JOACHIM BECKER / GERALD HÖDL / PETER STEYRER (Hrsg.) KRIEG AN DEN RÄNDERN VON SARAJEVO BIS KUITO Eine Zusammenfassung (von: Christian, Bianca, Jasmin, Klaus, Maria, Pamela, Steffy) VORWORT Joachim BECKER - Gerald HÖDL - Peter STEYRER Bereits das Titelbild (Kriegerdenkmal für deutsche Soldaten im Südlichen Afrika, Anfang des 20. Jhdt - Niederschlagung von Aufständen der indigenen Bevölkerung) dieses Buches weist nicht nur auf den Krieg allgemein hin, sondern besonders auf die Verbindungen zwischen „Zentrum und Peripherie“ im Kontext des Krieges. Oftmals diente die außereuropäische Peripherie als Experimentierfeld für neue Militär- und Herrschaftstechnologien. Außerdem galten im Kolonialkrieg viele der im „Norden“ vorherrschenden Normen bezüglich der Kriegsführung nicht mehr, da hier ja die „Wilden“ bekämpft wurden. Das vorliegende Buch verfolgt 2 Richtungen: einerseits die Orientierung auf das Kriegsgeschehen in peripheren Regionen, wobei besonderer Wert auf die Einbettung in internationale Machtverhältnisse und die dadurch entstehende Beeinflussung gelegt wird, andererseits eine sich über größere Zeiträume erstreckende Betrachtungsweise, die es ermöglichen soll Traditionslinien zu identifizieren um tatsächliche Neuerungen davon zu unterscheiden. Da das Thema des Krieges sehr weit gefächert ist, wird hier eine fragmentarische, interdisziplinäre Herangehensweise gewählt. Die Einleitung in den vorliegenden Band bildet eine Grundlage, die sich mit theoretischkonzeptionellen Fragen des Krieges in bürgerlichen Gesellschaften auseinandersetzt. Die übrigen Texte lassen sich in zwei grobe Kategorien zusammenfassen: Allgemein erfolgt eine Beschäftigung mit Fragen der Asymmetrie und Radikalisierung, sowie der Legitimierung von Kriegen. Dabei wird zunächst eine konzeptionelle Herangehensweise gewählt, die sich mit Triebkräften, Bildern und Strategien von Kriegen beschäftigt - Klaus Theweleit untersucht fundamentalistische Kräfte, Herfried Münkler schildert im Rahmen eines historischen Längsschnitts asymmetrische Kriegsführung, Franz Leidenmühler beschäftigt sich ebenfalls in einer historische langfristigen Perspektive mit völkerrechtlichen Normen, Peter Lock analysiert die US-Militärstrategie und Maria Katharina Moser behandelt die (Opfer)Rolle von Frauen in der „Männerdomäne“ Krieg. Danach näheren sich die folgenden Texte dem Thema Krieg mit Hilfe von Regionalstudien Rüdiger Frank und Wolfram Manzenreiter widmen sich den Themenblöcken Ostasien und (West)Europa, Peter Steyrer der Europäischen Union, der Zweite Weltkrieg wird sowohl von Walter Manoschek, der die Okkupation Polens durch Deutschland und die Sowjetunion thematisiert, als auch von Inge Rowhani-Ennemoser und Käthe Kratz, die die Frage danach stellen, wie und wodurch Menschen sich im Krieg verwandeln, behandelt, das Problem Nachfolgestaaten untersucht der organisierten Norbert Kriminalität Mappes-Niediek und in postjugoslawischen abschließend wird der Themenkomplex der Kriege in Afrika von Walter Schicho, bezogen auf die Demokratische Republik Kongo, Sabine Kebir in einer Analyse der Entkolonisierung und postkolonialer Konflikte Algeriens sowie von Joachim Becker im Vergleich der Entwicklung Angolas und Moçambiques aufgerollt. KRIEGE AN DEN RÄNDERN AKTEURE, KONFLIKTLINIEN, VERLÄUFE Joachim BECKER - Gerald HÖDL - Peter STEYRER Da wir nicht von Vergesellschaftung dem des Menschen Krieges, ausgehen, tragen sondern Disziplinen wie von die den Formen Neurologie der oder Verhaltensforschung nichts zum Verständnis dieses Themas bei. DEFINITORISCHES Da der klassische, völkerrechtlich definierte „erklärte“ Krieg zwischen Staaten nur noch die Ausnahme bildet, erscheint es sinnvoller sozialwissenschaftliche Kriegsdefinitionen zum Verständnis heranzuziehen, da diese weit gefasst sind. z.B. „AG Kriegsursachenforschung“ (nach Istvan Kende): Krieg ist ein gewaltsamer Massenkonflikt, mit folgenden Merkmalen: a) zwei oder mehr bewaffnete Streitkräfte, mind. eine davon reguläre Streitkraft der Regierung - (Para)Militärs, etc b) alle Seiten haben ein Mindestmaß an gelenkter Organisation c) bewaffnete Operationen weisen Kontinuität auf und erfolgen nach einer gewissen Strategie, gleichgültig wo sie stattfinden und wie lange sie dauern Andere Definitionen erweitern die oben stehende um das Merkmal von mindestens 1000 Kriegstoten pro Jahr. DIE ANFÄNGE DES MODERNEN KRIEGES Krieg als Analyseeinheit stellt einen blinden Fleck vieler gesellschaftstheoretischer Entwürfe dar. Deshalb staatstheoretischen soll Blickwinkel hier der Krieg betrachtet aus werden, einem um gesellschafts- Konfliktlinien und bürgerlicher Gesellschaften, die potenziell zum Krieg (in und zwischen diesen Staaten) führen, zu identifizieren. Zentral ist dabei das Verhältnis von Staat und Krieg. Ausgehen von Feudalgesellschaften war Kriegsführung ein notwendiges Mittel einerseits zum Landgewinn andererseits zur Niederhaltung der Bauernschaft. Durch die Zentralisierung der Staatsgewalt entstanden stehende Heere, die neuer Technologien bedurften. Hinzu (und teilweise dadurch bedingt) kam es zum Ansteigen der Steuern. Dies sollte eine Expansion weiter erleichtern. Im 17. Jahrhundert eskalierten dann die militärischen Konflikte in Europa im Dreißigjährigen Krieg. Dies hatte eine Festschreibung einer gewissen Reglementierung der Kriegsführung im Westfälischen Frieden zur Folge. Dieses Abkommen galt jedoch nur für Konflikte innerhalb Europas; außerhalb dieser Grenzen waren Staaten an keinerlei Regeln gebunden. GESELLSCHAFTLICHE KONFLIKTLINIEN UND KRIEG Durch die Entwicklung vom absolutistischen Staat hin zu einem bürgerlichen (soziale Polarisierung zwischen akkumulationsfähiger Bourgeoisie und eigentumslosem Proletariat Dialektik zwischen struktureller materieller Ungleichheit und formeller staatsbürgerlicher Gleichheit) wurde dieser zum umkämpften Terrain. Kapitalismus ist durch eine vertikale (Arbeit - Kapital) und eine horizontale (Konkurrenz) Konfliktachse charakterisiert. Diese sind nicht nur ökonomischer Natur, sondern haben auch eine politische und staatliche Komponente. Somit entwickeln sich Kriege als extreme Form politischer Konfliktaustragung entlang dieser beiden Konfliktachsen. STAAT, ZIVILGESELLSCHAFT, POLITISCH-MILITÄRISCHE GRUPPEN UND KRIEGSMOBILISIERUNG Zur Mobilisierung für „große“ Kriege bedarf es der Zustimmung der Zivilgesellschaft. Dafür bedient man sich gewisser Feindbilder und Rechtfertigungsmuster, die den Feind dämonisieren, die „humanitären“ Anliegen des Krieges hervorstreichen oder sich auf Nationalismus (v.a. bei kolonialer Expansion) berufen. Die Scheinalternative Krieg oder Zurückweichen vor dem Feind wird hier ebenfalls bedient. Gegenbewegungen werden mit repressiven Mitteln beschnitten. „Kleine“ Einsätze werden oft der öffentlichen Debatte und parlamentarischen Kontrolle entzogen indem sie nicht von regulären Sicherheitskräften, sondern verstärkt von privaten „Sicherheitsfirmen“ durchgeführt werden. Bürgerkriege basieren auf starken Polarisierungen. An die Stelle von Staaten als AkteurInnen treten zumindest für einen Teil der Kriegsparteien politisch-militärische oder militärisch-politische Bewegungen. Besonders im antikolonialen Widerstand stützt man sich oft auf vorkoloniale Deutungsmuster, die um neue soziale Perspektiven erweitert werden. Dies ermöglicht es besonders Frauen sich in Befreiungsbewegungen aktiv an militärischen Aktivitäten zu beteiligen und dadurch alte Rollenbilder zumindest teilweise aufzuweichen und mehr Rechte für sich zu beanspruchen. Im Postkolonialismus beruhte die Kriegsvorbereitung vor allem auf politischer Mobilisierung, materiellen Anreizen (Plünderungen, etc), sowie auf direktem Zwang. Besonders bei jenen Kriegsparteien mit schwacher sozialer Verankerung zeichnet sich die Kriegsführung oft durch ein sehr hohes Maß an Grausamkeit aus, die der Einschüchterung dient. MILITÄR, TECHNIK, INDUSTRIE Schon vor der Durchsetzung kapitalistischer Produktionsweisen war im Militär Lohnarbeit üblich. Dies änderte sich im bürgerlichen Staat hin zur „unfreien“ Zwangsarbeit männlicher Kriegsdienstpflichtiger. Das Offizierskorps blieb jedoch zumeist eine Mischung aus beiden Kategorien. Hier wurden jedoch reaktionäre Traditionen im Sinne des Korpsgeistes hochgehalten. Allgemein ist das Militär ein wichtiges Instrument sozialer Disziplinierung, und wurde in dieser Form auf die Kolonien und postkoloniale Staaten übertragen, was dort zu weitaus prekäreren Verhältnissen führte. Heute ist die Tendenz zurück zur Berufsarmee zu konstatieren. Einerseits aufgrund steigender technischer Anforderungen (lange Ausbildungszeit) andererseits ist bei Berufsarmee die Akzeptanz von Verlusten in der Bevölkerung größer, was die Legitimation von Kriegen erleichtert. Seit dem 19. Jahrhundert ist die Industrialisierung des Kriegs stark gestiegen. In der Form militärisch-industrieller Komplexe gewinnt die Rüstungsindustrie an Einfluss, zumal Rüstungsbeschränkungen selektiv mit doppelten Standards erfolgen - eine „Zivilisierung“ des Krieges zwischen europäischen Staaten, Entfesselung gegenüber völkerrechtlich nicht anerkannten AkteurInnen. Zusätzlich kam es in der 1990er Jahren zur Erweiterung der Verschränkung zwischen Rüstungsindustrie und Staat um die Finanzwelt, für die Investitionen in Rüstung lukrativ waren/sind. REVOLUTIONEN UND NATIONALSTAATSBILDUNG IN EUROPA Ausgangspunkt der Betrachtung ist die Französische Revolution 1789. Diese veränderte die Kriegsführung radikal, indem sie den totalen Krieg „erfand“: eine vollständige Ausrichtung des Staates in allen Belangen auf den Krieg und Unterordnung aller Bereiche unter das Ziel des Sieges. Die reaktionären Kräfte konnten ihre konterrevolutionären Ziele nur teilweise erringen, da die „anciens régimes“ sich ihnen in den Weg stellten. Die Revolution verlor an Bedeutung. Zusätzlich gewann die nationale Konkurrenz an Bedeutung und löste das Ziel der Veränderung sozialer Gegebenheiten ab. Außerhalb Europas war die Französische Revolution Vorbild für die lateinamerikanischen Unabhängigkeitsbewegungen und die Revolte schwarzer SklavInnen auf Haiti. Erwähnenswert ist hier ebenfalls der US-amerikanische Bürgerkrieg, der durch eine starke Industrialisierung der Kriegsführung gekennzeichnet war oder der TaipingAufstand (Mitte 19. Jhdt) in China. IMPERIALISTISCHE KRIEGE Zahlreiche ImperialismustheoretikerInnen (Hilferding, Luxemburg, Bucharin, Lenin) brachten territoriale Expansionsbestrebungen in Zusammenhang mit der kapitalistischen Akkumulation und deren Veränderungstendenzen. Die Schaffung eines exklusiven Wirtschaftsraumes bedurfte des Kapitalexports und einer räumlichen Ausbreitung, die zwischenstaatliche Konkurrenz und militärische Konfrontationen bedingte. Der Kolonialismus führte durch kolonialistische Politik genau zu dieser Etablierung kapitalistischer Produktionsweisen in den militärisch besetzten Gebieten, die dadurch dem jeweiligen nationalen Kapital der Kolonialmetropolen zur Akkumulation dienten. Doch es regte sich auch (passiver) Widerstand, der neue Formen der Kriegsführung notwendig machte. Die Kolonialmächte gingen temporäre Bündnisse mit lokalen Eliten ein um sich ihre Macht zu sichern. Sie bedienten sich bestehender Rivalitäten. Zentrale Charakteristika waren die Asymmetrie der Kriegsführung und die fehlende Anerkennung der staatlichen Souveränität der KriegsgegnerInnen. Hinzu kam der genozidärer Charakter der Kolonialkriege. Durch die Landnahme kam es zur Dezimierung der autochthonen Bevölkerung. Der Krieg wurde zudem radikalisiert zum Vernichtungskrieg auf der Grundlage rassistischer Theorien. Im Ersten Weltkrieg kam es zur Eskalation der Konkurrenz zwischen den europäischen Großmächten, die seine Folgen zu Beginn gewaltig unterschätzten. Es kam zum Ende mehrerer Herrschaftsdynastien und zur ersten antikapitalistischen Revolution, was zur allmählich an Bedeutung gewinnenden Systemkonkurrenz (Kommunismus - Kapitalismus) führte. Die Weltwirtschaftskrise der 1920er und 1930er Jahre bereitete den Boden für die Forcierung des außenorientierten Wirtschaftssystems vor allem Deutschland und Japans, beruhend auf der Gewinnung kolonialen „Lebensraums“. Dies hatte eine extreme Art der Kriegsführung und Besatzung als Mittel zum Zweck zur Folge. Auch die systematische Politik von Diskriminierung, Entrechtung und Verfolgung von Juden, Sinti, Roma, etc des NS-Regimes war eine weitere Steigerung des Vernichtungskrieges. Durch den Widerstand diverser Guerilla-Bewegungen wies der Zweite Weltkrieg auch Elemente eines asymmetrischen Krieges auf. HEIßE KRIEGE IM KALTEN KRIEG Der Ausgang des Zweiten Weltkrieges stärkte die Reputation der Sowjetunion und damit die Position der gemäßigten Sozialdemokratie in den westlichen Industriestaaten. In weiterer Folge kam es zum extremen Lagerdenken, das die Welt in zwei Blöcke (plus die „Blockfreien“) spaltete. Im Zuge der Entkolonialisierung führte dies zur versuchten Lenkung der Entwicklung aber besonders zur Unterdrückung und militärischen Intervention gegenüber antikolonialen Bestrebungen. Beginnend in Ost- und Südostasien versuchten linke Kräfte die Macht mit unterschiedlichem Erfolg zu übernehmen. (Bsp.: Niederlage der Guomindang gegen China; Bürgerkrieg und Teilung Koreas; US Zerschlagung der linken Guerilla auf den Philippinen; Malaya; Indonesien) Die Kolonialmächte, bzw. die USA reagierten mit „counter-insurgency“. Oftmals gelang es ihnen aber nicht die notwendige Unterstützung für ihrer Bestrebungen in der dortigen genauso wenig wie in der eigenen Bevölkerung zu erlangen (Vietnamkrieg!). Zu Widerstand gegen die Dekolonisierung kam es auch in siedlerkolonialen Regimen wie Südafrika und Israel, die die Mobilität der autochthonen Bevölkerung beschränkten und zudem grenzüberschreitende Kriege zur Sicherung der eigenen Stabilität führten. Fortgesetzte Kolonialherrschaft führte zum Entstehen von Guerilla Bewegungen mit oft ländlicher Basis (erfolgreich u.a. in China und Indochina) und auf der anderen Seite zu ausgefeilter kolonialer Aufstandbekämpfung. (Spezialeinheiten, Wehrdörfer, systematische Folter, positive soziale Anreize) (erfolgreich u.a. in Algerien, Malaya und den Philippinen) Der Erfolg von Befreiungsbewegungen hatte meist die Gegenbewegung westlicher Länder zur Folge. Mit Hilfe von wirtschaftlichem Druck und Contra-Truppen sollten sozioökonomische Transformationen gestoppt und rückgängig gemacht werden. (Bsp.: Bürgerkriege in Zentralamerika, z.B. Destabilisierung der FSLN Regierung in Nicaragua) Versuche sozialistischer Transformation implizierten nahezu immer eine von den USA- forcierte militärische Destabilisierungspolitik, die eine Internationalisierung sozialer Konflikte nach sich zog. Daneben gab es zahlreiche konkurrenzgetriebene Konflikte, von denen viele ihre Ursprünge in kolonialen Grenzziehungen und kolonialer Divide-et-impera-Politik hatten. Bei anderen wiederum ging es um den Zugriff verschiedene ethnischer Gruppen auf Rohstoffquellen. Wichtig ist des Weiteren die Doktrin der nationalen Sicherheit die das präventive Eingreifen westlicher Militärs in andere Staaten rechtfertigen sollte. Die Opposition wurde unterdrückt und verfolgt. Militärputsche hatten außerdem oft eine Neuausrichtung der Wirtschaft mit einer Begünstigung lokaler Eliten und ausländischen Kapitals auf Kosten der ArbeiterInnenbewegung zur Folge. NACH DEM KALTEN KRIEG … … gab es unterschiedliche Entwicklungen bezogen auf Konfliktlösungen und Kriege. Die politische Lösung von Konflikten gelang vermehrt (z.B. südliches Afrika, Zentralamerika); der Zerfall exsozialistischer Staaten verursachte neue Kriegsherde (z.B. Ex-Jugoslawien); konkurrenzgetriebene Konflikte erhielten neuen Auftrieb (verschiedene Regionen der Dritten Welt); Interventionen westlicher Länder in geopolitisch oder rohstoffmäßig interessanten Regionen nahmen zu (z.B. Jugoslawien, Afghanistan, Irak). Leider ist jedoch der Trend erkennbar Formen der Konsensbildung durch Formen des Zwanges abzulösen. Krieg wird hierbei als Extremform des Zwanges gesehen. Dies ist entweder auf einen Verlust an hegemonialer Macht oder durch die sinkende Notwendigkeit von Hegemonie zu begründen. Generell ist eine Militarisierung der Außenpolitik zu bemerken, deren Interventionen und Kriege sich speziell gegen die Peripherie richten. Die Schaffung von Stabilität in diesen Regionen wird hier als scheinbares Argument ins Treffen geführt. Auf der Ebene der politischen Konfliktlösung sind vor allem Entwicklungen im südlichen Afrika (z.B. Namibia, Südafrika, Angola, Moçambique) und unter anderen Voraussetzungen auch in Zentralamerika zu nennen. Dort mussten jedoch die nun regierenden internationalen ehemaligen Befreiungsbewegungen, Kräftekonstellationen, erhebliche aufgrund Abstriche an der ihren geänderten Vorhaben gesellschaftlicher Veränderung (Pläne gegen ungleiche Landverteilung, Diskriminierung indigener Bevölkerung, etc) machen. Auch in Afghanistan kam es zu ähnlichen Entwicklungen. Die Linksregierung musste unter Druck des Westens zu Gunsten der Mudschaheddin-Gruppen abtreten. Diesen gelang jedoch keine Stabilisierung was zur Machtübernahme durch die Taliban führte, die ihre anfängliche Unterstützung durch die USA durch ihre islamistischen Tendenzen schwächten. Durch den Angriff westlicher Armeen 2001 wurde ihre Vorherrschaft auf Öl und Gas in dieser Region dauerhaft gefestigt, die politisch-militärische Instabilität blieb jedoch gleich. Auch bei einem Teil der konkurrenzgetriebenen Kriege, speziell im subsaharischen Afrika, gelang keine Restabilisierung der Situation, zumal der anhaltende wirtschaftliche und soziale Niedergang die Verteilungskonflikte verschärfte (z.B. Kongo, Sierra Leone, Liberia, Côte d’Ivoire) Mit dem Begriff der Bürgerkriegsökonomie bezeichnet man das Andauern von Konflikten als Garantie für Gewinne von Kriegsherren aus den von ihnen kontrollierten Handelsverbindungen, mit denen sie in internationale Wirtschaftsnetzwerke eingebunden sind. Diese Herangehensweise blendet jedoch oft den Zusammenhang zwischen Krieg, Politik und Ökonomie dahingehen aus, Krieg mit sozialer Gewalt gleichzusetzen. In der Analyse der aus der Implosion des Staatssozialismus heraus entstandenen Kriege erfolgt oft eine Reduktion auf eine bloße Ethnisierung. Diese übersieht den Faktor der materiellen Konkurrenz, die für diese Konflikte von zentraler Bedeutung war. In diesem Zusammenhang ist einerseits der Auftrieb nationalistischer Tendenzen, andererseits die äußere Einmischung durch militärische Angriffe (völkerrechtswidriger Angriff der NATO auf Jugoslawien!!!) herauszustreichen. Abschließend ist noch einmal die Aktualisierung kolonialer Praktiken und Begrifflichkeiten in der heutigen Zeit zu betonen. Die Kriege an den Rändern werden wieder mit der Unmündigkeit von Völkern an der Peripherie begründet! PLAYSTATION CORDOBA. YUGOSLAVIA. AFGHANISTAN ETC. EIN KRIEGSMODELL Klaus THEWELEIT „DAS THEOREM DER ERPRESSTEN LOYALITÄT” Einzelne Länder des Balkans in den letzten zehn Jahren haben sich ethnisiert, nationalisiert und damit wieder re-religionisiert, denn für die meisten jugoslawischen Teilgebiete bestand so etwas wie Religiosität nur mehr an der Oberfläche. Man kann das sehr schön an den Muslimen aus Mostar, die in dem Film Nachsaison von Pepe Danquart und Miriam Quinte zu sehen sind. Was sich in diesem Krieg durchgesetzt hatte, mit ideologischer und Waffengewalt, ist die zuerst schlicht behauptete und dann erpresste kulturelle Identität, Religion oder Ethnie, daraus dann die Forderung nach neuen Grenzen in neuen Nationalstaaten. DAS SCHICKSAL. CORDOBA UM 1200 Film von Youssef Chahine „Das Schicksal“ Ort der Handlung: andalusisches Cordoba im 12 Jhdt., das maurische Spanien eine islamische Mischkultur, mit Mauren, Christen, Juden und, als größtem und aktivstem Mischungselement im Film, den Zigeunern Das Schicksal, zielt auf heutige Politik oder besser: das Verhängnis heutiger religiöser oder nationaler Fundamentalismen. Die Beseitigung der Mischgesellschaft Cordobas wird eingeleitet durch die Ermordung des Zigeunerdichters als Gottes Strafe für falsches Leben. Übrig bleibt ein Krieg von Moslems gegen MoslemsDie Gotteskrieger suchen, da sie alleine nicht stark genug sind, die Herrschaft der Kalifen alleine zu beenden, Hilfe bei anderen Fundamentalisten: den spanischen und französischen Kreuzrittern. Mit der Waffenhilfe der Kreuzritter siegen die Islamisten, wobei die Kreuzritter ihre islamistischen Kollegen am Ende selbst besiegen….3 Fliegen mit einer Klappe Wichtig und zentral ist die Verbündung der Fundamentalisten beider Seiten zur Beseitigung der weltlich orientierten Mischkultur EIN WELTMODELL: PLAY STATION AFGHANISTAN Es sind laut Theweleit alle Entmischungen während der Kriege auf dem Balkan oder auch die Entmischung eines Landes wie Afghanistan nach Zügen dieses Modells abgelaufen. Künstliche Ethnisierung, künstliche Re- Religionisierung, Bewaffnung der verschiedenen Seiten mit dem Ziel bürgerkriegsähnlicher Auseinandersetzungen Beispiel Zerstörung Jugoslawiens spielte der Westen, speziell die deutschen Frühanerkenner , dann die Nato exakt die Rolle der Kreuzritter aus Chahines Film Vergleichbar die UdSSR und dann die Amerikaner in Afghanistan Für die USA gleichzeitig die Fortsetzung des Kampfes gegen den Feind im Kalten Krieg: die UdSSR religiös aufgeputschte Leute werden von USA bewaffnet bekämpfen ihren gemeinsamen Feind Krieg gegen UdSSR wird gewonnen, in den Folgekämpfen im Inneren etabliert sich ein fundamentalistisches Regime Der Westen, in diesem Fall die USA versucht nicht Demokratiebestrebungen zu stärken, im Gegenteil: betreffenden sie schwächen Gesellschaft, die sie, destabilisieren (aktuell) erzeugte vernünftige Stärke der Infrastruktur jeweils der siegreichen Fundamentalisten erscheint ihnen als günstigeres Bündnispotential Antwort von Noam Chomsky in Bezug auf 11. September auf die Frage: “ Warum hassen sie uns?“ „Sie hassen uns weil wir die Demokratie und die wirtschaftliche Entwicklung behindern. Und weil wir brutale, terroristische Regime unterstützen.“ YOUSSEF CHAHINE WEITERER FILM „L’AUTRE“ Die Darstellung eines Politikmodells welches auch auf dem Balkan, mit jeweils voller westlicher Unterstützung und Duldung ablief, immer nach dem humanitären Prinzip, gewachsene Mischformen nicht zu unterstützen. Gerade dazu ist Sarajewo der schreckliche Modellfall geworden. Eine absolute Stadt auf allen möglichen Ebenen. Mischung und Gewaltabbau. Entmischung und neue Gewalt Überall, ganz gleich wo auf der Welt, sieht man die öffentliche Gewalt und Kriegsbereitschaft zurückgehen, wo verschiedene Bevölkerungen und Lebensweisen sich mischen. Der künstliche Hass der „abgegrenzten“ aufeinander nimmt ab, das ist die natur städtischer ent – Ghettoisierung MACHTVAKUUM UND MAFIOTISIERUNG Die Mafias, die in allen Teilen Ex- Jugoslawiens nicht nur die Treibstoff-, Schwarzmarkt-, Drogen- und Waffengeschäfte kontrollieren, sondern auch die offiziellen Handels und Wirtschaftsaktivitäten. Paolo Rumiz, der beste Kenner des Balkans der letzten Jahrzehnte, beschreibt die Mafiotisierungder Balkangesellschaft überall da, wo eine dominante Mischkultur zerschlagen, zerstört worden ist. DIE GENSCHER GAMES Der Prozess dieses Zusammenbruchs hatte seinen Vorlauf in der westlichen Finanzpolitik, der Einsturz Jugoslawiens hat nicht erst mit dem Fall der mauer und dem Zerfall der UdSSR begonnen. Er ist jahrelang immer begleitet gewesen von aggressiver westlicher Wirtschaftspolitik. Westkredite, die Jugoslawien von den europäischen Banken und der WB bekam, waren immer mit der Auflage verbunden, die angefangene Sozialisierung von Fabriken zu stoppen. westliche Bankstrategie zur Zerstörung des Produktionsmodells Jugoslawiens Intellektuelle und Künstler in Europa antworteten auf die Frage, ob die zerschlagung Jugoslawiens notwendig war, mit einem ziemlich deutlichen „nein“ Sie sehen in ihr den Grund für die folgenden unnötigen Kriege und nennen als Auslöser den Genscher Act (deutsche Außenminister Genscher) GENE HACKMAN IM IRAN ODER ZWEI SORTEN „RECHT“ Das Prinzip lautet: politische, kulturelle, religiöse Loslösungsbestrebungen von Minoritäten in bestehenden Nationalstaaten oder sog. Vielvölkerstaaten werden immer dann von den westl. Industrie und Militärmächten unterstützt, wenn sie den westlichen Bündnissen nicht angehören, wenn also ihre polit. Schwächung der Zerschlagung der Erzeugung von Machtvakuen dient, in die die geballte Power westlichen Militärs oder westl. Ökonomien vorstoßen können. Die Argumente für solche Vorstöße, Interventionen kommen regelmäßig aus der Menschrechtskiste. Sehr überzeugend ist der Sturz ausgemachter übler Diktatoren des näheren Auslandes, die man sich, so sie nicht selber wachsen, zu diesem Zwecke in benötigter Auflage heranzieht z.B. Türkei – Nato- Kurden In der gesamten Balkanpolitik der letzten 12 Jahre herrschte eine willkürlichen Zuweisung von Recht und Unrecht. WHO DO YOU LOVE? Ziel des Modells der bewaffneten Entmischung von Mischkulturen ist immer die Restituierung religiöser, ethnischer, kultureller Dogmen, ist die Zurückdrängung von Mischehen, die Zurückdrängung der Frauen aus den befreiteren Öffentlichkeiten, aus dem Beruf und Schwächung auch ihrer Position im Haus. Deutschsprachige Kommentatoren wie Diedrich Diederichsen und Elfriede Jelinek nennen dieses Modell schlicht Faschismus Post Scriptum 1. Achsen des Bösen Post Scriptum 2. Afghanistan wird demokratisch Post Scriptum 3. Palästina Post Scriptum 4.Algerien Taz vom 15.02.02 konstatiert Bahman Nirumand, aufgestört durch die Rede von der Achse des Bösen von Bush, die Position der Reformer im Iran werde geschwächt durch die neuen amerik. Attacken Da der fundamentalistische Terror in Algerien nicht an der Regierung ist, kann er offiziell von anderen Staaten nicht unter Druck gesetzt werden. Deutschlang unterstützt die alger. Mischgesellschaften durch große Zurückhaltung bei der Gewährung poli. Asyls für Antragsteller aus Algerien. Mit dem Hintergedanken, dass dies eines starke Front dort gegen die islamistische Entmischer gewährleiste. ASYMMETRISCHE KRIEGE Herfried MÜNKLER 1. ÜBERLEGUNGEN ZU DEN BEGRIFFEN SYMMETRIE UND ASYMMETRIE SYMMETRISCHE KONFLIKTLAGEN Durch das so genannte Westfälische System hervorgebracht, dass die Politik des 17. und 20. Jhdt. Beherrschte. Folge: gesteigerte Konfliktintensität Reziproke Risikorezeption Gleiche Rationalitätsstandards Symmetrische Konfliktlagen beruhen auf Gleichartigkeit der politischen Akteure und der von ihnen bereitgestellten militär. Kräfte (Rekrutierung, Bewaffnung, Ausbildung) Asymmetrie kann sich jedoch auch in Umgekehrter Richtung entwickeln, und in der Regel ist dies bei technologischer Innovation der Fall z. b. die asymmetrische Überlegenheit der USA Resymmetrierung im waffentechnolog. Bereich = Rüstungswettlauf ASYMMETRISCHE KONFLIKTLAGEN Seit Ende des 20.Jhdt. zu beobachten Partisanenkriege und Terrorismus sind die beiden wichtigsten Formen davon Gegenteilige Folge: Geringe Konfliktintensität Keine hohen Ausgaben Erhöhte Leidens- und Opferbereitschaft der Bevölkerung (= Opfer und Ehre sind zentrale Werte = heroische Gesellschaft = Selbstmordattentäter) Kriege ziehen sich über Jahrzehnte hin Unterschiedliche Risikoperzeptionen Deutlich verschiedene Rationalitätsstandards der Akteure Für die Charakterisierung von Konflikten benötigt man eine Vielzahl von Merkmalen Die Staatsqualität der Akteure ist eines der wichtigsten davon BEISPIEL: VERSCHWINDEN POLENS ENDE DES 18. JHDT. Grund: Vor allem die Expansionsdynamik der an der poln. Teilung beteiligten Mächte Russland, Polen und Österreich - aber diese Erklärung ist unbefriedigend!! müssen also noch anderes Faktoren beteiligt gewesen sein Diese Faktoren lassen sich unter dem Stichwort „erodierenden Staatlichkeit Polens“ zusammenfassen (vor allem die militärorganisatorische und waffenständige Rückständigkeit Polens führte zum erodieren der Staatsqualität) Diese Erosion hatte zur Folge, dass polen nicht mehr in die polit. Entwicklungs- und Entscheidungsprozesse der Nachbarn intervenieren konnte- im späten 17. jhdt. Und frühen 18.Jhdt. hatte Polen den Anschluss an die polit. Modernisierungsprozesse in Europa verlohr und wurde somit zu einem semipermeablen polit. Körper innerhalb des europäischen Staatensystems —Folge davon: selbst Frankreich verlor das Interesse an Polen—Polen war somit kein symmetrischer Partner mehr, sondern wurde als „failing state“ betrachtet Die Fähigkeit als gleicher, d.h. reziproker Akteur anerkannt zu werden, hängt also nicht nur an formalen Attributen, sondern auch an faktischen Fähigkeiten, die im europäischen Staatensystem vor allem militärisch ausgemünzt waren. Grundprinzip von Symmetrie und Asymmetrie: die Fähigkeit sich gegenüber Freund wie Feind, als gleichartiger (ist nicht gleichstarker) Akteur ins Spiel zu bringen. Ähnliches Schicksal wie Polen hatten Preußen und Österreich jedoch war es hier die umgekehrte Form der Auflösung von Symmetrie: Schieden Polen infolge ihres Verzichts auf den Mitvollzug der militär. Revolution als symmetr. Akteur aus, so gewann Frankreich infolge der Ergebnisse der Revolution (Geld- und zwangskassierten Rekrutierungsregimes), gegenüber seinen Konkurrenten einen Vorsprung, der als asymmetrisch bezeichnet werden kann. Bei diesen Beispielen zeigt sich es sind waffentechnologische bzw. militärorg., aber auch polit. Entwicklungen, die zur Herausbildung von Asymmetrien führen können. GENAUERE BETRACHTUNG DER REAKTION DER PREUßEN UND SPANIER AUF IHRE UNTERLEGENHEIT: Preußen entschieden sich für resymmetrieren = Polit.-militär. Reform/gleichartige Voraussetzungen wie Napoleon zu schaffen Spanien beschritt den Weg der Asymmetrie = eröffnete Partisanenkrieg (Guerillakrieg) VORTEIL BEI SPANIEN: An Stelle von Konzentration der Kräfte in Raum und Zeit setzten sie auf deren Dislozierung im Raum und die Ausdehnung des Krieges in Zeit- sie attackierten weniger die physische als die moralischen Kräfte ihres Gegners (Schlachtfeld in allen Bereichen des gesellschaftl. Lebens hohe Leidens- und Opferbereitschaft der Bevölkerung) Die Art, in der Napoleon von den Spaniern bekämpft und geschwächt wurde, war mit den auf Symmetrie gepolten Ordnungsprinzip der europäi. Staatenwelt nicht kompatibelweder rechtlich noch ethisch da die asymmetrische Kriegführung der Partisanen zwar effektiv sein mochte, aber nicht zu der Lebenswelt passte, von der sie wollten, dass sie in Europa vorherrschte. Erst im 2. WK kam es wieder zu Partisanenkriegen. 2. SICHERHEITSPOLITISCHE KONSEQUENZ DIESER ASYMMETRIEN Das an Symmetrie orientierte europäische Staatensystem war also eine Ordnung, die den ihr Angehörenden strikte Imperative auferlegte. Diese Imperative umfassten die Ebene: Der strategischen Kreativität Der polit. Rationalität Völkerrechtl. Legitimität Dieses Zusammenspiel sollte zur Stabilität der symmetr. Staatenordnung in Europa führen Es waren jedoch keine Kriegsverhinderungsordnungen!! Kants Entwurf „Zum ewigen Frieden“ 3. ESKALATIONSPROZESSE PREUßISCHE MILITÄRTHEORETIKER CARL VON CLAUSEWITZ BUCH „VOM KRIEGE“: Die drei Wechselwirkungen der Eskalation bestehen darin: Dass im Messen von physischer Gewalt, Intelligenz und Stärke der Motive derjenige die Überhand erlangt, der sich der Gewalt rücksichtslos und ohne Schonung des Blutes bedient Ungenaue Antizipierbarkeit der gegnerischen Absicht Nicht möglich , die Stärke der gegnerischen Motive zu durchschauen Alle drei Punkte besagen, dass das begrenzte Wissen über den Gegner zur „permanente Gewaltintensivierung“ führt Clausewitz stellt diesen 3 Punkten die Wechselwirkungen der Moderation entgegen: Man kennt Gegner seit langem- Kann somit auf sein Verhalten schließen Jeder feindselige Akt, der zunächst einmal unterbleibt, kann die je andere Seite dazu veranlassen, sie ihrerseits zu unterlassen. Keine militär. Entscheidung ist absolut Diese Punkte gelten jedoch nicht bei einer asymmetrischen Konfrontation hier überwiegt meist Misstrauen und Furcht, weil wir den Gegner nicht an uns selbst messen können Der Faktor Zeit spielt auch bei der Asymmetrie eine andere Rolle: Ziel ist es bei Partisanenkriegen und Terrorismus lange auszuhaltende Kriege zu führen USA sind eine weitgehende postheroische Gesellschaft, aber ihre Feinde Z.B, Iran und Afghanistan agieren heroisch Die äußerste Steigerung dieser Form des Heroismus sind Selbstmordattentäter 4. STEUERUNG UND BEHERRSCHUNG POLIT. KONFLIKTE UND PROGNOSE Die Nato- Intervention im Kosovo 1999 war die Idealform des asymmetrischen Gebrauchs militärischer Mittel durch postheroischer Gesellschaften: Kein einziger NatoSoldat ist gefallen anstelle von symmetrischer Konfrontation tritt Krieg aus großer Distanz, so dass sie für den Angegriffenen unüberwindbar ist z.B. Tarnkappenbomber, hochfliegende Kampfbomber,… führt zu einer „Verpolizeilichung“ des Krieges Heute: Ist der Terrorismus als bevorzugte Form einer Asymmetrisierung getreten: Terroristische Organisationen lösen sich von jeglicher Territorialität und Verzichten auch auf Territorialisierung ihrer Erfolge Minimalisierung der eigene Logistik, in deren Gefolge nicht nur die Angreifbarkeit durch die Gegenseite verringert wird, sonder auch die Kosten für die Herstellung von Operationsfähigkeit abgesenkt werden. Sie nutzen die Infrastruktur des angegriffenen Landes für ihre Zwecke (verkehrsund Kommuniktationssysteme,…) Greifen nur so genannte weiche Ziele an z.B. Hochhäuser, in ungeschützten und nicht zu schützenden Zusammenballungen von Zivilbevölkerung Asymmetrische Konfliktlagen bringen, keine Kriege hervor, die an Intensität denen Europas in der ersten Hälfte des 20.Jhdt. vergleichbar sind. Aber sie bringen auch keine polit. Stablilität oder Kriegsunlust hervor, wie sie ebenfalls für Europa in der zweiten Hälfte des 20.Jhdt. prägend geworden sind. sie führen zu einer Permanenz des Krieges VON DER RÜCKKEHR DES KRIEGES IN DAS RECHT DAS KONZEPT DES PRÄVENTIVKRIEGES ALS VERSUCH DER RE-ETABLIERUNG DES BELLUM LEGALE Franz LEIDENMÜHLER Der Sinneswandel des Krieges begann wohl mit dem 1. Weltkrieg, dessen Kriegserklärung nach damaligem Recht keinen Angriffsakt, sondern einen erlaubten Statuswechsel vom Frieden zu Krieg darstellte. 30 Jahre später, am 24. Oktober 1945 trat die UN-Charta in Kraft, die jegliche zwischenstaatliche Gewalt verbot und den Krieg endgültig kriminalisierte. Heute erlebt der Kriegsbegriff einen erneuten Wandel. Mit dem Konzept des Präventivkrieges wird versucht, den Krieg wieder als rechtlich zulässiges Instrument zu etablieren. BELLUM IUSTUM UND BELLUM LEGALE Die Schule der Scholastiker (von 345-1546) machte in ihrer Lehre vom bellum iustum die Zulässigkeit eines Krieges von drei Voraussetzungen abhängig: 1. er muss von einer zuständigen Autorität unternommen werden und nicht von irgendeiner Privatperson 2. es muss einen gerechten Grund geben, er darf also nur der Wiedergutmachung eines Unrechts dienen 3. eine rechte Absicht muss vorhanden sein Da es keine genaue Definition geben kann, was ein gerechter Grund sei, war der Krieg in der Regel, subjektiv betrachtet, auf beiden Seiten gerecht. Die klassische europäische Völkerrechtsordnung: Das Ende des 30jährigen Krieges 1648 legte die Fundamente für ein neues internationales System und die Herausbildung des modernen Staatensystems. Das klassische europäische Völkerrecht bildete die Grundsätze der absoluten Souveränität der neu gebildeten Staaten sowie deren Gleichheit, unabhängig von Größe und Macht. Erst nach dem 2. Weltkrieg breitete sich das Völkerrecht auch außerhalb der europäischen Staaten aus. Die ungenauen Definitionen der bellum iustum Lehre verunmöglichten eine Aufnahme in die neue Völkerrechtsordnung. Ein gerechter Krieg lag von nun an immer vor, wenn die kriegsführenden Parteien Souveränität besaßen und gewisse Formvorschriften einhielten. Die Notwendigkeit einer gerechten Sache verschwand. Bis zum Jahr 1914 war es durch das allgemeine Völkerrecht keinem Staat verboten, aus beliebigem Motiv Krieg zu führen. Mit dem Ende des 19. Jh. wurde versucht, Kriege auf ein Minimum an Quantität und Qualität zu beschränken. Neben der bestehenden Einschränkung auf souveräne Staaten entstand ein Kriegsvölkerrecht (ius in bello), die die Kriegsführung reglementierte, sowie das Neutralitätsrecht, das für die geografische Eingrenzung des Krieges sorgen sollte. Der bellum legale fand zwischen iusti hostes (gerechten Feinden) statt, die einander mit gleichem Recht gegenüberstanden. Kriegsverbrechen bezeichneten nicht den Krieg selbst als Verbrechen, sondern lediglich bestimmte, während des Krieges begangene Handlungen, die gegen das ius in bello verstießen. DAS GEWALTVERBOT DER UN-CHARTA Im beginnenden 20. Jh. galten Frieden und Krieg gleichermaßen als Naturzustand. Der Krieg war lediglich ein Mittel zur Regelung der internationalen Beziehungen. Erst nach dem 2. Weltkrieg setzte sich die Auffassung durch, dass der Frieder der erstrebenswerte Normalzustand sei und Krieg nur ein ausnahmsweise erlaubtes Gewaltmittel zur Wahrung der Rechtsordnung. So machte der Völkerbundpakt von 1919 die Zulässigkeit von Kriegen von der Einhaltung gewisser rechtlicher Verpflichtungen ab. Streitfragen waren von nun an friedlich zu klären, nach einem Scheitern durfte erst nach einer 3monatigen „cooling-off“ Frist der Krieg erklärt werden. Damit bezeichnete der Völkerbundpakt noch nicht den Krieg selbst, sondern nur bestimmte Kriege als unzulässig. Gegen Friedensbrüche gab es wirtschaftliche, finanzielle und militärische Sanktionen und Maßnahmen. Im Briand-Kellog-Pakt von 1928 verpflichteten sich die meisten Staaten der Welt, auf den Angriffskrieg als Werkzeug der nationalen Politik zu verzichten. Jedoch gab es keine möglichen Sanktionen bei einem Verstoß. Die UN-Charta von 1945 verpflichtete erstmals ihre Mitglieder zur Enthaltung jeglicher zwischenstaatlicher Gewaltanwendung und deren Androhung. Durch das umfassende Gewaltverbot war auch keine Kriegsdefinition mehr notwendig. Ausnahmen: 1. wenn es sich um die Mitwirkung an einer vom UN-Sicherheitsrat mandatierten „Polizeiaktion“ der Wiederherstellung des Staatengemeinschaft zur Aufrechterhaltung oder Weltfriedens handelt 2. dem Fall der Selbstverteidigung in einer Notwehrsituation Die Lehre vom Völkerrechtslehre bellum ihren iustum Platz. So fand in sah die der islamischen sowjetischer und marxistischen Kriegslehre die Kriege sozialistischer Staaten sowie nationale Befreiungskriege als gerecht an. Mit dem islamischen Dschihad als Befreiungskrieg fand das Konzept des bellum iustum sogar Platz in den Verfassungen mancher arabischen Staaten. „PREEMPTIVE STRIKES“ UND „REGIME CHANGE“ – RE-ETABLIERUNG DES BELLUM LEGALE ? Auch nach Inkrafttreten der UN-Charta 1945 wurden zwischenstaatliche Kriege geführt, die meist ungerechterweise als notwendige Selbstverteidigung gerechtfertigt wurden. Seit Beginn des 21. Jh. versuchen die USA durch preemptive strikes den Krieg wieder als legales, offen erklärtes und geführtes Instrument zu etablieren. Die 2002 eingeführte „National Security Strategy“ beruht auf einer neuen Bedrohungsanalyse: Als größte Gefahr wird die Kreuzung von Radikalismus mit Technologie gesehen. Mit der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen stellen selbst schwache Staaten ein großes Risiko dar. Daher könnte es erforderlich werden, dass die USA einer Bedrohung ihres Landes durch einen militärischen Präventivschlag zuvorkommen. Zukünftige militärische Gewalt gegen Terroristen oder Schurkenstaaten muss also nicht mehr den UN-Charta Bestimmungen entsprechen. Für einen Angriff genügt schon die Vermutung von (Massenvernichtungs)Waffen, die möglicherweise irgendwann gegen die USA eingesetzt werden könnten. Das Recht zum Präventivkrieg soll allerdings nur den USA und deren Verbündeten zustehen, sodass der Kriegsbegriff ein diskriminierender ist. Wäre das nicht der Fall, hätten wohl einige Staaten das Recht, im Sinne der Präventivdoktrin zum vorbeugenden Kriege gegen die Vereinigten Staaten zu schreiten. Der erste Anwendungsfall der Präventivkriegsdoktrin war der Krieg gegen den Irak, der kein Mandat vom UN-Sicherheitsrat erhielt. Der Versuch der Legitimierung von Präventivkriegen rüttelt an den Grundfesten der internationalen Ordnung. Es handelt sich um den Versuch, sich den Verpflichtungen der UN-Charta zu entziehen und sich von der Bindung an den UN-Sicherheitsrat loszulösen. Laut Kofi Annan ist mit dem Irakkrieg die Welt in Richtung „unilateraler und gesetzloser Gewaltanwendung, mit oder ohne glaubwürdige Rechtfertigung“ geführt worden. Trotzdem ist die Reaktion der Staatengemeinschaft sehr zurückhaltend. Hauptsächlich wohl deshalb, weil kein „zivilisierter“ Staat zu befürchten hat, Opfer eines Präventivschlages zu werden, da die von den USA präsentierte Konzeption des Präventivkrieges ausschließlich die so genannten Schurkenstaaten betrifft. DIE ZUKUNFT DES KRIEGES ZWISCHEN SCHATTENGLOBALISIERUNG UND US-MILITÄRSTRATEGIE Peter LOCK GLOBALISIERUNG Je nach politischem Standpunkt wird Globalisierung meist entweder als alternativloses Heilmittel zur Überwindung von Armut (v.a. IWF sieht Armut als Folge fehlender Öffnung der Märkte) oder als Ursache beinahe allen sozialen Übels gesehen. Wahr ist wohl nur, dass Glob. viele verschiedene Auswirkungen hat. Die gegenwärtige Globalisierung hat ein Janusgesicht: Einerseits die reguläre Wirtschaft, andererseits die verdeckte Schattenglob. Nach aktuellen Schätzungen sind weltweit nur wenig über 40 % in der regulären Wirtschaft tätig, die damit jedoch allein für die Reproduktion von Staatlichkeit sorgen – ohne Steuern kein Staat. Da ein sehr großer Teil der informellen Arbeitswelten in globale wirtschaftliche Netze eingebunden sind, kann Armutsüberwindung nicht durch einen Anschluss an die Glob. erfolgen, sondern nur durch eine andere Gestaltung dieser. Seit dem 11. September 2001 werden diese informellen Lebenswelten als Operationsraum des Terrorismus wahrgenommen. Trotzdem gehört die Ausbildung von leistungsfähigen Staaten nicht zum U.S. Engagement. Die Außenpolitik Bushs bildet eher ein Amalgam aus 3 Grundströmungen amerikanischer Außenpolitik: 1. Die traditionellen Sicherheitspolitiker mit dem Ziel das Monopol auf Messenvernichtungswaffen zu bewahren 2. Die Nationalisten, die amerikanische Interessen mit militärischen Mitteln durchzusetzen versuchen 3. Diejenige, die eine Mission der weltweiten Demokratisierung verfolgen Orientierungslos scheint die militärische DIMENSION DES AMERIKANISCHEN KRIEGES GEGEN TERRORISMUS. Machtkartelle von Industrien in Zusammenarbeit mit Politik sichern die Fortführung von nicht finanzierbaren Programmen. Die Rüstungsindustrie ist im Gesamtkontext der amerikanischen Volkswirtschaft nicht bedeutend, jedoch hat sie im Kongress ein großes politisches Gewicht. Obwohl die veränderte Sicherheitslage vollkommen neue Anforderungen geschaffen hat, konnten militärische Teilstreitkräfte ihren Fortbestand für die nähere Zukunft absichern, die Sicherheit nicht zu angemessenen Kosten garantieren können. Der Komplex bürokratischer Institutionen, die an der Produktion von Sicherheit beteiligt sind, kann nicht als kohärentes und Zielführendes Instrument bezeichnet werden. Die RMA (Revolution in military affairs) begründete die fortgesetzte Hochrüstung der USA, obwohl der gegnerische Pol, die Sowjetunion, weggefallen war. Die RMA verspricht die Nutzung absoluter technischer Überlegenheit in Verbindung mit einem riesigen Militärhaushalt. Der neu hinzugekommene Begriff „network centric warfare“ suggeriert die Möglichkeit jederzeitiger zentraler politischer Feinsteuerung der militärischen Möglichkeiten. Beides zusammen besagt also, dass jegliche militärische Bedrohung gemeistert werden könne, wenn nur die notwendigen finanziellen Mittel bereitgestellt werden, was angesichts der unendlichen Flexibilität von informellen Lebenswelten zu bezweifeln ist. PRIVATISIERUNG Die Sicherheitshysterie seit dem 11.9. führte zu einer Strategie von präventiven Interventionen, Befreiung der Exekutive von der Rechtsstaatlichkeit sowie einer weltweiten Kriminalitätsbekämpfung. Das bestehende humanitäre Völkerrecht läuft ins Leer. Interessant ist, dass die USA sich gerne Unterstützung von lokalen Kampftruppen holen, während das milliardenteure Militär im Hintergrund bleibt. Ebenso die Anheuerung privater Militärs von großen multinationalen Hilfsorganisationen, um deren Anlagen zu schützen, Konzernen und humanitären sorgt für eine Untergrabung des staatlichen Gewaltmonopols. Die private Sicherheitsindustrie hat sich so zu einer Boombranche entwickelt. Dieser Rückzug des Staates schafft Operationsräume für kriminelle territoriale Gewaltmonopolisten. SOZIALER WANDEL Urbanisierung, Landwirtschaft Marktorientierung, haben Spezialisierung „Überlebenselastizität“ sowie enorm Industrialisierung reduziert. Eine Störung der der Infrastruktur, vor allem der Versorgungswege, wie sie von kriegerischen Handlungen ausgelöst werden, bedroht sofort das Überleben eines großen Teiles der Weltbevölkerung, die vom Warenfluss abhängig sind. Besonders betroffen davon sind Megastädte. Allein aus diesem Grund sind traditionelle Kriege unmöglich geworden, weil sie sofort humanitäre Katastrophen mit sich ziehen würden. Das führt zu einer Transformation gewalttätiger Konfliktaustragung in Richtung Entterritorialisierung. ÖKONOMISCHE VORAUSSETZUNGEN Sowohl für die staatliche als auch für die nicht-staatliche Seite müssen Kriegsökonomien leistungsfähig sein. Die Möglichkeit, einen bewaffneten Konflikt auszutragen, hängt vom Zugang zu den Ressourcen und der Möglichkeit, diese auf legalem oder kriminellem Wege zu beschaffen, ab. Dies gilt sowohl für staatliche als auch für nicht-staatliche Konfliktparteien. Bildlich: Ein General muss ein guter Unternehmer sein, um ein erfolgreicher General zu sein. Die Kriegsführenden Parteien müssen gut in der Weltwirtschaft und vor allem in der Schattenwirtschaft verankert sein. Dies trifft sowohl auf Warlords, als auch auf extrem arme Staaten, deren Staatlichkeit längst durch Informalisierung und Kriminalisierung der Wirtschaft entzogen ist, in denen jedoch die meisten Kriege stattfinden, zu. Die heutige Schattenglobalisierung ermöglicht allen Akteuren die notwendigen Ressourcen zu beschaffen und darüber hinaus auch noch die Bereicherung der Führungselite auf Auslandskonten. Das Ziel der Unterbindung erscheint äußerst unrealistisch. Die wichtigsten Quellen liefern Rohstoffe (Diamanten, Edelsteine,…), freiwillige Zahlungen der Diaspora, Nachbarstaaten mit Interesse an einer Destabilisierung oder Ressourcen, Menschenhandel, Drogenhandel, Organisation illegaler Migration,… Gewaltkosten können gesenkt werden durch billige Waffen (Kalaschnikows, Macheten,…), Kindersoldaten, Selbstversorgung der Soldaten in der Zivilbevölkerung,… FRAUEN - DIE PARADIGMATISCHEN OPFER IN KRIEGSSITUATIONEN? KONSTRUKTION VON GESCHLECHT, VIKTIMISIERUNG UND KRIEG Maria Katharina MOSER MIT ODER GEGEN CHINA? JAPAN, SÜDKOREA UND DIE ZUKUNFT DER REGIONALEN SICHERHEIT IN NORDOSTASIEN Rüdiger FRANK – Wolfram MANZENREITER Anders als in Europa, hat sich in Nordostasien die bipolare Weltordnung nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion eigentlich noch erhalten und sorgt für Konfrontationen zwischen dem Block Japan, Südkorea und Taiwan gegen China, Nordkorea und dem Block um die Sowjetunion. So befinden sich selbst zu Beginn des 21. Jh. Japan und Russland streng genommen noch im Kriegszustand. Ungelöste Territorialkonflikte in der Ostchinesischen See, die markante Trennlinie der Blöcke zwischen Nord- und Südkorea und die Taiwanfrage bringen Konfliktpotenzial mit sich, sowie das immer anwesende Feind- bzw. Idealbild der USA. Beide Länder, Japan und Südkorea, müssen in dieser Situation schauen, dass sich nationale Interessen vertreten, sich aber gleichzeitig mit ihren übermächtigen Handelspartnern arrangieren. Als ANALYSEEINHEIT gilt, in diesem Artikel, der ständige Konflikt um Macht, Interessen und Machterhalt. Dabei wird von einer These von Francis Fukuyama ausgegangen, welche besagt, dass ein starker Hegemon (USA) aufgrund seiner Machtfülle ständig Konflikte provoziere, wegen der gegen Null gehenden Erfolgschancen der Anderen in militärischer Hinsicht, jedoch faktisch die Manifestierung der Konflikte verhindere, also den Frieden erzwinge. CHINA UND DIE VERÄNDERTE MACHTKONSTELLATION 5 Gründe, wieso China, trotz aller Zweifel der Nachhaltigkeit des wirtschaftlichen Erfolgs, eine ernsthafte Bedrohung für die Machtposition der USA darstellt: Hohe wirtschaftliche Wachstumsrate mit einem großen binnenwirtschaftlichen Potenzial- d.h. kann von anderen Ländern unabhängig sein + hohe Konsumentenmacht „richtige Einstellung“: geschichtlich gesehen ist die Weltmacht fast etwas „Natürliches“ für China, welche kurzzeitig abhanden gekommen ist Militärische Macht wächst: Schwerpunkt - Modernisierung, Satellitenforschung Ideologische Herausforderung der USA aufgrund des Kommunismus, eigener Sicht der Menschenrechte und ohne nennenswerte protestantischer Ethik Kontinuierliche Ausweitung der außenpolitischen Macht Chinas JAPANS INTERESSENSKONSTELLATIONEN Japan hat es geschafft sich ohne großer politischer oder militärischer Bedeutung zu einer ökonomischen Macht zu etablieren. Diese wirtschaftlichen Interessen haben seit den 60er Jahren geholfen die Beziehung zwischen China und Japan zu verbessern, welche durch das historische Erbe des japanischen Imperialismus stark gestört ist. Die Grundlagen der merkantilistisch - pazifistischen Außenpolitik finden sich einerseits in der Erfahrung des Atombombenanschlags auf Hiroshima und Nagasaki wieder, andererseits in dem umfassenden Verzicht auf das souveräne Recht eines Staates, Krieg zu führen, was in der japanischen Verfassung verankert ist. Dies wirkt in der japanischen Gesellschaft extrem identitätsstiftend und wird durch den Sicherheitsvertrag mit den USA noch verfestigt, wobei die USA im Gegenzug Militärbasen in Japan aufstellen durfte. Dadurch entwickelte sich Japan zu einer großen „Zivilmacht“. Trotz dieser pazifistischen Einstellung hat Japan wieder mit einer Remilitarisierung begonnen, wobei unklar ist, ob dies nur der Selbstverteidigung vor dem Hintergrund des Koreakonflikts oder zum Schutz seiner Interessen gegenüber China dienen soll. Wirtschaftlichen haben die Verflechtungen zwischen China und Japan seit den 90er Jahren stark zugenommen und stellen für sich gegenseitig die wichtigste Importquelle da bzw. spielt beim Export jeweils nur die USA eine größere Rolle. Japan bietet hoch entwickelte Technologien und Produktionstechniken, China im Gegenzug ein schier unerschöpfliches Reservoir an Arbeitskräften. Man kann von einer weiteren Zunahme der Intensität der Handelsbeziehungen zwischen den beiden Ländern ausgehen (Europa und USA haben proportional extrem zu China bei den japanischen In- und Exporten verloren), jedoch muss man auch mit einem künftigen Konflikt der Handelsinteressen rechnen, da in China sich die Produktivität aufgrund des vermehrten Human- und Technologieeinsatzes stark steigern wird. Dieser wirtschaftliche Aufschwung ist aber auch mit vermehrten Einbußen auf gesellschaftlicher Ebene verbunden, da die Angst um Arbeitsplatz, Altersversorgung und steigende Einkommensunterschiede in Japan steigt. Als Beispiel hierfür kann die Verlagerung der Produktionsstandorte Japans ins umliegende Ausland aufgrund der billigeren Produktionskosten gesehen werden bzw. gilt China seit den 90er Jahren nicht mehr nur als Billigproduktionsland, sondern zunehmend auch als Konsumentenmarkt. Weiters ist Japan in China der drittwichtigste Investor, wobei umgekehrt Japan für die chinesische Direktinvestition derzeit keine Rolle spielt. Eng verbunden mit dieser Konkurrenzsituation in Handel und Produktion ist außerdem noch der steigende Energiebedarf Chinas, welche die Nationen um Ressourcen kämpfen lässt. Neben diesen ökonomischen Beziehungen, gilt Japan auch als größter Kreditgeber für China. Dies hat mehrere Gründe: einerseits um Einfluss zu gewinnen, andererseits um gute Rahmenbedingungen für Direktinvestitionen zu schaffen und, in weiterer Folge, um vergebene Förderungsmittel über Projektbasis gezielt für Umweltschutz, Armutsbekämpfung und Stärkung der Marktprinzipien einsetzen zu können. Auch hier formierten sich Konfliktherde, bis 1992 die Richtlinien für die Vergabe für ODA geändert wurden, nach denen die Missachtung von Menschenrechten oder die Haltung von Massenvernichtungswaffen als Ausschließungsgrund galten. Ein weiterer Konfliktherd hat sich auch um ungeklärte Territorialfragen gebildet, welcher an Fischerrechte, Bodenschätze und Militärbenutzung gekoppelt ist. Weiters hat Japan eine rigide Immigrationspolitik entwickelt, um bei einem eventuellen Zusammenbruch des chinesischen Marktes, gegen eine Flüchtlingswelle gesichert zu sein und dem „Import von Kriminalität“ zu entgehen. Da China immer mehr sein militärischen Potenzial aufbaut und stärkt, hat Japan, da es aufgrund seiner pazifistischen Klausel in der Verfassung keinen Krieg führen darf und aufgrund seiner historischen Vergangenheit nicht die Neutralität annehmen kann, eine Vereinbarung mit den USA getroffen. Diese beruht auf einer großzügigen finanziellen Unterstützung des ersten Irak- Kriegs und einem wesentlichen Anteil der in Japan stationierten Militärbasenkosten, wodurch sie im Gegenzug mit der amerikanischen, militärischen Unterstützung „im Notfall“ rechnen können. Seit 2005 liegt die jüngste Revision der japanischen Verteidigungsstrategie vor, welche eine engere Zusammenarbeit mit den USA und eine eigene Landesverteidigung vorsieht und somit stark von der anfänglichen pazifistischen Außenpolitik abweicht. Somit kann man sehen, dass auf beiden Seiten, in China und in Japan, ein Mangel an Vertrauen stark verbreitet ist und damit ein wesentlicher Grund, wieso Japan keinesfalls auf die Risiken einer Neutralität oder autonomen Sicherheitslinie China gegenüber einlassen will. SÜDKOREAS INTERESSENSKONSTELLATION Südkorea (SK) vertritt China gegenüber ganz ähnlich gelagerte Interessen wie Japan. So befindet sich SK am Anfang des 21. Jh. in einem Wandel seiner sicherheitspolitischen Lage, da Japan aufgrund seiner Kolonialmacht lange Zeit das Feindbild darstellte, was sich nach 1945 wandelte und Nordkorea (NK) zum neuen Hauptfeind wurde. Plötzlich befand sich NK zwischen zwei Fronten: auf der einen Seite, direkt an der Staatsgrenze, der kommunistische Block, auf der anderen Seite Japan bzw. der kapitalistische Westen. Im Koreakrieg 1950-53 wurde SK unter einem UNO Mandat operierende Armee unterstützt und garantierte die Sicherheit SKs. Der gleichen Logik folgte dann auch NK und vollzog Ende der 50er Jahre den Bruch mit dem kommunistischen Block. Seit den 90er Jahren stellt vor allem die zaghafte Annäherung der beiden Koreas einen markanter Punkt in der verändernden Wahrnehmung SKs dar. 1992 gab es das 1. bilaterale Abkommen zwischen den beiden Koreas und seither wird diese auf wirtschaftliche Kooperation basierende Beziehung als „Sonnenschein- Politik“ bezeichnet. Länderübergreifende Projekte finden vor allem im Infrastruktur- und Tourismusbereich statt, welche sich vor allem auch positiv auf die gegenseitige gesellschaftliche Wahrnehmung auswirken. Wirtschaftliche gesehen hatte SK vor allem 2003 ein schwieriges Jahr, wobei die OECD die üblichen Punkte kritisierte, obwohl NKs Löhne z.B. OECD Standard erreicht hatten. Da jedoch auch die Sozialkosten stiegen, musste SK sich wieder vermehrt nach ihrer Exportorientierten Strategie richten. China kristallisierte sich dabei als wichtigster Wachstumsfaktor, aufgrund seiner immer weiter steigenden Importquote, heraus. Auch bei den Direktinvestitionen in China und den chinesischen Exporten als Zielland hat SK die USA bereits übertroffen. Jedoch ist eine Marktsättigung des chinesischen Marktes in Zukunft absehbar, wonach die Exporte SKs wieder zurückgehen werden. Auch der personelle Austausch (Migration von SK nach China) ist groß. Da jedoch China nicht wirklich von SK abhängig ist, läuft SK die Gefahr immer mehr in eine wirtschaftliche Abhängigkeit Chinas zu geraten. So werden derzeit klagende Stimmen laut, dass immer mehr chinesische „gefährlicher“ Firmen Aspekt südkoreanische für die Unternehmen südkoreanische schlucken. Wirtschaft ergibt Als sich weiterer durch die Abwanderung südkoreanischer Unternehmen nach NK, aufgrund der dortigen wichtigen Industriegebiete, welche versuchen den Strom von China nach NK umzuleiten. Die politische Beziehung zwischen China und SK ist jedoch nicht ganz frei von historischen Ereignissen. So ist das Verhältnis stark durch das Eingreifen Chinas in den Koreakrieg geprägt, welches eine Wiedervereinigung unter amerikanische- koreanischen Vorzeichen verhinderte. Weitere Streitpunkte findet man bei den Themen Taiwan (territoriale Ansprüche) und Dalai Lama, sowie in der Frage der Flüchtlinge aus Nordkorea. Noch ein schwieriger Punkt stellt der „Knoblauch- Krieg“ im Jahr 2000 dar, eine handelspolitische Auseinandersetzung der beiden Länder, wobei SK seine Knoblauchproduktion vor China schützen wollte und China daraufhin den Import südkoreanischer Mobiltelefone behinderte. Dennoch haben die verschiedensten Faktoren dazu geführt, dass China- im Gegensatz zu den USA und der EU- einen bisher nicht da gewesenen Einfluss und sogar Macht in dieser Region innehat. FAZIT In der Frage der zukünftigen Bündnisse haben sich SK mit der Annäherung an NK bzw. China und Japan mit seinem US- amerikanischen Abkommen, für zwei völlig unterschiedliche Richtungen entschieden. Wie Südkorea ist auch Japan stark an den wirtschaftlichen Beziehungen mit China interessiert und die wechselseitigen Beziehungen haben im Bezug auf die Abhängigkeit ein „gefährliches“ Ausmaß angenommen. Jedoch könnten eine koreanische Wiedervereinigung und die fortschreitende regionale Integration Japan langfristig vor die gleiche Wahl stellen wie Südkorea heute. Nur je länger sich der Prozess hinzieht, desto wahrscheinlicher wird ein Wettrüsten in dieser Region. VON DEN KREUZZÜGEN ZUM BARCELONA- PROZESS KRIEG UND AUßENPOLITIK IN EUROPA Peter STEYRER Die zweite Hälfte des vergangenen Jahrtausends war vom Expansionsdrang europäischer Mächte geprägt, welcher durch die Herausbildung der Seestreitkräfte, Kreuzzügen, Ausbeutung und Unterwerfung fremder Völker und kriegerische Krisenbewältigung geprägt war. Weiters kamen noch die ersten vorkapitalistischen Zentren zum Vorschein, welche sich erst um norditalienische Handelsstädte und schließlich in Spanien, Portugal und den Niederlanden etablierten, welche regen Handelsverkehr im Mittelmeerraum (IT) und mit der nordafrikanischen Küste (ES, PO, NL) trieben. Das 19.Jh. war schließlich von der Rivalität der Kapitalgruppen geprägt, bis sich Amerika schließlich nach 1945 als Weltmacht etablierte und sich die europäischen Staaten umgekehrt plötzlich in einer abhängigen Rolle befanden. KREUZZÜGE UND DIE IDENTITÄT DES CHRISTLICHEN ABENDLANDES Das Frankenreich etablierte sich im 8.Jh. als erstes großes Reich nach der römischen Herrschaft auf europäischen Boden und setzte am Ende des Jahrhunderts zu zahlreichen Eroberungszügen an. In den folgenden Jahrhunderten wurden die kulturelle Lebensformen unter der Führung und Kontrolle der Papstkirche gestellt, um mittels Zwangstaufe eine einheitliche christlich-. europäische Identität zu schaffen. Die „innere“ Kolonialisierung Europas war ein Kleinkrieg um jeden Winkel, wobei diese Formen der Entgrenzung als eine Art Vorstufe zu späteren Expansionskriegen gesehen werden kann. Mittels dieser transkontinentalen Herrschaftsausdehnung wurden Netzwerke gebildet, welche die Geldwirtschaft nach Europe zurückbrachte und den Aufstieg der Kolonialmächte zur Weltmacht bewirkte. Mit diesen Expansionszügen gingen auch die ersten Judenpogrome einher, was schließlich fernab jeglicher Kontrolle geriet und der „Heide“ nicht mehr als Mensch und der Ermordete als Unbekannter angesehen wurde. Auf der iberischen Halbinsel lagen zwischen den einzelnen Etappen der Reconquista Jahrhunderte, jedoch ging die Verbannung und Verbrennung muslimischer und arabischer Handschriften ab dem 15.Jh. schnell voran. Inquisition und Christianisierung aller ungläubigen, Judenverfolgung und Ketzerverbrennungen trieben die Absicherung der Herrschaft und die Bereicherung der Herrschenden mit der Unterstützung des Papstes voran. FORMEN DES KOLONIALISMUS Mit dem Fall Konstantinopels 1453 begann Europa sich vom Orient abzuwenden und weitete seine Expansion über den Atlantik hinaus aus. Die „Entdeckung“ Amerikas 1492, die Suche nach neuen Handelswegen und schließlich die Herausbildung der Plantagenökonomie verlangte nach unfreien Arbeitskräften. Der Sklavenhandel wurde zu einem der prägendsten Gewaltelemente im Rahmen der Bemächtigung der Welt furch Europa. Im 16.Jh. verlagerte such schließlich das ökonomische Zentrum Europas nach Amsterdam, wodurch sich die Holländer als „Geldgeber Europas“ etablierten. Da die holländische Verfassung jedoch das Recht zur Kriegsführung in Übersee abtrat, wurde der Kreuzzuggedanke in den Hintergrund gedrängt und weitgehend durch kapitalistisches Kalkül ersetzt. Nachdem die Vorraussetzung für die technische Revolution gegeben war, der Kapitalismus, trat Großbritannien (GB) als Akteur an den Tag und übernahm die hegemoniale Rolle in der Weltwirtschaft, welche eine aggressive Expansion nach Außen und eine ökonomische Dynamik im Inneren bedeutete. GB besaß praktisch eine Monopolstellung in Europa, etablierte sich jedoch auch als gefährliche Seemacht bzw. gründete wichtige ökonomische Zentren in Asien, insbesondere in Indien durch die East Indian Company. Ende des 19.Jh wurde schließlich die Expansion „vervollständigt“ und Europa brachte große Gebiete Asiens und Afrikas unter seine Kontrolle. Da nun wieder die direkte politische Macht angestrebt wurde (East Indian Company galt als Handwerkszeug zur indirekten Machterstrebung), kann dies als erstes Krisensymptom der kapitalistischen Entwicklung gesehen werden. England wurde schließlich nicht von seinen europäischen Rivalen, sondern von Amerika, dem Patenkind sozusagen, als Weltmacht abgelöst, mit der sie auch heute noch eine lose Einheit in außenpolitischen belangen bildet. EXKURS: STRUKTURMERKMAL DES EUROPÄISCHEN KRIEGS Braudel bringt den Krieg zwischen Kulturen auf folgende Formel: „In wirtschaftlichen Schönwetterperioden treten Familienfehden in den Vordergrund. In Schlechtwetterperioden der Krieg gegen die Ungläubigen.“ Dies gilt genauso für das Christentum als auch für den Islam. Wirtschaftliche Wachstumsphasen sind verbunden mit defensiven Maßnahmen zur Absicherung und Abrundung der eigenen Macht- und Einflusssphären. Weiters kann man sagen, dass die Kolonialeroberung verbunden mit dem Sklavenhandel und Zerstörung autochthoner Kulturen als bruchlose Fortsetzung der expansiven und brutalen Kreuzzüge des Abendlandes in westliche Richtung verstanden werden. In Phasen der wirtschaftlichen Stagnation und Krise, werden demnach Expansionskriege nach außen in Gang gesetzt, welche nicht selten den Niedergang der Großmächte einläuten. Es sind gerade jene Großmächte, die die Vorherrschaft nicht in erster Linie mit den Mitteln des Krieges verfolgen, die die weltpolitische Vormachtstellung zu übernehmen imstande sind. KRIEG IN EUROPA Durch den Marshallplan in der Nachkriegszeit gewann die USA beträchtlichen Einfluss in Europa. Dieser steht auch im Zeichen des europäischen Friedensprojekts, welches als Grundgedanke der wirtschaftlichen Kooperation und Aussöhnung im EWG Vertrag 1957 verankert ist. Zunächst bedeutet jedoch jeder Erweiterungsschritt einen Ausbau des Binnenmarktes. Außerdem wird die EU durch die osteuropäische Erweiterung vor eine weitere Aufgabe gestellt: diese Länder, die ehemalige Peripherie sozusagen, auch wirklich in das System, in das Zentrum einzugliedern und nicht ihre jahrzehntelange Randstellung weiterhin aufrechtzuerhalten. Diese Position kam den jungen Nationalstaaten nach dem Zusammenbruch des Warschauer Pakts deswegen zu, da sie nicht die Chance hatten, behutsam Reformen durchzuführen, sondern ihre jungen Demokratien wurden zum Laboratorium liberaler Wirtschaftsideologien des Westens, insbesondere der IFIs und USA. Der EU kam hierbei die Rolle eines Transmissionsriemens für die Vermittlung des Washington Consensus zu, wodurch schließlich eine innereuropäische Peripherie entstand. Mit der Erweiterung der Union im Jahr 2004 wurde aber die Bildung eines politischen Kerneuropas immer mehr zum common sense. Wenn man jedoch einen Blick auf jene Kriege Europas wirft, die seit dem Zweiten Weltkrieg stattgefunden haben ( (Bürger-) Kriege in GR, Baskenland, Nordirland und Jugoslawien), zeigt sich deutlich, dass das Friedensprojekt noch seiner Verwirklichung harrt. Eine besondere Herausforderung des Friedensprojektes liegt in der Eingliederung und Entwicklung des jahrhundertelangen unterentwickelten, als Grenzen zwischen Europa und Abendland genutztes, Südosteuropa. Weiters weist Krippendorf darauf hin, dass der Nordirlandkonflikt und die Zypernkriege eine Folge der inneren Kolonisierung Europas mit der daraus erwachsenen Unterentwicklung in der Konfliktregion sind. AUßENPOLITIK SEIT 1955 – ZWISCHEN US-INTERESSEN UND INNEREUROPÄISCHER KONKURRENZ Europäische Außenpolitik blieb nach dem zweiten Weltkrieg in erster Linie den Nationalstaaten vorbehalten. Während die EU auf die Integration der neuen Demokratien nicht vorbereitet war, konnte die NATO unter der Führung der USA den Beitrittsprozess nach dem Auseinanderfallen des Warschauer Pakts umgehend in Gang setzen. Die EU benötigte dafür fast 10 Jahre. Was über gemeinsame Handels- und Außenpolitische Maßnahmen hinausging, wurde erstmals in der Einheitlichen Europäischen Akte 1986 angesprochen. Überdies wird eine Konsultationspflicht zwischen den Mitgliedern für die Gründung einer außenpolitischen Zusammenarbeit erachtet, was wiederum mit der Institutionalisierung des Europäischen Rates verbunden war. Jedoch kann die Außenpolitik noch nicht als eine Einheitliche betrachtet werden, da nationale Prioritäten und die Richtung der Außenpolitik noch uneinheitlich sind. Aber leider sind gemeinsame außenwirtschaftliche Kooperationsperspektiven für die äußeren Peripherien in Osteuropa noch nicht erkennbar, was auch mittelfristig die Krisenanfälligkeit und damit die Krisengefahr an diesen Rändern erhöht. Seit den 70er Jahren ist auch eine Orientierung nach Süden durch das AKP- Abkommen sichtbar. Jedoch ist der Versuch, durch Freihandel die unterentwickelten Staaten Afrikas an den Binnenmarkt heranzuführen, gescheitert. In dem Jahr 1995 wurde mit dem Barcelona- Prozess ein neuer wirtschaftlicher Annäherungsversuch gestartet, eingegrenzt jedoch auf die Mittelmeerregion, was 2010 in eine Freihandelszone münden soll. Es könnte also an dieser Stelle resümiert werden, dass es in Osteuropa eine Wirtschaftsintegration ohne gemeinsame Außenpolitik gibt, während es mit dem Barcelona- Prozess eine gemeinsame außenpolitische Idee ohne wirtschaftspolitische Integrationsperspektive gibt. EUROPÄISCHE KRIEGE AUßERHALB EUROPAS Seit 1991 mit dem Vertrag von Maastricht hat sich die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik militarisiert. Damit hat die EU einen neuen Ansatz begründet, welcher 1997 noch deutlicher durch den Amsterdamer Vertrag, welcher Kampfeinsätze ohne völkerrechtliche Legitimierung unter dem Titel der „Krisenbewältigung“, in Diskussion gebracht wurde. Die Realisierung einer europäischen Rüstungsgemeinschaft ist dennoch nicht zuletzt aufgrund des dominierenden Einflusses US- amerikanischer Eigentümer auch in der Rüstungswirtschaft Europas unwahrscheinlich, bzw. ist die offene Rivalität mit den USA kaum als realistische Option denkbar. Besonders deutlich zeigt dies ein Blick auf die Interventionen seit de Zusammenbruch des Warschauer Pakts, dass europäische Mächte meist nur als „Juniorpartner“ der USA beteiligt waren (vgl. S.165). Alle Krisenschauplätze der vergangenen Jahre liegen in unterentwickelten, peripherisierten Regionen. Jene Kriege und Konflikte, welche im Nahen Osten stattfinden bzw. stattgefunden haben, standen meist unter dem Banner „Krieg gegen den Terror“, was an die frühere Kreuzzugsidee anzuknüpfen vermag. Jedoch geht es bei diesen Kämpfen eigentlich um die Absicherung der Einflusszonen und die Durchsetzung eigener Rohstoffinteressen. Im Hinblick auf die Kriege in Afrika lässt sich beobachten, dass die außenpolitischen Initiativen der EU eigentlich nach wie vor von den Nationen in den historisch gewachsenen Beziehungsfeldern (Kolonien) betrieben werden. Auch hier spielt das Interesse an Rohstoffen und Ressourcen eine wichtige Rolle. GRENZEN UND MÖGLICHKEITEN EUROPÄISCHER AUßENPOLITIK Die EU ist weit entfernt von einer gemeinsamen Außenpolitik, denn alles was außerhalb des europäischen Integrationsprozesses liegt, ist reaktiv und hat keine eigene Zielsetzung. Konflikte innerhalb Europas gibt es im Verhältnis zur Prioritätensetzung der USA, was insbesondere bim US- Krieg im Irak offensichtlich wurde. Eine aktive gemeinsame Außenpolitik gegenüber China und Russland ist nicht sichtbar. Genau diese Patchwork - Außenpolitik läuft jedoch Gefahr, in weltpolitische Konflikte militärisch hineingezogen zu werden, was jedoch keine Perspektive bietet. Stattdessen wird versucht, durch instrumentelle Maßnahmen (gemeinsame Truppen, Rüstungskoordination, etc.) Vorraussetzungen zu schaffen, die den weltpolitischen Status der Union heben. Die bei den europäischen Staaten erkennbare Tendenz zur militärischen Interventionspolitik verweisen auf eine erneuerte Kontinuität früherer europäischer Expansionspolitik. ZWISCHEN „GERMANISIERUNG“ UND „SOWJETISIERUNG“ TOTALITÄRE BESATZUNGSPOLITIK IN POLEN 1939-1941: Walter MANOSCHEK Auftakt zum Vernichtungskrieg mit: Krieg gegen Polen 1939 und darauf folgender Aufteilung des Landes zw. „Drittem Reich“ und Sowjetunion Beide Regime bekämpften nach Kapitulation der poln. Armee die Zivilbevölkerung. Voraussetzungen für die Verwirklichung ihrer Projekte: Zerschlagung des poln. Staates und der bestehenden Gesellschaftsstruktur Implementierung nationalsozialist. bzw. stalinistischer Herrschaftsordnung nationalsozialist. Seite: Polen als Experimentierfeld für Genozid und nationalsozialist. Rassenpolitik. Stalins Absicht: neu erworbenes Ostpolen d. Sowjetunion einzuverleiben Umgestaltung d. Gesellschaft mit stalinistischer Politik DIE AUSWIRKUNGEN DES HITLER-STALIN-PAKTS AUF POLEN: Polit. Voraussetzung für Angriff auf Polen am 1. Sept. 1939 für Hitler schuf: Nichtangriffspakt mit Stalin vom 22. August 1939 >>> dies sah Aufteilung Polens zw. Deutschland und Sowjetunion vor (geheimes Protokoll setzte Besatzungsgrenzen fest) Deutschland: westl. Teil Polens = Reichsgau Wartheland — sollte „arisch“ gemacht werden durch Deportierungen um volksdeut. Siedlern Platz zu machen östl. Teil Polens = ”Generalgouvernement für die besetzten poln. Gebiete“ Sowjetunion: Ostteil Polens (Ende Sept. 1939) DIE „GERMANISIERUNG“ POLENS: Orientierung d. nationalsozialist. Politik in Polen an: volkstumspolit. und rasseideolog. Vorgaben Grundsätze der „Germanisierungspolitik“: Liquidierung d. polit. und gesellschaftl. Führungsschicht Polens Degradierung d. übrigen Polen ins Generalgouvernement als Sklavenvolk für dt. Wirtschaft >>> Politik mit großer Grausamkeit. (Bsp: nationalsozialist. Propaganda von Goebbels) NATIONALSOZIALISTISCHER TERROR: rasseideolog. Krieg war bereits: Polenfeldzug und anschließende Besatzungspolitik die bis Kriegsbeginn praktizierte Politik = Vertreibung von Juden, warf Probleme auf und man suchte Lösungen. nationalsozialist. Judenpolitik: Juden aus Deutschem Reich und den eingegliederten poln. Gebieten ins Generalgouvernement, zu deportieren. Abschieben über Demarkationslinie auf sowjet. Gebiet. Dezimierung d. jüdischen Bevölkerung Beide = improvisatorische Züge An Stelle des „Judenreservates“ im Generalgouvernement, weil als unrealisierbar angesehen nun Plan Juden auf franz. Insel Madagaskar („Madagaskarplan“) zu verschiffen (aufgrund des erfolgreichen Frankreichfeldzugs 1940) dies = qualitative neue Phase antijüdischer Politik, wenn auch nur Zwischenlösungen Massendeportationen: bereits genozidale Züge, weil Dezimierung erwünscht nach dem Ende d. Kriegshandlungen setzte antijüdische Politik ein. 1939 Okt.: Zwangsarbeit für Juden eingeführt Kennzeichnung d. Juden Beschlagnahmung des jüd. Vermögens all dies in wenigen Monaten abgeschlossen. 1939 Herbst: nach erzwungenen Auswanderungen kam es anschließend in Polen zu Maßnahmen im Bezug auf indirekten Völkermord: Ghettos(ab 1940)an Stelle d. Deportation ins Generalgouvernement. Massenerschießungen Zwangsarbeit jüd. Einrichtungen zerstört alltägl. Gräueltaten An d. deutsch-sowjetischen Demarkationslinie dramat. Szene: Juden wurden gewaltsam aus Generalgouvernement über Grenzfluss auf sowjet. Gebiet getrieben >>> dort von Sowjets erschossen oder wieder auf dt. Gebiet zurückgejagt, wo sie auch erschossen wurden. Ghettos: vorerst zur Trennung der jüdischen von der übrigen Bevölkerung meist entlang Bahnlinien = Hinweis, dass dies nur Zwischenlösung ist obwohl systemat. Genozid noch nicht geplant war, stieg Mortalitätsrate rasch an. Systemat. Genozid ab Sommer 1941! ( Jedoch zuvor schon Massensterben) erste antisemitische Gewaltwelle: Mischung von Befehlen, gewalttätigem Antisemitismus und Repressionsmaßnahmen. Terror: zeigt sich zw. gesteuerten Großaktionen und einzelnen Gewaltakten gegen jüd. und nicht-jüd. Bevölkerung Akteure d. Gewaltaktionen = gesamter Besatzungsapparat Seit 1940: Tötung durch Giftgas: Meilenstein in d. Entwicklung neuer Tötungstechniken brachte schleichende Gewöhnung an Massenmord mit sich Giftgas-Morde sah man als „Euthanasie“-Morde (weil zuerst „nur“ geistige und körperl. Behinderte Personen mit dieser Methode getötet wurden.) handlungsanleitendes polit. Maxim = Begriff „Rasse“ Ziel: ethnische Homogenisierung durch Teilung in westl. „arisch-germanischen“ Teil und östl. Abladeplatz als „rassisch minderwertig“ „Germanisierung“ Polens von Beginn an genozidale Züge, jedoch noch kein systemat. Vernichtungsplan. DIE „SOWJETISIERUNG“ OSTPOLENS: Vor Anfang 1940: Chaos und bürgerkriegsähnliche Zustände zw. versch. ethnischen Gruppen. Ukrainische Nationalisten gegen Juden und Polen. Etablierung d. sowjet. Machtstrukturen beendete Gewalttaten zw. ethn. Gruppen. 4 ethn. Gruppen: Polen, Ukrainer, Weißrussen, Juden. zw. Herbst 1939 und Juni 1941: stalinist. Herrschaftsausübung mittels massivem Terror in Ostpolen = Sowjetisierungspolitik. überwiegend nicht-poln. Bevölkerung, begrüßte Auslöschung Polens. jüd. Bevölkerung: erhoffte sich polit. Gleichberechtigung, bejahte sowjet. Einmarsch Ukrainische Bev.: träumte von einer unabhängigen Ukraine, später erkannten sie, dass sich ihre Erwartungen nicht mit den sowjet. decken Folge: ukrain. Nationalbewegung = OUN bekam stärkeren Zulauf, woraufhin sie Hauptzielgruppe d. stalinist. Verfolgungen wurden. Bäuerl. weißrussische Bevölkerung: stand Sowjets zuerst positiv gegenüber, änderte sich mit Kollektivierungskampagnen (leisteten aufgrund dessen passiven Widerstand) Sowjetisierung wirkte sich unterschiedl. auf jüd. Bevölkerung aus: gut gebildete wurden bevorzugt behandelt Sowjets zerschlugen traditionell jüd. Institutionen letztendlich unterlagen sie gleichen Beschränkungen wie alle anderen. an Stelle d. bürgerkriegsähnlichen Zustände trat sowjet. Repressionssystem= Massenexekutionen Verhaftungen Deportationen Zwangssowjetisierung d. Ökonomie poln. Bevölkerung bekam Sowjetherrschaft am härtesten zu spüren. (weil sie in Führungspositionen waren und Vorwurf d. Unterdrückung von Ukrainern und Weißrussen) Anfang 1940: Kollektivierung Nationalisierung Währungsumstellung Sowjets: verfolgten KEINE antisemitischen Ziele. unabhängig von ethn. Zugehörigkeit wurden Unternehmer und Bauern enteignet Ihr primäres Ziel: Umstellung auf sowjet. Wirtschaftssystem >>> diese Umstellung führte jedoch zu Verschlechterung d. Lebensstandards, je nach Klassenzugehörigkeit (hohe Arbeitslosigkeit) 1940 auch große Bevölkerungsverschiebungen zw. den geteilten Bereichen. Viele Juden wollten keine sowjet. Staatsbürgerschaft und hatten Verwandte auf dt. Seite, daher trafen viele die fatale Entscheidung in den von Deutschen besetzten Teil zurückzukehren. Sowjetischer Terror: staatl. Terror hatte hohen Grad an Willkür und trug zur Verschärfung d. Spannungen zw. den ethn. Gruppen bei. Juden wurden als Mitverantwortliche an sowjet. Terrorherrschaft betrachtet. Zielgruppe: polit. Gegner oder Personengruppen 1940 systematisierte d. Repressionsapparat des NKWD die Verhaftung Haftbedingungen orientierten sich an sowjet. Normen um Gefängnisse zu entlasten verurteilte man Insassen zur Zwangsarbeit bevorzugte Herrschaftsform: Massendeportationen 1940 Feb.: erste Deportationswelle hauptsächlich Polen, aber auch Ukrainer 1940 Juni/Juli: dritte Massendeportation hauptsächlich Flüchtlinge, die im Herbst 1939 vor Nazis geflüchtet waren 1941 Juni: letzte nicht abgeschlossene Massendeportation wenige Tage vor Überfall Deutschlands. NKWD führte durch: Verhaftungen Deportationen Massenerschießungen, waren ab 1941 zentral angeordnet alle Verbrechen hatten einheitliches Schema = typisch stalinistisches Systemverbrechen, von staatl. Terrororganen angeführt. Opfer und Täter immer gleich: auch in Polen Opfer = tatsächliche oder als solche definierte politische Gegner! 1940 April/Mai: Bekannteste Erschießung von kriegsgefangenen poln. Offizieren und Polizisten = Katyn-Morde (bis 1989 bestritten) dritte Welle von Massenerschießung: nach Überfall Deutschlands auf Sowjetunion Ende Juni 1941 22. Juni: Sowjets begannen mit Evakuierung d. Gefängnisinsassen aus Ostpolen ins Landesinnere, konnte durch Vormarsch der dt. Truppen nicht beendet werden Ermordung von Gefängnisinsassen, die nicht mehr deportiert werden konnten NKWD setzten sich vor Eintreffen der dt. Truppen ab. NKWD Verbrechen bildeten willkommenen Vorwand um die formulierten rassenideolog. Zielsetzungen in die Tat umzusetzen. Ziel = Juden auszulöschen DIE NATIONALSOZIALISTISCHE INSTRUMENTALISIERUNG DES STALINISTISCHEN TERRORS IN OSTPOLEN: sowjet. Besatzungspolitik in Polen = kommunist. Enteignungspolitik Hass und Rachebedürfnis entlud sich an jüd. Minderheit. Stereotyp vom „jüd. Bolschewismus“: entwickelte sich in Phase d. Sowjetisierung 1941 Juni in Ostpolen histor. einzigartige Situation = Verschränkung d. NKWD Verbrechen mit Judenmord im Nationalsozialismus: Bolschewismus = Todfeind d. nationalsozialist. dt. Volkes Man sah Verschränkung zw. Judentum und Bolschewismus erstmals werden Juden kollektiv als Feindgruppe erklärt OUN: spielte wesentl. Rolle im Kampf gegen die Sowjets und setzte bereits 1939 auf dt. Karte nutzte d. Gelegenheit zur „ethn. Säuberung“ Ihre Zielgruppen: Polen und besond. Juden (dies spiegelte den großen Einfluss der Deutschen wieder) Reinigungsaktionen primär bei: Bolschewisten und Juden OUN durfte keine Polen ermorden wenn sie es taten kam es zu Bestrafungen von d. Wehrmacht nach Abzug der Roten Armee haben sie Verwaltung übernommen NUN keine „Germanisierung“ mehr, sondern Eskalationsschritt in Richtung Judenmord nach Entdeckung d. NKWD Opfer in Gefängnissen entlud sich antisemitische Stimmung in Pogromen: ukrain. Miliz forderte Juden unter Todesdrohung auf, sich vor Rathaus zu versammeln dann wurden sie in Gefängnisse gebracht, begleitet von blutigen Ausschreitungen im Gefängnis mussten Juden NKWD Opfer bergen, während dessen sie geschlagen und zu Tode geprügelt worden sind danach feuerte man auf Juden erst dann griff Wehrmacht ein, die zuvor bereits tagelang über Exzesse hinwegsah und sich manchmal selbst daran beteiligte Zielgruppe jenes Geschehens = Wehrmacht, um ihnen zu beweisen, dass es sich nicht um leere Propagandaphrasen handle (beim Krieg gegen die „jüd. Bolschewisten“) Folge: sie kooperierten mit Nationalsozialisten 1941 Juni: dt. Zeitungen berichteten über NKWD Massaker und deren angeblichen Urhebern, die Juden dies sollte emotional aufheizen und zur Akzeptanz in der Bevölkerung für Verfolgung und Vernichtung erhöhen all dies diente als Wegbereiter für Judenverfolgung 1941 Juni: einsetzende Judenpogrome Propaganda Auftakt für bereits geplante Vernichtungsaktionen instrumentalisiert systemat. Ermordung d. Juden Wandel zum Vernichtungskrieg!!! BRIEFE EINES TRAURIGEN SOLDATEN Käthe KRATZ - Inge ROWHANI-ENNEMOSER SCHWACHE STAATEN DU ÖKONOMISCHE ENTWICKLUNG ORGANISIERTE KRIMINALITÄT UND KORRUPTION AUF DEM BALKAN LAGE, URSACHE UND PERSPEKTIVE Norbert MAPPES-NIEDIEK Argumente gegen die plausible Annahme, die Kriminalisierung der Volkswirtschaften am Balkan sei eine Folge der ethnischen oder „nationalen“ Konflikte der 90er-Jahre: - Kriminalisierung ist in europäischen Nachkriegsgesellschaften lediglich in einer kurzen Chaosphase typisch. - Die Wurzeln der Kriminalisierung stammen noch aus den Zeiten vor den Kriegen. - Das am stärksten betroffene Land – Albanien – hat überhaupt keinen Krieg erlebt. ZUR LAGE: (1) Für die jungen Nationen in Südosteuropa stellt die mit Politik und Behörden in Verbindung stehende organisierte Kriminalität eine große Herausforderung dar. Mit dem Mord am serbischen Premierminister Zoran Djindjic (März 2003) kam es zu einem Paradigmenwechsel: weg von ethnischen Konflikten, hin zu einem politisch-kriminellen Komplex. Nach dem Vorfall kam es zu Großfahndungen mit zahlreichen Verhaftungen, was untypisch ist, denn normalerweise bleiben derartige Reaktionen des Staates aus. Ein jüngerer, typischer Montenegro wegen Fall, ist die vermuteter Verhaftung des Zugehörigkeit Vize-Generalstaatsanwalts von zu von einem Netzwerk Frauenschmugglern. Was eben ins Schema passt, ist, dass der Innenminister, der die Verhaftung veranlasste, sein Amt verlor. Die kriminellen Strukturen, die sich im Jahrzehnt der Kriege herausgebildet haben, wirken auch heute allesamt weiter. Einzelne Teilbereiche (Waffen- oder Drogenhandel) zu bekämpfen, macht wenig Sinn, denn alle sind miteinander vernetzt. (2) Es lassen sich in Südosteuropa drei verschiedene Entstehungsmuster der Verbindung zwischen organisierter Kriminalität und Politik erkennen: 1. das älteste Muster: Jugoslawien in den 80er- und frühen 90er-Jahren: Die Unterwelt mit ihren Kriminellen wurde systematisch mit Polizeiausweisen ausgestattet, wodurch dann viele Morde durch sogenannte Polizisten verübt wurden. Kriminelle wurden für zwei Dinge benutzt: Sie sollten einerseits die Kroaten, bosnischen Muslime und Albaner aus ihren Siedlungen vertreiben, sie töten und ihre Wohnungen plündern und andererseits Jugoslawien während den UN-Sanktionen mit Gütern versorgen. Die Ursachen sind also weniger im Krieg selbst, als vielmehr im Handelsembargo 1992-1995 zu finden. 2. Osteuropäisches Muster: Balkan und Bulgarien in ausgeprägter Form in Russland. 3. privates Muster: am häufigsten in den von Albanern besiedelten Gebieten; in diesen Gebieten stimmten die Interessen des organisierten Verbrechens mit denen der Bevölkerung für eine Weile überein. Beide versuchten, den Staat aus ihren Sphären fern zu halten. „Freiheit“ bzw. „befreite Zonen“ waren das Ziel aller albanischen Bewegungen seit 1990. In diesen „befreiten Zonen“ sollte dann jede Familie ihrer Arbeit und ihren Geschäften ohne Belästigung und Tributzahlung nachgehen können. In Mazedonien wurde dies beinahe mit friedlichen Mitteln erreicht. Nach 1998 verteilte die Regierung den nationalen Reichtum zwischen den beiden regierenden Nationalparteien und den lokale Machthabern wurde erhebliche Handlungsmacht eingeräumt. Die Albaner wollten sich allerdings der neuen Autorität nicht beugen und rebellierten. (3) Bei der organisierten Kriminalität in Südosteuropa gibt es Internationalisierungstendenzen: Die größte Gefahr liegt nicht im kriminellen Potential lokaler Banden, sondern vielmehr in der internationalen Kooperation der Szene. Es besteht ein weit verzweigtes Netz von Geschäftsbeziehungen, in dem serbische Banden einen wichtigen Knoten darstellen. Die Schwäche des albanischen Staatsapparates werden von kolumbianischen und ägyptischen Drogen- und Schmuggelsyndikaten für Niederlassungen im Land genutzt. (4) Der Balkan bietet kriminellen Banden auf internationaler Ebene Standortvorteile: - Drogenkartelle finden entwickelte, oft über Jahrzehnte erprobte Schmuggelwege vor. Einige Grenzen werden aufgrund a) geografischer Gegebenheiten, b) Verwaltungsschwächen, c) der hohen Korruptionsanfälligkeit der lokalen Behörden und d) weil sich die Staatsgrenzen nicht mit den Siedlungsgebieten der ethnischen Gruppen decken kaum kontrolliert. - Geografische und kulturelle Nähe zu Westeuropa; Kontakte durch Arbeitsemigranten mit den westeuropäischen Metropolen. Die wichtigste Ressource für internationale Banden ist auf dem Balkan aber die Schwäche der Staaten (ineffiziente und korruptionsanfällige Polizei, allgemeine Schwäche und Unsicherheit der Behörden, öffentliche Armut, ethnische Konflikte in Minderheitsgebieten und eine staatsferne bis staatsfeindliche Haltung großer Teile der Bevölkerung). (5) I.d.R. ist die politische Klasse mit der organisierten Kriminalität über Korruption verbunden. Die organisierten Banden wollen nicht die Macht des Staates übernehmen. Sie profitieren vielmehr von der Schwäche der Behörden. Politiker treten auf dem Balkan immer seltener als „Paten“ oder direkt kriminelle Unternehmer auf. Dies ist ein Zeichen für Kontrollverlust und strukturelle Schwäche der Politik. Seit der Mitte der 90er Jahre gab es eine Privatisierungswelle in der organisierten Kriminalität. Racketeering: Schutzgelderpressung auf hohem Niveau. In manchen Staaten wird üblicherweise für politische Entscheidungen mit wirtschaftlichen Folgen von dem Begünstigten einen Tribut verlangt. (6) Die Dezentralisierung der Staatsgewalt gilt als Mittel zur Entschärfung ethnischnationaler Konflikte. Sie kann dazu führen, dass Kriminelle einen direkten Zugriff auf Steuergelder und die Polizei bekommen. Machtverlagerung auf die kommunale Ebene entschärft nicht ethnische Konflikte selbst, sondern lediglich deren Potential. ZU DEN URSACHEN: (7) Die jungen Nationalstaaten sind kein Produkt gesellschaftlicher Integration, wie in Europa, sonder das Ergebnis gesellschaftlicher Desintegration. Sie sind ein Projekt nationaler Parteien, die während des Krieges Konfliktparteien waren. Diese Parteien haben sich, um militärische Vorteile zu erlangen, mit kriminellen Elementen der jeweiligen Ethnie verbündet. Dabei gibt in der Balkanregion ein sog. „spontanes Grundverständnis“ für rechtsstaatliche Regeln. Nicht die Rechtsstaatlichkeit wird als unwichtig gesehen, sondern der jeweilige Staat, als Rahmen für diese Rechtsstaatlichkeit. „Jugoslawien“ konnte, bei aller Kritik an der diktatorischen Führung, ein Gefühl der Staatlichkeit entwickeln. (In Serbien konnte dieses Verständnis genützt werden, und es hat an den Nationalstaat des 19. Jhds angeknüpft.) Grundlage der Balkan Politik ist die Hoffnung, dass der öffentlich gezeigte Nationalismus ein verbindendes Element für die Bildung eines (Rechts) Staates ist. Der Träger dieses „Nationalismus“ waren die alten kommunistischen Eliten, nicht neue, moderne BürgerInnen, und dieser setze auch den Mechanismus der „ethnischen Säuberungen“ in Gang. Eine nationale Bewegung (wie im 19. Jhd in Europa) hat es in den 90er Jahren am Balkan also nicht gegeben, der historische, soziale Kontext, indem das ganze stattfand (staat fand*g*) War ein vollkommen anderer. In Wirklichkeit wollten die meisten Menschen am Balkan keine Nationalstaaten laut Mappes-Niediek. Die SlowenInnen haben sich 1991 abgespalten um „näher“ bei Europa zu sein, und nicht weil sie sich mit einem slowenischen Staat identifizierten! Das gilt auch für die anderen Ethnien. Eine Nation ist im osteuropäischen Verständnis eher eine Kulturgemeinschaft, keine staatsbildende Gemeinschaft. Das Paradebsp. Ist Bosnien, es hat drei „konstituierende Völker“ von denen zwei (Serben +Kroaten) sich auf Zentren außerhalb des Landes konzentrieren und hat außerdem nur funktioniert, wenn es in ein größeres Gebilde eingebettet war. Früher war das Jugoslawien und jetzt sollte diese Funktion die EU übernehmen. In Mazedonien ist das Selbstgefühl so niedrig, dass die Akademie in Skopje sich mitten im Konflikt mit der albanischen Minderheit, Ideen für eine Aufteilung des Landes berät. Die Unabhängigkeit vom Kosovo ist bloß eine Verlegenheitslösung, mit Jugoslawien ist der Kosovo auf Grund der historischen Ereignisse „fertig“ und der Zusammenschluss mit dem armen Albanien ist auch nicht gerade toll. Serbien – Montenegro hat als Bundesrepublik Jugoslawien nie richtig funktioniert. Bulgarien ist seit 1878 selbstständig und das einzige Balkanland, das aus eigener Kraft (nennenswerte) Schritte im Kampf gegen die Korruption setzen hat können. Das Staaten eine Hervorbringung von Gesellschaften, der Nation, sind, ist in Osteuropa „empirisch falsch“. Das ein Staat von außen gebildet wird, ist nichtsungewöhnliches. Als Albanien 1912/13 unabhängig wurde, gab es zwar eine nationale Bewegung, die aber zu schwach gewesen wäre, einen Staatapparat zu halten. Die Unabhängigkeit führt Mappes – Niediek darauf zurück, dass die europäischen Großmächte eine Pufferzone/Sperrgebiet gegen allfällige russische und serbische Ansprüche auf das Mittelmeer brauchten. Da die BewohnerInnen Albaniens die gleiche Sprache sprachen, bestimmte kulturelle Gemeinsamkeiten teilten nahm Europa es für selbstverständlich, dass Albanien ethnisch homogen war/ist, und dadurch prädestiniert war einen Nationalstaat zu bilden. Das aber ein gewisser grad an Vergesellschaftung notwendig ist, blieb außer Acht. Albanien musste zu Beginn des 20. Jhds zum Nationalstaat gekürt werden, da es sonst nicht mit den anderen europäischen Staaten kompatibel gewesen wäre, die neuen balkanischen NS sind aus demselben Grund entstanden. (8) Der Zerfall Jugoslawiens hat einen Wirtschaft- und Kulturraum zerschnitten. Das schwächt die Ordnungskräfte und stärkt das organisierte Verbrechen. In Maz. und Alb. gibt es sog. „black holes“ in denen die staatliche Autorität nicht greift. Kriminelle sind in der glücklichen Lage, Behörden zu haben, die voneinander nichts wissen oder nicht kooperieren. Die neuen Grenzen sind für das organisierte Verbrechen kein Hindernis sondern ein Vorteil. Durch Mazedonien werden jährlich allein Zigaretten geschmuggelt, die das BIP übersteigen. Eine intern. Überwachung ist kaum möglich, ausländische Polizisten sind immer in der Minderzahl und verzweifeln an der Sprachbarriere. Auf diplomatischer Ebene haben sich viele Behörden(Gesprächskreise entwickelt: SECI (Südosteuropäische Kooperationsinitiative), SPOC (Initiative gegen organisiertes Verbrechen, und der Europarat hat das Projekt Paco gestartet. Experten halten aber wenig von diesen Initiativen. „Fortschritte“ halten die Diplomaten auf sog. Ratings fest: Die maz. Regierung kam etwa bei der Bekämpfung des Frauenhandels in die Gruppe 1 (neben D, F), es gibt nämlich ein neues Gesetz in denen die aufgegriffenen Frauen untergebracht abgeschoben, dafür ist aber die Zahl der Bordelle explodiert. werden statt Intern. Behörden stehen drei Wege zur Verfügung: Direkte Polizeiinterventionen (wie im Kosovo) Die Anregung von Gesetzen und personelle Umstellungen in der exekutive (wie in Bosnien/Albanien) Diplomatischer Druck (wie in Serbien, Montenegro, Mazedonien und Bulgarien) Aber keine dieser Möglichkeiten hat wirklich eine Chance wenn die lokale Bevölkerung keine Eigeninitiative ergreift und sich ihrerseits von kriminellen Handlungen zurückzieht. (9) Armut und Arbeitslosigkeit führen der Kriminalität aber ständig neue Gesichter zu, junge Männer haben kaum eine Chance auf eine kriminelle Karriere zu „verzichten“. (10) Ethnische Gegensätze werden genutzt um aktive Unterstützung gegen polizeiliche Interventionen zu mobilisieren (auch wenn es nur passive Solidarität ist) (11) Organisierte Kriminalität verfügt in allen Balkanländer über eine „historische Tiefe“. (Viehzüchtergesellschaften, wie sie auf dem Balkan zu finden sind, eine andere Einstellung zu Legalität und Verbrechen. In Albanien pflegten Viehzüchterfamilien noch im 20. Jhd., wenn gegen Ende des Winters die Vorräte knapp wurden, Raubzüge in die Ebenen zu machen…) KONGO „HUMANITÄRE INTERVENTION“ IM STELLVERTRETER- BÜRGERKRIEG Walter SCHICHO DER GLOBALE UND REGIONALE KONTEXT VON AFRIKAS KRIEGEN Der Kalte Krieg begleitete Afrikas Entkolonisierung und stellte für den Norden ein „Labor mit echten Bedingungen“ für die Entwicklung neuer Technologien und neuer politischer Strategien dar. Des Weiteren wurde die eigene Wirtschaft angekurbelt (v.a. die Waffenproduktion und – Handel) und es bot sich eine Arena für die Austragung der Supermachtgegensätze war (Stellvertreterkrieg). an, ohne dass die eigene Bevölkerung betroffen Die Verschlechterung der Lebensbedingungen (fehlender sozialer Wohnungsbau, Verfall von Schulen und Krankenstationen, Verknappung der Konsumgüter, hohe Inflationsrate, hohe Arbeitslosigkeit ...) vor, aber auch nach der Unabhängigkeit, verstärkte eine allgemeine Gewaltbereitschaft in der Bevölkerung. In dieser Zeit stiegen die unproduktiven Ausgaben gewaltig. Militär, Prestigebauten, kriminelle Misswirtschaft ... entzogen dem Staat die Mittel für soziale und wirtschaftliche Entwicklung. Immer weniger Regierungen konnten ihr Budget selbst finanzieren und erhielten daher durch Kredite oder „Finanzhilfe“ Unterstützung. Eine Einmischung des Nordens wurde insofern unterstützt als die Gewährung oder Verweigerung von Finanzflüssen über Bestand oder Zusammenbruch einer Regierung entschied. Das Ende des Kalten Krieges führte nicht zu einer Auflösung der Probleme im afrikanischen Raum, sondern schuf eine Umwelt, in der die vorhandenen Widersprüche, die ungleiche Verteilung von Ressourcen und die Schwächung des Staates durch die global players zahlreiche bewaffnete Konflikte zeugten. mit dem Wegfall autoritärer staatlicher Gewalt kam es zu zahlreichen lokalen Mächten, die miteinander und mit den verbliebenen alten Mächten um die Kontrolle der Ressourcen und der Bevölkerung mit den gewohnten Mitteln stritten. Da der Staat seine Aufgabe der Regulierung und Kontrolle nicht mehr wahrnahm, blieben die unterschiedlichen Räume der Willkür eigensüchtiger Akteure überlassen. So entstanden in den 90er Jahren zahlreiche kleine lokale bewaffnete Konflikte, die sich wie ein Flächenbrand ausbreiteten, wobei hier Zentralafrika als besonderer Krisenherd herausstellte, wo sich die innerstaatlichen Kriege in Uganda, Ruanda und Burundi als „Weltkrieg“ in den beiden Kongos und der Republik Zentralafrikas fortsetzten. ZENTRALAFRIKA IN FLAMMEN Verschiedene Vorgeschichten des „afrikanischen Weltkriegs": In den 90ern war die DR Kongo umgeben von Staaten, in denen offene oder verdeckt kriegerische Auseinandersetzungen stattfanden. Sie wurde immer wieder in Konflikte einbezogen, da sie durch gemeinsame Sprache, Kultur und Politik ein ideales Hinterland für die kriegsführenden Parteien darstellte. Angola erlebte einen kolonialen Krieg, der 1975 nahezu ohne Pause in einen Bürgerkrieg überging. Die Verbindung mit dem Kongo bestand in einer engen Zusammenarbeit zwischen der angolanischen „Befreiungsarmee“ FNLA (Frente Nacional de Libertação de Angola) und der kongolesischen Katangagendarmen, die eine Loslösung des Südwestens des Kongos anstrebten. Mobutu konnte nur mit der Unterstützung Marokkos und Frankreichs der Invasion ein Ende bereiten (1977/78). Der Bürgerkrieg in Angola endete erst als der Präsident Jonas Savimbi, Führer der angolanischen Fraktion UNITA, 2002 erschossen wurde. Der Kongo hatte vor allem in den letzten Jahren eine wichtige Rolle gespielt, wenn Banditen der UNITA Diamanten aus dem und Waffen ins Land zu schaffen hatten. Republik Kongo (Kongo- Brazzaville) und in der Republik Zentralafrika brachten die inneren Auseinandersetzungen in den 1990er Jahren beide Staaten an den Rand des Zusammenbruchs. Militärische Interventionen durch Angola, Frankreich und eine afrikanische Eingreifgruppe stellten die Ruhe einigermaßen wieder her, doch wurde v.a. Zentralafrika in den „Weltkrieg“ im Kongo wieder einbezogen. Im Sudan hatten 1983 die Einführung der sharia, aber auch die steigende wirtschaftliche Bedeutung des Südens (Erdöl) den Bürgerkrieg erneut in gang gesetzt. War der erste vom Norden vereinfacht als Auseinandersetzung zwischen „christlichem Süden“ und dem muslimischen Norden gesehen worden, so fand der 2. unter deutlich veränderten Rahmenbedingungen statt. Die USA wie auch die konservativen arabischen Staaten ließen der Regierung mehr Geld zukommen, als den anderen Staaten. Der Süden hatte dafür die Unterstützung des „kommunistischen“ Regimes Äthiopien und Libyens. Nach dem Sturz des Präsidenten Numeiris übernahm das Militärregime islamischer Prägung die Führung in Karthoum, was der Norden auch in diesem Sinne wahr nahm („Schurkenstaat“) In Uganda hatte die Machtübernahme durch die nationale Befreiungsbewegung NRM (National Resistance Army) unter Yoweri Museveni im Jahr 1985 Beruhigung in einigen Teilen des Landes gebracht, konnte aber nicht das gesamte Gebiet unter seine Kontrolle bringen. Der Süden und Westen wurde Hinterland für bewaffnete Interventionen in Ruanda und Zaire. 1990 unterstützte Uganda den Angriff der Patriotischen Front (RPF) auf die Regierung Ruandas – als Gegenleistung für die Unterstützung der Exil- Ruander (v.a. Tutsi) für deren Unterstützung. 1996 brachen teile der Armee Ugandas und Ruandas, begleitet von Laurent Kabilas Befreiungsfront und US-amerikanischen Spezialisten auf, um Präsident Mobutu in Kinshasa zu vertreiben. Mit Hilfe „befreundeter“ Staaten kam Kabila in der DR Kongo an die Macht, destabilisierte damit aber den Osten des Landes. 1996 wurde eine „Ökonomie des Raubes“ im Osten aufgebaut, wo v.a. Uganda und Ruanda an der Ausbeutung der Rohstoffe beteiligt waren. Militärische Verbrecherbanden beherrschten den Schmuggel mit Erdölprodukten und Waren des täglichen Bedarfs. In Verbindung mit dem Rückzug Ugandas kam er zu einem verbalen Kräftemessen mit dem Kriegspartner Ruanda. Museveni musste nun die viel schlagkräftigere Armee Ruandas, also den Verlust seiner Stellung als „Polizisten der USA“, fürchten. Der eigentliche Auslöser für den Krieg im Kongo war jedoch der weit in die Kolonialzeit zurückreichende soziale Konflikt in Ruanda und Burundi. „Hutu“ und „Tutsi“ – zwei Bevölkerungsgruppen, deren unterschiedlichen Status christliche Missionen und versch. Kolonialmächte hochspielten –wurden im Verlauf der Kolonialzeit zu antagonistischen Akteuren. In Burundi waren es v.a. die Elite der Tutsibevölkerung, die durch Massenmord ihre Kontrolle über Macht und Reichtum des Landes behalten wollte, während es in Ruanda die Hutu die Oberhand behielten und 1994 durch Milizen (Interahamwe), Teile der Armee und der Zivilbevölkerung nahezu eine Million Tutsi und gemäßigte Hutu ermorden ließ. Die von Uganda gesteuerte Patriotische Front unter Führung Paul Kagame (Tutsi) übernahm die Macht in Ruanda und die alte Regierung (mit ihr die Mörderbanden) flüchteten vor allem nach Zaire in die Flüchtlingslager. Dort hatte die Interahamwe die nötigen Mittel um ihr Terrorregime wieder aufzubauen und weiterzuführen. Die internationale Gemeinschaft versagte angesichts der Tragödie in Zentralafrika; Frankreich und Mobutu stellten sich auf die Seite der vertriebenen ruandischen Regierung, Uganda, die USA und Südafrika standen mehr oder weniger offen hinter Kagame; Belgien, die UNO und die meisten Hilfsorganisationen hilflos dazwischen. Die Aktivitäten der Hutu- Milizen in den Lagern waren schließlich ausschlaggebend für Ruandas Angriff gegen den Osten Zaires. KONGO: GESCHICHTE DER GEWALT – GEWALT DER GESCHICHTE In kaum einer anderen Region auf dem Kontinent (Algerien ausgenommen!!) war frühkoloniale Gewalt so massiv auf die afrikanischen Gesellschaften hereingebrochen wie im Kongo. Die Zeit vor dem 1.WK erlebte „Belgisch-Kongo“ unter der Herrschaft von „Staat, Mission und Kolonialgesellschaften“ („Unheilige Dreieinigkeit“), was aber auch in den anderen Gebieten gleich war. In den 1950er Jahren schlug Belgiens Versuch mittels eines kolonialen Wohlfahrtsstaates die Unabhängigkeit hinauszuzögern fehl, und der überhastete Prozess der Unabhängigwerdung führte direkt hinein in mehrere Jahre der Anarchie. Die entstandenen Parteien waren ethnisch gefärbt und hingen an einer Persönlichkeit, die v.a. eigene Interessen wahren wollte. So kam es bei den Wahlen von 1960 zum Antreten von 250 Parteien, aus der Patrice Lumumba als Sieger hervor ging. Er hatte jedoch große Probleme mit der Regierungsbildung und damit das Land unter sich zu einen. Es brachen in mehreren Teilen des Landes Unruhen aus (v.a. in der Region Katanga), was schließlich dazu führte, dass der Präsident mit seinem antikolonialen und antikapitalistischen Diskurs ermordet wurde (mit Unterstützung der Belgier und der USA). Im November 1965 übernahm die Armee die Macht; Joseph Desiré Mobutu ließ sich vom Parlament –vorerst für 5 Jahre- zum Präsidenten machen. Unter Mithilfe durch Belgien, die USA und der im Kongo angesiedelten Firmen, gelang es Mobutu die verschiedenen Rebellengruppen niederzuschlagen und zu vertreiben; jene, die bleiben, wie Laurent Kabilas Revolutionspartei im Süden der Provinz Kivu, arrangierten sich mit dem Regime und betrieben eine Revolution zum eigenen Vorteil. Die Wirtschaft des Kongo blieb weiterhin unter fremder Kontrolle, der Staat in den Händen vom Mobutu Sese Seko und seiner Kleptokratie, die die Menschen noch stärker ausbeutete als in der Kolonialzeit. Das ideologische Konstrukt der authenticité konnte die vorhandenen disparaten Identitäten verdecken, die tribalistischen und regionalen Gegensätze aber nicht auflösen. Zu Beginn der 1990er Jahre funktionierten kaum noch wirtschaftliche Einrichtungen im Gemeininteresse. In sozialer, politischer und wirtschaftlicher Hinsicht hat sich seit der Unabhängigkeit also nichts geändert. Die Frage der „nationalen Zugehörigkeit“ war aufgrund der durchlässigen Grenzen sehr schwierig zu lösen. In der Region Kivu wurde vor allem die Zuwanderung aus Ruanda und Burundi immer wieder problematisiert und es kam immer wieder zu Streitigkeiten, bei denen es um Macht, Kontrolle von Land und Bodenschätzen ging. In der Region Shaba/Katanga traten ebenfalls immer wieder tribalistische Konflikte zutage. So griffen die Bakongo wieder die Idee eines eigenen Staates aus der spätkolonialen Zeit wieder auf. Das Scheitern er Demokratisierung und der Zusammenbruch der Diktatur Mobutus auf der einen, das Misslingen der „humanitären Intervention“ internationaler Kräfte (v.a. die französische operation turqoise) und die daraus resultierende Invasion 100-tausender Flüchtlinge sowie der Einmarsch von Truppen aus Ruanda, Uganda und Angola auf der anderen Seite lösten schließlich den zentralafrikanischen „Weltkrieg“ in der 1. Hälfte der 1990er Jahre aus. WEM NÜTZT DER KRIEG IM KONGO? Die kleinen Kriege waren eingebettet in ein internationales Kriegsszenario, das aus zumindest 5 Komponenten bestand: - die Ausweitung des Bürgerkriegs Ruanda - der rasche Vorstoß von Laurent Kabilas AFDL (Alliance des Forces Démocratiquees pour la Libération du Congo/Zaire), der mit dem Zusammenbruch des Regimes von Mobutu und der Errichtung der DR Kongo unter Kabila endete - Bruch zwischen Kabila und seinen Alliierten aus Uganda und Ruanda, der zum 2.Kivukrieg führte, und in dem Kinshasa trotz Unterstützung durch Militär aus Zimbabwe, Angola, Tschad und Namibia gut 1/3 des kongolesischen Territoriums verlor - Das Eingreifen von europäischen Interventionsgruppen und der UNO- Mission MONUC - Zahlreiche Friedensverhandlungen und der interkongolesische Dialog, denen immer wieder neue Konflikte folgte. 2 Gruppen von Akteuren: Lokale: Regime von Laurent Kabila (dem nach dessen Ermordung 2001 sein Sohn Joseph als autoritärer Staatschef folgte), die politische und bewaffnete Opposition, bewaffnete Einheiten, Rebellengruppen ausländischer Herkunft Internationale: „Paten“ in Brüssel, Paris und Washington, die afrikanischen „Paten“ von Uganda und Tschad bis Zimbabwe und Südafrika, die multilateralen Organisationen (UNO, EU, SADC), private Akteure (von NGOS bis zu Firmen im Minensektor, Waffenhändler...). Da jeder auf irgendeine Weise politischen oder wirtschaftlichen Gewinn aus diesem Krieg ziehen kann, heißt die Antwort, dass allen der Krieg nützt, natürlich nicht auf die gleiche Weise bzw. gleiche Dauer. Eine besondere Rolle bei der Entstehung und Eskalation des Krieges im Kongo spielten die Bodenschätze und andere natürliche Ressourcen des Kongo. Die UNO verfasste 2002 einen Bericht über „illegale Ausbeutung“ dieser Reichtümer, worin namentlich die Regierung Uganda, Ruanda, verschiedene Netzwerke, Politiker, Paten und Firmen genannt werden, was aber in weiterer Folge wenig an der Ausplünderung des Kongo geändert hat. ALGERIEN BEFREIUNGSKRIEG UND BÜRGERKRIEG ALS BEISPIELE ASYMMETRISCHER KRIEGE Sabine KEBIR - die meisten Kriege des 20. Jhdts = globalisierte Kriege + Einbeziehung großer Teile der Zivilbevölkerung - erfolgreiches Verhandeln: die Anerkennung des Gegners als gleichberechtigten Partner; Kriege im 20. Jhdt: Frieden nur, wenn Menschenmassen als gleichberechtigt angesehen - Infantilisierung: Kolonialmächte der Neuzeit haben die Eingeborenen zu Menschen im Kindheitsstadium erklärt = sie brauchen die Hilfe der Kolonialmacht, um ins Stadium der Gleichberechtigung hineinzuwachsen 1. 1954 – 1962: der algerische antikoloniale Befreiungskrieg 2. 1990er Jahre: der algerische Bürgerkrieg - Beispiele für asymmetrische Kriege 1. KOLONIALE MACHT UND ANTIKOLONIALER WIDERSTAND - Frankreich als Kolonialmacht; 1794 der haitianische Aufstand erkämpfte Bürgerrechte für alle; aber in der Praxis weiter rassistische Benachteiligung - nordafrikanische Muslime keine formal gleichberechtigte Gruppe innerhalb der Republik (keine Teilnahme an der Entwicklung der Demokratie; ihre Kinder dürfen nicht in die öffentlichen Schulen gehen) - ab 1865: Muslime und Juden erlangen die Bürgerrechte der französischen Republik, wenn sie Katholiken werden; 1870: Juden sind Bürger der Republik - Algerien vor der Kolonisierung in 1830 = ein patriarchales Feudalsystem - zunehmende Getreideexporte nach Frankreich =>1867/ 68 eine Hungersnot = Instrument, die entvölkerten Ländereien in die Hand der Europäer zu geben - 1871: Aufstand; El Mokrani + sein Bruder an der Spitze; gegen die Muslime ausgrenzende Differenzierung des Rechts; der Aufstand niedergeschlagen - die überlebenden Muslime zogen sich in die unfruchtbaren Bergregionen zurück, als Tagelöhner auf den modernen Landgütern - die Forderung nach Gleichberechtigung lebt weiter in urbanen Zentren und in der muslimischen Emigration nach Frankreich - 1920er Jahre: die „Oulema“ = eine Gruppe von Korangelehrten; das Prinzip der Laizität, wenn den Muslimen volle Bürgerrechte gewährt werden - 1920er Jahre: „Étoile Nord-Africaine“ = Gewerkschaftsbewegung; soziale Forderungen für Gleichberechtigung der Muslimen - 8. Mai 1945: Demonstration = Algerier forderten für ihre Teilnahme am Krieg gegen Deutschland die Bewährung von bürgerlichen Rechten für alle - das Schulrecht reformiert = jede Klasse durfte 10 % Muslime aufnehmen =>Analphabetismus (Muslime = 90 % der Gesamtbevölkerung) - demokratiewillige Organisationen wollten den Laizismus anerkennen, die Kolonialmacht verbot diese Organisationen - Franz Fanon = Arzt; analysiert Gewaltphänomene auf beiden Seiten; diese Phänomene in direktem Bezug zur fehlenden Demokratie; der Gesprächspartner des Kolonisierten ist der Gendarm oder der Soldat = Sprache der reinen Gewalt; Aggressivität zuerst zwischen Algeriern (erscheint als Bestätigung der Infantilität); Okkultismus und Magie; Aggressivität schließlich in Richtung der Kolonialmacht Der permanente Ausschluss von Mitbestimmung und Demokratie brachte die Algerier zu ihrem gewaltsamen Unabhängigkeitskrieg. Die gewaltsam zu erringende Unabhängigkeit war die einzige Möglichkeit zur „Emanzipation“ der Algerier. DER UNABHÄNGIGKEITSKRIEG (1954 – 1962) - 1954 bewaffnete Revolution beginnt = die politische und militärische Geheimorganisation FLN eröffnet den Kampf; Dauer: 7 Jahre - die Kolonialmacht militärisch überlegen, die algerische Seite konnte den Krieg nur mit asymmetrischen Mitteln (Methoden von Partisanen und der Stadtguerilla) führen - internationale Konstellationen: Unabhängigkeitsbewegung; weltweit die USA voranschreitende unterstützen die algerische Unabhängigkeitsbewegung (Finanzierungshilfen; diplomatische Ebene) 2. NACHKOLONIALE ENTWICKLUNG - die neue nationale Bourgeoisie liefert die natürlichen Ressourcen den internationalen Monopolen und Konsortien aus - Vorbild: Ostblock, Ägypten, Syrien, Irak = moderne Solidarsysteme für Bildung, Gesundheit, Altersrente - die islamisch konservative Strömung: Einfluss, Erziehung zum selbständigen Denken, Stärkung der patriarchalen Familienstruktur Ursachen des Bürgerkriegs: a, Mangel an Demokratie = die Hauptursache nach der Autorin b, Nationalisierung der Erdölquellen c, Agrarreform / Agrarrevolution d, internationale Ebene ad a, - kein transparentes System von Rechten und Pflichten - die meisten Interpretationen: der Laizismus des FLN-Regimes verantwortlich; ein Dauerkonflikt zwischen der die Geschlechter gleichberechtigenden Verfassung und dem Familienrecht ad b, - Zusammenarbeit des Staates mit Erdölgesellschaften aus verschiedenen Ländern hielt den Protest des Westens gegen die Nationalisierung damals in Grenzen - Erdölrendite Technik, =>Industrialisierung wenige Arbeiter Massenarbeitslosigkeit weiter; = + Großprojekte oft keine mit Fachkräfte Differenzierung moderner aus des dem westlicher Ausland; Binnenmarkts; Verknappung von wichtigen Konsumgütern; rasantes demografisches Wachstum; aber: Verbesserung des Lebensstandards ad c, - schon vor 1962 das bebaubare Land an Algerier verkauft = die Großgrundbesitzer leisteten Geldzahlungen an die Befreiungsfront; 1971 Enteignung dieser Besitzer und Entschädigungszahlungen => Feinde des Regimes geworden - blutige Auseinandersetzungen zwischen Studenten, die die Reform unterstützten und denen, die sie für unislamisch hielten - Verbesserung der sozialen Grundlagen und Arbeitsbedingungen auf dem Lande, aber massive bürokratische Bevormundung; Staatshandelsmonopol ad d, - Anfang der 1970er: verstärkte Gründung islamischer Vereine und Neubauten von Moscheen (Moscheen als der einzige Ort eines Dissens); die Staaten am Golf = Gelder zum Bau von Moscheen + Infrastruktur - Algerien seit 1979 zum Kampffeld des Hegemoniekampfes zwischen dem sunnitischen Saudi Arabien und dem schiitischen Iran Khoeminis (beide finanzierten islamistische Gruppierungen in Algerien) (iranische Revolution) - eine Spaltung der Bewegung in einen sunnitischen und einen schiitischen Zweig verhindert; aber Saudi Arabien hatte einen größeren Einfluss: Caritaswesen - die Einhaltung der islamischen Sitten als Bedingung der Einnahme in dieses private Wohlfahrtssystem; die Saudis: Unterstützung des afghanischen Kampfes gegen die sowjetische Besatzung (der Afghanistankrieg) AUF DEM WEG IN DEN BÜRGERKRIEG - Beginn der 1980er Jahre: große staatliche Schulden, geheim gehalten, Diktate des IWF, Verschlechterung der Lebenslage - 1984 islamistischer Schaumord =>der Staat - offene Repression der islamistischen Bewegung - Oktober 1988: Aufstand =>Massenfolter und Toten; ein Ende des FLN-Regimes; Schaffung eines Mehrparteiensystems; Abschaffung der Zensur für Druckerzeugnisse; islamistische Bewegung legalisiert - zunehmende islamistische Gewalt gegen Frauen; islamistische Geheimgerichte; trotzdem die Verallgemeinerung der islamischen Lebensregeln für alle Algerier als Wiederherstellung von „Identität“ - den demokratischen Gruppierungen fehlten Geld und Zeit - Kommunalwahlen in 1990: FIS = Sieger - 1991: Staatsstreich = das Militär unterband den 2. Wahlgang und installierte die Regierung Buodiaf, die die FIS verbot; der Staatsstreich im Ausland abgelehnt =>bewaffneter Widerstand der Islamisten: die Guerilla gegen das Militär und die Polizei; Morde an Intellektuellen; militärische Basen in unzulänglichen Gebirgen; gegenseitige Infiltration: die andere Seite zum Loyalitätswechsel zu bringen = Methode auch im Unabhängigkeitskrieg - 1993: der US-amer. Präsident Clinton erkannte, dass sich die islamistischen Gruppen immer mehr gegen den Westen wandten; der saudische Staat sollte seine weltweite Unterstützung islamischer Gruppen einstellen, er wurde zum Angriffsziel von Terrorakten - 1994: die algerische Guerilla in Finanzierungsnot; Aufruf zum Schulstreik, kein Widerhall, die Guerilla reagierte mit tödlicher Gewalt - Staat: Selbsverteidigungsmilizen; gegenseitige Infiltration – Massaker - 2000: “Concorde Civile” = soziale Wiedereingliederung der Terroristen - inneralgerische + internationale Bedingungen haben sich geändert (Privatisierung, Marktöffnung, liberale Elite international anerkannt) =>der nicht ganz erloschene Bürgerkrieg kann auf niedrigerem Niveau gehalten werden - der algerische Bürgerkrieg = ein asymmetrischer Krieg; klassischer Guerillakampf = nur teilweise direkte militärische Konfrontationen, Einbeziehung der Zivilbevölkerung METAMORPHOSEN DES KRIEGES BEFREIUNGS- UND DESTABILISIERUNGSKRIEGE IN ANGOLA UND MOÇAMBIQUE Joachim BECKER