CICERO Rednerpreis 2009 ________________________________________________________________ gestiftet vom Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG Daniel Cohn-Bendit mit Cicero Rednerpreis ausgezeichnet Reden wie Gott in Frankreich Bonn, 6. Oktober 2009 – Der deutsch-französische Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit wurde heute mit dem Cicero Rednerpreis 2009 der Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG ausgezeichnet. Mit ihm werde ein Redner geehrt, der „mit Argumentationskraft und Leidenschaft das große Ziel republikanischer Rede seit der Antike – dem Menschen als Bürger ein gelungenes Leben zu ermöglichen – über die nationalen Grenzen hinweg wieder belebt hat“, so der Verlag für die Deutsche Wirtschaft als Stifter des Preises. Der 1945 in Frankreich geborene Cohn-Bendit war einer der Führer der 68erStudentenbewegung und der damaligen Proteste in Paris. Er ist aktuell für die französischen Grünen Mitglied des Europäischen Parlaments. Der CICERO Rednerpreis wird vom Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG seit 1994 für herausragende rhetorische Leistungen gestiftet. Eine unabhängige Jury wählt den jährlichen Preisträger. Bei dem undotierten Preis handelt es sich um eine Bronzebüste des römischen Staatsmannes und Philosophen Marcus Tullius Cicero, geschaffen von dem französischen Künstler Hubert Floriot. Preisträger des Jahres 2008 war der Philosoph Peter Sloterdijk. Die Journalistin Dr. Franziska Augstein hob in ihrer Festrede die souveräne Aufgeschlossenheit des Verlages und der Jury hervor: „Früher haben Polizisten, Richter und andere Vertreter der herrschenden Kräfte über Cohn-Bendit Dinge gesagt wie: Den schnappen wir uns noch. Heute haben Sie, die Sie den RhetorikPreis vergeben, ihn tatsächlich geschnappt. Und dafür sind Sie zu beglückwünschen.“ Augstein nannte drei Gründe, die Cohn-Bendit von Kindesbeinen an zum guten Redner prädestiniert hätten: „Er wurde geliebt, als er auf die Welt kam. Und wer früh geliebt wird, wird stark und selbstbewusst“, so Augstein. Der zweite Grund sei, dass Cohn-Bendit sich nicht selbst genüge zum Reden, sondern das Publikum brauche. Daher würde er so reden, dass das Publikum ihn liebt. Den dritten Grund sieht Augstein in der Herkunft: „Daniel Cohn-Bendit ist ein Kind zweier Länder. Er kennt die mentalen Unterschiede zwischen den atomgeilen, zentralistischen Froschmördern und den besorgten Deutschen, die Angst vor dem Sozialabbau haben und aus diesem Grund offenbar in Scharen die FDP gewählt haben, die ihnen den Sozialabbau von Anfang an quasi versprochen hat – da kann es wenigstens keine unliebsamen Überraschungen geben.“ Prof. em. Gert Ueding hob in seiner Laudatio Cohn-Bendits Stärke hervor, situationsgerecht zu reden, spontan zu reagieren. „Er ist Meister darin, die Gelegenheit beim Schopfe zu fassen“, so Ueding. Da die politische Rede sich nicht in den Feldern Wahrheit und Irrtum, sondern sich im Bereich der Meinungen bewege, könne sie nur mit Glaubwürdigkeit und Wahrscheinlichkeit operieren: „Weil wir politisch nichts wissen, sondern nur begründet meinen können, brauchen wir die Sprache, die plausible Rede.“ Sie ermögliche erst politische Entscheidungen, in dem sie das Strittige zur Sprache brächte, um das erreichbar Mögliche zu verwirklichen. Die weiterführende Schule fürs spätere politische und rednerische Leben von CohnBendit sieht Ueding in der vielgeschmähten 68iger Studentenbewegung, in den restaurativen, versteinerten Verhältnissen, gegen die Cohn-Bendit anredete. „Sie sehen Geschichte nicht nur als Stichwortgeber bei Festveranstaltungen. In Ihren Reden gewinnt sie praktische Bedeutung, wird sie als das genommen, was sie auszeichnet: nämlich Produkt menschlicher Tätigkeit zu sein.“ Mit dieser Überzeugung wirke Cohn-Bendit als Europa-Politiker, das würde seine Politikentwürfe so überzeugend machen. Ueding: „Sie verbinden in Ihren Reden politisches und rednerisches Vermögen als die zwei Seiten derselben Berufung. Sprachkraft und Entscheidungsfähigkeit, rhetorische Argumentationskunst und politische Klugheit haben in Ihnen einen gemeinsamen persönlichen Nenner gefunden. Der Bürger ist für Sie ein mündiger Gesprächspartner, und das nicht nur vor Wahlen.“ Solange es solche Redner wie Cohn-Bendit gebe, bräuchten wir ob der üblichen Sprachlosigkeit der Politik nicht zu verzweifeln. Vom Protagonisten des Pariser Mai zum Hoffnungsträger der parlamentarischen Demokratie – das sei eine seltene, viel zu seltene Karriere. „Schaffen wir also mit Ciceros Hilfe zwei, drei viele Cohn-Bendits“, so der Laudator zum Schluss seiner Rede. Bisherige Preisträger: Den seit 1994 verliehenen CICERO Rednerpreis haben unter anderem erhalten: Der Philosoph Prof. Dr. Peter Sloterdijk, Luxemburgs Premierminister Jean-Claude Juncker, der Schriftsteller Rolf Hochhuth, Hans-Olaf Henkel, Dr. Wendelin Wiedeking, Kurt Biedenkopf, Marcel Reich-Ranicki, Lothar Späth, Thomas Gottschalk. Die Jury Nadja Denk (Inhaberin denk tank Ghostwriting, Vorstandsmitglied Verband der Redenschreiber deutscher Sprache VRdS), Prof. Dr. Eva Horn (Professur für Neuere deutsche Literatur, Universität Wien), Prof. em. Dr. Gert Ueding (1988-2008 Direktor des Seminars für Allgemeine Rhetorik an der Universität Tübingen), Prof. Dr. Peter L. Oesterreich (Inhaber des Lehrstuhls für Philosophie an der Augustana-Hochschule Neuendettelsau, Honorarprofessor Universität Ulm), Prof. Dr. Katharina Gräfin von Schlieffen (Inhaberin des Lehrstuhls für Öffentliches Recht, juristische Rhetorik und Rechtsphilosophie an der FernUniversität Hagen), Betty Zucker (Expertin im Change und Knowledge Management). Für die Redaktion: Die Festrede, die Laudatio und diese Pressemitteilung finden Sie unter www.cicero-rednerpreis.de/presse.htm 6.10.09 Weitere Informationen: Mechthild Alves, Tel: 0228 / 8205-7281, Mobil: 0177/3424476, Fax: 0228 / 8205-5288, E-Mail: [email protected], Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG, Theodor-Heuss-Str. 2-4, 53177 Bonn, www.cicero-rednerpreis.de sowie www.vnrag.de