Prostatakarzinom heute mit Strahlentherapie hervorragend behandelbar Strahlentherapie zeigt gleiche Erfolge wie operativer Eingriff bei weniger Nebenwirkungen Das Prostatakarzinom ist eine klassische Alterserkrankung des Mannes und konnte früher nur mittels eines operativen Eingriffs, bei dem die gesamte Prostata entfernt wird, zielführend behandelt werden. Mittlerweile wurde aber die Therapie mittels Strahlenbehandlung so weit optimiert, dass heute nicht mehr unbedingt ein operativer Eingriff erforderlich ist. Damit ist die Indikation zur radioonkologischen Bestrahlung des Prostatakarzinoms nicht nur auf die adjuvante (zusätzlich zur Operation) und palliative Situation beschränkt, sondern auch als Primärmaßnahme mit kurativem Ansatz geeignet. Bestrahlen statt operieren… Somit stellt die moderne Strahlentherapie eine echte Behandlungsalternative dar, die den Patienten nicht nur die Operation, sondern auch die damit oft verbundenen Nebenwirkungen wie Inkontinenz und Impotenz erspart. Da Operationen darüber hinaus stets auch ein – bei älteren Patienten umso größeres – Komplikationsrisiko bergen, kommt der modernen Strahlentherapie mit ihrer perfektionierten Therapiemethode von Prostatakarzinomen besondere Bedeutung zu. …hochdosiert und zielgenau Möglich geworden ist diese Behandlungsoption durch enorme Fortschritte bei der bildgebenden Darstellung des erkrankten Gewebes, die wiederum eine verbesserte Planung und optimierte Dosierung der Bestrahlung ermöglicht. Im Mittelpunkt steht dabei die Möglichkeit, bei der Bestrahlung zielsicher den Tumor ins Visier zu nehmen und die bisher erforderlichen Sicherheitszonen zu reduzieren. Dadurch ist die Möglichkeit zur Erhöhung der Strahlendosierung gegeben, ohne ein erhöhtes Risiko, gesundes Gewebe zu schädigen: Der Tumor wird effektiv zerstört, das umliegende gesunde Gewebe wird nur mit geringer Dosis belastet und der Patient erspart sich die Risken einer Operation. Bei der Entwicklung dieser Behandlungsalternative zum operativen Eingriff spielen einige Zentren in Deutschland und Österreich eine – auch international anerkannte – führende Rolle. Radioonkologische Therapieformen des Prostatakarzinoms Folgende therapeutische Optionen kommen bei der Bestrahlungstherapie des Prostatakarzinoms zum Einsatz. 1) Teletherapie – Bestrahlung von außen Je höher die Dosis, desto besser die Wirkung. Dieser sogenannte Dosiseffekt bei der Behandlung des lokalisierten Prostatakarzinoms ist auch durch zahlreiche randomisierte Eskalations-Studien [1-3] belegt. Es konnte auch gezeigt werden, dass bei Verabreichung einer entsprechend hohen Gesamtdosis (>72Gy) der Therapieerfolg vergleichbar gut mit anderen Therapieoptionen wie z.B. der radikalen Prostatektomie (Entfernung der Prostata) ist [4]. So wurden z.B an der Wiener Universitätsklinik für Strahlentherapie 202 Patienten mit einer Gesamtdosis von 66Gy und 356 Patienten mit einer Gesamtdosis von 74Gy bestrahlt (19942007) Bei der Gruppe, die mit der höheren Gesamtdosis bestrahlt wurde, konnte die Barbara Urban Mag. Harald Schenk Josef Lowatschekgasse 22, 2340 Mödling Schönbrunnerstraße 110/28, 1050 Wien Mobil.: +43/664/4169459 Tel. + Fax:: +43/1/2083864 / Mobil: +43/664/1607599 Mail: [email protected] Mail: harald.schenk@ medical-media-consulting.at www.medical-media-consulting.at biochemisch (kein steigender PSA-Wert nach Therapie nachweisbar) rezidivfreie 5-JahresÜberlebensrate von 44% auf 78% signifikant verbessert werden. Dabei war die Verteilung der Patienten hinsichtlich ihres Risikoprofils ausgeglichen. 32% (66Gy) bzw. 31% (74Gy) waren Patienten mit Hochrisikoprofil (= cT3 und /oder prätherapeutische PSA >20ng/ml und ≤ 50ng/ml). Gleichzeitig stieg die Rate an relevanten maximalen Nebenwirkungen lediglich um 2% (gastrointestinal: 14% bei 74Gy; urogenital: 13% bei 74Gy) [to be published, Goldner et al.]. Höhere Dosis – signifikant bessere Ergebnisse – weniger Nebenwirkungen Univ.-Prof. Dr. Richard Pötter, Kongresspräsident der DEGRO ÖGRO 2008 und Leiter der Universitätsklinik für Strahlentherapie am AKH Wien: „Diese Erhöhung der Dosis und die damit verbundene signifikante Steigerung der Tumorkontrollrate bei gleichzeitig kaum veränderter Rate an maximalen Nebenwirkungen war durch den Einsatz der bildgestützten dreidimensionalen Bestrahlungsplanung unter zusätzlicher Verwendung des MRT in der Planungsphase möglich.“ Das Problem bei der Bestrahlung (von außen) ist nämlich, dass auch gesundes Gewebe bestrahlt und somit geschädigt wird. Eine exakte Bestrahlungsplanung, bei der das Zielgebiet möglichst genau definiert wird, ist daher von größter Wichtigkeit. Gelingt es, fast ausschließlich das Zielorgan (=Prostata/Tumor) zu bestrahlen und möglichst wenig vom gesunden Gewebe, so kann die Dosis erhöht werden. In der Planungsphase der Bestrahlung wurden daher modernste bildgebende Verfahren kombiniert: Eine dreidimensionale Darstellung der erkrankten Prostata wurde mit den Bildern eines zusätzlich angefertigten MRT kombiniert. Somit konnte das Zielgebiet exakt dargestellt werden und eine höhere Strahlendosis zur Anwendung kommen. Ein Blick in die Zukunft Dr. Gregor Goldner, Oberarzt an der Universitätsklinik für Strahlentherapie: „Weitere Entwicklungen, wie die intensitätsmodulierte Radiotherapie oder das erst kürzlich an der Universitätsklinik für Strahlentherapie in Betrieb genommene Cone-Beam CT sollten Potential für eine weitere Steigerung der Gesamtdosis bieten.“ Die intensitätsmodulierte Radiotherapie, kurz IMRT, ermöglicht eine exaktere Dosisanpassung an das Zielvolumen. Dadurch kann die Strahlendosis noch individueller und schonender angepasst werden. Das Cone-Beam CT ermöglicht eine zeitnahe Darstellung der Organbewegungen während der Bestrahlung. Dadurch können Organbewegungen während der Therapie dargestellt werden und es eröffnet sich somit das Potential zu einer weiteren Reduzierung der Sicherheitsabstände. 2) Brachytherapie – Bestrahlung von innen Bei der „permanente interstitielle Brachytherapie“ werden radioaktiv geladene Metallstifte, sog. „Seeds“, direkt in die Prostata eingebracht und geben ihre Strahlung somit direkt an das Tumorgewebe ab. Die Seeds verbleiben dauerhaft im Körper und geben mit einer Halbwertszeit von 17 (Palladium (Pd103)) bzw. 58 (Jod (I125)) Tagen die Dosis ab. Prof. Pötter: „Unter Spinalanästhesie und transrektaler Ultraschallkontrolle und Röntgenkontrolle werden die radioaktiv geladene Metallstifte, die Seeds in der Prostata implantiert.“ Die Seeds-Applikation ist vor allem für Patienten mit lokalisiertem Prostatakarzinom und Niedrigrisiko-Profil (PSA≤10ng/ml und cT1c, T2a und Gleason Score 2-6) geeignet, also bei 2 Patienten, bei denen ein operatives Vorgehen oder eine externe Strahlentherapie ebenfalls möglich ist. Doch es gibt auch Ausschließungsgründe für diese Therapieform: sind z. B. die anatomischen Gegebenheiten nicht optimal (z. B. zu schmales Becken), ist das Volumen der Prostata zu groß ist, bestehen massive Beschwerden beim Urinieren, ist der Patient nicht narkosetauglich oder mussten bereits früher Prostata-Operationen durchgeführt werden, muss nach wie vor außen bestrahlt bzw. operiert werden. Seeds-Technik heute wesentlich verbessert Die aktuelle Technik der permanenten interstitiellen Seeds-Applikation wird seit Jahrzehnten bei Patienten mit primär lokalisiertem Prostatakarzinom angewandt. In den 70er-Jahren zeigten die klinischen Resultate noch mäßige Ergebnisse mit Kontrollraten bei T2-Tumoren von 50-70% [5]. Der Grund dafür: 60 bis 80 radioaktiv geladene Stäbchen müssen möglichst homogen in der Prostata verteilt werden. Früher, ohne Unterstützung durch bildgebende Verfahren, war dies nur sehr schwer möglich, die Erfolgrate daher eher bescheiden. Durch die Einführung der Ultraschall-gestützten transperinealen Applikationstechnik (Zugang über den Damm) und die computergestützte Therapieplanung in den späten 80er-Jahren konnten die Seeds exakter platziert werden. Dadurch konnte auch die Dosisauslastung optimiert werden [6]. Das heute zur Anwendung kommende Verfahren stellt also einen minimal-invasiven Eingriff dar, der die Patienten weit weniger als eine radikale Entfernung der Prostata belastet. Aktuell liegen einige wenige Studien mit Langzeitdaten (5- bis 10-Jahresdaten) zur Ultraschall gestützten permanenten interstitiellen Seeds-Applikation vor. Die vorläufigen 5bis 10-Jahresdaten zeigen, dass die permanente interstitielle Seeds-Applikation zu exzellenten Resultaten führt [7-9]. Vor allem bei Patienten mit einem Niedrigrisikoprofil konnten mit dieser Form der Strahlentherapie hervorragende Ergebnisse erzielt werden. Zusammenfassung Bei der Therapie des lokalisierten (= lokal begrenztes Prostatakarzinom; der Tumore ist auf die Prostata begrenzt; Tumorstadium T1c = nicht tastbar bzw. T2 = Tumor ist tastbar) mit kurativem Ansatz, stehen zwei Optionen zur Wahl: Die radikale Entfernung der Prostata (Prostatektomie) und die Strahlentherapie. Während die radikale Prostatektomie ein invasives Therapieverfahren darstellt, das vor allem für ältere Patienten sehr belastend und mit einem höheren Operationskomplikations-Risiko verbunden ist, ist die externe Strahlentherapie ein nicht-invasives und die interstitielle Brachytherapie ein lediglich minimal-invasives Therapieverfahren, sodass diese radioonkologischen Therapieansätze auch bei Patienten mit lokal begrenztem (T1-, T2Stadium) Prostatakarzinom in höherem Lebensalter anwendbar sind. Die Erfolgsrate ist dabei gleich gut wie bei der radikalen Prostatektomie. Bei Patienten mit hohem Gleason Score (histologisches Bewertungsschema zur Beurteilung des Prostatakrebses) und/oder hohem prätherapeutischen PSA-Wert ist das Risiko eines T3Stadiums (Kapseldurchbruch, Samenblasen-Infiltration) oder eines mikroskopischen Lymphknotenbefalls erhöht. Im Gegensatz zur radikalen Prostatektomie eröffnet die Strahlentherapie selbst bei dieser Patientengruppe durch die Möglichkeit der 3 Zielvolumenadaption (Bestrahlung der Samenblasenregion, der Lymphknotenstationen) hohe Tumorkontrollraten [10]. Bezüglich der Nebenwirkungen gibt es deutliche Unterschiede zwischen Operation und Strahlentherapie. Die Rate an die Lebensqualität stark beeinträchtigenden Nebenwirkungen wie Inkontinenz und Impotenz ist bei radikaler Prostatektomie deutlich höher [11,12]. Die Rate an relevanten rektalen Nebenwirkungen im Rahmen der externen Strahlentherapie mit hohen Strahlendosen ist mittlerweile durch den Einsatz moderner Techniken (3D-konformale RT, IMRT) minimiert und im Rahmen einer Brachytherapie durch die geringe Dosisbelastung am Rektum per se minimal [13]. Die moderne Strahlentherapie stellt somit also vor allem auch bei der Therapie von älteren Patienten eine hervorragende Therapiealternative zur Operation dar. – Bei gleicher Tumorkontrolle aber mit weniger Komplikationen bzw. Nebenwirkungen. Literatur : 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. Kuban DA, Tucker SL, Dong L et al. Long-term results of the m. D. Anderson randomized dose-escalation trial for prostate cancer. Int J Radiat Oncol Biol Phys. 2008;70:67-74 Dearnaley DP, Sydes MR, Graham JD et al. Escalated-dose versus standard-dose conformal radiotherapy in prostate cancer: first results from the MRC RT01 randomised controlled trial. Lancet Oncol. 2007;8:475-87 Peeters ST, Heemsbergen WD, Koper PC et al. Dose-response in radiotherapy for localized prostate cancer: results of the Dutch multicenter randomized phase III trial comparing 68 Gy of radiotherapy with 78 Gy. J Clin Oncol. 2006;24:1990-6 Kupelian PA, Potters L, Khuntia D et al. 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