Einführung in die Technik der Frottage

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Unterrichtsplanung
Schulform/Klasse:
Fach:
Schule für Lernhilfe 3. Klasse
Kunst
Thema der Einheit:
Einführung in die Technik der Frottage
Thema der Stunde:
Wir „zaubern“ dem Drachen eine neue Haut.
Ziele der Stunde:
Die Schüler sollen die Technik der Frottage für eine
Bildausgestaltung nutzen; Materialien auswählen und die
Oberflächenstrukturen zum Füllen des Drachenumrisses
durchreiben, dazu müssen sie gedanklich die Struktur vom
Originalgegenstand lösen und in einen neuen
Sinnzusammenhang stellen. Sie sollen sich im Teilen von
Material in der Kleingruppe und der Arbeit an Gruppentischen
üben.
Inhaltsverzeichnis
Sachanalyse
Übersicht über die Stoffeinheit: Themen und Lernziele
Lernausgangslage der Schüler/innen
Klassensituation
Didaktisch-methodische Analyse und Planung
Stellung im Rahmenplan
Allgemeine Lernziele der Stoffeinheit Frottage
Ziel der vorgestellten Stunde
Methodische Überlegungen zur Unterrichtsstunde
Literatur
Sachanalyse
Die Frottage ist eine Durchreib-Technik, bei der „die Maserung einer rauen Reliefoberfläche
(z.B. Holzbohlen oder trockene Blätter) mit Hilfe von Bleistiftschraffuren auf Papier oder
Leinwand übertragen“ wird. „Die aus der Schraffur heraustretenden Zeichnungen dienen als
Auslöser der automatischen Schreibweise, die den sich formierenden Vorstellungen der
Fantasie im weiteren Malprozess nachspürt.“ (Du Monts Lexikon der bildenden Kunst. Köln
1990).
Diese Technik wurde 1925 von Max Ernst entwickelt bzw. wieder entdeckt. Max Ernst selbst
berichtet, wie das Betrachten einer Fußbodenmaserung ihn zu ersten Experimenten
veranlasste. Die so gewonnenen Zeichnungen dienten ihm als Anregung und Material neue
Bilder zu entdecken und zu schaffen. Ernst sichtete und kombinierte die entdeckten
Materialien, schuf so neue Bilder ähnlich Collagen. Seine ersten Frottagen veröffentlicht Max
Ernst 1926 im Zyklus „Histoire Naturelle“. Auch in seinem späteren Werk greift er immer
wieder auf die Technik der Frottage zurück. (Spies 1991, S. 21ff.)
Im Kunstunterricht ist die Frottage als Sonderform des Hochdrucks integriert. Papier wird auf
Gegenstände mit reliefartiger Oberfläche gelegt. Wird dann mit einem weichen Stift (Bleistift,
Wachsmalstift) darüber gerieben, so drücken sich die höheren Stellen durch und bilden ihre
Struktur auf dem Papier ab. (Eid u.a. 1994, S. 207) Je gleichmäßiger die Schraffur gelingt
umso besser ist die Oberflächenstruktur des Objektes zu erkennen, stärkerer oder schwächerer
Druck verändert die Tonwerte und kann einer Zeichnung Tiefe verleihen. Um die
Durchreibung feinerer Strukturen zu ermöglichen sollte das Papier nicht zu dick sein. Es muss
stabil genug sein, um den mechanischen Belastungen zu widerstehen. Frottagen können mit
einem weichen Bleistift oder Graphitstift ausgeführt werden. Dabei sollten die Stifte
möglichst flach gehalten werden, um einen breiteren Strich zu machen. Wachsmalstifte oder
Kreiden ermöglichen ansprechende farbige Effekte und eignen sich durch ihre breite und
weiche Strichführung gut für Durchreibungen. Außerdem kann bei Wachsmalstiften ohne
Papierhülle auch die breite Seite für das Durchreiben genutzt werden. Damit können leichter
gleichmäßige Schraffuren erreicht werden. Die durchzureibenden Objekte können unter dem
Papier verschoben oder gedreht werden, wodurch sich interessante Effekte ergeben können.
Die Kinder können so erste Erfahrungen zu Vervielfältigungen machen. Kleinere
Gegenstände können unter dem Papier verrutschen, so daß Umriss und Strukturen
verschwommen wirken. Dies kann Kinder in ihrem Bemühen realistische Abbilder zu
schaffen, enttäuschen. Diese Form der Erkundung der Gegenstände ihrer Umwelt kann bereits
Kinder ab 4 Jahren ansprechen. (Krempien / Thiesen 1992, S. 114f.)
Bilder können auf verschiedene Weise entstehen. Verschiedene Strukturen oder kleine
Gegenstände können nacheinander durchgerieben und zu einem Bild zusammengesetzt
werden. Etwas einfacher ist es durchgeriebene Strukturen auszuschneiden und sie ähnlich
einer Collage zu einem Bild zusammenzukleben. Aus durchgeriebenen Strukturen kann durch
ergänzende Zeichnungen ein neues Bild entstehen. Und schließlich kann eine Art Druckstock
in Form einer Materialcollage (aus Stoffen, Schnüren und kleinen Gegenständen) auf eine
Pappe geklebt und anschließend mit einem weichen Stift durchgerieben werden. Dies
ermöglicht das Herstellen mehrerer ähnlicher Bilder, da eine Vorlage mehrfach durchgerieben
werden kann.
Der Drache als Fabelgestalt ist Teil von Märchen, Sagen und phantastischen Erzählungen. Im
Märchen oder der Heldensage hat er häufig die Rolle des Zerstörers oder mächtigen
Gegenspielers des Helden. In anderen fantastischen Erzählungen tritt der Drache als
hilfreicher Gefährte des Helden auf. (z.B. Die unendliche Geschichte, Mulan)
Golowin beschreibt den Drachen (in den Alpen auch Tatzelwurm genannt) als Verkörperung
unbezähmbarer Mächte, Träger von Heilkraft und Zeichen möglichen Glücks. (Golowin
1994) Als große geflügelte Echse rückt der Drache in der Vorstellung in die Nähe der
Dinosaurier.
In den Massenmedien ist Tabaluga (von Peter Maffayzuerst besungen)wohl einer der
bekanntesten kleinen Drachen. Auch in den bei den Schüler/innen beliebten
Zeichentrickserien wie Pokemon oder Digimon finden sich dem Drachen ähnliche Figuren.
Übersicht über die Stoffeinheit: Themen und Lernziele
1. Stunde: Freies Experimentieren
Die Schüler/innen sollen
- kleine flache Gegenstände und Oberflächenstrukturen verschiedener
Materialien durchreiben
2. Stunde: Oberflächenstrukturen verschiedener Materialien lassen sich sichtbar machen.
Die Schüler/innen sollen
- Oberflächenstrukturen fühlen und mittels Durchreiben sichtbar
machen, so die Arbeitstechnik des Durchreibens (Frottage) üben
- interessante Strukturen auf dem Schulgelände finden und ihre
Abbildung sammeln und vergleichen
- Strukturen verschiedener Materialien auf AB sammeln, sich dabei
an den vorgegebenen Rahmen halten und sie beschriften
- Förderung der Kooperationsfähigkeit, Teilen von Arbeitsmaterial in
der Kleingruppe
3. Stunde: Wir „zaubern“ dem Drachen eine neue Haut.
Die Schüler/innen sollen
- durchgeriebene Oberflächenstrukturen zur Ausgestaltung eines
Fabeltieres (Drachen) nutzen
- die Strukturen mit neuer Form und neuem Bildinhalt verbinden
- Kooperationsfähigkeit und das Teilen von Arbeitsmaterial in der
Kleingruppe üben
4. Stunde: Kennenlernen ausgewählter Arbeiten von Max Ernst, freie Gestaltung (eines
Fabelwesens oder großen Tieres)
Die Schüler/innen sollen
- exemplarisch einen Künstler und sein Werk kennen lernen
- durchgeriebene Strukturen in seinen Bildern wiedererkennen,
einzelne Elemente und ihre Verbindung zu neuen Bildinhalten
analysieren
- versuchen zufällig entstandene Strukturen umzudeuten, ein eigenes
Bild zu gestalten
Lernausgangslage der Schüler/innen
Klassensituation:
3
Die Klasse 3 besuchen 11 Schüler/innen (6 Jungen und 5 Mädchen). Es wurde mit
verschiedenen Materialien und Techniken gearbeitet.
Viele Kinder der Klasse zeigen in ihren Arbeiten Darstellungsformen die der
„symbolschaffenden Stufe“ (6-8 Jahre) zugeordnet werden können. Das Kind schafft kein
Abbild der Realität sondern, ein Bild seiner Wirklichkeit und Sicht auf die Welt. (AissenCrewett 1996, S.46ff.) Bei den letzten Aufgaben zum Zeichnen und Malen zeigten sich einige
der Mädchen mit ihren Arbeitsergebnissen unzufrieden, wie es für Kinder in der
Präadoleszenz beschrieben wird. Sie bezeichneten ihre Arbeit pauschal als hässlich.
In den ersten beiden Stunden der Stoffeinheit hatten die Schülerinnen Gelegenheit
verschiedene Materialien bzgl. ihrer Oberflächenstruktur zu betrachten, zu fühlen und
durchzureiben. Es konnten erste Erfahrungen mit der Frottage im freien Experimentieren auf
Papier im Format A4 gesammelt werden. Im Mathematikunterricht wurden Geldbeträge durch
Durchreibung von Geldstücken dargestellt. Das Durchreiben kleiner Gegenstände bereitete
einigen Schülern Schwierigkeiten, da die Gegenstände verrutschten und ihre Geduld auf die
Probe stellten.
Die Schüler/innen haben unterschiedliche Strukturen auf dem Schulhof und in den Kisten mit
Material gefunden und dargestellt. Dabei orientierten sie sich an den vorgegebenen Rahmen
und wichen nur wenig vom Rand ab. Es gelang ihnen von der Gesamtgröße des
Originalobjektes abzusehen, wenn dieses größer als der vorgesehene Platz war.
Im letzten Schuljahr wurde das Thema Dinosaurier, verbunden mit einem Besuch im
Senckenberg Museum behandelt. Aufgrund seiner Medienpräsenz ist anzunehmen, dass die
Kinder eine Vorstellung von Drachen entwickelt haben oder wenigstens einen kennen
Didaktisch – methodische Planung /Analyse
Stellung im Rahmenplan:
Der Rahmenplan ästhetische Erziehung Kunst für die Schule für Lernhilfe beschreibt die
Förderung der sinnlichen Wahrnehmung als zentrales Anliegen des Kunstunterrichtes. Die
Schüler/innen sollen dazu herausgefordert werden, „sich ihrer Wahrnehmungen bewusst zu
werden, diese zu differenzieren und zu erweitern“(S. 3). In der Arbeit mit verschiedenen
Materialien aus der Alltagswelt erhalten die Schüler/innen die Möglichkeit diese neu zu
fühlen und zu sehen. Die fühlbare Oberflächenstruktur der Materialien wird durch die
Durchreibung besser sichtbar gemacht. Das freie Experimentieren und das Aufsuchen
interessanter Strukturen rücken täglich gesehene Gegenstände neu ins Blickfeld. Es soll die
Schüler zu genauem Hinschauen und Tasten anregen. Außerdem sollen die gesammelten
Durchreibungen Anlass zum Gespräch über die verschiedenen Wahrnehmungen und
Entdeckungen geben. Dieses Erkunden und Experimentieren bestimmte die ersten beiden
Stunden der Stoffeinheit. (Obwohl die Kinder ihr Befremden ausdrückten, den Boden zu
fühlen, ließen sie sich dann doch auf die Aufgabe ein und lagen auf dem Schulhof um
Durchreibungen herzustellen. Anschließend berichteten alle von ihren Entdeckungen.)
Als zweiten Kernbereich des Kunstunterrichts beschreibt der Rahmenplan die Vermittlung
ästhetischer Darstellungsformen, hier ist unter anderem das Drucken genannt (S.8 u. S.11f.).
Frottagen und Materialdrucke seien für einen „ersten experimentellen Umgang mit der
Technik des Druckens“ geeignet (S.12). Neben einem Erlernen der Technik sollen auch die
besonderen Möglichkeiten und Wirkungen der verschiedenen Drucktechniken erfahren
werden, „um z.B. Einladungen, Plakate, Kalender oder sogar ganze Bilderbücher selbst
herzustellen“ (a.a.O.). In der Klasse 3 wurden in diesem Schuljahr Bilder mit Korken und
Bausteinen gedruckt. In dieser Stoffeinheit soll in die Technik der Frottage eingeführt werden.
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Den Schüler/innen werden erste Experimente mit der Durchreibung der
Oberflächenstrukturen verschiedener Materialien ermöglicht. Im weiteren Verlauf sollen die
Schülerinnen dazu hingeführt werden, Durchreibungen zur Gestaltung von Bildern zu nutzen.
Außerdem sollen sie Gelegenheit erhalten Frottagen von Max Ernst zu betrachten. In ihnen
können sie die Durchreibungen verschiedener Materialien entdecken und ihren Einsatz zur
Gestaltung neuer Motive erfahren. Den Schülern soll dann auch Gelegenheit gegeben werden
eigene Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Möglicherweise zum Thema Phantasietiere oder
Landschaften, zu denen dann Geschichten erzählt werden können. Weiterführende Projekte
wie in dem Rahmenplan vorgeschlagen, sind zunächst nicht geplant, könnten aber bei einem
Wiederaufgreifen von Drucktechniken im nächsten Schuljahr eine Rolle spielen.
Mit dem Motiv dieser Stunde, dem Drachen, befinden wir uns im Aufgabenfeld 2 des
Rahmenplanes: Meine Märchen - meine Traumwelt (S. 25 und S. 36). In dem den
Schüler/innen die Umrisszeichnung eines Drachens vorgegeben wird, bekommen sie zunächst
den Drachen ihrer Lehrerin vorgegeben, welchen sie in der Aus- und Umgestaltung zu ihrem
eigenen machen können. Diese Einschränkung der Freiheit der Schüler/innen soll die
Aufgabenstellung vereinfachen und die Schüler/innen entlasten. Ziel ist es daß sie sich
zunächst ganz auf den Einsatz durchgeriebener Strukturen zur Gestaltung der Haut des
Drachens konzentrieren können. Ohne vor der Schwierigkeit zu stehen einen Drachen
zeichnen zu müssen, was sich wahrscheinlich viele Schülerinnen nicht zu trauen würden. Die
Schülerinnen neigen dazu kleine Figuren vorzuzeichnen ohne das gesamte Blatt zu nutzen.
Diese wären wahrscheinlich zu klein um Strukturen darin einzusetzen und zu erkennen. Das
sukzessive Entwickeln der Drachenform aus Durchreibungen verschiedener Materialien ohne
vorzuzeichnen, könnte die Schüler überfordern, da es planmäßiges ergänzendes Vorgehen in
Richtung auf eine im Kopf entwickelte Idee verlangt. Sie müssten die äußere Form des
Drachen durch wiederholte Kontrolle und Ergänzung selbst entwickeln. Und würden
möglicherweise nur schwer zu einer sie selbst befriedigenden Lösung kommen.
In der Präadoleszenz (9-11 Jahre) wenden sich die Kinder verstärkt einer realistischen
Darstellungsweise zu. Es entsteht Unzufriedenheit aus der aufbrechenden Kluft zwischen dem
Bedürfnis nach möglichst wirklichkeitsnaher Darstellung und den eigenen darstellerischen
Fähigkeiten. (Eid u.a. 1994, S. 158; Aissen- Crewett 1996, S.52ff.) Aufgabe des
Kunsterziehers sei es nun den Kindern Wege zur Selbstakzeptanz zu öffnen. Techniken wie
Drucken (Frottagen), Montagen und Collagen vermitteln Erfolge unter anderem auch durch
handwerkliches Geschick. Eine weitere Möglichkeit die Kluft zu Überbrücken stellt die
Förderung technischer Fertigkeiten und Erfahrungen in der bildnerischen Darstellung dar, die
schon früh beginnen sollte. (Aissen- Crewett 1996, S.52ff.) Bei den letzten Aufgaben zum
malen und zeichnen, zeigten einige Mädchen eine sehr kritische Haltung zu ihren eigenen
Bildern. Das Angebot der Frottage soll ihnen eine neue Darstellungsform eröffnen.
Maike Aissen-Crewett entwickelt ihre Didaktik der Kunsterziehung behinderter Kinder
ausgehend von den bildnerischen Elementen: Linie, Form, Raum, Farbe, Struktur, Bewegung
und Rhythmus, dies seien die grundlegenden Bausteine für die Entwicklung einer ästhetischen
Organisation. Diese ermöglicht dem Individuum eine Aussage über sich, die Umwelt und die
eigenen Beziehungen dazu. Ziel sei die Entwicklung kognitiver und bildnerischer Fähigkeiten
und Fertigkeiten. (Aissen-Crewett 1987, S. 108)
Sie beschreibt die Schüler der Schule für Lernhilfe bezogen auf das bildnerische Moment
Struktur folgendermaßen:
Im Bereich der kognitiven Fähigkeiten kennen sie mit 7- 9 Jahren Ähnlichkeiten und
Unterschiede von Strukturen in ihrer unmittelbaren Umwelt. Anzustreben sei eine größere
Fähigkeit sie visuell zu unterscheiden und Gegensätze zu benennen. Ihr Verständnis des
kreativen Einsatzes in bildnerischen Aktivitäten sei zu fördern. Mit 9-12 Jahren verstehen sie
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Strukturunterschiede bei ihnen vertrauten bildnerischen Materialien und können Strukturen
nach ihren Ähnlichkeiten und Gegensätzen beurteilen. Zu fördern sei nun ihre visuelle
Differenzierungsfähigkeit bei zweidimensionalen Kunstobjekten.
Es werden die folgenden Fähigkeiten und Fertigkeiten angestrebt: Mit 7-9 Jahren sollen
Schüler/innen lernen Strukturen zu unterscheiden, ein zuordnen und zu sortieren, sowie
Strukturen in der Umwelt, in künstlerischen Materialien und Kunstwerken zu entdecken.
Außerdem können sie beginnen Strukturen bildnerisch einzusetzen. Im Alter von 9 – 12
Jahren sollen die Schülerinnen lernen strukturelle Muster in zwei- oder drei-dimensionalen
Kunstprojekten zu bilden. Mittel zur Förderung dieser Fähigkeiten ist unter anderem die
Frottage. (Aissen- Crewett 1987, S.112f.)
In den ersten Stunden der Stoffeinheit ging es zunächst um das Erkunden verschiedener
Materialien mittels Frottage. Die Schüler konnten Strukturen sammeln und vergleichen. In der
dritten Stunde geht es um einen erste Herausforderung die gefundenen Strukturen bildnerisch
einzusetzen. Im weiteren Verlauf der Stoffeinheit können in den Arbeiten von Max Ernst
Strukturen verschiedener Materialien wieder entdeckt werden. Aus den Überlegungen zur
Entstehung dieser Bilder können eigene Ideen zur Bildgestaltung abgeleitet werden. Die
Schüler können entdecken wie die abgebildeten Materialien im Bildzusammenhang verändert
wirken, indem z.B. ein Stück Holz zu einem Tierkörper wird. Diese Erfahrung kann sich auch
aus der Gestaltungsaufgabe der vorgestellten Stunde ergeben. Auch hier ist es nötig von dem
Struktur gebenden Material abzusehen und es in der Phantasie in die Haut des Drachens zu
transformieren, dabei soll die vorgegebene Drachenform die Schüler unterstützen. Während
des freien Experimentierens neigten die Schüler dazu, wenn möglich das gesamte Objekt
durchzureiben, oder doch soviel wie auf ein Blatt passte. Die Abbildung des Objektes stand
für sie im Vordergrund. Indem die Struktur durch die vorgegebene Form vom Objekt gelöst
wird, soll sie stärker in den Blickpunkt treten. Dadurch wird sie hoffentlich frei für die
Gestaltung eigener Bildinhalte im Sinne der Frottagen von Max Ernst.
Allgemeine Lernziele der Stoffeinheit „Frottage“
Die Beschäftigung mit der Technik der Frottage dient der Förderung feinmotorischer
Fertigkeiten beim Durchreiben und schult das visuelle Gedächtnis. Beim Auffinden der
Materialien wird das Umweltbewusstsein und im Umgang mit ihnen die taktile Wahrnehmung
gefördert. Im Umgang mit dem Material und dem Neudeuten von Durchreibungen wird
Phantasie und Kreativität gefördert.
Das freie Entwickeln von Bildern aus Frottagen fordert und fördert die Fähigkeit auf
vorgefundene Materialien einzugehen, in ihnen etwas zu entdecken und sie im
experimentieren umzugestalten. Solches Experimentieren fördert verschiedene Eigenschaften,
z.B. „Offenheit, Neugierde, Achten auf die Möglichkeiten des Zufalls, Fähigkeit zum Finden
und Erfinden, Fähigkeit zur Improvisation, Assoziationsfähigkeit, Produktion eigener Ideen,
Umgestaltungsfähigkeit.“ (Aissen- Crewett 1996, S.143)
Ziel der vorgestellten Stunde:
Die Schüler sollen die Technik der Frottage für eine Bildausgestaltung nutzen; Materialien
auswählen und deren durchgeriebene Oberflächenstruktur in der Bildgestaltung als
„Drachenhaut“ einsetzen, dazu müssen sie gedanklich die Struktur vom Originalgegenstand
lösen und in einen neuen Sinnzusammenhang stellen. Sie sollen sich im Teilen von Material
in der Kleingruppe und der Arbeit an Gruppentischen üben.
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Methodische Überlegungen zur Unterrichtsstunde:
Die Phase der Motivation führt in die Gestaltungsaufgabe ein. Zunächst sollen die
Schülerinnen Gelegenheit erhalten eigene Phantasien und Vorstellungen zum Thema Drache
zu äußern. Dies soll den Begriff Drache klären und Anknüpfungspunkte an die
Vorstellungswelt der Kinder schaffen. In einer kurzen Geschichte wird der auszugestaltende
Drache vorgestellt und zu einem Gespräch über die Haut / Oberflächenstruktur des Drachen
hingeführt. Dies dient der Verdeutlichung der Aufgabenstellung und dem Aufzeigen eines
Lösungsweges. An die Technik der Frottage wird erinnert, durch die Schülerarbeiten der
letzten Stunde sollen die Kinder an ihre Erfahrungen mit dieser Technik anknüpfen. Die
Lehrerin demonstriert eine günstige Stifthaltung für das Ausfüllen kleinerer Flächen. Die
Schüler/innen sollen mit Wachsmalstiften arbeiten, da diese auf Grund ihrer Maleigenschaften
bei der Frottage leichter zu Erfolgserlebnissen führen. Bei den bisher bearbeiteten Flächen
konnten sie die breite Seite des Stiftes benutzten. Die Ausgestaltung kleinerer Flächen des
Drachens wird für einige Schüler/innen eine Schwierigkeit darstellen. Hierbei können sie
Hilfestellung erhalten. Bei kleinsten Details kann auf das Durchreiben verzichtet werden. Bei
den größeren Flächen am Körper des Drachens sollen durchgeriebene Strukturen sichtbar
sein. Die Ausgestaltung dieser Flächen sollte den Schüler/innen möglich sein, da sie auch die
Rahmen in der vorhergehenden Stunde einhalten konnten. Der Drache kann beim Ausfüllen
und Überarbeiten von denn Schülern verändert werden.
Schüler/innen, die den Drachen fertig ausgestaltet haben, können die Umgebung des Drachens
nach eigenen Vorstellungen mit Frottagen gestalten (Felsen, Höhle, Pflanzen). Dazu müssen
sie kreativ mit den vorgefundenen Objekten umgehen und ihren durchgeriebenen Strukturen
neue Formen und Inhalte zuordnen. Sie können frei experimentieren oder sich Umrisse
vorzeichnen.
Bei der Entscheidung welche Materialien sie verwenden wollen, können sich die
Schüler/innen an den Arbeitsblättern der zweiten Stunde orientieren oder die Strukturen auf
A4 Blättern zum Test durchreiben und auf ihre Eignung als Drachenhaut überprüfen.
Das Gespräch im Stuhlkreis kann einigen Schülern Schwierigkeiten bereiten, da es Zuhören
und Selbstkontrolle verlangt. Bei Unruhe werden die entsprechenden Schüler/innen verbal
oder gestisch zum Zuhören gemahnt.
Die Arbeit an Gruppentischen ist den Kindern noch nicht geläufig. Insbesondere beim
Umstellen der Tische benötigen sie genaue Anweisungen und Lenkung. In der letzten Stunde
wurde ebenso gearbeitet, so daß die Situation ihnen nicht ganz neu ist. Es gelang ihnen nach
Hinweisen der Referendarin die Tische umzustellen.
In der Arbeitsphase müssen die Schüler/innen die Materialien mit drei anderen teilen. Es wird
nötig sein auf andere zu warten oder Kompromisse einzugehen. Dies fordert von den
Schülerinnen soziale Kompetenzen und Kommunikationsfähigkeit und entwickelt diese. Die
Schülerinnen haben in der Arbeit mit Partnern diese Kompetenzen geübt. Wenn nötig kann
die Lehrerin einzelnen Gruppen Hilfestellung bei dem Schlichten von Streit oder dem Finden
eines Kompromisses geben. Die Arbeit an den Gruppentischen ermöglicht den Austausch der
Schüler/innen über ihre Erfahrungen und ihren Arbeitsprozess.
Die einzelnen Arbeitsergebnisse sollen am Ende der Stunde besprochen werden. Dazu werden
nacheinander einzelne Arbeiten an der Magnettafel ausgestellt. Es soll zum einen die Wirkung
der eingesetzten Strukturen angesprochen werden. Dazu dient die Fragestellung: Was für eine
Haut hat der Drache bekommen? Wie sieht sie aus? Ein zweiter Punkt ist die Frage, welche
Materialien für die Frottage verwendet wurden.
Um Ablenkungen zu vermeiden sollen zuvor die Materialkisten der Gruppen und ihre Stifte
zur Ablage gebracht werden. Dazu bestimmt die Referendarin je ein Gruppenmitglied. Die
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Schüler/innen sollen der Tafel zugewendet an ihren Gruppentischen sitzen, um das
ausgestellte Bild zu betrachten. Ein Zurückstellen der Tische würde vermutlich zuviel Zeit
erfordern und Unruhe in die Klasse bringen. Ein Halbkreis aus Stühlen vor der Tafel wäre
wünschenswert, lässt sich aber nicht rasch herstellen. Denn die Kinder sind es gewohnt einen
Stuhlkreis innerhalb der zum „U“ gestellten Tische zu bilden, dabei orientieren sie sich an
ihren Tischen. Diese Orientierung fehlt, wenn die Tische zu Gruppentischen umgestellt sind.
Eine andere Möglichkeit wäre der „Kinositz“, bei dem die Schülerinnen in zwei Reihen vor
der Tafel sitzen. Diese Sitzform ist den Schülern nicht bekannt.
Die Tische können am Ende der Pause zurück ins „U“ gestellt werden.
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Literatur:
Aissen-Crewett, M.: Ästhetische Erziehung für Behinderte. Ein Arbeitsbuch für die Praxis.
Dortmund 1987.
Aissen-Crewett, M.: Kunstunterricht in der Grundschule. Braunschweig 1992.
Eid, K. u.a.: Grundlagen des Kunstunterrichts. 3. Auflage. Paderborn1994.
Golowin, S.: Drache, Einhorn, Oster-Hase und anderes phantastisches Getier. Basel 1994.
Grote, G.: Frottage, Naturerfahrung, Fantasietiere und Kunstbegegnung im Unterricht. In:
Kunst und Unterricht Heft 223/224 1998. S. 19 – 21.
Hermsdorf, S.: Frottage – Experimentieren mit der Durchreibtechnik. In: „d.w.learnlineonline“: http://www.macdirect.de/~dagmar.wilde/
Hess. Kultusministerium (Hrsg.): Rahmenplan ästhetische Bildung: Kunst, Schule für
Lernhilfe1997
Krempien, Chr. und P. Thiesen (Hrsg.): 50 Bildnerische Techniken. Ein Arbeitsbuch für
Kindergarten, Hort und Grundschule. Weinheim, Basel 1992.
Spies, W.: Zum graphischen Werk. in: Deutsche Lufthansa AG Kulturförderung (Hrsg.): Max
Ernst, Graphik und Bücher. Stuttgart 1991.
Voelkel, Ingrid: „Ich seh‘ etwas, was ich auch fühl‘“ Frottagen nach Max Ernst. 1-4.
Schuljahr. In: HIBS: Materialien zum Unterricht – Sekundarstufe 1 – Heft 117. Kunst im
Unterricht 1. 1.-6. Schuljahr. Wiesbaden 1992.
Fach: Kunst
Thema:
Wir „zaubern“ dem Drachen eine neue Haut.
Lernziele:
Die Schüler sollen die Technik der Frottage für eine Bildausgestaltung nutzen; Materialien auswählen und die Oberflächenstrukturen
zum Füllen des Drachenumrisses durchreiben, dazu müssen sie gedanklich die Struktur vom Originalgegenstand lösen und in einen
neuen Sinnzusammenhang stellen. Sie sollen sich im Teilen von Material in der Kleingruppe und der Arbeit an Gruppentischen üben.
Geplanter Unterrichtsverlauf
Einstieg /
Motivation
Begrüßung
Die kurze Geschichte soll für die Gestaltungsaufgabe
L. ruft Kinder in den Stuhlkreis. „Es war einmal ein
motivieren und zu ihrer Lösung hinführen.
Drache ...“ Wortbedeutung Drache klären – Vorstellungen
Die Figur des Drachens wurde gewählt, um
der Kinder sammeln.
Möglichkeit unterschiedlicher Gestaltung der Haut
Umrisszeichnung Drache an Magnettafel vorstellen. L.
Umrisszeichnung offen zu lassen, als Fabeltier ist sein Aussehen nicht
erzählt kurze Geschichte dieses Drachens, der durch einen , Magnettafel,
genau festgelegt. Zunächst werden die Vorstellungen
Zauber seine dicke Drachenhaut verlor und nun eine neue Magnete
der Kinder gesammelt, um an ihre Phantasien
Haut braucht.
anzuknüpfen und den Begriff Drache zu klären. Dann
wird ein bestimmter Drache und seine Geschichte
vorgestellt.
Tafel mit Stundenthema wird aufgeklappt.
Stuhlkreis,
Im Gespräch werden der Arbeitsauftrag (Gestaltung
Im Gespräch werden die folgenden Fragen besprochen:
gelenktes Lehrer- der Drachenhaut mittels Frottage) und erste Ansätze
- Wie könnte Haut des Drachen aussehen? (Farbe /
Schülergespräch zur Lösung entwickelt.
Struktur)
rau, rissig, faltig, schuppig – nicht ganz glatt
Schülerarbeiten
- Können verschiedene Körperteile unterschiedliche
aus der letzten
Hautstruktur haben?
Stunde,
- Wie können wir dem Drachen eine Haut zaubern?
Papier,
Wachsmalstift,
Technik des Durchreibens von Strukturen erinnern,
Verweis auf Erfahrungen aus der letzten Stunde. Hinweise
zur Technik des Durchreibens (bzgl. Stifthaltung um
Bildkarten zum Arbeitsauftrag werden als
5 min
Erarbeitung
5 –10 min
Sozialform /
Medien
Stuhlkreis,
Lehrervortrag
Didaktisch – methodischer Kommentar
Phase / Zeit
kleine Flächen zu füllen)
L. verdeutlicht Arbeitsauftrag mit Hilfe von Bildkarten,
bildet Arbeitsgruppen und leitet das Umstellen der Tische.
Das bereitstehende Arbeitsmaterial wird verteilt.
Arbeitsphase Die Schüler/innen arbeiten in Gruppen, in welchen das
Arbeitsmaterial geteilt wird.
20 min
Die Schülerinnen wählen Materialien aus, legen sie unter
das Papier und reiben deren Struktur zum Füllen des
Drachenumrisses durch.
Die Schüler/innen können sich an den aufgehängten
Arbeiten der vorhergehenden Stunde orientieren oder die
Struktur der Materialien zunächst zur Probe auf ein Blatt
Papier abreiben.
Schüler/innen die den Drachenumriss mit Strukturen /
Drachenhaut gefüllt haben können den Drachen nach
eigenen Vorstellungen weiter zeichnen und die Umgebung
des Drachens ausgestalten. Durchgeriebene Strukturen
können zu Steinen, Gebirge, Bäumen o.ä. werden. Die
Kinder können Umrisse zeichnen und diese füllen oder die
Landschaft aus den Strukturen frei zusammensetzen.
L. beobachtet Schülerinnen, gibt Tipps und Hilfestellung.
Reflexion
5-10 min
Tafel, Bildkarten Gedächtnisstütze an die Tafel geklebt. Das Stellen der
Gruppentische wurde bisher selten geübt, L. muss die
Gruppen möglicherweise dirigieren, bzw. ihnen genau
sagen wo die Tische hinkommen.
Einzelarbeit an
Der Umriss des Drachens wird vorgegeben um die
Gruppentischen Schüler zu entlasten (vom Finden und Zeichnen der
äußeren Gestalt) und ihnen die Konzentration auf die
Drei Kartons mit Gestaltung der Haut mittels Frottage zu erleichtern. In
Materialien zum der vorangegangenen Stunde konnten die
Abreiben von
Schüler/innen Erfahrungen mit verschiedenen
Strukturen,
Materialien sammeln und deren
drei Schüsseln
Oberflächenstrukturen durch Abreibung sichtbar
mit Wachsmalmachen. Jetzt ist es nötig die Struktur der
kreiden,
vorhandenen Materialien in einen neuen
Papier (A4) für
Zusammenhang zu stellen und sich vom Material
Probeabriebe,
etwas zu lösen. ( z.B. Maserung des Holzes benutzen,
Blätter (A3) mit obwohl der Drache nicht aus Holz ist)
Umrisszeichnung Für einige Kinder könnte das Füllen kleiner Flächen
des Drachens
mittels Frottage schwierig werden. Sie können noch
einmal auf eine leichte Schräghaltung des Stiftes
hingewiesen werden.
Möglicherweise bereitet das Teilen der Materialen in
L. beendet die Arbeitsphase und bestimmt in jeder Gruppe
einzelnen Schülergruppen Schwierigkeiten und macht
Schüler/innen, welche die Materialkisten und die Stifte zur
ein schlichtendes Eingreifen der L. nötig.
Ablage bringen. Schüler/innen räumen auf.
Einige Schülerarbeiten werden nacheinander an der
Schülerarbeiten, Es wird nur ein Teil der Schülerarbeiten betrachtet,
Magnettafel ausgestellt, gemeinsam betrachtet und bzgl.
Magnettafel
um die Aufmerksamkeitsspanne der Schülerinnen
der abgeriebenen Strukturen und ihrem Einsatz zur
nicht zu überfordern.
Bildgestaltung besprochen.
Es können die verwendeten Materialien erraten und
„Was für eine Haut hat der Drache bekommen?“
ihr Einsatz im Bild besprochen werden.
- glatt / rau
„Welche Materialien wurden verwendet?“
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