Entwicklungspsychologie A Sommersemster 2006 Professor Wimmer Entwicklungspsychologie im Kinder- und Jugendalter (1) Anlage und Umwelt – Francis Galton untersuchte im 19.Jhdt. auf empirische Weise die Rolle der Vererbung bei einer Vielzahl menschlicher Leistungen – er schloss, dass Begabung in der Familie liegt (Fallbeispiel J. S. Mill) – Genom: Der komplette Satz von Genen, den ein Organismus besitzt Die Macht der Gene und die Macht der Umwelt – Definitionen - Genotyp: Das genetische Material, das ein Individuum erbt - Phänotyp: Der beobachtbare Ausdruck des Genotyps (körperliche Merkmale und Verhalten) - Umwelt: Jeder Aspekt ds Individuums und seiner Umgebung, außer der Gene – 1)Genotyp der Eltern, Genotyp des Kindes - Chromosomen: Lange, fadenartige Moleküle, die die genetische Information übertragen; bestehen aus DNS - DNS/DNA: Moleküle, die alle biochemischen Anweisungen tragen, die an der Bildung und Funktion eines Organismus beteiligt sind - Gene: Abschnitte auf Chromosomen, die die Grundeinheiten der Vererbung bei allen lebenden Dingen darstellen; jedes Gen verursacht die Produktion eines bestimmten Proteins (nur über diesen Weg werden Entwicklung und Verhalten gesteuert!) – Vererbung beim Menschen - der Mensch besitzt 46 Chromosomen in jedem Zellkern, in Eizellen nur 23 - die 46 Chromosomen bestehen aus 23 Paaren - mit einer Ausnahme besitzen die beiden Elemente jedes Chromosomenpaares dieselbe Größe und Form und tragen Gene des selben Typs - von jedem Elternteil wurde jeweils ein Element eines jeden Chromosomenpaares vererbt – Die Bestimmung des Geschlechts - Geschlechtschromosomen: Die Chromosomen, die das Geschlecht bestimmen - Männer besitzen ein Paar mit einem X- und einem Y-Chromosom - die Hälfte der Spermien besitzt ein X-, die andere Hälfte ein Y-Chromosom, also bestimmt der Vater das Geschlecht der Nachkommen – Variation und Individualität - Mutation: Eine Veränderung in einem DNS-Abschnitt - manche Mutationen sind zufällig, andere durch Umweltfaktoren verursacht - die meisten Mutationen sind schädlich für den Organismus - gelegentlich steigert eine Mutation in einer pränatalen Phase oder in einer Keimzelle die Lebensfähigkeit eines Individuums --> Grundlage der Evolution! - weiterer Mechanismus, der die Variation fördert ist die Zufallskombination der Chromosomen bei der Bildung von Eizelle und Spermium - 8,4 Millionen mögliche Chromosomenkombinationen für jede Keimzelle - Crossing Over: Prozess, bei dem DNS-Abschnitte von einem Chromosom auf das andere eines Paares überwechseln – 2)Genotyp des Kindes, Phänotyp des Kindes - Merkmale entstehen durch die einzigartige genetische Ausstattung und die einzigartigen Umweltbedingungen - zu jedem Zeitpunkt sind in einer Körperzelle nur einige Gene aktiv und andere nicht – Genexpression: Entwicklungsveränderungen - die menschliche Entwicklung läuft nur dann „normal“, wenn Gene am richtigen Ort, zur richtigen Zeit, für die richtige Zeitdauer an- oder abgeschaltet werden - Regulatorgene sind u.A. für das An- und Abschalten von Genen zuständig – Genexpression: Dominanzmuster - viele Gene kommen nie zum Ausdruck oder werden nur teilweise umgesetzt; dies liegt an den Allelen - Allele: Zwei oder mehr verschiedene Formen eines Gens für ein bestimmtes Merkmal (z.B. Augenfarbe) - Dominantes Allel: Dasjenige Allel, das bei Vorhandensein zum Ausdruck kommt - Rezessives Allel: Dasjenige Allel, das bei Vorhandenseins eines dominanten Allels nicht zum Ausdruck kommt - Homozygot (reinerbig): Eine Person, die hinsichtlich eines Merkmals zweimal dasselbe Allel geerbt hat - Heterozygot (mischerbig): Eine Person, die hinsichtlich eines Merkmals zwei verschiedene Allele geerbt hat - bei einer heterozygoten Person mit entweder zwei dominanten oder zwei rezessiven Allelen wird ein Merkmal umgesetzt - interessante Nuance bei den Geschlechtschromosomen: Das Y-Chromosom ist kleiner und trägt nur ca. 1/3 der Gene des X-Chromosoms; folglich kommen seine Gene mit geringerer Wahrscheinlichkeit zum Ausdruck – Dominant-rezessive Muster - bei vielen gravierenden genetischen Störungen werden nur Individuen mit zwei rezessiven Allelen den ungünstigen Zustand ausbilden – Polygenetische Vererbung - von vielen Krankheiten und Störungen des Menschen wird angenommen, dass sie aus der kombinierten Tätigkeit mehrerer Gene resultieren (evtl. mit Umwelteinflüssen) – Geschlechtsgebundene Vererbung - manche genetisch bedingten Gesundheitszustände werden auf dem x-Chromsom weitergegeben und treten bei Männern deshalb häufiger auf (da ja kein zweites, möglicherweise „gesundes“ X-Chromosom vorhanden ist) – Chromosomenanomalien - manche genetischen Störungen beginnen bereits bei der Keimzellenteilung, die zu einer sog. „Zygote“ führen, die entweder mehr oder weniger als den normalen Chromosomensatz besitzt – 3)Umwelt des Kindes, Phänotyp des Kindes - wegen der permanenten Wechselwirkung zwischen Genotyp und Umwelt wird sich ein bestimmter Genotyp in verschiedenen Umwelten auch unterschedlich entwickeln - Reaktionsnorm: Konzept, das alle Phänotypen umfasst, die sich theoretisch aus einem bestimmten Genotyp in seiner Beziehung zu allen Umwelten, in denen er überleben und sich entwickeln kann, herausbilden können – Ein klassisches Beispiel für eine Genotyp-Umwelt-Interaktion - Phenylketonurie (PKU): Genetische Störung, die den Umbau von „Phenylalanin“ (eine Aminosäure) verhindert und ohne frühe Diagnose und strenge Diät zu schwerer geistiger Behinderung führt – Elterliche Beiträge zur Kindesentwicklung - die Umwelt, die Eltern ihren Kindern bieten, hängt teilweise von ihrer eigenen genetischen Austattung ab - das Verhalten der Eltern gegenüber ihren Kinder unterliegt genetischen Einflüssen - die Aktivitäten und Ressourcen, mit denen die Kinder in Kontakt kommen ebenfalls (Beispiel Elternteil mit hoher musikalischer Fähigkeit) – 4)Phänotyp des Kindes, Umwelt des Kindes - das Kind als „Quelle seiner eigenen Entwicklung“, als aktive Gestalter der Umwelt - Kinder rufen mit ihrem Wesen und Verhalten bestimmte Reaktionen hervor - Kinder haben bestimmte Interessen und wählen ihre Erfahrungen quasi aus Verhaltensgenetik - Allgemeines - befasst sich damit, wie Variationen im Verhalten und in der Entwicklung aus der Kombination genetischer und umweltbedingter Faktoren entstehen - Antwort der Verhaltensgenetiker: Jegliche Verhaltensmerkmale sind vererbbar und entwickeln sich in einer gegebenen Umwelt - vielseitige Faktoren sind an jeglichem Verhaltensresultat beteiligt (multifaktorielle Beeinflussung) - Zwei wichtige Prämissen: --> Verhaltensmuster sollten familientypisch sein; Kinder sollten ihren Eltern und Geschwistern also ähnlicher sein als entfernten Verwandten oder Fremden --> in dem Ausmaß, in dem gemeinsame Umweltfaktoren eine Rolle spielen, sollten gemeinsam aufgewachsene Individuen einander ähnlicher sein als Menschen, die nicht zusammen aufgewachsen sind – Verhaltensgenetische Forschungsdesigns - Familienuntersuchung --> Um die genetischen und umweltbedingten Beiträge zu einem Persönlichkeitsmerkmal oder einer Verhltensweise zu untersuchen, wird ein bestimmtes Merkmal zunächst bei Menschen gemessen, die sich hinsichtlich der genetischen Verwandtschaft unterscheiden (z.B. Geschwister usw...) --> Korrelationen werden dann verglichen um zu prüfen, ob sie zwischen näher verwandten Personen höher sind als zwischen entfernt- oder nicht-verwandten Pers.und ob sie bei Pers., die im selben mfeld aufgewachsen sind höher sind als bei welchen, die in verschiedenen Umwelten lebten --> Bsp. Zwillingsstudien-Design (Korrelationen hinsichtlich eines Merkmals zwischen monozygoten und gleichgeschlechtlichen dizygoten Zwillingen wird verglichen) --> ist die Korrelation bei einem bestimmten Merkmal zwischen eineiigen Zwillingen höher als zwischen zweieiigen, lassen sich Unterschiede auf die Gene zurückführen --> Bsp. Adoptionsstudien (es wird untersucht, ob die Ausprägung eines Merkmals bei adoptierten Kindern höher mit der ihrer biologischen Geschwister/Eltern oder mit der ihrer Adoptiv-Geschwister/-Eltern korreliert) --> ideales verhaltensgenetisches Design: Untersuchung adoptierter Zwillinge – Familienuntersuchungen der Intelligenz - Durhschnittliche familiäre IQ-Korelationen ...bei gemeinsam aufgewachsenen biologisch Verwandten --> eineiige Zwilinge: 0,86 --> zweieiige Zwillinge: 0,60 --> Geschwister: 0,47 --> Eltern - Kinder: 0,42 --> Halbgeschwister: 0,35 --> Cousins/Cousinen: 0,15 ...bei getrennt aufgewachsenen biologisch Verwandten --> eineiige Zwillinge: 0,72 --> Geschwister: 0,24 --> Eltern – Kinder: 0,24 ...bei gemeinsam aufgewachsenen nicht-biologisch Verwandten --> Geschwister: 0,32 --> Eltern – Kinder: 0,24 - genetischer Einfluss zeigt sich in den durchgehend höheren Korrelationen bei höheren Graden genetischer Ähnlichkeit - Umwelteinflüsse spiegeln sich in der Tatsache wieder, dass eineiige Zwillinge hinsichtlich ihrer Intelligenz nicht identisch sind - gemeinsam aufgewachsene Zwillinge sind sich ähnlicher als Zwillinge, die in verschiedene Familien adoptiert wurden - allgemein sind Korrelationen zwischen Personen in einer geteilten familiären Umwelt höher als zwischen Personen des gleichen genetischen Verwandschaftsgrades, die getrennt aufwuchsen - Korrelationen für die Adoptivfamilien sind vermutlich in Folge selektiver Vermittlung überhöht! - nach der Jugend zeichnet sich ein ganz anderes Bild ab; zwischen eineiigen Zwillingen bleiben die Korrelationen gleich hoch, bei zweieiigen sinkt sie deutlich; bei nicht-verwandten Personen, die getrennt voneinander aufwuchsen ist sie fast 0 - es kann sein, dass sich der IQ bei eineiigen Zwillingen im Gegensatz zu zweieiigen deshalb kaum ändert, weil sie ähnliche Niveaus intellektueller Stimulation aufsuchen - wichtige Studie: „Minnesota Study“ getrennt aufgewachsener Zwillinge (großes Ausmaß an Ähnlichkeit; allerdings war die Umgebung der Zwillinge meist ähnlich) – Erblichkeit - Erblichkeitsschätzungen um abzuschätzen, welche Variabilitätsanteile eines bestimmten Merkmals sich auf genetische oder umweltbedingte Faktoren zurückführen lassen - Erblichkeitsschätzungen geben keine Auskunft über die relativen Beiträge genetischer und umweltbedingter Faktoren zur Entwicklung eines Individuums; sie schätzen das Ausmaß der Variabilität innerhalb einer Population, das auf die Unterschiede ihrer Gene zurückzuführen ist - hohe Erblichkeit wurde berichtet für z.B. kindliches Aktivitätsniveau, Temperament, Unfähigkeit zu lesen, antisoziales Verhalten, Scheidung und Fernsehkonsum - es kein spezielles Gen für eine bestimmte Verhaltensweise, die Wirkung ist immer indirekt... - Erblichkeitsanteile gelten nur für Populationen, nicht für Individuen - außerdem gelten Erblichkeitsschätzungen nur für eine bestimmte Gruppe, die zu einem bestimmten Zeitpnkt an einem bestimmten Ort lebt (Bsp. Körpergröße) - Erblichkeit bedeutet nicht notwendigerweise Unveränderbarkeit! - Erblichkeitsschätzungen sagen nichts über Unterschiede zwischen Gruppen aus – Effekte der Umwelt - Erblichkeitsschätzunen übersteigen den Wert 50% selten, folglich spielen Umwelteinflüsse eine große Rolle - Schätzungen von Effekten einer geteilten Umwelt beruhen vor Allem auf Studien mit Ähnlichkeiten zwischen Adoptivgeschwistern - auf manche Entwicklungsaspekte sind die Auswirkungen einer gemeinsamen Umwelt erstaunlich gering (z.B. Persönlichkeit bei Adoptivgeschwistern, auch in Bezug auf psychische Störungen) - der primäre Effekt von nicht geteilten Umweltaspekten besteht darin, die Unterschiede zwischen den Familienmitgliedern zu erhöhen - Geschwister können aufgrund ihrer Altersunterschiede etc. schon innerhalb der Familie sehr Unterschiedliches erfahren - auch können Geschwister von gemeinsam erlebten Ereignissen ganz unterschiedlich betroffen sein; außerdem sind sie oft motiviert, sich voneinander zu unterscheiden Entwicklungspsychologie, Genetik, Neuropsychologie 3.1.2)Zellvermehrung – etwa vom 23. Tag an beginnen sich die Zellen im Neuralrohr verstärkt zu teilen („Proliferation“); die Vorläufer der Neuronen werden „Neuroblasten“ genannt – jede Zelle unterliegt ihrem eigenen Teilungsplan und verfügt über eine individuelle Entwicklungsgeschichte, der sog. „Zelllinie“ – die Zelllinien der Nervenzellen enden im Gegensatz zu den anderen Zellen des Körpers bereits in der pränatalen Phase – während der Zellteilung wandern die Stammzellen des Nervensystems in der Wand des Neuralrohrs auf und ab – nach mehreren solcher Teilungszyklen verlieren die „Neuroepithelien“ ihre Fähigkeit zur DNS-Synthese und differenzieren sich zu Neuroblasten (letzte Reihe der Zellteilungen wird als „Geburt“ eines Neurons bezeichnet) – zu diesem Zeitpunkt muss bereits festliegen, zu welchem Zelltyp in welchem Teil des NS sich ein Neuron entwickeln soll (vermutlich sind „selektive Genexpressionen“ in den Neuroblasten dafür verantwortlich, d.h. Die Aktivität bestimmter Gene) 3.1.3)Zellwanderung – bei der „passiven Zellverlagerung“ bewegen sich die Zellen nur eine kurze Strecke, bis an den Rand der Vermehrungszone und werden lediglich durch später produzierte Zellen nach außen geschoben – bei der „neuronalen Wanderung“ legen die Zellen aktiv weitere Srecken zurück und umgehen sogar schon früher entstandene Neurone – im Falle der passiven Verlagerung sind die älteren Zellen weiter von der Vermehrungszone entfernt und jüngere ihr entsprechend näher (zu finden z.B. im Thalamus, im Rückenmark, im Hirnstamm und in der Retina) – die neuronale Wanderung lässt ein genau umgekehrtes Muster entstehen, also liegen ältere Zellen nahe der ursprünglichen Vermehrungszone und neuere weiter davon entfernt (z.B. im cerebralen Cortex); später entstandene Neurone müssen sich, um an ihren Bestimmungsort zu gelangen, einen Weg durch bereits bestehende Neuroepithelschichten bahnen – Nowakowski gliederte diese Art der neuronalen Wanderung in 3 Phasen: - 1. Phase: Die Zelle wandelt sich vom Neuroblast zum jungen Neuron und suchst sich eine radiale Gliazelle - 2. Phase: Das Neuron wandert an der Gliazelle entlang - 3. Phase: Es erkennt seinen Bestimmungsort und beendet die Wanderung 3.1.4)Zelldifferenzierung – beim Menschen bilden sich die meisten cortikalen Neurone zwischen der 10. und 20. Schwangerschaftswoche; nach 2/3 der Schwangerschaft haben sie ihre Wanderung größtenteils abgeschlossen – nur im Cerebellum setzt sich die Wanderung noch bis nach der Geburt fort – die Umwandlung in den reifen Zelltyp stellt viele Differenzierungsaufgaben an die Nervenzelle - Bildung von Zellfortsätzen - Ausbildung des richtigen Neuronentyps - die Art der Erregungsleitung muss festgelegt werden - Synapsen müssen gebildet werden - die Art der Informtionsübertragung muss festgelegt werden (chem. oder elektr.) - die Art der Überträgersubstanz muss festgelegt werden (Neurotransmitter) - Rezeptoren müssen vorhanden seinen - das Axon muss eventuell myelinisiert werden – welche Form das Neuron letztlich annimmt und welche Funktion es letztlich erfüllt, ist von seiner Lage im Nervensystem abhängig, also vom Zeitpunkt seiner „Geburt“ – in einem frühen Entwicklungsstadium verpflanztes Gewebe übernimmt den Phänotyp des Wirtsgewebes (führt also ähnliche Funktionen aus) – die spezifische Funktion einer cortikalen Region kann sich durch eine Änderung des erhaltenen Inputs wandeln 3.1.5)Dendriten- und Axonwachstum – zu Beginn des letzten Schwangerschaftsdrittels sind alle wichtigen Hirnstrukturen vorhanen – die Gehirentwicklung steht jedoch noch am Anfang, da bisher nur kurze Axone und dendritische Verzweigungen vorhanden sind – die gesamte Erbinformation (gespeichert in ca. 80 000 Genen) würde bei weitem nicht ausreichen, um alle neuronalen Verschaltungen (ca. 10^14) festzulegen – an den Faserenden von Neuronen befinden sich Verdickungen, „Wachstumskegel“ – diese können vermutlich Strukturen erkennen, an denen ihre Fortsätze entlang wachsen sollen, um sich einen Weg durch das Neuroepithel zu bahnen – wahrsch. liegt ein komplexes System chemischer Kennzeichen und Wegweiser vor – „Erkennungsmoleküle“ auf den Zelloberflächen ermöglichen den Zellen, sich gegenseitig zu erkennen und verknüpfen – möglicherweise sorgen niederfrequente neuronale Impulse (?) dafür, dass beim Erreichen des Zielortes die Produktion des Zellerkennungsmoleküls verringert wird, damit sich die einzelnen Axone wieder voneinander trennen – in ihrer Zielregion beginnen Axone sich zu verzweigen und sich z.T.mit Hunderten anderer Neurone über Synapsen zu verbinden – der cerebrale Cortex verfügt im Säuglingsalter und in der frühen Kindheit über doppelt so viele Snapsen, wie er eigentlich benötigt; im Laufe der Entwicklung werden überflüssige Verknüpfungen eliminiert – Nowakowski unterscheidet zwei Arten vorübergehender Verbindungen: - konvergente (polyneurale) Verb.: Mehrere Neurone innervieren ein Zielneuron - divergente Verb.: Ein Neuron innerviert anfänglich mehr Zellen, als es später der Fall ist – etwa 80% des Dendritenwachstums findet erst nach der Geburt statt 3.1.6)Neuronen- und Synapsensterben – Apoptose: Programmierter Zelltod – Apoptose erfolgt pränatal, die selektive Eliminierung von Synapsen eher postnatal – Phasen der Eliminierung überflüssiger Neurone tragen dazu bei, örtlich begrenzte Hirnstrukturen zu modulieren – der Verknüpfung unreifer Neurone mit ihren Zielzellen scheint bei Säugetieren häufig ein aktivitätsabhängiger Wettberwerbsprozess zu folgen (?) – mögliche Ursache für den programmierten Zelltod könnte sein, dass eine präsynaptische Zelle keine Verbindung zur Zielzelle aufbauen konnte oder eine bestehende Verbindung wieder aufgegeben werden musste – für die Entwicklng des cerebralen Cortex scheint der Zelltod unbedeutend zu sein – „Trophischer Faktor“: Substanz, die in einer Synapse von den Zielzellen auf die erregenden Zellen übergeht, die die Neurone während der Ausbildung funktionstüchtiger Synapsen ernährt – ist die Phase des programmierten Zelltods abgeschlossen, werden nicht mehr Zellen, sondern nur deren Fortsätze reduziert – Abkürzung NGF steht für „nerve growth factor“ – einige Fehlbildungen des Nervensystems - Anenzephalie: Die Großhirnhemisphären, das Diencephalon und Mesencephalon fehlen weitgehend oder völlig (Ursache: Fehl- und Mangelernährung der Mutter) - Spina Bifida: Hintere Wirbelsäulenspaltbildung (Ursache: Intrtaurine Infektionen, fieberhafte Erkrankungen, Mangelerscheinungen der Mutter) - Heterotopie: Fehlplazierte Inseln grauer Substnz in der weißen Substanz aufgrund fehlgeleiteter und gestoppter Zellmigrationen (Ursache: Genetische Faktoren) - Lissencephalie: Es werden keine Gyri und Sulci gebildet, das Großhirn verfügt nur über vier Schichten, schwere geistige Behinderung (Ursache: Genet.Faktoren) - Makrogyrie/Megaloencephalie: Die Gyri sind weniger zahlreich und breiter (Ursache: Genetische Faktoren) - Mikropolygyrie/Polymikrogyrie: Die Gyri sind weniger ausgeprägt, aber zahlreicher (Ursache: Intrataurine Infektion der Mutter) - Makroencephalie: Zu großes Gehirn, zu viele Synapsen (Ursache: Genet.Faktoren) - Pelizaeus-Merzbacher-Krankheit: Im Säuglings- oder Kleinkindalter einsetzende Hirnsklerose mit Zerfall der Myelinschicht, Bewegungsstörungen , Demenz usw. (Ursache: Rezessiv-geschlechtsgebundener Erbgang) 3.1.7)Synaptogenese – obwohl Wachstumskegel keine Synapsen sind, ermöglichen sie bereits primitive Formen synaptischer Übertragung – nachdem das primäre Axonwachstum abgeschlossen ist, führt eine Folge von Ereignissen zur Stabilisierung der anfänglich labilen synaptischen Kontakte, indem nur die Synapsen gefestigt werden, die funktionale Einheiten bilden konnten (volle Funktionstüchtigkeit ist nicht von Anfang an gegeben) – Muster und Anzahl von Verbindungen werden durch Erfahrungen in der frühen Entwicklung beeinflusst – die wesentlichen Grundzüge von Verbindungen zwischen Neuronengruppen sind zwar genetisch festgelegt, allerdings ist dieser Verschaltungsplan relativ ungenau – Gene lenken das Wachstum der Axone und Dendriten an ihren ungefähren Zielort, indem sie festlegen, welche Klasse von Axonen sich von welcher Klasse von Neuronen angezogen fühlt! – Sobald die Nervenzellen verbunden sind und ihre Funktion aufgenommen haben, sorgen Erfahrungen dafür, den groben Schaltplan genauer auszuformen – die Umwelt eines Kindes übt also einen fortwährenden direkten Einfluss auf Struktur und Funktion seines Gehirns aus – zwischen der frühen Kindheit und dem Jugendalter verlieren Kinder täglich bis zu 20 Mrd. Synapsen; dieser Eliminierungsprozess ist abhängig von der Aktivität der beteiligten Synapsen – von der Synapsenretraktion bleiben lediglich die funktionalen Verbindungen verschont (dieser Vorgang wird als „Neuraldarwinismus“ bezeichnet) – während der Embryonalentwicklung waren die Neurone von der Eliminierung betroffen, postnatal sind es vorrangig Synapsen – Frank erklärt die Synapseneliminierung dadurch, dass eine stärkere Endigung im Vergleich zu einer schwächeren häufig postsynaptische Potentiale erzeugt; das Ungleichgewicht schwächt die schwächere Synapse weiter – Kandel&Jessell erklären diesen Vorgang auf molekularer Ebene: Größere Endigungen nehmen mehr postnatalen Wachstumsfaktor auf; auch die Kooperation präsynaptischer Endigungen kann stabiliserend wirken 3.2)Weitere Entwicklung und Aufbau des Gehirns – Neurogenese, Migration, Synaptogenese, Rückgang von Synapsen und Myelinisierung finden in allen Teilen des NS statt, allerdings zu unterschiedl. Zeiten – sensorische Systeme entwickeln sich schneller als motorische – Synaptogenese findet im primären auditorischen Cortex eher statt (1.postnataler Monat) als im visuellen Cortex (mit 3-4 Monaten) – im präfrontalen Cortex erreicht die synaptische Dichte den Höhepunkt mit ca. 1 Jahr – die Zeitverläufe der nachfolgenden Synapseneliminierungen weichen noch deutlicher voneinander ab – bei Neugeborenen findet die Hirnaktivität vorwiegend in subcortikalen Strukturen statt; diese Bereiche sind für die typischen Neugeborenen-Reflexe verantwortlich – mit 2-3 Monaten erhöhen sich die Aktivitätsniveaus in verschiedenen Cortexregionen enorm (besonders in der Region, die die vis.Wahrnehmung kontrolliert) – nach 6-8 Monaten beginnt der Glukoseverbrauch im Frontallappen anzusteigen (frontale Aktivierung ist für höhere kognitive Funktionen des Säuglings verantwortlich, die mit dem 8. Monat einsetzen) – der Glukoseverrauch steigt bis zur frühen Kindheit an und erreicht seine Spitze je nach Hirnregion mit 4-7 Jahren (Höchstwert des Verbrauchs ist etwa doppelt so hoch wie bei Erwachsenen) – die Durchblutungsrate nimmt bis zum Schulalter zu und übersteigt die von Erwachsenen; ab 15 Jahren ist die konstant bleibende Durchblutungsrate erreicht – „Pruning“: Entscheidung darüber, welche Synapsen abgebaut werden müssen – die Myelinisierung der axonalen Verbindungen ist erst mit dem Jugendalter weitgehend abgeschlossen – im frontalen Cortex (Planung neuer Handlungen usw.) findet das schnellste Wachstum mit 36 Jahren statt – zwischen 6 und 15 Jahren sind die höchsten Wachstumsraten in Bereichen zu beobachten, die auf Sprache und räumliche Beziehungen spezialisiert sind – der „Geschlechtsdimorphismus“ ergibt sich z.T.durch Hormone, die die Eliminierung und Bildung von Neuronen und die Entwicklung der Gliazellen beeinflussen – bei Frauen sind manche Gehirnregionen größer als bei Männern und umgekehrt – Volumen der grauen Substanz nimmt nach der Pubertät bei Jungen schneller ab; die weiße Substanz entwickelt sich bei Mädchen vor der Pubertät schneller – kurz vor dem Einsetzen der Pubertät kommt es wieder zu einer neuronalen Zellvermehrung, insbesondere im Bereich des Frontalhirns 3.3)Neuronale Plastizität – der DNS kommt die wichtige Aufgabe zu, die Vielzahl von Nervenzellformen, unterschiedliche Neurotransmitter etc.zu kodieren – die Fähigkeit des Gehirns, sich (auf der Basis seiner genetischen Möglichkeiten) auf die Gegebenheiten der Umwelt einzustellen, wird „neuronale Plastizität“ genannt; dies geschieht z.B.über die Zunahme der Dendritenlänge und Neuronengröße, erhöhte Synapsenbildung und Gliazellaktivität – auch wenn das Gehirn von Erwachsenen bestimmte Formen der Plastizität aufweist, wird es niemals wieder so formbar wie in der Kindheit – nach dem 12.Lebensjahr nimmt z.B.die Fähigkeit, Sprachfunktionen wieder zu erlangen, rapide ab, wenn die linguistischen Bereiche in einer Hemisphäre entfernt werden mussten – im Durchschnitt liegen die Leistungen von älteren Kindern mit frühen fokalen Hirnverletzungen deutlich unter dem normalen Niveau, aber noch im Normalbereich – die kompensierende Neuorganisation des Gehirns scheint während der Kindheit wesentlich größer als im Jugend- und Erwachsenenalter – Störungen früherer Stadien der neuronalen Entwicklung führen gewöhnlich zu umfangreicheren Beeinträchtigungen in der Entwicklung des ZNS und haben größere Auswirkungen auf kognitive Funktionen – spätere Störungen des ZNS bewirken spezifischere, enger begrenzte Ausfälle – Derryberry und Reed zwei Arten selektiver Prozesse, die für die synaptische Plastizität von Bedeutung zu sein scheinen - aktivitätsabhängige Prozesse (der häufige Gebrauch von Synapsen stabilisiert die synaptischen Verbindungen) - modulierende Prozesse (Ausschüttung von Substanzen, die aktivitätsabhängige Vorgänge fördern oder unterdrücken --> Bsp.Noradrenerges Leitungssystem) – aktivitätsabhängige Prozesse am Bsp.der Augendominanzsäulen - anfänglich überlappen sich die Regionen der Sehrinde, die vom rechten bzw.liken Auge ihre Signale erhalten - im CGL findet die Trennung schon vor der Geburt statt - im V1 wird die notwendige Aktivität durch nachgeburtliche visuelle Erfahrungen erzeugt - unter normalen vis.Reizbedingungen bilden sich für jedes Auge eigene Territorien, die die Zielregion der jeweiligen Signale repräsentieren - wird ein Auge an der Reizaufnahme gehindert, bilden sich nur die mit diesem Auge verbundenen Axone zurück und die Dominanzsäulen werden schmaler, während die des anderen Auges ihre Breite stark vergrößern; wird das offene Auge mit einer Haftschale abgedeckt, die keine Konturen durchlässt, ist in V1 keine Dominanz zugunsten des stimulierten Auges zu erkennen – das Gehirn verfügt auch bei Erwachsenen über die Fähigkeit, sich plastisch zu verändern (Studie von Maguire et al.mit Londoner Taxifahrern, bei denen der posteriore Bereich des Hippokampus größer war als bei Kontrollpersonen) – morphologische und physiologische Veränderungen als Folge unterschiedlicher Umweltbedingungen wurden v.a.in Experimenten mit Ratten und Mäusen untersucht - Tiere wurden in unterschiedlich komplexen Umwelten aufgezogen - auch bei erwachsenen Ratten kann sich die Unterbringung in komplexer Umwelt positiv auf die Stärke der Dendritenverzweigungen auswirken - bereits nach 4 Tagen in einer komplexen Umwelt erfolgen dendritische Veränderungen – 4 Grundprinzipien der cortikalen neuronalen Plastizität - Nichtbenutzung führt zu Übernahme der unbenutzten Bereiche durch Neurone nahegelegener Bereiche - erhöhte Benutzung führt zur Ausdehnung cortikaler Repräsentationen - synchroner Input führt zur Verschmelzung der betroffenen cortikalen Bereiche - asynchrone Inputs führen zur Trennung der betroffenen cortikalen Bereiche 3.4)Timing und Erfahrungen: Der richtige Augenblick – in jedem Entwicklungsstadium sind einige Erfahrungen von besonderer Bedeutung für das Entstehen neuronaler Strukturen – wenn die entsprechenden Erfahrungen nicht verfügbar sind, wird die Struktur nicht so gebildet, dass sie ihre spätere Funktion erfüllen kann 3.4.1)Sensible Phasen und kritische Wachstumsperioden – als „sensible Phasen“ werden Zeitabschnitte bezeichnet, in denen das Lebewesen verstärkt auf bestimmte Reize reagiert und Verhaltensweisen zeigt, die es für die Modifizierung besonders empfänglich machen (--> biologische Voreinstellung) – Definition: Zeitabschnitt, in dem genetisch bedingte Synapsenüberproduktion durch umweltdeterminierte Prozesse selektiv reduziert oder stabilisiert wird – diese „Vulnerabilität“ beruht auf einer zeitlich begrenzten Periode rapiden Zellwachstums innerhalb verbundener Hirnregionen – Bsp: Personen, die als Erwachsene wegen grauem Star operiert wurden, konnten der Umwelt auch nach der OP nur sehr begrenzt Informationen entnehmen – sensible Phasen werden häufig als „Zeitfenster“ beschrieben, die sich nur für eine gewisse Dauer öffnen und auf passenden Input warten – anscheinend verfügt jedes Areal über seinen eigenen Zeitplan – die sensible Phase für die Ausbildung der Sehfunktion reicht ca.bis zum Schulalter – Phasen erhöhten Wachstums bergen auch Gefahren – „kritische Wachstumsperioden“ finden anders als sensible Phasen nicht als Vorbereitung auf spezifische Erfahrungen statt; sie machen den Organismus empfänglicher für äußere Einflüsse, die den Etnwicklungsverlauf stören können – Huttenlocher: Schnell wachsende Strukturen sind anfälliger für Schädigung durch Erkrankung, Vergiftung, Mangelernährung, usw. – Bsp.zu Läsionen: Eisenbahnmitarbeiter 1848, dem eine Metallstange quer durch den Kopf schoss und v.a.den präfrontalen Cortex schädigte; er überlebte für einige Jahre, allerdings hatte sich sein Charakter völig verändert – Untersuchung von Anderson et al.von Patienten mit derartigen Läsionen - zwei Patienten, die bereits vor ihrem 16.Lebensmonat am präfrontalen Cortex geschädigt wurden – sie wiesen später weitgehend die selben Symptome und Testergebnisse auf wie Personen, die erst im Erwachsenenalter an dieser Region geschädigt wurden! 3.4.2)Die Rolle von Erfahrungen – nach der Geburt wird es schwierig, Aspekte der neuronalen Entwicklung zu erkennen, die von Erfahrung unabhängig sind – die Bedeutung universeller Ereignisse für die Entwicklung offenbart sich gewöhnlich erst, wenn die entsprechende Erfahrung nicht gemacht wird (z.B.wenn grundlegende Sinneserfahrungen wegen Blindheit oder Taubheit fehlen) – viele Aspekte der perzeptuellen, sprachlichen, kognitiven und sozio-emotionalen Entwicklung sind in hohmen Maße erfahrungsabhängig und manifestieren sich im Gehirn, indem neue Verbindungen ausgebildet oder bestehende verändert werden, durch - Entstehung neuer Axone, Dendriten und Synapsen - Veränderung der Neurotransmittersynthese und -ausschüttung - Veränderung der Stoffwechselaktivität (z.B.Blutfluss in bestimmten Bereichen) – „Intermodale Plastizität“: Wenn das frühe Fehlen von Stimulationen einer Sinnesmodalität dazu führt, dass sich die cortikalen Repräsentationen einer anderen, intakten Sinnesmodalität auf die Cortexbereiche ausweiten, die Informationen aus der deprivierten Modalität hätten verarbeiten sollen, spricht man von diesem Begriff – Versuch hierzu von Cohen et al. (blinde und sehende Personen mussten Braille-Schrift ertasten, während der visuelle Kortex einem starken magnetischen Feld ausgesetzt wurde; taktile Wahrnehmung der Blinden wurde dadurch gestört --> visueller Cortex wird bei Blinden zur Verarbeitung somatosensorischer Signale herangezogen) – Studie von Ponton et al. (Kinder, denen ein Cochlea-Implantat eingesetzt wurde, setzte die Reifung des auditorischen Cortex ein, war allerdings der Stoffwechsel bereits durch Gebärdensprache oder Lippenlesen angeregt worden, zeigte sich keine Verbesserung im Hörverständnis --> das Implantat aktiviert bei ihnen nur den primären audit.Cortex) – Faktoren, die zu erfahrungsabhängigen Veränderungen beitragen, sind u.a.Alter, Geschlechtshormone, Neurotrophine, Stress, Verletzungen, usw. – im Alter weist das Gehirn einen Anstieg im Dendritenwachstum auf, der möglicherweise den Verlust der Neurone ausgleichen soll – Hippokampus – Stress von Frauen reagiert sensibler auf Erfahrungen als der von Männern wirkt sich auf das neuroendokrine System aus und dieses wiederum auf die Zellmorphologie – wenn der Cortex Verletzungen erleidet, führt dies zu Veränderungen im verbleibenden Cortex, die funktionale Auswirkungen haben (abhängig vom Entwicklungsstand) – Horowitz schlägt als Grundlage für die psychische Entwicklung unterschiedliche Formen universeller und individueller Lernerfahrungen vor - während einer kurzen Entwicklungsphase erworbene universelle Lernerfahrungen sind von sozialen Kontextbeziehungen weitgehend unabhängig und beruhen auf Umweltbedingungen, denen gewöhnlich jedes Kind ausgesetzt ist - während einer langen Entwicklungsphase erworbene universelle Lernerfahrungen sind weitgehend von spezifischen Lernerfahrungen abhängig; auch sie beruhen auf zumeist allgegenwärtigen Kontextbedingungen - über das gesamte Leben erworbene individuelle Erfahrungen können auch wieder verlernt werden und sind einzigartig für jedes Individuum 3.4.3)Erfahrngserwartende und erfahrungsabhängige Prozesse – sensible Phasen können als eine Vorbereitung des neuronalen Netzes auf erfahrungsabhängige, zeitkritische Mechanismen angesehen werden, die sich vorrangig in der massiven Zunahme synaptischer Verbindungen äußert – dieser Prozess nimmt quasi erfahrungsabhängige Veränderungen durch Umweltinteraktion voraus, deshalb bezeichnete Greenough ihn als „erfahrungserwartend“ – „erfahrungsabhängige“ neuronale Plastizität nimmt das Auftreten bestimmter Erfahrungen nicht voraus und lässt das Fenster der kritischen Phase weit offen – „erfahrungserwartenden“ Prozesse sprechen auf konstante Erfahrungen an, „erfahrungsabhängige“ hingegen auf Erfahrungen, die einzigartig fürs Individuum sind (sie sind wesentlich flexibler und bilden Synapsen nach Bedarf und weniger umfangreich) – die betreffende Erfahrung muss allen Säuglingen und Kindern zur Verfügung stehen und während der Evolutin zur Verfügung gestanden haben (wichtigste Merkmale der erfahrungserwartenden Informationsspeicherung: Zuverlässigkeit und Universalität) – die Snapsen werden in der evolutionär begründeten Erwartung gebildet, dass bestimmte Erfahrungen die Info liefern werden, die das Gehirn gerade braucht – wie die Überproduktion (Blooming) und Reduktion (Pruning) von Synapsen reguliert wird, ist noch relativ unklar 3.5)Gedächtnisspeicherung: Grundlagen des Lernens – äußere Ereignisse, die wir wahrnehmen, hinterlassen ihre Spuren im Gehirn als räumlich- zeitliche neuronale Aktivitätsmuster und bewirken synaptische Veränderungen – Erfahrungsspeicherung – Hebb'sche – die muss sich in den Synapsen abspielen Regel: Cells that fire together, wire together Verstärkung synaptischer Verbindungen geht einher mit einem abrupten und anhaltenden Anstieg in der Übertragungsstärke --> „Long term potentiation“ (LTP) – die LTP bedeutet, dass die postsynaptische Zelle für einen längeren Zeitraum auch schon durch schwächere Reize erregbar ist (kann über Tage anhalten) – der „aktivitätsabhängige Selektionsprozess“ kann Verbindungen sowohl festigen, wenn ihre Aktivitätsmuster stark übereinstimmen, als auch schwächen, falls die Muster nicht korrelieren (es setzen sich diejenigen Neurone durch, die am häufigsten mit der Zielzelle aktiv sind) –3 Regeln von Singer zur Auswirkung gleichzeitiger prä- und postsynaptischer Aktivität - sind ein sensorisches Neuron und die postsynaptische Zelle gemeinsam aktiv, wird die Erregungsübertragung effizienter und die Verbindung selektiv gefestigt - umgekehrt wird die Erregungsübertragung verschlechtert und das Neuron abgekoppelt - keine Veränderung tritt ein, wenn die postsynaptische Zelle inaktiv bleibt, unabhängig davon, wie sich das Neuron verhält – die Frequenz der Reizübertragung scheint ebenfalls einen bedeutenden Faktor in der Veränderung neuronaler Verbindungen darzustellen – die Ausschüttung von Neuromodulatoren beeinflussen die synaptische Plastizität – die Neubildung von Nervenzellen scheint beim Lernen ebenfalls sehr wichtig zu sein – vor der dauerhaften Speicherung im Cortex werden Informationen vorübergehend im Hippokampus zwischengespeichert (immens wichtige Rolle beim Lernen!) – Schlaf scheint für den Prozess der Gedächtnisbildung ebenfalls äußerst wichtig (REM- Schlaf bietet durch cholinerge Aktivitäten das Milieu für die Übertragung aktivitätsabhängiger neuronaler Veränderungen in eine stabilere Modifikation) – Fähigkeit zur Neurogenese geht im Entwicklungsverlauf nicht verloren, wie füher angenommen; Stammzellen bleiben das ganze Leben über erhalten 3.6)Der Blick ins Gehirn: Bildgebende Verfahren – Dartellung der Strukturen des Gehirns (Aniografie, Computertomografie CT, Magnetresonanztomografie MRT) – Darstellung der Funktionen (Positronenemissionstomografie PET, Elektroencephalografie EEG, Magnetencephalografie MEG) – Darstellung für beides (funktionelle Kernspintomografie fMRT) The Learning Brain – lessons for education Was verändert sich im Gehirn während der Entwicklung – das – bei Gehirn eines Erwachsenen enthält ca. 100 Billionen Gehirnzellen der Geburt hat das Gehirn eine bemerkenswert ähnliche Anzahl an Neuronen wie das erwachsenen Gehirn; beinahe alle Neurone werden in den ersten 3 Schwangerschaftsmonaten gebildet – nach – nur der Wanderung weg von den Stammzellen stirbt ungefähr die Hälfte der Zellen im Cerebellum und Hippokampus nimmt die Zahl der Neurone postnatal noch stark zu – kurz nach der Geburt erhöht sich die Anzahl der Verbindungen zwischen den Nervenzellen extrem schnell (einige Verbindungen müssen später wieder getrennt werden --> Pruning) Sind 3 Jahre zu spät? Die Debatte über die Erziehung in den frühen Lebensjahren – alle – in möglichen Standpunkte werden diskutiert, Sinn und Nutzen sind fraglich den USA existiert bereits sog.“Hothousing“: Kindern in den ersten Lebensjahren werden zuhause akademische Fähigkeiten wie Lesen, mathematisches Verständnis usw.anhand von Videos und anderer audiovisueller Medien gelehrt Hat die Gehirnforschung eine Antwort darauf? – im Säuglingsalter steigt die Anzahl der Verbindungen zwischen Nervenzellen immens an – es gibt „kritische Perioden“, in denen Erfahrung das Gehirn quasi formt – angereicherte Umwelten verursachen die Entstehung mehrerer Verbindungen als in verarmten Umwelten – viele Neurowissenschaftler stellen in Frage, ob wir bereits genug über die Gehirnentwicklung wissen, um dieses Verständnis auf die Erziehung anzuwenden Das erste Argument: Gehirnverbindungen im Säuglingsalter – die Synapsendichte verringert sich ungefähr im Alter von 3 Jahren auf Erwachsenen- Niveau (mit 2-4 Monaten ist die maximale Dichte erreicht --> Tierstudien belegen dies) – welche synaptischen Verbindungen überleben und wachsen, wird teilweise durch die Gene des Babys und teilweise durch Erfahrungen bestimmt – sollten Babys deshalb während ihrer frühen Jahre möglichst vielen Erfahrungen ausgesetzt werden? --> nicht unbedingt, denn die Zeit des rapiden Wachstums im Gehirn von Menschen dauert wahrscheinlich beträchtlich länger als bei Affen (--> Tierstudien) – Entwicklung im menschlichen Gehirn - am meisten erforscht ist der visuelle Cortex - um den 2.bis 3.Monat bis ungefähr zum 8.-10.Monat steigt die Zahl der synaptischen Verbindungen in diesem Bereich enorm an - ungefähr mit 10 Jahren bleibt die Anzahl ziemlich auf dem selben Level - im frontalen Cortex findet die Synaptogenese später statt und der Vorgang des „Pruning“ dauert wesentlich länger als im visuellen Cortex (Erwachsenen-Niveau wird hier erst mit frühestens 18 erreicht - der Vorgang der Myelinisierung dauert in manchen Gehirnarealen Jahrzehnte – Entwicklung im ersten Lebenjahr - wenn sich die Verbindungen im visuellen Cortex mit etwa 2 Monaten stark vermehren, beginnen die Babys ihre Reflexe zu verlieren - mit ca. 3 Monaten können die Babys ein Objekt ergreifen, während sie es visuell fixieren - mit ca. 4-5 Monaten können Babys Gegenstände anhand ihrer Farbe, Kanten usw. unterscheiden und entdecken, ob diese sich bewegen oder nicht - ab ca. 8 Monaten beweisen Babys die Fähigkeit, visuelle Memory Tasks zu meistern - das Gedächtnis für versteckte Gegenstände verbesert sich zwischen 8 und 12 Monaten Das zweite Argument: Kritische Perioden in der Gehirnentwicklung – ein Tier verlangt nach spezieller Stimulation durch die Umwelt zu speziellen Zeiten, um das sensorische und motorische System des Gehirns normal auszuprägen – Versuch von Hubel&Wiesel in den 60ern zum Thema: „Inwieweit sind Neurone in der Lage, eine Funktion entsprechend der Nachfrage anzunehmen“ - was würde passieren, wenn bei einer neugeborenen Katze ein Auge vorübergehend verdeckt würde - nach ungefähr drei Monaten wurde das Auge wieder aufgedeckt - ein starker Rückgang neuronaler Verbindungen war zu sehen - außerdem wurde virtuelle Blindheit auf dem betroffenen Auge diagnostiziert - ohne Stimulation entstanden also keine neuronalen Verbindungen in den betroffenen Gehirnarealen – bestimmte Lernerfahrungen müssen zu einer bestimmten Zeit stattfinden, ansonsten wird sich das Gehirn nicht sauber entwickeln und es wird unmöglich für ds Kind sein, diese Fähigkeiten zu erlangen – Hubel&Wisel entdeckten in einer Folgestudie, dass eine gewisse Erholung der Funktionen möglich ist, abhängig vom Zeitrahmen, in dem die Einschränkung vorhanden war – sensible, nicht kritische Perioden - die meisten Neurowissenschaftler nehmen mittlerweile an, dass kritische Perioden nicht strikt unflexibel sind - geeigneter Input muss aber nicht in irgendeiner Weise „hochentwickelt“ sein - vermutlich ist geeigneter Input in jeder normalen Umwelt ausreichend vorhanden - speziell wichtig ist bei Kindern die Interaktion mit anderen Menschen, inklusive Sprache und Kommunikation – Sinnesfähigkeiten menschlicher Babys bei der Geburt - Babys können bereits gleich nach der Geburt zwischen visuellen Formen unterscheiden - Neugeborene bevorzugen Zeichnungen von ganzen Gesichtern im Gegensatz zu Zeichnungen von Gesichtern, deren Merkmale vertauscht wurden - innerhalb weniger Tage lernen Neugeborene, das Gesicht ihrer Mutter zu erkennen (dies hat sich möglicherweise entwickelt, um eine automatische Bindung herzustellen) - diese frühe Gesichtererkennung geht vermutlich auf subcortikale Bereiche zurück - erst ab 2-3 Monaten übernehmen cortikale Bereiche (temporal und occipital) die Gesichtererkennung - Neugeborene können zwischen verschiedenen Geräuschen unterscheiden und sind sensibel auf Intonation und Klang der Sprache (bereits im letzten Schwangerschaftsdrittel reagieren Babys auf Geräusche und können männl. und weibl. Stimmen unterscheiden) - 2 Tage alte Babys können zwischen der eigenen und fremder Sprache unterscheiden - 3 Tage ale Babys bevorzugen die Stimme ihrer Mutter – Sensible Perioden und „Fine-Tuning“ im Gehirn von Babys - zwischen 6 und 9 Monaten wird die Fähigkeit zur Unterscheidung von Gesichtern fein abgestimmt - unter 6 Monaten können Babys sogar die Unterschiede zwischen verschiedenen Affengesichtern erkennen; nach 6 Monaten wird diese Fähigkeit wesentlich schlechter, allerdings bleibt die zur Erkennung menschlicher Gesichter gleich gut (--> sinnvoll!) - während dieser Zeit wird auch die Fähigkeit, winzige Unterschiede in ihren eigenen Sprachmustern wahrzunehmen, fein abgestimmt - beim Sehen als auch beim Hören bedeutet das „Fine-Tuning“ einen gewissen Verlust - diese Tatsache ist jedoch viel wert, da dies zu erstaunlicher Geschwindigkeit und Genauigkeit beim Wiedererkennen von Menschen führt – was geschieht, wenn das Lernen während der sensiblen Periode nicht stattfinden kann? - Daphne Maurer führte Studien mit Babys durch, die bei grauem Star operiert wurden - selbst wenn die Babys erst mit 9 Monaten operiert wurden, entwickelte sich das Sehen rasch (bereits eine Stunde Stimulation brachte teilweise große Fortschritte) - das Fehlen der Simulation in den ersten Monaten verursacht allerdings Probleme - dies wurde bei den Kindern allerdings erst mit 9 Jahren festgestellt - die Gesichtererkennung war schlechter entwickelt – begrenzen sensible Phasen die Lernkapazität? - Präferenzen für wichtige Stimuli, wie z.B.Gesichter, werden früh gebildet, sodass fein abgestimmte Unterscheidungen für Stimuli, die am Häufigsten in der unmittelbaren Umwelt vorkommen, ermöglicht werden - die Fähigkeit zwischen Stimuli zu unterscheiden, die sehr selten vorkommen, scheint sich zu verringern – selbst-schließende Fenster - Fenster für schnelles Lernen existieren; die Erfahrung selbst schließt sie wieder - anfangs kann z.B.eine große Menge an Gesichtern und Stimmen erkannt werden; später werden einige dieser Informationen weniger wichtig und verlieren sich (dies ist nicht irreversibel --> Wiedererlernen ist möglich) - dieser Vorgang ist nötig für die schnelle Verarbeitung von Reizen; ansonsten käme es zu Reizüberflutung, Verlangsamung und Fehlern – Jenseits der Sinnesentwicklung - die Vergrößerung des Vokabulars durch Lernen neuer Wörter findet beispielsweise das ganze Leben hindurch statt ; hierfür ist keine sensible Periode bekannt Das dritte Argument: Gehirnentwicklung benötigt eine angereicherte Umwelt – Umwelterfahrungen – Bill sind für die Gehirnentwicklung genauso wichtig wie die Gene Greenough führte Studien mit Ratten und Mäusen durch, um den Einfluss der Umwelt auf die Entwcklung festzustellen (genauer: Den Einfluss auf die Synapsenbildung) - Ratten, die in angereicherten Umwelten aufwuchsen, bildeten 25% mehr Synapsen pro Neuron in sens. Gehirnarealen als Ratten, die in verarmten Umwelten aufwuchsen - die Ratten aus den angereicherten Umwelten meisterten Lernaufgaben beser und fanden schneller durch ein Labyrinth als die aus verarmten Umwelten - Ratten aus Umwelten, die reich an sensorischen Reizen, Herausforderungen und Abenteuern, anderen Ratten und Möglichkeiten zu körperlicher Betätigung waren, entwickelten schlauere Gehirne mit mehr synaptischen Verbindungen usw. - allerdings gibt es keinen Hinweis darauf, das gilt „je reicher die Umwelt, desto besser“ - die „angereicherte Umwelt“ in den Laboren entsprach eigentlich ungefähr der von Ratten in freier Wildbahn – angereicherte Umwelten und lebenslanges Lernen - die Umwelt beeinflusst nicht nur das sich entwickelnde Gehirn, sie kann auch das erwachsene Gehirn formen - Greenough zeigte, dass auch erwachsene Ratten in Antwort auf neue Erfahrungen und neues Spielzeug neue Synapsen ausbildeten – die schädlichen Auswirkungen von Umwelt-Entzug - Bsp: Waisen aus Rumänien, die von 6 Wochen bis 2 oder 3 Jahren Alter unter entsetzlichen Bedingungen lebten und schließlich in westliche Familien adoptiert wurden - Michael Rutter führte dazu eine groß angelegte Studie durch - es zeigte sich, dass Babys nicht vernachlässigt werden können, ohne damit gefährdet zu werden - es existierte eine enge Verbindung zwischen der Dauer des Entzuges und der Schwere der intellektuellen „Zurückgebliebenheit“ des Kindes - die Erholung von der intellektuellen Aufnahmefähigkeit und de Verbesserung des autismusartigen Verhaltens der Kinder waren bemerkenswert - die Studie zeigt, dass selbst Babys, die unter großem Entzug lebten (Entzug einer normalen, reichen Umwelt), sich zu einem großen Teil erholen können, wenn ihnen die entsprechenden Bedingungen geboten werden Zurück zur Erziehungs-Debatte – es existiert kein Beweis dafür, dass „Hothousing“ förderlich für die Gehirnentwicklung ist; dies bedeutet nicht gleich, dass es schädlich ist; allerdings könnte es das sein (die notwendigen Studien wurden noch nicht durchgeführt) – die Forschung hat gezeigt, dass sensible Perioden zumindest für die visuelle Wahrnehmung existieren und dass verpasste Gelegenheiten zur Stimulation bis zu einem gewissen Grad nachgeholt werden können Entwicklungspsychologie im Kindes- und Jugendalter (2) Eine illustrierte Zusammenfassung der pränatalen Entwicklung – die Entwicklung verläuft am Anfang viel schneller als in späteren Stadien – Bereiche in der Nähe des Kopfes entwickeln sich früher als die vom Kopf weiter entfernten Körperbereiche („cephalo-caudale Entwicklung“) – etwa 4 Wochen nach der Befruchtung berühren sich der Kopf und die schwanzartige Struktur am Ende des Körpers beinahe – mehrere Merkmale des Gesichts haben ihren Ursprung in vier Falten vor dem Kopf des Embryos – in der 5.und 6.Woche tritt eine schnelle Gehirnentwicklung ein, die Anfänge eines Auges sind sichtbar, auch bildet sich eine Nase; es erscheinen separate Finger und es treten erste spontane Bewegungen auf, wenn der Embryo seinen Rücken krümmt – bei einem 9 Wochen alten Fetus nimmt der Kopf ca.die halbe Länge ein, es bilden sich Ohren, alle inneren Organe sind vorhanden, die geschlechtliche Unterscheidung hat begonnen, es bilden sich Rippen; Ellbogen, Finger und Zehen wachsen, Reaktionen auf Berührungsreize – in den Wochen 11 und 12 sind die Augen fest verschlossen, die Finger sind klar abgegrenzt, die äußeren Genitalien haben sich entwickelt, die Bewegungen sind drastisch angestiegen, Atembewegungen und einige Reflexe (greifen, schlucken, saugen) sind vorhanden, Arme und Beine finden sich in fast permanenter Bewegung – während der letzten 5 Monate beschleunigt sich das Wachstum der unteren Körperpartien; die Mutter spürt die Tritte des 16 Wochen alten Fetus als sanftes Flattern – mit 18 Wochen saugt der Fetus zuweilen an seinem Daumen; er ist jetzt mit einer feinen Behaarung bedeckt und eine fettige Schicht schützt seine Haut – in der 20. Woche befindet sich der Fetus längere Zeit mit dem Kopf nach unten und nimmt schnell an Gewicht zu, die Bewegungen werden weniger, da es an Platz fehlt; er kann die Augenbrauen hochziehen, die Stirn runzeln und den Mund bewegen – ab der 28. Woche sind das Gehirn und die Lungen weit genug entwickelt, um bei einer vorzeitigen Geburt überleben zu können; die Augen öffnen und bewegen sich, das Hörsystem funktioniert jetzt; innerhalb der letzten 3 Monate verdreifacht sich das Gewicht Das Verhalten des Fetus – die normale Ausbildung von Organen und Muskeln hängt von fetaler Aktivität ab – Bewegung - ab der 5.oder 6. Woche treten erste spontane Bewegungen auf - mit etwa 7 Wochen tritt der Schluckauf auf - in dieser Zeit bwegt der Fetus Arme und Beine, wackelt mit den Fingern, umgreift die Nabelschnur, bewegt Kopf und Augen, gähnt, saugt usw. und kann seine Lage in der Gebärmutter durch eine Art Rolle verändern (die Bewegungen werden geschmeidiger) - mit 12 Wochen sind die meisten der Bewegungen, die bei der Geburt zu beobachten sind, bereits afgertreten - das Ausmaß, in dem sich der Fetus bewegt, bleibt über die Zeit hinweg ziemlich gleich - im Verhalten des Fetus werden bereits individuelle Unterschiede sichtbar (aktivere Feten sind später auch aktivere Kleinkinder) - der Fetus schluckt Fruchtwasser (Vorteile: Zungenbewegungen fördern die normale Entwicklung des Gaumens, der Magen-Darm-Trakt reift) - fetale Bewegungen können als Vorbereitung auf die Geburt gesehen werden (die Lungen müssen z.B.sofort funktionieren!) - fetales Atmen findet ab der 10. Woche statt, allerdings nur in ca. 50% der Zeit; es werden kleine Mengen Fruchtwasser eingesogen und wieder ausgestoßen – Verhaltenszyklen - wenn der Fetus beginnt sich zu bewegen bleibt er ca. einen Monat in permanenter Bewegung; dann treten nach und nach auch aktivitätslose Phasen auf - Salven hoher Aktivität oder völlig ausbleibender Aktivität treten schon mit 10 Wochen auf und werden in der 2. Schwangerschaftshälfte sehr beständig - in der 2. Schwangerschaftshälfte bewegt sich der Fetus nur in 10-30% der Zeit - Feten mit „Anenzephalie“ bleiben während der gesamten Schwangerschaft hoch aktiv - es gibt tägliche Rhythmen mit weniger Aktivität am frühen Morgen und mehr am Abend - zum Ende verbringt der Fetus mehr als ¾ seiner Zeit in ruhigem und aktivem Schlaf Das Erleben des Fetus – das Fruchtwasser und der Uterus schirmen zwar viele Reize ab, doch erfährt der Fetus eine Menge an Stimulation – Berührung - der Fetus erfährt taktile Reizung als Ergebnis seiner eigenen Aktivität - mit zunehmender Größe stößt er auch häufiger an die Gebärmutterwand – Geschmack - das Fruchtwasser, das der Fetus schluckt, enthält eine Vielzahl von Geschmacksstoffen - der Fetus hat eine Geschmackspräferenz für Süßes (Untersuchung von De Snoo: Feten schluckten mehr süßes Fruchtwasser) – Geruch - das Fruchtwasser kann den Geruch von dem annehmen, was die Mutter gegessen hat - durch die fetale Atmung kommt das Fruchtwasser mit den Geruchsrezeptoren in Kontakt und somit verfügt der Fetus über olfaktorische Erfahrungen – Hören - viele Geräusche außerhalb des Körpers der Mutter sind in dr Gebärmutter zu hören - zu den Geräuschen zählen z.B. Stimmen, aber auch die pränatale Umgebung (Herzschag, Atmung, Schlucken, Geräusche vom Verdauungssystem usw.) - ab spätestens dem 6. Schwangerschaftsmonat sind Reaktionen erkennbar (Außengeräusche rufen Veränderungen in Bewegungen und der Pulsfrequenz hervor) - der Pulsschlag des Fetus verändert sich kurz, wenn die Mutter zu sprechen beginnt – Sehen - es gibt Hinweise auf fetale Reaktionen, wenn ein helles Licht direkt auf die gespannte Haut des mütterlichen Bauches scheint - die pränatale visuelle Erfahrung scheint jedoch unbedeutend Das Lernen des Fetus – „Habituation“ zeigt sich im Zurückgehen oder Abnehmen der Reaktion auf wiederholte oder andauernde Reize (z.B. Schütteln einer Rassel neben dem Kopf des Babys) – Habituationsuntersuchung eines französischen Forscherteams (Lecanuet et al.) - im 9. Schwangerschaftsmonat wurde wiederholt das Silbenpaar „babi“ dargeboten - die ersten Darbietungen riefen eine kurze Verlangsamung des Herzschlageshervor - mit den Wiederholungen sank das Ausmaß an Pulsveränderung - erklang nun aber ein neuer Reiz „biba“, stieg die Reaktion der Herzfrequenz wieder an - der Fetus konnte also zwischen den beiden Silbenpaaren unterscheiden – der früheste Zeitpunkt, zu dem Habituationsreaktionen des Fetus bislang beobachtet wurden, ist die 32. Schwangerschaftswoche (--> ZNS ist weit genug für Lernen entwickelt) – längerfristiges Lernen und Behalten wurde ebenfalls in einer Studie nachgewiesen - eine Gruppe 37 Wochen alter Feten erkannten ein Gedicht wieder, welches die Mütter vier Wochen lang dreimal täglich rezitiert hatten (verlangsamter Pulsschlag als Reaktion) – De Caspar und Spence wiesen nach, dass eine Geschichte, die während der letzten sechs Schwangerschaftswochen regelmäßig laut gelesen wurde, nach der Geburt vom Säugling wiedererkannt wurde (Babys zeigten eine starke Präferenz für diese Geschichte im Vergleich zu anderen und passten sogar ihr Saugmuster an, um die Geschichte wieder zu hören, wenn sie darauf konditioniert wurden) – Neugeborene – länger besitzen eine natürliche Präferenz für bekannte Gerüche anhaltende Präferenzen, die auf pränatalen Erfahrungen beruhen, wurden für den Geschmack nachgewiesen – Neugeborene haben auch viele akustische Präferenzen, die auf pränatalen Erfahrungen beruhen (besondere Präferenz für gefilterte Stimme der Mutter und Muttersprache usw.) Risiken der pränatalen Entwicklung – mindestens 45% der Schwangerschaften werden beendet, bevor sie bemerkt werden – von bemerkten Schwangerschaften enden etwa 15-20% mit einer Fehlgeburt – weit über 90% der Babys werden in den USA völlig normal (gesund) geboren – Umwelteinflüsse - „Teratogene“: Umwelteinflüsse mit dem Potenzial, während der pränatalen Entwicklung Schädigungen hervorzurufen“ - ein entscheidender Faktor für die Schwere der Auswirkungen potenziell schädigender Einflüsse ist der Zeitpunkt ihres Einwirkens - jedes Organsystem besitzt seine eigene „sensible Phase“ (Zeitabschnitt, in dem ein sich entwickelnder Organismus gegenüber schädigenden Einflüssen am anfälligsten ist) - Bsp. Contargan-Skandal in den 60ern (schwere Defekte traten nur auf, wenn schwangere Frauen das Medikament zwischen der 4.und 6. Woche nahmen) - die sensible Phase liegt bei vielen Organsystemen vor dem Moment, an dem die Mutter überhaupt bemerkt, dass sie schwanger ist - ein weiterer Faktor, der die Schwere teratogener Wirkungen beeinflusst, ist die Menge und Dauer der Einwirkung - das Vorhandensein mehrerer Faktoren kann einen „kumulativen Effekt“ haben (ein bestimmter Schädigungsfaktor kann für sich genommen wenig erkennbare Wirkung haben, sich aber in Kombination mit anderen schädigenden Einflüssen doch auswirken - die Wirkungen von Teratogenen können auch in Abhängigkeit von individuellen Unterschieden in der Anfälligkeit des Fetus und der Mutter variieren - Bsp. HIV: Kinder von Frauen mit HIV/Aids im Vollstadium sind oft nicht mit HIV infiziert - die Identifikation von Teratogenen ist durch „Sleeper Effekte“ stark erschwert (Wirkungen, die erst längere Zeit nach Einwirkung der Ursachen eintreten) – Rauchen - wenn eine Schwangere eine Zigarette raucht, bekommen sie und ihr Fetus wenig O2 - einige krebserregende Stoffe aus dem Tabak gehen in den Stoffwechsel des Fetus über - Hauptfolgen mütterlichen Rauchens für den Fetus sind: Verlangsamtes Wachstum und geringes Geburtsgewicht (ca.200 Gramm weniger), höheres Risiko für den plötzlichen Kindstod, geringerer IQ, Hörschäden, Krebs usw. - laut Studie rauchen in Deutschland ungefähr 20% aller Schwangeren und 30% der Frauen mit einem Kleinkind unter einem Jahr – Alkohol - bei Konsum tritt er sowohl in den Blutkreislauf des Fetus als auch ins Fruchtwasser über - die Alkoholkonzentration im Blut der Mutter und des Fetus gleichen sich schnell an, doch kann der Fetus ihn weniger schnell und gut abbauen - Babys alkoholkranker Frauen kommen oft mit den Symptomen einer Alkoholembryopathie (die Effekte des Alkoholkonsums auf den Fetus) auf die Welt - Hauptfolgen mütterlichen Alkoholkonsums für den Fetus: Deformation des Gesichtsausdrucks, geistige Retardierung, Aufmerksamkeitsstörungen, Hyperaktivität, Organschäden usw. - mütterlicher Alkoholmissbrauch gilt als die häufigste nicht-genetische Ursache für geistige Retardierung - das relativ schnelle Trinken einer bestimmten Menge Alkohol kann gefährlicher sein als das verteilte Trinken der selben Menge über einen größeren Zeitraum hinweg - vermutlich löst das Vorhandensein von Alkohol im Blut des Fetus ein weiträumiges Absterben der Zellen im fetalen Gehirn aus – Exkurs: Maßnahmen gegen den plötzlichen Kindstod - ein Baby soll beim Schlafen auf dem Rücken liegen - Eltern sollen nicht rauchen - Kinder sollen auf einer festen Matratze ohne Kissen schlafen - Kinder sollen nicht in Mengen von Decken oder Kleidungsstücken eingepackt werden – Illegale Drogen - es besteht der Verdacht, dass Marihuana negative Auswirkungen auf die Entwicklung des Fetus hat, allerdings ergaben sich noch keine eindeutigen Belege - Kokain führt vermutlich zu verzögertem Größenwachstum im Mutterleib, Frühgeburt und kleinem Kopfumfang; bei älteren Kindern ist die Fähigkeit beeinträchtigt, Erregung und Aufmerksamkeit angemessen zu steuern; außerdem subtile kognitive und soziale Defizite – Umweltverschmutzung - Bsp.mit Quecksilber verseuchte Minamata-Bucht in Japan - Kinder von Müttern, die verseuchten Fisch aus der Bucht gegessen hatten, litten an schweren neurologischen und verhaltensbezogenen Störungen - Bsp. Lake Michigan in den USA enthielt eine hohe Konzentration an PCB - Mütter, die sich viel von Fischen aus dem See ernährten, brachten unterdurchschnittlich kleine Kinder mit kl.Köpfen zur Welt, die noch 11 Jahre später einen geringeren IQ hatten – Gefahren am Arbeitsplatz - viele Frauen führen Tätigkeiten aus, die sie mit einer Vielzahl an potenziell schädlichen Stoffen in Kontakt bringen – mütterseitige Faktoren – Alter - eine Schwangerschaft führt mit größter Wahrscheinlichkeit zu einem gesunden Baby, wenn die Mutter über 15 und unter 35 ist - ältere Mütter neigen prinzipiell zu häufigeren Gesundheitsproblemen - mit dem Alter der Frau nimmt auch das Alter der Eizellen und die Gefahr zu, dass sie sich nicht richtig teilen --> größeres Risiko für Absterben des Fetus und für Kinder mit genetischen Defekten (z.B. Down-Syndrom) - sehr junge Mütter besitzen häufig einen sehr niedrigen sozio-ökonomischen Stand und es fehlt ihnen mit größerer Wahrsch. an angemessener Ernährung und Geburtsvorsorge – Ernährung - fehlernährte Neugeborene haben kleinere Gehirne, die weniger Gehirnzellen enthalten als Neugeborene aus guten Ernährungsverhältnissen; sie sind weniger gut ansprechbar und leichter erregbar - Bsp. Hungersnot in Holland während des 2. Weltkriegs --> die Durchsicht der Gesundheitsakten ließ einen deutlich negativen Einfluss der mütterlichen Ernährungsmängel auf die pränatale Entwicklung ihres Kindes erkennen --> die Schwere der Auswirkungen hing davon ab, wann die Mutter zu wenig zu essen hatte --> die Babys von Frauen, die sich lediglich in den letzten Schwangerschaftsmonaten mangelnd ernährt hatten, wiesen Untergewicht und kleinen Kopfumfang auf, die von Frauen, die sich bereits in den ersten Schwangerschaftsmonaten mangeln ernährten, zeigten in vielen Fällen schwere körperliche Schädigungen – Krankheit - Röteln können z.B. im Anfangsstadium einer Schwangerschaft zu schweren Missbildungen, Gehörlosigkeit, Blindheit und geistiger Behinderung des Kindes führen - der „Zytomegalie-Virus“ bildet zur Zeit die häufigste pränatale Infektionsquelle; er kann das ZNS des Fetus schädigen und andere Defekte verursachen - „Herpes Genitalis“ kann bei Kontakt im Geburtskanal zu Blindheit oder sogar zum Tode führen – Stress - Studie von Huttunen&Niskanen über Stress bei schwangeren Frauen - sie untersuchten die Gesundheitsakten von Erwachsenen, deren Väter jeweils hälftig entweder während der Schwangerschaft ihrer Mütter oder kurz nach ihrer Geburt verstorben waren (sie wuchsen also alle ohne leiblichen Vater auf) - die Forscher gingen davon aus, dass eine Frau, deren Mann gestorben ist, starken Stress erleben - die erwachsenen Kinder von Müttern, die bereits während der Schwangerschaft starken Stress erlebt hatten, eine höhere Rate an emotionalen Problemen und Verhaltensstörungen aufwiesen - neuere Forschungen zeigen auch einen Zusammenhang zwischen mütterlichem Stress und physiologischen Funktionen des Fetus – Allgemeines - es werden 3 pränatle Entwicklungsstufen unterschieden: Zygote, Embryo und Fetus - bei jedem größeren Organsystem erfolgt die gesamte oder ein großer Teil der Entwicklung zwischen der dritten und der achten Woche nach der Befruchtung Die Geburtserfahrung – viele Medikationen zur Geburtshilfe verlangsamen die Wehen und erhöhen durch die Verlängerung der Wehen die Wahrscheinlichkeit einer fetalen „Hypoxie“ (Sauerstoffmangel) und vergrößern damit das Risiko einer Gehirnschädigung – Babys können durch Medikamenteneinnahme der Mutter ebenfalls unter Medikamenten stehen; es zeigen sich allerdings in der Regel keine Langzeitwirkungen – die Geburt ist höchstwahrscheinlich nicht traumatisch oder sehr schmerzhaft fürs Baby – Dehnungsschmerzen – dem sind um ein Vielfaches stärker als Druckschmerzen Druck, den der Fetus bei der Geburt erfährt, kommen sogar mehrere wichtige Funktionen zu - er verringert vorübergehend den Gesamtumfang des Kopfes; somit kann der Kopf unbeschadet das Becken passieren (der Schädel besteht aus einzelnen Platten) - die Produktion von Hormonen, mithilfe derer der Fetus den Sauerstoffmangel während der Geburt übersteht und die Atmung nach der Geburt regelt, wird stimuliert – der Geburtsschrei bildet einen sehr wirksamen Mechanismus für den Blitzstart der Atmung; das Neugeborene wird durch das Herauspressen des Fruchtwassers aus den Lungen durch den Druck bei der Geburt auf den ersten Atemzug vorbereitet Unterschiedliche Geburtspraktiken – es wurden große Unterschiede in den Geburtspraktiken im Vergleich zwischen den USA und Bali festgestellt, zwei völlig unterschiedliche Kulturkreise – die modernen westlichen Gemeinschaften haben die körperl. Gesundheit von Mutter und Kind über alle anderen Belange erhoben; allerdings sind Mutter und Kind sozial isoliert, ganz im Gegensatz zu Geburten auf Bali, wo viele Personen anwesend sind – in der westlichen Welt sind Veränderungen zu beobachten, die diese soziale Isolierung und extreme Sterilität etwas lockern sollen, in vorindustriellen Gesellschaften wie auf Bali werden die westlichen Gesundheitspraktiken übernommen, um die Überlebensrate der Neugeborenen zu erhöhen Das Neugeborene – das Baby tritt sofort in Interaktion mit der Umwelt und erkundet die vorfindbaren körperlichen und sozialen Gegebenheiten und lernt etwas darüber Aktivierungszustände – Definition Aktivierungszustand: Das Erregungsniveau eines Kindes und das Ausmaß seiner Beteiligung an der Umwelt – unser Aktivierungszustand beeinflusst die Interaktion mit der Umwelt drastisch – westliche Neugeborene verbringen den 24-Stunden-Zyklus in 6 Aktivierungszuständen (in diesem Muster gibt es starke individuelle Variationen) - das Kind schläft im Durchschnitt ca. 16 Stunden und verbringt 2 ½ Stunden in aufmerksamer Wachheit - 8 Stunden ruhiger Schlaf - 8 Stunden - 1 Stunde Anmerkung: Skript S.75 --> Grafik unlesbar!!! - 2 ½ Stunden - 2 ½ Stunden -2 Stunden Schlafen – die Gesamtschlafzeit sinkt im Verlauf der Kindheit gleichmäßig ab und verringert sich im Verlauf des ganzen Lebens – das Muster von REM-Schlaf und Non-REM-Schlaf ändert sich mit dem Alter drastisch - REM-Schlaf nimmt bei Neugeborenen ca. 50% der Gesamtschlafzeit ein - im Alter von 3-4 Jahren sind es nur noch 20% (bleibt auf geringerem Niveau) - manche Forscher glauben, dass der REM-Schlaf mit motorischer Aktivität zur Entwicklung des visuellen Systems beiträgt (ist bei Geburt noch relativ unausgereift) - während des REM-Schlafs zeigt das Gehirn ein hohes Maß an elektrischer Aktivität, insbesondere in den Sehbereichen - nach der „Autostimulationstheorie“ (Roffwarg, Muzio&Dement) trägt die intern erzeugte Gehirnaktivität beim REM-Schlaf dazu bei, den natürlichen Mangel an externer Stimulation auszugleichen und erleichtert damit die Entwicklung des visuellen Systems - die Annahme, dass Babys, die im Wachzustand ein höheres Maß an Stimulation erfahren, im Schlaf weniger REM-Aktivität zeigen, wurde bestätigt – Neugeborene wechseln im Verlauf von 24 Stunden mehrmals zwischen Schlafen und Wachen hin und her, mit etwas höheren Schlafanteilen nachts im Vergleich zu tagsüber – ab etwa 4 Monaten schlafen die meisten Kinder in den USA durch – Kulturen unterscheiden sich nicht nur darin, wo Babys schlafen, sondern auch darin, wie stark die Eltern versuchen, das Schlafverhalten ihrer Kinder zu beeinflussen Schreien – aus evolutionärer Perspektive machen das Schreien des Kindes und die Aversion des Erwachsenen durchaus Sinn - Kinder schreien aus Gründen wie Krankheit, Schmerz und Hunger - das hohe Maß an Motivation, das Schreien des Kindes zu beenden, bringt die Erwachsenen dazu, sich um die Bedürfnisse des Kindes zu kümmern (akustisch anstrengendere Babys hätten also einen Vorteil in Notzeiten...) – der Gipfel der Schreiphase liegt in den ersten 3 Monaten; das Schreien geht von ca. 2 Stunden am Tag bei Neugeborenen auf ca. eine Stunde pro Tag im restlichen Teil des ersten Lebensjahres zurück – die häufigste Schreizeit liegt in der Regel am späten Nachmittag bis Abend; dies kann an der Anhäufung von Phasen ausgiebiger Stimulierung im Tagesverlauf liegen – anfangs ist Schreien der Ausdruck von Unbehagen, bei älteren Babys scheint es darauf ausgerichtet zu sein, der Betreuungsperson etwas mitzuteilen und Reaktion auszulösen – Beruhigen - wiegen, schaukeln, Schlaflieder singen, das Baby auf den Arm nehmen und einen Schnuller geben helfen, um das Kind zu beruhigen - „Wickeln“ (das Baby fest in Tücher oder eine Decke einwickeln, so dass es Arme und Beine kaum mehr bewegen kann) bewirkt ein konstant hohes Maß an taktiler Reizung und Wärme und beruhigt somit - mit interessanten Gegenständen oder Ereignissen ablenken hilft ebenfalls - auch Berührung und Herumtragen, oder ein süßer Tropfen wirken sich positiv aus – Reaktion auf das kindliche Unbehagen - Hubbard&van Ijzendoorn fanden, dass Kinder, deren Mütter mit einer gewissen Verzögerung auf das Schreien ihrer Babys reagieren, seltener zu Schreianfällen neigen - wenn die Eltern auf starke Missempfindungen sofort reagieren, aber bei geringeren Anlässen nicht so unverzüglich aufspringen, lernt das Kind vielleicht, den leichteren Typ der Missempfindungen selbst zu regulieren und damit weniger zu schreien – Schreibabys - jedes 10. Kind leidet in den ersten drei Monaten in den USA an exzessivem Schreien (mind. 3 Stunden am Tag, an 3 Tagen in der Woche, über mehr als 3 Wochen hinweg) - das Schreien hält zum Glück nur die ersten Monate an und hinterlässt keine Schäden - das beste Mittel für die Eltern ist, soziale Unterstützung aufzusuchen - Bauchkoliken durch Anpassungsschwierigkeiten bei der Verdauung werden als Ursache diskutiert; kolik-bedingtes Schreien unter klinisch ansonsten unauffälligen Säuglingen macht nur 11% der gesamten Schreidauer pro Tag aus – jeder dritte Säugling, der in Deutschland in einer Säuglingssprechstunde vorgestellt wird, ist ein Schreibaby (Jungen sind nicht häufiger betroffen als Mädchen) Ungünstige Geburtsausgänge Säuglingssterblichkeit – in den USA betrug die Sterblichkeitsrate im Jahr 1999 7 von 1000 Lebendgeburten; also ist der frühe Tod eines Säuglings ein relativ seltenes Ereignis – allerdings sterben in den USA anteilsmäßig mehr Babys ls in 22 anderen Ländern (vergl. Singapur/Japan 3,8, Finnland/Schweden/Norwegen 4, Deutschland 5, Österreich 5,1), da v.A.ein großer Teil der Afro-Amerikaner in Armut lebt und keine Krankenversicherung besitz) – die erschreckendste und höchste Sterblichkeitsrate stammt aus einer kleinen Stadt im Nordosten Brasiliens, wo sich ein fataler Teufelskreis gebildet hat (Armut, Aberglaube,...) Untergewicht – das Durchschnittsgewicht eines Neugeborenen in den USA liegt bei 3400 Gramm – fast 7,5% der amerikanischen Neugeborenen wiegen weniger als 2500 Gramm und sind damit untergewichtig (weltweit über 18 Millionen untergewichtige Neugeborene) – in Deutschland sind 6-8% Frühgeburten (kommen vor 35 Wochen zur Welt) – untergewichtige – für Neugborene zeigen ein erhöhtes Maß an medizinischen Komplikationen) Frauen, die während ihrer eigenen pränatalen Entwicklung im Größenwachstum zurückgeblieben waren, besteht ein höheres Risiko für Frühgeburten (es besteht also eine Auswirkung von Armut/Mangelernährung über Generationen hinweg) – „simultane Schwangerschaften“ (Zwillinge, Drillinge usw.) bilden eine weitere Ursache für Frühgeburten und Untergewicht – es gibt zahlreiche weitere Ursachen für Frühgeburten, wie z.B.genannte Risikofaktoren – untergewichtige Kleinkinder neigen dazu, komplizierter und wählerischer und außerdem schwieriger zu beruhigen zu sein als das Durchschnittsbaby – sie weisen außerdem chaotische Verhalzenszustände auf (z.B. Fütterungsintervalle usw.) – „Meilensteine – Kinder, der Entwicklung“, wie das Lächeln, werden später eintreten die vorzeitig zur Welt kamen, wurden häufiger zum Opfer elterlichen Missbrauch – Frühgeborene von Müttern, die einen hohen Wissensstand über die Kindheit besaßen, erbrachten bei Entwicklungstest bessere Leistungen als eine ansonsten vergleichbare Gruppe von Kindern, deren Mütter weniger über Babys Bescheid wussten – Langfristige Resultate - frühgeborene untergewichtige Kinder weisen durchschnittlich mehr Entwicklungsprobleme auf als normalgewichtige, vollausgetragene Babys (insbesondere wenn medizinische Komplikationen eintreten) - sie leiden allgemein an etwas stärkeren Beeinträchtigungen des Hörens, der Sprache und des Denkens - in der Vor- und Grundschule sind sie mit höherer Wahrscheinlichkeit ablenkbar und hyperaktiv und zeigen Lernschwierigkeiten - auch soziale Probleme treten häufiger und in größerer Menge auf (z.B.schlechte Beziehungen zu Gleichaltrigen und zu ihren Eltern - je geringer das Geburtsgewicht ist, desto wahrscheinlicher wird eines der genannten Probleme auftreten - die Mehrzahl untergewichtiger Kinder entwickelt sich allerdings recht gut, die negativen Effekte des Geburtsstatus verringern sich nach und nach, sodass Kinder mit leichtem bis mittlerem Untergewicht als Neugeborene im Allgemeinen bei den meisten Entwicklungsmaßen innerhalb der normalen Bandbreite landen – Interventionsprogramme - früher ließen die Kliniken keinerlei Kontakt der Eltern mit ihren Babys zu, vor Allem wegen Infektionsgefahr; jetzt ermutigen die Krankenhäuser die Eltern explizit, so viel Körperkontakt und soziale Interaktionen aufzunehmen wie möglich - viele untergewichtige Babys erfahren kaum taktile Stimulation, da sie in isolierten Glaskästen liegen; um diesen Berührungsmangel zu kompensieren, entwickelte Tiffany Field eine spezielle Therapie, bei der die Babys massiert und ihre Arme und Beine gebeugt werden - untergewichtige Babys, die diese Therapie erhalten, sind wachsamer und aktiver und nehmen schneller an Gewicht zu als Babys, die keine Massage erhalten - ein erfolgreicher Ansatz wurde in dem „Infant Health and Development Project“ präsentiert - untergewichtige Neugeborene erhielten eine medizinische Fürsorge, wobei die Hälfte der „Interventionsgruppe“ zugeteilt wurde (hier wurden Besuche im Elternhaus und ein intensives Förderprogramm in der frühen Kindheit, das in einer Tagesstätte statfand, durchgeführt; die Maßnahme dauerte 3 Jahre und die Kinder wurden bis 8 beobachtet - der Erfolg war bei einem Geburtsgewicht zwischen 2000 und 2500 Gramm und bei einem von unter 2000 Gramm verschieden - die Intelligenzwerte der weniger stark Untergewichtigen lag über denen mit ähnlichem Gewicht aus der Kontrolgruppe (keine Intervention); mit 3 Jahren betrug der Unterschied 14 Punkte und verringerte sich bis zum Alter von 8 Jahren auf 4 IQ-Punkte - die Intelligenzwerte der stark Untergewichtigen waren anfangs zwar höher als in der Kontrollgruppe, im späteren Alter gab es allerdings keinen Unterschied mehr - viele Interventionsprogramme bringen nur mäßigen Zugewinn und der Erfolg hängt vom anfänglichen Gesundheitszustand des Kindes ab; außerdem ist die Chance für einen positiven Ausgang geringer, je mehr Risiken für das Kind bestehen Unravelling our beginnings Das Verhalten des Fetus – obwohl schwangere Frauen Bewegungen ihres Babys zwischen 16 und 20 Wochen spüren, wurde nachgewiesen, dass der Fetus sich bereits mit 7 bis 8 Wochen bewegt – mit 14-15 Wochen sind bereits alle Bewegungen, die der Fetus zeigen wird, aufgetaucht – von – in der 10. Schwangerschaftswoche an wird z.B. Händigkeit beobachtet diesem Alter gibt keine Berichte über hemisphärische Unterschiede – schnelle Bewegungen, die mit Träumen verbunden werden, wurden im letzten Schwangerschaftsdrittel beobachtet – der einzige der Sinne, der eher unwahrscheinlich natürlich im Bauch der Mutter stimuliert wird, ist das Sehen, da ie Kleidung der Mutter Licht fernhält – der Berührungssinn entwickelt sich zuerst; mit 8 Wochen reagiert der Fetus auf Berührung an den Backen und Lippen, mit 14 Wochen reagiert er auf Berührung an ziemlich allen Stellen außer am Rücken und an der Oberseite des Kopfes – ab 10 bis 11 Wochen Alter berührt der Fetus sein Gesicht – um die 12. Woche schluckt der Fetus Fruchtwasser und schmeckt vermutlich Stoffe aus den Nahrungsmitteln, die die Mutter zu sich nimmt (er schluckt mehr, wenn es süß ist) – ab 22 bis 24 Wochen reagiert das Baby auf Geräusche (nur im Niederfrequenz-Bereich); der Fetus kann zwischen verschiedenen Stimmen und Stimmgeräuschen unterscheiden (die Umgebung des Fetus im Uterus ist relativ laut!) – Reaktionen – Studien auf Schmerz wurden ab 24-26 Wochen bemerkt (indirekter Schmerz...) aus den 30er und 40er Jahren zeigen, dass in der späten Schwangerschaft klassisches Konditionieren des Fetus möglich ist – der Fetus habituierte auf Geräusch-Reize von 22-24 Wochen ab; Neugeborene bevorzugen die Stimme der Mutter im Vergleich zu anderen Stimmen; auch bevorzugt ein Neugeborenes Musik, die es bereits im Mutterleib wahrgenommen hat (diese Vorliebe kann aber erst ab der 36. Woche festgestellt werden – der Fetus lernt auch etwas über Geschmäcker und Gerüche (Neugeborene deren Mütter während der Schwangerschaft viel Knoblauch gegessen hatten, haben eine geringere Abneigung gegen Knoblauch als Kinder von Müttern, die keinen gegessen hatten) – ob langzeitige Vorlieben aus pränatalem Lernen hervorgehen, ist ungewiss (die Präferenz für Musik geht z.B. verloren, wennpostnatal keine weitere Stimulation erfolgt) Die Wichtigkeit von fetalem Verhalten – die Forschung zeigt, dass das Verhalten und die Erfahrungen des Fetus sehr wichtig für die prä- und postnatale Entwicklung sind (dies sichert das Überleben und die Integration) – um zu Überleben zeigt der Fetus Vrhaltensweise, die an seine Umwelt angepasst sind – eine wichtige Funktion pränataler Aktivität ist die Übung von Verhaltensweisen, die sofort nach der Geburt zum Überleben notwendig sind (Bsp. Erste Atembewegungen mit 9-10 Wochen,die in 30% der Zeit erscheinen) – die Bewegungen des Fetus sind immens wichtig für die Entwicklung des Muskeltinus – pränatale Entwicklung des Geruchssinns könnte wichtig sein für den Vorgang des Stillens (Frauen, die ihre Ernährung während der Geburtszeit öfter ändern, haben größere Probleme, ihr Kind zu stillen als Mütter, deren Ernährung gleich bleibt) – die Fähigkeit des Fetus, die Stimme seiner Mutter zu erkennen, könnte wichtig für den Prozess der Bindung an die Mutter sein – die Erfahrung mit Sprechgeräuschen im Mutterleib könnte den Grundstein für den Spracherwerb bilden – Neugeborene – Erfahrungen können die Sprache ihrer Mutter von einer fremden unterscheiden während der Schwangerschaft sind wichtig für eine normale Gehirnentwicklung des Babys – es – die werden bis zu 250 000 Gehirnzellen pro Minute produziert normale pränatale Umwelt stellt wohl die nötigen Stimulationen für die Entwicklung des ZNS zur Verfügung – Anmerkung: Auch Feten von Tieren (sogar Reptilien und Amphibien) weisen Lernprozesse auf! Das Wohlsein des Fetus verbessern – die Auswirkungen von Drogen zeigen, dass pränatale Einflüsse Langzeit-Schäden verursachen können – psychologische Faktoren bei der Mutter scheinen ebenfalls die Langzeit-Entwicklung des Babys zu beeinflussen – ein hoher Angs-Level wird mit geringerer geistiger und motorischer Entwicklung des Kindes im Alter von 8 Monaten, geringerer geistiger Entwicklung im Alter von 2 Jahren und emotionalen Problemen im Alter von über 6 Jahren, verbunden Vorgeburtliche Entwicklung und frühe Kindheit 1)Perspektiven auf die frühe Entwicklungszeit – ein „infant“ ist ein der Sprache noch nicht mächtiges Kind (etwa die ersten 2 Lebenjahre) – ein „toddler“ ist ein Kind, das sich erst unsicher eigenständig fortbewegen kann (zweites und drittes Lebenjahr) – in diesen Lebensabschnitten ist das Kind noch vollständig auf die Hilfe der Erwachsenen angewisen, um zu überleben; wir haben an diesen Abschnitt keine Erinnerungen mehr 2)Soziokulturelle und familiäre Rahmenbedingungen – Säuglinge wachsen nicht (nur) bsser oder schlechter, sondern vor Allem anders auf, je nachdem in welcher Kultur sie geboren werden – historisch gesehen haben sich die Familienstruktur, der Familienalltag, die Rolle und Bedeutung von Kindern, deren Erziehung sowie soziale und pädagogische Einrichtungen für Kinder deutlich gewandelt – bislang konzentrierte sich die psychologische Forschung hauptsächlich auf den Entwicklungswandel bei Müttern nach der Geburt; die Auswirkungen auf Großeltern, ältere Geschwister und andere Verwanfte wurden selten thematisiert – Kindesentwicklung, Entwicklung der Eltern und Familienentwicklung finden parallel statt und beeinflussen einander 3)Vorgeburtliche Entwicklung – das „Gestationsalter“ des Kindes ist die intrataurine Zeit seiner Konzeption, sein „Lebensalter“ berechnet sich ab seiner Geburt – der menschliche Keim heißt in den ersten 8 bis 12 Wochen der Gestationszeit „Embryo“, ab dem 3. Monat Fötus/Fetus – Ausmaß der Frühgeburtlichkeit - es ist sinnvoll, bis mind.zum Ende des 2. Lebensjahres das Lebensalter des Kindes um die Wochen seiner Frühgeburtlichkeit zu korrigieren - für Kinder mit einem Gestationsalter ab 32 Wochen bzw.einem Geburtsgewicht über 1000 Gramm sind die Prognosen für eine normale Entwicklung zunehmend gut; für extrem frühgeborene Kinder ist die Prognose weniger positiv (allerdings ist eine Vorhersage über die Entwicklung allein aus biologischen Daten nicht möglich!) – erhöhte Vulnerabilität - Frühgeborene scheinen in vielen Bereichen fragiler zu sein - selbst bei Kindern mit nur leichter Frühgeburtlichkeit werden Beeinträchtigungen in den Leistungen bei Belastungen erkennbar (Bsp. Schule) - die Probleme zeigen sich vor Allem im perzeptuell-motorischen, kognitiven und sprachlichen Bereich und überwiegend in Situationen mit erhöhten Aufmerksamkeitsanforderungen – soziale Probleme - kommen zu prä- und perinatalen biologischen Problemen soziale Probleme im Elternhaus hinzu, dann erweisen sich Frühgeborene als besonders vulnerabel – die Fragilität kann allerdings durch angemessene Fürsorglichkeit und Sensibilität der Eltern in gewissem Maße aufgefangen und ausgeglichen werden 4)Die Neugeborenenzeit – als termingerecht gilt eine Geburt zwischen der vollendeten 37.und der 42. Woche – im Durchschnitt ist ein Baby 50-53 cm groß und wiegt ca.3,5 Kilogramm – 4.1)Veränderungen in der Geburtspraxis - Mütter bleiben in der Regel nur noch 3-5 Tage auf der Geburtsstation – 4.2.1)Gibt es ein Trauma der Geburt? - Rank und Bernfeld (Psychoanalytiker aus dem Umfeld von Freud) sahen in der Geburt die Ursituation aller späteren Ängste und deuteten den Geburtsschrei als Ausdruck der Angst vor dem Ersticken und vor körperlicher Trennung von der Mutter - aus heutiger Sicht ist es unwahrscheinlich, dass sich ein Mensch an seine Geburt erinnern kann - zudem scheint der Geburtsvorgang eher mit großer Anstrengung und anschließender Erleichterung als mit Angst verbunden zu sein – 4.2.2)Wie entsteht die emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind? - es gibt nach Klaus&Kennell eine genetisch programmierte spontane Fürsorglichkeit der Mutter, die die Versorgung des Babys sichert; diese Fürsorge ist hormonell vorbereitet und wird zeitbegrenzt in den ersten Minuten nach der Geburt ausgelöst - wichtige Stimuli für das Ausbilden der elterlichen Bindung sind laut ihnen enger körperlicher Kontakt sowie die Reaktionen des Neugeborenen auf das elterliche Verhalten - „Bonding“ bezeichnet die emotionale Bindung der Eltern an das Kind, während „Attachment“ die emotional Bindung des Kindes an seine Bezugspersonen bezeichnet - die wissenschaftlichen Befunde sprechen nicht für einen Prägungsvorgang im Sinne von Klaus und Kennell: Die Effekte zusätzlicher Frühkontakte sind gering und halten nicht an - früher Erstkontakt und häufige, intensive und ungestörte Beobachtungs- und Interaktionsmöglichkeiten in den ersten Lebenstagen erleichtern es Eltern und Kind allerdings, einander kennen zu lernen – 4.3)Psychologische Kompetenzen und Bedürfnisse des Neugeborenen - eine erste Prüfung der Lebenstüchtigkeit des Neugeborenen wird anhand des „APGARIndex“ vorgenommen (bestimmte Kriterien werden eine, fünf und zehn Minuten nach der Geburt nach Bewertungsstufen 0-2 beurteilt: Hautfärbung, Gleichmaß und Art der Atmung, Muskeltonus, Reflexauslösbarkeit, Herzschlag/Pulsfrequenz; 10 Punkte = gesundes Kind, 7-10 Punkte = normal, 4-7 Punkte=nicht optimal, unter 3 Punkte = sehr bedenklich) - die ersten 2 bis 3 Monate stabilisiert das Neugeborene ein bestimmtes Verhaltensrepertoire und schafft die Voraussetzungen für seine enormen Lernleistungen; deshalb ist es sinnvoll, die ersten 2 bis 3 Monate als „erweiterte Neugeborenenzeit“ zu bertrachten – 4.3.1)Frühe Verhaltensorganisation und erste Regulationsleistungen - Brazelton&Als unterscheiden in der perinatalen Zeit (späte vorgeburtliche bis rühe Nachgeburtliche Zeit) 4 psychophysiologische Teilsysteme, die sich im Laufe der Entwicklung intern ausfifferenzieren, stabilisieren und hierarchisch integrieren - Autonomes System der physiologischen Funktionen: Neugborene verfügen im Vergleich zu Frühgeborenen schon nach wenigen Tagen über ein erstaunlich stabiles autonomes System (Atmung, Kreislauf, Körpertemperatur usw.) - Motorisches System: Bedarf beim Neugeborenen optimierter Bedingungen; schon bei leichten Belastungen gerät es außer Balance - System der Bewusstseins- und Erregungsniveaus: Dem Neugeborenen misslingen oft noch die sanften Übergänge vom Tiefschlaf zum leichten Schlaf usw. - System der kognitiven, interaktiven und sozialen Prozesse: Dieses System ist beim Neugeborenen noch sehr gering ausgebildet; allerdings gelingen auch dem Neugeborenen schon kurze Phasen des aufmerksamen Schauens und Lauschens - das Neugeborene verbringt etwa ¾ der Zeit mit Schlafen, davon einen erheblichen Teil im REM-Schlaf - erst mit etwa 12 Wochen bildet das Baby seinen eigenen Tag-Nacht-Rhythmus – 4.3.2)Motorisches Lebenswochen und sensorisches Verhaltensrepertoire in den ersten - die motorischen Verhaltensmuster des Neugeborenen bestehen aus allgemeinen Bewegungen, denen die spätere Geschmeidigkeit und Zielgerichtetheit noch weitgehend fehlt, aus differenzierten und strukturierten motorischen Verhaltensmustern - zu den besonders effektiven und lernempfänglichen Bewegungsmustern gehören die Augenbewegungen - auch lernt das Baby früh, seine Saugbewegungen mit den Suchbewegungen des Kopfes zu kombinieren und erfolgreich die Nahrungsquelle zu finden - größere Aktivitätszyklen in der Neugeborenenzeit sind vor Allem vom Zeitabstand zwischen den Mahlzeiten abhängig - Aktivität in kleineren Zyklen (engl.“bursts“) zeigt der Säugling in den ersten Lebensmonaten in seinem Saugverhalten: Das Pumpsaugen durch Herstellen eines Unterdruckes im Mund und das Lecksaugen oder Ausstreichen der Brustwarze mit Zunge und Lippen; in der frühen Säuglingsphase sind Saugen und Atmen zugleich möglich - bis zum 4.bis 6. Monat senkt sich der Kehlkopf, das Baby kann sich nun verschlucken - die Saug-Atem-Kopplung ist bei risikogeborenen Frühgeborenen labiler, weniger flexibel und kostet das Baby mehr Energie - Saugintensität und Saugfrequenz sind in den ersten Lebensmonaten scheinbar ein Indikator für Erregung oder Langeweile und werden bei Untersuchungen zum Sehen und Hören als Verhaltensindikator verwendet - es gibt eine Reihe von Verhaltensweisen, die in den ersten Wochen beim Kind auftreten, dann aber scheinbar verschwinden (z.B.das frühe Greifen, das Schreiten, Schwimmbewegungen, Saugen usw.) - Schreitbewegungen wenn Babys einen festen Untergrund berühren, Kriechbewegungen, wenn sie bäuchlings auf eine Unterlage gelegt werden und weitere Bewegungen sind keine Reflexe, sondern komplexe Verhaltensweisen - die meisten der Verhaltensweisen verlieren sich nach 2-4 Monaten wieder; zur gleichen Zeit steigt das visuelle Interesse des Babys rapide an, es gibt erste Lall-Versuche - zum U-förmigen Verlauf der Entwicklung --> manche Forscher sehen keine strukturelle Kontinuität zwischen den frühen und den späteren Verhaltensweisen --> anderen zufolge brechen die Teilkomponenten auf und reorganisieren sich neu --> wieder anderen zufolge „verstummen“ die Verhaltensweisen nur vorübergehend, weil andere in den Vordergrund rücken und teilweise ihre Funktion übernehmen - das Verschwinden der Schreitbewegungen hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass Kopf und Beine für das Ausführen der Bewegungen zu schwer werden (Fettgewebe nimmt zuerst zu, das Muskelgewebe erst später) - in den ersten ein bis zwei Monaten nach der Geburt lernt das Kind keine wirklich neuen Bewegungsmuster dazu - erst ab dem 2.bis 3. Monat entwickelt es neue motorische Funktionen , deren Anpassung an die Handlungsplanung es im zweiten Lebensjahr verfeinert - Towen unterscheidet zwischen „spontaner allgemeiner motorischer Aktivität“ die bereits der Fötus zeigt und „Fähigkeit zur Reaktivität“ (auf Stimuli aus der Umwelt) - in den ersten Lebenswochen ist die motorische Aktivität des Babys spontan, variabel und reflexunabhängig (nur unter abnormen Bedingungen werden sie reflexabhängig) - auch bei sich gesund entwickelnden Kindern kann es zu plötzlichen Rückschreitungen kommen, denen dann aber in der Regel ein kräftiger Entwicklungsschub folgt - Towen und Thelen beschreiben die Entwicklung motorischer Fertigkeiten als „Abfolge von Problemlöseprozessen“ - neue Bewegungsstudien weisen nach, dass selbst einfache Bewegungsmuster nicht vollständig zentralnervös programmiert ablaufen, sondern nur teilgesteuert sind – laut Gibson bilden Wahrnehmung, Bewegung, Kognition und Handeln auch schon bei Neugeborenen eine Einheit – 4.3.3)Sinnesrepertoire des Neugeborenen - über Wochen und Monate sind die Sinne noch nicht auf dem Niveau der späteren Schulkinder und Erwachsenen; das Baby ist für Wahrnehmungen in einem für es bedeutsamen Umfeld ausreichend gerüstet - bereits intrataurin macht der Fötus Berührungserfahrungen; Frühgeborene scheinen an der Wand des Brutkastens Halt zu suchen und gedeihen in einem „Nestchen“ besser - auch der Gleichgewichtssinn ist früh ausgebildet: Ab der 25. Gestationswoche reagieren Frühgeborene auf die Schwerkraft mit Gegenbewegungen - besonders gut ausgebildet sind der Geschmacks- und Geruchssinn - im leichten Schlaf reagieren Neugeborene mimisch und motorischb auf Laute, auf die sie wach nicht unbedingt ansprechen; komplexe Laute im natürlichen Kontext bewirken deutlichere Reaktionen als physikalisch reine Töne in hochkontrollierten Experimenten - Neugeborene beruhigt der Rhythmus des Herzschlages der Mutter - das Gehirn ist bereits für sprachliche Laute links lateralisiert, für musikalische Töne eher rechts; das Baby ist auf zwei Hörwelten eingestimmt (soziale und nichtsoziale Töne) - normalerweise erhöht Neues die Aufmerksamkeit des Babys; bei Sprachlauten ist dies eher umgekehrt - während der ersten Monate können sprachliche Laute wie Phoneme (z.B. „b“ und „p“) unterschieden werden; die Einschränkung auf die in der Muttersprache bedeutsamen Lautkategorien beginnt erst mit etwa 6 Monaten - Neugeborene besitzen die Fähigkeit, einen Vokal mit der entsprechenden Lippenformung zu verknüpfen (Verknüpfung auditiver und visueller Information) - auch lernten Babys bereits nach den ersten Tagen optische Formen mit spezifischen Silben zu verbinden, wenn beide synchron auftraten - Kinder, die auditive Merkmale zeitlich schlechter analysieren können, haben es beim Sprechenlernen schwerer - das Neugeborene sieht nur auf ca. 20-25 cm Entfernung bei mittlerer Helligkeit einigermaßen scharf und bevorzugt Muster mit deutlichen Konturen; satte Farben können ähnlich wie bei Erwachsenen unterschieden werden (dennoch verbessert sich das Farbsehen noch) - die Linse kann noch nicht auf nähere und weitere Entfernungen adaptiert werden - erst mit 3 Monaten kann sich ein Baby aktiv von einem Stimulus lösen, wenn ein neuer an einem anderen Ort auftritt - bereits Neugeborene können verschiedene Formen unterscheiden und Bewegtes hebt sich von Unbewegtem ab (die Orientierung erfolgt während der ersten Lebensmonate vor Allem an den physikalischen Merkmalen eines Stimulus) - nach den ersten 2 bis 3 Monaten werden Vertrautheit und Neuigkeit wichtigere Kriterien für die Aufmerksamkeit des Kindes - Kellmann&Spelke sprechen von einer angeborenen Fähigkeit des Säuglings, die Welt dinghaft wahrzunehmen - Johnson&Morton nehmen an, dass das Baby über die Evolutionsgeschichte mit einem Orientierungsmechanismus „CONSPEC“ (Orientierung auf Artgenossen) ausgestattet wurde, der das Kind einem gesichtsähnlichen Stimulus, der sich seitlich bewegt, folgen lässt (die Steuerung bei CONSPEC erfolgt subkortikal) - die räumliche Anordnung von Hals, Kopf, Augen und Mund ist dabei wichtig; der Einfluss dieses Mechanismus vermindert sich im Alter von 4 bis 6 Wochen - für die Wahrnehmung des Gesichtes kommt nach Johnson ein zweiter Mechanismus infrage, den er „CONCLERN“ nennt; dieser ist cortikal gesteuert und wird erst nach dem 2.bis 4. Monat wirksam (das Kind wird in recht kurzer Zeit zum Spezialisten für Gesichter) - Cassia, Simion&Umiltá untersuchten das Blickverhalten von Babys auf mehr oder weniger gesichtsähnliche Stimuli; die Babys folgten eher dem gesichtsähnlichen Stimulus - Neugeborene mögen runde oder ovale, dreodimensionale, gemusterte, kontrastreiche und bewegte Formen lieber als eckige, zweidimensionale, ungemusterte, statische usw. - bei statischen Formen orientieren sich Neugeborene ausschließlich an der umschließenden Form - Slater&Butterworth unterscheiden zwei Entwicklungsetappen: Eine frühe, von physikalischen Merkmalen des Stimulus bestimmte und eine spätere, in der die psychologischen Merkmale Vertrautheit und Neuheit wesentlich werden - in einem Experiment von Bartrip, Morton&de Schonen unterschieden Neugeborene bereits mit 4 Tagen das Gesicht ihrer Mutter von dem einer Fremden; mit 6 Wochen erkannten sie die Mutter ach mit Kopftuch, mit 4 Monaten auch nur an Haaransatz und Kinn - in einem Versuch erkannten Neugeborene das erst kürzlich gelernte Gesicht der Mutter in verschiedenen Transformationen - nach den ersten 2-3 Monaten beginnen Babys, Teilstimuli aufeinander zu beziehen - sie sind vor Allem für die Lokalisation und die typische Bewegungsbahn eines Stimulus im Sehfeld empfänglich - das Baby erkennt und verarbeitet Konfigurationen vorwiegend über das linke visuelle Feld und die rechte cortikale Hemisphäre (Entwicklungsvorlauf der rechten Hemisphäre) dieses zeitliche Primat des „sekundären visuellen Systems“ erleichtert es dem Kind, zunächst etwas über Gesichter allgemein zu lernen und erst später das Individuelle und Spezifische zu beachten - das „primäre visuelle System“ entwickelt sich ebenfalls ab dem 2. Lebensmonat, mit leichtem Zeitverzug zum sekundären; es ist cortikal linkshemisphärisch organisiert - mit 3 bis 4 Monaten kann das Baby seinen Blick aktiv von einem Stimulus lösen und ein Gesicht gezielt visuell abtasten - mit ca. 5 Monaten beginnen beide Hemisphären zusammen zu arbeiten; nun können Kinder erste Kategorisierungen vornehmen (z.B. Gesichter nach Alter, Ausdruck usw.) – spätestens mit 6 Monaten unterscheiden sie freundliche von ärgerlichen Gesichtern – 4.3.4)Soziale Interaktion und Kommunikation in den ersten Lebensmonaten - das Neugeborene bringt eine Reihe grundlegender Eigenheiten und Fähigkeiten für die soziale Interaktion mit - es besitzt eine Präferenz für die menschliche Stimme und die Bereitschaft für die Wahrnehmung lautsprachlicher Merkmale - außerdem besitzt es eine natürliche Vorliebe für das menschliche Gesicht und Interesse an dynamischen Stimuli und verknüpft früh auditive und visuelle Informationen - für das Neugeborene gibt es laut einiger Forscher von vornherein eine „Dingwelt“ und eine „Personenwelt“ - in Personen scheint es Interaktionsartner zu sehen; mit ihnen ist es entspannter, zeigt eine lebhaftere Mimik, positive Laute, Lächeln, Handbewegungen, etc. - das Schreien anderer Babys hat die Qualität eines Alarmsignals für das Baby - Schaffer und Prechtl meinen, das Kind zeige in den ersten zwei Monaten kaum einen aktiven Beitrag zu einer sozialen Interaktion und keine deutliche Trennung der Welten - mit 2-3 Monaten tritt ein markanter Wechsel ein; das Schreien erreicht sein Maximum und beginnt, gezielte komunikative Funktion zu erlangen - die Interaktion mit einem zweimonatigen Kind zeigt bereits alle Merkmale eines gesprächsähnlichen Austausches mit Blicken, Mimik, Lauten und Gesten - die Kinder beginnen, erste Erwartungen aufzubauen; die „still-face“-Situation (der Erwachsene erstarrt vorübergehend in seiner Mimik und reagiert nicht auf das Kind) zeigt, dass Kinder ab etwa 2 Monaten einen aktiven Interaktionspartner erwarten (reagiert dieser nicht, werden sie selbst initiativ) - Puppen konnten bei einem Versuch von Nadel&Tembley-Leveau den Babys kein Lächeln hervorlocken, nur bewegte Gesichter schafften es - nach Piaget und Uzgiris unterliegt Nachahmungsfähigkeit einem Entwicklungsprozess und steht dem Kind erst im 2. Lebensjahr als breites Lerninstrument zur Verfügung („Entwicklungsverlauf der Nachahmung nach Piaget und Uzgiris“) --> bis 4 Monate: Der Erwachsene ahmt das Kind nach, das Kind wiederholt seine nachgeahmte Verhaltensweise (kommunikativer Kreisprozess beginnt) --> 5-8 Monate: Das Kind ahmt das Verhalten des Erwachsenen nach, sofern möglich --> ab etwa 8 Monaten: Das Kind beginnt, Elemente, die es nur am Vorbild gesehen hat, in seine Nachahmungshandlung zu integrieren --> Ende 1. Lebensjahr: Nachahmen von Mimik und Grimassen, die es nur beim Modell, aber nicht bei sich selbst sehen kann - Nachahmung ist eine komplexe Leistung; der Nachahmende muss das Verhalten des anderen mental repräsentieren, im Gedächtnis speichern und daran sein eigenes Vrhalten organisieren und prüfen - Neugeborene ahmen Fingerbewegungen, Zunge-Herausstrecken, O-Mund, A-Mund, EMund, Augenblinzeln, Kopfbewegungen, Stirnrunzeln und sogar Töne nach - die frühe Nachahmung beruht nach Meltzoff&Moore auf einer unmittelbaren Nachahmung des wahrgenommenen Bewegungsablaufes - Babys, die an einem Schnuller mit Knubbeln nuckeln dürfen, schauen länger auf das Abbild eines Schnullers mit Noppen als auf einen glatten Schnuller - spätestens mit 1-2 Monaten gibt das Kind ein Wiederlächeln (Höhepunkt 3-4 Monate) - verschiedene Theorien erklären das erste Auftreten des Lächeln als instinktive Reaktion, als konditionierte Reaktion oder als Ausdruck der Freude über eine verursachte Wirkung oder eine Problemlösung (universell gleiches erstes Auftrittsalter) - biologische Aufgaben des Kindes sind wachsen und Gehirnentwicklung - manche Babys sind „gedeihschwach“ und bleiben in Größe und Körpergewicht weite zurück; häufig sind dies besonders ruhige und friedliche Kinder - Neugeborene schlafen extrem viel, um den Energieverlust zu minimieren (--> Wachsen) - die Wirkung des Milchtrinkens --> Hunger/Schmerz führen zu Unruhe und Schreien --> taktile Reize (Schnuller/Brust) führen zu kurzzeitiger sofortiger Beruhigung --> gustatorische Reize (süßer Geschmack) führen nach ca. 2 Minuten zu anhaltender Beruhigung --> digestitive Reize (Verdauung) führen durch Laktose, die bei Babys morphiumähnliche Wirkung besitzt, als Spätwirkung zu Schläfrigkeit – 4.3.5)Individuelle Unterschiede: Schreien und Irritabilität - Schreiintensität und Schreidauer nehmen in den ersten 2 Monaten deutlich zu und gehen mit etwa vier Monaten auf ein stabiles Niveau zurück - von Hofacker fand bei „Schreikindern“ leichte bis mäßige neurologische Auffälligkeiten (bei den meisten dieser Kinder pendelt sich die Schreiintensität nach 3 Monaten ein) - bereits in den ersten 4 Monaten zeigten irritable Babys deutlich häufiger eine negative Stimmungslage bei ansonstem gleichem oder erhöhtem Interesse an ihrer Umgebung; die Mütter verbrachten laut Studie von van den Boom viel Zeit mit Besänftigen, auf poitive Signale ihres Kindes reagierten sie dagegen kaum - irritable Babys entwickeln mit größerer Wahrscheinlichkeit eine unsichere emotionale Bindung an ihre Mütter und werden bis 6 Jahre als schwierig erlebt; allerdings schleißt van den Boom aus einer Studie, dass die Mutter mit eingehender Interventionshilfe viele der anfänglichen Schwierigkeiten des Kindes ausgleichen kann - Interventionsmaßnahmen gegen exzessives Schreien: --> Hervorheben und Spiegeln was gut läuft --> Sensibilisierung für kindliche Signale und Bedürfnisse --> Verstehen und Auflösen dysfunktionaler Kommunikationsweisen --> Einsatz von Videofeedback für die Eltern – 4.4)Modellvorstellungen über den Entwicklungswandel in den ersten Lebensmonaten und besondere Vulnerabilität - die Wahrnehmungsfähigkeiten und insbesondere die motorischen Möglichkeiten des Babys sind zwar begrenzt und wenig flexibel, aber erstaunlich effektiv; sie dienen dem physischen Überleben und der Verfeinerung der Hirnstrukturen - im Alter von 2-4 Monaten finden in fast allen Verhaltensbereichen sehr deutliche Veränderungen statt - mit 3-4 Monaten wird die Atemtechnik weniger starr; im Schlaf verringert sich die Atmefrequenz, in Wachperioden verlängert sich die Ausatmungsphase (kann ideal für die Lautgabe genutzt werden) - die Veränderungen finden nicht schlagartig über alle Bereiche hinweg statt - die Übergangsphase vom spätfötalen zum frühen Säuglingsmuster ist sehr störanfällig - der plötzliche Kindstod --> 95% der Fälle treten im Alter zwischen 2 und 5 Monaten auf, besonders im Winter während des Morgenschlafes (REM-Schlaf), gegen 2-5 Uhr --> als Ursachen nimmt man neurologische Instabilität, besondere Vulnerabilität bei Risikokindern und kontextuelle Bedingungen (Bauchlage, Schnupfen etc.) an - je nach Position wird angenommen, dass die frühen subcortikal gesteuerten Verhaltensweisen im Verlaufe der nächsten Monate cortikal überformt werden 5)Der kompetente Säugling (ca. 4-12 Monate) – in dieser Zeit bildet das Baby seine grundlegenden Kompetenzen aus, ist aber weiterhin auf einen betreuenden Erwachsenen angewiesen – 5.1)Körperliche und motorische Veränderungen – 5.1.1)Übersicht - vom 3.oder 4. Lebensmonat bis zum Ende des ersten Lebenjahres entwickelt das Kind eine große Zahl neuer motorischer Funktionen und lernt diese Bewegungen in verschiedenen Variationen auszuführen (keine spezifischen Ziele notwendig) - ab dem 2. Lebensjahr finden nach Towen im Wesentlichen nur noch qualitative Verbesserungen der erworbenen Bewegungsmuster statt - Grobmotorik und Greifen haben weitgehend eigene Entwicklungsverlaufsmuster, allerdings gibt es auch bedeutsame Verbindungen - im Verlaufe des 2.-4. Lebensmonats gewinnt das Kind im Oberkörper an Kraft und konstruiert die „Mittelachse“, was für seine Orientierung im Raum wichtig wird - viele Faktoren müssen zusammen kommen, damit das Kind mit ca. 4 Monaten das visuell gesteuerte Greifen entwickeln kann - mit ca. 6 Monaten kann der Säugling frei sitzen und dabei Kopf und Oberkörper drehen (die Reifung der motorischen Hirnregionen und die Verbindung zwischen den beiden Gehirnhälften ermöglichen jetzt auch das beidhändige Greifen; auch das Wechseln eines Gegenstandes von einer Hand in die andere ist nun möglich) - der gewachsene Kopfumfang und das Auseinandertreten der Augen erleichtern das beidäugige Tiefensehen; die Sehschärfe und das Entfernungssehen entsprechen nun schon fast dem eines Erwachsenen - das Kind versucht, vor dem Ergreifen eines Gegenstandes seine Hand an Größe und Ausrichtung anzupassen (mit 6 Monaten hält das Kind beim Greifen öfter inne) - die relativ lange Dauer einer Greifhandlung wird bei unter-6-monatigen durch einen motorischen Hilfsmechanismus überbrückt (Anspannen des Mundes mit beginnender Greifbewegung und möglichst rasches Führen des Gegenstandes zum Mund) - mit 8-10 Monaten kann sich das Kind aus dem Liegen aufsetzen, stabil frei sitzen und sich dabei vorbeugen und drehen (auch erste Formen der Fortbewegung „Lokomotion“) - innerhalb weniger Wochen der Fortbewegung verändert sich bei Kindern das räumliche Referenzsystem (sie orientieren sich an hervorstechenden Landmarken, z.B. Möbel) - eigene Fortbewegungserfahrungen sind wohl nötig, um an den Veränderungen eines optischen Musters zu erkennen, dass es abwärts geht - auch das soziale und emotionale Verhalten der Kinder ändert sich mit Lokomotionserfahrungen (Blicke zur Mutter „social referencing“ usw.) - bei Krabblern scheint das Interesse an anderen Kindern vorübergehend abzusinken - mit 9 Monaten kann das Kind bereits zwischen zwei unterschiedlich schweren Gegenständen unterscheiden; es kann nun auch haptische (Tast-) und visuelle Informationen aufeinander beziehen - das Kind beginnt auch, aktiv nach Gegenständen zu suchen, die vor seinen Augen in oder unter einem anderen Gegenstand versteckt wurden; es besitzt nun eine Vorstellung von dem Gegenstand, auch wenn dieser aus seinem aktuellen Blickfeld verschwunden ist („Objektpermanenz“) – 5.1.2)Greifentwicklung als Modell für psychologische Entwicklung - die Greifentwicklung wird von einigen Forschern als motorischer Ausdruck eines genetisch gesteuerten biologischen Reifungsprozesses angesehen - nach Baillargeon haben Babys bereits sehr früh dieselben Konzepte und Vorstellungen über physikalische Zusammenhänge in der Objektwelt wie Erwachsene; ihre Irrtümer beruhen auf ungenauer Wahrnehmung oder fehlender Erfahrung - Spelke nimmt an, dass Babys von Geburt an über ein Kernwissen („core knowledge“) verfügen, das Objekte, Personen, Zahlhaftigkeit etc.betrifft - Babys berücksichtigen z.B.die Zu- und Abnahme bei deutlich getrennten Objekten (nicht etwa bei Sandhaufen oder Punkten) - sie erfassen Anzahlveränderungen bei bis zu 3 Objekten - innerhalb dieser erfassen sie auch deren Identität über die Zeit (Permanenz) – größere Mengen unterscheiden sie nur nach ungefähren Mengenverhältnissen, einzelne Exemplare und ihr Aussehen werden nicht weiter berücksichtigt – 5.4.3)Objektpermanenz und die Art des Versteckens - Babys unter 8 Monaten suchen einen Gegenstand nicht mehr, wenn er mit einem Tuch zugedeckt wird; es macht aber einen Unterschied, ob ein verhüllender Gegenstand über das Objekt gelegt wird oder ob ein Objekt in ein Versteck wander (nach Piaget) - Wishart&Bower beschreiben die Entwicklung der Objektpermanenz als Entwicklung einer Objektidentität: Das Kind nimmt ein Objekt von Anfang an als „Realität außerhalb seiner selbst“ wahr, allerdings kann es bei einer Sequenz von Ereignissen noch nicht richtig begreifen, dass es sich um das selbe Objekt handelt - der Fortschritt besteht laut Wishart&Bowen in der „Individuierung der Objekte“ - Bower erklärt die Entwicklungsabfolge über das Aufstellen und Kombinieren von 5 „Suchregeln“ und 3 „begrifflichen Regeln“, die es dem Kind erlauben, das aufgefundene Objekt selbst nach komplexen Wandlungssequenzen immer als das selbe zu erkennen - versteckt man vor den Augen eines 10monatigen Kindes ein Spielzeug unter einer von zwei Decken oder Tassen, dann finden die Kinder das Objekt meist richtig unter dem Versteck A; wird dann das Spielzeug sichtbar unter B versteckt, wird trotzdem von vielen Kindern unter A gesucht („der A-/nicht-B-Suchfehler“, nach Piaget) - laut Piaget gehen für 8-12monatige Kinder Gegenstan, Handlung und Ort noch eine fest Verbindung ein; die Kinder haben also kein motorisches oder Gedächtnis-Problem, sondern konzeptuelle Schwierigkeiten - nach Diamond wissen die Kinder, dass sich das Objekt in Versteck B befindet, denn sie schauen nochmals zu B und greifen gleichzeitig nach A; bei ganz kurzer Wartezeit schauen Kinder nur auf das jeweilige Versteck und greifen richtig zu, bei einer längeren Wartezeit wird richtig geschaut aber falsch zugegriffen; wird die Aufgabe rein visuell gestellt, haben sie dieses Persevarationsproblem nicht (der Suchfehler verschwindet schließlich mit der Reifung des präfrontalen Cortex) – 5.5)Das Weltbild des Säuglings - Babys strukturieren und differenzieren ihre visuelle und akustische Welt sehr früh - sie orientieren sich anfangs mehr an Bewegungsmustern der Objekte als an Form etc. - die „Prosodie“ (das musikalische Element der Sprache) spielt eine besonders wichtige Rolle dabei, das Babys schon sehr früh Sprachlaute von anderen Lauten unterscheiden – 5.5.1)Verstehen von Kausalität - die Kausalität wird von Leslie&Fodor als Basisfähigkeit von Babys dargestellt - Bélanger&Desrochers, sowie Oakes&Cohen sehen die Wirkung einer solchen Primitivkategorie bestenfalls auf einen engen Bereich von Ereignissen beschränkt, nämlich auf den direkten Antoß eines Objektes durch ein anderes - das Kausalitätsverständnis von Babys unter 6 Monaten ist noch sehr gering, Kinder von 7-10 Monaten erkannten Beziehungen zwischen Objekten und integrierten sie zu Ereignissen; noch mit 10 Monaten konnten sie jedoch eine einmal erkannte Kausalitätsbeziehung nicht direkt auf andere Objekte übertragen - nach Baillargeon erschließen ältere Babys Kausalität aus Regelhaftigkeiten - Piaget behauptet, das Kind erfahre Kausalität in seinem eigenen Verhalten und konstruiere diese kognitive Kategorie und das Verständnis für kausale Ereignisse erst im Verlaufe der ersten beiden Lebensjahre - das Kind spürt sich dann selbst als Verursacher seiner Handlungen (primäre Kreisreaktion), seiner Handlungswirkungen (sekundäre Kreisreaktion) und seiner Wirkungen auf die Mittel-Ziel-Beziehungen (tertiäre Kreisreaktionen); es erkennt kausale Wirkung daher früher bei Personen als bei Objekten – 5.5.2)Intentionalität und Theory of Mind - Intentionalität im Verhalten anderer zu erkennen, sehen viele Forscher als den Beginn eines kindlichen Psychologieverständnisses, einer „Theory of Mind“ - zielgerichtetes Verhalten im Umgang mit Objekten hat Willats bei Babys im Alter von 8-9 Monaten beobachtet; im Umgang mit Personen ist es schon sehr viel früher zielgerichtet (bereits mit 6 Wochen sucht das Baby Blickkontakt, mit 2-3 Monaten versuchen Kinder in der „still-face“-Situation die Aufmerksamkeit der Mutter zu reaktivieren) - Babys gehen davon aus, dass Personen auch auf Entfernung durch Vokalisation zu Interaktionsverhalten angeregt werden können - mit 2-8 Monaten scheinen sich Babys eher reflektorisch auf die Blickrichtung des Erwachsenen einzustimmen, ab 9 Monaten wird dies eine willentliche Reaktion - mit 9-12 Monaten beginnt das Baby, die Zeigegesten des Erwachsenen zu verstehen (es fängt auch an, den Erwachsenen auf interessante Dinge aufmerksam zu machen) - mit 8-12 Monaten erkennen Kinder die Beziehung zwischen Akteur und Handlung und schauen von der Handlung auf den Akteur zurück - es gibt zahlreiche Indizien für ein Verständnis der psychischen Situation anderer zumindest bei 18 Monate alten Kindern (z.B.Trösten von Erwachsenen, zeitverzögertes Nachahmen,Verfolgung der Blickrichtung des Erwachsenen und Erschließen, worauf er seine Aufmerksamkeit richtet, bei heftiger negativer Reaktion einer Person wird überprüft, ob die Person die zu diesem Zeitpunkt ausgeführte Handlung gesehen hat, erste Ansätze von Foppen sind zu beobachten) - es gibt Gegenpositionen, die behaupten, dass ein Baby schon weit vor einem Jahr eine Art Theory of Mind besitzen (selbst das Neugeborene sucht kommunikativen Kontakt...) – 5.5.3)Kategorien und Dimensionen - schon in den ersten Monaten verhalten sich Kinder gegenüber Personen anders als gegenüber Gegenständen (Bezug auf Merkmale, die den Unterschied ausmachen) - mit 6-7 Monaten unterscheiden sie das Gesicht eines Kindes von dem eines Erwachsenen und zeigen besonderes Interesse an anderen Babys und kleinen Kindern - man versucht mit unterschiedlichen Methoden zu erfassen, ob Kinder im vorsprachlichen Alter bereits Kategorien bilden und auf welcher Ebene dies geschieht (z.B.Objektexaminierungsaufgabe, bei der die Kinder nacheinander je eine Plastiknachbildung eines Exemplars derselben Kategorie erhalten und dann ein Exemplar einer anderen Kategorie „vorgesetzt“ bekommen --> es wird erwartet, dass das neue Exemplar länger erkundet wird als das alte) - bereits im Alter von 7-10 Monaten haben Babys Nachbildungen aus Holz oder Plastik als Stellvertreter für reale Gegenstände oder Lebewesen akzeptiert - ab 5-7 Monaten beginnen Kinder, global zwischen Lebewesen und Nicht-Lebewesen zu unterscheiden, ab 7 Monaten zwischen Mensch und Tier, mit etwa 9-11 Monaten zwischen Pflanzen und Artefakten (z.B.Möbeln, Küchengeräten usw.) - ab etwa 11 Monaten bilden Kinder Basiskategorien und differenzieren genauer (und dies etwa gleichzeitig oder kurz vor der sprachlichen Bezeichnung der Objektklassen) - in einem Modell von Mandler entwickeln sich perzeptuelle und konzeptuelle Kategorisierung zuerst gegenläufig und verschmelzen mit Beginn der Sprachentwicklung - Exemplare werden zuerst in sehr globale Klassen eingeordnet und anscheinend nach grundlegenden Eigenschaften kategorisiert (kausale Dimensionen der Bewegung, der Funktionalität für den Menschen und der Vorhersagbarkeit --> parallele Entwicklung) – 5.6)Sozialverhalten und Emotionen - das 6monatige Kind lächelt nur Personen, keine Gegenstände an; es unterscheidet auch zwischen Kindern und Erwachsenen (Interesse v.A.an Babys und Kleinkindern) - das Kind entdeckt zunehmend die Wirkungen seines Verhaltens auf Personen und Objekte und somit sich selbst als Handlungsursprung – 5.6.1)Gegenseitige Aufmerksamkeitsregulation - 6monatige Kinder beschäftigen sich entweder mit einem Gegenstand oder einer Person, mit 8-9 Monaten wird der Gegenstand zunehmend in die Interaktion eingebunden (Kind und Erwachsener richten ihre Aufmerksamkeit auf ein Objekt --> „joint attention“) - das Kind erkennt den erwachsenen Interaktionspartner als Mittel für Ziele - mit 3-8 Monaten stimmen sich Babys auf die Blickrichtung des Erwachsenen ein - mit 6 Monaten beginnen sie, ihre Aufmerksamkeit zwischen Objekten und Personen hin und her zu wechseln (erst mit 9 Monaten wird hieraus ein deutlich willentliches Verhalten, wobei sich die Kinder vor Allem an der Kopfrichtung des Erwachsenen orientieren) - mit ca.9 Monaten beginnen die Kinder die Zeigegeste zu verstehen; sie schauen nicht mehr auf den Finger sondern auf das in Zeigerichtung liegende Objekt, außerdem machen sie selbst den Erwachsenen auf interessante Objekte aufmerksam („protodeklaratives Verhalten“) – 5.6.2)Komunikation - bis zum Alter von 4 Monaten pflegen Mutter und Kind eher symmetrischen Austausch (gleichzeitiges Anschauen und gleichzeitiges Vokalisieren) - dies verändert sich in der folgenden Zeit in eine häufiger unilaterale Kommunikation (die Mutter agiert, das Kind hört zu) - mit 4 Monaten hat das Baby oft noch Schwierigkeiten, seinen Blick aktiv von einem Stimulus zu lösen, mit 6 Monaten ist dies kaum mehr ein Problem - das Kind lernt bald, dass es mit seiner „Antwort“ die Reaktion des Erwachsenen wieder auslösen kann und das Ereignis wiederholen bzw.andauern lassen kann - diese Interaktionen und Gespräche bilden auch den Übergangsrahmen für vertraute Alltagshandlungen („Scripts“) und die Grundlage für Struktur und Grammatik der Sprache - sehr wichtig für die vorsprachliche Kommunikation ist der emotionale Ausdruck - Kinder die mit 11 Monaten häufiger einen gemeinsamen Aufmerksamkeitsfokus initiierten, zeigten 3 Monate später eine größere Wortkenntnis im Entwicklungstest - das Kind kann zunehmend den Gesichtsausdruck der Eltern lesen und ab etwa 9 Monaten als Information über seine eigenen Handlungen nutzen (mit der beginnenden Fortbewegung („Lokomotion“) treten solche Situationen immer häufiger auf) - dabie ist es allerdings unwahrscheinlich, dass das Kind den Personen dabei spezifische Gefühle zuschreibt - Entwicklungsabfolge des Emotionsverständnisses --> bis 6 Wochen: Keine Unterscheidung verschiedener Gesichtsausdrücke, allerdings bereits Wiedererkennen einer vertrauten Stimme --> 6 Wochen – 4 Monate: Fröhliche, ärgerliche und neutrale Gesichtsausdrücke können unterscheiden werden, Präferenz für fröhliche Gesichter, unabhängig von der Emotionsfärbung der Stimme --> 4-9 Monate: Bei einer filmlichen Darstellung des Gesichtsausdrucks schauen die Kinder auf das zum stimmlichen Ausdruck passende Gesicht und reagieren entsprechend --> ca. 9 Monate: Babys erkennen, worauf eine Person fröhlich oder ärgerlich reagiert - in seinen emotionalen Reaktionen unterscheidet das Kind deutlich zwischen vertrauten und unvertrauten Personen – 5.6.3)Entwicklung des emotionalen Ausdrucksverhaltens - für manche Forscher sind Emotionen eine phylogenetisch alte Form von Kognitionen, für andere sind Kognitionen die Voraussetzung für spezifische Emotionen - bereits während der ersten Lebenswochen zeigt das Kind einige eindeutige emotionale Reaktionen, etwa Weinen und Schreien auf Schmerz oder Hunger - ein Weg, die Emotionen von Babys richtig zu deuten, ist der, ihre Passung zu spezifischen Auslösesituationen zu überprüfen (ab einem Alter von 6 Monaten lassen sie sich situationsvalide interpretieren) - Weinberg&Tronick stellten bei 6monatigen Kindern in Laboruntersuchungen fest, dass für die Emotionen Freude, Erstaunen, Kummer und Ärger in diesem Alter bereits Handlungseinheiten bestehen, die wohl entsprechendes Erleben beinhalten - das Lächeln wird als ein „Entwicklungsmeilenstein gesehen --> mit etwa 6 Wochen tritt es als neues Verhalten des Babys auf --> es existiert bereits ein „verschämtes Lächeln“ mit Verbergen des Gesichts --> möglicherweise erlebt schon das kleine Baby ihm zugewandte Aufmerksamkeit als erregend und die Blickabwendung dient als Erregungsregulation --> ab ca. 4 Monaten tritt herzhaftes Lachen mit Quietschen auf - vermutlich erfahren Kinder ab etwa 6 Monaten Emotionen „bei sich selbst“, sobald sie sich selbst als Handlungsträger erleben - ab Ende des 1. Lebensjahres sind manche Babys bereits in der Lage, ihren Gefühlsausdruck zu intensivieren bzw.zu übertreiben oder zu vermindern - spätestens mit 18 Monaten können sie Situationen gezielt so beeinflussen, dass diese positive Gefühle herbeiführen (erst mit 2-3 Jahren beginnen sie, über Gefühle zu reden) - nach Sroufe bilden sich die meisten Emotionen aus drei Vorläufernheraus (Vergnügen/Freude, Ängstlichkeit/Furcht, Wut/Ärger) - die Differenzierung der Emotionen ist eng an die kognitive und sozialkognitive Entwicklung des Kindes gebunden - Sroufes acht Stufen der emotionalen Entwicklung (1) Die Periode der absoluten Reizschranke (1. Monat) (2) Zuwendung zur Umwelt (2.-3. Monat) --> Differenzierung von Neugier/Interesse und Freude/Lächeln (3) Vergnügen an gelungener Assimilation (3.-5. Monat) --> Differenzierung Freude/vollem Lachen und Wut/Enttäuschung (4) Aktive Teilnahme am sozialen Geschehen (6.-9. Monat) --> Differenzierung von Vergnügen und Ärger (5) Phase der sozial-emotionalen Bindung (10.-12. Monat) --> Differenzierung von Fremdenfurcht und Bindung (6) Phase des Übens und Explorierens (13.-18. Monat) --> Differenzierung von Begeisterung, Vorsicht/Ängstlichkeit und Ärger (7) Bildung des Selbskonzepts (19.-36. Monat) --> Differenzierung von positivem Selbstwert, Scham, Trotz usw.bis hin zu absichtlichem Wehtun (8) Phase des Spiels und der Fantasie (ab 36 Monaten) --> Differenzierung von Stolz und Liebe sowie Schuldgefühlen - Kinder mit hoher Reaktionsempfindlichkeit reagieren auf neue oder diskrepante Reize wachsam oder sogar mit Furcht und Abwehr, Kinder mit geringer Empfindlichkeit dagegen eher mit Neugier und Zuwendung - Kagan führte eine Studie mit 462 Kindern durch --> 20% der viermonatigen Babys wurden als hoch reaktiv, 40% als niedrig reaktiv eingestuft --> die Mehrzahl der Kinder, die als Viermonatige hoch reaktiv und negativ reagierten, entwickelte sich zu gehemmten Zweijährigen und zurückhaltenden, schweigsamen Vierjährigen --> die Mehrzahl der mit 4 Monaten hoch reaktiven Kinder mit positivem Affekt blieb auch über die nächsten vier Jahre emotional überschwänglich; sie waren sehr an sozialen Kontakten interessiert, gingen auf andere Menschen zu, waren furchtlos und leicht zu erziehen --> bei den wenig reaktiven 4monatigen Kindern ließen sich keine eindeutigen Vorhersagen treffen - Fremdeln tritt oft ziemlich plötzlich um den 8.bis 9. Lebensmonat herum auf - die klassische Maximalform des Fremdelns ist eine heftige, panikartige beim Anblick oder bei der Annäherung einer fremden Person - der Höhepunkt ist kulturunabhängig zwischen 8 und 12 Monaten - in unsereren Regionen sind große Männer mit dunklem Bart und dunkler lauter Stimme besonders intensive Fremdelreize - Theorien zur Erklärung des Fremdelns --> Fremdeln als konditionierte Angst vor Verlassenwerden und Verhungern als Folge (aus der klassischen Psychoanalyse und frühen Lerntheorien) --> Fremdeln als kognitive Diskrepanz (das Kind hat für unbekannte Gesichter noch kein Verhaltensrepertoire bereit; die Angstreaktion ist als „kognitiver Zusammenbruch“ emotional so heftig, dass es zur Fremdelreaktion kommt --> Fremdeln als Versagen vorsprachlicher Kommunikation (Fremdeln entsteht aus einem Zusammenbruch der Kommunikationsmöglichkeiten des Kindes) --> Fremdeln als misslingendes Wiedererkennen der gestischen Signatur (bereits 6 Wochen alte Kinder erkannten Personen an ihrem Verhalten oder der „gestischen Signatur“; Fremdeln tritt dann auf, wenn die gestische Signatur ausbleibt oder von den Erwartungen des Kindes abweicht) – 5.7)Elternverhalten - drei Begriffe charakterisieren die derzeitigen Forschungsbemühungen: „intuitives Elternverhalten“, „elterliche Sensibilität/Sensivität“, „kindgerichtete Sprechweise“ – 5.7.1)Intuitives Elternverhalten - Eltern reagieren mit Augengruß, Blickkontakt und Stimme so rasch auf die Äußerungen des Kindes (200-600 ms!), dass diese Verhaltensweisen unmöglich geplant sein können - Eltern halten ihr Neugeborenes im optimalen Augenabstand von ca. 25 cm selbst dann, wenn sie überzeugt sind, ihr Kind könne noch gar nicht sehen - Elemente des intuitiven Elternverhaltens --> Prüfen und Regulieren des Wachheitszustandes des Kindes --> Herstellen des visuellen Kontaktes --> Herstellen der Kommunikationssituation --> angemessene Stimulation --> Unterstützung integrativer Prozesse - einige Kinder machen es ihren Eltern leichter als andere, diese Fähigkeit auszubilden (Kinder die selten überempfindlich-negativ reagieren und die meist guter Stimmung sind, können die intuitiven Elternkompetenzen leichter hervorlocken) - Eltern, die unter erheblichen Belastungen leben und psychisch kranke Eltern (v.A.bei Depressionen) sind oft zu verkrampft, um sich dem intuitiven Elternverhalten hinzugeben – 5.7.2)Kindgerichtete Sprechweise - „IDS“ bedeutet „infant-directed-speech“ (= kindgerichtete Sprachweise) und ist eine Teilkomponente des intuitiven Elternverhaltens - bereits Neugeborene scheinen auf den stimmlichen „Singsang“ mit geistiger Aufmerksamkeit zu reagieren; den Gipfel der Attraktivität erreicht dieser Singsang bei 4monatigen Kindern, aber auch 14monatige Babys präferieren diesen Ton noch - die „Melodie“ der Sprache (Prosodik) kann sich anregend, bestätigend, besänftigend usw. auswirken - nach Snow sind die vorsprachlichen Interaktionen die „Steigbügel“ für alle späteren Aspekte der Sprachentwicklung - eine Zusammenfassung unterschiedlicher „Sensibilitätsmaße“ --> positive emotionale Einstellung und Zuwendung (Integration) --> Gegenseitigkeit und Harmonie --> emotionale Unterstützung (Erreichbarkeit usw.) --> emotionales Dabeisein (Engagement) --> Stimulation (Ermutigung, kognitive und emotionale Anregung) - Depressivität der Mutter kann die kindliche Sprachentwicklung negativ beeinflussen - in Längsschnittstudien wurde festgestellt, dass eine Anpassung der Mütter an den jeweiligen Entwicklungsstand des Kindes erfolgt, dass dies verschiedenen Müttern aber unterschiedlich leicht fällt Was nicht in der Zusammenfassung enthalten ist: – Skript Seite 1-5 – Folien ab Seite 202