Zusammenfassung S 1-5

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Zusammenfassung S 1 - 5
Kinder im Mittelalter: keine Erwachsene
Aries vermutet im Mittelalter die „Methamorphose“ während Kindheit und Jugend nicht so
„augenfällig“ wie heute. Künstler des Mittelalters in Körperproportionen und Kopfform keine
Unterscheidung zwischen Kind Und Erwachsenen gemacht: Kopf ist relativ zur Körpergröße
zu klein, Gesicht im Verhältnis zum Hirnschädel zu groß. Aries meint keine Idee der Kindheit
und Jugend als besondere Lebensspanne im Mittelalter gegeben hat.
Auch noch im 17 Jhd. Keine Trivialität, wenn Pädagoge Johann Amos Comnenius
kindgemäßen Unterricht verlangt; jedem Alter das zu tun zu geben, wozu es geeignet ist, dann
ganzes Leben bald von dem erfüllt, was wir lernen, tun und ins Werk setzen wollen
John Locke fordert empirische Studien über Kinder und Jugendliche und postulierte Kinder
nicht als kleine Erwachsene anzusehen
Jean-Jacque Rousseaus Naturphilosophie der Entwicklung
Mitte 18 Jhd. erster Höhepunkt. Jean-Jacque Rousseaus schrieb 1762 seinen Erziehungsroman
„Emile“ und beeinflusste Pädagogen wie Johann Heinrich Pestalozzi, Friedrich Fröbel und
Maria Montessori. Menschliche Entwicklung laut Jean-Jacque als programmierte Folge von 4
Stufen:
1)Ausbildung der Körpers ( 1-3 Lebensjahr )
2)Ausbildung der Sinnestätigkeiten ( 4-12 Lj)
3)Ausbildung von Verstand und Urteil ( 13-15 Lj)
4)Ausbildung des Gefühlslebens und der Sittlichkeit ( ab 16 Lj )
Bis zum 4. Stadium noch vormoralisches Wesen; unfähig zu Sozialbeziehungen. Jede Stufe
eine charakteristische Erscheinung mit spezifischen Interessen und Fähigkeiten. Rousseau
plädiert für vertrauen in natürliche Reifung des Menschen. Erziehung darauf beschränken,
gewisse Lernangebote zu machen, die aufgenommen werden, wenn entsprechender
Reifungszustand erreicht ist. Autoritärer Erziehungsstiel schadet der natürlichen Entfaltung.
Entwicklungspsychologie auf empirischen Grundlagen
Ende 18 Jhd. Forderung nach einer empirischen Psychologie. Johann Nikolas Tetens schrieb
„Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwicklung“. Dietrich
Tiedemann 1787 als erster „Beobachtungen über die Entwicklung der Seelenhaftigkeit bei
Kindern“. Moralisierend – pädagogische Anliegen mit empirischer Beobachtung vermischt,
typisch für vorwissenschaftliche Überzeugungswissen.
Anfänge einer wissenschaftlichen Entwicklungspychologie
Mitte 19 Jhd. entscheidende Anstöße. Der Entwicklungsgedanke nicht nur in der Biologie,
sondern in Geschichts- und Sozialwissenschaften
Karl Marx und Herbert Spencer
Karl Marx: Geschichte als gesetzmäßige Entwicklung über Klassenkampf zur Aufhebung der
Klassen und Entfremdung von Produktionsmittel und Produkt.
Herbert Spencer: Bild der Welt in dem Gesetze der Entwicklung sichtbar werden z.B.
Evolution der Arten. Entwicklung teils als Integration zum Ganzen teil als Differenzierung
innerhalb der Integration verstanden.
Charles Darwin
Charles Darwin: Seine Werke gaben der vergleichenden Entwicklungspsychologie mächtigen
Impuls. 1877 biographische Aufzeichnung über Entwicklung seines ersten Kindes
veröffentlicht. Wollte Infos über Natur des Menschen bevor von Erziehungseinflüsse
überdeckt sind.
Kindertagebücher
Wilhem Preyer veröffentlichte 1882 „die Seele des Kindes“
Ernst und Gertrud Scupin , Clara und William Stern und Jean Piaget lieferten durch
Beobachtungen der eigenen Kinder wichtige Erkenntnisse für die Entwicklungspsychologie.
Vergleichende Kinderpsychologie
Ernst Häckel hatte 1886 das „biogenetische Grundgesetz“ postuliert, wo Keimentwicklung
Rekapitulation des Stammesgeschichte sei. Stanley Hall entfarf 1904 eine „psychogenetische
Rekapitulationstheorie“ menschlicher Individualentwicklung. Wiederholungen der kulturellen
und biologischen Geschichte der Menschheit . Karl Büchler und William Stern ebenfalls wie
Hall. Heinz Werner zog paralellen zu Hächel und Hall.
Wachstum und Differenzierung der Entwicklungspsychologie im 20 Jhd.
Anfang 20 Jhd. Entwicklungspsychologie mit bedeutsamen Wissenschaftlern an Universitäten
etabliert. Bsp. Stanley Hall an Clark University, Alfred Binet in Paris. Zur gleichen Zeit
konzepierte Sigmund Freud außerhalb der akademischen Psychologie die Theorie der
Persönlichkeit und Neurosenentwicklung; Sozialisationsforschung beeinflusst. Weitere
Anstöße durch Praxis in den USA ( Beobachtung von Verhaltensproblemen )
Deskriptiv – normative Entwicklungspsychologie
Beschreibung von altersspezifischen Entwicklungsniveaus und – veränderungen wichtiges
Anliegen der Forschung. Phasenbeschreibung bilden erste Gruppe von Arbeiten:
altersspezifische Leistungen, Neigungen und Probleme zur typisierenden Porträts von
Lebensabschnitten zusammengefasst. Sie betonen die qualitative Besonderheit eines
Lebensabschnittes.
Altersnormen: Arnold Gesell; Altersnormen tragen von Geburt bis zum 16. Lebensjahres für
viele Funktionen ( Motorik ) zusammen. Dem gegenüber interpretierende, weitgehend zum
Teil literarischansprechende Porträts einzelner Lebensperioden wie Eduard Spranger.
Phasenbeschreibung: Phasenlehre fassen Entwicklungen implizit oder explizit als biologisch
determinierten Wachstums- oder Reifungsprozess auf, der sich nach inneren Plan des
Werdens vollzieht. Vernachlässigt werden interindividuelle Differenzen zugunsten generellen
Veränderungen. Mitte des 20 Jhd: Stadien oder Stufenbeschreibungen bilden einzelne
Funktionen unter Ausblendung der interindividuellen Differenzierung und unter
Vernachlässigung der Entwicklungsbedingungen eine der Hauptströmungen der
Entwicklungspsychologie.
Sequenzregel: Suche nach allgemeinen Gesetzmäßigkeiten führte nicht zu Ursache –
Wirkungs – Theorie sondern zur Konzeption von Sequenzregeln für Entwicklungsreihen. So
wurde Entwicklung als diffus – ungegliederter Ausgangszustände verstanden, als
Umstrukturierung, als Überschichtung, als Aufbau innerer Kontrollinstanzen. In Stadien- und
Stufenmodellen wurde angenommen, dass jedes Stadium durch ein mehr oder weniger
durchgängiges Organisationsprinzip gekennzeichnet ist.
Entwicklungstests: Tests erfassen individuelle Leistungen und Merkmalsausprägungen; sie
sind wichtige Instrumente der Differenziellen Entwicklungspsychologie. Mit Tests lassen sich
Fragen beantworten, wie die Entwicklung im Allgemeinen verläuft und wie unterschiedlich
die Entwicklung verläuft. Mit Entwicklungsstörungstests ist es auch möglich das Risiko von
Entwicklungsstörungen zu erkennen.
Suche nach Kontinuität und Diskontinuität in Längsstudien
Genetische Studien über Genius: Lewis M. Termann untersuchte die Entwicklung von 661
Kindern mit IQ von 135 und höher. Er fand heraus, dass diese Kinder in der Mitte ihres
Lebens vergleichsweise wenig psychische, berufliche und familiäre Probleme aufwiesen. Bei
diesen Studien ging es nicht primär um Gewinnung von Altersnormen sondern um den
Aufweis von Kontinuitäten und Diskontinuitäten, Stabilität und Instabilität individueller
Differenzen und damit in die Erkundung der Möglichkeiten individueller Vorhersagen der
weiteren Entwicklung.
Experimentelle Kinderpsychologie
Experimente haben folgende Funktion
1)Sie dienen der Entwicklungsdiagnostik unter kontrollierten, wiederholbaren Bedingungen
um Wahrnehmungs- und Erkenntnisleistungen oder die Bindung an Bezugsnormen zu
diagnostizieren
2)Experimentelle Bedingungen können als Entwicklungsbedingungen interpretiert werden, sei
es, dass man die in natürlichen Lebensformen wirksamen Einflussfaktoren im Experiment
nachzustellen verucht, sei es, dass man im Experiment ein Verfahren erproben will, das im
Bewährungsfall dann auch als im natürlichen Lebensraum als Entwicklungesintervention oder
als Gestaltung der Entwicklungsumfeldes realisiert werden kann
Erziehungs- und Sozialisationsforschung
Ziel bewusstes Erziehens ist die Entwicklung und auch nicht intentionale Sozialisation führt
zu Entwicklungsveränderungen.
Familiäre Sozialisation: in den 40-er Jahren des 20 Jhd. eine erste Blüte. Die Forschung war
entweder interkulturell vergleichend oder intrakulturell vergleichend. Erziehungsstile und
-ziel, Familienklimavariablen und das familiäre Anregungsniveau standen im Mittelpunkt
Weitere Sozialisationseinflüsse: Schule, Beruf, Medien haben Einfluss auf unterschiedliche
Entwicklungsdimensionen z.B. Moral, Motive, Intressen,… Auch Fehlentwicklungen werden
auf Sozialisationserfahrungen zurückgeführt.
Kinder als Erzieher ihrer Eltern: Lange zeit Sozialisationseinflüsse einseitig angenommen:
Eltern – Kind ; Seit kurzem auch die umgekehrte Betrachtungsweise; Kind- Eltern
Ökologische Entwicklungspsychologie: aus Sozialisationsforschung ist eine ökologische
Entwicklungspsychologie entstanden. Sozioökologische Umwelten, deren Auswirkungen auf
und Transaktionen mit den sich entwickelnden Menschen Gegenstand der Untersuchungen.
Auswirkungen von Interventionen und Ereignissen
Langfristige Auswirkungen von Interventionen und Ereignissen zu untersuchen ist eine
wichtige Aufgabe der Entwicklungspsychologie. Therapieversuche können ebenso Eingriffe
in die Entwicklung darstellen wie ungewollte gravierende Lebensereignisse
Entwicklungsstörungen
Hat wesentliche Erkenntinsse über Entwicklungsbedingungen sowie Kontinuitäten und
Diskontinuitäten in der Entwicklung gebracht. Viele Leistungs- und Verhaltensstörungen
wurden beschrieben und auf genetische, neurobiologische und soziale Bedingungen
untersucht.
Entwicklung durch Anlage- oder Umwelteinflüsse?
Erbanlagen und Entwicklungsumwelt: keine Entwicklung ohne Erbanlage ( Genom ).
Erbanlagen brauchen geeignete Umwelt. Frage: individuelle Erbanlagen oder den
individuellen Umweltbedingungen mehr Gewichtung bei Entwicklung des Erscheinungsbildes
(Phänotyp) zukommt.
Sinnvolle und unsinnige Fragen
Wenn Anlage und Umwelt immer zusammenspielen, dann unsinnig einem der beiden mehr
Gewichtung zu geben. Sinnvolle Fragen sind:
Welche interindividuellen Unterschiede
- im Genom
- in der Entwicklungsumwelt
beim Herausbilden des Phänotyps bedeutsam sind.
Genetische Unterschiede – Genetik, Verhaltensgenetik
Entwicklungsumwelt – Verhaltens-, Sozial- und Kulturwissenschaften.
Anlage – Umwelteinflüsse nicht global sondern spezifisch für einzelne Merkmale zu
beantworten
Zusammenfassung S 6 – 61
Anlage und Umwelt
Jeder Aspekt des Menschen ist eine gemeinsame Folge des von den Eltern geerbten
genetischen Materials und der Umwelt. Diese beiden Faktoren prägen gemeinsam sowohl die
Art und Weise, in der man anderen Menschen gleicht, alsauch die Art und Weis, in der man
einzigartig ist. Im 19 Jhd. untersuchte Francis Galton auf empirische Weise die Rolle der
Vererbung bei einer Vielzahl menschlichen Leistungen. Heutiges Verständnis darüber, wie
Eigenschaften von den Eltern an die Nachkommen weitervererbt werden stammt von Gregor
Mendel, einem österreichischen Mönch des 19 Jhd, der Vererbungsmuster bei den
Erbsenpflanzen in seinem Klostergarten beobachtet. Später stellte sich heraus, das einige
Aspekte dieser Vererbungsmuster auch für alle lebenden Objekte Gültigkeit besitzen. Weitere
Fortschritte im Verlauf des 20 Jhd. von Watson und Crick – Erkenntnisse über die Struktur
der DNS ( Desoxyribonucleinsäure ). Funktionsweisen der 30 000 – 60 000 Gene wurden
untersucht (=menschliches Genom )
Die Macht der Gene und die Macht der Umwelt
3 zentrale Elemente des Modells sind der Genotyp = genetisches Material, das ein Lebewesen
erbt; der Phänotyp = das Erscheinungsbild des Menschen; und die Umwelt = Eigenschaften
des Individuums und seiner Umwelt. Diese 3 Elemente sind an vier Beziehungen beteiligt, die
grundlegend für die Entwicklung jedes Kindes sind:
1) der genetische Beitrag der Eltern zum Kind ( Genotyp)
2) der Beitrag des Genotyps des Kindes zu seinem Phänotyp
3) der Beitrag der Umwelt des Kindes zu seinem Phänotyp
4) der Einfluss des Phänotyps des Kindes auf seine Umgebung
Genotyp der Eltern – Genotyp des Kindes
Die erste Beziehung zwischen den elterlichen Genotyp und dem Genotyp des Kindes betrifft
die Übertragung des genetischen Materials – der Chromosome und Gene; Chromosome sind
lange, fadenartige Moleküle, die aus 2 verdrillten Stränge aus DNA ; trägt alle biologischen
Anweisungen, die an der Bildung und den Funktionen eines Organismus beteiligt sind. Diese
Anweisungen sind in Gene „ zusammengepackt“. Gene sind Abschnitte von Chromosomen;
jedes Gen ist ein Segment der DNA; Code für die Produktion eines bestimmten Proteins.
Vererbung beim Menschen: Menschen besitzen normalerweise insgesamt 46 Chromosome im
Zellkern jeder Zelle; ausgenommen in Eizelle ( Frau ) und Spermien ( Mann ). Vor jedem
Elternteil wird ein Element ( 23 Chromosome ) eines jeden Chromosomenpaares vererbt
Die Bestimmung des Geschlechts: Frauen besitzen zwei identische, relativ große
Geschlechtschromosome, die so genannten X-Chromosome. Männer besitzen ein X und ein Y
Chromosom. Da Frauen nur über X-Chromosome verfüge, können sie nur X-Chromosome
weitergeben. Männer haben zur Hälfte X-Chromosome und Y-Chromosome Spermien d.h.
das der Vater für das Geschlecht seiner Nachkommen bestimmt.
Variation und Individualität: Ein Mechanismus der zur genetischen Variation beiträgt ist die
Mutation, eine Veränderung in einem Abschnitt der DNA. Mutationen sind zufällig, spontane
Fehler, andere werden durch Umweltfaktoren bestimmt. Die meisten Mutationen sind für den
Organismus schädlich. Gelegentlich steigert eine Mutation die Lebensfähigkeit von
Individuen, weil sie die Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten stärkt usw. Ein 2.
Mechanismus ist die Zufallskombination der Chromosomen. Im Verlauf der Meiose werden
die 23 Chromosomenpaare zufällig gemischt, so das auch nur durch Zufall das eine oder
andere Element eines Paares in eine neue Eizelle bzw. Spermienzelle übergeht. Weitere
Variationsmöglichkeiten entstehen dadurch, dass die beiden Elemente eines
Chromosomenpaares während der Meiose manchmal Teile austauschen. In diesem Prozess
des Crossing over wechseln DNA – Abschnitte von einem Chromosomen zum anderen; die
Chromosome, die Eltern weitergeben sind anders zusammengesetzt als die des Kindes.
Genotyp des Kindes – Phänotyp des Kindes
Die Merkmale des Kindes ist eine gemeinsame Funktion seiner einzigartigen genetischen
Austattung und seinen einzigartigen Umweltbedingungen. Obwohl jede Zelle in unserem
Körper Kopien aller Gene enthält, die wir von unseren Eltern erhalten, kommen nur einige
dieser Gene zum Ausdruck.
Genexpression: Entwicklungsstörungen: Die menschliche Entwichklung verläuft nur dann
normal, wenn Gene an richtigem Ort, zur richtigen Zeit und für die richtige Zeitdauer einoder abgeschaltet werden. Das An- und Abschalten von Genen wir auf mehrfacher Weise
gesteuert z.B. durch Regulatoren; Gene, die die Aktivität anderer Gene steuern und durch
Hormone
Genexpression: Dominanzmuster: Viele Gene kommen nie zum Ausdruck und andere
werden nur teilweise umgesetzt. Grund: 1/3 der menschlichen Gene besitzen 2 oder mehrere
unterschiedliche Formen, die Allelen. Die Allele eines bestimmten Gens beeinflusst dasselbe
Merkmal oder dieselbe Eigenschaft, aber sie tragen zur unterschiedlichen
Entwicklungsresultate bei. Manche Gene besitzen nur zwei Allelen, ein dominantes und ein
rezessives; zwei gleiche Allelen = homozygot ( reinerbig ); 2 verschiedene Allelen =
heterozygot ( verschiedenerbig ). Ist ein Individuum bei einem bestimmten Merkmal
heterozygot, dann kommen die Anweisungen des dominanten Allel zum Ausdruck. Beim
homozygoten Individuum mit 2 dominanten und rezessiven Allel wird ein Merkmal so
umgesetzt, wie es genetisch vorliegt. Männliche Exemplare leiden mit größerer
Wahrscheinlichkeit an einer Vielzahl von vererbten Störungen, die von rezessiven Allelen auf
dem X-Chromosom verursacht werden z.B. Hämophilie ( Bluterkrankheit ), Rot – Grün
Blindheit und das Syndrom des fragilen X-Chromosoms ( eine Störung, die mit geisitgen
Entwicklungsverzögerungen einhergeht )
Dominant – rezessive Muster
Viele Gesundheitszustände weisen einfache Mendl´sche Vererbungsmuster auf. Zu
Krankheiten, die über rezessive Gene übertragen werden, gehören Phenylhetorumie,
Sichelzellenanämie, Tay – Sachs – Syndrom, die Mukoviszidose und andre; durch dominante
Gene verursachte Krankheiten sind die Huntington – Chorea ( Veitstanz ) und die
Recklinghausen – Krankheit. Die Sichelzellenanämie ist eine schwächende und manchmal
tödliche Bluterkrankheit; Vorteil dieser Krankheit: besonderer Widerstand gegen Malaria
Polygenetische Vererbung
Viele Krankheiten und Störungsbilder resultieren aus der kombinierten Tätigkeiten mehrere
Gene, oft in Verbindung mit Umwelteinflüssen z.B. einige Formen von Krebs und
Herzerkrankungen, Schizophrenie und Aufmerksamkeits – Defizit- Syndrom gekoppelt mit
Hyperaktivität.
Geschlechtsgebundene Vererbung
Von relativ geringfügigen Problemen wie Glatzenbildung bei Männern und Rot-GrünBlindheit bis zu schwerwiegenden Störungen wie Bluterkrankheit und DuchenneMuskeldystrophie
Chromosomenanomalie
Ein weitere Klasse von genetischen Störungen beginnt mit Fehlens eines Chromosoms bei der
Keimzellenteilung; Zygote mehr oder weniger als den normalen Chromosomensatzes (46)
Die meisten Zygoten können nicht überleben, einige schaffen es; Down-Syndrom ( Trisomie
21) . Die Wahrscheinlichkeit eines solchen Fehlers steigt mit Alter der Mutter. Andere
Störungen entstehen wegen überzähliger oder fehlender Geschlechtschromosome. Beim
Klinefelter-Syndrom, das bei Männern auftritt ist ein X-Chromosom zu viel ( XXY ). Das bei
Frauen auftretende Turner-Syndrom ist nur ein X-Chromosom vorhanden ( XO ); durch
Kleinwuchs und einige eingeschränkte Sexualentwicklungen in der Pubertät gekennzeichnet.
Defekte von Regulatoren
Ein Defekt des Regulatorengen, das die Entwicklung eine Mannes initiert, kann dazu führen,
dass das Neugeborene weibliche Genitalien besitzt aber genetisch männlich ist. Eigenschaften
wie Schüchternheit, Aggresivität … beruhen auf polygenetische Vererbung, bei der mehrerer
verschiedene zu einer bestimmten phänotypischen Erscheinungsform beitragen.
Umwelt des Kindes – Phänotyp des Kindes
Das Modell zeigt, dass beobachtbare Eigenschaften des Kindes aus Umweltfaktoren
resultieren, die im Einklang mit der genetischen Ausstattung des Kindes wirksam werden.
Permanente Wechselwirkung zwischen Genotyp und Umwelt wird sich ein bestimmter
Genotyp in verschiedenen Umwelten unterschiedlich entwickeln.
Ein klassisches Beispiel für eine Genotyp-Umwelt-Interaktion beim Menschen
Ist die Phenylketonurie (PKU), eine Störung, die mit einem defekten rezessiven Gen auf dem
Chromosom 12 zusammenhängt; können Phenylalamin nicht umsetzen. Wenn diese
Menschen sich normal ernähren, dann kann sich das Phenylalanin im Blut anreihern; keine
normale Gehirnentwicklung; wenn aber gleich nach der Geburt eine strenge Phenylalaninfreie
Diät, dann Gehirnentwicklung ganz normal.
Elterliche Beiträge zur Kindesentwicklung
Eltern bilden einen sehr wichtigen Teil der Umwelt des Kindes. Wenige wissen jedoch, dass
die Umwelt die die Eltern den Kindern bieten zum Teil von ihren eigenen genetischen
Ausstattung abhängt
Phänotyp des Kindes – Umwelt des Kindes
Kinder rufen mit Hilfe ihres Wesens und ihres Verhaltens aktiv bestimmte Reaktionen hervor;
es gibt Belege, dass das Ausmaß indem Eltern und Kinder in ihrer Beziehungen
wechselseitige aufeinander reagieren, weitgehend eine Funktion der genetischen beeinflussten
Verhaltenseigenschaften des Kindes ist. Eine andere Art wie Kinder ihre Umwelt gestalten ist
die aktive Auswahl von Umgebungen und Erfahrungen, die ihren Interessen, Begabungen und
Persönlichkeitseigenschaften zuträglich sind.
Verhaltensgenetik
Befasst sich damit, wie Variationen im Verhalten un in der Entwicklung aus der Kombination
genetischer und umweltbedingter Faktoren entsteht. Verhaltensmerkmale sind vererbbar,
brauchen aber eine Umwelt in dem sie sich entwickeln können. Intelligenz, Gesellligkeit,
Aggression, … sind sowohl polygenetisch alsauch multifunktionell ( mehrere
Umweltfaktoren sind beteiligt ).
1) In dem Ausmaß in dem genetische Faktoren für ein bestimmtes
Persönlichkeitsmerkmal oder eine Verhaltensweise relevant sind, sollten Individuen,
deren Genotyp ähnlich sind, auch ähnliche phänotypisch ähnlich sein.
2) Indem Ausmaß, in dem gemeinsame Umweltfaktoren eine Rolle spielen, sollten
gemeinsam aufgewachsene Individuen einander ähnlicher sein als Menschen die nicht
zusammen aufgewachsen sind.
Verhaltensgenetische Forschungsdesigns
Die Familienuntersuchung bildet die wesentliche Grundlage der Verhaltensgenetik. Die
daraus gewonnenen Korrelationen werden danach überprüft, ob sie
1) zwischen näher verwandten Personen höher sind als zwischen weiter entfernten oder
gar nicht verwandten Personen.
2) Zwischen Personen, die in derselben Umwelt aufgewachsen sind , höher sind als
zwischen Personen, die in verschiedenen Umwelten aufgewachsen sind.
Dazu gehört das Zwillingsstudien-Design, bei dem die Korrelation zwischen eineiigen
Zwillingen ( monozygoten ) mit denen zwischen gleichgeschlechtlichen zweieiigen
Zwillingen ( dizygoten ) verglichen werden. Die Änlichkeit der Umwelten werden als
gleich oder annähernd gleich betrachtet. Ein weiteres Familienuntersuchungsdesign ist die
Adoptionsstudie. Hier wird untersucht, ob die Ausprägungen der Kinder auf einer
bestimmten Messvariablen ( z.B. Intelligenz ) höher mit denen ihrer biologischen Eltern
und Geschwistern korrelieren oder mit ihren Adoptiveltern oder –geschwistern.
Familienuntersuchungen der Intelligenz
Je höher der Grad der genetischen Ähnlichkeit ist, desto höher ist die Korrelation der
Intelligenzwerte. Eineiige Zwillinge sind einander ähnlich ( sowohl genetisch zu 100 %
als auch Intelligenzmäßig r=0,86). Umwelteinflüsse spiegeln sich darin, dass eineiige
Zwillinge hinsichtlich IQ nicht identisch sind und das gemeinsam aufgewachsene
Zwillinge ähnlicher sind als getrennt aufgewachsene.
Erblichkeit
Die Erblichkeit ist eine statistische Schätzung desjenigen Anteils der gemessen Varianz
eines bestimmten Persönlichkeitsmerkmals zwischen den Individuen einer bestimmten
Population, der sich auf die genetischen Unterschiede dieser Individuen zurückführen
lässt.
Effekte der Umwelt
Das Erblichkeitsschätzungen den Wert 50 % selten übersteigt, lässt einen großen Beitrag
der Umweltfaktoren erkennen. Forscher versuchen zu bestimmen, im welchen Ausmaß
Aspekte der Umwelt, die wir in der Regen mit unseren nächsten Verwandten teilen, dazu
beitragen, dass wir einander ähnlich werden und in welchem Maß Erfahrungen, die nur
den jeweils Einzelnen betreffen, Unterschiede hervorrufen.
Bsp: Das Aufwachsen in einer Adoptivfamilie mit einem Schizophrenen Geschwisterkind
erhöht nicht das Risiko, selbst schizophren zu werden und umgekehrt.
Zellvermehrung
Vom 23. Tag an beginnen Zellen im Neuronalrohr verstärkt zu teilen. Sprunghafter
Anstieg erst wenn Neuronalrohr geschlossen ist; Proliferation. Bis zu diesem Zeitpunkt
sind die Neuroblasten nicht sehr spezialisiert. Obwohl jede Zelle gleiche genetische Info
trägt, weichen alle Zellen in ihrer Struktur und Funktion unterschiedlich stark ab.
Spezialisierung schon früh im Verlauf der Embryonalentwicklung. Im Gegensatz zu
anderen menschlichen Zellen, hören die Nervenzellen bereits in relativ früher
Entwicklungsstand auf, sich zu teilen. Die meisten Zellen im NS eines Menschen müssen
bereits im Embryonenstadium entstanden sein. Zu Ausnahmen gehören Geschmacks- und
Geruchsrezeptoren, die auch im Erwachsenenalter gebildet und bei Verlust ersetzt werden.
Während Zellteilung wandern Stammzellen des NS in der Wand des Neuronalrohrs auf
und ab. In Randschichten angelangt verdoppeln sie ihre Erbsubstanz. Dann wandern die
Zellkörper zurück an innere Membran, wo sich der Zellkern teilt und 2 neue Zellen
entsteht.
Zellwanderung
Da die Bereiche, in denen die Zellvermehrung stattfindet, gewöhnlich nicht der
Bestimmungsort der Neuronen ist, müssen sie sich diese dorthin bewegen.
Nowakowski nennt 2 Möglichkeiten:
1) Passive Zellvermehrung: kurze Wanderung bis an der Randzone der
Vermehrungszone
2) Neuronale Wanderung: legen aktive weitere Strecken zurück und umgehen sogar
früher entstandene Neurone.
Passive Verlagerung: ältere Zellen sind weiter weg von der Vermehrungszone z.B.
Thalamus, Rückenmark, Hirnstamm und Retina
Neuronale Verlagerung: ältere Zellen näher bei Vermehrungszone z.B.Großhirnrinde
Später entstandene Neurone müssen sich, um an ihren Bestimmungsort zu gelangen einen
Weg durch bereits bestechende Neuroephitelschichten bahnen. Die wandernden Neurone
finden ihr Ziel, indem sie sich während der Entwicklung der Großhirnrinde an radial
ausgerichteten Gliazellen orientieren.
Nowakowski gliedert diese Art der neuronalen Wanderung in 3 Phasen:
1. Phase: Zelle wandelt sich vom Neuroblast zum jungen Neuron und sucht eine radiale
Gliazelle
2. Phase: das Neuron wandert an der Gliazelle entlang
3. Phase: es „erkennt“ seinen Bestimmungsort und beendet die Wanderung.
Die Radialglia in vielen Regionen des Gehirns als Gerüst funktionieren.
Zelldifferenzierung
Kortikale Neurone zwischen 10. und 20. Schwangerschaftswoche. Nach 2/3 der
Schwangerschaft haben sie ihre Wanderung im Neocortex zum größten Teil
abgeschlossen. Nur im Kleinhirn setzt sich die Zellmigration noch bis zur Geburt fort.
Die Umwandlung in reife Zelltypen stellt an die Nervenzellen vielfältige
Differenzierungsaufgaben
1) es müssen Zielfortsätze gebildet werden
2) der richtige Neuronentyp muss sich ausbilden
3) die Art der Erregungsleitung muss festgelegt werden
4) Synapsen müssen gebildet werden
5) Art der Infoübertragung zwischen Zellen muss festgelegt werden
6) Art der Übertragungssubstanz
7) Rezeptoren müssen vorhanden sein
8) Axon muss eventuell myelinisiert werden
Dentriten und Axonwachstum
Beginn der letzten Schwangerschaftsdrittel haben kortikale Neurone ihre endgültige
Position eingenommen und alle wichtigen Hirnstrukturen sind vorhanden.
Gehirnentwicklung noch immer am Anfang da während Migration zu kurze Axone und
dentritische Verzweigungen bebildet habe. Mit Erreichung des Zielortel beginnen
Dentriten und Axone zu wachsen, bis sie ihre charakteristische Form erlangen und die
Verknüpfungen zu anderen Hirnstrukturen hergestellt haben. Wie Axone ihre
Zielregionen finden ist nur in Ansätzen geklärt. Fest steht, dass die komplette menschliche
DNA, gespeichert in etwa 80 000 Gene, nicht ausreichen würde, um alle neuronalen
Verschaltungen, auch nur annähernd festzulegen. Den Wachstumskegeln gelingt diese
erstaunliche Leistung, indem sie chemische „Kennzeichen“ und „Wegweise“ nutzen. Von
Ähnlicher Bedeutung sind unterschiedliche Marker ( Erkennungsmoleküle ). In der
Zielregion beginnen Axone sich zu verzweigen und sich zum Teil mit Hunderten anderen
Neurone über Synapsen zu verbinden. Sich wachsen nicht zielstrebig oder auf bestimmte
Zellen zu, sonder weisen ein üppiges Wachstum auf. Kortex von Säuglingen und jungen
Kindern weisen doppelt so viele Synapsen als Erwachsene.
Nowakowski unterscheidet 2 Arten von Verbindungen
1) konvergente ( polyneuronale ) Verbindungen: mehrer Neurone auf einen
2) divergente Verbindungen: von einem Neuron auf mehrere
Überzählige Verbindungen werden im Laufe der Entwicklung eliminiert. Während Axone
schnell und früh zu wachsen beginnen, ist der Wachstum der Dentriten wesentlich
langsamer. Etwa 80% des Dentritenwachstums erfolgt erst nach der Geburt.
Neuronen und Synapsensterben
In Ebryonenentwicklung scheint Sterben von Neuronen durchaus normal und weit
verbreitetes Ereignis zu sein; Phase der Überproduktion in fast alle Regionen des ZNS und
des PNS und dies nicht nur als programmierter Zelltod ( Apoptose ) sonder auch als
Muster bei der Entstehung synaptischer Verbindung. Während Apoptose pränatal erfolgt
findet die selektive Eliminierung von Synapsen eher postnatal statt. Zelltod setzt schon
bald nach Bildung von Neuronen ein und ist für viele Hirnregionen bereits vor Geburt
abgeschlossen. Als Ursache für programmierten Zelltod wurde vermutet, dass die
präsynaptische Zelle keine Verknüpfung zur Zielzelle aufbauen konnten oder eine
bestehende Verbindung wieder aufgegeben werden muss
Synaptogenese
Die einsetzende Wechselwirkung zwischen Axon und ihren Zielzellen ist
überlebenswichtig für die Neurone. Obwohl Wachstumskegel keine Synapsen sind,
ermöglichen sie bereits primitive Formen synaptischer Übertragung. Für Entstehung
funtionstüchtiger neuronaler Verschaltungen ist die Bildung von Synapsen notwendig. Die
wesentlichen Grundzüge von Verbindungen zwischen Neuronengruppen sind zwar
genetisch festgelegt, aber dieser „Verschaltungsplan“ ist relativ ungenau. Es werden auch
Umweltreize gebraucht, um Reifungsprozesse zu steuern. Sobald Nervenzellen verbunden
sind und ihre Funktion aufgenommen haben, sorgen Erfahrungen, das der grobe
Schaltplan genauer ausgeformt und an jeweilige Umwelt angepasst wird. Verflechtung der
kortikalen Netzes ist im ersten Wochen und Monaten des postnatalen Hirnwachstums
weitaus massiver als im ausgereiften System. Anschließend werden diejenigen
Verbindungen gestutzt, die sich in Bezug auf die Umwelteinflüsse als ineffektiv erwiesen
haben. Zwischen frühen Kindheit und Jugendalter verlieren Kinder täglich bis zu 20 Mrd.
Synapsen. Von der Synapsenretration verschont bleiben lediglich funktionale
Verbindungen, der als Neurodarwismus bezeichnet wird. Der Rückgang der Synapsenzahl
wird vom aktivierungsabhängigen Verstärkung der verbleibenden synaptischen
Verbindung begleitet.
Weitere Entwicklung und Aufbau des Gehirns
Neurogenese, Migration, Synaptogense, Rückgang von Synapsen und Myelinisierung
finden in allen Teilen des NS statt, jedoch zu unterschiedlichen Zeiten. Rückenmark und
Hirnstamm bereits bei der Geburt fast völlig organisiert und myelinisiert, entwickeln sich
anderen nach der Pubertät weiter. Sensorische Systeme bilden sich schneller als
motorische Systeme. Synaptogenese im primären auditorischen Kortex eher statt als im
visuellen Cortex. Im präfrontalen Kortex erreicht die synaptische Dichte ihren Höhepunkt
erst mit einem Jahr. Die Zeitverläufe der Synapseneliminierung weichen noch deutlicher
ab. Sprachverarbeitung, Urteilen, Planen und logisches Denken bilden den Abschluss der
kortikalen Entwicklung. PET Studien haben einige eige Beziehungen zwischen den
Glukoseverbrauch und der synaptischen Organisation in bestimmten Hirnregionen
während verschiedener Entwicklungszeitpunkten nachgewiesen. Bei neugeborenen findet
die Hirnaktivität vorwiegend im subkortikalen Strukturen statt. Bei neugeborenen ist
Gluckoseverbrauch relativ gering. Dramatische Änderung im Alter von 2-3 Monaten,
besonders in der Region, die die visuelle Wahrnehmung kontrolliert. Nach 6-8 Monaten
steigt Gluckoseverbrauch im Frontallappen. Spitze des Gluckoseverbrauchs mit 4-7
Jahren. Durchblutungsrate des Gehirn nimmt bis zum Schulalter zu und übersteigt sogar
die Durchblutungsrate des Erwachsenen. Danach folgt ein stetiger Rückgang bis ca ab
dem 15 Lebensjahr, die dann konstant bleibt. Gehirne scheinen während der Entwicklung
also die meiste Energie zu benötigen. Auch Myelinisierungder axonalen Verbindungen
erst im Jugendalter weitgehend abgeschlossen. Zunahme der Volumens mit steigendem
Alter. Thomson hat mit MRT an Kindern ( 3-15 Jahren ) Untersuchungen gemacht. Im
frontalen Kortex schnellster Wachstum mit 3-6 Jahren. Zwischen 6-15 Lebensjahr sind
höchste Wachstum im Bereich wo Sprache und Verständnis und räumliche Beziehungen
repräsentiert sind. Rückgang des Wachstums spiegeln die sensiblen Phasen für den
Spracherwerb. Viele Veränderungen die stattfinden sind Geschlechtsspezifisch;
Geschlechter-Dimorphismus. Beim Menschen nicht nur während erster Lebensmonaten
sondern vor dem Einsetzen der Pubertät kommt zu neuronalen Zellvermehrung. Bei
Mädchen um das 11.Lebensjahr, bei Buben um das 12. Lebensjahr im Bereich des
Frontallappens eine Zellvermehrung. Im Verhältnis zur Gesamtgröße des Gehirns sind bei
erwachsenene Frauen einige Regionen größer als bei Männern und umgekehrt.
Volumsabnahme der grauen Substanz nach der Pubertät bei Buben; weiße Substanz
entwickelt sich schneller bei Mädchen.
Neuronale Plastizität
Jedes Gehirn muss als relativ strukturloses, aber sehr flexibles Geflecht von Nervenzellen
beginnen, das über die Fähigkeit verfügt, sich von selbst zu „verdrahten“, dass es an die
jeweilige Umwelt möglichst gut angepasst ist. Auch muss es flexibel genug bleiben, um
auch in einem weiter entwickelten Stadium seine Verbindungen noch in begrenzten
Ausmaß verändern zu können, wenn wechselnde Umwelteinflüsse es notwendig machen
sollten. Sich auf die Umwelteinflüsse anzupassen nennt man neuronale Plastizität. Auch
wenn eine gewisse Plastizität des Gehirns im Erwachsenenalter besteht, ist es niemals so
formbar wie in der Kindheit.
Deuberry und Reed nennen 2 Arten selektiver Prozesse, die für synaptische Plastizität von
Bedeutung sind:
1) aktivierungsabhängige Prozesse: wenn häufiger Gebrauch von Synapsen, wird
synaptische Verbindung stabilisiert.
2) Modelierende Prozesse: beruhen auf der Ausschüttung von Substanzen, die
aktivitätsabhängige Vorgänge fördern und unterdrücken.
Das sich entwickelte Gehirn ist wesentlich plastischer als das reife, jedoch sind die dem
Lernen und Gedächnis zu Grunde liegenden Mechanismen denen vergleichbar, die im
Verlauf der neuronalen Entwicklung stattfinden. Gehirn verfügt auch im
Erwachsenenalter über plastische Veränderungsstrukturen, die der gegebenen
Lebensumstände anzupassen vermögen. Die neuronale Plastizität wird als Grundlage für
entwicklungs- und lernbezogene Veränderungen im ZNS angesehen. Manche Forscher
halten es für möglich, dass das spontane Feuern von Zellen im ZNS extrem weit verbreitet
ist und einen großen Einfluss auf dessen Entwicklung ausübt, besonders pränatal, wenn es
nur wenige oder keine sensorischen Reize gibt. Bereits nach 4 Tagen in einer komplexen
Umwelt sind dentritische Veränderungen nachweisbar.
Es gibt 4 Grundprinzipien der kortikalen neuronalen Plastizität:
1) Nichtbenutzung oder Deaffernzierung führt zur Übernahme der unbenutzten
kortikalen Bereiche durch Neurone nahegelegener Bereiche
2) Erhöhte Benutzung führt zur Ausdehnung kortikaler Repräsentationen
3) Synchronischer Imput führt zur Verschmelzung der kortikalen Bereiche, die diese
Imputs repräsentieren
4) Asynchrone Inputs führen zur Trennung dieser
Timing und Erfahrung – der richtige Augenblick
Unterschiedliche Stadien der Hirnentwicklung lassen vermuten, dass es gute Zeiten für
bestimmte Arten von Erfahrungen gibt z.B. Entwicklung des Sehvermögens die
Wahrnehmung differenzierter Lichtmuster in einen relativ begrenzten, frühen
Entwicklungsstand voraus. Wie sich Erfahrungen auf den Organismus auswirken ist vom
gegenwärtigen Entwicklungsstand abhängig.
Sensible Phasen und kritische Wachstumsperioden
Als sensible Phasen werden Zeitabschnitte bezeichnet, in denen das Lebewesen versärkt
auf Reize ragiert und Verhaltensweisen zeigt, die es für die Modifizierungen besonders
empfänglich machen z.B.Lernen des Gesangs bei Vögeln, die Entwicklung einer sozialen
Beziehung oder die Bindung zwischen den Neugeborenen und der Mutter. Während dieser
Phase ist die betreffende Region des NS vorbereitet für Lernprozesse. Diese
„Vulnerabilität“ beruht auf einer anatomisch-lokalisierten und zeitlich begrenzten Periode
rapiden Zellwachstums innerhalb verbundener Hirnregionen. Biem Menschen ist die
Phase zur erfahrungsbedingten Modifikation von Gerhirnstrukturen ausgedehnter, aber
ebenfalls begrenzt. Ausbildung der Sehfunktion bis ins Schulalter. Sensible Phasen
bringen aber auch Gefahren. Während der Entwicklung durchlaufen immer vieder
bestimmte Teile des Organismus dramatische, meist relativ kurzfristige Veränderungen
wie z.B. die Entstehung der Gliedmaßen oder Sinnesorgane im Embryonalstadium. Solche
kritische Wachstumsperioden finden anders als sensible Phasen nicht als Vorbereitung auf
spezielle Erfahrungen statt. Bsp: für schwere strukturelle und funktionale
Beeinträchtigungen in der Entwicklung des zerebralen Kortex durch
Stoffwechselstörungen sind mögliche Folgen der Phenylketonumie.
Die Rolle von Erfahrungen
Das Gehirn ist schon sehr weit entwickelt bevor es von Erfahrungen profitiert. Die
Bedeutung universeller Ereignisse für die Entwicklung offenbart sich gewöhnlich jedoch
erst, wenn die entsprechenden Erfahrungen nicht gemacht werden, wenn z.B.
grundlegende Sinneserfahrungen wegen Blindheit oder Taubheit fehlen. Viele Aspekte
der perzeptuellen, sprachlichen, kognitiven und sozio – emotionalen Entwicklung sind im
hohen Maße von erfahrungsabhängig.
Dies kann auf verschiedenen Ebenen geschehen:
- Entstehung neuer Axone, Dentriten und Synapsen
- Veränderung der Neurotransmittersynthese und – ausschüttung sowie
- Veränderung der Stoffwechselaktivität
Das Gehirn verfügt über die Fähigkeit, sich nach Verletzung oder Deprivation so zu
reorganisieren, dass es benachbarte Kortexregionen ermöglicht, sich in Bereichen
auszudehnen, die gewöhnlich von Inputs der deprivierten Sinnesorgane belegt sind.
Erfahrung kann in der Entwicklung von unterschiedlicher Bedeutung sein. Faktoren, die
zu erfahrungsabhängigen Veränderungen beitragen, sind u.a. Alter, Geschlechtshormone,
Neurotrophine, Stress und Verletzungen
- Im Alter Anstieg im Dendritenwachstum der den Verlust der Neurone ausgleichen soll
- Geschlechtshormone sorgen dafür, dass Hippocampus von Frauen sensibler auf
Erfahrungen reagieren als bei Männern
- Erfahrungen modelieren auf unterschiedlicher Weise das Niveau verschiedener
Neurotrophine, die Wachstum von Zellen ermöglichen
-
-
-
Stress wirkt auf neuroendokrine System; Zellmorphologie
Wenn Kortex verletzt wird, führt dies zu Veränderungen im verbleibenden Kortex (
neuronale Plastizität), die funktionale Auswirkungen haben. Horowitz schlägt
Grundlagen für psychische Entwicklung unterschiedlicher Formen universeller und
individueller Lernerfahrungen
Während relativ kurzer Entwicklungsphase erworbenen universelle Lernerfahrungen
sind von sozialen Kontextbedingungen weitgehend unabhängig z.B. Erwerb
motorischer/sensorischer Fertigkeiten
Während relativ landen Entwicklungsphasen erworbene universelle Lernerfahrungen
sind weitgehend von speziellen Umweltfaktoren abhängig z.B. Spracherwerb
Über gesamte Lebensspanne hinweg erworbene individuelle Erfahrungen können auch
wieder verlernt werden und sind einzigartig für jedes Individuum.
Erfahrungserwartende und erfahrungsabhängige Prozesse
Die erfahrungsabhängige neuronale Plastizität unterscheidet sich vom
erfahrungserwartenden weniger in ihren Mechanismen, sondern eher darin, dass sie das
auftreten notwendiger Erfahrungen nicht voraussetzt und deshalb das „Fenster“ der
kritischen Phase weit offen lässt. Im Gegensatz zu erfahrungserwartenden Prozesse
müssen sich Synapsen also bei Bedarf bilden und nicht in einer einzigen Welle. Die
Zuverlässigkeit und Universalität einer bestimmten Erfahrung oder eines Ereignisses ist
das grundlegende Merkmal der erfahrungserwartenden Infospeicherung.
Der Blick ins Gehirn: Bildgebende Verfahren
Es ist möglich mit verschiedenen Verfahren bildlich den Zusammenhang zwischen dem
Verhalten eines Menschen und den damit einhergehenden Prozesse im Gehirn sichtbar zu
machen. Diese Verfahren haben sowohl die Diagnostik als auch die Untersuchung von
Strukturen und Funktionen revolutioniert. Diese Verfahren können in unterschiedlichen
Maße zur Darstellung der Strukturen ( Angiographie, Computertomographie-CT;
Magnetresonanztomographie-MRT;) seiner Funktion ( PositronenemissionstomographiePET; Elektroencephalographie-EEG; Magnetencephalographie-MEG) oder für beider (
fuktionale Kernspintomographie-fMRT)
Welche wichtigen bildgebenden Verfahren gibt es und wie funktionieren sie ?
Zu bildgebenden Verfahren gehören z.B. Röntgendiagnostik, Ultraschalldiagnostik,
Kernspintomographie und Computertomographie
- Schichtenaufnahmeverfahren, bei denen mehrere eindimensionale Projektionen einer
einzelnen Schicht des Körpers aus verschiedenen Winkeln gemacht werden
- Szintigrafie, bei denen Strahlen nicht von außen auf den Körper gebracht werden,
sonder durch verabreichte radioaktive Präparate hervorgerufen werden
Verfahren werden kombiniert um,
- zeitlichen Verlauf psychischer Ereignisse aufzeichnen zu können sind
elektropysiologische Verfahren nötig ( EEG ). Durch Kombination von EEG und
MEG lassen sich Aktivierungsquellen im Kortex sehr genau lokalisieren.
- Mit MEG gewonnenen Daten werden mit MRT verknüpft; Struktur und Funktionen
werden dargestellt
Zusammenfassung S 62 – 90
Eine illustrierte Zusammenfassung der pränatalen Entwicklung
Die Entwicklung Kopf vor Körper und Hände vor Füße wird als cephalo – caudale
Entwicklung bezeichnet. Etwa 4 Wochen nach der Befruchtung ist der kleine Körper des
Embryos so stark zusammengekrümmt, dass sich der Kopf und die schwanzartige Struktur am
Ende fast berühren. Mehrere Merkmale des Gesichts haben ihren Ursprung in vier Falten vor
dem Kopf des Embryos. Ein 5-6 alter Embryo schwimmt frei im Fruchtwasser. Hier tritt eine
schnelle Gehirnentwicklung ein. Die Anfänge der Augen sind sichtbar, auch bildet sich die
Nase aus. Allmählich erscheinen seperate Finge. Es treten die ersten spontanen Bewegungen
auf, aber die Mutter bemerkt diese noch nicht. Bei einem 9 Wochen alten Fetus nimmt der
Kopf etwa die halbe Länge ein. Es bilden sich Ohren aus. Alle inneren Organe sind
vorhanden, müssen aber noch weiter entwickelt werden. Die geschlechtlichen Unterscheidung
hat begonnen. Es bilden sich Rippen, Ellbogen, Finger und Zehen aus. In der 11. und 12.
Woche sind die Augen fest verschlossen. Die Finger sind klar voneinander abgegrenzt, und
die äußeren Genitalien haben sich entwickelt. Die Bewegungen sind drastisch angestiegen.
Mutter nimmt in dieser Phase Bewegungen wahr. Mit 18 Wochen saugt der Fetus zuweilen
ans seinen Daumen. In der 20. Woche befindet sich der Fetus längere Zeit mit dem Kopf nach
unten und nimmt schnell an Gewicht zu. Die Bewegungen werden weniger. Die 28. Woche
markiert den Punkt der Lebensfähigkeit des Fetus, im Sinne, dass das Gehirn und die Lunge
weit genug entwickelt ist, damit er ohne medizinischen Eingriffe überleben kann.
Das Verhalten des Fetus
Bewegung
Ab der 5. Woche zeigt der Organismus in seiner Entwicklung spontane Bewegungen. Eines
der frühesten, klar erkennbaren Verhaltensmuster, das mit etwa 7 Wochen entsteht, ist der
Schluckauf. Weiterhin bewegt der Fetus Arme und Beine Finger, greift nach der Nabelschnur,
bewegt Kopf und Augen. Die Bewegungen sind am Anfang ruckhafft und unkoordiniert,
werden mit der Zeit aber immer geschmeidiger. In der 12. Woche sind die meisten der
Bewegungen, die bei der Geburt zu beobachten sind, bereits aufgetreten. Eine besonders
wichtige Form der fetalen Bewegungen ist das Schlucken. Der Fetus trinkt Fruchtwasser, das
seinen Magen- Darm-Trakt durchläuft. Der größte Teil wird wieder in die Fruchtblase
ausgeschieden. Ein Vorteil des Schluckens besteht darin, dass die Zungenbewegung die mit
dem Trinken und Schlucken einhergehen die normale Entwicklung des Gaumens fördern.
Zusätzlich trägt der Durchlauf des Fruchtwassers durch Magen und Darm zur Reifung dieser
Organe bei. Eine weitere Form der fetalen Bewegung ist das „fetale Atmen“: Es werden
kleine Mengen an Fruchtwasser in die Lungen eingezogen und wieder ausgestoßen werden
dient zur Vorbereitung für das echte Atmen.
Geruch
Das Fruchtwasser kann die Gerüche der Nahrung aufnehmen, die die Mutter gegessen hat.
Durch das fetale Atmen kommt das Fruchtwasser mit den Geruchsrezeptoren des Fetus in
Kontakt; Fetus verfügt über olfaktorische Erfahrung bei der Geburt
Hören
Zu den wahrnehmenden Außengeräuschen gehören auch die Stimmen der Menschen, die mit
der Frau sprechen aber auch Geräusche die im Körper der Mutter entstehen ( Herzklopfen,
Verdauung usw.) Eine besonders auffällige und häufige Quelle akustischer Reizung ist die
Stimme der Mutter, wobei die deutlichsten Aspekte der allgemeine Tonfall, die Intonation
und das Betonungsmuster ihres Sprechens betreffen. Der Fetus reagiert auf diese Geräusche
spätestens ab dem 6. Monat. Während des letzten pränatalen Drittels lösen Außengeräusche
Veränderungen in den Bewegungen und der Pulsfrequenz.
Sehen
Es gibt Hinweise auf eine fetale Reaktion, wenn ein helles Licht direkt die gespannte haut des
mütterlichen Bauches bescheint, doch ist die visuelle Erfahrung des Fetus wahrscheinlich
unbedeutend.
Das Lernen des Fetus
Direkte Belege für lernen stammen aus Untersuchungen zur Habituation, einer der einfachsten
Formen des Lernens. Habituation zeigt sich im Zurückgehen oder Abnehmen der Reaktion
auf weiderkehrende oder andauernde Reize; nur wenn das Kind den Reiz über die einzelnen
Präsentationen hinweg erinnert, kann dieser seinen neuheitsgrad verlieren. In einer
Habituationsuntersuchung zum pränatalen Lernen von sprachlichen Lauten präsentiert ein
französischer Forscher wiederholt ein Silbenpaar „ babi“ Die ersten Darbietungen riefen biem
Fetus eine kurze aber bemerkbare Verlangsamung des Herzschlages hervor. Mit den
Wiederholungen der Laute sank das Ausmaß an Pulsveränderungen. Dann wurde die Abfolge
der beiden Silben verändert; „biba“ Nun stieg die Reaktion der Herzfrequenz wieder an. Feten
zeigen Aufmerksamkeits- und Habituationsreaktionen gegenüber einer vielfalt von Lauten
und Geräuschen. Der früheste Zeitpunkt für Habituatiosreaktionen werde bei Feten in der 32.
Schwangerschaftswoche beobachtet, was zeigt, dass das ZNS so weit entwickelt ist, das Lernund Gedächnisleistungen auftreten können. Langristige Lern- und Behalten wurde ebenfalls
nachgewiesen. Bsp: Gediche.
Neugeborene besitzen auch Präferenzen für einen bestimmten Geruch- des eigenen
Fruchtwassers. Längeranhaltende Präferenzen, die auf pränatale Erfahrung beruhen, wurden
für den Geschmack nachgewiesen – Was die Mütter viel essen, mögen später auch die Kinder
Neugeborene legen auf der Basis ihrer pränatalen Erfahrungen auch viele akustische
Präferenzen an den tag. Zunächst hören sie der Stimme ihrer Mutter lieber zu als der Stimme
einer anderen Frau. Schließlich hören sie lieber der Sprache zu, die es im Mutterleib gehört
hat als eine andere Sprache.
Risiken in der pränatalen Entwicklung
Das schlimmste und zugleich häufigste Schicksal ist der spontane Abort ( eine Fehlgeburt).
Ca. 45% der Schwangerschaften werden spontan beendet, bevor die Frau überhaupt merkt,
dass sie schwanger ist. Die meisten Emryos, die auf diese Weise abgehen, besitzen schwere
Defekte wie ein fehlendes oder überflüssiges Chromosom, die die weitere Entwicklung
unmöglich machen. Von Schwangerschaften die Frauen bemerken, enden etwa 15-20% mit
einer Fehlgeburt.
Umwelteinflüsse
Ein riesiges Aufgebot an Umweltfaktoren besitzen das Potential, im Verlauf der pränatalen
Entwicklung Schädigungen zu verursachen. Die reichen von Alkohol, Drogen und
Medikamente bis zur Luftverschmutzung und Strahlungen in der Umwelt. Diese Faktoren, die
als Teratogene bezeichnet werden, können alles von relativ harmlosen und leicht
behandelbaren Problemen bis zum Tod verursachen. Ein entscheidender Faktor für die
Schwere der Auswirkungen schädlicher Einflüsse ist der Zeitpunkt ihres Einwirkens. Viele
Faktoren verursachen nur dann Schädigungen, wenn sie während einer sensiblen Phase der
pränatalen Entwicklung auftreten. Contergan – Skandal in den 60-er: Viele schwangere
Frauen, die dieses neue, angeblich sicheres Schlafmittel einnahmen, brachten Babys mit
schweren Fehlbildungen der Gliedmaßen auf die Welt. Manche Babys besaßen keine Arme
oder hatten flossenartige Hände, die direkt aus den Schultern wuchsen. Die Defekte traten
jedoch nur auf , wenn die schwangeren Frauen das Medikament zwischen der 4. und 6.
Woche nach der Befruchtung einnahmen; vor oder naher eingenommene Tabletten hatten
keinerlei Auswirkungen auf das Ungeborene.
Ein weiterer entscheidender Faktor, der die Schwere teratogener Wirkung beeinflussen, ist die
Menge und die Dauer der Einwirkung. Es kommt noch hinzu, dass das Vorhandensein
mehrerer Faktoren einen kumulativen Effekt haben kann. Die Wirkungen von Teratogenen
können auch in der Abhängigkeit von individuellen Unterschieden in der Anfälligkeit
varrieren. Schließlich ist die identifikation von Teratogenen auch durch die Existens von
Sleeper-Effekten-Wirkung, die erst längere Zeit nach Einwirkung der Ursache eintreten,
erschwert.
Legale Drogen
Rauchen
Wenn eine Schwangere eine Zigarette raucht, bekommt sie weniger Sauerstoff und das
gleiche gilt für ihren Fötus; Es macht weniger „Atembewegungen“. Außerdem gehen einige
Krebs erregende Stoffe in den Stoffwechsel des Fötus. Die Hauptfolgen des mütterlichen
Rauchens für den Fetus sind verlangsamter Wachstum und geringes Geburtsgewicht, die
beide die Gesundheit des Neugeborenen gefährdet. Babys von starken Raucherinnen wiegen
durchschnittlich 200 g weniger, außerdem erhöht sich das Risiko für den plötzlichen
Kindstod. Auch weitere Probleme wie geringer IQ, Hirnschädigungen und Krebs werden dem
Rauchen zugeordnet.
Alkohol
Wenn eine schwangere Frau Alkohol zu sich nimmt, passiert der Alkohol in ihrem Blut die
Plazenta und tritt sowohl in den Blutkreislauf des Fötus alsauch in das Fruchtwasser über. Der
Fätus bekommt den Alkohol also einmal direkt zugeführt und ein zweites mal beim Trinken
des Fruchtwasser-Cocktails. Der dramatische teratogene Effekt mütterlichen Alkohlkonsums
tritt ein, wenn der Fötus über längere Zeit hinweg größere Mengen an Alkohol ausgesetzt ist;
Alkoholembryopathie. Ze den offensichtlichsten Syptomen gehören derformierte
Gesichtszüge; zu den weniger erkennbaren Syptomen gehören geistige Retardierungen,
Aufmerksamkeitsprobleme und Hyperaktivität und verschiedene Organschäden.
Alkoholkonsum in der Schwangerschaft ist der häufigste nicht genetische Ursache für geistige
Retardierung. Selbst mäßiges Trinken während der Schwangerschaft ( weniger als 1
Getränk/Tag) kann kurz. und langfristige negative Auswirkungen auf die Entwicklung haben.
Hinzu kommt, dass gelegentliche Alkoholräusche besonders schädlich sein sollen.
Maßnahmen gegen plötzlichen Kindstod
Das Risiko des plötzlichen Kindstod ist um mehr als das 10-fache erhöht, wenn Mütter ihre
Kinder auf dem Bauch schlafen legen. Ähnlich ist die Gefahr, wenn die Mutter jünger als 21
Jahre ist. Raucht die Mutter, hat sie keine höhere Schulbildung oder stillt sie ihr Kind nicht,
erhöht sich das Risiko auf etwa das 8-fache. Selten ereignet sich der plötzliche Kindstod im
ersten Lebensmonat. Die Hälfte aller Sterbefälle ist für die folgenden 6 Monate dokumentiert
wobei das maximum zwischen dem 2. und 4. Monat liegt. Buben sind etwas häufiger
betroffen als Mädchen ( 60:40) Die meisten Säuglinge sterben in den Wintermonaten. Der
Tod tritt stets im Schlaf und mit erhöhter Wahrscheinlichkeit in den frühen Morgenstunden
auf. Man fand 4 wichtige Maßnahmen um den plötzlichen Kindstod vorzubeugen:
1) Ein Baby soll beim Schlafen auf dem Rücken liegen
2) Eltern sollen nicht Rauchen. Wenn sie schon Rauchen, dann nicht im Umfeld des
Babys
3) Kinder sollen auf einer festen Matratze ohne Kissen schlafen
4) Kinder sollen nicht in Mengen von Decken oder Kleidungsstücke eingepackt werden.
Illegale Drogen
Fast alle der gängigen illegalen Drogen haben sich für die pränatale Entwicklung als
gefährlich erwiesen oder stehen zumindest in einem entsprechenden verdacht.
Marihuana steht zwar im Verdacht negative Auswirkungen auf die Entwicklung des Fötus
zu haben, doch ergaben dich aus der Forschung noch keine eindeutigen Belege. Es besteht
ein guter Zusammenhang zwischen Kokainkonsum mit verzögertem Größenwachstum im
Uterus, mit Frühgeburten und mit kleinerem Kopfumfang. Bei Neugeborenen und älteren
Kindern von Kokainabhängigen ist die Fähigkeit beeinträchtigt, Erregungs- und
Aufmerksamkeit angemessen zu steuern. Manche von ihnen sind lethargisch und wenig
erregbar, andere hochgradig reizbar und übereregt mit dem charakteristischen schrillen
Geschrei in höchster Stimmlage.
Umweltverschmutzung
Als die japanische Minamota-Bucht mit hohen Dosen von Quecksilber kontaminiert war
und die Mütter während der Schwangerschaft verseuchten Fisch gegessen hatten, fand
man bei den Neugeborenen schwere neurologische und verhaltensbezogene Störungen.
Ein weiteres Beispiel für die schädliche Auswirkungen der Umweltverschmutzung bildet
der Zusammenhang zwischen der Bleiverpestung durch Fahrzeugemissionen und
abblätternde Farbe und einer Vielzahl neurologischer und anderen Problemen bei
Neugeborenen.
Gefahren am Arbeitsplatz
Viele Frauen führen Tätigkeiten aus, die sie mit einer Vielzahl an potenziell schädlichen
Stoffen in Kontakt bringen. Die Kassiererin am Autobahnzahlstellen beispielweise sind
Auspuffgasen in hoher Konzentration ausgesetzt.
Mütterseitige Faktoren
Alter
Das Alter einer Schwangeren hat Konsequenzen für das Ergebnis ihrer Schwangerschaft.
Eine Schwangerschaft führt mit größter Wahrscheinlichkeit zu einem gesunden Baby,
wenn die Mutter über 15 und unter 35 Jahre ist. Ältere Mütter neigen allgemein zu
häufigeren Gesundheitsproblemen, was eine erfolgreiche Schwangerschaft erschwert.
Hinzu kommt, dass mit dem Alter der Frau auch das Alter ihrer Eizellen zunimmt und
deshalb eine höhere Wahrscheinlichkeit besteht, dass sie sich nicht richtig teilen. Aber
auch eine sehr junge Mutterschaft birgt Risiken. Sehr junge Mütter besitzen häufig einen
niedrigen sozio-ökonomischen Status und es fehlt ihnen mit größerer Wahrscheinlichkeit
an angemessener Erfahrung und Geburtsvorsorge.
Ernährung
Wenn sich eine Schwangere Frau nicht angemessen ernährt, kann auch ihr ungeborenes
Kind von Mangelerscheinungen betroffen sein. Das Gehirnwachstum ist besonders
beeinträchtigt: Fehlernährte Neugeborene haben kleinere Gehirne, die weniger
Gehirnzellen erhalten als Neugeborene aus guten Ernährungsverhältnissen. Bsp: Während
des 2. Weltkrieges erlebten in Teilen Hollands Menschen allen Einkommens- und
Bildungsschichten eine schwere Hungersnot. Die Durchsicht der Gesundheitsakten
niederländischen Frauen, die in einer Schwangerschaft waren, ließen einen deutlichen
negativen Einfluss der mütterlichen Ernährungsmängel auf die pränatale Entwicklung
ihrer Kinder erkennen, wobei die Schwere der Auswirkung davon abhing, wann die
Mütter nichts oder nur wenig zu essen hatten. Mütter, die lediglich in den letzten Monaten
ihrer Schwangerschaft an Mangelernährung litten, bekamen meistens kleine,
untergewichtige Babys mit kleinem Kopfumfang. Die Babys von Müttern, die sich schon
ab der ersten Schwangerschaftsmonaten ungenügend ernähren konnten, wiesen oft
schwere körperliche Schädigungen auf
Krankheit
Rötteln im Anfangsstadium einer Schwangerschaft können verherende Auswirkungen auf
die Entwicklung haben, bis hin zu schweren Missbildungen, Gehörlosigkeit, Blindheit und
geistige Behinderung. In der Folge von Immunisierungsprogrammen wurden diese
Erkrankungen seltener, doch sollte sich jede Frau gegebenenfalls gegen Rötteln impfen
lassen, bevor sie schwanger wird. Sexuell übertragbare Krankheiten sind für den Fötus
ziemlich gefärhlich. Der Zytomegalie – Virus bildet derzeit die häufigste pränatale
Infektionsquelle; er kann das ZNS des Fötus schädigen und andee Defekte verursachen.
Herpes genitalis kann ebenfalls sehr gefährlich sein; dies kann zu Blindheit und Tod
führen.
Stress
Weil Menschen unter starkem Stress jedoch oft auch mehr als gewöhnlich trinken und
rauchen, erwies es sich als schwierig, die Rolle des Stress als solche zu isolieren. Bsp.:
Väter die entweder vor oder nach der Geburt verstorben sind.
Die Ergebnisse der Untersuchung ließen erkennen, dass die erwachsenen Kinder von
Müttern, die während ihrer Schwangerschaft starken Stress hatten, eine erhöhter Rate an
emotionalen Problemen und Verhaltensstörungen aufwiesen.
Die Geburtserfahrung
Ungefähr 38 Wochen nach der Befruchtung beginnen die Muskeln des Uterus zu
kontrahieren, was die Geburt des Babys einleitet. Die Gebärmutterkontraktionen wie auch
das Vordringen des Babys durch den Geburtskanal sind für die Mutter schmerzhaft, so
dass man Frauen, die in den Wehen liegen, oft Schmerzstillende Medikamente gibt. Die
Medikamente können zwar der Mutter helfen, sie helfen aber nicht dem Baby. Viele
Medikamente zur Geburtshilfe verlangsamen die Wehen und dies erhöht die
Wahrscheinlichkeit einer fetalen Alypoxie ( eines Sauerstoffmangels) und vergrößert
damit das Risiko einer Gehirnschädigung. Das Ausmaß dieser Effekte hängt davon ab,
welche Medikamente eingesetzt werden und wie hoch sie dossiert werden.
Glücklicherweise zeigen entsprechende Effekte in der Regel keine Langzeitwirkungen.
Von den Schmerzen der Mutter haben viele behauptet, dass die Geburtserfahrung für den
Fötus traumatisch sei. Es wird jedoch bezweifelt, dass die Geburt für den Fötus
traumatisch oder besonders schmerzhaft ist. Dem Druck, den der Fötus bei der Geburt
erfährt, kommen sogar mehrer wichtige Funktionen zu. Erstens verringert der Druck
vorübergehend den Gesamtumfang des Kopfes. Eine zweite Funktion des Druckes besteht
darin, die Produktion von Hormonen zu stimulieren, mit deren Hilfe der Fötus den
Sauerstoffmangel während der Geburt übersteht und die Atmung nach der Geburt regelt.
Der Druck hindert den Fötus auch davon zu atmen, bevor der Kopf aus dem Geburtskanal
herausgekommen ist. Der Geburtsschrei bildet einen sehr wirksamen Mechanismus für
den Bltitzstart der Atmung.
Unterschiedliche Geburtspraktiken
Alle Kulturen verfolgen die beiden Ziele; Überleben und Gesundheit sowohl der Mutter
als auch des Kindes zu schützen sowie die soziale Integration des Neuankömmlings zu
sichern. Eine werdende Mutter auf der Südpazifikinsel Bali geht davon aus, dass ihr Mann
und andere Verwandten, einschließlich der vielleicht bereits vorhandenen Kinder, alle
dem freudigen Anlass der Geburt seines neuen Kindes beiwohnen wollen. Ihre weiblichen
Verwandten sowie eine Hebamme leisten im Verlauf der Geburt, die zu Hause stattfindet,
aktive Hilfe.
Ein ganz anderes Szenario hat in den USA Tradition; hier zieht sich die Mutter in den
Wehen fast völlig von ihrem normalen Leben zurück. In den meisten Fällen geht sie zum
Gebären in ein Krankenhaus, wobei sie nur von einer emotional nahe stehenden Person
begleitet wird. Die Geburt wird von medizinischen Personal überwacht, das sich im
allgemeinen aus Fremden zusammensetzt.
Dem balinesischen Ansatz liegt eine große Betonung des sozialen Ziels zu Grunde. Im
gegensatz dazu haben die westlichen Gemeinschaften die körperliche Gesundheit von
Mutter und Kind über allen Belangen erhoben.
Das Neugeborene
Das Baby tritt sofort in Interaktion mit der Umwelt, erkundet die vorfindbaren
körperlichen und sozialen Gegebenheiten und lernt etwas darüber
Aktivierungszustände
Der Begriff des Aktivierungszustandes bezieht sich auf ein Kontinuum von
Eregungsniveaus, das vom Tiefschlaf bis zu intensiver Aktivität reicht. Es ist bekannt,
dass unsere Aktivierungszustand die Interaktion mit der Umwelt drastisch beeinflusst.
Neugeborene verbringen den Tag in typischerweise sechs Aktivierungszuständen; vom
ruhigen Schlaf bis zum Schreien. Innerhalb dieser allgemeinen Muster gibt es jedoch
starke Variationen. Manche Kinder schreien relativ selten, während andere jeden Tag
stundenlang schreien, manche schlafen deutlich mehr andere deutlich weniger als
durchschnittlich 16 Std. pro Tag. Manche mehr als durchschnittlich 2 ½ Stunden im
Zustand aufmerksamer Wachheit.
Schlafen
Durchschnittlich schlafen Neugeborene etwa doppelt so lange wie Erwachsene. Die
Gesamtschlafzeit sinkt im Verlauf der Kindheit gleichmäßig ab und veringert sich , wenn
auch langsamer im Verlauf des gesamten Lebens weiter. Zweitens ändert sich das Muster
von zwei verschiedenen Schlafzuständen mit dem Alter dramatisch.
- REM – Schlaf ist ein aktiver Schlafzustand, der bei Erwachsenen mit Träumen
einhergeht und der durch schnelle, ruckartige Augenbewegungen unter den Liedern
gekennzeichnet ist ( Rapid Eye Movement)
Weitere Kennzeichen des REM – Schlafes sind ein auffälliges Muster der
Gehirnaktivitäten, Körperbewegungen und ein unregelmäßiges Muster der Puls und
Atemfrequenz
- NON - REM - Schlaf ist dagegen ein ruhiger oder tiefer Schlafzustand ohne
motorische Aktivität oder Augenbewegungen und mit starken, langsamer
Regelmäßigkeit bei Gehirnwellen, Atmung und Puls. Nach der Geburt verbringen die
Neugeborenen 50% der Schlafenszeit im REM Zustand. Dieser geht bei 3 und 4
jährigen auf 20% zurück und bleibt annähernd während des gesamten Lebens auf
diesem niedrigen Stand. Viele Vermuten, dass im REM – Schlaf die Entwicklung des
visuellen System bei Neugeborenen voranschreitet. Nach der Autostimulationstheorie
trägt dieser intern erzeugte Gehirnaktivität beim REM – Schlaf dazu bei, den
natürlichen Mangel an externen Stimulation auszugleichen und erleichtert damit die
frühe Entwicklung des visuellen Systems beim Neugeborenen. Neugeborene wechseln
im Allgemeinen im Verlauf von 24 Std. mehrmals zwischen Schlafen und Wachen hin
und her, mit etwas höherer Schlafanteil nachts. Nach und nach entwickelt sich das
reifere Muster des Nachtschlafs, wobei das Alter, in dem dies erfolgt, sehr stark von
kulturellen Praktiken und entsprechenden Zwangsmaßnahmen abhängt.
Schreien
Aus evolutionärer Perspektive könnten das Schreien des Kindes und die Aversion des
Erwachsenen adaptiv bedeutsam sein. Kinder schreien aus verschiedenen Gründen;
Krankheit, Schmerz, Hunger; die die Aufmerksamkeit der Bezugsperson erfordert.
Insbesondere unerfahrene Eltern sind oft beängstig und zerbrechen sich den Kopf darüber
warum ihr Baby schreit. Der Gipfel der Schreiphase liegt in den ersten 3 Monaten. Die
Beschaffenheit des Schreiens und seine Ursachen ändern sich im Laufe der Entwicklung.
Am Anfang ist das Schreien der Ausdruck von Unbehagen, allerdings Schreien die Kinder
von Anfang an auch aus Frustration. Nach und nach wird daraus ein kommunikativer Akt.
Beruhigen
Wiegen, schukeln, Schlaflieder singen, das Baby auf den Arm nehmen; all diese
Tätigkeiten beruhigen das Baby. Im Allgemeinen zeichnen sich in vielen der wirksamen
Verfahren zur Beruhigung durch mäßig starke, kontinuierliche oder wiederholte
Stimulation aus. Eine solche Technik ist das Wickeln. Eine anderer traditioneller Ansatz
besteht darin, ein aufgebrachtes Kind mit interessanten Gegenständen oder Ereignisse
abzulenken. Auch Berührung kann sich beruhigend auf Kinder auswirken.
Reaktion auf das kindliche Unbehagen
Viele Forscher behaupten, dass sofortige Reaktionen auf das kindliche Unbehagen, das
Schreien belohnen und das Geschrei sich deshalb erhöht. Andere Behaupten, dass das
prompte reagieren ein Gefühl des Vertrauens bildet und es tatsächlich zu einer
verringerung des Geschreis kommt. Der entscheidende Punkt dürfte darin liegen, die
Schwere des kindlichen Unbehagens zu berücksichtigen.
Schreibabys
Besonders in den ersten Lebensmonaten haben manche krampfartige Schreianfälle ohne
irgend einen besonderen Grund. Glücklicherweise hält die übermäßige Schreiere
typischerweise nur die ersten paar Monate an und hinterlässt keine Krankheitseffekte.
Eine häufige diskutierte Ursache für exzessiven Säuglingsschreien sind Bauchkoliken
durch Anpassungsschwierigkeiten bei der Verdauung.
Ungünstige Geburtsausgänge
Säuglingssterblichkeit
Ist definiert durch Tod innerhalb des ersten Lebensjahres. Siehe dazu unterschiede
zwischen Afro – Amerikanern und Weißen Amerikanern im Skriptum.
Untergewicht
Das durchschnittliche Neugeborene in den USA wiegt 3400 g aber annähernd 7,5% der
amerikanischen Neugeborenen wiegen weniger als 2500 g. In diesen Fällen spricht man
von untergewichtigen Neugeborene. Die Rate ist bei Afro-Amerikanern deutlich höher
(12%) und ist eng mit Armut verknüpft. Einige untergewichtigen Säuglinge werden als
Frühgeburten bezeichnet, wenn sie statt den normalen 38 Wochen in der 35. Woche oder
davor geboren werden. Andere Untergewichtige gelten als zu klein für ihr Gestationsalter.
Die Gruppe der untergewichtigen Neugeborenen zeigt ein erhöhtes Maß an medizinischen
Komplikationen, einschließlich Gehirnschäden. Beispielsweise besteht für Frauen, die
während ihrer eigenen pränatalen Entwicklung im Größenwachstum zurückgeblieben
waren ein höheres Risiko für Frühgeburten, was die Auswirkungen der Armut über
Generationen hinweg postuliert. Simultane Schwangerschaften; Zwillinge, Drillinge usw.;
bilden eine weitere Ursache für Frühgeburten und Untergewicht.
Langfristige Resultate
Was kann ein untergewichtiges Neugeborenes erwarten, wenn es überlebt? Die schlechte
Botschaft beseht darin, dass frühgeborene untergewichtige Kinder, als Gruppe gesehen,
durchschnittlich mehr Entwicklungsprobleme aufweisen als mormalgewichtige Babys. Sie
haben auch mit größerer Wahrscheinlichkeit viele soziale Probleme, einschließlich
schlechtere Beziehungen zu gleichaltrigen und zu ihren Eltern. Die gute Nachricht besteht
darin, dass sich die Mehrzahl der untergewichtigen Kinder recht gut entwickelt.
Interventionsprogramme
Eine breit angelegte Interventionsmaßnahme beruht auf dem Gedanken, dass Berührungen
einen wichtigen Teil im Leben von Neugeborenen darstellen. Viele Frühlinsgeburtzen
bekommen zu wenig taktile Stimulation. Eine speziell entwickelte Therapie die diese
Berührungsmangel kopensiert hat großen Erfolg; die Babys sind aktiver, wachsamer und
nehnem schneller an Gewicht zu. Am meisten profitieren Kinder mit nur wenigen
Risikofaktoren; den geringsten Vorteil konnten Kinder aus Familien mit mehrfachen
Risiken erzielen.
3 Faktoren, die für die Interventionsbemühungen für extreme Risikokinder relevant sind,
sind:
1) Viele Programme produzieren nur mäßigen Erfolg und die positiven Ergebnisse
verringern sich im Lauf der Zeit
2) Der Erfolg hängt von anfänglichen Gesundheitszustand des Kindes ab.
3) Je mehr Risiken für das Kind bestehen, desto geringer ist die Chance für einen
positiven Ausgang
Soziokulturelle und familiäre Rahmenbedingungen
Kulturunterschiede
Jaan Valsiner hat aufgezeigt, wie die sexuelle Reifung und Aktivität junger Erwachsener,
die Planung und Erwartung eines Kindes, Schwangerschaft, Geburt und Pflege eines
Säuglings sowie seine Eingliederung in die soziale Gemeinschaft in den verschiedenen
Regionen der Welt jeweils unterschiedlich durch Normen und Kontrolle gestützt und
geregelt werden. Es ist daher unmöglich, die optimale Art der Säuglingspflege und
-erziehung ausmachen.
Historischer Wandel
Neben kulturellen Unterschieden gibt es auch historische Veränderungen. In unseren
Breiten haben neben medizinischen Fortschritten auch entwicklungspsychologische
Erkenntnisse kulturelle Veränderungen hervorgerufen.
Die Geburt als kritisches Lebensereignis für Eltern
Die Geburt eines Kindes stellt in der Biografie der Eltern ein kritisches Lebensereignis dar
und löst vielfältige Entwicklungsveränderungen aus, die vor allem Lebensplanung und
Lebensziele, die Qualität der Paarbindung, Verantwortlichkeit, Wertmaßstäbe und Motive
betreffen. Bereits das neugeborene Kind erhält eine spezifische Rolle in der Familie und
bewirkt seinerseits Rollenveränderungen. Kindesentwicklung, Entwicklung der Eltern und
Familienentwicklung finden parallel statt und beeinflussen einander. War die
Gestationszeit wegen Frühgeburt kurz, dann ist es für die Beurteilung der psychischen
Entwicklung des Säuglings sinnvoll, die an der vollen Gestationszeit von 40 Wochen
fehlende Zeit vom Lebensalter abzuziehen. In der frühen Entwicklungsphase werden das
Gestationsalter und sein Lebensalter auch zum „Konzeptionsalter“ aufaddiert.
Ausmaß der Frühgeburtlichkeit
Es ist sinnvoll, bis mindestens zum Ende des 2. Lebensjahres das Alter des Kindes um die
Wochen seiner Frühgeburtlichkeit zu korriegieren. Für Kinder mit einem Gestationsalter
von 32 Wochen bzw. einem Geburtsgewicht über 1000 g sind die Prognosen für eine
normale Entwicklung zunehmend gut. Für extrem frühgeborene Kinder ist die Prognose
weniger positiv, wenngleich es auch hier Kinder gibt, die ohne erkennbare
Beeinträchtigungen aufwachsen.
Erhöhte Vulnerabilität
Eine Einschränkung zu diesen generellen Befunden ergibt sich aus streng nach sozialer
Herkunft und Bildungsgrad der Eltern sowie deren soziale Belastung parallelitisierten
Vergleiche zwischen früh- und termingerecht geborenen Kinder. Die Probleme zeigen
sich vor allem im perzeptuell – motorischen, kognitiven und sprachlichen Bereich und
überwiegt in Situationen mit erhöhter Aufmerksamkeitsanforderungen ( z.B. Tests)
Soziale Probleme
Kommen zu prä- und perinatalen auch biologische und soziale Probleme dazu, dann
erwiesen sich frühgeborene Kinder besonders anfällig. Eine angemessene und
anregungsreiche Umwelt, ein feinfühliger und achtungsvoller Umgang mit dem Kind,
Sensitivität und angemessene Fürsorglichkeit der Eltern können jedoch helfen, manche
durch die Frühgeburtlichkeit bedingte Fragilität aufzufangen.
Die Neugeborenenzeit
Als termingerecht gilt eine Geburt zwischen des vollendeten 37. Woche und der 42.
Woche. Das reif geborene mitteleuropäische Kind ist durchschnittlich 50 – 53 cm groß
und wiegt ca. 3500 g.
Veränderungen in der Geburtspraxis
Noch in den siebziger Jahren war es üblich, dass Mütter bei normalen Geburt zwei
Wochen in der Klinik blieben. Heute sind es nur noch 3 – 5 Tage. Das Neugeborene darf,
wenn keine akuten Gefahren dagegen sprechen, zunächst bei der Mutter bleiben, bevor die
Routineuntersuchung durchgeführt wird.
Zwei psychologische Fragen zur Geburt
1) Wie erlebt das Kind die Geburt?
2) Wie entsteht die unbedingte Mutterliebe?
Gibt es ein Trauma der Geburt?
Psychoanalytische Ansätze postulieren, dass der Geburtsschrei als Ausdruck der Angst
vor dem Ersticken und vor der körperlichen Trennung von der Mutter zu interpretieren
sei. Aus heutiger Sicht ist es zumindest unwahrscheinlich, dass sich ein Mensch an seine
Geburt erinnern kann.
Wie entsteht die emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind?
Klaus und Kennel beobachteten bei Mütter und Väter Neugeborener mutmaßlich
genetisch programmierte spontane Fürsorglichkeit, die die Versorgung des Babys sichert.
Diese Fürsorge sei in einer tiefen und unbedingten emotionalen Bindung ( engl. Bonding )
der Mutter ( und des Vaters) an das Kind verankert, welche hormonell vorbereitet und
zeitbegrenzt in den ersten Minuten nach der Geburt ausgelöst oder geweckt werde.
Wichtige Stimili für das Ausbilden der elterlichen Bindung sind:
1) enger körperlicher Kontakt mit dem Neugeborenen
2) Reaktionen des Neugeborenen auf das elterliche Verhalten.
Befunde zum Bonding
Wenn Bonding – These zuträfe, müssten fast alle Menschen, die vor 1980 geboren
wurden, unter den folgen eines schweren Bindungsdefizits leiden. Dies ist offensichtlich
nicht der Fall.
Zusammenfassung S 90 – 108
Erweitete Neugeborenenzeit
Das Neugeborene bringt bereits ein differenziertes, wenn auch unreifes
Verhaltensrepertoire. Die ersten 2 – 3 Monate stabilisiert es dieses Repertoire und schafft
die Vorraussetzungen für seine enorme Lernleistung. Deshalb ist es sinnvoll, die ersten
2 – 3 Monate als „erweiterte Neugeborenenzeit“ zu betrachten.
Frühe Verhaltensorganisation und erste Regulationsleistungen
Das Entwicklungsmodell von T. Berry Brazelton und Heidelise Als
Brazelton und Als unterscheiden in der perinatalen Zeit vier psychophysiologische
Teilsysteme:
Autonomes System der physiologischen Funktion
Neugeborene verfügen im vergleich zu Frühgeburten schon nach wenigen tagen über ein
erstaunliches stabiles Autonomes System ( Atmung, Kreislauf, .. ). Jedoch bereits kleinste
Überlastungen können dieses System aus der Bahn bringen, wie z.B. Koliken gegen Ende
des ersten Monats.
Motorisches System
Das motorische System bedarf beim Neugeborenen optimierte Bedingungen; schon bei
leichter Belastungen gerät es außer Balance.
System des Bewusstseins- und Erregungsniveaus
Dem Neugeborenen misslingen oft noch die sanften Übergänge von Tiefschlaf zum
leichten Schlaf, zum halbwachen Dösen, zum ruhigen Wachsein. Neugeborene brauchen
einige tage, bis sie das volle Schreien überhaupt ausbilden. Wachsein ist für Neugeborene
sehr schwierig und bei Überlastung können sie plötzlich in Tiefschlaf fallen.
System der kognitiven, interaktiven und sozialen Prozesse
Dieses System ist beim Neugeborenen noch sehr gering ausgebildet und setzt der schwer
zu erreichenden Zustand des ruhigen Wachseins voraus. Dennoch gelingen auch dem
Neugeborenen kurze Phasen des aufmerksamen Schauens und Lauschens. Es kostet ihm
aber sehr viel Kraft.
Motorik und Aktivität
Die motorischen Verhaltensmuster des Neugeborenen bestehen zum Teil aus allgemeinen
Bewegungen z.B. Armbewegungen, denen jedoch spätere Geschmeidigkeit und
Zielgerichtetheit noch weitgehend fehlt. Daneben gibt es einige differenzierte und
strukturierte motorische Verhaltensmuster ( früher Reflexe genannt ), von denen vor allem
die im Kopfbereich sehr schnell an die neuen Stimuli angepasst werden; vor allem die
Augenbewegungen. Weiterhin zeit es langsame gerichtete Kopfbewegungen zu einer
interessanten Hörquelle. Außerdem lernt es früh, seine Saugbewegungen mit den
Suchbewegungen des Kopfes zu kombinieren und erfolgreich die Nahrungsquelle zu
finden. Größere Aktivitätszyklen in der Neugeborenenzeit sind vor allem vom Zeitabstand
zwischen den Mahlzeiten abhängig. Auch der Anblick der Eltern und ihre Interaktionen
mit ihm können einen positiven Erregungszustand auslösen. Aktivität in kleineren zyklen
zeigt der Säugling in den ersten Lebensmonaten z.B. in seinem Saugverhalten. Dabei
verfügt es über 2 Saugtechniken: das Pumpsaugen und das Lecksaugen. In der frühen
Säuglingsphase kann es saugen und atmen gleichzeitig. Bis zum 4. – 6. Monat senkt sich
der Kehlkopf; es kann jetzt differenziert Laute und Lallen; es kann sich jetzt aber auch
verschlucken. Die Saug – Atem – Koppelung ist bei risikogeborenene Frühgeburten
labiler und kostet mehr Kraft.
Besondere motorische Fähigkeiten des Neugeborenen
Es gibt eine Gruppe von Verhaltenweisen, die man in den ersten Lebenswochen des
Kindes gut beobachten kann, die aber aus seinem Repertoire verschwinden und erst
Wochen oder Monate später wieder auftauchen. In den ersten Lebenswochen zeigen die
Kinder diese Verhaltensweisen zwar deutlich aber nur in eingeschränkten Situationen. Sie
werden durch spezifische Stimuluskonstelationen ausgelöst. Bsp. Wenn die Babys mit den
Füßen einen festen Untergrund berühren zeigen sie Schreitbewegungen. Es handelt sich
hier um keine „Reflexe“, sondern um eingegrenzte, aber doch komplexe
Verhaltensweisen.
Ursache für den U – förmigen Verlauf der Entwicklung
Viele Verhaltensweisen verlieren sich zwischen dem 2. und 4. Monat; zur gleichen zeit
steigt das visuelle Interesse rapide an.
- Manche Forscher sehen keine strukturelle Kontinuität zwischen den frühen und
späteren Verhaltensweisen
- Anderen zufolge brechen die Teilkomponenten auf und reorganisieren sich
- Wieder anderen zufolge „verstummen“ die Verhaltensweisen nur vorübergehend, weil
andere in den Vordergrund rücken.
Theoretische Erklärungsmodelle für die frühe motorische Entwicklung und ihren
Fokus
Anpassung an die neue Umwelt
Mach Prechtl ist das Neugeborene ein um 2 bis 3 Monate zu früh geborener Fötus mit
einem besonders schweren Kopf, aber motorisch schwach. In den ersten 1 – 2 Monaten
lernt es keine neuen Bewegungsmuster hinzu. Erst ab dem 2. – 3. Monat entwickelt es
neue motorische Funktionen
Aktivität und Reaktion
Towen unterscheidet zwischen spontanen allgemeinen motorischen Aktivität und der
Fähigkeit zur Reaktivität d.h. auf Umweltbedingungen antworten. Letzteres erst ab der
Geburt. Im Normalfall sind auch in den ersten Lebenswochen spontan, variabel und
reflexunabhängig; nur unter abnormen Bedingungen werden sie stereotyp, monoton und
reflexabhängig. Die Fähigkeit zur Variabilität ist ein besonderes Merkmal gesunder
Entwicklung.
Lösen von Bewegungsproblemen
Es kann such bei sich gesund entwickelten Kindern zu plötzlichen Rückschritten im
Funktionsniveau, zu Einschränkungen der Variabilität sowie zu Desorganisation kommen.
In der Regel handelt es sich um Übergangszeiten denen dann ein kräftiger
Entwicklungsschub folgt.
Motorik als eine Form der Wahrnehmung
Wahrnehmung und Bewegung, Kognition und Handeln bilden schon beim Neugeborenen
eine Einheit. Das Kind nimmt nämlich seine Umgebung auch über seine eigenen
Körperbewegungen war.
Sinnesrepertoire des Neugeborenen
Die Sinnesfähigkeiten des neugeborenen Kindes sind wesentlich differenzierter als man
lange zeit glaubte, aber über Wochen und Monate noch nicht auf dem Niveau der spätern
Schulkinder oder gar der Erwachsenen. Das Entwicklungsniveau und –verlauf sind dabei
für jede Sinnesmodalität spezifisch und innerhalb einer Modalität für Teilaspekte
unterschiedlich. Einige Unzulänglichkeiten mögen dem Kind sogar als Erfahrungsfilter
dienen.
Die Nahsinne
Frühgeborene scheinen an der Wand des Brutkastens „Halt“ zu suchen; sie gedeihen
besser, wenn sie in einem „Nestchen“ liegen, das ihnen Begrenzung gibt. Auch der
Gleichgewichtssinn ist früh ausgebildet; schon ab der 25 Gestationswoche reagieren
Frühgeborene auf die Schwerkraft mit Gegenbewegungen. Besonders gut ausgebildet ist
der Geschmacks- und Geruchssinn. Nach wenigen Tagen können Babys ihre Mütter am
Geruch wieder erkennen.
Die Fernsinne1: Auditive Wahrnehmung
Passives hören, aktives Lauschen, das Unterscheiden von Lauten, Geräuschen, Melodien
und Rhythmen. Im leichten Schlaf reagieren Neugeborene mimisch und motorisch auf
Töne und Laute, auf die sie wach nicht reagieren. Bereits ab etwa der 24. Gestationswoche
reagieren Föten auf Gehörtes. Neugeborene beruhigt der Rhythmus des Herzschlags der
Mutter. Bereits unmittelbar nach der Geburt können sie die Stimme ihrer Mutter von
anderen unterscheiden.
Soziale und nicht – soziale Töne und Geräusche
Sie reagieren auf sprachliche Laute anders als auf andere Töne. Ihr Gehirn ist für
sprachliche Laute bereits links lateralisiert, während sie musikalische Töne besser über die
rechte Hirnhälfte differenzieren. Während neues die verlängerte Aufmerksamkeit des
Babys hervorrufen, lässt sich bei Unterscheidung von Sprachlaugen eher das Vertraute
länger am Schnuller saugen. Neugeborene können bereits ihre Muttersprache von anderen
Sprachen unterscheiden. In den ersten Monaten können sie auch sprachliche Laute und
Phoeme unterscheiden, bei denen Erwachsene ihrer eigenen Sprachgruppe
Schwierigkeiten haben. Neugeborene haben zudem die Fähigkeit, eine Vokal mit der
entsprechenden Lippenformung, also auditive und visuelle Info, miteinander zu
verknüpfen.
Vorhersage aus sprachlich – auditiven Fähigkeiten
Die Fähigkeit, Sprachlaute bereits in der Neugeborenenzeit unterscheiden zu können
erwies sich als viel versprechender Prädiktor sprachlicher Kompetenz im Vorschul- und
Schulalter. Kinder, die auditive Merkmale zeitlich schlechter analysieren können, haben
es beim Sprechenlernen schwerer, Sprachlauten Bedeutungen klar zuzuordnen.
Die Fernsinne 2: Visuelle Wahrnehmung
Die visuelle Fähigkeiten des Neugeborenen sind längst nicht so fein ausgebildet wie seine
anderen Sinne. Er sieht nur auf ca. 20 – 25 cm Entfernung, bei mittlerer Helligkeit
einigermaßen scharf und bevorzugt Muster mit deutlichen Konturen. Neugeborene können
einem Stimulus, der ihr Interesse gefunden hat mit den Augen und dem Kopf folgen,
wenn auch nur langsam und etwas unbeholfen. Erst mit ca. 3 Monaten können sie sich von
einem Stimulus aktiv lösen, wenn ein neuer Stimulus an einem anderen Ort auftaucht.
Einfache Objektwahrnehmung
Bereits Neugeborene können verschiedene Formen unterscheiden. Bei kleineren
Veränderungen in der Drehung des Objektes oder ihrer Entfernung bleiben es für sie
trotzdem dieselben Objekte. Vieles spricht dafür, dass sie von vornherein die Welt als
nach Objekten strukturiert, dinghaft und organisiert wahrnehmen bzw. die notwendigen
Vorraussetzungen mitbringen, dies sehr schnell zu lernen.
Vertrautheit, Neuheit und kognitive Kategorien bei der Objektwahrnehmung
Nach den ersten 2 – 3 Monaten werden Vertrautheit und Neuigkeit wichtige Kriterien für
die Aufmerksamkeit des Kindes. Bald danach folgen kognitive Kategorien wie Solidarität,
Sichtbarkeit oder Verdeckt, Kausalität, Trägheit, Schwerkraft, die das Kind mit
physikalischen Dinghaftigkeit in Zusammenhang bringt.
Gesichtswahrnehmung
Von ganz besonderem Interesse für neugeborene ist das menschliche Gesicht, das sie
allerdings selbst bei optimaler Entfernung zunächst eher unscharf wahrnehmen. Zwei
Faktoren werden in der neuen Forschung diskutiert: die Orientierung und die
Wahrnehmung von Gesichtern.
Orientierung auf Gesichtern
Babys sind mit einem über die evolutionsgeschichtlichen Orientierungsmechanismus
ausgestatten, den Johnson und Morten CONSPEC nennen. Dieser lässt das Kind einen
gesichtsähnlichen Stimulus folgen, der sich seitlich bewegt. Nach Johnson ist für einen
CONSPEC – wirksamen Stimulus das räumliche Arrangment von Hals, Kopf und Mund
wichtig.
Wahrnehmung von Gesichtern
Für die Wahrnehmung des Gesichtes in frontaler Ansicht kommt nach Johnson der
Mechanismus CONLERN zum Einsatz. Dieser ist überwiegend kortikal gesteuert und
wird erst ab dem 2. – 4. Monat wirksam. Während CONSPEC mit jedem Gesichtschema
funktioniert, ist CONLERN ein Lernmechanismus, der es dem Kind ermöglicht, in relativ
kurzer Zeit zum „Experten für Gesichter“ zu werden.
2 Entwicklungsetappen:
1) eine frühe, vom physikalischen Merkmalen des Stimulus bestimmte und
2) eine später, in der die psychologischen Merkmale der Vertrautheit und der Neuheit
wesentlich sind.
Präferenzen für Gesichter
In den ersten 2 Monaten wird der Blick des Babys von den physikalischen Merkmalen des
Stimulus besonders der „Stimulusenergie“ eingefangen. Aus Experimenten zur visuellen
Unterscheidung ist bekannt, dass bereits Neugeborene runde oder ovale, dreidimensionale,
bemusterte, kontrastreiche und bewegte Formen lieber mögen als eckige,
zweidimensionale, ungemusterte, kontrastarme und statische. Diese oben genannten
Merkmale zeichnen auch das menschliche Gesicht.
Angeborenes Gesichtsschema
Manche Forscher nehmen zumindest in Frontalansicht so etwas wie eine „angeborene Idee
von einem Gesichtsschema“ an. Walton, Armstrong und Bowen präsentierten den
neugeborenen Gesichter in drei Transformationen: als Größenveränderung, als
Photonegativ oder etwas gedrehter im Raum. Die Babys erkannten das erst kürzlich
gelernte mütterliche Gesicht in allen 3 Transformationen.
Soziale Interaktion und Kommunikation in den ersten Lebensjahren
Das Neugeborone bringt eine Reihe grundlegender Eigenheiten und Fähigkeiten für die
soziale Interaktion.
Dinwelt und Personenwelt
Einige forscher meinen, dass es für das neugeborene Kind von vornherein 2 Welten gibt;
eine Dingwelt und eine Personenwelt. Objekte „behandelt“ es als Infoquelle. In Personen
scheint es dagegen Interaktionspartner zu sehen. Mit ihnen ist es entspannter, zeigen
lebhafte Mimik, Lippen und Zungenbewegungen, positive Laute und Lächeln, sowie ein
rhythmisches Blick und Vokalisationsverhalten.
Keine deutliche Trennung der Welten.
Schaffer, Prechtl et al. und Rockat geben an, dass das Kind in den ersten 2 Monaten kaum
einen aktiven Beitrag zu seiner sozialen Interaktion und keine deutliche Trennung der
beiden Welten hat. Mit 2 – 3 Monaten tritt ein markanter Wechsel ein: die Wachphasen
werden deutlich länger, häufiger und stabiler, das Schreien erreicht seinen Höhepunkt und
beginnt gezielte kommmunikative Funktionen zu erlangen.
Gesprächsähnlicher Austausch
Die Interaktion mit dem 2 monatigen Kind zeigt bereits alle Merkmale eines
gesrächsähnlichen Austausches mit Blicken, Mimik, Lauten und Gesten. Dieses
„Gespräch“ wird sowohl vom Kind als auch von der Mutter reguliert.
Aktive Interaktion erwartet
Die sogenannte „still – face „ Situation bei der Erwachsene vorübergehend in seiner
Mimik erstarrt und nicht auf das Kind reagiert, veranschaulicht, dass Kinder ab ca. 2
Monaten einen aktiven Interaktionspartner erwarten. Reagiert dieser nicht, werden sie
selbst initiativ. Wenn der Partner nicht reagiert, fangen sie an zu weinen.
Nachahmung bei Säuglingen
Nachahmung ist eine bedeutsame Form des Lernens beim Menschen. Sie erlaubt, sogar
komplexe Verhaltensmuster in kurzer zeit zu erlernen. Der Nachahmende muss zwischen
dem Verhalten des Vorbildes und seinem eigenen Verhalten eine Korrespondenz
herstellen.
Nachahmung bei Neugeborenen
Maratsos berichtet über Beobachtungen, dass Neugeborene Fingerbewegungen und Zunge
herausstrecken nachahmen. Neugeborene imitieren sogar mimische Gesten wie O-Mund,
A-Mund, E-Mund, Augenblinzeln, Kopfbewegungen, Stirnrunzeln usw. Die frühe
Nachahmung der Neugeborenen basiert nach Meltzoff und Moore auf einer unmittelbaren
Nachahmung der wahrgenommene Bewegungsabläufe. Unklar ist, ob die Nachahmung
beim Neugeborenen ein direkter Vorläufer für spätere Nachahmung ist.
Warum Saugen beruhigt
Biologisch gesehen hat das Neugeborene zwei wichtige Aufgaben: Es muss wachsen und
es muss sein Gehirn weiterentwickeln. Erhebliche körperliche
Wachstumsbeeinträchtigungen in den ersten Lebensmonaten können wichtige geistige
Entwicklung ungünstig sein.
Regulation der Energiezufuhr durch das exzitatorische und besänftigte Motivsystem
Zum Wachsen braucht das Neugeborene viele Kalorien bei möglichst wenig
Energieverlust durch motorische und geistige Aktivität; hierfür ist das kaloriensparende
Schlaf nützlich. Zur Weiterentwicklung seines Gehirns bedarf es aber der wachen
Aufmerksamkeit bis hin zur freudigen Erregung: das kostet Energie.
Aspekte der Nahrungsaufnahme
Im System der Nahrungsaufnahme verbinden sich in der frühen Neugeborenenphase das
Schreien, die motorische Aktivität des Saugens, die gustatorischen Reize und das Schauen
zur Mutter zu einem hervorragenden abgestimmten Verhaltenssteuerungssystem.
Individuelle Unterschiede: Schreien und Irritabilität
Schreiintensität und Schreidauer nehmen in den ersten 2 Monaten deutlich zu und gehen
mit etwa 4 Monaten auf ein stabiles Niveau zurück. Einige Kinder schreien weil sie
Bauchkoliken haben. Sie schreien vor allem nachmittags und abends. Bei den meisten
Kindern pendelt sich die Schreiintensität nach gut 3 Monaten wieder ein. Erhebliche
Irritabilität tritt gehäuft auch bei Risikokindern auf.
Entwicklung irritabler Kinder
Van den Boom und Hoeksma haben das „Entwicklungsschicksal“ von niederländischen
Kindern verfolgt, die bereits als Neugeborene in den Untersuchungen mit der Neonatal
Behavioral Assessment Scale als hoch irritabel aufgefallen waren ( 17%). Irritable Babys
entwickeln mit größerer Wahrscheinlichkeit eine unsichere emotionale Bindung an ihre
Mütter und werden bis ins 6. Lebensjahr von ihren Eltern als „ schwierig“ erlebt.
Elternberatung
Die Interventionsmaßnahmen haben folgende Komponenten:
1) Hervorheben und Spiegeln was gut läuft
2) Sensibilisierung für kindliche Signale und Bedürfnisse
3) Verstehen und Auflösen dysfunktionaler Kommunikationsweisen
4) Einsatz von Videofeedback zum Wiederbeleben des elterlich implizierten
Beziehungswissen
Modellvorstellung über die Entwicklung in den ersten Lebensmonaten und
besondere Vulnerabilität
Wir haben Neugeborene als ein mit erstaunlichen Kompetenzen ausgestattetes Wesen
kennen gelernt. Seine Wahrnehmungsfähigkeiten und insbesonders seine motorischen
Möglichkeiten sind zwar begrenzt und wenig flexibel, aber in eng umschriebenen
Situationsausschnitten erstaunlich effektiv.
Veränderungen der Atemtechnik
Die Veränderung der Atemtechnik im Alter zwischen 2. und 4. Monaten ist ein gutes
Beispiel für den Entwicklungswandel vom Neugeborenen zum jungen Säugling. Im Schlaf
verringert sich die Atemfrequenz. In den Wachperioden verlängert sich die
Ausatmungsphase und wird variabel. Allerdings kann das Kind beim Saugen nicht mehr
gleichzeitig Atmen ohne sich zu verschlucken.
Erhöhte Vulnerabilität
Die Veränderungen finden in vielen Bereichen des Verhaltens statt, aber je nach eigenem
Entwicklungsmuster, also nicht schlagartig über alle Bereiche hinweg. Es ist aber auch
sehr störanfällig; plötzlicher Kindstod
Qualitativer Umbruch
Vor allem verhaltensbiologisch orientierte Forscher tendieren dazu, dem Übergang vom
Neugeborenen zum frühen Säuglingsverhalten nicht nur als quantitative Entwicklung
sondern als qualitativen Umbruch anzusehen. Je nach theoretischer Position wird
angenommen, dass die frühen, eher subkortikal gesteuerten Verhaltensweisen im Verlauf
der nächsten Monate kortikal überformt werden
Zusammenfassung S 108 – 128
Der kompetente Säugling ( ca. 4. bis 12. Monat )
Körperliche und motorische Veränderungen
Primäre Variabilität: Vom 3. oder 4. Monat bis zum Ende des 1. Lebensjahres entwickelt
sich das Kind eine große Zahl neuer motorischer Funktionen und lernt diese Bewegungen
in verschiedenen Variationen auszuführen. Gesunde Kinder zeigen dabei mehr
intraindividuelle Variabilität als Kinder mit leichten Hirnschädigungen.
Sekundäre Variabilität: Ab dem 2. Lebensjahr findet nach Towen nur noch qualitative
Verbesserungen der erworbenen Bewegungsmuster statt.
Grobmotorik, Greifen, Wahrnehmung und Erkunden
Grobmotorik und Greifen
Haben weitgehend eigene Entwicklungsverlaufmuster. Im Verlauf des 2. bis 4. Monat
gewinnt das Kind im Oberkörper an Kraft und kann nun seinen Kopf in verschiedenen
Körperpositionen aufrecht halten. Reflexartige Bewegungsmuster fallen weitgehend weg.
Die Bewegungen werden insgesamt weicher, flexibler und variabler. Viele Faktoren
müssen stimmen, damit das Kind mit ca. 4 Monaten das visuell gesteuertes Greifen
entwickeln kann. Dieses ist sehr viel zielsicherer und verlässlicher als es die
Greifbewegungen des Neueborenen sind.
Tiefensehen und zielsicheres Greifen
Die Sehschärfe und das Entfernungssehen entsprechen nun schon fast der Sehfähigkeit
Erwachsener. Das Kind versucht jetzt, vor dem eigentlichen Ergreifen des Objektes seine
Hand an Größe und Ausrichtung des Gegenstandes anzupassen. Das Ergreifen, Hantieren
und Befingern verschiedener Gegenstände tritt vielfach an die Stelle des frühen Erkundens
mit Mund und Zunge
Gedächnis und Greifen
Mit der beginnenden Greifbewegung spannt es den Mund an; es führt den Gegenstand
möglichst rasch zum Mund, der sich dann, als Signal für den Abschluss der Handlung,
wieder entspannt. 6 Monate alte Kinder können auf solche motorischen
„Gedächnisstützen“ weitgehend verzichten.
Greifen, Fortbewegen und Motivation
Das 8 – 10 monatige Kind kann sich aus dem Liegen aufsetzen, stabil frei sitzen und sich
dabei vorbeugen und drehen, was eine Reihe neuer räumlicher Erfahrung ermöglicht. Die
Kinder „erfinden“ vielfältige Methoden, um zu einem Gegenstand zu gelangen. Die
großen interindividuellen Unterschiede im Zeitpunkt und Art der Fortbewegung hängen
von der Kraft des Kindes, seiner bisherigen motorischen Erfahrungen, kulturellen
Rahmenbedingungen und seiner Motivation zur Fortbewegung ab.
Fortbewegung und Raumorientierung
Die aus eigenem Antrieb gemachten Raumbewegungserfahrungen fördern die
Raumorientierung des Kindes sowie spezifische Bereiche seiner kognitiven Entwicklung.
Innerhalb weniger Wochen orientieren sie sich zunehmend an hervorstehenden
Landmarken.
Fortbewegung und Veränderung des Wahrnehmens
Einige Fortbewegungserfahrungen sind offensichtlich auch notwendig, um z.B. an den
optischen Veränderungen eines Musters zu erkennen, das es abwärts geht und daher an
der Kante stehen bleiben muss. Nach Gibson sind viele der neuen kognitiven znd sozialen
Fähigkeiten Folgen seiner neuen motorischen Fertigkeiten.
Fortbewegung und soziales Verhalten
Mit Lokomotionserfahrungen ändert sich auch das soziale und emotionale Verhalten des
Kindes. Sie versichern sich durch Blicke zur Mutter, das alles in Ordnung ist.
Verschränkung von Greif- und kognitiver Entwicklung am Ende des ersten Jahres
Immer häufiger verwendet es binokulare ( beidäugige ) Infos, es kann einen Gegenstand
mit seiner Hand zielsicher ergreifen, um ihn anschließend beidhändig zu untersuchen. Es
kann die über die beiden Hände erhaltenen unterschiedlichen Infos differenzieren. Aber
auch haptische und visuelle Infos kann es nun aufeinander beziehen. Schließlich beginnt
das Kind aktiv nach Gegenständen zu suchen, die vor seinen Augen in oder unter einem
Tuch versteckt sind. ( Objetktpermanenz ).
Objektpermanenz und die Art des Versteckens
Piaget hatte beobachtet, dass Babys unter 8 Monaten einen Gegenstand nicht mehr
suchen, wenn er mit einem Tuch zugedeckt wird. Eine Reihe weiterer Untersuchungen
zeigte, dass es für die Kinder in einer Übergangsphase einen Unterschied macht, ob der
Gegenstand sich bewegt und in ein Versteck wandert oder ob ein verhüllender Gegenstand
über das ruhende Objekt gestülpt wird. Experiment von Winhart und Bower: Bei allen
Aufgaben war eine motorische Suchhandlung notwendig. Die empirischen Ergebnisse
entsprachen weitgehend Piagets Beobachtungen, nur das die Kinder beim Erfolg der
ersten Aufgabe deutlich jünger waren ( 6 Monate ).
Objektidentität
Sie beschrieben die Entwicklung der Objektpermanenz allerdings als Entwicklung der
Objektidentität. Nach Bower erlebt das Kind ein Objekt von Anfang an als Realität
außerhalb seiner selbst und mit einer rudimentärer Dauer. Das Kind hat nur
Schwierigkeiten zu begreifen, dass es sich bei einer Sequenz von Ereignissenn auch
jeweils um dasselbe Objekt handelt. Bower erklärt die Entwicklungsabfolge über das
Aufstellen und Kombinieren von 5 „Suchregeln“ und 3 begrifflichen Regeln, die es dem
Kind ermöglicht, das aufgefundene Objekt selbst nach komplexen Wandlungsprozessen
immer wieder als dasselbe zu erkennen.
Der A nicht B Suchfehler
Piaget beschrieb folgendes Verhalten etwa 10 monatigen Kindern zu: Versteckt man vor
den Augen des Kindes ein Spielzeug unter einer von 2 Decken, dann finden die Kinder
den Gegenstand meist richtig unter dem Versteck A. Wird anschließend der Gegenstand
sichtbar und vom Kind beobachtet unter B versteckt, dann suchen viele der Kinder ihn
dennoch unter Versteck A.
Konzeptuelles Problem
Piaget interpretierte diesen Fehler damit, dass für die 8 – 12 monatigen Kinder
Gegenstand, Handlung und Ort noch eine fixe Verbindung eingehen. Demnach
unterliegen die Kinder diesem Fehler, weil sie ein konzeptuelles Problem haben, nicht ein
Gedächnisproblem oder motorisches Problem. Der „Fehler“ erwies sich als unabhängig,
wie weit die Verstecke auseinander standen. Je länger die Wartezeit war, desto
wahrscheinlicher suchten die Kinder unter dem Versteck A. Mangelnde Aufmerksamkeit
oder Infoverarbeitung beim 2. Versteck konnte auch nicht als Begründung dienen, da die
Kinder nach dem 1. Fehlgriff keineswegs wahllos weitersuchten, sondern dann meistens
unter die richtige Tasse suchten.
Motorische Performanz- und Perseverationsproblem
Viel Aufmerksamkeit erhielt die Interpretation von Diamond. Sie behauptete, dass die
Kinder durchaus „wissen“, dass sich das Objekt in Versteck B befindet, denn sie schauen
manchmal nach B und greifen Zugleich nach A. Diamond interpretierte den Suchfehler als
ein motorisches Performanz- und Perseverationsproblem der Kinder. Der Suchfehler
verschwindet nach Diamond mit der Reifung des präfrontalen Kortex; den Kindern gelingt
es dann besser eine schon einmal durchgemachte Handlung zu erkennen, die
Angemessenheit der dominanten Tendenz zu prüfen, Teilhandlungen in eine abfolge zu
bringen und eine Handlungssequenz zu planen. Eine endgültige Erklärung des Phänomens
A nicht B Fehlers steht jedoch noch aus.
Das Weltbild des Säuglings
Viele Untersuchungen haben gezeigt, dass Babys ihre visuelle und akustische Welt sehr
früh strukturieren und differenzieren. Dabei orientieren sich die Kinder anfangs offenbar
mehr an Bewegungsmuster der Objekte ans an ihrer Form, Farbe oder
Oberflächenstruktur. Babys können schon sehr früh Srachlaute von anderen Geräuschen
unterscheiden. Eine besonders wichtige Funktion ist die Prosodie, also das musikalische
Element der Sprache.
Verstehen von Kausalität
Der Philosoph Kant nahm an, dass Kausalität eine angeborenen Denkkategorie des
Manschen sei. Wenn ein Ereignis dem anderen zeitlich vorangeht und sich beide
beteiligten Objekte zeitlich und räumlich berühren, dann vermittelt sich Erwachsenen der
Endruck eines Kausalen Geschehens. Leslie und Fodor vertreten die Theorie, dass
Kausalität auch von Babys unmittelbar wahrgenommen wird und somit eine angeborenen
Primitivkategorie und Basisfähigkeit darstellt, die schnell, unbewusst und damit auch
kognitiv unkontrollierbar zum Einsatz kommt und auf spezifische Ereignisse begrenzt,
aber weitgehend konsistent ist. Nach Baillargeon erschließen die älteren Babys Kausalität
aus Regelhaftigkeiten und Wahrscheinlichkeiten, wobei die anfänglichen
Primitivkategorien der Kausalität als Anziehungspunkt für die kindliche Interpretation
dienen kann. Nach Piaget erfährt das Kind Kausalität in seinem eigenen Verhalten und
konstruiert die kognitiven Kategorien der Kausalität und sein Verständnis für kausale
Ereignisse erst im Verlauf der ersten beiden Lebensjahren aus seinen
Handlungserfahrungen. Kausale Wirkung erkennt es daher früher bei Personen als bei
Objekten. Für Piaget sind Kausalität und Intention für das Kind im 1. Lebensjahr noch
keine klar getrennten Bereiche
Intentionalität und Theory of Mind
Intentionalität, also Motiviertheit und Zielgerichtetheit anderer zu erkennen, sehen viele
Forscher als den Beginn eines kindlichen Psychologieverständnisses einer Theory of
Mind. Einem Handelnden werden psychische Erlebnisse und Prozesse unterstellt, das ihn
motiviert und für das er Wege und Mittel aussucht, und einsetzt um sich dann über Erfolg
zu freuen oder über Misserfolg zu ärgern.
Eigenes Zielgerichtetes Verhalten
Zielgerichtetes Verhalten hat Willatts bei Babys im Alter von 8 – 9 Monaten beobachtet.
Schon sehr viel früher erscheint ihr Verhalten im Umgang mit Personen zielgerichtet.
- mit 6 Wochen sucht das Baby Blickkontakt. Mit 2 – 3 Monaten versuchen Kinder in
der „still-face“ Situation durch Lächeln und Lautieren die Aufmerksamkeit zu
aktivieren
- Sie lächeln und vokalisieren mehr in der Interaktion mit Personen als mit
Gegenständen
- Zwischen 3 und 8 Monaten scheinen sich die Babys eher reflektorisch auf die
Blickrichtung des Erwachsenen einzustimmen, ab 9 Monaten wird dies eine
willentliche Reaktion.
Verstehen Intentionaler Handlungen
Experimente von Baldwin et al.: sie präsentierten Kindern zwischen 10 und 11 Monaten
Videos, in denen eine Person in einer Küche beschäftigt ist. In die Filme streuten sie an
unterschiedlichen Stellen Standbilder ein, am Ende einer intentionalen Handlung oder an
„unnatürlichen“ Stellen. Die Babys ( 13 von 14 ) die zunächst den jeweiligen Film ohne
Standbilder gesehen hatten, beobachtete das Video mit dem willkürlichen
Unterbrechungen länger als das mit den Standbildern am jeweiligen Handlungsende. Die
Autoren schließen daraus, dass Kinder am ende des 1. Lebensjahres spontan, wenn
vielleicht nicht perfekt, Verhalten nach intentionalen Handlungssequenzen strukturieren.
Theoretisch geht es auch hier um die Frage, ob die Kinder Intentionen und Handlungen
verstehen und daher Handlungseinheiten und Verhaltensfluss entdecken ( top – down )
oder ob sie intentional zusammenhängende Handlungen aus deren spezifisch von
Bewegungsabläufen „erkennen“, auch ohne zunächst ihre Intention zu abstrahieren
(botton – up)
Verstehen psychischer Situationen anderer
Es gibt zahlreiche Indizien für ein Verständnis der psychischen Situationen anderer
zumindest bei 18 Monate alten Kindern z.B. sie trösten einen Erwachsenen oder ein Kind
das traurig ist. Diese und andere Beobachtungen lassen den Schluss zu, dass Kinder
bereits im Alter von 1 ½ Jahren bei anderen Personen psychische Erlebniszustände
erwarten und annehmen, dass diese Zustände deren Verhalten beeinflussen.
Kategorien und Dimensionen
Die Debatte über frühe Kategorisierungsleistungen von Kindern ist in vielerlei Hinsichten
mit der Diskussion um Kausalität und Intentionalität verwandt. Schon in den ersten
Monaten verhalten sich Kinder gegenüber Personen anders als gegenüber Objekten. Dabei
beziehen sie sich schon im Alter unter 6 Monaten auf Merkmale, die Menschen von
Objekten unterscheiden. Mit 6 bis 7 Monaten unterscheiden sie das Gesicht eines Kindes
von dem eines Erwachsenen und zeigt besonderes Interesse an anderen Babys und
kleineren Kindern.
Untersuchungsmethoden
Mit raffinierten Methoden versucht man zu erfassen, ob Kinder im vorsprachlichen Alter
bereits Kategorien bilden und wenn ja, auf welche Ebene.
- Präferenzen beim Schauen: Den Kindern wird mehrmals 2 Bilder von Exemplaren
derselben Kategorie gezeigt und dann ein Bilderpaar mit ungleichen
Kategorienzugehörigkeit.
- Objektexaminierungsaufgaben: Die Kinder erhalten nacheinander je eine
Plastiknachbildung eine Exemplars der selben Kategorie zum manuellen Erkunden
und dann ein Exemplar einer neuen Kategorie
In beiden Fällen wird erwartet, dass Kinder, die einen Kategorienwechsel wahrnehmen,
das neue Exemplar länger betrachten bzw. länger erkunden. Die Untersuchungen mit
diesen Methoden haben gezeigt, dass Babys bereits im Alter von 7 – 10 Monaten
Nachbildungen aus Plastik und Holz als Stellvertreter für reale Gegenstände oder
Lebewesen akzeptieren.
Globale Kategorien
Ab 5 – 7 Monaten beginnen die Kinder global zwischen Lebewesen und Gegenständen zu
unterscheiden und entsprechend zu kategorisieren. Ab 7 Monaten zwischen Menschen und
Tieren und mit etwa 9 – 11 Monaten zwischen Pflanzen und Artefakten. Sie bilden also
sehr breite Kategorien, die Exemplare von großer Unähnlichkeiten umfassen können.
Basiskategorien
Ab etwa 11 Monaten bilden Kinder Basiskategorien aus und differenzieren z.B. Stühle
von Betten. Sie bilden also Gruppen mit höchstmöglicher Ähnlichkeit und dies etwa
gleichzeitig oder kurz vor der sprachlichen Bezeichnung dieser Objektklassen.
Unterscheidende Kategorisierungsmerkmale
Bewegung, Funktion, Vorhersagbarkeit
Da die Kinder erst sehr globale Klassen und dann erst Basisklassen bilden, kategorisieren
sie die Exemplare offenbar nach grundlegenden Eigenschaften; dazu gehören kausale
Dimensionen der Bewegung, die Dimension der Funktionalität und schließlich die
Dimension der Vorhersagbarkeit. Diese 3 Dimensionen entwickeln sich parallel und
reichern sich mit Erfharungswissen an. Aber auch bei diesem Erklärungsmodell bleibt
unerklärlich, wie Kinder dies an Plastik- und Holznachbildungen die wirklichen
Lebewesen und Objekte festmachen. Selbst bei Tieren und Gegenständen, sie sie kaum
jemals gesehen haben dürften.
Sozialverhalten und Emotionen
In der 2. Hälfte des 1. Lebensjahres wird das Kind zu einem zunehmend aktiven
Kommunikationspartner. Es entwickelt ein grundlegendes „soziales Wissen“ und
wachsende soziale Fertigkeiten. Das 6 monatige Kind unterscheidet eindeutig zwischen
Personen und Objekten. Es unterscheidet auch zwischen Kindern und Erwachsenen und
zeigt besonders an anderen Babys und kleinern Kindern großes Interesse. Es entdeckt
zunehmend die Wirkung seiner Verhalten auf Personen und Objekten und somit sich
selbst als Handlungsursprung.
Gegenseitige Aufmerksamkeitsregulation
Joint attention
Während etwa 6 monatige Kinder sich entweder mit einem Gegenstand oder einer Person
beschäftigen, wird mit 8 – 9 Monaten der Gegenstand zunehmend in die Interaktion
einbezogen. Auch setzen die Kinder erwachsene Interaktionspartner zunehmend als Mittel
für ihre Ziele ein.
Shared attention
Dabei ist es ein wichtiger neuer Schritt des Kinder, dass es seine Aufmerksamkeit der
Aufmerksamkeitsrichtung des Erwachsenen anzupassen lernt bzw. lernt die
Aufmerksamkeit des Erwachsenen auf das zu lenken, was es selbst gerade interessiert.
Schon mit 3 – 8 Monaten stimmen sich die Babys auf die Blickrichtung des Erwachsenen
ein. Ab dem 6. Monat beginnen sie ihre Aufmerksamkeit zwischen Objekt und Person hin
und her zu wechseln. Aber erst mit 9 Monaten wird dieses zuerst unwillentlich zu einem
deutlich willentlichen Verhalten.
Gegenseitige Aufmerksamkeitslenkung
Mit etwa 9 Monaten beginne die Kinder die Zeigegesten des Erwachsenen zu verstehen.
Sie schauen nicht mehr auf den Finger, sonder auf das in Zeigerichtung liegende Objekt.
Einige Kinder beginnen selbst mit der Zeigegeste und versuchen, den Erwachsenen auf
das sie interessierende Objekt hinzuweisen. Einige Forscher sehen im Übergang von der
dyadischen zur triadischen Kommunikation und der gegenseitigen
Aufmerksamkeitslenkung nicht nur eine „sozial – kognitive Revolution“ sondern bereits
auch hier den vorsprachlichen Ursprung der „Therory of mind“ Kommunikation
Unilateraler Austausch
Bei etwa 4 monatigen Kindern beobachteten Hsu und Fagel eine Veränderung in
mimischer und vokaler Kommunikationsstil zwischen Mutter und Kind. Währen bis zum
Alter von 4 Monsten Mutter und Kind eher symmetrischen Austausch pflegen, verändert
sich dies in der folgender Zeit in eine häufigere unilaterale Kommunikation: Die Mutter
agiert, das Kind schaut und hört zu bzw. umgekehrt.
Einbeziehung von Gegenständen
Nun gelingt auch das Kommunizieren über einen Gegenstand. Während Kinder mit 4
Monaten oft Schwierigkeiten haben ihren Blick aktiv von einem Stimulus zu lösen und
einem anderen zu widmen, stellt dies mit 6 Monaten kaum mehr Probleme
Vokale Fähigkeiten
Die Lallspiele zwischen Eltern und Kind erhalten allmählich Dialogcharakter: Der
Erwachsene lässt für die „Antwort“ des Kindes eine Pause und das Kind lernt, dass es mit
seiner „Antwort“ die Reaktion des Erwachsenen beeinflussen kann. Entsprechend
empfindlich reagiert das Kind, wenn der Erwachsene nicht reagiert.
Elterliches Kommunikationsverhalten
Es bildet sich durch die Interaktion und „Gespräche“ eine vertraute Alltagshandlung und
Basisgrammatik der späteren Sprache. Kinder die mit 11 Monaten häufiger und sicherer
einen gemeinsamen Aufmerksamkeitfokus initieren, zeigen 3 Monate später eine größere
Wortkenntnis im Entwicklungstest. Die vorsprachliche Kommunikation erfalgt aber nicht
nur über die Koordination der Aufmerksamkeitsrichtung und über kommunikative Gesten,
sonder sehr wesentlich auch über emotionalen Ausdruck.
Erkennen, Verstehen und Nutzen des Emotionsausdrucks
Das Kind kann zunehmend genauer den Gesichtsausdruck der Eltern lesen und ihn ab
etwa 9 Monaten als Info über seine eigenen Handlungen nutzen
Emotionsregulation
In seinen emotionalen Reaktionen unterscheidet das Kind deutlich zwischen vertrauten
und unvertrauten Personen ( Fremdeln ). Die Regulation von Emotionen findet in der
Regel in der engen Interaktion mit den Eltern oder engen Bezugspersonen statt. Das
Elternverhalten ist dabei in der Regel erstaunlich gut auf der sich entwickelten
Kompetenzen und Bedürfnissen des Kindes abgestimmt und wird daher als „intuitives
Elternverhalten“ bezeichnet.
Entwicklung des emotionalen Ausdrucksverhaltens
Das Ausdruckverhalten des Babys schein unmittelbar erkennbar und verständlich zu sein,
insbesonders seine Extreme: das Lachen und das Weinen.
Empfindet das Kind aber auch jeweils die Emotionen, die wir aus seiner Mimik und
seinem Verhalten lesen?
Kognition und Emotion
Die Beziehung zwischen Emotion und Kognition stellt ein wesentliches Thema der
frühkindlichen emotionalen Entwicklung dar. Für Bischof – Köhler sind Emotionen eine
phylogenetisch alte form von Kognitionen. Das Kind bewertet also zunächst unmittelbar
und unbewusst eine Situation als gefährlich oder interessant und reagiert auf diese
prärationale Bewertung mit seinem Verhalten und Emotionsausdruck. Aus der Sicht
anderer Emotionstheorien sind Kognitionen die Voraussetzungen für spezifische
Emotionen.
Eindeutigkeit kindlichen Emotionsausdruck
Bereits in den ersten Lebenswochen zeigt das Kind einige eindeutigen Reaktionen, etwa
Weinen und Schreien auf Schmerz oder Hunger. Aber es zeigt auch uneindeutige spontane
mimische Ausdrucksmuster. Sie huschen dem Neugeborenen oft im Schlaf über das
Gesicht, dürften aber kaum mit dem entsprechenden Gefühlen verbunden sein.
Wahrscheinlich hängen sie mit oszilatorischen Erreungszuständen des Gehirns zusammen.
Erst in der Übergangsphase gelangen sie als weitgehend vorprogrammierte mimische
Reaktionsmuster unter die Kontrolle kortikaler Prozesse. Im Alter von 6 Monaten lassen
sie sich situationsvalide interpretieren.
Meilensteine der Emotionsentwicklung
Einige emotionale Reaktionsmuster scheinen in einem spezifischen Alter neu oder
besonders hervorzutreten, weswegen sie auch als Entwicklungsmeilensteine gewertet
werden
Das Lachen
Mit etwa 6 Wochen ist das „soziale Wiederlächeln“ ein augenfälliges neues Verhalten des
Babys. Bereits ein „verschämtes Lächeln“ ist bei 2 – 3 monatigen Kindern zu beobachten.
Diese Art des Lächelns wurde erst bei 2-jährigen erwartet. Mit etwa 4 Monaten kann das
Kind seine freudige Erregung rasch steigern, so das sie sich explosionsartig in herzhaften
Lachen und lustvollen Quietschen entlädt.
Überraschung, Trauer, Furcht, Wut und deren Regulation
Im weiteren Verlauf der Entwicklung ( 8 – 12 Monate ) wird die Mimik des Kindes
ausdrucksvoller, insbesonders bei Überraschung, Traurigkeit, Furcht und Wut. Wenn
Kinder ab etwa 6 Monaten beginnen, sich selbst als Handlungsträger zu erleben, werden
sie vermutlich auch die Emotionen als bei sich selbst erfahren. Am Ende des 1.
Lebensjahres bzw. im Verlauf des 2. Lebensjahres sind sie aber bereits in der Lage, ihren
Gefühlsausdrücken zu intensivieren oder gar zu übertreiben und ihn zu vermindern.
Spätestens mit 18 Monaten können sie Situationen gezielt so beeinflussen, dass sie diese
positiven Gefühle herbeiführen. Erst mit 2 – 3 Jahren beginnen sie, über Gefühle zu reden.
Sroufes Stufentheorie
Sroufes 8 Stufen der emotionalen Entwicklung sind:
1) die Periode der absoluten Reizschranke ( 1. Monat )
2) Zuwendung zur Umwelt und Differenzierung von Neugier/Interesse und
Freude/Lächeln ( 2. – 3. Monat)
3) Vergnügen an gelungenen Assimilation mit Differenzierung von Freude/vollem
Lachen und Wut/Enttäuschung ( 3. – 5. Monat )
4) Aktive Teilnahme an sozialen Geschehen mit Differenzierung von Vergnügen und
Ärger ( 6. – 9. Monat )
5) Phase des sozial – emotionalen Bindung mit Differenzierung von Fremdfurcht und
Bindung ( 10 – 12 Monat )
6) Phase des Übens und Explorierens mit Differenzierung von Begeisterung,
Vorsicht/Ängstlichkeit und Ärger ( 13 – 18 Monat )
7) Bildung des Selbstkonzeptes mit Differenzierung von positivem Selbstwert, Scham,
Trotz und Bockigkeit bis hin zu absichtlichen Wehtun ( 19 – 36 Monat )
8) Phasen des Spiels und der Phantasie mit Differenzierung von Stolz und Liebe sowie
Schuldgefühlen ( ab 36 Monat )
Emotionen und Temperament
Interindividuelle Unterschiede in der Emotionsaktivität werden oft als Temperament
aufgefasst. Kinder mit hoher Reaktionsempfindlichkeit reagieren auf neue oder
diskrepante Reize wachsam oder sogar mit Furcht und Abwehr. Kinder mit geringer
Empfindlichkeit dagegen mit Neugier und Zuwendung.
Prädiktion aus hoher und niedriger Reaktionsempfindlichkeit
Diese Unterscheidung prädiert hochsignifikant das Ängstlichkeitsverhalten mit 14 – 21
Monaten in einer unvertrauten Situation sowie soziale Gehemmtheit ( hoch reaktiv ) bzw.
soziale Offenheit ( niedrig reaktiv ) mit 4 ½ Jahren. Die Kinder die als 4 monatige hoch
reaktiv und negativ reagierten ( 10% von 433 Vpn ) entwickelten sich zu gehemmten 2jährigen und zurückhaltenden, schweigsamen 4-jährigen. Die Mehrzahl der mit 4 Monaten
hoch reaktiven mit positiven Affekten bleiben auch über die nächsten 4 Jahre emotional
überschwänglich. Bei den wenig reaktiven 4 monatigen ließen sich keine eindeutigen
Vorhersagen treffen, sie wurden aber selten zu sozial gehemmten 4-jährigen.
Fremdeln ( Fremdangst )
Fremdeln ( Stranger anxiety) tritt oft plötzlich um den 8/9 Monat auf. Die klassische
Maximalform des Fremdeln ist eine heftige, panikartige Reaktion. In mittlerer Form kann
man Fremdeln bei nahezu allen beobachten. Fremdeln hat ihren Höhepunkt mit 8 – 12
Monaten.
Unterschiede beim Fremdeln
In einer unvertrauten Situation oder wenn es bereits verunsichert ist, kann bereits der
Anblick eines Fremden Angst hervorrufen. Außerdem scheint es angeboren oder erlernte
Unterschiede in der Art und Heftigkeit des Reagierens zu geben
Elternverhalten
Das Kind entwickelt sich insbesonders im ersten Lebensjahr in den dichten sozialen und
emotionalen Interaktion mit seinen Eltern oder anderen Bezugspersonen.
Intuitives Elternverhalten
Erwachsene und größere Kinder zeigen im Umgang mit Babys kulturunabhängig ein sehr
charakteristisches Verhalten; Sie sprechen gestikulierend, langsam, heben ihre Stimme,
übertreiben ihre Mimik, sprechen in ausgeprägtem Singsang usw.. Auch halten Eltern ihre
Neugeborenen im optimalen Augenabstand von ca. 25 cm.
Individuelle Unterschiede und ihre Bedingungen
Merkmale des Kindes
Einige Kinder machen es ihren Eltern leichter als andere, diese Elternfähigkeit
auszubilden. Kinder, die meist guter Stimmung sind, sich interessiert der Umwelt
zuwenden und selten überempfindlich reagieren können die intuitiven Elternkompetenzen
leichter hervorlocken. Frühgeborene, Kinder die oft krank oder besonders langsam und
matt reagieren und Kinder die autistische Züge entwickeln, machen es ihren Eltern sehr
viel schwerer.
Merkmale der Eltern
Eine ambivalente Einstellung der Eltern zu ihrem Kind oder zu ihren Kompetenzen als
Eltern beeinträchtigen das intuitive Verhaltensrepertoire.
Kindgerichtete Sprechweise
„Infant – Directed – Speech“ (IDS): Bereits Neugeborene scheinen auf den stimmlich
erhöhten, gedehnten Singsang mit gesteigerter Aufmerksamkeit zu reagieren. Den
Höhepunkt erreicht dieser Singsang bei 4 monatigen Kindern
Funktion der Prosodik
Die Prosodik hat zum einen verhaltensregulierende Funktion: bestätigend, anregend oder
besänftigend. Mütter 5 monatiger und auch kapp 2-jähriger Kinder verwenden im
Spielsituationen häufig einen beruhigenden; Väter dagegen fast ausschließlich einen
anregenden Ton. Prosodik erfüllt aber auch eine aufmerksamkeitslenkende Funktion.
Nach Roberts hilft diese reduntante Untermahlung dem Kind, bei sprachlichen Inhalten
Gesetzmäßigkeiten zu entdecken. Nach Snow sind die vorsprachlichen Ineraktionen die
Steigbügel für alle späteren Aspekte der Sprachentwicklung
Sensitivität
Dimensionen
Die folgenden Dimensionen bilden sich heraus:
- positive emotionale Einstellung und Zuwendung
- Gegenseitigkeit und Harmonie
- Emotionale Unterstützung
- Emotionales Dabeisein
- Stimulation
Keller unterscheidet eine strukturelle und eine emotionale Kompetenz. Promtheit dient
zum Aufbau von Erwartungen und ist vor allem in den ersten Monaten wichtig; später ist
die emotionale Kompetenz wichtig
Prognostische Bedeutung
Eine fröhliche mütterliche Stimme weckt die Aufmerksamkeit von 6 monatigen Babys
mehr als eine noch so melodiöse, aber traurige Stimme. Depressivität der Mutter erwies
sich als ungünstiger Prädiktor für die spätere Sprachentwicklung. Müttern fällt es
unterschiedlich leicht, sich im Ausmaß und Art ihrer Sensitivität und in der Strukturierung
des kindlichen Verhaltens den jeweiligen Entwicklungsstand des Kindes anzupassen.
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