-Führung Führung als ein Verhalten, welches das Verhalten anderer verändert, setzt Kommunikation voraus und initiiert Interaktionen. Unter Führung versteht man die Beeinflussung der Einstellungen und des Verhaltens von Einzelpersonen sowie die Interaktionen in und zwischen Gruppen, mit dem Zweck, bestimmte Ziele zu erreichen. Führung als Funktion ist eine Rolle, die von Gruppenmitgliedern in unterschiedlichem Umfang und Ausmaß wahrgenommen wird. Im Mittelpunkt gängiger Führungsdefinitionen steht der Prozess der zielbezogenen, persönlichen und/oder unpersönlichen Verhaltensbeeinflussung. Führung hat in arbeitsteiligen Organisationen primär einen auf Koordination gerichteten Aspekt. Führung und Motivation sind beides Formen der sozialen Einflussnahme bzw. Kontrolle, die sich auf unterschiedliche Machtgrundlagen stützen. Das wahrgenommene Vorgesetztenverhalten steuert Motivation und Handlung der Geführten. Ähnlich bedeutsam wie bei der Motivationsforschung sind in der Führungsforschung die Probleme der Messung. Neuberger unterschiedet vier Methoden der Führungsforschung: (1) Fortlaufende Fremdbeobachtung (2) Stichprobenartige Fremdbeobachtung (3) Selbstbeobachtung (4) Verhaltensbeschreibung durch Mitarbeiter (1) Hier wird das Verhalten des Führers und der Geführten von Dritten über einen längeren Zeitraum fortlaufend aufgezeichnet, entweder durch einen anwesenden Beobachter, oder unbemerkt durch Beobachter hinter eine Einwegscheibe. Eignet sich für Gruppen in Laborsituationen; beliebtestes Instrument ist die IPA-Methode (2) Bei Feldstudien ist aus vielen Gründen (Kosten, Vertraulichkeit) eine Anwendung von Methode 1 ausgeschlossen, dabei kann dann auf kürzere stichprobenartige Verhaltensbeobachtungen des Führungsprozesses mit Hilfe eines einfachen Ratingverfahrens zurückgegriffen werden. (3) Selbstbeobachtung des Führungsverhaltens erfolgt einmal mit Hilfe von Fragebogen. Der bekannteste Fragebogen, dessen Ausfüllung Aufschluss über das eigene Führungsverhalten geben soll, ist der von Fielder entwickelte LPC-Fragebogen. Dieser testet das Verhalten des Führers gegenüber dem am wenigsten geschätzten Mitarbeiter (Least Preferred Coworker). Weniger objektiv und damit auch weniger zuverlässig ist die Tagebuch-Methode, dabei zeichnet eine Manage nach bestimmten Kategorien seinen Tagesablauf auf. (4) Weder außenstehende Beobachter noch der Führer selbst, sondern die Bezugspersonen, die unmittelbar mit dem Führer zusammenarbeiten, beischreiben dessen Verhalten und zwar in aller Regel mit Hilfe eines umfassenden Fragebogens. Vor allem der LBDQ (Leader Behavior Description Questionnaire) findet hier Anwendung. Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses steht die Frage: was unterscheidet einen erfolgreichen von einem erfolglosen Führer, oder was den Führen von den Geführten. Die Antwort lautet: Es gibt eine endliche Menge von messbaren Persönlichkeitszügen (traits) , die den Führer von Nicht-Führern auszeichnet. Entwicklungsgeschichtlich waren dies zunächst physische Eigenschaften (Stärke, Größe, Gesundheit), später dann erbliche Faktoren (Adel), dann physische und Persönlichkeits-Eigenschaften (Intelligenz, Willenstärke, Fleiß) Seite 1 Stogdill hat über 100 Studien zur Identifizierung von Führereigenschaften ausgewertet und kommt zu dem Ergebnis, dass sich die im Zusammenhang mit Führung bedeutsamen Faktoren auf folgende Eigenschaften reduzieren lassen: Fähigkeiten (Intelligenz, Ausdrucksfähigkeit, Originalität) Leistungen (Schulerfolg, Wissen, sportliche Erfolge) Verantwortung (Zuverlässigkeit, Ausdauer) Partizipation (soziale Aktivität, Anpassungsfähigkeit) Status (sozio-ökonomische Position, Popularität) Darüber hinaus scheint noch die Situation (geistiges Niveau, Status, Fertigkeiten, Bedürfnisse und Interessen der Geführten) eine bedeutende Rolle zu spielen. Weiters hat sich bestätigt, dass: Die Durchschnittsperson, die eine Führungsposition inne hat, übertrifft das Durchschnittsmitglied ihrer Gruppe in folgender Hinsicht: Intelligenz, Schulerfolg, Zuverlässigkeit bei der Übernahem von Verantwortung, Aktivität und soziale Integration Die Qualitäten, Eigenschaften und Fertigkeiten, die von einem Führer verlangt werden, sind in einem hohen Ausmaß durch die Anforderungen der Situation bestimmt, in der es als Führer agieren soll. Es ist in der Praxis aber auch bewiesen, dass Führer mit guten Eigenschaften wie Intelligenz, Gerechtigkeitssinn nicht überall einsetzbar und in jedem Fall erfolgreich sind, denn erfolgreiche Führer im Sinne der Eigenschaftstheorie versagen häufig bei neuartigen Führungssituationen oder ungewohntem Gruppenverhalten. Vor allem aber durch Trainings können bestimmte Eigenschaften verändert werden. Führungsstile Während mit Führungsverhalten empirisch beobachtbare Beeinflussungsversuche eines Führers bezeichnet werden, die situationsabhängig variieren können, versteht man unter Führungsstil ein langfristig relativ stabiles, situationsinvariantes Verhaltensmuster des Führers. Der Führungsstil ist ein situationsbeständiges Führungsverhalten, das durch die persönliche Grundeinstellung gegenüber den Mitarbeitern geprägt wird. Man unterscheidet zwischen idealtypischen und realtypischen Ansätzen. Idealtypische Ansätze: Weber macht deutlich, dass ein Idealtyp keine Hypothese ist, sondern nur als Heuristik der Hypothesengenerierung betrachtet werden kann. Es gibt 4 Führungsstile: Patriarchalischer Führungsstil: Die Autorität des Familienvaters und dessen unbefragte Anerkennung durch die Familienmitglieder ist das Vorbild für diesen heute noch in kleinen Familienbetrieben anzutreffenden Führungsstil. Der Patriarch ist zur Treue und Fürsorge gegenüber den Geführten verpflichtet und erwartet sich als Gegenleistung dafür Dankbarkeit, Loyalität, Treue und Gehorsam. Hier gibt es keine Delegation von Entscheidungen Charismatischer Führungsstil: Dieser Führer begründet seinen Herrschaftsanspruch auf besondere, einmalige Persönlichkeitszüge und kennt folglich keinen Vorgänger, Stellvertreter oder Nachfolger. Diese Führer können auf die Unterstützung durch strukturelle Maßnahmen verzichten, denn sie beziehen ihren Erfolg vor allem aus dem persönlichen Auftritt. Sie sind besonders in Krisen- oder Notsituationen gefragt. Seite 2 Autokratischer Führungsstil: Dies ist eher in großen Organisationen anzutreffen, in den patriarchalische Führung vorherrscht. Es besteht kein unmittelbarer persönlicher Kontakt zwischen Führer und Geführten wie beim patriarchalischen und charismatischen Führungsstil. Bürokratischer Führungsstil: An die Stelle der Willkür des Autokraten tritt die Sachkompetenz des Bürokraten, die als Legitimation der Herrschaft von Geführten akzeptiert wird. Lattmann hat einen jüngeren Beitrag zur Typologie von Führungsstilen: Despotischer Führungsstil (Herr-im-Haus-Standpunkt, Ausbeutung der Mitarbeiter) Paternalistischer Führungsstil (Despot mit sozialem Verantwortungsgefühl gegenüber der Mitarbeiter, deren Interessen er zu kennen glaubt) Pädagogischer Führungsstil (Patriarch, der seine MA durch gezielte Förderung und Entwicklung zur größeren Selbstständigkeit erziehen will) Partizipativer Führungsstil (Anerkennung des MA, dessen Wissen, Können und Interessen im Entscheidungsprozess miteinbezogen werden) Partnerschaftlicher Führungsstil (Selbstbestimmung bei der Aufgabenerfüllung und Beteiligung des MA an der Setzung der Unternehmenszielen Selbstverwaltung (Arbeitnehmer übernehmen die Rolle des Unternehmers, Kollektivinteresse herrscht) Die ersten 3 Führungsstile haben autoritäre Grundhaltung und die letzten 3 haben demokratische Grundhaltung. (Siehe auch Seite 337) In der amerikanischen Führungsliteratur gibt es unter den typologischen Ansätzen die Kontinuum-Theorie von Tannenbaum/Schmid. Sie gehen von dem in der Realität zu beobachtenden Führungsverhalten aus und ordnen es nach dem Ausmaß der Anwendung von Autorität durch den Vorgesetzten und dem Ausmaß an Entscheidungsfreiheit der Mitarbeiter auf einem Kontinuum von extrem Vorgesetzten-zentrierten zu extrem Mitarbeiter-zentrierten Verhaltensmustern an. Sie versuchen Faktoren zu finden, die bei der Wahl des richtigen Führungsverhaltens zu berücksichtigen sind. Das Ergebnis sind Determinanten eines situationsgerechten Führungsstils: (1) Charakteristika des Vorgesetzten sein Wertesystem sein Vertrauen in die Mitarbeiter seine Führungsqualitäten das Ausmaß an Sicherheit, das er in der bestimmten Situation empfindet (2) Charakteristika der Mitarbeiter Ausmaß an Erfahrung in der Entscheidungsfindung ihre fachliche Kompetenz ihr Engagement an dem Problem ihre Ansprüche hinsichtlich beruflicher und persönlicher Entwicklung (3) Charakteristika der Situation Art der Organisation Eigenschaft der Gruppe Art des Problems Zeitlicher Abstand zur Handlung Es gibt keinen einzig richten Führungsstil; Flexibilität des Führungsverhaltens ist der Schlüssel zum Erfolg. Realtypische Ansätze: Seite 3 Vor allem in den USA konzentrierten sie sich ab den 30er Jahren dieses Jh. nur mehr auf die empirischen Untersuchungen der Auswirkungen alternativer Führungsverhalten. (1) Die Iowa-Studie von Lewin zeigt 3 verschiedene Führungsverhalten. autoritär: Vorgabe der Ziele durch den Führer, Aktionsschritte werden nacheinander vom Führer vorgegeben, so dass die jeweils folgenden Schritte unklar bleiben, Führer verteilt die Arbeit und bildet Arbeitsgruppen, Führer lobt und tadelt einzelne Mitglieder persönlich, Führer nimmt nicht am Arbeitsprozess teil demokratisch: Ziele sind das Ergebnis einer Gruppenentscheidung bei Unterstützung durch den Führer, generelle Vorgehensweise in der Gruppe festgelegt, wenn gewünscht gibt der Führer Rat und schlägt alternative Aktionsschritte vor, Arbeitsverteilung und Gruppenwahl durch Mitglieder selbst, Führer sucht nach objektiven Maßstäben der Kritik, versucht am Gruppenprozess teilzunehmen. laissez faire: Völlige Freiheit für Einzel- und Gruppenentscheidung, minimale Beteiligung des Führers, Führer stellt Arbeitsmaterial zur Verfügung und liefert auf Wunsch Informationen, keine Interventionen des Führers, einzelne, spontane Kommentare, keine Steuerung und Beurteilung der Gruppenarbeit. Auch die Verhaltensweisen der Schüler und der gesamten Gruppe unterscheiden sich in Abhängigkeit vom gewählten Führungsstil. Eine autoritär geführte Gruppe hat hohe Spannung, unterwürfiges, gehorsames Gruppenverhalten und höhere Arbeitsintensität, jedoch Arbeitsunterbrechung bei Abwesenheit des Führers. Eine demokratisch geführte Gruppe hat eine entspannte, freundliche Atmosphäre, höhere Kohäsion, geringere Austritte, höheres Interesse an der Aufgabe, hohe Originalität der Arbeitsergebnisse und Weiterarbeit auch bei Abwesenheit des Führers. Die laissez-faire Gruppe zeigt die schlechtesten Resultate. Sowohl demokratische als auch aufgabenorientierte Führung sind eher positiv als negativ mit Produktivität, Zufriedenheit und Gruppenkohäsion verbunden. Irgendeine Führungsaktivität ist besser als keine. Neuberger hat herausgefunden, dass nicht nur die Entscheidungsmacht (autokratischdemokratisch) variiert wird, sonder auch die Partizipationsrate (Ausmaß der Beteiligung des Führers an Gruppenaktivitäten), Strukturierung (Ausmaß der Eingriffe des Führers in Gruppenaktivitäten), Kontrolle (wie oft er kontrolliert) und Motivation (Art und Weise wie er die Gruppe motiviert). Den optimalen Führungsstil gibt es jedoch nicht. (2). Ohio State-Studien befassten sich mit dem LBDQ-Fragebogen. Sie reduzieren das Führungsverhalten auf 3 Faktoren: Maintenance of membership character (sozial integratives Verhalten) Objective attainement behavior (Aufgabenorientierung) Group interaction facilitation behavior (Erleichterung von Kommunikation, Verbesserung der Gruppenatmosphäre) Seite 4 Halpin/Winter ermitteln mit einem leicht veränderten Fragebogen nach Faktoranalysen 4 Faktoren: Consideration (freundschaftliches, warmherziges Verhalten) Initiating Structure (Schaffen einer Organisations-, Kommunikations- und Aufgabenstruktur) Production Emphasis (Aufgabenorientierung und Leistungsmotivation) Sensitivity oder social awareness (Sensibilität gegenüber sozialen Beziehungen und Gruppenproblemen) Hauptsächlich konzentriert man sich jedoch auf Consideration (Beziehungsorientierung; er ist freundlich, man hat leicht Zugang zu ihm und er zeigt Anerkennung, wenn einer gute Arbeit leistet) und Initiation of Structure (Aufgabenorientierung; er legt Wert darauf, dass die Termine genau eingehalten werden und er weist seinen ihm unterstellten Mitarbeitern spezifische Arbeitsaufgaben zu) Im Gegensatz zu der traditionellen eindimensionalen Kontinuum-Annahme, wo sich Beziehungsund Aufgabenorientierung gegenseitig ausschließen, behaupten die Vertreter der Ohio-Schule die Unabhängigkeit der beiden Dimensionen. Die Ohio-Schule behauptet also, dass er erfolgreiche Führer hohe Ausprägungen in beiden Dimensionen aufweist und dass Beziehungsorientierung zu hoher Zufriedenheit führt. So ergeben sich die Ohio State Leadership Quadranten: Hohe Beziehungsorientierung und Niedrige Aufgabenorientierung Hohe Beziehungsorientierung und Hohe Aufgabenorientierung Niedrige Beziehungsorientierung und Niedrige Aufgabenorientierung Niedrige Beziehungsorientierung und Hohe Aufgabenorientierung Aufgrund der Ohio-Studie wurden jedoch auch Kritik ausgeübt, dass sie nicht so unabhängig sind wie behauptet wird und dass keine Aussagen über Kausalitäten getroffen werden (3). Bei den Michigan-Studien wurde das Führungsverhalten unter Effizienzgesichtspunkten, wie Produktivität, Zufriedenheit, Kosten und Motivation untersucht. Dabei kommen Mitarbeiterorientierung und Leistungsorientierung vor. Mitarbeiterorientiert heißt ein Führungsverhalten, bei dem die zwischenmenschlichen Beziehungen bei der Aufgabenerfüllung besonders betont werden. Seine persönliche Entwicklung wird gefördert. Leistungsorientiert heißt ein Führungsverhalten, bei dem die technischen und Leistungsaspekte der Aufgabe besonders betont werden. Der Mitarbeiter wird lediglich als Mittel zum Erreichen der Organisationsziele gesehen. Die Michigan-Forscher gehen davon aus, dass der mitarbeiterorientierte Führungsstil nicht nur die Zufriedenheit steigert, sonder auch zu höherer Leistung führt. Likert beschreibt fünf Vorraussetzungen für ein erfolgreiches Führungsverhalten: Prinzip der gegenseitigen Unterstützung Kontrolle durch Gruppen Hohe Leistungsziele Technisches Wissen Koordination, Terminierung, Planung Seite 5 Bowers/Seashore entwickelten ein Vier-Faktoren-Führungsmodell, dessen Elemente mit Hilfe von Fragebögen gemessen werden sollten: Unterstützung, Erleichterung der Interaktionen, Zielorientierung und Erleichterung der Arbeit (4) Die Group Dynamics-Studien gehen von zwei wesentlichen Führungsfunktionen aus, nämlich Erreichung eines oder mehrerer Gruppenziele und Aufrechterhaltung und Stärkung der Gruppe selbst. Diese beiden Funktionen erfordern unterschiedliche Verhaltensweisen Group Maintenance Functions (Kohäsionsfunktion) Förderung guter zwischenmenschlicher Beziehungen Konfliktlösung Unterstützung Schutz vor Minoritäten Förderung von Selbstständigkeit und Kooperationsverhalten Goal Achievement Functions (Lokomotionsfunktion) Handlungsanweisungen Aufgabenstrukturierung Beachtung der Zielerreichung Generell kann man sagen, dass die empirische Führungsstilforschung die Bedeutung der Persönlichkeit des Führers zu wenig beachtet, obgleich der Führungsstil häufig unreflektiert als Persönlichkeitsdisposition gefasst wird. Vernachlässigt wird auch die Relevanz der Führungssituation, insbesondere in ihrer dynamischen Interaktion mit Persönlichkeitsmerkmalen, die für die Herausbildung eines bestimmten Führungsstils verantwortlich zu machen ist. Führungstheorien: Von Führungstheorien kann man Aussagen über die Zusammenhänge zwischen Führer, Geführten, organisatorischen Anforderungen und Führungserfolg erwarten. (1) Situationstheorien: Mangelnde empirische Evidenz eigenschaftstheoretischer Hypothesen sowie die Einbeziehung sozial-psychologischer Forschungsergebnisse führten zur Entwicklung von Situationstheorien der Führung. Auch hier gibt es keine idealen, immer und zu jeder Zeit erfolgreichen Führungspraktiken. Der heute akzeptierte Situationsansatz der Führung analysiert das Führungsverhalten in Abhängigkeit von der Gruppe, der Aufgabe und der Führungssituation. Erfolgreich ist nur der Führer, der über analytische Fähigkeiten verfügt und sein Führungsverhalten den Umständen entsprechend modifizieren kann. Unter den Situationstheorien der Führung hat vor allem die Kontingenztheorie von Fielder besondere Beachtung gefunden. Zur Messung unterschiedlicher Führungsverhalten gibt es den LPC-Wert, der mit Hilfe von Fragebögen gemessen wird. Beschreibt der Führer den wenigsten geschätzten Mitarbeiter als gut, so handelt es sich um einen personenorientierten Führer, andernfalls um einen aufgabenorientierten, autoritären Führer. Zur Beschreibung der Führungssituation unterscheidet Fielder 3 Dimensionen: Positionsmacht (inwieweit die Position des Führers ihm erlaubt in seinem Sinne zu führen) Strukturierung der Aufgabe (ob die Aufgaben stark oder schwach strukturiert sind) Führer-Mitarbeiter-Beziehung (inwieweit die Führung zu Zufriedenheit oder Unzufriedenheit führt; hängt von der Persönlichkeit des Führers ab) Der Erfolg oder Effektivität eines Führers oder Führungsstils wird gemessen an der Leistung und Zufriedenheit der Gruppe. LPC-Werte und Leistungskriterien korrelieren von Situation zu Situation einmal positiv und einmal negativ. Eine positive Korrelation bedeutet, dass der Seite 6 personenorientierte Führer am erfolgreichsten war; eine negative Korrelation bedeutet, dass ein aufgabenorientierter Führer erfolgreicher war. Fielder ist im Gegensatz zu vielen anderen nicht der Meinung, dass der Führer der Situation angepasst werden soll, sondern zuerst den Führer bestimmten und dann die Situation dem Führer anpassen (=engineer the job to fit the manager). Er findet nämlich, dass Führungsverhalten, wenn überhaupt, nur sehr langfristig zu verändern ist, daher sollten in Seminaren die Fähigkeiten des Führers geschult werden, damit er sich dann besser selbst analyiseren kann inwieweit eine Situation seinem Führungsstil zukommt oder eher nicht. Kritik an dem Modell ist, dass z.B. die persönlichen Merkmale der Geführten außer Acht gelassen werden, auch wird nicht berücksichtigt, dass ein Führer gleichzeitig stark personen- und aufgabenbezogen führen kann und der LPC-Wert scheint mehr eine Einstellungssache als Verhaltensangelegenheit abzubilden. Bei den Situationstheorien gibt es noch das Multiple-Linkage Model von Yukl, wo zwischen langfristigen und kurzfristigen Maßnahmen zur Beeinflussung des Führungsverhalten unterschieden wird. Kurzfristig kann man versuchen offensichtliche Defizite wie Motivation, Zielvorstellung zu ändern, langfristig kann der Führer versuchen, den makrostrukturellen Rahmen zu ändern, indem sich die Führung abspielt, wie z.B. strategische Planung, Organisationsentwicklung, Öffentlichkeitsarbeit. Diese Modell ist bislang noch nicht empirisch überprüft. Neben dem Modell von Yukl versucht die Theorie der Führungsdeterminanten von Osborn und Hunt den Einfluss makrostruktureller Bedingungen zu beschreiben. Dies Bedingungen sind für alle Geführten gleich und sind: Organisationsumwelt, Organisationsstruktur und Technologie. Der Freiraum für Führungsverhalten ist umso geringer, je komplexer und instabiler die Umweltbedingungen sind, die den Führer dazu zwischen, sich auf diese zu konzentrieren höher der Grad der Entscheidungszentralisation ist, die ihm wesentliche Beeinflussungsmöglichkeiten entzieht. größer die Abhängigkeit der Organisation von anderen Organisationen ist größer die Anzahl der Geführten ist (2) Interaktionstheorien: Interaktionen sind wechselseitige interpersonale Beziehungen. Sehr komplex ist das Beziehungsgeflecht, wenn alle relevanten Einflussfaktoren des Interaktionsprozesses herangezogen werden. Nach Lukasczyk sind dies mindestens 4: die Persönlichkeitsstruktur des Führers mit Einschluss ihrer angeborenen Fähigkeiten und Begabungen als auch ihre individuellen Erfahrungen die Persönlichkeiten der Geführten einschließlich ihrer Erfahrungen die Struktur und Funktion der Gruppe als Ganzes die spezifische Situation, in der sich die Gruppe befindet (dazu gehören die Art der zu bewältigenden Aufgabe und das Gruppenziel) Macharzina der sich unter den deutschen Betriebswirten am meisten damit beschäftig hat, eine Interaktionstheorie der Führung aufzustellen, sieht den Führungserfolg im Interaktionsmodell in folgenden Größen: Eigenschaften und Fähigkeiten der beteiligten Personen, Kontextbedingungen (Situation) und erfolgreiche führungsrelevante Interaktionsprozesse. In den letzten Jahren wurden vermehrt Mitarbeiterbefragungen eingesetzt um das Interaktionsverhältnis von Geführten, ihren Vorgesetzten und organisatorischen Bedingungen zu analysieren. Seite 7 (3) Erwartungstheorien: Hier steht im Mittelpunkt die Weg-Ziel Theorie, die den Führungserfolg aus Wahrnehmungen und Erwartungen der Geführten hinsichtlich des Unterstützung des Führers bei der Erreichung hoch bewerteter Ziele erklärt. Die Weg-Ziel Theorie befasst sich an erster Stelle mit dem Verhalten der Geführten, deren Vernachlässigung durch die meisten Führungstheorien beklagt wird; sie macht deutlich, dass die Effizienz des Führungsverhaltens davon abhängt, ob es in der Lage ist Mitarbeiter zu motivieren, also in der Sprache der Erwartungstheorie. Der Bezug zu Vrooms Erwartungstheorie ist deutlich: Menschen verfolgen Ziele, die unterschiedliche Valenzen haben. Zur Zielerreichung sind Anstrengungen notwendig, die mit unterschiedlichen Erfolgsaussichten ausgestattet sind. House hat unter Bezug auf Vrooms Ansatz eine Motivationsgleichung entwickelt, in die wesentliche Variablen der Erwartungstheorie eingegangen sind: wie intrinsische Valenz des zielorientierten Verhaltens (Tätigkeit), intrinsische Valenz der Zielerreichung (Ergebnisse), extrinsische Valenz der Zielerreichung (Ergebnisse), Weg-Instrumentalität des zielorientierten Verhaltens (Tätigkeit), Weg-Instrumentalität des Ergebnisses für extrinsische Bedürfnisse. (Siehe Seite 358) Hiermit werden zugleich die Hauptansatzpunkte für ein motivationsfördernden Führungsverhalten deutlich: Wecken von Bedürfnissen nach positiven Ergebnissen (Belohnungen) Unterstützung des Mitarbeiters bei der Erwartungsbildung Gelegenheit für intrinsisch belohnende Tätigkeiten schaffen Rollen-Mehrdeutigkeit (ambiguity) abbauen Wege erleichtern durch Unterstützung, Hilfen, Anleitungen Hindernisse, Barrieren auf dem Weg beseitigen Zielerreichung belohnen In späteren Fassungen des Weg-Ziel-Ansatzes werden zusätzlich zum Verhalten der Geführten verstärkt Führungsverhalten und intervenierende situative Faktoren unterschieden. Führungsverhalten kann in vier Ausprägungen, wobei derselbe Führer alle vier Verhaltensweisen und zwar in unterschiedlichen Situationen zeigen kann: directive (instrumental) leadership: Planung, Organisation, Koordination und Kontrolle der Mitarbeitertätigkeiten; Hypothese: Stark strukturierende Eingriffe werden bei mehrdeutigen Aufgaben positive, bei klar definierten Aufgaben negativ aufgenommen. supportive leadership: Rücksichtnahme auf Bedürfnisse der Mitarbeiter, Schaffen einer angenehmen Arbeitsatmosphäre; Hypothese: Unterstützendes Führungsverhalten wirkt sich positive auf die Arbeitszufriedenheit aus bei Mitarbeiter mit Wachstumsbedürfnissen und bei stresserzeugenden, frustrierenden Aufgaben. achievement-oriented leadership: Setzen anspruchsvoller Ziele, hohe Leistungsorientierung, Vertrauen; Hypothese: Bei mehrdeutigen Aufgaben führt leistungsorientierte Führung zu hohen Instrumentalitäts-Erwartungen, bei Routineaufgaben zu geringen. participative leadership: Gemeinsame Beratung und Entscheidungsfindung; Hypothese: Partizipative Führung ist erfolgreich, wenn sie als instrumentell zur Reduzierung von Ambiguität (= die Zweideutigkeit) wahrgenommen wird. Beim Einsatz eines situationsgerechten Führungsverhalten lassen sich beim Geführten folgende Resultate erzielen: Arbeitszufriedenheit, Führerakzeptanz und Motivation. Seite 8 Bei den Kontingenzfaktoren wird unterschieden zwischen Charakteristika der Untergebenen und Charakteristika der Organisation. Führungsverhalten und Kontingenzfaktoren beeinflussen die Wahrnehmung der Weg-Ziel-Struktur und der Erwartungen hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit, dass Anstrengung zur Leistung führt Leistung zu Belohnungen führt Belohnungen zur Befriedigung persönlicher Bedürfnisse führen Unter den Kontingenzfaktoren spielt die Aufgabenstruktur eine besondere Rolle. So wird bei Routinetätigkeiten, wo eh klare Weg-Ziel Verhältnisse herrschen, eine weitere Weg-Klärung durch den Vorgesetzten als unnötiger Eingriff wahrgenommen, der zu sinkender Arbeitszufriedenheit führt. Die Arbeitsstrukturiertheit stellt im Weg-Ziel Ansatz eine wichtige Variable zwischen Führungsverhalten und Arbeitszufriedenheit dar. Es lasst daher vermuten, dass wenn die Bedürfnisse der Mitarbeiter mit dem Aufgabenumfang gleich sind, der Führer kaum zur Erhöhung der Zufriedenheit beitragen kann. Allerdings hat die Weg-Ziel Theorie auch einige Schwächen: sie weist die gleichen Probleme wie die Erwartungstheorie (= auf der Grundlage sie entwickelt wurde) auf sie Interaktion der verschiedenen Situationsvariablen bleibt unklar grundlegende Hypothesen können nur für einige spezielle Fälle Gültigkeit finden Theorie beschränkt sich auf die motivationalen Aspekte der Führung der einzelne Geführt steht im Mittelpunkt und nicht die Gruppe der Führer ist bei Beobachtung aller seiner Mitarbeiter überfordert (4) Austauschtheorien: Sie gehen auf die grundlegenden Arbeiten von Homans und Blau zurück und analysieren, bezogen auf Führungsprozesse, Führungsverhalten als wechselseitige Beeinflussungsprozesse auf Gruppenebene (Transaktions-Model von Hollander) Zwei-Personenebene (Führungsdyaden-Modell von Graen) Das Transaktions-Modell geht davon aus, dass Führungsbeziehungen auf der Grundlage von Leistung und Gegenleistung beruhen (Transaktionen). Der Führer bietet Kompetenz und Einsatz und der Geführte leistet Gehorsamkeit und Unterstützung (auch bezeichnet als Idiosynkrasiekredit für den Führer) . Diese Modell der Führung ist ein dynamisches; das Ziel ist die Befriedigung der sich im Zeitablauf wandelnder Bedürfnisse. Es gibt also einen Unterscheid zwischen Manager (transaktionales Handeln) und dem Leader (transformatives Handeln). Bei transaktionaler Führung tauschen Führer und Geführte Anerkennung und Belohnung gegen Leistung. Dies geht von dem Gedanken des Management by Exception aus. Bei transformativer Führung werden neue Bedürfnisse und Anspruchniveaus, sowie Selbstentwicklung der Mitarbeiter gefördert. Dies beinhaltet charismatisches Verhalten. Im Gegensatz dazu bezieht sich das Führungsdyaden-Modell auf die dyadische Beziehung zwischen Führer und einem Geführten. Führer-Mitarbeiter Beziehungen entstehen als Folge einer Serie von dyadischen Interaktionen in einem Prozess der gegenseitigen Rollenzuweisung. Dieser Prozess verläuft in 3 Phasen: Rollenübernahme (Vorgesetzter versucht alles über die Fähigkeiten, Fertigkeiten und Eigenschaften des Mitarbeiters herauszufinden) Rollenbildung (Beide verhandeln über gegenseitige Erwartungen und Anforderungen und kommen dann zur Vereinbarung über die Gestaltung ihrer Arbeitsbeziehung) Rollenstabilisierung (Im Laufe der Beziehung bilden sich routinisierte Verhaltensweisen heraus, welche die in Phase 2 gebildeten Rollenmuster verfestigen.) Seite 9 Das Führungsdyaden-Modell geht von den Annahmen aus, dass sich eine Austauschbeziehung über die Zeit entwickelt und dabei zwei dichotome Formen annehmen kann: Führung (leadership) im Sinne einer Interaktion mit den Geführten, die deren Bedürfnisse berücksichtigt und Führung (supervision) im Sinne von Kontrolle und Überwachung, die auf formaler Autorität beruht. Je mehr Verhandlungsspielraum dem Geführten eingeräumt wir, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Vorgesetzte tatsächlich führt im Sinne von leadership. Mitarbeiten, die einen hohen Verhandlungsspielraum haben und sich gut mit ihrem Vorgesetzten verstehen bezeichnet man als Mitglieder des Vertrauenskaders, die anderen, die sich nicht so gut verstehen, sind Mitglieder der äußeren Gruppe. Auch an diesem Modell wurde Kritik ausgeübt: die Variabelbeziehungen des Modells sind nicht hinreichend definiert. Insbesondere der Charakter der vertikalen Austauschbeziehung zwischen Führer und Geführten bleibt unklar. die verwendeten Konstrukte überlappen einander teilweise und die Aufteilung der Geführten in zwei bzw. drei Untergruppen bleibt unklar. (5) Attributionstheorien: Führer und Geführte sind demnach keine „objektiven“ Gegebenheiten, zwischen denen Interaktionen stattfinden, sondern Wirklichkeitskonstruktionen der Beteiligten. Führung ist nicht definierbar oder Eigentum einer Person, sondern Inhalt und Objekt der Führung werden von Dritten attribuiert. Insgesamt sind hier 4 Attributionstheorien relevant. Subjekt der Attribution Führer Geführte Objekt der Attribution Führer Geführter (1) Leistungsverhalten des Führers (3) Führung als Attributionsreaktion (2) Führung als attribuierte Eigenschaft (4) Leistungsverhalten des Geführten, Identitätsbildung Zum ersten Quadrant formulierte Mitchell folgende empirisch belegte Hypothesen: Ein intern kontrollierte Führer gründet seine Macht mehr auf Überzeugungen und Belohnungen, wohingegen extern kontrollierte Führer mehr Zwangsmaßnahmen ergreifen Intern kontrollierte Führer praktizieren einen eher beziehungsorientierten Führungsstil, extern kontrollierte hingegen mehr einen aufgabenbezogenen Führungsstil. Der zweite Quadrant (Geführter als Subjekt) beschreibt Führung als eine dem Führer vom Geführten attribuierte Eigenschaft; dies ist Gegenstand der eigenschaftsorientierten Attributionstheorie. Der dritte Quadrant kennzeichnet Führungsverhalten als eine Reaktion auf Atrributionen, die der Führer gegenüber dem Verhalten als Geführten vornimmt; dies ist Gegenstand der verhaltensorientierten Atrributionstheorie. Der vierte Quadrant stellt das Leistungsverhalten des Geführten in den Mittelpunkt. Es ist für den Führungsprozess nicht gleichgültig ob der Geführte dazu neigt positive Ergebnisse seines Arbeitshandelns sich selbst oder eher der Situation zuzuschreiben. Ein intern kontrollierter Geführter bevorzugt eher einen partizipativen Führungsstil, als ein extern kontrollierter. Hier lässt sich auch die Identitätsbildung der Geführten einornden. Die eigenschaftsorientierte Attributionstheorie von Calder verläuft über 4 Stufen. In der ersten Stufe beobachtet der Geführte das Verhaltens seines Führers oder schließt von den Seite 10 Verhaltenswirkungen auf dieses. In der zweiten Stufe prüft der Geführte das beobachtete oder erschlossene Verhalten auf Charakteristika, die es von anderem, beobachteten bzw. erschlossenen Verhalten unterscheidet. Es folgt der Vergleich dieser Wahrnehmungsdaten mit den eigenen Erwartungen (=implizite Führungstheorie; diese bildet sich im Rahmen vielschichtiger Sozialisationsprozesse heraus und ist auch von der sozialen Klasse abhängig, in der sich der Geführte befindet und auch von Beobachtungen der Führungsverhalten anderer Führer). In der dritten Stufe wird geprüft, ob die wahrgenommen Informationen, auch wirklich von einem „Führer“ sprechen lassen und in der vierten Stufe finden die möglichen Vorurteile des Geführten Eingang in das Modell. Hierfür ist insbesondere der Vergleich der eigenen mit den Zielen des Beobachteten relevant. Der Attributionsprozess schließt mit der Attribution oder Nicht-Attribution von Führungseigenschaften. Die eigenschaftsorientierte Theorie von Calder sagt etwas darüber aus, warum bestimmte Eigenschaften von Menschen als Führungseigenschaften und warum deshalb diese Menschen als Führer wahrgenommen und akzeptiert werden. Die Theorie trifft keine Aussagen darüber wie sich ein Führer verhalten soll. 2 Vorteile dieser Theorie: (1) Führereigenschaften werden nicht zu generalisieren versucht, sondern sind explizit auf die Führungsperson bezogen und (2) versucht sie das Zustandekommen von Führungseigenschaft zu erklären. Die verhaltensorientierte Attributionstheorie der Führung geht davon aus, dass das Führungsverhalten als Reaktion des Führers auf das wahrgenommene Verhalten des Geführten zu analysieren ist. Attributionen repräsentierten Kognitionen, von denen angenommen wird, dass sie das Verhalten des Führers gegenüber seinen Mitarbeitern mitbestimmten. Attributionen setzen immer Wahrnehmungen voraus. Für die Theorie von Calders kommt es auf die Wahrnehmung des Verhaltens des Vorgesetzen an und die Theorie von Mitchell stellt die Wahrnehmung des Verhaltens des Geführten durch den Führer an den Ausgangspunkt ihrer Analyse. Der Führungsprozess läuft zweistufig ab: in der ersten Phase der Diagnose betätigt sich der Führer als Psychologe, der die Leistungsergebnisse des Mitarbeiters attributionstheoretisch deutet; in der zweiten Phase der Entscheidung zeit er Konsequenzen aus seiner Kausalattribution und wählt eine Vorgehensweise aus seinem Führungsrepertoire, etwa eine Belohnung oder Bestrafung (Sanktion). Beide Phasen sind von Informationsverarbeitungsprozessen überlagert. Damit werden Aussagen zu folgenden Teilbereichen der Theorie für die Führungsforschung relevant: (a) Attributionsprozess und (b) Verhaltenswirkung von Attributionen (a) Green/Mitchell unterscheiden 3 Ursachen auf die der Führer das Verhalten des Geführten zurückführen kann: Die Ursachen für ein bestimmtes Verhalten des Geführten, das der Führer zu beeinflussen gedenkt, können in der Person des Geführten selbst liegen. Die Ursachen für das Verhalten des Geführten können in der Aufgabe, ihrer Art und Schwierigkeit, liegen Die Ursachen können in den situativen Bedingungen liegen, unter denen der Geführte die Aufgaben zu erfüllen sucht. Führer neigen dazu, anders als bei sich selbst, Erfolge des Geführten extern (Aufgabe, Situation), Misserfolge intern (der Person) zu attribuieren. Das liegt daran, weil der Führer sich bei Misserfolgen eine Mitschuld geben müsste, welche er jedoch vermeiden zu versucht. Es wurde auch beobachtet, dass Fehlentscheidungen und Misserfolge eher Frauen als Männern zugeschrieben wird. Seite 11 (b) Das Verhalten, das der Führer gegenüber dem Geführten wählt, hängt erstens davon ab, wie dessen Verhalten wahrgenommen und vom Führer beurteilt wird (positiv/negativ). Zweitens ist von Bedeutung, welche Ursachen der Führer für das Verhalten des Geführten verantwortlich macht (intern/extern). So kann man davon ausgehen, dass der Führer auf interne Attributionen mit einer Variation seines direkten, interpersonalen Führungsverhalten reagiert, während er bei externen Attributionen eher strukturelle Veränderungen anstrebt. Führer sind der Ansicht auf Gründe, die in der Person des Geführten liegen, besser direkt Einfluss nehmen zu können. (6) Lerntheorien: Im Gegensatz zu den Attributionstheorien, in deren Mittelpunkt Wahrnehmungskonstrukte stehen, knüpfen die Lerntheorien ausschließlich an beobachtbarem Verhalten an. Der älteste Ansatz einer funktionalen Analyse des Führungsverhaltens baut auf der Lerntheorie Skinners auf und untersucht, inwiefern Verhalten über die Verstärkung von Konsequenzen manipuliert werden kann. Entsprechend dem Prinzip des Lernens aus den Konsequenzen des Handelns (Verstärkungsprinzip) muss gezielte Verhaltensmodifikation an den Konsequenzen ansetzen (consequence management). Hierzu stehen dem Führer/Vorgesetzten vier Möglichkeiten zur Verfügung: zur Verstärkung erwünschten Verhaltens o postive Verstärkung (Lob, Anerkennung) o negative Verstärkung (Zurechtweisung, Tadel) zur Reduzierung unerwünschten Verhaltens o Extinktion/Löschung (Entzug von Belohnung) o Bestrafung (Lohnkürzung) Eine jüngere Richtung innerhalb dieser Lerntheorie stellt die Soziale Lerntheorie der Führung dar. Hier wird von antecedent management anstatt von consequence management gesprochen. Dabei wird Verhalten nicht nur als Funktion seines Konsequenzen gesehen, sondern auch als Funktion antizipierter Konsequenzen und situativer Bedingungen (Antezedentien) Die soziale Lerntheorie des Führungsverhalten geht dementsprechend davon aus, dass sich der Führer, dessen Führungsverhalten und die Führungssituation gegenseitig beeinflussen. Auch erweitern sie diesen Ansatz um den menschlichen Organismus und die in ihm ablaufenden Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitungsprozesse. Nach Bandura lassen sich drei Lernformen unterscheiden: Lernen durch Imitation (Lernen neuer Verhaltensweisen durch Nachahmen beobachteten Verhaltens eines lebenden oder symbolischen Modells, also durch Vorgesetzten oder Film, Tonband) Lernen aus Konsequenzen des Verhaltens anderer (Lernen durch Beobachtung der positiven/negativen Veränderung bei anderen) Aktivierung vertrauter Verhaltensweisen (durch bekannten und vertraue Personen/Vorbilder) In allen Formen des Modellerlernens laufen erfolgreiche Lernprozesse in vier Phasen ab. das Modell muss Aufmerksamkeit finden der Beobachter muss das beobachtete Verhalten behalten (im Gedächtnis speichern) der Beobachter muss hinreichend qualifiziert sein das Verhalten muss verstärkt werden Persönliche Führung ist sicher nur eine Form der sozialen Einflussnahme, die in vielen Fällen ungeeignet ist und durch bessere ersetzt werden kann. (Substitute der Führung) Es gibt also auch anderen Arten wie man auf den Geführten einwírken kann z.B. durch Weiterbildung oder Seite 12 so. Diese Beziehungen zwischen direkter Führung und organisationsstrukturellen Maßnahmen werden nur vereinzelt in Führungstheorien thematisiert. Ein Beispiel dafür ist die Weg-ZielTheorie der Führung abzuleitende Erkenntnis, dass eine durch organisatorische Regelungen stark strukturierte Aufgabe nicht durch einen ausgeprägt aufgabenorientierten Führungsstil überstrukturiert werden sollte, denn Überstrukturierung trage zur Unzufriedenheit der Arbeiter bei. Als besondere bedeutende Substitute gelten: Professionelle Orientierung (Urteil von Fachkollegen gilt mehr als das des Vorgesetzen) Stark formalisierte/repetitive Aufgaben (Aufgabe steuert das Verhalten und macht direkte Führung überflüssig) Aufgaben-Feedback Arbeitsgruppen (kohäsive Gruppen steuern sich selbst) Organisations- und Personalentwicklung Türk formuliert auf dem Hintergrund einer Theorie des Personalführungsbedarfs folgende Hypothesen zur abnehmenden Bedeutung persönlicher, direkter sozialer Kontrolle. Personalbedarf sinkt mit: Zunehmendem (Dienst)-Alter Höheren Managementebenen Zunehmender vor-organisationalen Sozialisation Zunehmenden indirekten, unpersönlichen Kontrollen Steigender Unternehmungsgröße Selbst-Management bezeichnet die Fähigkeit von Individuen, ihr Verhalten weitgehend unabhängig von externen Stimuli zu steuern bzw. ihre Arbeitssituation im wesentlichen selbst zu gestalten. Selbst-Management ersetzt Führung jedoch nicht vollständig, sondern reduziert deren Funktion auf der Unterstützung und der Verdeutlichung von Aufgabengrenzen. Dieses Art von Management ist vor allem dann von Bedeutung, wenn Vorgesetzte wegen der Umweltunsicherheit weder im Wege direkter noch indirekter Führung genaue Aufträge erteilen können, der Geführte genügend qualifiziert ist und sich als intern kontrollierter begreift. SelbstManagement fördert die Motivation und die Bedürfnisbefriedigung der Mitarbeiter. SelbstManagement kann durch Arbeitsbereicherung, Partizipation und Delegation gefördert werden, wenn bestimmte Vorraussetzungen erfüllt sind. Vor allem in größeren Betrieben wurde jedoch der Prozess der Substitution persönlicher durch unpersönliche Führung übertrieben und es kommt wieder zur Re-Personalisierung (persönliche Führer werden wieder erwünscht) Seite 13