einst und heute 1 HAK (Lehrplan 2004) Informationen und weiterführende Links Vorbemerkung Der Lehrplan sieht die Vermittlung folgender Kompetenzen vor: Gegenwartskompetenz Handlungskompetenz Sachkompetenz Europakompetenz Orientierungskompetenz Fragekompetenz Rekonstruktionskompetenz Dekonstruktionskompetenz Die Unterrichtenden haben Methodenfreiheit, sie können im Rahmen dieses Lehrplanes ihre Schwerpunkte setzen. Das Lehrbuch will sie dabei unterstützten, indem es ein Überangebot an Lehrstoff liefert – Aufgabe der Lehrkräfte ist es, eine Auswahl zu treffen und nach eigener Entscheidung einzelne Stoffgebiete als wichtig oder weniger wichtig zu deklarieren. Wichtig wäre es daher, den SchülerInnen von Anfang an klar zu machen, dass dieses Unterrichtswerk nicht den „Geschichtestoff“ enthält, dessen vollständige Kenntnis für eine gute Note notwendig ist. Zudem ist auch im Lehrbuch trotz der Stofffülle eine (letztlich subjektive) Auswahl getroffen worden – eigene Schwerpunkte und Referate von SchülerInnen zu angedeuteten oder nicht aufgenommenen Themen wären eine wichtige Bereicherung des Unterrichts. Seite 7: Fragen und Arbeitsaufgaben Welche Ereignisse könnten das moderne Zeitalter einleiten? Vielleicht könnte man die SchülerInnen bitten, bevor eine allgemeine Diskussion losbricht, ein Ereignis zu notieren. Interessant wäre eine kleine statistische Auswertung. Ereignisse, die wahrscheinlich nicht genannt werden, aber ebenfalls diskutiert werden könnten: Politische Geschichte: Ende des Zweiten Weltkrieges (1945, Einsatz der Atombombe, Charta der Vereinten Nationen) Medizin: die Entwicklung der Anästhesie (1844, erste Lachgasnarkose) Naturwissenschaften: erste Formulierung der Relativitätstheorie (1905, Albert Einstein) Im Zusammenhang damit steht auch die Frage nach der Bewertung des Buchdrucks, der Entdeckung Amerikas und der ersten Weltumsegelung. Alle Ereignisse sind an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit angesiedelt. Am bedeutendsten war sicher die Entwicklung des Buchdrucks, in ihren Auswirkungen mit der modernen Datenverarbeitung zu vergleichen. Beide Fragen sollen die Problematik einer starren Grenzziehung zwischen einzelnen Epochen vor Augen führen. Menschheitsgeschichte in einem Jahr: Im Kopf lässt es sich etwa so rechnen: Eine Stunde entspricht 25 000 Jahren. Wenn man den Beginn der Antike vor 5000 Jahren ansetzt, ist das ein Fünftel, das sind zwölf Minuten. Seite 8: Arbeitsaufgabe: Welche Quellen belegen die Existenz eines Menschen? Mündliche Überlieferung in der Familie, besondere Ereignisse, die in der Erinnerung der Menschen geblieben sind. Schriftliche Aufzeichnungen: amtliche Register, kirchliche Aufzeichnungen, Chroniken (Schuljahrbücher!), vielleicht sogar Zeitungsberichte und Veröffentlichungen, Bilder (Fotos) und wahrscheinlich auch ein Grab mit Inschrift und Überresten. Schädel und Werkzeuge Seite 1 Gehirnvolumen und Bearbeitungsgrad sind wichtige Hilfen für die Datierung. Älteste Funde: mittlere Spalte jüngste Funde: Spalte ganz links Seite 9: Berichterstattung über geschichtliche Forschung Der Text über eine angebliche Hochkultur („Super-Zivilisation“) in der Antarktis wendet sich an Laien. Die reißerische Sprache („Hai-Alarm“, „Historiker ... sind schockiert“) soll Geschichtsforschung als das große Abenteuer mit sensationellen Ergebnissen verkaufen. In Wirklichkeit ist Forschungsarbeit Geduldsarbeit, auch spektakuläre Ergebnisse erhält man selten sofort. (Von der antarktischen „Superzivilisation“ ist auch nichts mehr zu hören gewesen.) Links zum „Ötzi“ http://www.uibk.ac.at/forschung/alpine_vorzeit/fundgeschichte/ Projekt mit SchülerInnen http://www.wipa.at/wipa_at/p-aussendungen/asparn/asparn_2003/steinzeithuette/txt_steinzeithuette.htm Hallstattzeit http://aeiou.iicm.tugraz.at/aeiou.encyclop.h/h118556.htm (Österreichlexikon mit vielen Links) Seite 14: Abb. 14.2 Die Steine sind dem Gebrauch schon perfekt angepasst. Sie haben eine spezielle Form und der wesentliche Fortschritt: Steine können durchbohrt werden. Seite 17: Aktuelle Situation im Zweistromland Um den SchülerInnen zu helfen, die historische Landschaft auf einer heutigen Landkarte zu finden, ist es hilfreich, auf den Zusammenhang Syrien – Assyrer zu verweisen. Durch den Einmarsch der USA im Jahr 2003 wurde der Irak völlig destabilisiert. Der Fischer Weltalmanach 2007 zählt auf den Seiten 24 f. den Irak zu den „gescheiterten“ Staaten, den Nachbarstaat Syrien zu den „zerfallenden“ Staaten. In diesem Fall könnten auch Zweifel angebracht sein. Auf jeden Fall wird diese Region lange Zeit ein schwerer Krisenherd sein, man könnte gemeinsam mit der Klasse über einen bestimmten Zeitraum hinweg (z. B. ein Monat) Zeitungsartikel über das Geschehen dort sammeln und diese besprechen. Sagen des klassischen Altertums Michael Köhlmeier hat in einer Ö1-Sendereihe die Sagen des Klassischen Altertums nacherzählt. Diese Sendungen sind als Hörbücher erhältlich, es gibt auch mehrere Buchausgaben, z. B. Michael Köhlmeier, Das große Sagenbuch des klassischen Altertums. Kremayr & Scheriau, Wien 2000. Köhlmeier verbindet sachliche Genauigkeit mit zeitgemäßer Sprache und kann blendend erzählen. Der Minotaurus, ein Stier mit Menschengestalt, wohnt im Labyrinth. Der athenischen Königssohn Theseus fährt freiwillig mit den menschlichen Opfern, die Athen alljährlich dem Halbstier darbringen muss. Er tötet das Ungeheuer und kann aus dem Labyrinth mithilfe des Fadens der Ariadne, den er beim Eingang festgemacht hatte und abspulte, wieder herausfinden. (Am Rande erwähnt: Wenn man keinen Ariadne-Faden hat, findet man aus jedem Labyrinth, wenn man mit einer Hand – links oder rechts, ohne zu wechseln – die Wand entlang streicht, es kann nur etwas dauern.) Historische Tatsachen: Festlandgriechenland war lange Zeit der Insel Kreta tributpflichtig. Die großartigen Palastbauten von Knossos scheinen für Nichteinheimische ein wahres Labyrinth gewesen zu sein. Um 1400 dürfte die Vorherrschaft der kretisch-mykenischen Kultur von den Festlandgriechen (Achäern) beendet worden sein. Seite 2 Dädalus war der Baumeister des Labyrinths. Er wurde in diesem Bauwerk zusammen mit seinem Sohn Ikarus gefangen gehalten. Mit selbstverfertigten Flügeln – Vogelfedern, die mit Wachs befestigt waren – entkam er durch die Luft. Sein Sohn kam der Sonne zu nahe, das Wachs schmolz und er stürzte ab. Links Unterrichtsprojekt mit vielen weiteren Links http://209.85.129.104/search?q=cache:ejrVysP0PeYJ:www.eduhi.at/dl/aegypten_piringer.doc+fr%C3%BC he+Hochkulturen&hl=de&ct=clnk&cd=7&gl=at&ie=UTF-8 Umfassender Text zur griechischen und römischen Antike http://www.sbg.ac.at/ges/people/rohr/vlant3_05.pdf. Seite 23: Kurz gefragt Glas war extrem teuer und konnte auch nicht in der heutigen Qualität erzeugt werden. Verglasungen dienten der Beleuchtung – durchsehen wie bei einem heutigen Fenster konnte man nicht. Immerhin wurden schon Glasscheiben (wie die mittelalterlichen „Butzenscheiben“) durch Wirbeln eines Glastropfens auf einem Stab produziert. Die Armee war die Hauptnutzerin der Straßen. Außerdem war sie mit dem Bau der Straßen beschäftigt, wenn sie nicht im Kriegseinsatz war. Römerstraßen waren so ausgelegt, dass eine Art Normfuhrwerk auch leichte Steigungen bewältigen konnte. Diese geringen Neigungswinkel entsprechen oft dem, was ein Eisenbahnzug noch ohne Hilfsmittel befahren kann. Da die Wagen keine beweglichen Achsen hatten, mussten große Kurvenradien gebaut werden, das sind auch Voraussetzungen für eine Eisenbahnstrecke. Seite 26: Arbeitsaufgaben Sklaven waren Kapital, Spezialisten wie die Haussklaven des Crassus waren sehr wertvoll. Für Dauerbeschäftigung in Bergwerken und Manufakturen war der Sklaveneinsatz am günstigsten, bei unregelmäßig anfallenden Arbeiten waren es Taglöhner. (Parallelen zu heutigen Beschäftigungsmodellen?) Freigelassene waren zur besonderen Treue ihrem ehemaligen Herrn gegenüber verpflichtet, Sklaven zum unbedingten Gehorsam, so entwickelte sich aus Sklaven und Freigelassenen der Verwaltungsapparat der Kaiser. Antike Religionen hatten kaum Vorstellungen von einem Jenseits. Das Christentum versprach als Ausgleich für das bittere Leben eine unendliche Glückseligkeit im Jenseits und war für alle Menschen offen. Der Mithraskult, der eine vergleichbare Erlösungstheologie besaß, war eine Soldatenreligion. Links Nach Bundesländern geordnetes Verzeichnis von Sammlungen der Austria Romana http://www.travelwriter.at/ueber/spuren-der-roemer/in-oesterreich/index.shtml Römer in Österreich http://geschichte.surfbrett.at/roemer/frame_top.html Seite 29: Nibelungenlied Hier sind viele historische Fakten der Völkerwanderungszeit aufgenommen worden. Attila ( got. Väterchen, durch die Hochdeutsche Lautverschiebung zu Etzel geworden) wird als Stammeskönig geschildert, der wie ein Germane herrscht. Dass Dietrich von Bern (= der Ostgotenkönig Theoderich [von Verona]) an seinem Hof lebt, ist eine Erinnerung an die Jahre, die Theoderich der Große als Geisel am Hof zu Konstantinopel verbrachte. Attila starb 453 n. Chr., um diese Zeit dürfte Theoderich geboren sein (gest. 526). Die Burgunden wurden 436 von den Römern (Aetius) und den mit ihnen verbündeten Hunnen (Attila) geschlagen, ihr Königreich ging unter, der Volksstamm wurde ins Rhônetal umgesiedelt. Seite 3 Dass Attila eine germanische Prinzessin (im Nibelungenlied Kriemhild) heiratete, dürfte auf seine letzte Gemahlin Ildiko zurückzuführen sein. Österreich ist die Landschaft, die im Nibelungenlied am genauesten beschrieben wird. Der Zug Kriemhilds der Donau entlang (von Passau über Pöchlarn, Traismauer, Tulln) bis Wien, wo die Hochzeit mit Etzel stattfindet, beweist wegen der genauen Ortskenntnis, dass der unbekannte Dichter aus diesem Raum stammte. Seite 30: Arbeitsaufgaben Zur Diskussion über die Bezahlung von PolitikerInnen sollte man vielleicht zuvor auf den Unterschied von VolksvertreterInnen und Regierungsmitgliedern hinweisen. Bei VolksvertreterInnen (= Abgeordnete) könnte man auch die Möglichkeit von reinen Sitzungsgeldern zur Diskussion stellen und die Vor- und Nachteile herausarbeiten. Ein Regierungsamt ist auf jeden Fall ein Beruf. Über die Frage, wie viel gezahlt werden soll, werden sicherlich unterschiedliche Meinungen vertreten werden. In der Antike waren politische Ämter unbezahlte Ehrenämter, das heißt im Normalfall nur etwas für die Reichen. Durch Bezahlung für die Tätigkeit kann jede/r ein Amt übernehmen – Politik kann daher auch zum Beruf werden. Wahlrechtsreform 2007: Wahlberechtigt sind österreichische StaatsbürgerInnen ab dem vollendeten 16. Lebensjahr. Die Legislaturperiode des Nationalrates dauert ab 2010 fünf statt bisher vier Jahre. Unverändert ist die Amtsdauer der Bundespräsidentin/des Bundespräsidenten: sechs Jahre, eine Wiederwahl für eine zweite Amtsperiode ist möglich. Seite 31: Zusammenfassende Arbeitsaufgaben 1) Ar(e)lape – Pöchlarn / Attersee – Pfahlbauten der Jungsteinzeit / Brigantium – Bregenz / Flavia Solva – Wagna b. Leibniz / Franzhausen – große Begräbnisstätte der Bronzezeit / Großmugel – Grabhügel der Hallstattzeit / Kleinklein – Fürstengrab (Hallstattzeit) / Juvavum – Salzburg / Lauriacum – Lorch /Mixnitz – Drachenhöhle (Steinzeitsiedlung) / Teurnia – St. Peter bei Spital an der Drau / Veldidena (auch Veldidenum) – Wilten 2a) Kulturelle Errungenschaften der Ägypter: Baukunst, Malerei und Schrift. Wenn man weiß, dass es sich um die Ausschmückung einer Grabkammer handelt, ist auch die Existenz einer Religion zu vermuten. b) Bei dieser Teilaufgabe sind auch falsche Vermutungen genauso reizvoll wie richtige. Unter anderem könnte man Folgendes annehmen: Man könnte die Bildzeichen an der Wand als Schrift deuten. Die Hervorhebung von Zeichen (weißer Untergrund, Abgrenzung) weist auf eine wichtige Information hin. (Für Champollion war das ein wichtiger Hinweis für die Entzifferung der Hieroglyphen – diese „Kartuschen“ enthalten Pharaonen-Namen.) Von den drei Gestalten hat nur eine einen menschlichen Kopf. Handelt es sich bei den anderen um Maskierte? Dass sie mächtig sind, beweist die Tatsache, dass sie beide den „Menschen“ an den Händen halten und dieser sich nicht wehrt. Wollen die beiden anderen nicht erkannt werden? Oder sind die Masken Kennzeichen einer Funktion? Ist das eine Polizeiaktion? Es muss auf jeden Fall ein heißes Klima geherrscht haben, die Oberkörper sind nackt – diese Kultur stammt nicht aus unserem Raum. 4) Ein realistischer Durchschnittswert für die Arbeitsstunde in der Industrie ist € 9,5. Nimmt man etwa siebeneinhalb Stunden als tägliche Arbeitszeit an, ergeben sich € 71,25. Ziehen wir davon (großzügig) geschätzte € 11,25 für die Tagesverpflegung ab, hat der Denarius einen Wert von € 60,– (Bruttolohn, ohne Sozialversicherung). Für den Silberpreis wurden die Preise vom 10. Mai 2004 (ORF-Teletext) herangezogen. Eine Unze (31,1 g) kostet $ 5,64, das ergibt für 4 g ca. 72,5 US-Cents. Für einen US-Dollar bezahlt man ca. 0,83 Cent. Überschlagsmäßig ergeben sich 60 Euro-Cent für einen Denarius. Die Rechenbeispiele zeigen die Schwierigkeit von historischen Geldwertberechnungen, vor allem, weil der Edelmetallwert im Lauf der Geschichte stark schwankte. Seite 4 5) Calx – Kalk, camera – Kammer, carrus – Karren, caulis – Kohl, cellarium – Keller, cerasum – Kirsche, corbis – Korb, coquina – Küche, fenestra – Fenster, fructus – Frucht, milia – Meile, moneta – Münze (vgl. Moneten), mortarium – Mörtel, mulus – Maultier, nux – Nuss, persicum – Pfirsich (persischer [Apfel]), plastrum – Pflaster, porta – Pforte, quadrum – Quader, radix – Rettich (vgl. Radieschen; radix in der Grundbedeutung Wurzel, vgl. radikal; das „r“ hat sich als mathematisches Zeichen für das Wurzelziehen erhalten), saccus – Sack, strata – Straße, tegula – Ziegel (als spätere Entlehnung nach der Lautverschiebung Tiegel), vinum – Wein Fächerübergreifendes Lernen – Mathematik Der wesentliche Vorteil ist die leichtere Teilbarkeit. 10 ist nur durch 2 und 5 teilbar, die als Basis verwendete 12 durch 2, 3, 4, 6. Es gibt also weniger Divisionen mit periodischen Zahlen als Rest. Daher verwenden wir im Allgemeinen noch immer das 12er-System bei der Kreisteilung (Vollkreis = 360 Grad). Auch die Zeitrechnung – Stunden des Tages und die Unterteilungen – basieren auf dem Duodezimalsystem. Seite 37: Fächerübergreifendes Lernen – Religion Judentum: Thora – die fünf Bücher Mose, die auch im Alten Testament enthalten sind. Talmud – Auslegung der Thora, Rechtsquelle für Gesetz und Kult des Judentums. Christentum: Altes und Neues Testament, dazu die Schriften der Kirchenlehrer Islam: Koran – die Offenbarungen Gottes, die Mohammed erhielt. Dazu die Sunna, in der Aussprüche, Entscheidungen und Verhalten des Propheten überliefert sind. Da Mohammed sich als Vollender des Monotheismus versteht, werden von ihm die Lehren von Juden- und Christentum nicht abgelehnt. Links Weltreligionen http://religion.orf.at/projekt03/religionen/religionen.htm http://www.bildungsservice.at/rpi/medien/inhalt/Weltreligionen/Weltreligionen.htm Seite 42: Quellenstellen In der ersten Quellenstelle wird der Himmel als strenge feudale Ordnung mit Gott als oberstem Lehensherrn dargestellt. Der Lehensstaat ist also eine göttliche Ordnung. Die drei Stände, Geistlichkeit, Bauern und Krieger haben fest umrissene Aufgaben. Geistlichkeit – stellt die Verbindung zu Gott her. Bauern – ernähren die anderen Stände. Krieger – beschützen die anderen (vgl. Abb. 42.1). Seite 43: Quellenstellen Wiener und Innsbrucker Stadtrecht Schon in der Antike war der Markt (Agora in Athen, Forum Romanum) das Zentrum einer Stadt. Rechte, die der Herrscher aufgrund seines Marktregales der Stadt verlieh, waren Grundlage für ihr Gedeihen. Eine reiche Stadt konnte ihre Privilegien notfalls mit Waffengewalt verteidigen. Bürger sind zwar nicht adelig, aber frei, und damit in der Stadt den Adeligen gleichgestellt, dadurch sind demokratische Verfahren (z. B. Wahl der Stadtverwaltung) möglich. Adelige mussten sich durchaus Mehrheitsbeschlüssen beugen. „Stadtluft macht frei“ Seite 5 Hörige konnten sich freikaufen, Leibeigene sollten zurückgestellt werden, was in der Praxis kaum geschah. Die Städte benötigten Arbeitskräfte, die frei gewordenen Bauerngüter konnten zu größeren Einheiten zusammengelegt und wirtschaftlicher geführt werden. Seite 47: Frauenschicksale Klara von Assisi wählte zwar die Armut, blieb aber adelig, Barbara Fugger durfte als bürgerliche Witwe durchaus den Betrieb ihres Mannes weiterführen. Agnes Bernauer übertrat durch ihre Heirat die Standesgrenzen. Fächerübergreifendes Lernen – Deutsch Friedrich Hebbel (1813–1863), „Agnes Bernauer“. Er war einer der ersten deutschen Dichter, der sich mit der Emanzipation der Frauen auseinandersetzte. Seine Dramenheldinnen („Agnes Bernauer“, „Judith“, „Herodes und Mariamne“, „Maria Magdalene“) scheitern aber. Link Universitäten http://orawww.uibk.ac.at/public_prod/owa/portal.universitaeten Seite 48, Abb. 48.2 Es handelt sich hier wahrscheinlich um die älteste Abbildung einer beweglichen Vorderachse. Seite 49: Zusammenfassende Arbeitsaufgaben 2) Die Ordnung zeigt die Arbeitsteilung zwischen Mann (links) und Frau (rechts). Bei den Gegenständen, die den Männern zugeordnet sind, erkennt man sowohl Waffen als auch bäuerliches Gerät, es könnte sich um einen bürgerlichen Haushalt handeln. Die Frau hat neben Kochen und Vorratshaltung (man beachte das Hündchen, das sehnsüchtig die Würste betrachtet) auch die Herstellung der Textilien über (einige Bilder ganz rechts dürften mit der Bearbeitung von Flachs zu tun haben). 3) Das Regest der Urkunde ist am Seitenende auf dem Kopf stehend abgedruckt. 4) Es gibt Bibelausgaben mit verschiedenen Seitenzahlen. Wenn man etwa 260 Seiten annimmt und diese mit Arbeitstagen gleichsetzt, könnte man für die Herstellung einer Bibel ein halbes bis ein Jahr annehmen (Zierbuchstaben und Fehlseiten mitgeschätzt). Auch bei schnelleren Schreibern dürften kaum mehr als vier Bibeln pro Schreiber möglich gewesen sein. Am Rande erwähnt: Die meisten Schreiber konnten nicht(!) lesen. Ihre Aufgabe bestand darin, die Zeichen der Vorlage so exakt wie möglich nachzumalen. Die Druckerei Gutenbergs dürfte in etwa zwei Jahren 180 Exemplare der Bibel hergestellt haben. Seite 52: Diskussionsthemen Solche Epochenbezeichnungen werden oft von den Massenmedien verwendet, sie sind meist zutreffend. Wie alle diese Benennungen suggerieren sie aber eine schlagartige Veränderung, wie sie am ehesten durch die Computertechnologie erfolgt ist. Menschliche Fortbewegungsarten: Das Zeitalter des Fußgehers von der Urgeschichte (600 000 v. Chr.), das bis zu den ersten Hochkulturen dauert (ca. 3000 v. Chr.). Das Kutschenzeitalter bis etwa 1830 n. Chr., das Eisenbahnzeitalter, das durch das Automobilzeitalter (seit ca. 1900) ergänzt wurde. Fast gleichzeitig kann man aber auch vom Luftfahrtzeitalter sprechen (oder es schon Ende des 18. Jahrhunderts beginnen lassen), das seine Steigerung im Raumfahrtzeitalter (1969 erste Mondlandung) gefunden hat. Seite 6 Im 20. Jahrhundert ist am ehesten durch die Entwicklung des leistungsfähigen Personalcomputers eine neue Ära eingeleitet worden. Seite 53: Fächerübergreifendes Lernen – Deutsch Umberto Eco: „Il nome della rosa“– „Der Name der Rose“ (1981) spielt im 14. Jahrhundert. In Gestalt eines Detektivromans wird ein sehr gutes Bild des 14. Jahrhunderts entworfen. Gesucht wird eine vollständige Ausgabe der „Poetik“ des Aristoteles, Grundlage der abendländischen Dichtkunst. Religion Das Alte Testament ist in Hebräisch und Aramäisch verfasst, das Neue Testament in Griechisch. Im Religionsunterricht könnte die Übersetzungsgeschichte der Bibel behandelt werden. Seite 54: Fächerübergreifendes Lernen – Mathematik Die Lehre vom goldenen Schnitt ist ein Versuch, eine Gesetzmäßigkeit des Schönen zu formulieren. Projekt Einige Werke der aufgezählten Künstler: Bruneleschi Kuppel des Domes zu Florenz, Pazzikapelle da Vinci Abendmahl, Mona Lisa Dürer Ritter, Tod und Teufel; der heilige Hieronymus; Selbstbildnis Michelangelo David, Fresken der Sixtinischen Kapelle Raffael Sixtinische Madonna, Papst Julius II. Boccaccio Decamerone (Novellensammlung) Monteverdi L`Orfeo (Oper) Präsentation Über Leonardo da Vinci gibt es CD-ROMs mit Animationen und guten Bildern, neben dem Internet findet sich auch in Bibliotheken Einiges an Information. Wichtig wäre es, dass die SchülerInnen aus dem vorhandenen Material eine eigene Auswahl treffen und sich auf einzelne Themen spezialisieren. Link http://leo.skyar.com/ Seite 56: Diskussion und Referat Der Buchdruck bewirkte eine explosionsartige Verbreitung des Wissens – zudem wurden fast alle wissenschaftlichen Werke in Latein verfasst und waren den Gelehrten Europas ohne den Umweg einer Übersetzung verständlich. Das Internet hat eine Steigerung dieser Informationsgeschwindigkeit bewirkt, man benötigt nun keinen Buchdrucker zur Verbreitung der Information, jede/r kann ihre/seine Erkenntnisse sofort weltweit veröffentlichen. Die neue Gelehrtensprache ist derzeit Englisch. Alle Voraussagen, der Computer würde zu gewaltigen Einsparungen an Papier führen, haben sich nicht bewahrheitet, das Gegenteil ist eingetreten, der Papierverbrauch ist gestiegen. Das gedruckte Buch ist in seiner Anwendung noch immer die einfachste Lösung. Geschriebene und gedruckte Information ist (wenn nicht auf säurehaltigem Papier „gespeichert“) am sichersten und dauerhaftesten. Ein Großteil der vor 20 Jahren auf Magnetband oder Disketten gespeicherten Information ist nur mehr unter Schwierigkeiten lesbar. Druckverfahren Neben dem Hochdruck gibt es noch den Tiefdruck, der qualitativ die besten Ergebnisse liefert (z. B. Kunstdrucke, Banknoten). Der sehr schnelle und ursprünglich qualitativ nicht sehr gute Flachdruck (Offsetdruck) ist im Laufe der Zeit ein sehr hochwertiges Verfahren geworden. Fächerübergreifendes Lernen – Rechtskunde Seite 7 Im Rechtskundeunterricht könnten neben dem Problem geistiges Eigentum auch die sogenannten feindlichen Übernahmen besprochen werden. Seite 57: Fächerübergreifendes Lernen – Geographie Als einfache Übung könnte man mit einem Kompass eine Europakarte einnorden und die Himmelsrichtung wichtiger Städte der europäischen Geschichte feststellen. Die ersten modernen Verfahren zur Ortsbestimmung wurden im Zweiten Weltkrieg für den Luft- und Seekrieg entwickelt (z. B. Radar, LORAN). Das genaueste Verfahren ist heute das satellitengestützte GPS (Global Positioning System), ursprünglich von den USA ebenfalls für militärische Zwecke entwickelt. Ein europäisches System ist in Planung, die Umsetzung scheitert derzeit an den finanziellen Mitteln. Seite 58: Fächerübergreifendes Lernen – Naturwissenschaften Galilei Wichtigste Erkenntnisse: Pendelgesetz, Gesetze des freien Falles, Entdeckung der Jupitermonde. Fernrohrtypen: holländisches oder galileiisches Fernrohr, astronomisches Fernrohr, Spiegelteleskop Kepler Er wirkte unter anderem in Graz und Linz (siehe auch Seite 68). Die Planetengesetze 1. Die Planeten bewegen sich in Ellipsen um die Sonne, die sich in einem Brennpunkt befindet. 2. Der Fahrstrahl (Verbindungslinie Planet – Sonne) überstreicht in derselben Zeit dieselbe Fläche. (Das bedeutet schnelle Umlaufgeschwindigkeit in Sonnennähe, langsamere in Sonnenferne.) 3. Die Quadrate der Umlaufzeiten verhalten sich wie die dritten Potenzen der (größten) Radien. Deutsch „Das Leben des Galilei“ (dritte Fassung 1955) von Bert Brecht Seite 59: Kurz gefragt Die vier Elemente in der Antike (Empedokles): Wasser, Feuer, Erde, Luft Erdbewegungen und Felssprengungen durch Schwarzpulver halfen dem Bauwesen. Böttger stellte zum ersten Mal Porzellan außerhalb Chinas her. Links Renaissance in Österreich http://www.50plus.at/austria/chronik.htm (sehr gute Seite zu vielen Geschichtethemen) Alchemie http://www.fundus.org/referat.asp?ID=5670 Gutenberg-Bibel – Kurzinfo http://aeiou.iicm.tugraz.at/aeiou.encyclop.g/g980719.htm Faksimilie der Seiten http://www.gutenbergdigital.de/gudi/start.htm Seite 61: Kurz gefragt Italienische Ausdrücke aus dem Bankwesen (Auswahl): Bank, Bankrott, Giro, Kassa, Kredit, Konto, Netto, Risiko, Skonto, Ultimo. Die Verleger hatten gegenüber ihren Handwerkern ein zweifaches Monopol: Sowohl beim Rohstoffverkauf als auch beim Ankauf der Fertigware konnten sie die Preise bestimmen. Seite 8 Fächerübergreifendes Lernen – Religion Zinsverbote gibt es im Alten Testament (z. B. „Wenn du meinem Volke leihst, ... so sei kein Wucherer gegen ihn und lege ihm keine Zinsen auf ...“ 2 Mos. 22, 25), im Neuen Testament wird die Verzinsung von Kapital anerkannt („ ... so hättest du dein Geld an die Wechsler geben sollen, dann hätte ich bei meiner Zurückkunft das Meinige mit Gewinn zurück erhalten ...“, Gleichnis von den Talenten, Mt. 25, 27). In der Spätantike entstand das kanonische Zinsverbot, das zuerst Klerikern, später allen Gläubigen verbot, Geld gegen Zinsen zu verleihen. Deutsch „Die Weber“ von Gerhard Hauptmann (1893) schildert einen Weberaufstand gegen die Ausbeutung durch den Verleger und Fabrikanten Dreißiger. Vorbild war ein schlesischer Weberaufstand 1844, der durch Militäreinsatz blutig niedergeschlagen wurde. Seite 62: Kurz gefragt Länder- und Ortsnamen, die an Kolumbus (span. „Colon“) erinnern: Kolumbien, Columbia (Hauptstadt von South Carolina), Columbus (Hauptstadt von Ohio), Colon (Provinz und deren gleichnamige Hauptstadt in Panama, Verwaltungsbezirk in Honduras) Colombo, Hauptstadt von Sri Lanka, wurde von Portugiesen gegründet, daher kein Zusammenhang mit Kolumbus. Seite 64: Kurz gefragt Die Disputation zwischen Luther und Eck lässt sich mit einer heutigen Fernsehdiskussion vergleichen, die meist politische Fragen zum Thema haben. Damals war man auch um Unterhaltung bemüht, angeblich diskutierten die beiden Glaubensstreiter auftragsgemäß einen Nachmittag darüber, ob der Hofnarr des Kurfürsten heiraten sollte oder nicht. (Das lässt sich, ob des Niveaus der behandelten Problematik durchaus mit einer heutigen Talk-Show vergleichen.) Der Ablass ist heute noch im katholischen Kirchenrecht anerkannt. Im Religionsunterricht könnte man herausarbeiten, bei welchen Anlässen er in Kraft tritt (zum Beispiel Segen „urbi et orbi“ des Papstes). Über die Haltung der katholischen Kirche zu Luther kann die Religionslehrerin, der Religionslehrer am besten Auskunft geben. Von den letzten Päpsten gibt es unterschiedliche Haltungen zum Luthertum. Benedikt XVI. spricht der Evangelischen Kirche die Eigenschaft einer Kirche ab. Der erste wichtige Schritt war die Veröffentlichung der Thesen, der zweite die Leugnung des päpstlichen Primates am Ende der Disputation mit Dr. Eck. Der dritte war die Bibelübersetzung – damit wurde die Grundlage des deutschen Protestantismus gelegt. Seite 65: Kurz gefragt Der Buchdruck hatte Luther und seine Ansichten in ganz Europa bekannt gemacht, von Jan Hus wusste man außerhalb seiner engsten Heimat zunächst nichts. Unterstützung Luthers war für die Fürsten eine Möglichkeit der Opposition gegen den Kaiser. Die Übersetzung der Bibel in die Volkssprache entmachtete die katholische Kirche, die sich als alleinige Vermittlerin für das Wort Gottes etabliert hatte. Die Kirche sah in den Übersetzungen die Gefahr der Verfälschung der Offenbarung, die nur von ihr ausgebildete Priester aufgrund einer einzigen anerkannten Bibelfassung darlegen sollten. Seite 66: Kurz gefragt Seite 9 Die gesellschaftliche Ordnung, wie sie vom Mittelalter überkommen war, galt als von Gott gegeben, Auflehnung war Sünde (vgl. Seite 42). „Als Adam pflügte und Eva spann, wo war denn da der Edelmann?“ stellt die bisherige feudale Ordnung in Frage: Am Beginn der Schöpfung gab es keine adeligen Lehensherren. Seite 67: Kurz gefragt In den Zentren des Welthandels befinden sich die wichtigsten Börsen für den Wertpapier- und Warenhandel. Am bedeutendsten ist die New Yorker Börse, oft „Wall Street“ (nach dem Sitz) genannt. London, aber auch Zürich und Frankfurt haben Weltgeltung. Im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts sind durch den Wirtschaftsaufschwung im Fernen Osten auch dort wichtige Börsenplätze wie Tokio entstanden. Nach der Protestantismusthese von Max Weber hat die kalvinistisch-protestantische Grundhaltung (Prädestinationslehre, asketische Lebenseinstellung) den modernen Kapitalismus hervorgebracht – daher sind viele Börsenplätze an frühen Zentren des Kalvinismus entstanden. Die kalvinistisch-puritanische Gesellschaftsordnung der Pilgerväter gilt heute noch in den wohlhabenden protestantischen Schichten der USA als vorbildlich. Da Wohlstand von Gott als Belohnung für die richtige Lebensweise verliehen wird, ist Armut eine Strafe Gottes. Großzügige soziale Hilfe hieße, den Willen Gottes nicht anzuerkennen, außerdem hindere sie jede Initiative aus seinem Leben etwas zu machen – also sein Verhältnis mit Gott in Ordnung zu bringen. Ein großer Teil der amerikanischen Unterhaltungsfilme und Fernsehserien vermittelt diesen Zusammenhang. Wenn die HeldInnen nicht in finanziell gesicherten Verhältnissen leben und sich mit Scheinproblemen herumschlagen müssen, so ist geschäftlicher Erfolg und Wohlstand ein angestrebtes Ziel der Handlung. Link Protestantismus in (Ober-)Österreich http://www.wabweb.net/history/frames/protooefr.htm Max Weber http://www.oeku.net/cp/theogrundlagen/theogrundlagen-88.html Seite 70: Kurz gefragt Ein „Statthalter“ ist anstatt des Herrschers Träger der Macht. Ein Angriff auf ihn ist ein Angriff auf den König von Böhmen. Friedrich V. von der Pfalz war Anführer der Union, des protestantischen Fürstenbundes. Die Annahme der böhmischen Königswürde (von der Union nicht unterstützt) war eine Provokation für den neu gewählten Habsburgerkaiser Ferdinand. Seite 71: Krieg und Zivilbevölkerung Der Fischer Weltalmanach bringt alljährlich Informationen und Karten über Konflikte und Flüchtlinge. Weltalmanach 2007, S. 22 f. Kriege und Konflikte / S. 28 f. Flüchtlinge Seite 72: Zum Brief Wallensteins combat Gefecht caldissimamente auf das Hitzigste occasion Anlass fallo in valor ein Nachlassen der Tapferkeit discouragiert entmutigt hazardosamente riskant repussiert zurückgeschlagen assekuriert sicherer geworden Seite 10 Link Dreißigjähriger Krieg – Kurzinfo http://aeiou.iicm.tugraz.at/aeiou.encyclop.d/d891764.htm Seite 75: Zusammenfassende Arbeitsaufgaben 1) Zeitungsberichte: Solche Zeitungsartikel können auch in Gruppen (zwei bis drei SchülerInnen) verfasst werden. Besonders wirkungsvoll sind sie, wenn sie durch Bilder (Internet) mit Bildunterschriften ergänzt wurden. Berichte müssen (im Unterschied zu Kommentaren) so objektiv wie möglich sein. Aufbau: Schlagzeile, eventuell Unterschlagzeile, Lead (enthält alle wichtigen Fakten in Kurzform), ausführlicher Bericht Nicht vergessen, die besten Produktionen in der Klasse auszustellen! 2) Rede eines Ureinwohners: Grundlegende Information kann Seite 63 entnommen werden. Weitere Fakten: Auf der dritten Reise nach Amerika wurde Kolumbus nach Auseinandersetzungen mit spanischen Siedlern gefangen genommen und nach Spanien zurückgebracht, ihm wurden Machtmissbrauch, Misswirtschaft und Korruption vorgeworfen, was auch auf seine Ankläger zutraf. Im Vertrag von Tordesillas (1494) wurde von Europa aus der neue Kontinent zwischen Spanien und Portugal aufgeteilt, unter anderem wird auch der Handel mit den eingeborenen Sklaven geregelt. 1504 erlässt die spanische Königin Isabella eine Verfügung, die Indianer nicht zu versklaven, damit sie christianisiert werden können. In den zwanzig Jahren, die seit der Entdeckung Amerikas vergangen waren, wurden Portugal und Spanien europäische Großmächte. Portugal war vor allem durch den Indienhandel reich geworden, Spanien verdankt seinen Aufstieg den ungeheuren Mengen an Gold, Silber und Edelsteinen, die aus Amerika importiert worden waren. 3) Bildungsreise von Hus zu Calvin: Wichtige Orte: Prag (Hus), Wittenberg, Eisenach – Wartburg (Luther), Münster (Wiedertäufer), Konstanz (Hus), Zürich (Zwingli), Genf (Calvin) 6) Kurzbiografien: Anna Boleyn, geb. um 1507, hingerichtet 19. Mai 1536, zweite Gattin Heinrich VIII. von England, ihre Tochter Elisabeth wurde englische Königin Katharina von Bora, 1499–1552. Sie floh mit anderen Mitschwestern aus dem Kloster (1523) und heiratete 1525 Luther. Albrecht Dürer, 1471–1528. Berühmter deutscher Maler, Zeichner und Grafiker. Lebensmittelpunkt war Nürnberg, erwarb wertvolle Kenntnisse durch Reisen in die Niederlande und nach Italien. Antonius van Dyke, 1599–1641. Bedeutender flämischer Maler, arbeitete einige Zeit bei Rubens und bildete sich in Italien weiter. Lebte ab 1632 als Maler für den englischen Hof in London. Philipp Melanchthon, 1497–1560. Deutscher Reformator und Humanist („Melanchthon“ ist die griechische Form des deutschen Familiennamens „Schwarzerdt“). War Freund und Mitstreiter von Martin Luther, verfasste wichtige Arbeiten über Theologie, Geschichte und Rechtssprechung. Margarethe von Österreich, 1480–1530. Tochter von Maximilian I. 1507 wurde sie von ihrem Vater zur Statthalterin der Niederlande ernannt und regierte bis zu ihrem Tode. Als geschickte Diplomatin war sie beteiligt am Zustandekommen der Liga von Cambrai (1508, Bündnis Maximilians mit dem französischen König Ludwig XII. gegen Venedig) und am sogenannten Damenfrieden von Cambrai (1529, beendete den Italienkrieg mit Frankreich und legte den Grundstein zur österreichischen Vorherrschaft in Italien). Seite 11 Thomas Morus (More), 1478–1535. Bedeutender englischer Gelehrter und Staatsmann. Ursprünglich mit dem englischen König Heinrich VIII. befreundet, für den er auch einige Schriften verfasste. Zum Bruch mit dem Herrscher kam es, als er den König als Oberhaupt der Kirche nicht anerkennen wollte. Weil er den sogenannten Suprematseid verweigerte, wurde er hingerichtet. Mit seinem Roman „Utopia“ begründete er die gleichnamige Literaturrichtung. Martin Opitz, 1597–1639. Dichter und wichtigster Literaturgelehrter des Barock. Führte neue Dichtungsformen (Sonett, Epigramm) in die deutsche Literatur ein und schuf mit dem „Buch von der deutschen Poeterey“ ein erstes grundlegendes Lehrbuch der Dichtkunst. Erasmus von Rotterdam, 1469?–1536. Der bedeutendste humanistische Gelehrte seiner Zeit. Seine Druckausgabe des Neuen Testamentes in Griechisch (mit den von ihm gestalteten griechischen Lettern) war Grundlage von Luthers Bibelübersetzung. Der Reformation stand er trotz anfänglicher Sympathien distanziert gegenüber. Rembrandt van Rijn, 1606–1669. Einer der bedeutendsten Maler und Grafiker der Niederlande. Fiel bei seinen reichen bürgerlichen Auftraggebern in Ungnade, da er die künstlerische Gestaltung seiner Bilder nicht nach ihren Wünschen ausführte (z. B. bei der sog. „Nachtwache“). Nach seinem Bankrott 1659 lebte er in Armut. Jane Seymour, 1509–1537. Sie war die dritte Gemahlin (Nachfolgerin von Anna Boleyn) Heinrich VIII. Nachdem sie 1536 Königin von England geworden war, starb sie nach der Geburt ihres Sohnes, des späteren Königs Eduard IV. Friedrich von Spee, 1591–1635. Theologe und Lyriker. Als Beichtvater von Frauen, die wegen Hexerei zum grausamen Tod verurteilt worden waren, tief erschüttert, veröffentlichte er eine Schrift gegen den Hexenwahnsinn, die ein langsames Umdenken bewirkte. 7) Flugschrift: Die Flugschrift vom Prager Fenstersturz schildert das Ereignis aus protestantischer Sicht. Der Holzschnitt ist keine „Momentaufnahme“, sie stellt nicht nur den Fenstersturz, sondern auch (rechts) die Gefangennahme eines kaiserlichen Beamten dar. Flugschriften waren Vorläufer der Zeitungen, sie wurden von Druckern in der Nähe eines Ereignisses hergestellt und im gesamten Sprachraum jahrelang vertrieben. Zeitungen unterscheiden sich von ihnen dadurch, dass sie regelmäßig erscheinen und über mehrere Ereignisse berichten. Der Dreißigjährige Krieg ist der erste Krieg, der durch Zeitungen sehr gut dokumentiert ist. Seite 76: Sklaverei Gute Information zum Thema bieten diese Internetadressen http://www.unesco-heute.de/0104/sklaverei.htm http://www.der-ueberblick.de/archiv/200201/content.html Seite 80: Anregung für eine Diskussion Jeder Staat bemüht sich um ein möglichst geringes Außenhandelsdefizit. Viele Staaten sind zwar in größeren Wirtschaftsgemeinschaften zusammengeschlossen, z. B. EU, diese errichten aber durchaus noch Handelsschranken gegen Nichtmitglieder und andere Wirtschaftsgemeinschaften. Seite 81: Kurz gefragt Die Regierungserklärung der Königin wird vom Premierminister verfasst. Seite 12 Seite 82: Fächerübergreifendes Lernen – Deutsch Als Gotthold Ephraim Lessing in theologischen Schriften die Idee der religiösen Toleranz vertrat, erwirkte sein Gegner, der Pastor Melchior Goeze, ein Veröffentlichungsverbot weiterer theologischer Abhandlungen. Da sich das Verbot aber nicht auf poetische Werke erstreckte, schrieb Lessing das Schauspiel „Nathan der Weise“. Es spielt in Jerusalem, dem Schnittpunkt der drei Weltreligionen, die durch Sultan Saladin (Islam), den Patriarchen von Jerusalem (Christentum) und Nathan (Judentum) verkörpert werden. Die Idee der Gleichberechtigung aller Religionen wird innerhalb des Dramas in der Ringparabel noch einmal eindringlich dargestellt. Kurz gefragt Alle, die nicht mit der Agrarwirtschaft befasst sind, zählen zur „unproduktiven“ Klasse (Classe stérile). Nach Quesnay bringen sie zwar ihre Arbeitskraft ein, schaffen aber keine Werte. Man vergleiche dazu die heutige Rolle des Dienstleistungssektors in der Wirtschaft. Anregung für eine Diskussion Einige Fakten: Die Physiokraten anerkannten die vorherrschende Stellung der Grundbesitzer (König, Adel, Kirche), da sie den Wohlstand durch die in Umlauf gebrachten Grundrenten vermehrten. Getreide sollte in Großbetrieben kostengünstig produziert werden, Getreideexporte sollten völlig frei sein. Prinzipiell muss alles gefördert werden, was die Einkünfte der Landwirtschaft erhöhen kann, da nur sie schafft. Damit ist auch die Forderung zu erklären, dass die Grundeigentümer als einzige Steuern zahlen sollten. Seite 84: Arbeitsaufgabe Sprachen Im Banat wurde und wird Rumänisch, Serbokroatisch und Ungarisch gesprochen. Deutsch kam nach 1720 durch die Ansiedlung von Schwaben dazu. In der Walachei wird Rumänisch gesprochen. In Serbien und Bosnien ist Serbokroatisch die Staatssprache. Seite 87: Kennzeichen des Barock Ein grundlegendes Kennzeichen des Barock ist die oftmalige Auflösung gerader Linien in Schwünge, was sich in den Abbildungen leicht erkennen lässt. Kennzeichen, die in den Bildtexten erwähnt werden: Bewegung, Räumlichkeit, Fülle, Scheinarchitektur. Streben nach der Schaffung eines Gesamtkunstwerkes. Zuordnung der Abbildungen auf Seite 88, 89 S. 69 oben links: Stift St. Florian (6) oben rechts: Schlosshof (5) S. 68 mitte: Volders (3) unten: Stams S. 69 unten links: Admont (2) unten rechts: Melk (1) Seite 90: Kurz gefragt Die amerikanische Verfassung definiert das Recht auf Leben als Menschenrecht. Es gibt in den USA auch Bundesstaaten ohne Todesstrafe, in ihnen ist die Verbrechensrate eher niedriger als in den anderen Teilstaaten. (Je gewaltbereiter eine Gesellschaft ist, desto eher ist sie für die Todesstrafe.) 2007 ist in den USA wieder einmal eine Diskussion über die Todesstrafe ausgebrochen. Es geht allerdings nicht um die Abschaffung, sondern ob „humanere“ Methoden der Hinrichtung angewendet werden sollen. Seite 13 Die Verfassung der USA galt nicht für die indigene Bevölkerung und für die SklavInnen. Seite 80: Zur Französischen Revolution Die Französische Revolution wurde durch Probleme verursacht, die auch vor anderen gewaltsamen Umstürzen (z. B. Errichtung der Tyrannis in Athen, Russische Revolution) bestanden und nicht erkannt oder gelöst werden konnten. Träger einer Revolution sind Menschen, denen Rechte vorenthalten werden, obwohl sie viele Pflichten zu erfüllen haben. Ihre Zahl wächst und oft finden sie Wortführer, die aus der privilegierten Schicht stammen, welche die Fehler ihrer Standesgenossen nur zu gut kennen. Die herrschende Schicht hat durch Misserfolge und Skandale an Ansehen verloren, bis letztlich ihre Autorität nicht mehr anerkannt wird. Festzustellen ist auch, dass vor dem Ausbruch einer Revolution die Ernährungslage der Bevölkerung schlecht ist, meistens kann schon von einer Hungersnot gesprochen werden. Obwohl in den Bauernaufständen ebenfalls eine unterprivilegierte, ausgebeutete Schicht um ihre Rechte kämpfte, ja sogar einige Anführer aus dem Adel fand, handelte es sich dabei um einzelne, vom Protestantismus getragene Ereignisse und keine gesamtdeutsche Revolution. Luther („Von der Freiheit eines Christenmenschen“), dessen Lehre von den Bauern als Rechtfertigung für ihr Handeln angeführt wurde, stärkte ausdrücklich die Autorität der Herrschenden, indem er die Aufstände als Ketzerei anprangerte. In Österreich hatte Maria Theresia durch Reformen eine grundlegende Modernisierung ihrer Länder durchgeführt. Dazu gehörte auch die Besteuerung des Adels und die Verbesserung der rechtlichen Stellung der Bauernschaft. Link Frankreich vor der Französischen Revolution http://referateguru.heim.at/Frankreich.htm Ein sehr gutes fertiges Referat – SchülerInnen sollten es nicht als eigene Leistung ausgeben. Seite 92: Zur Quellenstelle Dem Bischof werden politische Unglaubwürdigkeit und Winkelzüge vorgeworfen, die Unglaubwürdigkeit wirft man ihm auch in religiösen Dingen vor, da er mit seinem Reichtum kaum die Nachfolge Jesu Christi repräsentiert. 1649 wurde auf Veranlassung von Oliver Cromwell der englische König Karl I., der die Rechte des Parlamentes einschränken wollte, hingerichtet. Im Unterschied zu Frankreich herrschte in England ein Bürgerkrieg zwischen dem Parlament und dem Königshaus. Nach mehreren verlorenen Schlachten wurde der König an das Parlament ausgeliefert, das ihn wegen des Bruches der Verfassung zum Tode verurteilte. Dem französischen König wurde hauptsächlich Hochverrat vorgeworfen, wichtigstes Indiz war die Flucht in Richtung Deutschland, wo französische Adelige im Exil lebten und ein Heer zur Niederwerfung der Revolution aufstellen wollten. Seite 93: Kurz gefragt Die österreichische Verfassung garantiert (wie alle Verfassungen in westlichen Demokratien) die Freiheit und Gleichheit vor dem Gesetz. Allerdings muss beachtet werden, dass es Menschen- und Bürgerrechte gibt. Das Sozialversicherungssystem baut auf dem Grundsatz der Solidarität auf. Seite 14 „Dantons Tod“ von Georg Büchner (1813–1837) erschien 1835. Der Dichter verfasste es in etwa fünf Wochen. Bald nach der Fertigstellung musste er flüchten, da er an der Herstellung und Verteilung einer politischen Flugschrift beteiligt gewesen war. Der Untertitel „Dramatische Bilder aus Frankreichs Schreckensherrschaft“ deutet an, dass Büchner, seiner Zeit weit voraus, in sehr realistischen Einzelszenen und unter umfangreicher Verwendung von Originaldialogen den Kampf zwischen Robespierre und Danton beinahe im Stil einer heutigen Fernsehdokumentation auf die Bühne stellt. Seite 94: Kurz gefragt In der Römischen Republik waren die Konsuln die zwei obersten Staatsbeamten, die völlig gleichberechtigt waren und auf ein Jahr gewählt wurden. Nach Beendigung der Amtszeit mussten sie sich vor dem Senat für ihre Amtsführung rechtfertigen. Diktatoren wurden in der Römischen Republik in Notzeiten für eine bestimmte Zeit gewählt. Sie hatten uneingeschränkte Befehlsgewalt und mussten sich nach Beendigung ihrer Amtszeit nicht rechtfertigen. In der Neuzeit entstanden Diktaturen oft in der Endphase von Revolutionen (vgl. Cromwell, Robespierre, Stalin) oder wurden durch Staatsstreiche errichtet. Im 20. Jahrhundert nützten Diktatoren oft Krisen des parlamentarischen Systems (vlg. Mussolini, Hitler, Dollfuß) zur sogenannten „Machtergreifung“ aus. Seite 97: Kurz gefragt Staaten, die seit dem Wiener Kongress (und schon davor) bestanden: Portugal, Spanien, Frankreich, Großbritannien, Dänemark, Norwegen, Schweden, Österreich, Türkei (Osmanisches Reich), Russland (dazu gehört auch das in Personalunion verbundene Polen). Die Entstehung neuer Staaten nach dem Wiener Kongress ging dann leider nicht friedlich vor sich (vgl. Belgien, Italien, Deutschland) Seite 98: Arbeitsaufgabe Zeitungen und Zeitschriften dürfen in Österreich ohne behördliche Bewilligung herausgegeben werden, eine Zensur ist verboten, auch dürfen keinerlei Beschränkungen in der Verbreitung (z. B. Beförderungsverbot durch die Post) erlassen werden. Journalisten dürfen ihre Informationsquellen geheim halten. Anderseits müssen aber Gesetze, z. B. Schutz der Jugend oder der persönlichen Ehre eingehalten werden. Massenmedien sind Schulen gegenüber sehr aufgeschlossen, es ist aber ratsam, Termine, z. B. Redaktionsbesichtigungen, Einladungen an Journalisten, langfristig zu planen. Seite 99: Fächerübergreifendes Lernen – Deutsch Alle drei Dichter litten an schweren Depressionen, die bei Raimund und Stifter bis zum Selbstmord führten. Auch das Privatleben war unglücklich, Grillparzer war zwar seit 1821 bis an sein Lebensende mit Katharina Fröhlich verlobt, wagte aber nie eine Ehe, Raimund und Stifter führten Ehen, die bald völlig zerrüttet waren. Kurz gefragt „Nur net auffallen ...“ soll heute noch das Lebensmotto vieler ÖsterreicherInnen sein. Auch im Ausland hat Österreich, abgesehen von Problemen des Umgangs mit seiner Vergangenheit, den Ruf ein idyllischer kleiner Staat zu sein, in dem viel musiziert wird und man sich wenig um Politik kümmert. Oft wird auch der Vorwurf erhoben, die österreichische Neutralität sei lediglich ein Vorwand, um sich vor Verpflichtungen in Europa zu drücken. Seite 15 Wer sich nicht für Politik interessiert, weiß auch nicht, nach welchen Spielregeln die Macht im Staat ausgeübt wird. In autoritären und totalitären Staaten ist eine unpolitische Bevölkerung Voraussetzung für eine gesicherte Herrschaft. Links Literatur des Biedermeier http://www.bhak-bludenz.ac.at/literatur/biedermeier/ http://www.ned.univie.ac.at/lic/stroemung.asp?str_id=32 Seite 103: Kurz gefragt Eisenbahnen sind die günstigste Möglichkeit große Gütermengen über Land zu befördern. Sie sind an den Schienenweg gebunden, der nicht überall errichtet werden kann. Hochgeschwindigkeitszüge verbinden wegen der Lage der Bahnhöfe die Zentren von Städten. Sie sind daher eine ernsthafte Konkurrenz zum Flugzeug, da Flughäfen außerhalb der Städte liegen und die Transferzeiten oft sehr lange sind. Das Handwerk kann „maßgeschneidert“ arbeiten und auf die Wünsche ihrer KundInnen genau eingehen, die Einzelanfertigung ist allerdings wesentlich teurer. Die Dampfmaschine verstärkt und ersetzt die menschliche und tierische Arbeitskraft – der Computer verstärkt und ersetzt die Denkleistung. Die durch die Maschinen ausgelöste Industrielle Revolution vernichtete Arbeitsplätze und schuf neue. Ähnlich ist die Entwicklung auch heute durch den Einsatz der Computer. Allerdings lässt sich wegen des stark beschleunigten Fortschrittes nicht voraussagen, welche neuen Berufe von Dauer sein werden. Seite 105: Anregungen für kurze Diskussionen Liberale Ideen: Die Forderungen des politischen und kulturellen Liberalismus sind im Wesentlichen in Österreich durchgesetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren bedeutende Industrieunternehmen und Banken verstaatlicht worden, hier hat sich der Staat wieder zurückgezogen, gleichzeitig werden auch bisher traditionell staatliche Aufgaben (Post, Verkehr) privatisiert. Globalisierung: Die Aufhebung aller Handelsschranken ist eine klassische Forderung des wirtschaftlichen Liberalismus. Die Globalisierung ist möglich geworden, weil Kapital, Know-how, Güter und Daten weltweit ziemlich frei bewegt werden können. Referat mit Diskussion zum Thema Chancengleichheit Vom Gesetz her müsste Chancengleichheit bestehen. In der Praxis (Bezahlung, Führungspositionen für Frauen) sieht es anders aus. Am besten funktioniert die Gleichstellung noch im Staatsdienst. Seite 107: Kurz gefragt Das Recht auf Arbeit (L. Blanc) ist heute in vielen Staaten garantiert, auch die Idee, dass der Staat soziale Aufgaben übernehmen muss. Der Frühsozialist Saint Simon trat übrigens als einer der ersten für ein Vereintes Europa ein. Kleine Produktionsgenossenschaften können sich meist sehr flexibel an den Markt anpassen und größere Investitionen (z. B. landwirtschaftliche Maschinen) gemeinsam nutzen. Sie sind besonders erfolgreich, wenn sie Marklücken ausfüllen können. Einer Konkurrenz mit der Massenfertigung großer Industrieunternehmen sind sie nicht gewachsen. Links Wikipedia informiert sehr umfangreich http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialismus Seite 16 umfangreiche Information zur christlichen Soziallehre http://www.voegb.at/bildungsangebote/skripten/pzg/PZG-03.pdf. Seite 109: Kurz gefragt Die Verelendung der Massen ist nicht eingetreten, obwohl weltweit gesehen, noch immer der größte Teil der Menschheit in Armut lebt, ist es noch nie so vielen Menschen so gut gegangen. Große Wirtschaftskrisen, z. B. die Weltwirtschaftskrise von 1929, waren oft Überproduktionskrisen, wie sie von Marx und Engels vorausgesehen wurden, sie konnten aber immer wieder überwunden werden. Die Konzentrationstheorie, die besagt, dass sich das Kapital in immer weniger Händen konzentriert, scheint, wenn man die Entwicklung großer Konzerne verfolgt, zu stimmen. Die Umsetzung marxistischer Ideen in die Praxis ist gescheitert, in den „Volksdemokratien“ entstand eine „Neue Klasse“ (M. Dilas) von Privilegierten. Die Besserstellung von Funktionären der Partei hatte schon Lenin zugelassen und gefördert. Seite 110: Kurz gefragt Die habsburgischen Länder hatten einen großen Anteil an nicht Deutsch sprechender Bevölkerung, ein deutscher Staat mit Österreich wäre kein Nationalstaat gewesen. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen und dem Anschluss Österreichs an Deutschland wurde 1938 die Bezeichnung „Großdeutschland“ offiziell verwendet. Mit Ende des Zweiten Weltkrieges betonte Österreich seine Opferrolle und war sehr glücklich, wieder ein selbstständiger Staat zu sein, anders als zu Ende des Ersten Weltkriegs, als „Deutsch-Österreich“ sich sofort an Deutschland anschließen wollte. Seite 113: Anregung für Referate Zur künstlichen Beleuchtung: Die Verbesserung der künstlichen Beleuchtung war ursprünglich das Anliegen der Fabriksbesitzer, die so die Arbeitszeit verlängern konnten. Massenkommunikation: Postdienste, Telegrafenlinien waren zunächst nur für den staatlichen Gebrauch in Betrieb genommen worden. Erst die Erkenntnis, dass man damit auch viel Geld verdienen konnte, verschaffte Privatpersonen Zugang. Die Aufhebung der staatlichen Monopole, die in vielen Ländern Europas existierten, machten die Telekomunikations-Branche zu einem boomenden Wirtschaftszweig. Schallaufzeichnung: Edisons Phonograph zeichnete analog auf, mit der CD begann der Einzug der digitalen Schallaufzeichnung in die Unterhaltungselektronik. Seite 114: Namen und Begriffe Curie, nach Marie Curie, heute offiziell nicht mehr verwendete Maßeinheit für radioaktive Strahlung Daimler-Benz, Gottlieb Daimler und Carl Benz konstruierten unabhängig voneinander benzingetriebene Fahrzeuge. 1926 fusionierten die beiden, von den Erfindern gegründeten Unternehmen zu einer AG. Dieselmotor, Rudolf Diesel wollte den Wirkungsgrad von Verbrennungskraftmaschinen entscheidend verbessern. Der nach ihm benannte Motor erzielt den höchsten Wirkungsgrad (bis zu 46 %). Morsezeichen, Samuel Morse konstruierte den ersten brauchbaren elektrischen Telegrafen. Der heute bekannte Code wurde allerdings von Telegrafisten nach praktischen Gesichtspunkten (der am häufigsten verwendete Buchstabe „e“ ist z. B. ein Punkt) zusammengestellt. Nobelpreis, Alfred Nobel, schwedischer Industrieller und Chemiker, erfand unter anderem das Dynamit und gründete 1901 eine Stiftung, deren Vermögen die Preise für hervorragende Leistungen in den Naturwissenschaften, der Medizin und Literatur zur Verfügung stellen sollte. Die Anregung für den Friedensnobelpreis erhielt er durch die Österreicherin Bertha von Suttner. Seite 17 Ottomotor, Nikolaus Otto entwickelte aus dem von Lenoir erfundenen Gasmotor, der ähnlich wie eine Dampfmaschine arbeitete, den Viertaktmotor. Pasteurisieren, Louis Pasteur, berühmter französischer Chemiker und Mikrobiologe, entdeckte unter anderem, dass Erhitzung Mikroorganismen tötet, die den Fäulnisprozess verursachen. Röntgen, Conrad Röntgen entdeckte bei Versuchen mit Kathodenstrahlröhren eine bisher unbekannte Strahlung, die er selbst „X-Strahlen“ nannte. Für die umfassende wissenschaftliche Untersuchung dieser neuen Strahlen erhielt er als Erster den Nobelpreis für Physik (1901). Volt, Alessandro Volta wies nach, dass die sogenannte „galvanische“ und die durch Reibung entstehende Elektrizität dieselbe Natur haben. Er schuf den ersten Vorläufer der Batterie (Voltasche Säule). Nach ihm ist die Maßeinheit der elektrischen Spannung benannt. Seite 115 Arbeitsaufgaben Eine Schätzung des Fleischverbrauches sollte selbstverständlich auch die Fleischwaren (Wurst, Hamburger etc.) mit einbeziehen. Wenn man sehr vorsichtig einen durchschnittlichen Tagesverbrauch von 200 Gramm annimmt, kommt man auf einen Jahresverbrauch von 73 kg. Kurz gefragt Man könnte hier auch eine kleine anonyme Erhebung durchführen, welche Medien von den SchülerInnen konsumiert werden. Heute will man durch die Medien unterhalten werden, dass führt auch dazu, dass die Informationsaufgabe in Form von „Infotainment“ wahrgenommen wird. Seite 117: Anregung für eine Diskussion Benedek hatte erkannt, dass der Krieg nicht zu gewinnen war und die Armee schwerste Verluste erleiden würde. Mit seinem Telegramm, in dem er um die Einleitung von Friedensverhandlungen bat, setzte er sich dem Vorwurf der Feigheit aus, das Schlimmste, was man einem Offizier vorhalten konnte. Das Telegramm war daher ein sehr mutiger Schritt. Am Rande erwähnt: Kaiser Franz Josef war im Alter oft schon „etwas sehr zerstreut“. Als ihm zu Anfang des Ersten Weltkrieges die Misserfolge seiner Armee gemeldet wurden, soll er gesagt haben: „Der Benedek, der Esel, dem hab´ ich doch nie getraut ...“ – Benedek war 1881 gestorben. Seite 118: Kurz gefragt 1519 wurde der in Spanien regierende Habsburger Karl I. als Karl V. zum römischen deutschen Kaiser gewählt. Bis 1700 regierten Habsburger in Spanien und in den deutschen Ländern. Im Spanischen Erbfolgekrieg (1701–1714) verlor Frankreich zwar einige Territorien, konnte aber die spanische Krone für die Bourbonen sichern. Die von Bismarck umformulierte Depesche deutet an, der französische Botschafter sei vom Adjudanten des Kaiser hinausgeworfen worden. Seite 119: Kurz gefragt England hatte die größte Textilindustrie der Welt aufgebaut (siehe auch Industrielle Revolution), sie war von der amerikanischen Baumwolle abhängig, zahlte daher auch gute Preise. „John Brown´s Body“ ist das bekannteste Lied des amerikanischen Bürgerkrieges. Es wurde in den Nordund Südstaaten gesungen. Erste Strophe „John Brown´s body lies a mould´rin´ in the grave … (3 x) But his soul goes marching on.“ Seite 18 Refrain: „Glory glory hallelujah, glory glory hallelujah, Glory glory hallelujah, but his soul goes marching on.“ Zweite Strophe „John Brown died that the slaves might bee free … (3 x) But his soul goes marching on.“ Dritte Strophe „He captured Harper´s Ferry with his nineteen men so true, He frightened old Virginia till she trembled through and through, They hanged him for a traitor, they themselves the traitor crew, But his soul goes marching on.“ Vierte Strophe „Well, he´s gone to be a soldier in the army of the Lord … (3 x) But his soul goes marching on.“ Seite 121: Kurz gefragt Bis auf die Grünen Österreichs sehen sich alle anderen Parteien als Nachfolger der in der Monarchie gegründeten Parteien. Link Geschichte der Parteien http://lehrer.htldornbirn.vol.at/teblumar/htm_d/geschichte/geschichte_5bi.htm Umfangreiche Seite über politische Geschichte des 19. Jhs., zu Beginn die Geschichte der (österreichischen) Parteien, auch gute Information über Imperialismus und Kolonialismus. Seite 122: Kurz gefragt Imperialistische Motive Rohstoffe („Schürfrechte“), Verbreitung der eigenen Kultur, Aufnahme des Bevölkerungsüberschusses, Wohlstand durch Ankurbelung der Wirtschaft, Erhaltung des Großmachtstatus. Die Verbreitung der Kultur, und damit ist auch das Christentum gemeint, ist der moralische Deckmantel. Die Missionierung sollte die BewohnerInnen des eroberten Landes zu folgsamen Dienern erziehen, im Übrigen kapselten sich die Kolonialherren in ihren feudalen Klubs, in denen sie ihre Kultur „pflegten“, ab. Kolonien können nur von stark bewaffneten Nationen erworben und gehalten werden, das Wettrennen um die ertragreichsten Gebiete führte zu starken Spannungen zwischen den Großmächten. Seite 123: Kurz gefragt Österreich-Ungarn war wegen seiner geographischen Lage, aber auch wegen seiner Wirtschaftskraft nicht in der Lage, eine große Kriegsflotte zu unterhalten. Arbeitsaufgaben Ägypten: bis 1936 unter britischer Kontrolle, danach souverän (Sueskanalzone erst 1956 von brit. Truppen geräumt) Algerien: bis 1962 unter französischer Herrschaft Benin: französisch, 1960 Proklamation der Unabhängigkeit Botswana: britisch, Teil der Kapkolonie, 1966 unabhängig Gabun: französisch, Unabhängigkeitserklärung 1960 Kenia: britisch (einige Gebiete deutsch), volle Unabhängigkeit 1963 Kongo: Kolonie Französisch Kongo, 1960 unabhängig Libyen: italienische Kolonie, nach dem Zweiten Weltkrieg von den Alliierten besetzt, 1951 unabhängig Seite 19 Mosambik: portugiesisch, 1975 unabhängig Namibia: Deutsch-Südwestafrika, später britisch, volle Unabhängigkeit 1990 Niger: französisch, 1960 unabhängig Nigeria: britisch, 1960 unabhängig Sambia: britisch (Nordwestrhodesien), 1964 unabhängig Senegal: französisch, 1960 unabhängig (Trennung von Mali) Somalia: italienisch (einige Gebiete britisch), 1960 unabhängig Sudan: britisch, Unabhängigkeitserklärung 1956 Tansania: Deutsch-Ostafrika, 1961 unabhängig Tschad: französisch, 1960 unabhängig Zaire: Belgisch-Kongo, 1960 unabhängig Zentralafrikanische Republik: Französisch-Äquatorialafrika, 1960 unabhängig Im Dezember 1979 marschierte die Sowjetunion (Breschniew) in Afghanistan ein. Dagegen verbündeten sich islamische Widerstandskämpfer, die ursprünglich verfeindet waren. Massive Waffenhilfe erhielten sie unter anderem auch von den USA, die damals daher auch Osama Bin Laden unterstützten. Die Sowjets zogen sich 1989 endgültig zurück. Nach schweren inneren Unruhen errichteten die Taliban 1996 einen Gottesstaat. Nach dem Anschlag vom 11. September 2001 in den USA besetzte eine internationale Schutztruppe unter Führung der USA das Land. Die Situation heute könnte durch Beobachtung der Medienberichte über einen längeren Zeitraum behandelt werden. Seite 124: Anregung für ein Referat Die Bluejeans sind das Kleidungsstück, das weltweit die größte Verbreitung gefunden hat. Levi Strauss gelangte 1850 nach San Francisco und fertigte seine Arbeitshose (aus starkem Leinen und mit Nieten verstärkt) zuerst für Goldgräber. Diese hielten wesentlich länger als die bislang üblichen Hosen, die für die Arbeit und v. a. den Transport von Gesteinsproben in den Hosentaschen nicht geeignet waren. Link http://de.wikipedia.org/wiki/Jeans sehr umfangreiche Information Seite 126, 127: Kurz gefragt Durch das Kraftfahrzeug wurden Gebiete wirtschaftlich erschlossen, in die keine Eisenbahnen gebaut werden konnten. Verbrennungsmotoren führen nur einen Teil des benötigten Kraftstoffes mit sich, den für die Energiegewinnung benötigten Sauerstoff entnehmen sie der Luft. Dieselöl und Benzin sind außerdem Energieträger mit niedrigem Gewicht. Sie werden auch in Zukunft eine Rolle spielen, vor allem wenn es gelingt, ihre Energie besser auszunützen. In vielen Labors wird zum Beispiel an der Serienreife eines Autos mit einem Verbrauch von drei Litern Benzin auf 100 Kilometern gearbeitet. Kleine Luftschiffe werden ab der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder gebaut und meist zu Werbezwecken eingesetzt. Seit Ende des Jahrhunderts gibt es aber Planungen, Luftschiffe zu Transportzwecken, z. B. als „fliegende Kräne“ einzusetzen, da sie im Vergleich zu Hubschraubern sehr viel Energie sparen. Bei den Olympischen Spielen in Athen, 2004, war ein Luftschiff zur Überwachung der Stadt eingesetzt. Link http://www.pilotundluftschiff.de/Luftschiffe.htm Überlegungen zum Thema „Unsere Welt ohne Funktechnik“ werden sicher großen Pessimismus ausstrahlen. Allerdings zeigt die neuere Entwicklung, dass die Datenübertragung durch Licht (auch Infrarot) weiter zunehmen wird. (Auf einem Glasfaserkabel könnte man zum Beispiel sämtliche Seite 20 Telefongespräche der Welt gleichzeitig übertragen. Das Problem ist lediglich die Verzweigung zu den Teilnehmern.) Seite 131: Kurz gefragt Die Inserate stammen aus der vierzehntägig erscheinenden Zeitschrift „Reclams Universum“, 1916. Fast alle Inserate des gesamten Jahrganges nehmen auf den Krieg Bezug. Der Krieg wird als strapaziöses und lautes Ereignis dargestellt, zu dem auch die Heimat ihren Beitrag leisten muss, vom sparsamen Haushalten bis zu den Armee- und Jagdmessern, die man per Feldpostbrief an Soldaten schicken kann. Die Werbung für Kaffee-Ersatz und künstliches Honigaroma (das mit dem kaum in ausreichender Menge vorhandenen Zucker aufgekocht werden sollte) verrät ansatzweise, wie schlecht 1916 die Versorgungslage in Deutschland war. Seite 132: Dolchstoßlegende Bis Kriegsende standen die Armeen der Mittelmächte fast ausschließlich auf fremdem Boden. Eine Weiterführung des Krieges hätte Deutschland und Österreich zu Kriegsschauplätzen gemacht, Hunderttausende von Menschenleben gekostet und große Zerstörungen verursacht. Seite 135 Hier könnte die von Napoleon gegen England verhängte Kontinentalsperre zum Vergleich herangezogen werden (siehe S. 95). Boykottmaßnahmen werden direkt durch Schmuggel oder den Handel über Drittländer umgangen, sie betreffen besonders die ärmere Bevölkerung eines Landes, können aber dadurch auch innenpolitischen Druck erzeugen. Seite 136: Arbeitsaufgabe Insgesamt sind etwa 8,5 Millionen Menschen gefallen (Vermisste nicht mitgerechnet). Einwohnerzahlen heutiger Staaten: Österreich 8,13 Millionen Ungarn 10,18 Millionen Belgien 10,28 Millionen Portugal 10,24 Millionen Schweden 8,89 Millionen Seite 142: Zu den Quellenstellen Zar Nikolaus war ein entscheidungsschwacher Herrscher, dass der obskure Wunderheiler und selbsternannte Mönch Rasputin über die Zarin seinen Einfluss ausübte, war bekannt und schadete dem seit dem „Blutsonntag“ (1905) gesunkenen Ansehen der Monarchie weiter. Die Regierung Kerenskij hatte keinen Rückhalt, vor allem weil sie gegen den Willen der Bevölkerung den Krieg (genau so erfolglos wie die Monarchie) weiterführte. Lenins Worte beweisen, dass die Bolschewisten als vorrangiges Ziel die Machtergreifung anstrebten, Kerenskij ahnt, dass sie diese Macht nicht mehr abgeben wollen, auch um den Preis einer Diktatur – die Staatsform, die praktisch seit Lenin und seinen Nachfolgern bis 1990 (Gorbatschow streicht das Machtmonopol der Partei aus der Verfassung) die Sowjetunion kennzeichnete. Trotzki hatte als genialer Organisator die „Rote Armee“ aufgebaut, indem er viele Offiziere der Zarenamee für sich gewonnen hatte. Stalin stand ihr daher stets misstrauisch gegenüber, und säuberte sie 1937/38 gnadenlos. Seite 21 Seite 143: Bestimmte Verpflichtungen „Bestimmte Verpflichtungen“ ist ein so vager Begriff, dass eigentlich alles darunter fallen könnte, von der Gesundheit der Beschäftigten bis zur Plansollübererfüllung. In der DDR kursierte in den 1950er-Jahren folgender Witz: In einem Gefängnis treffen sich drei Arbeiter. Sie berichten, warum sie eingesperrt wurden. Der eine, weil er immer zu spät zur Arbeit kam: „Ich wurde wegen Sabotage schuldig gesprochen.“ Der zweite kam immer zu früh: „Ich wurde wegen Spionage verurteilt.“ Der dritte war stets pünktlich gewesen: „Dann wurde ich denunziert. Mein Wecker stammt nämlich aus dem Westen.“ Seite 144: Arbeitsaufgabe Die Daten der Statistiken in der ersten Spalte spiegeln die Folgen des Bürgerkrieges wieder. Die Neue Ökonomische Politik hatte kleinere und mittlere Landwirtschaften begünstigt, das zeigt sich an den Zahlen von Schafen, Ziegen und Schweinen. Durch die gewaltige Industrialisierung wurden die landwirtschaftlichen Ergebnisse der Zarenzeit nicht erreicht, die Abwanderung der Arbeitskräfte konnte auch durch den Maschineneinsatz (vgl. die Anzahl der Traktoren) nicht wettgemacht werden. Seite 145: Fragen zur Quellenstelle Der politische Witz ist eine Art Ventil für die unterdrückte öffentliche Meinung. Als kürzeste Erzählform trifft er punktgenau die Schwachstellen einer Diktatur und seiner Vertreter. Im Unterschied zu der offiziellen Literatur können politische Witze nicht zensuriert werden, ihre Autoren sind anonym. Eine Gewaltherrschaft ist leicht daran zu erkennen, dass sie das Erzählen von nicht genehmen Witzen mit den strengsten Strafen, bis hin zur Todesstrafe belegt. Die Karikatur (Abb. 145.2) beweist, dass auch Diktaturen eine Art von Witzen fördern: Der politische Gegner soll verspottet und lächerlich gemacht werden. Da ein guter Witz aber kaum Kontrolle verträgt, ist der offizielle Humor totalitärer Staaten langweilig. Ein guter Witz verspottet Tatsachen, die durch schuldhaftes Verhalten entstehen. Ethnische Herkunft oder Behinderungen sind daher kein geeignetes Thema. Seite 147: Zur Quellenstelle Mussolini ist durch die „Gewaltmaßnahmen“ als Alleinherrscher legitimiert worden – in der Demokratie ist die staatliche Gewalt aufgeteilt, die Inhaber von politischen Ämtern sind durch den Auftrag des Wählervolkes legitimiert. Seite 148: Anregung für eine Diskussion Hier könnte man als Vorbereitung von der Antike (Tyrannen in Griechenland, Bürgerkriege im alten Rom) bis zur Russischen Revolution einen Längsschnitt erarbeiten, eventuell durch Kurzreferate. Auslöser für „Machtergreifungen“ sind schlechte wirtschaftliche Verhältnisse, oft durch eine Hungersnot sichtbar geworden, Vertrauensverlust der Regierung und politische Gruppen, die mit allen Mitteln an die Macht kommen wollen. Zur Abb. 148.1 Das Wesen einer Gewaltherrschaft wird hier bewusst dargestellt: Der wild dreinblickende, zu allem entschlossene Diktator mit verschränkten Händen und in Uniform, hinter dem ein hoher Offizier die Unterstützung durch die militärische Macht symbolisiert. Seite 152, Abb. 152.1 Seite 22 Der Arbeitssuchende dürfte ein Angestellter sein, wie Hemd mit Mascherl und der Wintermantel zeigen, auch die Absicht, jede Arbeit (das beinhaltet auch Büroarbeit) anzunehmen, weist darauf hin. Arbeitsaufgabe An der Statistik über die Weltproduktion an Fertigwaren sind die Zahlen für die USA und Japan auffallend, in den USA das kontinuierliche Absinken der Produktion, in Japan das ständige Steigen. Die UdSSR ist wegen der eigenen, abgekapselten wirtschaftlichen Entwicklung (Planwirtschaft) von der Krise ebenfalls nicht betroffen. In der Industrieproduktionsstatistik zeigt sich die katastrophale Auswirkung der Wirtschaftskrise an den Zahlen für Österreich, nicht nur die niedrigste Produktion, sondern auch eine Stagnation von 1931 bis 1934. Auch die tschechoslowakische Wirtschaft wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen, das Land war stärker als Österreich industrialisiert. Anregung für eine Diskussion Die Weltwirtschaft ist durch das Stichwort Globalisierung am besten beschrieben. Einige Begriffe dazu: internationaler Kapitaleinsatz, internationale Informationsvernetzung, Dezentralisierung von Produktion und Management, Zusammenschlüsse von nationalen Wirtschaften zu größeren Wirtschaftsräumen. Österreich hat in diesem Zusammenhang vom EU-Beitritt sicherlich profitiert. Besonders bemerkenswert ist das Auftreten österreichischer Unternehmen in Osteuropa. Andererseits werden österreichische Firmen von ausländischen Unternehmen übernommen. Fächerübergreifendes Lernen: Englisch – Deutsch The Grapes of Wrath von John Steinbeck erschien 1938. Der Roman schildert das Schicksal kleiner Farmpächter aus Oklahoma, die ihre Höfe verlassen mussten und nach Kalifornien zogen, wo ihnen gute Arbeitsplätze versprochen worden waren. Dort werden sie ausgebeutet und als Streikbrecher eingesetzt. Ob die im Mittelpunkt des Werkes stehende Familie Joad überleben kann, bleibt ungewiss. Steinbeck erhielt für den Roman den Pulitzerpreis, zugleich wurde er heftig bekämpft und in Kalifornien sogar verboten. Seite 156: Fragen zu den Quellenstellen Die Rassentheorien des 19. Jahrhunderts entstanden als Rechtfertigung für den Kolonialismus. Nur wenn man die „weiße Rasse“ den anderen als überlegen gegenüberstellte, konnte man die Zerstörung hochstehender Kulturen und die Ausbeutung der eroberten Gebiete rechtfertigen. Gobineau vertrat die pseudowissenschaftliche Ansicht, körperliche Merkmale ließen auf geistige Fähigkeiten schließen. Charles Darwin entwickelte die Evolutionstheorie, die sich mit der Entstehung und Umwandlung der Arten von Lebewesen beschäftigt. Seine Lehre wurde vielfach missverstanden, zum Beispiel hat Darwin nie behauptet, der Mensch stamme vom Affen ab. Der Sozialdarwinismus versuchte den sogenannten „Kampf ums Dasein“ auf das Zusammenleben der Menschen zu übertragen, übersieht aber dabei, dass der Daseinskampf ein instinktives Verhalten ist, der Mensch aber zur Problemlösung seine Intelligenz einsetzen kann (sonst hätte die Weltbevölkerung nie so zugenommen). Das „Recht des Stärkeren“ legitimiert jede Gewalttat, alle großen Zerstörer der Geschichte haben sich darauf berufen. Seite 158: Fragen zur Quellenstelle Mit der Verordnung zum „Schutz von Volk und Staat“ wurden die wesentlichen Bürger- und Menschenrechte außer Kraft gesetzt. Da für staatliche Eingriffe keine richterliche Erlaubnis mehr eingeholt werden musste, war die Bevölkerung der Willkür von Polizei, aber auch der SA und SS ausgeliefert, denn diese Verbände konnten für Polizeiaktionen herangezogen werden. An Hand dieser Verordnung lässt sich der Begriff Polizeistaat sehr gut erklären. Seite 23 Seite 159: Arbeitsaufgabe Brecht sieht in der „Kroll-Oper“, dem Ausweichquartier des Reichstages, den würdigen Rahmen für die Sitzungen. Die Abgeordneten, deren einzige Aufgabe tatsächlich nur mehr die jubelnde Zustimmung zu den verkündeten Gesetzen war, genossen alle Privilegien von Volksvertretern, ohne Pflichten zu haben. Da zu Beginn der Sitzungen gemeinsam die Nationalhymne gesungen wurde, bezeichnete der Volksmund den Reichstag als „den teuersten Gesangsverein der Welt“. Hitler sprach ab und zu von seiner harten Jugend als Arbeiter in Wien, dass er in Wahrheit die meiste Zeit keiner Arbeit nachgegangen war, wurde verschwiegen. Anregung für eine Diskussion Politische Propaganda kann dumm sein, Wahlergebnisse belohnen hohle Phrasen aber nicht immer. Am wirkungsvollsten sind konkrete, glaubwürdige Aussagen. Das Versprechen, die Wehrdienstzeit zu verkürzen („Sechs Monate sind genug“) hat 1970 sehr zum Wahlerfolg der SPÖ unter Bruno Kreiskys beigetragen. Antisemitische Töne zogen nicht, für seinen Kontrahenten Josef Klaus wurde in der nächsten Wahl mit dem Plakatslogan „ein echter Österreicher“ (Kreisky war jüdischer Herkunft) geworben, die ÖVP verlor die Wahl. Zum Bericht des Botschafters Deutschland ist ein Einheitsstaat geworden, es wurde sogar eine „nationalsozialistische Kultur“ geschaffen. Widerstand besteht zwar, er ist von der Schnelligkeit der Entwicklung überrollt worden und sieht auch die Gewaltakte der neuen Regierung, die ein Aufbegehren sehr gefährlich machen. Eine Revolution (gewaltsamer Machtwechsel) war die nationalsozialistische Machtergreifung nicht – Hitler wurde im Rahmen der damalig gültigen Verfassung Regierungschef. Seite 161: zu den Quellenstellen Kardinal Piffl sieht den Kaiser als Urheber der Republik. Er erwähnt den Anschluss an Deutschland nicht, sondern tritt für ein Bekenntnis der „deutschen“ Bevölkerung der ehemaligen Monarchie zu diesem Staat ein, der sich allerdings als Bestandteil Deutschlands definiert hat. Die Katholische Kirche hatte wegen des vorherrschenden Protestantismus in Deutschland große Vorbehalte gegen eine Vereinigung. Die Sozialdemokraten treten für den Anschluss an Deutschland ein, weil dort die Sozialdemokratie regiert. Die Christlichsozialen würden einem Anschluss nur zustimmen, wenn ein sehr selbstständiges „Bundesland Österreich“ möglich wäre. Die im Republikgesetz schon festgeschriebene Vereinigung mit Deutschland wird nicht als endgültige Entscheidung anerkannt. Seite 163: zur Quellenstelle Untersuchungen in den USA, Anfang des 20. Jahrhunderts, haben ergeben, dass die Kinder von Einwanderern später meist akzentfrei Englisch sprachen, ihre Eltern die Sprache zwar auch erlernen konnten, die Aussprache sie aber als Einwanderer verriet. Eine Italienisierung der deutschsprachigen Bevölkerung Südtirols musste also bei den Kindern ansetzen. Zu den Quellenstellen Die Sudetengebiete bildeten kein zusammenhängendes Territorium, zugleich waren sie auch keine rein deutschsprachigen Gebiete. Praktisch wäre eine Verwaltung von Wien aus schwer durchführbar gewesen. Durch den Faschismus wurde in Südtirol eine radikale Italienisierungspolitik begonnen, das Verbot der deutschen Sprache galt nicht nur für Schulen, sondern für das gesamte öffentliche Leben. Auch privater Schulunterricht in Deutsch war mit strengen Strafen belegt. Seite 164: Zu den Prinzipien der Verfassung Das republikanische Prinzip lässt sich schlagwortartig auch mit „kein Kaiser oder König darf Österreich regieren“ formulieren. Daher ist es laut Verfassung Angehörigen des Hauses Habsburg verboten, ein Seite 24 Regierungsamt auszuüben. (Diese Bestimmung wird vom ehemaligen Herrscherhaus beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte beeinsprucht.) Zum demokratischen Prinzip: Die Gesetzgebung erfolgt durch indirekte Demokratie, die Abgeordneten zum Nationalrat sind daher nicht nur dem Titel nach Volks-Vertreter! (Den meisten StaatsbürgerInnen, auch in unseren Schulen, ist das kaum bewusst, versuchen Sie einmal, nach dem Unterschied zwischen Abgeordneten und MinisterInnen zu fragen.) Das föderalistische Prinzip ist den SchülerInnen im Wesentlichen klar. Am Rande erwähnt: Die Verfassung sieht vor, dass bei Auflösung der Republik das Vermögen an die Bundesländer verteilt wird. Zum Rechtsstaat kann man als Vergleich den Begriff Polizeistaat heranziehen, auch der bei uns weniger bekannte Ausdruck Richterstaat, wie er für die USA teilweise anzuwenden ist. In den Vereinigten Staaten stehen die Richter in vielen Bereichen über dem Gesetz, durch ihre Urteile schaffen sie neues Recht, diese Präzedenzfälle sind Vorbild für weitere Entscheidungen. Oberstes Organ des Föderalismus ist der Bundesrat, der allerdings nur geringe Befugnisse besitzt. Die Länder und Gemeinden (nicht die Bezirke) haben im Rahmen der Verfassung eigene legislative Kompetenzen. Link http://referateguru.heim.at/Erste-Republik-Oesterreichs.htm Ein sehr gut aufgebautes Referat zur Ersten Republik – sollte von SchülerInnen aber nicht als eigene Leistung ausgegeben werden. Seite 165: Frage zur Quellenstelle Bis zum Zweiten Weltkrieg war Kohle der wichtigste Energieträger und auch wichtiger Grundstoff der chemischen Industrie. Die Heizung der Wohnungen erfolgte direkt oder indirekt (Gaserzeugung) meist durch Kohle, der größte Teil der Eisenbahnstrecken Österreichs wurde mit Dampflokomotiven befahren. Zur Statistik Die reinen Zahlenangaben liefern ein durchaus optimistisches Bild. Auch Hugo Portisch nannte einen Teil seiner Fernsehserie über die Erste Republik „Die unterschätzte Republik“. Eisenerz und die Industrie boten günstige Voraussetzung, das Problem war, dass die Wirtschaftsbeziehungen durch den Zerfall der Monarchie abgerissen waren. In den Nachfolgestaaten herrschte Misstrauen gegenüber Österreich, das vielleicht auf wirtschaftlichem Gebiet wieder eine Vorherrschaft errichten wollte. Eine bessere Zusammenarbeit hätte aber sicher allen Staaten genützt. Seite 166: Fächerübergreifendes Lernen Die Inflationsrate wird von der Statistik Austria (vorher Österreichisches Statistisches Zentralamt) in Wien ermittelt. Sowohl Inflation als auch Deflation schädigen die Volkswirtschaft, weil der Wert des umlaufenden Geldes nicht dem Wert der erwerbbaren Güter entspricht. Die Inflation, erhöhter Geldumlauf, vernichtet die Geldreserven (Sparbücher, Rücklagen) und schreitet, wenn sie nicht bekämpft wird, weiter bis zur völligen Geldentwertung. Die Deflation, Geldknappheit, schwächt die Kaufkraft, führt zum Schrumpfen der Wirtschaft bis zur schweren Krise. Staatliche Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung reichen vom Eingriff in die Bankzinsen (eine Erhöhung der Kreditzinsen verringt den Geldumlauf, bremst aber die Konjunktur) bis zur Einführung einer neuen Währung mit meist sehr ungünstigem Umtausch im Verhältnis zur alten. Link http://www.statistik.at/ Seite 167: Wirtschaftliche und soziale Lage in Österreich und Wachstumsraten Seite 25 Gegenwärtige Wirtschaftskrisen werden mit dem erfolgreichen Konzept der vergangenen Krise erfolglos bekämpft. Alle Statistiken zeigen die Folgen der Deflationspolitik – aus Angst vor einer neuen Inflation setzte Österreich auf einen starken Schilling. Der Alpendollar war eine der stabilsten Währungen der Welt, daher sehr knapp. Er fehlte der Wirtschaft genauso wie den Arbeitnehmern. So konnten auch Exporte nicht gefördert werden und die Kaufkraft der Bevölkerung fehlte. Seite 168: Staatskanzler Renner Als nach den Oktoberwahlen 1919 das bürgerliche Lager eine Mehrheit errungen hatte, setzte sich der linke Flügel der Sozialdemokraten durch, die Sozialdemokraten gingen in die Oppositon. Renner musste das akzeptieren – letztlich hatte sich die Republik konsolidiert und von einer Anarchie war nicht mehr die Rede. Seite 170: Interpretation der Wahlplakate Hauptgegner der Christlichsozialen waren die Sozialdemokraten. Der „rote Brandstifter“, der Wien bedroht, spielt durch seine Uniformierung auf die Russische Revolution an. Das Plakat der Großdeutschen in Sütterlinschrift („deutsche Schreibschrift“): „Bist Du ein Deutscher? Dann kannst Du nicht für rot oder schwarz stimmen. Wähle Großdeutsch!“ Da Schwarz-Weiß-Rot die Farben der deutschen Nationalfahne waren, liegt im Slogan – „nicht für rot oder schwarz stimmen“ – die Betonung auf dem Wörtchen „oder“! Das sozialdemokratische Plakat stellt den Klassenkampf im Kapitalismus dar, wie ihn der Marxismus sieht: Es gibt nur mehr zwei Klassen, die Vereinigung der Proletarier findet durch die Wahl statt. Die „Einheitsfront des Kapitalismus“ setzt sich aus vielen, relativ blass dargestellten Vertretern zusammen, ein kraftvoller Arbeiter verkörpert die Einheit des Proletariats. Seite 171: Zu den Quellenstellen Die Unterschiede der Darstellung in den beiden Quellenstellen sind selbstverständlich durch die unterschiedlichen Standpunkte erklärbar, die nicht nur politisch, sondern durchaus auch örtlich zu verstehen sind. Sozialdemokraten haben als Kundgebungsteilnehmer eine andere Wahrnehmung als die Polizei, die von außen eingriff. Die Zahl der Toten und Verwundeten wird von beiden Darstellungen unterschätzt, die tragische Wirklichkeit stand erst einige Tage später fest. Die Unterschiede in den Angaben sollen die Gegenseite belasten. Eine der wichtigsten Tätigkeiten der HistorikerInnen ist die Quellenkritik. Nicht nur die Verwendung möglichst vieler Quellen ist wichtig, sondern auch die Kenntnis der jeweiligen Sichtweise. Seite 172: Zu den Quellenstellen Beide politischen Richtungen wollen die Macht im Staat, Gegner ist die andere Partei. Das „Linzer Programm“ ist „sozialdemokratisch“, die Macht im Staat soll mit den von der Verfassung vorgesehenen Mitteln errungen werden. Falls die Demokratie und somit die geltende Verfassung von den politischen Gegnern beseitigt wird, kann nur mehr Gewalt zur Macht verhelfen. Der „Korneuburger Eid“ fordert die Errichtung eines faschistischen Staates, die Demokratie muss daher beseitigt werden. Autoritäre Elemente: Machtergreifung, Ablehnung der parlamentarischen Demokratie, starke (= autoritäre) Staatsführung, Kampf gegen die politischen Gegner. Seite 173: Entscheidung des Bundespräsidenten Seite 26 Laut Verfassung kann der Bundespräsident eine Regierung entlassen oder bestellen, den Nationalrat auflösen und Neuwahlen ausschreiben, Notverordnungen (z. B. wenn der Nationalrat verhindert ist!) erlassen. Diese Möglichkeiten könnte man mit der Klasse diskutieren. Neuwahlen mit anschließender Regierungsneubildung aufgrund des Wahlergebnisses wären ein einfacher, verfassungskonformer Vorgang gewesen. Seite 174: Zur „Selbstausschaltung“ Man könnte dazu folgenden Vergleich treffen: Nachdem das Auto eine Panne hatte, wurde es nicht repariert, sondern nie mehr in Betrieb genommen. Das Parlament hatte sich zwar selbst gelähmt, ausgeschaltet wurde es von der Regierung. Es wäre gewohnheitsrechtlich durchaus möglich gewesen, dass der älteste Abgeordnete den Vorsitz übernimmt, die Sitzung schließt und einen neuen Sitzungstermin festlegt. Karl Renner vertrat die Ansicht, dass der Rücktritt des dritten Präsidenten, Straffner, überhaupt ungültig gewesen sei, weil er zunächst eine Sitzung mit dem Tagesordnungspunkt „Neuwahl des Präsidiums“ einberufen hätte müssen. Zur Statistik Der Rückgang auf fast ein Achtel der bisherigen Einnahmen aus dem Fremdenverkehr war ein schwerer Schaden für die österreichische Wirtschaft und somit für die Regierung Dollfuß. „Wäre [der finanzielle Schaden] das Resultat einer Wirtschaftssanktion gewesen, die ganze Welt hätte aufgehorcht. [...] Die 1000-Mark-Sperre begriff die Welt nicht, aber sie hatte die Wirkung von schweren, lang andauernden Wirtschaftssanktionen.“ (Hugo Portisch, Österreich I, Band 2: Abschied von Österreich. Heyne Verlag München, S. 146.) Zur Trabrennplatzrede Dollfuß definiert sich und seine Bewegung als antikapitalistisch und antimarxistisch, was ihm aber keine Sympathien bei links oder rechts brachte. Der österreichische Ständestaat stützt sich, im Unterschied zum italienischen Faschismus, auf die Kirche und deren Soziallehre. Persönliche Autorität können und müssen Politiker in einer Demokratie auch besitzen, Personen mit geringer Autorität können nur in entsprechenden politischen Systemen Macht ausüben und die Macht des Systems als Folge der eigenen Autorität ausgeben. Dollfuß besaß bei seinen Anhängern zwar wesentlich mehr Ansehen als sein Nachfolger Schuschnigg, wurde aber von seinen politischen Gegner oft verspottet, politisch nicht korrekt auch wegen seiner geringen Körpergröße („Millimetternich“). Seite 175: Mussolinibrief Mussolinis Ansichten haben Dollfuss und Schuschnigg ebenfalls vertreten: Wenn die Regierung in Österreich den Marxismus (dessen Hauptvertreter die Sozialdemokraten waren) ausschaltet, hätte das nationalsozialistische Deutschland keinen Grund mehr, in Österreich einzugreifen. Dass Hitler das Land, seine Bodenschätze und seine Menschen für den von ihm geplanten Krieg benötigte, wurde nicht erkannt. Außenpolitisch war Österreich isoliert, durch die Errichtung der Diktatur und die Hinrichtung von Arbeiterführern hatte es sämtliche Sympathien Englands und Frankreichs verloren, nur das faschistische Italien gab Rückhalt. Seite 176: Frage zur Präambel der Verfassung Das Volk ist nicht mehr der Souverän des Staates. Die neue Verfassung beruft sich auf Gott als Souverän. Der Bundesstaat ist ein „Ständestaat“, in dem nach dem Prinzip des Faschismus nicht Parteien, sondern die Berufsstände die Interessen der BürgerInnen vertreten. Man beachte auch die Präambeln: „Der Nationalrat hat beschlossen ...“ „Im Namen Gottes ...“ Seite 27 Seite 177: Zu den Quellenstellen Die Zurückhaltung der Nationalsozialisten hinsichtlich des Juli-Abkommens erklärt sich teilweise aus der Angst, die Beziehungen zwischen den beiden Staaten könnten sich normalisieren, was nicht im Sinne der teilweise mit brutalem Terror agierenden Parteigänger Hitlers war. Die Zustimmung christlichsozialer Akademiker wiegt gering, die Vorbehalte des Heimatschutzes spiegeln eher die Grundstimmung der christlichsozialen Kernschichten wieder. Für die Sozialdemokraten war das Juli-Abkommen ein Vertrag zwischen ihren politischen Gegnern, die Teilnahmslosigkeit erklärt sich auch aus der Ahnung, wie wenig sich Hitler um die Einhaltung von Verträgen kümmert. Das Ansehen einer Regierung wird auch daran gemessen, wie sehr es ihr gelingt, die wirtschaftlichen Probleme zu meistern. Hier konnte die Regierung Schuschnigg keine Erfolge aufweisen. Die große Not, die in weiten Kreisen der Bevölkerung herrschte, brachte den Nationalsozialisten viele Anhänger auch aus den Reihen der Sozialdemokraten – die von Deutschland aus gesteuerte Propaganda stellte die NSDAP als „Arbeiterpartei“ dar. Seite 179: Schwäche Österreichs Die österreichische Politik litt von Anfang an unter dem mangelnden Vertrauen in den neuen Staat; für Demokratie und republikanische Staatsform traten nicht alle politischen Kräfte ein. Die Abschaffung der Demokratie in vielen europäischen Staaten, die zwei großen diktatorischen Nachbarstaaten Italien und Deutschland schwächten das österreichische Selbstvertrauen weiter. Auch die Dauerkrise der Wirtschaft hatte dazu beigetragen, dass man im Anschluss an Deutschland die bessere Zukunft sah. Seite 181: Arbeitsaufgabe Vertriebene ÖsterreicherInnen: Otto Loewi Erwin Schrödinger Franz Hess Lise Meitner (aus Berlin emigriert) Sigmund Freud, Anna Freud Charlotte Bühler Robert Musil Elias Canetti Arnold Schönberg (aus Berlin emigriert) Oskar Kokoschka (aus Prag emigriert) Otto Neurath (1934 emigriert) Fächerübergreifendes Lernen – Deutsch „Jedermann“, das Spiel vom Tod eines reichen Mannes, wurde zum ersten Mal Ende des 15. Jahrhunderts dramatisiert. Hugo von Hofmannsthal schrieb es 1911. Den reichen Jedermann haben alle guten Freunde verlassen, als der Tod sich ankündigt, und Gottes Gericht über sein Leben urteilen wird. Nur die guten Werke und der Glaube begleiten und retten ihn. Obwohl Form und Sprache noch stark an ein mittelalterliches Mysterienspiel erinnern, ist das Drama alljährlicher Publikumsmagnet der Salzburger Festspiele. Seite 183: Radio und Fernsehen im Internet Radio und TV-Stationen http://www.geocities.com/ResearchTriangle/1803/tv.htm Seite 28 Musiksender http://www.webradio128.de/ Internetradio http://de.wikipedia.org/wiki/Internetradio Seite 185: Arbeitsaufgabe In allen drei Staaten waren unter anderem wirtschaftliche Probleme Ursachen für die Entstehung autoritärer Systeme. Die Monarchen misstrauten der Demokratie und begünstigten autoritäre Führer, sie verfügten aber auch noch über Kompetenzen, z. B. setzte der italienische König Mussolini 1943 ab. Hitler kam in einer Republik an die Macht, nach dem Tode Hindenburgs war er Alleinherrscher Seite 186: Anregung für Referate Einige Fakten zu Spanien: 1971 hatte Franco Prinz Juan Carlos zu seinem Nachfolger bestimmt. Als Franco 1975 starb, stellte der neue König gemeinsam mit dem Ministerpräsidenten Suarez Gonzalez die Weichen für die Einführung einer parlamentarischen Demokratie, 1977 fanden Parlamentswahlen statt, 1978 trat eine neue Verfassung in Kraft. Ein Putschversuch rechtsgerichteter Militärs scheiterte 1981 auch am entschiedenen Widerstand des Königs. Nach dem Tode Francos wurde Spanien verstärkt industrialisiert. 1970 waren ca. 27 % der Arbeitskräfte im Agrarbereich tätig, 2004 3 % Die große Bedeutung des Fremdenverkehrs zeigt die Prozentzahl der im Dienstleistungssektor Beschäftigten: 67,2 %; 1970 waren es 37,5 %. Ernest Hemingway (1899–1961, Nobelpreis 1954) war 1936/37 Kriegsberichterstatter auf republikanischer Seite im Spanischen Bürgerkrieg. „For Whom the Bells Tolls“ erschien 1940 und war einer seiner größten Erfolge. Der Held des Romans, der amerikanische Universitätsdozent Robert Jordan, trägt stark autobiografische Züge. Er hat sich einer Gruppe republikanischer Partisanen angeschlossen, deren Lage angesichts der faschistischen Übermacht aussichtslos geworden ist. Am Ende deckt er, schwer verwundet, den Rückzug der Truppe und weiß, dass er vom Feind getötet wird. Das Buch wurde 1943 mit Gary Cooper und Ingrid Bergmann, Regie Sam Woods, verfilmt. Seite 187: Arbeitsaufgabe Kriegsvorbereitung: Ausschaltung der Opposition, Stärkung des Wehrwillens, allgemeine Wehrpflicht, Suche nach Bundesgenossen zum Krieg kann führen: Verstöße gegen den Vertrag von Versailles, Eroberung von Lebensraum Seite 188: Fragen zur Außenpolitik Den Versailler Vertrag verletzen (* zugleich Kriegsvorbereitung): die allgemeine Wehrpflicht * Flottenabkommen mit England * Besetzung des Rheinlandes Anschluss Österreichs Vorbereitung des Krieges Anschluss der Sudetengebiete (sollte nach Hitlers Absicht bereits durch einen Krieg erfolgen!) Besetzung der „Rest-Tschechei“ Kündigung des Flottenabkommens mit England Kündigung des Nichtangriffspaktes mit Polen Deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakt Seite 29 Seite 189: Kurz gefragt Erster Bruch des Vertrages von Versailles: allgemeine Wehrpflicht Besetzung des Rheinlandes: erster militärischer Einmarsch Anschluss Österreichs: Besetzung eines fremden Staates Besetzung der „Rest-Tschechei“: Eroberung eines nicht-deutschen Staates Seite 190: Arbeitsaufgabe Bei der Ersten Polnischen Teilung (1772) hatten sich durch einen Vertrag Russland, Preußen und die Habsburger-Monarchie große Gebiete des Landes angeeignet, die Zweite Polnische Teilung (1793) fand auf Initiative Preußens und Russlands statt, 1795 wurde Polen dann endgültig unter den drei Großmächten aufgeteilt. Preußen war bei der Niederwerfung Napoleons mit dem Zarenreich verbündet. 1922 vereinbarten die Sowjetunion und Deutschland im Vertrag von Rapallo eine enge Zusammenarbeit auf wirtschaftlichem und militärischem Gebiet. Die Sowjetunion will sich durch den Abschluss des Nichtangriffpaktes aus einem europäischen Konflikt heraushalten, ohne jedoch auf Gebietsgewinne verzichten zu müssen. Seite 195: Zur „Kleinen Zeitung“ vom Oktober 1944 Mit Verschlechterung der Kriegslage wurde bewusst das Gerücht von Wunderwaffen in Umlauf gesetzt, deren Einsatz eine Wende herbeiführen sollte. Der Einsatz der „Vergeltungswaffen“ (V1, V2) war ein Fehlschlag, der auch bald von der Bevölkerung als solcher erkannt worden war. Nun wird die stärkste Wunderwaffe definiert: das ganze Volk. Der „Volkssturm“ hatte, wie sich zeigte, keinerlei militärische Bedeutung, sein Einsatz vermehrte die Zahl der Opfer und das Misstrauen der Alliierten gegen die Bevölkerung. Anregung für eine Diskussion Goebbels sieht im deutschen Volk den Schuldigen an allem, was geschehen ist. Bei einer Diskussion sollte man auch abwägen, wie man schuldig werden konnte, welche Möglichkeiten es gab, anständig zu bleiben, in welchen Bereichen ein Widerstand möglich war. Wichtig ist auch eine Diskussion über die Frage, bis wann kein Zwang bestand, mit dem Nationalsozialismus mitzuarbeiten. Links Holocaust-Gedenkstätten http://www.erinnern.at/e_bibliothek/gedenkstatten Zivildienstleistung http://www.oedenburgerstrasse.at/-artikel/contentParagraph/01/file/fundraising.pdf. Seite 201: Kurz gefragt Die „Endlösung der Judenfrage“, wie der Massenmord verharmlosend hieß, wurde im Wesentlichen geheim gehalten, obwohl vieles von den nicht Beteiligten geahnt wurde. Der Aufstand sollte die Weltöffentlichkeit aufmerksam machen. Seite 202: Zusammenfassende Arbeitsaufgaben 1a) Die Zeitung, aus der zitiert wird, wurde zufällig gefunden. Nichts von weltgeschichtlicher Bedeutung geschah damals, trotzdem ist sie eine sehr gute Quelle über das tägliche Leben im März 1927. „Verhaftung eines deutschen Journalisten...“ Seite 30 Italien ist faschistische Diktatur unter Mussolini, Deutschland Republik. Der Faschismus glaubte, durch die Vereinigung von Arbeitgebern und -nehmern in den Berufsständen den Klassenkampf zu verhindern. Die italienische Polizei versucht, Druck auf deutsche Medien und damit Zensur auszuüben. „Straßensperre ...“ Diese heute asphaltierte Straße war eine Schotterstraße. Offensichtlich war niemand für die Verbesserung der Straßenverhältnisse zuständig, weil es dem Wetter überlassen war, die Straße wieder befahrbar zu machen. Autos waren selten. Zum Vergleich Deutschland (Stand Juli 1927): 267 224 Pkw, 100 969 Lkw. Einwohner ca. 63 Millionen Menschen (1925) „Radioprogramm ...“ Die Bildungsaufgabe des Rundfunks wurde lange Zeit höher bewertet als die Unterhaltungsfunktion. (Die Bezeichnung „Unterhaltungsrundfunk“ diente zur Unterscheidung vom kommerziellen Funkverkehr, in dem „Rundfunk“ ein Funktelegramm oder einen Spruch an alle Stationen bedeutete.) Politische Informationssendungen fehlten, die ersten Nachrichtentexte der RAVAG (RAdioVerkehrsAktienGesellschaft“) kamen später aus dem Innenministerium. Der Grazer Sender produzierte für die wenigen HörerInnen kaum eigene Sendungen. „Anzeigen ...“ 2005 kostet eine kleinformatige Boulevardzeitung 0,9 €. Rechnet man das auf das Verhältnis von 7 Groschen zu 100 Schilling um, so erhält man einen ungefähren Wert von 1288 € für die 100 S. Da es damals im Alltagsleben keinen bargeldlosen Zahlungsverkehr gab, war eine Banknote dieses Wertes auffällig. Der Finder hätte sich beim Einwechseln verdächtig gemacht. 1c) Informationspolitik Phrasen, die über das entsetzliche Geschehen hinwegtäuschen sollten: heroisches Ringen – heldenhafter und aufopfernder Widerstand – unsterbliche Ehre an die Fahnen geheftet – verkrallen sich in die Trümmer Die Bezeichnungen für die deutschen Truppen in Stalingrad wechseln tageweise – einige lassen ahnen, wie wenige Soldaten noch leben: deutsche Truppen – deutsche Kräftegruppe – Verteidiger von Stalingrad – 6. Armee – die Verteidiger ... auf engstem Raum zusammengeschlossen – noch kampffähige Teile der 6. Armee – Verteidiger – Südfront – Südgruppe der 6. Armee. Informationen aus dem neutralen Ausland waren für den NS-Staat noch gefährlicher als aus Feindstaaten. Hier fiel das Argument der „Propagandahetze“ weg, die sehr objektive Berichterstattung z. B. des Schweizer Rundfunks hätte aufgedeckt, wie sehr die gleichgeschalteten Medien Deutschlands die Wahrheit vertuschten. c) Die wichtigste Informationsquelle ist heute das Internet – alle großen in- und ausländischen Zeitungen und Zeitschriften sind mit Internetausgaben zu finden. Auch Radio- und Fernsehprogramme (siehe Anmerkung zu Seite 53) können weltweit abgerufen werden. Demgegenüber hat der Kurzwellenrundfunk an Bedeutung verloren, dennoch senden viele Staaten noch für das Ausland, deutschsprachige Dienste sind leider seltener geworden. 2) Anregung für ein Projekt Karl Farkasch – Kabarettist in der Ersten und Zweiten Republik, † 1971 Egon Fridell – Schriftsteller und Kulturhistoriker, † 1938 (Selbstmord nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht) Fritz Grünbaum – Kabarettist, † 1941 (KZ-Dachau) Franz Jägerstätter – Landwirt, Wehrdienstverweiger, † 1943 (hingerichtet) Oskar Karweis – Schauspieler, † 1956 Jakob Kastelic – führender österreichischer Widerstandskämpfer, † 1944 (hingerichtet) Alfred Klar – Journalist, † 1944 (beim Warschauer Aufstand erschossen) Oskar Kokoschka – Maler und Grafiker, † 1980 Hermann Leopoldi – Kabarettist in der Ersten und Zweiten Republik, † 1959 Robert Musil – Dichter, † 1942 Max Reinhardt – Schauspieler, Regisseur, Theaterfachmann, † 1943 Schwester Maria Restituta – Ordensschwester, † 1943 (hingerichtet) Seite 31 Joseph Roth – Dichter, † 1939 Roman Karl Scholz – Augustiner Chorherr, † 1944 (hingerichtet) Arnold Schönberg – Komponist, † 1951 Karl (auch Carl) Szokoll – Offizier und Widerstandskämpfer, † 2004 Franz Werfel – Dichter, † 1945 Stefan Zweig – Dichter, † 1942 (Selbstmord) Seite 32