Aktuelles aus der Kleinkindforschung • Zunehmend stärkere interdisziplinäre Orientierung: EPS, PPS, SP, FP, SO, EG, NP • Kindheit im Wandel, z. B. Familienformen, Armut, Außerfamiliale Erziehung, Migration, Bindung • Neue Forschungsschwerpunkte: Evaluationsstudien, Bildungsqualität, Bindung und Bildung, Neuropädagogik Neues aus der Kleinkindforschung – Auf den Anfang kommt es an • Was bringt die Entwicklung überhaupt voran? Vier miteinander verbundene Ursachen lassen sich mittlerweile voneinander abgrenzen! • Fakt ist: Kinder sind von Natur aus neugierig. Belege dafür? • Fakt ist: In jedem Kind schlummern ihm eigene Begabungen und Talente. Belege dafür? • Diese müssen erspürt und zum richtigen Zeitpunkt angemessen gefördert werden. Wie bewerkstelligt man das? • Es gilt: Eine sichere BINDUNG fördert ihre Explorativität und ist damit fundamental für BILDUNG! Ergebnisse der Pränatalen Forschung - Methodische Fortschritte: Weiche Bildgebende Verfahren (FUS, CT, MRT, PET, teilweise Telemetrie - Bereits gegen Ende der 6. SSW schlägt das Herz (z. B. nach einem Spontanabort) bis zu 5 Stunden außerhalb des Uterus weiter - Schon gegen Ende der 8. SSW nehmen folgende Sinne ihre Arbeit auf: Gleichgewichtsinn (Lageveränderung im Raum), Eigenwahrnehmung (Propriozeption), Tastsinn, Geschmackssinn und das Gehör Permanente Wechselwirkungen • Das In-Funktion-Treten der Sinne führt zu neuronalen Differenzierungen in den korrespondierenden Hirnarealen, die ihrerseits differenzierte Sinneswahrnehmungen ermöglichen (beständige Wechselwirkungen zwischen Struktur und Funktion). • Resultat: Vernetzungen zwischen Nervenzellen (Synapsenbildung) bereits vom Ende des 3. Schwangerschaftsmonat (SSM) an. Vorläuferformen von Lernvorgängen • Auf dieser frühen Entwicklungsstufe laufen also bereits Prozesse ab, die als Lernvorgänge bezeichnet werden können. • Lernen – holzschnittartig vereinfacht definiert heißt neue Kompetenzen erwerben aufgrund der Verarbeitung vorangegangener Erfahrungen. • Das wird in der Folgezeit noch deutlicher, z.B. wenn der Fetus spontane Anpassungsleistungen zeigt auf taktile Reize von außen, auf Bewegungen und (später) an den Biorhythmus der Mutter. Auftreten zyklischer Aktivitätsmuster • Von der 14. SSW an können immer deutlicher zyklische Aktivitätsmuster mit Pausen beobachtet werden, die im Laufe der weiteren Entwicklung immer variantenreicher und differenzierter werden. • Vermutet wird, dass diese Bewegungsmuster korrelieren mit der Ausreifung hemmender und aktivierender neuronaler Strukturen im Gehirn. Bedeutung der frühen motorischen Aktivitäten • Möglicherweise wiederholen sich viele Bewegungsmuster wieder, weil dadurch spezifische, entwicklungsrelevante Gehirnstrukturen ausdifferenziert, nicht benötigte Nervenzellen abgebaut und neue notwendige Verschaltungen zwischen Neuronen aufgebaut werden. • In neuen Spontanbewegungen drückt sich wahrscheinlich aus, dass korrespondierende neuronale Areale ihre Aktivität aufgenommen haben. „Interfetale“ Unterschiede • Verhaltensunterschiede zwischen Feten sind schon im 4. SSM zu belegen - sogar zwischen eineiigen Zwillingen! • Diese zeigen sich im Hinblick auf das grob- und feinmotorische Bewegungsverhalten und die Reagibilität und Sensibilität und wirken sich natürlich auch auf die Qualität von Lernvorgängen aus. Markscheidenreifung - schnellere neuronale Verbindungen • Die Markscheidenreifung (ein sehr stoffwechselintensiver Prozess) setzt im 5. SSM ein. Die damit verbundene Ummantelung der Nervenfasern (Axone) isoliert die Leitungen voneinander und macht sie schneller. Kommunikation zwischen Mutter und Kind beginnt • Um diese Zeit herum spüren die werdenden Mütter die Bewegungen ihres Kindes immer deutlicher – die von nun an stattfindende Kommunikation zwischen Mutter und Kind stimuliert weitere Lernvorgänge. Beständige Verarbeitung neuer Erfahrungen • Schon vom 6. SSM an ist der Fetus bedingt (auf der Intensivstation) lebensfähig. • In den letzten Schwangerschaftsmonaten reift auch der Sehsinn vollständig aus. • Der Fetus verarbeitet beständig neue Erfahrungen, die er überprüft, ordnet und speichert. • Entsprechend intensiv sind die Differenzierungsund Integrationsprozesse der neuronalen Strukturen im Gehirn. Wach- u. Schlafzyklen Traumschlaf • Vom 8. SSM an heben sich Wachund Schlafzyklen immer deutlicher voneinander ab. • Auf ruhige Schlafzyklen folgen Phasen des aktiven, unruhigen REMSchlafes oder Traumschlafes; die Dauer der Schlafzyklen wird kontinuierlich länger. Festzuhalten ist: Es finden sich zahlreiche Belege dafür, dass der Fetus in jeder Hinsicht davon profitiert, wenn es der werdenden Mutter körperlich und seelisch gut geht während der Schwangerschaft und sie (und ihr Partner) sich auf das Kind freuen. Was ist angeboren? Temperament, Intelligenz? • Eine nicht mehr zeitgemäße Frage! Denn Anlage und Umwelt können nicht auseinanderdividiert werden! • Es bestehen immer enge Anlage-UmweltWechselwirkungen, die im Detail noch lange nicht hinreichend erforscht sind. • Hervorhebenswert im Wechselspiel zwischen Anlage- und Umweltfaktoren ist zum einen (1) die Rolle der engen Bezugspersonen des Kindes, (2) zum anderen das Kind selbst, das im Laufe des Heranwachsens zunehmend aktiver das Wechselspiel mitbestimmt, zum dritten (3) epigenetische Prozesse, deren Erforschung noch in den Kinderschuhen steckt. Ergebnisse der Säuglingsforschung Worüber Säuglinge bei der Geburt bereits verfügen • • • • • • • • Bindungsbereitschaft Nachahmungspotential Orientierungsreflex Funktionstüchtige fünf Sinne Vorliebe für sprachliche Laute Vorliebe für Gesichter Vorliebe für sich bewegende Dinge Mimisches Ausdrucksrepertoire für die wichtigsten Gefühle Angst (Furcht), Freude, Wut, Traurigkeit, Neugier (Überraschung), Ekel Bonding • Anscheinend hat es die Natur so eingerichtet, dass das Neugeborene (trotz aller Strapazen, die die Geburt mit sich bringt) direkt danach noch für eine Weile besonders ansprechbar ist in seinem Nahbereich, sei es nun für Hautkontakt, Lageveränderungen, Geruchs- und Geschmackseindrücke oder visuelle und akustische Reize. • Während dieser kurzen Zeit kann eine fundamentale positive Zuneigung der Mutter (Eltern) zu ihrem Kind begründet werden (Mutterinstinkt), die für die spätere Bindungsentwicklung sehr bedeutsam ist. Grundlegende Orientierung bereits direkt nach der Geburt möglich • Wenn es auf die Welt kommt, kann das Neugeborene sich mit Hilfe seiner Nahsinne und Fernsinne bereits grundlegend orientieren. • Hautsinn: Der Säugling liebt es, gestreichelt zu werden, insbesondere in den Phasen, in denen er entspannt und aufmerksam ist. Seine angeborene Empfänglichkeit für Haut- und Körperkontakt bildet eine wichtige Voraussetzung für das Bonding. Angeborene Vorliebe für sprachliche Laute • Hören: Neugeborene erkennen die Stimme ihrer Mutter wieder, besonders wenn sie ihnen mit Hilfe elektronischer Filter so dargeboten wird, wie sie sie im Mutterleib gehört haben. • Neugeborene wenden sich sprachlichen Lauten generell stärker zu als anderen Klangmustern, die für sie anscheinend weniger interessant sind. Offenbar wird eine Vorliebe für sprachliche Laute oder zumindest für den entsprechenden Frequenzbereich schon intrauterin erworben und hat möglicherweise sogar genetische Wurzeln. Bevorzugung von Gesichtern • Sehen: Schon Neugeborene bevorzugen in ihrer Wahrnehmung Gesichter und gesichtsähnliche Formen, die sie besonders lang betrachten. Viele Forscher vermuten deshalb einen genetisch gesteuerten Mechanismus, der es — biologisch höchst sinnvoll — Säuglingen ermöglicht, sich Artgenossen bevorzugt zuzuwenden. Bevorzugung bewegter Objekte • Sehen: Bewegte Objekte, z. B. den Mund der Mutter, erkennen Säuglinge besser als unbewegte Dinge. Schon wenige Tage nach der Geburt folgen sie einem bewegten Gesicht in ihrem Blickfeld eine kleine Strecke mit den Augen. Ihr Blickfeld ist aber noch sehr begrenzt und es dauert einige Wochen, bis es sich auf ca. 90 Grad erweitert. Zusätzliche Kopfbewegungen vergrößern nach und nach den visuell erfassbaren Raum. Unterscheidung von Lebendigem und unbelebten Objekten • Säuglinge verfügen anscheinend sogar schon (angeborenermaßen, so wird vermutet, weil es sich in der Evolution als nützlich erwies) über ein vorläufiges Konzept von unbelebten Objekten (Dingen, Gegenständen) und Lebendigem (Menschen, Tiere). • Darauf aufbauend gelingt es ihnen schon sehr bald auch zwischen Menschen und Tieren zu unterscheiden. Mimisches Ausdrucksrepertoire • Basisemotionen: Bereits Neugeborene können die wichtigsten Gefühle mimisch ausdrücken. Sie verfügen über emotionale Grundmuster, wie Angst, Ärger, Ekel, Erstaunen, Freude, Traurigkeit. Diese gelten als Basisemotionen, weil sie in den unterschiedlichsten Kulturen vorkommen und überall verstanden werden. Angeborenes Nachahmungspotential • Sie besitzen die Fähigkeit zur Nachahmung mimischer Gesten (Öffnen des Mundes oder das Herausstrecken der Zunge). Es handelt sich dabei um eine angeborene Kompetenz (Spiegelneuronen als Grundlage!), die allererste Kontaktaufnahmen, eine Art von emotionaler und sozialer Resonanz, ermöglicht. Das Neugeborene ist also genetisch so vorprogrammiert, dass es gleichsam automatisch sozial reagiert. Anfänge der Sprachentwicklung: Erstes wirkliches Kommunizieren • Die erste wirkliche Kommunikation findet möglicherweise schon in der magischen ersten Stunde nach der Geburt (BondingPhase) statt, wenn es gelingt auf die vom Neugeborenen ausgehenden Signale sensibel einzugehen. • Das Kind erkennt seine Mutter an der Stimme wieder (und nach kurzer Zeit auch schon am Geruch, was ihm hilft ihre Brust zu finden). Anfänge der Sprachentwicklung Die Sprachentwicklung beginnt möglicherweise schon intrauterin, wenn die Mutter in den Monaten vor der Geburt zunehmend mit ihrem ungeborenen Kind kommuniziert (auch wenn es sich hier um eine höchst asymmetrische Kommunikation handelt). Beziehungsherstellung und Bindungsaufbau durch Kommunikation • Durch die vor- und außersprachliche (nonverbale und körperliche) Kommunikation mit der Mutter baut der Säugling eine Beziehung zu ihr auf (und diese natürlich auch zu ihm). • Diese kann von mehr oder minder guter Qualität sein in Abhängigkeit davon, wie gut die Kommunikation gelingt. • Aus dieser Beziehung entsteht allmählich das, was seit Jahrzehnten - in Anlehnung an Bowlby und Ainsworth – Bindung genannt wird. Fortschritte der Sprachentwicklung • Plappern nennt man Lautproduktionen, wie „babababa“, „lalalala“, „mamama“, die aus der Aneinanderreihung von jeweils einem Konsonanten und einem Vokal (häufig dem „a“) bestehen. Dieses spielerische Herumexperimentieren mit Lauten überwiegend aus der Muttersprache ist wichtig, um die ersten richtigen gesprochenen Wörter vorzubereiten (auch taubstumme Kinder plappern – mit Gebärden und Gesten). Fundamente der Sprachkompetenz • Die Fundamente der Sprachkompetenz werden in der frühen Kindheit gelegt. Das Elternhaus und die gezielte außerfamiliäre Förderung (z. B. in Krippen oder bei Tagesmüttern) sind für die frühkindliche Sprachentwicklung zentral. Kinder, die altersgemäße Rückmeldungen und zum richtigen Zeitpunkt angemessene sprachbezogene Anregungen und Hinweise erhalten (Peers und Geschwister als bessere Tutoren!), profitieren davon in beträchtlichem Ausmaß. Entwicklungsschritte im 1. Lebensjahr • Vom Tun (sensumotorische Verhaltensketten) zum Be-greifen (und Denken) • Vorläuferformen von Vorstellungen • Ausbildung von Objekt- und Personpermanenz • Gegen Ende des ersten Lebensjahres bilden sich die ersten vorläufigen Konzepte aus (z. B. Verwendung des Wortes „Ball“ für alles Runde und Rollende oder des Wortes „wau“ für ganz verschiedene Tiere) Kognitive Entwicklung im 2. Lebensjahr • Fortschritte in der Sprachentwicklung: Erste verständliche Wörter, Ein-Wort-Sätze, weitere Wörter lernen, eigenen Namen benutzen, ZweiWort-Sätze • Im 2. Lebensjahr bildet das Kind immer differenziertere innere Vorstellungen von äußeren Dingen und Vorgängen, so genannte Repräsentationen. Kognitive Entwicklung gegen Ende des 2. Lebensjahres (2) • Ich-Entwicklung (Bereitstellung neuronaler Voraussetzungen) • 3 Phasen (aufgeregt-aktiv; Playmate und Verunsicherung, Gehemmtheit; allmählich sich im Spiegel erkennen) bei den „Spiegel-Ich“-Untersuchungen • „Rouge-Test“ Entwicklungsschritte im 3. Lebensjahr • Sprachliche Entwicklungsfort-schritte (Förderung von Literacy) • Wortschatzexplosion (von 250 auf 1000) • Längere, grammatikalisch immer korrektere Sätze • Sprache wird zum wichtigsten Mittel der Verständigung Entwicklungsschritte im 3. Lebensjahr (2) • Das Selbst-Konzept wird differenzierter (wer bin ich = was kann ich) • Verwendung überwiegend positiver Merkmale zur Selbstcharakterisierung • „Mein“ und „Dein“: Konzepte von Besitz und Eigentum entstehen Entwicklungsschritte im 3. Lebensjahr (3) • Weitere Konzepte entwickeln sich allmählich (Raum, Zeit, Zahl) • Vorläuferformen einer „Theorie der Innenwelt“ (theory of mind) bilden sich aus – eine echte Dezentrierung von der eigenen Perspektive erfolgt aber in der Regel erst ein Jahr später • Gegen Ende des 3. Lebensjahres differenziert sich auch das Konzept von „lebendig“ weiter aus (Pflanzen werden nicht mehr durchgängig als unbelebte Objekte eingestuft) Aktuelles aus der Epigenetik • Die Epigenetik ist ein junges Spezialgebiet der Humangenetik. • Sie befasst sich mit Zelleigenschaften, die auf Tochterzellen (der nächsten Generation) vererbt, aber nicht in der DNA-Sequenz festgelegt werden. • Das geschieht z. B. durch Methylierung (Unterdrückung/Supression von Geninformationen am Chromosomenstrang) oder Acetylierung (Freisetzung/Expression). • Sie erforscht, wie sich Zelleigenschaften durch Erfahrungen verändern und vererbt werden. • Was für Erfahrungen sind das? Epigenetik (2) • Die Epigenetik erforscht biochemische Strukturen an und neben den Genen, die deren Aktivität dauerhaft regulieren. • Sie hat Belege dafür gefunden, dass Gene nicht nur steuern, sondern auch gesteuert werden. • Man nennt die Strukturen, welche die Wirksamkeit von Genen unterdrücken oder aktivieren, »epigenetische« Marker und unterscheidet zwischen Genom und Epigenom (Beispiel: eineiige Zwillinge). • Sie verleihen der Zelle nicht nur eine Identität, sondern auch eine Art Gedächtnis. • Denn diese Strukturen werden vererbt! Epigenetik (3) • Es sind äußere Einflüsse, schlussendlich Erfahrungen, zum Beispiel Ernährungsweisen oder Stressoren, welche die Aktivität von Genen nicht nur vorübergehend, sondern dauerhaft im Kindes- und Erwachsenenalter verändern können. • Diese äußeren Einflüsse prägen jede menschliche Zelle und bestimmen deshalb in beträchtlichem Umfang mit, wenn es um die Vererbung von Eigenschaften wie psychische Stabilität, Lebenserwartung und Krankheitsanfälligkeit geht. • Es fehlen noch Langzeitstudien, welche die Stabilität der Vererbungsmuster dokumentieren. • Ausnahme: Der Amsterdamer Hungerwinter – ein Feldexperiment Epigenetik - Zusammenfassung • Die Epigenetik befasst sich mit Erfahrungen, die vererbt werden! • Die Epigenetik verfeinert damit unser Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Anlage und Umwelt. • Die Epigenetik analysiert die vererbbaren Veränderungen in der Wirkungsweise von Genen, die durch externe Einflüsse zustande kommen. • Das geschieht durch Supression bzw. Expression von Geninformationen. • Die Feinstruktur der Gene verändert sich dabei nicht, die DNA-Sequenzen bleiben erhalten. • Experimentell besonders gut nachweisen lassen sich die Auswirkungen extremer Erfahrungen (Traumata, permanente/r Bedrohungen/Stress, Deprivationen). Relevantes aus der Hirnforschung • Bei der Geburt verfügt das Neugeborene bereits über 100 Milliarden Neuronen (das entspricht ungefähr der Anzahl der Sterne in unserer Galaxis), die durch 50 Billionen Synapsen miteinander vernetzt sind. • Im Laufe der folgenden Lebensmonate (LM) verzwanzigfacht sich die Zahl der Synapsen (angemessene Anregungen vorausgesetzt) auf 1 Trillion (1.000.000.000.000.000). • Im 8. LM ist die Synapsendichte bis dreimal so hoch wie beim Erwachsenen. • Während dieser Phase gilt das Gesetz: Use it or lose it! • Der Hirnstoffwechsel ist während dieser Zeit extrem hoch. Der grundlegende Bauplan unseres Gehirns wird in dieser Zeit festgelegt Die in den ersten 6-8 Lebensmonaten entstehenden Synapsen bilden ein Netzwerk oder „neuronales Grundmuster“ und liefern die „funktionelle Architektur“, die Hardware der Großhirnrinde (oder, um im Bild zu bleiben, die Zahl der Etagen und Größe der Räume sowie Verbindungswege und -türen und Stockwerke), der nicht nur grundlegend ist für die weitere kognitive Entwicklung, sondern sich auch als besonders veränderungsresistent gegenüber neuen äußeren Einflüssen erweist. Veränderungsresistenz der Hardware unseres Gehirns • Eine umfassendere Veränderung frühkindlicher neuronaler Verknüpfungsmuster, so meinen viele Hirnforscher, ist nur im Gefolge lang anhaltender traumatischer Einflüsse – z.B. durch permanenten, nicht zu bewältigenden Stress (Angst) oder eine extreme Krise (Bindungsverlust) und später noch einmal durch Hormoneinflüsse in der Pubertät -, möglich. Daraus abgeleitete Forderungen der Neuropädagogik • Die ersten 6-8 Lebensmonate besonders nutzen, denn Versäumnisse (unzureichende Anregungen und Förderungen) können nur sehr schwer, wenn überhaupt, wieder gut gemacht werden. • Deprivation oder Reizüberflutung führen zwangsläufig zu veränderungsresistenten, dauerhaften Schädigungen. • Gegenpositionen dazu wiegeln ab und führen die andauernde Plastizität und immense Flexibilität der Großhirnrinde ins Feld. Zwischenresümee • Die konsequente Schlussfolgerung der Neuropädagogik „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ trifft aus meiner Sicht in dieser Radikalität wohl nicht ganz zu. • Besser müsste es heißen: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans (teilweise) nur sehr schwer“ • (das entspricht dann auch eher dem Leitbild der modernen Entwicklungs- und Lernpsychologie) Wie werden Fundamente für eine optimale Entwicklung gelegt? • Aufbau intrinsischer Motivation, d. h. • ermöglichen, das sich ihr Kind intensiv mit einer Sache beschäftigen kann, für die es sich interessiert • Flow-Erleben stellt sich im Idealfall her – dadurch kann ihr Kind Kennerschaft erwerben und lernt • analog und problemorientiert zu denken Tipps und Empfehlungen • Sich grundlegende Kenntnisse verschaffen über die entwicklungspsychologischen und pädagogischen Grundlagen der Kindheit – und sich nicht verunsichern lassen durch manchmal widersprüchlich erscheinende Fakten • Die Frustrationstoleranz der Kinder stärken und ihre Widerstandsfähigkeit (Resilienz) ausbauen • Die Bedeutung des So-tun-als-ob-Spiels (Es ermöglicht DeZentrierung und Perspektivenwechsel, welche die sozialkognitive Entwicklung voranbringen) • Jedes Kind hat sein eigenes Tempo und braucht seine eigene Zeit (Unterschiede im Entwicklungstempo zwischen Kindern und beim selben Kind) • Auf Ihr Gefühl und Ihre Intuition können Sie sich meist verlassen Tipps und Empfehlungen • Sich grundlegende Kenntnisse verschaffen über die entwicklungspsychologischen und pädagogischen Grundlagen der Kindheit – und sich nicht verunsichern lassen durch manchmal widersprüchlich erscheinende Fakten • Die Frustrationstoleranz der Kinder stärken und ihre Widerstandsfähigkeit (Resilienz) ausbauen • Die Bedeutung des So-tun-als-ob-Spiels (Es ermöglicht DeZentrierung und Perspektivenwechsel, welche die sozialkognitive Entwicklung voranbringen) • Jedes Kind hat sein eigenes Tempo und braucht seine eigene Zeit (Unterschiede im Entwicklungstempo zwischen Kindern und beim selben Kind) • Auf Ihr Gefühl und Ihre Intuition können Sie sich meist Geburtsgewicht, Gehirngröße und geistige Fähigkeiten • Den Zusammenhang zwischen geistigen Eigenschaften und der Entwicklung im Mutterleib untersuchen Wissenschaftler schon lange. • Kürzlich wurde herausgefunden: Je schwerer Babys bei der Geburt sind, desto größer wird ihr Gehirn. • Wie groß unser Gehirn im Laufe des Lebens wird, hängt auch vom Geburtsgewicht ab. Das berichtet ein internationales Forscherteam im US-Journal „Proceedings of the National Academy of Sciences“ („PNAS“). Einen Einfluss auf die geistigen Fähigkeiten konnten die Forscher aber nicht feststellen. • Erwachsene Probanden, die als Neugeborene schwerer waren, hatten sowohl eine größere Oberfläche in vielen Hirnregionen als auch insgesamt ein größeres Gehirnvolumen. Download- und Literaturhinweis • Die Powerpoint-Präsentation kann herunter geladen werden von meiner Webseite www.hartmut-kasten.de • Eine Neubearbeitung meines Buches „0 bis 3 Jahre – Entwicklungspsychologische Grundlagen“ (Cornelsen-Skiptor) ist im letzten Jahr erschienen