Das alte Törpin - Törpiner Forum eV

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SCHRIFTENREIHE DES TÖRPINER FORUMS E.V.
Törpin
Zur Geschichte Vorpommerns
Herausgeber
Helmut G. Pratzel
Unter Mitarbeit von
Ulrich Michael, Kurt Fischer, Kornelia Böttcher,
Gabriele Schwertfeger, Renate Deage, Karin Hinz
1
Herausgeber:
Univ.-Prof. Dr. Dr. Helmut G. Pratzel
Törpiner Forums e.V.
Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt:
I.S.M.H. Verlag
Törpin 13, D-17111 Sarow,
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Fax +49 (0) 39996 70137
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auszugsweise, behält sich der Verlag vor.
© Copyright 2010 by I.S.M.H. Verlag
1. Auflage Januar 2010
1
Inhaltsverzeichnis
Törpin als Filiale von Lindenberg .................................................... 3
Erzählung zu den Befreiungskriegen 1813/1814 ........................... 14
Alte Namen aus Törpin und der Gemarkung ................................. 17
Das alte Törpin ............................................................................... 18
Die Molkerei .................................................................................. 34
Die Beschreibung des Dorfes und der Bauernhöfe von Törpin im
Jahre 2005 ...................................................................................... 43
2
Törpin als Filiale von Lindenberg
Als Filiale von Lindenberg war Törpin durch die Kirche stark an Lindenberg gebunden. Lindenberg selbst war ein Staats-DomainenVorwerk und gehörte zum Amt Verchen. Die Herrschaft dieses Ortes
hatte auch Törpin untertänig gemacht. Lindenberg war einst ein
Schloss- und Hauptsitz der Familie Blücher, die 1334 genannt wurde,
dann gehörte es dem reichen Geschlecht der Familie Voß, das dort,
obwohl erst 1406 genannt, lange Zeit sesshaft war. Die Familie Voß,
die um 1300 reich begütert war, hatte ihren Hauptsitz in Wolde, eine
Nebenlinie hatte Sarow, Ganschendorf, Lindenberg, und Kentzlin in
ihrem Besitz. Nach der früheren Verfassung hatte die Dorfschaft Törpin auf dem Vorwerk Lindenberg Naturaldienste zu leisten.
Als Ersterwähnung für Törpin sind folgende Dokumente vorhanden:
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1424 kaufte Heinrich Voß zu Lindenberg von Achim Emerenus
in Törpin zwei Hufen für 60 Mark nach damaliger Währung.
1426 kauften seine Brüder Claus und Ewald Voß vier Hufen
von Vicke-Hube in Törpin.
1426 erstand Claus Voß die Besitzungen von Heine Mestorp in
Törpin.
1428 kaufte Heinrich Voß gemeinschaftlich mit seinem Bruder
Reimer einige Hufen und einen Kotten von Vicke-Hube in
Törpin.
1435 erstanden die vier Brüder einen Hof von Vicke-Hube in
Törpin für 78 Mark.
1486 kauft Heinrich Voß nochmals einen Kotten für 60 Mark
in Törpin.
1497 überließ Heinrich Voß seinen Anteil an Törpin pfandweise dem Marschall Lüdecke von Maltzan für 90 Mark.
So kommen ähnliche Verpfändungen an Pächtern von Heinrich Voß
bis zum Jahre 1502 noch häufig vor. Auch Hans Voß nahm von dieser
Zeit bis 1530 verschiedene Verpfändungen vor.
Joachim und Georg Voß zu Lindenberg und Kentzlin verglichen sich
1531 mit ihren Vettern Hans und Christoph Voß wegen einiger Lehen,
von denen die Besitzer verstorben waren. In diesem Jahre wurde am
Tage des Leichenbegängnisses der Herzog Georg von Christoph Voß,
3
dessen Vetter, in Folge eines Streites erstochen. Bald darauf soll das
Geschlecht der Voß ausgestorben sein.
Es ist mit Sicherheit anzunehmen, dass die Törpiner Bauern, soweit
sie schon fruchtbare Felder hatten, den Lindenberger Herrschaften
untertan waren. Bestimmt war nicht alles Ackerland so, wie man es
heute vorfindet. Es fanden sich immer wieder fleißige Menschen, die
Flächen rodeten und urbar machten und dann vielleicht auch zu ihrem
Besitz zählten. Die Geschichte in der Lindenberger Kirchenchronik
von Krusemarkshagen beweist, wie es in der Törpiner Nachbarschaft
ausgesehen hat. Ähnlich wird es auch hier gewesen sein.
Aus den Amtsbücher Verchen 1569 und 1590 von Willy Dumrath in
Thiessow Seite 57, Auszug: 23 ist eine Beschreibung des Dorfes Törpin 1569 und 1576 zu entnehmen.
1576 Beschreibung des Dorfes Torpin und den zugelegenen Hufen,
Kämpen, Wischen, Holten und aller thogelegenheit, auch die Grenzen
und Scheiden auf Bericht der nachbenannten alten Leute durch my
Henninck Wintherfeld auf das flitigeste angewirket) 1569, 1576 (1590
fehlt):
Die Berichte über die vorhandenen Hufen, Kämpen, Wischen, Holten
sowie Grenzen und Scheiden beruhen auf den Aussagen der folgenden
alten Leute:

Clawes Schmidt, ein Mann von 80 Jahren, hat 60 Jahre zu Törpin gewohnt.
 Olde Achim Dettloff, Mann von 70 Jahren, hat 33 Jahre zu
Törpin gewohnt.
 Jacob Schroder, ein Mann von 65 Jahren, hat 40 Jahre zu Törpin gewohnt.
Törpin bestand aus 36½ Hackenhufen, wovon 31 Hufen der Familie
Voß zu Lindenberg und Kentzlin gehörten davon die Kirchherrn die
Pacht und die Walsleben etliche Dienste haben. Die 36 ½ Hufen bewirtschaften folgende Leute und mit folgenden Abgaben:
Korte Clawes Wolder bei der Stege (beim See) 2 Hufen
Abgaben: 12 M. Pacht, 8 Schill. für 2 Topp Zehntflachs, 1 Schill. für 1
Rauchhuhn, 7 Schill. für 7 Morgen Acker, 10 Schill. Opfergeld für 1 Wort,
je 4 Scheff Bedekorn
Jung Achim Dettloff auf dem Barge (auf dem Berg) 2 Hufen
4
Abgaben: 12 M. Pacht, 8 Schill. für 2 Topp Zehntflachs, 1 Rauchhuhn oder
1 Schill., je 2 Scheff. Bedekorn, 1 Zehntlamm und den Witteltag.
Clawes Dettlow, 2 Hufen
Abgaben: 6 M. Pacht von 1 Hufe und 5 M. Pacht von 1 Hufe, 8 Schill. für 2
Topp Zehntflachs, 1 Schill.. für 1 Rauchhuhn, er gibt kein Bedekorn, was
bei den Vossens so gewesen ist.
Hans Köler, 2 Hufen
Abgaben: 10 M. Pacht, 8 Schill. für 2 Topp Zehntflachs, 1 Schill. für 1
Rauchhuhn, je 4 Scheff. Bedekorn, 1 Zehntlamm und den Witteltag auf
Walpurgis.
Henrik Borckwardt, 2 Hufen
Abgaben: 12 M. Pacht, 8 Schill. für 2 Topp Zehntflachs, 1 Schill. für 1
Rauchhuhn, je 4 Scheff Bedekorn, 6 Schill. für 1 wüste Wort, die bei ihm
liegt.
Michel Schroder, 2 Hufen
Abgaben: 12 M. Pacht, 8 Schill. für 2 Topp Zehntflachs, 1 Schill. für 1
Rauchhuhn, je 4 Scheff. Bedekorn.
Lange Clawes Wolder, 2 Hufen
Abgaben: 10 M. Pacht, sonst wie vorher.
Jacob Schroder, 2 Hufen
Abgaben: 10 M. Pacht, 8 Schill. für 2 Topp Zehntflachs, 1 Schill. für 1
Rauhhuhn, je 2 Scheff. Bedekorn, 12 Schill. Opfergeld noch für ein Wort.
Carsten Dettloff. 2 Hufen
Abgaben: 12 M. Pacht, 8 Schill. für 2 Topp Zehntflachs, 1 Schill. für ein
Rauchhuhn, je 4 Scheff Bedekorn.
Olde Achim Dettloff, 2 Hufen
Abgaben: wie vorher.
Michel Zarne, 3 Hufen
Abgaben: 19 M. Pacht von 2 Hufen, noch 5 M. für eine 1 Hufe, 8 Schill. für
2 Topp Zehntflachs von 2 Hufen, 1 Schill oder 1 Rauchhuhn, je 2 Scheff.
Bedekorn von allen 3 Hufen
Simon Wulf-Simon Glawe, 2 Hufen
Abgaben: 8 M. Pacht, 8 Schill. für 2 Topp Zehntflachs, 1 Schill. für 1
Rauchhuhn je 1 Scheff Bedekorn.
Clawes Schomaker, 2 Hufen
Abgaben: 11 M. Pacht,1 Rauchhuhn oder 1 Schill., 20 Schill. Hühnerpacht
von 2 Worden, 8 Schill. noch von 1 Wort. kein Bedekorn und kein Zehntflachs.
Clawes- Wulff-Clawes Glawe, 1 Hufe
Abgaben: 6 M. Pacht, 1 Rauchhuhn.
Jacob Zölicke, (1576 neu), 3 Hufen
Abgaben: 18 M. Pacht, 1 Rauchhuhn, je 2 ½ Scheff. Bedekorn.
Achim Helle, 2 WaIsleben - oder Kerkenhufen
Abgaben: dem Kirchturm zu Rellin alle Pacht an Geld, aber kein Zehntflachs. Rauchhuhn und Bedekorn.
Hans Borchwardt, 2 WaIsleben - oder Kerkenhufen
5
Abgaben: wie vorher.
Lange Clawes Woller, 1 Walsleben - oder Kerkenhufen
Abgaben: wie vorher.
Jacob Schroder, ½ WaIsleben - oder Kerkenhufen
Abgaben: wie vorher
Einen weiteren großen Acker, der nicht zu den anderen Hufen gehört,
haben die Bauern unter sich geteilt und geben insgesamt alle Jahre für
die 42 ½ Morgen folgende Pacht: 17 M. 16 Schill., nämlich
Michell Schroder, 2 ½ M. 4 Schill.
Olde Achim Dettloff, 3 ½M 4 Schill.
Korthe Clawes Wolder, 2 ½ M 4 Schill.
Clawes Dettloff, 3 M
Jacob Boldeke, 2 M
Simon Wulff – Glaue, 3 ½ M. 4 Schill.
Abgaben für die Katen in Törpin:
Achim Helle, 1 Katen, 1 Wort, ist die Schiede
1 ½ M. Pacht, 1 Rauchhuhn, 18 Schill. noch ein Wort
Hans Borchwardt, 2 Worde, Kotze
2 ½ M. Pacht, 1 Rauchhuhn, 5 Schill. Opfergeld.
Achim Schroder, 1 Katen, 1 Wort
1 M. Pacht, 1 Rauchhuhn, noch 5 Hühner oder 5 Schill.
Clawes Schmidt, 1 Katen, 1 Wort
1 M. Pacht für 16 Hühner, 1 Rauchhuhn. noch 6 Schill. oder 6 Hühner
Achim Peterow, 2 kleine Worde
1½ M. Pacht oder 24 Hühner, 1 Rauchhuhn.
Achim Steffen(?)- Achim Glaue, 1 Katen, 2 Worde
1½ M. Pacht oder 24 Hühner, 1 Rauchhuhn, noch 6 Schill. oder 6 Hühner.
Michel Schroder, 1 Katen, 1 Wort
18 Schill. Pacht, 1 Rauchhuhn, 1 Wort im Register zum Opfergeld gerechnet.
Hinrik Borchwardt. 1 Katen, 3 kleine Worde
30 Hühner oder 30 Schill. Pacht, 1 Rauchhuhn.
Michel Schoder, 1 Katen, 1 Wort ist Wüste
8 Hühner oder 8 Schill. Pacht, 1 Rauchhuhn, auf diesen Katen kann sich
niemand aufhalten, die Wort ist größtenteils mit Wasser beflossen.
Alle Hufen und Katen geben alle Jahr 10 Lämmern, 1 Zehntlamm und
den Witteltag.
Das Dorf gehört m.g.h. mit aller Gerechtigkeit. Ein Sehe, hart am Dorfe gelegen,
kann 3 Clyppen thogewende. Ein langer schmaler Sehe, beim Weg nach Lindenberg
von 2 Klippen tögen. Noch daselbst ein kleiner runder Sehe von 1 Klippe toge. Noch
sind etliche Sölle mit Karrutzen und Slie. An Wischen ist wenig zu den Hufen bele-
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gen, nur was sie aud dem stubbengang an Hau mähen. Ein Holz, die Borthken Kauel
genannt, dartin große Ecken und Bockenholdt, ist ungefähr 4 Morgen lang vorlängst
dem See und 1 Morgen breit. Ein Ellenholdt, dat Bornebrock genannt, ist ungefähr
½ Morgen lang und breit. Weide ist nicht sonderlich vorhanden.
Die Grenze und Feldscheide von Törpin geht an bei der Rodenbecke zwischen
Gehmkower und Törpiner Feld, den grauen (Graben) entlang bis auf den Hohenbrink zu den drei Steinen, die das Gehmkower, Sarower und Törpiner Feld scheiden,
von den drei Steinen nach dem großen Rothsoll twars durch auf die andere Seite
Sarows, wendet ant lange Soll, von da an bis ans Hanensche Feld in die Seekuhlen,
wendet wieder ins Hanensche lange Soll, da gehr die Scheide mitten durch, wendet
dann ans Barenbrock, ins Hagensche Feld, nur wenig zu Törpin gehörig, weiter an
Dankwardsbrock, wendet auf den Stubbendick, von demselben vorlängst den Lindenbergschen Hohenholt ant lange Soll vor Borteken Kavel über durch den Ridderstall in die Lindenbergsche Molenbecke, dieselbe entlang durch den Gehmkower
Dick bis an die Rodebeke. (A1, A.2).
Die Familie Schlorff, deren Acker unmittelbar an Krusemarkshagen
grenzt, ist im Familienbesitz laut Urkunde seit 1707. Wenn auch heute
keine schriftlichen Unterlagen vom Hof der Familie Schlorff existieren, so ist anzunehmen, dass auch dieser Hof eine Erbverschreibung
der Königlichen Majestät von Preußen war.
Abbildung X: Erbguthof in Törpin
Abb. X zeigt den ältesten Erbguthof in Törpin. Der Hof ist nach den
Kirchenbüchern seit 300 Jahren im Besitz der Familie Schlorff.
Tabelle: Die Einwohner von Törpin im 17. Jahrhundert
Schröder ,Claus, Vollbauer, Schulze, Untertan
Holl, Christian, Vollbauer, Untertan
Koßbad, Christian, Pensionarius, Verwalter
Schlorff, Michael, Halbbauer
Schlorff, Martin, Halbbauer
Schumacher, Peter, Vollbauer
Nils, Tur, Leinenweber
Rump, Claus
Peters, Joachim, Leinenweber
Köster, Michael, Halbbauer
Schlottmann (Slytman), Georg, Pfarrbauer
Fritz, Michael, Einlieger, Untertan
Schlorf, Martin, Halbbauer
Anders, Christian, Bauer
Kalsow, N.N, Einlieger
In Törpin wohnten noch ein Kuhhirt und ein Schweinehirt.
7
Das Dorf Törpin wurde 1779 von Brüggemann und 1865 von Berghaus beschrieben. Dort heißt es: Törpin, ein slawisch-wendisches zum
Amt Verchen gehöriges Dorf von 79 Feuerstellen mit 701 Einwohnern
liegt 1 1/2 Meilen von Demmin südöstlich, etwas hoch im freien Felde
an einem See, welcher den Namen des Dorfes führt, hat 10 Bauern, 2
kleine Gaststätten, 9 Büdner, 1 Schulhaus, 1 Schmiede, eine Kirche,
welche eine Tochter der Lindenberger Mutterkirche ist, und grenzt an
die Dörfer Sarow, Altenhagen, Lindenberg, Hasseldorf und Gehmkow. Zur Gemeinde Törpin gehört der Hof Schmoock, welcher im
Jahre 1827 angelegt worden ist und aus zwei Feuerstellen mit 18 Einwohnern besteht. Im Acker liegt ein kleiner runder See von etwa 15
Ruten im Umkreise, in welchem man mit der längsten Leine keinen
Grund gefunden hat.
Dem Kirchenbuch der Parochie Lindenberg, zu der die Kirchengemeinde Törpin lange Jahre gehörte, wurden einige Eheschließungen
entnommen: Auszüge aus dem Kirchenregister des 18. Jh. der Parochie Lindenberg, zu der Törpin als Filiale gehörte: Copuliret I:
5. November 1796: Der Knecht in Törpin, Franz Christian Schlorff, des daselbst
verstorbenen Bauern Fritz Schlorff jüngster Sohn mit Anne Dorothea Albrecht, des
Bauern Johann Albrecht in Törpin älteste Tochter, und der Knecht Christian David
Schüler, des Hirten in Törpin Philip Schüler ältester Sohn, mit Frl. Cathrine Magarete Albrecht, des Bauern Johann Albrecht in Törpin jüngste Tochter.
12. November 1796: Der Knecht Johann Christoph Mau aus Zolkendorf mit Fräulein Christine Sophie Köpzen, des Einwohner in Törpin Christian Köpzen älteste
Tochter.
19. November 1796: Der Knecht in Törpin, David Christoph Hermann, des zu Gartz
auf Rügen verstorbenen Schuster Friedrich Hermann zweiter Sohn, mit Fräulein
Sophie Elisabeth Meßmann, des Bauern in Törpin Jochen Friedrich Meßmann älteste Tochter.
6. Mai 1797: Der Bauer in Törpin, Johann Michel Schlorff, mit Fräulein Elisabeth
Frehse, des verstorbenen Schulzen in Törpin Johann Frehse dritte Tochter.
19. Mai 1797: Der Witwer Michel Baumann in Törpin mit Fräulein Marie Dorothea
Kintzeld aus Bollentin.
17. Oktober 1797: Der Schuster in Törpin, Carl Mathias Lorentz, mit Fräulein Marie Dorothea Kater des Bauern Christoph Kater in Törpin älteste Tochter sowie der
Knecht in Törpin, Johann Martin Meßmann, mit Fräulein Christine Sophie Kater
des obigen zweite Tochter.
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23. November 1797: Der Knecht Christian Michels in Törpin, aus Sarow gebürtig,
mit Anna Elisa Schlorff, des Wilhelm Schlorff in Törpin nachgelassene Tochter.
10. Februar 1798: Der Bauer in Törpin, Friedrich Michel Schlorff, ein Witwer mit
Dorothea Grapentin, des zu Kaslin verstorbenen Johann Grapentin jüngste Tochter.
10. Februar 1798: Der Johann Michel Schröder in Törpin mit Fräulein Chatarina
Sophie Schlorff des Bauern Michel Friedrich Schlorff älteste Tochter.
1. September 1798: Der Schmiedegeselle in Törpin, Carl Johann Heinrich Danzert
aus Seltz, mit Anna Sophie Rumpen, Tochter vom Schmied in Törpin.
13. Oktober 1798: Der Knecht in Törpin, Joachim Diedrich, mit Fräulein Marie
Dorothea Purat, des in Törpin verstorbenen Einlieger Johann Purat Tochter.
26. Januar 1799: Der Hirte in Törpin, Joachim Friedrich Pählgrim, ein Witwer, mit
Cathrina Pröert, verwitwete Hachten (Stachten).
19. Oktober 1799: Der Knecht Johann Christian Friedrich Schröder, des in Törpin
verstorbenen Soldaten Christian Schröder einziger Sohn, mit Fräulein Cathrine
Elisabeth Kater, des Bauern Christoph Kater in Törpin dritte Tochter.
9. November 1799: In Törpin copuliert Johann Joachim Kortmann, des zu Reckwitz
verstorbenen Michel Kortmann nachgelassener jüngster Sohn mit Marie Christine
Schlorff, des in Törpin verstorbenen Schulzen Christian Schlorff einziger Tochter.
11. Oktober 1800: Der Knecht Christian Friedrich Purath, des in Törpin verstorbenen Johann Purath ältester Sohn, mit Fräulein Anna Friederice Schönen.
18. Oktober 1800: Der Knecht Christoph Heinrich Graupmann, des zu Pauensdorf
verstorbenen Statthalter jüngster Sohn mit Jungfrau Marie Dorothea Peter, des in
Törpin verstorbenen Häuslers Johann Peter älteste Tochter.
1. November 1800: Der Schneidergeselle Christian Friedrich Anders, des in Kaslin
verstorbenen Johann Anders einziger Sohn, mit Christine Dorothea Schrammer, des
Webers in Törpin Johann Schrammer zweite Tochter.
(Seite 10 bis Seite 16, bezieht sich auf die Stein-Hardenbergsche Reform)
An einem Beispiel soll nun eine Hofübergabe gezeigt werden. In Törpin war der Königsbauer P. seines Hofes entsetzt worden. Das königliche Amt Verchen, zu dem Törpin gehörte, hatte dafür den Knecht
Johann Freese zum Wirt ausersehen und ihm am 16. September 1768
den Hofbrief ausgestellt.
Nach der genauen Bezeichnung der Gebäude, von denen ausführlich
festgestellt wird, dass sie sämtlich seiner königlichen Majestät gehören, und der bis ins einzelne gehende Aufführung der lebenden und
toten Hofwehr, heißt es im Hofbrief weiter:
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„Hierführ entrichtete der Wirt dem Königlichen Amte jährlich:
2 Taler 4 Gr. 6 Pf.,Dienstgelder
4 Taler, Braupacht
13 Gr. 6 Pf., Heide Miete
und dient überdies nach Vorschrift des Kgl. Dienst-Reglements bei dem Vorwerk:
Lindenberg in natura liefert 1 Gans, 2 Hühner, 20 Eier, lässt 12 Pfund Hede spinnen,
trägt die Contribution und Kavallerie-Gelder; gibt dem Pastor, Küster, Schmiede
und Hirten das Ihrige, wie er auch die vorfallenden Pass-, Marsch-, und Burgfuhren
verrichten muss“.
Da nun der Wirt Johann Freese alles dieses ferner zu praestieren (leisten) an gelobt
hat, so ist derselbe ernstlich ermahnt, seiner Königlichen Majestät getreu und untertänig zu sein, dem Kgl. Amte allen Gehorsam zu leisten, fleißig zu beten, seine
Praestanda (Leistung) jedes Mal zur bestimmten Zeit richtig abzuführen.
Die Äcker und Gebäude in beständig gutem Zustand zu erhalten, zu dem Ende weder Stroh, Heu noch Mist vom Hof zu veräußern, auf Feuer und Licht genau acht zu
haben, mit seinen Nachbarn schied- und friedlich zu leben, gehorsam und ordentlich
Wehrsmann gebührt. Dahingegen derselbe von Seiten des Kgl. Amtes in allen Dingen sich Schutz und Beistand zu versprechen hat".
Wie viele Höfe in Törpin durch Hofbriefe übergeben wurden, lässt
sich kaum noch feststellen. Ein Hofbrief, wie schon erwähnt, liegt
noch in der Erstausfertigung bei der Familie Wiese in Sarow vor. Dieser Hofbrief, bezeichnet als Erbverschreibung, für den Bauern Johann
Meßmann zu Törpin, Amt Lindenberg, wurde in der Verhandlung am
04. Mai 1800 ausgestellt. In einer weiteren Verhandlung am 31. Dezember 1817 erfolgt ein Besitzerwechsel. Der Bauer Joachim Christian Arndt besiegelte durch drei Kreuze den neuen Vertrag. Gleichzeitig
unterzeichnete er auch die Ablösung der Bau- und Burgdienste. Die
Aushändigung des Vertrages erfolgte am 26. Februar 1818.
In demselben Jahre: Törpin den 01. August 1818. „Zum heutigen Termin zur Übergabe des Ahrendschen Bauernhofes hier an den verabschiedeten Musketier Christian
Günther sind gegenwärtig der Bauer Joachim Christoph Ahrendt, dessen Ehefrau
Hanna Marie geb. Wulf, der Christian Günther und dessen Ehefrau, Sophia
Dorothea, geborene Ahrendt im Beistand seines Vaters des Bauern Johann Günther
zu Gatschow.
Zur Taxation derjenigen Vermögensstücke, welche die Ahrendtschen Eheleute den
Güntherschen Eheleuten pro taxa überlassen wollen, sowie zur Abschätzung des
Hofes, sind der Amtlandbevollmächtigte Wussow sowie die Schulzen Jahns aus
Hohenbollentin und Asmus aus Beggerow erschienen“.
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In dieser Verhandlung werden alle Details behandelt. Acker, Wiesen,
Heumahd, Getreideernte, Garten, Aussaat, der Viehbestand, Maschinen und sämtliche Hofgeräte. Alles ist in einem mehrseitigen Protokoll festgehalten. Forderungen, die noch von anderen Betrieben, zum
Beispiel: Mühle, Schmiede u.s.w. vorhanden sind, werden schriftlich
aufgeführt und vom neuen Besitzer anerkannt und übernommen.
Aus einem anderen Dokument wird ersichtlich, dass am 11. Juli 1828
der Rezess der Gemeinheitsteilung in Törpin erfolgte, durchgeführt
von der Königlichen Generalkommission. In diesem Rezess wird der
Hof Günther mit Hofflächen, Baustellen und allen dazugehörigen
Ländereien beschrieben. Das Original der Törpiner Gemeinheitsteilung wird beim Töpiner Forum e.V. verwahrt.
Für den Güntherschen Hof:
Hof und Baustellen: 82 Ruten
Garten: 1 Morgen, 100 Ruten
Acker und Wurthen: 193 Morgen, 56 Ruten
Wiesen: 6 Morgen, 138 Ruten
Unland: 6 Morgen, 40 Ruten
eine besondere Wiese: 22 Morgen, 70 Ruten
Summe: 230 Morgen, 126 Ruten
Am 1. April 1859 war eine Verhandlung vor dem Notar in Demmin.
Der Bauerngutsbesitzer Johann Christian Günther will seine Geschwister auszahlen. Nach einem Hofüberlassungsvertrag ist Johann
Christian Günther Besitzer des Bauernhofes seit 28. September 1857.
In dieser Zeit, auch noch um 1800 bis etwa 1850, waren unsere Vorfahren des Lesens und Schreibens unkundig. Nur ganz wenige Menschen beherrschten die Schrift. Weil dies so war, hatte man in allen
Dörfern Personen, die als Gerichts- oder Instrumentenperson anerkannt waren, an den Verhandlungen teilnahmen und den Unkundigen
attestierten und deren Legitimität beurkundeten.
Johann Christian Günther und dessen Ehefrau Friederike, geborene
Becker, unterzeichneten am 5. Dezember 1893 einen Überlassungsvertrag und übergaben dem 23-jährigen Bauernsohn den Bauernhof
(Band 1. Blatt 97 Nr. 9 des Grundbuches von Törpin).
Abbildung: Erbverschreibung für den Bauern Johann Mesmann zu Törpin Amt
Lindenberg jetzt Christian Friedrich Günther
11
Nachdem Seine Königliche Majestät von Preußen unser allergnädigster Herr, bei der
gegenwärtigen veranlassten Aufhebung und Verwandlung der Naturalhofdienste in
eine Geldabgabe, zur Verbesserung der Landeskultur, und Erweckung des Erwerbfleißes, zugleich die erb- und eigentümliche Überlassung der Ackerhöfe an die bisherigen Untertanen zu verordnen Sich bewogen gefunden, so sind im Gefolge des
Allerhöchsten Cabinet-Befehls vom 16ten Juli 1799 und des Rescripts eines Hohen
General-Direcktori vom 1sten August desselben Jahres mit den dienstleistenden
Unterhandlungen des Amts Lindenberg die desfalsigen Unterhandlungen eröffnet,
insbesondere solche mit der Dorfschaft Törpin unterm 28ten Februar 1800 zugelegt,
und ist hiernächst auf den Grund dieser, und des Approbations-Rescripts vom 21ten
Februar 1800 sowie der weiteren Verhandlung vom 4ten May 1800 dem Bauern
Johann Mesmann folgende Erbverschreibung erteilt worden.
§§ 1 wird Nahmens Seiner Königlichen Majestät von Preußen, Unsers, allergnädigsten Herrn, von Höchstdero Pommerschen Krieges- und Domänen-Kammer dem
Bauer Johann Meßman von Trinitatis 1800 an der bisher in dem Königl. Dorfe Törpin Amts Lindenberg inne gehabte Bauer Hof, nebst sämtlichen dazu gehörigen
Pertinentien, an Landung, Wiesen, Weide, Wurthen, Gärten, Hofstelle und Gebäuden, namentlich Haus, Scheune und Stall in seiner gegenwärtigen Lage und Beschaffenheit, im gleichen in seinen jetzigen unstreitigen Grenzen und Mahlern, und
mit allen demselben anklebenden Rechten und Befugnissen, auch nebst der darauf
befindlichen, bisher der Königlichen Majestät zugehörig gewesenen sämtlichen
toten und lebendigen Hofwehr hiermit zum Eigentum auf Erbpachtsrecht verschrieben und überlassen.
§§ 2 Entrichtet der Bauer Johann Meßman für die eigentümliche Erwerbung des
Erbpachtrecht auf vorbenannten Hof, nebst Zubehör, insbesondere mit lmbegriff der
Königlichen Hofwehr ein Erbstandsgeld von 425 Rthlr schreibe Vierhundertfünfundzwanzig Thaler in grobem Preußischem Courant zur Verchenschem Amts-Casse,
und zwar ein Viertel desselben mit Einhundert Sechs Thaler 6 vor der erb- und eigenthümlichen Übergabe des Hofes den alsdann verbleibenden Bestand von Dreihundert Achtzehn Thaler, Achtzehn Groschen aber, jährlich mit einem Achtel des
ganzen Erbstands-Geldes, folglich mit Drey und Fünfzig Thalern Drey Groschen bis
Trinitatis eines jeden Jahres, bis das voller Erbstandsgeld berichtigt worden, bey
Vermeidung der promptesten folglich auf den Grund gegenwärtiger Erbverschreibung zu verfügenden Executionen, und ist zur Sicherung des Erbstandgeldes verbunden, dasselbe bis zur Abzahlung, sogleich bey Berichtigung des Besitz-Tituls,
auf seinem Hof sub rubrica III zur ersten Stelle eintragen zu lassen.
§§ 3 Wird der Besitzer des Hofes von Trinitatis 1800 an von allen zum Amts Vorwerk Lindenberg bisher reglementsmäßig geleisteten Natural- Spann- und Handdienste für sich, seine Nachkommen und alle folgenden Besitzer des Hofes auf immer-währende Zeiten beantragt.
§§ 4. Für die Befreyung vom Natural- Dienst bezahlt der Besitzer und dessen Nachfolger im Hofe
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1) einen Zuschuss von 40 Thaler und bezahlt diesen Zuschuß von Trinitatis
1800 an, jährlich den gewöhnlichen vier Terminen in groben Preußischen
Courant an das Amt Lindenberg auf immerwährende Zeiten. Außerdem
entrichtet er auch ferner die bisher vom Hofe geleisteten DomainenPrästande jährlich in den geordneten Quartalen und Münz-Sorten, nämlich
2) Altes Dienstgeld 25 Thaler inclusive des vom Pächter bisher für ihn bezahlten Dienstgeldes a 22 Th. l9 Gr. 6 Pf.
3) An Pächter für die Naturalien auf dem jedesmaligen Anschlagpreises und
zwar gegenwärtig
für eine Gans
4 Thaler
für zwei Hüner
3 Thaler
für eine Stiege Eyer
2 Thaler
für zwölf Pfund Hede zu Sonnen
9 Thaler
Braugeld
4 Thaler
Summa an Domänen Prästandis
69Th. 28Gr.
An Kreiges-Prästandis, worunter Hufensteuer und Cavaleriegelder, Cöslinsche Hofgerichtsgelder, ordinaire und ertraordinaire Marschkosten, Magazin-, Korn- und
Fortificatonssteuergelder begriffen, nach dem approbierten jedesmaligen Contributions-Etat, und zwar nach dem gegenwärtigen 24 Th. 7 Gr. 1 Pf.
Summa aller baren Abgaben: 94 Th. 1 Gr. 1 1/11 Pf. schreibe: vierundneunzig Thaler ein Groschen und eineinelftel Pfennig.
Der Erbpachts-Bauer Christian Günther zu Törpin Amt Verchen hat erklärt, von
denen auf seinem daselbst belegenen Erbpachtshof Bauernhofe haftenden jährlichen
Domainen - Abgaben, den Betrag von 1 Thaler durch Zahlung eines Kapitals, welches den in der Verordnung vom 16. März 1811 vorgeschriebenen Grundsätzen und
nachträglich ergangenen Bestimmungen gemäß, auf zwanzig Thaler angeschlagen
ist, abzulösen.
Nachdem nun der genannten Erbpacht-Bauer Christian Günther auf den Grund des
Edicts des Hausgesetzes über die Veräußerlichkeit der Königlichen Domainen vom
6ten November 1809 und der angeführten Verordnung und Bestimmung zur Ablösung, und von ihm das ganze Kapital von zwanzig Thalern unterm 11ten April dieses Jahres vollständig zum Domainen und Veräußerungs-Fond der Haupt-Casse den
unterzeichneten Königlichen Regierung gezahlt werden, so wird derselbe nicht nur
über die geschehene richtige Zahlung hierdurch quittiert, sondern es werden ihm
auch alle Rechte und Vorzüge, welche der Fiskus selbst in Ansehen der oben verzeichneten Geldpräsentation an diesen Erbpacht-Bauernhof gehabt hat, dergestalt,
abgetrennt und übereignet, dass er von dieser Zeit ab darüber nach freier Willkür zu
verfügen berechtigt und mithin wohl befugt sein soll, solche in dem Hypothekenbuch löschen lassen wie denn überhaupt im Namen des Fiskus allen ferneren Ansprüchen und Forderungen, wegen jener abgelösten Geldpraestation zu Gunsten des
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Christian Günther und seiner Nachfolger im Besitz des in Rede stehende ErbpachtBauernhofes gänzlich hiermit entsagt, und dieser Hof für völlig und auf immer befreit von der Verbindlichkeit, die erwähnte Praestation dem Fiskus zu leisten, in
Kraft dieses erklärt wird. Urkundlich unter der geordneten Unterschrift und AmtsSiegel ausgefertigt. Stettin, den ten August 1827.
Befreiungs-Urkunde für Erbpachts-Bauer Christian Günther zu Törpin Amt Verchen.
Abbildung: Seite 16 Befreiungs-Urkunde?
Erzählung zu den Befreiungskriegen 1813/1814
Gleich vielen seiner Kameraden wirft sich Hermann Michael aus Törpin immer wieder den Franzosen entgegen, schlägt mit dem Kolben
auf die verhassten Eindringlinge. Er ist kein erfahrener Soldat, noch
vor einem halben Jahr stand der Vierzigjährige in seiner kleinen
Tischlerwerkstatt in Törpin. Dann riss auch ihn der große Freiheitssturm mit. Nach wenigen Wochen Ausbildung gingen die Landwehrmänner, unter ihnen Hermann Michael und andere Törpiner, in den
Kampf. Doch nicht nur in der Landwehr, auch in anderen Regimenten
kämpften Bauern, Kossäten und Handwerker aus Törpin. Vor sechs
Jahren z.B. hätte es so etwas noch nicht gegeben, denn da hatten diese
Männer noch kein Vaterland. Sie waren dem König oder einem Junker
untertan, und für einen Unfreien gibt es kein Vaterland.
Dann kam das Jahr 1810, das Oktoberedikt des Freiherrn von und zu
Stein wurde verkündet, die Erbuntertänigkeit aufgehoben. Für
Deutschlands Freiheit kämpften die schlecht bewaffneten und ausgebildeten Landwehrmänner vor den Toren Berlins.
Eine französische Angriffswelle löst die andere ab, aber die Landwehr
steht wie eine Mauer. Die Gewehre versagen im strömenden Regen,
dann geht es mit Bajonett und Kolben weiter. Die Sturmangriffe der
napoleonischen Elitetruppen werden zurückgeschlagen, und nun stürmen die Landwehrmänner mit Hurrageschrei vorwärts. Das hätten
sich die französischen Generäle nicht träumen lassen - diese kaum
ausgebildete Landwehr, die zum ersten Mal im Feuer steht, jagt die
französischen Soldaten, die auf allen Schlachtfeldern Europas siegten,
in die Flucht.
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Abbildung: Angriff des 1. Leibhusaren-Regiments unter Major von Sandrart auf die
Division Fournier bei Großbeeren am 23. August 1813
Berlin war gerettet, die Landwehr, eine wirkliche Volkstruppe, hat
gesiegt. Aber ihr Siegesweg war von vielen Toten gekennzeichnet.
Unter diesen Gefallenen befand sich auch Hermann Michael aus Törpin. Er zog für eine gerechte Sache in den Krieg und ließ sein Leben
für sie. Zwei Wochen später versucht Napoleons bester Feldherr, der
Marschall Ney, Berlin zu erobern. Bei Dennewitz stößt er auf die
preußischen Truppen der Nordarmee. Erneut sind es die Landwehr
und die anderen neugebildeten Regimenter, die den sieggewohnten
Franzosen eine völlige Niederlage bereiten. Unter den Opfern des Sieges sind wieder zwei Törpiner - Michael Friedrich Kater und Ernst
Fritz. Es sind junge Burschen, der eine 23, der andere 25 Jahre alt, die
hier ihr Blut für ihr Vaterland vergossen.
Die Truppen, die bei Großbeeren und Dennewitz ihre Feuerprobe bestanden haben, sind dabei, als die große Völkerschlacht bei Leipzig
den französischen Welteroberer aus Deutschland verjagt. Diese Truppen kämpfen auch in den letzten Schlachten in Nordfrankreich. Hier
wird ein weiterer Törpiner tödlich verwundet - George Wegner, er
stirbt am 25. Januar 1814 im Lazarett zu Utrecht.
Die Namen dieser vielen Gefallenen und die von weiteren zwölf Soldaten, die in den Befreiungskriegen 1813/14 mitkämpfen, findet man
in verwachsenen Schriften auf einer alten schwarzen Tafel in der Törpiner Kirche. Sie kämpften und starben für ihr Vaterland. Hundert
Jahre später zogen wieder Männer in den Krieg, angeblich wieder für
ihr Vaterland, wie sie glaubten. Diesmal verloren nicht nur vier ihr
Leben, das so genannte Kriegsdenkmal mitten im Dorf trägt die Namen von mehr als 15 Törpinern. Diese fielen nicht für ihr Vaterland,
sondern für eine schlechte Sache. Sie glaubten, für ihre Heimat zu
kämpfen, wir aber wissen es heute besser: Es gibt gerechte und ungerechte Kriege. Der Krieg 1914/18 gehört zu den letzteren.
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Abbildung: Kriegerdenkmal
Alte Namen aus Törpin und der Gemarkung
In der Zeit, in der die Törpiner Bauern mit ihren Knechten und Mägden das Dorf und die Felder und Flur bewirtschafteten, die Kühe auf
den Wiesen und Weiden hatten, entstanden viele der Namen. Die Namen der Ortsteile, Flurstücke, Teiche und Brüche kannte jeder Dorfbewohner von Kind an und konnte sich orientieren.
Gildeland (Gel- Ortsteil an der Törpiner Molkerei, nach Handwerland):
ker- oder Schützengilde genannt
Lange-Reihe:
Ein großer Ortsteil, kleinere Bauern und Büdner.
Hat eine Gaststätte mit KoIonialwarenhandlung
Dudden:
Zwei Häuser, die im rechten Winkel zueinander
stehen und von mehreren Familien bewohnt werden
(gegenüber von Reichheim). In der Geschichte von
Törpin auch „An der Bäk" genannt.
Tutow:
Gehöft von Erdmann Günther (heute Fischer).
Eierhof:
Gehöft abseits der Langen-Reihe, heute noch von
der Familie John bewohnt (ehemals auch Hirschner).
Rohrberg:
Die Kleinbahn fuhr über oder auch durch den Rohrberg.
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Ochsenpful
(Ossenpaul):
Teil vom Törpiner See von Jens Schwertfeger bis
zum Haus Giertz, wurde im Laufe der Jahrzehnte
eingeebnet und trockengelegt
Langer
See- auch Katharinenberg. Der ehemalige Molkereiweg
berg:
in Richtung Lindenberg führte mit einer tiefen
Schlucht durch das Gelände.
Schneiderberg: Ein Ortsteil von Törpin.
Hühnerberg:
Der Weg vom Schneiderberg zum ehemaligen Gehöft Schlorff, das auf dem Hühnerberg stand. Ein
Fußweg ging weiter über die Dorfscheide nach Krusemarkshagen.
Ilkberg
Ein Weg vom Schneiderberg, vorbei an dem Gehöft
von Bernhard Günther über den Ilkberg (hatte auch
eine tiefe Schlucht). Dann die Gehöfte von Paul
Fritz, Otto Anders, Hermann Kuckuck, Emil Kummerow in Richtung Krusemarkshagen.
Grüttberg:
In Verlängerung des Weges über den Grüttberg,
kreuzt den Weg von Krusemarkshagen zum Eierhof
und nach Fahrenholz, endet beim Gehöft Damaschke.
Binsen und
Beides sind Sölle in der Feldmark unmittelbar am
Gerkukle:
Gehöft von Walter Jahnke auf der Langen-Reihe
Torfkuhl:
Bruch im Winkel der Hauptstraße Altentreptow und
Abzweig Lange-Reihe (früher Torfstich)
Seeberge:
Die Seeberge vom Gehöft Schlorff in nördlicher
Richtung zum Läusebruch, welcher Anschluss zum
Törpiner See hat.
Brille:
Zwei Ackersölle in brillenartiger Form südlich von
Törpin
Das alte Törpin
Diese Geschichte „Das alte Törpin" schrieb die Tochter vom damaligen Doktor Saubert. Die Tochter, Eva muss 1899 geboren sein, war
auch verheiratet und ist 1993 in ihrem Wohnsitz in Westdeutschland
verstorben. Die Kinder der jüngeren Schwester Lottchen sind die Erben und Besitzer des Doktorhauses von Törpin.
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Wir hatten einen Berg, den Schneiderberg. Er war aus Lehm, mit Gras
bewachsen. Aus dem Lehm formte Glaser Bartels Backsteine, die ich
oft zum Trocknen mit aufgeschichtet habe. Diese Lehmziegel wurden
zum Bau von Nebengebäuden verwendet (z.B. Schuppen für Geräte
wie Hacken, Forken und Spaten). Sie wurden regelrecht vermauert
und dann geweißt. Wir Kinder machten uns im Schneiderberg Stuben
und wohnten dort, mit unseren Puppen und Spielzeug. Wir rutschten
auch auf dem Hosenboden eine Bahn herunter. Ach, und die gute Lina! Sie beguckte mich immer, wenn ich heimkam, erst von hinten
unten, dann gab's einen Klaps und einen Seufzer: „Wur soll ick den
Leim weder rutkriegen?!“ Musste eben bei der Wäsche geschrubbt
werden.
Am Fuße des Schneiderberges stand das Armenhaus. Es war durch
eine Längswand (besagte Lehmziegel) in zwei Hälften geteilt. Zwei
Familien lebten darin, um nicht wohnen zu sagen: eine Stube, ein Abschlag fürs Bett, eine Küche und ein kleiner Stall für die Ziege und
das Schwein. Ein Örtchen gab es nicht, dafür waren Dunghaufen und
Dornenhecke ausreichend.
Die eine Hälfte des Hauses bewohnte Frau Braß, die Großmutter von
Elisabeth Miltzow, (die die Gräber unserer Eltern besorgte). Sie hatte
einen Sohn -. Stiefsohn? - ich weiß es nicht - bei sich, der zuständig
war, unser „Goldlieschen" wie mein Vater sich ausdrückte - zu karren.
Kein anderer machte das. Frau Braß ging arbeiten, fütterte ein
Schwein und eine Ziege. Auf der anderen Seite wohnte Frau Anders
mit drei Töchtern: Liesbeth, Emilie und Hedwig. Liesbeth ging arbeiten und brachte auch Deputat für Ziege und Schwein mit. Emilie, Mile
Anders ging noch zur Schule. Die Kleine weiß ich nicht mehr. Einmal
in der Woche gab’s bei Anders Hering, zwei für vier Personen. Manchen Topf Essen mussten wir dahin tragen, die Mutter und die Kleine
waren schwindsüchtig.
Auf der anderen Seite des Hohlweges, der sich zwischen Dorf und
Schneiderberg erstreckte stand ein schönes Haus für zwei Familien,
einstöckig natürlich. An der anderen Seite wohnten Hagens, ihn habe
ich schon als Chaussee-Arbeiter beschrieben. Sie kämmte mir meine
Locken zu Zöpfen. Zwei Töchter hatten sie, Martha und Frieda: letztere heiratete einen Bauern, Martha diente erst bei uns, und nachdem
sie Manieren und Benehmen gelernt hatte, nahm sie eine Stelle in
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Hamburg an. Kam elegant in unser Dorf im Urlaub, sprach nur hochdeutsch und zog dabei immer die Spucke hoch, wie ich mich als Kind
ausdrückte. Beide Töchter waren älter als ich, bei ihnen habe ich
Schwarzer Peter und Würfelspiele gelernt. Ach, und Boddings (Butterbrote) mit Pflaumenmus gab es dort.
Hagens hatten einen großen Garten mit Obstbäumen und Blumen,
auch eine Scheune für ihre paar Morgen Acker.
Abbildung: Haus
Die andere Hälfte wurde von der Familie Kasdorf bewohnt. Er war
Zimmermann. Damals gab es keine Gelder für Ausfall, Schlechtwetter
oder ähnliches. So ging er im Winter, wenn der Bau ruhte, als Hausschlächter auf die Dörfer, Törpin, Sarow, Ausbau und Krusemarkshagen. Da Kasdorf auch etwas von Rademacherei verstand, besserte er
Deichseln, Räder und sonstiges von Erntewagen aus. Ihre Kinder hießen Erich (später Schmiedemeister in Törpin), Franz - weiß ich nicht
mehr, Elsbeth (Ihr Name gefiel mir so gut, so hieß weit und breit niemand) und Max.
Elsbeth heiratete einen Kuhbauern auf dem Ausbau und brachte es
durch ihre Tüchtigkeit zustande, dass ein Pferd auf den Hof kam. Max,
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er war in Lottchens Alter, wurde später, nach der Teilung Deutschlands, Bürgermeister von Törpin (wir sagten Schulze). Beruflich war
er Maurer und auch Zimmermann.
Später baute der Bauer Karl Schlorff vom Ausbau ein kleines hübsches Haus für seine verwitwete Schwägerin Minna Schlorff. Das hing
irgendwie mit dem Ausdinge zusammen. Nach deren Tod kaufte der
Kreis das Haus und setzte einen Straßenmeister in die Dienstwohnung.
Der hieß damals ltzigehl und hatte keine Kinder.
Danach ging der schöne Feldweg weiter. Rechts und links von ihm
breiteten sich Kartoffel- und Getreidefelder aus. Sie gehörten vielen
kleinen Leuten, u.a. den schon Vorgestellten. Etwa 15-20 Minuten
vom Dorf entfernt gehörte der Acker der Familie Steffenhagen. Sie
hatten 5 Kühe, 2 Pferde, Schweine und Kleinvieh. Er war Schneidermeister und kam aus Stettin. Dann entdeckte er sein Herz für die
Landwirtschaft. Er schaffte allerlei, aber am wenigsten Schneiderarbeit. Ihr Wohnhaus lag uns gegenüber (auch Lehmziegel). Es war
schon vorhanden. Eine Scheune mit Stall wurde neu massiv gebaut,
auch eine Pumpe gegraben. Da hinein wurde mit Ketten die Abendmilch gehängt, damit sie nicht säuerte. Mit der Schubkarre schob Herr
Steffenhagen jeden Morgen 2½ Kannen Milch in die Molkerei (je
Kanne 20 Liter). Es war die Milch von früh, mittags und abends, denn
dreimal am Tag musste gemolken werden. Einmal im Monat fuhren er
und sie mit dem Kastenwagen nach Demmin, um für Haus, Stall, Kinder und Vieh einzukaufen. 16 km mit 2 Pferden in 2½ Stunden hin
und genau so lange zurück. Sie hatten viele Kinder. Albert war in Stettin geblieben, er kam selten nach Törpin. Willi arbeitete zu Hause mit.
Nach seiner Soldatenzeit kam er wieder zurück. Meta wurde Hebamme und verheiratete sich in der Gegend des Kummerower Sees.
Richard war auch zu Hause und baute sich später einen eigenen Hof
an der Sarower Chaussee auf, die zu seiner Kinderzeit ja noch Landweg war. Die Chaussee wurde erst auf Drängen meines Vaters in den
Jahren 1911/12 gebaut, ebenso bis Hohenbrünzow. Von dort bis
Sternfeld war bereits eine feste Straße vorhanden. Da war noch lda,
sie wurde, als meine Eltern nach Törpin zogen, also 1901/02 geboren.
Ich bin immer rüber gegangen und habe beim Baden zugeschaut. Viel
später kam dann noch Karlchen, er muss mit Lottchen gleichaltrig
sein.
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Steffenhagens brachten jeden Morgen ihre Kühe nach dem Melken
auf's Feld, und ich ging immer mit. Mittags wurde auf dem Felde gemolken, abends holte ich die Kühe mit heim. Manchmal war es schon
dunkel - dann bekam ich Schelte von meiner Mutter. Wie gesagt, lagen Steffenhagens Felder am Schneiderberg, der weiterführte zum Hof
von Karl Schlorff. Links des Weges war ein großes Torfmoor. Solch
eine Fundgrube! Sie war oft das Ziel meiner Alleingänge, zum steten
Entsetzen oder der Besorgnis meiner Mutter. Was es dort alles gab!
Schürzen voll konnte ich kleine Frösche und Kaulquappen mit nach
Hause bringen, alles hopste dann in der Küche herum. Ach, die liebe
alte Lina! Alles kehrte sie zusammen und brachte es mit mir zusammen zum Tümpel hinter unserem Haus. Schnecken sammelte ich auch
oft. Und so schöne Blumen! Und gerade solche Sträuße sollte ich
nicht pflücken - heute weiß ich warum! Nur einmal schickte mich
meine Mutter zum Pflücken dorthin - da war ich aber schon 8 Jahre
alt. Zu Lottchens Taufe im August sollte das Zimmer und der Hausaltar (Muttings Schreibtisch) mit Vergißmeinnicht geschmückt werden.
Dieses Torfmoor war geheimnisvoll und anziehend. Es gehörte Karl
Schlorff. Seine Kinder hießen Wilhelm, Martha und Hedwig.
Als ich nicht mehr so klein war, musste ich auf den Bauernhöfen immer Eier zusammenkaufen. Die Berliner Verwandten meiner Mutter
bestellten sich die Landeier, vor allem Tante Clara (Schwester meiner
Mutter) und Onkel Bruno (Bruder meines Vaters) waren wild darauf.
60 Stück fasste solch ein Spezialkarton - für eine Mark bekam ich bis
zum 1. Weltkrieg 1914 20-22 Eier.
Meine Freundin Alma Schlorff heiratete später den Wilhelm, beide
waren irgendwie verwandt.
Alle diese abgelegenen Höfe hatten schrecklich scharfe Hunde, groß
und ewig zähnefletschend. Ich hatte immer schreckliche Angst vor
ihnen. Besonders die vom ebenfalls ausgebauten Bernhard Günther
waren entsetzlich, die liefen vom Hof weit auf den Weg hervor und
geiferten und bellten grausig.
Aber gerade an diesem Hof musste man immer vorbei, wenn man aus
Krusenhagen (Krusemarkshagen) vom Gärtner Schulz Pflanzen und
Samen für den Garten brauchte. Der Gärtner hatte ein niedliches kleines Mädchen, blond und lockig wie ich. Es hieß Gertrud. Und wenn
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wir, eins unserer Mädchen und ich, zum Einkaufen kamen, dann kochte Frau Schulz für Trudchen und mich immer eine Tasse Schokolade,
bis alle Pflanzen und Sämereien ausgesucht waren. Manchmal hatten
wir auch Zeit, Murmeln zu spielen - wir sagten Mammelkugel. Wir
haben uns lange Zeit nicht vergessen, das Trudchen und ich, aber später dann doch aus den Augen verloren.
Das war die eine Seite des Schneiderberges. An der anderen führte die
Chaussee von Demmin über die Dörfer, die auch der Omnibus mit der
Post belieferte - Törpin war das größte Dorf, nach Treptow an der Tollense. Die Tollense ist ein Nebenfluss der Peene. Demmin liegt an der
Peene, diese fließt in das Stettiner Haft. Die Tollense entspringt aus
dem Tollense-See bei Neubrandenburg (Sehenswürdigkeit).
Am Ausgang dieser Chaussee war das Anwesen von den Brüdern
Hermann (Hermann und Karl). Ich kenne sie nur alt. Eine Frau gab es
nicht, sie machten alles alleine, melkten die Kuh, besorgten die Hühner und Schweine und pflügten mit der Kuh ihr bisschen Acker. „Der
große Dreesch“, so wurde der Kleeacker genannt, erstreckte sich von
der Chaussee bis hinunter zu den Tümpelwiesen. Das Heu fuhren die
Brüder mit dem Schubkarren in die Scheune. Eine Hälfte des Hauses
war für Vorräte eingerichtet (Kartoffeln, Rüben u.s.w.), die andere
Hälfte wurde bewohnt: zwei Stuben und eine Kammer. In der Kammer standen auf Regalen die Milchschüsseln und das Butterfass.
Wenn wir außer der Zeit mal Milch brauchten, musste ich sie dort
holen. Das dauerte immer lange, weil ich alles erst inspizieren musste
und beide führten mich bereitwillig an der Hand, damit „Eving Doktors“ ja nichts geschehe.
Alle Grundstücke auf dieser Seite, auch unseres, reichten bis zu den
Tümpelwiesen und jedem gehörte ein Stückchen davon. Zwischen
allen Häusern, die ich jetzt beschreibe, lag immer ein Garten, es war
also eine kleine Stadt-Häuserreihe. Ab und zu holten sich Hermanns
aus dem Nachbarhause das kleine Schulmädchen Hedwig Meßmann
zur Hilfe, die putzte dann Küche und Haus. Als sie herangewachsen
war, besorgte sie die Brüder bis zum Tod. Sie erbte das kleine Anwesen, es wurde daraus ein schmuckes, kleines Besitztum.
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Hedwig heiratete Alfred Schwertfeger, er stammte vom Gelland, einen
anderen Teil unseres Dorfes. Aus dieser Ehe stammt eine Tochter
Gertrud - Trude -, Bärbels Spielgefährtin in Törpin.
Also, Meßmanns sind die nächsten. Hedwig war die zweite, Käthe die
erste Tochter, später kam noch Erich dazu, der Friseur wurde.
Aber Käthe!! Sie hatte ein abenteuerliches Leben, war immer verliebt,
immer wieder, aber so, dass sie sich gleich zwei uneheliche Kinder
dabei einhandelte. Sie diente als Hausmädchen, bei uns war sie auch
ein paar Jahre. Am liebsten hatte sie Soldaten. Vor dem ersten Weltkrieg hatten alle Formationen bunte Uniformen. Es gab rote, schwarze
und blaue Husaren mit wehendem Federbausch, Kürassiere, meist
gelb und weiß, alles Reiter. Und die waren besonders flott und schick
mit goldenen Tressen und Schnüren. Ja, solche Militärparaden waren
schon ein Erlebnis im tiefsten Frieden, wer hätte da an Krieg gedacht.
Einen solchen roten Husaren liebte Käthe, und als er einmal auf Urlaub kam, und sie ihn schon von ferne sah, hat sie ein Geschrei auf
dem Kleinbahnhof von Törpin angestellt, gewinkt und herumgefuchtelt, so dass der Zug ruckartig anhielt, wegen eines vermeintlichen
Hindernisses auf den Schienen. Dann kriegte sie einen Anschnauzer
und hielt ihren Husaren im Arm.
Unser Apotheker hieß Bournot. Auch er kümmerte sich ein wenig um
Kultur und geistiges Leben im Dorf. Er gründete einen Gesangsverein
und dirigierte ihn auch. Als er starb, kam ein neuer Apotheker nach
Törpin, aber er blieb nicht lange und nach ihm kam Herr Röver als
Junggeselle. Frau Bournot besorgte ihm sein Häusliches, das Hausmädchen war besagte Käthe Meßmann. Sie war an sich sehr gelehrig,
so dass Herr Röver sie manchmal Dinge aus der Drogerieabteilung
verkaufen ließ. Apotheke und Drogerie war in einem Haus. In der
Drogerie gab es Farben, Gewürze, Schlachtzutaten und auch Pinsel
u.s.w.. Diese Sachen durfte sie verkaufen. Als Frau Bournot starb,
blieb Käthe in Stellung, und nach ein paar Jahren hat Herr Röver sie
geheiratet.
Im Hause Meßmann lebte der alte Fink, der Vater von Frau Meßmann.
Er und Meßmann fuhren jeden Morgen mit dem Fahrrad als Tagelöhner nach Sarow, einem großen Gut (ca. 3500 Morgen). Damals war
der Weg im Winter und bei Schlechtwetter kaum passierbar. Der alte
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Fink war auch Kirchendiener, Köster sagten wir (Küster). Er musste
zu den bestimmten Zeiten die Glocken läuten, natürlich auch sonntags
zum Gottesdienst.
Die Glocke hing in einem Glockenstuhl aus Holz außerhalb der Kirche und wurde mit einem Seil bewegt. Während der Lieder und Gesänge und der Liturgie musste Vater Fink die Orgelbälge ziehen und
treten. Sie liefen in einem offenen Holzschacht, etwa so breit wie ein
Stuhlsitz. Fink brauchte dazu Hände und Füße. Für die Zeit während
der Predigt war ein kleiner Holzsitz da, darauf saß ich und wenn der
Köster nicht treten brauchte, nahm er mich ruhig auf den Schoß und
hielt mich. Nach seinem Tod übernahm Meßmann das Amt, aber ohne
mich.
Neben Meßmanns war ein lang gestrecktes Haus mit drei Wohnungen,
es war das Tagelöhnerhaus des Bauern Becker. Er hatte einen großen
ansehnlichen Hof, vorbildlich in Bewirtschaftung, Einrichtung und
Viehbestand auf dem Gelland.
Alle Häuser in Törpin waren einstöckig, ausgenommen mein Elternhaus, der Kaufmannsladen und die Apotheke (etwa 1910). ln der einen
Wohnung des Armenhauses wohnte später Frau Braß. Bei ihr wohnte
der Glaser Bartels, er zahlte Miete. Mit seinem Holzgestell, in dem die
Glasscheiben steckten, auf dem Rücken, ging er zu Fuß die weitere
Umgebung ab und besserte Fensterscheiben aus oder Scheiben in Wagenlaternen, die entweder mit Petroleum oder Stearinkerzen an den
Kutschwägen brannte, wenn man nachts fahren musste, wie der Arzt
oder aber später Besuch. Glaser Bartels war ein Quartalstrinker, dann
lag er am Straßenrand und ritzte sich mit dem scharfen Messer den
Arm auf und mein Vater musste ihm beistehen und ihn ernüchtern bis
zum nächsten Mal. Vor Glaser Bartels hatte ich an solchen Tagen
schreckliche Angst. Später wanderte er nach Amerika aus und soll
dort eine tüchtige Frau gefunden und eine einträgliche Glaserei mit
Gesellen und Lehrlingen auf die Beine gestellt haben. Nach Amerika
und Hamburg gingen unsere Törpiner gern, vor allem verdingten sich
die Mädchen gerne nach Hamburg.
In der zweiten Wohnung wohnten Murawskis. Er war Tagelöhner bei
Becker, auch sie ging oft mit. Eine Tochter Frieda, ein frühreifes, aufgeklärtes Mädchen, spielte besonders gerne mit meiner Schwester
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Lottchen (1907 geboren), obgleich meine Mutter diesen Umgang nicht
gerne sah und auch verboten hatte. Später kam noch Meta zur Weit
und diese hat 1945 für mich Schicksal gespielt.
Mein Walter, meine Bärbel und ich waren nach dem Kriege getrennt
worden und wussten nichts voneinander. Was tun? Post und Eisenbahn gab es lange noch nicht. Aber viele deutsche Soldaten kehrten
verhungert und zerlumpt zurück. Auf den Gemeindeämtern bekamen
sie etwas Brot, wenn unbedingt nötig, auch Kleidung und etwas Zehrgeld auf den Weg. Bärbel war als Schwesternhelferin mit einem Teil
verwundeter Soldaten des Lazarettes Pleschen (Polen) in Bernburg an
der Saale gelandet und fuhr an freien Tagen ab und zu nach Polleben,
auf einem geliehenen Fahrrad. Einmal traf sie dabei ihren Vater, der,
aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft entlassen sich ebenfalls
nach Polleben gewandt hatte. Von nun an blieben sie beide zusammen.
Einmal beim Wasserholen, mit dem großen Wasserfass, traf Bärbel
auf einen zerlumpten Soldaten. Es stellte sich heraus, dass er nach
Pommern wandern wollte, auch Törpin kannte und eine Murawski
seine Frau war. Als Bärbel diese Neuigkeit ihren Vatchen erzählte,
suchte er sofort nach diesen Soldaten, fand ihn im Gemeindeamt und
gab ihm einen Brief für unsere Mutter mit.
Nach 8 Wochen kam dann Meta Murawski ins alte Doktorhaus, in
dem meine Eltern wieder Zuflucht gefunden hatten, auch meine
Schwester mit drei Kindern und ich.
Ich war gerade bei Schuster Robert Fritz. Eckhard Möhrle, damals ein
Stöpsel von 7 Jahren, kam gerannt: ,,Tante Eva, ein Brief von Onkel
Walter!" Und in dem Brief stand auch: ,,Bärbel ist bei mir". Heute
kann ich meine Empfindung nicht wiedergeben! Alles Bangen war
vorbei und alle beide auf einmal wieder da! Nun, das war eine kleine
Zwischenepisode, aber bedeutsam für mich.
Dann gab es noch eine dritte Tür im Haus, da wohnte Lise Freese. Sie
hatte einen Sohn, der aber nicht in Törpin lebte. Den ganzen großen
Garten hatte sie mit Kartoffeln bestellt. Nach der Arbeit fütterte sie
noch ein Schwein und Hühner. Für wen? Für was? lch weiß es nicht.
Das nächste Haus war unser Haus. Auch unser Haus reichte mit dem
Garten bis an die Tümpelwiesen, durch ihn hindurch floss ein Ab26
zuggraben vom Törpiner See. Das ganze Grundstück war ein Teil jener Wiese, die fast ganz dem Tischlermeister Groth gehörte. Von ihm
erwarb mein Vater das Gelände. Einen breiten Streifen Land zwischen
uns und dem Nachbarhaus, in dem wir vorher gewohnt hatten ließ er
frei für Gespanne, Kutschwagen, Kohlenwagen und Dunganlieferungen.
Früher fuhr man mit Pferd und Wagen zu Besuch. Waren es längere
Abendgesellschaften, so fuhren die Kutscher die Wagen beiseite, von
der Straße herunter und brachten die Pferde in den Ausspann der
Gastwirtschaft Rump. Erst saßen sie dort eine Weile wegen ihrer Pferde. Bei uns hielten sie sich zum Essen und Trinken in der Küche auf,
auf den Gütern in der “Leutestube".
Vom alten Haus an zog sich die Dorfstraße ein ganzes Stück an Feld
und Viehkoppel entlang und gewährte einen weiten Blick rechts in die
Landschaft - Felder, Wiesen und Koppeln. Die Koppel an der Straße
gehörte dem Bauern Becker. Nun stand quer zur Straße ein lang gestrecktes Haus aus Backsteinen. Wem es gehörte, weiß ich eigentlich
gar nicht. Familie Rath wohnte darin mit vielen Kindern. In jedem
Schuljahrgang war eins von ihnen, mit mir Erna und Willi. In diesem
Haus befand sich direkt an der Straße ein Stall, in dem Postpferde
abgestellt waren und ausgewechselt wurden. In der dazugehörigen
Futterkammer wurden Stroh, Streu und Futter bereitgehalten.
Zwischen Törpin und Demmin verkehrte ein Postomnibus, so quadratisch, nicht wie heute lang gestreckt. Hinten war Platz für 6 Leute. Er
erinnerte an einen geschlossenen Kremser (früher Ausflugswagen für
Vereine und Familien). Die Post kam noch einmal gegen 4 Uhr nachmittags und fuhr um 7 Uhr wieder ab, diesmal mit denselben Pferden.
Nachts war der Stall leer. 3 Jahre lang bin ich auch Sonntagabends mit
der Post gefahren - nach Demmin in die Pension Steinmetz.
Um 2 Uhr am Sonnabend Mittag ging’s nach Hause. Ich saß immer
beim damaligen Kutscher Nelms oder Melms vorne, später war es
Harder. Meine Mutter gab dann ein großes, dickes warmes Tuch mit
Fransen mit. Unvergesslich, wie sorglich die beiden Kutscher mich
kleines Mädchen (8.9.10 Jahre) einwickelten und einmummten und
mit mir Lieder sangen. 100 Ermahnungen bekam ich, wenn sie auf
den einzelnen Dörfern (Buschmühl, Beggerow, Gehmkow und Ho-
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henbollentin) die Posttasche hineintrugen, Pakete vom Wagendach
holten, Postkasten leerten usw. Mit „Eving Doktors“ gingen sie väterlich und lieb um, vielleicht weil ich noch so klein war. Jedenfalls haben sie mich meiner Mutter immer unversehrt mitgebracht und abgeliefert.
Da bin ich aber weit vom Pferdestall abgeschweift. Neben dem Garten
dieses Gebäudes führte ein schmaler Weg, genau ausreichend für
Pferd und Wagen, zum Kleinbauern Max Schlorff. Er war einer der
drei regelmäßigen Fahrer meines Vaters. Zwei reizende, kleine Füchse
spannte er an (Es waren keine Ponys - die Rasse kenne ich nicht).
Zwischen Straße und Max Schlorff stand unsere Kirche. Auf der anderen Seite wurde sie begrenzt durch das Gehöft der Familie und Gastwirtschaft Rump. Die Kirche steht auf einer kleinen Anhöhe (vom
Glockenstuhl berichtete ich bereits).
In der Dorfschule lernten wir, dass Törpin im 30-jährigen Krieg von
den Schweden fast verschont geblieben wäre, wenn die nicht plötzlich
durch die Kirchturmspitze auf das Dorf aufmerksam geworden wären.
Deshalb sei beim Wiederaufbau eine Kirche ohne Turm gebaut worden. Wenn man aus der Richtung Krusemarkshagen kam, sah man den
Ort tatsächlich nicht. Ob Wahrheit oder Legende - wir bekamen es
erzählt.
Unser Pastor, zu meiner Zeit Pastor Witt, wohnte in Lindenberg. Lindenberg war eine Domäne, ein Amtsrat und -richter verwaltete sie.
Dadurch war auch Lindenberg ein kommerziell gut entwickeltes Dorf
mit Schule, Molkerei, Kaufmann und Handwerkern. Auch das Standesamt befand sich in Lindenberg. Pastor Witt konfirmierte in Lindenberg. Taufen, Trauungen, Gottesdienste mit Abendmahl und Beerdigungen fanden auch in Törpin statt. Zur Konfirmationsstunde mussten die Kinder zweimal in der Woche nach Lindenberg laufen. Einen
Landweg entlang, der in seiner tiefsten Stelle derart morastig war,
dass man entweder versackte oder über einen schmalen Graben auf
den Feldrand hopste. Der Pastor kam natürlich mit Pferd und Wagen,
im Sommer mit Einspänner, im Herbst und Winter bei aufgeweichten
Wegen wurden zwei Pferde vorgespannt.
Er zog sich beim Lehrer Abendroth um und ging über die Straße in die
Kirche. Schule und Kirche lagen sich gegenüber. Er hielt abwechselnd
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an einem Sonntag um 9 Uhr, am anderen Sonntag um 11 Uhr Gottesdienst.
Auch ich bin in der Lindenberger Kirche konfirmiert worden, am
Palmsonntag, den 15. März 1915 (erstes Kriegsjahr).
Auch unsere Trauung fand dort statt, Standesbeamter war der Lehrer
Herzfeld. Sein Sohn fuhr auch sonntags mit dem Omnibus nach
Demmin zurück, später fuhr er mit dem Fahrrad. Wir sind nach Lindenberg zur standesamtlichen Trauung natürlich gefahren, und zwar
mit unserem „Leibkutscher“ Schlachter Schröder. Die kirchliche
Trauung wurde in der Törpiner Kirche vorgenommen, am 28. Juli
1922 um 2 Uhr nachmittags.
Zwischen Kirche und Straße lag ein freier Platz, links daneben schloss
sich das Spritzenhaus an, rechts der Weg zum Bauern Max Schlorff.
Auf diesem Platz: also spielten die Schulkinder. Aber da lagerten auch
von Zeit zu Zeit Zigeuner, vor denen ich fürchterliche Angst hatte,
denn es hieß, sie nähmen gerne kleine blonde Mädchen oder Jungen
mit. Niemals wäre ich dort alleine vorbei gegangen, während ich sonst
vor niemanden zurückscheute.
Neben dem Spritzenhaus lag das große Anwesen des Gastwirtes
Rump. Sie hatten einen großen Hof, am hinteren Ende waren Scheune
und Ställe. Die Ställe waren auch zur Ausspannung fremder Fuhrwerke bestimmt. Die Schmiede gehörte der Gemeinde und musste vom
Schmied gepachtet werden. Sie befand sich auf Rump’s Hof, an der
Straße. Und es war interessant, wenn der Schmied am Hufe des Pferdes hobelte und sägte, ein Hufeisen anprobierte, es im Schmiedefeuer
erhitzte und auf dem Amboss zurecht hämmerte, schnell durch kaltes
Wasser zog und dem Pferd anhielt. Mit 7 Nägeln wurde es angeschlagen. Dann wurde das Pferdebein losgelassen und das Rösslein trabte
munter weiter. Im Winter rutschten die Tiere bei Glätte aus, da sprach
man vom „Hufeisen scharfmachen“. Die Eisen wurden mit Stollen
versehen, damit sie fester in das Glatteis eindrangen.
Rump's hatten eine Gaststube und ein Vereinszimmer. “De lütte Tetzläven“ wurde es genannt. Es war für Komitees, Vorstände und ähnliches gedacht. Übrigens war Rump zu meiner Kinderzeit der einzige
Gasthof im Dorf. Ein paar Sachen wurden auch verkauft: Bonbons,
Sirup, Schmalz, Salz, Spiritus, Petroleum und Zucker. Es stand und
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lag alles friedlich nebeneinander. Gegenüber der Gaststube, durch
einen Flur getrennt, befand sich das Sitzungszimmer der Vereine.
Auch der Gesangsverein übte dort. Eintrittskarten kaufte man hier
auch und ging dann in den sich anschließenden Saal. Man feierte Vereinsbälle oder Weihnachten im Verein. Kino war darin auch zu sehen:
hinten stand der Kinomategraph, am Bühnenvorhang hing eine große
Leinwand aus Laken, davor saß Murawski. Er spielte je nach dem
Bild, welches erschien, ein Lied auf seiner Ziehharmonika, ach war
das herrlich.
Man muss bedenken, dass es zu dieser Zeit noch keinen elektrischen
Strom gab. Das erste elektrische Licht brannte im Doktorhaus am 24
Dezember 1914. Da bekam mein Vater eine Schreibtischlampe zu
Weihnachten.
Zweimal im Jahr kam das Karussell nach Törpin. Gärtner hieß der
Besitzer. Es wurde auf Rump’s Hof aufgestellt: Holzpferdchen, Kutschen, wie man sie heute noch für die kleinen Kinder sieht. Aber der
Betrieb! Frau Gärtner spielte auf dem Leierkasten die Musik, er kassierte: Jede Tour = 5 Pfg. Große kräftige Schuljungen bewegten unter
dem Zeltdach die Balken, damit sich das Karussell drehte, jeder durfte
eine Tour schieben, die nächste umsonst fahren. Deshalb warteten die
Jungens immer, dass sie „in die Balken“ durften. Ein Abonnement für
den ganzen Nachmittag von 14 - 19 Uhr kostete 50 Pfg. Das kaufte
meine Mutter immer für mich. Sie schaute selbst nach, ob der Betrieb
einigermaßen sicher war und alles. was herumstand, durfte 3 Touren
fahren. Manchmal hatten wir auch eine Luftschaukel da. Da hinein
ging ich aber nur mit meiner Lina. Die Luftschaukel wurde immer auf
dem Platz vor der Kirche aufgebaut, weil sie mehr Platz brauchte.
Also, Rump’s Hof, rechts die Schmiede und Kirchhofsmauer, geradeaus Ausspannställe und Scheune, links Ställe und Waschküche. Zwischen Wohnhaus und Waschküche führte ein breiter Gang, der ging
bis zur “Bäk". Dort war dann das Grundstück zu Ende. Die „Bäk“ aber
war ein winziger Ortsteil für sich, lag etwas tiefer als die Straße, etwa
6 - 8 Stufen führten da hinunter. Im rechten Winkel zu einander standen dort unten zwei lang gestreckte Häuser aus Lehm.
In jedem wohnten drei Parteien, auch der Nachtwächter. Die anderen
waren alle Tagelöhner. Woher die steinige, dreckige, stinkige „Bäk“
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kam, weiß ich gar nicht. Wohl aus den Tümpelwiesen und feuchten
Koppeln, in schlimmen Zeiten lief den Leuten das Wasser zur Haustür
hinein! Der Bachlauf ging unter der Straße hindurch und kam an der
anderen Straßenseite in den Gärten wieder heraus. Wo er abblieb?
Vielleicht irgendwo? Aller Unrat schlimmster Art wurde dahinein
geworfen, ein ständiges Ärgernis unseres Vaters. Aber dann wurde sie
doch zugemauert und befestigt, so dass kein Unheil mehr geschehen
konnte.
Das nächste Stück rechts der Dorfstraße war eine Koppel vom Bauern
Freese, daran schloss sich das Röhrdanz-Gehöft an. Das war der einzige Mann, der sein ganzes Gesicht mit einem Bart bedeckt hielt. Er
sah immer so gruselig aus, war so unfreundlich und hatte immer geifernde Hunde um sich. Aber ich musste jeden Tag am Hof vorbeigehe,
denn beim Bauern nebenan, bei Günther’s, holten wir unsere Milch,
jeden Mittag 2 Liter zu je 12 Pfg. Da gab es auch bissige Hunde, aber
irgendjemand aus den Ställen pfiff sie immer zurück.
Von Günther’s Anwesen ab ging die Chaussee nach Gehmkow und
weiter nach Demmin. Der damals noch ungepflasterte Landweg, voller tiefer Lehmspuren, ging nach Sarow. Günther’s hatten an beiden
Wegen ihren Acker und ihre Weide. Bauer Günther züchtete Pferde
und rotbunte Kühe. Ach, was für herrliche Wiesenblumen standen
dort! Trollblumen, Arnika, allerlei Wurz, einfach herrlich! Und an
diese Weiden anschließend gehörte wieder Rump ein großes Stück für
das Schützenfest.
Das war alle Jahre in den großen Ferien, ein Sängerfest gab es auch.
Wieder mit Karussell. Die Männer machten Scheibenschießen, die
Frauen Taubenstechen. Die Räucherfrau aus Demmin “Schlorff“ verkaufte Spickaale, der Kaufmann Schulz vom Törpiner Ausbau hatte
eine Würfelbude mit allerlei Kleinkram und Mutter Rump hantierte im
Zelt. Es gab Kaffee und Kuchen, Bier und Schnaps. Ich habe oft abgedeckt und frische Gläser hingestellt. Für mich backte Frau Rump
immer einen kleinen Extrakuchen, einen Pulverkuchen, in einer Riesentasse ohne Henkel mit Apfelblütenmuster. Den holte ich mir immer
ab und aß ihn zu Hause auf, und beim nächsten Fest war es wieder so.
Abends fand der Ball statt. Ich war natürlich nicht dabei, aber unsere
Mädchen gingen dorthin - aber tatsächlich, um 10 Uhr mussten sie
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wieder zu Hause sein. Zu solchen Festen spielte eine Drei-MannKapelle zum Tanzen auf, sonst nur Murawski mit seiner Ziehharmonika, auch als Lottchen ihre erste Tanzstunde besuchte.
Ohne die beiden spezifisch pommerschen Tänze. „den Kegel" und
„Wenn hier’ne Pott mit Bohnen steit“ gab es keinen Tanzabend. Der
„Kegel" erinnert ein bisschen an Menuett, er hatte 5 Touren und wird
im Karree mit je 4 Paaren und 1 Paar abwechselnd in der Mitte getanzt. Der andere Tanz wurde als Kreuzpolka getanzt.
All diesen Äckern und Weiden gegenüber auf der anderen Straßenseite lag ein großer Hof „Liermann“. Der Mann war Müller und hatte die
Windmühle. Eine seiner Töchter heiratete den Bäckermeister Gäth. Er
betrieb die Mühle weiter, aber baute eine Bäckerei aus. Nun hatten wir
zwei Bäcker im Dorf. Aber beide wohnten weit auseinander, beide
fuhren zweimal in der Woche Brot und Semmeln in die umliegenden
Ortschaften. Jeder hatte seine bestimmten Dörfer, so dass sie sich
nicht ins Gehege kamen.
Neben Liermann, Dorf einwärts jetzt auf der anderen Straßenseite,
wohnte der Bauer Kasdorf. Es war fast unmöglich, an die Haustür zu
kommen, denn auf dem Hof stand immer ein Mordssee von Jauche.
Die Ställe lagen ein bisschen höher und so floss die Jauche ab auf den
Hof. Später, als eine junge Frau einzog, es war eine Putzier von der
„Bäk“, mit der ich zur Schule gegangen bin, wurde der Hof aufgeschüttet und befestigt. Wahrscheinlich hatte die Frau noch genug von
der „Bäk“.
An dem Gehöft vorbei, Feld einwärts, ging der Weg zum Kirchhof,
damals der neue Kirchhof. Auch meine Großmutter, die nach Großvaters Tod in Ludwigslust bei uns wohnte, wurde 1913 dort begraben.
Der alte Vater Rump, von dem schon die Rede war, starb, als ich noch
ein kleines Mädchen war. Meine Eltern nahmen an dem Begräbnis
teil, und ich habe meinen Karl Heiden so lange gepiesackt, bis er mit
mir über Schlachter Schröder’s Hof und Acker an die Kirchhofsmauer
ging. Da konnte ich hoch krabbeln und hinübergucken. Meinem Erschrecken gab ich Ausdruck mit den Worten „ls dei Kuhl äwer deip“!
Weiter an der Straße entlang stand wieder ein zweigeteiltes Haus, eine
Hälfte bewohnte Kaufmann Knaudt mit einem kleinen Laden. Später
baute er dann das schöne, große, zweistöckige Haus mit geräumigem
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Laden und umfassendem Warenangebot: Petroleum, Salzheringsfass,
Lampenzylinder und Kolonialwaren, Zuckersäcke, Porzellan, Stoffe,
Wolle, eben alles! Er hatte eine Tochter, Ella, mit langen schwarzen
Locken, und außerdem war noch Frau Knaudt da, ein zierliches, kleines, appetitliches Persönchen, immer adrett mit frischer Schürze. Alle
ihre Schürzen hatten eine Vonate am Latz. Ich kaufte da sehr gerne
ein und war unendlich traurig und schwer zu beruhigen, als das
schreckliche Unglück geschah: Frau Knaudt kam durch die Zimmertür
in den Laden, strich sich ihre Schürze glatt und schrie auf! Es muss
eine Stecknadel darin gesteckt haben und die flog in ihr Auge. ,,Eving,
lop fix na hus un haol Vadding!“ Aber auch Vadding konnte da nicht
helfen und schickte sie nach Greifswald in die Klinik. Sie ist später
erblindet. Knaudt's zogen weg und Reichheim kaufte Haus und Geschäft. Er baute noch einen großen Teil an: Gaststube und Saal. Nun
gab es also zwei Gaststuben und zwei Säle. In meiner Kindheit fanden
aber nach wie vor alle Festlichkeiten bei Rump's statt. Als Frau Rump
auch nicht mehr konnte, zog sie mit ihrem Erdmann (einer unserer 3
Kutscher) in das gegenüberliegende Zwei-Familien-Gemeindehaus:
Der Schmied Glocksien bewohnte eine Hälfte und Rump’s die andere.
Ja, und nun sind wir soweit, dass wir auf den schon öfter erwähnten
Gelland gehen können. Eben beschriebenes Haus, ein Stück Ackerland, dann der Weg zum Gelland, rechts ab von der Dorfstraße. Am
Weg stand die frühere alte Schule, die ich aber nicht mehr als Schule
kenne, sondern nur als Wohnung vom pensionierten Lehrer Mathai.
Seine Frau trug immer ein Spitzenhäubchen auf dem Kopf, er war
weißhaarig, (auch der Schnurrbart) und ist sehr alt geworden. Eine
Enkelin kam manchmal zu Besuch, sie hieß „Dorchen“. Nach ihr hieß
meine Lieblingspuppe „Dorchen“, die einzige, mit der ich gerne spielte. Trotzdem: auch sie wurde getauft und anschließend begraben. Aber
Lina buddelte sie immer wieder aus, und das Spiel wiederholte sich.
Meine Mutter nähte Jahr für Jahr Kleidchen, Höschen und Mäntelchen
für mein Dorchen.
An Mathai’s schloss sich ein Bauernhof an, gegenüber lag die Apotheke. Dann kamen rechts und links Felder und Weiden. Auf der einen
Seite befand sich der Ossensee, ein tümpelhaftes Gewässerchen, aus
dem Schröder’s Kühe Wasser schlürften. Zu manchen Zeiten stand
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das Wasser bis zum Straßenrand, aber der lag etwas höher und konnte
nicht überschwemmt werden.
Verschiedene Häuser standen sich gegenüber auf dem Gelland. Da
wohnte der Holzpantoffelmacher Fink, gegenüber der Stell - und
Radmacher Schwertfeger, ein Bauernhof schloss sich an als letztes
Haus. Neben Fink wohnte der Briefträger Ladewig. Seine Tochter
Trudchen wollte zur Schule gehen, da rasten durchgegangene Pferde
heran und das Kind geriet unter die Räder des Ackerwagens. Es war
nicht mehr zu retten. Die Eltern zogen dann mit den anderen Kindern
nach Demmin. In einem der Häuser wohnte Lieschen Geerke. Sie war
schon älter, unverheiratet, sie gab in der Schule Handarbeitsunterricht.
Ganz am Ende stand die Molkerei mit ihrem Verwalter Schriewer. Es
drehte sich um eine Molkereigenossenschaft, deswegen war der Weg
von der Dorfstraße her auch gepflastert, aber nur genau bis zur Molkerei. der Weg weiter nach Lindenberg war wieder abgrundtief. Von den
Milchwagen der umliegenden Güter, den Karren der kleineren Bauern
habe ich schon berichtet. Auch von der Abfertigung der Patienten, die
gern fertig sein wollten, wenn die Milchwagen in die weitere Umgebung zurückfuhren.
Auch musste noch Zeit für die Apotheke und den Kaufmannsladen
bleiben. Die Milchwagen bestimmten am Morgen den Zeitplan.
Die Molkerei
Schriewer’s hatten drei Kinder: Willi, Elli und Fritz. Alle gingen
nacheinander, Elli mit mir zusammen nach Demmin in die Schule.
Willi fiel später im ersten Weltkrieg. Elli war eine meiner Törpiner
Freundinnen, von den übrigen ist später die Rede. Die Molkerei hatte
einen „Eisberg“. lm Winter fror der Törpiner See immer zu. Zwei
große Tage fanden am Törpiner See statt: die Eisfischerei und der Eisschlag. Herrliche Hechte wurden unter der Eisdecke mit kleinen Netzen oder mit Angeln hervorgeholt und verkauft.
Eisschlag: Eisschollen wurden auf Fuhrwerken in den Eiskeller der
Molkerei gefahren. Damit wurde im Sommer Butter, Sahne und Käse
kühl gehalten. Außen war der „Eisberg" mit Gras bewachsen, der
längst zu einer kühlenden Isolierschicht verwurzelt und zusammengewachsen war. Zum Geburtstag Elli’s im Sommer spielten wir auf
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dem Berg. Mit der Molkerei schloss der Gelland ab. Woher der Name
kommt, weiß ich nicht, habe auch nie etwas darüber gehört.
Aber von einigen Familien muss ich noch berichten: Bäcker Schlorff
machte den ewigen, unausbleiblichen „Witz“ auf die Frage: „Wann
Mudding den Kuchenteich bringen sollte? Einen Tag nach dem Fest".
Seine beiden Mädchen waren meine Freundinnen, auch Else Groth.
Ihr Vater war Tischlermeister, sehr geschickt und auch begabt für
Drechseln, Brennen, Schnitzen und Einlegearbeiten. Er beschäftigte 2
Gesellen und 2 Lehrlinge, war ein begehrter Meister. Mit Else spielte
ich, wir feierten unsere Geburtstage, gingen aufs Schützenfest, und
was man eben auf dem Dorf so machte. Else Groth hatte am 31. Januar Geburtstag. Manchmal haben wir an diesem Tag erst den Tannenbaum in der guten Stube abgeputzt. Öfter brannten die Lichter daran
erst jetzt zum ersten Mal. Frau Groth war eine kleine, schwache, feingliedrige Frau, die mit dem Haus, dem Riesengarten, den Gesellen
und Lehrlingen - alle waren in Kost und Logis, wie es früher üblich
war - der vielen Wäsche, dazu noch zwei Kühe im Stall und Schweine
und Geflügel, ihre beiden Kinder (Albert und Else) einfach überlastet
war. Sie schaffte die Arbeit kräftemäßig nicht. Aber leckere Kürbissuppe konnte sie kochen! Die schmeckte mir so gut, dass ich zu Hause
kein Mittagessen mehr mochte und Schelte bekam. Frau Groth ist
auch früh gestorben und Else musste nun, sehr jung noch den Haushalt
führen. Aber sie schaffte es. Als sie dann später den FischereiObermeister und Fischer Witt (in Demmin ein weit und breit bekanntes Geschäft) heiratete, gab Groth die Tischlerei auf und zog nach
Demmin.
Sein Nachfolger war ein Tischler Wiesener. Er und seine Frau hielten
den großen Betrieb mit Schwung und Können aufrecht.
Da wäre noch ein geschickter Handwerker zu erwähnen, der Maler
Laas. Er zog aus Demmin zu mit seiner Frau und seinen drei Töchtern
Liesbeth, Mike und WalIy. Sie bewohnten die Hälfte unseres alten
Hauses, also dicht nebenan. Frau Laas war etwas wirr im Kopf, so
dass Liesbeth, etwa 13 Jahre, den Haushalt besorgte, die Schwestern
anzog und zur Schule schickte, die Mutter kämmte und dann noch
dem Vater die Farben transportieren helfen musste. Per Fahrrad, er
vorneweg, sie hinterher - überall hingen Büchsen und Eimer, mit einer
Hand radelte sie immer. Sie war dem Vater eine große Hilfe. Zum
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Schluss konnte sie sogar nach seinen Angaben Farben mischen. Frau
Laas starb bald, und nun brauchte der Maler Lass kein Geheimnis
mehr aus seinem Techtelmechtel mit Hulde Krüger zu machen. Das
war unsere Schneiderin, sie wohnte mit ihrer Mutter und ihrem Sohn
Fritz neben dem Bauern Schröder, im schon erwähnten alten Schulhaus nach dem Tod von beiden Mathäis. Meist beschäftigte sie als
Meisterin zwei oder drei Mädchen, bis der Laas sie dann heiratete
(seine Töchter waren inzwischen alle verheiratet und außer Haus).
Nun wurde die alte Schule abgerissen und ein schönes, geräumiges
Haus gebaut. Darin arbeiteten jetzt 6 bis 8 Lehrlinge.
Als ich noch klein war, hatten wir eine Hausschneiderin, Frl. Schüler
aus Altenhagen. Im Herbst und Frühjahr wurde geschneidert, geändert
und ausgebessert, bis sie ihren Briefträger heiratete und die Hausschneiderin aufgab.
Der Maler Laas machte nicht nur so genannte Weißbinder-Arbeiten.
Er malte auch Bilder, vor allem Landschaften, Blumen und Früchte.
Wir hatten in unserem Salon eine schwere silberfarbene Tapete mit
eingepresstem Blumenmuster, als Abschluss malte uns Herr Laas eine
herrliche Blumenranke, 20-30 cm breit.
Dann gab es noch einen Schumacher Fritz. Schumacher und Schneider genossen früher nicht die Achtung wie andere Handwerker, wie
z.B. Schmied oder Stellmacher usw. Vielleicht weil sie kein großes
Lager benötigten? Schuster Fritz hatte mehrere Kinder: Friedrich,
Lene, Robert, Ernst und Max (Fiting, Lening, Öping, Arnsting und
Klackerditsch - so wurden sie gerufen). Die Familie wohnte auch in
einem Gemeindehaus, in einer Hälfte, bestehend aus einem Vorraum,
der gleichzeitig als Küche diente - auch Viehfutter wurde da gekocht eine Treppe führte von dort auf einen offenen Boden. Man ging also
vom Vorraum in einen etwas größeren Raum, und unter dem Fenster
war die Schusterwerkstatt.
Dort befanden sich fertige und auszubessernde Schuhe, Spielsachen
sowie eine große Glaskugel. An der Seite ein Tisch mit Stühlen bzw.
Hockern. Zum Essen wurde alles in die Mitte gerückt. Ein Brett gab es
mit Geschirr, Kochgerät und Schmalztopf. Geräuchert wurde im offenen Schornstein von der Küche aus, wie es bei „kleinen Leuten" üblich war. Nebenan war die Schlafkammer. Genau zwei Bettstellen
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passten hinein, dazwischen die Wiege. In Richtung Betten ein Fenster.
Als Klackerditsch geboren wurde, musste Fiting auf den Boden ziehen. Übrigens Fiting wurde Feinmechaniker und Uhrmacher in Demmin. Nach dem 2. Weltkrieg nahmen ihn die Russen mit, nicht als
Gefangenen, sondern eben als Uhrmacher. Einen solchen brauchten
sie wohl nötig für die vielen Uhren. Wir haben nie wieder etwas von
ihm gehört.
Aber zurück zu Schuster Fritz. Alles ging soweit gut, wenn nur nicht
im Hause ausschließlich Lehmboden gewesen wäre - ideal natürlich
für Kleinkinder! Keiner merkte etwas, das Pfützchen zog schnell ein.
Ich fand das hochinteressant, weil ich zu Hause für ein nasses Höschen immer einen Klaps bekommen hatte. Sicher habe ich zu Hause
von den glücklichen Schusterkinder erzählt. Dadurch wurde mein Vater auf den Plan gerufen und Fritzens wurde Estrich in der Küche verlegt und fester Fußboden in die beiden anderen Räume. Über die
Treppe wurde eine Bodenklappe angebracht und die Bodenkammer
abgeschlagen. Ob Fritzens darüber glücklich waren, weiß ich nicht.
Frau Fritz war übrigens eine Schwester von Bäcker Schlorff und Max
Schlorff. Natürlich wurde Frau Fritz von beiden Brüdern übersehen eine Schustersfrau!!
Ostern 1905 kam ich zur Schule, im Herbst zogen wir in das neue
Haus. Mein Vater bastelte viel in Haus und Hof, legte Klingelleitungen, schlug Lampenhaken in die Decke und die Wände - es gab ja
noch keinen Strom bei uns und keine Wasserleitung. Spiritus und Petroleum das ging ja noch, aber die Abwässer überall und die Klosetts!
Die Pferdeknechte mussten im Pferdestall schlafen, auf einer abgeteilten Estrade mit Tür. Man glaubt gar nicht, wie ein Landarzt hinterher
sein musste, um das, was man heute Hygiene nennt, einigermaßen zu
praktizieren mit den damals zur Verfügung stehenden Mitteln. Für das
Aufwischwasser gab es nur Lysol, zum Abwaschen nur gewöhnliches
Soda, zur Wäsche Schwanenweiß, später Henko, noch später Persil.
Zur Beleuchtung gab es bei uns Petroleum und Spiritus, aber auch das
war eine Geldfrage. Schlimm stand es um das Thema „Abtritt": Entweder Stall, Misthaufen, Gebüsch oder kleine, offene Holzgestelle.
Schon das morgendliche Waschwasser kontrollierte mein Vater in den
betreffenden Häusern mit Patienten.
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Da gibt es eine Episode: In Neu-Kentzlin erkrankte jemand an Typhus
- na so was! Wo konnte der Typhus nur herkommen? Der Kranke war
wieder gesund, doch kurz darauf gab es in dem zweiten Ort den zweiten Typhusfall. Das war alarmierend. Es wurde überall nachgesehen,
herumgerätselt, bis unser Vater noch einmal auf den Brunnen zurückkam. Eigentlich war er in Ordnung - oder gab es doch noch einen versteckten Zufluss? Und so war es dann auch, eine kleine dünne Jaucheader aus dem Kuhstall hatte sich durchgefressen und gelangte in das
Trinkwasser. War die Menge auch minimal, so hatte sie doch schon
Wirkung gezeigt und der Brunnen musste verlegt werden. Das gab
natürlich Streitigkeiten mit dem Rittmeister Maß, dem das Gut gehörte. Aber nach längeren Schmollen und einem Wechsel zu einem anderen Arzt, kam er dann doch wieder zurück, weil unser Vater ihm am
besten über seinen hohen Rotweinkonsum und dessen Folgen hinweghelfen konnte - er kannte ihn halt schon lange. Rezepte mussten die
Ärzte früher selber zusammenstellen, nach Milligramm oder anderen
Gewichten. Der Apotheker drehte Pillen, füllte Fläschchen, alle Zusammenstellungen auf Rezept. Aspirin gab es damals schon, auch
Hustenmedizin und Zahnpasta. Aber Mundwasser stellte mein Vater
für seine Familie immer selber her.
Weil die Praxis meines Vaters seuchenfrei war und er auch keine
Säuglingssterblichkeit hatte, wurde er vom damaligen Kaiser Wilhelm
II. zum Sanitätsrat ernannt. Das brachte weder Geld noch Arbeitserleichterung, es war eine Ehrung und Anerkennung auf die wir alle
stolz waren. Eine schlimme Säuglingskrankheit war damals der
Brechdurchfall, auch Keuchhusten genannt. Aber mit Vaddings Rezepten wurde es meistens besser. Natürlich starben auch Menschen an
ihrer Krankheit. Gegen Tod war eben auch damals kein Kraut gewachsen.
Vieles änderte sich zum Besseren, als es ab 1914 elektrischen Strom
gab. Vorher musste ja jeder mit offenem Licht in sein Schlafzimmer
gehen. Auf dem Flurfenster oben standen für jeden Leuchter mit Kerzen bereit. Aber dadurch ist - Gott sein Dank - nie etwas passiert!
Ein Ereignis darf ich natürlich nicht vergessen: Uns Lotting! Morgens
stand mein Vater vor meinem Bett (man hatte mich während der
Nacht schlafend ins Gästezimmer transportiert) und sagte: „Eva, du
hast ein Schwesterchen bekommen!“ „Weit Mudding dat all?" war
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meine erste Frage. Frau Kasten, die alte Hebamme, hatte Hilfsdienste
geleistet. Das war am 18. Juni 1907, und im Frühjahr 1908 kam ich
nach Demmin zur Schule. Mein erstes Schuljahr habe ich in der Dorfschule verbracht, für das 2. Schuljahr engagierte mein Vater eine Erzieherin “Frl. Krause“, das 3. Schuljahr ging ich wieder in die Dorfschule, bekam aber nachmittags Extrastunden bei Herrn Fischer. Das
war der 2. Lehrer der Törpiner Schule damals. Meine Mutter fuhr mit
mir vor allen Ferien nach Demmin, in die damals 9-klassige höhere
Töchternschule und ließ prüfen, ob mein Leistungsstand dem der 6.
Klasse entsprach, in die ich eingeschult werden sollte. Die Schule fing
mit der 9. Klasse an, dann folgten 8. und 7. Klasse und ich kam also
nun in die 6. Klasse. Untergebracht war ich in der Pension Steinmetz.
Wir waren 22 Mädchen und wurden von drei unverheirateten Schwestern Steinmetz betreut. Dazu kamen noch zwei Küchen- bzw. Stubenmädchen. Frl. Johanna war die Seele der Pension: streng, gewissenhaft und eisern konsequent. Sie beaufsichtigte unsere Schularbeiten,
hörte Vokabeln ab, erzog uns zur Sitte und Ordnung. (Ich war erst 9
Jahre alt, ein Dorfkind, und musste natürlich noch Schliff kriegen.)
Die ältesten Mädchen gingen schon in die 1. Klasse, sonst in jede
Klasse einige. Weil ich allein war in der 6. Klasse, kam von der Stadt
noch eine Mitschülerin. Sie hieß Adelinde Berg, ihr Vater war in
Demmin Superintendent. Wir mussten zusammen „ansagen und vorzeigen“. Jeden Tag wurden wir spazieren geführt, immer schön zu
zweien, in Hut und Mantel, mit Handschuhen und die Schnürsenkel
mussten in die hohen Schuhe eingeschoben werden. Genauso mussten
wir uns auch anziehen, wenn wir morgens zur Schule gingen, auch zu
zweien. Fräulein Hedwig besorgte die Küche mit Gusting und Liesing.
Gusting war ein älteres Mädchen, wie meine Lina. Sie holte mich
auch Sonntagabends vom Bus ab. Frl. Käthe war Lehrerin für Handarbeit. Als später Turnen eingeführt wurde gab sie auch Turnunterricht.
„So gerade müsst ihr die Arme halten, Kinderchen!“ sagte sie und
dabei stand das kleine, rundliche Persönchen wie eine dick geschriebene 8 vor uns. Aber damals bemerkten wir das gar nicht. Übrigens
gab es während meiner Demminer Zeit bei Steinmetz auch noch keine
Wasserleitung, geschweige Spülklosett. Ich wurde 1911 nach Rostock
umgeschult, dort war dann alles vorhanden.
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Wenn man mit der Bahn in die Gegend von Rostock, Wismar oder
Schwerin reisen wollte, fuhr man nicht von Sternfeld ab, sondern von
Stavenhagen (Reuterstadt Linie Neubrandenburg - Güstrow
Rostock). Dahin fuhr mich mein Vater dann mit seiner Zyklonette
(Dreirad mit verschiebbarem Verdeck). Natürlich musste es vorne mit
der Hand angekurbelt werden. O weh! klappte das nicht, schimpfte
mein Vater: „Verflixte Zicke“, ging es flott, war sie „mein gutes Nettchen“. Nun waren wir nicht mehr auf drei Kutscher angewiesen, nur
gelegentlich sonntags, um Besuch zu fahren. Später löste ein Auto, ein
Opel, die Zyklonette ab (Führerschein 1910). Im ersten Weltkrieg gab
es wenig Benzin, das wurde für dringende Fälle aufgehoben. Daher
radelte mein Vater wieder oder ging kürzere Strecken zu Fuß. Das
Benzin wurde bei uns im eigens gebauten Keller unter der Garage
gelagert, immer mehrere Fässer. Einen Schlüssel hatte nur mein Vater
dafür, damit ausgeschlossen war, dass irgend jemand mit offenem
Licht hineinkam. Tankstellen gab es noch nicht.
Unser Geld: 1 und 2 Pfennigstücke in Kupfer, 5 und 10 Pfennigstücke,
später auch 50 Pfennigstücke in Nickel, 1 und 3 Markstücke in Silber
(3 Mark = 1 Taler), 10 und 20 Markstücke in Gold. Für 100 und 1000
Mark gab es Scheine. Nach dem 1. Weltkrieg war es mit Gold und
Silber aus, es gab nur Papiergeld, außer Kleinmünzen unter 1 Mark.
Damit fing die Inflation an. Erst 1926 gab es wieder eine feste Währung, aber die Münzen in weniger guter Ausführung, in Gold überhaupt nicht mehr. Neu wurden 2 und 5 Markstücke in Silber geprägt,
sie waren bis zum 2. Weltkrieg im Umlauf.
Vielleicht noch folgendes: Vorpommern war ein Stück Kornkammer
Deutschlands. Der Boden war durchweg gut, alle einheimischen Getreidearten gediehen auf ihm, auch Kartoffeln und Zuckerrüben. Es
gab viele Großgrundbesitzer. Das waren Gutsherren mit 2000 bis 4000
Morgen Land. Ein Hektar hat 4 Morgen. Als ich ein Kind war, musste
alle Arbeit mit menschlicher und tierischer Kraft bewältigt werden.
Die großen Güter waren deshalb richtige Dörfer mit Tagelöhnern,
eigenen Handwerkern, wie Radmacher, Schmieden, Schweizern, die
für den Kuhstall zuständig waren. Aber auch Pferdeknechte für die
Ackerpferde, Kutscher und Stallburschen für die Kutsch - und Reitpferde, Forst- und Gutsverwalter und was eben alles zum Gut gehört.
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Bei uns saß der Hochadel mit den bekannten Namen: von Schwerin,
von Maltzahn, von Heiden-Linden.
Für den Sommer wurden Arbeitskräfte aus Schlesien und Polen geholt, um zu mähen, das Korn einzubinden und auszudreschen. Später
gab es schon Dreschkästen mit Dampfmaschinen zum Antreiben der
Dreschmaschine. Das Korn wurde auf dem Felde gedroschen.
Es gab auch große Bauernhöfe, etwa 500 bis 1000 Morgen. Auch die
hatten ihre eigenen Arbeiter als Stamm und beschäftigten in der Saison fremde Arbeitskräfte dazu. Die großen Güter hatten in der Regel
80 Ackerpferde und etwa 120 bis 140 Kühe. Den Betrieb leitete meistens ein Inspektor, nur manchmal der Herr selber. Manche Güter hatten noch ein Nebengut, Vorwerk genannt oder Neu... z.B. Neu-Sarow.
Da hatte der Inspektor auch einen Statthalter sitzen, meistens einen
umsichtigen, gewissenhaften Arbeiter vom Gut, der für Ordnung in
den Viehställen und bei der Arbeit sorgte. Andere Gutsherren hatten 2
Güter von der vorher genannten Größe. Das 2. Gut musste dann einen
Herrn haben. Das war der Administrator, der das Gut gewinnbringend
verwalten musste, z.B. Tützpatz - Herr von Heyden, Philippshof mit
Administrator Unger, später Hase. Zu Gehmkow gehörte noch Lindenhof. Zu Hohenbrünzow Strehlow. Wir hatten eine Grafschaft: Graf
von Plessen Ivenack. Ivenack lag allerdings schon in Mecklenburg.
Kurz vor Stavenhagen zweigte die Chaussee links ab. Zu der Grafschaft gehörten 8 oder 9 große Güter, zwei davon lagen in meines Vaters Bezirk: Fahrenholz und Sanzkow. Dazwischen lag ein größerer
Wald. Bührings Administrator von Fahrenholz, luden uns öfter zu
einem Picknick im Walde ein. In Sanzkow praktizierte ein anderer
Arzt.
Vielleicht sollte ich noch über meine Kinderfreundschaft mit Dietrich
von Heyden-Linden erzählen. Sein Vater, Hauptmann von HeydenLinden, Besitzer von Gehmkow und Lindenhof starb ganz plötzlich
nach Dietrichs Geburt. Dietrich war ein Nachkömmling. Er hatte nur
erwachsene Geschwister. Jütgen von Heiden-Linden war Offizier,
Eckhard auch, und zwar bei der deutschen Schutztruppe in DeutschAfrika bei General von Lettow Vorbeck. Ilse wurde Johanniterin und
Malerin. Der älteste Sohn war Rüdiger von Heyden-Linden, er saß auf
Lindenhof. Keiner war zu meiner Zeit verheiratet. Barbara war noch
zu Hause, stand aber kurz vor ihrer Verlobung mit dem Chefarzt des
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Gubener Knappschaftskrankenhauses. Und Dietrich, genannt Didi,
war so alt wie ich.
Oft kam Sonntagmorgen gegen 9 Uhr der Einspänner mit der Schecke
von Barbara und holte mich ab. Ich blieb den ganzen Tag dort und
wurde abends wieder nach Hause gefahren. Frau von Heyden verwaltete ihr Gut zusammen mit dem Inspektor Lembke selbst. Wir gingen
Kranke besuchen, versteckten Ostereier (gefärbte und je Kind ein
Schokoladenei) in die Nester der Tagelöhner, wir fuhren spazieren in
das „Gehmkower Wäldchen“, besuchten auch einen Hügel, auf dem
die Gräber der Familie lagen, machten auch eine Kaffeestunde im
Wald. Die Mamsell backte dazu aus festem Teig Kaffeelöffel, die man
hinterher aufessen konnte. Sie musste ja auch das Silber pflegen und
bewahren und sorgte sich vielleicht darum, dass ein guter Löffel bei
den Exkursionen verloren gehen konnte. Sonst waren wir im Kuhstall
und bei den schönen Pferden, guckten beim Putzen und Striegeln zu,
wurden auch einmal aufs Pferd gesetzt. Aber das mochten die Pferde
gar nicht so gern. Ich auch nicht, ich hatte immer Angst so hoch oben.
Im Schweinestall liefen entsetzlich viele Ratten umher. Dann nahmen
wir immer Heike und RolIa (Dackel) mit, die bissen sie tot. Rolla
wurde einmal auf dem Felde mit einer Sense angemäht, das rechte
Hinterbeinchen war fast ab. Kein Tierarzt! - sondern mein Vater hat
auch das Hundebein wieder angenäht, so dass Rolla später lustig weiter humpelte. Didi hatte zwei große Zimmer, sein Bett sah man kaum,
alle seine Spielsachen lagen davor, darauf und darum.
Ich suchte immer die Bilderbücher, denn Didi besaß ja andere als ich.
Er bastelte immer mit Strippen und Konservendosen und Rauch und
Qualm. Wir sahen manchmal ganz rußig aus.
Anhang: In der Geschichte haben wir die geschickte Hand des Tischlermeisters Groth erwähnt. Tischlermeister der alten Zeit hatten in
einem Dorf wie Törpin große Aufgaben zu erfüllen. Sie waren für die
gesamte Möbeltischlerei zuständig. Mit der einfachen Technik der
alten Zeit (Handarbeit) stellten sie Schlaf- und Wohnstubeneinrichtungen her. In den meisten Fällen waren Termine gesetzt, denn die
Möbel wurden als Hochzeitsaussteuer gebraucht. Auch Särge für die
Bestattung der Verstorbenen stellten Dorftischler her. Seit dem letzten
Jahrhundert wird die Möbelproduktion in spezialisierten Möbelfabriken durchgeführt.
42
Die Beschreibung des Dorfes und der Bauernhöfe
von Törpin im Jahre 2005
Das Dorf Törpin liegt an der Kreisstrasse L 27 zwischen Johannenhöhe und Altenhagen. Im Dorf zweigt eine Straße nach Sarow ab und
Landwege nach Lindenberg und Krusemarkshagen. Der zum Dorf
gehörende Teil des Weges nach Krusemarkshagen wird Schneiderberg
genannt.
Im Dorfbereich liegen die Häuser Nr. 1 bis 53, wozu auch die Häuser
vom Schneiderberg gehören. Der zum Dorf gehörende Teil des Landweges nach Lindenberg wird der Gelland (Gilland, Gildeland) und 2,5
km weiter der Buchenkavel genannt. Dort liegen die Häuser Nr. 54 bis
71 und weiter außerhalb auf dem Buchenkavel die Häuser 72 bis 75.
Jetzt steht nur noch das Haus Nr. 75. Ein weiterer Teil des Dorfes liegt
an der Straße nach Lindenberg und wird Lange-Reihe genannt. Dort
liegen die Häuser 81 bis 101. Links vor dem Abzweig nach Lindenberg liegt das Gehöft Nr. 76 und beim Abzweig Nr. 79.
Die hier dargestellte Beschreibung des Dorfes Törpin beginnt am
Ortseingang auf der Kreisstraße L 27, wenn man sich von Johannenhöhe in Richtung Altenhagen begibt. Nach der Überquerung des
Augrabens bleibt das Dorf Gehmkow an der rechten Straßenseite liegen.
Auf der Hälfte des Weges von Gehmkow nach Törpin stand der Bauernhof der Familie Karl Schumacher. Der 27 ha umfassende Hof wurde von Karl Schumacher und seiner Frau Minna, geb. Schlorff, kurz
vor dem ersten Weltkrieg von den Geschwistern Kasten käuflich erworben. Die Geschwister mussten wohl durch Misswirtschaft den Hof
aufgeben. Über die Vorgeschichte des Hofes ist nichts bekannt. Das
Gehöft stand an einem Teich, umgeben von dem dazugehörigen
Ackerland. 1937 wurde die Scheune durch Blitzschlag, kurz vor der
Getreideernte, eingeäschert. Durch die Hilfe auch von Bauern anderer
Dörfer war die Scheune zur Ernte wieder nutzbar. Heute ist die
Scheune das einzige Gebäude, welches vom Hof noch erhalten blieb.
Der Bauer Karl Schumacher war zur Zeit des dritten Reiches als Ortsbauernführer der Gemeinde Törpin eingesetzt. Ab 1949 wurde der Hof
an Herrn Erich Kurth verpachtet. 1958 übernahm die damals neu ge-
43
gründete LPG in Törpin die Wirtschaft. Stall und Wohngebäude wurden bald Ruinen.
Am Dorfeingang von Törpin steht auf einer Anhöhe die Windmühle
von ehemals Hubert Liermann heute von Dr. Nike als Wochenendgrundstück genutzt. Zur näheren Beschreibung der Mühle siehe den
Artikel “Die Mühle von Törpin“.
Nr. 53: Als erstes Gehöft am Eingang des Dorfes befand sich die
ehemalige Bäckerei von Bäckermeister Franz Gäth. Letzter Besitzer
der Bäckerei war die Familie Schulz. Heute wird das Gehöft von den
Familien Hannelore Lipski und Frank Lipski bewohnt.
Nr. 50: Hinter dem Gehöft Nr. 53 bis zur Straßenkreuzung reicht das
zur Mühle gehöriges Grundstück mit 12 ha Ackerland. Dieses Grundstück wurde ab 1850 von der Familie Karl Friedrich Kruse bewirtschaftet. In alten Überlassungsverträgen und deren Verhandlungen
assistierte Kruse als eine bestätigte Gerichtsperson. Mitte der 80er
Jahre hatte Rüdiger Liermann auf dem Grundstück ein Haus gebaut
und bewohnt. Im Jahr 19...hat die Familie Anka Wesolowski dieses
Haus gekauft.
Nr. 52: Gegenüber dem Liermannschen Grundstück, auf der linken
Straßenseite, an der Straßenecke, wo die Straße nach Sarow abzweigt
baute um 1930 der Tierarzt Willi Lange ein Haus, einen Stall und eine
Garage und wohnte dort bis 1958. Seit 1958 wohnt der Tierarzt Kurt
Nöldner in diesem Anwesen.
Nr. 49: Bleiben wir auf der rechten Straßenseite dorfeinwärts. Im Anschluss an das Haus Nr. 50 liegt der Bauernhof der Familie Walter
Kasdorf mit 14,6 ha Ackerland.
Nach diesem Haus führt ein Weg zum neuen Friedhof. Hinter der Wegeinmündung stand ein Tagelöhnerhaus, welches zum Güntherschen
Bauernhof gehörte. In diesem Haus war um 1920 eine Tischlerei der
Familie Wilhelm Schüler untergebracht. Wegen des schlechten Zustandes wurde um 1970 eine Räumung angeordnet.
Nr. 47: Das anschließende Gehöft mit 6,7 ha Ackerland war die Fleischerei von Bernhard Schröder. Später heiratete Wilhelm Heuer in
diesen Besitz ein. Im Haus der ehemaligen Fleischerei wohnt heute
die Familie Kurt Engelmann. Zu alten Zeiten wurde auf dem Gehöft
44
eine Ölmühle betrieben. Die Scheune des Gehöftes brannte 1930
durch Blitzschlag ab und wurde wieder aufgebaut. Als sich 1960 die
LPG entwickelte und oft Erntehelfer untergebracht werden mussten,
baute man die Scheune zu Wohnzwecken um. Später wohnten dort
verschiedene Familien. Heute wohnt die Familie Ilse Kindt (Nr. 46a)
in der ehemaligen Scheune.
Nr. 43: Daneben liegt ein kleines Haus der Familie Heiden in dem
heute die Familie Christian Guski wohnt.
Nr. 48: Der sich anschließende große Platz mit 2 großen Häusern gehörte früher der Familie Knaudt, später Reichheim und heute der Gemeinde. Zu diesem Grundstück und der Gaststätte von Reichheim
siehe auch das Kapitel „Törpin in der Blütezeit". Der Wohnblock im
hinteren Teil des Grundstücks wurde 1984 mit 6 Wohnungen gebaut.
Nr. 45: Von hier aus führt ein Weg rechts zu einem Grundstück, das
von Hans-Gerd Teske bewohnt wird.
Nr. 41: Auf dem nächsten Grundstück rechts findet man auf alten Bildern ein Wohnhaus, welches zum Besitz von Friedrich Schwerin gehörte und später abgerissen wurde. Das Grundstück mit dem Einfamilienhaus, welches in den 30er Jahren von Familie Laas gebaut wurde,
gehört heute zusammen mit dem ehemaligen Grundstück von Schwerin der Familie Klaus-Dieter Müller. Nach diesem Grundstück zweigt
rechts der Fahrweg zum Gilland und zur Molkerei ab.
Nr. 40: Auf der anderen Seite des Fahrweges zum Gilland steht das
Schulgebäude längs der Hauptstraße in Richtung Altentreptow. Es
wurde 2003 für 5000 EURO an den Frankfurter Herrn Abicht verkauft.
Nr. 39: Das älteste Haus in Törpin steht im Anschluss an das Schulgrundstück. Es gehörte der Familie Wilhelm Schwerin und später Kurt
Zeitz. In diesem Haus waren lange Jahre eine Postagentur, ein Friseur
und die Vermittlungsstelle für das Telefon untergebracht.
Nr. 38: Das nächste Haus neben dem alten Haus gehörte der Familie
Zeitz und heute der Familie Schleicher. Anschließend führt ein Gemeindeweg zum Törpiner See.
Nr. 37: Daneben befindet sich das Grundstück mit der Tischlerei der
Familie Günter Wiesener mit 12 ha Ackerland.
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Nr. 36: Dann folgt das Gehöft mit der ehemaligen Bäckerei von
Schlorff, später Fink und 5 ha Ackerland. Heute gehört dieses Grundstück der Familie Olaf Schumann.
Daneben schließt sich ein kleines Grundstück der Familie Steffenhagen an. Das Haus wurde lange Jahre von dem Schumacher Max Fritz
und seiner Familie bewohnt. Von den Gebäuden des Hofes ist nichts
mehr vorhanden. Auf den Grundmauern der ehemaligen Scheune steht
jetzt ein Gartenhaus der Familie Monika Schmidt (geb. Fritz).
Nr. 34a: Daneben liegt das Wohnhaus der Familie Kurt Fritz an der
Ecke, wo ein Fahrweg zum Schneiderberg und weiter nach Krusemannhagen führt.
Nr. 29-27: An der Dorfstraße hinter diesem Abzweig liegen die Häuser der Familie Rene Hänicke, früher Kurt Liermann, Frau Steinbrecher, früher Usdorf (Nr. 28) und der Frau Inge Brümmer (Nr. 27).
Da man an dieser Stelle den Eindruck hat, dass dort das Dorfende
liegt, soll die Beschreibung auf der anderen Straßenseite in die Gegenrichtung, also Richtung Demmin fortgesetzt werden.
Nr. 26: Das erste Doppelhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite, dass einst den Gebrüdern Hermann und Karl Kuhhagen und später
der Familie Schwertfeger gehörte, wird heute von der Familie Walter
Senger bewohnt.
Nr. 25: Es schließt sich an das Wohnhaus ehemals der Familie Messmann gehörend. Dort befand sich das Geschäft eines weiteren Törpiner Friseurs. Heute gehört das Grundstück Herrn Rolf Moll (Frankfurt/Main).
Nr. 24: Daneben steht ein lang gestrecktes Dreifamilienhaus. Dieses
war früher das Tagelöhnerhaus des Bauernhofs Wilhelm Becker. Heute besteht das Haus nur noch aus 2 Wohnungen, davon wird eine bewohnt.
Nr. 22: Das nächste zweistöckige Haus ist das ehemalige “Doktorhaus“. Doktor Saubert hatte dieses komfortable Wohnhaus in den ersten Jahren nach 1900 mit einer Arztpraxis gebaut. In diesem Haus,
dem ehemaligen Landambulatorium, hatten bis Dezember 1990 Ärzte
praktiziert. Heute gehört dieses Haus der Familie Günter Golz.
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Nr. 21: Ein freier Platz im Anschluss gehört der Familie Ida und Erich
Böttcher. Um 1901/02 war dort ein Haus mit der Arztpraxis von Dr.
Wordel und später Dr. Saubert. Es wurde „Altes Doktorhaus“ genannt.
Dort wohnte bis 1945 der Schneidermeister Wilke in seiner Schneiderei. Als die russischen Soldaten im Mai 1945 bei dem Schneider Uniformen aus der Hitlerzeit fanden, stecken sie das Haus in Brand. Von
dem Gehöft blieb nur noch das Stallgebäude erhalten, ein Teil dieses
Gebäudes wurde noch viele Jahre als Wohnung genutzt.
Nr. 19-20: Auf diesem Grundstück wurde 1968 ein Wohnblock mit 8
Wohnungen gebaut. Ein Kriegerehrenmal, welches man 1920 zu Ehren der Gefallenen des 1. Weltkrieges 1914 bis 1918 dort errichtet
hatte, musste dem Neubau weichen. Ein sehr großer Findling war mit
einer Tafel versehen, auf der die Namen der Gefallenen des Krieges
standen. Die Tafel mit den Namen der Gefallenen wurde dann an der
nördlichen Seite der Kirche angebracht.
Neben dem Wohnblock führt ein Weg zum Grundstück der Familie
Ernst Schlorff.
Nr. 18: An der Dorfstraße waren früher Koppeln und Grünland. 1939
baute dort der Schmiedemeister Erich Kasdorf eine neue Schmiede
und ein Wohnhaus. Heute wohnt dort die Familie Elli Kasdorf.
Nr. 17: Neben der Familie Kasdorf befindet sich das Grundstück des
Elektromeisters Horst Zeitz. Das Grundstück war früher in Besitz der
Familie Becker.
Nr. 16: Neben dem Grundstück Nr. 17 führt ein weiterer Weg zum
Grundstück der Familie Ernst Schlorff, heute Werner Schlorff, mit
einem Wohnbungalow, einem alten Bauerhaus, Scheune und Stallungen. Es befindet sich hinter der Kirche. In dem alten Bauernhaus
wohnten Karl und Hedwig Schlorff zur Miete. Das Bauernhaus wird
seit 2004 nicht mehr benutzt.
An der Straßenseite befindet sich der alte Friedhof mit Kirche, umgeben von einer Feldsteinmauer, die 2003 neu aufgebaut wurde. Vor
dieser Mauer steht das ehemalige Feuerwehrhaus, welches 1923 gebaut wurde, und eine kleine Wartehalle für die Bushaltestelle. Das
Feuerwehrhaus wird als Garage von der Familie Pratzel benutzt.
47
Nr. 13: Neben der Kirche steht das neu renovierte Haus mit Festsaal
und Bühne der Familie Prof. Dr. Dr. Helmut Pratzel., der aus München kam um seinen Alterssitz in Törpin zu finden. Das Haus steht
unter Denkmalschutz, war ursprünglich Ausspanne und Gastwirtschaft. Es gehörte ursprünglich der Familie Rump, später Schwerin,
dann Felix Augustin. 1999 wurde das Grundstück von Prof. Pratzel
gekauft und die Räume der Gastwirtschaft als Büroräume für seinen
Verlag und die Geschäftstelle des Törpiner Forums e.V. umgebaut.
Auf dem Grundstück befindet sich eine 1911/12 gebaute Scheune, die
als Betriebswerkstätte für den Verlag dient und Wohnraum für die
Söhne von Prof. Pratzel enthält. An der rechten Seite des Grundstücks
stand bis 1939 eine Schmiede. Die Schmiede war Eigentum der Gemeinde und war zuletzt an den Schmiedemeister Kasdorf verpachtet.
Im Anschluss an die ehemalige Gaststätte folgen einige Reihenhäuser,
die „in den Ecken“ oder „Dudden“ genannt wurden. Das Reihenhaus,
dass mit dem Giebel zur Straße steht, gehört den Familie Putzier, in
der Mitte Familie Zornow (früher Familie Brümmer) und abseits der
Strasse Wilhelm Miltzow (früher Familie Rudolf Schlorff). Das Haus
ist eine Ruine. Ein weiteres abseits der Strasse gelegene Reihenhaus
besteht aus drei Teilen.
Nr. 9-10: Der vordere Teil gehörte den Familien Lübbe, dann Familie
Bernhard Günther und gehört heute der Familie Roland Ihrke. Dieser
Teil des Hauses wurde von Familie Ihrke mit dem Nachbarhaus Hausnummer 10 zusammengeführt, welches früher Frau Erika Zimmermann gehörte.
Nr. 11: Der mittlere Teil gehörte früher der Familie Wilhelm Giertz
und heute Frau Irma Hagen (geborenen Giertz).
Nr. 12: Der hintere Teil gehörte früher Hermann Giertz und heute der
Familie Gerhard Ohm und wird jetzt von der Familie ??? bewohnt.
Das nächste Grundstück an der Strasse war der Hof der Familie Max
Freese (Größe 63 ha). Das Wohnhaus ist 1986 abgebrannt und wurde
nicht wieder aufgebaut. Die Wirtschaftsgebäude waren schon vorher
Ruinen. Dieser Hof wurde 1768 vom König neu besetzt und in Erbpacht gegeben. Das Grundstück gehört heute Herrn Bischhof aus
Demmin.
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Hinter dem Grundstück von Freese war früher eine Pferdekoppel, die
zum nächsten Hof Röhrdanz gehörte. An der Strasse baute man 1960
ein Barackenhaus. Es diente als Gemeindebüro und später als Büro
der LPG. Es war unter dem Namen „Schmolny" in Törpin bekannt
und gehört heute der Familie Kühl.
Nr. 4: Es folgen zwei weitere große Bauerngehöfte: Zunächst das Gehöft von der Familie Arno Röhrdanz mit 36 ha Ackerfläche. Heute
wohnt dort Hans Köhn.
Nr. 3: Daran schließt das Bauerngehöft der Familie Hermann Günther
an (Größe 65 ha, uralter Familienbesitz). Ehemals stand das Wohnhaus an der linken Hofseite. 1885 baute man ein neues stattliches
Bauernhaus, welches heute den Familien Heinz Kaddatz und Dieter
Neumann gehört.
Nr. 2a: Das nächste Gehöft in Richtung Sarow ist das Eigenheim der
Familie MR Emil Czepluch, das in den 80er Jahren gebaut wurde. Von
1990 bis 2003 hat MR Emil Czepluch eine Praxis für Allgemeinmedizin in diesem Haus.
Nr. 2: Weiter in Richtung Sarow schließt das Haus der Familie Horst
Teschendorf und Kathrin Lange an.
Nr. 1: Das letzte Haus am Dorfausgang von Törpin gehört der Familie
Wolfgang Altstädt.
Die weitere Beschreibung der Häuser beginnt an der Abzweigung des
Landweges in Richtung Gilland (Gildeland).
Nr. 68: Gleich hinter der Schule an der linken Ecke stand die zur
Schule gehörige Scheune. Ende der 50er Jahre wurde dieses Gebäude
zu einem Jugendclub umgebaut. In den Jahren von 1964 bis 1972
wurden diese Räumlichkeiten als Kindergarten genutzt. Das Haus
wurde 1973 nochmals umgebaut. Es wurde eine Poststelle und ein
Herren- und Damenfriseurstützpunkt eingerichtet. Die Poststelle wurde 1992 aufgelöst. Das Gebäude wurde dann von der Familie Ulrich
Breitsprecher gekauft und ist zum Wohnhaus umgebaut worden. Heute wohnt dort die Familie Olaf Kirsten.
Nr. 67: Weiter an der linken Straßenseite steht die Apotheke. Von alt
her gehörte die Apotheke ,,Bournot“. Die Nachfolger von Bournot
waren dann Herr Röwer, Herr Hoth und Herr Heißler. Dann übernahm
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die Familie Zöger die Apotheke. Herr Zöger verwaltete nebenbei dort
noch eine Sparkassenagentur der Kreissparkasse Demmin.
Nr. 66: Das nächste Haus an der linken Seite gehört Frau Gertrud
Brandenburg.
Nr. 65: Anschließend kommt das erste Seegrundstück, welches der
Familie Jens Schwertfeger, ehemals Erwin Albrecht gehört.
Nr. 64: In der Nachbarschaft baute 1994 die Familie Friedhelm
Wyrwich ein Eigenheim.
Daran schließt eine Grünfläche an, die heute noch Ossensee genannt
wird. Der Ossensee war ein kleiner See und wurde zum Tränken der
Kühe und Ochsen genutzt.
Nr. 63: Die linke Straßenseite ist bis zur Molkerei mit Wohnhäusern
bebaut, die alle am Törpiner See liegen. Das Haus von Franz Giertz
wurde 2001 verkauft und modernisiert und gehört der Familie Kornelia Böttcher.
Nr. 62: Das Grundstück mit der ehemalige Tischlerei und dem Wohnhaus der Familie Wilhelm Schüler schließen in der Nachbarschaft an.
Im Jahre 1882 brannte hier auf dem Gilland das heutige Wohnhaus
der Familie Schüler/Hinz ab. Es wurde damals von der Familie Fink
bewohnt.
Nr. 61: Daneben steht das Haus von Willi Milzow, die ehemalige Sattlerei. Heute wohnt Herr Hartmut Irmer in diesem Haus.
Nr. 60: Daran schließt ein Doppelhaus an, dass der Familie Brümmer
und des früheren Schuhmachers Göhrke gehörte. Heute wohnt dort die
Familie Horst Wittwer.
Nr. 59: ?
Nr. 58: Die Molkerei liegt am Ende des Weges. Dort wohnt heute die
Familie Andresen.
Beginnen wir wieder an der Abzweigung des Landwegs zum Gildeland von der Hauptstrasse an der rechten Ecke.
Nr. 54: Gegenüber der Apotheke, an der rechten Straßenseite, liegt das
Grundstück von Malermeister Laas - heute Familie Reimer.
50
Nr. 55: In der Nachbarschaft von Reimer liegt das Bauerngehöft der
Familie Max Schröder. Zu dem Grundstück gehören 20 ha Ackerland,
welches die gesamte Länge an der rechten Straßenseite gegenüber den
Seegrundstücken einnimmt.
Nr. 56: Anschließend hinter dem Abzweig des Landwegs nach Lindenberg steht die Stellmacherei und das Wohnhaus der Familie HansDieter Schwertfeger, ein alter Familienbesitz. Als das gegenüberliegende Wohnhaus der Familie Schüler/Hinz (Nr. 62) abbrannte wurde
dieses Haus ebenfalls eingeäschert. Bewohnt war das Haus zu jener
Zeit von der Familie Anders: Urahne von Schwertfegers war eine geborene Anders.
Nr. 57: Neben Schwertfeger liegt der Bauernhof mit der ehemaligen
Schmiede von der Familie Wilhelm Röhrdanz. Zu dem Grundstück
gehören 13 ha Acker, heute im Besitz der Frau Irmgard Giese geborene Röhrdanz. Hier endet der Weg, wo gegenüber die Molkerei liegt.
Weiter des Landwegs nach Lindenberg, zum Abzweig nach Rechts
vor dem Grundstück Nr. 56 von Schwertfeger, am nordwestlichen
Dorfende stand noch ein Bauernhof mit großen Gebäuden. Ein großer
Stall, eine Scheune und ein sehr großes Bauernhaus.
Nr. 69: 1827 war es der Hof des Besitzer Schmock mit einer Größe
von 68,9 ha, mit 2 Feuerstellen und 18 Einwohnern. Ein Nachbarhof
der Familie Kluth ist in der Statistik mit 17 ha angegeben. Aus dem
Besitz von Schmocks wurde später der Besitz der Familie Becker, die
auch den Nachbarhof der Familie Kluth mit übernommen hatten.
Dadurch entstand ein Besitz von 85 ha. Durch Heirat wurde aus dem
Hof Becker der Hof Kühl. Heute wohnt dort die Familie Eike Menge.
Nr. 71: Auf dem Grundstück ehemals Kluth wohnen Familie Heiko
Schumann und Hermine Pittner.
Abseits vom ursprünglichen Dorf Törpin weiter am Landweg nach
Lindenberg befindet sich der Ausbau von Törpin, auch Abbau genannt. Dort stand das Gehöft von Paul Röhrdanz, der letzte Besitzer
war die Familie Götzie. 21 ha war die Größe des Hofes. Die Stallungen des Hofes wurden in den Jahren von 1960 bis 1990 für die
Schweinehaltung der LPG genutzt. Das Wohnhaus ist schon lange
nicht mehr vorhanden.
51
Als nächstes Gehöft kam dann der Hof der Familie Freese, 38,5 ha
groß. Letzter Besitzer war Wilhelm Freese. Von den Gebäuden ist
nichts mehr erhalten. Auf dem alten Grundstück hatte die LPG einen
Melkstand gebaut, der während der Sommermonate genutzt wurde.
Die Törpiner Augrabenwiesen boten sich dafür an, dass die Milchkühe
der Gehmkower Anlage hier weiden konnten. Vom Dorf wurde eine
Wasserleitung dorthin verlegt.
Weiter am Weg stand der Bauernhof der Familie Awe, seit 1928 Margarete Senger. Der Hof war 27 ha groß. In den Jahren von 1959 bis
1969 waren in dem Stall Milchkühe und Jungvieh untergebracht. Nach
der Räumung des Gehöftes war es sehr bald eine Ruine.
Am Wege nach Lindenberg über Buchenkavel war noch das kleines
Gehöft der Familie Ganschow. Es war 3 ha groß, seit vielen Jahren
gibt es nur noch den Acker. Die Familie Ganschow hatte noch in der
Lindenberger Feldmark Acker zugepachtet. Durch die Bewirtschaftung des weiter entfernt gelegenen Ackers hatte sie einen schweren
Stand.
Vom Molkereigraben und dem Molkereiweg (Weg nach Lindenberg)
bis zum Augraben reichte die Flur. Auf mittlerem bis schwerem Boden ließen sich gute Erträge erwirtschaften. Zur letzten Familie Becker
gehörten 2 Mädels und ein Sohn. Die eine Tochter heiratete den damaligen Molkereiverwalter Herrn Benno Pinz und die andere Tochter den
Besitzer von Karlshof bei Demmin, den Landwirt Otto Kühl. Karlshof
war kaum an die 100 ha, aber ein dazu gehöriges Grundstück in
Demmin-Sluterhof wurde mitgerechnet und es erfolgte die Enteignung
im Mai 1945. Durch die Einführung der Bodenreform in der Ostzone
wurde auch Karlshof Neubauernland.
Der Sohn der Familie Becker ist im II. Weltkrieg gefallen. Da nun der
Törpiner Hof keinen Erben hatte, übernahm die Familie Kühl die
Wirtschaftsführung in Törpin. Der neue Besitzer, Otto Kühl, war ein
guter Landwirt und hat den Bauernhof gut geführt. Er hat mit allen
Raffinessen die Möglichkeiten der Nachkriegswirtschaft genutzt. Wegen Unzulänglichkeit im Handel und der Wirtschaft musste sich Herr
Kühl mit anderen Persönlichkeiten der Kreisverwaltung vor dem
Staatsanwalt verantworten und wurde zu einer Haftstrafe verurteilt.
Wegen schlechtem Betragen in der Haftanstalt erfolgte bei Herrn Kühl
52
die Ausweisung aus der DDR (zuletzt hatte er seinen Wohnsitz in
Lübeck).
Der Sohn von Otto Kühl, Karl-Ludwig, bewirtschaftete mit seiner
Mutter das bäuerliche Grundstück und übergab es 1960 der LPG in
Törpin. Der Sohn heiratete 1959 und hatte mit seiner Ehefrau fünf
Kinder - 3 Knaben und 2 Mädchen. Am 6. Februar 1972 starb KarlLudwig. Der Beckersche Hof war für die LPG ein guter Fang. Große
Wirtschaftsgebäude eigneten sich auch für die Landwirtschaftlichen
Produktionsgenossenschaften hervorragend. Für die Unterbringung
der Rinderbestände konnten dieses Gebäude durch Umbau recht gut
genutzt werden.
Auf Buchenkavel selbst waren zwei Gehöfte der Familien Karl Ewert
mit 0,8 ha, Werner Graupmann 2,8 ha, Max Werth 9 ha und Gustav
Heidmann mit 14 ha. Die Geschichte von Buchenkavel ist folgendermaßen:
Das alte Gehöft von Graupmann gehörte im Ursprung der Familie
Ewert. 1929 baute Karl Ewert, der Vater von Alfred Ewert (in Gehmkow wohnhaft) ein neues Haus am Ende des Spargelberges. Spargelberg hat seine Bezeichnung vom Spargelanbau auf dem leichten Boden, der hier auf Buchenkavel vorherrschte. Von der geologischen
Entstehung der Landschaft boten sich die Hügel sehr gut zur Kiesgewinnung an. Karl Ewert betrieb hier eine Zementfabrik. Er fertigte
Dachsteine, Brunnenringe, Koppelpfähle, Zementrohre und Grenzsteine.
Das Grundstück von Max Werth, welches gleich im Anschluss an Ewerts stand, ist nicht mehr vorhanden.
Nr. 75: Ein Stückchen weiter stehen heute noch die Gebäude der Familie Gustav Heidmann. Als letzte Familie bewirtschaftete Leo und
Elly Ladwig dieses Grundstück. Elly Ladwig ist eine geborene Heidmann. Heute bewohnt dort der Enkelsohn Daniel Otto mit seiner Familie dieses Gehöft.
Wegen des vielen und günstig anstehenden Kieses wurde zur Zeit der
DDR reger Gebrauch vom Abbau gemacht. Der Eigentümer wurde
nicht gefragt. Nach Basepohl zu dem Hubschrauberflugplatz wurden
die größten Mengen an Kies transportiert. Auch die LPG Lindenberg
und Sarow holten ihren Bedarf von hier.
53
Am alten Molkereiweg von Törpin nach Lindenberg stand noch das
Gehöft der Familie Erich Thymian, 10 ha groß. Da das Gehöft nicht
mehr bewohnt und zur Ruine geworden war, räumte man es im Zuge
der Beseitigung des Molkereiweges 1971/72 weg. Zu derselben Zeit
räumte man auch das Gehöft der Familie Bernhard Adler, welches zur
Gemeinde Krusemarkshagen gehörte und in der Nähe des Gehöftes
von Thymian stand.
Weiter am Weg stand das letzte Gehöft. Es gehörte der Familie Max
Günther (letzter Besitzer Bruno Günther). Es war 18,5 ha groß und
schon lange eine Ruine.
Schneiderberg
Nr. 33: Weiter der rechten Auffahrt zum Schneiderberg, steht das
Haus der Familie Elfi Anklam (Nr. 33).
Nr. 32: Daran grenzt das Grundstück von Max Kasdorf, später Edith
Liermann. Heute gehört es der Familie Dietmar Daege.
Nr. 31: Das letzte Gehöft gehört der Familie Frank Böttcher früher
Dienstwohnung des Straßenmeisters Arnold Itzegel.
Hier in Verlängerung ging früher der Weg zum Gehöft Wilhelm
Schlorff und in der linken Richtung über den Ausbau zu dem Gehöft
Bernhard Günther (27 ha), später Friedrich Diederich und weiter zur
Langen-Reihe. Diese beiden Gehöfte vom Ausbau sind nur noch Ruinen.
Zu der Geschichte des Hofes von Bernhard Günther ist von Herrn
Friedrich Diederich dem Schwiegersohn folgendes erzählt worden.
Der Hof ist vom Ursprung her der Hassenhof. Es war ein Hof in der
Größe von 350 Morgen - knapp 90 ha. Besitzer war eine jüdische Familie. Bedingt durch schlechtes Wirtschaften, verschaffte man sich
sein Geld durch den Verkauf von Ländereien. Die kleinen Gehöfte
(Kukuck, Kummerow, Fritz und Anders), die noch am Wege waren,
könnten auf diese Art entstanden sein. Auch die Bauern der LangenReihe wurden wohl zu dieser Zeit aufgebessert. Kleine Grundstücke
im Dorf hatten die Möglichkeit des Ackerkaufs oder schufen durch
den Zukauf einen kleinen Bauernhof.
54
Auf diesem Hof Günther war ursprünglich eine Deckstation eingerichtet. Es standen zwei Hengste bereit, so dass die Bauern der umliegenden Dörfer ihre Stuten hier decken lassen konnten.
In dieser Feldmark war ein Feldweg als Judenweg benannt. Auch war
der Ausdruck Hassenfelde erwähnt. Diese Geschichte könnte sich um
1700 zugetragen haben.
Auf dem kleinen Nebenweg, am Hühnerberg vorbei, kam man zu dem
Gehöft der Familie Schlorff. Eine Urkunde, die noch im Besitz der
Geschwister Schlorff ist, bezeugt den Besitz des Erbhofes im Jahre
1707. Nach den Kirchenbüchern waren Schlorffs über 300 Jahre Besitzer. Die Größe war 43 ha und durchweg schwerer Boden. Auf dem
Hof verrichteten schwere Pferde des Kaltblutschlages die Ackerarbeiten. 1962 brannten durch Blitzschlag die Scheune und der Stall ab und
wurden nicht wieder aufgebaut. Nach dem Ableben des alten Bauern
Wilhelm Schlorff zogen die Kinder mit ihrer Mutter ins Dorf und
übernahmen das Grundstück von Ernst Schlorff (Nr. 16a). Heute finden wir auf der alten Hofstelle nur Ruinen und Gestrüpp.
Weiter am Hauptweg lagen dann die Gehöfte von Paul Fritz 5,8 ha,
Hermann Kuckuck 2,1 ha, Emil Kummerow 2,5 ha und als letztes Gehöft das der Familie Anders mit 2,1 ha.
Nr. 90: An einem Landweg, der früher von Krusemarkshagen nach
Altenhagen ging, steht noch das Gehöft der Familie Wilhelm Börs.
Heute ist es von der Familie Ute Retter bewohnt.
Auch das Gehöft der Familie Dassow stand an diesem Weg. Neben
ein bisschen Acker von 1,4 ha betrieb die Familie etwas Handel. Dieses Gehöft ist auch schon seit Jahren eine Ruine.
Gegenüber dem Grundstück von Frau Elfi Anklam stand das ehemalige Armenhaus der Gemeinde Törpin. Auf diesem Grundstück hat ein
Sohn der Familie Kurt Liermann ein neues Wohnhaus gebaut. Der
heutige Besitzer Kurt Liermann ist 1992 in diesem Haus eingezogen.
An der linken Straßenseite an der Kreisstraße von Törpin bis zur Langen-Reihe steht, etwas abseits, der Bauernhof von der Familie Erdmann Günther. Das Gehöft liegt inmitten des 20 ha Ackerlandes, die
zum Hof gehören. Nachfolger von der Familie Günther war die Familie Günter Fischer, die Enkelkinder von Günthers.
55
Jetzt zur Langen-Reihe:
Die Gehöfte und Häuser der Langen Reihe sind zum größten Teil
kleine Besitzungen und ihre Besitzer haben in vielen Fällen neben der
Ackerwirtschaft in anderen Berufen gearbeitet.
Haus
Nr.
77
78
79
81
82
84
86
87
88
Vorbesitzer
Fläche in ha
Tabelle: Gehöfte und Häuser der Langen Reihe
Besitzer 2005
Albert Lemke
3
Karl Schulz
3,2
Max Wendt
Paul Lorentz, Wilhelmine? Wendt
Löwenstein-Symnick
6,3
1
Erich Martens (Holzfäller)
Herrmann Grewe,
Löwenstein, Schumacher
Herrmann Schlorff
Wilhelm Holl
Max Böttcher
3.2
Hermann Pietschmann,
Hagen
Richard Völling (Maurer)
Fritz Jung (Straßenwärter)
Fritz Martens, Wilhelm
Kasdorf
Otto Martens
Ernst Böttcher
1,2
1
Frank Schlorff
Andre Jahnke
Gisela Behrbaum
(Milchkontrolleur)
Anneliese Corsten,
geb.Wotha
Renate Borck
7,8
11,4
10
Horst Fey
2
Peter Kasdorf
2,5
Klaus Zahrndt
Hans-Eckhard John
2,8
56
2,5
3,75
Bemerkung
seit langem eine
Ruine unmittelbar vor Mahnke
Gaststätte und
Kolonialwaren,
schon lange gibt
es das Gehöft
nicht mehr
eingegangen
Schneidermeister
Gehöft steht
nicht mehr
Gehöft steht
nicht mehr
Gehöft steht
nicht mehr
steht leer
89
90
93
(Fleischbeschauer)
Wilhelm Löwenstein
Wilhelm Börs
Hermann Fritz
(Maurer)
Dietmar Ziebell
Ute Retter
Horst Loose
5,7
94
95
96
97
98
99
101
Rudolf Voigt
Fritz Meining
Otto Jahnke
Albert Jahnke
Ulbricht
Karl Voigt
Harry Voigt
Karl Mahnke
Heinz Meining
Walter Jahnke
Hartmut Drews
Karl-Heinz Ulbricht
Werner Aufdermauer
Günther Jahnke
8,3
6,8
6,3
5
5,6
2,5
1,5
57
1935 brannte das
Wohnhaus ab
und 1939 wurde
der Stall ein
Opfer der
Flammen.
Zum Ortsplan Törpin 2005
HausNr.
Eigentümer / Mieter
Haus- Eigentümer / Mieter
Nr.
1
Altstädt, Wolfgang
53
Lipski, Frank
2
Lange, Kathrin
53
Lipski, Hannelore
2
Teschendorf, Horst
54
Reimer, Klemens
2a
Czepluch, Emil
54
Dudda/ Krüger
3
Neumann, Dieter
55
Schröder, Detlef
3
Kaddatz, Heinz
56
Schwertfeger,
Dieter
4
Köhn, Hans
57
Giese, Irmgard
9
Ihrke, Roland
58
Andresen
rei 1)
11
Hagen, Irma
60
Wittwer, Horst
12
König, Katarina
61
Irmer, Hartmut
13
Pratzel, Helmut
62
Hinz, Bernd-Rüdiger
15
Schlorff, Werner
63
Böttcher, F./ Liermann,
Alfred
16
Schlorff, Hedwig
64
Wyrwich,Friedhelm
17
Zeitz, Horst
65
Schwertfeger, Jens
18
Kasdorf, Elli
66
Brandenburg, Gertrud
67
ehem. Apotheke
68
Kirsten, Olaf
Bie- 69
Menge, Eike
19
20
/ 8 WE Neubau
22
Golz, Günter
24
Rachow (ehem.
derstedt)
58
Hans-
(Alte Molke-
25
Moll,
(ehem.Meßmann)
Rolf 71
26
Senger, Walter
71
Pittner, Hermine
27
Brümmer, Inge
75
Otto, Daniel (Buchenkavel)
28
Steinbrecher
Ustorf)
29
Hänicke, Rene’
30
Liermann, Kurt
31
Böttcher, Frank
32
Daege, Dietmar
77
Schlorff Frank
33
Anklam, Elfi
78
Jahnke, Andre
34a
Fritz, Kurt
79
Behrbaum, Gisela
36
Schumann, Martina
81
Corsten, Anneliese
37
Wiesener, Günter
82
Borck, Renate
38
Schleicher, Heinrich
84
Fey, Horst
40
ehem. Schule
86
Kasdorf, Peter
41
Müller, Klaus-Dieter
87
Zahrndt, Klaus
42
Schmantek, Dieter
88
John, Hans-Eckhard
42
Ücker, Gerhard
89
Ziebell, Dietmar
43
Guski, Christian
90
Retter, Ute
45
Teske, Hans-Gerd
93
Loose, Horst
46a
Kindt, Ilse
94
Mahnke, Karl
47
Engelmann, Kurt
95
Meining, Heinz
48
6 WE Neubau
96
Jahnke, Walter
49
Kasdorf, Burkhard
97
Drews, Hartmut
50
Wesolowski, Anka
98
Ulbricht, Karl-Heinz
(ehem. 76
Schumann, Heiko
Fischer, Günter
Lange-Reihe
59
52
Nöldner, Kurt
99
Aufdermauer, Werner
101
Jahnke, Günter
60
Der Zahn der Zeit hat auch auf der Langen-Reihe seine Spuren hinterlassen, denn es sind in den letzten 50 Jahren viele Gehöfte zerfallen
und bereits weggeräumt.
Zu erwähnen wäre noch, dass der Urbesitz, das Gehöft der Familie
Fritz, zwischen den Gehöften der Familie Karl-Heinz Ulbricht (Nr.
98) und Harry Voigt (Nr. 101), am 21.08.1893 durch Blitzschlag abgebrannt ist. Die Familie Fritz sind die Vorfahren mütterlicherseits
von Herrn Alfred Ewert in Gehmkow. Theodor Fritz und dessen Ehefrau Albertine sind die Urgroßeltern. Karl Fritz ist der Großvater von
Herrn Ewert, die Schwester von Karl Fritz ist die Mutter von Ernst
Schlorff in Törpin. Aus alten Überlassungsverträgen und einer Versicherungspolice wird dies sehr deutlich. Karl Fritz baute 1894 ein neues Gehöft am Wege von Törpin zur Langen-Reihe am so genannten
Ilkberg. Die Gehöfte, die hier am Wege standen und um 1980 nicht
mehr bewohnt waren, wurden im Zuge von Meliorationsarbeiten und
Wegebau weggeräumt.
In einer Verhandlung zu einem Hypothekenbrief am 22.08.1892 vor
dem Rechtsanwalt Dr. Kuno Tzschirner erschien der Büdner und Weber Theodor Fritz und dessen Ehefrau Albertine, geborene Voigt, beide in Törpin wohnhaft und beantragen einen Hypothekenbrief im
Werte von Dreitausenddreihundertdreißig Mark Restkaufgeld für den
Rentner Rudolf Hasse wohnhaft in Friedland, in Mecklenburg. Die
Zinsen wurden mit vier Prozent festgelegt. Da die Frau Fritz erklärte,
des Schreibens nicht kundig zu sein, so wurde als Schreibzeuge zugezogen der hier selbst wohnhafte, von Person bekannte und verfügungsfähige Musiklehrer Franz Zetzsche, welcher hiermit versichert,
dass ihm keines der Verhältnisse entgegensteht. In Gegenwart des
Schreibzeugen ist hierauf die Verhandlung der Erschienenen vorgelesen, von ihnen genehmigt und wie folgt vollzogen.
Unterschrift: T. Fritz, drei Kreuze der Ehefrau und die Unterschrift
Franz Zetzsche als Schreibzeuge. Der der finanziellen Sache betrifft
den Ackerkauf vom Hassenhofe. Verhandelt, Demmin, am zweiten
Februar Achtzehnhundertvierundneunzig.
Vor dem unterschriebenen, in Demmin wohnhaften Notar im Bezirk
des königlichen Oberlandes-Gerichts zu Stettin, Rechtsanwalt Dr.
Kuno Tzschirner, welchem, wie er versichert, keines der Verhältnisse
61
entgegensteht, welche nach den Paragraphen fünf bis neun des Gesetzes vom elften Juli Achtzehnhundertfünfundvierzig von der Teilnahme an dieser Verhandlung ausschließen, erschienen heute von Personen bekannt und verfügungsfähig;
1. Der Weber und Eigentümer Theodor Fritz,
2. dessen Ehefrau Albertine geborene Voigt,
3. deren großjähriger Sohn, der Weber und Eigentümer Karl
Fritz, sämtlich aus Törpin und schlossen folgenden
Überlassungsvertrag
§ Eins: Die Theodor Fritzschen Eheleute überlassen an Karl Fritz ihr
im Grundbuch von Törpin Band eins Blatt Zweihundersiebenundsiebzig Nummer vierundzwanzig verzeichnetes Grundstück, wie dasselbe
steht und liegt. Die Gebäude sind am Einundzwanzigsten August vorigen Jahres durch Blitzschlag eingeäschert. Die Brandentschädigung
für die Gebäude und die Mobilien im Gesamtbetrage von Viertausendachthundertzweiundziebzig Mark sind dem Karl Fritz mitüberlassen
und an denselben bereits ausgezahlt, welcher sich dafür verpflichtet
hat, auf dem von ihm erworbenen Trennstück des Hasseschen Bauernhofes ein Wohnhaus nebst Scheune und Stall aufzubauen. Diesem
Trennstück, als dessen Eigentümer Karl Fritz bereits eingetragen ist,
soll das ihm durch diesen Vertrag überlassene Grundstück Nummer
Vierundzwanzig zugeschrieben werden.
§ Zwei: Der Überlassungspreis ist auf Viertausendzweihundertdreissig
Mark und ein Altenteil festgelegt. In Anrechnung auf den Preis übernimmt Karl Fritz als Selbstschuldner die auf dem Grundstück für den
Rentner Rudolf Hasse zu Friedland und für den Arbeiter Wilhelm
Krüger zu Krusemarkshagen eingetragenen Hypothekenschulden von
Dreitausenddreihundertdreißig Mark und sechshundert Mark, zusammen Dreitausendneunhundertdreissig Mark, und deren Verzinsung seit
dem ersten Januar des laufenden Jahres. Den Rest des Barpreises von
Dreihundert Mark überweisen die Theodor Fritzschen Eheleute als
teilweise Erbabfindung ihrer Tochter Auguste Schlorff, geborene Fritz,
zu Törpin Ausbau. Karl Fritz verpflichtet sich, diese Abfindung an
seine Schwester Schlorff vier Wochen nach dem Tode des Letztlebenden seiner Eltern bar auszuzahlen. Diese Abfindung soll in das
Grundbuch nicht eingetragen werden.
62
§ Drei: Karl Fritz gewährt seinen Eltern folgendes lebenslängliches
Altenteil:
1. Als Wohnung eine Stube in dem neu zu erbauenden Wohnhaus, welche er mit dem erforderlichen Mobiliar auszustatten
hat, sowie die Mitbenutzung des anzulegenden Brunnens.
2. Zwölf Quadratruten Gartenland am Hause nach Wahl der Altsitzer mit dem nötigen Dung.
3. Jährlich:
a Ein Schwein von zweihundert Pfund Schlachtgewicht,
aus geschlachtet und Hakenrein.
b Acht Raummeter Buchen Klobenholz klein gehauen
und einen Stallraum dazu, zu liefern zum ersten Oktober.
c Zwölf alte Scheffel Roggen, in monatlichen Lieferungen.
d Zwanzig Scheffeln Eßkartoffeln und einen Verschlag
dazu im Keller.
4. Monatlich praenumerando (im voraus zahlbar) Fünf Mark Taschengeld bar.
5. Wöchentlich zwei Pfund frische Eßbutter und sechs Hühnereier.
6. Täglich einen Liter frische, süße Milch.
7. In Krankheitsfällen freie ärztliche Behandlung und Arznei,
sowie Pflege, Wäsche, Reinlichkeit und Aufwartung.
8. Freies, ortsübliches und standesgemäßes Begräbnis auf seine
alleinigen Kosten.
Der Wert des Altenteils, welches durch den Tod eines der Altsitzer
keine Veränderung erleidet, wird auf jährlich Vierhundertfünfzig
Mark, der Wert der Beerdigungspflicht auf je Fünfundsiebzig Mark
angegeben. Das Altenteil soll bei der Auflassung auf das Grundstück,
einschließlich der Hasseschen Parzelle eingetragen werden.
§ Vier: Die Übergabe zu Besitz ist am ersten Januar des laufenden
Jahres erfolgt, mit welchem Tage Nutzung, Abgaben und Lasten auf
den Annehmer übergegangen sind. Die Auflassung soll in einem besonders zu beantragenden Termin erfolgen. Frau Albertine Fritz erteilt
ihrem Ehemanne Vollmacht, die Eintragung des Karl Fritz als neuen
Eigentümers im Grundbuche zugleich in ihrem Namen zu bewilligen.
63
§ Fünf: Die beim Brande geretteten Betten sind dem Karl Fritz mitüberlassen, doch behalten sich die Altsitzer deren lebenslängliche Benutzung vor. Den etwa sonst vorhandenen Nachlaß sollen sich Karl
Fritz und Auguste Schlorff in Güte teilen. Etwaige Altenteilrückstände
sollen aber als erlassen gelten.
§ Sechs Die Kosten dieses Vertrages, einschließlich des Stempels,
sowie die Kosten der Auflassung und Eintragung trägt Karl Fritz.
Die Erschienenen nehmen gegenseitig ihre Erklärung an und beantragen die Verhandlung einmal für Karl Fritz und einmal für die Theodor
Fritzschen Eheleute anzufertigen. Da Frau Albertine Fritz erklärte, des
Schreibens nicht kundig zu sein, so wurde als Schreibzeuge zugezogen der hierselbst wohnhafte, persönlich bekannte und verfügungsfähige Musiklehrer Franz Zetzsche, welcher versichert, daß ihm keines
der Verhältnisse entgegensteht, welche nach den Paragraphen fünf bis
neun des Gesetzes vom 11.07.1845 von der Teilnahme an dieser Verhandlung ausschließen. In Gegenwart des Schreibzeugen ist hierauf
die Verhandlung den Erschienenen laut vorgelesen, von ihnen genehmigt und wie folgt von Theodor Fritz und Karl Fritz eigenhändig unterzeichnet, und von Frau Fritz eigenhändig unterkreuzt, und vom
Schreibzeugen Franz Zetzsche unterzeichnet.
Ich, der Notar, attestierte, dass die vorstehende Verhandlung so, wie
sie niedergeschrieben ist, stattgefunden hat, dass sie den Erschienenen
in meiner und des Schreibzeugen Gegenwart laut vorgelesen, von
ihnen genehmigt und von Frau Fritz wegen angeblicher Schreibensunkunde eigenhändig unterkreuzt, von den übrigen Erschienenen
eigenhändig unterzeichnet ist.
Dr. Kuno Tzschirner, Notar.
So geschehen: Demmin am 07.02.1894.
Kostenrechnung:
Die Kosten der Verhandlung betragen 47,50 Mark
Der Landweg, der von der Törpiner Molkerei in Richtung Lindenberg
ging, wurde von vielen Milchwagen und auch anderen Bauernwagen
genutzt. Es gab Jahreszeiten, in denen dieser Weg seine Probleme mit
sich brachte, besonders die Wintermonate mit Schnee und Tauwetterperioden machten ein Durchkommen oft unmöglich. Dann mussten
64
die Fuhrwerke den weiten Umweg auf der festen Straße über die Lange-Reihe machen.
Der Landweg von Törpin nach Lindenberg war von einer Reihe Telefonmasten gekennzeichnet. Diese Telefonleitung stellte die Verbindung von Lindenberg mit der Vermittlungsstelle Törpin her. Im Jahre
1975 legte die Post ein Fernsprechkabel vom Abzweig Lange-Reihe,
der Straße in Richtung Altentreptow, über Krusemarkshagen bis Lindenberg. Nach der Fertigstellung der neuen Telefonleitung entfernte
man die ganze Mastreihe. Der alte Weg wurde eingeebnet und der
Ackernutzung zugeführt. Ein neuer Weg entstand in der Nähe der alten Gehöfte zwischen Acker und Grünland über Buchenkavel nach
Lindenberg.
Eine Episode zum alten Weg: Auf den meisten Landkarten ist der damals öffentliche Weg eingezeichnet. Wir waren an der Törpiner Molkerei mit Bestellarbeiten beschäftigt, als ein Geländewagen mit zwei
höheren russischen Offizieren kam. Sie hatten ihre Generalstabskarte
in der Hand und fuchtelten damit umher, kamen auf uns zu und stellten die Frage: “Wo ist Straße, hier muss Straße sein!!". Ich habe dann
versucht, den Herrn eine Erklärung dafür zu geben.
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