Ferdinand von Schill – Rebell und Patriot und der einsame Weg von Berlin nach Stralsund “Großes gewollt zu haben, ist groß“ Am 31. Mai 2009 jährt sich der 200.denkwürdige Tag, an dem der im preußischen Dienst stehende Major Ferdinand Baptista von Schill, dem preußischen König Friedrich Wilhelm III. den Gehorsam verweigerte. Eigenmächtig zog er mit seiner Freischar gegen die französischen Besatzer und deren Verbündete, eroberte letztlich am 25. Mai 1809 Stralsund und fiel am 31. im Straßenkampf. In einer Zeit des Auf- und Umbruchs wurde Ferdinand Baptista von Schill am 06. Januar 1776 in Wilmsdorf bei Dresden geboren. Er war das 6. Kind des Oberstleutnants und ehemaligen Freikorpsführers Johann Georg von Schill. Seine Mutter Margarethe war eine geborene von Traglau. So waren wohl bestimmte Marksteine seiner Entwicklung bereits gesetzt. Seine Schulbildung währte nur einige Jahre in Breslau. Am 17. August 1786 starb Friedrich II. (der Große) und mit ihm eine Zeit des Absolutismus, aber auch der Aufklärung. Nach der französischen Revolution, die am 14. Juli 1789 mit dem Sturm auf die Pariser Bastille begann und mit dem Staatsstreich Napoleons am 10. November 1799 eine jehe Wende fand, begann eine schwere Zeit für Europa. Napoleon krönte sich am 02.Dezember 1804 in Notre Dame selbst zum Kaiser der Franzosen und überzog Europa mit einem Expansionskrieg. Anfänglich als Befreier gefeiert, wurde er zum Despoten, der die freiheitlichen Ideale, wie Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit, verriet. In bildlichen Darstellungen ließ sich der 1,68 m große Napoleon stets kleiner eingeordnet darstellen. So wollte er zumindest dort seine dominante Rolle unter geordnet wissen. Gerade die Zeit um 1800 brachte große freiheitliche nationale Gedanken zum Tragen. Die geistigen Bestrebungen in Deutschland trugen erste Früchte. Der Gedanke an eine einheitliche Nation in der der Austausch freier Gedanken, gepaart mit Empfindsamkeit, Gefühlstiefe und gegenseitige Achtung vorherrschend war, bekam eine neue Qualität.. Der Staat war ein notwendiges Übel, das seine Menschen wie Maschinen behandelte und sie erniedrigte. Durch Napoleons Siege und unter seinem Schutz traten am 12. Juli 1806 16 deutsche Fürsten dem Rheinbund bei und verließen das Heilige Römische Reich deutscher Nation. Kaiser Franz II. trat am 6. August zurück und damit war das Schicksal dieses deutschen Reiches besiegelt. Am 09.Oktober erklärte der preußische König Friedrich Wilhelm III. Napoleon den Krieg und das Heer mit seinen Verbündeten wurde in der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt geschlagen. In diese Zeit wuchs Ferdinand von Schill hinein. Seine militärische Laufbahn begann im August 1790 mit Eintritt in das Dragonerregiment Ansbach – Bayreuth. Er nahm 1792 an dem 1. Koalitionskrieg gegen das noch französische Revolutionheer teil und wurde 1793 zu Secondelieutenant befördert. Sein Regiment war ab April 1795 in Pommern mit Hauptquartier Pasewalk stationiert. Am 24.Dezember 1793 heiratete der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm Luise von Mecklenburg – Strelitz und nach dem Tod Friedrich Wilhelm II., am 16. November 1797 wurde er König von Preußen. Nach dem Tod Markgraf Karl Alexander von Ansbach und Bayreuth wurde Schills Regiment am 05.März 1806 das “Dragonerregiment Königin“ der sehr beliebten Königin Luise. Es war das erste Mal, dass eine Königin ein Regiment führte. Am 14. Oktober kämpfte das ca 1.260 Mann starke Regiment unter großen Verlusten bei Auerstedt. Dort wurde Ferdinand von Schill durch einen Säbelhieb am Kopf schwer verletzt. Am 27. Oktober 1806 zog der Sieger Napoleon Bonaparte in Berlin ein und ließ die Quadriga vom Brandenburger Tor entfernen und als Kriegsbeute nach Paris transportieren – ein preußisches, heiliges Symbol. Große Teile des preußischen Heeres kapitulierten. Ende Oktober, wieder genesen, ging Schill über Magdeburg und Stettin nach Kolberg. Dort begab er sich in den Dienst des Kommandanten Lucadou .Am 8. November forderte ein französischer Unterhändler vergeblich die Kapitulation von Kolberg. Schill unternahm Streifzüge um die Versorgung von Kolberg zu sichern. ES kam zu einem Gefecht gegen eine badische Einheit, die Schill mit 20 Männern für sich entscheiden konnte. Dafür verlieh ihm Friedrich Wilhelm III. den Orden Pour le Merite. Anfang 1807 warb Schill im offiziellen Auftrag um Freiwillige. Im Februar war es eine Truppe von 1.300 Mann, darunter 450 Reiter. Diese verwickelten französische Truppen immer wieder in Scharmützel. Napoleon befahl am 23.Januar die Einschließung und Eroberung von Kolberg. Schills Freischärler mussten Niederlagen wie bei Stagard hinnehmen, verteidigten Naugard 2 Tage gegen eine militärische Übermacht. Es kam sogar zu einer Beschwerde des belagernden französischen Kommandeurs Teulie`an Lucadou betreffs einer „bande de brigands“ über Teile der Kolberger Streitkräfte. Damit meinte er die Schillsche Freischar. Diese führte unbekümmert Ausfälle gegen die belagernden Franzosen durch. Kommandant Lucadou ließ Schill kurzzeitig arretieren. Jedoch Schill genoss bei der Kolberger Bevölkerung hohes Ansehen und so musste er baldigst freigelassen werden. Am 19. März zogen die napoleonischen Truppen nach Stralsund ab. Zuvor hatte Schill bei einem Aufenthalt in Stralsund mit schwedischen Generälen über ein gemeinsames Vorgehen gegen den Feind verhandelt. Schwedischen Truppen gelang es am 1. April die vor Stralsund lagernden napoelonischen Streitkräfte zurückzuwerfen. Schill nahm am 12.April in Schweden an einer Unterredung zwischen König Gustav IV. und einem preußischen Diplomaten teil. Das Ergebnis war die Errichtung eines Allianzheeres auf der Insel Rügen. Am 16.April schlugen die Franzosen die schwedischen Truppen bei Anklam. Es kam zum Waffenstillstand und einer verstärkten Belagerung von Kolberg. Am 30. April übernahm Neidhardt von Gneisenau das Kommando von Kolberg und damit die Ablösung von Lucadou. Schill und der Bürgerrepräsentant Nettelbeck führten Beschwerde gegen den abgelösten Kommandanten. Gneisenau verfasste an Friedrich Wilhelm III. ein Schreiben, indem er die Disziplinlosigkeit der Schillschen Freischärler kritisierte. Schill wehrte sich gegen diese Kritik und verstärkte die Truppen auf der Insel Rügen. Am 24. Mai nahm Napoleon den strategisch wichtigen Hafen von Danzig ein und im Juni beendete Napoleon den 4.Koalitionskrieg in der Schlacht bei Friedland. Es kam zum Waffenstillstand zwischen Frankreich und Russland sowie Preußen Am 30. Juni wurde Schill auf Rügen zum Major befördert. Am 1. Juli wurden die letzten Gefechte des Krieges um Kolberg ausgetragen und die Festung hielt sich trotz verstärkter Truppenpräsenz der Belagerer. Am 6. Juli 1807 versuchte Königin Luise vergeblich Napoleon annehmbarere Friedensbedingungen für Preußen abzuringen. Am 14.Juli räumte Gebhard Leberecht von Blücher und auch Major Schill Schwedisch – Pommern. Mit dem Frieden von Tilsit, am 9.Juli verlor Preußen fast 50% seines Territoriums und seiner Bevölkerung. Am 25.Juli wurde Gerhard von Scharnhorst Chef des Generalstabs und verantwortlich für die militärische Reform. Schill hielt sich mit Generalgouverneur Blücher in Treptow auf. In die reformierte preußische Armee wurden 2 ursprüngliche Freischaren übernommen. Eine davon war das „ Von Schillsche leichte Infantrie – Bataillon“ mit ca 1.200 Mann. Am 18. August wurde das Königreich Westfalen per Dekret Napoleons geschaffen und sein Bruder Jerome König. Es sollte ein Modellstaat werden, mit Aufhebung der Leibeigenschaft, Gleichberechtigung der Juden u.s.f.. Jedoch seine Steuer- und Zollpolitik und die Verschwendungssucht des „Königs Lustig“ standen dem entgegen. Die Schweden mussten Stralsund räumen und die Franzosen zogen ein. Eine Beförderung Schills durch Gneisenau lehnte Schill ab, da ihm die notwendige Bildung fehle. Im Frühjahr 1808 lernte Schill seine künftige Verlobte kennen. Sie war die 17 jährige Tochter Elise des Generals Ernst von Rüchel und lebte auf dem pommerschen Gut Haselau. Schill wurde als Held verehrt und er reiste auf Einladung zu einer Audienz an den Königsberger Hof. Er unterrichtete dort die Prinzen Friedrich Wilhelm und Wilhelm in Taktik. Königin Luise schenkte ihm eine rote Brieftasche mit der Widmung: „Für den braven Herrn von Schill, Königsberg, den 21. May1808 Louise“. Hier trat er dem Tugendbund bei, einer patriotischen Vereinigung, die dass möglichst schnelle Ende der napoleonischen Fremdherrschaft und ein wiedererstaktes Preußen zum Ziel hatte. Scharnhorst, Gneisenau und Kriegsrat Rippentrop waren führende Persönlichkeiten des Bundes. Mit Billigung des preußischen Königs sollte Major von Schill Aufstände in Pommern und im Königreich Westfalen vorbereiten. Am 24.November entließ Friedrich Wilhelm III. Freiherr Heinrich, Friedrich, Karl von Stein. Napoleon diesen zum Feind und zum Tode verurteilt, da von Stein gegen die Fremdherrschaft konspirierte.. Am 10. Dezember zog Major Ferdinand von Schill, unter dem Jubel der Menschen, an der Spitze preußischer Truppen in Berlin ein. Eine Woche zuvor hatten die Franzosen Berlin geräumt. Friedrich Wilhelm III. möchte ohne russische Mitwirkung keinen Krieg gegen Frankreich wagen. Schill beklagte das und Scharnhorst gab ihn zu verstehen, das Zeichen abzuwarten. Frankreich war währenddessen in schwere Kämpfe in Spanien verstrickt. Am 25. Februar schlossen der Erzherzog von Österreich und Friedrich Wilhelm von Braunschweig – Oels die Wiener Konvention, welche die Rückeroberung des Königreich Westfalen zum Inhalt hatte. Der Berliner Stadtkommandant Chasot und Schill entschieden den ersten Schlag zu führen. Friedrich Karl von Katte und Eugen von Hirschfeld wurden beauftragt Magdeburg zu überfallen. Es sollte der Auftakt der Volkserhebung werden. Die Eroberung scheiterte jedoch, da die französische Besatzung im Vorfeld gewarnt wurde und zahlreiche Freischärler wurden inhaftiert oder hingerichtet. Am 9. April erklärte Österreich Frankreich und Bayern den Krieg. Diesen verloren die Österreicher und damit auch Westfalen. Der preußische König, sendete eine Brief an Chasot und Schill und befahl deren Aufbruch nach Königsberg. Die westfälische Regierung hatte beide der Konspiration beschuldigt. Am 27. April empfing Schill einen Brief von Scharnhorst, der wohl folgenden Inhalt hatte: „Der König schwankt, Schill, ziehen Sie mit Gott“. Am 28. April verließ Schill mit dem zweiten Brandenburgischen Husarenregiment Berlin und es begann der Freischärlerfeldzug gegen Napoleon und das Königreich Westfalen. Während einer ersten Ansprache hielt er das Geschenk der Königin Luise mit den Worten in die Höhe: “Dieses Gnadenbeweises will ich mich würdig erweisen“. Sie überquerten am 1. Mai die Elbbrücke vom Wittenberg, zogen nach Dessau und dort wurde die Schrift gedruckt und verbreitet: „An die Deutschen“, ein Aufruf zum Widerstand gegen Napoleon. Über Halle ging es nach Bernburg. Dort erwartete ihn ein Brief des Berliner Kommandanten Lestocq, der ihn aufforderte umzukehren und sich einer Strafe zu stellen. Schill war fast gewillt diesem Befehl zu folgen, zumal das Volk den Aufstand nicht so unterstützte. Jedoch Adolf von Lützowder spätere Freikorpsführer überzeugte Schill am Ziel festzuhalten. Schill fasste darauf den Entschluss, das seit 1807 französisch besetzte Stralsund einzunehmen und dort einen festen Stützpunkt zu errichten. Am 5. Mai kam es bei Dodendorf zu Gefechten zwischen 1.100 westfälischfranzösischen Infanteristen und ca 500 Schillschen Husaren. Dabei wurde der Schillsche Offizier Stock, der die Gegner zum Überlaufen bewegen wollte erschossen. Ein erbitterter Kampf entbrannte. Schill verlor 72 Mann und der Gegner um 300. König Jerome Bonaparte setzte darauf 10.000 Franc Kopfgeld auf Schill aus. Unbeirrt zogen die Schillschen Freischärler über Arneburg die mecklenburgischen Grenzfestung Dömitz einnehmend, in Richtung Küste und besetzte Rostock. Zwischenzeitlich befahl Friedrich Wilhelm III. die Schillschen Freischärler vor ein Militärgericht zu stellen. Am 21./22. Mai besiegten die Österreicher die Armee Naopleons, beim Versuch bei Aspern (nahe Wien) die Donau zu überschreiten. Große Verluste waren auf beiden Seiten zu beklagen. Am 24. Mai trafen die Schillschen bei Damgarten auf mecklenburgische Verbände und polnische Ulanen. Es gelang Schills Freischärlern jedoch durch eine Taktik ein leichter Sieg. Zahlreiche mecklenburgische Soldaten liefen über. Am 25. Mai rückten die Schillschen Verbände in Stralsund ein. 50 französische Artilleristen leisteten erbitterten Widerstand. Nach deren Kapitulation wurden die Franzosen in den Hof des Zeughauses gedrängt und dort fast alle niedergestreckt. Danach machten die Schillschen Jagd auf französische Zivilisten und bestimmte Stralsunder Bürger: „Etliche werden verprügelt, mindest 2 getötet. Manche können geschützt von beherzten Bürgern, auf Dachböden und in Kellern untertauchen“. Schill konnte den Chef der Zivilverwaltung vor der Lynchjustis retten Sein Sekretär jedoch wurde erschlagen. Schill befahl die geschleiften städtischen Wehranlagen zu erneuern. Dazu wurde die Bevölkerung, umliegender Gegenden, auch von Rügen mit herangezogen. Verantwortlich war der ehemals schwedische Offizier Petersson. Am 27. Mai berief Schill die Rügensche Landwehr nach Stralsund und drohte jedem der fernblieb mit der Todesstrafe. Währenddessen stach Bärsch, mit der aus Dömitz eingetroffenen Truppe Francois mit 19 Schiffen von Warnmünde aus in Richtung Rügen in See. 2 Schiffe wurden allerdings durch niederländische Soldaten im Hafen geentert. Bei Wismar vereinten sich die niederländischen Verbände Henry Gratiens mit dänischen Truppen unter General Ewald. 5.000 Mann standen 1.300 Schillschen Kämpfern gegenüber. Am 30. Mai kam es zu Meinungsverschiedenheiten unzufriedner Offiziere unter Führung von Leo von Lützow und Major von Schill. Schill wollte Stralsund halten. Lützow verließ die Truppe. In der Nacht zum 31. schrieb Schill einen Brief an Erzherzog Karl von Österreich mit der Bitte seine Truppen durch einen Vorstoß in das Elbtal zu entlasten. Am 31. Mai gegen 9.00 Uhr erreichten erste dänische – niederländische Verbände Stralsund. Diese begannen das Triebseer Tor zu attackieren. Gegen Mittag erfolgte der Hauptangriff über das gegenüber liegende Knieper Tor. Die Streitmacht Ewalds und Gratiens brachen den Widerstand. Die Rügensche Landwehr, von Schill zur Wehrbefohlen, floh als Erste. Es entbrannte ein ungleicher Straßenkampf, der noch eine gute Stunde andauerte. Schills Befehl Stralsund in Brand zu stecken kam nicht mehr zur Ausführung. Schill kam wenig später in der Fährstrasse am Schildsood durch die Gewehrkugel eines holländischen Soldaten zu Tode. Würdelos, ausgeplündert und entkleidet trug man seinen Körper auf Gewehren zum Rathaus und lege ihn unter die Arkaden auf eine Fleischbank. Hier ließ man ihn bis zur Identifizierung liegen. Diese wurde durch die herzoglich – mecklenburgischen Leutnants Carl von Restorff und Carl Martins, dem ehemaligen Quartierwirt Schills Curt von Parsenow und dem Polizeibeamten Carl Magnus Fink vollzogen.Ein amtliches Dokument wurde in französisch und deutsch verfasst. Dann brachte man den Leichnam in das Haus des Stadtchirurgen Schumacher. Auf Befehl des Generals Grantien trennte der holländische Oberstabsarzt Genoux das Haupt Schills vom Rumpf. Der Kopf wurde in ein Gefäß, das mit Weingeist gefüllt war, getan und als Trophäe an König Jerome von Westfalen gesandt. Dieser hatte ja ein Kopfgeld ausgesetzt. 400 Freischärler unter dem Kommando Leutnant Brünnows retteten sich vor die Stadt und gerieten in Gefangenschaft. Brünning konnte für diese und für sich bei Gratien freien Abzug erwirken. Zuvor hatte er sich jedoch Gewissheit über das Schicksal Major Ferdinand von Schills verschafft. Der kopflose Leichnam von Schill wurde gegen 23.00 Uhr des 2. Juni auf einem Dungwagen auf den St. Jürgen-Friedhof in einer eiligst ausgehobenen Grube verscharrt. Der neue französische Kommandant Michelin hatte befohlen: “Er solle eingescharrt werden wie ein Hund“. Erst am 24. September 1837 wurde das Haupt durch deutsche Patrioten in Braunschweig beigesetzt, nachdem es jahrelang in einem Naturalienkabinett in Braunschweig aufbewahrt wurde. Bärsch mit seiner Flotte setze sich nach Preußen ab. Francois versuchte nach Schweden zu fliehen. Die drei Schiffe wurden von dänischen Kaperschiffen abgefangen. Das Schicksal seiner Gefährten endete für 14 Freischärler mit der Hinrichtung in Wesel/ Königreich Westfalen. Andere wurden zu langjährigen Haftstrafen und Zwangsarbeiten verurteilt. Die „Schwarze Schar“, das Korps des Herzog von Braunschweig-Oels eroberte noch Halberstadt. Es musste sich dann jedoch nach England absetzen. Am 10. August verurteilte ein preußisches Kriegsgericht unter Blüchers Vorsitz über 53 Schillschen Offiziere, die sich nach Preußen abgesetzt hatten. Die Urteile fielen sehr milde aus – kurze Kerkerhaft oder Freispruch. Ferdinand von Schill wurde vom Vorwurf der Desertion freigesprochen und Blücher warnte: „Übrigens erkläre ich jeden einen Schurken, der die Ehre des Verblichenen nach seinem Tode anficht“. Am 16. September verfügte ein Kriegsgericht auf Anweisung Napoleons das Todesurteil über 11 Schillsche Offiziere. Albert von Wedell wurde bei der ersten Gewehrsalve durch das Exekutionskommandonur verletzt. Bevor ihn die zweite Salve niederstreckte rief er: „Zielt besser auf das preußische Herz“. Am 1.November 1811 begnadigte Napoleon während eines Aufenthalts in Wesel 50 Kriegsgefangene und den 12. Schillschen Offizier Johann Zaremba. Erst der russische Feldzug des napoleonischen Heeres mit seiner katastrophalen Niederlage erweckte in Preußen den Mut der Menschen zum vereinten Widerstand. Nach dem Sieg in der Völkerschlacht bei Leipzig am 18. Oktober 1813, legten wiederum deutsche Patrioten heimlich gegen den Willen Friedrich Wilhelm III. eine gusseiserne Platte auf das Grab Schills in Stralsund. Die Aufschrift lautet nach Versen von Vergil auf lateinisch: Großes gewollt zu haben ist groß. er sank hin durch das Schicksal. Am Gestade liegt der mächtige Rumpf. ward entrafft auch das Haupt, so ist doch der Körper nicht namenlos. Das Freikorps des Major Adolf von Lützow trug die schwarzen Uniform mit roten Aufschlägen und Vorstoß und goldenen Knöpfen mit folgender Symbolik:“ Aus der Schwärze( schwarz ) der Knechtschaft, durch blutige(rot) Schlachten, ans goldene(gold) Licht der Freiheit“. Zu ihnen gehörte der Dresdner Dichter Theodor Körner. Seinen Sinn fasste er in die Zeilen: „Geist unseres Ferdinand, voran dem Zug!“ Die Burschenschaften des 19. Jahrhunderts setzten in ihren freiheitlichen Bestrebungen die Farben schwarz, rot, gold auf ihre Fahne. 1848 führte die schwarz – rot – goldene Trikolore das nach Freiheit strebende Volk an, deren Werte immer aufs Neue erkämpft und verteidigt werden müssen. Die Farben der Trikolore sollten uns heute und zukünftig Achtung, Mahnung, Vision und Wachsamkeit suggerieren. Rügensche Männer des 19.Jahrhunderts, wie Ernst Moritz Arndt oder Arnold Ruge unterstützten offen den Drang nach Freiheit, Gerechtigkeit und die Schaffung einer einheitlichen deutschen Nation. 1812 dichtete Ernst Moritz Arndt „Das Lied von Schill“. O Stralsund, du trauriges Stralsund! In dir geht das tapferste Herz zu Grund, Eine Kugel durchbohret das treueste Herz, Und Buben sie trieben mit Helden Scherz. * Sie schnitten den Kopf von Rumpf ihm ab und warfen den Leib in ein schlechtes Grab, Da schläft er nun bis an den jüngsten Tag, Wo Gott ihn zu Freuden erwecken mag. Erst 1862 weihten die Stralsunder ein Grabdenkmal für Schill in Stralsund ein. Der Freund und Adjutant Schills, der mittlerweile 84 jährige Georg Bärsch sandte zu diesem Ereignis folgende Verse: Zum 31. Mai 1862 Ein Denkmal Dir, der Freiheit ächtem Sohn! Jetzt steht es da, ist`s lange auch geblieben! Vermodert wärst Du und vergessen schon, Hätt`st Du mit Herzblut Dich nicht eingeschrieben! Jede nachfolgende Epoche nutzte Schills patriotische Gesinnung für Ihre Zwecke aus und bestimmt nicht immer in seinem Sinne. Geblieben ist die 3. Strophe, das Lied der Deutschen. Sie beginnt mit den Worten: “Einigkeit und Recht und Freiheit…“. Den Text schrieb August Heinrich von Fallersleben 1841 auf Helgoland. Die Melodie verdanken wir Joseph Haydn, der sie bereits 1796/97 in Wien als Kaiserlied komponierte. Schill steht heute wieder für Unbeugsamkeit und Freiheit im guten Sinne. Am 31. Mai 1809 gaben mutige Männer ihr Leben für ein besseres Leben der Anderen! 200 Jahre später erinnern, forschen und bewahren wir das Vermächtnis Ferdinand Baptiste von Schill. Uwe Hinz Bibliographie: Ferdinand von Schill*Vossische Buchhandlung 1902, Für Freiheit – gegen Napoleon*Böhlau- Verlag 2009 Gedichte von Ernst Moritz Arndt* Weidmannsche Buchhandlung 1860, Bergen und die Zeit der Napoleonischen Kriege* Uwe Hinz Stadtbote Juni 2003, Bildatlas der Deutschen Geschichte* Bertelsmann- Lexikon 1999,Kulturhistorisches Museum Stralsund, Pommersches Landesmuseum Greifswald.