Neuropsychologie

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Neuropsychologie
SS 2008
Ringvorlesung
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1: Das dichotome Gehirn – zwei separate Verarbeitungswege .............................. 2
1.1 2 – Seiten Hypothesen ...................................................................................................... 2
Kapitel 2: Sensorische Signale und deren Zusammnenspiel ............................................... 4
2.1 Einführung ........................................................................................................................ 5
2.2 Regeln für die Integration sensorischer Signalen ............................................................. 6
2.3 Offene Fragen zur Signalintegration ................................................................................ 7
Kapitel 3: Die Psychobiologie des Schmerzes ....................................................................... 8
3.1 Grundlagen: Nozizeption und Schmerz ........................................................................... 9
3.2 Warum Schmerz für Psychologen relevant ist ............................................................... 11
Kapitel 4: (Emotionales) Lernen und Gedächtnis .............................................................. 13
4.1 Prinzipien und Mechanismen der klassischen Konditionierung .................................... 15
4.2 Die klassische Konditionierung von emotionalen Reaktionen ...................................... 16
4.3 Klassische Konditionierung bei Angststörungen ........................................................... 18
4.4 Verlernen von gelernter Angst ....................................................................................... 18
Kapitel 1: Das dichotome Gehirn – zwei separate Verarbeitungswege
Fragen
1.
2.
3.
Was ist ein Halbseitenneglect? (Seite 2)
Welche 2 – Pfade – Hypothesen gibt es (3 Stück) und wie sind die Evidenzen? (Seite 3)
Nenne ein Replikationsexperiment zu Goodales et al. Hypothese! (Seite 3)
Zusammenfassung: 2 Seiten Hypothesen
Halbseitenneglect: Patienten ignorieren nach einem Schlaganfall eine Seite (Rasur nur rechts, nur rechtes
Essen auf Teller essen, nur rechten Arm heben, stoßen gegen linke Hindernisse).
2 – Seiten Hypothesen
Wo vs. was Hypothese (Ungerleider & Mishki, 1982)
Idee: Objekterkennung („Was“, ventrale Bahn) und räumliche Information („Wo“, dorsale Bahn).
- dichotome Theorie: Input  Auge Gehirn (ventraler Pfad (Objekt, was) vs. dorsaler Pfad
(Raumwahrnehmung, wo))
 Objekterkennung unabhängig von räumlicher Position im Gesichtsfeld (da große rezeptive Felder)
Evidenz (Bewertung nur 3 von 3 Punkten):
- Einzelzellableitungen bei Affen:
o im IT (ventraler Pfad) Neurone für Hände/ Gesichter
o Im MST (dorsaler Pfad) Neurone, die auf expandierende Muster ansprechen, im Bereich MT
auf Bewegung
- Läsionen
o bei Affen: Läsion im hinteren, temporalen Bereich stört Objekterkennung, im parietalen
Bereich stört räumliche Aufgabe
o bei Läsionen im ventralen Pfad Objekterkennung beeinträchtigt bei erhaltenen, einfachen
Sehfähigkeiten (Sehschärfe, Gesichtsfeld)
o Läsionen bei dorsalem Pfad Probleme mit räumlichen Aufgaben und Halbseitenneglect
Magno (wo) vs. parvo (was) Pfad (Livingstone und Hubel, 1983)
Idee: Trennung von dorsalen & ventral ab der Retina über das magno – & parvozelluläre System.
- magnozelluläres System (dorsal): Tiefenwahrnehmung – und Bewegungsinformationen, farbenblind
(hell – dunkel), schnell
- parvozelluläres System (ventral): Farb – und Formwahrnehmung, langsam
Durch Färbung erkannten sie neurale Bereiche. Ab der Retina gibt es eine starke Trennung der Reize in der
Retina, da Ganglienzellen unterschiedliche Eigenschaften haben. Trennung geht in V1 weiter und von da an in
höheren, visuelle Areale.
Evidenz:
- Studien zeigten, dass bei Illusionen mit Kontrast zwischen Helligkeit dorsaler Weg doch funktioniert.
- Allerdings gab es Gegenbeweise  daher die Trennung in magno und parvo eher zweifelhaft.
Wie vs. was Pfad (Goodale und Milner, 1992)
Idee: Durch Studien an neuropsychologischen Patienten hatten sie Idee von Wahrnehmung – vs.
Handlungsstrom.
- dorsal: visuelle Steuerung von Handlungen, dieser Bereich ist nicht bewusst (s. dazu Patient D.F.),
egozentrische Codierung (Objekt relativ zu sich selbst), präzise und schnell
- verbal: Objekterkennung und Bewusstsein, allozentrische Kodierung (Objekt relativ zur Umgebung),
flexibel und langsam
Evidenz:
- evolutionspsychologische Argumente
- doppelte Dissoziation bei Patienten: Störung je nach betroffenen Bereich
o dorsal, bei Patient V. optische Ataxie, d.h. Probleme mit visuell motorische Steuerung
o Patient D.F.  Formagnosie, d.h. keine Unterscheidung von Formen, Greifen aber normal
- Experimente mit Ebbinghausenillusion (Aglioti, DeSousa und Goodale, 1995):
o Durch Kontextelemente wird Wahrnehmung eines Kreises im Vergleich als größer oder kleiner
bestimmt.
o Hypothese: Illusion wirkt nur auf ventralen Pfad, aber nicht auf dorsalen Pfad  Korrektes
Einstellen der Handgröße auf Reiz möglich, allerdings Wahrnehmung des Kreises getäuscht
o Ergebnis: Greifen wird nicht getäuscht, Hand weiß mehr als die Wahrnehmung. Dorsaler Pfad
arbeitet unabhängig vom Bewusstsein vor sich hin, „Zombie“  Größe wird zweimal
berechnet, einmal dorsal (unbewusst und ungetäuscht) und ventral (bewusst und getäuscht)
- Replikationsexperiment durch Franz et. Al (2000) (s.u.) widerlegte Hypotheseaber teilweise und schlug
Abschwächung vor (siehe unten)
Replikationsexperiment (basiert auf Experiment zu Agliotis, Goodale et. al. „Wie“ oder „Was“ –
Hypothese) durch Franz et. Al (2000)
- Methode: Aufbau dem von Aglioti so identisch wie möglich. Probanden sollten eine Metallscheibe
greifen. Die maximale Handöffnung (AV) wurde mittels Marker erfasst. Die UV waren die Variation
der Kontextkreise (groß vs. klein)
- Fragestellung: Schafft es die Illusion die Handöffnung zu beeinflussen?
- Ergebnis: VP greifen bei kleinen Kontextelementen größer als bei Kleinen  Illusionseffekt beeinflusst
die Greifbewegung der Hand, also den dorsalen Pfad.
- Diskussion: Zur weiteren Klärung Nachfolgeexperiment
Nachfolgeexperiment (Franz et al., 2006):
- Methode:
 Aufgabe 1: Kreis so groß wie Vergleichskreis einstellen
 Aufgabe 2: Kreis, um den Kontextelemente aufgedruckt sind, greifen.
- Ergebnis: Illusionseffekt hatte die Wahrnehmung und das Greifen Einfluss hatte (erschien
Vergleichskreis groß, stellten VP den Kreis groß ein).
- Vergleich der Daten mit der Originalstudie:
o Es zeigte sich, dass Aglioti et. al zwei verschiedene Aufgaben in ihrer Originalstudie genutzt
haben (simultan: Kreisvergleich, sukzessiv: Greifen)  Problem von Interaktion (betrug
50%) der Illusionsfiguren (im Grunde war also kein fairer Vergleich möglich), bei der Studie
von Franz et. al. aber beide Aufgaben sukzessiv waren.
o Bei Herausrechnung der Interaktion kamen Franz et. al zu Ergebnis, dass der Effekt auf die
verschiedenen Aufgaben, aber nicht auf zwei komplett getrennte Wege zurückzuführen war
-
-
Aufgeben der starken Hypothesen einer totalen Trennung
Einführen einer schwächeren Hypothese: der dorsale und ventrale Weg arbeiten zusammen und die
Objektgröße wird für die Handlung und Wahrnehmung genutzt. Die Pfade laufen nicht parallel, sondern
haben gleiche Modelle, setzen aber nur unterschiedliche Schwerpunkte.
Überprüfen der Stärke der anderen Evidenzen für die „wie“ oder „was“ Hypothese ratsam
Kapitel 2: Sensorische Signale und deren Zusammnenspiel
Fragen
Einführung
1. Was ist ein sensorisches Signal (cue)? (Seite 5)
2. Wie ist das Zusammenspiel der Signale? Nenne Beispiele! (Seite 5)
3. Beschreibe Experimente zur Integration sensorischer Signale! (Seite 5 – 6)
Regeln für die Integration sensorischer Signale
4. Welche Regel gibt es? (Seite 6)
5. Wie kann man so eine Regel testen? Beschreibe ein Experiment zu dieser Regel! (Seite 6 – 7)
Grenzen für Integration sensorischer Signale und offene Fragen
6. Welche offenen Fragen gibt es zum Thema Signalintegration unter anderem? (Seite 7)
Anwendungen
7. Wie kann man die Theorien zur Signalintegration anwenden? (Seite 7)
Zusammenfassung:
Einführung
Definition sensorisches Signal
Jede sensorische Information die Hinweis auf sensorische Schätzung einer bestimmten Eigenschaft (der Welt
gibt). Es gibt intermodale (Zusammenspiel von zwei Signalen) und intermodale Signale.
Zusammenspiel der Signale
sensorische Kombination (sensory combination): Nicht redundante, sensorische Signale ergänzen sich und
werden eindeutig (intramodal und intermodal). Unter anderem bei Disambiguierung und Kooperation der Fall
(z.B. Klopfen: Kopfposition – kinästhetisch – und Zeitdifferenz zwischen Geräusch und Hören – inauteral)
- Beispiel: Disambiguierung: Man sitzt in Zug, sieht einen losfahrenden Zug und hat das, dass man
selbst losfährt. Das visuelle Signal unterscheidet nicht, aber das vestibuläre Signal disambiguiert.
- Beispiel: Kooperation: Experiment mit Wiedererkennung von Legofiguren zeigte, dass es optimal war,
wenn die VP die Figur befühlten und ansahen (da so Infos von hinten und von vorne).
sensorische Integraion (sensory integration): Nach der Kombination werden die redundante Signale integriert.
Es wird hier Dominanz, Hierarchie und Fusion diskutiert.
Experimente zur Integration sensorischer Signale
- Spritzenexperiment (visuell – haptische Wahrnehmung)
- Experiment zur audio – visuellen Wahrnehmung (Drewing)
- Brauchrednerexperiment (Experiment für Fusion)
 Alle Experimente sprechen für Verrechnung von redundanten Signalen: Inter- und intramodale Interaktionen
redundanter Signale, Signaleinfluss ist situationsabhängig und Fusion aller verfügbaren Signale ist möglich
Regeln für die Integration sensorischer Signalen
Optimale Signalintegration
- Einzelne Signale sind immer mit Rauschen behaftet (neuronal, physikalisch)
- Integration mehrerer Signale reduziert Rauschen („Fehler mitteln sich aus“)
- Optimale Integration = Maximale Reduktion des Rauschens
 Kombination & Fusion der Sinne möglich, Gesamteinschätzung der Welt so besser & weniger verrauscht
Das MLE – Modell der optimalen Signalintegration:
- Prämisse: Rauschen der Signale normalv. & unabhängig
- A) Jedes Signal über eine physikalische Eigenschaft trägt zu deren Wahrnehmung bei in gewichtetem
Mittel
- B) Signale werden gemäß Zuverlässigkeit (1/Rauschen) gewichtet
 Maximierung der Zuverlässigkeit der Wahrnehmung
Empirische Belege:
- Bauchrednereffekt (Alais & Burr) und visuo – haptische Integration von Form (Helbig & Ernst)
- intrahaptische Integration von Kraft- und Positionsintegration, Drewing & Ernst, 2006)
- optimale Signalintegration & intramodale Integration (Ernst & Banks, 2002)
Hypothesen zu offenen Fragen der Signalintegration
Woher kennt das System die Signalzuverlässigkeit?
- durch Lernen (erste empirische Belege durch Experiment)
- Berechnungen der Reliabilitäten über die Zeit (Zellen im Gehirn, die auf spezifische Reize reagieren)
Welches Signal werden demselben externen Ereignis/ Objekt zugesprochen?
zeitliche Bedingung (noch unklar)
räumliche Bedingung (kritisch)
Lernbedingungen? (Hinweis von entwicklungspsychologischen Studien)
Wie ist Signalintegration in Handlung eingebettet?
- Spielt die Zeit bei der Handlung eine Rolle? (momentan wird hier geforscht)
Anwendungsmöglichkeiten
Haptic Device Technologie
- Gefühlte virtuelle Realität (Fernseher für die Hand)
- Für die Arbeitswelt: In einem Raum A sitzen und in einem Raum B eine Maschine bedienen.
- momentan aber ist das Gefühl noch zu unecht  Verbesserungen nötig
- Spiele: taktiles Feedback
 zur Verbesserung dieses Gerätes Theorien der optimalen Integration heranziehen.
Einführung
Definition sensorisches Signal
Jede sensorische Information die Hinweis auf sensorische Schätzung einer bestimmten Eigenschaft (der Welt
gibt). Es gibt intermodale (Zusammenspiel von zwei Signalen) und intermodale Signale.
Beispiel: Tiefensignale
- visuell: Tiefenstruktur, Textur, Schatten, Okklusion, Perspektive Schatten
- kinäthetisch: Akkomodation/ Konvergenz
Zusammenspiel der Signale
sensorische Kombination (sensory combination): Nicht redundante, sensorische Signale ergänzen sich und
werden eindeutig (intramodal und intermodal). Unter anderem bei Disambiguierung und Kooperation der Fall
(z.B. Klopfen: Kopfposition – kinästhetisch – und Zeitdifferenz zwischen Geräusch und Hören – inauteral)
- Beispiel: Disambiguierung
o Man sitzt in einem Zug, sieht einen losfahrenden Zug und hat das Gefühl, dass man selbst
losfährt. Das visuelle Signal unterscheidet nicht, aber das vestibuläre Signale  vestibuläres
Signal disambiguiert.
- Beispiel: Kooperation
o der zweideutige Würfel wo man mal eine, mal die andere Seite im
Vordergrund sieht. Signal der Verdeckung hebt die Disambiguierung
auf.
o Mit zugehaltener Nase in eine rohe Kartoffel und einen Apfel beißen
und man schmeckt keinen Unterschied  Kooperation von
Geschmacks-, Geruchs- , ggf. Schmerz- (Chili) und ggf. Kältesinn
(Minze).
o Experiment mit Wiedererkennung von Legofiguren zeigte, dass es optimal war, wenn die VP
die Figur befühlten und ansahen (da so Infos von hinten und von vorne)
sensorische Integraion (sensory integration): Nach der Kombination (z.B. zeigen 3 Signale wo Klopfen ist =
redundantes Signal) werden die redundante Signale integriert. Es wird hier Dominanz (ein Reiz im
Vordergrund), Hierarchie (immer nächst bester Reiz ist wichtig) und Fusion diskutiert.
Experimente zur Integration sensorischer Signale
Spritzenexperiment (visuell – haptische Wahrnehmung)
- Methode: In 1. Phase sollten VP auf die Spritze drücken, dann verkürzt sich auch die Spritze auf dem
Bildschirm. Die VP sollten in der 2. Phase eine zweite Spritze soweit wie die erste drücken.
-
Ergebnisse: Das was sie glauben getan zu haben wurde stark von dem Gesehenen dominiert 
möglicherweise visuelle Dominanz.
Experiment zur audio – visuellen Wahrnehmung (Drewing)
- Methode: VP bekam 1 – 3 Stöße auf den Finger und hörte 1 – 3 Töne (Häufigkeiten wurden variiert)
und die VP sollen die Anzahl der Stöße auf den Zimmer zählen.
- Ergebnisse: Wenn 1 Ton weniger spürten VP einen Stoß weniger, bei mehr Tönen spürten sie mehr
Taps. Die Anzahl der Töne wurde nicht von den Stößen beeinflusst
- Diskussion: Möglicherweise auditive Dominanz für Ereigniszahl, Situationsabhängigkeit für dominante
Reize und Fusion beider Signale möglich.
Brauchrednerexperiment (Experiment für Fusion)
- Methode: Im Dunklen Raum erklang ein Ton und ein Blitz erschien. VP sollten den Ton lokalisieren
- Ergebnisse: Fusion von auditiven Signalen und gesehenen Information und Ton wird genau zwischen
Blitz und richtigem Tonort lokalisiert.
 Alle Experimente sprechen für Verrechnung von redundanten Signalen:
- Inter- und intramodale Interaktionen redundanter Signale, Signaleinfluss ist situationsabhägnig und
Fusion aller verfügbaren Signale ist möglich
Regeln für die Integration sensorischer Signalen
Optimale Signalintegration
- Einzelne Signale sind immer mit Rauschen behaftet (neuronal, physikalisch)
- Integration mehrerer Signale reduziert Rauschen („Fehler mitteln sich aus“)
- Optimale Integration = Maximale Reduktion des Rauschens
 Kombination und Fusion der Sinne ist möglich, da die Gesamteinschätzung der Welt so besser und
wenig verrauscht ist.
Das MLE – Modell der optimalen Signalintegration:
- Prämisse: Rauschen der Signale normalv. & unabhängig
- A) Jedes Signal über eine physikalische Eigenschaft trägt zu deren Wahrnehmung bei in gewichtetem
Mittel
- B) Signale werden gemäß Zuverlässigkeit (1/Rauschen) gewichtet
 Maximierung der Zuverlässigkeit der Wahrnehmung
Empirische Belege:
- Bauchrednereffekt (Alais & Burr, 2004)
- visuo – haptische Integration von Form (Helbig & Ernst, in press)
- intrahaptische Integration von Kraft- und Positionsintegration, Drewing & Ernst, 2006)
- optimale Signalintegration & intramodale Integration (Ernst & Banks, 2002)
Experiment zu dem MLE – Modell der optimalen Signalintegration & intermodale Integration (visuo –
haptische Größeneinschätzung) (Ernst & Banks, 2002)
Methode: Mittels Phantomlab sollten VP die Größe von Objekte per Berührung und Sehen einschätzen. Bei dem
Phantomlab sieht man mittels einer Bildschirmbrille die Objekte und mittels haptischer Signale am Finger
werden Objekte simuliert (indem an den entsprechenden Stellen Druck auf die Finger gegeben) wird).
Material: Random – Dot Stereogramm, bei dem man ein Rechteck vor einem Hintergrund sieht
Vorgehen
1) Bestimme (& manipuliere) Zuverlässigkeiten der einzelnen Modalitäten = einzelne Signale
 Diskriminationsschwellen (2-IFC, constant stimuli)
Sukzessives Greifen und visueller Vergleich von 2 Objekten zum Vergleich ob 2. Objekt kleiner oder
größer war
 Ermittlung einer psychometrischen Funktion mit einer Schwelle (wo zu 84% richtig gesagt wurde,
was größer/ kleiner war), je kleiner die Schwelle, umso zuverlässiger ist die Wahrnehmung
 4 – 5 mm Reizunterschied nötig, Manipulation beim Sehen mittels Rauschen
2) Vorhersagen für Zuverlässigkeiten & Signalgewichte bei intermodaler Integration gemäß Modell
Gewichtung vom visuellen und haptischen Reiz mittels Rauschstufen beim Sehen und Vorhersagen
der Zuverlässigkeit
 Fühlen = Sehen (Gewicht 50%/ 50%); Fühlen < Sehen (Gewicht fühlen < Gewicht sehen); Fühlen >
sehen (Gewicht Fühlen > Gewicht sehen); Fühlen + Sehen bestes Ergebnis.
3) Bestimme empirische Werte bei intermodaler Integration  2-IFC Diskriminationsschwellen & PSE’s
bei diskrepanten Signalen
Darbietung eines visuell – haptischen Reizes (diskriminant/ nicht diskriminant) gleichzeitig, dann
Vergleich mit zweitem Reiz um die Vorhersagen zu überprüfen.
Gewichtung der Modalitäten sind ähnlich wie vorhersagt:
- Sehen besser wenn Gewicht von visuellem Signal stärker
- Fühlen besser wenn Gewicht vom haptischen Signal besser
- Fühlen und Sehen zeigen bestes Ergebnis
 Hypothese bestätigt
Schlussfolgerungen:
- Menschen integrieren visuelle und haptische Information in einer statistisch optimalen
Weise
- Kombination reduziert die Varianz
- Lineares Gewichtungsschema für visuo – haptische Wahrnehmung
Offene Fragen zur Signalintegration
Woher kennt das System die Signalzuverlässigkeit?
Zwei Hypothesen:
- durch Lernen  Experiment von Jacobs (2002) zeigte Rolle des Lernens auf.
- Berechnungen der Reliabilitäten über die Zeit  Im Gehirn reagieren einige Zellen auf bestimmte
Stimulus stärker als andere. Die Breite der Zellen könnten implizites Wissen sein, je breiter sie
feuern, desto unklarer ist das Wahrgenommene
Welches Signal werden demselben externen Ereignis/ Objekt zugesprochen?
Hypothesen:
zeitliche Bedingung (noch unklar)
räumliche Bedingung (kritisch)
Lernbedingungen? (Hinweis von entwicklungspsychologischen Studien)
Wie ist Signalintegration in Handlung eingebettet?
- Spielt die Zeit bei der Handlung eine Rolle? (momentan Forschungen an der Justus – Liebig Universität
Gießen)
Anwendungsmöglichkeiten
Haptic Device Technologie
- Gefühlte virtuelle Realität (Fernseher für die Hand)
- Für die Arbeitswelt: In einem Raum A sitzen und in einem Raum B eine Maschine bedienen.
- momentan aber ist das Gefühl noch zu unecht  Verbesserungen nötig
- Spiele: taktiles Feedback
 zur Verbesserung dieses Gerätes Theorien der optimalen Integration heranziehen.
Kapitel 3: Die Psychobiologie des Schmerzes
Fragen
Grundlagen: Nozizeption und Schmerz
1. Definiere Schmerz und Nozizeption, nenne auch Hirnzentren des Schmerzes! (Seite 8)
2. Welche Arten von Schmerz gibt es? (Seite 8)
3. Beschreibe die Spezifitätstheorie des Schmerzes! (Seite 8 – 9)
4. Beschreibe zwei Phänomene des Schmerzes. (Seite 10)
5. Beschreibe die Komponenten des Schmerzes! (Seite 10)
6. Wie wird der Schmerzreiz im Gehirn selbst verarbeitet? Beschreibe ein Modell & Belege dafür! (S. 11)
Warum Schmerz für Psychologen relevant ist
7. Welche Faktoren sind für den Schmerz relevant? (Seite 11)
8. Chronischer und akuter Schmerz: Wo liegen hier Unterschiede, welcher Schmerz ist für Psychologen
interessant? Beschreibe Modelle zu chronischem Schmerz! (Seite 11 – 12)
9. Welche Rolle spielt Schmerzwahrnehmung im frühen Kindesalter? (Seite 12)
Zusammenfassung
Grundlagen: Nozizeption und Schmerz
Definitionen zu Schmerz und Nozizeption
Definition Schmerz: Schmerz ist Sinnesempfindung und Gefühlsleben, kann verknüpft mit Gewebsschädigung
sein, muss es aber nicht. Der Schmerzreiz wird von Nozizeptoren aufgenommen, geht zum ZNS und von dort
aus zum Gehirn. Der Schmerz ist eine subjektive Empfindung und muss nicht unbedingt mit einer eventuell
gegebenen objektiven Gewebsschädigung übereinstimmen. Schmerz kommt durch den Cortex zum Bewusstsein
 Verlauf des Schmerzreizes: Nozizeptoren (neurophysiologischer Prozess)-> Rückenmark
(neurophysiologischer Prozess)-> Hirnstamm (neurophysiologischer Prozess)-> limbische Strukturen
(neurophysiologischer Prozess)-> Cortex (der Cortex ist bewusst)
 Studien zeigten, dass Schmerzerfahrungen im Säuglingsalter (durch intensive, medizinische Betreuung) zu
einer höheren Schmerzschwelle, aber auch zu einer schnelleren Sensitivierung bei Schmerzreizen führt.
Definition Nozizeption: Aufnahme, Weiterleitung und zentralnervöse Verarbeitung noxischer Reize („objektiv“,
neurale Prozesse). Ein Nozizeptor ist ein Sensor, der durch noxische Signale aktiviert wird und noxische Signale
aufnimmt und weiterleitet.
 Unterschied zu Schmerz: Schmerz ist eine Empfindung, die nicht 100% mit nozizeptiven Einfluss
übereinstimmen.
 Nozizeptoren: es gibt mehrere, die für die Weiterleitung von Schmerz geeignet sind.
 Aβ - Fasern: empfindliche Mechanozeptoren (Tastsinn)  erster Schmerz läuft über die schnellen,
myelinisierten Aβ – Fasern.
 Aδ – Fasern : empfindliche Mechanozeptoren (Haare)
 C - Fasern: zweiter Schmerz läuft über die C - Fasern
o empfindliche Mechanoreztporen (Haare),
o Warmrezeptoren
o mechanosensitive Nozizeptoren
o Hitzenozizeptoren
o polymodale Nozizeptoren: Sprechen auf viele Arten von Schmerzreizen an.
 die Schmerzschwelle spiegelt zentralnervöse Verarbeitung der Inputs vieler aktivierter Nozizeptoren
wieder.
Arten von Schmerz
Spezifitätstheorie des Schmerzes
Schmerz ist eine selbstständige Empfindung mit einem weitgehend dafür spezialisierten neuronalen System, das
entsprechende Sensoren, Nervenbahnen und Zentren beinhaltet. Beteiligte Neurotransmitter sind Serotonin,
Dopamin, Noradrenalin, Endorphine)
(Lernskript  Im Rückenmark werden die nozizeptiven Afferenzen an Neuronen des Hinterhorns auf die
Vorderseitenstrangbahnen umgeschaltet, und laufen zum Hirnstamm aufwärts, wo sie sich mit den nozizeptiven
Afferenzen aus dem Kopfbereich (Nervus trigeminus) vereinigen, um dann weiter zum Thalamus zu ziehen. Auch
Teile der Großhirnrinde sind an Nocizeption und Schmerz beteiligt (...))
Nozizeptive Bahnen
 Vorderseitenstrangbahn: Weiterleitung des Schmerzes, Temperatur, Viscerzeption zum Thalamus
 deszendierende, hemmende Bahnen: schmerzhemmender Mechanismus (bei Frauen schwächer als bei
Männern), dessen Zentrum im Hirnstamm (dem PAG liegt)
(Lernskript: Um die Ausweitung der Erregung zu beschränken gibt es die Hemmung der Erregungsweiterleitung
durch Interneurone. Diese sind mit den erregten Neuronen verschaltet und üben ihren hemmenden Einfluss bei
Erregung aus. Der für die sensorische Weiterleitung wichtigste Mechanismus ist die laterale Hemmung durch
negative Rückkoppelung. Dabei bildet sich um das Neuron eine Hemmzone aus, die auch auf die vorgeschalteten
synaptischen Gebiete hemmend wirkt. Die Hemmung kann im Fall der rezeptiven Felder auch
kontrastverschärfende Wirkung haben.)
 bei chronischen Schmerzpatienten möglicherweise Probleme bei hemmenden Bahnen.
Hautnerven und Dermatome
Periphere Nerven  Hautnerven  Zusammenlaufen der Hautnerven im Rückenmark bei den Spinalnerven 
Innervationsgebiete der Hinterwurzeln sind die Dermatome.
 z.B. Ischeasschmerz zieht durch das ganze Bein, da im Lendenwirbel Versorgungsglied der Innervation des
Beines liegt
Phänomene des Schmerzes
Übertragener Schmerz:
 Für jedes innere Organ gibt es typische Hautareale, auf die eine nociceptive Reizung der Eingeweide
übertragen wird (Head−Zones, oberflächliche hyperalgetische Zonen). Ist diagnostisches Hilfsmittel.
 Dermatom: Hautafferenzen konvergieren hier auf das gleiche Rückenmarkssegment, das auch die
viszeralen Schmerzimpulse empfängt.
 z.B. bei Blinddarmreizung schon beim Anfassen des Bauches Schmerz. Die Ursache vom Schmerz liegt
also tiefer als nur auf der Haut.
Projizierter Schmerz
 Ort der noxischen Reizung ist nicht mit dem der Schmerzempfindung identisch.
 Starke Reizungen der afferenten Fasern des Ellenbogens werden in das Versorgungsgebiet der
Afferenzen projiziert wo die normalerweise herkommen (hier die Hand/Finger).
 z.B. man stößt mit Musikantenknochen des Ellbogen gegen den Tisch und der Schmerz zieht durch den
ganzen Arm.
Verschiedene Komponenten des Schmerzes
kognitive Komponente: Schmerzvergleich mit bereits gemachten Schmerzerfahrungen, speist sich aus:
- sensorische Komponente: Sinnesempfindung einer Noxe hinsichtlich Lokalisation, Intensität, Beginn
und Ende  Thalamus, SI, SII, Insula
- affektive oder emotionale Komponente: psychologischer Aspekt des Schmerzes; Leiden am Schmerz 
Thalamus, Insula, ACC, PFC, PPC, Amygdala
- autonome oder vegetative Komponente: reflektorische Reaktion des vegetativen/autonomen
Nervensystemsaufeine Noxe; visceral
- motorische Komponente: reflektorisches Wegziehen, bevor der Schmerz »bewußt« wird; Schutzreflex
beim Oberflächenschmerz; Tiefenschmerz oder Eingeweideschmerz: Muskelverspannungen 
Cerebellum, M1, supplementär – motorisches Areal, prämotorischer Kortex
- psychomotorische Komponente: verzerrte Mimik oder Wehklagen
psychosoziale Faktoren: Erziehung, soziales Umfeld, ethnische Herkunft
 bei chronischen Schmerzen Schmerzbewertungen wichtiger Aspekt, bei der Intensität des erlebten Schmerzes
 bei guter Stimmung weniger Schmerzempfindung und bei schlechter Stimmung mehr Schmerzempfindung
Verarbeitung des Schmerzes: Lateral und mediales System
Laterales System (tractus neo – spinothalamicus): Input geht vom Rückenmark aus zum sensomotorischen
Kortex  sensorischen Komponente
Mediales System (tractus paläo – spinothalamicus): Information wird im medialen Thalamus umgeschaltet und
geht zu den limbischen Arealen  affektive Komponente
Befunde
- In Studie sollten Probanden durch Hypnose einen Schmerz intensiver und weniger intensiv empfinden.
Man fand bei beiden Gruppen eine gleiche Aktivierung im somatosensorischen Kortex, während im
arteriosen Cingulum im limbischen System es unterschiedlich starke Aktivierungsmuster gab.
- Ein Patient erlebte durch Motorradunfall ein Schädel – Hirn Trauma und danach war zwar seine
Schmerzwahrnehmung da (d.h. Lokalisation der Reize möglich), aber er bewertete die Schmerzen nicht
(empfand also die Schmerzwahrnehmung nicht als unangenehm)
Warum Schmerz für Psychologen relevant ist
Faktoren die bei Schmerz eine Rolle spielen
psychologischen Faktoren: Kognition (Glauben über Schmerz und Selbstwirksamkeit, Passivität -> möglich ist
Katastrophisieren, Übergeneralisation, …) und Emotion (Frustration, Ärger, Angst)
Soziokulturelle Faktoren:
Lernprozesse:
- nicht assoziatives Lernen: durch chronische Schmerzen werden Patienten sensibler.
Neuronale Netze werden schneller aktiviert.  Beispiel hier Phantomschmerz: Im Zuge
der kortikalen Reorganisation wird beispielsweise die Mundregion auf der nicht intakten
Hirnseite zu und somit hat der Patient am eigentlich amputierten Arm Schmerzen. 
neuroplastische Veränderungen im Kortex und Thalamus und Entstehung eines kortikalen
Schmerzgedächtnisses
- Klassisches Konditionieren und operantes Konditionieren: Sensitivierungsprozesse finden
auf allen Ebenen der Schmerzverarbeitung (Rezeptoren, zentralnervöse Ebene, Gehirn)
 Studie zum KK: Säuglinge, die wegen Diabetes Erkrankung der Mutter selbst
Bluttests über sich ergehen lassen mussten (EG), und Babys, die keinen Tests
ausgesetzt waren (KG), wurden nach dem Reinigen der Haut gepiekst  Säuglinge
mit Diabetes Tests reagierten stärker auf den Schmerz als die KG und reagierten
bereits beim Reinigen der Haut körperlich stärker als die KG.
kultureller Glauben
Pathophysiologische Faktoren: Nozizeptive Sensitivität, degenerative Krankheit, Neuropathie  der rein –
organische Faktor ist nur eine, gleich gesetzte Komponente!
akuter und chronischer Schmerz
- akute Schmerzen: meist auf den Ort der Schädigung begrenzt; Ausmaß proportional zur Schädigung;
Warnfunktion  Patient schont sich für einige Zeit und bewegt sich danach wieder
- chronische Schmerzen: können als eigenes Krankheitsbild auftreten: chronisches Schmerzsyndrom,
Gefahr des übermäßigen Schonens und somit zur Verschlimmerung der Symptomatik (s. Teufelskreis
des Schmerzes)
- Entscheidender Punkt nach Prof. Dr. Hermann: Die emotionale Reaktion auf den Schmerz!
Operantes Modell zum chronischen Schmerz
 operante Konditionierung sehr wichtiger Faktor!
Schmerzwahrnehmung und frühes Kindesalter
Babys machen Schmerzerfahrungen zu dem Zeitpunkt bei dem die Natur sie nicht erwartet hat. Beispielsweise
durch intensive, medizinische Betreuung bei Frühgeburten.
Studie zu Schmerzwahrnehmung und Schmerzempfindung im wahrem Kindesalter
Methode: Ermittlung der Schmerzschwelle bei 9 – 16 Jahre alte Kinder (EG: frühe
Schmerzerfahrung, KG: keine frühe Schmerzerfahrung) wurde in erster Phase mittels
einer hoch heizenden Thermole. In zweiter Phase sollten die VP die Temperatur so
einstellen, dass sie ihn gerade noch so ertragen können. Parallel dazu wurden Daten zu
Schmerzerfahrungen im Kindesalter erhoben.
Ergebnisse: Kinder mit frühren Schmerzerfahrungen sensitivieren schneller als die
Kontrollgruppe, aber hatten eine höhere Schmerzschwelle in der ersten Phase des
Experimentes.
 Tierstudien zeigten ähnliche Ergebnisse.
 Im Laufe der kindlichen Entwicklung entsteht das schmerzverarbeitende System!
-
Kapitel 4: (Emotionales) Lernen und Gedächtnis
Fragen
Prinzipien und Mechanismen der klassischen Konditionierung
1. Beschreibe ein Konditionierungsexperiment mit einer Mantelschnecke und den dahinter stehenden
physiologischen Mechanismus! (Seite 14)
2. Was ist Langzeitpotenzierung und welche Körpersysteme spielen eine Rolle? Was ist assoziative
Langzeitpotenzierung? (Seite 15)
Die klassische Konditionierung von emotionalen Reaktionen
10. Warum ist dieses Thema für Psychologen so interessant? (Seite 15)
11. Beschreibe LeDoux’s Modell zum emotionalen Lernen! (Seite 16)
12. Beschreibe Studien + Ergebnisse zur Konditionierung emotionaler Reize? (Seite 16 – 17)
Klassische Konditionierung bei Angststörungen
13. Welche Befunde brachten Experimente auf dem Gebiet klinischer Störungen und KK? (Seite 17 – 18)
Verlernen von gelernter Angst
14. Wie kann Angst verlernt werden? (Seite 18)
Zusammenfassung
Prinzipien und Mechanismen der klassischen Konditionierung
Langzeitpotenzierung
Die Langzeit-Potenzierung (eng: long-term potentiation, LTP) ist ein an Synapsen von Nervenzellen
beobachtetes Phänomen. Sie stellt eine Form der synaptischen Plastizität dar. Unter LTP versteht man eine
langandauernde (long-term) Verstärkung (potentiation) der synaptischen Übertragung und somit eine Erhöhung
der Effektivität der Synapse.
Assoziative Langzeitpotenzierung: Die schwache Synapse (z.B. Input des CS zu Amygdala) kann in der
Effektivität verstärkt werden, wenn sie mit starken Synapsen (z.B. Schockreiz) gepaart wird. Dieser neuronale
Vorgang ist bei fast allen Arten der LTP gleich.
Systeme, die mit LTP zu tun haben:
- Hippocampus: Hier werden explizite & räumliche Gedächtnisinhalte gebildet.
- Glutamat und die NMDA Rezeptoren: repetitive Stimulation  Wegschleuderung des
Magnesiumsmoleküls vom Rezeptor  verstärkter Calciumfluss  erhöhte Freisetzung von
Glutamat verstärktes, exzitatorische, postsynaptische Signale
- Amygdala (das emotionale Gedächtnis): Wird auch von LTP mit beeinflusst, spielt vor allem beim
Lernen von emotionalen Reizen eine Rolle. Beeinflussung erfolgt, da die Amygdala unter anderem
Verbindungen zum Hippocampus hat. (weitere Details zum emotionalen Lernen siehe weiter unten)
Die klassische Konditionierung von emotionalen Reaktionen
Relevanz des Themas
Bei vielen psychischen Krankheiten spielt emotionales Lernen eine Rolle.
PTSD – Patienten können eine Symptomatik nach einem Trauma erleiden:
- Langzeitpotenzierung löst sich nicht nach wenigen Minuten sich auf
- Beteiligung der Amygdala am emotionalen Lernen, die Erinnerungen brennen sich ein, da es negative
Erinnerungen sind (Ereignisse mit emotionaler Bedeutung erinnert man besser als ohne emotionale
Bedeutung)
- Es wird auch unbewusst gelernt, und alle Reize, auch in Trauma – Situation nicht bedrohliche, können
zum CS + werden.
Auswirkung eines Gefahrenreizes auf den Organismus
Ein natürlich oder erlernten Gefahrenreiz löst viele Reaktionen aus, wie z.B. parasympathische und
sympathische Aktivierung, Vigilanz, erhöhte Schreckhaftigkeit, Defensivverhalten, Erstarren,
Cortisolfreistzung, usw.
Indikatoren gelernter Furchtreaktionen: Amygdalareaktion (bei Tierversuchen), Blinzelreflex (beim Menschen)
Das Modell von LeDoux
Emotionsevozierende Reize lösen zwei Prozesse im ZNS aus, die beide ihren Ursprung im Thalamus haben.
- Quick und Dirty: Thalamus  Amygdala; schnelle und grobe Kategorisierung von erlernten
Reizmustern, Vorbereitung schneller Reaktionen
- Langsam und Genau: Thalamus  PFC  Hippocampus; zeitaufwendiger
- Studie gab Hinweise, dass es diese Prozesse auch beim Menschen gibt.
Studien zum klassischen Konditionieren und emotionalen Reizen zeigten, dass
- Es zu erhöhter Aktivität in der Amygdala kommt beim CS + der KK
- LTP – ähnliche assoziative Prozesse bei Furchtkonditionierung unterliegen vermutlich der assoziativen
Langzeitplastizitität.
- Verstärkung des Erschreckens, wenn man bereit in einer angespannten, ängstlichen Situation ist (auch
im Alltag bei Menschen beobachtbar)
- Amygdala – Aktivität beim Anschauen emotionaler Bilder höher als bei nicht emotionalen Bildern.
NA, A und Stresshormone führen vermittelt über die Amygdala zu einer besseren Erinnerung.
Klassische Konditionierung bei Angststörungen
Experimente zeigten, dass…
- Stimulus bekommt durch die Konditionierung furchtauslösende Qualität (Messung mittels Blinzeln)
- Sozialphobiker schneller lernen negative Konsequenzen mit neutralen Situationen zu verbinden,
Gesunde Probanden taten dies nicht.
- Bei PTSD Patienten stärkere Reaktionen auf CS – und CS +
- Bei Experiment mit PTSD Patienten sah man auch, dass KK der 2. Ordnung erfolgen kann, da das Bild
nicht eine unmittelbare Erfahrung war.
- Weitere neutrale Reize können in Kopplung mit dem furchtauslösenden Stimulus selbst
furchtauslösende Qualität erhalten
Verlernen von gelernter Angst
Extinktion
Extinktion: Mehrmalige Präsentation des CS ohne den UCS
Studien:
- Extinktion kam es zu Abnahme der Hautleitreaktion, bis sie sich der Hautleitreaktion der CS angeglichen hat.
- Studien zeigten bei der Extinktion starke Aktivierung im Subregionen des MPFC und eine
Verminderung der Aktivität in der Amygdala und im Hippocampus
 präfrontale Areale wichtig für das Extinktionsgedächtnis, wobei der Reiz eher umgelernt als
„ausradiert“ wird,
 Amygdala wichtig für das Erlernen der Furchtreaktion
Prinzipien und Mechanismen der klassischen Konditionierung
Klassisches Paradigma
Ein klassisches Paradigma zum KK enthält einen CS + (das ist der harmlose Reiz, mit dem der Furchtreiz
gepaart wird), einen CS - (ein Entwarnungssignal, da auf diesen Reiz hin kein Furchtreiz folgt). Mithilfe dieser
beiden Reize kann man nun verschiedene körperliche und emotionale Reaktionen von Menschen/ Tieren auf
Konditionierung hin überprüfen.
Konditionierungsexperiment bei einer Mantelschnecke
Methode: Eine Mantelschnecke, die nur wenige Neurone hat und daher gut in Bezug auf physiologische
Vorgänge beim KK zu konditionieren ist, kann als Antwort auf einen Schock reflexartig (mittels eines
verbindenden Motoneurons) die Kiemen zurückziehen. Ein sensorisches Interneuron am Schwanz hat
Verbindung mit dem Motoneuron, in Experiment Paarung der Stimulation des Schwanzes mit CS + (Schock),
danach Schock erst mit zeitlicher Verzögerung.
Ergebnis: Es kommt zu stärkerer motorischer Reaktion allein bei der Stimulation des Schwanzes, die Schnecke
hat gelernt. Und es kommt präsynaptisch zu Verstärkung der Transmitters beim sensorischen Neuron. Der
Lernprozess ist aktivitätsabhängig.
Langzeitpotenzierung
Die Langzeit-Potenzierung (eng: long-term potentiation, LTP) ist ein an Synapsen von Nervenzellen
beobachtetes Phänomen. Sie stellt eine Form der synaptischen Plastizität dar. Unter LTP versteht man eine
langandauernde (long-term) Verstärkung (potentiation) der synaptischen Übertragung und somit eine Erhöhung
der Effektivität der Synapse.
Assoziative Langzeitpotenzierung: Die schwache Synapse (z.B. Input des CS zu Amygdala) kann in der
Effektivität verstärkt werden, wenn sie mit starken Synapse (z.B. Schockreiz) gepaart wird. Dieser neuronale
Vorgang ist bei fast allen Arten der LTP gleich.
Systeme, die mit LTP zu tun haben:
- Hippocampus:
 Hier werden explizite und räumliche (z.B. Setting einer Situation) Gedächtnisinhalte gebildet.
 Die am besten untersuchte Form der LTP findet an den Synapsen der Pyramidenzellen in der
CA1-Region des Hippocampus mit den Schaffer-Kollateralen statt. Der Hippocampus ist
beim Menschen für das Anlegen episodischer Gedächtnisinhalte notwendig. Von Mäusen und
Ratten ist bekannt, dass der Hippocampus notwendig für räumliches Lernen ist.
 War bis vor kurzem der direkte Zusammenhang zwischen LTP an den CA1-Synapse und
Lernen noch hypothetisch, so wurde jetzt der direkte Beweis erbracht, dass erstens räumliches
Lernen bei Ratten LTP erzeugt (Whitlock et al., Science 313,1093-1097) und zweitens die
Unterbindung der Aufrechterhaltung der LTP die Löschung bereits angelegter räumlicher
Gedächtnisinhalte zur Folge hat (Pastalkova et al., Science 313, 1141-1144).
- Glutamat und die NMDA Rezeptoren:
 Bei Freisetzung des Glutamats wird der NMDA – Rezeptor durch Magnesium blockiert. Bei
Induzierung von LTP, d.h. bei repetitiver Stimulation wird das Magnesiummolekül
weggeschleudert und der Kanal ist offen, sodass Calcium einströmen kann. Durch
Enzymschritte auf präsynaptischer Seite werden kommt es nun zur Ausschüttung von mehr
Glutamat
 verstärke, exzitatorische, postsynaptische Signale
- Amygdala (das emotionale Gedächtnis):
 Wird auch von LTP mit beeinflusst, spielt vor allem beim Lernen von emotionalen Reizen eine
Rolle. Beeinflussung erfolgt, da die Amygdala unter anderem Verbindungen zum
Hippocampus hat. (weitere Details zum emotionalen Lernen siehe weiter unten)
 Die Amygdala hat verschiedene Kerngruppen, die einen Output schicken an
- Striatum und zentrales Höhlengrau  somatomotorisches Verhalten (z.B. Erstarren)
- an Hypothalamus & Hirnstamm  vegetative + endokrine Reaktion (z.B. Herzrate ↑)
 Die Amygdala interagiert mit folgenden Kerngruppen:
- Hippocampus, Cortex enthorhinals  Gedächtnisbildung
- Orbitofrontaler Kortex  Anpassung von Emotion und Motivation
- Assoziative Kortizes, temporale Bereiche, insuläre Bereiche  Umwelt & Gedächtnis
Beispiel für Langzeitpotenzierung:
In einem Experiment wurde mit bestimmter, repetitiver Frequenz (60 – 100 Hz) ein Neuron stimuliert, dadurch
kam es zu einer Verstärkung des exzitatorischen, postsynaptischen Signals, welches Stunden bis Tage anhalten
kann.
Die klassische Konditionierung von emotionalen Reaktionen
Relevanz des Themas
Bei vielen psychischen Krankheiten spielt emotionales Lernen eine Rolle. Z.B. bei der Sozialphobie, in der die
Patienten alleine in neutralen Gesichtern schon unangenehme Reize sehen oder die PTSD – Patienten. Diese
zeigen auf harmlose Reize, die in Situationen vorhanden waren, in denen sie ein Trauma erlitten hatten, starke
Furchtreaktionen. Unter anderem daher ist Rolle des KK bei dem emotionalen Lernen interessant.
PTSD – Patienten können eine Symptomatik nach einem Trauma erleiden:
- Langzeitpotenzierung löst sich nicht nach wenigen Minuten sich auf
- Beteiligung der Amygdala am emotionalen Lernen, die Erinnerungen brennen sich ein, da es negative
Erinnerungen sind (Ereignisse mit emotionaler Bedeutung erinnert man besser als ohne)
- Es wird auch unbewusst gelernt, z.B. gibt es bei Bombenattentat große Menschenmenge und der Patient
reagiert mit Furcht auf Menschenmengen, da es nach LeDoux einen Quick – und Dirty Weg bei der
Verarbeitung von emotionalen Reizen gibt.  Alle Reize können zum CS + werden.
Auswirkung eines Gefahrenreizes auf den Organismus
Einfaches Stimulusmaterial (z.B. Ton): Reicht aus, wenn die Information über den Thalamus zur der Amygdala
geht, allerdings reicht er nicht aus für ein Angstgedächtnis, da ein Ton keine komplexere Information übertragt.
Bei dem Angstgedächtnis spielen noch das primär sensorische Areal, Assoziationskortizes und Hippocampus
eine Rolle.
Studien zeigten aber, dass bei der Paarung eines harmloseren Furchtreiz mit einem schwereren Furchtreiz die
Schreckreaktion verstärkt werden kann (Ratte sprang nach Konditionierung von Schock + Ton bei dem Ton
höher, als wenn sie vorher nur einen lauten Ton gehört hatte ohne Konditionierung). Dies ist auch bei Menschen
im Alltag beobachtbar.
Indikatoren gelernter Furchtreaktionen: Amygdalareaktion (bei Tierversuchen), Blinzelreflex (beim Menschen)
Das Modell von LeDoux
Emotionsevozierende Reize lösen zwei Prozesse im ZNS aus, die beide ihren Ursprung im Thalamus haben.
- Quick und Dirty: Thalamus  Amygdala
 schnelle und grobe Kategorisierung von erlernten Reizmustern als gefährlich/ ungefährlich und
daher fehlanfällig
 Vorbereitung schneller Reaktionen
 z.B.: zuerst erkennt man einen Gartenschlauch als Schlange und tritt zurück
- Langsam und Genau: Thalamus  PFC  Hippocampus
 Kontrolle der beim emotionalen Prozessieren gewonnen Infos, daher zeitaufwendiger
 z.B. erkennt man kurze Zeit später Gartenschlauch als Gartenschlauch und beruhigt sich.
Studie zu LeDoux Modell
- Methode: KK mit maskierten Reizen + Schock (CS + maskiert), unmaskierten Reizen + Schock (CS +
unmaskiert), maskierten Reizen + ohne Schock (CS – maskiert) und unmaskierten Reizen + ohne
Schock (CS – unmaskiert). Dann maskierte Präsentation der CS + und CS –,d.h. Darbietung des CS +
/ CS – und nach 30msec schon wurde neutrales Gesicht gezeigt, und unmaskierte Präsentation.
- Ergebnis:
- bei maskierter Darbietung des CS + korrelierte die Aktivierung in der rechten Amygdala mit
der Aktivierung des pulvinaren Thalamus
- bei unmaskierter Darbietung des CS + korrelierten die Aktivierungen nicht
 Befunde deuten auf einen Quick und Dirty Weg beim Menschen hin und emotionales Lernen setzt
nicht voraus, dass man es bewusst mitkriegt.
Studien zum klassischen Konditionieren und emotionalen Reizen
Experimente zeigten, dass…
- Es zu erhöhter Aktivität in der Amygdala kommt beim CS + der KK
- LTP – ähnliche assoziative Prozesse bei Furchtkonditionierung unterliegen vermutlich der assoziativen
Langzeitplastizitität.
- Verstärkung des Erschreckens, wenn man bereit in einer angespannten, ängstlichen Situation ist (auch
im Alltag bei Menschen beobachtbar)
- Amygdala – Aktivität beim Anschauen emotionaler Bilder höher als bei nicht emotionalen Bildern. NA,
A und Stresshormone führen vermittelt über die Amygdala zu einer besseren Erinnerung.
Studie: KK mit Ton und Schock, Messung der Aktivität der Amygdala (Collins und Pare, 2000)
- Methode: CS + (hoher Ton, der mit Schock gepaart wurde), CS – (tiefer Ton ohne Schock). Messung
der Aktivität des basolateralen Kerns der Amygdala.
- Ergebnis: Nach der Reizpaarung kam es zu mehr Aktivität in der Amygdala, wenn der CS + präsentiert
wird, bei dem CS – gibt es kaum Aktivität!
Studie: Ähnlichkeit LTP und Furchtkonditionierung (Rogan et al., 1997)
- Methode: Sie leiteten auditorisch – induzierter Feldpotential in der LA (laterale Amygdala) und
bestimmten Furchtverhalten vor der CS – US – Kopplung während und nach der
Furchtkonditionierung.
- Ergebnis: Nur zeitlich gepaarte CS und US Präsentation führte zu einer Vergrößerung der CS vermittelten Feldpotentialamplitude in den konditionierten Tieren. Die Furchtreaktion veränderte die
auditorischen Antworten im LA in gleicher Weise, wie eine LTP – Induktion.
- In der Amygdala fand Furchtkonditionierung statt.
- LTP – ähnliche assoziative Prozesse bei Furchtkonditionierung unterliegen vermutlich der assoziativen
Langzeitplastizitität.
Studie: Erhöhung der Schreckreaktion
- Methode: Als Maß für die Schreckreaktion nahmen die Forscher, wie hoch die Ratte sprang. Zuerst
präsentierten sie der Ratte einen lauten Reiz und im zweiten Teil konditionierten sie die Ratte (Licht
+ Schock, Ton + Schock).
- Ergebnis: Bei Ton + Schock war die Schreckreaktion verstärkt.
- Verstärkung des Erschreckens, wenn man bereit in einer angespannten, ängstlichen Situation ist (auch
im Alltag bei Menschen beobachtbar)
Studie: Emotionales Gedächtnis und Amygdala beim Menschen
- Theoretischer Hintergrund: Infos, die mit emotionalem Erleben verbunden sind, erinnert man besser als
Informationen, die nicht mit emotionalem Erleben verbunden sind.
- Methode: Man ließ Probanden Bilder (emotionale und nicht emotionale) einschätzen und ließ sie dann
nach einer Woche zu einem Wiedererkennungstest antreten. Dabei maß man die Amygdala-aktivität
- Ergebnis: Die emotionalen Bilder wurden besser erinnert als die nicht emotionalen Bilder. Hohe
Korrelationen zwischen Amygdala – Aktivität und emotionalen Bildern, bei nicht emotionalen
Bildern war die Korrelation niedrig.
- Amygdala – Aktivität beim Anschauen emotionaler Bilder höher als bei nicht emotionalen Bildern. NA,
A und Stresshormone führen vermittelt über die Amygdala zu einer besseren Erinnerung.
Klassische Konditionierung bei Angststörungen
Experimente zeigten, dass…
- Stimulus bekommt durch die Konditionierung furchtauslösende Qualität (Messung mittels Blinzeln)
- Sozialphobiker schneller lernen negative Konsequenzen mit neutralen Situationen zu verbinden,
Gesunde Probanden taten dies nicht.
- Bei PTSD Patienten stärkere Reaktionen auf CS – und CS +
- Bei Experiment mit PTSD Patienten sah man auch, dass KK der 2. Ordnung erfolgen kann, da das Bild
nicht eine unmittelbare Erfahrung war.
- Weitere neutrale Reize können in Kopplung mit dem furchtauslösenden Stimulus selbst
furchtauslösende Qualität erhalten
Studie: Furchtkonditionierung beim Menschen
- Methode: Furchtmaß war die Blinzelreaktion. CS + (Bilder + Schreckton), CS – (Bilder + kein
Schreckton) und Kontrollreiz (Schreckreiz zwischen den Durchgängen).
- Ergebnis: Nach Konditionierung erfolgte bei Darbietung des CS + eine stärkere Blinzelreaktion, als bei
der Darbietung des CS - .
- Stimulus bekommt durch die Konditionierung furchtauslösende Qualität
Studie: KK bei sozialer Phobie
- Methode: Die VP waren Sozialphobiker und gesunde Personen. CS + war neutrales Gesicht, welches
gepaart wurde mit neg., pos., neutralen Gesichtern und neg., pos., neutralen Kommentaren.
- Ergebnis: bei Sozialphobikern stärkere Schreckreaktion (Blinzeln) bei neutralen Gesichtern mit
negativem Kommentar im Vergleich zur Kontrollgruppe, die so gut wie keine Reaktionen zeigten.
- Sozialphobiker lernen schneller negative Konsequenzen mit neutralen Situationen zu verbinden,
Gesunde Probanden taten dies nicht.
Studie: KK bei PTSD
- Methode: Die VP waren Traumapatienten mit PTSD/ Traumapatienten ohne PTSD und gesunde
Personen. CS + waren neutrale Formen, gepaart mit Unfallbildern. Die Probanden sollten die Bilder
einschätzen in Bezug auf die emotionale Valenz (Skala maß die Aggression) und das Arousal.
Gemessen wurde auch Differenz der Amplitude des evozierten Potential und den konditionierten
Stimuli (also Reaktion auf Sicherheitssignal Cs – und CS +.
- Ergebnis: Keine Unterschiede zwischen den Gruppen bei der emotionalen Valenz (könnte daran gelegen
haben, dass dort Aggression mit gemessen wurde), allerdings Unterschiede bei der
Erregungseinschätzung. VP mit PTSD lernten Verbindung zwischen harmlosen Stimuli (Formen) und
den Unfallbilder, da sie diese aversiver wahrnahmen. Stärkere Differenz der Amplitude zwischen CS
+und CS – bei Patienten mit PTSD als bei der KG und Patienten mit Trauma ohne PTSD.
- Bei PTSD Patienten stärkere Reaktionen auf CS – und CS + und es erfolgte eine KK der 2. Ordnung, da
das Bild nicht unmittelbare Erfahrung war. Weitere neutrale Reize können in Kopplung mit dem
furchtauslösenden Stimulus selbst furchtauslösende Qualität erhalten.
Verlernen von gelernter Angst
Extinktion
Extinktion: Mehrmalige Präsentation des CS ohne den UCS
Studien:
- Extinktion kam es zu Abnahme der Hautleitreaktion, bis sie sich der Hautleitreaktion der CS angeglichen hat.
- Studien zeigten bei der Extinktion starke Aktivierung im Subregionen des MPFC und eine
Verminderung der Aktivität in der Amygdala und im Hippocampus
 präfrontale Areale wichtig für das Extinktionsgedächtnis, wobei der Reiz eher umgelernt als
„ausradiert“ wird,
 Amygdala wichtig für das Erlernen der Furchtreaktion
Kapitel 5: Gesichtverarbeitung und neurophysiologische Korrelate
Fragen
1. Was ist das Spezielle an der Gesichtsverarbeitung?
2. Welche Verarbeitungsstile gibt es? Und mit welchen Standardparadigmen kann man
sie untersuchen?
3. Wie verläuft die Entwicklung der Gesichtsverarbeitung?
4. Welche Modelle der Gesichtsverarbeitung gibt es?
5. Was ist mit Plastizität des Gehirns gemeint und welche Befunde gibt es dazu in
Hinsicht auf Gesichtsverarbeitung?
6. Was ist das EEG und was sind EKP’s?
7. Was zeigten EEG – Befunde zur Gesichtsverarbeitung bei Säuglingen, z.B.
Spezialisierung, Risikogruppen, Kognitionen und Entwicklung der EKP’s?
Zusammenfassung
-
Das Spezielle an der Gesichtsverarbeitung
Kortikale Areale speziell für Gesichtsverarbeitung: Gesichtssensitive Neurone bei Affen
(Einzelzellableitungen) und doppelte Dissoziation von Gesichts- und Objektverarbeitung:
Konfigurale und holistische Enkodierung von Gesichtern
Bei Gesichtern globale Muster und Relationen: first order vs. second order relation properties
Verarbeitungsstile
Konfigurale / Holistische Enkodierung von Gesichtern
 Analytische Verarbeitung: an Einzelmerkmalen orientiert
 Holistische Verarbeitung: durch Gesamtstruktur bedingt
 Konfigurale Verarbeitung: besondere Bedeutung von räumlichen Beziehungen
 Häufiges Überwiegen der holistischen bzw. konfiguralen Verarbeitung, allerdings auch analytische
Verarbeitungsprozesse. Interaktion, bzw. Koexistenz beider Prozesse sind möglich nach aktuellen Theorien.
Paradigmen zur Untersuchung
 Switch – Design (zur Untersuchung der analytischen Verarbeitung)
 Inversionseffekt (zur Untersuchung der konfiguralen Verarbeitung)
 Composite – Effekt (zur Untersuchung der holistischen Verarbeitung)
Entwicklung der Gesichtsentwicklung
Neugeborene:
Säuglinge:
Kindheit:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Schon Neugeborene zeigen Präferenz für Gesichter
Sensorische vs. Strukturhypothese
Wichtiges Areal: Hippocampus
Mit 2 Mon.: Werden sensitiver für inneren Merkmale, z.B. Augen
Erkennen die selbe Identität aus verschiedenen Ansichten
3Monatige im Gegensatz zu 1monatigen erkennen ein aus 4 bekannten Gesichtern
gemitteltes neues Gesicht als bekannt  reifere Verbindung zum Kortex
7 – 10 Jahre: Wiedererkennensleistung steigt kaum an, aber Verarbeitungstempo
Mit 10 J.: Graduelle Zunahme von analytischer zur kategorialen Verarbeitung
10 – 16 J. (je nach Studie): Altersangaben wann Niveau Erwachsener erreicht ist
Modelle der Gesichtsverarbeitung
Modell von Bruce und Young (1986)
-
Die Identifizierung eines Individuums erfolgt in drei Schritten: Gesichtserkennung,
Personenidentifizierung und Namensgebung
- Identität und soziale Gesichtsinformationen (Emotionaler Ausdruck, Sprechmimik) werden
unabhängig voneinander identifiziert!
Modell von Haxby et al. (2000)
• neuroanatomisches, hierarchisches Modell, welches sich auf bildgebende Verfahren stützt.
• Es gibt veränderbare & unveränderbare (z.B. Identität) Merkmale, welche zunächst von einem
Kernsystem verarbeitet werden & dann erst getrennt in einem erweiterten System
 beide Modelle postulieren die Unabhängigkeit von veränderbaren und unveränderbaren Merkmalen, Studien
zeigten aber asymmetrische Verarbeitungsmuster von Identität & emotionalen Ausdruck/ Sprechmimik gibt
Plastizität
Studien in Bezug auf Gesichte
• Patientenstudie: fehlender visueller Input, v.a. aus rechter Heimssphäre kritisch für die Entwicklung
des „Expertenlevels“ in der Gesichtsverarbeitung
• Entwicklungsstudien: Mit 3 Monaten zeigte sich bei Erfahrung Präferenz der Babys beim Anschauen
von Gesichtern (z.B. lieber Bilder von Personen mit gleichen Geschlecht wie Bezugsperson an)
• Diskriminationstest mit Affenbildern: Bis 6 Monate haben die Kinder noch die Fähigkeit, Gesichter
unabhängig von der Gattung zu unterscheiden. Danach verlieren sie Fähigkeit, durch Training ist dies
aufhaltbar.
Grundlagen EEG
Allgemeine Aspekte
• Durch die Erfassung der elektrophysiologischen Hirnaktivität ist es möglich, Rückschlüsse über die
zugrunde liegenden neuronalen Prozesse des Gehirns zu ziehen
• Das EEG ist die graphische Darstellung der Spannungsunterschiede. Ursache der
Spannungsschwankungen: physiologische Vorgänge innerhalb einzelner Gehirnzellen, z.B.
Aktionspotentiale.
• Anbringung nach einem 10 – 20 System
• Vorteil: sehr gute zeitliche Auflösung; Nachteil: eine schlechte, räumliche Auflösung
• Nutzung unter anderem bei Diagnose von Epilepsie, lokalen Herden (z.B. Tumoren), allgemeinen
Gehirnveränderungen (z.B. bei Entzündungen) und bei der Forschung.
EKP’s
• Wellenformen im EEG, die mit Sinneswahrnehmungen o. kogn. Prozessen in Zusammenhang stehen
• Vorteil bei Anwendung bei Babys: Nicht invasiv, keine Anforderungen an verbale oder motorische
Fähigkeiten, Artefakte, z.B. Augen, Muskeln, Toleranz der Elektroden, EKPs sind nur so gut wie die
zugrunde liegende Verhaltensaufgabe
EEG Befunde bei Säuglingen
Befunde
• Wellenformmorphologie unterscheidet sich zwischen 8 – jäh. & Erwachsenen bei gleicher Leistung
• Spezialisierung grenzt sich ein: bis 3. Lj. wird Antwort auf auditorische Stimuli im vis. Kortex kleiner
• Risiko der defizitären Hippocampusentwicklung bei Babys von Diabetesmüttern
• Korrelation zwischen Gehirn und Verhalten:
• Anhand von EKPs von Neugeborenen kann gut auf verbale Diskriminationsleistung mit 5
Jahren geschlossen geschlossen werden
• Nachahmungsaufgabe und Anschauen von Spielsituationen zeigte, dass EKP’s 1 Monat (beim
Anschauen der Bilder) zuvor sagten diese Unterschiede (wie gut Spielsituation von Bildern
nachgeahmt werden konnte) voraus!
Entwicklung der EKP’s
- P1: altersunabhängige Antwort auf visuelle Reiz
- N290, P400: Vorläufer bei Säuglingen
- N400: Bei Kindern unter 2 Jahren stärker ausgeprägt, wenn sie Mütter sahen, als wenn sie Fremde
sahen, bei Älteren Kindern umgekehrtes Muster  entspricht Stufe der „person identity nodes“ im
Modell von Bruce & Young (Verarbeitung der Identität, Wiedererkennung von Gesichtern)
- N170: ab 4. / 5. Lebensjahr; Latenz nimmt mit Alter ab, aber Amplitude in rechter Gehirnhälfte zu.
 Entspricht erster Stufe der Gesichtsverarbeitung im Modell von Bruce & Young (1986)
Das Spezielle an der Gesichtsverarbeitung
-
-
Kortikale Areale speziell für Gesichtsverarbeitung:
 Gesichtssensitive Neurone bei Affen (Einzelzellableitungen): bei Darstellung einer
Hand oder Darstellung eines Körpers ohne Gesicht feuerten sie weniger stark als
bei der Darstellung von Gesichtern
 Doppelte Dissoziation von Gesichts- und Objektverarbeitung: Einige Patienten
können keine Gesichter erkennen, dafür aber Objekte; andere Patienten erkennen
keine Objekte, dafür aber Gesichter.  es wird daher angenommen, dass
verschiedene, neuronale Substrate zugrunde liegen.
 Gesichtssensitive Gehirnaktivierung im Gyrus fusiformis auf der rechten
Hemissphäre

Konfigurale / Holistische Enkodierung von Gesichtern
 Bei Objekten werden Einzelteile und isolierte Merkmale verarbeitet
Bei Gesichtern globale Muster und Relationen
 First-order relational properties: machen ein Gesicht zum Gesicht, da jedes
Gesicht eine spezielle, relationale Anordnung hat (z.B. oben zwei Augen, in
der Mitte eine Nase, unten einen Mund)
 Second-order relational properties: machen ein Gesicht zu einem bekannten
Gesicht, spezielle Anordnungen in einem Gesicht.
Verarbeitungsstile
Konfigurale / Holistische Enkodierung von Gesichtern
 Analytische Verarbeitung: an Einzelmerkmalen orientiert
 Holistische Verarbeitung: durch Gesamtstruktur bedingt, Vergleich aufgrund von
genereller Ähnlichkeit und Unähnlichkeit.
 Konfigurale Verarbeitung: besondere Bedeutung von räumlichen Beziehungen
 Häufiges Überwiegen der holistischen bzw. konfiguralen Verarbeitung, allerdings
auch analytische Verarbeitungsprozesse. Interaktion, bzw. Koexistenz beider Prozesse
werden momentan in der Wissenschaft diskutiert.
Paradigmen zur Untersuchung
 Switch – Design (zur Untersuchung der analytischen Verarbeitung): Habituation
an zwei Gesichtern. In Testphase aber 3 Gesichter (ein bekanntes, ein neues und
eine Mischung aus dem bekannten und dem neuem Gesicht)
 Analytische Verarbeitung wäre gegeben, wenn Switch – Gesicht nicht als neu
bewertet wird, da Einzelmerkmale schon bekannt
 Inversionseffekt (zur Untersuchung der konfiguralen Verarbeitung): Präsentation
von einem invertiertem und einem nicht invertiertem Gesicht
 Konfigurale Verarbeitung wäre gegeben, wenn invertiertes Gesicht schlechter
erinnert wird, da konfigurale Informationen nicht so gut wahrgenommen werden
 Composite – Effekt (zur Untersuchung der holistischen Verarbeitung): 2 Gesichter
werden geteilt und die zwei Gesichtshälften werden 100%ig (composite) oder
nicht 100% aufeinander gesetzt.
 Holistische Verarbeitung wäre gegeben, wenn composites schlechter erinnert
werden, da durch das Zusammenfügen ein neues Gesicht entsteht
Entwicklung der Gesichtsentwicklung
Neugeborene:
•
•
•
Säuglinge:
•
•
•
•
Kindheit:
•
•
•
•
•
Schon Neugeborene zeigen Präferenz für Gesichter (Vermittlung
durch subkortikalen Mechanismus)
Sensorische (physikalische Musterlemente eines Gesichtes
entsprechen den visuell – sensorischen Fähigkeiten eines
Neugebornen) vs. Strukturhypothese (angeborene Präferenz für
Gesichter, vermittelt durch subkortikale Mechanismen)
Wichtiges Areal: Hippocampus (Kinder diskriminieren zwischen
Gesichtern, allerdings sind die externalen, z.B. Haare, Merkmale
und Kontraste wichtiger als die internen Merkmale, z.B. Nase!)
Schon Säuglinge verfügen über analytische und konfigurale
Verarbeitungsmechanismen
Mit 2 Mon.: Werden sensitiver für inneren Merkmale, z.B. Augen
Erkennen die selbe Identität aus verschiedenen Ansichten
3Monatige erkennen im Gegensatz zu 1monatigen auch ein aus vier
bekannten Gesichtern gemitteltes eigentlich neues Gesicht als
bekannt  reifere Verbindung zum Kortex
Fähigkeit, Gesichter wieder zu erkennen, verbessert sich mit
steigendem Alter
Kontinuierlicher Anstieg zwischen dem 3. und 8. Lebensjahr
7 – 10 Jahre: Wiedererkennensleistung steigt kaum an, aber das
Verarbeitungstempo
Mit 10 Jahren: Graduelle Zunahme von analytischer zur
kategorialen Verarbeitung
 Paraphernalia – Effekt: auffällige Merkmale wie Hut steuern
nicht mehr für Wiedererkennung ausschlaggebend.
 Inversionseffekt: Ab 10 Jahre mehr Beeinträchtigung des
Wiedererkennen durch den Inversionseffekt.
10 – 16 Jahre: Altersangaben wann das Niveau Erwachsener
erreicht ist (variieren je nach der Studie)
Modelle der Gesichtsverarbeitung
Modell von Bruce und Young (1986)
Menschliche Gesichter bieten auch viele soziale Signale. Strukturelle Enkodierung produziert
abstrakte und konkrete Beschreibung. Die Identifizierung eines Individuums erfolgt in drei
Schritten: Gesichtserkennung, Personenidentifizierung und Namensgebung
Identität und soziale Gesichtsinformationen (Emotionaler Ausdruck, Sprechmimik) werden
unabhängig voneinander identifiziert!
Modell von Haxby et al. (2000)
•
•
Es handelt sich um ein neuroanatomisches, hierarchisches Modell, welches sich auf
bildgebende Verfahren stützt.
Es gibt veränderbare & unveränderbare (z.B. Identität) Merkmale, welche zunächst
von einem Kernsystem verarbeitet werden & dann erst von einem erweiterten System:
• Kernsystem: Entscheidung ob es sich um veränderbares (über Gyrus
fusiformis) oder unveränderbares (über superior, temporal sulcus) Merkmal
handelt.
• Erweitertes System:
• veränderbare Merkmale werden über den anterior temporalen Lappen
(biographische Infos, Namen, Personenidentität) verarbeitet
• unveränderbare Merkmale über den auditorischen Cortex, Amygdala/
Insula/ limbisches System (Emotion) und intraparitaler Sulcus
(räumliche Verarbeitung) verarbeitet
 beide Modelle postulieren die Unabhängigkeit von veränderbaren und unveränderen
Merkmalen, Studien zeigten aber, dass es assymetrische Verarbeitungsmuster von Identität
und emotionalen Ausdruck/ Sprechmimik gibt, d.h. Identität kann unabhängig verarbeitet
werden, emotionaler Ausdruck und Sprechmimik nicht (hier hat Identität einen wichtigen
Einfluss), sie werden durch die Identität beeinflusst. Die Ergebnisse wurden repliziert!
Plastizität
Definition
• Unter neuronaler Plastizität versteht man die Eigenschaft von Synapsen, Nervenzellen
oder ganzen Hirnarealen, sich in Abhängigkeit von der Verwendung in ihren
Eigenschaften zu verändern.
• Erfahrung spielt eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung vieler perzeptueller und
kognitiver Funktionen
• Beispiel: Sprachverarbeitung bei Säuglingen (Nach dem 8. Monat können sie
schlechter zwischen Phonemen der Muttersprache & anderer Sprachen unterscheiden)
Studien in Bezug auf Gesichte
Sie zeigten Hinweise für erfahrungsabhängige Entwicklung der Gesichtsverarbeitung:
• Patientenstudie: fehlender visueller Input nach der Geburt führte zu subtilen Defiziten
in der Gesichtsverarbeitung (keine Erkennung von Gesichtern) bei uneingeschränkter
Fähigkeit in der allg. Objektunterscheidung. Vor allem. der visuelle Input in die rechte
Hemisphäre zeigte sich kritisch für die Entwicklung des „Expertenlevels“ in der
Gesichtsverarbeitung.
• Entwicklungsstudien: Mit 3 Monaten präferierten die Babys Gesichter des gleichen
Geschlechtes wie die Bezugsperson und hatten mit 3 Monaten bei Nicht – Erfahrung
mit Gesichtern anderer Rassen Probleme bei deren Wiedererkennung („other – race –
Effekt“)
• Diskriminationstest mit Affenbildern: Bis 6 Monate haben die Kinder noch die
Fähigkeit, Gesichter unabhängig von der Gattung zu unterscheiden. Durch Training
(regelmäßiges Zeigen von Affenbildern über 3 Monate hinweg) konnten Kindern mit 9
Monaten besser Affengesichter wiedererkennen, als Kinder, die das Training nicht
hatten.  Rückgang einer breit – gestreuten Fähigkeit kann Einhalt geboten werden!
Grundlagen EEG
Allgemeine Aspekte
• Beim EEG werden elektrische Spannungsunterschiede an der Kopfhaut gemessen, die
im Bereich von wenigen Mikrovolt (5 bis 150) liegen.
• Durch die Erfassung der elektrophysiologischen Hirnaktivität ist es möglich,
Rückschlüsse über die zugrunde liegenden neuronalen Prozesse des Gehirns zu ziehen
• Das EEG (Elektroenzephalogramm) ist die graphische Darstellung der
Spannungsunterschiede
• Ursache der Spannungsschwankungen: physiologische Vorgänge innerhalb einzelner
Gehirnzellen, z.B. Aktionspotentiale. Aufgrund ihrer spezifischen räumlichen
Anordnung addieren sich die von einzelnen Neuronen erzeugten Ströme in den
Zellzwischenräumen auf, so dass sich über den gesamten Kopf verteilte
Spannungsänderungen messen lassen.
• Anbringung nach einem 10 – 20 System, d.h. erst Vermessung des Kopfes und dann
Anbringung der Elektroden in 10% oder 20% Schritten. Inzwischen gibt es Hauben,
die das Verfahren vereinfachen.
• Vorteil ist sehr gute zeitliche Auflösung, sodass neuronale Prozesse im Bereich von
Millisekunden untersucht werden können.
• Nachteil ist eine schlechte, räumliche Auflösung. Hier sind bildgebende Verfahren wie
das fMRT besser.
• Nutzung unter anderem bei Diagnose von Epilepsie, lokalen Herden (z.B. Tumoren),
allgemeinen Gehirnveränderungen (z.B. bei Entzündungen) und bei der Forschung.
Wellenarten im EEG
• Betawellen: unter der Einwirkung von Sinnesreizen oder bei geistiger Aktivität auf.
• Alphawellen: Grundrhythmus des ruhenden Gehirns bei geschlossenen Augen;
Entspannungszustand
• Thetawellen: Wellenform bei Kindern normal, bei Erwachsenen nur im Schlaf oder
bei starker Müdigkeit auf.
• Deltawellen: Im Tiefschlaf bei Erwachsenen normal, im Wachzustand Hinweis auf
Gehirnschädigung. Bei Kindern sind sie unbedenklich.
• Nulllinie: Nach Tod eines Menschen, da keine Gehirnaktivität mehr da ist.
EKP’s
• Wellenformen im EEG, die mit Sinneswahrnehmungen oder kognitiven Prozessen in
Zusammenhang stehen
• EKPs haben im Vergleich zum EEG eine viel niedrigere Amplitude, deshalb müssen
viele Daten erhoben werden. Während der Ableitung eines kontinuierlichen EEGs
werden den Probanden mehrfach spezifische Reize dargeboten
• Durch Mittelung der EKPs über viele Darbietungen hinweg ist es möglich die
ereigniskorrelierten Potentiale von der weiteren Gehirnaktivität (Rauschen) zu
isolieren und getrennt zu analysieren.
• EKPs sind definiert durch ihre Amplitude und Latenz (gemessen vom Beginn des
Ereignisses bis zum Auftreten des EKPs)
• Wichtige Begriffe
•
• Auslenkung/Polarität des Potentials: P(ositivierung) oder N(egativierung)
• Peaklatenz: Latenz bis zum lokalen Maximum der Amplitude
Vorteil bei Anwendung bei Babys: Nicht invasiv, keine Anforderungen an verbale
oder motorische Fähigkeiten, Artefakte, (z.B. Augen, Muskeln), Toleranz der
Elektroden, EKPs sind nur so gut wie die zugrunde liegende Verhaltensaufgabe
EEG Befunde bei Säuglingen
Befunde zu Risikogruppen, Spezialisierung, Korrelation zwischen Gehirn & Verhalten
und Morphologie der Wellenform
•
•
•
•
Morphologie der Wellenform unterscheidet sich zwischen 8Jährigen und Erwachsenen
bei gleicher Leistung beim Wiedererkennen:
Spezialisierung: bei 6Monatigen sind EKPs auf einen auditorischen Stimulus gleich
groß in auditorischem und visuellem Kortex; bis zum 36.Monat wird die Antwort im
visuellen Kortex dann kleiner  Spezialisierung der Reaktionen grenzen sich ein.
Unterschiede zu Risikopopulationen im EKP erkennbar: 6Monatige von DiabetikerMüttern unterscheiden nicht zwischen Gesicht der Mutter und einer Fremder  Risiko
der defizitären Hippocampusentwicklung bei Diabetesbabys
Korrelation zwischen Gehirn und Verhalten:
• Anhand von EKPs von Neugeborenen (Diskrimination zwischen mehreren
ähnlichen Sprachlauten: bi und gi) wurde auf die verbale
Diskriminationsleistung mit 5 Jahren geschlossen  Trefferquote: 96% richtig
klassifiziert als verbal gut bzw. schlecht
• Nachahmungsaufgabe:
• Methode: Babys beobachteten in der 1. Sitzung den VL, wie er
Spielzeuge nahm. Eine Woche später präsentierte man ihnen Fotos mit
den Spielsituationen (tatsächlich stattgefundene oder nicht
stattgefundene). 1 Monat danach kamen die Kinder.
• Ergebnis: 50% der Kinder konnten Spielsituationen nachahmen. Die
EKP’s 1 Monat zuvor sagten diese Unterschiede voraus!
Entwicklung der EKP’s
- P1: altersunabhängige Antwort auf visuelle Reiz
- N290, P400: Vorläufer bei Säuglingen
- N400: Bei Kindern unter 2 Jahren stärker ausgeprägt, wenn sie Mütter sahen, als wenn
sie Fremde sahen, bei Älteren Kindern umgekehrtes Muster (haben mütterliches
Gesicht so weit internalisiert, dass nun die Aufmerksamkeit stärker auf fremde
Gesichter ausgerichtet werden kann)!
 entspricht Stufe der „person identity nodes“ im Modell von Bruce & Young
(Verarbeitung der Identität, Wiedererkennung von Gesichtern)
- N170: ab 4. / 5. Lebensjahr; Latenz nimmt mit Alter ab, aber Amplitude in rechter
Gehirnhälfte zu.
- Korrelat nur für frühen Gesichtsverarbeitung, in rechter Gehirnhälfte
stärker ausgeprägt, spezifisch für Gesichtsverarbeitung
- Wird bei Betrachtung anderer Objekte nicht ausgelöst
- Weist bei untypischer Darbietung von Gesichtern (invertierte Gesichter)
eine größere Latenz auf
 Entspricht erster Stufe der Gesichtsverarbeitung im Modell von Bruce &
Young (1986) (hier wird ein Gesicht als Gesicht erkannt, nicht aber die
Identität (Patienten mit Prosopagnosie zeigen diese Welle ebenfalls))
- P600: Verarbeitung der Identität, Wiedererkennung von Gesichtern  entspricht Stufe
der „person identity nodes“ im Modell von Bruce & Young
Kapitel 6: Entwicklung und Plastizität
Fragen
Entwicklung des ZNS
1. Beschreibe die allgemeine Entwicklung des ZNS!
2. Beschreibe den Mechanismus der Kortexentwicklung!
3. Wie läuft die Spezialisierung kortikaler Areale ab?
4. Wie stehen spezifische kognitive Leistungen in Verbindung mit der Entwicklung
spezifischer Hirnareale?
5. Wie interagiert Erfahrung mit intrinsischen Entwicklungsprozessen? Ist das Gehirn
plastisch? Beschreibe es an einem Beispiel an dem menschlichen Bereich!
6. Welche grundlegenden Prinzipien der Plastizität/ kortikalen Reorganisation gibt es
nach Elbert und Rockstroh? Was ist Hebbsches Lernen und Langzeitpotenzierung?
Zusammenfassung: Entwicklung und Plastizität des Gehirns
Einleitung
Entwicklung des zentralen Nervensystem
Allgemeine Entwicklung (Neurulation) (ab ca. 18. Tag nach der Konzeption)
1. Chorda Dorsalis regt Entwicklung des Ektoderm an, d.h. aus der Keimscheibe entwickelt sich alles
2. (Neuroinduktion durch Chorda Dorsalis) Neuralplatte entwickelt sich
3. (Neurutation im weitem Sinne) Neuralrinne entwickelt sich
4. (Neurutation im engem Sinne) Neuralrohr – abgespaltet – (ZNS) und Neuralleiste (PNS) – abgeschnürt
– + Zellen der weichen Hirnhäute entwickeln sich
Allgemeine Entwicklungstrends
- Bei der Geburt sind fast alle ca. 15 Milliarden Neurone vorhanden
- Gehirnvolumen verdreifacht sich von der Geburt bis zum Erwachsenenalter
- Frühere Differenzierung subkortikaler im Vergleich zu kortikalen Strukturen
- Methoden: bei älteren Kindern bildgebende und elektrophysiologische Verfahren (z.B. EEG),
ansonsten zur frühen Neuroanatomie: Gehirnschnitte bei Obduktionen
Mechanismen der Kortex – Entwicklung
1. Proliferation: erst symmetrische, dann asymmetrische Teilung der Gründerzellen (kommen aus
Ventrikularzone und bilden Zellen des NS – Neurone und Glia), Dauer: pränatal 4 – 5 Monate
2. Migration: Neurone wandern entlang durch radiale Gliazellen gespannte Pfade („Filamente“) zu ihrem
Bestimmungsort; Entwicklung verläuft von innen nach außen:
Radial unit hypothesis (Rakic, 1988): Die Organisation wird bestimmt durch und zeitliche Faktoren
bei der Zellbildung; alle Zellen einer Gründerzelle wandern entlang derselben Faser der
Radialglia und bilden eine Säule funktionell verwandter Neurone
Störung der Migration: Desorganisation kortikaler Schichten (z.B.: Fetales Alkoholsyndrom)
3. Differenzierung: Sobald Neurone ihr Zielgebiet erreichen, beginnen sie, die charakteristischen
Merkmale auszubilden, die ihrem Typ / ihrer Funktion entsprechen: Regionale Differenzierung
4. Axonales Wachstum, Dendritenbildung und Verschaltung: Sprossung der Axone und Beginn der
Dendritenbildung nach Ankunft im Zielbereich  Verschaltung zwischen verschiedenen Neuronen /
Gehirnarealen; Dendritenbildung erfolgt spontan oder induziert
5. Synapsenbildung: Maximum der Synapsen mit 2 Lebensjahr, danach Absinken der Synapsendichte bis
zum 16. Lebensjahr; Annahme, dass die Reifung primär sensorischer und motorischer Kortexareale
der Reifung von Assoziationsarealen zeitlich voraus geht
6. Synapseneliminierung: „Aussortieren“ überschüssiger Verbindungen zur Feinabstimmung der
Verarbeitung (ca. 42%)
7. Myelinisierung: Beginnt pränatal am Rückenmark, setzt sich in des subkortikalen Bereichen fort und
endet im Kortex, Höhepunkt ist; Höhepunkt ist 3. Lebensjahr und der dauert bis ins Erwachsenenalter
an.  Vervierfachung des Gehirnvolumens zwischen Geburt und Erwachsenenalter, hauptsächlich
weiße Substanz (Verbindungen zwischen verschiedenen Gehirnregionen)
Spezialisierung kortikaler Areale
a) Genetischen Faktoren:
Rakic, Protomap-Hypothese: Neurone in der ventrikulären Zone etablieren eine kortikale Landkarte und
ziehen „passende“ thalamische afferente Fasern an
b) Inputs / Verschaltungen:
- Protokortex-Hypothese: Kortikale Neurone sind unspezifisch und erhalten ihre Spezifität durch Inputs
aus dem Thalamus / Verschaltungen mit anderen Arealen
- Transplantiert man Zellen aus dem visuellen Kortex einer Ratte in den somatosensorischen Kortex,
entwickeln visuelle Neuronen eine Morphologie, welche derjenigen der somatosensorischen Neuronen
entspricht („Barrel Fields“)
Zusammenhang zwischen kognitiven Funktionen und der Entwicklung von Hirnarealen
1. Reifungshypothese: Spezifische Areale sind für bestimmte Funktionen zuständig  Reifung dieser Areale
führt zum Einsetzen der entsprechenden Funktion
2. Interaktive Spezialisierung (Johnson, 2000): Funktionale Spezialisierung verschiedener Regionen hängt von
der Aktivität anderer kortikaler Regionen und der Konnektivität mit diesen ab
Plastizität im sich entwickelnden und „reifen“ Gehirn
Interaktion der Erfahrung mit intrinsischen Entwicklungsprozessen
Greenough & Black, 1992: Auf allen Stufen (Umwelt, Zelle, Organ, Organismus, extraorganischem) Interaktion
zwischen intrinsischen Prozessen und dem Einfluss der Umgebung, außer bei „Genotyp driven“ (Prozesse, die
über einen weiten Bereich von Umwelten relativ stabil bleiben, z.B. allgemeine Organisation von Gehirn und
Rückenmark („Reifung“))
Erfahrungserwartend vs. erfahrungsabhängige Prozesse:
-
Erfahrungserwartend: „angewiesen“ auf im Regelfall zuverlässig auftretende spezies - spezifische
Infos (z.B. Sprache, Licht); Synapsenüberproduktion und selektivem synaptischen Verlust, da
spezifische Erfahrung antizipiert wird = kritische und sensible Perioden
o
Beispiel: Kritische und sensible Perioden für die Augen
 Studien von z.B. Hubel und Wisel zeigten Belege bei monokularer Deprivation
(Augenlid wurde abgedeckt) und nach 10 Wochen Störung der okularen Dominanz
 Evolutionär “vorhersehbare” Stimulationsmuster sind notwendig, um die
Ausbildung einer bestimmten Struktur zu unterstützen
 Zellen treten in Konkurrenz zu einander, was die Nutzung von überlappenden
Verbindungen betrifft, d.h. Ergebnis abhängig von der Aktivität einer bestimmten
Verbindung
o
Beispiel: Sprache
 Lenneberg (1967): Biologische Determiniertheit d. Sprache, kritische Periode v.
Geburt bis Beginn der Pubertät  Aphasie (Kompensation nur möglich vor
Pubertät)
 Chomsky (1965): Language-acquisition device: Spracherwerb hauptsächlich
beeinflusst durch biologische Faktoren und Reifungsprozesse
 Werker & Tees (2005): Sprachwahrnehmung: frühe Präferenzen (z.B. generell für
Sprache gegenüber anderen komplexen Lauten) kanalisieren Aufmerksamkeit und
Lernen; Annahme, dass es innerhalb der Entwicklung der Sprachwahrnehmung
mehrere optimale Perioden (OP) für verschiedene Aspekte der Sprache gibt, die
aufeinander aufbauen
 Phonologische Entwicklung: sprachspezifischer Einfluss auf die Wahrnehmung von
Lauten als Allophone, bzw. Phoneme (r vs. l); Einschränkung auf muttersprachliche,
Phoneme findet innerhalb der ersten 10 M. statt  muttersprachliche Kategorien
werden früher Reorganisiert als seltene, das Alter ist verzögert bei bilingual
aufwachsenden Kindern ( Aufrechterhaltung der Sensitivität).
-
Erfahrungsabhängig: Veränderungen, die auf der Aufnahme individuumsspezifischer Informationen
beruhen und abhängig von der Interaktion mit der Umwelt sind, funktionale Plastizität, lebenslanges
Lernen ohne Beschränkung auf eine Phase
o
o
o
Fazit
-
-
z.B. klassische Rattenexperimente (Hebb, 1949): Ratten, die in angereicherten, komplexen
Umgebungen aufwachsen, zeigen bessere Leistungen in Lernaufgaben als deprivierte Ratten.
Bei jungen wie alten Ratten höhere Anzahl von Synapsen pro Neuron im visuellen Kortex.
Hebb’sches Lernen: Cell-Assembly-Theory: Neuronenverband mit wechselseitigen
Verbindungen, verbunden durch erregende Synapsen. Entstehung der Assemblies in
Konsolidierungsphase, in der wiederholte Erregung der Synapsen mit dem gleichen
Impulsmuster zur Verstärkung einer Verbindung führt wenn beide Neuronen synchron aktiv
sind
 LTP (Langzeitpotenzierung): Resultat: langandauernde Modifikation der Stärke
horizontaler exzitatorischer Verbindungen
Einige grundlegende Prinzipien der Plastizität / kortikaler Reorganisation (n. Elbert &
Rockstroh)
 Übungseffekt: Verstärkte Nutzung / Stimulation eines Rezeptorpools  Ausdehnung
der kortikalen Repräsentation
 Use it or lose it: Nichtbenutzung eines kortikalen führt zu Übernahme durch
benachbarte Neurone. Je häufiger ein Neuron A gleichzeitig mit Neuron B aktiv ist,
umso bevorzugter werden die beiden Neuronen aufeinander reagieren (z. B.:
kortikale Reorganisation bei Blindgeborenen)
 Fire together, wire together: Synchrone Inputs / Stimulation benachbarter Areale
führt zur Integration der kortikalen Repräsentation
 You have to dream it to achieve it: Veränderungen finden nur bei
verhaltensrelevanten und trainingsintensiven Aufgaben statt, die das Gehirn auch
noch im Schlaf verarbeitet.
Basale Gehirnentwicklung relativ stark genetisch determiniert  Trotzdem Störung der Entwicklung
durch teratogene Faktoren möglich
Überproduktion von Synapsen im Sinne erfahrungserwartender Prozesse ermöglicht Feineinstellung
des Systems durch Erfahrung  Zeitraum, in dem größere Reorganisationen stattfinden können, ist
aber zeitlich begrenzt
Begrenzte Modifikationen der funktionalen Struktur durch erhaltene Plastizität lebenslang möglich 
Lernen
Einleitung
Grundlegende Thematiken
-
-
Nature-nurture Debatte: Einfluss von Erbe vs. Umwelt auf das Verhalten / die
Veränderung des Verhaltens
Zeigt sich die hohe funktionale Spezialisierung des reifen Gehirns bereits bei jungen
Kindern oder gibt es eine Entwicklung hin zur Spezialisierung?
Werden ähnliche kognitive Funktionen über das Alter hinweg von denselben
Strukturen unterstützt? Wenn nicht, welche Konsequenzen hat das für die zugrunde
liegenden Repräsentationen?
Welche Prozesse unterstützen die Spezialisierung?  Reifung vs. Erfahrung
Entwicklung des zentralen Nervensystem
Allgemeine Entwicklung (Neurulation) (ab ca. 18. Tag nach der Konzeption)
1. Chorda Dorsalis regt Entwicklung des Ektoderm an, d.h. aus der Keimscheibe
entwickelt sich alles
2. (Neuroinduktion durch Chorda Dorsalis) Neuralplatte entwickelt sich
3. (Neurutation im weitem Sinne) Neuralrinne entwickelt sich
4. (Neurutation im engem Sinne) Neuralrohr – abgespaltet – (ZNS) und Neuralleiste
(PNS) – abgeschnürt – + Zellen der weichen Hirnhäute entwickeln sich
a. Neuralrohr: Inneren des Neuralrohrs ist ventrikuläre Zone und Produktionsort
von Neurone (Kopfteil: Gehirn, Rumpfteil: RM, Hohlraum: Ventrikel und
Rückenmarkskanal)
b. Neuralleiste: PNS
Allgemeine Entwicklungstrends
- Bei der Geburt sind fast alle ca. 15 Milliarden Neurone vorhanden
- Gehirnvolumen verdreifacht sich von der Geburt bis zum Erwachsenenalter
- Frühere Differenzierung subkortikaler im Vergleich zu kortikalen Strukturen
- Methoden: bei älteren Kindern bildgebende und elektrophysiologische Verfahren
(z.B. EEG), ansonsten zur frühen Neuroanatomie: Gehirnschnitte bei Obduktionen
Mechanismen der Kortex – Entwicklung
1.
Proliferation:
-
-
2.
Migration
-
-
-
-
Erste 5-6 pränatale Wochen: symmetrische Teilung der
Gründerzellen (kommen aus Ventrikularzone, durch Gründerzellen
Bildung von Zellen des NS – Neurone und Glia)  starke
Vermehrung
Weitere 3 Monate: Nach symmetrischer eine asymmetrische
Teilung: Zellen teilen sich auf in jeweils zwei Zellen, von denen
eine wandert und die andere sich weiter aufteilt (Dauer ca. 3
Monate)
Neurone wandern entlang durch radiale Gliazellen gespannte Pfade
(„Filamente“) zu ihrem Bestimmungsort
Migration resultiert in einer dreidimensionalen Organisation von
Schichten und Säulen funktional ähnlicher Neurone
Entwicklung verläuft von innen nach außen: zuerst Formierung der
inneren Cortexschichten, dann der äußeren (innen alt, außen jung),
bis zur 18. Gestationswoche
Radiale Wanderung vs. Passive Zellmigration:
o Radiale Wanderung: kortikale Neurone gehen kortikal –
subkortikale Verbindungen ein (z.T. auch laterale
Migration festgestellt, v.a. bei Interneuronen)
o „Passive Zellmigration“: Verdrängung bereits bestehender
Neurone durch neue Neurone (z.B. im Thalamus), d.h.
innen jung und außen alt
Radial unit hypothesis (Rakic, 1988): Die Organisation wird
bestimmt durch lokale (Position d. Gründerzelle x / y Koordinate)
und zeitliche (Zeitpunkt der Genese, z-Koordinate) Faktoren bei
der Zellbildung; alle Zellen einer Gründerzelle wandern entlang
derselben Faser der Radialglia und bilden eine Säule funktionell
verwandter Neurone
Störung der Migration: Desorganisation kortikaler Schichten (z.B.:
Fetales Alkoholsyndrom  kognitive Defizite,
Verhaltensauffälligkeiten, typische Physiognomie)
3.
Differenzierung:
-
-
4.
Axonales Wachstum,
Dendritenbildung und
Verschaltung:
-
-
-
-
Sobald Neurone ihr Zielgebiet erreichen, beginnen sie, die
charakteristischen Merkmale auszubilden, die ihrem Typ / ihrer
Funktion entsprechen: Regionale Differenzierung
Annahme, dass ventrikuläre Zellen in ihrer Funktion bereits zum
Zeitpunkt der Teilung genetisch determiniert sind
Zelltyp korreliert mit dem Zeitpunkt der Entstehung  werden
Zellen an der Migration gehindert, entwickeln sie dennoch ein
Verschaltungsmuster, das sie erwartungsgemäß an ihrer
Zielposition ausgebildet hätten
Sprossung der Axone und Beginn der Dendritenbildung nach
Ankunft im Zielbereich  Verschaltung zwischen verschiedenen
Neuronen / Gehirnarealen
Wachstum der Axone wird gelenkt durch physikalische und
chemische Faktoren, z.B. Ausschüttung von Molekülen, die
verschiedene Axonentypen attrahieren
Wachstumszapfen der Axone sind empfindlich für
Oberflächenmoleküle der „unterwegs“ angetroffenen Zellen sowie
für chemische Substanzen, die z.B. von den Zielzellen
Dendritenbildung erfolgt spontan (genetisch determinierte Signale)
oder induziert durch die Aktivität eintreffender axonaler Fortsätze
weitere dendritische Differenzierung und Elaboration
wahrscheinlich abhängig von afferenten Inputs
5.
Synapsenbildung:
Setzt nach der Ausbildung der Dendriten ein Zunahme der
Synapsendichte von pränatal bis zum 2. Lebensjahr (Maximum),
danach Absinken der Synapsendichte bis zum 16. Lebensjahr
(Synapsenreduktion)
Synapsenbildung und -eliminierung scheinen in verschiedenen
Gehirnbereichen zu unterschiedlichen
Annahme, dass die Reifung primär sensorischer und motorischer
Kortexareale der Reifung von Assoziationsarealen zeitlich voraus
geht
 Synapsenbildung im visuellen Kortex beginnt pränatal und die
Synapsendichte, erreicht ein Maximum zwischen 4 und 12 Monaten,
und Erwachsenenniveau zwischen 2 und 4 Jahren
 Synapsenbildung im frontalen Kortex erreicht hohe Zuwächse zum
Ende des ersten Lebensjahres und da Erwachsenen-Niveau wird erst
in der Adoleszenz erreicht
6.
Synapseneliminierung:
-
„Aussortieren“ überschüssiger Verbindungen zur Feinabstimmung
der Verarbeitung (ca. 42%); nur häufig genutzte, „bewährte“
Synapsen bleiben bestehe und durch Apoptose (programmierten
Zelltod) Abbau überschüssiger Neurone.  Reduktion von
Synapsen und Neuronen als Resultat eines Wettbewerbs zwischen
den Neuronen um Verbindungen und metabolische Ressourcen
7.
Myelinisierung:
-
Verbesserung der Signalübertragung & höhere Schnelligkeit der
Infoverarbeitung
Beginnt pränatal am Rückenmark, setzt sich in des subkortikalen
Bereichen fort und endet im Kortex
Bei Geburt sind essentielle Strukturen und alle Neuronen bereits
vorhanden, allerdings ist die Myelinisierung sehr unvollständig und
die Vorschaltungen sind unausgereif
Höhepunkt ist 3. Lebensjahr: dauert aber bis ins Erwachsenenalter
an
Myelinisierung frontaler Areale setzt sich bis ins Jugendalter fort
 Vervierfachung des Gehirnvolumens zwischen Geburt und
Erwachsenenalter, hauptsächlich weiße Substanz (Verbindungen
-
-
zwischen verschiedenen Gehirnregionen)
Veränderungen der metabolischen Aktivität:
1. Erste Wochen nach der Geburt: höchster Glukoseverbrauch im
sensumotorischen Kortex, Thalamus, Hirnstamm und Cerebellum
(Chugani et al., 1987)
2. Bis zum Ende des 3. Monats: Anstieg im parietalen, temporalen und
okzipitalen Kortex, sowie in den Basalganglien
3. Mit 6 bis 8 Monaten: Anstieg des Metabolismus in frontalen Regionen
4.
Mit 4-5 Jahren erreicht der Metabolismus in manchen Hirnregionen bis zu
150% des Erwachsenenniveaus
Spezialisierung kortikaler Areale
a) Genetischen Faktoren:
Rakic, Protomap-Hypothese: Neurone in der ventrikulären Zone etablieren eine kortikale
Landkarte und ziehen „passende“ thalamische afferente Fasern an
Spezialisierung durch Interaktion mit den attrahierten Neuronen
b) Inputs / Verschaltungen:
- Protokortex-Hypothese: Kortikale Neurone sind unspezifisch und erhalten ihre
Spezifität durch Inputs aus dem Thalamus / Verschaltungen mit anderen Arealen
- Eingriff, bei dem der auditorische Kortex mit visuellen thalamische Arealen
verbunden wurde (LGN), führte zur Ausprägung visueller Repräsentationen (Sur,
Grraghty & Roe, 1988)
- Transplantiert man Zellen aus dem visuellen Kortex einer Ratte in den
somatosensorischen Kortex, entwickeln visuelle Neuronen eine Morphologie,
welche derjenigen der somatosensorischen Neuronen entspricht („Barrel Fields“)
- Probematisch: Zellen übernehmen nicht alle Funktionen, die dem „adäquat“
verschalteten Kortex entsprechen würden
- Zeitpunkt der Transplantation entscheidend: früher ist besser
- Längst nicht alle Neurone übernehmen neue Verschaltungen / Funktionen
- Spezies – spezifische Unterschiede; Kortices der untersuchten Spezies evtl. plastischer
Zusammenhang zwischen kognitiven Funktionen und der Entwicklung von Hirnarealen
1. Reifungshypothese: Spezifische Areale sind für bestimmte Funktionen zuständig �
Reifung dieser Areale führt zum Einsetzen der entsprechenden Funktion
2. Interaktive Spezialisierung (Johnson, 2000): Funktionale Spezialisierung verschiedener
Regionen hängt von der Aktivität anderer kortikaler Regionen und der Konnektivität mit
diesen ab
 Spezialisierung ergibt sich nicht aus der isolierten Reifung spezifischer Hirnareale,
sondern aus der Interaktion zwischen verschiedenen Regionen, die sich in
verschiedenen Reifestadien befinden (s. a. Plastizität)
 Regionen sind zunächst wenig spezialisiert;
 zunehmende Spezialisierung / funktionale Einschränkung durch Interaktion und
Konkurrenz
 Hinweis: oft distribuierte Aktivierung bei bestimmten Aufgaben, die sich dann über
das Alter hinweg stärker fokussiert (sichtbar gemacht, z.B. durch Ableitung von ERP);
z.B.: Gesichterwahrnehmung, Unterscheidung zwischen bekannten und unbekannten
Wörtern
Plastizität im sich entwickelnden und „reifen“ Gehirn
Interaktion der Erfahrung mit intrinsischen Entwicklungsprozessen
Greenough & Black, 1992: Auf allen Stufen (Umwelt, Zelle, Organ, Organismus,
extraorganischem) Interaktion zwischen intrinsischen Prozessen und dem Einfluss der
Umgebung, außer bei „Genotyp driven“ (Prozesse, die über einen weiten Bereich von
Umwelten relativ stabil bleiben, z.B. allgemeine Organisation von Gehirn und Rückenmark
(„Reifung“))
Erfahrungserwartend vs. erfahrungsabhängige Prozesse:
- Erfahrungserwartend: „angewiesen“ auf im Regelfall zuverlässig auftretende spezies
- spezifische Infos (z.B. Sprache, Licht); Synapsenüberproduktion und selektivem
synaptischen Verlust, da spezifische Erfahrung antizipiert wird = kritische und
sensible Perioden
o kritische Perioden: Zeitfenster, in dem Erfahrung / externe Stimulation einen
maximalen Einfluss auf den Entwicklungsprozess hat; hat einen bestimmten
onset und offset (Beginn & Ende), Deprivation von erwachsenen Tieren
brachte in Studien keinerlei Störung.
o sensible Perioden: Periode, während der überschüssige Verbindungen
zwischen Neuronen bestehen; nach der Selektion bestimmter Verbindungen ist
die fundamentale Organisation des Systems festgelegt
- Erfahrungsabhängig: geprägt durch individuelles Lernen
o Veränderungen, die auf der Aufnahme individuumsspezifischer Informationen
beruhen und abhängig von der Interaktion mit der Umwelt sind
o Funktionale Plastizität
o Lebenslanges Lernen ohne Beschränkung auf Phase
o Werden in Zusammenhang gebracht mit der Ausbildung neuer synaptischer
Verbindungen / Veränderung der Stärke synaptischer Verbindungen zwischen
Neuronen
o z.B. klassische Rattenexperimente (Hebb, 1949): Ratten, die in angereicherten,
komplexen Umgebungen aufwachsen, zeigen bessere Leistungen in
Lernaufgaben (z.B. Diskriminationslernen) als deprivierte Ratten und bei
junegn wie alten Ratten höhere Anzahl von Synapsen pro Neuron im visuellen
Kortex und die Veränderungen sind nicht auf einen generellen Anstieg der
Metabolismus in bestimmten Arealen zurückführbar. Es gab Veränderungen
der funktionalen Verschaltungsmuster im Gehirn, das sich in einer „adäquaten“
Umwelt befand.
Erfahrungsabhängig: Einige grundlegende Prinzipien der Plastizität / kortikaler
Reorganisation (n. Elbert & Rockstroh)
Practice makes perfect (Übungseffekte)
Verstärkte Nutzung / Stimulation eines Rezeptorpools
 Ausdehnung der kortikalen Repräsentation
 Verhaltensrelevante Änderungen (z.B. geringere Diskriminationsschwelle)
 z. B. Trainingseffekte bei Musikern: Violinisten mit ausgedehnterer Fingerrepräsentation
Use it or lose it
Nichtbenutzung eines kortikalen Areals (z.B. fehlender Input aus den zugeordneten
Sinnesorganen), Übernahme durch benachbarte Neurone (z. B.: kortikale Reorganisation bei
Blindgeborenen)
 z.B.: der okzipitale Cortex kann Inputs aus dem auditorischen Cortex erhalten und
demnach auditorische Funktionen übernehmen
Fire together, wire together:
Synchrone Inputs / Stimulation benachbarter Areale führt zur Integration der kortikalen
Repräsentation
- Experiment mit Multifinger Braille- Leser von Sterr et al. (1998): Multifinger-Leser
können schlechter diskriminieren, welcher ihrer gemeinsam genutzten Finger mit
einem taktilen Reiz stimuliert wird
- Asynchrone Inputs � Trennung der repräsentierenden Areale
You have to dream it to achieve it:
Veränderungen finden nur bei verhaltensrelevanten und trainingsintensiven Aufgaben statt,
die das Gehirn auch noch im Schlaf verarbeitet.
Erfahrungsabhängig: Hebbsches Lernen
- Cell-Assembly-Theory: Neuronenverband mit wechselseitigen Verbindungen,
verbunden durch erregende Synapsen
- Ein Neuron beteiligt an verschiedenen Assemblies
- Entstehung der Assemblies in Konsolidierungsphase, in der wiederholte Erregung der
Synapsen mit dem gleichen Impulsmuster zur Verstärkung einer Verbindung führt
wenn beide Neuronen synchron aktiv sind
 Wichtig: zeitliche Korrelation neuronaler Aktivität und es gibt nur synaptische
Verstärkung beim Überschreiten eines bestimmten Stellenwertes.
 Mit steigendem ISI Abnahme des postsynaptischen Potentials
 LTP (Langzeitpotenzierung) als Resultat: langandauernde Modifikation der Stärke
horizontaler exzitatorischer Verbindungen, d.h. Synaptische Kontakte sind plastisch und
werden durch simultane Aktivierung der prä- und postsynaptischen Neurone modifiziert
Studien zu erfahrungserwartenden Prozesse
Monokulare Deprivation (Hubel und Wiesel):
- Methode: Katzen wurde ein Augenlid zugeklebt kurz nach der Geburt und nach 10
Wochen wieder aufgetrennt
- Ergebnis: Sehr geringer Anteil monokularer Zellen, die ausschließlich auf die
Stimulation des abgedeckten Augen reagierten und überproportionaler Anteil von
Zellen, die auf die Stimulation des offenen Augen reagierte  Störung der okularen
Dominaz.
Komplette Deprivation (Hubel und Wisel)
- Methode: Abdecken beider Augenlider
- Ergebnis: „normales“, symmetrisches Muster im visuellen Kortex, Hinweis auf
Wettbewerb der Zellen um Verbindungen und anfangs überlappende Verbindungen.
Fehlende Input- Synchronisation
- Methode: Durchtrennen eines Augenmuskels und Induktion eines Strabismus.
- Ergebnis: Zellen reagierten entweder auf die Stimulation des einen Auges oder auf die
Stimulation des anderen Auges  binokulare Zellen extrem unterrepräsentiert trotz
synchronem Input; Synchroner Input beider Augen  Aktivierung von Zellen durch
Stimulation korrespondierender Punkte
 Evolutionär “vorhersehbare” Stimulationsmuster sind notwendig, um die Ausbildung
einer bestimmten Struktur zu unterstützen
 Zellen treten in Konkurrenz zu einander, was die Nutzung von überlappenden
Verbindungen betrifft, d.h. Ergebnis abhängig von der Aktivität einer bestimmten
Verbindung
eispiel erfahrungserwartender Prozesse für den menschlichen Bereich: Sprache
Lenneberg (1967): Biologische Determiniertheit der Sprache, kritische Periode von Geburt bis
Beginn der Pubertät
 Aphasie: Funktionale Rehabilitation bei Läsionen in den Spracharealen im linken
Kortex nur möglich bei einer Schädigung, die vor der Pubertät stattgefunden hat, aber
nicht bei später aufgetretener Schädigung
 Erwerb einer Fremdsprache fast akzentfrei bis Pubertät, danach selten akzentfrei
Chomsky (1965): Language-acquisition device
 Spracherwerb hauptsächlich beeinflusst durch biologische Faktoren und
Reifungsprozesse
Werker & Tees (2005): Sprachwahrnehmung:
o frühe Präferenzen (z.B. generell für Sprache gegenüber anderen komplexen
Lauten) kanalisieren Aufmerksamkeit und Lernen
o Annahme, dass es innerhalb der Entwicklung der Sprachwahrnehmung mehrere
optimale Perioden (OP) für verschiedene Aspekte der Sprache gibt, die
aufeinander aufbauen. Biologisch determinierte Periode und es gibt eine gewisse
zeitliche Variabilität. Außerhalb dieser Periode Einfluss von Erfahrung möglich
(durch Training), aber weniger effektiv.
 Privilegierte Verarbeitung von Sprache
Phonologische Entwicklung:
- Es gibt sprachübergreifende Lautgrenzen, die als Übergänge zwischen qualitativ
unterschiedlichen Reizen wahrgenommen werden  kategoriale Wahrnehmung
- Zusätzlich: sprachspezifischer Einfluss auf die Wahrnehmung von Lauten als
Allophone, bzw. Phoneme (r vs. l)
- Einschränkung auf muttersprachliche, Phoneme findet innerhalb der ersten 10 M. statt
o vorher: Diskrimination aller „natürlichen“ Phoneme, kategoriale
Wahrnehmung
o im Erwachsenenalter: schlechte Diskrimination
- muttersprachliche Kategorien werden früher Reorganisiert als seltene, das Alter ist
verzögert bei bilingual aufwachsenden Kindern ( Aufrechterhaltung der
Sensitivität).
-
Bei Deprivation, d.h. gehörlosen Kindern ist es hilfreich vor dem Alter von 3,5 Jahre
ein Cochlea – Implantat einzupflanzen. Nach einem Alter von 7 Jahren eher schlecht.
Fazit
- Basale Gehirnentwicklung relativ stark genetisch determiniert  Trotzdem Störung
der Entwicklung durch teratogene Faktoren möglich
- Überproduktion von Synapsen im Sinne erfahrungserwartender Prozesse ermöglicht
Feineinstellung des Systems durch Erfahrung  Zeitraum, in dem größere
Reorganisationen stattfinden können, ist aber zeitlich begrenzt
- Begrenzte Modifikationen der funktionalen Struktur durch erhaltene Plastizität
lebenslang möglich  Lernen
Kapitel 7: Psychoneuroimmunologie
Fragen
Grundlagen zur Immunologie
Welche Funktion hat das Immunsystem? (Seite 38)
Welche Komponenten hat die immunlogische Abwehr? (Seite 39 – 42)
Wie ist der Zusammenhang zwischen Krankheit und Gesundheit? (Seite 43)
Was ist Psychoneuroimmunologie? (Seite 43)
Welche mögliche Bedeutung hat die IS – NS Achse? (43)
Psychoneuroimmunologie
Was ist Sickness Behaviour? (Seite 44 46)
Wie hängen immunologische Veränderungen mit akutem & chronischem Stress
zusammen? (Seite 46 – 49)
Wie kann das Immunsystem konditioniert werden? (Seite 49)
Zusammenfassung: Psychoneuroimmunlogie
Grundlagen zur Psychoneuroimmunologie
Funktionen des Immunsystems
Identifikation und Elimination körperfremder Antigene
Identifikation und Zerstörung körpereigener, bösartig entarteter Zellen
!!!Das Immunsystem unterscheidet zwischen selbst und fremd. Dafür der
Major Histokpatibilitätskomplex (MHC) zuständig.
MHC – 1:. Schutz gegen Angriff auf gesunde, körpereigene Zellen.
MHC – 2: Starten der Immunabwehr gegen von außen eingedrungene Fremdproteine.
Zellulär
Komponenten der immunlogischen Abwehr
Angeborene, unspezifische
Erworbene, spezifische Immunität
Immunität
Makrophagen (große Fresszellen)
T – Lymphozyten
- Erkennen Oberfläche des
 Lymphozyten als Träger spez.Abwehr
Antigens als fremd
 Ursprung der Lymphoyzten: primäre,
- Phagozytosefähigkeit
lymphatische Organe
- gehören zu den
 Merkmale spezifischer Immunität:
antigenpräsentierenden Zellen
Gedächtnis und Spezifität (Schlüssel –
-
bei Aktivierung Produktion
von Zytokinen
enthält MHC – 2 Moleküle
Neutrophile Granulozyten: Erste Zellen
am Zielort und Phagozytose
Natürliche Killerzellen (NK – Zellen)
- Zerstörung virusinfizierter und
tumorös entarteter Zellen
- Zerstörung des Antigens durch
Zell – Zell Kontakt und
Ausschüttung toxischer
Substanzen
- besitzen Rezeptormoleküle der
T – Zell Linien. Sie haben
aber kein immunlogischer
Gedächtnis wie T – und B –
Zellen.
Humoral
Komplementsystem
- Effektivster Teil der
humoralen, unspezifischen
Immunantwort
- Kaskadenförmig ablaufende
Reaktionen verschiedener
enzymatischer Spaltungen
- Bestehen aus 20 Proteinen, die
vor allem in der Leber
hergestellt werden.
- Erleichtert Phagozytose durch
Opsonierung
- Zwei Wege der
Komplementaktivierung:
klassisch (setzt Vorhandensein
von Antikörpern voraus) und
alternativ
(Komplementmoleküle lagern
sich direkt an das Antigen
Zytokine und Lysozym
Schloss Prinzip)
Diversität der Lymphozyten
Antigenrezeptoren: Lymphozyten und
Antikörperrezeptoren bestehen aus
konstanten und variablen Regionen
 Variable Region ermöglicht Bindung an
spezifisches Antigen, für die variable
Region kodieren eine Gruppe von
Gensegmenten  so ist Vielzahl an
Rezeptoren möglich
- Zelluläre Immunabwehr durch T –
Lymphozyten: Sie erkennen
Peptidfragmente intrazellullärer
Krankheitserreger, die von anderen Zellen
durch MHC präsentiert werden
 Cytotoxische T – Zellen (CD 8):
Erkennen Antigen an infizierter Zelle über
MHC – I und zerstören sie
 T – Helferzellen (CD 4): erkennen
Antigene, die über MHC – 2 präsentiert
werden (von antigenpräsentierenden
Zellen)
B – Lymphozyten, bzw. deren Antikörper
- Erkennen mit spez. Rezeptoren Antigene
außerhalb von Zellen
- Funktionen der B – Zellen:
Antikörperproduktion , Immunlogisches
Gedächtnis, Antigenpräsenation:
- Antikörper
o Produziert von Plasmazellen
(ausdifferenzierte B – Zellen),
tragen denselben Rezeptor
o Enorme Spezifität (durch variable
Region) und Effektivit (durch
konstante Region)
o Enorme Effektivität (konstante
Region legt Effektormechanismus
der Antigenbeseitigung fest)
o Effektormechanismen der
Antikörper: Neutralisation,
Opsonierung,
Komplementreaktion

Grundlagen zur Psychoneuroimmunologie (PNI): Gegenstandsbereich der PNI: Befasst sich mit den
Wechselwirkungen zwischen Nervensystem, Hormonsystem, Immunsystem und Psyche.
Kommunikation zwischen Immun – und neuroendokrinen System
 Organe des Immunsystem und Immunzellen sind mit Nerven verkabelt
 Zellen d. IS verfügen ü. Rezeptoren für Botenstoffe des NS, sowie Hormonrezeptoren
 Zellen d. NS verfügen über Rezeptoren für Cytokine
 Nervenzellen können auch Cytokine freisetzen
 Immunzellen können auch Hormone und Neuropeptide freisetzen.
 In Studien wurde gezeigt, dass Vireninfektion zur Aktivierung der HPA – Achse führt, man zeigte auch
dass Hormonanstiege vermutlich IL – 1 vermittelt sind und Makrophagen die Hauptproduzenten sind.
 Signalsubstanzen des NS: klassische Transmitter (NA, Acetycholin, Gluatmat), Neuropeptide
(Opioide), Wachstumsfaktoren ( Neurotrophine, Zytokine)
 Signalsubstanzen des Immunsystems: Zytokine, Neuropeptide, Neurotrophine/ Wachstumsfaktoren)
 Hormone: Gluccocorticoide, Prolaktin, Wachstumshorme (GH), Katecholamine
Die IS – NS Achse: Mögliche Bedeutung
 Studien zeigten, dass Produkte
des IS (IL – 1, TNF – Alpha und
IL – 6) das ZNS beeinflussen
Psychoneurimmunologie
Sickness Behaviour (SB)
Infektionen und entzündliche Prozesse gehen oft mit unspezifischen Krankheitssymptome einher:
 Geschmacksreduktion, Appetitlosigkeit, Reduktion von Nahrungs – und Flüssigkeitsaufnahme
 Verhinderung der Kontamination durch Bakterien im Essen
 allerdings wird gegessen wenn das Essen vor einen gestellt wird, d.h. nur Hemmung von
essensuchendem Verhalten, da man dafür aktuell für den Körper dringend benötigte Energie braucht.
 Bevorzugung von kohlenhydratreicher Kost da bei Infektion schon viele Fette im Blut sind
 Reduktion sozialen „Explorationsverhaltens“  um sich nicht bei Artgenossen im geschwächten
Zustand mit weiteren Viren anzustecken
 Schläfrigkeit
 Fieber  damit weniger Erreger im Körper überleben können
Beteiligt an SB: Zytokine
- Insbesondere IL 1
- Beispielsstudie: 1 Injektion
von IL 1 intrazelluär ins
Gehirn und peripher in den
Bauch  Reduktion des
Nahrungs – und sozialen
Explorationsverhaltens in
Rattenstudien
- Praxisbeobachtungen: Bei
Pharmakotherapie mittels
Zytokine bei Krebspatienten
drastische Veränderungen 
Präventive AD Gabe
- Aber Zytokine können die
Blut – Hirn Schranke nicht
überwinden. (Wie es doch
funktioniert, siehe rechts)
pathophysiologische Implikationen
- Erklärung emotionaler Zustände bei immunologisch relevanten Erkrankungen (z.B. Depressionen bei
Tumorerkrankungen eher durch Zytokine als Tumor selbst, Infektionen, Autoimmunkrankheiten etc.).
- Möglicherweise Pathomechanismen für Erkrankungen bislang unklarer Ätiologie
- Aktivierung peripherer Monozyten und T – Zellen möglicherweise an der Pathophysiologie
depressiver Erkrankungen beteiligt (Maes et al., 1995)
- Störungen im Ernährungsverhalten
Immunologische Veränderungen nach akutem und chronischem Stress
akuter Stress und Immunfunktion
- maßgeblich beteiligt:
o Adrenalin (Steigerung der NK, am meisten NK bei mittlerer Adrenalinkonzentration)
o Katecholamine (bzw. ß2 - adrenerge Rezeptoren) sind an immunologischer stressinduzierter
Aktivierung ursächlich beteiligt! (s. Studien mit Betablockern)
- Durch Stress kommt es zu einer Aktivierung des sympathischem Nervensystems und damit zur
Ausschüttung von Katecholaminen, die über ß –adrenerge Rezeptoren kardiovaskuläre und
immunologische Veränderungen bewirken  Studie bestätigte Hypothese und brachte Hinweise, dass
-
5.
ß2 – Rezeptor der massgebliche Rezeptor ist!
Mögliche Bedeutung einer akuten stressinduzierten Immunaktivierung: Anstieg insbesondere von
Immunzellen (z.B. NK – Zellen), die erste Verteidigungslinie gegen eindringende Pathogene bilden.
 kurzer Stress also eher adaptiv, chronischer Stress schädigend (s. PTSD – Patienten)
Gegenregulation durch Cortisol:
 Eigenschaften von Cortisol
 Cortisol blockiert die Freisetzung proinflammatorischer Substanzen und verhindert
die Ausdifferenzierung der B – Zellen zu Plasmazellen
 Die initiale Aktivierung des Immunsystems durch Katecholamine wird von Cortisol
zurückreguliert indem die TH2 – Zellen in ein Übergewicht im Vergleich zu TH1
Zellen gebracht werde  Studien brachten bestätigende Ergebnisse.
chronischer Stress und Immunfunktion
6.
7.
Zur Erinnerung: Chronischer Hypercorticalismus nach chronischem Stress ist schädigend! Z.B.. haben
PTSD – Patienten eine permanent erhöhte Cortisolrate und ein reduziertes, hippocampales Volumen.
Studien
 7 ‐ 9 Wo nach Verlusterlebnis: Verminderte Lymphozytenproliferation auf das Mitogen PHA
(Phytohaemagglutinin), d.h. Zellen konnten sich nicht teilen (Barton, 1977)
 Studenten mit hoher subjektiver Belastung und Einsamkeit zeigten die stärksten Abfälle der
NK Aktivität während dem Examen (Kiecolt‐Glaser et al., 1984)!
 Bei Pflege eines demenzkranken Familienmitgliedes über ein Jahr hinweg zeigte sich eine
Erhöhung der Antikörpertiter gegen das Ebbstein Barr Virus
Interpretation der Studien
 Beeinflussung immunologischer Parameter durch bestimmte Lebensstile, die unter
chronischem Stress häufiger zu erwarten sind, sowie Alkohol, Drogen, Medikamente,
Zigaretten, Schlaf und Ernährung
 Klinische Relevanz der immunologischen Veränderungen
→ Psychische und emotionale Faktoren spielen eine Rolle und müssen daher in Studien
mitberücksichtigt werden, z.B. mittels Matching!
Konditionierung des Immunsystems
Studien
8. 1975: Konditionierungsstudien von Ader & Cohen:Konditionierung einer Immunssuppression mittels
Paarung von übelkeitserregendem, immunsuppressives Cyclophosphamid mit Saccarin
(Zuckerlösung). Mehr Ratten starben danach alleine bei Saccarin. Folgeexperiment zeigte, dass
Immunssuppression nicht alleine von Stress, in dem Fall konditionierter Glukokortikoidansteig
ausgelöst.
Klinische Implikationen: Organtransplantation, Erklärung für Allergiemuster, Behandlung von
Autoimmunerkrankungen, U.v.m.
Grundlagen zur Psychoneuroimmunologie
Funktionen des Immunsystems
9. Identifikation und Elimination körperfremder Antigene (z.B. Bakterien, Viren, Pilze
Parasiten)
10. Identifikation und Zerstörung körpereigener, bösartig entarteter Zellen
11. !!!Das Immunsystem unterscheidet nicht zwischen schädlich und unschädlich, sondern
zwischen selbst und fremd. Dafür der Major Histokpatibilitätskomplex (MHC)
zuständig.




Kennzeichnet Zellen als dem eigenen Körper zugehörig
Wird auch als Human Leucocytes Antigen System bezeichnet (HLA)
Kodierung der MHC  Moleküle durch mehrere 100 Gene, die dazu noch hoch polymorph
sind.
MHC – 1: Alle kernhaltigen Körperzellen und Blutblättchen tragen MHC – 1 Moleküle. Schutz
gegen Angriff auf gesunde, körpereigene Zellen.


MHC – 2: Antigenpräsentierende Zellen tragen zusätzlich MHC – II Moleküle, die die
Immunabwehr gegen von außen eingedrungene Fremdproteine starten.
Immunzellen entstehen aus einer pluripotenten hämatopoetischen Stammzelle des
Knochenmarks.
Komponenten immunologischer Aktivität
Es gibt mechanische und biochemische Barrieren (Haut, bakterizide Eigenschaften von
Schweiß, saures Milieu
Zellulär
Angeborene, unspezifische Immunität
Makrophagen (große Fresszellen)
- Erkennen Oberfläche des
Antigens als fremd
- Phagozytosefähigkeit
- gehören zu den
antigenpräsentierenden Zellen
- bei Aktivierung Produktion von
Zytokinen
- enthält MHC – 2 Moleküle
Neutrophile Granulozyten: Erste Zellen am
Zielort und Phagozytose
Natürliche Killerzellen (NK – Zellen)
- Zerstörung virusinfizierter und
tumorös entarteter Zellen
- Zerstörung des Antigens durch
Zell – Zell Kontakt und
Ausschüttung toxischer
Substanzen
- besitzen Rezeptormoleküle der T
– Zell Linien. Sie haben aber
kein immunlogischer Gedächtnis
wie T – und B – Zellen.
Erworbene, spezifische Immunität
T – Lymphozyten
 Lymphozyten als Träger spez.Abwehr
 Ursprung der Lymphoyzten: primäre,
lymphatische Organe
 Merkmale spezifischer Immunität:
Gedächtnis und Spezifität (Schlüssel –
Schloss Prinzip)
 Diversität der Lymphozyten
Antigenrezeptoren: Lymphozyten und
Antikörperrezeptoren bestehen aus
konstanten und variablen Regionen
 Variable Region ermöglicht Bindung an
spezifisches Antigen, für die variable
Region kodieren eine Gruppe von
Gensegmenten  so ist Vielzahl an
Rezeptoren möglich
- Zelluläre Immunabwehr durch T –
Lymphozyten: Sie erkennen
Peptidfragmente intrazellullärer
Krankheitserreger, die von anderen Zellen
durch MHC präsentiert werden
 Cytotoxische T – Zellen (CD 8):
Erkennen Antigen an infizierter Zelle über
MHC – I und zerstören sie
 T – Helferzellen (CD 4): erkennen
Antigene, die über MHC – 2 präsentiert
werden (von antigenpräsentierenden
Zellen)
Humoral
Komplementsystem
- Effektivster Teil der humoralen,
unspezifischen Immunantwort ist
das Komplementsystem
- Kaskadenförmig ablaufende
Reaktionen verschiedener
enzymatischer Spaltungen
- Bestehen aus 20 Proteinen, die vor
allem in der Leber hergestellt
werden.
- Erleichtert Phagozytose durch
Opsonierung
- Zwei Wege der
Komplementaktivierung:
klassisch (setzt Vorhandensein
von Antikörpern voraus) und
alternativ (Komplementmoleküle
lagern sich direkt an das Antigen
Zytokine
Lysozym
B – Lymphozyten, bzw. deren Antikörper
- Erkennen mit spezifischen Rezeptoren
Antigene außerhalb von Zellen (z.B. einige
Bakterien)
- Funktionen der B – Zellen:
Antikörperproduktion , Immunlogisches
Gedächtnis, Antigenpräsenation:
- Antikörper
o Produziert von Plasmazellen
(ausdifferenzierte B – Zellen),
tragen denselben Rezeptor
o Enorme Spezifität (durch variable
Region) und Effektivit (durch
konstante Region)
o Enorme Effektivität (konstante
Region legt Effektormechanismus
der Antigenbeseitigung fest)
o Effektormechanismen der
Antikörper: Neutralisation,
Opsonierung,
Komplementreaktion
Angeborene, unspezifische Abwehr
-
-
-
Makrophagen (große Fresszellen)
o Erkennen Oberfläche des Antigens als fremd
o Phagozytosefähigkeit
o gehören zu den antigenpräsentierenden Zellen
o bei Aktivierung Produktion von Zytokinen (Botenstoffen des Immunsystems,
z.B. IL – 1)
o enthält MHC – 2 Moleküle, die die Immunabwehr gegen von außen
eingedrungene Fremdproteine starten.
o Vorgang hier: Bakterium infiziert Makrophage  Bakterien in Zellvesikeln
erzeugen Peptidfragmente  MHC – II bindet an bakterielle Fragmente in
Vesikeln  MHC 2 transportiert gebundene Peptide an die Zelloberfläche 
TH – Zelle erkennt Komplex aus Bakterienfragments und MHC, aktiviert die
Abwehr
Granuloyzten:
o Neutrophile Granulozyten: Erste Zellen am Zielort und Phagozytose
o Basophile Granulozyten: Grunala enthält Heparin und Histamin, Beteiligung
an Allergien
o Eosinophile Granulozyten Abwehr großer Erreger, die nicht phagozytiert
werden können und Ausschüttung toxischer Substanzen.
Natürliche Killerzellen (NK – Zellen)
- Effektiv bei der Zerstörung virusinfizierter und tumorös entarteter Zellen
- Zerstörung des Antigens durch Zell – Zell Kontakt und Ausschüttung toxischer
Substanzen, besitzen aber keine antigenspezifische Rezeptoren, sondern
Rezeptormoleküle der T – Zell Linien. Sie haben aber kein immunlogischer
Gedächtnis wie T – und B – Zellen.
-
 Je weniger MHC – I Moleküle eine Zelle exprimiert, desto höher die
Wahrscheinlichkeit eines Angriffs durch NK – Zellen (Konzepte des „missing
self“)
Komplementsystem
o Interferon – α, Interferon – β und Interferon – γ sind Proteine, die mit der
Replikation von Viren interferieren (gehören zu den Cytokinen)
o Effektivster Teil der humoralen, unspezifischen Immunantwort ist das
Komplementsystem
o Kaskadenförmig ablaufende Reaktionen verschiedener enzymatischer
Spaltungen
o Bestehen aus 20 Proteinen, die vor allem in der Leber hergestellt werden.
o Erleichtert Phagozytose durch Opsonierung
o Zwei Wege der Komplementaktivierung:
 klassisch (setzt Vorhandensein von Antikörpern voraus): Antikörper
binden an Antigen  Komplementproteine binden an Antikörperpaar
 Komplementproteine bilden eine membranangreifenden Komplex
 Lyse und Tod der Zielzelle.
 alternativ (Komplementmoleküle lagern sich direkt an das Antigen an).
Spezifische, adaptive Immunität
Lymphozyten als Träger der spezifischen Abwehr
-
-
-
-
Ursprung der Lymphoyzten: primäre, lymphatische Organe  wandern in Blutstrom
und an sekundäre, lymphatische Organe (Antigenexposition)
o Über das Lymphsystem ist ein enger Austausch von Zellen gewährleistet.
Merkmale spezifischer Immunität:
o Resultat evolutionärer Prozesse: massive Verstärkung der unspezifischen
Abwehr
o Gedächtnis: zuvor bekämpfte Antigene können erinnert werden
o Spezifität: Lymphozyten (B – und T – Zellen) binden im Gegensatz zu Zellen
der unspezifischen Abwehr nur an ein spezifisches Antigen (Schlüssel –
Schloss – Prinzip)
Klonale Selektion als fundamentales Prinzip der erworbenen Immunität
o Nach Antigenexposition wandelt sich der Lymphozyt in einen Lymphoblasten
um und beginnt sich zu teilen (Proliferation), wobei alle Nachkommen (zur
Mutterzelle) identische Rezeptoren aufweisen
o Lymphozyten mit Rezeptoren für körpereigene Moleküle werden bereits in der
frühen Entwicklungsphase eliminiert und sind deshalb im Repertoire reifer
Zellen nicht mehr vorhanden (klonale Deletion)
Diversität der Lymphozyten Antigenrezeptoren
o Lymphozyten und Antikörperrezeptoren bestehen aus konstanten und variablen
Regionen
o Variable Region ermöglicht Bindung an spezifisches Antigen, für die variable
Region kodieren eine Gruppe von Gensegmenten  so ist Vielzahl an
-
Rezeptoren möglich, da sich jeder Rezeptor aus 2 ungleichen, variablen Ketten
zusammensetzt, die durch eine anderen Satz Gensegmente kodiert werden.
Zelluläre Immunabwehr durch T – Lymphozyten: Sie erkennen Peptidfragmente
intrazellullärer Krankheitserreger (wie z.B. Viren, die von anderen Zellen durch MHC
präsentiert werden (MHC – Restriktion)
 Cytotoxische T – Zellen (CD 8): Erkennen Antigen an infizierter Zelle über
MHC – I und zerstören die virusinfizierte Zelle durch Lyse der Zelle
 T – Helferzellen (CD 4): T – Helferzellen erkennen Antigene, die über
MHC – 2 präsentiert werden (von antigenpräsentierenden Zellen); Balance
zwischen Aktivierung und Hemmung der TH – Zellen ist wichtig.
o CD (Cluster of Differentation): Oberflächenmuster, nach denen Lymphozyten
differenziert werden können
Humorale Immunabwehr durch B – Lymphozyten
 Erkennen mit spez. Rezeptoren Antigene außerhalb von Zellen (z.B. einige Bakterien)
 Funktionen der B – Zellen:
o Antikörperproduktion: bei Exposition mit Antigen Aktivierung der B – Zelle
 Proliferation und Differenzierung zur Plasmazelle, die Antikörper
produziert.
o Immunlogisches Gedächtnis: Einige B – Zellen differenzieren zu
Gedächtniszellen. Sekundärantwort auf das gleiche Antigen A ist schneller und
effektiver (mehr Antikörper)
o Antigenpräsenation: über MHC – II. Wichtig: B – Zellen benötigen meist ein
zusätzliches Signal von der T – Helferzelle (TH – 2) um aktiv zu werden!
 Antikörper
o Produziert von Plasmazellen (ausdiff. B – Zellen), tragen denselben Rezeptor
o Enorme Spezifität (durch variable Region)
o Enorme Effektivität (konstante Region legt Effektormechanismus der
Antigenbeseitigung fest)
o Verschiedene Isotypen und unterschiedliche Funktionen
o Effektormechanismen der Antikörper
 Neutralisation: Antikörper bindet an Antigen und verhindert so den
Eintritt in die körpereigene Zellen
 Opsonierung: Durch Bindung des Antikörpers an das Antigen wird der
komplex schmackhaft für phagozytierende Zellen (z.B. Makrophagen)
 Komplementreaktion
Immunsystem und Krankheit/ Gesundheit
Grundlagen zur Psychoneuroimmunologie (PNI)
Gegenstandsbereich der PNI: Befasst sich mit den Wechselwirkungen zwischen
Nervensystem, Hormonsystem, Immunsystem und Psyche.
Kommunikation zwischen Immun – und neuroendokrinen System
 Organe des Immunsystem und Immunzellen sind mit Nerven verkabelt
(parasympathische und sympathische Innervation)
 Zellen des IS verfügen über Rezeptoren für Botenstoffe des NS, sowie
Hormonrezeptoren
 Zellen des NS verfügen über Rezeptoren für Cytokine
 Nervenzellen können auch Cytokine freisetzen
 Immunzellen können auch Hormone und Neuropeptide freisetzen.
 In Studien bei Mäusen wurde gezeigt, dass Vireninfektion zur Aktivierung der HPA –
Achse führt, man zeigte auch dass Hormonanstiege vermutlich IL – 1 vermittelt sind und
Makrophagen die Hauptproduzenten sind.
 Signalsubstanzen des NS: klassische Transmitter (NA, Acetycholin, Gluatmat),
Neuropeptide (hierzu zählen auch Opioide), Wachstumsfaktoren( Neurotrophine,
Zytokine
 Signalsubstanzen des Immunsystems: Zytokine, Neuropeptide, Neurotrophine/
Wachstumsfaktoren)
 Hormone:
Die IS – NS Achse: Mögliche Bedeutung
 Studien zeigten, dass Produkte des IS (IL – 1, TNF – Alpha und IL – 6) das ZNS
beeinflussen
Psychoneuroimmunologie
Allgemeines zur Psychoneuroimmunologie
-
Gegenstandsbereich der PNI:
o befasst sich mit den Wechselwirkungen zwischen Nervensystem,
Hormonsystem, Immunsystem & Psyche
o Organe durch sympathische und parasympathische NS beeinflusst. Das
Immunsystem aht Rezeptoren für Hormone und Neuropeptide.
o Autonomes Nervensystem über nervale Innervation durch Rezeptoren
immunologischer Zellen beeinflussbar
Sickness Behaviour
Infektionen und entzündliche Prozesse gehen oft mit unspezifischen Krankheitssymptome
einher:



Geschmacksreduktion, Appetitlosigkeit, Reduktion von Nahrungs – und
Flüssigkeitsaufnahme
Reduktion sozialen „Explorationsverhaltens“
Schläfrigkeit und Fieber
Beteiligt an Sickness Behaviour: Zytokine
- IL 1 Injektion intrazelluär ins Gehirn und peripher in den Bauch  Reduktion des
Nahrungs – und sozialen Explorationsverhaltens in Rattenstudien
- Gabe von IL 1 - Antagonist (EG) und Salzlösung (KG)  bei EG stieg soziale
Exploration wieder auf 100% und Nahrungsaufnahme wieder auf 50% (da nur
Abschwächung spielen vermutlich nach andere Faktoren eine Rolle)
- Zytokin – Injektion bringt Effekte egal ob peripher oder zentral injiziert wird, daher
Vermittlung über einen Weg. Aber Zytokine können die Blut – Hirn Schranke nicht
überwinden.
-
-
2Theorien zur Wirkung von Zytokinen über einen Weg trotz Blut – Hirn - Schranke:
o !!!Über zirkumventriküle Organe: Zytokine können an zirkumventrikulären
Organen (Organe, die auf Blut – Hirn – Schranke liegen) die Freisetzung von
anderen Mediatoren (Prostaglandinen) induzieren, die wiederum die
psychische Ebene beeinflussen
o !!!Vagale Kommunikationswege: Zytokine können über den nervus vagus
Signale an das ZNS übermitteln und so die Ausschüttung von Zytokinen im
ZNS stimulieren  durch Studien mit Vagotomie (Durchtrennung des
Vagusnerv) Bestätigung
Bei Pharmakotherapie mittels Zytokine zeigten sich bei Krebspatienten drastische
Veränderungen, aufgrund derer präventiv Psychopharmaka bei Krebstherapie mit
Zytokinen gegeben werden.
Sinn/ Bedeutung von Sickness Behaviour
- durch erhöhte Körpertemperatur können weniger Erreger überleben
- Einsparung von Energie durch Wegfall von Nahrungssuche
- Reduziertes Risiko, Feinden zum Opfer zu fallen
- Reduziertes Risiko der oralen Aufnahme kontaminierter Substanzen, d.h. mit
Bakteriem versetztem Essen (Bakterien können bei gesundem Zustand gut abgewehrt
werden)
- Effekte von Zytokinen: Reduktion von futtersuchendem Verhalten und nicht
Reduktion der Nahrungsaufnahme (Neal Miller); Aufnahme von Nahrung, wenn sie
vor einen gestellt wird.
- Im Tierversuch auch nachgewiesen: Präferenz bestimmter Nahrungskategorien (an
erster Stelle Kohlenhydrate, da durch metabolische Wirkung der Zytokine bereits
schon viel Fett im Blut ist  fettreiche Nahrung würde die Sache schlimmer machen).
- Weniger Sozialverhalten um den geschädigten Organismus dafür zu schützen durch
Kontakt mit Artgenossen/ anderen Menschen weitere Erreger zu bekommen
 Entweder Sickness Behaviour reine Erschöpfungsreaktion des Körpers (1. Theorie)
oder motivationsbedingte, organisierte, überlebenswichtige Strategie (2. Theorie) -> für 2.
Theorie spricht, dass man trotz Krankheit sehr wichtige Termine wahrnehmen und aus
einem brennen Haus flüchten kann.
pathophysiologische Implikationen
- Erklärung emotionaler Zustände bei immunologisch relevanten Erkrankungen (z.B.
Depressionen bei Tumorerkrankungen eher durch Zytokine als Tumor selbst,
Infektionen, Autoimmunkrankheiten etc.).
-
-
-
Möglicherweise Pathomechanismen für Erkrankungen bislang unklarer Ätiologie (z.B.
chronic fatique syndrome, CFS – Symptome einer akuten Infektion ohne
Vorhandensein dieser)
Aktivierung peripherer Monozyten und T – Zellen möglicherweise an der
Pathophysiologie depressiver Erkrankungen beteiligt, da ähnliche Symptome bei
Sickness Behaviour und Depression (Maes et al., 1995)
Störungen im Ernährungsverhalten (z.B. Erhöhung von Zytokinen bei Anorexia
nervosa, oder Auszehrung HIV- positiver Patienten)
Immunologische Veränderungen nach akutem und chronischem Stress
akuter Stress und Immunfunktion
-
maßgeblich beteiligt:
o Adrenalin (am meisten NK bei mittlerer Adrenalinkonzentration)
o Katecholamine (bzw. ß2 - adrenerge Rezeptoren) sind an immunologischer
stressinduzierter Aktivierung ursächlich beteiligt! (s. Studien mit
Betablockern)
-
Studie von Schedlowski et al., 1993: Physiologische und immunologische
Veränderungen nach Tandemfallschirmsprung (war erster Sprung für VP und da
Tandemsprung war VP auch passiv)
o Sprung: Anstiege der NK Zellzahl (CD16+ und CD56+) und Aktivität
o Ein Stunde nach Sprung: NK Zellzahl und Aktivität sinkt unter Baseline
(wegen Gegenregulation mittels Cortisol)
-
Durch Stress kommt es zu einer Aktivierung des sympathischem Nervensystems und
damit zur Ausschüttung von Katecholaminen, die über ß –adrenerge Rezeptoren
kardiovaskuläre und immunologische Veränderungen bewirken
 Studie zeigte Zusammenhang zwischen gestiegenem Adrenalin und
immunlogischem Anstieg (am meisten NK bei mittlerer
Adrenalinkonzentration)
 In Fallschirmsprungstudie gab man EG einen Betablocker (Propanolol) der
die Bildung von Katecholaminen verhinderte und fand heraus, dass es bei KG
und EG keine Unterschiede hinsichtlich der Hormonanstiege gibt, aber bei EG
blieben stressinduzierte Immunanstiege aus!
 In Studie (Placebo/ Propanolol – blockt ß1 + ß2 Adrenorezeptor - /
Bisoprolol – blockt selektiv ß1 Adrenorezeptor - ) zeigte sich, dass bei
Proponolol NK – Anstiege nach der Adrenalininjektion ausblieben, Hinweis
auf Wichtigkeit von ß2 - Rezeptoren
-
Mögliche Bedeutung einer akuten stressinduzierten Immunaktivierung: Anstieg
insbesondere von Immunzellen (z.B. NK – Zellen), die erste Verteidigungslinie gegen
eindringende Pathogene bilden.
 Akuter Stress bringt adaptive, nicht schädliche Reaktion hervor
 Chronischer Hypercorticalismus nach chronischem Stress ist schädigend! Zum
Beispiel haben PTSD – Patienten eine permanent erhöhte Cortisolrate und ein
reduziertes, hippocampales Volumen.
12. Eigenschaften von Cortisal (Gegenregulation durch cortisol)
 Cortisol blockiert die Freisetzung proinflammatorischer Substanzen wie IL 1,
IL 2, IL 3 und TNF und verhindert die Ausdifferenzierung der B – Zellen zu
Plasmazellen (spielt bei Allergien eine Rolle)
 Die initiale Aktivierung des Immunsystems durch Katecholamine wird von
Cortisol zurückreguliert indem die TH2 – Zellen in ein Übergewicht im
Vergleich zu TH1 Zellen gebracht werden
 Bei gesundem Menschen Balance zwischen TH1 Zellen (proinflammatorisch) und TH2
Zellen (antinflammatorisch). Bei Stress Verschiebung zu TH1, bei
Immunsuppresion & Cortisolreaktion Verschiebung zu TH2.
 Cortisol wird unter durch Hypothalamus und Hypophyse reguliert, die ACTH
ausschütten, worauf aus der Nebennierenrinde Cortisal ausgeschüttet wird
 Studien
 zur Gabe von Dexamethason und Cortisolausschüttung: Gabe von
Dexamethoson (Unterdrückt die Cortisolausschüttung am nächsten
Tag) und Placebo am Vorabend einer Rede. VP mit Dexamethoson
zeigten signifikant geringere Cortisolauschüttung (50 nmol/l bei EG
vs. 300nmol/l bei KG)
 zur Gabe von Dexamethason und Gegenregulation: Gabe von
Dexamethason und Placebo vor einer öffentlichen Rede. Initial gleich
hohe Aktivierung der zytotoxischen Killerzellen (CD8 ) in beiden
Gruppen. Aber in der Dexamethason Gruppe jedoch verzögerte
dexamethasone Rückregulation!
chronischer Stress und Immunfunktion
-
Zur Erinnerung: Mögliche Bedeutung einer akuten stressinduzierten
Immunaktivierung Anstieg insbesondere von Immunzellen (z.B. NK – Zellen), die
erste Verteidigungslinie gegen eindringende Pathogene bilden.
 Akuter Stress bringt adaptive, nicht schädliche Reaktion hervor
 Chronischer Hypercorticalismus nach chronischem Stress ist schädigend! Zum
Beispiel haben PTSD – Patienten eine permanent erhöhte Cortisolrate und ein
reduziertes, hippocampales Volumen.
13. Studien
 Erhebung immunologischer Parameter nach Verlusterlebnis, gematchte
Kontrollgruppe  7 ‐ 9 Wo nach Verlusterlebnis: Verminderte
Lymphozytenproliferation auf das Mitogen PHA (Phytohaemagglutinin), d.h.
Zellen konnten sich nicht teilen (Barton, 1977)
 Studenten mit hoher subjektiver Belastung und Einsamkeit zeigten die
stärksten Abfälle der NK Aktivität während dem Examen (Kiecolt‐Glaser et
al., 1984)!
 Bei Pflege eines demenzkranken Familienmitgliedes über ein Jahr hinweg
zeigte sich eine Erhöhung der Antikörpertiter gegen das Ebbstein Barr Virus (=
Verminderte Immunkomeptenz, da EBV den latenten Zustand, in dem es durch
das Immunsystem gehalten wird, verlassen hat) (Kiecolt – Glaser et. al. 1991).
14. Interpretation der Studien
 Beeinflussung immunologischer
 Beeinflussung immunologischer Parameter durch bestimmte Lebensstile, die
unter chronischem Stress häufiger zu erwarten sind
 Modulierend auf Immunfunktionen wirken in diesem Zusammenhang u.a.
Alkohol, Drogen, Medikamente, Zigaretten, Schlaf, Ernährung
 Klinische Relevanz der immunologischen Veränderungen  was bedeutet die
Veränderung für die Mortalität, Belastung im täglichen Leben, Arztbesuche,
etc.
→ Psychische und emotionale Faktoren spielen eine Rolle und müssen daher in
Studien mitberücksichtigt werden, z.B. mittels Matching!
Konditionierung des Immunsystems
Studien
15. 1975: Konditionierungsstudien von Ader & Cohen: Übelkeitserregendes,
immunsuppressives Cyclophosphamid wurde in Konditionierungsphase in Verbindung
mit Saccarin (Zuckerlösung) verabreicht. Die Ratten starben danach alleine bei
Saccarin, d.h. Saccarin erhielt eine immunsuppressive Wirkung alleine durch die
Konditionierung. In einem Folgeexperiment zeigte sich, dass die konditionierte
Gruppe mit Saccarin + Cyclophosphamid, die ebenso wie die KG Antigene injiziert
bekam, die niedrigste Antikörperkonzentration hatte (auch hier konditionierte
Immunsuppression).
16. Ader und Cohen: Wird Immunsuppression alleine vom Stress, in dem Fall
konditionierter Anstieg von Glukokortikoiden, ausgelöst? Nein, da das Experiment
wurde mit Lithiumchlorid (nur übelkeitsauslösend, nicht immunsuppressiv) wiederholt
und es zeigte sich keine konditionierte Immunsuppression.
17. Gorcynski et al. (1982) : Auch klassisch konditionierte Anstiege immunologischer
Funktionen (US: Transplantat, CS: Bandage)
18. Buske‐Kirschbaum et al (1992): Konditionierte Stimulation von NK‐Zellen beim
Menschen (US: Adrenalininjektion, CS: Bonbon)
Klinische Implikationen:
• Organtransplantation
• Erklärung für Allergiemuster
• Behandlung von Autoimmunerkrankungen
• U.v.m.
Literaturempfehlungen für dieses Themengebiet
Für die gesamte Vorlesung verbindlich
• Carlson (2004). Physiologische Psychologie. 8. Aufl. Pearson, München,: Kapitel
1‐5,17.4,18
Psychoneuroimmunologie
• Janeway & Travers (1995). Immunologie: Kapitel 1
• Schedlowski & Tewes (1996). Psychoneuroimmunologie, Spektrum Heidelberg.: Kapitel 8,
12, 15, 16, 23
• Hennig, J. (1998). Psychoneuroimmunologie, Hogrefe: Kapitel 3 und 4,
Kapitel 8: Neurobiologie von Emotionen
Fragen
Emotion aus neurobiologischer Sicht
1. Was sind Bestandteile einer Emotion? (Seite 52)
2. Welche Theorien gibt es zu Emotionen? (Seite 54)
3. Welche neurobiologischen Modelle gibt es? (Seite 53 - 54)
4. Nenne einige wichtige Emotionstheorien! (Seite 55 – 56)
5. Mit welchen Methoden kann man Emotionen in der Forschung induzieren? (Seite 57)
Psychophysiologie von Emotionen
6. Welche peripheren – physiologischen Methoden gibt es? Was ist eine Startle Response und welche
Methoden bilden sie gut ab? (Seite 57)
Neuronale Substrate von Emotionen
7. Welche Befunde gab es im Tierbereich und wie geht man dort vor? (Seite 58)
8. Welche Befunde gab es im Humanbereich und wie geht man dort vor? (Seite 58 – 60)
9. Wie werden positive und negative Reize emotional verarbeitet? Beschreibe die verschiedenen Stationen
vom Sehen des Reizes bis ins Gehirns.(Seite 60)
Zusammenfassung: Neurobiologie von Emotionen
Emotion aus neurobiologischer Sicht
Single System Models
Limbic system theory (Papez, 1937)
Right hemisphere
hypothesis (Mills,
1912)
Dual SystemModels
Valence asymmetry
(Davidson, 1984)
Approach / withdrawal systems
(Lang et al., 1997):
Neurobiologische Modelle
(immer nur ein System beteiligt)
- Das limbische System ist das zentrale System für Emotionsverarbeitung.
- Der Hypothalamus ist für das Verhalten verantwortlich
- Verarbeitung eines emotionalen Reizes: Emotionale Reize werden im
Thalamus verarbeitet und danach geht die Info als Gefühlsstrom direkt oder
als Gedankenstrom indirekt über den Neokortex und sensorische Areale
über den Papez – Kreis, von da aus zum zingulären Kortex (bewusstes
Gefühl) und Hippocampus (Verhalten)
- Das limbische System besteht aus: Hippocampus (zentrale Struktur),
Fornix, Corpus mamillare, Gyrus cinguli (anterior un&d posterior), Corpus
amygdaloideum (Amygdala), Nuclei anterioventrales des Thalamus
 Jeder dieser Bestandteile besitzt wichtige funktionelle Verbindungen zu
Steuerungszentren in anderen Hirnregionen. Als Zentrale des limbischen
Cortex gilt heute der Mandelkern (Amygdala).
- Das rechte Cerebellum ist für die Verarbeitung von allen emotionalen
Reizen dominant, unabhängig von ihrer Valenz.
-
Behavioral activation /
inhibition systems
-
Approach / avoidance motivation
-
Valenz spezifische Hypothese: linke Hemisphäre spezialisiert ist für
positiven Affekt, die rechte für den negativen Affekt
Zwei basale Motivationsmodelle: Valenz (Motivationssystem) und Arousal
(Intensität spannen den emotionalen Raum auf. Basale Motivation wird am
Zustand des amygdalären Systems festgemacht.
Subjektive Bewertung von Bildern mittels Self Assessment Maniken
(Lang, Bradley & Cuthbert): Valenz, Erregung, Dominanz
Es gibt zwei Prozesse, einen für negative und einen für positive
Reaktionen.
Ein System für “avoidance” und eins für “approach”
Multisystem-Models:
-
Affect programs (Darwin, 1872; Ekman & Friesen, 1982)
Neurophysiological systems (Rolls, 1999; Panksepp, 2000)
-
-
Emotionstheorien
Expressionstheorie (Darwin)
Psychoanalytische Theorie (Freud)
Aktivationstheorien (James – Lang)
Kognitions -Aktivationstheorie
Neurobiologische Theorien (Cannon –
Bard Tradition)
Kommunikativer Aspekt der Emotion steht im Vordergrund.
Emotion als Begleiterscheinung von Konflikten
Emotion durch Wahrnehmung von Erregung (d.h. durch
Afferenzen) nach dem physiologischen Geschehen
Emotionale Erfahrung nach Einschätzung der Erregung.
Hirnregionen sind bei Verarbeitung von emotionalen
Reaktionen beteiligt. Diese Theorie ist heute aktuell.
Emotionale Erfahrung nur Teil von einer Gehirnaktivierung
und Verarbeitung des Reizes.
Wichtige Emotionstheorien
Basisemotionen
- Definitionen: Basisemotionen sind Reaktionsmuster, die sich phylogenetisch herausgebildet haben, um
mit elementaren Lebensanforderungen umzugehen.
- Charakteristika: Spez. Auslösesituationen, emotionaler Ausdruck lässt sich in stammesgeschichtlich
verwandten Spezies beobachten, emotionale Prozesse können automatisch ohne Bewusstsein ablaufen
- Zahl der Basisemotionen: Über die Zahl der Basisemotionen besteht Uneinigkeit. Ekman schlug zum
Beispiel 6 Basisemotionen vor (Überraschung, Ärger/ Wut, Angst, Freude, Traurigkeit, Abscheu)
- Zweck der Basisemotion: Furcht ist eine Basisemotion, die sich in der Phylogenese als evolutionärer
Vorteil herausgebildet hat um den Organismus auf adäquates Handeln vorzubereiten und die
Kommunikation in der Gruppe zu verbessern. Furchtkonditionierung spricht für diese festen
Programme.
Component Process Modell of emotions (Scherer, 2001)
Emotionales Erleben entsteht durch eine Kette von Bewertungen entsteht
1. Es gibt ein Ereignis (z.B. jemand spricht einen an) und
2. somit wird eine Kaskade von Bewertungsschritten (Relevanz  Implikation  Coping  Bedeutung)
sequentiell durchlaufen und alle möglichen kognitiven Prozesse werden zu bestimmten Zeiten ein –
und ausgeschaltet. Parallel dazu gibt es die Einschaltung individueller Muster des autonomen und
vegetativen NS, sowie neuroendokrinologischer Systeme.
3. Je nach den Bewertungsschritten stellen sich nun die verschiedenen Emotionen ein. Zu jedem
Bewertungsschritt gehören verschiedene Emotionen. Bei neuartigen, bedrohlichen Reizen gewähren
die Reaktionen des Körpers (autonomes & vegetatives NS, neuroendokrinologisches System) gute
Anpassung.
Das Angstnetzwerk nach LeDoux
Emotionsevozierende Reize lösen zwei Prozesse im ZNS aus, die beide ihren Ursprung im Thalamus haben.
- Quick und Dirty: Thalamus  Amygdala (schnelle Reaktionen, aber auch fehleranfällig)
- Langsam und Genau: Thalamus  PFC  Hippocampus (langsamer, genauer)
Emotionsinduktion im Labor: visuell, akustisch, taktil, Geruchs- und Geschmackssimulation, Imagination
Psychophysiologie von Emotionen
Peripher-physiologische Reaktionen
Kardiovaskuläres System:
- Herzrate: dezelerative Reaktion am stärksten bei unangenehmen Reizen (Vagorezeptoren – Hypothese)
- Blutdruck, Herzminutenvolumen,, Herzperiodenvariablität
Atmung: Atemfrequenz, Atemvolumen
Elektrodermales System: Phasische Reaktion, tonische Reaktion
- EDA als Maß der Intensität (z.B. für Überraschung – höchste Reaktion – und Freude, Angst, Ekel)
Muskuläres System: Elektromyogramm. Gesichtsmuskeln differenzieren gut zwischen Emotionsbezogenen
Muskuläres System: Elektromyogramm. Gesichtsmuskeln differenzieren gut zwischen emotionsbez. Mimiken.
- Corrugator: bei negativen Reizen involviert, guter Indikator für die Valenz.
- Orbicularis Oculi und Zygomatikus,
- Lavator Labii: Gute Differenzierung zwischen Ekel und Furcht  guter Ekelindikator (Bei Herzrate
wenig Differenzierung zwischen Ekel und Furcht).
- Beispiel für muskuläre Messung ist die „startle Response“: Gut zu messen mittels des Corrugators
 nur bedingt objektivere Datenerhebung durch Messung der peripheren physiologischen Reaktionen.
 keine ausgeprägten emotionsspezifischen Reaktionsmuster in den autonomen Maßen
52
 es gibt auch interindividuelle Unterschiede bei Probanden
Neuronale Substrate von Emotionen
Befunde zu Studien im Humanbereich
Methoden zur Untersuchung
- Läsionsstudien bei Patienten (z.B. bei Ausfall des Temporallappens hat der Patient weniger Angst)
- Bildgebende Verfahren
o EEG: Quellenlokalisation
o PET: Positronen-Emissions-Tomographie
o fMRT: Erlaubt Studien am intaktem Gehirn!Bei Nervenzellaktivität nimmt die SauerstoffExtraktionsrate zu (deoxygeniertes Hämoglobin). Nach wenigen Sekunden kommt es durch
Vasodilatation und den vermehrten Blutzustrom zu einem Überwiegen des oxygenierten
Hämoglobins (Zunahme des MRSignals).  Neurovaskuläre Kopplung
Befunde:
Bisher sind die Befunde insgesamt leider sehr durcheinander. Allerdings sprechen Befunde heute dafür, dass es
ein emotionsverarbeitendes Netzwerk gibt, welches sich durch das ganze Gehirn zieht. Die Strukturen haben
allgemeine Funktionen im Rahmen der Informations – und Emotionsverarbeitung.
Amygdala
Orbitofrontaler
Kortex
Insulärer Kortex
Nucleus Acumbens
Anteriores Zingulum
Gehirnareale und ihre emotionale Funktion
- Zentral für die Verarbeitung Bewertung emotionaler Reize
- Arbeit von LeDoux: Unterscheidung von low road und high road
- zahlreiche Afferenzen und Efferenzen zu anderen Strukturen
- Das Ausmaß und die Lateralität der Amygdala Aktivität hängt von
verschiedenen Faktoren ab (Psychiatrischer Status, Geschlecht,
Persönlichkeitseigenschaften)
- Evaluation eines Verstärkerwert eines Reizes und emotionale
Entscheidungen; Schnittstelle zum bewussten Gefühl
- Somatosensorische Integration und Bedeutung bei Ekel, sexueller
Stimulation und Schmerz
- Teil des dopaminergen Belohungssystems  spielt große Rolle bei
Sucht und bei subjektivem Erleben
- aktiviert sobald Belohnung erwartet wird, z.B. durch Drogen/ Sex
- Schnittstelle zwischen Emotion und Aufmerksamkeit
- Aufgaben: Schmerzverarbeitung, Fehlerverarbeitung und Erkennung,
komplexe Belohnungs- und Bestrafungswahrnehmung
Verarbeitung emotionaler positiver und negativer Reize
Negativer Reiz:
Negativer Reiz  Auge  Thalamus  schnelle Verbindung zur Amygdala oder langsame Verbindung durch
weitere Verschaltungen  Verhaltensprogramme (BG)  Rückprojektion auf vorverarbeitende Stufen zur
optimalen Lenkung der Aufmerksamkeit (mittels optimaler Justierung des Gehirns)
Positiver Reiz: Fast genauso wie beim negativen Reiz, allerdings ist beim positiven Riez auch der Nucleus
Acumbens mit involviert
Emotion aus neurobiologischer Sicht
Bestandteile einer Emotion
Es gibt weder eine einheitliche Theorie der Emotionen noch eine interdisziplinär akzeptierte
Definition.
Bestandteile sind:
- Reiz (mit der Interpretation diesens) (Drohen  Gefahr)
- Das Gefühl (das bewusst wahrgenommene) (Angst)
- Verhalten (Wegrennen)
- Wirkung des Verhaltens (Leben wurde geschützt)
53
Single System-Models
Limbic system theory
(Papez, 1937)
Neurobiologische Modelle
(immer nur ein System beteiligt)
-
-
-
-
Right hemisphere
hypothesis (Mills, 1912)
Das limbische System ist das zentrale System (limes = Randbezirk,
Wall) für Emotionsverarbeitung. Es liegt im Übergang vom Neokortex
zu älteren Strukturen.
Der Hypothalamus ist für das Verhalten verantwortlich
Verarbeitung eines emotionalen Reizes: Emotionale Reize werden im
Thalamus verarbeitet und danach geht die Info…
o Direkter Weg: als Gefühlsstrom direkt in den Papez – Kreis o
o Indirekter Weg: über den Neokortex und sensorische Areale
(d.h. geht zum sensorischen Kortex als Gedankenstrom) und
kommt von daraus in den Papez – Kreis.
 Im zingulären Kortex laufen alle Informationen zusammen und
werden dann zu einem bewussten Gefühl.
 Hypothalamus ist für das Verhalten verantwortlich.
Der Papez – Kreis: allgemeiner Mechanismus für Emotionen, bei dem
der Hippocampus eine Rolle spielt. Der Papez – Kreis besteht aus dem
Hippocampus  Hypothalamus  anteriorem Thalamus  zingulären
Kortex  Hippocampus  usw.
Das limbische System besteht aus:
o Hippocampus (zentrale Struktur)
o Fornix (Faserverbindung, die Amygdala und Hippocampus
verbindet)
o Corpus mamillare
o Gyrus cinguli(anterior und posterior)
o Corpus amygdaloideum (Amygdala, Mandelkern)
o Nuclei anterioventrales des Thalamus
 Jeder dieser Bestandteile besitzt wichtige funktionelle
Verbindungen zu Steuerungszentren in anderen Hirnregionen. Als
Zentrale des limbischen Cortex gilt heute der Mandelkern (Amygdala)
-
Das rechte Cerebellum ist für die Verarbeitung von allen emotionalen
Reizen dominant, unabhängig von ihrer Valenz.
- Valenz spezifische Hypothesen – Theorie sagt dagegen: linke
Hemisphäre spezialisiert ist für positiven Affekt, die rechte für den
negativen Affekt
 Forschung gab Hinweis darauf, dass nicht nur eine der beiden Theorien
gilt, sondern dass sie verschiedene Facetten von einem komplexen,
verteilenden, emotionsverarbeitendem System sind (Kilgore et al. 2007,
„The right-hemisphere and valence hypotheses: could they both be right?“)
54
Dual System-Models
Valence asymmetry (Davidson, 1984)
-
Valenz spezifische Hypothese: linke Hemisphäre spezialisiert ist für
positiven Affekt, die rechte für den negativen Affekt
Approach / withdrawal
systems (Lang et al., 1997):
-
Zwei basale Motivationsmodelle:
o Valenz (Motivationssystem): Annäherung (angenehm) oder
Vermeidung (unangehem)
o Arousal (Intensität
 Beide Systeme spannen den emotionalen Raum auf
Subjektive Bewertung von Bildern mittels Self Assessment Maniken
(Lang, Bradley & Cuthbert): Valenz, Erregung, Dominanz (wie klein
oder dominant fühle ich mich in der Situation; Dominanz besitzt aber
geringen Stellenwert)
Wird am Zustand des amygdalären Systems festgemacht.
z.B. Freude = sehr angenehm und hohe Erregung, Trauer =
unangenehm und niedrige Erregung, Wut = unangenehm und hohe
Erregung
-
-
Behavioral activation / inhibition systems (Gray,
1982)
-
Es gibt zwei Prozesse, einen für negative und einen für positive
Reaktionen.
Approach / avoidance motivation (Cloninger, 1987)
-
Ein System für “avoidance” und eins für “approach”
Multisystem-Models:
(jeweils 1 Areal für eine
Emotion zuständig)
-
Affect programs (Darwin, 1872; Ekman & Friesen, 1982)
Neurophysiological systems (Rolls, 1999; Panksepp, 2000)
Emotionstheorien
Es gibt weder eine einheitliche Theorie der Emotionen noch eine interdisziplinär
akzeptierte Definition. Diese Tabelle spiegelt eine Einordnung der Theorien in ein Schema
wieder. Wichtige Unterschiede gibt es bei der Postulation des Auftauchens der emotionalen
Erfahrungen.
Expressionstheorie
(Darwin – Tradition)
Psychoanalytische Theorie
(Freud Tradition)
Aktivationstheorien
(James – Lang Tradition)
KognitionsAktivationstheorie
(Schachter – Singer
Tradition)
Neurobiologische
Theorien (Cannon – Bard
Tradition)
Kommunikativer Aspekt der Emotion steht im Vordergrund.
Emotion als Begleiterscheinung von Konflikten
Als Folge emotionaler Stimuli entstehen Muster der Aktivität des autonomen
NS, die von den jeweiligen Personen als Emotionen wahrgenommen und
subjektiv erlebt werden.
 Auftauchen der emotionalen Erfahrung: Emotion durch Wahrnehmung von
Erregung (d.h. durch Afferenzen) nach dem physiologischen Geschehen
Emotionen werden erst durch Bewertungen zu Emotionen. Studien zeigten die
Manipulierbarkeit von Emotionen.
 Auftauchen der emotionalen Erfahrung: Emotionale Erfahrung nach
Einschätzung der Erregung.
Hirnregionen sind bei Verarbeitung von emotionalen Reaktionen beteiligt. Diese
Theorie ist heute aktuell.
 Auftauchen der emotionalen Erfahrung: Emotionale Erfahrung nur Teil von
einer Gehirnaktivierung und Verarbeitung des Reizes.
55
Wichtige Emotionstheorien
Neben dem Modell von Papez noch:
Basisemotionen
- Definitionen: Basisemotionen sind Reaktionsmuster, die sich phylogenetisch
herausgebildet haben, um mit elementaren Lebensanforderungen umzugehen. Idee
liegt nahe, da auch Affen vergleichbare Angst und Ekelreaktionen wie die Menschen
machen. Babys kennen ebenfalls bereits schon emotionale Ausdrücke, obwohl bei
ihnen Lernen noch eine kleine Rolle spielt.
- Charakteristika:
o Spezifische Auslösesituationen
o Emotionaler Ausdruck lässt sich in stammesgeschichtlich verwandten Spezies
beobachten
o !!!Emotionale Prozesse können automatisch ohne Bewusstsein ablaufen
- Zahl der Basisemotionen: Über die Zahl der Basisemotionen besteht Uneinigkeit. Dies
ist auch ein Ansatzpunkt für Kritik, da man bei festen Schaltplänen eine feste Zahl
identifizieren müsste. Hier einige Beispiel für die Ansichten verschiedener Autoren
über die Anzahl von Basisemotionen.
o 4 Basisemotionen (Panksepp, 1982): Neugier, Wut, Angst, Panik (
viszeral-limbische Schaltkreise)
o 6 Basisemotionen (Ekman & Friesen, 1978): Überraschung, Ärger/Wut, Angst,
Freude, Traurigkeit,
Abscheu
8 Basisemotionen (Tomkins, 1962): Interesse, Überraschung, Freude, Ärger,
Angst, Scham, Ekel, Wut
Auslöser
Reaktionsmöglic
hkeit
Verlauf
-
Furcht
Bekannte innere und
äußere Gefahren, d.h.
direkte und bedrohliche
Reize
Flucht/ Vermeidung
Phasisch, da nur
kurzfristige
Erregungszustände
Angst
Oft nicht bekannt, Angst
eher in Richtung Zukunft
gerichtet.
Keine wirkungsvollen
Reaktionsprogramme
phasisch
Zweck der Basisemotion: Furcht ist eine Basisemotion, die sich in der Phylogenese als
evolutionärer Vorteil (festes, einprogrammiertes neuronales Netzwerk) herausgebildet
hat. Furchtkonditionierung spricht für diese festen Programme (kann man z.B. an
Herzratenerhöhung festmachen)
56
Component Process Modell of emotions (Scherer, 2001)
Dieses Modell findet Stark nicht uninteressant. Die Idee ist, dass emotionales Erleben durch
eine Kette von Bewertungen entsteht. Es gibt quasi eine Verzahnung von Bewertungen.
1. Es gibt ein Ereignis (z.B. jemand spricht einen an) und
2. somit wird eine Kaskade von Bewertungsschritten (Relevanz  Implikation 
Coping  Bedeutung) sequentiell durchlaufen und alle möglichen kognitiven
Prozesse werden zu bestimmten Zeiten ein – und ausgeschaltet. Parallel dazu gibt es
die Einschaltung individueller Muster des autonomen und vegetativen NS, sowie
neuroendokrinologischer Systeme.
a. Relevanz: „stimmt das angesprochene Thema mit meinen Interessen überein?“
b. Implikation: „habe ich Zeit für das Gespräch oder nicht?“
c. Coping: „Wie gehe ich mit der Situation jetzt um, ängstlich vs. selbstbewusst?“
d. Bedeutung: „Moralische Bedeutung der Situation?“ (beim Ansprechen etwas
an den Haaren herbeigezogen)
3. Je nach den Bewertungsschritten stellen sich nun die verschiedenen Emotionen ein.
Zu jedem Bewertungsschritt gehören verschiedene Emotionen, hiermit lässt sich auch
erklären, warum manchmal Gefühlslagen nicht eindeutig zuzuordnen sind. Und bei
neuartigen, bedrohlichen Reizen gewähren die Reaktionen des Körpers (autonomes
und vegetatives NS, neuroendokrinologisches System) eine gute Anpassung an diese
Situation.
Das Angstnetzwerk nach LeDoux
Emotionsevozierende Reize lösen zwei Prozesse im ZNS aus, die beide ihren Ursprung im
Thalamus haben.
- Quick und Dirty: Thalamus  Amygdala
 schnelle und grobe Kategorisierung von erlernten Reizmustern als gefährlich/
ungefährlich und daher fehlanfällig
 Vorbereitung schneller Reaktionen
 z.B.: zuerst erkennt man einen Gartenschlauch als Schlange und tritt zurück
- Langsam und Genau: Thalamus  PFC  Hippocampus
 Kontrolle der beim emotionalen Prozessieren gewonnen Infos, daher
zeitaufwendiger
57
 z.B. erkennt man kurze Zeit später Gartenschlauch als Gartenschlauch und
beruhigt sich.
 Studien ergaben Hinweise, dass dieses Netzwerk existieren könnte.
Emotionsinduktion im Labor
- Visuelle Stimulation: Filme, Bilder (standardisiertes Material beim International
Affective Picture System; Erregung ruhig – aufgeregt und Valenz angenehm und
unangenehm)
- Akustische Stimulation: Beschreibungen von Situationen, Akustische Stimulation per
se (z. B. Geräusche, Musik)
- Taktile Stimulation: z.B. elektrische Stimulation bei der Schmerzforschung
- Geruchs- und Geschmacksstimulation: z.B. mittels Buttersäure
- Imaginationen: Bei Imagination gleiche primären und sekundären Cortizes aktiviert
wie bei tatsächlicher Stimulation.
Psychophysiologie von Emotionen
Peripher-physiologische Reaktionen
Kardiovaskuläres System:
- Herzrate: dezelerative Reaktion stark für unangenehme Reize, schwach für
angenehme Reize (Vagorezeptoren – Hypothese: Durch Senkung der Herzrate
leichtere Orientierungsreaktion und bessere Wahrnehmung der Umgebung); Verläufe
ähnlich für Imagination und Perzeption, bei Imagination allerdings etwas schwächer.
- Blutdruck, Herzminutenvolumen,, Herzperiodenvariablität
Atmung: Atemfrequenz, Atemvolumen
Elektrodermales System: Phasische Reaktion, tonische Reaktion
- EDA als Maß der Intensität (z.B. für Überraschung – höchste Reaktion – und Freude,
Angst, Ekel)
Muskuläres System: Elektromyogramm. Gesichtsmuskeln differenzieren gut zwischen
Emotionsbezogenen Mimiken. Wichtige Gesichtsmuskeln wären:
- Corrugator: bei negativen Reizen involviert (Reaktion bei unangenehmen Reizen
hoch, bei angenehmen Reizen niedrig)
- Orbicularis Oculi:
- Zygomatikus:
- Lavator Labii: Gute Differenzierung zwischen Ekel und Furcht  guter Ekelindikator
(Bei Herzrate wenig Differenzierung zwischen Ekel und Furcht). Insgesamt sind die
Unterschiede zwischen den Emotionen aber nicht so groß.
- Beispiel für muskuläre Messung ist die „startle Response“:
o Startlemodulation als Test des basalen Motivationszustandes. Dies kommt
durch Querverbindungen der Amygdala mit dem Motoneuron des Auges
zustande.
o Gemessen mittels einer Elektrode an dem Corrugator.
o Hierbei handelt sich nach Studie um einen guten Indikator für die Valenz eines
Reizes:
- Reaktion bei unangenehmen Reizen immer höher als bei angenehmen
- Phobiker wiesen stärkere Differenzierung zwischen Valenzen eines
Reizes auf
 Zum Teil schwache Korrelation zwischen verbalen Report und physiologischen Reaktionen, daher
nur bedingt objektivere Datenerhebung durch Messung der peripheren physiologischen Reaktionen.
58
 keine ausgeprägten emotionsspezifischen Reaktionsmuster in den autonomen Maßen
 es gibt auch interindividuelle Unterschiede bei Probanden, z.B. reagierten einige VP’s auf laute
Schreie mit hoher Herzratenänderung, andere zeigten nur niedrige und wiederum andere keine
Herzratenänderung
Neuronale Substrate von Emotionen
Tierexperimentellen Befunde an Ratten zu emotionsspezifischen Regionen
Vorgehen: z.B. durch Setzen von Läsionen
Befunde:
Befunde zu Studien im Humanbereich
Methoden zur Untersuchung
- Läsionsstudien bei Patienten (z.B. bei Ausfall des Temporallappens hat der Patient
weniger Angst)
- Bildgebende Verfahren
o EEG: Quellenlokalisation
o PET: Positronen-Emissions-Tomographie
o fMRT: Erlaubt Studien am intaktem Gehirn!
- Funktionelle Aufnahme: schnell (2 s), begrenzte Auflösung
- Anatomische Aufnahme: langsam ( 6 Minuten), gute Auflösung:
1x1x1mm3
- Prinzip:
 Die magnetischen Eigenschaften von oxygeniertem und
deoxygeniertem Hämoglobin sind unterschiedlich.
 Bei Nervenzellaktivität nimmt die Sauerstoff-Extraktionsrate zu
(deoxygeniertes Hämoglobin). Nach wenigen Sekunden kommt
es durch Vasodilatation und den vermehrten Blutzustrom zu
einem Überwiegen des oxygenierten Hämoglobins (Zunahme
des MRSignals).  Neurovaskuläre Kopplung ist der
Schlüsssel
 Studien belegten bereits Zusammenhang des BOLD – Signals
mit der neuronalen Aktivität (allerdings setzt BOLD – Signal
mit 6 Sekunden Verzögerung ein)
Befunde:
59
Bisher sind die Befunde insgesamt leider sehr durcheinander. Allerdings sieht man heute
immer mehr, dass es keine getrennten Strukturen für Emotionsverarbeitung gibt, sondern es
ein emotionsverarbeitendes Netzwerk gibt, welches sich durch das ganze Gehirn zieht. Die
Strukturen haben allgemeine Funktionen im Rahmen der Informations – und
Emotionsverarbeitung.
Amygdala
Orbitofrontaler
Kortex
Gehirnareale und ihre emotionale Funktion
- Meist untersuchte Struktur bei emotionalen Prozessen
- Zentral für die Verarbeitung Bewertung emotionaler Reize
- Arbeit von LeDoux: Unterscheidung von low road und high
road
- Verbindungen der Amygdala: zahlreiche Afferenzen und
Efferenzen zu anderen Strukturen
- Zusammenfassung der Studien zur Funktion der Amygdala
o Die Amygdala wird durch die Exposition mit
aversiven
o Reizen in verschiedenen Sinnesmodalitäten aktiviert.
o Die Amygdal reagiert auch auf positive Reize, aber die
o Reaktionen sind weniger konsistent wie die auf
negative Reize.
o Die Amygdala Reaktionen werden moduliert von der
Intensität und Salienz eines Reizes.
o Amygdala Reaktionen habituieren schnell.
o Der zeitliche Ablauf der Amygdala Reaktion hängt
von den Stimuli und den untersuchten Populationen ab.
o Auch nicht wahrgenommene Reize können zu
Amygdala Aktivität führen.
o Bewusste hedonistische Bewertungen benötigen nicht
eine Amygdala Aktivierung
o Amygdala – Aktivität moduliert die motorischen
Reaktionen, autonomen Reaktionen und kognitive
Prozesse wie Aufmerksamkeit und Gedächtnis.
o Das Ausmaß und die Lateralität der Amygdala
Aktivität hängt von verschiedenen Faktoren ab
(Psychiatrischer Status, Geschlecht,
Persönlichkeitseigenschaften)
-
Insulärer Kortex
-
Anteriores
-
Evaluation eines Verstärkerwert eines Reizes: Hypothese:
Belohnende Reize medial, bestrafende Reize lateral
Schnittstelle zum bewussten Gefühl
Ventromedialer Teil: Emotionale Entscheidungen
Primäres kortikales Projektionsareal für Geschmack und
Geruch
Viszerales Areal
Somatosensorische Integration
Bedeutung bei Ekel, sexueller Stimulation und Schmerz (also
bei starker Körperwahrnehmungen)
Schnittstelle zwischen Emotion und Aufmerksamkeit
60
Zingulum
-
Schmerzverarbeitung
Fehlerverarbeitung und Erkennung
komplexe Belohnungs- und Bestrafungswahrnehmung
rostraler Bereich für Emotionen, der andere Bereich ist für
Kognitionen zuständig.
Nucleus Acumbens
-
Ventrales Striatum = Teil der Basalganglien
Teil des dopaminergen Belohungssystems
Spielt große Rolle bei Sucht und bei subjektivem Erleben
Reward-Prediction Error (Schulz, 2000
Aktiviert sobald Belohnung erwartet wird, also durch
o Kokain (Breiter et al., 1997)
o Schokolade (Small et al., 2001)
o Sexuelle Stimuli (Bocher et al., 2001)
Positiver Affekt entsteht in der Schale des Nucleus
Accumbens
Sexuelle Attraktivität von Bildern korreliert mit NAcc –
Aktivität
-
Verarbeitung emotionaler positiver und negativer Reize
Negativer Reiz:
1. Negativer Reiz
2. Auge
3. Thalamus
4. schnelle Verbindung zur Amygdala oder langsam Verbindung (Sehrinde „es wird
etwas gesehen“ -> ventrale Bahn „was genau gesehen wird“ -> Netzwerk von
Amygdala/ orbitofrontalem Kortex, anteriorem Cingulum zur Bewertung der
Salienz und des Verstärkerwertes)
5. Verhaltensprogramme (Basalganglien)
6. Rückprojektion auf Vorverarbeitende Stufen zur optimalen Lenkung der
Aufmerksamkeit (mittels optimaler Justierung des Gehirns)
Positiver Reiz:
1. Negativer Reiz
2. Auge
3. Thalamus
4. schnelle Verbindung zur Amygdala oder langsam Verbindung (Sehrinde „es wird
etwas gesehen“ -> ventrale Bahn „was genau gesehen wird“ -> Netzwerk von
Amygdala/ orbitofrontalem Kortex, anteriorem Cingulum zur Bewertung der
Salienz und des Verstärkerwertes)
5. Verhaltensprogramme (Basalganglien)
6. Rückprojektion auf Vorverarbeitende Stufen zur optimalen Lenkung der
Aufmerksamkeit (mittels optimaler Justierung des Gehirns
 Unterschied zum negativen Reiz: Beim positiven Reiz ist nun auch der Nucleus
Accumbens mit involviert, d.h. das subjektive „was ist das toll!“ – Erleben.
61
Kapitel 8: Zusammenfassung
Fragen
XXX
D
D
D
D
XXXX
D
D
D
D
XXXX
D
D
D
D
Zusammenfassung
XXX
Kapitel 8: Zusammenfassung
Fragen
XXX
D
D
D
D
XXXX
D
D
D
D
XXXX
D
D
D
D
62
Zusammenfassung
XXX
63
Herunterladen