MITSCHRIFTderVorlzurPOLTHEOam200404durchKILIAnGRAF: Liebe Kommiliton(Inn)en ! Auch wenn Kilian vermutlich aus übergroßer Interessiertheit am Stoff manchmal nicht alle meine Ausführungen aufgezeichnet hat, nehme ich diese Mitschrift trotzdem mal als Ausgangspunkt für diesen Protokollierungszusammenhang und ergänze ihn nur an einigen Stellen, die ich dann mit DL kennzeichne. Ich bitte Sie, sich etwas mehr Mühe zu geben ! Auch dieser Vorspann des Protokolls soll mir und uns in Zukunft immer dazu dienen, Ihnen wichtige vorlesungsorganisatorische Hinweise zu geben. A - So wie wir dies am Dienstag besprochen haben, übergebe ich die zu dieser Vorlesung gehörende Übung (Di, 10-12 Uhr in OEI/105) in Ihre Regie. – Wenn Sie einen der Reader-Texte diskutieren wollen, berufen Sie uns ein, übernehmen Sie bitte selber die Text-Vorstellung und bringen Sie bitte 10 Leute zur Übung mit. Wir alle halten uns bitte diesen Termin frei , einen Raum haben wir. Die Texte des Readers sollte eigentlich jeder Vorlesungs-Teilnehmer gelesen haben. Ihre Text-Vorstellung braucht natürlich nicht perfekt zu sein, soll eher nur den Text vorsichtig fragend aufschließen. (Meine Gründe für diesen Vorschlag: 1) Entlastung der nur beiläufig Interessierten. 2) Aktivierung der einschlägiger Interessierten unter Ihnen; 3) Vermeidung einer simplen Fortsetzung der Vorlesung durch mich. Eine 4-stündige Vorlesung hält man doch fast nicht aus. , auch nicht oder gerade nicht: von mir. B – Sie können in dieser Vorlesung am Ende eine Klausur schreiben. Wir werden das später mit den Klausuren in der 15030-Vorlesung zur Politischen Ideengeschichte koordinieren. Bitte erinnern Sie mich daran. So, es folgt jetzt das Protokoll der ersten Vorlesung zur Einführung in Grundstruktur, Hauptabsichten der POLTHEO vom 20.04.2004 durch: KILIAN GRAF: Der ideengeschichtliche Grundriss von Politischer Theologie in politiktheoretischer und politologischer Erkenntnisabsicht 1. Aktualität a. Welche Wirkung hat Religion in unserer Gesellschaft? Welche Spuren hinterlässt Religion? – Religion = Metawissenschaft über einzelne Religionen b. Welche Impulse gehen von Religion aus? – Schriftfixierung → Lesefähigkeit zum Lesen der Bibel notwendig c. Clash of Civilizations (Samuel P. Huntington): Wenn der Westen als eine Kultur gesehen wird, ist ein wesentliches Merkmal: das Christentum d. Aufgeladenheit des Themas ‚Religion’ durch 11. September, Irakkrieg, starke Betonung der Religion seitens der Bush-Administration DL: Ich bitte Sie, diese Zusammenhänge doch etwas genauer zu rekonstruieren. Ich hatte die Aktualität des Themas in einen Zusammenhang -2– mit der ‚Epochenschwelle von 1989/90’ gestellt und mit der Frage von Samuel Huntington verbunden, ob nicht der vormalige Kalte Krieg mit seiner Atomkriegsgefahr nur abgelöst worden sei durch einen zunehmend kriegsgefährlichen ‚clash of civilizations’ zwischen den stärk religiös inspirierten Hochkulturen der Welt (insbes. zwischen Islam und Christentum), welche Rolle hierbei der noch kaum säkularisierte Islam in einigen vormodernen orientalischen Ländern spielt, wie bisher der sogenannte Christliche Westen hieraus reagiert hat, und zwar deutlich unterschiedlich in US/EU, welche Auswirklungen diese nun (re-)aktiv im Westen zur konstatierende Neu- und Retro-Theologisierung von Wahlkämpfen (zB US 2000) und Regierungspolitiken (z.B. Bush-Administration, Irak-Krieg…) hat, welche Probleme aber auch in Europa wieder auftauchen (z.B. Präambel der EU-Verfassung, Kopftuchstreit, Beitrittsländer..), wie inzwischen auch aus Teile der westlichen Gesellschaften: theologische Offensiv-Strategien unternommen werden (z.B. Mel Gibson-Film’Passion’ etc.) wie wir in US und in EU mit einigen der hierauf zurückzuführenden Reaktionen von AntiIslamismus in USA, von Anti-Semitismus in der EU, auch bei uns: umgehen sollten….usw., also mit vielen gefährlich aufziehenden Großgefühlslagen, die die rationaleProblemlösungskapazität der Völkergemeinschaft in UNO etc.erheblich strapazieren, wenn nicht sogar überfordern könnten. Ich mache mir z.B. sehr viele Sorgen um die Erhaltung der Lösbarkeits-Perspektive des Israel-Palästina-Konflikts, der im Schatten des Irak-, des Iran-Konflikts: durch neue Fakten-Setzungen erheblich an unterschwelliger Brisanz gewonnen hat, die uns noch sehr beschäftigen dürfte…… 2. Begriffsklärung a. Def.: Politische Theologie: Verhältnis von Politik und Religion b. Theologie = Metareligion. DL: Nein: So etwas wie eine Meta-Religion gibt es kaum.(Das wäre z.B. eine Verehrung des Christentums wegen seiner schönen Grundideen usw., aber nicht diese selber von Inhalt her) Theologie ist ein Meta-Theorie, die sich über das Verhältnis von Politik und Religion Gedanken macht, also auf einer erkenntnismethodologisch höheren Stufe angesiedelt ist. i. Terentius Varro ( ): DL: 116 v – 27 vuZ, bitte selber eruieren. z.B. Google aufrufen, TeVarro eintragen, Ergebnis übertragen….. führt als erster den Begriff der „theologia civilis’ (Zivilreligion, Staatstheologie) in seinen Büchern über die verschiedenen Theologien ein. DL: Ich füge unten ein früheres Protokoll an, in dem diese Daten genauer nachgezeichnet werden. Kilian, was ist mit Ihnen los ? Ich bitte um eine Erklärung. ii. Augustinus (~ 400): Begründer der Zwei-Welten-Theorie (civitas die, civitas terrena). Er versucht eine Symbiose der Schöpfungserzählung aus dem 1. Mose und Platons Höhlengleichnis c. Exkurs zur Frage: Kannte Platon die Schriften der Propheten? Er soll nach Ägypten gereist sein, aber sichere Informationen liegen nicht vor. -3– i. Was sind die Wurzeln des Abendlandes? Athen und Jerusalem: Philosophische Erkenntnis vs. performative Prophetie.(Bitte solche Übernahmen zitieren!) Gibt es eine Verbindung zwischen diesen beiden Zentren dadurch, daß Platon Jerusalem bereist hatte oder war es ein Nebeneinander? (weil die beiden Kulturen noch kaum Kontakt miteinander hatten zur Platon-Zeit, später ja in Alexandria…….) DL: Zwischen-Hinweis zur Literatur: Wer sich für die in Frage stehende jüdische Prophetie und deren allererste Thematisierung des Thema von Recht und Gerechtigkeit (gemessen am von Moses durch Gott empfangenen Gesetz Gottes)interessiert, dem empfehle ich als Eingangslektüre: Klaus Koch, die Profeten I (Assyrische Zeit), 3. Auflkage, Kohlhammer, Stuttgart 1995. Klaus Koch, Die Profeten II (Babylonische-persische Zeit), zweite Auflage, Kohlhammer, Stuttgart 1988. (Aber nur bei weiterführendem Interesse, z.B. einem späteren Vergleich der Gerechtigkeitsbegriffe bei Jeremias und Platon ………..; In dieser Vorlesung müssen wir diese Themen wie überhaupt die erste Geburt der Politischen Theologie bei Moses außer Betrachtung lassen – leider. Aber wir haben nur 13 Sitzungen; und ab WS 04/05 bin ich erst mal für weitere einschlägige Studien in USA, könnte eine solche Vorlesung also auch nicht fortsetzen.Außerdem müssen auch wir Europäer etwas gegen die bei Bush ziemlich offensichtlich heuchlerische Ausnutzung der amerikanischen Religiosität und Frömmigkeit für (seine und Dick Cheney’s???) Geschäftsinteressen??? tun ! d. Religion: Zwei Wortstämme: lat. relegere = gewissenhafte Pflege von Opferriten, Traditionen. lat. relegare = innere Bindung an Gott (s.u. das zweite Protokoll). e. Exkurs: Judentum i. 2 Tempelzerstörungen (Katastrophen für die jüdische Religion) → aus der rituellen Tempelreligion wird eine Buchreligion → Konzentration auf Pentateuch = Tora. DL: hierauf beruht dann später der Judaismus, der sich seit der 2. Tempelzearstörung um 70 nuZ entwickelt und die verschiedenen Talmude hervorbringt. 3. DL: Versuche, diese und andere Ausführungen mit den Texten des Readers in Verbindung zu bringen A – Grob-Schema (von DL ergänzt) -4– Himmel 1. Phase Verzauberung Mythologisierung (Er)Finden von Gott (1200v,0,600n) Erde 2. Phase Entzauberung Entmythologisierung Dem. (1500 n) Säkularisierung Re-Implementierung) 1750 nuZ Kap. Pol.Moderne B. Zweites, detaillierteres Schema: (Fügen Sie bitte das Tafel-Bild ein) 1. ‚Inkubationszeit’: abstrakte Vorstellung von einem Gott zur Erklärung der Welt 2. Entstehung von monotheistischen Hochreligionen (Religionen entstehen aus politischen gesellschaftlichen, kulturellen, geistigen: insgesamt politisch genannten Verhältnissen) a. Judentum (1800 v.u.Z.: Abraham, 1200 v.u.Z. Moses) b. Christentum ( Jesus) c. Islam (600 n.u.Z Mohammed) -4– 3. Erstgeburt des Monotheismus bei Moses (1200 v.u.Z.):scheinbar reales, auf der Erde stattgefundenes Ereignis nach der Bergbesteigung: Gott offenbart sich einem Menschen auf dem Berg-Sinai (heutiges Ägypten)= der Sinai-Monotheismus von Moses (siehe die Tora als das ihm übergebene Gesetz) Zweitgeburt des Monotheismus bei Platon (378 v.u.Z.) qua Intelligenz: Idee des Guten (Höhlengleichnis): Der Mensch kann in sich durch Denken Gott finden. a. Weiterentwicklung durch philosophische Denker: Aristoteles, Augustinus, Aquin, Ockham (Suche nach einer Gesamttheorie = Politische Theologie) DL: In dieser Denkgeschichte wird über fast 2000 Jahre hin eine derart ausgeklügelte Theologie entwickelt, findet wiederum eine sich ständig steigernde Geistigkeit (Freud) statt, dass deren spätere teilweise Überführung in die Welt mit zu dem führt, was Max Weber dann ‚okzidentalen Rationalismus’ und den ‚Okzidentalen Sonderweg der Rationalisierung’ der und in der Welt nennt. 5. Zwischen 1100 – 1600 n.u.Z.: Durch die Papst-Revolution, den Investiturstreit, die Wiederentdeckung des Aristoteles, durch den Nominalismusstreit wird dann: die EntMythologisierung des politisch-religiösen Denkens der Menschen angestoßen. Dies ist der Versuch, Theologie und ihr zentralstes Theologumenon ‚Gott’ zu sich, auf die Erde und zur Lösung irdisch-menschlicher Probleme zurückzuholen. Die gesamte Zeitspanne kann als Inkubationszeit der Entmythologisierung gelten. -5– b. Universalienstreit: Ist Gott real oder ist er nur eine menschliche Vorstellung? Ist sein Name eine Anrufung oder nur ein Hauch der Stimme? c. Entstehung des „abendländischen Sonderweges“ (Max Weber): Der westliche Rationalismus befreit sich aus seiner orientalischen Ummantelung 6. Reformatoren: Konzentration auf die Heilige Schrift („Sola scriptura“ Luther) = Lesefähigkeit, Entwicklung des Rationalismus, Entwicklung der höheren Geistigkeit 1520 Luther 1550 Calvin , DL: Beide im Anschluß an den Nominalismus kommen zu einem vom Menschen ausgehenden theologischen Denken (sola fide) in dem ganz neue Ansätze gefunden werden, insbesondere das Verhältnis zwischen Gott und Mensch neu zu denken. Viele Anregungen aus diesen beiden Grundgestalten des Protestantismus führen dann (allerdings unter besonderer Akzentuierung durch den Calvinismus) zu einer dritten Grundgestalt von Protestantismus: zum P U R I T A N I S M U S. In diesem Puritanismus gelingt es dem Protestantismus, Gott aus einem kosmologisch-ontologisch weiter über der Welt residierenden Seinsgrund-Prinzip zurückzuholen in die Kommunikation mit dem Menschen und seinen Problemen. Hierbei spielt der covenant-Gedanke, der Gedanke des Bündnisses(Bundes) zwischen Gott und den Menschen eine große Rolle, und wird von den Puritanern dazu benutzt, Gott als Bündnispartner beim Aufbau eines neuen (heiligen) Landes, der ‚city upon the Hill’, dem neuen Jerusalem zu gewinnen. -5- 7. DL: Die theoretischen Grundlagen der herrschenden Theologien bleiben zwar noch langezeit in etwa die gleichen, auf beiden Seiten des Atlantiks; (z.B. Puritanismus in GB und Amerika, z,.B. Deismus in GB und Amerika), aber die ganz anderen Probleme bei der Besiedlung des neuen Landes führen auch zu erheblichen Auseinanderentwicklungen im jeweiligen Selbstverständnis der Alten und der Neuen Welt. Und diese Auseinanderentwicklung lässt sich ganz zentral ablesen an der Entwicklung der jeweils herrschenden Theologien, des Puritanismus im 17. Jahrhundert sowie des Deismus im 18. Jahrhundert und - so meine spätere These – einem Amalgam aus beiden in der späteren ‚amerikansichen Ideologie’. Vorherrschende christliche Strömungen in Amerika: a. Puritanismus b. Deismus Benjamin Franklin, Thomas Jefferson stark vom Puritanismus, Deismus geprägt. → Vorsehung → Auserwähltheitsbewusstsein → Missionarischer Gedanke (1839 manifest destiny) → Suche nach pragmatischen Gott mit dem sich das Land besiedeln lässt → Gott bleibt im Himmel 8) Wenn man einen religös inspirierten und theologisch gebildeten und argumentierenden Mensch unter den großen Gründungsvätern der USA benennen sollte, der sowohl den Puritanismus wie den Deismus mit getragen hat, dann kann dies eigentlich nur THOMAS JEFFERSON sein, der Autor der Unabhängigkeitserklärung der USA vom 4. 7. 1776, der Freund von Madison, der sogenannte Begründer des amerikanischen Republikanismus, der 3. Päsident der USA von 1800 bis 1808/9, aber auch Plantagenbesitzer aus Virginia, Sklavenhalter, auch ein Herabseher auf die minderwertige Rasse der ‚Neger’, gleichwohl abends gerne die Nähe der schönen Sally Hemings, einer afrikanischen Sklavin suchend, die ihm dann auch viele Kinder Kinder geschenkt hat, die sich heute in einer großen Jefferson-Vereinigung zusammengetan haben und längst per DNA-Analyse ihre Jefferson-Herkunft bewiesen und damit die Rechte aus ihrer Ur-Amerikanizität einge-klagt haben. ----Ich würde solche Dinge gar nicht erwähnen, wenn nicht gerade Jefferson seit der Unabhängigkeitserklärung als der Autor einer ‚amerikanischen Ideologie’ bezeichnet werden könnte. (Ideologie hier nicht diffamatorisch gemeint, sondern als Bezeichnung für das Herkunft-Bewußtsein der Amerikaner, das Bewusstsein ihrer Bedeutung gerade gegenüber Indianern und Afrikanern, über ihre gott-inspirierte Mission in Nordamerka, Ihr Recht zur Herrschaft und Dominanz über andere (auch Nachbarländer), ihr Recht, dabei Wohlstand und Profit zu machen und in deren Abglanz sichtbar wohlständig zu leben, ihr Anspruch, vieles besser zu wissen und machen können............... Dass sollte eigentlich nicht alles so negativ klingen, zumal in der amerikansichen Ideologie immer auch der Ruf zu den huddled masses in aller Welt geht: ‚Wenn ihr mühselig und beladen seid, kommt nach Amerika, in das Land der Freien und Mutigen! Hier könnt Ihr Eure Träume von einem freien Leben, den american dream erfüllen.—Ich wollte nur auf die in Ideologien häufig anzutreffende Diskrepanz zwischen Anspruchsebene und Realitätseinlösung , auf das nicht immer richtige, manchmal auch z.T. falsche Bewßtsein von sich selbst hinweisen. (DL: Es gibt auch viele Teile der amerikanischen Ideologie, die sich fast jedes andere Land in seiner eigenen Mentalitätsgeschichte angelegt wünschte- darüber später) 8. In Europa nimmt gerade auch die theologische Ideengeschichte einen erheblich anderen Verlauf. Während hier, z.B. in GB der Deismus kritisiert wird ( Vergl Humes Kritik an der natürlichen Releigion) und dann irgendwann ausläuft, ohne noch in irgendwelchen Ideologien Unterschlupf zu suchen (s.o.), kommt es in Europa auch durch den Pantheismus des BARUCH DE SPINOZA zu einer anderen Entwicklung. Einer der großen Unterschiede des Pantheismus zum Deismus ist der, dass im Pantheismus die Gottesgestalt alle Züge von Personalität verliert, m.a.W., dass Gott zu einer eher anonymen Wirk- und Treib-Substanz im Ganzen der Welt wird, deren geistiges Wirkprinzip nur allzu leicht auch durch ein seit der frz. Aufklärung diskutiertes materielles Welt-Wirk-Prinzip ersetzt werden kann und in diesem Sinne auch spätestens seit KARL MARX unbewußt so interpretiert wurde. Weiter: Wahrend in Amerika der dort herrschende Puritanismus-Deismus stets jede Anwandlung von Atheismus abgewehrt hat, ist dies in Europa anders geworden. – In nur oberflächlicher Konstatierung kann man sagen: In US-Amerika sind Religion und Theologie ‚unbeschädigt’, ja sogar bestärkt aus der Aufklärung hervorgegengen, während Europa in vielen seiner zentralen Länder seit dem 19. Jahrhundert und bis heute von einem Massen-Atheismus geprägt wurde. Wir wollen herausbekommen, woran dies lag; und wir wollen herausbekommen, wer dabei ‚das bessere Los’ für die politische Kultur insgesamt gezogen hat, und dies ohne Vorurteile!!!!!!. KG→ Gefahr des Atheismus: Gott wird auf die Erde zurückgeholt, ist ein Teil von Allem. Gott existiert nicht mehr als Richter im Himmel. 9. Karl Marx wischt die Religion beiseite. Da Gott in Allem ist, ist er auch nicht wichtig. Der Hegelianische Weltgeist sei eine Erfindung des Menschen, um die treibenden Kräfte des Kapitals zu verschleiern („Das Sein bestimmt das Bewusstsein“) 10. DL: Ab 1750 findet der wichtige Schritt der (Re-) Implementierung der Theologumena in die politische, soziale, gesellschaftliche, kulturelle und ökonomische Realität der Menschen statt („Rationalisierung“ Max Weber ).1750 gilt so als ungefährer Beginn der Moderne: Durchbruch zur neuzeitlichen Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, technologisch-industrielle Revolution, Beginn des inneren Marktes z.B. in Amerika und damit des ‚freien’ Kapitalismus in Amerika etc. Himmel 3. Phase ( repräsentative Demokratie) ( marktwirtschaftl. Kapitalismus) Erde -7– 13. KG: Die prägendsten Kennzeichen des Westens sind auch auf die religiösen Strömungen des Christentums zurückzuführen. Auch die unterschiedlichen Entwicklungen in Europa und Amerika sind darauf zurückzuführen. → repräsentative Demokratie → marktwirtschaftlicher Kapitalismus sind Produkte der Politischen Theologie und damit ist die Politische Theologie essentiell für die Politologie. DL: Die Politische Theologie hat nicht so sehr Produkte hervorgebracht; sie handelt vielmehr von religiösen und theologischen Entwicklungen, aus deren politologischen/politischen Implikaten man deutlich Ursprünge, Motiv- und Generativ-Kräfte für Demokratie und Kapitalismus ablesbar, herausinterpretierbar sind, die sonst – wenn es keine rekonstruktivePolitische Theolgoe gäbe – verschüttet blieben, uns nicht bewusst würden und damit unserer eventuell erwogenen reflexiven Steuerung bei der Nachbesserung der insgesamt wohl unvermeidlichen, aber bisher keineswegs für den und die Menschen ideal verlaufenen Säkularisierung entzogen wären. -8– Ich breche hier mal zusammen mit KG die Protokollierung ab. Ich füge Ihnen aber aus dem letzten Semester ein Protokoll bei, das zu meiner fast gleichlautenden Vorlesung angefertigt wurde: Lesen Sie es bitte als Ergänzung zu dem Protokoll von Kilian Graf. Es folgt also die Kurzmnitschrift vom 21.10.03 durch BENJAMIN ROSTALSKI: Was ist politische Theologie? diffuser Begriff für alle möglichen Beziehungen zw. Religion & Politik (wechselseitige Beeinflussung, wechselnde Vormacht der einen über die andere) etymologische Herleitung des Begriffs „Religion“: 2 Quellen: a) von lat. „relegere“ gewissenhaft lesen (Aneignung der rituellen Praktiken aus Büchern), b) „religare“ „anbinden“ (Bindung des Menschen an ein höheres Wesen, dessen Existenz angenommen wird; der Dialog mit diesem Wesen ist z.B. das Beten Verinnerlichung von Religion statt einfachem Abarbeiten fester Riten bzw. Einhalten von religiösen Regeln und Vorschriften äußerer Art. (Ohne daß man eine innere Bindung an rituell angerufene Wesen fühlt) -8– tripartita theologia (drei Religionsbegriffe): 1) theologia mythica erdichtete Religionen, z.B. olympische Götter, 2) theologia naturalis Theologie der Philosophen (Platon),3) theologia civilis Religion, die von Bürgern und Priestern getragen wird, auch Staats- & Hoftheologie, orientiert sich an der Nützlichkeit für politische Zwecke. (No 3 Wird später in der Neuzeit als Zivilreligion, z.B. bei Rousseau eine starke Renaissance erleben) Die Geburtstunde der pol. Theologie: -9– Die römische Republik bediente sich der theologia civilis. Kaiser Konstantin erhebt in den 330er Jahren das Christentum zur Staatsreligion, Augustinus vollzieht den Wechsel von der theologia civilis zur theologia naturalis, erhebt den Anspruch der Herleitung des Christentums aus der Wahrheit, unter Bezugnahme auf Platon & Aristoteles. Die unglaublich fruchtbare Synthese von Philosphie und Theologie beginnt. Augustinus erweitert die Religion durch eine Verbindung mit der Philosophie (anders als im Islam oder Judentum), erhebt dem Anspruch absoluter Wahrheit bestimmter Offenbarungen Suche nach Begründungen für geschehene Wunder & Offenbarungen (z.B. aus dem Alten Testament) christliche Theologie stellt sich selbst unter Rationalitätszwang und grenzt sich somit effektiv von heidnischen (Natur-) Religionen ab, denen dieser theoretische Unterbau fehlt Das Grundlegende Interpretations-Schema der ganzen Vorlesung: Grobschema der 3 denkgeschichtlichen Hauptetappen und Hauptphasen : : Phase 1: Mythologisierung (Wie kommen die menschlichen Vorstellungen (als Projektate ???) in und an den Himmel ?) Insgesamt vollzieht sich etwa ab Moses (1250 v. u .Z. Altes Testament, Dekalog od. zehn Gebote etc.) eine Mythologisierung der (monotheistischen) Religion. Die Mythologisierung beginnt in einer Schwellenzeit der Weltgeschichte (z.B. der trojanische Krieg fällt in diese Epoche) und geht mit der Etablierung der monotheistischen Religion einher. Bisher waren Religionen bestenfalls Ansammlungen von historisch gewachsenen Riten etc. Nun erlässt der „Eine Gott“ (Monos theos) Gesetze in Form des Dekalogs, er verlangt also eine sublimierte (verfeinerte) Lebensführung von den Menschen und eine ethische Lebensführung in der Orientierung an den von Ihm gebotenen Gesetzen.. Es entsteht die mosaische Unterscheidung zw. wahr oder falsch (im Gegensatz zur bisherigen Koexistenz der heidnischen Religionen, die einander nicht grundlegend in Frage stellten bzw. keinen Anspruch auf Alleingültigkeit erhoben). Entstehung der Ethik bzw. Moral. Auch der Gerechtigkeitsbegriff wird angedacht und artikuliert, sowie später ab ca. 750 v.u.Z. von den jüdischen Propheten (Jesaia, Jeremias bis......Maleachi) gegen die Realität und das Realverhalten der Menschen eingeklagt. (Vergl. den Begriff der ‚ Jeremiade’) Die Idee der Befreiung der Menschen (bzw. einer Gruppe) zieht sich als Leitmotiv durch die monotheistischen Religionen und geht vermutlich auf das 2. Buch des Alten Testaments (Exodus) zurück, worin Moses die Stämme Israels aus der pharaonischen (ägyptischen) Knechtschaft führt. Die Philosophen / Theologen der Antike wie Platon und Augustinus differenzieren die Religion (zunächst die monotheistische, dann die christliche) weiter aus. - 10 Phase 2: Entmythologisierung (Wie kommen die als göttlich unterstellten Vorstellungen wieder zurück zum (‚Projektator’) Mensch ? Im späten Mittelalter bzw. der frühen Neuzeit vollzieht sich ein fundamentaler Paradigmenwechsel: Es beginnt eine Entmythologisierung der Religion und Weltanschauung der Menschen im Abendland. Entmythologisierung führt zur Rückaneigung der mythologischen Projektionen zurück in die geistige Verfügungsgewalt von historischer Subjektivität der Menschen, später dann auch in der nächsten Phase durch sie zu einer Re-implementierung dieser Geistigkeit in die Geschichte / Politik (Prädestinationslehre, Reformatoren Luther & Calvin). Der Begriff der Gnade Gottes spielt dabei eine wichtige Rolle ( Gottesgnadentum im französischen Absolutismus). Kapitalismus entwickelt sich, Demokratie wird nach und nach durchgesetzt. Phase 3: Säkularisierung Bei Anbruch der Neuzeit (etwa 16. Jahrhundert Reformation und Renaissance als sogenannteVorrevolutionen der Neuzeit/Moderne und deren Haupt-Revolutionen 1776ff.in Amerika, 1789 ff. in Frankreich und Europa)) ist die Entmythologisierung bereits weit fortgeschritten. Hier beginnt die Entwicklung eines „okzidentalen Rationalismus“ (Weber) Okzidentaler Rationalismus ist seit ca. 1500 ist jene Denk-Explosion auf allen Gebieten (Kant sprich von einer ‚Revolution der Denkungsart’), die ermöglicht wurde, weil die abstrakt in der Theologie und in der Philosophie angehäufte Rationalität aus dem Jenseits in das Diesseits tranponiert wird und hier zu einer ungeheuren Entfaltung führt.. Ab ca. 1700 tritt dies in der abendländischen Kultur als eine Phase der Säkularisierung (Verweltlichung) auf; Eine der auch für das politische und ökonomische Zusammenleben der Menschen wichtige Entwicklung wird hier z.B. durch den Puritanismus bewirkt. (wichtig für Demokratie und den Kapitalismus, die ja doch in hohem Grade von politischer, bzw. politökonomischer Relevanz sind, solo in unser Fach im weiteren und engeren Sinne gehören) Seit alttestamentarischen Zeiten vollzieht sich eine (teils kontinuierliche, teils etappenweise) Verfeinerung des Weltverständnisses der Menschen. Die Erfindung der Religion war nützlich, um dem archaischen Zustand permanenter Gewalt zu bannen, in dem die Menschen vor dem Neolithikum (Neusteinzeit) lebten. Der Keim der Gewalt findet sich jedoch wiederkehrend im Missionierungsgedanken, welcher dem Christentum und Islam innewohnt (Kreuzzüge etc.), Das Judentum kennt dies nicht, da man sich selbst als auserwähltes Volk betrachtet. Laut Sigmund Freud stellt die Entwicklung der Religion einen Fortschritt in der Geistigkeit der Menschen dar, v. A. das 2. Gebot („Du sollst dir kein Bildnis von mir machen!“) zwingt den Menschen zur Abstraktion, zur Transzendenz (Erfindung des Jenseits). Im Gegensatz zu den Olympischen Göttern, die ihren Sitz auf Erden (auf dem Olymp) hatten, erhebt man nun Propheten, Heilige etc. in höhere Sphären. Intellektualität erhebt sich über Sensualität. Das Bildverbot stellt einen regelrechten Triebverzicht des Menschen dar, den man ja allgemein als visuelles Wesen bezeichnet. Dies hat auch zur Folge, dass man nun einen „inneren Menschen“ erfindet, dass man fortan Körper und Seele als voneinander getrennte Erscheinungen betrachtet. Natürlich bei Dominanz des inneren Seelischen über das äußere Körperliche. - Wir werden später noch genauer sehen, wie Freud sich die Entstehung von Kultur durch Sublimation der Triebe, durch Aufhebung der Triebe in höhere Geistigkeit, in einem vertieften Seelentum der Menschen vorstellt, was aber (Freud ‚Das Unbehagen in der Kultur’ 1927) auch zu erheblichen Kulturproblemen geführt hat, z.B. zu im Tieferen der Seele lauernden und von antiaufklärerischen Regimen abrufbaren Triebstauungen der Massen im sogenannten ‚Zeitalter der Massen’ (Le Bon etc.).(Dies nur als Problem-Andeutung) - 12 - Nachbemerkung: In Zukunft soll unsere Vorlesung zur Poliotischen Theologie zwar zur gleichen Zeit, aber in einem anderen Hörsaal, nämlich in HFB/ Hs D stattfinden. Die Vorlesung zur Politischen Philosophie findet am Freitag von jetzt ab um 10-12 Uhr im HFB/ Hs A statt. ____________________________________________________________________DL .