Mittwoch, 30. April 2008 1. Mukoviszidose Frage: Zu den Kunden Ihrer Apotheke gehört auch eine Mucoviszidose-Patientin. Bisher kam sie recht gut mit Pulmozyme® klar, jetzt haben Sie von einem Wirkstoff namens VX-770 gelesen und wollen sich für sie informieren. Patienten bekommen große Mengen an Antibiotika, oft infundiert, dann noch evtl. Sekretolytika, manchmal auch parenterale Ernährung (individualisierte Therapie), da die Mukoviszidose nicht nur auf das Lungengewebe beschränkt ist, der Chlorid-Kanal ist in vielen anderen Organen auch defekt (oft wird der Pankreas gar nicht wahrgenommen, Nahrung wird schlecht verdaut, daher Ernährung mit mittelkettigen Fettsäuren, usw.) Gentest? etwas defensiver sein, da die Studie erst in Phase II ist und somit es noch lange dauern könnte, bis der Wirkstoff auf den Markt kommt (Patienten werden ungeduldig wenn die geforderte Mutation vorliegt) Kinder: oft zu dünn, krank, Studie wäre eine Option (mögliche Verbesserung), früher hatten Kinder eine Lebenserwartung von 15 Jahren, heute wesentlich länger, aber trotzdem nicht allzu lang (ungefähr 25-30Jahre Lebenserwartung), Krankheit ist destruktiv durch den nicht funktionierenden Chlorid-Kanal Diskussion kontrovers, auf jeden Fall die Option anbieten, Entscheidung trifft der Patient/Arzt Vorteil der Therapie: selektiv für 2% der Patienten, VX-770 greift direkt am CFTR-Kanal an, Pulmozyme dagegen überall (als DNase) Enzymsubstitution: kausale Therapie („Ich kenn das Problem & ich behebe das Problem.“) Pulmozyme: symptomatische Therapie („Ich kenn unter Umständen das Problem nicht, oder ich kenn’s, aber kann es nicht beheben.“) eine kausale Therapie muss nicht heilen (die einzigen Wirkstoffe, die heilen, sind Antibiotika, alle anderen heilen die Krankheit nicht z.B. beta-Blocker) Vorteil VX-770: unterstützt die Restfunktion des noch vorhandenen Kanals, kausale Therapie, systemische Verteilung, wirkt im ganzen Körper (auch im Pankreas, hier wirkt Pulmozyme nicht, da lokale Therapie) G551D: an Stellung 551 wurde G gegen D ausgetauscht (Mutation auf Proteinebene ist hier angegeben, G = Glycin, D = Asparaginsäure; Ursache wahrscheinlich Punktmutation, auf DNAEbene stünde die Mutation dann an: 551x3 = Position 1653 oder 1654 oder 1655) ∆F508: Fehlen von Phenylalanin an Position 508, es fehlen 3 Nukleotide in-frame (Leserahmen nicht verändert), so dass der Kanal eine Aminosäure weniger hat → häufigste Mutation bei den Kaukasiern, jeder 25te ist Träger dieser Mutation, häufigste Erbkrankheit Expression des Chloridkanals findet u.U. schon noch statt, aber es wird schnell abgebaut, oder es wird nicht richtig gefaltet oder es gelangt nicht in die Membran, oder wenn es in die Membran gelangt hat es nicht die volle Funktion Chaperone täuschen Glykosylierung vor (?), ändert die Proteinfaltung wieder 1000 Mutationen bei Mukoviszidose, viele sind nicht Klasse I oder Klasse II (wo abgebrochen wird), bei ∆F508 ist das ganze Protein da, nur die Aminosäure fehlt, durch Bindung von Chaperonen ist Protein evtl. wieder funktionsfähig ? CTFR-Kanal ist ein zelluläres Protein, ist fixiert, tritt nicht im Blut auf 2. Strahlenschäden bei Krebspatienten Frage: Eine Ihrer Kundinnen muss sich in den nächsten Wochen im Rahmen einer Tumorbehandlung noch einer Strahlentherapie unterziehen. Nun haben Sie von einem neuen Wirkstoff CBLB502 gehört, der angeblich die Strahlenschäden verringern soll. es ist viel zu früh um auch nur in Ansätzen daran zu denken den Arzneistoff schon anwenden/empfehlen zu können, Wirkstoff ist noch im Vorfeld der experimentellen Medizin !!! TLR5: Toll-Like-Rezeptor, sollte man wissen (wie die einzuordnen sind), sind entscheidend daran beteiligt die erste Welle der Immunreaktion zu induzieren, das unspezifische Immunsystem wird angeschmissen um Zeit zu gewinnen für das adaptive Immunsystem, was erstmal arbeiten muss um spezifische Antikörper & T-Zellrezeptoren zu machen Flagellin kommt bei vielen Bakterien vor, CBLB502 ist ein Peptidomimetikum/Peptidstruktur aus dem Flagellin heraus Anwendung bei Strahlentherapie kritisch Strahlentherapie eigentlich da um spezifische Apoptose auszulösen (bei Krebs), Zellen sollen sterben CBLB502 soll Apoptose verhindern, 30min vor Strahlentherapie verabreicht in Mäusen (klingt so als wäre es kurzwirksame Substanz, die die Zellen vor Apoptose schützen soll), ist Ligand für einen Rezeptor beschleunigtes Zulassungsverfahren bei FDA: ausgehend vom Militär, es ging nicht um Strahlentherapie, sondern um Schutz vor Nukleärschäden (anderes Medikament in Bunkern: Iod, Prophylaktum vor Schilddrüsenkrebs, wenn ein Reaktor hochgeht *kawumm*) dramatischer Indikationsschwenk: Prophylaktikum für Soldaten, gesunde Bevölkerung bei Gefahr einer Strahlenbelastung vs. Strahlentherapie bei Tumorbehandlung, Dingermann hat hier große Bedenken, bei der Strahlentherapie möchte man nämlich die Apoptose (und diese nicht verhindern) TLR5 sitzt auf Enterocyten, vor allem im Darm…. usw. gerade diese Zellen werden geschützt, die nicht für die Bestrahlung relevant sind, dann kann man auch höhere Dosen in der Bestrahlungstherapie nehmen Target, das nicht ubiquitär im Organismus vorkommt, TLR in unterschiedlichen Geweben exprimiert Fazit: Informieren, Rat: es ist viiiel zu früh für eine therapierelevante Entscheidung, aber: interessante Option für die zukünftige Generation 3. Rheumatoide Arthritis, Psoriasis Arthritis Frage: Der neue Antikörper Golimumab soll für die Therapie von Rheumatoider Arthritis und PsoriasisArthritis eingesetzt werden. Eigentlich stehen ja für diese Therapie bereits Antikörper zur Verfügung, hat Golimumab etwas Besonderes zu bieten, was derzeitige Therapieansätze nicht bieten können? offensichtlich hat Golimumab höhere Affinität an TNFα als Infliximab (2-4fach) Golimumab= IgG1-kappa-Antikörper (leichte Kette= kappa, IgG hat 4 Isotypen, unterscheiden sich in der konstanten Region der schweren Kette; die konstante Region ist wichtig für die Effektorfunktion – z.B. markierte Zelle wird abgetötet, phagozytiert oder eine Komplementreaktion wird induziert), es gibt heutzutage fast nur IgG-1-Isotypen erstaunlich: bezgl. der Dosierung keine Unterschiede, man würde davon ausgehen, dass man weniger Wirkstoff einsetzen kann aber: direktes Vergleichen nicht möglich, da i.v. vs. subkutan, subkutan muss man noch die Pharmakokinetik betrachten, bei i.v. ist die Bioverfügbarkeit definitionsgemäß 100% gleiche Indikation, gleiches Prinzip, moderner Arzneistoff, Life-Cycle-Management Adalimumab auch subkutan, ebenso wie Golimumab subkutanes Spritzen unter die Haut auch zuhause möglich; es besteht immer ein Restrisiko einer anaphylaktischen Reaktion, normalerweise soll man immer ein Kit da haben, was bei Anaphylaxie hilft (Glucocorticoide, kreislaufstabilisierende Medikamente) off-target-Aktivität/off-target-Toxizität : wird von Firmen verschwiegen, können zum Spektrum der UAW beitragen, Aktivität, die eigentlich nicht intendiert ist HuMAB: man hat einen Mausstamm, deren IgG-Gene eliminiert wurden, knock-out-Mäuse, dienen der Herstellung von Antikörpern, humaner Locus für Immunglobuline wird eingesetzt; Maus macht dann humane Antikörper, monoklonale Zelllinie liefert dann humane Antikörper Dingermann ist Kritiker des Ausdrucks „humaner Antikörper“, da der Antikörper eigentlich gentechnisch in der Maus hergestellt wird, besser wäre man würde sagen: „nicht-MausAntikörper“ Maus macht „humane AK“ bzw. „nicht-Maus-AK“, da sie humane Gene hat Dingermann’sche Quellen-Tipps: Achtung bei Quellen: netdoktor.de ist nicht gerade super, da bearbeitete Quellen Selbsthilfegruppen werden geschätzt, sind sehr kritisch und lassen sich nicht kaufen, kann man ruhig zitieren lieber Originalliteratur sichern isiknowledge.com Klinische Studien: www.clinicaltrials.gov http://www.centerwatch.com/patient/trials.html http://clinicaltrials.ifpma.org/no_cache/de/meinportal/index.htm http://www.controlled-trials.com