Aktuelles aus der Kleinkindforschung

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Aktuelles aus der
Kleinkindforschung
• Zunehmend stärkere interdisziplinäre
Orientierung: EntwPsy, PräPsy, SozPsy,
FrüPäd/ElePäd, Soz, EpiGen, NeuroPsy
• Kindheit im Wandel, z. B. Familienformen
nehmen zu, Armut wächst, Außerfamiliale
Erziehung nimmt zu, Migrationrate steigt,
Bindungen werden fragiler
• Hervorhebenswerte neuere Forschungsschwerpunkte: Evaluationsstudien, Bildungsqualität, Bindung und Bildung, Resilienz,
Neuropädagogik
Neues aus der Kleinkindforschung – Auf
den Anfang kommt es an
• Was bringt die Entwicklung überhaupt voran? Vier
miteinander verbundene Ursachen lassen sich
mittlerweile voneinander abgrenzen!
• Fakt ist: Kinder sind von Natur aus neugierig.
Belege dafür?
• Fakt ist: In jedem Kind schlummern ihm eigene
Begabungen und Talente. Belege dafür?
• Diese müssen erspürt und zum richtigen Zeitpunkt
angemessen gefördert werden. Wie bewerkstelligt
man das?
• Es gilt: Eine sichere BINDUNG fördert ihre
Explorativität und ist damit fundamental für
BILDUNG!
Ergebnisse der Pränatalen
Forschung
- Methodische Fortschritte: Weiche Bildgebende
Verfahren (FUS, CT, MRT, PET, teilweise
telemetrische Messung
- Bereits gegen Ende der 6. SSW schlägt das
Herz (z. B. nach einem Spontanabort) bis zu 5
Stunden außerhalb des Uterus weiter
- Schon gegen Ende der 8. SSW nehmen
folgende Sinne ihre Arbeit auf:
Gleichgewichtsinn (Lageveränderung im
Raum), Eigenwahrnehmung (Propriozeption),
Tastsinn, Geschmackssinn und das Gehör
Permanente Wechselwirkungen
• Das In-Funktion-Treten der Sinne führt zu
neuronalen Differenzierungen in den korrespondierenden Hirnarealen, die ihrerseits
differenzierte Sinneswahrnehmungen
ermöglichen (beständige Wechselwirkungen zwischen Struktur und Funktion).
• Resultat: Vernetzungen zwischen Nervenzellen (Synapsenbildung) bereits vom
Ende des 3. Schwangerschaftsmonat
(SSM) an.
Vorläuferformen von
Lernvorgängen
• Auf dieser frühen Entwicklungsstufe laufen also
bereits Prozesse ab, die als Lernvorgänge
bezeichnet werden können.
• Lernen – holzschnittartig vereinfacht definiert heißt neue Kompetenzen erwerben aufgrund der
Verarbeitung vorangegangener Erfahrungen.
• Das wird in der Folgezeit noch deutlicher, z.B.
wenn der Fetus spontane Anpassungsleistungen zeigt auf taktile Reize von außen, auf Bewegungen und (später) an den Biorhythmus der
Mutter.
Auftreten zyklischer
Aktivitätsmuster
• Von der 14. SSW an können immer deutlicher
zyklische Aktivitätsmuster mit Pausen
beobachtet werden, die im Laufe der weiteren
Entwicklung immer variantenreicher und
differenzierter werden.
• Vermutet wird, dass diese Bewegungsmuster
korrelieren mit der Ausreifung hemmender
und aktivierender neuronaler Strukturen im
Gehirn.
Bedeutung der frühen motorischen
Aktivitäten
• Möglicherweise wiederholen sich viele
Bewegungsmuster wieder, weil dadurch
spezifische, entwicklungsrelevante
Gehirnstrukturen ausdifferenziert, nicht benötigte
Nervenzellen abgebaut und neue notwendige
Verschaltungen zwischen Neuronen aufgebaut
werden.
• In neuen Spontanbewegungen drückt sich
wahrscheinlich aus, dass korrespondierende
neuronale Areale ihre Aktivität aufgenommen
haben.
„Interfetale“ Unterschiede
• Verhaltensunterschiede zwischen Feten
sind schon im 4. SSM zu belegen - sogar
zwischen eineiigen Zwillingen!
• Diese zeigen sich im Hinblick auf das
grob- und feinmotorische Bewegungsverhalten und die Reagibilität und Sensibilität und wirken sich natürlich auch auf die
Qualität von Lernvorgängen aus.
Markscheidenreifung
- schnellere neuronale Verbindungen
• Die Markscheidenreifung (ein sehr
stoffwechselintensiver
Prozess) setzt im 5.
SSM ein. Die damit
verbundene
Ummantelung der
Nervenfasern (Axone)
isoliert die Leitungen
voneinander und
macht sie schneller.
Kommunikation zwischen Mutter
und Kind beginnt
• Um diese Zeit herum spüren die
werdenden Mütter die
Bewegungen ihres Kindes immer
deutlicher – die von nun an
stattfindende Kommunikation
zwischen Mutter und Kind
stimuliert weitere Lernvorgänge.
Beständige Verarbeitung neuer
Erfahrungen
• Schon vom 6. SSM an ist der Fetus bedingt (auf
der Intensivstation) lebensfähig.
• In den letzten Schwangerschaftsmonaten reift auch
der Sehsinn vollständig aus.
• Der Fetus verarbeitet beständig neue Erfahrungen,
die er überprüft, ordnet und speichert.
• Entsprechend intensiv sind die Differenzierungsund Integrationsprozesse der neuronalen
Strukturen im Gehirn.
Wach- u. Schlafzyklen
Traumschlaf
• Vom 8. SSM an heben sich Wachund Schlafzyklen immer deutlicher
voneinander ab.
• Auf ruhige Schlafzyklen folgen
Phasen des aktiven, unruhigen REMSchlafes oder Traumschlafes; die
Dauer der Schlafzyklen wird
kontinuierlich länger.
Festzuhalten ist:
Es finden sich zahlreiche Belege dafür,
dass der Fetus in jeder Hinsicht davon
profitiert, wenn es der werdenden
Mutter körperlich und seelisch gut geht
während der Schwangerschaft und sie
(und ihr Partner) sich auf das Kind
freuen.
Was ist angeboren? Temperament, Intelligenz?
• Eine nicht mehr zeitgemäße Frage! Denn
Anlage und Umwelt können nicht auseinanderdividiert werden!
• Es bestehen immer enge Anlage-UmweltWechselwirkungen, die im Detail noch lange
nicht hinreichend erforscht sind.
• Hervorhebenswert im Wechselspiel zwischen
Anlage- und Umweltfaktoren ist zum einen (1)
die Rolle der engen Bezugspersonen des
Kindes, (2) zum anderen das Kind selbst, das
im Laufe des Heranwachsens zunehmend
aktiver das Wechselspiel mitbestimmt, zum
dritten (3) epigenetische Prozesse, deren
Erforschung noch in den Kinderschuhen steckt.
Unmittelbar nach der Geburt: Bonding
• Anscheinend hat es die Natur so eingerichtet,
dass das Neugeborene (trotz aller Strapazen,
die die Geburt mit sich bringt) direkt danach
noch für eine Weile besonders ansprechbar ist
in seinem Nahbereich, sei es nun für
Hautkontakt, Lageveränderungen, Geruchs- und
Geschmackseindrücke oder visuelle und
akustische Reize.
• Während dieser kurzen Zeit kann eine
fundamentale positive Zuneigung der Mutter
(Eltern) zu ihrem Kind begründet werden
(Mutterinstinkt), die für die spätere
Bindungsentwicklung bedeutsam ist.
Aktuelles aus der Epigenetik
• Die Epigenetik ist ein junges Spezialgebiet der
Humangenetik.
• Sie befasst sich mit Zelleigenschaften, die auf
Tochterzellen (der nächsten Generation) vererbt, aber
nicht in der DNA-Sequenz festgelegt werden.
• Das geschieht z. B. durch Methylierung
(Unterdrückung/Supression von Geninformationen am
Chromosomenstrang) oder Acetylierung
(Freisetzung/Expression).
• Sie erforscht, wie sich Zelleigenschaften durch
Erfahrungen verändern und vererbt werden.
• Was für Erfahrungen sind das?
Epigenetik (2)
• Die Epigenetik erforscht biochemische Strukturen an und
neben den Genen, die deren Aktivität dauerhaft
regulieren.
• Sie hat Belege dafür gefunden, dass Gene nicht nur
steuern, sondern auch gesteuert werden.
• Man nennt die Strukturen, welche die Wirksamkeit von
Genen unterdrücken oder aktivieren, »epigenetische«
Marker und unterscheidet zwischen Genom und
Epigenom (Beispiel: eineiige Zwillinge).
• Sie verleihen der Zelle nicht nur eine Identität, sondern
auch eine Art Gedächtnis.
• Denn diese Strukturen werden vererbt!
Epigenetik (3)
• Es sind äußere Einflüsse, schlussendlich Erfahrungen, zum
Beispiel Ernährungsweisen oder Stressoren, welche die
Aktivität von Genen nicht nur vorübergehend, sondern
dauerhaft im Kindes- und Erwachsenenalter verändern
können.
• Diese äußeren Einflüsse prägen jede menschliche Zelle und
bestimmen deshalb in beträchtlichem Umfang mit, wenn es
um die Vererbung von Eigenschaften wie psychische
Stabilität, Lebenserwartung, Krankheitsanfälligkeit und
sogar Ernährungsgewohnheiten geht.
• Es fehlen noch Langzeitstudien, welche die Stabilität der
Vererbungsmuster dokumentieren.
• Ausnahme: Der Amsterdamer Hungerwinter – ein
Feldexperiment
• Lesenswert ist der von Peter Spork (Autor von „Der zweite
Code“) herausgegebene Newsletter Epigenetik:
http://www.peter-spork.de/86-0-Newsletter-Epigenetik.html
Epigenetik - Zusammenfassung
• Die Epigenetik befasst sich mit Erfahrungen, die vererbt
werden!
• Die Epigenetik verfeinert damit unser Verständnis der
Wechselwirkungen zwischen Anlage und Umwelt.
• Die Epigenetik analysiert die vererbbaren
Veränderungen in der Wirkungsweise von Genen, die
durch externe Einflüsse zustande kommen.
• Das geschieht durch Supression bzw. Expression von
Geninformationen.
• Die Feinstruktur der Gene verändert sich dabei nicht, die
DNA-Sequenzen bleiben erhalten.
• Experimentell besonders gut nachweisen lassen sich die
Auswirkungen extremer Erfahrungen (Traumata,
permanente/r Bedrohungen/Stress, Deprivationen).
Relevantes aus der Hirnforschung
• Bei der Geburt verfügt das Neugeborene bereits
über 100 Milliarden Neuronen (das entspricht
ungefähr der Anzahl der Sterne in unserer Galaxis),
die durch 50 Billionen Synapsen miteinander
vernetzt sind.
• Im Laufe der folgenden Lebensmonate (LM)
verzwanzigfacht sich die Zahl der Synapsen
(angemessene Anregungen vorausgesetzt) auf 1
Trillion (1.000.000.000.000.000).
• Im 8. LM ist die Synapsendichte bis dreimal so
hoch wie beim Erwachsenen.
• Während dieser Phase gilt das Gesetz: Use it or
lose it!
• Der Hirnstoffwechsel ist während dieser Zeit
extrem hoch.
Der grundlegende Bauplan unseres
Gehirns wird in dieser Zeit festgelegt
Die in den ersten 6-8 Lebensmonaten
entstehenden Synapsen bilden ein Netzwerk
oder „neuronales Grundmuster“ und liefern
die „funktionelle Architektur“, die Hardware
der Großhirnrinde (oder, um im Bild zu bleiben,
die Zahl der Etagen und Größe der Räume
sowie Verbindungswege und -türen und
Stockwerke), der nicht nur grundlegend ist für
die weitere kognitive Entwicklung, sondern sich
auch als besonders veränderungsresistent
gegenüber neuen äußeren Einflüssen erweist.
Veränderungsresistenz
der Hardware unseres Gehirns
• Eine umfassendere Veränderung frühkindlicher neuronaler Verknüpfungsmuster, so meinen viele Hirnforscher, ist
nur im Gefolge lang anhaltender
traumatischer Einflüsse – z.B. durch
permanenten, nicht zu bewältigenden
Stress (Angst) oder eine extreme Krise
(Bindungsverlust) und später noch einmal
durch Hormoneinflüsse in der Pubertät -,
möglich.
Daraus abgeleitete Forderungen der
Neuropädagogik und Neuropsychoanalyse
• Die ersten 6-8 Lebensmonate besonders nutzen,
denn Versäumnisse (unzureichende Anregungen
und Förderungen) können nur sehr schwer, wenn
überhaupt, wieder gut gemacht werden.
• Deprivation oder Reizüberflutung führen
zwangsläufig zu veränderungsresistenten,
dauerhaften Schädigungen.
• Gegenpositionen dazu wiegeln ab und führen die
andauernde Plastizität und immense Flexibilität
der Großhirnrinde ins Feld.
Zwischenresümee
• Die konsequente Schlussfolgerung der
Neuropädagogik „Was Hänschen nicht lernt,
lernt Hans nimmermehr“
trifft aus meiner Sicht in dieser Radikalität wohl
nicht ganz zu.
• Besser müsste es heißen: „Was Hänschen
nicht lernt, lernt Hans (teilweise) nur sehr
schwer“
• (das entspricht dann auch eher dem Leitbild der
modernen Entwicklungs- und Lernpsychologie)
Wie werden Fundamente für eine
optimale Entwicklung gelegt?
• Aufbau intrinsischer Motivation, d. h.
• ermöglichen, das sich ihr Kind intensiv mit
einer Sache beschäftigen kann, für die es
sich interessiert
• Flow-Erleben stellt sich im Idealfall her –
dadurch kann ihr Kind Kennerschaft
erwerben und lernt
• analog und problemorientiert zu denken
Ergebnisse der Säuglingsforschung Worüber Säuglinge bei der Geburt bereits
verfügen
•
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Bindungsbereitschaft
Nachahmungspotential
Orientierungsreflex
Funktionstüchtige fünf Sinne
Vorliebe für sprachliche Laute
Vorliebe für Gesichter
Vorliebe für sich bewegende Dinge
Mimisches Ausdrucksrepertoire für die wichtigsten
Gefühle Angst (Furcht), Freude, Wut, Traurigkeit,
Neugier (Überraschung), Ekel
Grundlegende Orientierung bereits
direkt nach der Geburt möglich
• Wenn es auf die Welt kommt, kann das
Neugeborene sich mit Hilfe seiner Nahsinne
und Fernsinne bereits grundlegend
orientieren.
• Hautsinn: Der Säugling liebt es, gestreichelt zu
werden, insbesondere in den Phasen, in denen
er entspannt und aufmerksam ist. Seine
angeborene Empfänglichkeit für Haut- und
Körperkontakt bildet eine wichtige
Voraussetzung für das Bonding.
Angeborene Vorliebe für
sprachliche Laute
• Hören: Neugeborene erkennen die Stimme ihrer
Mutter wieder, besonders wenn sie ihnen mit Hilfe
elektronischer Filter so dargeboten wird, wie sie sie
im Mutterleib gehört haben.
• Neugeborene wenden sich sprachlichen Lauten
generell stärker zu als anderen Klangmustern, die
für sie anscheinend weniger interessant sind.
Offenbar wird eine Vorliebe für sprachliche Laute
oder zumindest für den entsprechenden
Frequenzbereich schon intrauterin erworben und hat
möglicherweise sogar genetische Wurzeln.
Bevorzugung von Gesichtern
• Sehen: Schon Neugeborene bevorzugen in
ihrer Wahrnehmung Gesichter und
gesichtsähnliche Formen, die sie
besonders lang betrachten. Viele Forscher
vermuten deshalb einen genetisch
gesteuerten Mechanismus, der es —
biologisch höchst sinnvoll — Säuglingen
ermöglicht, sich Artgenossen bevorzugt
zuzuwenden.
Bevorzugung bewegter Objekte
• Sehen: Bewegte Objekte, z. B. den Mund der
Mutter, erkennen Säuglinge besser als
unbewegte Dinge. Schon wenige Tage nach
der Geburt folgen sie einem bewegten Gesicht
in ihrem Blickfeld eine kleine Strecke mit den
Augen. Ihr Blickfeld ist aber noch sehr begrenzt
und es dauert einige Wochen, bis es sich auf ca.
90 Grad erweitert. Zusätzliche Kopfbewegungen
vergrößern nach und nach den visuell
erfassbaren Raum.
Unterscheidung von Lebendigem
und unbelebten Objekten
• Säuglinge verfügen anscheinend sogar schon
(angeborenermaßen, so wird vermutet, weil es
sich in der Evolution als nützlich erwies) über ein
vorläufiges Konzept von unbelebten Objekten
(Dingen, Gegenständen) und Lebendigem
(Menschen, Tiere).
• Darauf aufbauend gelingt es ihnen schon sehr
bald auch zwischen Menschen und Tieren zu
unterscheiden.
Mimisches Ausdrucksrepertoire
• Basisemotionen: Bereits Neugeborene
können die wichtigsten Gefühle mimisch
ausdrücken. Sie verfügen über emotionale
Grundmuster, wie Angst, Ärger, Ekel,
Erstaunen, Freude, Traurigkeit. Diese
gelten als Basisemotionen, weil sie in den
unterschiedlichsten Kulturen vorkommen
und überall verstanden werden.
Angeborenes
Nachahmungspotential
• Sie besitzen die Fähigkeit zur Nachahmung
mimischer Gesten (Öffnen des Mundes oder
das Herausstrecken der Zunge). Es handelt
sich dabei um eine angeborene Kompetenz
(Spiegelneuronen als Grundlage!), die
allererste Kontaktaufnahmen, eine Art von
emotionaler und sozialer Resonanz,
ermöglicht. Das Neugeborene ist also
genetisch so vorprogrammiert, dass es
gleichsam automatisch sozial reagiert.
Anfänge der Sprachentwicklung:
Erstes wirkliches Kommunizieren
• Die erste wirkliche Kommunikation findet
möglicherweise schon in der magischen
ersten Stunde nach der Geburt (BondingPhase) statt, wenn es gelingt auf die vom
Neugeborenen ausgehenden Signale sensibel
einzugehen.
• Das Kind erkennt seine Mutter an der
Stimme wieder (und nach kurzer Zeit auch
schon am Geruch, was ihm hilft ihre Brust zu
finden).
Anfänge der Sprachentwicklung
Die Sprachentwicklung beginnt
möglicherweise schon intrauterin,
wenn die Mutter in den Monaten vor
der Geburt zunehmend mit ihrem
ungeborenen Kind kommuniziert
(auch wenn es sich hier um eine
höchst asymmetrische Kommunikation handelt).
Beziehungsherstellung und
Bindungsaufbau durch Kommunikation
• Durch die vor- und außersprachliche
(nonverbale und körperliche) Kommunikation
mit der Mutter baut der Säugling eine
Beziehung zu ihr auf (und diese natürlich auch
zu ihm).
• Diese kann von mehr oder minder guter
Qualität sein in Abhängigkeit davon, wie gut die
Kommunikation gelingt.
• Aus dieser Beziehung entsteht allmählich das,
was seit Jahrzehnten - in Anlehnung an Bowlby
und Ainsworth – Bindung genannt wird.
Fortschritte der
Sprachentwicklung
• Plappern nennt man Lautproduktionen, wie
„babababa“, „lalalala“, „mamama“, die aus der
Aneinanderreihung von jeweils einem
Konsonanten und einem Vokal (häufig dem „a“)
bestehen. Dieses spielerische
Herumexperimentieren mit Lauten
überwiegend aus der Muttersprache ist wichtig,
um die ersten richtigen gesprochenen Wörter
vorzubereiten (auch taubstumme Kinder
plappern – mit Gebärden und Gesten).
Fundamente der Sprachkompetenz
• Die Fundamente der Sprachkompetenz
werden in der frühen Kindheit gelegt. Das
Elternhaus und die gezielte
außerfamiliäre Förderung (z. B. in
Krippen oder bei Tagesmüttern) sind für
die frühkindliche Sprachentwicklung
zentral. Kinder, die altersgemäße
Rückmeldungen und zum richtigen
Zeitpunkt angemessene sprachbezogene
Anregungen und Hinweise erhalten (Peers
und Geschwister als bessere Tutoren!),
profitieren davon in beträchtlichem
Ausmaß.
Entwicklungsschritte im 1.
Lebensjahr
• Vom Tun (sensumotorische
Verhaltensketten) zum Be-greifen (und
Denken)
• Vorläuferformen von Vorstellungen
• Ausbildung von Objekt- und
Personpermanenz
• Gegen Ende des ersten Lebensjahres bilden
sich die ersten vorläufigen Konzepte aus (z.
B. Verwendung des Wortes „Ball“ für alles
Runde und Rollende oder des Wortes „wau“
für ganz verschiedene Tiere)
Kognitive Entwicklung im 2.
Lebensjahr
• Fortschritte in der Sprachentwicklung: Erste
verständliche Wörter, Ein-Wort-Sätze, weitere
Wörter lernen, eigenen Namen benutzen, ZweiWort-Sätze
• Im 2. Lebensjahr bildet das Kind immer
differenziertere innere Vorstellungen von
äußeren Dingen und Vorgängen, so genannte
Repräsentationen.
Kognitive Entwicklung gegen
Ende des 2. Lebensjahres (2)
• Ich-Entwicklung (Bereitstellung
neuronaler Voraussetzungen)
• 3 Phasen (aufgeregt-aktiv; Playmate und
Verunsicherung, Gehemmtheit; allmählich
sich im Spiegel erkennen) bei den
„Spiegel-Ich“-Untersuchungen
• „Rouge-Test“
Entwicklungsschritte im 3.
Lebensjahr
• Sprachliche Entwicklungsfort-schritte
(Förderung von Literacy)
• Wortschatzexplosion (von 250 auf 1000)
• Längere, grammatikalisch immer
korrektere Sätze
• Sprache wird zum wichtigsten Mittel der
Verständigung
Entwicklungsschritte im 3.
Lebensjahr (2)
• Das Selbst-Konzept wird differenzierter
(wer bin ich = was kann ich)
• Verwendung überwiegend positiver
Merkmale zur Selbstcharakterisierung
• „Mein“ und „Dein“: Konzepte von Besitz
und Eigentum entstehen
Entwicklungsschritte im 3.
Lebensjahr (3)
• Weitere Konzepte entwickeln sich allmählich
(Raum, Zeit, Zahl)
• Vorläuferformen einer „Theorie der Innenwelt“
(theory of mind) bilden sich aus – eine echte
Dezentrierung von der eigenen Perspektive
erfolgt aber in der Regel erst ein Jahr später
• Gegen Ende des 3. Lebensjahres differenziert
sich auch das Konzept von „lebendig“ weiter
aus (Pflanzen werden nicht mehr durchgängig
als unbelebte Objekte eingestuft)
Tipps und Empfehlungen
• Sich grundlegende Kenntnisse verschaffen über die
entwicklungspsychologischen und pädagogischen Grundlagen
der Kindheit – und sich nicht verunsichern lassen durch
manchmal widersprüchlich erscheinende Fakten
• Die Frustrationstoleranz der Kinder stärken und ihre
Widerstandsfähigkeit (Resilienz) ausbauen
• Die Bedeutung des So-tun-als-ob-Spiels (Es ermöglicht DeZentrierung und Perspektivenwechsel, welche die sozialkognitive Entwicklung voranbringen)
• Jedes Kind hat sein eigenes Tempo und braucht seine eigene
Zeit (Unterschiede im Entwicklungstempo zwischen Kindern und
beim selben Kind)
• Auf Ihr Gefühl und Ihre Intuition können Sie sich meist verlassen
Tipps und Empfehlungen
• Sich grundlegende Kenntnisse verschaffen über die
entwicklungspsychologischen und pädagogischen
Grundlagen der Kindheit – und sich nicht verunsichern
lassen durch manchmal widersprüchlich erscheinende
Fakten
• Die Frustrationstoleranz der Kinder stärken und ihre
Widerstandsfähigkeit (Resilienz) ausbauen
• Die Bedeutung des So-tun-als-ob-Spiels (Es ermöglicht DeZentrierung und Perspektivenwechsel, welche die sozialkognitive Entwicklung voranbringen)
• Jedes Kind hat sein eigenes Tempo und braucht seine
eigene Zeit (Unterschiede im Entwicklungstempo zwischen
Kindern und beim selben Kind)
• Auf Ihr Gefühl und Ihre Intuition können Sie sich meist
Geburtsgewicht, Gehirngröße und
geistige Fähigkeiten
• Den Zusammenhang zwischen geistigen Eigenschaften
und der Entwicklung im Mutterleib untersuchen
Wissenschaftler schon lange.
• Kürzlich wurde herausgefunden: Je schwerer Babys bei
der Geburt sind, desto größer wird ihr Gehirn.
• Wie groß unser Gehirn im Laufe des Lebens wird, hängt
auch vom Geburtsgewicht ab. Das berichtet ein
internationales Forscherteam im US-Journal
„Proceedings of the National Academy of Sciences“
(„PNAS“). Einen Einfluss auf die geistigen Fähigkeiten
konnten die Forscher aber nicht feststellen.
• Erwachsene Probanden, die als Neugeborene schwerer
waren, hatten sowohl eine größere Oberfläche in vielen
Hirnregionen als auch insgesamt ein größeres
Gehirnvolumen.
Download- und Literaturhinweis
• Die Powerpoint-Präsentation kann
herunter geladen werden von meiner
Webseite www.hartmut-kasten.de
• Eine Neubearbeitung meines Buches „0
bis 3 Jahre – Entwicklungspsychologische
Grundlagen“ (Cornelsen-Skiptor) ist im
letzten Jahr erschienen
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