PROTzehnLUC: Liebe Kommiliton(inn)en ! Es gibt wohl Tage, an denen alles schief zu gehen scheint. Gerade wollte ich frohlocken, daß Luc sich große Mühe gegeben habe und ... ja, und da kann ich sein Protokoll zum großen Teil gar nicht lesen. Da ist wohl eine Übermittlungspanne passiert. Die Kästchen gehen in etwa über 4-5 Seiten. Da Luc mir trotz meiner Bitte keinen neuen Text zugesandt hat, stelle ich die lesbaren Teile einfach in die Homepage und versuche dann – soweit die Zeit noch reicht – einige Ergänzungen. Diese müssen sich aber auf Grundskizzen beschränken.Jetzt ist doch noch ein neuer Text von Luc gekommen. Ich versuche, ihn noch schnell einzufügen. Hurra, es ist plötzlich viel kürzer geworden Es folgt also erstmal das Protokoll von LUC JOIN-LAMBERT: 2. Referat der Sitzung vom 17.6.03 – Max, Marek, Timo – Part III – Influence of Democracy on Mores Properly So Called Kap.1-12 (S.561- 603) Tocqueville erläutert, wie sich die Sitten mit steigender Gleichheit in den sozialen Vorraussetzungen besänftigen. Er untersucht verschiedene Aspekte der gesellschaftlichen Beziehungen und erkennt, dass ohne Schichten alle Menschen ihren Mitmenschen die gleichen Rechte zugestehen und in der Lage sind sich mit diesen auch frei und unbestimmt auszutauschen, ohne ihr persönliches Vermögen und ihre Freiheit als bedroht anzusehen. Daraus leitet AdT ab, dass sie einander mehr Mitgefühl aufbringen und die Gesetze/ Sitten („law of nations“ S. 565) sich dem entsprechend mildern. Dies findet in Aristokratien nicht statt, weil der Status des Einzelnen von Geburt festgelegt ist, so jeder Austausch vorherbestimmt und oberflächig ist, und somit von Spannungen, auch innerhalb der Klassen, auszugehen ist. Die Umgangsart ist in Amerika einfacher und freundlicher. Jedoch möchte der Amerikaner auf seinen Reisen in den aristokratisch hierarchisierten Gesellschaften das Ansehen erhalten den er auch in der demokratischen von seinen Gleichgestellten erhält. Doch den Stolz den er für seine Nation empfindet tritt allgemeine Unkenntnis und Desinteresse entgegen, weil sein Verhalten von dem gängigen der Klasse abweicht. Aus dem Vergleich der individuellen Verhaltensweisen unter Amerikanern und zwischen ihnen und den aristokratischen Europäern zieht er den Schluss, dass der Individualismus in der klassenlosen Gesellschaft mehr Nachsicht und Hilfsbereitschaft mit sich bringt (Kap 4, S.571). Nachdem möchte AdT die verschiedenen Verhaltensweisen in bestimmten Beziehungsmustern der demokratischen und aristokratischen Gesellschaft ausmachen, wie zwischen: Herr und Diener (Kap.5): - Aristokratie: Abhängigkeitsverhältnis über Generationen, die arme Schicht übernimmt die Hierarchie der Herren und ist von Geburt gewohnt befohlen zu werden, sie wird ohne Würde behandelt. – Amerika: vertragliche Bindung außerhalb dieser sind beide freie, gleichgestellte Bürger, freiwillige Dienerschaft, die Stellung im Verhältnis könnte wechseln, materiell-professionelle Abhängigkeit. AdT meint nicht die Sklaven ! („ In the South there is slavery, so all I have said cannot apply there.“ S.578), trotzdem sind es auch im Norden meistens befreite Sklaven oder ihre Nachfahren! Er sieht, dass trotz gesetzlicher Gleichstellung, sie „a doubtful position „ im öffentlichen Ansehen einnehmen. Für Tocqueville könnte die Zeit in der der Mensch zwischen den aristokratischen und den demokratischen Verständnis seiner sozialen Stellung steht, günstig für einen revolutionären Zustand sein, falls er seine neu gewonnene Freiheit missversteht. Besitzer und Pächter (Kap.6 S.580): - Aristokratie: ähnlich wie Dienerschaftsverhältnis (Geld, Respekt, Treue, Service!), aber auch da lassen sich Veränderungen im wirtschaftlichen Sinne voraussagen, so AdT. - Demokratie: allg. mehr „owners“ und weniger „tenants“ als in der Aristokratie, Amerikas Vorteil ist dazu die breite und billige Landverteilung, finanzielles Verhältnis zw. Besitzer und Pächter Arbeitnehmer und Arbeitgeber - Löhne (Kap.7 S.582): - Aristokratie: sie hat ihr Reichtum auf die Industrie erweitert und diktiert somit die Gehälter, und zieht somit ihre Arbeiter in -2– ein Zustand kompletter Wehrlosigkeit, AdT macht den Gesetzgeber auf diese Ungerechtigkeit aufmerksam -Demokratie: durch die Kraft seiner Arbeit erzeugt der Arbeiter entsprechendes Lohn, hoher Lohn macht ihn Unabhängiger und so können sie noch höhere Löhne fordern, steigende Löhne sind „one of the general laws characteristic of democratic societies „ (S.583), die Kräfte sind zw. der Besitzerklasse und der Arbeiterklasse gleich verteilt. Dazu DL: die permanente Immigration war in den USA immer eine billige, auf einfache Arbeit ausgerichtete Arbeiterschaft. und in der Familie (Kap.8 S.584): - Demokratie: es gehört zur Freiheit des Sohnes sich von seinem Vater zu emanzipieren , und freier Bürger zu werden, der familiäre Zusammenhalt ergibt sich aus anderen Umständen, alle Brüder gleich und so unabhängig, -Aristokratie: hierarchisch gegliedert, Vater hat alle Entscheidungsrechte, Glanz der Familie durch alle vertreten dadurch sind sich alle gegenseitig verpflichtet, vor allem dem Vater. Am Ende des achten Kapitels hält es AdT für offensichtig, dass die Freiheit die sich demokratische Völker gönnen, in vielen Bereichen des täglichen Lebens eine allgemeine Lockerung der Sitten mit sich gebracht hat. Diese wiederum könne man erkennen in dem man das betrachtet was mit der Stellung der Frau zu tun hat. Er beginnt mit der Erziehung der Mädchen (Kap.9 S.590): sie wird in Amerika früher von der mütterlichen Vormundschaft befreit, entwickelt die Fähigkeit über Sachen zu richten, Böses zu erkennen. Sie ist dadurch selbst in der Lage die Sitten zu erhalten und sich vor unsittliches zu hüten. Kann daher auch ihren Lebensgefährten frei auswählen. Bei der Eheschließung (Kap.10 S.592) verliert sie jedoch diese Unabhängigkeit. Sie übernimmt, in Kenntnis der Sachlage, ganz bestimmte Aufgaben, die sie Dank ihrer angelernten moralischen Stärke, in völliger Hingabe erledigt. Die gute Moral wird auch dadurch erhalten, dass die Eheschließung keinen Zwang unterliegt (Kap11 S.594), man geht nämlich einen Vertrag ein, und sehr selten gibt es Gründe diesen zu brechen. Wenn alle gesellschaftlichen Zustände („when the social system makes it easy, when paternal authority supports it and public opinion recognizes it”S.597) es begünstigen wirkt der innere Frieden der Familie durch Einhaltung der Sitten auf die Gesellschaft aus. In Europa haben sich die revolutionäre Zustände falsch ausgewirkt und die Klassen die nicht im Genuss der Freiheiten kamen missverstehen sie, es kommt zur Unordnung der Sitten, vor allem zwischen Mann und Frau. Die Verschiedenheit der Geschlechter die aus der Natur erfolgt, bringt die Familienmitglieder dazu ihre jeweiligen Aktionsfelder klar definiert zu erkennen, so macht die Ausgewogenheit der Aufgaben die eigentliche Gleichheit aus. Am Anfang des 12. Kapitels(S.600) bringt AdT alles zusammen, indem er darauf hinweist, dass in der Demokratie die Gleichheit der Geschlechter, durch die selben sozialen Kräften („social impetus“) angestrebt wird wie jene, die den Diener dem Herren gleich stellen, den Sohn dem Vater usw..., um am Ende (S.603) zu behaupten: „the chief cause of the extraordinary prosperity and growing power of this nation, [...] is due to the superiority of their women“. Kap. 13-26 (S.604-664) Nachdem AdT individuelle Verhaltensmuster im Sittenverständnis der demokratischen Gesellschaft untersucht hat, ergründet er wie sich diese auf alle Gebiete auswirken. Was die Chancengleichheit, die allgemein größere soziale Gleichheit erzeugt, und die freiere Arbeitswelt in den Gefühlen und Interessen der Menschen bewirkt. Die Chancengleichheit ist Voraussetzung für den Menschen um durch Arbeit größeren Wohlstand zu erreichen. Der Amerikaner hat Seriosität entwickelt, weil es die harten Aufgaben und ein geordnetes Haushalt von ihm verlangen. Sein Geist erfüllt sich mit Stolz über Geleistetes, und er besorgt sich eigenes Wohl zu erhalten und zu vermehren. Weil der eigene dem allgemeinen Wohl immer ähnlicher wird, versteht man Veränderungen der Sitten/ Gesetze als Fortschritt (Kap.17 S.614). Diesen Aspekt übernimmt AdT noch einmal wenn er von den Ambitionen spricht (Kap.19, S.627)- in der Demokratie ist sozialer Aufstieg möglich, so streben viele danach, setzen sich aber nicht zu hohe Maßstäbe, ihre Mittel sind nämlich begrenzt. Die sehr geringe soziale Ungleichheit erlaubt sich unter Gleichgesinnten auszutauschen, und nicht von einer Klasse abhängig zu sein, und so achtet man eher auf die Unterschiede der einzelnen Mitmenschen, um nicht der breiten Masse untergeben zu sein. (Kap.13-14, S.605). Oberflächigkeiten wie die aristokratischen Manieren werden dadurch auch überflüssig, man erwartet Inhalte. Amerikaner sind voller Stolz auf die immer wieder neu definierten Freiheiten und Errungenschaften ihrer Nation, und sind so auch bereit sich für dessen Verteidigung einzusetzen. Es ist ein Grund warum in der demokratischen Gleichheit einen anderen Werte- und Ehrenverständnis herrscht -3– (Kap.18,S.616). Es geht nämlich nicht darum seinen Platz in der Gunst des Herrschenden gegen Andere zu verteidigen, sondern ein positives, geordnetes Bild der sozialen und kommerziellen Verhältnisse zu haben. Arbeit wird so zu einer zentralen Tugend und Besitz ein Messwert dafür. Die einzige wahrscheinliche Revolution (Kap.21) in den USA ist auch deshalb, so AdT, die der Sklaven und ihrer Nachfahren, weil sie, vor allem in ihrer Arbeit unwürdig behandelt werden (S.639). Dies ist wiederum mit für Demokratien untypischen Ungleichheiten verbunden. AdT geht in Kap.23 auf einer der wichtigen Institution zur Verteidigung dieser Werte ein, also die Armee, die in sich auch einen streng eingehaltenen Gleichheitssinn benötigt, denn es gilt das gleiche wie in der zivilen Welt und gerade im Militär wäre es gefährlich wenn sich einzelne Größen unsittlich benehmen könnten. Wie man sieht sind Arbeit und die eigene Leistung zentrale Bezugspunkte des Gemeinschaftsverständnis der Amerikaner, was wiederum zu einem neuen Klima in der Handels- und Arbeitswelt führt. Das Streben nach Reichtum wird moralisch unterstützt und bedarf keiner staatlichen Einmischung, nur seiner Sicherung, dadurch kann keiner den Wunsch nach Revolution empfinden, höchstens eine Minderheit. Zum Sicherheitsgefühl gehört auch, dass die Armeen nicht als Gewerbe angesehen werden, so beteiligt sich jeder an das Militär, es ist Teil des Gemeinschaftsleben und dadurch hat kaum einer Interesse an Kriege. Wenn jedoch sie davon abgehalten werden nach eigener sittlicher Ordnung zu leben, haben freie Menschen den größeren Drang diese auch durch Krieg wiederherzustellen (Kap.24S.658). Die Kap. 25-26 sollen als Gesamthintergrund für die vorausgegangene Analyse der sittlichen Anpassung an der Vorstellung von Demokratie verstanden werden. Die Liebe zur Freiheit und Gleichheit erzwingt die Liebe von Frieden. Freie Völker haben keine zwingende Gründe sich untereinander zu bekriegen, es ist mit den individuellen Interessen freier Menschen zu vergleichen. AdT hat hiermit klar ausgestellt wie die Menschen in der Demokratie Werte übernommen haben, die die wahren Interessen (Wohlstand und Frieden) der Einzelnen erreichbar werden lässt. Wenn sich diese Werte dermaßen auf den Einzelnen auswirken, so müssen sie es auf den politischen Führungskräfte auch tun. Dazu Teil IV.- On the Infuence of Democratic Ideas and Feelings on Political Society. Der Einfluss der sittlichen Gleichheitsvorstellung wirkt für AdT auch tief in das politische System der demokratischen Gesellschaft ein. AdT untersucht erst die verschiedenen Formen der RegierungsGewalten (Kap.1-5) und welche Umständen sie gefährden könnten (Kap.6-7). Eine Regierung mit konzentrierter Macht behandelt die gesamte Bevölkerung einheitlich, weil die politische Wirkung des Einzelnen sonst ungleich verteilt wäre. So erscheint „legislative uniformity [...] as the first condition to a good government“(S.668). Nur eine gute Regierung ist in der Lage die Aufmerksamkeit des Einzelnen auf sich zu ziehen, sie zu bündeln und daraus eine starke Institution zu bilden. So scheint zentralisierte Gewalt ein Merkmal für demokratische Regierungsform zu sein, jedoch ist es wichtig zu wissen aus welchen Gedanken diese sich bildet: aus den Umständen hat sich in Amerika erst der Sinn für Freiheit entwickelt, so war es offensichtig das die Gleichheit institutionell gesichert werden muss. Die legitime Machtausübung, wird, um Unabhängigkeit des Einzelnen zu garantieren eingeschränkt, und die Zwischengewalten („secondary powers“ S.676, dazu mehr in Kap.7) übernehmen die Bürger. Deshalb bedarf es hoher Bildung, will man der Tyrannei nicht Opfer werden. Den Regierenden muss Gleichheit bekannt sein, sonst hat das Volk kein Vertrauen und schränkt seine Macht ein. In Frankreich hingegen, wo das Volk durch Gewalt sich dieses natürliche Recht von Gleichheit in den Gesetzen holte, jedoch sie durch Klassen definierte und die Freiheit nicht einbezog, wurden alle demokratischen Errungenschaften an einen starken Versorgungsstaat und nicht wieder einer Klasse abgegeben. Die souveräne Machtausübung beinhaltet alle ihre natürlichen Attribute, und weitet so ihren Einfluss, durch aufwendige Verwaltung auf Bereiche des Privatlebens (Erziehung, Religion, Wohlfahrt, S.680). Der Staat hat es auch verstanden, die Judikative an sich zu binden, da er für die Ernennung dieser Verantwortlich ist. Die Wirtschaft wird Strukturell vom Staat kontrolliert und nach seinen Interessen aufgebaut (v.a. die Industrie), Zusammenschlüsse Einzelner überwacht. Das Volk hat sich unbewusst seiner Selbst entäußert. Man sieht das je größer der Gleichheitszustand ist, desto offener ist auch die Regierungsform. Aber gerade das macht die Demokratie auch anfälliger gegen Despotismus. Aber da die Sitten auch bekanntlich milder sind, wäre es dieser auch, das liegt in der Natur dieses Sozialzustandes. So könnte eine übermächtige Gewalt (immense, protective power S.692, fast wie einen Vater, der allerdings seine Kinder nicht Erwachsen werden lassen will), demokratisch an der Macht kommen, die Entscheidungen für die Bürger übernehmen bis sie ihren Willen aufgeben, so sich widerstandslos -4– beugen und am Ende nur noch der Anschein von demokratischen Werten überleben. Diese Unterwerfung wird durch einen Repräsentationssystem nur gedämpft, die echte Freiheit findet der Mensch nämlich in den kleinen, täglichen Sachen, da er allein dort seinen freien Willen anwendet. Um die Demokratie vor solches zu bewahren, erwähnt AdT erneut die Zwischengewalten (S.697): dies seien „associations of plain citizens [which] can compose very rich, influencial, and powerful bodies, in other words: aristocratic bodies“(!), diese bedeuten keinen erblichen Vorteil, werden aus allen Bereichen gebildet und sichern nicht nur ihre eigene Freiheiten sondern dadurch auch die der Allgemeinheit. Allein die Presse gibt die Möglichkeit für einen breiten täglichen gesellschaftlichen Austausch und sich auch als Einzelner zu wehren. Der freie Zugang zur Presse und richterlicher Entscheidungsgewalt ist Garant individueller Unabhängigkeit, man beugt sich keiner Willkür. Es ist ein sozialer Zustand der den Menschen alle individuellen Freiheiten gibt, jeder sollte instinktiv erkennen wenn dieser bedroht wird. Ausblicke seien schwer, so AdT (Kap.8), diese Demokratien sind jung und einmalige Erfahrungen in der Geschichte. Diese Staaten werden Großes leisten, aber ihre Bürger werden einen Hang zur Mittelmäßigkeit und Zufriedenheit haben, so werden ihre Werke unvollendeter. Alte Werte und Begriffe wurden gekippt, im Mittelpunkt steht nicht der Glanz einiger sondern das Wohl des Einzelnen: „Equality may be less elevated, but it is more just, and in its justice lies ist greatness and beauty.(S.704““ Alle Doktrinen die Freiheit sie nicht zulassen, aus welchen Gründe auch immer, sind deshalb „feige und falsch“. In der anschließenden Diskussion geht es anfänglich darum, ob AdT nicht zu sehr pauschalisiere mit generellen Behauptungen, wie z.B. über Literatur (Bd2,T1). DL dazu; man kann, gerade an diesen Beispiel, empirisch feststellen, dass sich AdT nicht getäuscht hat. Im XIX.Jh bestand die amerikanische Literatur hauptsächlich aus Reise- und Erfahrungsberichte. Die Amerikaner haben ihre Kraft und ihre Zeit nicht für so was genutzt. AdT fragte sich warum man große Philosophie machen muss, wenn man in der Arbeit seine Erfüllung sieht. Es ist nicht wie die europäische Aristokratie, die ihren Wohlstand ihren Privilegien nicht der Arbeit zu verdanken hat. Nachdem ist von den Schichten in der Gesellschaft die Rede. AdT spricht von Gleichheit, aber in seinen Schriften kann man sie für die Eingeborenen, die Sklaven und den Frauen nicht erkennen. DL dazu: Die aristokratische Schichtverteilung ist in Amerika nicht mehr in den Geist der Menschen. Der reine Unterschied erfolge auf ökonomischer Basis, so Marx, Eigentum macht die Klasse aus, deshalb darf es ihn als solches nicht geben. Aber gerade da sind die Veränderungen, die Kraft der neuen Ideen ist Freiheit und Gleichheit gebracht zu haben, und durch diese (in Amerika kommen günstige Nebenbedingungen dazu) kann jeder zu Eigentum kommen. Da steht AdT dem Marx entgegen, und wie man weiß hat der Marxismus ideologisch den Liberalismus nicht überlebt. Zur Frauenfrage wendet AdT wieder Funktionalismus an: er geht davon aus, dass die Frauen ihr eigenes Schicksal leiten wollen. Dafür muss sie eine Funktion zu erfüllen haben, die im amerikanischen Verständnis die der Hausleitung ist. Dies führe zwar auch zur Unterwerfung der Frauen, aber dadurch wird die Sittlichkeit eingehalten. Timo wundert sich wie AdT die Stärke von Nebensachen, wie z.B. der Wirtschaft, nicht erkennen konnte. Heute wirkt die Wirtschaft stärker auf unser tägliches Leben, als es AdT damals vom Staat gefürchtet hat. DL dazu: Zu AdT’s Zeiten waren in Amerika und auch in Europa, die Industrie und die moderne Wirtschaft erst im Aufbau (1840 die Eisenbahn). Zwar wurde sie, z.B. in England, von einen ganz extremen Kapitalismus beherrscht, was auch die Arbeiterschaft zusammenführte und ihr politisches Gewicht gab, aber AdT verstand die Demokratie als Abwehrschild dagegen. Als die USA noch im Aufbau waren gab es keine Arbeitsknappheit, auch später durch die Armee nicht. So sah AdT für jeden Perspektiven auf Verdienst, Vermögen und Besitz. In der Armee sind die einzigen Interessen die vertreten werden dürfen der Lohn, so ist sie als Körperschaft auf das Wohl des Einzelnen angewiesen. Außerdem habe AdT erkannt, dass der Zustand der Sklaven und ihrer Nachkommen zum Bürgerkrieg führen würde. Dies bedeute unter anderem, dass aus wirtschaftlichen Gründe die Anwendung der Sklaverei im Süden, für die Sklaven selbst, aber auch für den aktiveren Norden der Union unerträglich werden würde. -5– Zum Schluss behauptet Mario, AdT fehle der Bezug zur Realität, denn: er sieht keine ethnischen Minderheiten und wenn Überhaupt, möchte er sie nur zivilisieren, er hat zu hohe Ansprüche an den Einzelnen, und er nimmt keine andere Ansprüche in betrachtet (erkennt keine Erfüllung in anderen Sitten). Dazu DL: AdT macht keine allgemeine Gesellschaftslehre, sondern spricht von dem, was er auf seiner Reise sieht. Viele was die Eingeborenen und die Sklaven angeht hat er erkannt, auch wenn er nicht genug verurteilt und auf die Gefahren Aufmerksam gemacht hat. Aber Anderes betrachtet er ganz genau, und referiert es aus europäischer Perspektive was wiederum seine Begeisterung aus löst – „sonst hätte er schnell nach Hause gehen können“ ! - Als letztes wurde Jason nach seiner Meinung zu AdT gefragt. Seiner Meinung nach treffe die Beschreibung kaum zu. Außerdem sei er Überrascht welche Position er in der europäischen Politikgeschichte einnehme, in den USA war er ihm unbe DL: Skizzenhafte Ergänzungsversuche: Zu Bd. II, 3. Teil: Einfluß der Demokratie auf die Sitten: Tocqueville’s Grundthese in diesem Bereich ist, daß das Prinzip und die Erfahrung von Equality in Amerika zu einer Milderung, ja gar zu einer Mildheit der Sitten geführt habe. Im 5.Kapitel vaersucht er dies am Beispiel von Master und Servant, von Herr und Knecht aufzuzeigen. Gründe: Die Sklaven seien inzwischen die ‚equals of their master’; ihre Arbeitsbeziehungen seien über einen Vertrag vermittelt, dessen Einhaltung nur noch rechtlich relevant sei. (DL: Unklar bleibt hier nur, was AdT unter Mildheit versteht, nur die Abwesenheit der Peitsche....???.) Im 9. Kapitel spricht er über die Erziehung der Mädchen; im 12. Kapitel über die Beziehung der Geschlechter. Sie seien ‚not only equal, but alike’.(S. 573) Wesentlich ist dann, daß er in diesem Bereich das Prinzip der politischen Ökonomie angewandt sieht: „Americans have applied to the two sexes the great principle of political economy, that dominates industry in our day.They have carefully divided the functions of man and woman in order that the great social work be better done.” (S. 574- relativ am Anfang vom 12. Kapitel) Kann man dies anders lesen als völlige Einbindung der Frauen in den WestwardDrive ? Und wie muß man die ‚superiority of women’ beurteilen, als wirkliche sittlich-moralische Hochschätzung oder nur als ‚Schulterklopfen’ für die Erfüllung der auf den Tracks erforderlichen Zu-Arbeit zur Landerschließung, MenschenVerdrängung, Menschen-Tötung bei gleichzeitigem Ordnung-Halten, Kinder-Kriegen und moralischer und religiöser Zusprache,derzufolge das alles noch aus einer höheren Mission Gottes für dieses so brach daliegende Land und seine hilflosen und steinzeitlich herumlaufenden Ureinwohner. (Denken Sie bitte daran, was ich über das vor allem von Frauen getragene ‚Second Great Awakening’ in den 1830-er Jahren sagte was sich dann in den 1840-er Jahren sich als :Manifest-Destuny’ artikulierte. – In den nächsten Great Awakenings haben sich die Frauen nicht mehr so bereitwillig zur -6– ‚self-negation’ und zur Indienstnahme für die (männliche Art der) Kolonisierung des Landes in Funktion neahmen lassen. Zynischer wird dieser Zusammenhang noch dadurch, daß die Frauen – worauf Jason zurecht hingewiesen hat – damals noch kaum eigene politische und juridischen Rechte hatten, die Identifikation also nur über ihre Identifikation mit den (hoffentlich männlichen)Kindern lief. – Für alle diese Fragen der wirklichen Eigenständigkeit der Frauen, für ihre eigene unfügsame Würde hatte der (Ober-)Funktionalist AdT leider überhaupt noch keinen Sinn. Im 19. Kapitel spricht AdT über Ambitions , stellt fest, daß es ‚no proportionate ambitions’(599) gebe und daß es den Amerikanerns an wirklichem Stolz fehle. Im 21. Kapitel bringt AdT die Seltenheit großer Revolutionen in Zusammenhang mit dem ‚instinctive horror’ und der Angst um Eigentumsverlust. In einem Land mit so vielen (männlichen)Eigentümern mache man keine Revolutionen. Außerdem übe in Gleichheits-Demokratien die Masse der Gleichen auf jeden Einzelnen einen großen Druck zur Konformität, zum einfachen außengeleiteten Mitschwimmen aus (Vergl. hierzu das wichtige Buch von David Riesman, The lonely crowd, 1953, in dem dieser jene AdT-Andeutungen voll unterstützt und von der Dominanz eines ‚außengeleiteten (also eines nicht mehr traditions- oder innerngleiteten) Menschen’ für unser Zeitalter diagnostiziert. Im 22. Kapitel behandelt AdT das Verhältnis von Demokratie und Frieden, und knüpft dabei an das alte Loblied über die Demokratie an, daß diese nie zu Krieg führe, weil das Volk (der demos) kein Interesse am Krieg habe. AdT: Krieg zerstöre die Freiheit. Gleichwohl müsse man aufpassen, daß sich die Gefahr von Kriegen nicht aus einfachen soziologisch feststellbaren Sachverhalten ergeben könne. Eine solche Gefahr sieht er im damals aktuellen Rekrutierungsverhalten der amerikanischen Armee unter General/Präsident Andrew Jackson. Da nur ‚proletarians’ (Eigentumslose, aber Eigentumshungrige) zur Armee gingen und dort vor allem die Posten der ‚noncommissioned officers’ (Unteroffiziere) besetzten, bestehe die Gafahr, daß diese auf Krieg drängten, weil sie sich als Beute für erfolgreiche Kriege: kostenlose Landparzellen erhofften. AdT zielt hier durchaus kritisch auf die Rekrutierungsgewohnheiten von Jackson, der 1) vielen seiner Anhänger solche Army-Jobs verschafft hatte, der aber 2) durch ständige Andeutungen neuer Militärunternehmungen gegen Indianer (und potentiell auch gegen die Mexikaner) genau solche Beaute immer auch offen oder verhohlen versprochen hatte. (DL:Die Zeit drängt mich,die Müdigkeit+Jasons Hund) Zu Bd. II, 4. Teil: Einfluß der Demokratie auf die politische Gesellschaft: Hier diskutiert AdT noch mal zusammenfassend das Verhältnis equality vs liberty. Seine Ausgangsthese ist hier, daß demokratische Völker – aufgrund der erreichten equality of conditions – 1) meist für eine Zentralisierung der Gewalten eintreten, da ihre Hauptleidenschaft die tranquility sei = als Voraussetzung ihres jeweiligen, aber allen gemeinsamen ruhigen Strebens nach Land, Eigentum, prosperity.... 2) daß aber dabei die für die Freiheit so wichtigen ‚mittelbaren, sekundären Gewalten’ eher vernachlässigt würden, weil sie angeblich nur für die Minderheit -7– und ihre Rechte, nicht aber für die Mehrheit zuträfen. AdT läßt aber nicht alle Zwischengewalten als positiv und demokratie-förderlich gelte Gegenüber der sich zu seiner Zeit anbahnenden Herausbildung der Industrie (damit ist noch nicht der Kapitalismus gemeint) ist AdT sehr kritisch, da sich hier ein neuer Despotismus herausbilden könne. Im 6. Kap. heißt dann seine Frage:What despotism ist to be feared most in democracy? Im Unterschied zum alten Despotismus (z.B. Rom) zeichne sich der neue Despotismus eher aus durch „universal moderation“. Deshalb sei es auch angemessener, nicht mehr von Despotismus, sondern eher nur von Schulmeisterei der Menschen, von der „tutelary power” (663) des Staates zu sprechen, was dann auf der Seite des Menschen zu einer Verkümmerung des freien Willens, zu ihrer Verweichlichung und einer zunehmenden Ich-Schwäche (Interpretationskategorie von DL) führe.(Vergl. 663) Aus diesen Ausführungen entsteht seine menetekelhafte Ahnung, daß in Amerika so etwas entstehe wie eine „.....nation to being nothing more than a heard of timid and industrious animals of which the government ist the shepherd.” (S. 663 – im 6. Kap.) Ursachen für demokratische Fehlentwicklungen lägen eher in solcher Mentalität als z.B. im Electoral system of elections. Ab dem 7. Kapitel kommt dann AdT auf die R e m e d i e s gegen alle diese Entwicklungen, vor allem gegen die Gefahr des Verlustes an Humanität zurück (Vergl. 666 ff.) Natürlich bleibe die Equality das grundlegende und erst Prinzip der Demokratie; damit diese aber ihre für die Individuen zerstörerische Kraft nicht entfalten könne, müsse gerade im Interesse der equality auch die Freiheit bewahrt werden. Was sind denn nun die Zwischengewalten, als deren Anwalt und Verfechter innerhalb der klassischen Demokratietheorie Tocqueville gilt.? Da die individuellen Menschen in der Demokratie zu schwach und isoliert seien, brauchten sie Instanzen, über die man – wie beim Anrufen der Nation oder der Menschheit – Hilfe gegen die Mehrheit und den Staat/government erhalten könne: 1) Presse und öffentliche Meinung. 2) Judikative Gewalt, 3) Stärkere Beachtung von Formen (wie in der Aristokratie-ohne deren Inhalte) 4) Stärkung der Individuellen Rechte, die sonst allzuleicht dem Nützlichkeitsdenken anheimfallen könnten, 5) Civil courage,Zivilität;die Menschen sollten „watchful and combative“(673) bleiben........... Als ‚General View’ ergibt sich für AdT ab S. 673 im 8. Kapitel: - Objektiv ist die wirtschaftliche, soziale, kulturelle und politische Lage vieler Menschean durch die Demokratie viel besser geworden. - Für die Subjekte hätten sich die einersaeits die Sitten gemildert, ihr Leben sei leichter geworden, aber ihre individuelle Stärke und Eigensinnigkeit (Ich-Stärke) sei auch schwächer geworden; - Intersubjektiv sei das Band der Menschheit enger geworden, - aber kommunikativ sei auch vieles sehr mittelmäßig geworden, sei zu einer „universal uniformity” herabgesunken, die Temperatur der Kultur sozusagen gesunken. (Was man als Aristokrat – in Erinnerung an große Kultur, nicht aber an ihre Inhalte – auch bedauern könne) -8Aus der höheren Warte Gottes aber könne man alles wieder in einen größeren und insgesamt positiven Gesamtzusammenhang einrücken. - Gerade durch die equality sei in der Demokratie: die Gerechtigkeit erreicht worden: „Equality is perhaps less elevated; but it is more just, and its justice makes for its greatness and its beauty.” (675 – letzte Seite) Man solle sich nicht Altes zurückwünschen, eher Neues anstreben. Fatalismus sei eine feige Doktrin: Es läge an uns freien Menschen und Völkern, mit gesundem Menschenverstand: der immer wieder drohenden servitude: Schritt für Schritt die liberty abzutrotzen.: durch Zwischengewalten und Individuele Rechte. Als Ergebnis des 2. Bandes ergab sich somit: - Der Einfluß der Demokratie auf den Geist: besteht in der Nützlichkeit und der Fundierung von Demokratie auf Religion und deren sittlicher Kraft. - Der Einfluß der Demokratie auf die Gefühle bestand in zunehmendem Individualismus, aber auch in zunehmnder Ich-Schwäche und Außensteuerung der Menschen in der Masse; - Der Einfluß der Demokratie auf die Sitten bestand in deren Milderung: - Der Einfluß der Demokratie auf die poltische Gesellschaft: Gegen die drohende Dominanz von Gleichheit und deren Tendenz zu den unmittelbaren Gewalten im government: hilft nur die Freiheit, über die mittelbaren Gewalten, die Individuellen Rechte und unserer aller ziviler Einsatz für Gleichheit und Freiheit, aus derem Zusammengreifen allererst Demokratie entsteht und bewahrt werden kann. Wir, jeder von uns, sind ein Teil des Problems, aber auch seiner Lösung. ________________________DL: Bin müde, aber zufrieden.Lassen Sie uns bitte das Seminar gemeinsam zum Erfolg führen_____