Afghanistan – 11 Jahre Krieg und kein Ende in Sicht! – Neue Kriege drohen! Am 7. Oktober jährte sich zum 11. Mal der Beginn des Afghanistan-Krieges. Der Krieg wurde von den USA nach den Anschlägen am 11. Sept. 2001 begonnen. Der 11. Sept. wurde zum Anlass genommen, die Pläne für diesen Krieg lagen schon lange in den Schubladen. Es ging und geht den USA um geostrategische und ökonomische Interessen in Zentralasien, eine Region mit großen Öl- und Gasvorkommen. Es ging um den Bau einer Pipeline, um Öl und Gas unter Umgehung Russlands abtransportieren zu können. Deutschland war bei diesem Krieg ziemlich schnell dabei. Der damalige Bundeskanzler Schröder sprach von der ‚uneingeschränkten Solidarität‘ mit den USA. In Wirklichkeit hat sich die damalige Bundesregierung regelrecht aufgedrängt. Ziel dieser Politik war die ‚Enttabuisierung des Militärischen‘ wie Schröder es nannte. Kanzlerin Merkel formulierte später den Anspruch ‚Wir sind wieder wer. Es ging und geht um die Bereitschaft, politische und militärische Macht zu demonstrieren und auch anzuwenden. Die politiösche und militärische Klasse Deutschlands will nach der Einverleibung der DDR wieder in allen wichtigen Bereichen der Weltpolitik mitmischen. Es geht auch um einen Platz im Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen. Der Krieg begann am 7. Oktober 2001. Er dauert inzwischen länger als der zweite Weltkrieg und auch länger als das erfolglose sowjetische Engagement in 1 Afghanistan. Seit einem Jahr werden ein Ende des Krieges und ein Abzug der Kampftruppen bis 2014 angekündigt. Da wird einer kriegsmüden Bevölkerung nur Sand in die Augen gestreut. Dabei galten die Taliban schon mal als besiegt. Mit der Einnahme Kabuls am 13. November 2001 und der Eroberung der Taliban-Hochburgen Kunduz und Kandahar am 25. Nov. und 7. Dez. 2001 galt der Krieg als erfolgreich beendet. Zur gleichen Zeit – im Dezember 2001 - wurde auf der Bonner Petersberg-Konferenz Präsident Karzai zum Präsidenten gekürt. Afghanistan wurde eine Demokratie nach westlichem Muster verordnet. Der autoritäre und illegitime Charakter der eingesetzten Regierung trug maßgeblich zum Erstarken des Wiederstandes bei. Gleichzeitig wurde ein sog. Stabilisierungseinsatz von den Vereinten Nationen beschlossen. Die ISAF-Mission sollte das Karzai-Regime und den Regierungsaufbau militärisch absichern. Das Mandat war zunächst auf Kabul begrenzt. Im Oktober 2003 wurde die Ausweitung auf Gebiete außerhalb von Kabul beschlossen. im Dezember 2005 wurde die Ausweitung auf das ganze Land begonnen. Parallel zur Ausweitung des Krieges der NATO nahm der Widerstand gegen das Karzai-Regime und die Besatzung durch ausländische Truppen ständig zu. Spätestens seit 2006 spricht auch die NATO nicht mehr von einem Stabilisierungseinsatz sondern von Aufstandsbekämpfung. In Deutschland darf der Krieg erst seit der Bombardierung der Zivilbevölkerung auf 2 Anordnung eines deutschen Offiziers im September 2009 Krieg genannt werden. Mit dem Amtsantritt von Barack Obama Anfang 2009 wurde der NATO-Krieg noch mal brutalisiert. Obama kündigte ein Ende des Krieges durch noch mehr Truppen an. Ein Element war die Ausweitung der Kampfzone auf Pakistan (AFPAK). Aber auch im Rahmen von ISAF wurden die Truppen immer weiter aufgestockt. Zu Beginn des ISAF-Mandats waren lediglich 5.000 Soldatinnen und Soldaten im Land, im Jahr 2006 waren es bereits 31.000. Bis zum Februar 2009 wurden die Truppen auf 55.000 und dann unter Obama auf 130.000 Soldatinnen und Soldaten erhöht. Dazu kommen noch etwa 10.000 Soldaten im Rahmen von OEF, der Operation Enduring Freedem sowie knapp 19.000 von den USA beschäftigte private Sicherheitsdienstleister. Obama und seine Militärs behaupteten, mit dieser massiven Truppenaufstockung sei eine Wende im Krieg in Afghanistan zu erreichen. Aber die Truppenaufstockung hat nicht zu Frieden und mehr Sicherheit, sondern zu mehr Krieg und damit mehr Unsicherheit geführt. Inzwischen haben die USA 33.000 SoldatInnen wieder abgezogen. Die zusätzlichen Truppen und die Ausweitung des Krieges hätten ihr Ziel erreicht, die Taliban seien geschwächt, wird behauptet. Von einer Schwächung des Widerstandes gegen die Besatzungstruppen in Afghanistan kann jedoch nicht die Rede sein. Im Gegenteil, die sog. 3 ‚Sicherheitsvorfälle‘, die Angriffe der Aufständischen nahmen im Jahr 2012 um 70 % gegenüber 2009 zu. Der Aufstand hat das ganze Land erfasst. Auch den früher relativ sicheren Norden des Landes. Die Aufständischen bringen gezielt Regierungsanhänger, Polizisten und Soldaten um. Mitte September drang eine Gruppe in US-Uniformen in ein NATO-Camp ein und schoss acht Kampfjets in Brand. Schwer zu schaffen machen den NATO-Truppen vor allem die Übergriffe der von ihnen ausgebildeten Regierungssoldaten auf NATO-Soldaten. Allein dabei kamen schon 51 NATO-Soldaten um Leben. Insgesamt starben in Afghanistan 3.100 ISAF-Soldaten, davon 52 der Bundeswehr. Auch wenn die NATO den Krieg in Afghanistan zum Lackmustest für die Zukunft des Bündnisses erklärt hat, ist dieser Krieg nicht zu gewinnen. Und die Kosten des Krieges und die Zahl der Opfer steigen. Säuberlich dokumentiert sind die Kosten der USA. 552 Mrd. Dollar haben sie bisher ausgegeben. Deutschland gab nach Angaben der Bundesregierung bis Ende 2011 den Betrag von 5,5 Mrd. € aus. Das sind aber nur die sog. einsatzbedingten Zusatzkosten. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) errechnete einen Betrag von rund 17 Mrd. Euro, wenn alle relevanten Kosten eingerechnet werden. Offizielle Zahlen über die zivilen Opfer gibt es kaum. Angeblich ist es so schwer zwischen Aufständischen und Zivilisten zu unterscheiden. Studien im Auftrag der 4 IPPNW kommen nach Schätzungen auf 70.000 bis 100.000 Ziviltote in Afghanistan. Noch schlimmer sind die Folgen für die Bevölkerung. Das Land ist zerstört. Eine eigenständige Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion ist kaum noch möglich. Nur den Mohnanbau blüht. 61 % der Bevölkerung sind chronisch unterernährt. 40 % sind arbeitslos. In Slums leben nicht mehr 2,4 Mio. sondern 4,5 Mio. Menschen. Die NATO beabsichtigt trotz aller Ankündigungen nicht ernsthaft, Afghanistan im Jahr 2014 komplett zu verlassen. Schon jetzt werden die großen Stützpunkte im Norden des Landes befestigt. Karzai hat zusammen mit NATO-Generalsekretär Rasmussen eine Erklärung unterschrieben, in der eine NATO-Präsenz im Land bis mindestens 2024 festgeschrieben wird. Es wird auch von einem neuen Mandat ab 2014 gesprochen. Sowohl die US- als auch die Bundesregierung gehen davon aus, dass auch nach 2014 Truppen im Land bleiben müssen. Von 20. Bis 35.000 SoldatInnen ist die Rede. Das sind dann mehr als zu Beginn des Mandats und so viel wie 2005 bei der Ausweitung des Krieges aufs ganze Land. Dableiben sollen Ausbilder für die afghanischen Sicherheitskräfte (Polizei und Armee) und Kampftruppen, um die Ausbilder zu schützen. Ziel ist es, einen riesigen afghanischen Sicherheitsapparat auszubilden und auszurüsten, dem dann die Verantwortung für die Zukunft des Landes übergeben werden soll. Auf der Petersberg-Konferenz 2001 war noch von 50.000 Soldaten und 62.000 Polizisten die Rede. Inzwischen soll bis Ende 2012 die 5 Armee auf 195.000 und die Polizei auf 157.000 Köpfe anwachsen. Die Truppen für einen Bürgerkrieg werden von der NATO ausgebildet, das korrupte Regime bewaffnet. Die Kosten für 350.000 bewaffnete Kräfte wurden auf dem NATO-Gipfel in Chicago aufgeteilt. Dieser Militärapparat soll von 2015 bis 2017 mindestens 4,1 Mrd. Dollar kosten. Der afghanische Haushalt beträgt gerade 1 Mrd. Dollar im Jahr. Deshalb übernehmen die USA 2 Mrd. und den Rest die anderen Truppensteller. Deutschland will sich mit 450 Mio. € beteiligen. Es wird Zeit, dass die Truppen sofort und bedingungslos abziehen! Der Krieg in Afghanistan ist noch nicht beendet, die Kriegsziele der USA und der NATO wurden weder im Irak noch in Afghanistan erreicht und doch gibt es schon wieder Kriegsdrohungen gegen andere Länder. Es wird immer wieder behauptet, der Zweck dieses Krieges sei es zu verhindern, dass Afghanistan eine sichere Zuflucht für Terroristen wird. In Wirklichkeit verfolgen die USA und die NATO-Staaten geopolitische Ziele. Auf Kosten der Bevölkerung sollen westliche Brückenköpfe am Persischen Golf in unmittelbarer Nachbarschaft von Indien, China und Russland errichtet werden: Ein unsinkbarer Flugzeugträger der NATO. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Beginn der Kriege in Afghanistan und im Irak haben sich neue Machtzentren gebildet. Russland, China und Indien drängen nach mehr Einfluss in Asien und Afrika. 6 China und Russland dehnten ihren wirtschaftlichen Einfluss bis weit nach Afrika und Europa aus. Die USFinanzkrise, der Währungsverfall des Dollars und die festgefahrenen Kriege in Afghanistan und Irak haben die USA geschwächt. Zusätzlich verloren die USA durch den sog. ‚Arabischen Frühling‘ Einfluss in Ägypten und Tunesien. Das soll nun in anderen Regionen im Nahen Osten wieder wettgemacht werden. In Libyen wurde mal eben ein ungeliebtes Regime von einer Koalition aus Frankreich, Großbritannien und den USA weggebombt. Die Waffen mit denen Aufständische und Milizen ausgerüstet wurden, destabilisieren inzwischen die ganze Region. Die Aufstände in Syrien bieten sich an, um ein Regime, das mit dem Iran und Russland verbündet ist, zu entmachten. Nach dem Beginn friedlicher Aufstände in Syrien im März 2011 herrscht in Syrien inzwischen die Sprache der Gewalt. Das US-Imperium versucht durch Einflussnahme auf eine von außen aufgebaute syrische Opposition eine neue Front in Eurasien aufzubauen. Die bewaffneten Assad-Gegner werden regional von der Türkei, SaudiArabien und Katar und international vor allem von den USA, Frankreich und Großbritannien unterstützt. Der Westen traut sich allerdings noch nicht, in Syrien direkt militärisch einzugreifen. Das Land ist besser ausgerüstet und bewaffnet als Libyen. Ein Krieg wäre nicht einfach zu gewinnen. Allerdings trommelt das NATO-Mitglied Türkei immer heftiger für einen Krieg. Die Türkei hat in den letzten Tagen mehrmals Ziele in 7 Syrien angegriffen. Die NATO steht angeblich bereit, der Türkei notfalls beizustehen. Die von der türkischen Regierung erzwungene Landung eines syrischen Verkehrsflugzeuges ist eine Kriegsprovokation. Außerdem nehmen die Kriegsdrohungen Israels und der USA gegen den Iran zu. Angeblich ist ein Angriff gegen den Iran nur noch eine Frage des Zeitpunktes. Erst soll Syrien fallen und dann der Iran. Die Kriegsdrohungen gegen den Iran kommen nicht nur aus Israel, sondern auch von den USA. Das würde zu einem Flächenbrand im Nahen und Mittleren Osten führen. Der Iran ist ein Land mit dritt größten nachgewiesenen Erdöl- und den zwei größten Erdgasreserven der Welt. Die USA und die NATO-Mächte erheben nach wie vor Anspruch auf die Rohstoffvorräte in aller Welt und insbesondere auf das Schachbrett Eurasien. Als Friedensbewegung fordern wir eine Absage an alle militärischen Interventionen weltweit! Und einen sofortiger Stopp aller Waffenlieferungen! Keine Panzerlieferungen an Saudi-Arabien und keine U-Boote an Israel! 8