Textbeispiele - Profil — Universität Bonn

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Textbeispiele aus: Manfred GROTEN/Georg MÖLICH/Gisela MUSCHIOL/Joachim OEPEN (Hgg.): Nordrheinisches
Klosterbuch: Lexikon der Stifte und Klöster bis 1815. Teil 1: Aachen bis Düren (= Studien zur Kölner
Kirchengeschichte 37,1). Siegburg (Verlag Franz Schmitt) 2009 © .
AACHEN – Marienstift
(Um 800 – 1802)
Das Aachener Marienstift [M.] nahm unter den geistlichen Instituten Deutschlands eine Sonderstellung ein.
Seine Kirche, der heutige Aachener Dom, war Gründungs- und Grabeskirche Karls des Großen, im Mittelalter
die Krönungskirche der deutschen Kgg. und darüber hinaus eine der bedeutendsten Wallfahrtskirchen
Mitteleuropas. Für die Entstehung und Entwicklung Aachens war das M. von herausragender Bedeutung; seit
dem 13./14. Jh. verlor das Stift allerdings diese Stellung und es konnte lediglich in seiner Immunität eine starke
Stellung bewahren. – Vom umfangreichen Quellenmaterial sind bislang nur Teile ediert worden. Die
Aufarbeitung der Stiftsgeschichte, einschließlich seiner Ausstattung und baulichen Entwicklung, weist trotz
einer großen Vielzahl an Publikationen für einzelne wichtige Bereiche (u. a. die jüngere Personalgeschichte)
größere Lücken auf.
1.1. Aachen, Kl.platz
1.1.1. Btm. Lüttich (1789); Btm. Aachen (1802).
1.1.2. Reichsstadt Aachen (1789); Französische Republik (1802).
1.2. „Ecclesia“ (812); „Sanctae Dei genitricis [!] basilica, quam capellam vocant“ (829); „Basilica Aquisgrani“
(833/836); „Monasterium“ (855); „Abbatia“ (870); „Oratorium“ (1052/56); „Ecclesia collegiata“ (1166);
„Aquensis ecclesia sedes et caput regni“ (1174); „Nobilis et regalis Aquensis ecclesia“ (1185); „Imperialis
capella“ (1207).
1.2.1. Kollegiatstift
1.2.2. Kanoniker
1.2.3. Maria; Karl der Große nach seiner Kanonisation (1165) als zweiter Patron; Konpatrone: Corona und
Leopardus.
1.2.5. Stifts-/Kapitelssiegel: Hll.siegel, Maria-Orans (Mitte 12. Jh.); Hll.siegel, Maria sitzend (um 1160/70);
Hll.siegel, Gekrönte Madonna (1191/97) [Rhein. Siegel, Taf. 1, Nr. 4, 6, 7]. – Stifts-/Kapitelssiegel (Adcausas-Siegel): Hll.siegel, Verkündigung Mariens (um 1252, außerdem zweites Siegel 1308/11); Hll.siegel,
Verkündigung Mariens und Stiftswappen (1528) (wie Wappenschild), rückseitig das Meisterzeichen von Hans
v. Reutlingen [ebd., Taf. 1, Nr. 8, 10; Taf. 2, Nr. 1]. – Stifts-/Kapitelssiegel (Sekretsiegel): Hll.siegel,
Verkündigung Mariens und Wappenschild des Stiftes (erste Hälfte 16. Jh.); Hll.siegel, Karl der Große mit
Kirchenmodell über dem Wappenschild des Stiftes (1678/82); Siegel mit gleichem Motiv (erste Hälfte 18. Jh.)
[ebd., Taf. 1, Nr. 9, 9a, 9b]. – Stifts-Kapitelssiegel („Ad-litteras-Siegel“): Gekrönter ovaler Stiftsschild mit 2
Engeln als Schildhalter (18. Jh.) [ebd., Taf. 2, Nr. 1a]. – Propstsiegel: Greif (1197/1213) [ebd., Taf. 57, Nr. 8].
– Dekanssiegel: Dekan in Halbfigur mit Buch in der Linken (1192); über einem konkav gewölbten Bogen
Madonna, darunter der vor einem Kasten kniende Dekan (1226); kniender Dekan vor sitzender Madonna mit
Krone (1252/54); Dekan, Karl der Große in Halbfigur mit Wappenschild in Händen (1333) [ebd., Taf. 67, Nr.
2; Taf. 71, Nr. 1, 5; Taf. 73, Nr. 14]. – Kantorssiegel: Standbildsiegel, Kantor, stehend mit Buch in den Händen
(1256) [ebd., Taf. 75, Nr. 1]. – Kanonikersiegel: Kanoniker, Lebensbaum in Form einer Lilie (1256/57);
Kanoniker: Taube mit Spruchband im Schnabel (1238); Kanoniker: thronende Hl.figur mit rechts davor
kniendem Kanoniker (1256/57) [ebd., Taf. 81, Nr. 18; Taf. 82, Nr. 2, 12]. – Wappenschild des Stiftes:
gespaltener Schild, rechts halbierter Adler, links Lilienfeld mit Madonna und Karl dem Großen mit
Kirchenmodell in der Rechten (18. Jh.) [ebd., Taf. 2 Nr. 1b].
1.2.6. 1802 – Stiftseigentum: Grundbesitz: 419.105 Fr.; Häuser: 37.229 Fr.; Grundrenten: 35.790 Fr.;
Kapitalforderungen: 34.750 Fr.; Schulden (inklusive der Kontributionsschulden): 128.010 Fr. – Vermögen der
Kirchenfabrik: Grundbesitz: 68.935 Fr.; Häuser: 42.517 Fr.; Grundrenten: 10.740 Fr.; Kapitalforderungen:
4.266 Fr.; Schulden: 41.512 Fr. [Kaiser: Besitz, S. 18f., 60f.]. – Wert der propsteilichen Güter sowie der
Limburger und Lütticher Stiftsgüter [Kaiser: Besitz, S. 22], zusätzlich 560.000 Fr.; nach NOLDEN [S. 41], war
der Vermögensstand wohl noch größer. – Zu den nach 1802 verkauften Gütern →2.5.1.
1.2.7. Nach Gründung des ersten Btm. Aachen (1802) wurde aus der Marienkirche die Bf.kirche, aus dem Stift
ein Domstift mit 8 Kanonikern, von denen 3 bereits dem M. angehörten. Nach Aufhebung des ersten Btm.
Aachen (1825) wurde aus dem Domstift (wieder) ein Kollegiatstift mit einem Propst an der Spitze, seit
Gründung des zweiten Btm. Aachen (1930) dienen Kirche und Stift wieder als Bf.kirche und Domstift.
1.3. Die Marienkirche wurde von Karl dem Großen in den 790er Jahren als „capella“ der Aachener Pfalzanlage
errichtet, wo sich der Herrscher seit ca. 795 bevorzugt aufhielt. Die Einweihung könnte 802 erfolgt sein. Das
Bauwerk, an west- und oströmischenVorbildern orientiert und mit Spolien und römischen Elementen
ausgestattet, stellte in imposanter Weise Karls Selbstverständnis als Begründer eines westl. Ks.tums neben
Byzanz zur Schau. Dem entspricht, dass Karls Biograf Einhard die Kirche als das bedeutendste Bauwerk Karls
des Großen bezeichnete. Neben zahlreichen Reliquien übereignete Karl der „capella“ umfangreiche
Besitzungen und richtete an ihr eine Gemeinschaft von (zunächst wohl 12) Kanonikern unter der Leitung eines
Abtes (nach 972 Propst gen.) ein. Das damit gegr. Stift war neben seinen gottesdienstlichen Pflichten
gegenüber Herrscher und Reich Pfarrkirche für „villa“ und „fiscus“ Aachen. Höchste Bedeutung für die
Zukunft des Stiftes hatte die Beisetzung Karls des Großen (814), denn dies machte das M. zu einem Ort, der
sich hervorragend zu politischer Demonstration von Verehrung und Nachfolge Karls des Großen eignete. Otto
I. begr. 936 mit seiner Krönung in Aachen eine bis Ferdinand I. (1531) währende Tradition. Die Goldene Bulle
setzte Aachen als Krönungsstätte reichsrechtlich fest; hier gekrönt worden zu sein und danach auf dem in der
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Kirche befindlichen Thron Karls der Großen gesessen zu haben, entwickelte sich zum Kennzeichen legitimer
Herrschaft. Bei der Krönung erwarben die Herrscher auch ein Kanonikat des M. In der Marienkirche fanden bis
Ferdinand I. (1531) 30 Kg.krönungen statt; 3 andernorts Gekrönte holten die Aachener Krönung und die
Besitzergreifung vom Thron Karls in der Marienkirche nach. Höhepunkte der Karlsverehrung im M. sind die
Beisetzung Ottos III. (1002) sowie die Erhebung Karls zum Reichshl. (1165) auf Veranlassung Friedrich
Barbarossas. Das hohe Ansehen des M. bei den fränkischen und später den deutschen Herrschern schlug sich
(zumindest bis zum Ende des 11. Jhs.) in reichen Schenkungen von Gütern, Zehnten und Nonen nieder. Eine
bes. Auszeichnung war es auch, dass Otto I. 972 die Wahl der Stiftspröpste aus dem Personal der königlichen
Hofkapelle verfügte, wodurch bis ins 13. Jh. Mitglieder der Führungselite des Reiches die Stiftsleitung
ausübten. Mit dem Attribut „sedes et caput regni“ strich Ks. Friedrich I. 1174 die reichspolitische Bedeutung
des M. heraus. Diese galt im späteren Mittelalter, als der königliche Einfluss am Niederrhein schwächer wurde,
nicht mehr in demselben Maße. Dafür gewann das M. vom 14. Jh. an neue europaweite Bedeutung als
Wallfahrtskirche. Grundlage für diese Entwicklung war der reiche Reliquienschatz der Kirche [→2.1.3.].
In Zusammenhang mit dem wachsenden Besucherandrang steht auch die größte bauliche Veränderung des
Gotteshauses, der Bau der got. Chorhalle (1355–1414), die den Kirchenraum beträchtlich erweiterte. Vom 16.
Jh. an konfrontierten das M. mehrere negative Entwicklungen: Es hörte auf, Krönungsstift zu sein. Die
Besteuerung der Besitzungen und Einkünfte traf die Stiftsbesitzungen bes. schwer während des
Achtzigjährigen Krieges sowohl im jülicher als auch im brabantischen Gebiet. 1577 sah sich das Kapitel
gezwungen, 8 der auf 40 angewachsenen Kanonikatspfründen zu unterdrücken. Das Geld reichte nur für eine
angemessene Restaurierung des karolingischen Zentralbaus, der damals mit einem Faltkuppeldach sein
heutiges Aussehen erhielt. Der Westturm blieb (bis 1878/84) ein eher behelfsmäßig abgedeckter Stumpf. Zu
diesen Schwierigkeiten kamen häufige Auseinandersetzungen mit der Stadt Aachen hinzu. Im Mittelalter besaß
das M. einen gewissen Vorrang gegenüber der Stadt und übte einzelne Rechte wie die Verwahrung von Siegel
und Urkk. der Stadt aus. Auch die Stadt profitierte von der Privilegierung des Stiftes durch Reichs- und
Kirchenobere. Doch je selbstbewusster und umfassender die städtischen Behörden mit der Zeit ihr Regiment in
der Stadt durchzusetzen suchten, desto hinderlicher erwiesen sich die Privilegien des Stiftes mit seinem mitten
in der Stadt liegenden Immunitätsbezirk. Das M. bildete ein aus der Stadt ausgegliedertes
Reichskirchenterritorium unter der Jurisdiktion des Stiftspropstes; v. a. das Asylrecht, die Gerichtsbarkeit, die
Akzise- und Steuerfreiheit des Stiftes boten ständig Reibungsflächen für teils heftige Auseinandersetzungen.
Dabei gelang es der Stadt zunehmend, dem Stift Zugeständnisse abzuringen. Trotz aller Einbußen an
Einkünften und Privilegien war das M. bis 1802 wirtschaftlich nicht gefährdet und blieb attraktiv für
Kanonikatsbewerber aus Führungsschichten.
Auch seine Funktion als zentrale Aachener Pfarrkirche, wenn auch eingeschränkt auf das Taufmonopol, behielt
das Stift. Die Schlussphase begann mit der Besetzung Aachens durch die Franzosen (1794) und der
Eingliederung in die Französische Republik. Der Stiftsschatz konnte noch 1794 nach Paderborn in Sicherheit
gebracht werden. Was den Besatzern an verbliebenen Objekten, die auf Karl den Großen und die imperiale
Vergangenheit des Stiftes verwiesen, in die Hände fiel, beschlagnahmten sie. Bedeutende Teile davon
(Proserpinasarg, antike Säulen des Oktogons, römische Wölfin, Pinienzapfen und staufisches Armreliquiar für
Karl den Großen) überführte man nach Frankreich. 1802 wurde das Stift aufgehoben.
2.1.1. Karl der Große – Grundbesitz und Kirchenzehnt in „villa“ und „fiscus“ Aachen sowie möglicherweise
Kirche und Zehnt in der „villa“ Konzen [FALKENSTEIN: Karl, S. 78]. NOLDEN, S. 54, schätzt den Grundbesitz
auf 548–728 mg. Land.
2.1.3. Karl der Große stattete das M. reich mit Reliquien aus. Inhalt und Umfang dieses Reliquienschatzes
können nicht näher bestimmt werden [FALKENSTEIN: Karl, S. 90–98; MINKENBERG, S. 38ff.]. Nach dem
Verzeichnis von 1170/80 besaß das M. 87 Reliquien von Jesus, Maria, Maria Magdalena, 9 Aposteln, 38
biblischen und nachbiblischen Märtyrern und Hll., 15 Bekennern und 13 hll. Jungfrauen; noch größer war der
Best. nach dem Verzeichnis von 1238/39. Da die Verzeichnisse nicht die Reliquien in den Altären und die
Gebeine Karls des Großen berücksichtigten, war der tatsächliche Best. noch umfangreicher. Weitere Reliquien
kamen später hinzu, wie etwa die der hll. Kgg. Ungarns durch eine Schenkung Ludwigs v. Ungarn (1367).
Dieser umfangreiche Reliquienbest. machte die Kirche zu einem europaweit bekannten Wallfahrtsort, wobei
die 4 „großen Heiligtümer“ bes. Verehrung genossen: Kleid Marias bei der Geburt Jesu, Windeln Jesu,
Lendentuch Jesu am Kreuz, Enthauptungstuch von Johannes Bapt. Ihre öffentliche Zeigung (seit der Mitte des
14. Jhs. im 7-Jahres-Turnus) wurde zum Anlass der Heiligtumsfahrten, die seitdem regelmäßig sehr große
Pilgerscharen aus ganz Deutschland und Europa hinaus nach Aachen geführt haben, darunter lange Zeit viele
ungarische und slawische Pilger [→2.4.4.].
2.1.5. Gebetsbünde schloss das Kapitel mit der Abtei Steinfeld [→Kall] (1166), der Abtei Lonnig (1180), mit
St. Servatius in Maastricht und St. Suitbertus in Kaiserswerth [→Düsseldorf] (1220). Die Bünde mit Steinfeld
und Lonnig waren Versöhnungsakte nach längeren Besitzstreitigkeiten. Wohltäter des Stiftes wurden in die
Gebetsbruderschaft des Kapitels aufgenommen [Kapitelsbeschluss (ca. 1239): MEUTHEN: Urkk., S. 352ff.].
2.1.6. Die (kultur-)politische Bedeutung des M. zeigt sich in seinen Außenbeziehungen, die auch über das Ende
der Kg.krönungen (1531) hinaus anhielten. V. a. bestanden enge Beziehungen zu den Herrschern des Reiches:
Teilnahme von Abordnungen des Stiftes (und der Stadt) aufgrund der vom Stift verwahrten Reichskleinodien
(Stephansburse, Reichsevangeliar, Säbel Karls des Großen) bei den Krönungen des 16.–18. Jhs.). Enge
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Beziehungen gab es auch zu Frankreichs Herrschern (Entgegennahme des Leichentuchs der französischen
Kgg., 17./18. Jh.).
2.2.2. Die Pröpste entstammten immer dem Adel. Die Besetzung der Propstei lag bis ins 14. Jh. – abgesehen
von Ausnahmen, bei denen die Kollatur als Gunsterweis an andere Machthaber abgetreten wurde – beim
Reichsoberhaupt; 1348 gelangte sie dauerhaft durch Verpfändung an die Gff./Hzz. v. Jülich und deren
Nachfolger. Die bis dahin eingesetzten Pröpste gehörten zu einem großen Teil zur Reichsaristokratie. Dabei
wirkte sich bis Mitte des 12. Jhs. die Entscheidung Ottos I. aus, die Aachener Propstei mit Mitgliedern der
Hofkapelle zu besetzen. Unter den Staufern gelangten vermehrt Verwandte dieses Geschlechts auf die Propstei
[→MEUTHEN: Pröpste, S. 9f., 88–95]. Die v. Jülich bevorzugten bis Mitte des 16. Jhs. Mitglieder rhein.
Dynastengeschlechter (z. B. die Herren v. Wied, Heinsberg oder Berg), danach Personen aus regionalen
Adelsgeschlechtern, die – oft ministerialischen Ursprungs – in den Frhrn.- und Gf.stand aufgestiegen waren. –
Das Kapitel war dagegen stets gemischtständisch zusammengesetzt. Gegen den Versuch des Kapitels, adelige
Bewerber um ein Kanonikat generell, bürgerliche nur bei wissenschaftlicher Graduierung zuzulassen (1402),
setzte die Stadt mit päpstlicher Hilfe durch, dass von 1418 an legitime Geburt und akademische Graduierung,
die – falls noch nicht vorhanden – unmittelbar nach der Aufnahme als Kanoniker erworben werden musste, um
in den vollen Pfründengenuss zu kommen, alleinige Zulassungsbedingungen waren. Hochadelige
Kapitelsmitglieder bildeten stets eine kleine Minderheit (ca. 5 %). Der Großteil des Kapitels entstammte etwa
zu gleichen Teilen aus Geschlechtern der Ministerialität und des niederen Adels sowie solchen der städtischen
Führungsschichten. Hauptherkunftsgebiet war das Rhein-Maasgebiet (Gebiet von Düsseldorf im Nordosten,
Roermond im Nordwesten, Bonn im Südosten und Huy im Südwesten) [OFFERGELD: Zusammensetzung, S.
999–1051].
2.2.3. Dignitäre: Propst (nach 972), Dekan, Kantor. – Hohe Offizianten (aus dem Kapitel): Scholaster,
Erzpriester, Vizepropst. – Niedere Offizianten: Klaustrar, Kustos, Glöckner, Virgifer, Succentor, Sekretär,
Kellner, Kämmerer, Bursifer, Syndicus [zu weiteren: DomA Aachen: III, Nr. 26–41]. – Sonstige Ämter (z. T.
im Jahresturnus von Kanonikern ausgeübt): Rektor der Kirchenfabrik, Konservator des Peculium, Weinmeister.
2.2.4. In den ersten Jhn. hatte die Kanonikergemeinschaft vermutl. 12 Mitglieder. Ende des 14. Jhs.: 40
Pfründen, die 39 Kanoniker und 2 königliche Vikare (je eine Halbpfründe) innehatten. Nach der
Unterdrückung von 8 Pfründen (1577) betrug die Mitgliederzahl des Kapitels (bis 1802) 31 Kanoniker und 2
königliche Vikare.
2.2.5. Der Immunitätsbezirk umfasste ein ummauertes Areal, auf dem sich die Kirche sowie größere Komplexe
mit Wohn-, Wirtschafts- und Sakralbauten befanden [Kartenskizze und Beschreibung: W. KAEMMERER:
Geschichtliches Aachen. Vom Werden und Wesen einer Reichsstadt, 4. Aufl. Aachen 1975, hinter S. 24, 62;
WINANDS, S. 26]. – Eine Vogtei über die Stiftsbesitzungen in und bei Aachen ist bekannt. – Die
Rechtsprechung im stiftischen Immunitätsbezirk übten (genauer erst vom 15. Jh. ab rekonstruierbar [vgl.
ROBER, S. 8–24]) Propst, Dekan und Kapitel aus. Letztere sprachen über geistliche und weltliche
Stiftsangehörige zivilrechtlich und bei kleineren (nicht todeswürdigen) Vergehen Recht. Der Propst war
zuständig für die Zivil- und Kriminalgerichtsbarkeit bei Stadteingessenen und Fremden, dabei auf der
Immunität Inhaber der Hochgerichtsbarkeit, was v. a. im 17./18. Jh. wiederholt Anlass zu
Kompetenzstreitigkeiten mit den städtischen Behörden gab. Auf seinen Besitzungen besaß das Stift wohl schon
wegen seiner Gründung durch Karl den Großen auf Kg.gut eine bes. Art von Immunität. Ausdrücklich
verliehen wurden Kg.schutz und Immunität 966 durch Otto I. Seitdem dürften Stiftsvögte in den
Gerichtsbezirken des Stiftes, die eine „villa“ oder einen „fiscus“ umfassten, die Hochgerichtsbarkeit ausgeübt
haben. Die Einsetzung geschah urspr. (bis auf einige Vogteien, wo dem Propst dieses Recht erteilt worden war)
durch das Reichsoberhaupt. Das änderte sich, als die Vogteien seit dem 13. Jh. zu Erbämtern geworden waren.
Damit schwanden weitgehend die Möglichkeiten vonReich und Stift, auf die Besetzung Einfluss zu nehmen
[NOLDEN, S. 332f., 340–343].
2.3.2. Beurkundete Inkorporationen von Kirchen/Kapellen: Inkorporationen für das Kapitel: Laurensberg und
Herstal (1218), Chênée sub Jupille (bei Lüttich, 1259), Erkelenz (1340), Sinzig (1350), Traben (1500),
Winningen (1513); für die Dekanie: Jupille (südl. von Lüttich) (1224); Salvatorkapelle/Lousberg (1469); für
die Kantorei: Budel (bei Eindhoven, 1197/1304). – Patronatsrechte für die Propstei: Kirchen zu Erkelenz,
Hermalle (bei Malmédy), Walhorn (B, südwestl. von Aachen), Lontzen (B, südwestl. von Aachen), Mesch (bei
Lüttich), Kückhoven, Chênée (bei Lüttich), Embourg (bei Lüttich), Richterich; für das Kapitel: Kesselheim,
Konzen, Mook (bei Nimwegen), Mortier (bei Herstal),Winningen, Montzen (B, westl. von Aachen), Vaals,
Fléron (bei Herstal), Simmerath, Irmenach, Trarbach, Bingelrade (NL, nordwestl. von Geilenkirchen), Herstal,
Laurensberg, Sinzig, Traben; für die Dekanei: Jupille, Moresnet (B, westl. von Aachen), Grivegnée (bei
Lüttich), Saint-Remacle (B, westl. vom Malmédy), Saive (bei Lüttich), Rutten (bei Tongeren); für den Kantor:
Kirche zu Budel; für die Scholasterei: Gemmenich (B, westl. von Aachen) und Düren [NOLDEN, S. 304–308].
2.3.3. Das M. diente von Beginn an als Pfarrkirche Aachens. Im 9. und 11. Jh. wurde der Pfarrbezirk um
Laurensberg, Würselen und Burtscheid verkleinert. Ab 1260 musste das M. einige Pfarrrechte den Kirchen St.
Peter, St. Jakob und →St. Adalbert zugestehen, doch behielt es das Taufmonopol in Aachen bis zu seiner
Aufhebung. Verantwortlich für die Seelsorge war zunächst der Propst, seit ca. dem 11./12. Jh. oblag dem
Dekan die Seelsorge auf der Immunität und für die Beginen auf dem →Stephanshof, dem Pleban (ab 14. Jh.
Erzpriester gen.) die in der Stadt Aachen.
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2.3.5. Seit dem 14. Jh. war der Inhaber der Aachener Dekanswürde zugleich Propst der Stiftskirche zu Rutten.
Zahlreiche Mitglieder des Aachener Stiftsklerus übten schon vor und während ihrer Zugehörigkeit zum M.
Leitungsfunktionen bei anderen Institutionen aus, indem sie neben Kanonikaten Würden und Ämter an anderen
(Dom-)Stiftskirchen, meist in den Diözesen Lüttich und Köln, innehatten oder Leitungspositionen in der
kurialen oder bischöflichen Kirchenverwaltung oder in der landesherrlichen Verwaltung bei hohen und
höchsten geistlichen und weltlichen Obrigkeiten bekleideten. Kennzeichnend für das Leitungspotenzial des
Aachener Stiftsklerus ist zudem, dass ein Großteil der Pröpste und auch vereinzelte Kapitelsmitglieder nach
ihrer Aachener Zeit in den Rang von (Erz-)Bff. oder Kardinälen aufstiegen [MEUTHEN: Pröpste, S. 87f.;
OFFERGELD: Zusammensetzung, S. 1088–1126, 1150–1157].
2.4.1. Über den Schulbetrieb am M. geben die Statutenbücher (Anfang 15. Jh.) genauere Auskunft. Kantor und
Scholaster hatten je einen Lehrer zur Unterweisung der jeweils 10 (ab 1577: 8) Scholaren (Jungkanoniker) in
Kirche und Schule zu stellen. Im 16. Jh. unterhielt man eine Lateinschule, die sowohl Chorschüler des M. als
auch Schüler aus Aachen besuchten. 1694 wurde am M., getrennt für Jungen und Mädchen, eine
Sonntagsschule eingerichtet, 1707 ein Unterrichts- und Erziehungshaus für Chorschüler und das Choralenhaus
(1802 aufgelöst). – Das M. war (nicht zuletzt aufgrund seiner Funktionen als Krönungs- und Wallfahrtskirche)
ein bedeutender Ort gesanglicher und instrumentaler Musikpflege. Im Chor wirkten neben jugendlichen
Choralen auch erwachsene (Berufs-)Sänger mit (1629: 12 „Musikpriester“); 1689 besoldete das M. 38 Musiker.
2.4.2. Seit Anfang des 15. Jhs. galt die Bestimmung, dass jeder Kanoniker, um in den vollen Pfründengenuss
zu kommen, studiert und einen akademischen Grad erworben haben musste. Nachweislich wurden dadurch
Universitätsbesuch und akademische Graduierung zu festen Bestandteilen der Kanonikerlaufbahnen. Besucht
wurden v. a. Universitäten in Heidelberg, Prag, Paris, Orléans, Bologna, Siena, am häufigsten Köln und
Löwen. Bevorzugte akademische Grade waren solche der Juristenfakultäten, deutlich weniger solche der
medizinischen und theologischen Fakultäten. Eine Reihe von Kanonikern war vor oder während ihrer Aachener
Zeit als Hochschullehrer tätig, bis 1400 überwiegend an der Universität Paris, danach an der Universität Köln
[OFFERGELD: Zusammensetzung, S. 1072f.]. – Durch schriftstellerische/künstlerische Leistungen zeichneten
sich folgende Pröpste/Kanoniker aus: Propst Gottschalk (um 1100) als Sequenzendichter; Albert v. Aachen als
Kreuzzugschronist (ca. zweites Viertel 12. Jh.); Gerhard Grote v. Deventer, der Begründer der Devotio
moderna (ca. 1370–74 als Kanoniker); Wilhelm Zwers († 1512), Verfasser theologischer Schriften; Petrus à
Beeck (1624) als Verfasser der ersten Geschichte Aachens. – Ein bedeutender Musiktheoretiker und
Komponist (u. a. 19 Messen und 45 Motetten) war der musikalische Leiter des Stiftes im 16. Jh. Johannes
Mangan († 1577 oder 1578).
2.4.3. Am M. bestand schon vor 1200 ein Spital. – Aus einer Stiftung des Kanonikers Petrus à Beeck wurden
wöchentlich Brötchen an Arme verteilt (17. Jh.).
2.4.4. Schauplatz bes. kirchlicher Feiern war das M. bei den Kg.krönungen (936–1531). Feste, die mit bes.
Aufwand gefeiert wurden, waren die Marienfeste, bes. das Kirchweihfest am 17. Juli, die Karlsfeste am 28.
Januar und 27. Juli sowie die Feste der Konpatrone Corona und Leopardus am 14. Mai und 30. September. –
Schon im 12./13. Jh. als Wallfahrtskirche bezeugt, erlangte das M. im 14. Jh. europäischen Ruf. Zum
wichtigsten Akt wurde dabei die öffentliche Zeigung der 4 „großen Heiligtümer“ [→2.1.3.]. Erstm. für 1312
überliefert, setzte sich dafür seit der Mitte des 14. Jhs. ein 7-Jahres-Turnus durch. Seither nehmen an den
Aachener Heiligtumsfahrten große Pilgerscharen aus ganz Deutschland und darüber hinaus teil.
2.4.5. Die älteste Bruderschaft war die Johannisbruderschaft (Ersterw. 1215); Mitglieder: jeweils 24 Priester,
die nicht Kanoniker waren. – (Laien-) Bruderschaften: Marianische Bruderschaft (1452 gegr.); St. Barbara-,
Hl.-Kreuz- und Michaels-Bruderschaft (alle 17. Jh.).
2.5.1. Das M. erwarb bis Ende des 11. Jhs. durch Schenkungen Karls des Großen [→2.1.1.] und seiner
Nachfolger umfangreiche Besitzungen, fast alle aus Reichsgut. Zumeist handelte es sich dabei um „villen“ mit
Kirchen, sodass dem Stift neben grundherrlichen auch Zehntrechte zustanden. Dazu kamen umfangreiche
Nonenrechte aus einer Schenkung Lothars II., die von Heinrich I. und Otto I. noch ergänzt wurde. Insgesamt
umfassten die Besitzungen ca. 20 Grundherrschaften (fast alle jeweils mit einer Kirche) sowie weitere 10
Kirchen, insgesamt ca. 25.000 mg.; sie erstreckten sich v. a. von Aachen aus nach Westen bis zur Maas und
darüber hinaus (Gft. Hennegau und Horn, Hztm. Brabant und Geldern); dazu kamen Fernbesitzungen
vorwiegend von Weinbergen an Ahr, Rhein und Mosel. Um 1100 hörten die großen Übertragungen aus
Reichsgut auf; es blieben kleinere Schenkungen, v. a. aus privater Hand in Form von Anniversar- und
Seelgerätstiftungen, die dem Stift Landstücke, Häuser und Renten in und um Aachen einbrachten [→NOLDEN,
S. 290, 297ff., 325, 380]. Verluste an seinem Fernbesitz, bes. im Raum Lüttich, kompensierte das M. z. T. im
13.–15. Jh. durch Ankäufe von Höfen und Zehnten im Maas-Rur-Gebiet nördl. von Aachen. Neben den
Schenkungen vermehrte das Stift selbst systematisch seinen Güterbesitz und seine Einkünfte durch Erbrentenund Immobilienkäufe. Bes. dauerhafte und einträgliche Einkünfte erzielte man aus Eigentum an Kirchen bzw.
deren Zehnten. – Um 1100 besaß das Stift die Kirchen von Aachen, Budel (südl. von Eindhoven), Erkelenz,
Düren, Givry (B), Gemmenich, Vaals (NL, westl. von Aachen), Grand-Reng (B, südl. von Mons), Gulpen (NL,
nordwestl. von Aachen), Hermalle (B), Herstal (nördl. von Lüttich), Jupille, Kesselheim, Konzen, Laurensberg,
Richterich, Lontzen (B, westl. von Aachen), Mesch (südl. von Maastricht), Mook (südl. von Nimwegen),
Mortier, Sinzig, Traben, Vilvoorde (nördl. von Brüssel), Walhorn (B, südl. von Aachen) und Winningen. Dazu
kamen später noch Zehnte in Bingelrade (NL, nördl. von Geilenkirchen), Nuth (NL, nordwestl. von Aachen)
und Sittard (NL, nördl. von Geilenkirchen). Dieses Eigentum konnte das M. im Wesentlichen bis 1802 halten;
Textbeispiele aus: Manfred GROTEN/Georg MÖLICH/Gisela MUSCHIOL/Joachim OEPEN (Hgg.): Nordrheinisches
Klosterbuch: Lexikon der Stifte und Klöster bis 1815. Teil 1: Aachen bis Düren (= Studien zur Kölner
Kirchengeschichte 37,1). Siegburg (Verlag Franz Schmitt) 2009 © .
es brachte ca. 60 % seiner gesamten Getreideeinnahmen ein [NOLDEN, S. 301, 314f.]. – An seinem Grundbesitz
im Lütticher Raum erlitt das M. im Laufe des Mittelalters infolge von sehr früh vorgenommenen
Vererbpachtungen zu niedrigen Geldbeträgen erhebliche Inflationsverluste. Nur teilweise konnten sie durch
größere Immobilienankäufe im 13.–15. Jh. nördl. von Aachen im Hztm. Jülich und heutigen NiederländischLimburg ausgeglichen werden. Um 1500 belief sich der Gesamtgrundbesitz auf ca. 20.800 mg. An die Stelle
großer Erwerbungen traten eher bescheidene Vermächtnisse und Stiftungen von Renten, Zinsen und
Ländereien in Aachen und im Aachener Reich. Es gab weitere kleinere Verluste; doch insgesamt behielt das
Stift bis 1802 in etwa den Grundbesitz von 1500 [NOLDEN, S. 300, 325]; Geldeinkünfte bezog man aus
Landverlehnung oder -verpachtung, Gerichtsgefällen sowie Verpachtungen grundherrlicher Rechte an Mühlen,
Brauereien, Forsten, Jagden und Fischfang. Allerdings konnte es diese Rechte nur an einigen Orten bis ins 18.
Jh. wahren [NOLDEN, S. 329, 335f., 338]. – Weniger ergiebig waren die Einkünfte aus den Nonen, die dem Stift
an über 50 Orten zustanden. Tatsächliche Einkünfte sind nur für wenige Orte nachweisbar und überdauerten
wohl bis auf Ausnahmen (Vlatten, Muffendorf, Meerssen) nicht das Mittelalter [ebd., S. 346–349]. – Zum
Stiftsbesitz gehörte eine Vielzahl von Häusern, bes. in Aachen (nachweisbar seit 12. Jh.) [DomA: X C Nr. 1–
29, Nr. 32f.; MEUTHEN: Urkk., S. 567; TEICHMANN, S. 171; NOLDEN, S. 59ff., 396–404], vereinzelt auch in
Burtscheid und Lüttich [ebd., S. 62, 372]. – Die Verkäufe (1802–13) spiegeln die einst gute wirtschaftliche
Situation des Stiftes wider: Aachen: 6,14 ha Weide in mehreren Stücken (auf 10.122 Fr. geschätzt); Mühle,
Haus, 2 Speicher, Keller, Hof, Bäckerei, Mahlmühle, Haus mit Laden (14.200 Fr.); Aachen, am Kölntor: 0,7 ha
Wiese (2.725 Fr.); Aachen, zwischen Kölntor und →St. Adalbert: 1,98 ha Wiese (3.575 Fr.); Aachen, vor dem
Adalbertstor: 1,84 ha Weide (auf 2.858 Fr. geschätzt); Aachen, vor dem Jakobstor: 1,75 ha Acker, 0,26 ha
Wiese (3.100 Fr.); 0,54 ha Wiese und Land (auf 860 Fr. geschätzt); 0,22 ha Weide, 0,31 ha Acker (auf 860 Fr.
geschätzt); Aachen, vor dem Kölntor: 0,88 ha Weide (auf 1.000 Fr. geschätzt); 1,58 ha Wiese (2.300 Fr.);
Aachen, vor dem Sandkaultor: 4,11 ha Wiese in 2 Stücken (8.650 Fr.); Aachen-Haaren: 2,54 ha Wiese in 2
Stücken (4.150 Fr.); 1,22 ha Weide (auf 1.060 Fr. geschätzt); 0,4 ha Wiese (auf 485 Fr. geschätzt); AachenVerlautenheide: 1,35 ha Acker (auf 1.300 Fr. geschätzt); Baesweiler: Wald (zusammen mit der
Deutschordenskommende Siersdorf [→Aldenhoven] und dem Heinsberger →Marienstift: 6.025 Fr.); Berg:
Hof, 53,38 ha Garten, Weiher, Acker und Wiese (47.700 Fr.); Bettenhoven: Hof, 3,6 ha Garten und
Baumgarten, 48,4 ha Acker (36.800 Fr.); Düren: Hof, 0,18 ha Garten, 58,54 ha Acker (auf 17.600 Fr.
geschätzt); Elchenrath: 0,18 ha Acker, 0,35 ha Wiese (530 Fr.); Herzogenrath-Pannesheide: 0,16 ha Weide
(175 Fr.); Hoengen: 2,8 ha Wiese, 46,55 ha Acker (40.700 Fr.); Wald, zusammen mit dem Heinsberger
Marienstift (5.000 Fr.); Irmenbach: Scheunenruine (660 Fr.); Kesselheim/Bubenheim: Haus, Scheune, Ställe,
Bäckerei, 0,07 ha Garten, 44,8 ha Land (34.400 Fr.); Koisdorf: Hof, Keller, Speicher, Scheune, Ställe, 0,32 ha
Garten, Baumgarten, Land, 0,2 ha Wiese, 0,04 ha Weinberg, 0,12 ha Wildland, 1,74 ha Acker, Meierei (4.800
Fr.); St. Jöris: 1,53 ha Weide (auf 1.520 Fr. geschätzt); Sinzig: Hof, Scheune, 4 Ställe mit Speichern,
Kelterhaus mit Keller und Speicher, Brandweinkessel, 0,31 ha Garten und Weinberg, 0,03 ha Garten, 0,11 ha
Baumgarten, 0,71 ha Weinberg, 0,28 ha Wiese, 9,4 ha Acker, Zehnthof, Scheune, Kelterhaus, 0,31 ha Garten
und Weinberg (6.850 Fr.); Traben: Hausruine, Scheune, Stall, Hof, 0,08 ha Garten, 0,3 ha Acker, 1,14 ha
Wildland, 2,14 ha Wiesen, 0,42 ha Weinberg, 0,11 ha Gemüsegarten (11.100 Fr.); Westum: 3,93 ha Land, 2,4
ha Weinberg (auf 5.950 Fr. geschätzt); Winningen: Haus mit Keller und Speicher, Scheune, Ställe, Kelterhaus
mit Keller, 0,55 ha Weinberg (3.125 Fr.) [SCHIEDER: Säkularisation].
2.5.2.a Bis zum Verfall des Villikationssystems und der Teilung des Stiftsbesitzes zwischen Propst und Kapitel
(zwischen dem 11. und 13. Jh.) bewirtschaftete das M. seine Besitzungen mit den zugehörigen Hintersassen
selbst. Danach bevorzugten die Pröpste die Verlehnung ihrer Höfe und Güter. Das geschah i. d. R. durch die
(1242 erstm. erw.) propsteiliche Mannkammer in Aachen. An Einkünften daraus bezogen die Pröpste die bei
der Belehnung fälligen Gebühren. Das Kapitel zog dagegen auf seinen Besitzungen Verpachtungen vor, im
12.–14. Jh. in Form von Vererbpachtungen. Wo dies früh gegen fixe Geldbeträge geschah, kam es zu hohen
Inflationsverlusten [→2.5.1.], während Vererbpachtungen gegen Naturalabgaben oder mit flexiblem
Inflationsausgleich bis ins 18. Jh. Erträge abwarfen. Im 14. Jh. ging das Kapitel sowohl für die Zehnten als
auch für die Hofgüter zu der sichereren Form der Zeitpacht über; dabei wurde der Zehnte höchstens 1–3 Jahre
zu fixen Beträgen verpachtet, die Höfe und ihre Ländereien meist 6 oder 12 Jahre [NOLDEN, S. 311, 323, 327,
354]. Das M. verlangte von seinen Pächtern vorzugsweise Naturalleistungen, seit dem 15. Jh. insbes. die
Hauptgetreidesorten. Die dem M. zustehenden Leistungen wurden i. d. R. nach Aachen geliefert; trotz hoher
Transportkosten wurden selbst die Weinlieferungen von Rhein, Mosel und Ahr immer nach Aachen gebracht
[ebd., S. 313, 329, 375; zum Streit mit der Stadt um die Weinakzise →ROBER, S. 57–64]. – Die im Fiskus
Aachen innegehabten Zehnten waren meist in Zeitpacht ausgegeben. Die Zehnten stellten die bei weitem
wichtigste ständige Einnahmequelle des M. dar. – Weitere Rechte grundherrlicher Art besaß das Stift an den
Forsten (Erkelenz, Jupille), an Jagden und Fischfang. – In seinen Weinländereien unterhielt das M. Keltereien.
2.5.2.b Auf seiner innerstädtischen Immunität betrieb das M. eine mit einem Backhaus verbundene
„Brudermühle“ (seit 12. Jh.) und das Brauhaus „Rommel“ auf dem Katschhof (seit 13. Jh.). Zunächst wurden
sie wohl von Stiftspersonal bewirtschaftet, seit dem späten Mittelalter verpachtet. Produziert wurde für den
Eigenbedarf des M. Die Produktion von Malz und Bier war von der Steuer befreit. Dass es Stadtbürgern
gelang, mit Hilfe von Stiftsangehörigen an akzisefreies Stiftsmalz und -bier zu gelangen, führte im 17./18. Jh.
zu Spannungen zwischen Stadt und dem M. [ROBEN, S. 64–67]. Auch auf seinen Höfen und Gütern besaß das
M. zahlreiche Mühlen [MINKENBERG: Reichsstrom] und Brauhäuser, die verpachtet waren. Zudem bezog das
Textbeispiele aus: Manfred GROTEN/Georg MÖLICH/Gisela MUSCHIOL/Joachim OEPEN (Hgg.): Nordrheinisches
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Stift in Aachen Einkünfte aus der Heppionsmühle (propsteiliches Lehen seit 1421), der Plattenbachsmühle am
Karlsgraben (ab zweite Hälfte 14. Jh.), der „Gebrannten Mühle“ vor dem Rostor (ab Mitte 16. Jh.), dem
Brauhaus „Rommel“ an der Jakobstr. (1516–1651) sowie dem Kg.bad (ab 1227) [NOLDEN, S. 57–61, 65].
2.5.2.c Regelmäßige Geldeinkünfte bezog das M. aus Häusern in Aachen und Umgebung [NOLDEN, S. 59–63,
311–315, 325–330, 351–355, 361ff., 374–377, 396–404; MEUTHEN: Urkk., S. 567; TEICHMANN, S. 171;
DomA: X CNr. 1–29, 32f.]. – Hinzu kamen Einnahmen aus zahlreichen Seelgerät- bzw. Anniversarstiftungen
[TEICHMANN, passim]. – Zeitweise (ca. 13./14. Jh.) standen dem M. Zolleinnahmen in Erkelenz, Bastogne und
Anger (bei Duisburg) zu [NOLDEN, S. 70, 72, 96f.]. Weitere Geldeinkünfte stammten aus Gerichtsgefällen und
der Verpachtung grundherrlicher Rechte.
3.1. Die Archivalien des Stiftes befanden sich bis Ende des 14. Jhs. „oberhalb der Wolfstür“; bes. wichtige
Stücke wurden beim Hauptaltar verwahrt. Nach dem Bau der Matthiaskapelle (Ende 14. Jh.) diente deren
Obergeschoss bis zum Ende des Stiftes als HauptA. – Die vorhandenen Hss. wurden vermutl. in der Sakristei
oder im Chor aufbewahrt.
3.2. MEUTHEN: Urkk., S. 153–157: Übersicht über Urkk.drucke bis 1100; W. Mummenhoff (Bearb.): Regesten
der Reichsstadt Aachen (einschließlich des Aachener Reichs und der Reichsabtei Burtscheid), Bd. 1 (1251–
1300). Bonn 1961, Bd. 2 (1301–1350). Köln 1937; COELS V. DER BRÜGGHEN. – Archivverzeichnis: OEDIGER:
Archive, S. 10–23. – Hss.verzeichnisse: Gatzweiler; Hss.-Census Rhld., S. 36–57, 71f.
3.3. DomA: Best. Kollegiatkapitel und PropsteiA. – StA Aachen: Best. K (Kirchen und Kll.) St. Marien und
Best. Reichsstädtisches Archiv. – HStAD: Aachen M. – Vgl. OEDIGER: Archive, S. 22f.
3.4.1. Heutige FBB: Aachen: DomA: Repertorium des Archivs des Kollegiatkapitels zu Aachen,
zusammengestellt von Kanonikus Dr. Kessel (1873/74), Abschrift von Schulvikar Schröder (1882/83);
Repertorium Best. PropsteiA, überarb. von E. HÜRTGEN 1996. – StA Aachen: Repertorium Best. Kirchen und
Kll., S. 1–44 (St. Marien); Repertorium Reichsstädtisches Archiv (RA II Allgemeine Akten), S. 92 (Akten des
M.). – HStAD: Rep. 120.13, 1–2: Repertorium des Urkk.- und Akten Archivs des Königlichen Krönungsstiftes
B.M.V. zu Aachen.
3.4.2. 69 liturgische Hss. befinden sich in: DomA und Domschatzkammer Aachen, darunter als bes.
Kostbarkeiten: karolingisches Evangeliar (Anfang 9. Jh.) [Inv.-Nr. G 4]; Evangeliar Ottos III. (vor 1000) [Inv.Nr. G 25]; Einzelstücke Aachener Herkunft in: StA Aachen, BDA, Universitäts- und Landesbibl. Bonn, Kgl.
Bibl. Brüssel, Florenz: Bibl. Medic. Laurenz, HAStK, Wien: Schatzkammer der Hofburg. Entstehung (bis auf
oben gen. Ausnahmen) vom 12. Jh. mit Schwerpunkt 13.–15. Jh. und Nachträgen bis zum 18. Jh. Vertreten sind
(bis auf Sakramentare) alle Typen liturgischen Schriftgutes [GATZWEILER; Domkapitel/HÜRTGEN; Hss.-Census
Rhld., S. 36–57, 71f.]. – Hss. (Statuten, Liber memorialis) befinden sich auch im HStAD [vgl. Hss.-Census, S.
240f.].
3.4.3. Ältestes Reliquienverzeichnis (1170/80) [Universitätsbibl. Bonn: Hs. S. 1559, fol. 6r; Berlin, Staatsbibl.:
Hs. Codex latinus qu. 324 fol. 69v–70v; H. DISSELNKÖTTER: Die mittelalterlichen Zeugnisse über die großen
Heiligtümer zu Aachen. In: AHVN 121 (1932), S. 1–60, hier S. 7–10; SCHIFFERS, S. 81ff.]; zweitältestes
Reliquienverzeichnis (1238/39) [HAStK: Hs. GB 4° 192, fol. 171r–172r, fol. 181r–v; MEUTHEN: Urkk., S.
349–352, Nr. 124]. Weitere Reliquienverzeichnisse (16.–18. Jh.) [DomA: IV 2, Nr. 1–3, Nr. 17–26].
3.4.4. Ukk.abschriften: Kopiare und Abschriftenslg. (angelegt im 12.–18. Jh.) [Beschreibung: MEUTHEN:
Urkk., S. 58–67]. – Statutenbücher: Älteste Statutenfassung (1386, Nachträge bis 1407); zweites Statutenbuch
(1415/16); drittes Statutenbuch (nach 1418, Nachträge bis 1609) [Druck und Beschreibung: OFFERGELD:
Statutenbücher]. – Umfangreiche Aktenbest. →3.3.
3.4.5. Ältestes Aachener Totenbuch (Ende 12. Jh.) [A. HUYSKENS: Ein Vergleich zwischen den beiden ältesten
Nekrologien des Aachener Münsters. In: ZAGV 47 (1925) S. 285–293]; mittleres Aachener Totenbuch (um
1239–1331) [TEICHMANN, S. 1–213]; jüngeres Aachener Totenbuch (1331/38, Nachträge bis 18. Jh.) [StA
Aachen: K St. Marien 204; Hss.-Census Rhld., S. 71, Nr. 90].
3.4.6. Kapitelsprotokolle (1385–1792) [HStAD: Aachen, M., Akten 11a–11ee]; Protokollauszüge, u. a.
Schäden durch die französische Besatzung betreffend (1793, 1794/95) [DomA: XII 1–10 und XV 3].
3.4.7. Mittelalterliche Zins- und Güterverzeichnisse: Zinsverzeichnis für den Markttag von Visé (vor 1172);
Zinsverzeichnis der Kellnerei (1320) [HStAD: Aachen, M., Akten 59a]. – Güterverzeichnis (vor Ende 12. Jh.).
– Bestätigung der Stiftsgüter durch Friedrich II. (1226) [Druck mit Angaben von Fundorten/Signaturen:
MEUTHEN: Urkk., S. 203f., Nr. 33, S. 232–237, Nr. 47, S. 294–302, Nr. 92]. – Zins- und Einkünfteverzeichnis
des Lütticher Stiftsrezeptors (1354) [DomA: AC, XA22,1I; NOLDEN, S. 396–431]. – Zu den
Besitzverzeichnissen allgemein: NOLDEN, S. 33ff.
3.4.9. Propstlisten: DomA: I 1 A Nr. 39 und Nr. 51'' sowie I 9 A Nr. 2I und 2'''; StA Aachen: K St. Marien 205–
207; BDA: Hs. 360. – HStAD: Aachen, M., Repertorien und Hss. 9; Akten 2.
3.4.10. HStAD: Roerdep.; StA Aachen: Reichsstädtisches Archiv II, Allgemeine Akten, Französische Zeit;
LHAK: Best. 256; DomA: Best. PropsteiA und Best. Domkapitel; BDA: Aktenverzeichnis des Archivs der
Kathedralkirche (1830–1930, 1933 neu geordnet).
3.5.1. Historische Ansichten der Marienkirche und Stiftsanlage existieren in großer Menge und diversen
Ausführungen (u. a. Münzbilder, Stiche, Gemälde) [chronologische Auflistung der Ansichten vom 11. Jh. bis
1800: KD Aachen 1, S. 45–52; J. BUCHKREMER: Abb. des Münsters. Katalog der Ausstellung Alt-Aachen
24.6.–15. 7.1906, S. 35–41]. Originale und Reproduktionen befinden sich in Aachen im Museum Burg
Frankenberg StA, Kurhaus (Slg. Crous) und im DomA.
Textbeispiele aus: Manfred GROTEN/Georg MÖLICH/Gisela MUSCHIOL/Joachim OEPEN (Hgg.): Nordrheinisches
Klosterbuch: Lexikon der Stifte und Klöster bis 1815. Teil 1: Aachen bis Düren (= Studien zur Kölner
Kirchengeschichte 37,1). Siegburg (Verlag Franz Schmitt) 2009 © .
3.5.2. Karten, Lagepläne, Grundrisse u. a. Materialien zur Baugeschichte der Aachener Marienkirche bzw. des
Aachener Domes sind in großer Zahl vorhanden [Hauptbest.: Aachen, Plankammer der Dombauleitung; RAD,
PlanA: Aachen-Dom; vgl. StA Aachen: Depositum Karlsverein und Hs. 1148/a mit Grabungsberichten (1910–
14)].
3.5.3. Fotoaufnahmen, die Innen-/Außenansichten der Kirche im 19. und 20. Jh. dokumentieren, gibt es in
großer Zahl [Hauptbest.: DomA, verschiedenen Best. zugeordnet; RAD, FotoA: Aachen-Dom (hier u. a.
Aufnahmen der Königlich Preußischen Messbildanstalt Berlin)]. – Weitere Fotoslgg. im StA Aachen und im
BDA.
4.1.1. Zentraler Bauteil der karolingischen Kirche war ein oktogonaler Kuppelbau (Höhe: 31,5 m) mit 16eckigem doppelgeschossigen Umgang, mit kleinem doppelgeschossigen Chor sowie 2 seitlichen
Annexgebäuden (im 15. Jh. beseitigt). Der karolingische Westbau mit doppelgeschossiger Portalnische,
seitlichen Treppengeschossen, überragt von einem flach gedeckten zweigeschossigen Turm, wurde im 14. Jh.
durch die Einziehung eines Zwischengeschosses mit einem Glockenstuhl darüber sowie durch
doppelgeschossige Kapellen auf den seitlichen Treppentürmen aufgestockt. Dabei erneuerte man die Brücke
zwischen Westbau und Oktogon. 1355–1414 wurde die Kirche nach Vorbild der Pariser Sainte-Chapelle nach
Osten durch den Anbau einer got. Chorhalle (mit mehr als 1.000qm Fläche Glas, aufgeteilt auf 13 Fenster) an
das karolingische Oktogon erweitert. 1656 wurden Kirche (Dachwerk) und Propstei im Aachener Stadtbrand
schwer beschädigt. 1664 erhielt das Oktogon sein heutiges Faltkuppeldach. Der Turm wurde zunächst eher
behelfsmäßig abgedeckt, bevor er 1878–84 wieder ein hohes Helmdach bekam. Bereits 1788 war die
karolingische Portalnische durch einen barocken Vorbau geschlossen worden.
4.1.2. Bei den Kapellen der Kirche ist zwischen einem älteren Kapellenkranz vor dem Bau der got. Chorhalle
und einem jüngeren (während des Baus und danach) zu unterscheiden. Älterer Kapellenkranz: Aegidius- (seit
1215), Mauritius- (seit 1215), Allerseelen- (seit 13. Jh.), alte Anna- (1302), alte Nikolaus- und Michaelskapelle
(1321). – Jüngerer Kapellenkranz: Ungarische Kapelle (Mitte 14. Jh. erbaut, 1748: Abriss, 1756–67: Neubau);
Matthiaskapelle (seit 1414) (bei Krönungen diente Doppelkapelle als Ankleideraum und Sakristei, im oberen
Bereich wurden die Schätze des Stiftes aufbewahrt); Marienkapelle in der Kirche (ca. 1450 erbaut, 1786:
Abriss), neue Anna- (seit 1449), Karls- und Hubertus- (seit 1474), neue Nikolaus- und Michaelskapelle (seit ca.
1500). – Hinzu kamen an der Nord- und Südseite des Platzes vor dem Westbau (heute Domhof) vom 13.–18.
Jh. Kapellen zu Ehren der hl. Quirinus, Martinus, Antonius, Servatius, Barbara, Georg, Katharina sowie die als
einzige bis heute erhaltene Taufkapelle St. Johannes Bapt.
4.1.3. Nach einem Eintrag im mittleren Stiftstotenbuch ließ Propst Philipp v. Schwaben (Ende 12. Jh.)
„claustrum“ und Schlafraum für die Kanoniker errichten [TEICHMANN, S. 97, Nr. 171]. Die Gebäude dürften im
Nordwesten der Kirche gelegen haben. Wieweit es sich dabei um die gesamte damalige Stiftsanlage handelt, ist
ungewiss. Mitte des 18. Jhs. umfasste das „sonst das Closter“ gen. Areal Gebäudekomplexe auf dem südl. Teil
des Katschhofes sowie an Kl.gasse und -platz, von außen umgeben von Jakobstr., Klappergasse, Rennbahn und
Spitzgässchen [Abb. (1756): Winands, S. 26].
4.1.4. Zur Stiftsanlage gehörten zahlreiche Klaustralhäuser. Sie wurden zumeist von Kanonikern (vereinzelt
auch von anderen Stiftsangehörigen oder Stadtbürgern) als Eigentümer oder Mieter bewohnt [NOLDEN, S.
397f.: Auflistung der Zinserträge von 16 Klaustralhäusern im Zinsregister des Stiftes (1320)]. Zu den
Räumlichkeiten und zur Einrichtung solcher Häuser: P. OFFERGELD: Testament und Inventar des Aachener
Kanonikers Heinrich v. Gangelt († 1481). In: BAYER/JÜLICH/KUHL, S. 81–117.
4.1.5. Auf dem Immunitätsgelände sind seit dem 12. Jh. Getreidespeicher und Weinkeller von Propst und
Kapitel nachweisbar.
4.1.6. Das Stift besaß auf dem Immunitätsgelände die mit einem Backhaus verbundene „Brudermühle“ (seit 12.
Jh.), das Brauhaus „Rommel“ auf dem Katschhof (seit 13. Jh.) und einen Fischteich. Später hinzu kamen die
Heppionsmühle (seit 1421 propsteiliches Lehen), die Plattenbachsmühle am Karlsgraben (seit 14. Jh.), die
„Gebrannte Mühle“ vor dem Rostor (Mitte 16. Jh.), das Brauhaus „Rommel“ an der Jakobstr. (1516–1651)
sowie das Königsbad (seit 13. Jh.) [NOLDEN, S. 57–61, 65; zu den Betrieben in den Außenbesitzungen
→2.5.2.b].
4.1.7. Erstm. 1289 wurde ein Haus des M. in Lüttich erw.
4.2.1. In der Kirche des alten M. und ihren Kapellen gab es zahlreiche Altäre. Allerdings lassen sich für viele
davon nur vage Angaben zum Zeitpunkt ihrer Einrichtung bzw. zur Dauer ihres Bestehens machen.
Nachweisbar sind (von bestimmten Zeitpunkten/- räumen an (meist) bis ins 18. Jh.) Altäre zu Ehren folgender
Hll.: Marien-, Erlöser (seit Gründung der Kirche, erw. bis um 1000, vielleicht später ersetzt durch den bis zum
18. Jh. nachweisbaren Kreuzaltar); Petrusaltar, 1414: Neuweihe als Petrus- und Paulusaltar, auch Karl dem
Großen gewidmet; Simon-und-Judas, auch Karl dem Großen gewidmet (Stiftung 1223–18. Jh.); Corona, auch
Victor gewidmet (ca. 1300 – 18. Jh.); Leopardus, Nikolaus, Nichasius (1305 geweiht), auch Dionysius und
Maria Magdalena gewidmet; Gregor (oder Georgs); Medardus (14.–15./16. Jh.); 11.000-Jungfrauen-, evtl.
identisch mit Lambertusaltar (s. u.); Jodocus; Johannes- Bapt.-, Cornelius-und-Cyprianus-,Wenzeslaus- (1362
gestiftet), auch Böhmenaltar gen.; weitere Altäre: Stephan-v.-Ungarn, Johannes-Ev., Dreikönigen, Agnes,
Lambertus, Mauritius, Michael, Agatha, Hl.-Geist und Matthias (alle 14.–18. Jh.); Anna (1449 geweiht);
Simeon-iusti (1455 gestiftet); Karl in der 1474 fertiggestellten Karlskapelle; Cyrill-und-Methodius- (1482
gestiftet), auch 4-Doktoren- oder Slawonieraltar gen.; Altäre für Andreas, Hubertus, Maternus, Allerhll. (alle
15.–18. Jh.); Josephsaltar (17./18. Jh.) [→ HStAD: M., Akten 11a, fol. 133r–v (Altarverzeichnis, um 1400);
Textbeispiele aus: Manfred GROTEN/Georg MÖLICH/Gisela MUSCHIOL/Joachim OEPEN (Hgg.): Nordrheinisches
Klosterbuch: Lexikon der Stifte und Klöster bis 1815. Teil 1: Aachen bis Düren (= Studien zur Kölner
Kirchengeschichte 37,1). Siegburg (Verlag Franz Schmitt) 2009 © .
DomA, II A Nr. 1''' (Altarverzeichnis, ca. 1586) und Nr. 9''' (Altarverzeichnis, 18. Jh.) sowie ebd.: II A a–c
(Urkk./Akten zu diversen Altären, 13.–18. Jh.); jeweilige Registereinträge unter „Altäre“: MEUTHEN: Urkk., S.
566; TEICHMANN, S. 157; MUMMENHOFF, Bd. 2 [→3.2.], S. 410; GATZWEILER, S. 210; WINANDS,
S. 329].
4.2.2. 1485: Pedalorgel durch den venezianischen Organisten Bernard Murer; 1625–28: zweimanuale Orgel mit
24 Registern durch den Orgelbauer J. Schade, dazu 1741 eine kleine Orgel im Chor durch J. Heiliger. 1780
erstellte J. M.Wyskirchen ein tragbares Orgelpositiv mit 8 Registern. Nach dem Ausbau der Schade-Orgel
durch die französische Verwaltung bekam die Kirche 1807 eine neue große Orgel mit 3 Manualen und 41
Registern.
4.2.3. Erster Glockenguss (Anfang 9. Jh.) durch Mönch Tancho. 1447: Guss von 2 Glocken. 1461: Guss einer
Karls-, 1535: Guss einer neuen Marien- und einer Johannesglocke durch Johann v. Trier. 1632 besaß die
Kirche 10 Glocken, deren größte die Marienglocke war. Nach der Zerstörung der Glocken im Aachener
Stadtbrand (1656) wurde 1659 durch die Aachener Meister Franz v. Trier und seinen Sohn Jakob, ein neues
Geläut mit Glocken zu Ehren der Hll. Maria, Karl, Johannes Ev., Johannes Bapt., Leopardus, Stephan v.
Ungarn, Petrus und Simeon eingeweiht. Dazu hatte das Stift ein Glockenspiel von 20 Glocken, einige davon
Schenkungen Kg. Philipps IV. v. Spanien.
4.2.4. Durch die Vielzahl an äußerst wertvollen gottesdienstlichen Ausstattungsgegenständen gilt der Aachener
Domschatz als der bedeutendste nördl. der Alpen. Aus der Menge an kostbaren Kelchen, Monstranzen,
Kreuzen, Reliquienschreinen, Altarvorsätzen usw. seien daher nur einige der herausragendsten Stücke gen.:
Lotharkreuz (westdeutsch, um 1000; früher Vortragekreuz bei den Krönungsprozessionen); Karlsschrein
(Aachen, 1182/1215; Weihe und Einbettung der Gebeine Karls des Großen 1215); Marienschrein (Aachen,
1220/39; 1239: Weihe und Einbettung zahlreicher Reliquien) [→2.1.3.]; Karlsbüste als Kopfreliquiar für das
Haupt Karls des Großen (Aachen/Prag, um 1349); die vergoldete und mit Edelsteinen besetzte Kanzel
Heinrichs II. (westdeutsch, 1002/24); die Pala d’Oro (Altar-Vorsatz aus getriebenem Goldblech (westdeutsch,
um 1020); diverse Elfenbeinschnitzwerke (karolingisch, Anfang 9. Jh.; Byzanz, 10. Jh.; Maasgebiet, um 1100).
Nicht zuletzt zählen zu den einzigartigen Ausstattungsstücken der Kirche die schon in den 790er Jahren in das
karolingische Oktogon eingebauten antiken Säulen, der ebenfalls dort befindliche von Friedrich I. gestiftete
Barbarossa-Leuchter (1165/70) sowie der Thron Karls des Großen im oberen Umgang [LEPIE/MINKENBERG;
GRIMME: Domschatz].
4.2.5. Statuen: Maria mit Kind (größte Silberstatue der Gotik, um 1280); Marmormadonna (frühes 14. Jh.);
stehende Madonna (um 1320); Madonna mit dem Stifter (um 1350/60); Strahlenkranzmadonna (Jan van
Stevensweert, 1524; heutige Form von 1656); Karl der Große (frühes 14. Jh.); Apostelzyklus mit Maria und
Karl dem Großen (Figurenzyklus auf den Pfeilerkonsolen der got. Chorhalle, 15. Jh.); Petrusstatue (um 1510)
[LEPIE/MINKENBERG, S. 8, 67ff., 76ff., 81; GRIMME: Domschatz, S. 78–82].
4.2.6. Grabstätten in der Kirche selbst: Karl der Große und Otto III. – Nikolauskapelle: für Kapitelsmitglieder
(nachweisbar seit 13. Jh.). – Annakapelle: für Mitglieder der Marianischen Bruderschaft (seit 1491). – Gelände
vor ehem. Karolingerchörchen, heute: Innenraum der Chorhalle (ca. 13./14. Jh.) [TEICHMANN, S. 14f.]. –
Kapellen und Gelände vor dem Westbau der Kirche [→ 4.1.2.]: „kleiner Friedhof“ (seit 13. Jh. nachweisbar). –
Südl. an die Kirche angrenzendes Gelände (heute: Münsterplatz): „großer Friedhof“ – Grabdenkmäler (von
Kanonikern, 15.–18. Jh.) befinden sich in größerer Zahl in der Nikolauskapelle [Abb. und Wortlaut der
Inschriften: KD Aachen 1, S. 317–331, 150–157].
4.2.7. Wandmalerei: Kuppelmosaik im karolingischen Oktogon mit einer Szene aus der Geheimen Offenbarung
(IV, 2–4), heutige Darstellung wurde Ende des 19. Jhs. in freier Anlehnung an eine Vorlage des späten 17. Jhs.
geschaffen. Sicher belegt ist das Mosaik seit 1166; unsicher ist, ob es so oder ähnlich (Majestas oder Lamm)
bereits in karolingischer Zeit existiert hat [WEHLING; GRIMME: Dom, S. 42–46]. – Taf.bilder: 3 Bildtaf. mit
Darstellungen Mariens (Ungarn, vor 1367, Schenkungen Kg. Ludwigs v. Ungarn); 4 Bildtaf. mit musizierenden
Engeln (frühes 15. Jh.); 24 Bildtaf. mit Hll.darstellungen (um 1460); Aachener Marientaf. („Marienleben“),
Altarbilder des früheren Apsisaltars des got. Chors (um oder nach 1485). – Altarbilder des sog.
Falkensteinaltars (15. Jh.); des sog. Saynschen Altars (um 1470); des Wenzelaltars (zweite Hälfte 15. Jh.); des
sog. Aachener (Passions-)Altars (um 1515/20) [LEPIE/MINKENBERG, S. 46, 50, 70ff., 79, 82–85; GRIMME:
Domschatz, S. 103f., 108, 117–120, 131f.].
4.2.8. Vielzahl von Inschriften in der Kirche bzw. an den darin befindlichen Ausstattungsgegenständen. Die
inhaltliche Bandbreite reicht, angefangen bei der vermutl. von Alkuin stammenden karolingischen
Widmungsinschrift, von politischen Deklarationen bis zu privat-frommen Gedächtnisinschriften [GIERSIEPEN;
F. X. KRAUS (Hg.): Die christlichen Inschriften der Rheinlande von der Mitte des 8. bis zur Mitte des 13. Jhs.,
T. 2. Freiburg/Leipzig 1894; C. BEYER: Die beiden großen Inschriften des Barbarossa-Leuchters. In:
BAYER/JÜLICH/KUHL, S. 213–240; E. ARENS: Die Inschriften am Karlsschrein. In: FS des Aachener
Geschichtsvereins. Aachen 1922, S. 3–38].
5.1. Pröpste: Folcher (887); Brun (966); Thietmar (–1003); Theoderich (–1046); Altmann (vor 1056–65);
Rupert (1072); Konrad (1076); Wezelo (1080?–84); Bernhard (1091); Gottschalk (1098–1106?); Adalbert v.
Saarbrücken (1108–10/11); Arnold (1112–22); Hugo v. Sponheim (1129–37); Arnold v. Selehofen (1138–53);
Albert v. Sponheim (1153–58); Heribert (1159–63); Otto v. Andechs (1164–66, 1174–77); Arnold (1167);
Albert (1169/70); Arnold (1170/73); Gottfried v. Spitzenberg-Helfenstein (1180–85/86?); Philipp v. Schwaben
(1189–90, 1192–93); Heinrich (1191); Konrad v. Querfurt (1194); Wilhelm v. Querfurt (1197–1213); (fraglich:
Textbeispiele aus: Manfred GROTEN/Georg MÖLICH/Gisela MUSCHIOL/Joachim OEPEN (Hgg.): Nordrheinisches
Klosterbuch: Lexikon der Stifte und Klöster bis 1815. Teil 1: Aachen bis Düren (= Studien zur Kölner
Kirchengeschichte 37,1). Siegburg (Verlag Franz Schmitt) 2009 © .
Bruno v. Sayn, 1198–1204); Engelbert v. Berg (vor 1216 – Anfang 1218); Otto v. Everstein (1218–38,
1242?/1243–70); Heinrich Münch v. Bilversheim (1239–42);Walram v. Jülich (1273–91); Heinrich v.
Klingenberg (1292–93); Wikbold v. Holte (1294–97); Gerhard v. Nassau (1298–1312); Werner v. Tomberg
(1313); Heinrich v. Sponheim (1314–43); (Hugo, Kardinalpriester tit. s. Laurentii in Damaso, 1343 wohl
erfolglos providiert); 1343–50: in dieser Zeit könnte die päpstliche Provision für den Kardinal Hugo zu
längeren Auseinandersetzungen mit den (auch?) kollationsberechtigten Jülicher Gff. und deren Favoriten
geführt haben; Gerhard v. Virneburg (1350–55); Wilhelm v. Wied (1360–1410); Johann v. Loen-Heinsberg
(1411); Johann v. Büren (1420–22); Gerhard v. Berg (1429–35); Gerhard v. Sayn (1435–52); Friedrich v.
Neuenahr (1452 oder kurz danach – 1456); Reiner v. Palant (1467–74); Hermann Landgf. v. Hessen (1474–
1508); Heinrich Pfalzgf. bei Rhein (1508–41); Johann v. Vlatten (1541–62); Heinrich v. Vlatten (1563–1625);
Karl v. Metternich (1626–36); Johann v. Eynatten (1636–53); Franz Egon Gf. v. Fürstenberg (1653–63); Franz
Gobert Gf. v. Aspremont, Linden und Reckum (1663–81); Peter Dionys v. Goer (1681–1706); Friedrich
Philipp Ambrosius Gf. v. Schellart (1707–21); Franz Joseph v. Manderscheid- Blankenheim-Gerolstein (1721–
73); Clemens Vinzenz Franz Johann Nikolaus Ffhr. v. der Heyden gen. v. Belderbusch (1773–94).
5.2. Dekane: Hezelo (vor 1076/80, 1108–34); Hugo (um 1076/80); Wirich (nach 1134?); Winrich (1140);
Richer (1152–67); Stephan (1179); Stephan (vor oder nach 1179); Konrad (1191–93); Th(eoderich) (1197);
Winand (1208–17); Johann v. Xanten (1222–23); Sibodo (1224?–38); Theoderich Puls (1238–44); Garsilius
(1244 – vor 1273); Reimar (1273–78); Wolfram (1279–82); Gottfried v. Roermond (1283–1313); Garsilius v.
Müllenark (1314–16); Arnold v. Frankenberg (1317–31); Hermann Blanckard (1332–60); Eblo v. Rodenburg
(1360–63); Rembold v. Vlodrop (1365–70/vor 1372); Gottfried v. Bongart (1372–98); Gottfried v. Vlodrop
(1398–1416); Heinrich v. Imbermonte (1419–33); Emond v. Malberg (1433–61); Johannes v. Bongart (1462–
66); Peter Wimmers (1466–91);Wimmar Wimmers (1491–1520); Johannes v. Schönrath (1520–41); Johannes
Pollart (1541–54); Gerhard v. Groesbeek (1554–69); Robert v. Wachtendonk (1569–79); Franz Voss (1579–
90); Johann v. Tomberg gen. Wormbs (1590–1612); Heinrich Strauven (1612–26); Heinrich Theobald v.
Eynatten (1626–56); Johann v. Goltstein (1656–58); Wilhelm v. Langenacker (1658–67);Walram v. Gulpen
aus Wodémont (1668–74); Hubert Thomas de Fraipont (1674–1682); Johannes van der Linden (1682–86);
Johann Baptist Bierens (1686–90); Adrian Karl van Draeck aus Teuven (1690–1715); Johann Wilhelm v.
Colyn (1715–23); Friedrich Wilhelm van Wylre (1723–38); Ludwig Johann Albert Gf. v. Schellart aus
Gürzenich (1735–45); Wilhelm Raymund Lamorald Joseph Baron v. Bierens (1745–87); Konrad Hermann
Cardoll (1787–1802).
6. E. ARETZ: Die Stellung des Aachener Münsterstifts im Lütticher Diözesanverband (Diss. iur.). Köln 1966. –
C. BAYER/T. JÜLICH/M. KUHL (Hg.): Celica Iherusalem. FS für Erich Stephany. Köln/Siegburg 1986. – A.
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den Rheinlanden. Düsseldorf 1916, S. 1–76. – L. Freiin V. COELS V. DER BRÜGGHEN: Die Lehnsregister der
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Domkapitel Aachen (Hg.)/E. HÜRTGEN (Red.): Federstrich. Liturgische Hss. der ehem. Stiftsbibl. Eupen 2000.
– L. FALKENSTEIN: Karl der Große und die Entstehung des Aachener Münsterstiftes. Paderborn 1981. – DERS.:
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Textbeispiele aus: Manfred GROTEN/Georg MÖLICH/Gisela MUSCHIOL/Joachim OEPEN (Hgg.): Nordrheinisches
Klosterbuch: Lexikon der Stifte und Klöster bis 1815. Teil 1: Aachen bis Düren (= Studien zur Kölner
Kirchengeschichte 37,1). Siegburg (Verlag Franz Schmitt) 2009 © .
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und Wandel eines mittelalterlichen Reliquienfestes. Siegburg 1996.
Peter OFFERGELD
AACHEN-Sief – Kl. Brandenburg
(1477–1784)
Kl. Brandenburg [B.] war die einzige Niederlassung der Kreuzherren im Hztm. Limburg. Dieses Institut
erlangte keine bes. Bedeutung und wurde als „minuscule couvent“ [BUCHET] charakterisiert. Den Kreuzherren
bot der abgelegene Ort lediglich ein Betätigungsfeld in den umliegenden kleinen Pfarren. – Es gibt nur wenige
Quellen, das Archiv ist weitgehend verloren, die Aufarbeitung der Geschichte erfolgte durch Studien von
BUCHET (1948), VAN DEN BOSCH (1977) und HAASS (1932).
1.1. Aachen-Sief, B., Raerener Str.
1.1.1. Btm. Lüttich (1784)
1.1.2. Hztm. Limburg (1784)
1.2. „Brandenburch“ (1477); „Brandenbergh“ (1590).
1.2.1. Priorat
1.2.2. Kreuzherren – B. wurde 1484 dem Kreuzherrenorden inkorporiert. Die niederländischen K. lebten nach
der Augustinusregel und Konstitutionen, die am Vorbild der Dominikaner ausgerichtet waren.
1.2.3. Hl. Kreuz, Augustinus, Antonius (abbas).
1.2.6. 1784–89 wurden vom kaiserlichen Verwalter an Peter Breuls/Bruls aus Eupen für 60.000 Lütticher
Gulden verkauft: Kl., Kirche, Brauhaus, Pachthof, Mühle, Hof Wüstenei und Kapitalien [→2.5.1.].
1.2.7. Nach der Aufhebung verfielen die Gebäude, die Verwaltung übernahm Notar J. L. v. Schwarzenberg, ab
1789 an Peter Breuls/Bruls verkauft. Die Kirche nutzte man als Wirtschaftsgebäude, der Kirchturm wurde
abgetragen. Anlage eines kleinen Anbaus an der Nordseite (zweite Hälfte 19. Jh.), der die Burg urspr.
umgebene Graben wurde weitgehend eingeebnet und die Zugbrücke an der Nordseite entfernt. Im 19. Jh.
wechselte die Anlage mehrfach den Besitzer, sie wurde zu Wohnzwecken und landwirtschaftlich genutzt.
1.3. B. lag recht abgelegen in einer wenig besiedelten Gegend an der östl. Grenze des Hztm. Limburg am Rand
des Raerener (B, südl. von Aachen) Waldes. 1477 übertrug der aus dem limburgischen Geschlecht B.
stammende Ritter Ägidius/Gilles vor der Mannkammer des Aachener →Marienstiftes Haus und Hof zur
Wasserburg B. mit dem dazugehörenden Land (B. war ein Lehen des Stiftes) dem Kreuzherrenorden zur
Errichtung eines Kl. für 12 Mönche. Der Ritter hatte zudem begonnen, auf dem Grundstück eine Kirche zu
errichten und versprach, ein Gästehaus zu erbauen. Die Stiftung erfolgte, da Ägidius/Gilles Ehe mit Margarete
v. Sombreff kinderlos geblieben war. 1485 stimmte der Lütticher Bf. der Kl.gründung zu, erteilte einen Ablass
und gestattete, einen Friedhof anzulegen, eine Kirche mit Turm und Glocken sowie 5 Altäre [→4.2.1.] in der
Kirche zu errichten. Die Pfarre Walhorn (B, südwestl. von Aachen) erklärte sich 1484 mit der Kl.gründung
einverstanden [→2.3.2.]. Mit seiner Konstitution im 15. Jh. gehörte B. in die zweite Gründungswelle der 12 im
nördl. Rheinland ansässigen Kreuzherrenkll.; die Tatsache, dass im 15. Jh. 6 Kll. dieses Ordens neu gegr.
wurden, war v. a. eine Folge der seit ca. 1410 einsetzenden Observanzbewegung bei den Kreuzherren. Die
Initiative zur Gründung neuer Niederlassungen auf dem Land ging meist von adeligen Familien aus – so auch
in B.
1543 beschädigte ein Brand Kirche und ein nebenstehendes Kl.gebäude erheblich, sodass man von der Abtei
Kornelimünster [→Aachen] einen Kredit aufnehmen musste [→2.5.1.]. Nicht nur in allgemeiner, sondern
auch in ökonomischer Hinsicht war B., insbes. im 17. Jh., recht unbedeutend [→2.5.1.]. Allerdings scheint
sich die Situation zu Beginn des 18. Jhs. gebessert zu haben als es 1700 den wiedererrichteten
Kreuzherrenkonvent Uden (NL, südwestl. von ’s-Hertogenbosch) mit 25 Rtlr. unterstützen konnte [→2.5.1.].
In den letzten Jahren vor der Auflösung fehlte es an Novizen und die Gebäude befanden sich in einem
schlechten Zustand. Seit dem Tod des letzten Priors Simonis († 1778) fungierte an der Spitze des Kl. nur ein
Subprior. Der Anlass der Auflösung lag aber nicht in diesen internen, nicht irreversiblen Gründen, sondern kam
von außen: 1784 wurde das Kl. im Rahmen der Josephinischen Säkularisation aufgehoben. Das
Rekollektinnenkl. in Limburg übernahm nach der Aufhebung einige Messen und Stiftungen von B.
2.1.1. Ritter Ägidius/Gilles v. B. – Haus und Hof zur Wasserburg B. mit dem dazugehörenden Land; der Stifter
ließ auf dem Grundstück eine Kirche errichten und stattete sie mit Chorgestühl, Paramenten sowie
Messbüchern aus; zudem stiftete er eine tägliche Messe.
2.1.3. Teile von Armen und Beinen des hl. Antonius (abbas) sowie Splitter vom Hl. Kreuz.
2.2.1. Der B.er Konvent nahm keine bedeutende Stellung im Orden ein. Die B.er wurden wie die Aachener
→Kreuzherren zwar 1630, als sich die deutsche Provinz in Rhein- und Maasprovinz aufteilte, der Maasprovinz
zugewiesen, blieb aber faktisch direkt dem Ordensgeneral in Huy (B, südwestl. von Lüttich) unterstellt, der
zugleich Vorsteher der belgischen Ordensprovinz war.
2.2.2. Zumindest bis 1500 wurden Brüder aus anderen Kreuzherrenkll. nach B. versetzt. Soweit bekannt,
handelte es sich bei den Mitgliedern um Adelige bzw. Grundherren aus der Umgebung; unter den Verstorbenen
wurden viele „donati“ gen., was auf eine gewisse Attraktivität des Kl. hinweist.
Textbeispiele aus: Manfred GROTEN/Georg MÖLICH/Gisela MUSCHIOL/Joachim OEPEN (Hgg.): Nordrheinisches
Klosterbuch: Lexikon der Stifte und Klöster bis 1815. Teil 1: Aachen bis Düren (= Studien zur Kölner
Kirchengeschichte 37,1). Siegburg (Verlag Franz Schmitt) 2009 © .
2.2.3. Prior
2.2.4. 5–10 Kreuzherren (o. J.) [KD Aachen/Eupen, S. 630]; 1783/84: 5 Ordensmitglieder.
2.3.2. B. gehörte zur Pfarre Walhorn; 1482: Feststellung der Rechte des Kl. gegenüber dieser Pfarre [→2.3.3.];
das Kl. hatte an den jeweiligen Pfarrer jährlich an Ostern 1 Gulden rhein. zu entrichten.
2.3.3. Die Kreuzherren durften an Sonn- und Feiertagen in der Pfarrkirche von Walhorn die Sakramente
spenden, taufen und predigen (1482), u. a. waren sie als Seelsorger in der Pfarrkirche Raeren tätig.
2.3.5. Prior Jakob v. Thurn/Thorn († 1608) wurde 1585 zum Definitor des Ordens gewählt. – Prior Nikolaus
Bonhomme/Bonhomius war Subprior des Maastrichter Konventes (1628).
2.4.2. Konventsmitglied Gerhard Masset († 1680) aus Herve (B, östl. von Lüttich) war ein bekannter Theologe
[→3.5.4.].
2.4.4. In B. wurden die Reliquien der Hll. Antonius und Odilia verehrt; unter den Besuchern befanden sich
wohl auch Pilger, die auf dem Weg nach Aachen und Düren waren und hier eine Unterkunft fanden.
2.5.1. Zur Gründungsausstattung gehörten 1477: Haus, Hof, Weiher, Äcker, Wiesen, Vieh, Wald, Zehnte und
eine Kupfererzgrube. 1493: Kauf von 2 mg., 33 Ruten Acker und Wiesen. Im 16. Jh. erteilten die Hzz. v.
Limburg die Erlaubnis, eine Getreide- und Ölmühle zu errichten. Das Kl. befand sich im 16. Jh. in einer
gesicherten finanziellen Situation; 1543 musste man allerdings von der Abtei Kornelimünster [→Aachen]
einen Kredit (46 Joachimstlr.) aufnehmen, um die durch einen Brand zerstörte Kirche und ein weiteres
Gebäude wiederaufbauen zu können [→4.1.1.]. 1622 hatte B. für eine Zahlung der Kreuzherren an den Papst
10 Rtlr. zu geben; der höchste Anteil bei dieser Slg. betrug 100 Rtlr., das Generalkapitel schätzte die
Leistungsfähigkeit des Kl. also sehr gering ein. Anfang des 18. Jhs. hatte sich die Situation verbessert; jährliche
Einkünfte (1705): 1.337 Gulden, 9,5 Stüber. B. konnte nun 25 Rtlr. geben, um die Gründung des
Kreuzherrenkonventes in Uden (NL, südwestl. von ’s-Hertogenbosch) zu unterstützen (zum Vergleich:
Konvent Hohenbusch [→Erkelenz] hatte 100 Rtlr. zu zahlen. 1769/70 verfügte das Kl. über 51 ha, 1 mg., 15
Ruten Äcker, Obstgärten, Gärten, Weiden, Wald, Brachland, Fischteiche; Ertrag: 1.004 Gulden, 2 Patards. Der
Hof Wüstenei umfasste neben den Hofgebäuden und Garten 6 Stücke Acker (18,7 ha, 3 mg., 59 Ruten) und 13
Stücke Weide (21,25 ha, 164 Ruten). Insgesamt besaß das Kl. (1769/70): 101,15 ha, 1 mg., 42 Ruten. – 1789
wurden vom kaiserlichen Verwalter an Peter Breuls/Bruls aus Eupen für 60.000 Lütticher Gulden verkauft: Kl.,
Kirche, Brauhaus, Pachthof (mit ca. 64,6 ha, 1 mg., 77 Ruten Land), Mühle, Hof Wüstenei (mit ca. 30,6 ha, 1
mg., 23 Ruten); die dem Kl. gehörenden Kapitalien: 4 Renten in Lüttich und Aachen: 31 Gulden, 10 Lütticher
Sous, 32 Aachener Mark (2 Kapitalien: 400 und 100 Ecus).
2.5.2.a Die in →2.5.1. gen. landwirtschaftlich genutzten Güter waren überwiegend gegen Naturalien sowie
gegen Hand- und Spanndienste verpachtet (u. a. Erbpacht) und verlehnt. – In den Wassergräben züchtete man
Fische.
2.5.2.b Ob die in →2.5.1. gen. Getreide- und Ölmühle verpachtet oder eigenbewirtschaftet wurde, ist nicht
bekannt. – Im Brauhaus wurde wahrsch. für den Eigenbedarf Bier gebraut. Zudem destillierte man
Wacholderschnaps.
2.5.2.c Das Kl. nahm Geld aus der Kreditvergabe (u. a. an Aachener Bürger) und dem Kauf von Renten (z. T.
radiziert auf Häuser und Bauernhöfe in Walhorn (1520) und Raeren (1780)) ein. Die Mittel stammten u. a. aus
Stiftungen (v. a. der Stifter, Angehörigen der Limburger Hzz. und von Grundherren der Umgebung wie
Eynatten und Kettenis) und Jahrgedächtnissen; zu den Memorienstiftungen (1784): BUCHET, S. 48f.
3.1. Nach der Aufhebung kamen die Archivunterlagen zunächst nach Aachen, dann ins Schloss Lichtenberg
(Henri Chapelle); Ende des 19. Jhs. weitgehend verbrannt. – B. hatte wohl auch eine kleine Bibl. [→3.4.1.].
3.2. Oediger: Archive, S. 20.
3.3. Nachrichten über B. in anderen Best.: HStAD: Aachen, Marienstift, IX (Kirchen, Kll. und Kapellen
außerhalb Aachens Nr. 10 (1504–1789)). – DomA Aachen: Akten (16.–18. Jh.). – StA Aachen:
Mannkammerbücher und Walhorner Gudungsbücher.
3.4.1. Bibl.katalog (1783) [Algemeen Rijksarchief/Archives générales du Royaume, Brüssel: Komitee van de
Religiekas, N. 72–76].
3.4.5. Auflistung der Memorienstiftungen (1784) in: BUCHET, S. 48f.
3.4.6. „Historia fundationis conventus B., in pago Walhorn, prope oppidum S. Cornelii Monasterium, in circulo
Borussiae Aquisgranensi“ (Abschrift, 16. Jh.) [HERMANS, S. 406–412].
3.4.7. Ein Verzeichnis der Ländereien (1661) befand sich 1912 im Besitz des Architekten N. v.
Schwartzenberg, Aachen [KD Aachen/Eupen, S. 630]. – Einkünfteverzeichnis (1769–70) [BUCHET, S. 27].
3.4.10. Bericht über den Zustand des Kl. nach der Aufhebung (1785) [Algemeen Rijksarchief/Archives
Générales du Royaume, Brüssel: Archives ecclésiastiques. Couvents, Béguinages, Commanderies, Liasse Nr.
13488, 1528].
3.5.1. Ansicht der Kl.anlage (Zeichnung) von M. Guy Poswick (Ende 19. Jh.) [BUCHET, zwischen S. 46 und
47].
3.5.2. Lageplan von Kl. B. [KD Aachen/Eupen, S. 631, Abb. 217]; Lage des Kl., der Wassergräben und
Wirtschaftsgebäude (Anfang 19. Jh.) [TRANCHOT/MÜFFLING, Karte 95].
3.5.3. Anlage mit Turm und der in einen Stall verwandelten Kirche (19. Jh.) [HASHAGEN, Taf. 32]; Anlage mit
Blick auf ehem. Kirche und Haupthaus (vor 1912) [KD Aachen/Eupen, S. 266]; Kl.anlage (1977)
[Landeskonservator Rheinland (Hg.): Denkmälerverzeichnis 1.2, Aachen. Übrige Stadtteile. Köln 1978, S. 113,
Abb. 3]; Herrenhaus (1970er Jahre) [VAN DEN BOSCH: Jedermann, S. 60].
Textbeispiele aus: Manfred GROTEN/Georg MÖLICH/Gisela MUSCHIOL/Joachim OEPEN (Hgg.): Nordrheinisches
Klosterbuch: Lexikon der Stifte und Klöster bis 1815. Teil 1: Aachen bis Düren (= Studien zur Kölner
Kirchengeschichte 37,1). Siegburg (Verlag Franz Schmitt) 2009 © .
3.5.4. Gemälde mit Porträt des Gerhard Masset [→2.4.2.; Musée communal de Verviers; BUCHET, zwischen S.
42 und 43].
4.1.1. 1485: Weihe der Kirche, 1543: Zerstörung durch einen Brand. Wiederaufbau: Bruchsteinbau aus
Raerener Blaustein mit dreiseitigem Chorschluss, Langhaus mit 5 Jochen. 1785 wurde die Kirche als sehr
einfach und schmucklos beschrieben.
4.1.3. 1441 erwarb Johannes v. Eynatten Haus und Hof B., baute 1444 die Gebäude um, errichtete einen
Wohnturm und umgab die Anlage mit einem vom Iterbach gespeisten Wassergraben. Nutzung des
dreigeschossigen Herrenhauses als Kl.; 17. Jh.: Anbau zweier Flügel nach Süden; 18. Jh.: Anlage einer
Freitreppe an der Südseite, den alten Flügel versah man mit Stichbogenfenstern. Das Kl. bildete eine
hufeisenförmig nicht ganz geschlossene Anlage um einen Innenhof. 1785/90 wurde der Zustand der Gebäude,
mit Ausnahme des Brauhauses und der Mühle, als sehr alt und in einem schlechten Bauzustand beschrieben.
4.1.5. Die Wirtschaftsgebäude (Brauhaus, Pferde- und Kuhställe, Scheune, Hühnerhof) befanden sich nordöstl.
vom Kl.komplex, im östl. Kopfgebäude war die Wassermühle untergebracht [→4.1.6.]. 1785 wurden die
gesamten Gebäude auf 17.000 Lütticher Gulden geschätzt.
4.1.6. 1585 erstm. erw. Wassermühle, gespeist durch den Iterbach, am Baumgartsweg (nördl. des Kl.), zunächst
als Öl-, dann als Mahlmühle mit 3 Gängen, später (1549, 1782) als Frucht-, Öl-, und Lohmühle; 1704:
weitgehende Erneuerung der Gebäude, im 19. Jh. landwirtschaftlich genutzt; 1926: Entfernung der Mühlsteine
nach Demontage des Wasserrades; nach 1981: Umbau zu Wohnzwecken.
4.2.1. 1495 erlaubte der Lütticher Bf. dem Konvent, in der Kirche 5 Altäre zu errichten. Hochaltar: Hl.
Dreifaltigkeit, Hl. Kreuz, Maria, Antonius (abbas), Helena, Hll. Apostel. – Seitenaltäre: Altar vor dem Chor:
Augustinus, Ägidius, Margareta, Petrus Märtyrer, Nikolaus und alle Bekenner; Altar rechts vom Hochaltar:
Sebastian, Katharina, Barbara sowie alle Märtyrer und Jungfrauen.
4.2.3. 1485 genehmigte der Bf. das Aufhängen von Glocken im Kirchturm.
4.2.4. Ägidius/Gilles v. B. schenkte der Kirche das Chorgestühl.
4.2.5. Statue des hl. Antonius, 75 cm hoch (zweite Hälfte 15. Jh.); Pietà aus Holz (17. Jh.) [beide heute in der
Raerener Pfarrkirche; Fotos: BUCHET, zwischen S. 30 und 31 bzw. S. 38 und 39].
4.2.6. Ägidius/Gilles v. B. und seine Ehefrau Margarete v. Sombreff wurden vor dem Hauptaltar begraben.
4.2.8. Inschrift auf einem Trinkkrug des Kl., Raerener Steinzeug (zweite Hälfte 16. Jh.) [Museum Burg
Frankenberg; GIERSIEPEN, S. 58]; Prunkkrug des Priors, Raerener Steinzeug (1605) [Berlin:
Kunstgewerbemuseum; GIERSIEPEN, S. 59; Foto: VAN DEN BOSCH: Jedermann, S. 61]. In der Kirche: Inschrift
und Wappenstein der Eheleute Ägidius/Gilles v. B. und Margarete (zweite Hälfte 15. Jh., 1990 in 4 Teile
zerbrochen) [Wappenstein: Museum Burg Frankenberg; GIERSIEPEN: Aachen, S. 23; BUCHET, zwischen S. 22
und 23; MACCO, Taf. 14]. Inschrift über dem an der Südfront gelegenen Eingang (1704). Inschrift im Inneren
des Herrenhauses auf einem Kaminaufsatz (17. Jh.) [KD Aachen/Eupen, S. 265].
5.1. Prioren: Johannes Drybe (1493); Otto van Hoychelheym/Hoeculum (1504, 1508, 1513, 1515, 1519–20,
1528?); Nikolaus/Claes van Limburg (1543, 1553); Jacob v./vam Thurn/Thorn (1564, 1585, † 1608); Peter van
Thurn (1590); Johannes Titz (1608); Hermann Texanus (1618); Nikolaus Bonhomme/Bonhomius (1633, 1660,
1663); Heinrich de Collombs (1649); Nikolaus de Hessel (1696); N. de Co(u)lonne (1696); Anton Offermann
(1706); Tossanus Lys (1721); Nikolaus Joseph de Co(u)lonne (1743); Johannes-Josef Simonis (1765/66? –
1778). – Subprior: Johannes Heinrich Cratz (1783/84, † 1789).
6. P. VAN DEN BOSCH: Brandenburg. In: Clairlieu 35 (1977), S. 93–95. – DERS.: Sie teilten mit Jedermann.
Eine kurze Geschichte der Kreuzherren. Bonn 1978, S. 58–62. – D. BROUWERS: Documents relatifs à la
matricule du duché de Limbourg en 1705. In: Bulletin de l’Institut Archéologique Liégeois 33 (1903), S. 69–88,
hier S. 86. – A. BUCHET: Le Prieuré des Croisiers de Brandebourg à Raeren, 1477–1784. In: Bulletin de la
Société Verviétoise d’Archéologie et d’histoire 35 (1946–47). Verviers 1948, S. 1–50. – L. Freiin V. COELS V.
DER BRÜGGHEN: Die Lehnsregister der propsteilichen Mannkammer des Aachener Marienstiftes 1394–1794.
Bonn 1952, passim. – M. S. P. ERNST: Histoire du Limbourg. 1. Bd. Lüttich 1837, S. 89f. – R. HAASS: Die
Kreuzherren in den Rheinlanden. Bonn 1932, S. 166–169. – J. HASHAGEN: Geschichte der Familie Hoesch, 1.
Bd. Köln 1911, S. 148–152, Taf. 32. – C. R. HERMANS: Annales Ordinis S. Crucis. Bois-le-Duc 1858, Bd. 2, S.
406–412. – KD Aachen/Eupen, S. 263–266. – H. F. MACCO: Aachener Wappen und Genealogien, Bd. I.
Aachen 1907, S. 56. – C. Quix: Beiträge zu einer historisch-topographischen Beschreibung des Kreises Eupen.
Aachen 1837, S. 158–161. – TORSY: Regularklerus 2, S. 249.
Wolfgang ROSEN
BONN – Kapuzinerterziarinnen
(1629–1802)
Das Bonner Kl. der Kapuzinerterziarinnen [K.] gehörte zu den von Ebf. Ferdinand v. Bayern als Mittel der
Gegenreformation gegr. Kll., erlangte jedoch keine große Bedeutung. – ENNEN und SCHLOSSMACHER haben die
aufgrund schlechter Quellenlage dürftigen Informationen über dieses Institut zusammengefasst.
1.1. Bonn, Ecke Kölnstr./Bertha-v.-Suttner-Platz
1.1.1. Ebtm. Köln (1587); Btm. Aachen (1802).
1.1.2. Kftm. Köln (1587); Französische Republik (1802).
Textbeispiele aus: Manfred GROTEN/Georg MÖLICH/Gisela MUSCHIOL/Joachim OEPEN (Hgg.): Nordrheinisches
Klosterbuch: Lexikon der Stifte und Klöster bis 1815. Teil 1: Aachen bis Düren (= Studien zur Kölner
Kirchengeschichte 37,1). Siegburg (Verlag Franz Schmitt) 2009 © .
1.2. „Sororum tertiae regulae sancti Francisci reformatarum, vulgo capucinissarum“ (1647); „CapucinessenKl.“ (1773).
1.2.1. Terziarinnenkonvent
1.2.2. K.
1.2.3. Hauptpatronin: Anna; Konpatrone: Joachim, Joseph (1648).
1.2.6. 1802
1.2.7. Nach der Aufhebung kam es zur Versteigerung der Kl.anlage mit Garten für 11.150 Fr. Kirche und
Kl.gebäude wurden bald darauf niedergelegt.
1.3. Die Gründung des Kl. (1629) geht auf Ebf. Ferdinand v. Bayern zurück. Die Schwestern stammten aus
dem Kölner Kapuzinerinnenkl. →St. Anna am Kreuzberg. Zunächst lebte der Konvent etwa 2 Jahre in einem
Haus an der Wenzelgasse, wo zuvor der Ludolphskonvent, eine aufgegebene Beginenniederlassung,
angesiedelt war. Schließlich erwarben die K. ein Haus an der Kölnstr. Dort entstand 1644 gegen den
Widerstand der Bürgerschaft ein Neubau, der 1646 bezogen wurde. 1633 wurden die Schwestern wegen
Kriegsgefahr vorübergehend nach Köln umgesiedelt. Bereits 1638 ergaben sich innere Konflikte wegen der
Person der Mater Ancilla,wobei aber auch die Frage aufkam, ob der Konvent eine kirchlich approbierte Regel
angenommen habe. Die Belagerung Bonns (1689) überstand die Kl.anlage mit nur leichten Schäden.
2.1.1. Ebf. Ferdinand v. Bayern, der wohl auch den Ausbau der Kl.anlage förderte.
2.1.2. Kapuzinerinnen in Köln, →St. Anna am Kreuzberg.
2.2.2. Die Konventsmitglieder kamen aus Trier, Cochem, Speyer, St. Vith, Luxemburg, Geldern, Köln und
Dorsten (1638, 1646), 1798 zum überwiegenden Teil aus Bonn und Umgebung. Im Allgemeinen aus
bürgerlichen (Honoratioren-)Familien stammend, sind für die Anfangszeit wenige Schwestern adeliger
Herkunft bezeugt.
2.2.3. Mater Ancilla (Vorsteherin) bzw. Oberin; Vicaria.
2.2.4. 1629: Gründungskonvent mit 3 Schwestern; 1638: 18 Konventsmitglieder; 1646: 7 Schwestern; 1798: 13
Chorschwestern, 4 Laienschwestern bzw. Postulantinnen (1798).
2.5.1. Das wohl nicht unbeträchtliche Vermögen des Kl. bestand v. a. aus Renten und Schuldverschreibungen.
– Grundbesitz war, wenn überhaupt, in geringem Maße vorhanden, evtl. Ackerland in Uedorf (4,91 ha, nach
1802 für 3.525 Fr. verkauft).
2.5.2.a Das in →2.5.1. gen. Ackerland war verpachtet.
2.5.2.c Renten und Obligationen der Städte Bonn und Andernach, des Kölner Domkapitels [→Domstift], des
Kurstaates, der Eisenhütte zu Eiserfey, zahlreicher Privatpersonen aus Bonn und Umgebung, u. a. auf die Zölle
zu Bonn und Andernach.
3.2. OEDIGER: Archive, S. 64.
3.3. HStAD: Bonn, K.; Kurköln II 1754; Lande zwischen Rhein und Maas 2572; Roerdep. – StaatsA Münster,
Hs. VII 39. – LHAK, StA Bonn [→3.4.10.].
3.4.4. Gutachten über die Gelübde (17. Jh.) [StaatsA Münster: Hs. VII 39).
3.4.7. Lagerbuch, Rentbuch (1787–1802); Schuld- und Rentenverschreibungen (1583–1804) [HStAD: Bonn,
Kapuzinessen].
3.4.8. Visitation (1638) [HStAD: Kurköln II 1754].
3.4.10. LHAK: 256/6823, 9917, 10129. – HStAD: Roerdep. 3170/3188; 3376/3227. – StA Bonn: Französische
Zeit 16/5, 18/5, 48/21.
3.5.2. Einzeichnung der Kl.anlage in der Umzeichnung des Merian-Planes (1646) [RSA Bonn, Taf. 1, Nr. 6;
Lage der Anlage innerhalb des Häuserblocks zu weit östl.]; Einzeichnung der Kl.anlage auf dem Stadtplan
(1773) [StA Bonn: Ba 80; Druck: RSA, Taf. 2].
4.1.1. Die Kirche des 1644–46 neu erbauten Kl. [→4.1.3.] wurde 1647 im Beisein von Ebf. Ferdinand v.
Bayern durch den Bonner Propst Franz Wilhelm v. Wartenberg, Fürstbf. von Osnabrück, konsekriert.
4.1.2. Kapelle St. Elisabeth (1648 geweiht).
4.1.3. 1644: Grundsteinlegung zu den neuen Kl.gebäuden an der Kölnstr., 1646: Fertigstellung. Die Pläne
[→3.5.2.] deuten auf eine Kirche mit Dachreiter, der im rechten Winkel das Kl.gebäude angebaut war. Diese
Anlage, für die man eigens noch angrenzende Grundstücke erwarb, war etwas mehr als 49 Ar groß.
4.2.6. In der Kl.anlage befand sich ein kleiner Friedhof.
5.2. Clara Margaretha (Ordensname: Franziska Maria) v. Lülsdorf (1629–30); Euphrasia (Ordensname, vor
1638); Katharina (Ordensname: Agatha) Waldemolin (1638); Barbara aus Trier (1646); M. Rosa (1743); Maria
Josepha Ignatia Broggia (vor 1795–1802).
6. DIETZ: Bonn, S. 138f., 149. – E. ENNEN: Geschichte der Stadt Bonn, Bd. 2, Bonn 1962, S. 65f., 123f. – H. J.
FLOSS: Das Kapuziner- und Kapuzinessenkl. zu Bonn nebst einem Überblick über die ehem. rhein.-kölnische
Kapuzinerprovinz. In: AHVN 28/29 (1876), S. 260–284, hier S. 273f. – SCHLOSSMACHER: Säkularisation, S.
232–236.
Joachim OEPEN
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