Der amerikanische Krieg VON UNSEREM MITARBEITER MARKUS GÜNTHER Washington - Die Europäer wollen keinen Einmarsch im Irak, doch verhindern können sie ihn nicht HNA SonntagsZeit Politik, Nr. 8 vom 24. Februar 2002 US-Präsident George W. Bush, hier bei einem Besuch in Korea, scheint zu einem Krieg gegen den Irak bereit. FOTO: DPA Das Wort „Realpolitik“ existiert als deutsches Fremdwort auch im Amerikanischen. Neuerdings ist es wieder häufiger zu hören und wird dabei auf die Europäer und ihr Verständnis vom Krieg gegen den Terrorismus gemünzt. Die Europäer, heißt es, sind rhetorisch ganz auf der Seite der USA, doch wenn es ernst wird, halten sie es mit „Realpolitik“, worunter sich Amerikaner eine Mischung aus Halbherzigkeit und faulen Kompromissen vorstellen. Oder, wie George W. Bush dieser Tage in kleinem Kreis unumwunden sagte: Die Europäer mahnen zum Frieden, weil sie in Wirklichkeit zu feige sind, den Kampf aufzunehmen. Wie sich Bush den weiteren Kampf gegen den Terrorismus vorstellt, ist im Detail nicht klar. Dass er fest entschlossen ist, den irakischen Diktator mit Gewalt zu stürzen, bezweifeln aber nur noch diejenigen, die politisch naiv sind oder nicht verstanden haben, welches fundamentale Umdenken in den USA in den letzten Monaten stattgefunden hat. Bush bewertet die letzten zehn Jahre auch aus amerikanischer Sicht als eine missglückte „Realpolitik“, eine Zeit mangelnder Entschlossenheit, in der die USA weitgehend tatenlos zugesehen haben, wie im Irak und anderswo neue, unterschätzte Gefahren aufgezogen sind. Die amerikanische Entspannungspolitik gegenüber Nordkorea, der europäische Dialog mit dem Iran, die zähneknirschende Duldung Saddams, all das erscheint ihm jetzt als Fehler, der mit Härte und Kompromisslosigkeit korrigiert werden muss. Gegenüber dem Iran und Nordkorea besteht die Korrektur vorläufig nur in Kampfansage, politischem Druck und Drohgebärden. Im Fall Irak bedeutet die Korrektur Krieg. Allerdings ist dabei nicht in erster Linie an einen konventionellen Krieg mit einer Invasionsarmee zu denken. Der Sturz des Regimes unter Saddam ist aus amerikanischer Sicht das Ziel, und das lässt sich auch mit einem begrenzten Militärschlag oder einer Geheimoperation erreichen. Einen Versuch, meint man in Washington, ist es jedenfalls wert. Der amerikanische Vorwurf an die europäischen „Realpolitiker“ ist im Grunde gar nicht falsch. Sie wollen keinen Krieg. Nicht einmal die treusten Waffenbrüder der Amerikaner, die Briten, sind zu einem Feldzug am Golf bereit, geschweige denn an Schauplätzen wie Nordkorea. Falsch ist der amerikanische Vorwurf aber insofern, als das europäische Zögern wenig mit Feigheit und viel mit historischer Erfahrung zu tun hat. Die Erfahrungen zweier entsetzlicher Weltkriege sitzen tief im kollektiven Bewusstsein der Europäer, und haben, wenn nicht zum Pazifismus, dann doch zu einer fundamentalen Skepsis gegen alle Versuche geführt, politische Probleme militärisch lösen zu wollen. In den USA ist diese Skepsis viel weniger ausgeprägt, und der Krieg als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln ist bis heute eine Handlungsoption, die von einer breiten Öffentlichkeit akzeptiert wird. Entfernt erinnert die augenblickliche Stimmung in den USA sogar an Europa vor dem ersten Weltkrieg. Es gibt, etwa mit Blick auf den Irak, ein Gefühl von: Einmal muss es ja doch sein, auf Dauer ist der Krieg unvermeidlich, die Zeit der großen Abrechnung muss einmal kommen. Dieses psychologische Moment mag viel mehr als die Differenzen politischer Bewertung der Grund dafür sein, dass jetzt zwischen Europäern und Amerikanern tiefe Gräben aufreißen. Es ist vorderhand nicht zu erkennen, wie sich diese Gräben wieder schließen könnten. Die Europäer mahnen die Amerikaner zur Besonnenheit und werden einen Krieg gegen den Irak jedenfalls nicht aktiv unterstützen, vielleicht sogar öffentlich ablehnen. Verhindern werden sie ihn nicht, schon weil ihre Versuche, eine gemeinsame, wirkungsvolle Außenpolitik zu schaffen, nie über das Versuchsstadium hinausgekommen sind. Die Amerikaner haben unterdessen längst den Eindruck, dass sie den Krieg gegen den Terrorismus ohne europäische Unterstützung weiterführen müssen. An der Entschlossenheit dazu fehlt es nicht. In der neuen politischen Weltlage, die dabei entsteht, werden die transatlantischen Beziehungen völlig neu gestaltet werden müssen. Kommentare zu 21 Fachbegriffen als Kopien aus Wörterbüchern Die mit >> gekennzeichneten Anmerkungen habe ich den Kopien aus den Auszügen aus den Wörterbüchern hinzugefügt. Die Begriffe sind hier in der Reihenfolge aufgelistet, in der sie im Text vorkommen. Die elektronische Ablage dieser Seiten erlaubt es dir, die Begriffe an Ort und Stelle durch Mausklick auszurufen. Terrorismus der, unterschiedliche Formen politisch motivierter Gewaltanwendung zur Erreichung politischer, sozialer oder militärischer Ziele durch im Untergrund arbeitende extremistische Personengruppen. In den letzten Jahrzehnten ist ein international operierender Terrorismus entstanden. Quelle: Der Brockhaus in einem Band rhe|to|risch <Adj.> [lat. rhetoricus < griech. rhētorikós]: a) die Rhetorik betreffend: -e Figuren (Redefiguren); die Frage ist rein r. (um der Wirkung willen gestellt, ohne dass eine Antwort erwartet wird); b) die Redeweise betreffend: mit -em Schwung; c) phrasenhaft, schönrednerisch. Quelle: DUDEN - Deutsches Universalwörterbuch De|tail [[de 'tai, auch: de 'ta:j]] , das; -s, -s [frz. détail, zu: détailler = abteilen, in Einzelteile zerlegen] (bildungsspr.): Einzelheit: sich über die s einer Sache einigen; ins D. gehen; in allen -s, bis ins kleinste D. von etw. berichten; im D. ( siehe en détail ); Quelle: DUDEN - Deutsches Universalwörterbuch Diktator der, Staatsführer mit unumschränkter Machtbefugnis; im alten Rom von einem Obermagistrat in Notzeiten ernannt. Quelle: Der Brockhaus in einem Band na|iv <Adj.> [frz. naïf < lat. nativus = durch Geburt entstanden; angeboren, natürlich]: 1. a) von unkritischer Gemüts-, Denkart [zeugend]; treuherzige Arglosigkeit beweisend: -e Freude; -er Stolz; -e (von Laien ohne entsprechende Vorbildung ausgeübte) Kunst, Malerei; b) (oft abwertend) wenig Erfahrung, Sachkenntnis od. Urteilsvermögen erkennen lassend: eine -e Selbsttäuschung; etw. ist [reichlich] n.; er wirkt ein wenig n.; den Naiven/die Naive spielen (sich dumm stellen). 2. (Literaturw.) in vollem Einklang mit Natur u. Wirklichkeit stehend: -e Dichtung; Quelle: DUDEN - Deutsches UniversalwörterbuchS fun|da|men|tal <Adj.> [spätlat. fundamentalis]: ein Fundament darstellend, grundlegend, von entscheidender Bedeutung: eine -e Erkenntnis, Leistung; ein -er Irrtum; sich f. unterscheiden; Quelle: DUDEN - Deutsches Universalwörterbuch Nord|ko|rea; -s: Staat im nördlichen Teil der Halbinsel Korea; Quelle: DUDEN - Deutsches Universalwörterbuch >> Schaue im Atlas nach! Pazifik, Japan, China, Östl. Russland. >> Im Koreakrieg (1950–1953) ging es um den politischen Einfluss auf die Halbinsel Korea, Gegner waren China und die Sowjetunion gegenüber den USA, an der Spitze einer UNO-Streitmacht an der Seite Südkoreas. 1953 wurde Korea in die zwei Staaten Nord- und Südkorea geteilt. Diese Teilung besteht immer noch!... Im Zweiten Weltkrieg hatte Japan Korea erobert, u.a. wegen der zahlreichen Rohstoffe (Erz, Kohle ...) Iran, früher Persi|en, Islamische Republik in Vorderasien, 1 648 000 km2, 68,7 Mio. Einwohner. Hauptstadt Teheran; Amtssprache Persisch. Verfassung. Nach der Verfassung von 1979 (1989 wesentlich geändert) ist Iran eine islamische Republik mit Präsidialsystem. ... Quelle. Der Brockhaus in einem Band >> Der Iran nimmt wegen seiner geostrategischen Lage (schon wieder ein Fremdwort? Geo – Erde, Strategie – genauer Plan für ein Vorgehen, also die Lage zwischen Afghanistan und dem Irak oder südlich von Russland, das über den Iran einen direkten Zugang (Häfen) zum Persischen Golf, also den südlichen Weltmeeren erlangen könnte) in Südasien eine Schlüsselstellung ein. Die islamistische Regierung ist antiamerikanisch eingestellt. Nach 1945 übten die USA auch vom Iran aus einen großen Einfluß auf die Region. In|va|si|on, die; -, -en [frz. invasion < spätlat. invasio = das Eindringen, Angriff, zu lat. invadere = einfallen]: 1. feindliches Einrücken von militärischen Einheiten in fremdes Gebiet; Einfall: die I. der Verbündeten; eine I. planen, durchführen; (scherzh.:) eine I. von Touristen. 2. (Med.) das Eindringen von Krankheitserregern in die Blutbahn; Quelle: DUDEN - Deutsches Universalwörterbuch Re|gime [[re 'schi:m]] , das; -s, - [[...mwa]] , auch: -s [[re 'schi:ms ] ] [frz. régime < lat. regimen = Regierung, zu: regere, siehe regieren]: 1. (meist abwertend) einem bestimmten politischen System entsprechende, von ihm geprägte Regierung, Regierungs-, Herrschaftsform: ein totalitäres R.; ein verhasstes R. stürzen; unter seinem strengen R. (seiner Leitung) konnte sich die Firma noch eine Zeit lang halten. 2. (veraltet) System, Schema, Ordnung; Quelle: DUDEN - Deutsches Universalwörterbuch O|pe|ra|ti|on, die; -, -en [lat. operatio = Verrichtung]: 1. chirurgischer Eingriff in den Organismus: eine komplizierte O.; eine O. ausführen, durchführen; sich einer O. unterziehen; O. gelungen, Patient tot (ugs.; trotz perfekter Durchführung wurde das eigentliche Ziel nicht erreicht). 2. a) (Milit.) nach einem Plan genau abgestimmter Einsatz von Streitkräften: militärische, taktische -en; eine O. durchführen, leiten; b) (bildungsspr.) Handlung, Unternehmung. 3. a) (Math.) Rechenvorgang nach bestimmten mathematischen Gesetzen (z. B. Addition, Division); b) (Fachspr.) wissenschaftlich nachkontrollierbares Verfahren; nach bestimmten Grundsätzen vorgenommene Prozedur; Quelle: DUDEN - Deutsches Universalwörterbuch Carter, 1) Howard, brit. Archäologe, * 1873, gest. 1939; entdeckte 1922 im Tal der Könige bei Theben das Grab des Tut-ench-Amun. 2) James (Jimmy) Earl, amerikan. Politiker (Demokrat), * 1924; 39. Präs. der USA (1977 bis 1981). C. erklärte 1980 unter dem Eindruck der Invasion der UdSSR in Afghanistan die Golfregion zum amerikan. Interessengebiet (»Carter-Doktrin«). Quelle: Der Brockhaus in einem Band >> siehe Nr. 8 kol|lek|tiv <Adj.> [lat. collectivus = angesammelt]: a) gemeinschaftlich: eine -e Lebens-, Wohnform, Wirtschaft; -es Handeln; b) alle Beteiligten betreffend, erfassend, umfassend: -e Interessen; Quelle: DUDEN - Deutsches Universalwörterbuch Pa|zi|fis|mus, der; - [frz. pacifisme, zu: pacifier, siehe pazifizieren]: a) weltanschauliche Strömung, die jeden Krieg als Mittel der Auseinandersetzung ablehnt u. den Verzicht auf Rüstung u. militärische Ausbildung fordert; b) jmds. Haltung, Einstellung, die durch den Pazifismus bestimmt ist; Quelle: DUDEN - Deutsches Universalwörterbuch Skep|sis, die; - [griech. sképsis = Betrachtung; Bedenken, zu: sképtesthai = schauen, spähen]: [durch] kritische Zweifel, Bedenken, Misstrauen [bestimmtes Verhalten]; Zurückhaltung: voller S. einer Sache gegenüber sein; er betrachtet die Entwicklung mit einiger S.; Quelle: DUDEN - Deutsches Universalwörterbuch Op|ti|on die; -, -en <aus lat. optio «freier Wille, Belieben»>: 1. freie Entscheidung, bes. für eine bestimmte Staatsangehörigkeit (in Bezug auf Bewohner abgetretener Gebiete). 2. Voranwartschaft auf Erwerb einer Sache od. das Recht zur zukünftigen Lieferung einer Sache (Rechtsw.). 3. [Wahl]möglichkeit. 4. Recht der Kardinäle u. der Kanoniker, in eine frei werdende Würde aufzurücken (kath. Kirche). 5. Auswahlmöglichkeit in einem Anwendungsprogramm (Datenv.). Quelle: DUDEN - Das große Fremdwörterbuch ak|zep|tie|ren <sw. V.; hat> [lat. acceptare]: annehmen, hinnehmen, billigen; anerkennen; mit jmdm. od. etw. einverstanden sein: eine Entschuldigung a.; der Vorschlag wurde von allen akzeptiert; er wurde von der Gruppe akzeptiert; a., dass ...; er akzeptierte (nahm das Angebot an); Quelle: DUDEN - Deutsches Universalwörterbuch psy|cho|lo|gisch <zu ...logisch>: 1. die Psychologie betreffend, zu ihr gehörend, auf ihr beruhend. 2. auf eine die Psyche (des anderen) berücksichtigende, geschickte u. auf diese Weise wirkungsvolle Art. 3. das Psychische mithilfe der Psychologie darstellend, psychisch [vorhanden] (z.B. die -en Grundlagen, Faktoren); psychologische Kriegsführung: Teilgebiet der Gesamtkriegsführung mit der Zielsetzung, den Kampfwillen der Bevölkerung u. der Truppen des Feindes zu schwächen, ihr Vertrauen zur politischen u. militärischen Führung zu untergraben. Quelle: DUDEN - Das große Fremdwörterbuch Dif|fe|renz, die; -, -en [lat. differentia = Verschiedenheit]: 1. a) (bildungsspr.) [in Zahlen ausdrückbarer, messbarer] Unterschied (zwischen bestimmten Werten, Maßen o. Ä.): eine unbedeutende D.; eine D. von 2 DM, 20 Minuten; die D. zwischen Einnahme und Ausgabe ist erheblich; b) (Math.) Ergebnis einer Subtraktion: die D. von, zwischen 10 und 8 beträgt, ist 2; c) (Kaufmannsspr.) falscher Betrag od. Fehlbetrag: die D. ist durch einen Buchungsfehler entstanden. 2. <meist Pl.> Meinungsverschiedenheit, Unstimmigkeit: persönliche, interne -en; eine kleine D., -en mit jmdm. haben; die -en beilegen; zwischen den beiden kommt es oft zu -en; Quelle: DUDEN - Deutsches Universalwörterbuch >> Metapher (Bild) für Zerwürfnis, Streit, zwischen den beiden Parteien gibt es keine Verbindung. Über den Graben müsste wieder eine Brücke gebaut werden. Wer baut sie? trans|at|lan|tisch <zu trans... u. atlantisch>: jenseits des Atlantiks [gelegen], überseeisch Quelle: DUDEN - Das große Fremdwörterbuch >> meint hier die Beziehungen zwischen Europa und den USA, transpazifische Beziehungen bezöge sich dann auf die Beziehungen zwischen den USA und China, Japan, Russland ... >> Die transatlantischen Beziehungen USA – Westeuropa waren seit 1945 sehr stabil – vor dem Hintergrund des Konfliktes zwischen den USA und der Sowjetunion. Seit 1990 (Auflösung der SU, Wiedervereinigung) wurde die Nato, das Verteidigungsbündnis zwischen den USA, Kanada und den meisten westeuropäischen Staaten einschließlich Deutschlands, auf eine neue Grundlage gestellt – siehe Balkankonflikt, Bosnien, Serbien... >> Die US-Amerikaner haben immer noch Truppen in Westeuropa stationiert und halten Stützpunkte z.B. in Italien, in der Türkei. FS