Im Zeichen der Vergangenheit: ihre Aufarbeitung in deutscher und

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Mario Saalbach Erdmann
Área de Filología Alemana
Facultad de Filología – UPV/EHU
Paseo de la Universidad, 5
01006 VITORIA-GASTEIZ
e-mail: [email protected]
Im Zeichen der Vergangenheit
Versuche der Vergangenheitsbewältigung in deutscher und baskischer Erzählliteratur
MARIO SAALBACH (Universidad del País Vasco/Euskal Herriko Unibertsitatea)
Zusammenfassung:
Am Beispiel der Romane Ansichten eines Clowns, von Heinrich Böll, und
Soinujolearen semea, von Bernardo Atxaga, die aufgrund ihrer Konzeption, zielgerichteten
Sozialkritik
und
ihrer
Publikumsrezeption
als
paradigmatisch
für
literarische
Vergangenheitsbewältigung gelten können, werden Parallelen und Unterschiede der formalen
und inhaltlichen Charakteristika bei der Aufarbeitung gegenwartswirksamer Vergangenheit in
der deutschen und baskischen Erzählliteratur aufgezeigt und analysiert. Dabei zeigt sich
erstens, dass unterschiedliche historische und sozialgeschichtliche Voraussetzungen natürlich
auch unterschiedliche Inhalte und Ansätze der Kritik zur Folge haben. Zweitens zeigt sich
aber auch, dass trotz aller Unterschiede eine Reihe von maßgeblichen Erzähl- und
Handlungskonstellationen sehr ähnlich sind bzw. weitgehend übereinstimmen. Drittens fällt
auf, dass in beiden Fällen die literarische Ver- bzw. Aufarbeitung der jüngeren Vergangenheit
– im Falle Bölls die NS-Zeit, im Falle Atxagas der spanische Bürgerkrieg und die FrancoDiktatur – vorgenommen wird, bevor eine breitenwirksame dokumentarisch-sachliche
Auseinandersetzung über diese Vergangenheit stattgefunden hat, woraus sich Möglichkeiten
bieten, Rückschlüsse hinsichtlich der gesellschaftlichen Funktion von Literatur zu ziehen.
Aufarbeitung der Vergangenheit und ihre Bewältigung, d. h. das bewusste Erkennen
von Vergangenem und das Erkennbarmachen seiner Bedeutung für die Gegenwart, das war
eines der Hauptanliegen eines wichtigen Teils der deutschen Literatur in den Jahrzehnten
nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches. Dabei stellt allerdings die deutsche Literatur
keinen Einzelfall dar, denn Vergangenheitsbewältigung wird in und nach bestimmten
Umbruchsituationen auch zum Anliegen anderer Nationalliteraturen, darunter auch der
baskischen. In diesem Beitrag soll gezeigt werden, dass sowohl im deutschen Fall wie auch
im baskischen die literarische Fiktion einen wichtigen Beitrag zur Auseinandersetzung mit
gegenwartswirksamer Vergangenheit leistet, bevor eine gesellschaftlich breitenwirksame
Aufarbeitung auf dokumentarisch-sachlicher Ebene erfolgt ist: im Fall Deutschlands
hinsichtlich des Nationalsozialismus und seiner Verbrechen, im Fall des Baskenlands mit
Bezug auf den spanischen Bürgerkrieg und die Franco-Diktatur. Mit diesem Ziel werde ich
einige
Aspekte
zweier
Romane
vergleichen,
die
mir
im
Zusammenhang
der
Vergangenheitsbewältigung relevant und paradigmatisch erscheinen: Es handelt sich um
Heinrich Bölls Roman Ansichten eines Clowns (1963) und Bernardo Atxagas Soinujolearen
semea (2003; sp. Übersetzung 2004: El hijo del acordeonista).
1. ANSICHTEN EINES CLOWNS: NS-VERGANGENHEIT UND BUNDESDEUTSCHE GEGENWART
Bölls zentrale Figur, der Clown Hans Schnier, darf als moderner pícaro gelten
(Roetzer/Siguan 1992: 545; zur Figur des modernen pícaro cf. Iztueta 2002), der seine eigene
Geschichte erzählt und gleichzeitig kommentiert, was um ihn herum vor sich geht.
Persönliches Erleben und Zeitkritik verzahnen sich dabei ineinander zu einer heftigen
Abrechung mit der restaurativen Gesellschaft in der Bundesrepublik der ersten beiden
Nachkriegsjahrzehnte. Böll antizipiert damit persönliche und kollektive Haltungen und
Einstellungen, die sich im Umfeld der 68er-Unruhen sehr viel lautstärker Gehör verschaffen
werden.
Der Clown Hans Schnier entstammt einer reichen Industriellenfamilie, die durch
Braunkohleabbau vor, während und nach dem zweiten Weltkrieg erhebliche Gewinne
einstreichen konnte. Aus Protest gegen die Verdrängung und Verweigerung der Aufarbeitung
nationalsozialistischer Vergangenheit und gegen die Institutionalisierung von Individuum und
persönlichen Beziehungen durch Kirche und Staat im Rahmen der so genannten „formierten
Gesellschaft“ der BRD der 1950er und 60er Jahre (Bark et al. 1983: 93), beschließt er, mit
Familie und Gesellschaft zu brechen. Statt seine berufliche Zukunft im Familienunternehmen
zu suchen, zieht er es vor, die Rolle eines Außenseiters einzunehmen, u. a. indem er den
Beruf des Clowns wählt und eine ‚wilde’, also nicht institutionell abgesegnete Ehe mit Marie
eingeht. Als gläubige Katholikin leidet Marie von Anfang an unter dieser Beziehung und
verlässt Hans schließlich, nicht zuletzt aufgrund des Drucks von Seiten ihrer früheren
Bekannten und Freunde aus dem Katholikenkreis um Prälat Sommerwild. Sie wird Züpfner
heiraten, einen jungen Kirchenfunktionär mit vielversprechender Zukunft.
Hans ertränkt daraufhin sein Leid im Alkohol, verliert seine Engagements und damit die
Grundlage für seinen Lebensunterhalt. In einer Reihe von Telefongesprächen und einem
persönlichen Gespräch mit seinem Vater versucht er von seinem Bonner Apartment aus
vergeblich, den Aufenthaltsort Maries herauszufinden und sich Geld zu leihen. Schließlich
sitzt Hans im Karnevalsgetümmel des späten Abends mit Gitarre auf den Stufen des Bonner
Bahnhofs und lässt sich von mitleidigen Passanten Münzen in seinen Hut werfen.
Die Situation im Deutschland der 50er und 60er Jahre war weitgehend durch den Kalten
Krieg bestimmt. Es ging darum die Bundesrepublik zu einer Festung gegen den
Weltkommunismus auszubauen, was zur gesellschaftlichen Restauration führte: Vielfach
kehrten ehemalige Kollaborateure des Nationalsozialismus zurück an die Schaltstellen in
Wirtschaft und Politik. Nicht nur aus diesem Grund, sondern wohl auch in Folge des unter
den Deutschen noch lange nachwirkenden Traumas, verursacht durch den Zweiten Weltkrieg
und den Zusammenbruch Deutschlands 1945, wurde die Geschichtsrevision, insbesondere die
Aufarbeitung der NS-Vergangenheit verweigert und die „Stunde Null“ zum Programm
erhoben: Davor gab es nichts bzw. was davor war, galt nicht mehr. Dass diese
Verdrängungshaltung auch der Überwindung des Traumas nicht besonders dienlich war,
versteht sich von selbst.
Hatte
die
Literatur
direkt
nach
1945
noch
versucht,
eine
„umfassende
Selbstbestimmung“ einzuleiten, so ging die Tendenz in den 50er Jahren mehrheitlich hin zum
„Ungeschichtlich-Metaphysischen“ und „Familiär-Privaten“ (Bark et al. 1983: 93). Walter
Jens bezeichnete jene Periode als das „Dezennium der literarisierten Literatur.
Ausgeschlossen von politischer Teilhabe […] begannen die Autoren zu resignieren. Die
Gründung der Gruppe 47 ist der Ausdruck solcher Resignation: Schriftsteller mauserten sich
zu Literaten“ (Jens 1978: 375). Vor dem Hintergrund solcher Entwicklung erkennt man die
weiterhin kritische politisch-historische Perspektive von Autoren wie Heinrich Böll,
Wolfgang Koeppen oder später auch Günter Grass als besonders wichtig. Bölls Romane etwa
wurden sowohl im privaten wie im öffentlichen Bereich intensiv diskutiert. Nicht von
ungefähr bezeichnete man Böll als „Faktor der öffentlichen Meinungsbildung“ oder
„Gewissen der Nation“ (Krywalski/Beimdick 1993: 443), seine Romane als „erzählte
Zeitgeschichte“. Böll hielt der bundesrepublikanischen Gesellschaft den Spiegel vor und
setzte dem allgemeinen „Vergessen-Wollen“ das „Sich-Erinnern“ entgegen (Bark et al. 1983:
93). Seine zentralen Kritikpunkte sind einerseits das Überdauern von NS-Reminiszenzen im
demokratischen Deutschland als Folge der gesellschaftlichen Restauration im Rahmen des
Kalten Krieges, die früheren NS-Kollaborateuren die Rückkehr zu Macht und Würden
ermöglichte, und andererseits die Haltung der Institution Kirche, die es perfekt verstanden
hatte, sich mit dem Dritten Reich zu arrangieren, und der auch in der Demokratie der
Machtanspruch wichtiger zu sein scheint als der der Christlichkeit.
Böll hat mit seinen Romanen einen wichtigen Beitrag zur Einleitung einer
Vergangenheitsbewältigung über die Literatur geleistet, wie sie auf anderen öffentlichen
Ebenen längst noch nicht geleistet wurde. Denn nur bewusstes Verarbeiten und Anerkennen,
im Idealfall: Verstehen von Vergangenheit kann diese zur Grundlage und Ausgangsbasis von
Lernprozessen machen, die auch das bessere Verstehen der Gegenwart erst ermöglichen.
Dieses Bewusstmachen mit dem Ziel, gegenwartswirksame Vergangenheit aufzuarbeiten, war
ein Anliegen von H. Böll, es ist auch ein Anliegen von Bernardo Atxaga.
2. BASKISCHE VERGANGENHEITSBEWÄLTIGUNG IN B. ATXAGAS SOINUJOLEAREN SEMEA
Atxaga
ist
keinesfalls
der
einzige
baskische
Schriftsteller,
der
Vergangenheitsbewältigung betreibt, dürfte aber aufgrund der Übersetzungen seiner Romane
ins Spanische und andere Sprachen zu ihren bekanntesten Vertretern gehören. Seine Werke
liegen in über 25 Sprachen vor, darunter ist vor allem Obabakoak (bask. 1988; sp. 1989; dt.
1995) zu nennen, das u. a. mit dem spanischen Nationalpreis für Erzählliteratur 1989
ausgezeichnet wurde.
Auch in Spanien und im Baskenland ist Vergangenheitsbewältigung notwendig und
längst überfällig. Weder der spanische Bürgerkrieg (1936-39) noch die Franco-Diktatur sind
bisher aufgearbeitet worden; das hat erst kürzlich die geharnischte Debatte um die Entfernung
von Franco-Statuen in verschiedenen spanischen Städten oder die Aberkennung von
Ehrentiteln des Diktators wieder einmal bewiesen (u. a. El País 19.03.2005: 24-26). Nicht
etwa, dass es keine historischen Analysen gäbe, die sich mit diesem Teil spanischer
Geschichte auseinandergesetzt hätten. Ramón Tamames erste Ausgabe des Bandes La
República/La Era de Franco (Madrid: Alfaguara) z. B. datiert sogar schon von 1973,
erschien also noch zu Lebzeiten des Caudillo und wurde in den Folgejahren mehrfach
erweitert und aktualisiert. Aber ähnlich, wie es auch in Deutschland nach 1945 geschah,
wurden solche Analysen und Berichte kaum zur Kenntnis genommen und konnten nicht
breitenwirksam werden.
Entsprechend sieht es bei Jugendlichen im Baskenland mit dem Wissen über die
jüngere Vergangenheit eher dürftig aus. Die überwiegende Mehrheit der Studenten stammt
mittlerweile aus den 1980er Jahren, wurde also erst lange nach dem Tod des Diktators im
Jahre 1975 geboren. Fragt man sie in Lehrveranstaltungen nach Franco, so gewinnt man allzu
oft den Eindruck, sie verfügten kaum über Detailkenntnisse und meinten im Übrigen, Franco
sei doch wohl eher ein ganz netter alter Mann gewesen, der es vielleicht gar nicht so schlecht
gemacht habe. Ein Kollege berichtete mir jüngst, in einer Seminardiskussion sei von
Studenten die Ansicht vertreten worden, der spanische Bürgerkrieg sei ein Krieg zwischen
Spaniern und Basken gewesen.
Dass solche Mythen-Bildungen, die auf allen Seiten stattfinden, nicht dazu geeignet
sind, zum Lernen am Vergangenen und zum Verstehen des Gegenwärtigen anzuregen, bedarf
keiner weiteren Erklärung. Atxagas neuester Roman Soinujolearen semea stellt in diesem
Zusammenhang ein gelungenes Beispiel für einen umfassenden literarischen Versuch der
Vergangenheitsbewältigung dar, der auch und gerade hinsichtlich der Situation des
Baskenlands einen hohen Stellenwert besitzt. Soinujolearen semea, spielt großenteils im
schon aus Obabakoak bekannten fiktiven Obaba, das Asteasun, dem Geburtsort Atxagas,
nachempfunden ist. Der Roman erzählt die Geschichte von David Imaz (geb. 1949) von
seinem achten Lebensjahr bis zu seinem Tod im Jahre 1999.
David ist einziges Kind einer wohlhabenden Familie. Sein Vater Angel ist
professioneller Akkordeonspieler und (franquistischer) Kommunalpolitiker, der seinen Sohn
ebenfalls zum Akkordeonisten ausbilden und ihn zur Teilhabe an einem standesgemäßen
Leben und gesellschaftlichen Umgang erziehen will. David fühlt sich allerdings schon von
klein auf eher der ländlichen Welt verbunden, aus der seine Mutter Carmen, jetzt Schneiderin
mit eigenem Atelier und Schneiderschule in Obaba, kommt. Carmen stammt von dem
Anwesen Iruain in der Nähe Obabas, wo David in dem Maße, wie er sich von seinem Vater
distanziert, immer mehr Zeit verbringen wird. David fühlt sich angezogen von dem
utopischen Idealbild einer glücklichen Landbevölkerung. Auf seinen Listen der ihm liebsten
Personen stehen an erster Stelle Freunde aus Iruain und Umgebung als Repräsentanten der
von ihm idealisierten „campesinos felices“. Ganz oben findet sich immer Lubis, nur wenig
älter als David und Pferdeknecht seines Onkels Juan, der in Iruain nach dem Rechten sieht,
seit der Onkel nach Kalifornien emigriert ist und nur noch im Sommer zu Besuch kommt.
David, der sich bisher kaum für Politik und Vergangenes interessiert hat, wird erst im
Alter von 16 oder 17 Jahren, dafür aber umso nachhaltiger, aus seiner Sorglosigkeit gerissen,
als er zunächst noch sehr vage Informationen darüber erhält, dass sein Vater an
Hinrichtungen und Morden während des Bürgerkriegs beteiligt bzw. dafür mitverantwortlich
war. Die Nachforschungen hierüber werden immer mehr zu einer fixen Idee, die das Handeln
und Verhalten Davids weitgehend bestimmt. Als sich der Verdacht teilweise bestätigt und
David auch noch erfährt, dass sein Vater den Freund Lubis, damals erst 12 Jahre alt, fast zu
Tode geprügelt hatte, weil er sich von ihm verleumdet fühlte, wird die Distanz zum Vater zu
offenem Hass. David zieht sich immer häufiger und länger nach Iruain zurück und boykottiert
bewusst die offiziellen politischen und gesellschaftlichen Aktivitäten des Vaters. In dieser
Zeit formt sich bei ihm auch die Überzeugung heraus, das ihm so lieb gewordene ländliche
Idyll, die baskischen Traditionen, letzten Endes seine Identität und seine Sprache würden
durch den Modernisierungswahn der Lokalpolitik und durch die politische Unterdrückung
durch das Franco-Regime, mit dem er seinen Vater identifiziert, zerstört.
Während des Studiums bekommt David erste Kontakte zu Mitgliedern radikaler
baskischer Gruppen, von denen er einige in Iruain beherbergt, ohne sich zunächst im Klaren
darüber zu sein, um wen es sich tatsächlich handelt. Als bei Festlichkeiten in Obaba probaskische Flugblätter auftauchen, am Rathaus die spanische Flagge verbrannt und die
ikurriña, die baskische Nationalflagge, gehisst wird, während gleichzeitig das Hotel Alaska,
das als Symbol für in und nach dem Bürgerkrieg begangenes Unrecht steht, in Flammen
aufgeht, überschlagen sich die Ereignisse. Davids Freund Lubis wird als möglicher Mittäter
denunziert und von den Zivilgardisten zu Tode gefoltert. David versteckt daraufhin seine
Gäste in Iruain in einer Geheimkammer und flieht schließlich, als auch er von der Polizei
gesucht wird, mit Freunden ins Exil nach Frankreich, um sich dort in ein ETA-Kommando zu
integrieren.
Seine Widerstandsbegeisterung wird jedoch durch die Konfrontation mit blindem
Fanatismus und der Forderung nach absolutem Gehorsam innerhalb der Terrororganisation
schnell zu Skepsis und Unwillen. Als David und seine Freunde nach unblutigen Aktionen den
Auftrag zum Bombenlegen erhalten, fliegt das Kommando auf der Reise zum
Bestimmungsort auf und wird verhaftet. Der Verdacht, die Aktion verraten zu haben, fällt auf
David. Als er nach etwa einem Jahr aufgrund einer Amnestie im Zuge der spanischen
Transition aus dem Gefängnis entlassen wird, emigriert er nach Kalifornien, wo er auf der
Ranch seines Onkels Juan Imaz, fern von Unterdrückung und Terrorismus, mit Frau und zwei
kleinen Töchtern schließlich das Idyll und den Frieden findet, von denen er im Baskenland
geträumt hatte. Die Erinnerung an seine eigene Tradition und seine Wurzeln bleibt dabei
trotzdem immer präsent. David Imaz stirbt im Jahre 1999 an den Folgen einer Herzoperation.
Atxaga verfolgt, genau wie Böll, eine doppelte Absicht: Einerseits betreibt er
Geschichtsrevision, indem er etwa den Bürgerkrieg und die Franco-Diktatur thematisiert, die
Beteiligung der baskischen Gesellschaft an der franquistischen Unterdrückung oder die
Rebellion und den Widerstand gegen eben diese Unterdrückung bis hin zur letzten
Ausformung als ETA-Terrorismus – allesamt Gegenstandsbereiche, die gesellschaftlich eher
tabuisiert sind. Das heißt, er macht diese Inhalte bewusst und stellt sie zur Verfügung – das
ist der zweite Teil seiner Absicht –, damit aus dieser Vergangenheit Lehren gezogen werden
können für die Gegenwart und die Zukunft.
3. ANSICHTEN EINES CLOWNS UND SOINUJOLEAREN SEMEA: PARALLELEN UND UNTERSCHIEDE
Ansichten eines Clowns und Soinujolearen semea besitzen also eine gemeinsame
Zielrichtung und zeichnen sich auch sonst durch eine Reihe von Parallelen und
Gemeinsamkeiten aus. Das zeigt sich schon bei den Protagonisten: Beide, Hans und David,
sind Ich-Erzähler, beide stammen aus reichem bzw. wohlhabendem Haus. Die Schniers und
ihre Braunkohlendynastie sind als Kriegsgewinnler zu Reichtum gekommen, Davids Vater
konnte sich durch die Kollaboration mit dem Franco-Regime bereichern. In beiden Fällen
wird gegen Elternhaus und Familie und vor allem gegen die dort vertretene Ideologie
rebelliert. Hans hasst seine Mutter für ihren NS-Fanatismus und ihren Opportunismus, der es
ihr ermöglicht, im demokratischen Deutschland als Präsidentin der Gesellschaften zur
Versöhnung rassischer Gegensätze zu fungieren. Seinem Vater versagt er die Achtung wegen
dessen fehlender Zivilcourage. David liebt zwar seine Mutter sehr, konzentriert aber seinen
Hass nur umso stärker auf seinen Vater Angel, weil er ihm die Mitverantwortung für
Hinrichtungen in Obaba vorwirft, denen im Bürgerkrieg Angehörige von Familien zum Opfer
fielen, die David zu seinen Freunden zählt. Auch kann er seinem Vater nicht verzeihen, dass
der seinerzeit den zwölfjährigen Lubis fast totgeschlagen hat. Außerdem ist unverkennbar,
dass Angel als franquistischer Kommunalpolitiker Teil des Systems der Unterdrückung ist.
Plakativ trägt David den Nachnamen Imaz, also den Familiennamen seiner Mutter und seines
Onkels; der Nachname des Vaters wird nicht einmal genannt.
Auch der Bruch mit der Familie stellt eine Parallele zwischen beiden Romanen dar,
denn er wird sowohl von Hans als auch von David infolge des Verlusts einer geliebten Person
vollzogen, für den die Familie bzw. eines ihrer Mitglieder verantwortlich gemacht wird. Hans
trägt schwer daran, dass seine 16-jährige Schwester Henriette von der Mutter noch im
Februar 1945 zur Flak und damit in den sicheren Tod geschickt wurde. Seit dem Tod
Henriettes, erklärt Hans, „existieren meine Eltern für mich nicht mehr als solche“ (Böll 1967:
22). Für David wird die Ermordung Lubis zum traumatischen Erlebnis, das die Distanz zum
Vater und damit zur ganzen Familie entscheidend vergrößert. Obwohl er keine Beweise dafür
hat, verdächtigt er sofort seinen Vater als jenen Denunzianten, der seinen Freund der Polizei
ausgeliefert hat.
Der Bruch mit der Familie bedeutet für Hans wie David eine soziale Marginalisierung,
die zunächst von beiden bewusst gesucht, dann aber von außen aufgezwungen wird. Hans
begibt sich schon durch die Wahl des Clownsberufs selbst in eine Außenseiterrolle; sein
Abgleiten ins Bettlerdasein aber ist im Wesentlichen Folge des gesellschaftlichen
Einwirkens. Man entfremdet ihm die Lebensgefährtin und treibt ihn in Verzweiflung und
Alkohol, was ihm letzten Endes den Broterwerb und damit die Lebensgrundlage entzieht.
Dass auch sein Stolz, der es ihm verbietet, Hilfe z. B. von seinem Vater anzunehmen, mit
verantwortlich ist für seine Isolierung, ändert nichts an der Grundsätzlichkeit des
gesellschaftlichen Mechanismus, der abweichende Haltungen und Meinungen ins soziale
Abseits verdrängt, um sie unwirksam zu machen und zu entschärfen (cf. Sülzer 1980: 141).
David ergeht es ähnlich. Hatte er sich selbst schon früh von der Welt des Vaters distanziert
und sich in die bäuerliche Idealwelt in Iruain zurückgezogen, so werden sein Abgleiten in den
Untergrund und seine Radikalisierung im Umfeld des terroristischen Widerstands mit
polizeilicher Verfolgung, also dem Ausschluss aus der gesellschaftlichen Legalität,
abgestraft. Darüber hinaus erleidet er innerhalb der gesellschaftlichen Marginalisierung einen
weiteren Ausschluss: nämlich als mutmaßlicher Verräter innerhalb der terroristischen
Organisation. Ihm bleiben letzten Endes nur noch Emigration und Exil.
Angesichts solcher Übereinstimmungen und Parallelen stellt sich die Frage, ob es
möglich ist, in der Literatur, die sich Vergangenheitsbewältigung zur Aufgabe macht, sowohl
innerhalb eines Kulturkreises als auch kulturübergreifend bestimmte wiederkehrende
gesellschaftlich-personelle
entsprechenden
Typologie
Konstellationen
führen
festzumachen,
könnten.
die
Konfliktträchtige
zur
Erstellung
Gegensatzpaare
einer
wie
Individuum/Familie, Individuum/Gesellschaft bzw. Individuum/dominante Ideologie oder
Konformismus/Dissidenz können hier als erster Ausgangspunkt dienen. Für künftige
Forschung könnte sich hieraus ein interessantes und aufschlussreiches Arbeitsgebiet ergeben.
Gerade aus diesem Grund erscheint es hier aber auch wichtig, nicht nur auf die
Gemeinsamkeiten, sondern auch auf die nicht unwesentlichen Unterschiede zwischen beiden
Romanen einzugehen, die sich nicht zuletzt aus anderen inhaltlichen sowie historischen und
soziopolitischen
Voraussetzungen
ergeben.
So
lehnt
z. B.
Hans
Schnier
die
bundesrepublikanische Gesellschaft der 60er Jahre rundum und vollständig ab, er will nichts
mit ihr zu tun haben. Atxagas Roman hingegen ist durchsetzt mit nostalgischen Erinnerungen
Davids an seine Heimat, seine Wurzeln, die baskische Sprache. Man gewinnt mitunter den
Eindruck einer traurigen Resignation darüber, dass er das Paradies, das die Heimat für ihn
hätte sein können, erst Tausende von Kilometern weit weg im entfernten Kalifornien
gefunden hat. Während Hans sein soziales Umfeld in erster Linie hasst, leidet David vor
allem an seiner Familie und der Situation im Baskenland.
Dienen Kindheitserinnerungen in den Ansichten eines Clowns ausschließlich zur
Aufarbeitung der NS-Zeit und zur Anklage der Schuldigen, so lesen sie sich in Soinujolearen
semea als (oft nostalgische) Erinnerungen an ein unbeschwertes Leben auf dem Land, an die
Schule, die erste Liebe..., ohne dass darin ein Anspruch auf Vergangenheitsbewältigung
enthalten wäre. Wie sein Onkel Juan ihm vorwirft, hat David als Kind und pubertierender
Jugendlicher keinerlei Durchblick, sein politisches und historisches Bewusstsein setzt erst
ein, als er mit 16 oder 17 Jahren von der möglichen Beteiligung seines Vaters an
Bürgerkriegsmorden erfährt.
Beide, Hans und David, sind eher Einzelgänger. Während aber Hans völlig isoliert und
allein dasteht, hat David immerhin Kontakt und Beziehungen zu Gleichgesinnten, wie seinen
Onkel Juan, den Lehrer Redin, seine Freunde Lubis oder Joseba, auf deren Unterstützung und
Rückhalt er sich verlassen kann.
Des Weiteren stellt die Kritik an der Rolle der katholischen Kirche im
Nationalsozialismus und in der Bundesrepublik Deutschland bei Böll einen wichtigen
Angelpunkt dar. Böll klagt sie an, sich im demokratischen Deutschland zu sehr für Macht und
Einfluss zu interessieren statt für die Realisierung der christlichen Botschaft, nachdem sie es
auch im Dritten Reich verstanden hatte, sich mit dem Regime zu arrangieren, statt dessen
Verbrechen an den Pranger zu stellen. Auch die spanische (katholische) Staatskirche hat sich
wichtige Verdienste bei der Legitimierung und Erhaltung der Franco-Diktatur erworben. So
erscheint denn auch bei Atxaga das Beispiel eines Priesters, der sich im Bürgerkrieg im
Dienste der Franco-Truppen an Hinrichtungen und Morden beteiligt. Dieser wird aber eher
als verrückt und damit als Ausnahme dargestellt, während die Kirche insgesamt in der Figur
des Pfarrers von Obaba, der David und andere rebellische Jugendliche vor der Obrigkeit
sogar wiederholt in Schutz nimmt, als durchweg positiv erscheint. Letzten Endes dürfte hier
dem Umstand Rechnung getragen werden, dass die baskischen nationalistischen
Bestrebungen sich traditionell der Unterstützung des baskischen Klerus erfreuten, dieser also
eher mit der Tendenz zur baskischen Unabhängigkeit bzw. Selbstbestimmung als mit der
franquistischen Unterdrückung identifiziert wird.
4. ZUR GESELLSCHAFTLICHEN FUNKTION VON FIKTION UND LITERATUR
Bei allen Übereinstimmungen und Unterschieden im Inhalt und den inhaltlichen
Strukturen ist es jedoch ein wesentliches Merkmal beider Romane, dass in und mit ihnen
Vergangenheit zu einem Zeitpunkt aufgearbeitet wird, zu dem die offiziell-öffentliche
Verarbeitung weitgehend noch vermieden oder sogar verweigert wird. In der Bundesrepublik
z. B. setzte die Bewältigung der NS-Vergangenheit auf breiter gesellschaftlicher Ebene erst
mit den Auschwitz-Prozessen (1963-65) ein, durch die die deutsche Öffentlichkeit der
Nachkriegszeit zum ersten Mal massiv und dokumentarisch mit den unvorstellbaren Gräueln
konfrontiert wurde, die von Deutschen während des Dritten Reichs an Menschen begangen
worden waren. Die literarische Aufarbeitung jener furchtbaren Verbrechen aber war bereits
seit Ende der 40er/Anfang der 50er Jahre längst im Gange. Am Beispiel Spaniens und des
Baskenlands zeigt sich, dass sich solche Mechanismen der Vergangenheitsverarbeitung und
ihre Abfolge auch in anderen Kulturkreisen und anderen historischen Gegebenheiten
wiederholen. Die Bewältigung von Bürgerkrieg und Franco-Diktatur auf breiter Basis hat in
Spanien auch 30 Jahre nach dem Tod des Diktators weder stattgefunden noch wirklich
eingesetzt, auch wenn das Thema in den letzten Jahren immer wieder an die Öffentlichkeit
durchdringt, etwa als Diskussion um die Entschädigung von Bürgerkriegsopfern oder die
Forderungen nach Rückgabe durch das Franco-Regime enteigneter Immobilien oder
Dokumente.
Anders
in
der
erzählenden
Literatur:
Hier
wird
seit
Jahrzehnten
Vergangenheitsbewältigung betrieben. Was die baskische Literatur angeht, seien hier nur ein
paar Beispiele zitiert: Joxemari Iturralde, Izua hemen (dt. = Die Angst hier) (1989); Bernardo
Atxaga, Behi euskaldun baten memoriak (1991) (dt. 1995: Memoiren einer baskischen Kuh);
Xabier Montoia, Gasteizko hondartzak (dt. = Die Strände von Vitoria) (1997); Xabier
Mendiguren Elizegi, Errautsen distira (dt. = Der Glanz der Asche) (2002) und natürlich
Atxagas Soinujolearen semea (2003). Allesamt behandeln sie neben vielen anderen Texten
Themen aus dem spanischen Bürgerkrieg oder der Diktatur als Haupt- oder wichtige
Nebenaspekte.
Auch hieraus ergibt sich eine Fragestellung für künftige Forschung, nämlich die, ob
möglicherweise davon auszugehen ist, dass die literarische Auseinandersetzung mit der
Vergangenheit generell zeitlich vor der sachlich-dokumentarischen Vergangenheitsbewältigung einsetzt. Fest steht, dass literarische Fiktion aufgrund ihres Erlebnischarakters
Denk- und (Selbst-)Erfahrungsprozesse ermöglicht, wo eine sachlich-dokumentarische
Auseinandersetzung etwa noch als traumatisch empfunden würde, obwohl sie allerdings
kaum etwas in die Wege leiten kann, was nicht wenigstens schon latent vorhanden wäre. Sie
kann aber z. B. existierende kritische Einstellungen bestärken und unterstützen, indem sie den
Finger in offene Wunden legt oder falsch vernarbte Wunden wieder aufreißt. Und vor allem
kann sie durch die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit der Bildung von Mythen
entgegenwirken bzw. bestehende Mythen zerstören. In der Bundesrepublik Deutschland war
es wichtig, die zur Selbstrechtfertigung konstruierten Vorstellungsraster zu entkräften, dass
z. B. im Dritten Reich niemand etwas von den Nazi-Verbrechen gewusst habe, dass der große
Verführer Hitler im Grunde der einzige Schuldige gewesen oder eine Stunde Null, also ein
Neuanfang ohne Berücksichtigung der Vergangenheit möglich sei, und sie als Mythen zu
entlarven. Gegen solche Mythenbildungen schreibt Heinrich Böll in seinen Romanen an.
Bernardo Atxaga versucht andere Mythen zu demontieren, die im Baskenland an der
Tagesordnung sind und auch hier durchaus die Funktion der Selbstrechtfertigung erfüllen:
Dazu gehört die Vorstellung, baskische Sprache und Kultur befänden sich ausschließlich als
Folge der franquistischen Unterdrückung in Rezession. Hier wird unterschlagen, dass das
Baskische sich auch vor Bürgerkrieg und Diktatur schon im Rückgang befand und dafür nicht
zuletzt auch die baskische Bourgeoisie verantwortlich ist, die das Baskische allzu lange als
unkultivierte Bauernsprache abgelehnt hatte (s. u. a. Kortazar 2005: 118). Genauso wenig ist
aufrechtzuerhalten, dass die franquistische Unterdrückung nur eine Unterdrückung von außen
war; ganz im Gegenteil hatte ein großer Teil der baskischen Bevölkerung es sehr gut
verstanden, sich zum eigenen Vorteil mit dem Franco-Regime zu arrangieren.
Weit verbreitet ist in radikalen Kreisen der Mythos, im Baskenland herrsche weiterhin,
auch nach dem Ende der Diktatur, eine Kriegssituation vor, die den bewaffneten, sprich:
terroristischen Widerstand als legitime und wirkungsvolle Form der Verteidigung der
baskischen Sprache und Kultur erscheinen lässt. Gerade in diesem Zusammenhang wird
Atxagas Thematisierung des ‚glücklichen Lebens auf dem Land’ als Davids utopisches
Idealbild besonders bedeutsam. David kommt zu der Überzeugung, dass franquistische
Unterdrückung und der Modernisierungswahn der franquistischen Kommunalpolitik die
baskische Tradition und Identität gefährden und letzten Endes zerstören. Dabei ist für ihn das
ländliche Leben der ‚glücklichen Bauern’, das Atxaga mit implizitem Verweis auf Virgil
immer wieder anführt, ein wesentliches Charakteristikum der baskischen Kultur. Hierin
stimmt er überein mit „dem nationalistischen Gedankengut, das im Landleben die Essenz des
baskischen Wesens sieht“ und in diesem Sinne mystifiziert hat (Kortazar 2005: 115). Vor
allem der radikale baskische Nationalismus verinnerlicht diesen Mythos weiterhin und
betrachtet sich als Verteidiger und Garant eines reinen und traditionsbewussten Baskentums.
Atxaga geht nun hin und nimmt eine doppelte Entmythologisierung vor: Einerseits
entlarvt er die utopische Idealvorstellung vom ‚glücklichen Landmann’ als mit der
soziopolitischen Realität nicht vereinbaren Mythos. David sucht zwar sein Ideal im
Baskenland, aber er findet es nicht. Andererseits macht Atxaga klar, dass die Zerstörung des
‚glücklichen’ Landlebens nicht nur auf Rechnung faschistischer Politik und Unterdrückung
geht, sondern eben auch von jenen zu verantworten ist, die die Verteidigung des baskischen
Wesens auf ihre Fahnen geschrieben haben. Das ländliche Idyll in Iruain wird nicht nur von
Davids Vater, als Repräsentant des Franquismus und der franquistischen Staatsmacht,
bedroht und aufs Spiel gesetzt, sondern ebenso von den Terroristen, die David in Iruain
beherbergt: Sie tragen einerseits eine Mitverantwortung am Tod von Lubis, dessen
Ortskenntnis sie sich zu Nutze gemacht haben, ohne ihn aber auf die voraussehbare
Verfolgung vorzubereiten und ihn davor zu schützen. Andererseits beteiligen sie sich
entscheidend an der Zerstörung des von ihnen angeblich verteidigten ländlichen Idylls, als sie
das Versteck, in dem David sie vor der franquistischen Polizei in Schutz gebracht hatte, für
Entführungen und Lösegelderpressungen missbrauchen. Ein friedliches und glückliches
Landleben kann vor einem solchen Hintergrund nur als umso irrealere und utopischere
Wunschvorstellung erscheinen. Der ideologische Diskurs wird als solcher bloßgestellt.
Böll wie Atxaga tragen in ihren Romanen das Ihre zu einer notwendigen
Überzeugungsarbeit bei. Dass ihnen dabei vielleicht nur die Rolle von „Hofnarren ohne
Bedeutung“ zugestanden wird, wie Alfred Grosser (1981: 360) mit Bezug auf die Gruppe 47
formuliert hat, oder die Literatur, wie Enzensberger meint, mit dem Bewältigungsanspruch
überfordert sei, solange dieser nicht auch gesellschaftlich und politisch erhoben werde
(Enzensberger 1968), mag hier wie dort zu beklagen sein. Dass solche Autoren und ihre
literarischen Texte trotzdem nicht wirkungslos zu bleiben brauchen, das hat das Beispiel
Heinrich Bölls in der Bundesrepublik Deutschland deutlich gezeigt. Es ist wünschenswert,
dass Romane wie Soinujolearen semea im Baskenland und in Spanien eine ähnliche
Resonanz und Wirkung finden. Denn genauso wie in Deutschland die Aufarbeitung der
Vergangenheit Voraussetzung für die Überwindung gesellschaftlich verinnerlichter
nationalsozialistischer Ideologie war, ist auch im Baskenland und im Spanien der Gegenwart
eine Überwindung der ideologischen und historischen Gegensätze nur möglich, wenn
ideologisch bedingte Diskurse in ihrer ideologischen Abhängigkeit als solche erkannt
werden. Aber das geht nur, wenn man Vergangenes aufarbeitet und bewusst macht. Und hier
kann fiktionale Literatur Beachtliches leisten.
Bibliographie:
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