Edward Rushton «D’un pays lointain» 2013 Werkauftrag Uraufführung am 9. November 2013 in der Tonhalle Zürich anlässlich des 150jährigen Jubiläums des Gemischten Chores Zürich 2. Aufführung am 30. November 2013 im Stadthaus Winterthur Ausführende: Der Gemischte Chor Zürich Musikkollegium Winterthur The Raschèr Saxophone Quartet Leitung: Joachim Krause Sopran: Sophie Klussmann Alt: Christina Bock Bariton: Joa Helgesson www.gemischter-chor.ch Postkonto Nr. 85-720795-2 / IBAN CH33 0900 0000 8572 0795 2 Konzept Das Stück «D’un pays lointain» (Arbeitstitel) für das 150jährige Jubiläum des Gemischten Chores Zürich reagiert auf die internationale Zusammensetzung der Chorgemeinschaft, indem es sechs verschiedene Sprachen in einer Textcollage, die das Thema der Internationalität zur Sprache bringt, vertont. Das Aufeinanderprallen von Kontinenten wird ausserdem in den verschiedenen Gruppen der MusikerInnen im Stück reflektiert: der grosse Chor, das Kammerorchester, das Saxophonquartett und die einzelnen Gesangssolisten. Diese Gruppen sind wie vier unterschiedlich grosse Kontinente; vom riesigen Erdteil (dem Chor) bis hin zu winzigen Inselchen (den Solisten), die alle versuchen, die geografischen, chronologischen und seelischen Abstände zwischen ihnen zu überbrücken. Die Musik wird durch die entstehenden Brüche und Distanzen – und durch den Versuch und letztendlich das Gelingen, diese Abstände mit Hilfe eines gewaltigen verbindenden Elementes zu überwinden, geprägt: der menschlichen Stimme, die in grosser Masse als Chor da steht, als Symbol der menschlichen Einigkeit und Gemeinschaftlichkeit und der Solidarität zwischen getrennten Gruppen. Textauswahl Henri Michaux (1939): Je vous écris d’un pays lointain (Französisch) Jürg Halter (2008): Der Bahnhof (Deutsch) Gunnar Ekelöf (1959): Jag skriver till dig (Schwedisch) Stevie Smiths (1957): Die Lorelei (Englisch) Gerhard Meister (2011): Am Mekongo (Schweizerdeutsch) Dino Campana (unbekannt): Poesia facile (Italienisch) www.gemischter-chor.ch Postkonto Nr. 85-720795-2 / IBAN CH33 0900 0000 8572 0795 2 Zur Textauswahl Notizen des Komponisten Zentraler und längster Text der gesamten Collage ist das 1939 verfasste Prosagedicht «Je vous écris d’un pays lointain» des französischen Schriftstellers Henri Michaux. Eine weibliche Person, namentlich nicht genannt, schreibt Briefe an eine andere anonyme Person. Die lesende Person fühlt sich zwangsläufig in die Lage der Angeschriebenen versetzt – aus einem fernen Land – wo dieses Land und wie das Verhältnis der Schreibenden zu diesem Land ist, ist nicht klar. Ist sie dort heimisch oder Besucherin, Touristin oder gar Zwangsversetzte? Der Tonfall ihrer Briefe lässt vermuten, dass ihr das Land aber genau so fremd oder befremdlich ist wie demjenigen, welchem sie schreibt. Jedenfalls berichtet sie über seltsame Befindlichkeiten und Vorkommnisse, und ausserdem beschreibt sie die Einwohner des Ortes in der weiblichen Mehrzahl, was darauf hindeutet, dass dort nur Frauen und Mädchen sind. Aus dem langen, in zwölf Absätze unterteilten Werk habe ich sechs Abschnitte ausgewählt. Der Schluss mit der vorausgesehenen Überschwemmung bzw. dem Untergang des Landes, ist dadurch sehr stark. Gunnar Ekelöfs 1959 geschriebenes «Jag skriver till dig» nimmt Bezug auf Michaux Werk. Das entfernte Land des schwedischen Dichters scheint jedoch noch düsterer und trostloser als das seines französischen Vorbildes zu sein. Dieses Graue wird durch die Wiederholung der Worte «avlägset land» (das entlegene Land) unterstrichen. Diesen zwei eher undurchsichtigen, geheimnisvollen Texten, habe ich ein paar optimistischere Texte entgegengesetzt: In «Der Bahnhof», des Berner Dichters Jürg Halter, fährt das Ich der Erzählstimme durch die Landschaft und ist gleichzeitig auch die Landschaft selbst, sowie das tröstliche Ziel und alles Drumherum. Die grosse Distanz, die in Stevie Smiths 1957 veröffentlichten Heine-Paraphrase «Die Lorelei» zu überbrücken ist, ist eher chronologisch als geographisch. Schon bei Heine geht es um den seelischen Nachhall in Anbetracht einer uralten Geschichte. Die Engländerin Smith fügt noch ein paar Ebenen der Verfremdung hinzu, indem sie nicht nur mit Heine und dem alten Märchen das er beschreibt (mitsamt seiner «gewalt‘gen Melodei» ,bei Smith: «a song [...] that has a most peculiar turn») Kontakt aufnimmt, sondern auch noch die Sprache in ihr eigenes sprödes und beunruhigendes Englisch übersetzt und die letzte Zeile «lurks there some meaning underneath?» (versteckt sich darunter irgendeine Bedeutung?)» hinzufügt. Die zwei letzten Texte, in Schweizerdeutsch von Gerhard Meister und in Italienisch von Dino Campana, schliessen sich dieser Thematik an. www.gemischter-chor.ch Postkonto Nr. 85-720795-2 / IBAN CH33 0900 0000 8572 0795 2 Edward Rushton Edward Rushton wurde 1972 in Norwich, England, geboren. Er besuchte die Chetham's School of Music in Manchester und die Universität Cambridge, wo er Musikwissenschaft mit Schwerpunkt Komposition (bei Robin Holloway) studierte. Seinen Master machte Rushton an der Royal Scottish Academy of Music and Drama bei James MacMillan und schloss mit Auszeichnung ab. Ferner nahm er Meisterklassen bei Sir Peter Maxwell Davies, Judith Weir, Magnus Lindberg und Colin Matthews. Er lebt und arbeitet in Zürich als Komponist und Pianist. Rushton erhielt Aufträge von vielen renommierten Ensembles, unter anderem dem Endymion Ensemble (Bruderov, 1997), der London Sinfonietta (Cheap Drinks, 1999), dem Schubert Ensemble of London (L'An Mil, 1999, Game / No Game, 2000), der Birmingham Contemporary Music Group (Palace, 2001), dem Composers' Ensemble (Before, 2002), der Camerata Zürich (Imbert Fils, 2001), dem Vokalensemble Cantapella (Cinq poèmes de Jean Cuttat, 2003), der Musikalischen Akademie des Nationaltheaterorchesters Mannheim (Emissions, 2006), des London Symphony Orchestras (Everything goes so fast, 2006) und Counterpoise (On the Edge, 2007 und Pandora organic machine, 2011). Ferner verlegte Faber Music sein Stück Lost City Life (1998), das 2001 von der London Sinfonietta uraufgeführt wurde. 2002 war Rushton Composer in Residence bei den Musikfesttagen der Orpheum Stiftung, Zürich. Sein Orchesterstück „Rounds“ wurde von dem Tonhalle Orchester unter der Leitung von Jonathan Nott uraufgeführt. 2001 gewann Edward Rushton den teatro minimo Wettbewerb des Opernhauses Zürich und der Bayerischen Staatsoper mit der Kammeroper „Leinen aus Smyrna“ (Libretto: Dagny Gioulami). Vom Opernhaus Zürich bekam er den Auftrag für eine abendfüllende Oper (Harley, UA November 2005). 2004 wurde die Trilogie von Kammeropern „Birds. Barks. Bones. Trojan Trilogy“ von der Opera Group beauftragt und am Cheltenham Festival uraufgeführt. Die Trilogie gewann den 2005 British Composer Award in der Kategorie Bühnenwerke. Weitere Opernprojekte von Gioulami und Rushton sind: „Die fromme Helene“, UA Februar 2007, Staatsoper Hannover, „The Shops“, UA Sommer 2007, The Opera Group (auch auf CD erschienen bei NMC und nominiert für den British Composer Award für Bühnenwerke 2008), und eine Oper für Kinder für das Opernhaus Zürich (Im Schatten des Maulbeerbaums, UA Januar 2008). Das Oratorium „Cicadas“ im Auftrag des London Symphony Orchestras wurde im November 2010 uraufgeführt. Rushtons neueste Oper „Babur in London“ (Libretto: Jeet Thayil) wird im Laufe des Jahres 2012 in verschiedenen Städten in der Schweiz, Grossbritannien und Indien aufgeführt. www.edwardrushton.net www.gemischter-chor.ch Postkonto Nr. 85-720795-2 / IBAN CH33 0900 0000 8572 0795 2 Texte Henri Michaux (1899 – 1984) Je vous écris d’un pays lointain Gedicht in Französisch, 1939 Erschienen 1976 bei den éditions Gallimard im Band Choix de poèmes www.gemischter-chor.ch Postkonto Nr. 85-720795-2 / IBAN CH33 0900 0000 8572 0795 2 Jürg Halter (*1980) Der Bahnhof Gedicht in Deutsch, aus dem Band Nichts, das mich hält, Amman Verlag, 2008 www.gemischter-chor.ch Postkonto Nr. 85-720795-2 / IBAN CH33 0900 0000 8572 0795 2 Stevie Smith (1902 – 1971) Die Lorelei Gedicht in Englisch, 1957 Herausgegeben 1976 bei Oxford University Press im Band Not Waving but Drowning www.gemischter-chor.ch Postkonto Nr. 85-720795-2 / IBAN CH33 0900 0000 8572 0795 2 Gerhard Meister (*1967) Am Mekongo Gedicht in Schweizerdeutsch, 2011 Affe, Moskito Schweiss zmitts ir Nacht du schteisch uf em Äquator mit eim Fuess im Süde mit eim deheim im Packiis mir Bäre weisch mit üsem wiisse Fäu dert unge ir Sunne Tropic of Cancer Malaria U nume Ugali u nume dä Riis please the toilet where is it am Himu fäut dr Polarschtärn u d Bäre du liegsch füdleblutt uf dim Fäu u jagsch nach Schlaf am Ufer vom Mekongo www.gemischter-chor.ch Postkonto Nr. 85-720795-2 / IBAN CH33 0900 0000 8572 0795 2 Dino Campana (1885 – 1932) Poesia Facile Gedicht in Italienisch Pace non cerco, guerra non sopporto Tranquillo e solo vo pel mondo in sogno Pieno di canti soffocati. Agogno La nebbia ed il silenzio in un gran porto. In un gran porto pien di vele lievi Pronte a salpar per l’orizzonte azzurro Dolci ondulando, mentre che il sussurro Del vento passa con accordi brevi. E quegli accordi il vento se li porta Lontani sopra il mare sconosciuto. Sogno. La vita à triste id io son solo. O quando o quando in un mattino ardente L’anima mia si sveglierà nel sole Nel sole eterno, libera e fremente. www.gemischter-chor.ch Postkonto Nr. 85-720795-2 / IBAN CH33 0900 0000 8572 0795 2 Gunnar Ekelöf (1907 – 1968) Ja skriver till dig Gedicht in Schwedisch, 1959, aus dem Band Opus Incertum www.gemischter-chor.ch Postkonto Nr. 85-720795-2 / IBAN CH33 0900 0000 8572 0795 2 Der Gemischte Chor Zürich Der Gemischte Chor Zürich wurde 1863 gegründet und ist seither einer der führenden Konzertchöre, die regelmässig in der Zürcher Tonhalle auftreten. Der Chor sieht seine Aufgabe darin, einerseits die grossen Chorwerke der Musikliteratur zu pflegen, andererseits aber dem Publikum unbekannte Werke historischer Zeiten und Kompositionen der Gegenwart nahe zu bringen. www.gemischter-chor.ch Joachim Krause Joachim Krause wurde in Fulda (D) geboren. Im Rahmen des A-Kirchen-Musikstudiums mit anschliessendem Solistendiplom an der Staatlichen Hochschule für Musik in Freiburg i.Br. studierte er von 1977 bis 1983 Chor- und Orchesterleitung. Seit 1984 ist der Musikdirektor an der Heiliggeist-Kirche in Basel, und seit 1986 leitet er den Basler Bach-Chor. Im April 1996 übernahm Joachim Krause die Leitung des Gemischten Chors Zürich. www.joachim-krause.com Musikkollegium Winterthur Das Musikkollegium Winterthur wurde 1629 gegründet. Es ist damit eine der traditionsreichsten musikalischen Institutionen Europas, welche weder auf höfische noch kirchliche Initiative entstand. Bereits seit dem 19. Jahrhundert besteht es als professionelles Ensemble. Aufgrund seiner Größe von 50 Musikerinnen und Musikern stehen heute Klassik und Frühromantik neben Werken des 20. Jahrhunderts im Zentrum des Repertoires. www.musikkollegium.ch The Raschèr Saxophone Quartet Seit seiner Gründung 1969 trat das Raschèr Saxophon Quartet regelmäßig in den bedeutendsten Konzertsälen der Vereinigten Staaten, Asien und Europas auf. (Carnegie Hall und Lincoln Center New York, Kennedy Center Washington D.C., Opera Bastille Paris, Royal Festival Hall London, Philharmonie Cologne, Finlandia Hall Helsinki, Concertgebouw Amsterdam, Schauspielhaus Berlin, Musikverein Vienna, Tonhalle Zürich, Parco della Musica Rome, Dewan Filharmonik Petronas Kuala Lumpur, National Concert Hall Taipei, usw.) www.rsq-sax.com www.gemischter-chor.ch Postkonto Nr. 85-720795-2 / IBAN CH33 0900 0000 8572 0795 2