Literaturrecherche Porzines Dermatitis-Nephropathie-Syndrom (PDNS)-eine Übersicht über pathomorphologische Veränderungen M. Majzoub et al. Tierärztliche Praxis 33 (G), 2005, 169-174 Das porzine Dermatitis-Nephropathie-Syndrom (PDNS) wird in letzter Zeit immer häufiger beobachtet. Meist tritt es nur bei einzelnen oder wenigen Tieren eines Bestandes auf. Die ätiologische Ursache ist bisher unklar. Die Art der histologischen Veränderungen, insbesondere die regelmässig an den Gefässen von Haut und Nieren auftretende Entzündung, macht eine immunpathologische Genese wahrscheinlich. Die klinischen Befunde umfassen neben den auffälligen Hautveränderungen Anorexie, Fieber, verschärfte Atmung bis hin zu Dyspnoe, Husten, Konjunktivitis, Lahmheit, Durchfall, subkutane Ödeme und selten Zyanose. Die erkrankten Tiere befinden sich meist zwischen der Aufzuchtphase und dem Mastalter (Körpergewicht: 20-65 kg). Charakteristische pathologisch-anatomisch Veränderungen werden in zwei Organen beschrieben: 1. Rötliche Plaques unterschiedlicher Grösse auf der äusseren Haut mit krustösen, schwärzlichen Auflagerungen an den Extremitäten und am Rumpf, besonders aber im hinteren Körperdrittel, wo sie häufig im Bereich des Perineums zu grösseren Arealen konfluieren. 2. Vergrösserte, weiche Nieren mit petechialen Blutungen in der Nierenrinde. Die histologischen Veränderungen von PDNS sind geprägt von: - ausgeprägten epidermalen Nekrosen aufgrund einer subepidermalen nekrotisierenden Vaskulitis im Bereich der rötlichen Plaques - diffuse exsudative Glomerulonephritis - nekrotisierende Vaskulitis der kleinen Arterien in verschiedenen Organen wie Milz, Leber, Herz, Magen, Gehirn und periphere Lymphknoten. Die histologischen Veränderungen zusammen mit dem Nachweis der Ablagerung von Immunglobulinen und Komplementfaktoren in Gefässwänden und Glomerula lassen an eine generalisierte Überempfindlichkeitsreaktion vom Immunkomplex-Typ (Typ III) denken. Die Ätiologie der Krankheit ist bislang nicht geklärt. Diskutiert wurden das PCV2, PRRSV und die simultane Infektion mit beiden genannten Viren sowie Pasteurella multocida und Streptokokken sp. Ziel dieser Studie war, typische pathomorphologische Befunde und die zeitliche Abfolge der Veränderungen darzustellen. Bei 22 Schweinen, die aus 16 verschiedenen Aufzucht- bzw. Mastbetrieben in Bayern stammten, wurden in den Jahren 2001 bis 2004 PDNS klinisch sowie pathologisch-anatomisch diagnostiziert. Klinisch zeigten alle Tiere herdförmige, teils konfluierende Hautveränderungen mit tief reichenden Blutungen sowie multifokalen Nekrosen mit krustösen Auflagerungen am gesamten Körper, insbesondere an den Hintergliedmassen und am Perineum. Bei einigen Tieren liessen sich deutlich verschärfte bronchiale Atemgeräusche auskultieren. Nur vereinzelt lag eine erhöhte Körpertemperatur vor. Viele Schweine wiesen deutlich vergrösserte Inguinallymphknoten auf. Charakteristischer pathomorphologischer Befund war eine hochgradige leukozytoklastische Vaskulitis der in Dermis und Subkutis gelegenen kleinkalibrigen Blutgefässe. In den Nieren fanden sich, neben einer akuten segmentalen nekrotisierenden Glomerulonephritis, chronische Veränderungen mit Verödung einzelner Glomerula sowie multifokale Synechien zwischen der Bowmanschen Kapsel und den GlomerulumsSchlingen. Bei zwei Tieren konnten, trotz typischer Hautläsionen, keine Veränderungen an den Glomerula festgestellt werden. Bei 21 Tieren wurden mithilfe der PCR das PCV 2 und in fünf Fällen zusätzlich PRRSV in der Lunge nachgewiesen. Die an Haut, Nieren und vereinzelt auch an anderen Organen in diesem Untersuchungsgut erhobenen histologischen Befunde deuten auf einen stadienweise ablaufenden Krankheitsprozess hin. So werden die perivaskulären lymphoplasmazellulären Entzündungen der Haut und die interstitiellen Nephritiden als Prodromalphase einer immunstimulatorischen Entzündung gedeutet. Auf diese Veränderungen folgt, nach einem wahrscheinlich längeren subklinischen Krankheitsverlauf, dann die akute entzündliche Phase mit leukozytoklastischer Vaskulitis und akuter exsudativer Glomerulonephritis. Überlebt das Tier diese Phase längere Zeit, kommt es an den Glomerula zu Folgeveränderungen im Sinne einer Glomerulosklerose. Ersteller : Riccarda Ursprung Datum : 04.08.2005 Seite 1 von 2 Trotz der typischen pathomorphologischen Befunde bleibt die Ätiologie des PDNS bislang ungeklärt. Diskutiert werden sowohl virale wie auch bakterielle Infektionen. Da die Frühform des PDNS klinisch nicht sicher von der akuten Verlaufsform der klassischen Schweinepest zu unterscheiden ist, kommt dem PDNS eine wichtige seuchenhygienische Bedeutung zu. Einige Autoren stellen einen Vergleich zwischen PDNS und dem Postweaning Multisystemic Wasting Syndrome (PMWS) an. Typische Veränderungen des PMWS sind einerseits mehrkernige Riesenzellen, deren Herkunft und Bedeutung bisher ungeklärt ist, und andererseits basophile intrazytoplasmatische Einschlusskörperchen in den Makrophagen zahlreicher Organe, insbesondere aber in Lymphknoten und Milz, während die für das PDNS typischen Alterationen an Haut und Nieren fehlen. Auch in dieser Untersuchung wurden vereinzelt mehrkernige Riesenzellen gefunden. Ob diese jedoch denjenigen bei PMWS entsprechen und auf eine Verwandtschaft beider Krankheiten hindeuten ist noch unklar. Während das morphologische Bild des PDNS sowohl regional als auch zeitlich eine grosse Homogenität aufweist, was auf eine einheitliche Ursache hindeuten könnte, gibt es bislang keine plausiblen Hinweise auf die mögliche Ätiologie dieses erst in den letzten Jahren aufgetretenen Krankheitsbildes. - - Die Ätiologie von PDNS ist immer noch ungeklärt. Die histologischen Veränderungen zusammen mit dem Nachweis der Ablagerung von Immglobulinen und Komplementfaktoren in Gefässwänden und Glomerula lassen an eine generalisierte Überempfindlichkeitsreaktion vom Immunkomplex-Typ (Typ III) denken. Die erhobenen histologischen Befunde weisen auf einen stadienweise ablaufenden Krankheitsprozess hin. Prodromalphase: Interstitielle Nephritis, perivaskuläre lymphoplasmazelluläre Entzündung der Haut. Längerer subklinischer Krankheitsverlauf Akute entzündliche Phase: Leukozytoklastische Vaskulitis und akute exsudative Glomerulonephritis. Falls dieses Stadium überlebt wird Glomerulosklerose Ersteller : Riccarda Ursprung Datum : 04.08.2005 Seite 2 von 2