PROTdreiSARAH

Werbung
PROTdreiSARAH:
Liebe Kommiliton(inn)en !
Diesmal war schon etwas mehr zu protokollieren und Sarah hat das wirklich bravourös
geschafft, indem sie das Ganze stark verknappt und damit auch verdeutlicht hat.
Ich (DL) lasse diese Verknappung auch überall dort stehen, wo sie mir gelungen erscheint
und werde sie nur dort ein wenig aufheben, wo es mir für Ihr vertieftes Verstehen der
Zusammenhänge notwendig erscheint. Manchmal muß man Erkenntnis- und Lern-Prozesse
auch zelebrieren, wenn sie didaktisch wirkungsvoll sein sollen. Besonders bei solchen Stellen
möchte ich auch alleProtokollant(inn)en bitten, von einer Stichwort-Wiedergabe abzuweichen
und überzugehen zur sprachlich geschlossenen Darstellung von historischen und vor allem
sysrtematischenZusammenhängen.Der Grund ist einfach der, daß Theorie-Zusammenhänge
die ganze Struktur und Logik der Sprache benötigen,wenn man sie an den entscheidenden und
beweis-trächtigen Stellen verstehen soll und will. Genau diese würden aber in den
Bindestrichen und Semikolons etc. der verkürzten Sprache hängenbleiben und dann auch
kaum verstanden werden können. - – Übrigens: Unser Kommilitone DANIEL CAMMANN
hat uns noch die Internet-Adresse der Bundeszentrale für Politisache Bildung mitgeteilt, bei
der man sich über die Bestände und Beschaffungs-Möglichkeiten dieser Organisation
informieren kann: WWW.bpb.de -- Am Ende des heutigen Protokolls lege ich Ihnen noch
meine Gliederung für die vorläufig letzte meiner Einführungs-Vorlesungen am 13.5.03vor.
Jetzt folgt erstmal das Protokoll der 4. Sitzung vom 6.5.03 von SARAH
RIESEBERG:
Sternchenseminar „Tocqueville“
Protokoll zur Sitzung vom 06. Mai 2003
Protokollantin: Sarah Rieseberg
Teil 1 - Referat zu Helmut König „Politikwissenschaft - Was sie kann, was sie
will“
Teil 2 - Politische Philosophie der letzten 2500 Jahre - eine Einführung
Teil 1 - Referat von Mario Salazar
mit zusätzlichen Anmerkungen von Hr. Löcherbach
Helmut König „Orientierung Politikwissenschaft - Was sie kann, was sie will“
4. Kapitel: Politik- Staat- Ökonomie (bitte genauer......)
Gliederung des 4. Kapitels:
1. Definitionsversuche - Was ist Politik? Zugrundelegung einer Vielfalt von Ansätze
2. Die Antwort Max Webers - Gewalt als politisches Mittel
3. Was ist der Markt? Freiheit, Effizienz und Risiken
4. Markt und Staat - Warum der Staat gebraucht wird
1
-2–
zu 1) Definitionsversuche
König versucht die Frage „Was ist Politik?“ über die Untersuchung verschiedenster
Ansätze zu beantworten, die Erklärungen zum Wesen der Politik gehen allerdings
alle von Nebengebieten ( der politischen Wissenschaft) aus. Es ist eine
Definitionssuche, bei denen Politik auf ein bestimmtes Ziel verengt wird, die Juristen
behaupten Politik sei Staatspraxis, Clausewitz sagt es sei Krieg mit anderen Mitteln
und Sternberger schreibt, Ziel sei es, Frieden herzustellen. Letztlich gibt es nur
Konsens auf eine formale Bestimmung (DL: eher nur Einteilung) von Politik, nämlich
die Einteilung in
1. polity (Verfassungsordnung und institutionelles Regelwerk, Bsp.
Grundgesetz)
2. politics (Prozess der Willens- und Entscheidungsbildung, Bsp.
Parlamentsdebatte)
3. polity (konkrete Bereiche der Politik, Bsp. Umweltpolitik, Gesundheitspolitik).
(DL: Die Frage ist hier natürlich, was mit einer solchen Schubladen-Logik für die
Frage gewonnen ist, was das Wesen von Politik ist. Im Grunde hat man nur
gesagt,daß Politik institutionelle und prozedurale Züge habe und sich auch in
verschiedene Bereiche untergliedern lassen. Das ist allerhöchstens eine UmrißSkizze, aber keine inhaltliche Wesensbestimmung von Politik. – Aber diese eher nur
pragmatische Einteilung hat sich vorläufig – mangels einer noch immer
ausstehenden substanziellen Politik-Bestimmung – im internationalen Sprachgebrauch der Politischen Wissensachaft durchgesetzt.!!!!!!!!!! Also bitte beachten)
zu 2) Die Antwort Max Webers
Zusatz:
Max Weber (1864-1920),
bürgerlicher Sozialökonom, Wirtschaftshistoriker und Soziologe
Er entwickelte das Konzept einer verstehenden Soziologie und war
Gründungsmitglied der Dt. Gesellschaft für Soziologie, der Deutschen
Demokratischen Partei (DDP) und nicht-amtliches Mitglied der Kommission
für die Weimarer Verfassung (Bitte Quelle angeben !!!!!)
Max Weber geht in seiner Definition von Politik von einem anderen Ansatz aus.
Er versucht Politik aus ihren Mitteln, anstatt aus ihren Zielen und Inhalten zu
definieren.
Das Mittel der Gewalt:
Die Existenz von Gewalt ist eine Tatsache; um unser Überleben und unsere
Sicherheit dennoch zu gewährleisten brauchen wir Politik, ihre Aufgabe liegt darin,
die Gewalt zu organiseiren, d.h. vor allem: Ihren Gebrauch unter die Anforderung
der Legitimität zu stellen.Um diese Aufgabe zu erfüllen ist der Staat notwendig, er ist
Monopolist legitimer Gewalt. (DL: Er hat das Monopol legitimer physischer
Gewaltanwendung)
2
Herrschaft kann erst dann ausgeübt werden, wenn Gewalt vom Herrscher (DL: von
der Legitimen Herrschaft alleine zur Ddurchsetzung von Gesetzen) androhbar und
anwendbar ist.
-3–
zu 3) Was ist ‚Markt’?
Der Markt ist frei, in ihm gibt es keinen Kaufzwang, er ist auf Effizienz ausgerichtet
und der homo oeconomicus handelt im Markt rein vernunftgesteuert mit dem Ziel des
höchstmöglichen individuellen Profits. (DL: Vernunft hier aber nur verstanden als
instrumentelle Vernunft, als Zweck-Mittel-Rationalität. Entweder habe ich einen vorgegebenen Zweck und suche dazu - qua dieser Vernunft- das geeignete Mittel; oder
ich habe das Mittel und suche dann - qua der gleichen Vernunft- das Ziel. Ich
erwähne diese nähere Bestimmung der in der Neuzeit vorherrschenden ZweckMittel-Rationalität, weil es auch andere Rationalitäten gibt, z.B. Wert-Rationalität
oder Sinn-Rationalität etc.)
Allerdings bergen Märkte nicht zu unterschätzende Risiken:
- Zusammenbruch, Konkurs von Firmen
- Über- und Unterproduktion
- Raubbau an Mensch und Natur
- Arbeitslosigkeit, sozialen Abstieg und Armut
- Entfremdung, Isolierung, Vereinsamung der Menschen
 Also Phänomene, die zu einer Destabilisierung der Gesellschaft beitragen.
zu 4) Markt und Staat
Der Staat muss Raum, Rechtssicherheit, Vertragssicherheit und Eigentumsrechte
des Marktes garantieren.
Neben der Schaffung von Rahmenbedingungen steht aber die gesellschaftliche
Verantwortung des Staats. Er muss jene Aufgaben erfüllen, an denen der Markt
scheitert, es braucht einen Sozialstaat. Wo der Markt individuellen Profit bringt,
braucht es kollektive Güter durch den Staat, besonders in den Bereichen der
Umwelt-, Sozial- und Bildungspolitik.
Ist das Marktmodell auf den Willens- und Entscheidungsprozeß des Staates
übertragbar? (DL: Hier diskutiert König also nach seinen 8 Definitionen unter a die
neunte Definition von Politik: nämlich die von der Wirtschaft her. Er bezieht sich
hierbei natürlich auf die marxistische Theorie, die einerseits als Ist-Zustand den
Einfluß der Wirtschaft auf die Politik beschreibt, andererseits aber als Soll-Zustand
die Aufhebung dieses Einflusses anstrebt für einen von der Ökonomie emanzipierten
Politik-Begriff)
Dieser Frage erteilt König eine klare Absage, politisches Handeln ist Normen
unterworfen und wesentlich komplexer als die Teilnahme an ökonomischen
Prozessen. Für politische Aktivität bedarf es der Legitimation, einer ständigen
Rechtfertigung und Begründung. Politik ist von Kommunikation über
gesellschaftliches Zusammenleben geprägt und richtet sich nach Normen, wie
Gerechtigkeit.
3
Gäbe der Staat seine Normen zu Gunsten eines normfreien ökonomischen Systems
auf, bedeute dies den Verfall der Gesellschaft.
-4–
König vertritt die Position, dass Politik nach andern Maßstäben als irgendetwas
anderes funktioniere(DL: als die unter a erwähnten Nebengebiete ‚Recht’, ‚Militär’,
‚Religion’, Anthropologie,...’Wirtschaft’ etc.) Sie sei einzigartig (sui generis) und
könne und dürfe daher auch nicht mit den Modellen und Mitteln der Nachbargebiete,
schon gar nicht denen der Wirtschaft erklärt und reguliert werden.
Formal:
Bei der Analyse von Texten zu Referatszwecken oder ähnlichem ist es entscheidend sich auf
Kernthesen zu konzentrieren und sich nicht durch eine Vielzahl von Informationen verwirren zu
lassen.
(Ergänzung von DL: Wichtig ist noch, sich bei den zentralen Aussagen immer zu überlegen, was
denn den Gegensatz von bestimmten Aussagen ist. Beispiel: Wenn Weber so stark die Frage
der Mittel betont, sollte man sich fragen, was ist der konträre oder komplementäre Begriff zu dem
des Mittel; dann kommt man auf : Ziele. Dann fragt man sich weiter, warum hat Weber unter a die
ersten Definitionen alle abgelehnt hat: offensichtlich waren sie ihm zu sehr auf Ziele fokussiert.
Damit hat man eine Begriffs-Opposition, die man nun genauer untersuchen kann, Welche Nachteile
haben Ziele bei der Wesensbestimmung von Politik (Z.B.: man kann sich schwer auf sie einigen);
was haben Mittel für Vorteile (Z.B.: Man kann sich auf sie einigen – wie wir später noch bei der
Demokratie sehen werden) . – Eine ähnlich Begriffs-Opposition erhält man über die Unterscheidung
‚formal-inhaltlich’; Bitte denken Sie immer daran, daß die meisten Wissenschaftler und Theretiker in
solchen ‚Oppositionen’ denken. Also sollte man sich immer auch selbst überlegen, was ist denn der
Gegensatz zu dem von einem Theoretiker angeführten Begriff? Man bekommt dann zumeist –
zumindest bei guten Theoretikern – ihre binäre Denkstuktur heraus und kann dann versuchen, sie
von hier aus zu verstehen und zu interpretieren. Solche binärean Denkstrukturen zeigen meist
den historischen und systematischen ‚Laderaum’ (cit. Ernst Bloch) an, mit dem ein Wissenschaftler
seinen Gegenstandsbereich erfassen und ordnen will, zunächst empirisch und dann auch normativ)
4
-5–
Teil 2: Politische Philosophie - Eine Einführung
(Hinweis: Vorlesung von Hr. Löcherbach WS 03/04)
DL: Dort werden also die im folgenden nur sehr verkürzt
dargestellten Zusammenhänge ausführlicher dargestellt.
Die Vorlesung heißt: ÜV ‚Politische Philosophie und
und Geschichte der politischen Ideen’
I. Entstehung des „Politischen“ bei den Griechen
Besonderheiten des klassischen Griechenlands (ab 750 v. Chr.)
1. Formierung der griechischen Kultur, durch:
1.1.Mythos der griechischen Frühe - Homers Werke: die Ilias und die
Odyssee,
zentrales Ereignis: 1200 v. Chr. der Krieg um Troja
1.2.griechische Sprache – vor dem Lateinischen die Lingua Franca
1.3.Olympische Spiele - regelmäßiges Zusammentreffen, Austausch und
Wettbewerb der weit voneinander entfernt lebenden Griechen
1.4.Orakel von Delphi – erste Maßstäbe/ Anleitungen zum politischen
Handeln
2. Die Polis, eine städtische Bürgergemeinschaft, ist meist zentriert um eine
agora (Markt – morgens Gemüse, mittags Bürgerdebatte) umsäumt von weltlichen Institutionsgebäuden (Magistrat) und den Orten zur Abhaltung der Kulte.
(Dies bleibt auch die Grundstruktur der europäischen Stadt bis in unsere Zeit))
3. Ruhe vor äußerer Bedrohung, die griechische Hochkultur entwickelt sich in
einer Nische der Weltgeschichte (von ca 750 bis ca 5oo ‚Perserkriege’)
kein Bedarf eines Kriegskönigtums, sondern interne Konflikte treten zwischen
der aristoi (Aristokraten) und dem demos (Volk) auf...
1. Bewusstseinsveränderung durch interkulturellen Austausch:
Griechenlands exponentielles Bevölkerungswachstum führt zur Gründung griechischer
Kolonien rund um das Mittelmeer, dabei kommt es zum Austausch und Kontakt mit
anderen Völkern mit anderen politischen Systemen.
Die Unterschiede all dieser System leiteten Zweifel an einem göttlich gegebenen
Politiksystem ein: Wenn die Politik göttlich gegeben wäre, müsste sie „weltweit“
gleich sein oder sich zumindest stark ähneln.
Es entwickelt sich ein kratistisches Bewusstsein (kratein-veränderbar), das
besagt, dass die äußeren Umstände vom Menschen statt von den Göttern
veränderbar sind, d.h. prinziell gemacht und nicht vorgegeben sind.
Die „Erste Geburt“ politischer Philosophie in der europäischen
Antike
Historischer Hintergrund:
480-431 v. Chr. „Das Goldene Zeitalter“(Pentekontaetie-die 50-jährige Blütezeit)
5
ab 460 v. Chr.
431- 404 v.Chr.
Demokratie/ Bis heute: einmalige kulturelle Blütezeit
Peloponnesischer Krieg zwischen Sparta und Athen lässt die
griechische Hochkultur ausbluten,Athen gerät dadurch in eine
erhebliche Krise. – Auf diese Krise reagieren die beiden großen
griechischen Klassiker unseres Faches: PLATON (427-347)
und ARISTOTELES (384-322)
Die Krise ist eine Art ‚challenge’ und P und A versuchen eine
‚response’. Politische Wissenschaft und Philophie als responsive
Disziplinen.
427- 347 v. Chr. PLATON
Werk: Die Politeia (Verfassung) –Untertitel: To dikaion ( Über das Gerechte)
zentrale Frage: Wie ist das Gerechte in einem Staat zu verwirklichen und gegenüber
der reinen Gewalt der(s) Stärkeren durchzusetzen ?
Das Gerechte: „Jeder tut das seine“ innerhalb einer hierarchische Ordnung, an deren
Spitze die Philosophenkönige stehen - die weisesten und am besten ausgebildeten
Mitglieder der Gemeinschaft.(die Wissenden)
Platon ist kein Demokratietheoretiker,
sein Werk ist Antwort auf die Krise der attischen Demokratie nach dem
Peloponnesischen Krieg sowie von dem persönlichen Erlebnis geprägt, dass eine
demokratische Ordnung, in der sein Lehrer Sokrates ( 469- 399 v. Chr.) zum Tode
verurteilt wurde, ungerecht sein müsse. (DL: Platons Denken gipfelt in einer Ideenlehre, die deutliche Züge von politischer Theologie annimmt, in der ‚die höchste
Idee des Guten’ deutliche Züge von Göttlichkeit annimmt und nur mit den Augen des
Geistes intelligiert werden kann.
384-322 v. Chr. A R I S T O T E L E S hat zwei wichtige Werke hinterlassen
Die ‚Nikomachische Ethik’ und die ‚Politik’ (die unserem Fach den Namen gegeben hat)
I. Die Ethik:
1. Götter treten bei Aristoteles nur als erster physischer Anstoß der
Naturgeschichte in Erscheinung und üben keinen Einfluss auf das
menschliche Leben in der Kulturgeschichte mehr aus.
2. Das Leben bezieht sich auf das Diesseits, eine Ausflucht in das Jenseits lehnt
Aristoteles ab.
3. Die zentrale Frage ist: Was ist Ziel menschlichen Lebens?
3.1.Ziel in sich ist innerweltliches Glück, eudaimonia.
(Diese Glücksvorstellung steht im Gegensatz zur theologischen Vorstellungen
vom Heil des Menschen)
4. Gerechtigkeit entwickelt sich nach Aristoteles aus der Verantwortlichkeit der
Menschen füreinander und für das gemeinsame Zusammenleben, da es
keinen göttlichen Einfluss mehr gibt. (DL: Da es keinen Gott mehr gibt, der für
die Menschen sorgt und letztlich jedem seinen Platz anweist, müssen die
Menschen sich selber umeinander kümmern. Gerechtigkeit bedeutet
immer,daß man sich um den anderen Menschen kümmert (‚iustitia est semper
ad alterum’)
5. Aristoteles appelliert an eine neue Art von Vernunft, nämlich an phronesis situative Klugheit, also die Anpassung von Wissen an die konkrete Situation
anstelle immer gleicher Prinzipienanwendung.
6
-7–
II. Die Politik:
Die ideale Ordnung ist die politie (Republik, nach Cicero)
Sie vereint die Aristokraten und den demos (das Volk) soziologisch zu einer
Mittelstandsgesellschaft in der Reiche ihre Geldmittel teilweise für politische
Aufgaben aufwenden und die Armen davon profitieren. Um einen Austausch über
das Zusammenleben zu garantieren und Gerechtigkeit herzustellen, sollen allen
Bürgern die gleiche Bildung, Erziehung (paidaia) und Chancen zukommen.
III. Quelle/Ansatzpunkt für Normen/ Ordnung von Aristoteles:
(DL: Dies ist jetzt die entscheidende Frage inbezug auf die erste Geburt
der Politischen Philosophie; denn Politische Philosophie umschließt
immer und in erster Linie: die Frage nach der Herkunft; nach der
Konstituierung und folglich der Begründbarkeit der für Politik so
wichtigen Normen, ja von Normativität überhaupt.
Die konkrete Frage lautet also: Woher kommt bei Aristoteles die
Normativität in seine Theorie hinein ?.
Zur Beantwortung dieser und anderer gleichlautender Fragen, die wir später
für das Mittelater und die Neuzeit stellen, gibt es letztlich nur 3 mögliche
Antworten, die ich mit dem Dreieck kennzeichnen möchte: Sie kommt
a) entweder von Oben (d.h.: von Gott, sei es der gedachte Gott
Platons oder der geoffenbarte Gott aus Bibeal oder Koran),
b) oder von außen (d.h.: von der äußeren, uns gegenüberstehenden, objektiven Welt als Wirklichkeit, in der wir leben),
c) oder schließlich von innen, von uns Menschen selber al
Subjektivität und ihrer Ressourcen: Vernunft, Leidenschaft,
Wille etc. (siehe hierzu später in der Besprechung der Neuzeit)
Gott
O
Subjekt
OBJEKT
Nun: Aristoteles war Polistheoretiker/ Objektivist, gehört also in die zweite Kategorie..
Ausgangspunkt stellt für ihn die real existierende Polis dar, sie ist Quelle normativer
Maßstäbe. Politik zielt nur auf die Verbesserung der Polis ab, damit der Mensch
seine wahre Natur - als zoon politicon - ausleben kann.
(DL: Wie kann man sich dies genauer vorstellen ? Objektivist heißt: Aristoteles setzt
die Existenz der Polis voraus und erklärt gleichzeitig, daß diese Polis Athen
eigentlich die normativ richtige Ordnung ist und daß es jetzt nur darauf ankäme,
daß die Menschen sich – qua Erlernung von Tugenden – an diese Ordnung mit
ihren guten Gesetzen anpassen solle. Durch diese Anpassung kommen die
7
normativ richtigen Strulkturen auch in den Menschen, in sein Denken und
-8–
Handeln hinein und dienten ihm als Maßstab seines Lebens und Handelns.
Diese Art von ‚Objektivismus’ ist fast nur denkbar in der Antike, weil die Menschen
noch – wie Friedrich Heer (ein österreichischer Kulturphilosoph) es ausgedrückt hat –
eine Art ‚Urvertrauen in die Welt’ hatten, also dachten, daß ihre Welt noch im Kern in
Ordnung sei. Dieses ist nach den vielen Katastrophen der Spätantike, des Hoch- und
Spät-Mittelalters etc. für uns heute kaum noch vorstellbar für unsere Zeit.
III Das spät-mittelalterliche Vorfeld für die zweite Geburt von politischer Philososphie
aus historischer Subjektivität
Obwohl sich im Mittelalter allgemein: Politische Philosophie zur Politischen Theologie gewandelt hatte, geschehen doch am Ende des Mittelalters einige Prozesse und Entwicklungen,
die die zweite Geburt von Politischer Philosophie in der Neuzeit vorbereitet und eingeleitet
haben .
A. Die Gregorianische Revolution/ der Investiturstreit im 11./12. Jhd.
Historischer Hintergrund:
Papst Gregor VII.(1021-1085, ab 1073 Papst) befindet sich im Investiturstreit mit Heinrich
IV.(1050-1106, ab 1084 Kaiser), um die Frage, welchem der beiden die Einsetzung von
Bischöfen zu stünde.
Heinrich IV. begibt sich 1077 auf seinen Bußgang nach Canossa nachdem Gregor
VII. mit dem Kirchenbann belegt hatte, 1083/84 vertrieb Heinrich Gregor aus Rom
und ließ sich von Gegenpapst Klemens III. zum Kaiser krönen.
Kaisertum und Papsttum gehen geschwächt aus dem Konflikt heraus.
Kaiser
König, Fürsten
Städte, Kommunen
weltliche Juristen
Dualismus und Wettbewerb
auch auf unteren Ebenen
Papst
Bischöfe, Priester
Orden, Konzil
religiöse Juristen
Der Wettbewerb setzt Rationalität frei und diese wird als beherrschendes Element
unserer Welt aufgefasst. Die Schwächung von religiöser und weltlicher Macht trug
maßgeblich zur Entstehung des europäischen Pluralismus bei, später - ca. ab 1500 entsteht daraus der Okzidentale Rationalismus/ der Sonderweg des Westens.
(gegenüber dem Orient, aus dem wir alle stammen und der lange Zeit hindurch
weiter entwickelt war als der Okzident)
B Die Wiederentdeckung von Aristoteles
um 1200 als Gegenpol zum christlichen Denken
Thomas von Aquien beschäftigt sich mit Aristoteles und differenziert dabei eine
andere Art theologischen Denkens heraus. Vorherrschend war bis dahin: der
a) Theismus: Gott hat die Welt geschaffen und interveniert auch später ins
8
weltliche und menschliche Geschehen. Dann entwickelt sich auch ein
-9–
b) Deismus: Gott hat die Welt geschaffen, zog sich aber zurück und nimmt
keinen Einfluss mehr auf das Leben, (hohe Bedeutung in England und Amerika)
C) Der Universalienstreit
(Universalien – sind allgemeinste Begriffe)
höchster/universalster Begriff: Gott
 abstrakte Begriffe
 allgemeine Begriffe
 viele, kleine Singularien
Abstraktion von Unterschieden führen zu
Gemeinsamkeiten
Ausgehend von Begriffsdebatten spitzte sich der Streit auf eine zentrale Frage zu:
Was ist Gott? Als was muß man ihn verstehen ?
A) Position der Realisten: „ens realisimum“, das realste, existierende Wesen
B) Position der Nominalisten: Gott ist nur der Hauch der Stimme/ der Name von
etwas/ Abstraktionsgegenstand und als solcher eine Erfindung der Menschen.
 Die Nominalisten setzen sich durch und leiten die Entmythologisierung Gottes ein,
Gott wird von nun an als Gegenstand des Glaubens und nicht länger des Wissens
betrachtet.
IV. Die frühneuzeitliche Denksituation seit ca. 1500
Quelle und Ansatzpunkt für Normen/ Ordnung
Gott - nach 1500 eine verbrauchte Idee (s.o.)
Historische Subjektivität:
Der Staat wird von dem vernunftbegabten Subjekt begründet und nicht länger von
Gott oder einem existierenden Vorbild wie der Polis.
zentraleSFrage:
Konstituierung
der politischen
Welt aus
ubjektWie kann man sich die
Objekt
– in der Neuzeit
als maßgebend
nicht mehr
Subjektivität vorstellen?
vorstellbar
II.
V Die ‚zweite Geburt’ der Politischen Philosophie in der Neuzeit
Wir müssen hier zunächst unterscheiden zwischen der
9
1) der realen Geburt der Politik und ihrer Maßstäbe aus historischer Subjektivität. Diese
Entstehung wurde erst im Laufe derNeuzeit entwickelt und dann erst in Amerika und seiner
Demokratie verwirklicht.
- 10 –
2) und der ideeellen Geburt von historischer Normativität aus historischer Subjektivität und
ihren Kräften von Vernunft und Leidenschaft. Diese Art der Hervorbringung war natürlich
früher möglich als die erstgenannte.
Um diese zweite Variante geht es uns zunächst. Hierfür hatten in erster Linie die
Vertragstheoretiker/Kontraktualisten ein von der Geschichte abstrahiertes und nur im Kopf
der Menschen stattfindenendes Gedankenexperiment erfunden
 Vertragtheoretiker/ Kontraktualisten Hobbes, Locke, Kant etc.
a) Thomas Hobbes:
Hauptwerk: Der Leviathan
Gedankenmodell eines fiktiven Naturzustands ohne jegliche Staatsgewalt in dem
der „Krieg aller gegen alle“ herrscht, denn Hobbes Menschenbild ist das des
egoistischen, bösen, feindseligen Menschen; um zu überleben, schließen die
Menschen durch ihre Vernunft geleitet: einen fiktiven Vertrag miteinander ab und
überantworten ihre gesamte Freiheit (außer der Selbsterhaltung) einer dritten
unabhängigen Partei: dem Leviathan/ dem Staat.
2. „La querelle des anciens et des modernes“ um 1700
Um etwa 1700 wurde diese Lösung von Hobbes und Locke bereits wieder in Frage
gestellt und damit die zweispurige Entwicklung des Konstitutionsdenkens in der Neuzeit
und Moderne grundgelegt.
Es ergibt sich ein grundlegender Streit zwischen den ‚anciens’, d.h. den weiterhin
alteuropäisch denkenden Theoretikern auf der einen Seite, und den ‚modernes’, d.h.
den neu-europäisch wie Hobbes und Locke denkenden Theoretikern.
Den Vertragstheoretikern wird die rein theoretische, willkürliche Konstruktion eines Staates,
mit dem die Menschen nichts verbinden könnten, vorgeworfen. Philosophen wie
Montesquieu oder Rousseau versuchen daher Anknüpfungspunkte an bestehenden
Gegebenheiten, z.B. Sittlichkeit und insbesondere Religion zu finden.
Indessen versuchen die Vertragstheoretiker fast ausschließlich die Menschen durch
Privateigentum in den neuen Konstruktionen zu verankern.
3. Der amerikanische Weg in die Moderne
Die Federalist Papers setzen sich im Konflikt über die amerikanische Verfassung mit
den Antifederalist/Republikanern durch.
Die erste Verfassung 1788, gründet sich auf den Vertrag individueller Menschen und
des Eigentums. Sie muß wohl letztlich als Bestätigung des modernen, liberalen, von
Individuum und Eigentum ausgehenden Weges angesehen werden.
10
4. Tocqueville, bzw.: In welche Tradition (ancien/modern) läßt er sich
Tocqueville einordnen ?
- 11 Die zentrale Frage für Tocqueville ist, was zum Erhalt und zur Durchführung der
amerikanischen Demokratie beiträgt. Entscheidend sind dabei vorrangig die realen
sittlichen Ressourcen, zB die Religion der Einwanderer speziell der Puritaner.
Tocquevill gehört also ziemlich eindeutig in die Tradition der ‚anciens’ im Anschluß
an Montesquieu..
C Introduction into the History of the United States of America 13.5
1 - Where and when to begin ?
- The Settlement of the country
2 - The English context and background of settlement
3 - The 4 main regions of immigration/settlement in Colonial America
4 - The structure of Empire (or: Imperial policy between1607-1763)
5 elements of an American culture: The First Great Awakening
6 - The Clash of Empires in the ‘Seven-years-War’ of 1756 – 1763.
7-
The ‘American Revolution’; its causes and its meaaning.
8-
Post-revolutionary crisis; the Constitution, its Ratification and the
beginning of the new nation.
9-
The first decades and its crossroads: Federalists vs. Republicans
Age of market and capital;
Second War of Independence
Westward Expansion;
Second Awakening;
Monroe Dpctrine;
Missouri Compromise……..
10 - Jacksonian America – the Presidency of Andrew Jackson (1828 36)
- the ‘Jacksonian Era’ between 1830 – 1860
11 - The Civil War (1860-65); ABRAHAM LINCOLN and his trial to refound the
American Republic in the spirit and the sense of the ‘Founding Fathers’
_________________________________Ende______________________________
___
11
Herunterladen