxing angeführt. 10 3. Instrumentbezogene Notation Kinderlieder werden oft in eine zu tiefe Tonlage notiert, damit man sie besser mit der Gitarre begleiten kann. Ein gutes Beispiel ist hierzu das Kinderlied „Aram sam sam“, dass in D-Dur die Kinder zum Brustsingen verleitet. Spielt man das Lied in F-Dur und G-Dur ist dies nicht der Fall. 4. Erwachsenenbezogene Notation Nicht die Kinder sollen sich in die Singlage der Erwachsenen pressen lassen, sondern umgekehrt! 11 Seinen nächsten Unterpunkt bezeichnet der Autor als „Phonetische Gestalt und Textaussage“. Hierzu schreibt er, dass neue Kinderlieder Slangausdrücke die sich an der heutigen Kinder- und Jugendsprache orientieren, beinhalten. Dies sei äußert unglücklich. Da eine vokalreiche Stimme eher stimmfördernd sei. Im Punkt „Stimmklang durch Vokale“ beschreibt er die Nützlichkeit von Vokal-reihungen und Klangsilben. Vokalreihungen die in Liedern gehäuft oder gemäß ihrer Verwandtschaftsbeziehungen nach dem Vokaldreieck auftauchen, trainieren die Mundraumweite (vor allem bei a Anna Winklmayr 1Vb Nov. 2005 12 und o). Klangsilben wie summ, summ....sind in vielen Kinderliedern enthalten. Sie sind nützlich, vor allem im Zusammenhang mit m, n oder ng. Als nächsten Unterpunkt nimmt sich der Autor das „Artikulationstraining durch Konsonanten“ als Thema. Er weißt darauf hin, dass das Trainieren der Sprechwerkzeuge in den ersten Lebensjahren eine wichtige Aufgabe beim Singenlernen sei. Er gibt hierzu 2 Beispiele zur Förderung des Singens: 13 1. Alliterationen Ständig wiederkehrende Laute bringen die Stimme nach vorne oben und präzisieren die Unterkiefer/Lippen-bewegungen. 2. Zungenbrecher Im letzten Unterpunkt „Einheit von Text und Musik“ bezeichnet er bestehenden Liedern neue Texte zu geben als Unart, die leider immer häufiger vorkomme. Text und Lied seien eine Einheit, die perfekt auf einander abgestimmt sei. Das Aufwachsen mit den alten uns allen bekannten Volksliedern sei eine wichtige Bildung von Geist und Seele. Auch das übersetzen der Texte in andere Sprachen soll für die Kinder nicht förderlich sein. Dies führe zu einem erheblichen Identitätsverlust. 14 15 Im Schlusskapitel, der „Zusammenfassung“ beantwortet Andreas Mohr die im Eingang gestellten Fragen. Kinderlieder seien unter Erfüllung einiger Vorraussetzungen förderlich für die Stimme. Diese seien wie folgt: Passender Liederumfang Melodien sind logisch und sinnvoll Text ist klangvoll, und trainiert die Sprechwerkzeuge Lieder werden in richtiger Tonart gesungen Inhalte passen zur Melodie und Altersgruppe Anna Winklmayr 1Vb Nov. 2005 Die sorgfältige Auswahl der Lieder ist sehr wichtig! Abschließend wiederholt er die Bedeut-samkeit des Singens in der Gruppe und in der Familie. Dies sollte so oft wie möglich stattfinden. 16 Einerseits stimme ich hier dem Autor zu, andererseits denke ich ist diese „Unart“ nicht als allzu schlimm anzusehen. Man könnte ja als Kompromiss beide Versionen des Liedes singen. Zusammenfassend, denke ich stimme ich in vielen Punkten mit dem Autor überein. Eltern und Erzieher spielen eine große Rolle in der Stimmentwicklung der Kinder und dessen sollen sie sich auf jeden Fall bewusst sein. Ich bin kein Experte auf diesem Gebiet, aber mir erscheinen manche Regeln und Ratschläge als zu übertrieben. Solange die Kinder gerne singen und Spaß haben, denke ich nicht, dass man so viel falsch gemacht hat. Anna Winklmayr 1Vb Nov. 2005