Handlungseigenschaften

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Handlungseigenschaften
"Handlungseigenschaften" sind kein etablierter Begriff in der Psychologie.
Sie sind eher eine Überschrift über ein heterogenes Gebiet der
Persönlichkeitspsychologie, in dem Persönlichkeitsunterschiede im zielgerichteten
Handeln im Mittelpunkt stehen:
1. Dispositionen mit Bezug auf Verhaltensrichtung:
Bedürfnisse
Motive
Interessen
2. Dispositionen mit Bezug auf Überzeugungen über eigenes Handeln
(Handlungsüberzeugungen):
Erwartungsstile
Kontrollüberzeugungen
Attributionsstile
3. Bewältigungsstile
1. Bedürfnisse, Motive und Interessen
Bedürfnisse
− Dieses Konzept dominierte die Psychoanalyse von Freud, die Ethologie von
Lorenz und die ältere Motivationspsychologie, in der Motive in Analogie zu
Hunger, Durst und sexuellen Bedürfnissen in Form von Regelkreismodellen
konzeptualisiert wurden.
− In der heutigen stark kognitiv ausgerichteten Motivationspsychologie werden
Bedürfnisse (zu) wenig thematisiert.
− Regelkreismodelle von Bedürfnissen nehmen an, dass es individuell
charakteristische Sollwertegibt, z.B. für Sattsein, sexuelles Befriedigtsein.
− Diese Sollwerte werden ständig mit dem aktuellen Ist-Zustandverglichen.
− Abweichungen zwischen Ist-Zustand und Sollwert motivieren Verhalten, den
Ist-Zustand an den Sollwert anzunähern.
− Bei Hunger und Durst werden die Abweichungen primär intern produziert, bei
Sex intern und extern, bei Neugier primär extern.
− Persönlichkeitsunterschiede bestehen dabei in den Sollwerten.
1
Illustration: Regelkreismodell für Neugierverhalten (Bischof, 1985)
 hier greift Persönlichkeit ein (Wie wird die Situation wahrgenommen? Wie stark ist die Erregung?)
Maslow’s Pyramide
− Mangelbedürfnisse: Physiologische Bedürfnisse, Sicherheit, soziale Bindungen
− Wachstumsbedürfnisse (unstillbar): Selbstachtung & -verwirklichung
− Mangelbedürfnisse können übersättigt werden
− Empirisch & Pers.Psy. nicht bewiesen/erfasst/ausformuliert  hat höchstens
einen heuristischen Wert
Motive
= Motive sind Bewertungsdispositionen für Handlungsfolgen (Heckhausen)
− Die heutige Motivationspsychologie beschäftigt sich mehr mit rationalen
Zielbildungsprozessen, die einem Erwartungs X Wert Modell folgen. Dies
wurde zuerst und am genauesten für die Leistungsmotivation herausgearbeitet.
− Vorsicht: Motivationsstärke ist aktueller Zustand einer Person in einer
motivierenden Situation.
− Ein Motiv ist die überdauernde Tendenz zu bestimmten Motivationsstärken in
motivanregenden Situationen (also ein Persönlichkeitsmerkmal)
Leistungsmotiv:
− Siehe Allgemeine II (SoSe10)
− Besonders: Risikowahlmodell von Atkinson + Konsequenzen
2
Projektive Tests/Messung von Motiven:
− Siehe Allgemeine II (SoSe10)
− Ein Proband soll Geschichten zu mehrdeutigen Bildern erzählen, die
bestimmte Motive mittelstark anregen.
− Die Häufigkeit, mit der ein bestimmtes Motiv in den Geschichten
vorkommt, wird als Motivstärke interpretiert: das Motiv wurde in die
Geschichten "hineinprojiziert".
− Die so gemessenen Motive müssen den Probanden nicht bewusst sein.
− Ziel der Verfahren ist es vielmehr latente Motive zu erfassen, zunehmend
implizite Motive genannt (vgl. IAT).
− Verbreitet: Thematischer Apperzeptionstest (TAT) von Murray (1943).
− Kritik an projektiven Tests:
1. Interne Konsistenz nur ca. .50 bei ca. 6 Bildern.
Verteidigung: Motivwechsel durch Sättigungseffekt!
2. Retestreliabilität über wenige Wochen auch nur ca. .50.
Verteidigung: unterschiedliche Motivationslagen an
verschiedenen Testtagen!
3. Unklarheit der Interpretation: eigenes Motiv oder nur Sensitivität für
Thema?
− Bsp.: Aggressions-TAT & Kinder/Polizeibeamte (Aggressiv oder viel
Aggression erlebt?)
Motivmessung:
− Bewusste Motive können mit Fragebögen erfasst werden. (z.B. Skalen der
Personality Research Form (PRF))
− Projektive Tests und Fragebögen für dasselbe Motiv korrelieren meist nur
äußerst gering.
− Nach McClelland et al. (1989) erfassen z.B. beim Leistungsmotiv:
- projektive Tests operantes Leistungsverhalten(intrinsisch motiviert);
- Fragebögen respondentes Leistungsverhalten(extrinsisch motiviert).
− Metaanalyse von Spangler (1992) Nur schwache Bestätigung von McClelland.
Vorhersage von Leistungsverhalten durch Leistungsmotiv war generell
schlecht: Fähigkeiten wurden nicht berücksichtigt.
− Alternativen zum TAT (z.B. OMT, Motiv-IAT, Motiv Gitter)
Reliablität höher, Validität noch unklar
Anschlussbedürfnis:
− Unter dem Anschlussbedürfnis wird seit Murray (1938) das Bedürfnis nach
Aufnahme und Aufrechterhaltung sozialer Beziehungen unabhängig vom Grad
der erreichten Vertrautheit verstanden.
− Davon unterschieden wird seit Winter (1987) das Intimitätsbedürfnis, das sich
auf Aufnahme und Aufrechterhaltung intimer Beziehungen bezieht
− Das Anschlussbedürfnis kann wie das Leistungsmotiv in eine Erfolgs- und eine
Misserfolgskomponente aufgespalten werden:
- Hoffnung auf Anschluss und Furcht vor Zurückweisung.
3
Klassifikation nach
Asendorpf (1989)
− Illustration:
So unterscheiden sich z.B. ungesellige von schüchternen Kindern darin, dass
ungesellige nachmittags weniger mit anderen Kindern spielen als gesellige,
während schüchterne genauso viel Kontakt mit vertrauten Personen haben wie
nichtschüchterne, aber in Gruppen oder Beisein von Fremden weniger reden als
nichtschüchterne (sie reagieren dann gehemmt; vgl. Grays Theorie des
Temperaments).
 Schüchternheit korreliert deshalb auch nur mäßig mit Ungeselligkeit (um
.30).
Interessen
− Interessen beziehen sich darauf, ob bestimmte Tätigkeiten als anziehend oder
abstoßend empfunden werden. (also auf Handlungen)
− Wenig entwickeltes Gebiet der Persönlichkeitspsychologie, obwohl es direkte
Anwendungen in der Berufsberatung hat. Hierfür gibt es Berufsinteressentests.
− Sechseckstruktur des Berufsinteresses (Prediger, 1982). Dargestellt ist die Lage
der 6 Holland-Faktoren in einem 2dimensionalen Raum für Schüler (blau) und
Schülerinnen (rot).
− Die Passung zwischen Berufsinteressen und Arbeitsinhalten korreliert positiv
mit der Arbeitszufriedenheit, wobei die Kausalrichtung natürlich unklar ist
− Die Berufswahl wird durch Fähigkeiten besser vorhergesagt als durch
Interessen!
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2. Handlungsüberzeugungen
-
Auch
"Handlungsüberzeugungen"
ist kein etablierter Begriff
in der Psychologie.
Gemeint sind damit
Überzeugungen über das
eigene Handeln:
Handlungsoptimismus:
- Zwar beziehen sich Erwartungs-, Kontroll- und Attributionsstile auf
unterschiedliche Phasen des Handlungsprozesses, doch korrelieren diese
Stile mittelhoch miteinander, so dass sie einen übergeordneten Faktor
gemeinsam haben, der hier Handlungsoptimismus genannt wird
Selbstwirksamkeitserwartung:
- Der Erwartungsstil Selbstwirksamkeitserwartung bezeichnet die Erwartung,
zu einem bestimmten Verhalten fähig zu sein (z.B.: mit dem Rauchen
aufhören).
- Der Bezug zum eigenen Handeln grenzt Selbstwirksamkeitserwartungen
von (Miss)Erfolgserwartungen ab: Optimistische Fatalisten können eine
hohe Erfolgserwartung bei niedriger Selbstwirksamkeitserwartung haben.
- Erfassung z.B. durch Skala von Schwarzer & Jerusalem (1989);
 Beispielitem: "Wenn mir jemand Widerstand leistet, finde ich Mittel und
Wege, mich durchzusetzen."
Handlungskontrollstil
- Erinnerung an Motive: Furcht vor Misserfolg ist keine homogene Dimension,
sondern zerfällt in zwei trennbare Motive (Kuhl, 1983)
1. Tendenz, Misserfolg handlungsorientiertaktiv zu vermeiden;
2. Tendenz, über eingetretenen Misserfolg lageorientiertzu grübeln.
Attributionsstil
- Attributionsstile bei der Bewertung von Handlungsergebnissen wurden vor
allem beim Leistungshandeln untersucht:
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-
Attributionsstile bei (Miss)Erfolgsmotivierten
-
Handlungsoptimismus ist also durch ein selbstwert-dienliches
Attributionsmuster gekennzeichnet: Erfolg wird auf Fähigkeit, Misserfolg auf
mangelnde Anstrengung zurückgeführt
Alle Handlungsüberzeugungen lassen sich für verschiedene Situationsbereiche
getrennt erfassen, z.B. für intellektuelle Leistungen, sportliche Leistungen und
soziale Beziehungen.
Wird das getan, zeigt sich eine geringe transsituative Konsistenz;
Z.B. kann ein Handlungsoptimist in Bezug auf die Studienleistung ein
Handlungspessimist in Bezug auf Partnerbeziehungen sein oder umgekehrt.
-
-
3. Bewältigungsstile
-
-
Bewältigungsstile (auch: Copingstile nach dem engl. "coping") wurden zuerst
in der Stressforschung untersucht (Lazarus, 1966).
Unter Stress werden in der Psychologie Belastungen verstanden, die subjektiv
als Überforderung erlebt und deshalb von negativen Emotionen begleitet
werden.
Vier Phasen der Stressverarbeitung:
1. primäre Bewertung der Situation: bedrohlich?
2. sekundäre Bewertung: Bewältigungsstil?
3. Bewältigungsstil anwenden
4. Neubewertung
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-
3 Arten von Bewältigungsstilen: intrapsychische Stile, problemorientierte Stile,
Ausdruckskontrollstile
-
Intrapsychische Stile verändern nicht die Situation, aber deren Bewertung und
die ausgelösten Gefühle, z.B. Verdrängung, Verleugnung.
- Problemorientierte Stile verändern die Situation, z.B. Flucht, Uminterpretation
als eigentlich positiv.
- Ausdruckskontrollstile verändern den Emotionsausdruck (z.B. Ärger
verbergen), nicht aber die Situation oder deren Bewertung.
Bsp.: 5 Bewältigungsstile für Krankheiten
- Bewältigungsstile sind innerhalb bestimmter Situationsbereiche zeitlich
ausgesprochen stabil, auch bei drastischen Situationsänderungen (z.B. bei
Krebspatienten im Verlauf ihrer Erkrankung).
- Entgegen der Meinung in der frühen Stressforschung sind sie deutlich mehr
durch die Persönlichkeit als durch Phasen der Stressverarbeitung bedingt.
- So interpretierte z.B. Kübler-Ross Bewältigungsstile bei Sterbenden
phasenspezifisch und ignorierte Persönlichkeitsunterschiede.
- Für unterschiedliche Situationen sind unterschiedliche Bewältigungsstile
optimal.
- So ist Verdrängung gut geeignet bei der Vorbereitung auf eine nicht
vermeidbare Operation (solche Patienten nehmen weniger Schmerzmittel,
haben weniger Komplikationen und werden eher entlassen), nicht aber in der
Rehabilitationsphase (würde die Eingliederung in den Alltag behindern):
- Jeder Bewältigungsstil hat eine situative Nische, wo er angemessen ist.
- Da die Bewältigungsstile persönlichkeitsabhängig und stabil sind, kann man sie
bei Belastungen nicht einfach optimal einsetzen.
- Im Gegenteil zeigen Untersuchungen zur Aufklärung von Patienten vor
bedrohlichen Operationen, dass weder eine schonungslose Aufklärung noch das
Herunterspielen von Risiken generell hilfreich ist; optimal ist vielmehr ein Grad
an Aufklärung, der zum individuellen Bewältigungsstil des Patienten passt
(Miller, 1990).
7
-
Eine gute Passung zwischen Bewältigungsstil und Bewältigungsangebot
erleichtert die Bewältigung, nicht das Vermitteln einer "besten"
Bewältigungsform.
Beispiel: Ärgerausdruckskontrolle
- Dabei spielen Persönlichkeitsunterschiede ein Rolle:
1. Anger-In (Ärger "in sich hineinfressen")
2. Anger-Out (Ärger offen ausagieren)
3. konstruktiver Ausdruck (klarer aber konstruktiver, nicht verletzender
Ärgerausdruck)
- Gesundheitspsychologische Untersuchungen legen nahe, dass sowohl AngerOut als auch Anger-In schädlich sind, da sie mit einem erhöhten Risiko für
(unterschiedliche) Erkrankungen korrelieren.
Anwendungsbeispiel: Politikvorhersage
- Gibt es typische Persönlichkeitsmerkmale von Führern in Organisationen (z.B.
Präsidenten, Päpste, Mafiabosse, Vorstandsvorsitzende, Gewerkschafts-führer)?
- Gibt es also typische Führungspersönlichkeit (z.B. charakterisiert durch
Machtinstinkt, Sitzfleisch, diplomatisches Geschick, Kompromissfähigkeit,
Kaltblütigkeit)?
Dafür sprechen:
1.
Führerrolle erfordert Führungsqualitäten,
2.
Selektionsmechanismen der Organisation für Aufstieg zum Führer,
3.
Persönlichkeitsveränderungen beim Aufstieg zum Führer.
-
Historiometrie (Woods, 1911), d.h. empirische Analyse historischer Quellen
z.B. untersuchte Simonton Expertenbeurteilungen von politischen Führern
(Könige, Präsidenten der USA).
- Ein Befund ist eine umgekehrt U-förmige Beziehung zwischen Intelligenz und
Führungsqualität.
- Optimal scheint es zu sein, wenn der IQ des Führers ca. 18 Punkte über dem
Gruppendurchschnitt liegt (aber nicht höher).
- Damit sollte z.B. der IQ der deutschen Bundeskanzlerin nicht höher sein als der
eines durchschnittlichen Abiturienten (Argument gegen höheren IQ:
Kommunikationsprobleme mit der Mehrheit)
- Weitere nichtlineare Beziehungen sind:
- Politische Effizienz absolutistischer Herrscher(innen) war besonders hoch
entweder bei sehr hoher oder bei sehr niedriger Moral.
- Historisch besonders einflussreiche US-Präsidenten waren entweder
besonders idealistisch oder besonders pragmatisch
- Insbesondere sollten sich die dominanten Motive von Führern zur Vorhersage
ihres politischen Handelns nutzen lassen
- Winter (1987) kodierte alle Antrittsreden US-amerikanischer Präsidenten 1789
-1981für die darin enthaltenen Intimitäts- und Machtmotive
 Allg. ist es für Politiker gut stark machtmotiviert, mittel Leistungsmotiviert und
wenig intimitätsmotiviert zu sein
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Bewertungsdispositionen
"Bewertungsdispositionen" (kein etablierter Begriff) sind Persönlichkeitsunterschiede
in der Bewertung von Objekten der Wahrnehmung oder Vorstellung.
Unterschieden werden
1. Werthaltungen: Bewertung wünschenswerter Lebensziele (z.B. Freiheit) oder
Handlungsdispositionen (z.B. Ehrlichkeit);
2. Einstellungen: Bewertung konkreter Objekte, z.B.politische Einstellungen,
Einstellung zum Partner.
Motive können als Bewertungen von Handlungsfolgenaufgefasst werden und sind
Bewertungsdispositionen für Handlungsdispositionen (z.B. Ehrlichkeit) dürfen nicht
mit diesen Handlungsdispositionen verwechselt werden. Jemand kann Ehrlichkeit
hoch schätzen, selbst jedoch oft unehrlich handeln.
Ähnliches gilt für das Verhältnis von Werthaltungen und Motiven. Ein Vorgesetzter
kann Leistung hoch schätzen, aber selbst eher anschlussmotiviert als leistungsmotiviert
sein.
1. Werterhaltung
- In der Werteforschung werden u.a. unterschieden:
1. Endziele(z.B. Brüderlichkeit)
2. instrumentelle Ziele(z.B. Hilfsbereitschaft)
- Instrumentelle Ziele sind Handlungsdispositionen, um Endziele zu
erreichen. Jedem Wert entspricht eine Werthaltung.
- Weit verbreitet ist der Rokeach Value Survey (RVS) von Rokeach (1973),
in dem 18 Endziele und 18 instrumentelle Ziele in eine Rangfolge nach
Wert gebracht werden sollen.
- Diese 36 Ziele dienten auch als Grundlage für einen Wertefragebogen, das
Social Values Inventory (SVI) von Braithwaite & Law (1985), in dem die
einzelnen Ziele separat bewertet werden.
z.B. Endziel: ein angenehmes Leben / instrumentelles Ziel: ergeizig
- Ähnlich wie bei projektiven Verfahren können auch Werthaltungen aus
Dokumenten erschlossen werden.
z.B.: Jeweils 25000 Worte aus Texten von Politikern (z.B. reaktionärer USPräsidentschaftskandidat Goldwater) und Schriftstellern (z.B. Sozialist Erich Fromm)
wurden auf Rangplätze von 18 Werten untersucht (Graumann et al., 1983):
9
-
-
Schwartz (1992) untersuchte 11 Wertebereiche in 20 Kulturen (Beurteiler
waren meist Studenten und Lehrer)
Die Ähnlichkeit der Werte bzgl. ihres Rangs wurde mit Hilfe nichtmetrischer
multidimensionaler Skalierung so auf einen zweidimensionalen Raum
projiziert, dass der Abstand der Werte als Unähnlichkeit interpretiert werden
kann
Es ergab sich eine weitgehend universelle Wertestruktur; nur die Position von
"Spiritualität" variierte deutlich zwischen den Kulturen
Universelle Wertstruktur nach Schwartz (1992)
-
-
Lexikalischer Ansatz von Renner (1992)
383 Werte wurden von repräsentativer österreichischen Stichprobe beurteilt,
wie stark sie Leitmotiv ihres persönlichen Lebens seien.
Eine Faktorenanalyse ergab 5 Faktoren von Werthaltungen:
1. Intellektualität (Weltoffenheit, Kultur)
2. Harmonie (Gemeinschaft, Familie)
3. Religiosität
4. Materialismus (Eigentum, Erfolg, Genuss)
5. Konservativismus
Hypothese von Bilsky & Schwartz (1994):
1. Wachstumsbedürfnisse (Maslow) korrelieren mit entsprechenden
Werthaltungen(z.B. Selbstverwirklichung mit Wertschätzung von Freiheit)
2. Mangelbedürfnisse korrelieren mit der Wertschätzung von Werten, die eine
Befriedigung des Bedürfnisses beinhalten(z.B. Ängstlichkeit mit Wertschätzung
von Sicherheit)
-
Hypothese wurde durch Korrelationen zwischen RVS und dem FPI-R
(Freiburger Persönlichkeitsinventar) weitgehend bestätigt.
10
Autoritätshörige Persönlichkeit:
- Nach dem 2. Weltkrieg entwickelten Adorno et al. eine Skala, die die
autoritätshörige Persönlichkeitvon Deutschen erfassen sollte, die
Faschismusskala (F-Skala).
- Probleme:
1. Mischkonstrukt aus: Ablehnung von Minderheiten (Juden, Schwule),
Konventionalismus, Unterordnung unter Autoritäten
2. ja/nein Format, "ja" bedeutet immer Autoritätshörigkeit.
- (Es gibt viele verschiedene Versionen der Skala)
- Dennoch hohe Validität!
2. Einstellungen
Explizite Einstellungen
- Meist werden explizite Einstellungen durch Frage(böge)n erfasst. Die
klassische Studie von LaPiere (1934) zeigte erstmals, wie gering die Konsistenz
zwischen Einstellung und Verhaltenausfallen kann:
- 1933 (starke antichinesische Vorurteile in den USA) versandte LaPiere Briefe
an 250 Hotels und Restaurants in den USA und erfragte, ob sie chinesische
Gäste bedienen würden
- 92% der Antwortenden gaben an, dass sie dies nicht tun würden.
- In den 6 Monaten zuvor hatte LaPiere alle diese Etablissements zusammen mit
einem chinesischen Ehepaar besucht.
- Ergebnis: Sie wurden in 249 von 250 Fällen bedient. Hier siegte
Geschäftsinteresse über Vorurteile
- Metaanalyse von Wicker (1969) zur Einstellungs-Verhaltens-Konsistenz:
mittlere Korrelation .15.
Bei Agregation über Situationen steigt diese Korrelation allerdings auf bis zu .65
(z.B. bei Religiosität, Umweltbewusstsein)
- Erweiterung von Fishbein und Ajzen (1975) um subjektive Norm für das
Verhalten (Gefühl der Verpflichtung, das einstellungskonforme Verhalten auch
auszuführen).
- Einstellung plus subjektive Norm sagen z.B. recht gut das berichtete Verhalten
in einstellungsrelevanten Situationen vorher, z.B. Ausländern zu Hilfe eilen, die
angepöbelt werden.
- Metaanalyse von Shepard et al. (1988): mittlere Korrelation .67.
- In manchen Fällen bleibt sie aber auch äußerst bescheiden (z.B.
Steuerehrlichkeit)
- Alternative zum Fragebogen I: Bogus-Pipeline-Technik(Jones & Sigall, 1971)
 Mit Hilfe der aufwendigen Bogus-Pipeline-Technik erfasste Einstellungen
sagen Verhalten etwas besser vorher als ohne diese Technik. Außerdem versagt
die Technik, wenn sie publik wird.
- Alternative zum Fragebogen II: Unterscheidung starke vs. schwache
Einstellungen(schnelle -langsame Itembeantwortung).
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 Starke Einstellungen vor der Präsidentschaftswahl in den USA 1984 sagten die
berichtete tatsächliche Wahl besser vorher als schwache.
 Allerdings kann so nur das Verhalten bei starken Einstellungen vorhergesagt
werden
Implizite Einstellungen:
- Messung impliziter Einstellungen durch Priming/IAT
- Devine (1989): Explizite Vorurteile beruhen auf dem unterschiedlich starken
Motiv, ein universell vorhandenes implizites Vorurteil zu kontrollieren.
- Dagegen Fazio et al. (1985): Es gibt auch interindividuelle Unterschiede in
impliziten Vorurteilen.
 Befunde bestätigen eher Fazio; z.B. sagen IAT-Messungen des Vorurteils
gegenüber Schwarzen bei weißen Vpn in den USA spontanes Verhalten
gegenüber schwarzen Versuchsleitern vorher.
- Bei impliziten Vorurteilen ist das Motiv zur Einstellungskontrolle ein
Moderator des Zusammenhangs mit der expliziten Einstellung:
-
MODE-Modell von Fazio et al. (1995):explizite Einstellungen
 kontrolliertes Verhaltenimplizite Einstellungen
 spontanes Verhalten
- Konsistent mit Zweiebenenmodell von Strack & Deutsch (siehe
Infoverarbeitung).
Beispiel: Asendorpf et al. (2002):
- Explizite Schüchternheit-Selbstbeurteilung sagt eher verbales kontrolliertes
Verhalten in Interaktion mit Pseudo-Vp vorher, Schüchternheits-IAT eher
spontanes nichtverbales Verhalten
Anwendung: Rückfallvorhersage bei Sexualstraftätern
- Die Vorhersage der Rückfälligkeit von Straftätern ist eine wichtige
kriminalpsychologische Aufgabe.
- Rückfallquote von Sexualstraftätern für sexuelle Straftaten innerhalb von 5-10
Jahren beträgt 15%-20% für Vergewaltigung und Kindesmissbrauchin
12
-
Nordamerika und in Deutschland; hinzu kommen ca. 15% nichtsexuelle
Straftaten.
Wie kann die Rückfälligkeit am besten vorhergesagt werden, um davon
Entscheidungen über eine vorzeitige Entlassung abhängig machen zu können?
Die 4 besten Prädiktoren waren:
- Einstellungen des Täters zu Sexualpartnern und zur männlichen
Geschlechtsrolle: Phallometrie (physiologische Messung des Penisumfangs
beim Ansehen von Kinderbildern) bei Kindesmissbrauch;
- Maskulinität (Bejahung der traditionellen männlichen Rolle),
- sexuelle Abweichung (z.B. Präferenz für Kinder oder brutalen Sex) und
- Zahl früherer sexueller Vergehen.
- Insgesamt konnte die Rückfallrate bei optimaler Kombination der Prädiktoren
zu .46 vorhergesagt werden; Sachverständigenurteile aufgrund der Aktenlage
schnitten mit .10 sehr viel schlechter ab
- Deshalb sollte psychologisches Wissen zur Rückfallvorhersage mehr genutzt
werden.
- Schwellenmodell: Ab Risikofaktor X Inhaftierung, darunter Freilassung.
- Da Korrelation nicht 1, impliziert dies 2 Fehler:
1. Täter werden zu früh freigelassen (Risiko β=> falsch negative
Vorhersagen)
2. Täter bleiben zu lange inhaftiert (Risiko α=> falsch positive
Vorhersagen).
- Wie viele Täter sollen ungerechtfertigt inhaftiert bleiben, um 1 Opfer zu
vermeiden?
- Keine wissenschaftliche Entscheidung möglich
13
Selbstbezogene Dispositionen
William James (1842 – 1919)
-
-
führte in seinen berühmtenPrinciples
of Psychology (1890)die
Unterscheidung zwischenI (self as
knower, Ich) und Me (self as known,
Mich) ein.
Das Ich wird als Urheber der eigenen
Handlungen erlebt, das Mich ist das Objekt
des eigenen Wissens.
Selbstkonzept
-
-
-
-
Das Selbstkonzept enthält das Wissen über sich selbst.
Es ist der dispositionale Aspekt des Mich.
Es enthält universelles und individualtypisches Wissen. Letzteres ist eine
Persönlichkeitseigenschaft.
Z.B. Nutzung scheinbarindividualtypischen Wissens in Horoskopen etc.: Über
90% von Studierenden halten für sie ganz persönlich zutreffend: „Sie sind eher
selbstkritisch“; „Sie sind sensibler, als die meisten glauben“
Das Selbstkonzept übt wie andere Wissensbestände auch die Funktion eines
kognitiven Schemas aus, indem es die Verarbeitung selbstbezogener
Informationen beeinflusst.
Klassische Studie von Markus (1977): Worte, die mit dem Selbstkonzept bzgl.
Konformismus kompatibel waren, wurden schneller verarbeitet und besser
erinnert als inkompatible Worte.
Weiterer Hinweis Studie von Deutsch et al. (1988): Spontangenannte typische
Eigenschaften des Selbst wurden besser verarbeitet als von anderen Vpn
spontan genannte typische Eigenschaften von deren Selbst
Selbstwertgefühl
-
Das Selbstwertgefühl ist die Zufriedenheit mit sich selbst (affektive Bewertung
des Selbstkonzepts).
Das allgemeine Selbstwertgefühl wird z.B. durch die Self-Esteem Scale von
Rosenberg (1965) auf einer Zustimmungsskala (trifft zu -trifft nicht zu) erfasst.
Beispielitems der deutschen Übersetzung: Alles in allem bin ich mit mir selbst
zufrieden
14
-
Es ist ein zentraler Indikator für Lebenszufriedenheit (siehe später) und
psychische Gesundheit (niedrig bei hoher Ängstlichkeit und Depressivität)
- Shavelson et al. (1976) kritisierten die Eindimensionalität des allgemeinen
Selbstwertgefühls und erfassten es in Form einer Selbstwerthierarchie mit
untergeordneten bereichsspezifischen Selbstwertfaktoren.
 Nachfolgende Untersuchungen konnten diese hierarchische Organisation klar
bestätigen.
 Sie findet sich in Ansätzen bereits bei Vorschulkindern (Erfassung durch
Interviews) und ist ab der 2. Klasse bereits gut ausdifferenziert, sicher auch
aufgrund der Noten in der Schule
 Konvergente (Zusammengehöriges
korreliert hoch) und diskriminante (nicht
zusammengehöriges korreliert niedrig)
Validität des bereichsspezifischen
Selbstwertgefühls (Asendorpf & van
Aken, 1993).
-
-
In der Regel ist Stabilität des allgemeinen Selbstwertgefühls geringer als die
Stabilität des bereichsspezifischen Selbstwertgefühls.
Das wäre erstaunlich, wenn das allgemeine lediglich ein Aggregat der
bereichsspezifischen Urteile wäre
Erklärung: Das eher abstrakte Urteil über das allgemeine Selbstwertgefühl ist
stärker situations-und stimmungsabhängigals das konkretere
bereichsspezifische Urteil
Deshalb sagt Depressivität eher niedrigen eher niedrigen allgemeine Selbstwert
vorher als andere
Selbstwertdynamik
-
Der Zusammenhang zwischen Selbstkonzept und Verhalten wird allerdings
durch intraindividuelle Kontrasteffekte deutlich gemindert
Beispiel: Selbstkonzept in Deutsch vs Mathe
15
Selbstwahrnehmung:
- „Wahrnehmung“ der eigenen Person, sowohl psychologisch als auch physisch
durch eigenes Verhalten, Motive, Bio-Feedback etc.
- Wir tendieren dazu uns so zu sehen, wie wir zu seine glauben
Selbsterinnerung:
- Quelle selbstkonzeptueller Informationen
- Dadurch, dass wir in unseren Erinnerungen eher konsistent mit unserem
aktuellen Selbstkonzepten erscheinen, glauben wir zu wissen, wer wir sind
 Beide Prozesse werden durch Selbstkonsistenzerhöhung verzerrt
Soziales Spiegeln:
- Cooley (1902): Wir sehen uns so, wie wir uns im Spiegel der anderen sehen: sie
halten uns durch ihre Reaktionen auf uns einen Spiegel vor.
- Allerdings sehen wir im Spiegel nicht deren "objektive" Reaktionen, sondern
nehmen sie subjektiv, ggf. selbstkonsistenzerhöhend, wahr:
Wir tendieren dazu, uns so zu sehen, wie wir glauben, dass andere uns sehen.
- Empirisch (Swann et al.): Bei negativem Selbstwert werden
Leistungsrückmeldungen eher unterschätzt und negative Rückmeldungen eher
beachtet
- Empirisch (Kenny & DePaulo, 1993): In Studentengruppen korreliert der
wahrgenommene Eindruck anderer über die eigene Person über .80 mit dem
Selbstkonzept ("Projektion"), und Unterschiede zwischen anderen in deren
Eindruck werden nicht valide wahrgenommen.
- Das spricht gegen die Annahme des symbolischen Interaktionismus (Mead,
1934), dass unser Selbstbild durch Generalisierung der Rückmeldungen anderer
geformt wird. Allerdings nicht beliebiger anderer, sondern "significant others"
(z.B. Eltern, gute Freunde), und solche Rückmeldungen hatten Kenny &
DePaulo (1993) nicht untersucht
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Sozialer Vergleich:
- Bezugsgruppeneffekteauf das Selbstwertgefühl kommen dadurch zustande, dass
man sich selbst mit anderen aus einer bestimmten Bezugsgruppe vergleicht,
nicht nur mit Altersgleichen (Big-Fish-Little-Pond Effekt; Marsh & Hau,
2003).Beispiel: Übergang ins Gymnasium (Bayern)
Selbstdarstellung:
- Auch das eigene Verhalten unterliegt Einflüssen, es an das Selbstbild oder ein
erwünschtes davon abweichendes Bild (z.B. Idealselbst) anzupassen.
- "Persönlichkeit" stammt vom lateinischen "persona"(Maske von Schauspielern
im Theater)!
- Goffman (1956): In der Öffentlichkeit spielen alle Theater, sind
Selbstdarsteller. Dadurch versuchen wir, Einfluss auf den Eindruck anderer von
uns zu gewinnen (Eindrucksmanagement).
- Dies kann auch indirekt geschehen (z.B. Gerüchte verbreiten)
Beispiel: persönliche Homepages im Internet
- Gosling et al. (2004): Homepage-Beurteilungen der Big Five des HomepageInhabers korrelierten im Mittel .31 mit dem Selbsturteil und .39 mit dem
Bekanntenurteil über die Inhaber der Homepages.
- Die Homepage-Beurteilungen korrelierten nur für Extraversion und
Verträglichkeit mit dem Ideal-Selbst der Inhaber der Homepage, d.h. wurden
durch Selbstdarstellung in Extraversion und Verträglichkeit in ihrem Urteil
beeinflusst
Narzissmus (Selbstüberschätzung)
-
Persönlichkeitspsychologisch gibt es zahlreiche selbstbezogene Dispositionen,
die in der Selbstwertdynamik eine Rolle spielen.
Eine davon ist Selbstüberschätzung vs. Selbstunterschätzung.
Eine mäßige Selbstüberschätzung (Diskrepanz zwischen Selbstbild und dem
Bild anderer oder objektiven Leistungen) ist normal.
Gnadenloser Realismus oder Unterschätzung finden sich eher bei Depression
oder sehr niedrigem Selbstwert.
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-
-
Stark überdurchschnittliche Selbstüberschätzung ist aber ebenfalls
problematisch, da sie mit einem negativen Bild anderer korreliert
Sigmund Freud und später Otto Kernberg (1989) sprachen bei starker
Selbstüberschätzung von Narzissmus, charakterisiert durch ein "grandioses
Selbstbild", das mit viel Abwehr-Aufwand verteidigt werden müsse und
entsprechend fragil sei: mangelnde Empathie(um negative Rückmeldungen zu
meiden),Überempfindlichkeit gegenüber Kritik, starke
Stimmungsschwankungen.
Narzissmus ist in DSM-IV und ICD-10 eine Persönlichkeitsstörung.
Normale Varianten von Narzissmus werden durch das Narcissistic Personality
Inventory (NPI) erfasst (deutsche Version von Schütz et al., 2004)
Mit dem NPI wurde u.a. gefunden:
1. Narzissmus korreliert bei Studierenden mit einer Überschätzung der
eigenen Intelligenz und physischen Attraktivität, der eigenen Leistung in
Gruppen, der zu erwartenden eigenen Note.
2. Narzissmus korreliert in Tagebuchstudien mit starken Schwankungen der
Stimmung und des aktuellen Selbstwertgefühls von Tag zu Tag.
3. Erfolg-Misserfolg-Erfolg-... Sequenzen reagieren Narzissten auf Erfolg
besonders positiv, wenn er nach Misserfolg auftritt, und bei Misserfolg
mit Ärger, besonders nach Erfolg.
4. Fernsehstars (insbesondere Frauen) sind unabhänig von Karrieredauer
narzitischer: Selektionseffekt, nicht professionelle Verbiegung
Selbstüberwachung
-
-
-
Persönlichkeitsunterschiede in der Selbstdarstellung werden seit Snyder (1974)
als Selbstüberwachung (self-monitoring) bezeichnet.
Faktorenanalysen ergaben jedoch zwei klar trennbare Faktoren.
o Soziale Fertigkeit beschreibt die Fähigkeit zur Selbstdarstellung ("ich bin
ein guter Schauspieler") und korreliert negativ mit Neurotizismus und
Gehemmtheit.
o Inkonsistenz beschreibt die Abhängigkeit des eigenen Verhaltens von
anderen ("ich bin nicht immer so, wie ich vorgebe zu sein") und
korreliert positiv mit Neurotizismus und Gehemmtheit, also umgekehrt
wie soz. Fertigkeit
Eine andere Differenzierung beruht auf der Unterscheidung von Arkin (1981)
zwischen:
o akquisitive Selbstdarstellung(Suche nach positiver Bewertung)
o protektive Selbstdarstellung(Vermeidung negativer Bewertung)
Laux und Renner (2002) entwickelten hierfür Skalen und fanden durch
Clusteranalysen 4 Typen:
o schwache Selbstdarsteller (beides niedrig)
o akquisitive Selbstdarsteller
o protektive Selbstdarsteller
o starke Selbstdarsteller (beides hoch)
18
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-
-
Die ersten beiden Typen gaben ein starkes Bedürfnis nach authentischer
Selbstdarstellung an, die letzten beiden Typen nicht
Duval und Wicklund (1972) untersuchten die Effekte experimentell induzierter
Selbstaufmerksamkeit(z.B. durch Spiegel, Video- oder akustische
Rückmeldung, Fotos der eigenen Person) und unterschieden private und
öffentliche Selbstaufmerksamkeit(Aufmerksamkeit ist auf inneres Erleben bzw.
Eindruck anderer gerichtet).
Wie stark und häufig beide Formen vorkommen, beschreibt
Persönlichkeitsunterschiede, die als private und öffentliche Selbstbewusstheit
bezeichnet werden
Nachfolgende Untersuchungen zeigten, dass die affektive Tönung wesentlich
ist
Bei negativer Tönung (ich grüble über meine Vergangenheit, ich zweifle an
meinem Äußeren) korrelieren private und öffentliche Selbstbewusstheit so
stark, dass sie nicht mehr unterscheidbar sind.
Nur bei positiver Tönung (ich bin stolz auf meine Erfolge im letzten Jahr, ich
genieße es, im Mittelpunkt zu stehen) sind sie klar trennbar
Wohlbefinden
Dispositionshierarchie für psychische Gesundheit:
-
Das subjektive Wohlbefinden ist also deutlich vom Temperament abhängig.
Die Lebensumstände (Gesundheit, materielle,...) tragen dagegen überraschend
wenig bei.
37% der 100 reichsten US-Bürger gaben ein unterdurchschnittliches
Wohlbefinden an; auch Rollstuhlfahrer und Blinde sind überwiegend glücklich
19
Geschätzter und tatsächlicher Anteil überwiegend glücklicher US-Bürger (Diener & Diener, 1996)
 Das Wohlbefinden anderer wird also stark unterschätzt, besonders von Doktoranden in Psychologie
("klinischer Bias")
-
-
-
Längsschnittstudien fanden, dass das Wohlbefinden selbst bei extremer
Änderung der Lebenssituation (Lotteriegewinn, Querschnittslähmung) bereits
nach 3 Monaten weitgehend zum vorherigen Ausgangswert zurückgeht.
Die Vorhersage des Wohlbefindens aufgrund von Extraversion und
Neurotizismus (multiple Korrelation) beträgt bereits .60; Berücksichtigung
positiver und negativer Ereignisse verbessern die Vorhersage auf .75, aber nur
bzgl. der Ereignisse in den letzten 3 Monaten.
Deshalb kann das Wohlbefinden als Sollwert eines Regelkreises des Glücks,
also als Persönlichkeitseigenschaft, aufgefasst werden (Headey & Wearing,
1989)
Neuere Analyse einer
großen repräsentativen
Längsschnittstudie
(sozioökonomisches
Panel des DIW) führt aber
zu einer Reversion
-
-
Das Wohlbefinden korreliert stark mit
1. Allgemeines Selbstwertgefühl
2. Selbstwirksamkeit
3. Hohe Extraversion und niedriger Neurotizismus
4. Religiosität
Dagegen korreliert es in Industrienationen nur um .10 mit dem realen
Einkommen.
Da die Persönlichkeitskorrelate des Wohlbefindens untereinander ebenfalls
deutlich korrelieren, ist die Kausalitätsfrage kaum zu beantworten (Beispiel:
Wohlbefinden --> mehr Kontakt --> Extraversion, Extraversion --> mehr
Kontakt --> Wohlbefinden)
20
Umwelt und Beziehungen
Situationsexpositionen
-
Situation: Aktuelle Umweltbedingung einer Person.
Setting: „Objektive" Situation, die durch äußere Beobachter vollständig
beschreibbar ist
Situationsexposition: Häufigkeit oder Dauer, mit der eine Person Situationen
eines bestimmten Typs ausgesetzt ist
Die Situationsexposition ist eine Eigenschaft der Person und ihrer Umwelt
Ihre Stabilität ist ähnlich hoch wie die von Persönlichkeitseigenschaften
Beispiel Goslinget al. (2002). A roomwitha cue!
 Beurteilerübereinstimmungfür Big Fivedes Bewohners ca. .50;
Korrelationen mit Big Fivedes Bewohners (Selbst-und Fremdurteile)
substanziell: .20 (Verträglichkeit) bis .65 (Kultur)
-
Abhängigkeit der Situationsdefinition von der Persönlichkeit, wenn es sich
nicht um Settings handelt.
Beispiel: Freund (ist kein Setting-Bestandteil)
Sarasonet al. (1987):
Selbstbeurteilte Einsamkeit korrelierte:
-.28 mit Zahl der Beziehungen-.53 mit Zahl der als unterstützend erlebten Bez..63 mit Zufriedenheit mit der Unterstützung
21
Messverfahren:
1. Retrospektive Einschätzung (ungenau bereits für vorangegangenen Tag, sehr
unzuverlässig für vergangene Woche)
2. Tagebuch, Logbuch (z.B. Palmtop, Internet; wichtig zur Kontrolle des
Aufzeichnungsdatums)
3. Piepsertechnik (6-10 pro Tag in randomisierten Abständen)
4. Direkte Beobachtung (Protokollierung durch Beobachter oder kontinuierliche
Verhaltensmessung)
Beispiel:
Piepsertechnik(Csikszentmih
alyi& Larson, 1984)
Zeitanteile US-Oberschüler
Beispiel:
Verhaltensmessung mit
abendlichem
Situationsprotokoll
(Asendorpf & Meier, 1993)
Persönliche Umwelt
-
-
-
Persönliche Umwelt ist Gesamtheit der stabilen Situationsexpositionen einer
Person
Stabilität ist meist ähnlich hoch wie bei Persönlichkeitseigenschaften!
Ist der Ausschnitt ihrer Welt, der ihnen am nächsten ist (Mikrosystem)
PROXIMAL: Variablen, die die Umwelt beschreiben
o Bsp. Arbeitsbedingungen der Eltern beeinflussen deren persönliche
Umwelt (direkte vs indirekte Einflüsse)
DISTAL: Variablen, die nicht Teil der persönlichen Umwelt sind und daher nur
indirekt auf die Person wirken
o Bsp. Sozioökonomischer Status/Soziale Schichte
Wird in Hinsicht auf sozioökonomischen Status jedoch nur eine Person
betrachtet ist wiederum eine proximale Variable (+ Persönlichkeitsmerkmale)
22
-
Der Status eines Ehemannes ist ein Persönlichkeitsmerkmal, in Hinblick auf die
ebenfalls arbeitende Ehefrau eine Mischung aus Pers.-merk. und proximaler
Umweltvariable und in Hinblick auf ein Kind ist es nur eine proximale Variable
 Wenn man den sozioökonomischen Status operationalisiert ist er keine
distale Variable mehr
Beispiel: distale Variabele nach der klassischen Sozialisationsforschung
Persönlichkeitspsychologische Umformung:
 Bildung des Vaters & der Mutter wirken proximal auf die Erziehungsziele und
nicht distal über die Arbeitsbedingungen
 Erklärung der Verbindung zwischen Erziehungspraktiken und Einstellungen
des Kindes
 In persönlichkeitspsychologischen Untersuchungen sollte die Umwelt durch
proximale Variablen erfasst werden
23
Umweltsysteme
-
Aus systemischer Sicht besteht die Umwelt einer Person aus einem System
mit einer von ihr unabhängigen Struktur
Beispiel: Soziale Systeme
Soziogramm einer Schulklasse:
- das kleine aber feine
Wer-Mag-Wenn-Prinzip
-
Um Umweltsysteme auf die Persönlichkeit eines Individuums beziehen zu
können, müssen sie auf einzelne Dimensionen reduziert werden, die seinen
Systemstatus beschreiben
- d.h Reduktion der entstehenden mehrdimensionalen Umweltklassifikationen
Beispiel: Zweidimensionales Modell des sozimetrischen Status in einer Schulklasse
Beziehungen
-
Eine soziale Beziehung ist einzeitstabiles Merkmal einer Dyade(Personenpaar).
Aus Sicht einer der beiden beteiligten Personen ist die andere Person eine
Bezugsperson, die Teil der persönlichen Umwelt ist. Die Beziehung selbst ist
eine Relation zwischen Persönlichkeit und Umwelt
o Behavioristisch: stabiles Interaktionsmuster("Interaktionsdisposition")
o Kognitiv: Beziehungsschema (Selbstbild in Beziehung, Bild der
Bezugsperson, Interaktionsskript)
o Affektiv: Beziehungsqualität
24
-
Die Beziehungsqualität hängt ab von: der Persönlichkeit beider Bezugspersonen
und ihrer Interaktionsgeschichte
Deshalb lässt sich die Beziehungspsychologie nicht auf die
Persönlichkeitspsychologie reduzieren
Die persönliche soziale Umwelt lässt sich nur zum Teil systematisch erfassen;
ein ausgewogenes Bild entsteht, wenn alle sozialen Beziehungen der Person
betrachtet werden
Beziehungsnetzwerke
-
Simultane Untersuchung aller Beziehungen einer Person ist aus
persönlichkeitspsychologischer Sicht äußerst sinnvoll = Netzwerkansatz
Oft jedoch Erfassung der Beziehungen durch Beziehungsmatrix
Merkmale des beeinflussen Beziehungsnetzwerks korrelieren mit der
Persönlichkeit (eher schwach), weil sie persönlichkeitsabhängig definiert sind,
die Persönlichkeit Beziehungen beeinflusst und Beziehungen die Persönlichkeit
Beispiel Asendorpf & Wilpers(1998)
Im jungen Erwachsenenalter
beeinflusst die Persönlichkeit
Beziehungen stärker als
umgekehrt, wie sich durch
Pfadmodelle zeigen lässt
(vgl. dynamischer
Interaktionismus; Asendorpf
& Wilpers, 1998)
25
Bindungsstile bei Kindern
-
Besonders enge, Sicherheit vermittelnde Beziehungen werden als Bindung
bezeichnet, stabile Unterschiede in der Qualität der Bindung als Bindungsstile
- Sigmund Freud: Bindung an die Eltern
- Später: Objektbeziehungen (Eltern, Partner, Analytiker).
- Melanie Klein (1948): internalisierte Objektbeziehungen als
Fantasievorstellungen
- Sandler & Rosenblatt (1962): mentale Repräsentationen tatsächlicher
Beziehungen
- Bowlby (1969) verknüpfte das Konzept der mentalen Repräsentationen von
Beziehungen mit evolutionsbiologischen und systemtheoretischen
Vorstellungen:
o Ein evolviertes Bindungssystem, das bei Gefahr die Nähe zwischen Kind
und primärer Bezugsperson (meist: Mutter) gewährleiste durch Suchen
von Nähe bzw. Spenden von Sicherheit.
o Die frühen Erfahrungen des Kindes mit solchen Situationen seien in
Form eines inneren Arbeitsmodells von Beziehungen gespeichert, das
spätere Erwartungen an Beziehungen präge und so eine Ähnlichkeit der
Bindungsqualität in Kindheit und Erwachsenenalter bedinge.
 Anwendung zunächst: Waisenhäuser, klinische Störungen
-
-
Ainsworthet al. (1978) erweiterten Bowlbys klinischen Ansatz auf normale
Varianten von Bindungsstilen bei 12-18 Monate alten Kindern aufgrund von
Verhaltensbeobachtungen zunächst in Uganda, dann in den USA.
Drei Bindungsstile, operationalisiert durch Beobachtung im Fremde-SituationTest (standardisierte Laborsituation):
o B: Sicher  Keine Vermeidung des Kontaktes und der Nähe zur Mutter
o A: Vermeidend  Ignorieren oder aktives Vermeiden der Mutter
o C: Ängstlich-Ambivalent  Zeichen eines AnnäherungsVermeidungskonflikt gegenüber der Mutter
26
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Die kritische diagnostische Situation ist also die Wiedervereinigung von
Bezugsperson und Kind.
Main und Solomon (1986) erweiterten die Typologie von Ainsworthet al. um
den Bindungsstil D (desorganisiert-desorientiert), beschrieben als "the look of
fear and no where to go" (Zusammenbruch der normalen Verhaltens- und
Aufmerksamkeitsstrategien).
Typ B (sichere Bindung) wird am häufigsten gefunden; Typ D kann allerdings
in klinischen Stichproben sogar häufiger sein als Typ B.
In westlichen Kulturen ist Typ A (vermeidend) häufiger als Typ C (ängstlichambivalent)
Die Befunde zur mittelfristigen Stabilität des Bindungsstils bei Kindern sind
widersprüchlich; in Risikostichproben ist die Stabilität geringer als in stabilen
Familien, aber auch da ist die Stabilität über 6 Monate in manchen Studien
gering
Werden Mutter und Vater mit dem Kind zeitnah beobachtet, ist der
Bindungsstil bezüglich sicher -unsicher nicht konsistent; nur die Form der
Unsicherheit (Typ A, C, D) zeigt eine mittelhohe Konsistenz zwischen den
Eltern
Fazit: Der Bindungsstil ist kein Persönlichkeitsmerkmal des Kindes, sondern
beziehungsspezifisch, d.h. das Merkmal einer sozialen Beziehung
Die Inkonsistenz des Bindungsstils für sicher - unsicher legt nahe, dass die
Bindungssicherheit von der Persönlichkeit der Bezugsperson abhängt
Am höchsten korreliert die Bindungssicherheit des Kindes mit der
Einfühlsamkeit der Bezugsperson in die kindlichen Bedürfnisse (mittlere
Korrelation in Metaanalyse .24; De Wolff & van IJzendoorn, 1997)
Die höhere Konsistenz des Bindungsstils für den Typ der unsicheren Bindung
legt nahe, dass dies eher von Merkmalen des Kindes abhängt, insbesondere von
seinem Temperament: emotionale Labilität mit Typ C (mittlere Korrelation .20)
Interventionsstudie von van den Boom (1994) an Eltern emotional labiler 6-9
Monate alter Kinder: Bei Training in Einfühlsamkeit war die
Bindungssicherheit häufiger als in der Kontrollgruppe, nachweisbar bis zu 40
Monate.
Z.B. waren im Alter von 18 Monaten in der Interventionsgruppe 72% sicher
gebunden, in der Kontrollgruppe nur 26%
Ein sicherer Bindungsstil im Alter von 12-18 Monaten sagt sozial kompetentes
Verhalten mit Gleichaltrigen bis zum Jugendalter vorher.
Vermeidende Bindung ist mit Aggressivität, ängstlich-ambivalente Bindung mit
Schüchternheit und Ängstlichkeit korreliert.
Bei Kibbuzkindern, die mehr mit einer Tagesmutter zusammen sind als mit der
leiblichen Mutter und getrennt von ihr zusammen mit Gleichaltrigen schlafen,
gelten die obigen Vorhersagen für die Bindung an die Tagesmutter, nicht aber
für die Bindung an die leibliche Mutter (Sagiet al., 1985)
Neuere Längsschnittstudien zeigen, dass der Bindungsstil im frühen Kindesalter
mäßig bis gar nicht den Bindungsstil an die eigenen Eltern oder Partner im
Erwachsenenalter vorhersagt, insbesondere nicht bei Risikofamilien.
Psychoanalytiker und klassische Bindungstheoretiker (z.B. Bowlby)
überschätzten die langfristige Bedeutung der frühkindlichen Bindung.
27
-
Offenbar ändert sich das "innere Arbeitsmodell" von Beziehungen oft noch
deutlich im Verlauf der Entwicklung
Bindungsstile bei Erwachsenen
-
Bindungsstile im Erwachsenenalter werden mit zwei völlig verschiedenen
Methoden untersucht
1. Interviewmethode (AAI)
2. Selbstbeurteilung prototypischer Bindungsstile
1. Interviewmethode:
- Im Adult Attachment Interview (AAI) von George, Main et al. (1985)
beschreiben Erwachsene ihre Beziehung zu Mutter und Vater in der Kindheit
durch Adjektive und sollen dies dann durch konkrete Erlebnisse belegen.
- Extrem aufwändiges Verfahren: 1-2 Std. Interview plus 8 Std. Auswertung
durch Experten pro Person.
- Vorteil: beruht auf Abwehrtheorie. Positive, nicht konkret belegbare
Beziehungsbeschreibungen und Widersprüche im Interview werden als
Ausdruck unsicherer Bindung interpretiert.
- Klassifikation: autonom-sicher, unsicher-distanziert, unsicher-verwickelt,
unverarbeitet, entspricht Ainsworth-Main-Typen B, A, C, D
- Rechtfertigung des hohen Aufwandes beim AAI durch die hohe Validität:
o AAI-Bindungstyp der Mutter vor der Geburt des Kindes sagt die
Bindung des eigenen Kindes im Alter von 12-18 Monaten gut vorher
(69% Übereinstimmung in Metaanalyse von van IJzendoorn, 1995).
- Aber Transmissionslücke:
o Die mütterliche Einfühlsamkeit korreliert nur mäßig mit AAI
sicher/unsicher und Kind sicher/unsicher, erklärt also Zusammenhang
nicht ausreichend
Es gibt also weitere relevante Merkmale der Mutter.
Genetische scheiden aus, weil die Validität des AAI bei Adoptivkindern nicht
niedriger ist
- Partner ist bei Erwachsenen meist primäre Bindungsperson (Doherty & Feeney,
2004):
o Wenn vorhanden, dann in 77% primäre Person.
28
-
o Wenn nicht vorhanden, dann oft Mutter oder beste(r) Freund(in) (jeweils
37%).
Deshalb wurden auch AAI-Varianten für die Bindung an den aktuellen Partner
entwickelt:
o Trebouxet al. (2004) fanden kappa= .35 Übereinstimmung zwischen den
AAI-Diagnosen für Eltern bzw. Partner. => Übereinstimmung ist also
mäßig
2. Selbstbeurteilung prototypischer Bindungsstile
- Geringe bis völlig fehlende Übereinstimmungen gibt es auch in Bezug auf den
selbsteingeschätzten Bindungsstil in der Beziehung zum Partner (Ankreuzen
des bestpassenden Stils aufgrund prototypischer Beschreibungen eines sicheren,
vermeidenden und ängstlich-ambivalenten Stils; Hazan& Shaver, 1987).
- Die Validität dieser alternativen Methode ist aber auch durch zahlreiche Studien
belegt
Beispiel Studie von Mikulinceret al. (1993):
- Im 1. Golfkrieg berichteten an den Partner sicher Gebundene (PrototypenAnsatz) über mehr Suche nach Unterstützung durch andere und weniger Angst
und Depression, ängstlich-ambivalente berichteten mehr emotionsbezogene und
vermeidend Gebundene mehr defensive Bewältigungsversuche
- Dies galt aber nur in Gebieten mit hohem Risiko für irakische Raketenangriffe
- Der Zusammenhang zwischen Bindungsstil und Angst/Depression ließ sich
nicht durch den Bewältigungsstil erklären:
- Gefahr --> Bindungsstil --> Angst/Depression
Bartholomew (1990)
- erweiterte das 3-Typen-Modell von Hazan& Shaver(1987), indem sie den
vermeidenden Stil in einen abweisenden und einen ängstlichen differenzierte
und den ängstlich-ambivalenten Stil als besitzergreifenden Stil interpretierte. Es
resultierten 4 Stile:
29
Annahme von Bartholomew (1990) durch Interviews:
- Abweisendes & distanziertes Verhalten für zu
negativem Fremdbild
- Ständiges Bedürfnis nach Nähe führt zu negativem
Selbstbild (ängstlich), bzw. eine Unterdrückung des
Bedürfnisses führt zu der Möglichkeit eines
intakten Selbstbildes (abweisend)
- Besitzergreifende Versuchen ein negatives
Selbstbild durch Anerkennung von anderen zu
korregieren
Befund von Asendorpf et all (1997) durch Selbstbeurteilung:
- Besitzergreifend & Abweisend sich unkorreliert bzw.
korrelieren nur mittelstark positiv mit Ängstlich
- Alle 3 unsicheren Bindungen sind Gegensatzpole zu
sicherer Bindung
-
-
Bindungsstile sind auch im Jugend- und Erwachsenenalter stark
beziehungsspezifisch:
Cook (2000)
o untersuchte Familien mit 2 Eltern und 2 Jugendlichen und ließ sie ihren
Bindungsstil zu allen 3 anderen Familienmitgliedern einschätzen.
o Unterschiede zwischen den Stilen beruhten primär auf der Interaktion
Urteiler x Beurteilter und den Urteilern, sekundär auf den Beurteilten
Furmanet al. (2002)
o untersuchten mit dem AAI und analogen Interviews für Freunde und
Partner Bindungsstile bei Jugendlichen und fanden Korrelationen
zwischen Eltern und Freunden, Freunden und Partner, aber nicht Eltern
und Partner: Eltern --> Freunde --> Partner
30
Das Informationsverarbeitungsmodell von
Mikulincer & Shaver(2003)
- regte zahlreiche kognitionspsychologische Experimente an, in
denen es weitgehend bestätigt wurde
- Es bettet die Bindungsforschung
erstmals in das Informationsverarbeitungsparadigma ein, beschreibt
Bedingungen für die Aktivierung des
Bindungssystems und interpretiert
ängstliche bzw. vermeidende unsichere
Bindung als hyper- bzw. deaktivierende
Strategien
- Nach diesem Modell variieren
Bindungsstile primär auf der Dimension
sicher-unsicher, sekundär auf der
Dimension Hyperaktivierung Deaktivierung.
Soziale Unterstützung
-
Neben der Bindungsqualität wurde besonders die soziale Unterstützung durch
Beziehungen untersucht, vor allem im gesundheitspsychologischen und
klinischen Kontext
- Denn nach der Stresspuffer-Hypothese von Cohen & Wills (1985) fördert
soziale Unterstützung die Bewältigung von Belastungen (puffert sie also ab)
- Unterschieden werden verschiedene Formen der Unterstützung, die in
unterschiedlicher Weise mit dem Bewältigungserfolg bei Belastungen
zusammenhängen
Beispiel: Belastung durch Tod der Ehefrau
 Typen korrelieren nur mäßig miteinander; teilweise Kontraproduktiv zur
Bewältigung von Belastung
31
Modell der Unterstützung nach Sarasonet al. (1990)
-
-
-
Potentielle Unterstützung abhängig von Persönlichkeit (z.B. wenn der Witwer
sicher ist das man ihm nicht Helfen kann ist die potenzielle Unterstützung
geringer)
Erhaltene, Erfahrene und potenzielle Unterstützung sind unterschiedliche
Unterstützungsaspekte die nicht austauschbar sind
Nicht immer ist Unterstützung hilfreich
o Beispiel Bolger et al. (1996) bei brustamputierten Patientinnen:
Erhaltene Unterstützung durch Angehörige nahm mit subjektivem
Leiden der Patientinnen ab und beeinflusste weder deren subjektives
Leid noch den objektiven Schweregrad der Erkrankung.
o Beispiel Schmerzpatienten (Flor et al., 1987, 1995): Unterstützung durch
den Partner während Rückenschmerzperioden steigerte die Schmerzen
und trug zur Chronifizierung der Schmerzen bei (Unterstützung verstärkt
Schmerzen und senkt Schmerzschwelle)
Guter Partner
Welche Persönlichkeit hat ein "guter" Partner?
- Antwort abhängig von Kriterium:
1. Zufriedenheit mit Partnerschaft (individuell)
2. Partnerschaftsstabilität (dyadisch = in 2 Bestandteile zerlegbar)
- Prädiktoren:
1. individuelle Persönlichkeit
2. dyadische Passung der Persönlichkeit
- Bezüglich individueller Persönlichkeit ist der Neurotizismus bei Mann und Frau
der beste Prädiktor für aktuelle Unzufriedenheit und künftige Unzufriedenheit
und Trennung
32
Beispiel Studie von Kelley
und Conley(1987):
Aus Bekanntenurteilen im
Alter von 20-30 Jahren zum
Zeitpunkt der Heirat wurde
der Ehestatus 45 Jahre
spätervorhergesagt
(angegeben sind z-Werte)
-
-
Bezüglich Passung der Persönlichkeit der Partner zueinander gibt es schwache
Beziehungen derart, dass die Ähnlichkeit in manchen Merkmalen die
Zufriedenheit mit der Beziehung fördert, z.B. in:
o Radikalität der politischen Einstellung
o sexuelles Verlangen
o Gewissenhaftigkeit
o Neurotizismus
Also sind z.B. zwei neurotische Partner zufriedener miteinander, als man nur
bei Betrachtung der individuellen Werte erwarten würde.
Ähnlichkeit in den Einstellungen der Partner fördert dagegen die Stabilität der
Partnerschaft
33
Persönlichkeitsentwicklung
Entwicklungsverläufe
-
In der Entwicklungspsychologie wird zwischen individueller, universeller,
durchschnittlicher und differentieller Entwicklung unterschieden
-
Durchschnittliche Veränderungen = alterstypisch
Individuelle Veränderungen = basieren auf individuellen Besonderheiten (Diff)
-
In der Persönlichkeitspsychologie werden durchschnittliche Veränderungen
manchmal auch als Persönlichkeitsveränderungen bezeichnet
Beispiel: Kulturvergleichende Querschnittstudien (McCrae et al.) zeigen
übereinstimmend ab dem Alter von 20 Jahren eine:
o Abnahme des Neurotizismus
o Zunahme von Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit
Allerdings könnte dies auch durch Kohorteneffekte bedingt sein
(unterschiedliche Geburtsjahrgänge werden verglichen)
Eine Metaanalyse von Längsschnittstudien von Roberts et al. (2007) bestätigte
aber die querschnittlichen Ergebnisse von McCrae et al
Kritik: Eigentlich handelt es sich nicht um Persönlichkeitsveränderungen,
sondern typische Altersveränderungen.
Persönlichkeitsveränderungen im strengen Sinne setzen differentielle
Veränderungen voraus
Sie können auch stattfinden, wenn es keine durchschnittlichen Veränderungen
gibt; insofern sind Persönlichkeitsveränderungen prinzipiell unabhängig von
durchschnittlichen Veränderungen; Allerdings finden sich empirisch bei
deutlichen durchschnittlichen Veränderungen durchweg auch deutliche
differentielle Veränderungen
McCrae et al. interpretierten die kulturell universellen durchschnittlichen
Veränderungen als intrinsische Reifung, z.B. genetisch bedingt.
Kritik: Sie übersahen, dass es auch kulturell universelle durchschnittliche
Umweltveränderungen geben kann, die verantwortlich für die gefundenen
durchschnittlichen "Persönlichkeitsveränderungen" sein können
-
-
-
34
-
Beispiel: Studie von Neyer & Asendorpf (2001) zeigte, dass der Neurotizismus
im jungen Erwachsenenalter durch die erste stabile Partnerschaft abnimmt,
nicht jedoch bei Singles: Abnahme erklärt durch Umweltveränderung
Langfristige Stabilität
-
Bei differentieller Entwicklung in einem Merkmal ändert sich die Rangfolge
der Personen in diesem Merkmal; das senkt die Stabilität des Merkmals
Umgekehrt liegt bei langfristiger Instabilität differentielle Entwicklung vor:
 differentielle Entwicklung = langfristige Instabilität
Entwicklungsveränderungen sind gerichtet (Zu- oder Abnahme); Instabilität
besagt nur, dass Veränderungen stattgefunden haben:
 Veränderung ist gerichtet, Instabilität ist ungerichtet
EXKURS: Rangordnungsstabilität vs Retest-Reliabilität
c) als typischer Befund
35
-
-
-
Erfasst wird die langfristige Stabilität einzelner
Persönlichkeitseigenschaften durch Längsschnittstudien, in denen die
Eigenschaft bei denselben Personen in größerem Abstand mindestens
zweimal gemessen wird.
Die Korrelation zwischen den Messzeitpunkten ist ein quantitatives Maß der
langfristigen Stabilität der Eigenschaft (genauer: der Stabilität der
interindividuellen Unterschiede in den Eigenschaftswerten).
Methode ist also dieselbe wie bei kurzfristiger Retest-Reliabilität, nur dass
der Messabstand typischerweise mehrere Jahre beträgt
Erstes Prinzip der Eigenschaftsstabilität:
- Die Stabilität nimmt mit zunehmendem Messabstand ab, bedingt durch
größere Chancen für Persönlichkeitsveränderungen.
- Die Abnahme ist nicht linear; sie wird recht gut approximiert durch die
Funktion
o Stabilität = Reliabilität x Einjahresstabilität (hoch)n
(wobei n der Messabstand in Jahren ist)
1. Prinzip: Stabilität sinkt mit wachsenden
Retestintervallen:
-
-
Langfristige Stabilität des IQ
(Metaanalyse von Conley, 1984)
Jedes Kreuz bezeichnet den
Stabilitätsbefund einer
Längsschnittstudie an vielen
Personen; die Linien verbinden
Mehrfachmessungen derselben
Stichprobe
Allerdings sinkt die Stabilität von Neurotizismus über sehr lange Zeiträume
etwas weniger als nach der Conley-Formel zu erwarten ist
Alternativ schlugen Fraley & Roberts (2005) deshalb ein Mischmodell aus
dynamischem Interaktionismus und Entfaltungsmodell vor, in dem ein
konstanter Faktor (Genom, frühe Umweltfaktoren) wirkt:
Wirkung eines konstanten Faktors K
(z.B. Genom und/oder sehr frühe
Umweltbedingungen) auf die
Persönlichkeit
36
 So wird auch verständlich, dass der IQ über sehr lange Zeiträume erstaunlich
stabil bleibt, wenn die Vorhersage erst in der späten Kindheit beginnt:
- Bei Schotten aus Edinburgh betrug Stabilität von 11 bis 80 Jahre .66
(Dearyet al., 2004)
Zweites Prinzip der Eigenschaftsstabilität:
- Es gibt eine Hierarchie der Stabilität:
o Intelligenz > Temperament> Selbstwert,Wohlbefinden
- Im Erwachsenenalter betragen die 10-Jahres-Stabilitäten in etwa: Intelligenz
.80, Temperament .60, Selbstwert, Wohlbefinden .50
Drittes Prinzip der Eigenschaftsstabilität:
- Die Stabilität ist bei instabiler Umwelttypischerweise niedriger als bei stabiler
Umwelt.
- Beispiel Lehnart und Neyer (2006): Die Bindungsstile junger Erwachsener
waren umso instabiler, je instabiler ihre Umwelt war (operationalisiert durch
Partnerwechsel, der zu differenziellen Veränderungen des Bindungsstils
beiträgt)
Viertes Prinzip der Eigenschaftsstabilität:
- Die Stabilität steigt mit dem Lebensalter
Beispiel: Stabilität des IQ (Wilson, 1983)  Retest-Reliabilität im Alter von 2
Jahren .74, im Alter von 8 Jahren .90
- Eine Ausnahme von der Regel der zunehmenden Stabilisierung sind
differentielle Veränderungen, die durch unterschiedlichen Pubertätsbeginn
bedingt sind und zu einer vorübergehenden Destabilisierung führen können.
Beispiel: Körpergröße und Gewicht
Metaanalyse von Roberts &
DelVecchio(2000)
Angegeben sind 7-JahresStabilitäten
-
Diese Metaanalyse zeigt, dass Persönlichkeitseigenschaften sich nur langsam
stabilisieren, bis sie im Alter von ca. 50 Jahren ihre maximale Stabilität erreicht
haben
37
-
Dies spricht klar gegen die psychoanalytische Annahme, dass die frühe
Kindheit bereits prägend ist
Vielmehr gibt es noch viele differentielle Veränderungen, auch nach Erreichen
des Erwachsenenalters
Ursachen für die zunehmende Stabilisierung:
1. zunehmende Reliabilität der Eigenschaftsmessung
2. Stabilisierung des Selbstkonzepts
3. Wachsender Einfluss der Person auf die Umwelt, die passend ausgewählt oder
gestaltet wird: kumulative Stabilität (Caspiet al., 1989)
Beispiele für kumulative Stabilität:
a)Partnerwahl nach ähnlichem IQ und ähnlichen Einstellungen und Werthaltungen
b)Anschluss aggressiver Jugendlicher an deviante Gruppen
c)Rückkehr Krimineller nach der Entlassung in kriminelle Kreise
Langfristige Stabilität aus personzentrierter Sicht:
- Stabilität von Persönlichkeitsprofilen
- Beispiel: Stabilität von Q-Sort Profilen und deren Abhängigkeit von Resilienz
(van Aken& Asendorpf, 1999)
-
Resiliente Kinder sind also stabiler in ihrer Persönlichkeit, vermutlich
wegen stabilerer und kohärenterer Umwelt und besserer Kontrolle ihrer
Umwelt
Kontinuität (ununterbrochener Zusammenhang)
-
-
Instabilität kann bedingt sein durch:
o geringe Stabilität auf Konstruktebene
o geringe Konstruktvalidität des Messverfahrens für einen oder beide
Zeitpunkte
o geringe Kontinuität des Konstrukts
- Beispiel: Vorhersage des Flügelmusters von Schmetterlingen aus dem
Raupenstadium
- Beispiel II: Intelligenzmessung im Säuglingsalter
Bis 1985 typischerweise durch Bayley-Skalen zur Erfassung der (korrelierten)
motorischen und kognitiven Entwicklung
38
-
-
-
-
Problem: Die Bayley-Skalen im Alter von 6-12 Monaten korrelieren nur um .20
mit IQ-Tests im Vorschulalter: mangelnde Stabilität der Intelligenz, geringe
Kontinuität der Intelligenz oder geringe Konstruktvalidität der Bayley-Skalen?
 Ab 1985 Alternative: Visuelle Habituationstests
Visuelle Habituationstests sind zwar -ähnlich wie andere kognitive Tests für das
Säuglingsalter -nur mäßig reliabel (Retestreliabilität um .45), aber sie
korrelieren fast genauso hoch mit IQ-Tests im Vorschulalter (nach Korrektur
für ihre Unreliabilität zu .70, Bornstein & Sigman, 1986)
Schlussfolgerung: Intelligenz zeigt hohe Kontinuität und Stabilität zwischen
Säuglings- und Vorschulalter; die Bayley-Skalen erfassen Intelligenz im
Säuglingsalter nur schlecht.
Visuelle Habituation -Vorschul-IQ-Tests: => heterotype Stabilität
-
-
-
Heterotype Stabilität der
Aggressivität: Vorhersage
antisozialen Verhaltens im
Alter von 30 Jahren aus
Aggressivitätsurteilen von
Klassenkameraden im Alter
von 8 Jahren (Huesmann et al.,
1984)
In derselben Studie wurde auch die Aggressivität der Eltern bzw. Kinder
erhoben; die Stabilität über 22 Jahre war dabei geringer als die Vorhersage der
nächsten Generation im gleichen Alter
Erklärung: Stabilitätsminderung durch mangelnde Kontinuität von
Aggressivität
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Vorhersagekraft
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-
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Beste Studie zur langfristigen Vorhersage psychiatrischer und krimineller
Merkmale aus frühen Persönlichkeitsmerkmalen => Dunedin Longitudinal
Study (Neuseeland)
Repräsentative Stichprobe von über 1000 dreijährigen wurde beobachtet und
mit Clusteranalyse in 5 Persönlichkeitstypen eingeteilt, darunter:
o Gut angepasste bzw. resiliente (Kontrollgruppe)
o Überkontrollierte bzw. gehemmte
o Unterkontrollierte
Die Stichprobe wurde fast ohne Drop-outs bis (bisher) 26 Jahre untersucht
Die 3 Typen unterschieden sich im Alter von 21 Jahren signifikant u.a. in:
-
(niedriger IQ führt zu frühem Tod)  keine Randombemerkung!
-
In der Terman-Studie werden über 1000 hoch-intelligente 1910 geborene
kalifornische Kinder bis ins hohe Alter untersucht.
Friedman et al. (1995) konnten aus Persönlichkeitsbeurteilungen im Alter von
11 Jahren die Todeswahrscheinlichkeit im Alter von 70 Jahren überzufällig
vorhersagen.
Risikofaktoren für frühen Tod waren
o niedrige Gewissenhaftigkeit
o hohe (!) Fröhlichkeit
Die Effekte niedriger Gewissenhaftigkeit konnten teilweise über Alkoholismus,
Rauchen und Unfälle erklärt werden.
Unerwartet ist der Effekt für Fröhlichkeit; möglicherweise wird er auch über
Leichtsinnigkeit vermittelt
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-
In der Nonnen-Studie(Danner et al., 2001) wurden 180 katholische Nonnen
vom Eintritt ins Kloster mit 18-32 Jahren bis ins hohe Alter untersucht.
Alle mussten bald nach Klostereintritt eine kurze Autobiografie schreiben.
40
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Bis zum Jahr 2000 waren 38% der Nonnen mit den 25% häufigsten positiven
Aussagen gestorben, aber 70% der Nonnen, die sich am seltensten positiv
geäußert hatten (untere 25% der Verteilung).
Die Häufigkeit negativer Aussagen sagte die Todesrate nicht vorher
Der scheinbare Gegensatz zur Terman-Studie könnte an der ungewöhnlich
risikoarmen Umwelt im Kloster liegen
Die Vorhersagestärke der letzten drei Studien zeigte folgende Rangfolge:
o Dunedin-Studie < Terman-Studie < Nonnen-Studie
Dies entspricht dem Alter bei der Erhebung der Prädiktoren für die Vorhersage:
o 3 Jahre < 11 Jahre < 18-32 Jahre
Hier zeigt sich wieder die zunehmende Stabilisierung der Persönlichkeit mit
wachsendem Alter
41
Einflüsse
Fragestellung
Erklärung von Persönlichkeitsunterschieden:
Warum entwickeln unterschiedliche Menschen eine unterschiedliche Persönlichkeit?
Erklärung in der Alltagspsychologie
Deterministische Regel auf Einzelfall anwenden
Erklärung in der Persönlichkeitspsychologie
Empirisch begründete Regeln finden in Form probabilistischer Wenn-dann-Aussagen!
Erklärungen sind nie monokausal: mehrere Einflüsse „fließen zusammen“
Schätzungsarten
Direkte Einflussschätzung
Prädiktor ----------- Eigenschaftsvariable
-
Beispiel: Aggressivität der Mütter Aggressivität der Kinder
Interpretationsmöglichkeiten:
-
Bei mehreren Prädiktoren können diese untereinander korrelieren:
unkorreliert
korreliert
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-
-
-
Bei korrelierten Prädiktoren kann der relative Beitrag durch Pfadanalyse
(multiple Regression) ermittelt werden:
Direkte Einflussschätzung setzt voraus, dass spezifische Prädiktoren bekannt
sind und gemessen werden können
manchmal interessieren aber nicht spezifische Prädiktoren, sondern der
Gesamteinfluss einer ganzen Klasse von Prädiktoren, die im einzelnen nicht
bekannt sind oder nicht gemessen werden können
Beispiele
a.) Ehepartner werden sich ähnlicher, weil sie (unbestimmte) Einflüsse auf
ihre Entwicklung teilen.
b.) Aggressivität ist beeinflusst durch (unbestimmte) Gene
In diesem Fall gibt es die Möglichkeit der indirekten Einflussschätzung durch
den Vergleich der Ähnlichkeit von Personenpaaren, die bestimmte Einflüsse
teilen bzw. nicht teilen:
o Je ähnlicher sich die Paare sind, die die Einflüsse teilen relativ zu
Kontrollpaaren, die sie nicht teilen, desto stärker sind die Einflüsse
Empirisch:
Die Varianz des Merkmals wird zerlegt in
die geteilte und die spezifische Varianz. Die
Korrelation zwischen den Personen misst die
geteilte Varianz.
43
Genom und Umwelt
-
-
-
Mit der indirekten Einflussschätzung kann vor allem die Frage beantwortet
werden, wie stark Persönlichkeitsunterschiede durch genetische Unterschiede
zwischen den Personen bedingt sind:
o der relative Anteil von Genomen und Umwelten an
Persönlichkeitsunterschieden
Hierzu wird die genetische Ähnlichkeit bestimmter Personenpaare genutzt: der
Anteil der von ihnen geteilten Allele (Varianten desselben Gens, z.B. für
Blutgruppe A, B, 0)
Dieser variiert je nach genetischer Verwandtschaft zwischen 0% und 100%
Genetischer Verwandtschaftsgrad r: eineiige Zwillinge 100%; zweieiige
Zwillinge, Geschwister, Eltern-Kind 50%; Halbgeschwister, Großeltern 25%…
Zwillingsmethode
- Verglichen werden eineiige Zwillinge (r=100%) mit zweieiigen Zwillingen
(r=50%)
- Eine höhere Ähnlichkeit eineiiger Zwillinge wird interpretiert als halber
genetischer Einfluss, denn der Unterschied in der Ähnlichkeit ein- und
zweieiiger Zwillingen geht darauf zurück, dass 50% der Allele von zweieiigen
Zwillingen nicht geteilt werden
- Der gesamte genetische Einfluss würde geschätzt, indem die Ähnlichkeit
eineiiger Zwillinge mit der von Adoptivgeschwistern verglichen würde, denn
letztere teilen keine Allele
- Empirisch wird die Ähnlichkeit der Paare in einer Persönlichkeitseigenschaft
durch die Korrelation der Eigenschaft zwischen vielen Paarlingen geschätzt:
o Aus den Eigenschaften der einen Paarlinge werden die Eigenschaften der
anderen Paarlinge vorhergesagt (die Aufteilung eines Paares in zwei
Paarlinge ist zufällig).
o Damit schätzt die Differenz zwischen der Korrelation für eineiige
Zwillinge und der Korrelation für zweieiige Zwillinge den halben
genetischen Einfluss.
- Er beträgt also das Doppelte der Korrelationsdifferenz
Ergebnis der genetischen
Einflussschätzungen mit der
Zwillingsmethode:
- Der genetische Einfluss auf IQ
und die (selbstbeurteilten) Big
Five beträgt also ungefähr 50%.
44
Adoptionsmethode
- Verglichen werden Adoptivgeschwister(r=0%) mit leiblichen Geschwistern
(r=50%)
- Eine höhere Ähnlichkeit leiblicher Geschwister wird interpretiert als halber
genetischer Einfluss, denn der Unterschied in der Ähnlichkeit geht darauf
zurück, dass leibliche Geschwister 50% der Allele teilen.
- Damit schätzt die Differenz zwischen der Korrelation für leibliche Geschwister
und der Korrelation für Adoptivgeschwister den halben genetischen Einfluss.
- Er beträgt also das Doppelte der Korrelationsdifferenz
Ergebnis der genetischen
Einflussschätzungen mit der
Adoptionsmethode:
- Der genetische Einfluss auf
den IQ beträgt also
ungefähr 50%, auf die
selbstbeurteilten Big Five
aber weniger: Widerspruch
zu Zwillingsstudie!
Diese Widersprüche liegen an zahlreichen methodischen Problemen beider
Studien:
45
Deshalb wird vermehrt die
Kombinationsmethode verwendet,
bei der die Ähnlichkeiten von drei
und mehr Arten von Personenpaaren
in einer einzigen statistischen
Analyse verglichen werden (z.B.
leibliche Geschwister,
Halbgeschwister,
Adoptivgeschwister)
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Ergebnis:
In der German Observational Study of Adult Twins (GOSAT) wurden ein- und
zweieiige Zwillinge in 15 verschiedenen Situationen gefilmt
Beobachter schätzten dann jeweils einen Paarling in einer Situation ein:
o Unabhängigkeit der Beurteilungen zwischen Paarlingen und Situationen.
Ergebnis für die Big Five:
o genetischer Anteil im Mittel 41%, also ähnlich wie bei
Selbstbeurteilungen in Kombinationsstudien.
Insgesamt sind damit genetischer Einfluss und Umwelteinfluss auf IQ und die
Big Five annähernd gleich stark
Oft vorgebrachter Einwand: Schiff et al. (1982) verglichen den IQ und
Schulversagen zwischen französischen Unterschichts-Geschwisterpaaren, bei
denen jeweils ein Paarling im Alter von ca. 4 Monaten in die Oberschicht
wegadoptiert worden war.
Ergebnis: IQ-Gewinn des wegadoptierten 14 IQ-Punkten, d.h. fast eine
Standardabweichung 17% der wegadoptierten blieben bis zur 6. Klassesitzen,
aber 66% ihrer Unterschichts-Geschwister
Aber kein Widerspruch zu den indirekten Schätzungen, da 95%Erwartungsbereich für genetische Schätzung bzw. Umweltschätzung des IQ +/20 IQ-Punkte beträgt
Die indirekten Einflussschätzungen sind populationsabhängig, da sie von der
Variabilität der Gene und Umweltbedingungen und deren Wechselwirkung
innerhalb der untersuchten Population abhängen.
Insbesondere sind sie deshalb kulturabhängig.
Änderungen der wirksamen Umweltbedingungen können den genetischen
Einfluss verändern.
Z.B. erhöht maximale individuelle Förderung den genetischen Einfluss auf die
dann noch verbleibenden Leistungsunterschiede:
o Chancengleichheit erhöht den genetischen Einfluss
Ein genetischer Einfluss auf eine Eigenschaft besagt nicht, dass es Gene gibt,
die die Eigenschaft direkt bedingen
Beispiel: In Australien ist die Einstellung zur Todesstrafe zu ca. 50% genetisch
bedingt
Erklärung: Eine positive Einstellung zur Todesstrafe korreliert negativ mit dem
IQ und anderen genetisch beeinflussten Persönlichkeitsmerkmalen
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-
Deren genetische Beeinflussung überträgt sich auf alle hiermit korrelierenden
Merkmale, z.B. Einstellung zur Todesstrafe
Umweltarten
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Studien mit eineiigen Zwillingen werden auch genutzt, um den Einfluss von
Umweltbedingungen direkt nachzuweisen (Kontrollzwillingsdesign).
Beispiel: Caspit al. (2004)Negative mütterliche Bewertung sagt antisoziales
Verhalten 2 Jahre später vorher:
Mit Hilfe der indirekten Schätzungsmethode können zwei Arten von
Umwelteinflüssen auf eine Eigenschaft unterschieden werden:
o von Geschwistern geteilte Umwelteinflüsse
o von Geschwistern nicht geteilteUmwelteinflüsse
Erstere sind Umwelteinflüsse, die Geschwister ähnlich machen, letztere
Umwelteinflüsse, die sie unähnlich machen.
Geteilte Umwelteinflüsse werden durch die Korrelation von Adoptivkindern
geschätzt, nicht geteilte durch die Differenz zwischen Reliabilität der Messung
und Korrelation eineiiger Zwillinge(deren Unähnlichkeit beruht auf
Umwelteffekten)
Mit Ausnahme des IQ und bestimmter Werthaltungen (z.B. Religiosität) bis
zum Verlassen des Elternhauses sind die nicht geteilten Umwelteinflüsse größer
als die geteilten
Naheliegend ist die Annahme, dass (nicht) geteilte Einflüsse auf (nicht)
geteilten objektiven Umweltbedingungen beruhen:
blau: von Zwillingen eher geteilte
Umwelten
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-
-
Der Einfluss spezifischer nicht geteilter Umweltbedingungen kann durch die
direkte Methode der Einflussschätzung bestimmt werden, indem
Umweltunterschiede zwischen Geschwistern derselben Familie mit
Persönlichkeitsunterschieden zwischen ihnen korreliert werden.
Ergebnis: Persönlichkeitsunterschiede zwischen Geschwistern lassen sich durch
Umweltunterschiede zwischen ihnen nur wenig erklären (ca. 5%):
Widerspruch zu indirekten Schätzungen nicht geteilter Umwelteinflüsse
Der Widerspruch ist aber nur scheinbar, da
nicht-geteilte Umwelten ähnliche Einflüsse
auf Geschwister ausüben können und geteilte
Umwelten unähnliche Einflüsse:
-
-
Geteilte Umweltbedingungen wie z.B. der Tod der Mutter können je nach Alter
des Kindes und dessen Persönlichkeit unterschiedliche Wirkungen haben und
damit zu nicht geteilten Umwelteinflüssen werden: die Persönlichkeit moderiert
den Einfluss der auf sie wirkenden Umweltbedingungen
Dass die nicht geteilten Umwelteinflüsse so stark sind, scheint an mehreren
Faktoren zu liegen:
o Viele unterschiedliche Umweltbedingungen beeinflussen dieselbe
Eigenschaft;
o Dieselbe Umweltbedingung wirkt je nach Persönlichkeit anders;
o Zufall in den Wirkungsketten
Alterabhänigkeit
-
Da die indirekten Einflussschätzungen populationsabhängig sind, können die
Ergebnisse innerhalb derselben Kultur mit dem Alter variieren.
Wie verändern sich genetische Einflüsse mit wachsendem Alter?
-
Für den IQ steigt der genetische Einfluss bis zum Alter von 65 Jahren
Für die Big Five wurden dagegen keine deutlichen Veränderungen des
genetischen Einflusses mit dem Alter gefunden
Insgesamt findet sich nie eine Abnahme, sondern eher eine Zunahme des
genetischen Einflusses auf Persönlichkeitsunterschiede
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Statistische Interaktion: Genom x Umwelt
-
-
Bei einer statistischen Interaktion zwischen Genom und Umwelt hängen die
genetischen Wirkungen wesentlich von den Umweltbedingungen ab und
umgekehrt
Genetische und Umweltbedingungen wirkten also nicht additiv, sondern
multiplikativ
Dieselbe Interaktion wurde in zwei skandinavischen Studien gefunden
Allerdings wurde der genetische Einfluss jeweils nur indirekt durch antisoziale
Tendenzen der leiblichen Mutter der wegadoptierten Kinder geschätzt
Er kann auch über von der Mutter bedingte Umwelteffekte während
Schwangerschaft und Geburt gewirkt haben (z.B. Rauchen oder Drogenkonsum
während der Schwangerschaft)
Genom-Umwelt-Kovarianz
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Bei der Genom-Umwelt-Kovarianz finden sich bestimmte Genome gehäuft in
bestimmten Umwelten.
Plomin et al. (1977) unterschieden drei Arten:
o aktive G-U Kovarianz, bei der Umwelten aus genetischen Gründen
ausgewählt oder umgestaltet werden (Beispiel: Partnerwahl)
o reaktive G-U Kovarianz, bei der die soziale Umwelt auf genetisch
bedingte Merkmale reagiert (Beispiel: Zuweisung von Kindern aufgrund
ihrer Intelligenz zu Schultypen)
o passive G-U Kovarianz, bei der genetisch Verwandte durch ihr
Verhalten bestimmte Umwelten bieten (z.B. Bildungsmilieu der Familie)
Wegen der G-U Kovarianz können Korrelationen zwischen
Umweltbedingungen und Persönlichkeitseigenschaften bei Kindern teilweise
genetisch bedingt sein
Beispiel: Korrelation zwischen Zahl der Bücher im Haushalt und IQ der Kinder
(wird teilweise über IQ der Eltern vermittelt)
Reine Umweltinterpretationen derartiger Korrelationen sind nur im Falle von
Adoptivfamilien möglich
Annahme von Scarr& McCartney (1983)
- zu Veränderungen der Kovarianz mit wachsendem Alter:
o Die aktive G-U Kovarianz nimmt zu, insbesondere ab der Pubertät.
o Die passive G-U Kovarianz nimmt ab, insbesondere nach Verlassen des
Elternhauses
o Die reaktive G-U Kovarianz bleibt gleich.
o Die aktive G-U Kovarianz nimmt stärker zu, als die passive abnimmt
- Letzteres würde den wachsenden genetischen Einfluss auf manche
Eigenschaften erklären: die persönliche Umwelt gerät zunehmend unter
genetischen Einfluss und verstärkt ihn dadurch
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Wechselwirkungen
Genom x Umwelt
Wechselwirkungen zwischen Persönlichkeit und Umwelt
Welche Prozesse liegen genetischen und Umwelteinflüssen auf die Persönlichkeit
zugrunde, aber auch Einflüssen der Persönlichkeit auf genetische Aktivität und
Umwelt?
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Das Genom ist zeitlebens konstant (bis auf wenige Mutationen in einzelnen
Zellen, z.B. bei Krebs).
Fehlschluss: Der genetische Einfluss auf die Persönlichkeit ist konstant.
Das Genom ist zwar konstant, aber sein Einfluss variiert im Verlauf des Lebens,
weil Einflüsse nicht auf Genen, sondern auf aktivierten Genen beruhen, und die
Aktivität von Genen variiert beträchtlich ("Anschalten/Abschalten" der
Strukturgene durch Regulatorgene)
Zwischen genetischer Aktivität (nicht: Genen!), neuronaler Aktivität, Verhalten
und der Umwelt besteht in Prinzip eine vollständige Wechselwirkung:
Insofern ist die Vorstellung falsch, Gene "bewirkten" Entwicklung oder
Verhalten
Beispiel: „Strick-Gen“
Das Genom ist kein "Programm", das die Entwicklung "steuert"
Adäquater ist die Vorstellung, es sei ein Text, von dem im Verlauf des Lebens
immer wieder Teile gelesen werden. Der Text legt fest, was gelesen werden
kann, aber nicht, was zu einem bestimmten Zeitpunkt gelesen wird
Klassisches Beispiel für Umweltwirkung auf genetische Einflüsse:
o Phenylketonurie bedingt durch Allel auf dem 12. Chromosom; Bei
homozygoter Form Phenylalanin-Überschuss, der massiv Intelligenz
mindernd wirkt
o Bei Phenylalanin-armer Diät im Kindesalter und entsprechender
Medikation kann der intelligenzmindernde Effekt fast ganz unterdrückt
werden: Umwelt (Kinderarzt-->Eltern) verändert genetischen Einfluss
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-
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Umgekehrt können Umweltwirkungen durch Veränderung der Genaktivität
oder Veränderung des Genoms durch Gentechnologie verändert werden (noch
fiktiv, aber prinzipiell möglich)
Bei Phenylketonurie ist der Umwelteingriff nur während der Hirnreifung
erforderlich, da nur dann das kritische Allel seine Wirkungen entfaltet.
Andere Gene werden erst spät im Leben aktiv, z.B. das Allel auf dem 4.
Chromosom, das für die Chorea Huntington (Veitstanz) verantwortlich ist.
Die Wirkung setzt im Mittel mit 43 Jahren ein; vorher sind die Allel-Träger
gänzlich unauffällig:
o Genetische Wirkungen sind altersabhängig. Sie können stabilisierend,
aber auch destabilisierend auf die Persönlichkeit wirken
Molekulargenetische Persönlichkeitsforschung:
QTL Ansatz(quantitative traitloci) ab 1994
- Bisher keine überzeugend replizierbaren Ergebnisse für den IQ.
- Umstritten wegen widersprüchlicher Befunde: DRD4-Gen auf dem 11.
Chromosom und Streben nach Neuigkeit ("Sensation seeking").
- Bisher kein überzeugender Nachweis eines QTL für normale
Persönlichkeitsvarianten.
-
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