1 xxx Krankenbericht über einen Patienten der Klinik für Innere Medizin und Chirurgie der Wiederkäuer und Schweine ... Die Untersuchung findet am 14.01.2002 von 10.00 bis 11.30 in den Stallungen der Klinik statt. Besitzer ist Herr xxx aus Haina. Das Kalb mit der Kliniksnummer xxxx wurde am 08.01.2002 eingeliefert und steht auf Standplatz 18. 1. Vorbericht Das Kalb stammt aus einem Bestand von 100 Kühen mit Nachzucht. Die Tiere werden im Boxenlaufstall auf Spalten gehalten. Für die Kälber stehen Einzelboxen zur Verfügung. Der Bestand ist IBR unverdächtig und gegen BVD geimpft. Es werden Muttertierschutzimpfungen vorgenommen, und das Kalb ist mit Antibiotika vorbehandelt. Das Tier ist laut Besitzer seit 4 Tagen krank, zeigt Trinkschwäche, ist abgemagert, hat aber keine Durchfallprobleme. Schon drei Kälber, die alle vom selben Bullen stammten, sind im Bestand verendet. Sie zeigten abnehmende Trinklust bis hin zur Verweigerung. Das Kalb wird zweimal am Tag mit 2,5 l Vollmilch getränkt, die im offenen Eimer angeboten wird. 2. Signalement Bei dem Patienten handelt es sich um ein 14 Tage altes Kalb. Es stammt aus einer Kreuzung zwischen Braunvieh und Angler. Die Nabelschnur ist eingetrocknet, jedoch noch nicht abgefallen, die weichen Epithelknospen sind zu palpieren, das Zahnfleisch ist von den Zangen zurückgezogen, die Zähne stehen allerdings noch nicht in Reihe. Es sind beidseitig keine Ohrmarken vorhanden. Die Fellfarbe ist braun ohne Abzeichen. Das Gewicht wird auf 50 kg geschätzt. 3. Allgemeine Untersuchung Bei Beginn der Untersuchung liegt das Kalb und steht erst mit Hilfe der Untersuchenden auf. Danach kann es selbständig stehen, läßt dabei allerdings den Kopf hängen, nimmt nur teilweise an der Umwelt teil und zeigt hinten rechts ein Überköten des Fesselgelenkes. Der Ernährungszustand ist nach Adspektion der Knochenpunkte (Schulterblätter, Triel, Rippen, Brust- und Lendenwirbelfortsätze) als schlecht zu beurteilen, der Entwicklungszustand entspricht dem Alter. Der Pflegezustand ist gut. Die Pulsfrequenz kann an der A. coccygica bestimmt werden und liegt bei 84 Schlägen pro Minute. Die Atemfrequenz liegt bei 24 Zügen pro Minute. Die Körperinnentemperatur beträgt 39,04°C. 2 Die Bauchdecke ist locker und schmerzunempfindlich. Bei der Auskultation des Pansens ist ein kaum wahrnehmbares Gluckern zu hören. Die Schwingauskultation ergibt beidseitig ein deutliches Gluckern, während die Perkussionsauskultation beidseitig negativ ist. Das Allgemeinbefinden des Tieres ist mittelgradig bis hochgradig gestört. Das etwas unspezifische Krankheitsbild macht es schwierig, den vermutlichen Sitz der Erkrankung schon an dieser Stelle zu erkennen. Besonderes Augenmerk wird bei der speziellen Untersuchung allerdings auf die Untersuchung des Digestionstrakt gelegt, da auch die anderen Kälber Trinkschwäche zeigten. 4. Spezielle Untersuchung 4.1. Haare, Haut, Unterhaut, sichtbare Schleimhäute Das Haarkleid ist struppig und stumpf. Im dorsalen Halsbereich ist eine deutliche Schuppenbildung festzustellen. Die Haare sind nicht vermehrt ausziehbar. Haut und Haare sind leicht trocken. Die Körperoberflächentemperatur ist gleichmäßig und nimmt zu den Akren hin ab. Die Hautdicke ist physiologisch, der Hautturgor ist nicht erhalten, die Hautfalte seitlich am Hals und auch die Falte über dem Augenlid verstreicht nicht sofort (5% Flüssigkeitsverlust). Die Maulschleimhaut ist blaßrosarot bis weißlich, trocken und läßt weißliche Beläge und rötliche Verfärbungen am Zahnfleisch des Unterkiefers erkennen. Vaginalschleimhaut, Analschleimhaut und Konjunktiven sind hellrosarot, feucht, glatt, glänzend und ohne Auflagerungen. 4.2. Lymphapparat Die Lnn. mandibulares, parotidei und retropharyngei medd. sind nicht palpierbar und somit nicht vergrößert. Die Lnn. cervicales superficiales sind beiderseits ca 2 cm lang und haben einen Durchmesser von 0,5 cm. Die Lnn. subiliaci sind ca. 2,5 cm lang und 1,0 cm breit. Alle palpierbaren Lymphknoten sind von derb elastischer Konsistenz, unter der Haut verschiebbar, abgrenzbar, weder vermehrt schmerzhaft noch warm und haben eine glatte Oberfläche. 4.3. Herz-Kreislauf-System Die A. coccygea ergibt einen regelmäßigen, gleichmäßigen und mittelgroßen Puls. Die Arterie ist gut gefüllt und gut gespannt. Die Größe und Stärke des Pulses ist ebenfalls normal. Die Venae jugulares sind gut gefüllt und beidseitig anstaubar. Die kapilläre Rückfüllzeit liegt über 2 Sekunden. Die Episkleralgefäße sind gezeichnet, rot und gut konturiert. Der Herzstoß ist palpierbar, jedoch nicht sichtbar. Die Auskultation des Herzens ergibt eine Frequenz von 84 Schlägen pro Minute. Die Herzschläge sind regelmäßig, kräftig und gleichmäßig. Der erste und zweite Herzton lassen sich gut voneinander abgrenzbar hören. Es sind keine Nebengeräusche wahrnehmbar. Die Herzperkussion ergibt links ein Herzdämpfungsfeld von ca. 5 mal 5 cm und rechts ein etwas kleineres. Die Schmerzperkussion verläuft negativ. 3 4.4 Respirationstrakt Die Atemfrequenz beträgt 24 Züge pro Minute. Der Atemtyp ist costoabdominal. Äußerlich sind keine Atemgeräusche zu hören. Die Ausatemluft ist geruchlos und wird gleichmäßig durch beide Nasenlöcher abgegeben. Beidseitig ist ein geringgradiger eitriger Nasenausfluß feststellbar. Die Farbe der Nasenschleimhaut ist hellrosarot bis weißlich. Es sind keine Auflagerungen vorhanden. Nase und Nasennebenhöhlen zeigen kein Zubildungen oder Verletzungen. Bei der Perkussion der Nasen- und Stirnhöhlen läßt sich beidseitig tympanischer Schall hören. Das Tier zeigt keine Schmerzreaktion. Pharynx und Larynx sind adspektorisch und palpatorisch unauffällig. An der Trachea sind keine Zubildungen, Umfangsvermehrungen oder ähnliches festzustellen. Auskultatorisch sind Trachea und Larynx unauffällig. Die Perkussion des Lungenfeldes ergibt keinen Anhaltspunkt für eine Vergrößerung. Es ist ein voller Lungenschall zu hören. Bei der Auskultation läßt sich kein verschärftes Atemgeräusch feststellen. 4.5 Digestitionstrakt Die Futteraufnahme und Wasseraufnahme konnte nicht beobachtet werden. Das Kalb hat laut Patientenkarte einen wechselnden Appetit und trinkt bisweilen 6 l Milchaustauscher pro Tag, bisweilen auch nur 4 . Die Zwischentränke rührte das Kalb während der Untersuchung und auch an den vorhergehenden Tagen nicht an. Bei der Adspektion der Maulhöhle konnten die oben beschriebenen Veränderungen festgestellt werden und zusätzlich rötliche Verfärbungen im Bereich des harten Gaumens. Das Abdomen ist symmetrisch. Die Bauchdecke ist locker und schmerzunempfindlich. Bei der Auskultation des Pansens fällt ein kaum hörbares Gluckern auf. Die Schwingauskultation läßt beidseitig ein deutliches Gluckern zutage treten, während die Perkussionsauskultation beidseitig negativ ausfällt. After und Umgebung sind mit gelben Kot verschmiert, der teilweise eingetrocknet ist. Das Kalb setzt ca. eine handtellergroße Menge an mittelbreiigem gelbem Kot ab. Der Geruch ist unauffällig. Der Kotabsatz ist physiologisch. Der Nabel ist von weich elastischer Konsistenz, nicht umfangsvermehrt, nicht vermehrt warm oder druckempfindlich. Es ist ein ca. fingerdicker Strang palpierbar. 4.6. Harnapparat/Geschlechtsapparat Der Harnabsatz ist physiologisch. Der Harn ist gelb und durchsichtig. Der Geruch ist etwas säuerlich. Es sind keine Beimengungen sichtbar. Die Labien der Vulva sind symmetrisch und vollständig geschlossen. Es ist kein Ausfluß sichtbar. 4.7 Bewegungsapparat Das Kalb zeigt hinten rechts ein Überköten des Fesselgelenkes. Ansonsten belastet es alle vier Gliedmaßen gleichmäßig. Die Gelenke sind trocken und zeigen keine Umfangsvermehrungen, 4 vermehrte Wärme oder Schmerzhaftigkeit. Im Zwischenklauenspalt sind links und rechts rötliche Punkte mit einem Durchmesser von ca, 0,5 cm zu sehen. 4.8 Nervensystem Das Tier nimmt teilweise an seiner Umgebung teil. Oberflächen- und Tiefensensibilität sind erhalten. Lid-, Pupillar-, Ohr-, Cornea-, Droh-, Anal- und Zwischenklauenreflex erfolgen schnell und ausreichend. Der Saugreflex ist nur gering- bis mittelgradig auslösbar. Schädel und Wirbelsäule sind adspektorisch und palpatorisch unauffällig. 4.9. Sinnesorgane Um beide Augen sind weder Zubildungen, noch Verletzungen feststellbar. Bulbi, Skleren und Cornea sind unversehrt bzw. ungetrübt. Das Kalb reagiert auf Geräusche, und somit kann ein intaktes Hörvermögen angenommen werden. Ektoparasiten oder Auflagerungen/Ausfluß aus dem äußeren Gehörgang lassen sich makroskopisch nicht feststellen, ebensowenig wie schmatzende Geräusche beim Zusammendrücken der Ohrmuscheln. 4.10 Weiterführende Untersuchungen: Urin (14.10.2002) gelb, transparent Nitrit: negativ pH: 7,5 Protein: negativ Ketonkörperchen: negativ Urobilinogen: normal Bilirubin: negativ Blut: negativ spez. Gewicht: 1014 Pansensaftuntersuchung (14.01.2002) Farbe: reisfarben pH: 7,5 Geruch: aromatisiert Konsistenz: wässrig Blutuntersuchung (08.01.2002) Erys 9,14 T/l Hb 8,4 mmol/l Hkt 0,43 l/l Leukos 14,3 G/l Diagnosen: Trinkschwäche Pansentrinker Bronchopneumonie (Referenz : 5-8 T/l) (Referenz: 5,6-8,1 mmol/l) (Referenz: 0,28-0,36 l/l) (Referenz: 4-10 G/l) 5 Differentialdiagnosen: Aufgrund der vorliegenden Untersuchungen besteht ein Verdacht auf: BVD/MD BLAD BKF MKS/VSV Leitsymptome sind die erosive Stomatitis und die Rötungen im Zwischenklauenspalt. Das sonst etwas unspezifische Krankheitsbild läßt eine Infektionskrankheit vermuten. Epikrise: Eine eindeutige Diagnose ist zum jetzigem Standpunkt nicht möglich, da Erkrankungen der Maulhöhle viele Ursachen haben können. Die Krankheitsursachen sind entweder unspezifische Faktoren, z.B. im Zusammenhang mit der Aufnahme aus der Tränke und von Futter (thermische, chemische Reizung), oder die Erkrankung kann von bestimmten Erregern ausgelöst worden sein. Auch müssen die Schleimhautveränderungen der Maulhöhle mit den Veränderungen im Zwischenklauenspalt in Zusammenhang gebracht werden. Im folgenden sollen mögliche Ursachen hierfür gezeigt werden. Bovine Virusdiarrhoe Die BVD-Erkrankung wird durch ein Pestivirus verursacht und ist somit eng verwandt mit dem Virus der Schweinepest und der Border Disease der Schafe. Sie weist unterschiedliche klinische Verlaufsformen auf, wobei eine hohe Affinität zu den Schleimhäuten und dem ZNS besteht. Sie ist häufig klinisch inapparent und zählt hierzulande zu den wichtigsten Infektionen des Rindes; ihr Vorkommen ist weltweit. Die Vermehrung der BVD-Viren findet hauptsächlich in Abwehrsystemen (T-Lymphozyten) statt und kann diaplazentar den Fötus infizieren, wobei es immunsuppressiv wirkt. Hierbei kann es wegen des noch unausgereiften Immunsystems zur Geburt eines virämischen Kalbes kommen, falls die Infektion mit dem nicht zytopathogenen Virus zwischen dem 40. und 125. Tag der Trächtigkeit erfolgt. Das Virus kann jetzt die Zellen des Abwehrsystems ungestört besiedeln, und das Kalb ist somit lebenslanger Virusausscheider. Sie können Kümmerer, aber auch klinisch völlig inapparent sein. Wenn ein solches Tier später dann mit einem zytopathogenem Virus infiziert wird, erkrankt es in der Regel an der sogenannten Mucosal Disease (Schleimhautform), die dann zum Tod führt (Letalität von 100%). MD tritt spontan nur bei solchen persistent infizierten Tieren auf. Symptome einer MD können sein: Fieber, Anorexie, blutiger Durchfall, Erosionen, Ulzerationen und Nekrosen der Schleimhäute des gesamten Verdauungstraktes und Hautnekrosen in den Zwischenklauenspalten. Klinische Formen der BVD: 1. Perakute septikämische Form: führt zu plötzlichen Todesfällen. 2. Akute enteritische Form: häufigste Form. Innerhalb von 1-3 Tagen kommt es hier zu deutlichem Temperaturanstieg (über 40,5°C), Schleimhauthyperämie, Nasen- und Augenausfluß, sowie Durchfall. Letalität beträgt innerhalb von wenigen Tagen 100%. 6 3. 4. 5. 6. 7. Eventuell kann es zu Läsionen an Schleimhäuten, Präputium und Zwischenklauenspalt kommen. Subklinische Form: stumme Durchseuchung, eventuell begleitet von serösem Nasen- und Augenausfluß und vorübergehender Temperaturerhöhung. Die Tiere sind wenig lebhaft. Chronische Form: bei älteren Tieren oder Jungrindern (wenn sie immunkompetent sind und bereits Kontakt mit dem Virus hatten), Kümmern, wechselnde Kotkonsistenz, Siechtum. Schleimhaut-Form (Mucosal Disease), bes. bei persistent infizierten Tieren: hohes Fieber (über 40,5°C), katarrhalische, später erosiv-ulcerative, auch eitrig-nekrotisierende Schleimhautentzündung und profuser Durchfall. Hierbei stehen Nekrosen der Interdigitalhaut, Hautexantheme, Apathie, Anorexie und Leukopenie im Vordergrund. Respiratorische Form: hier sind vor allem respiratorische Erkrankungen zu beobachten, wie Nasenausfluß, Husten und auch Läsionen an den Schleimhäuten Intrauterine Form: kongenitale Mißbildungen (zytopathogenes Virus, zwischen 40. und 120. Tag der Trächtigkeit), Immuntoleranz (nicht zytopathogenes Virus bis 120. Tag der Trächtigkeit) Klinisch ist bei der BVD nur eine Verdachtsdiagnose möglich; um sicher zu sein, muß man einen serologischen Nachweis (Neutralisationstest, ELISA) bzw. einen Virusnachweis (ELISA, PCR) durchführen. Bei diesem Kalb, das aus einem BVD-Impfbestand stammt, ist nur der Virusnachweis sinnvoll, da es wahrscheinlich Kolostralmilch aufgenommen hat und somit eigentlich einen positiven AK-Titer haben müßte. Eine durchgreifende Therapie ist nicht bekannt. Die Krankheit muß symptomatisch behandelt werden, wobei überlebende Tiere keine Virusausscheider sein dürfen. Es besteht die Möglichkeit der Schutzimpfung, die jedoch nach Ausbruch der Viruserkrankung in einem Bestand wenig sinnvoll ist. Erst eine regelmäßige Impfung der Tiere nach der Virusverbannung aus dem Betrieb ist anzuraten. Bovine Leukozytenadhäsionsdefizienz (BLAD) BLAD ist eine tödlich verlaufende erblich bedingte Erkrankung des Immunsystems bei rotund schwarzbunten Rinderrassen. Es kommt zu einer verminderten Expression der Adäsionsmoleküle auf der Oberfläche von Leukozyten. Die Phagozytoseleistung vor allem der Neutrophilen wird stark vermindert, so daß sich bakterielle Infektionen, auch mit opportunistischen Keimen entwickeln können Betroffene Kälber leiden an einer Immunschwäche und sterben vor Erreichen der Geschlechtsreife. Die klinische Symptomatik äußert sich in rezidivierenden unspezifisch verlaufenden Infektionen des Nasenrachenraumes, des Atmungsapparates und des Gastrointestinaltraktes. Die Wundheilung ist stark verzögert. Betroffene Tiere zeigen eine verminderte Gewichtszunahme. Labordiagnostisch ist die Erkrankung gekennzeichnet durch Leukozytose mit Granulozytose und Lymphopenie. Die Erkrankung wird autosomal rezessiv vererbt. Rinder, die nur eine Kopie des mutierten Gens besitzen, erkranken selbst nicht an BLAD, geben aber das betroffene Gen mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % an ihre Nachkommen weiter. Die Erkrankung manifestiert sich klinisch, wenn das kranke Gen in doppelter Kopie vorliegt. Der genetische Test beruht auf der Amplifikation und Sequenzanalyse des betroffenen Genabschnittes. Es können reinerbig gesunde, mischerbige Träger und reinerbig kranke Rinder identifiziert werden. 7 Maul- und Klauenseuche Aufgrund der Rötungen am Zahnfleich, des harten Gaumens und der geröteten Zwischenklauenspalte sollte auch diese Erkrankung in Betracht gezogen werden. Erste Symptome sind Fieber und Rötungen der Maulschleimhaut. Danach finden sich Aphten in der Mundhöhle, der Umgebung der Nasenlöcher, an Flotzmaul, Euter und Klauen. Die Tiere speicheln und zeigen Lahmheit. Da es sich nicht um ein Bestandsproblem handelt und nur Kälber betroffen sind, das Kalb zudem auch nach einer Woche keine Aphten und Myokarditis zeigt, die häufig bei Kälbern auftritt, ist eine MKS Infektion ausgeschlossen. Diese Krankheit ist anzeigepflichtig und führt letztendlich zur Keulung des Tieres. Eine ähnliche Symptomatik weist das Vesikuläre Stomatitis-Virus (VSV) auf. Es kommt jedoch nur in Amerika vor und hat geringe Letalität. Aufgrund seiner Ähnlichkeit zu MKS besteht auch hier Anzeigepflicht. Bösartiges Katarrhalfieber BKF ist eine Infektion mit dem Bovinen Herpesvirus-3 (BHV-3). Die Kopf-Augenform ist die häufigste Form. Sie äußert sich durch anhaltendes Fieber, serös-schleimig-eitrigen Nasen- und Augenausfluß, diphteroid-nekrotisierende Schleimhautläsionen. Typisches Merkmal ist die Iridocyclitis mit zunehmender Trübung der Kammerflüssigkeit. Das Schaf stellt ein Erregerreservoir dar, ohne selbst zu erkranken. Meist ist das Auftreten der klinischen Erscheinungen mit einem Schafkontakt in Verbindung zu bringen. Die Letalität beträgt über 90%. Die Therapie beschränkt sich auf symptomatische Behandlung. Stomatitis papulosa Eine Erkrankung, die durch das Parapoxvirus verursacht wird und die sich in Exanthemen der Schleimhaut an Flotzmaul, Lippen, Zahnfleisch und Gaumen zeigt. Sie geht allerdings ohne Veränderungen des Zwischenklauenbereiches einher wie die IBR, Soor (Mycose) und das Kälberdiphteroid, auf die hier wegen der zusätzlichen Beteiligung der Haut des Zwischenklauenspaltes nicht näher eingegangen wird. Da die virologische und serologische Untersuchung auf BVD/MD negativ war, kann diese Erkrankung ausgeschlossen werden. Vielleicht sollte man als nächste Möglichkeit die BLAD in Erwägung ziehen, da die anderen verstorbenen Kälber auch von demselben Bullen stammten. Inwieweit die BLAD auch bei Angler und Braunvieh eine Rolle spielt ist nicht bekannt. Sinnvoll wäre es auf jeden Fall ein Differentialblutbild anzufertigen und die Zahl der Granulozyten und Lymphozyten zu bestimmen. Auch an Chemikalien (Säuren, Laugen, Holzschutzmittel) oder an chronische Vergiftungen (Quecksilber, Blei), die das Kalb über die Tränke aufnehmen kann, sollte gedacht werden. . Eine eitrige Rhinitis kommt öfters bei jungen Kälbern mit geschwächter Abwehrlage vor. Das Überköten hinten rechts könnte entweder auf einer Bänderschwäche oder auf einer Lähmung des N. tibialis beruhen. 8 Die Milch im Pansen, die durch das Gluckern bei der Schwingauskultation festgestellt wurde, kann durch eine Sondenfütterung dorthin gelangt sein. Bei einem Pansentrinker wäre der Inhalt stark verändert (saurer Geruch, Flocken etc.). Die erhöhte Erythrozytenkonzentration, der erhöhte Hämatokrit und die trockene Maulschleimhaut lassen sich durch die Exsikkose erklären, die durch den abnehmenden Appetit entstanden ist. Die etwas verlängerte kapilläre Rückfüllzeit spricht für eine Kreislaufschwäche, die auch infolge der Exsikkose und des schlechten Allgemeinzustandes entstanden sein kann. Prognose: Eine Prognose fällt schwer, da die Ursache der Erkrankung nicht bekannt ist. Vielleicht wäre es sinnvoll, sich zu erkundigen, ob andere Landwirte, die ihre Kühe von selbigem Bullen haben decken lassen auch ähnliche Probleme haben. Wenn das Kalb auf die symptomatische Behandlung gut anspricht ist die Prognose gut. Therapie: Zum gegebenem Zeitpunkt kann das Tier nur symptomatisch behandelt werden. Es empfiehlt sich ein Breitspektrum-Antibiotika (Gentamycin: 4mg/kg KG i.m., i.v., Wiederholung nach 8-12 Stunden), um die Veränderungen am Zahnfleisch zu therapieren und einer eventuellen bakteriellen Sekundärinfektion vorzubeugen. Eventuell sollte das Antibiotikum wegen möglicher Resistenzen oder Wirkungslosigkeit nach einigen Tagen gewechselt werden (Cephalosporin, Penecillin) Wenn das Tier die Tränke ganz verweigert sollte es infundiert werden, um die Exsikkose nicht noch zu verstärken. Ein weiteres Anzeichen für eine Verstärkung der Exsikkose ist das Einsinken der Bulbi (Flüssigkeitsverlust von 6-7 %). Dies kann allerdings auch ein Zeichen für die fortschreitende Abmagerung sein. Flüssigkeitsverluste über 10% führen zu Schocksymptomen, über 12% zum dekompensierten Schock mit Kollaps. Bei fortschreitender Exsikkose sollte auch auf Elektrolytgehalte des Blutes geachtet werden. Auf die Veränderungen im Zwischenklauenspalt kann lokal eine antibiotische Salbe (z.B. Sulfonamid-Lebertransalbe) gegeben werden. xxx 9 Rinderbericht I. Anamnese (Verwendungszweck, Fütterung, Anzahl der betroffenen Tiere, Grund d. Vorstellung, Dauer, Verlauf, Vorbehandlungen, Behandlungsauftrag, Impfstatus (IBR, BVD/MD, Mutterschutzimpfung) I. Signalement Rasse: Geschlecht: Alter (Wechsel: 1¾, 2 ½, 3¼, 4, halbes Jahr zum Hochwachsen) Hornanlage (bis 14 Tage weiche Epithelknospe, ab 4 Wo. hart, 3-4 Mo. fest) Hornringe (2½+Hornringe) Nabelschnur (feucht bis 4. Tag, mit 14 Tagen abgefallen) Ohrmarken re. ..............................................li........................................................................ Farbe:.......................................................... Abzeichen:.................................................................................................................................................. .................................................................................................................................................................... Körpermasse:............................................... 10 II. Klinische Untersuchung A) AU 1. Allgemeinzustand (Habitus) Körperhaltung: ........................................................................................................................................... Verhalten:.................................................................................................................................................... Körperbau:.................................................................................................................................................. Ernährungszustand:..................................................................................................................................... Entwicklungszustand:................................................................................................................................. Pflegezustand:............................................................................................................................................. 2. Atmung Frequenz (Kalb: 30-45/min, Rd. 16-36):.................................... Atemtyp (costoabdominal, leichte abdominale Betonung):....................................................... Atemrhythmus:.............................................................. 3. Puls Frequenz (Kalb 90-110/min, Rd. 65-80/min):.................................... Rhythmus (regelmäßig, gleichmäßig) Qualität (Größe/Dauer, Stärke/Kraft):.................................................................................................... Gefäßfüllung (A. facialis bleistiftdick):.................................................................................................. Gefäßspannung:...................................................................................................................................... 4. Körperinnentemperatur (Kalb 38,5-39,5 °C, Rd. 38-39°C):.......................................... 5. Allgemeinbefinden B) spezielle klinische Untersuchung 1. Haare(Dichte, Geschlossenheit, Länge) Haut (Farbe, Temperatur, Juckreiz, Umfangsvermehrungen, Substanzverlust, Ektoparasitenbefall)........................................................................................................................ ................................................................................................................................................ Unterhaut (Hautturgor, Lage der Bulbi, Umfangsvermehrungen) ................................................................................................................................................ 2. Schleimhäute (Farbabweichungen, Umfangsvermehrungen) 3. Lymphapparat Lnn. parotidei Lnn. mandibulares Lnn. retropharyngei mediales (nicht tastbar) Lnn. cervicales superficiales Lnn. subiliaci 4. Zirkulationsapparat Arterien (Spannungs- und Füllungszustand):............................................................................................. Venen(Füllungszustand................,Abfluß...........................,Venenstauprobe............................................, Venenpuls:physiolog=neg./patholog.=positiv) KRZ: .................................... Episkleralgefäße (Füllung.............................., Farbe..................., Konturierung......................................) 11 Ödem (kalt/warm):......................................................................................... Herzperkussion (hi. Anconäenm. li.handtellergroß) Herzauskultation Frequenz..............., Intensität pochend/schwach, Regelmäßigkeit..............................................................., Abgesetzheit.........................................................................................., Nebengeräusche 5. Respirationstrakt Atmung siehe AU Nase Nasenöffnung und Umgebung:.......................................................................................................................... Ausatemluft (Gleichheit des Luftstromes, Geruch):........................................................................................... Nasenausfluß (Menge, Farbe, Konsistenz, Geruch, Beimengungen):................................................................ Nasenschleimhaut (Farbe, Beschaffenheit):....................................................................................................... Atemgeräusche (nasal=schniefend, laryngeal=pfeifend, pharyngeal=röhrend, tracheal=brummend) Nasennebenhöhlen (Fingerperkussion, Deformierung):....................................................................................... Kehlkopf, Luftröhre u. Schilddrüse (Adspektion, Palpation) Husten (spontan, Charakter......................, Auswurf:.............................................................................) Brustkorb:............................................................................................................................................................... Lungenperkussion immer rechts, mit Leberperkussion verbinden, Begrenzungen, dorsal M. longissimus dorsi, kranial Skapula Ellenbogenhöcker, kaudal 11 ICR im Bogen zum Ellbogenhöcker (tympanisch o. subtympanisch=Emphysem, voller Lungenschall, relative oder unvollständige Dämpfung z.B. Herzperkussionsfeld, weitgehende aber noch unvollständige Dämpfung=ventraler Eingeweidebereich, absolute Dämpfung=Muskel, Leber) Lungenauskultation Trachea (laryngotracheal „CH“, insp. u. exspiratorisch):..................................................................................... cranioventraler Bereich (tracheobronchale, v.a. insp.):......................................................................................... caudodorsaler Bereich (bronchobronchuläre, nur insp.):....................................................................................... Atemnebengeräusche: Knattern/Knacken (tonlos):............................................................................................. Giemen (tönendes AG) Röhrenatmung (wie laryngotracheales) Schaben/Reiben Fehlen von hörbaren Atemgeräuschen 6. Digestitionstrakt Appetit Durst:........................................................................................................................................................................... Futter u. Wasseraufnahme:............................................................................................................................................. Kauen und Abschlucken:.............................................................................................................................................. 12 Mund- und Rachenhöhle Speichelfluß:...................................................................................................................................................... Mundgeruch:..................................................................................................................................................... Zunge/Zähne:.................................................................................................................................................... Gebiß (Scheren-, Hecht-, Karpfengebiß):........................................................................................................ Milchkappen:................................................................................................................................................... Schlund (Adspektion, Palpation):.................................................................................................................................. Pansen Adspektion (eingefallen, verstrichen, vorgewölbt) Palpation: Auskultation (2 bis 3 in 2 min) Milchkalb (Schwing und Perkussionsauskultation) Schmerzproben (Rückengriff, Stabprobe, Schmerzperkussion) Labmagen Adspektion Doppelaukultation Schwingauskultion (bds.) Perkussionsauskultation (bds.) After und Umgebung:.................................................................................................................................................. Kot (Häufigkeit......................., Menge...................., Farbe................, Geruch.................., Konsistenz (wässrig, suppig, dünnbreiig, mittelbreiig, dickbreiig) Beimengungen..............................., Gehalt an verdaulichen Futterbestandteilen..........................................................) Bauchdeckenspannung (re.) Nabel: (extraabdominal: Umfangsvermehrungen, Wärme, Druckempfindlichkeit, Sekretion, Konsistenz) intraabdominal: Nabelvene nach kranial, Urachus und Nabelarterien nach kaudodorsal) 7. Harnapparat/Geschlechtsapparat Harnabsatz:.................................................................................................................................................................... Farbe/Trübung:............................................................................................................................................................... Geruch (aromatisch, stechend-ammoniakalisch, obstähnlich-süßlich) Harndichte (Rd. 1020-1040, Kalb 1005-1012) pH-Wert (7-8).......................................... Eiweiß:.......................................... Bilirubin................................. Nitrit............................ Hb............................ Glucose....................... Ketonkörper................... ev. rektale Untersuchung (Niere, Harnleiter....):............................................................................................................ Geschlechtapparat: ml.:.................................................................................................................................................................... wbl.:................................................................................................................................................................... 8. Nervensystem psychisches Verhalten:................................................................................................................................................... Motilttät (Parese, Paralyse):........................................................................................................................................... Lähmungen (nukleäre-infranukleäre: keine Reflexe, supranukleäre: gesteigerte Reflexe, spastisch o. schlaff): Krämpfe (tonsich, klonisch, Tremor):........................................................................................................................... Nystagmus:..................................................................................................................................................................... Zwangsbewegungen:....................................................................................................................................................... 13 Ataxie:.............................................................................................................................................................................. Hautsensibilität (Nadelstiche):........................................................................................................................................ Tiefensensibilität :........................................................................................................................................................... Reflexe:....................................................................................................................................................................... Ohrabwehr :......................... Gaumenreflex :..................... Kaureflex :......................... Saugreflex :....................... Schluckreflex :....................... Hornhaut:.................... Pupillar:....................... Anal:............................. 9. Sinnesorgane Auge (Miosis, Mydriasis, Nystagmus, Tränenfluß, Cornea, Trigeminus-, Facialislähmung) 10. Bewegungsapparat im Liegen............................................................................................................................................................ Aufstehverhalten:......................................................................................................................................................... im Stehen.................................................................................................................................................................... in Bewegung:............................................................................................................................................................... Gelenke, Sehenscheiden, Schleimbeutel..................................................................................................................... .................................................................................................................................................................................... Klauen.............................................................................................................................................................................. ......................................................................................................................................................................................... D) ergänzende Untersuchung E) Diagnose F) Differentialdiagnose G) Prognose I) Therapie J) weiterer Verlauf K)Epikrise