PROTfuenfTIMO

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PROTfuenfTIMO:
Liebe Kommiliton(inn)en !
Vielen Dank für das diesmal sehr viel kürzere, komprimierte, formal korrekte und erheblich
pünktlichere (Danke!) Protokoll. Wenn ich dann gleichwohl einige Ergänzungen mache und
dabei noch mal das Knurren von Jasons’ Hund riskiere , dann doch nur, weil auf zwei
Ebenen Unklarheiten aufgetreten sind, die wir nicht so stehen lassen dürfen. Es gilt noch
einmal, auf Überlesenes in den Referatsteilen, wie auf offensichtlich Unverstandenes aus
der Diskussion hinzuweisen. Das, was in diesem korrigierten Protokoll steht, soll doch
prüfungssicher sein und Ihnen in Ihrem akademischen Leben als gesichertes Wissen
zurVerfügung stehen. Ich werde mich auf das Nötigste beschränken. Wir sind an einer Uni.!!!
Außerdem hab ich auch noch mein kleines Lebensethos als Dozent. Es geht um Ihren Kopf.!!
Diesmal werde ich es aber so machen, daß ich das Protokoll weitgehend unverändert lasse
und dann erst meine Zusatzbemerkungen mache. Wenn Sie dann wieder der Meinuing sind,
daß das Protokoll unerträglich lang ist, dann werde ich mir allerdings auch überlegen, ob ich
mir dieseErgänzungsarbeit noch mal mache (aber nicht ernsthaft :)). Dem Protokoll lag
übrigens das Referat von Benjamin Grochovski (1. Teil), Elizabeth Bennjing (2.Teil) und
Joel Naber (3. Teil) zugrunde. ---- Jetzt folgt erstmal das weitgehend
unveränderte Protokoll von TIMO LANGE:
*PS Tocqueville – Democracy in America
Dozent: Prof. Dieter Löcherbach
Protokoll der Sitzung vom 20.5.2003
Protokollant: Timo Lange
Referat über die Kapitel 1-8 DiA
Zur Person Tocquevilles und seiner Zeit
T. wurde 1805 in einer unter den Auswirkungen der Französischen Revolution
leidenden Adelsfamilie geboren. Dies war die Zeit des Napoleonischen Kaiserreichs
(1799-1814), in welchem das erbliche Kaisertum wieder eingeführt wurde, wohl aber
durch eine Volksabstimmung legitimiert. Napoleons Herrschaft endete 1815 mit dem
Wiener Kongress. In den folgenden 10 Jahren regierte Ludwig XVIII. als
verfassungsmäßiger König nach Vorbild der Engländer. Mit Karl X. wurde bis 1830
die Restauration weitergeführt. Tocqueville hatte Jura studiert (T. hält vor allem das
Recht und die Gesetze für entscheidend für eine gute Gesellschaftsordnung) und
wurde 1827 zum Vernehmungsrichter. Karl X. dankt im Zuge der Julirevolution 1830
ab. Hier entstand für Frankreich die Möglichkeit zur Republik zu werden und zum
ersten Mal das allgemeine Wahlrecht einzuführen, was aber nicht gelang.
Tocqueville legte unter Gewissensqualen einen Eid auf den neuen König LouisPhilippe (1830-1840) ab. Er macht unter dem Eindruck der gescheiterten
Julirevolution seine Reise nach Amerika, um die Möglichkeiten und die Wesensart
der Demokratie auszukundschaften. ( DL: Der Auftrag seiner auf Staatskosten
-2unternommenen Reise war – nebenbei gesagt – die Untersuchung des
amerikanischen Gefängniswesens, über welch letzteres er dann später auch einen
Erkundungsbericht für französische Behörden geschrieben hat.)
Den Aufstieg dieser Demokratie hält Tocqueville für unvermeidlich und glaubt in der
Geschichte der letzten Jahrhunderte einen immerwährenden Kampf der Demokratie
zu entdecken, welche unaufhaltsam an die Oberfläche strebt.
(DL: seit 700 Jahren in der französischen Geschichte virulent ist. WWWWW=
Demokratie ist aber für AdT an die Persistenz von sittlichen Kräften aus der vordemokratischen Zeit gebunden, wenn sie gelingen soll, zB vor allem an die Religion.
Dieses ist seine Haupttehese. DL)
Kapitel I - IV
Was Tocqueville als erstes eindringlich an Amerika auffällt ist die große Gleichheit
der gesellschaftlichen Bedingungen (später dazu mehr). Er entdeckt in den
Vereinigten Staaten den Abschluss einer Entwicklung, die in Europa noch lange nicht
beendet ist. Die USA können sich an den Ergebnissen der Revolutionen freuen,
ohne sie selbst durchgemacht zu haben. Diese Konstituierung der Demokratie in
Amerika wird von ihm als ein Werk der Vorsehung betrachtet.
In Amerika trafen die Europäer auf eine große Weite, eine fast menschenleere
Landschaft, die, laut Tocqueville, nur von Indianern bewohnt wird, welche das Land
aber nicht besitzen. Mit diesem einfachen Erklärungsmuster, wonach die Indianer
sehr rückschrittlich sind, da sie die neolithische Revolution (Sesshaftwerdung des
Menschen) versäumt haben, legitimiert Tocqueville die Vertreibung dieser nativen
Bevölkerung als naturgegeben. Er führt sogar an, dass die Indianer den Europäern
durch Vorhersehung weichen mussten, damit der Menschheit dieses einmalige
Experiment (der Demokratie) ermöglicht werden konnte.
(DL: Und dies sagt ein so sehr an die christliche Religion und deren NächstenliebeGebot aus der Berg-Predigt orientierter Theoretiker; Hört, Hört! Also vielleicht doch
kein so sehr inhaltlich an das Christentum gebundener, sonder eher nur funktionalistisch darüber denkender Theoretiker, wie der rechts von mir sitzende Kommilitone schon früh bemerkte ??? Darüber später mehr. Aber bitte früh genug Fragen
stellen !!!)
Zur Ausgangslage Angloamerikaner: Nach Tocquevilles Auffassung lassen sich alle
Wesensmerkmale eine Nation, alle kulturellen Eigenheiten und Ansichten durch die
Ausgangslage ihrer Entstehung erklären.
(DL: das nennt man übrigens: Genealogie.)
Die Kolonisten zeichnen sich laut Tocqueville trotz aller Unterschiede durch große
Gleichheit in Kultur, Sprache und Religion aus. Die Kolonisten entstammten alle
demselben Ursprungsland, in welchem schon seit langen Zeiten heftige politische
Kämpfe um Recht und Freiheit geführt wurden. Aus diesem Grunde trugen die
Kolonisten eine besondere Befähigung in diesen Fragen urteilen und handeln zu
können mit sich. An diesem Punkte muss man jedoch unterscheiden zwischen dem
Süden und dem Norden: Da sich im Süden zuerst die Goldsucher (T.: „Menschen
ohne Lebensart“) ansiedelten und alsbald die Sklaverei eingeführt wurde,
unterscheidet dieser sich von den Staaten von Neuengland, wo sich eher die
wohlhabenderen Schichten des Mutterlandes ansiedelten und von wo aus die
Grundsätze der späteren amerikanischen Gesellschaft verbreiteten. Die Siedler des
Nordens gehörten einer Religionsgemeinschaft mit dem Namen Puritaner an. Diese
Glaubensrichtung trieb die Siedler einerseits zu stark radikalen Ansichten, was
sittliches Verhalten betrifft, andererseits auch zur Konstituierung eines
Gesellschaftsmodells, welches ihrer Religion konform ist. Frei von aller politischer
Voreingenommenheit bedeutete dies für die Puritaner eine Gesellschaft auf einem
Freiheitsbegriff aufzubauen, welcher die Freiheit nicht als das Recht auf einen
unbegrenzten individuellen Handlungsspielraum begreift, sondern die Freiheit mit
moralischen und sittlichen Normen verwebt. Es ist also die Freiheit „alles zu tun was
gerecht ist“. Dies geschieht in der Verantwortung vor Gott.
Zur Gesellschaftsordnung: Zwei Faktoren waren laut T. wesentlich für die
amerikanische Gesellschaft der Anfangszeit: die Verteilung von Boden und Geist.
Während in Europa starke Ungleichheit bei der Verteilung von Boden herrschte, was
erst das Entstehen einer Aristokratie ermöglichte, sorgte in Amerika ein neues
Erbrecht zur Verteilung des Bodens, da es für Familien unmöglich wurde große,
zusammenhängende Gebiete über Generationen in ihrem Besitz zu halten.
In der Frage der Homogenität der Bildung stellt T. eine grundlegende Schulbildung
bei allen fest, aber findet keine außergewöhnlich hoch qualifizierten Bildungsträger.
D.h. die Einwohner der frühen amerikanische Gesellschaft waren in materiellen und
geistigen Belangen recht gleich.
Diese Gleichheit ist für T. eine der Demokratie immanente Eigenschaft. Im
Spannungsfeld zwischen Freiheit und Gleichheit schreibt er letzteren den größeren
Einfluss auf das Begehren der Menschen zu.
Aber auch in politischen Fragen galt dieser Gleichheitsgrundsatz, was direkt zur
Souveränität des Volkes führt. Der vollen Entfaltung dieser Lagen jedoch zwei
Hindernisse im Wege: Zum einen der Einfluss der alten englischen Gesetze, zum
anderen der der örtlich vorhandenen aristokratischen Kräfte. Diese Hindernisse
wurden aber überwunden (Am. Revolution, Erbrecht) und es galt fortan der
Grundsatz: „Die Gesellschaft wirkt durch sich selbst auf sich selbst.“
DL: Das ist übrigens der Grundbegriff von Republikanizität..Absender
und Adressat der Politik sind die gleichen Menschen.)
Kapitel V-VII
Über die Gemeinden (townships): Die Gemeinden sind die kleinste
Organisationseinheit in den Vereinigten Staaten. Sie verwaltet sich selbst und wählt
jedes Jahr eigene Beamte (officers). Die Bürger treffen sich in einer
Gemeindeversammlung (town-meeting). Die Verwaltungsbefugnisse der Gemeinde
enden dort, wo gemeine Interesse ins Spiel kommen (z.B. Straßenbau).
Durch die besondere bürgernahe Struktur und die Unabhängigkeit der
amerikanischen Gemeinden, haben die Bürger das Gefühl selbst aktiv an den
Belangen mitarbeiten zu können, die sie selbst betreffen und somit auch am besten
kennen. Dies führt laut Tocqueville zu einem freiheitssichernden Patriotismus und
reger Aktivität der Bürger, welche für die Interessen der Gemeinschaft als auch für
ihre eigenen arbeiten, was durchaus oft miteinander zusammenhängt.
Über die Grafschaften (county): Die countys in Amerika wurden ausschließlich zu
Verwaltungszwecken geschaffen und haben kein eigenes politisches Leben. Durch
die geringe Größe der townships ist das county der erste Sitz eines Gerichtshofs.
Jedes county hat einen sherrif zur Vollziehung der richterlichen Gewalt.
-4–
Was Tocqueville weiterhin auffällt, ist die scheinbare Unmerklichkeit der Verwaltung.
Dies resultiert aus ihrer großen Zersplitterung, durch die sie aber nicht geschwächt
wird, sondern die Freiheit auch in diesem Punkte erhalten bleibt (T.: „große Autorität,
kleine Beamte“).
Die Staaten: Die Legislative besteht aus zwei Häusern, dem Senat und dem Haus
der Repräsentanten, wobei dem Senat auch richterliche Befugnisse zufallen. Sinn
dieser Zweiteilung der gesetzgebenden Gewalt ist es, eine Berufungsinstanz für
Gesetzesänderungen zu errichten. Die Exekutivgewalt in den Staaten wird durch den
Gouverneur (governor, supreme magistrate) ausgeübt. Er verfügt über ein
aufschiebendes Vetorecht und die Militärgewalt des Staates.
Die politische Wirkung der dezentralisierten Verwaltung: Tocqueville unterscheidet
hier zwischen der Zentralisierung der Regierung und derjenigen der Verwaltung.
Letztere ist, wie bereits angedeutet stark dezentralisiert, wogegen die
Regierungsmacht stark zentralisiert ist. Tocqueville nennt als Wirkung ein überall
spürbares Vaterland, ein vom europäischen Bewusstsein konträr abweichendes
Verhältnis zu Regierungsmacht und Gesetzen. Die Amerikaner folgen nicht der
Obrigkeit, sondern dem Recht, welches sie selber geschaffen haben. Sie begreifen
sich als Teil des Landes und sind an dessen Wohlergehen ebenso interessiert, wie
an ihrem eigenen.
Die Judikative: Die richterliche Gewalt in den Vereinigten Staaten beruft sich auf drei
elementare Grundsätze:
1. Die richterliche Gewalt ist ein schiedsrichterliches Amt. Es muss also ein
Streitfall vorliegen, bevor es einen Richter gibt.
2. Die richterliche Gewalt muss über Einzelfälle urteilen, nicht über allgemeine
Grundsätze.
3. Die richterliche Gewalt kann nur aktiv werden, wenn sie angerufen wird
Unrecht zu beheben.
Eine besondere Macht haben die Gerichte der Staaten durch ihre Befugnis Gesetze
als verfassungswidrig zu erklären. Die Verfassung ist das oberste Gesetz auf dem
Entscheidungen begründet werden.
Das politische Gerichtsurteil: Dies bedeutet, dass in den Staaten, anders als in
England und Frankreich, Beamte durch eine richterliche Körperschaft nur abgesetzt
werden können und nicht ihr eigentliches Vergehen in einem Strafprozess verurteilt
wird. Durch diese in Form eines Prozesses auftretende Verwaltungsmaßnahme, wird
es leichter möglich, demjenigen die politische Gewalt zu entziehen, der sie
missbraucht. Ein Urteil über eine etwaige Straftat wird dann nachfolgend von einem
gewöhnlichen Gericht verhängt. Unklar in den einzelnen Staatsverfassungen bleibt,
für welches Vergehen man seines Amtes enthoben werden kann.
Kapitel VIII
Bildung der Union: Während des Unabhängigkeitskrieges gegen England bestand
ein natürlicher Druck zur Einheit der Staaten. Die Unabhängigkeitsbestrebungen der
Staaten manifestierten sich aber sofort nach Ende des Krieges zu starken
Bewegungen denen die Bundesregierung, welche durch die Verfassung erste
Verfassung sehr schwach war nicht gewachsen war. Unter der Last der Schulden
dankte sie praktisch ab. Erst 1789 übernahm die neue Bundesregierung ihr Amt,
basierend auf der zweiten Verfassung der Vereinigten Staaten.
-5–
Wie wird die Souveränität zwischen den Staaten und der Union verteilt? Die
Verfassungsgeber gestalteten die nationale Gewalt so schwach wie möglich, was ihr
aber im Umkehrschluss große Stärke verleiht. Da die Pflichten und Rechte der
Bundesregierung einfach zu definieren, die der Staaten aber komplex und
undurchsichtig waren, wurde nach dem Grundsatz entschieden, alles was nicht
Sache der Bundesregierung ist, fällt in den Bereich der Staatsautorität. Das
Staatsrecht ist die Regel, das Bundesrecht die Ausnahme. Um Konflikte zu
vermeiden, sollte die Bundesregierung sich in Belangen wie der Steuererhebung
nicht an die Staaten wenden, sondern an die einzelnen Bürger direkt. Es wurde ein
oberster Gerichtshof (supreme court) geschaffen um das Gleichgewicht zwischen
Union und Staaten zu erhalten und in Konfliktfällen die Grenzen zwischen ihnen zu
definieren.
In der Struktur der Gesetzgebung spiegeln sich die beiden antagonistischen
Tendenzen im politischen System der Vereinigten Staaten der damaligen Zeit wider.
Diejenige, welche zur nationalen Einheit strebte findet sich im Repräsentantenhaus
wieder, in welchem die Sitze entsprechend der Bevölkerungsverhältnisse verteilt
werden. Die zweite, welche eine föderale Ordnung proklamierte, im Senat, in
welchen jeweils zwei Vertreter der einzelnen Staaten entsandt werden. Die
Senatoren werden von den Staatsabgeordneten gewählt. Auf diese Weise konnte ein
Kompromiss zwischen beiden Interessen geschaffen werden.
Die ausführende Gewalt der Union wird vertreten durch den Präsidenten, dem
obersten Beamten. Die Bundesverfassung sorgt für eine Trennung zwischen
Exekutive und Legislative und somit für eine große Unabhängigkeit des Präsidenten,
jedoch hat der Präsident kein Recht die Ausführung eines Gesetzes zu verweigern,
er hat ein nur aufschiebendes Vetorecht. Umgekehrt wirkt der Präsident an der
Gesetzesgebung nicht mit, ist also nicht Teil des Souveräns. Seine Macht hängt auf
Grund der republikanischen Ordnung von der öffentlichen Meinung ab (public
opinion). Dies, merkt Tocqueville an, braucht gebildete und vernünftige Bürger.
Große Sorge macht Tocqueville das, was er die Revolution im Namen des Gesetzes
nennt – die (Wieder-)Wahl des Präsidenten. In der Zeit vor der Wahl, welche
durchaus lang sein kann, kritisiert er, wird der Präsident erfüllt von dem einzigen
Interesse nach der Wiederwahl, wodurch er, die allgemeinen Interessen des Staates
vergessend, zum Spielball der geringsten Wünsche der Mehrheit wird. Diese
Tendenz der Demokratie hin zur Despotie der Mehrheit steht als einzige vom Volk
unabhängige Macht die Judikative gegenüber.
Die Vorteile einer Bundesregierung: Tocqueville beschreibt die kleinen Staaten der
Welt im Gegensatz zu den großen als glücklich und frei. Jedoch sind sie hoch
bedroht durch die Macht der starken Mächte und die wahre Blüte der Kultur und des
menschlichen Geistes kann sich in ihnen, nicht wie in den großen Städten entfalten.
In der Ordnung der Vereinigten Staaten ist eine Verbindung zwischen klein und groß
gelungen, erkennt Tocqueville.
Diskussion (Ergebnisse)
Tocquevilles hauptsächliche Methode der Untersuchung ist der Vergleich.
Tocqueville misst die Ideen an der Realität.
DL: Der Vergleich bezieht sich meistens auf das Verhältnis
zwischen USA und Frankreich.
DL: Die Bemessung der Ideen an der Realität bedeutet einen
-6–
ausdrücklich am Historischen und Gegebenen orientierten
empritischen Realismus. Das Gegenteil hat es auch mal gegeben. Stalin hat mal verkündet: Wenn die Wirklichkeit nicht
mit den Ideen übereinstimmt, umso schlimmer für die Wirklichkeait.!!!
Was bedeutet der Rousseausche Begriff der sittlichen Freiheit?
Sittliche Freiheit steht im Gegensatz zu derjenigen Freiheit, welche reine
Handlungsfreiheit ist.
DL: Sittliche Freiheit heißt eine an vorgegebene sittliche
Forderungen gebundene, also sehr anspruchsvolle
Freiheit. Das Problem eines solchen Begriffes besteht
darin: Einerseits ist man an etwas gebunden. Andererseits soll man frei = ungebunden sein. Wie paßt
dies zusammen ? - Wir werden später darauf zurückkommen, auf die sogenannten dialektischen Begriffe.
Hegel wird später von Freiheit = als Einsicht in die
Notwendigkeit sprechen.)
Sie zieht ihre Kraft aus der Gemeinschaft und setzt bei den Menschen Tugenden und
den Gebrauch des gesunden Menschenverstandes voraus. Rousseau versucht mit
seinem Begriff der sittlichen Freiheit einen Zustand zu beschreiben in dem die nach
dem Heraustreten aus dem Naturzustand verlorengegangene Autarkie des
Individuums in gewisser Weise wiedergewonnen wird, indem freie, unabhängige
Menschen mit der allgemeinen Herrschaftsordnung so übereinstimmen, wie die
Naturmenschen mit der Ordnung der Natur eine Einheit bildeten.
Hierin drückt sich das Streben der deistischen Naturreligion (dort kann man auch die
Puritaner einordnen) aus, unter dem Eindruck der vollkommenen Schöpfung auch die
nicht so perfekte zweite Natur des Menschen (die Gesellschaft) die rechte Ordnung
zu geben.
Religion wurde im weiteren als eine freiwillige Bindung an eine Übersinnlichkeit
definiert. Diese Bindung verpflichtet zu sittlichem Handeln, da im Jenseits über das
Gebaren im Diesseits geurteilt wird. Die Religion bzw. der Glaube an eine das eigene
ich transzendierende Aufgabe oder Ordnung macht das Leben also erst sinnvoll.
DL: Diese beiden letzten Abschnitte sind falsch, d.h.
entweder nicht richtig verstanden worden und/oder
auch während unserer Diskussion nicht weiter hinterfragt worden. Ich komme hierauf unten noch zurück.
Bitte mehr fragen !!!!!!!!
-7–
Referat über das Anfertigen einer wissenschaftlichen Hausarbeit
(aus studentischer Sicht)
Da die Ausführungen auf dem Handout bereits sehr umfangreich und recht nah an
dem Vorgetragenen gehalten sind, beschränke ich mich an dieser Stelle auf die
wenigen darüber hinausgehenden Inhalte.
Es wurden folgende Internetadressen genannt:
www.abebooks.de -Abebooks.de ist Teil des größten Marktplatzes für antiquarische, vergriffene und
gebrauchte Bücher weltweit. Suchen Sie in einem Bestand von über 40 Mio. Büchern von mehr als 10.000
Buchhändlern aus der ganzen Welt.
www.zvab.de (Zentrales Verzeichnis antiquarischer Bücher)
Des weiteren gibt die Uni Hagen sehr gute Einführungswerke heraus (z.B.
Soziologie), welche sinnvoll sind, um sich einen Überblick über die Kernaussagen
einiger wichtiger Autoren zu verschaffen. Sinnvoll sind auch fachspezifische
Wörterbücher, sowie spezielle Autorenwörterbücher. Auch soll schöngeistige
Literatur aus der entsprechenden Zeit, mit deren geistigen Ergüssen man sich
gerade beschäftigt, helfen, gerade die zeitspezifische Sprache und Denkweise
besser nachvollziehen zu können. Außerdem erweist es sich wohl als praktisch über
seine Hausarbeit mit einer fachfremden Person zu sprechen, bzw. zu versuchen,
dieser Person den Inhalt zu erklären.
DL: Dieser Referatsteil war doch viel interessanter, als er hier
erscheint. Bitte doch, sich etwa mehr Mühe zu geben.
Jason’s Hund bringe ich dann einige Würste mit.
DL: Ich beschränke mich auf 8 Ergänzungen zum Tocqueville-Text:
1) Zum Verhältnis von Religion und Demokratie:
Auf S. 12 der Einleitung Klärt AdT erstmal seinen eigenen Standort in der Religionsfrage:
„Shall I think that the Creatorhas made men so as to leave him endlessly in midst of the
intellectual miseries that surround us ? I cannot believe this…I am ignorant of his designs, but
I will not cease to believe in them (merely) because I cannot penetrate them, and I would
rather doubt my enlightenment than his (God’s,DL) justice.”
Und auf S. 42 derselben Einleitung wird AdT noch deutlicher in der Verhältnisbestimmung
von Religion und Freiheit:
-8–
„The reader will doubtless have remarked the preamble of these ordinances: in America, it is
religion that leads to enlightenment; it is the observance of divine laws that guides men to
freedom.”
“But there is a civil, a moral, a federal liberty, which is the proper end and object of authority:
it is a liberty for that only which is just and good; for this liberty you are to stand with the
hazard of your very lives.”
Und auf S. 43 heißt es:
„Freedom sees in religion the companion of its struggles and its triumphs, the cradle of its
infancy, the divine source of its rights. It considers religion an the safeguard of mores, and
mores as the guarantee of laws and the pledge of its own duration.”
Ich (DL) komme noch einmal auf den Unterschied zwischen Deismus und Theismus zurück.
- Im Deismus stellt man sich seit Aristoteles vor, daß Gott diese Welt geschaffen hat und sie
dann sich selbst überlassen hat.
- Im Theismus hat Gott die Welt geschaffen; zudem begleitet er sie und den Menschen in
jeder Phase. Um die Einhaltung seiner bei der Offenbarung verkündeten Gesetze (z.B.
Dekalog in der Bibel) zu überwachen, greift er häufig in belohnender oder bestrafender
Absicht in die Geschichte ein. Er ist ein anwesender Gott, kein nach der Schöpfung etwa
abwesender Gott.
- Bei der deistischen Welterklärung ragt sozusagen nur ein Sachverhalt aus der Phase der
Ingangsetzung der Welt in die Phase der Gegenwart hinein. Gott hat anfangs die Welt und mit
ihr den Menschen geschaffen und ihn dabei
a) mit der Fähigkeit ausgestattet, die von ihm (Gott) geschaffene Welt in ihren
Grundstrukturen und Bewegungsgesetzen mittels seiner Vernunftbegabung so
zu verstehen, wie es ja auch die Naturwissenschaften tun.
b) ihm (dem Menschen) zugleich aber die Freiheit gelassen, auf der Basis jener
Vernunfterkenntnis: Gottes Schöpfung vernunftig und sittlich (vielleicht
auch im Geiste Gottes) zu vollenden.
M.a.W.: In den neuzeitlichen Ausläufern der deistisch-religiösen Welt- und Natur-Erklärung
(hier wären für Englang vor allem Herbert of Chebury, 1583-1648, und
aus Frankreich vor allem Francois Voltaire, 1694-1778, und aus Amerika
fast alle Gründungsväter zu nennen, vor allem Benjamin Franklin,........)
wird die Welt oft physikalisch als von Gott angestoßene und sich nach seinen ihr
inhärierten Gesetzen evolvierende sowie in dieser Naturgesetzlichkeit auch vom
Menschen erkennbare Entwicklung begriffen, --- in welcher es dem Menschen als
hierin freiem Wesen aufgegeben war: neben jener ersten Naturwelt auch die andere
zweite und gesellschaftliche Welt vernünftig, d.h,. mit den Mitteln der ihm von
Gott mitgegebenen Vernunftfähigkeit und seiner selbst von der Welt gemachten
Erkenntnisse einzurichten.
Die wissenschaftliche Erkenntnis der ersten Natur-Welt und ihrer Grundinterpretation
als von Gott in ihrer objektiven Rationalität ausgestattete Welt: gelten dann als
Aufklärung (enlightenment) für das darauf aufbauende weitere, freiheitliche Tun der
Menschen.
-9–
Da aber die deistische und sozusagen rest-religiöse Annahme,
daß Gott die Welt als erster Beweger angestoßen hat und es dann dem
Menschen überlassen hat, sie gemäß seiner Vernunfterkenntnis (und
vielleicht aus seinem, Gottes’Geist’) einzurichten,
selber eine bloß religiöse Spekulation und keine erwiesene Tatsachenfestellung ist
und nur sein kann,steht diese ganze Annahme natürlich in Konkurrrenz zu anderen
aufklärerischen Grundannahmen, daß z.B. die Welt aus natürlich-materiellen Grundstrukturen und ihrten Prozessen erklärt werden muß.
Der Deismus wird häufig als Übergangsphse zwischen dem alten, originären Theismus
und dem späteren A-Theismus interpretiert, weil er quasi nach hinten – noch Gemeinsamkeiten hat mit dem Kreationismus hat,andererseits aber schon – quasi nach vorne –
kompatibel ist mit neuzeitlich-naturwiussenschaftlichen Erkenntnissen von der Welt.
In dieser Rest-Religiosität hat er sich aber noch in erstaunlich breitem Maße in der
us-amerikanischen Öffentlichkeit und Kultur erhalten, während in Europa eher ein
atheistisch-aufgeklärtes Welt-Verständnis Platz gegriffen hat.
Wir werden später noch mal genauer: die je spezifische Zwischenstellung des
Puritanismus und seiner verschiedenen Denominationen zu untersuchen haben.
Ich breche diese Zwischenerklärung ab. Jason’s Hund knurrt. 
2) Wenn AdT auf S. 40, bei der ersten Beschreibung der Townships schreibt:
„In the New Englang townships the law of representation ist not followed. Affairs, that
touch the interest of all, are treated in the public square and within the general assembly of
citizens, as in Athens.” (S. 40),
dann bezeichnet genau dies den ursprünglichen republican spirit of the American people, von
dem später James Madison deutlich abweicht, wenn er in seinem Federalist Article No 10
seine Vorstellung von Republikanizität gerade an das Perinzip von Repräsentation bindet.
3) AdT ist ein politischer Theoretiker, der deutlich von der Gesellschaft und nicht vom
Staat ausgeht. (Vergleichen Sie hierzu unsere Diskussion zu Königs Buch) In dieser
formalen Grundstruktur seiner Theorie gleicht er durchaus seinem Zeitgenossen Marx.
4) Auf Sseite 75 weist AdT auf das Fehlen eines public prosecutors im amaerikanischean
Rechtswesen hin, wodurch es zur Begünstigung von Denunziantentum käme, an dem
die Denunzianten einen persönliches Profit-Interesse hätten, das aber insgesamt den
öffentlichen Sitten in Amerika sehr abträglich sei.
5) Aus seinem ständigen Vergleich zwischen Frankreich und Amerika gewinnt AdT auch
seinen kritischen Maßstab für die Beurteilunng der amerikanischen Demokratie, seine
besonders hohe Gewichtung der Judikative. Der Maßstab ist der des Despotismus. Er
wird später kritisch sogar von einem ‚Despotismus der Mehrheit’ (S. 145) sprechen.
6) Auf S. 120 diskutiert AdT die Gefahren für die Demokratie bei der Wiederwahl des Präsidenten. Hierbei kämen ‚particular ambitions’ zum Ausdruck. Das Land würde während
einer längeren Zeit nicht richtig und aufmerksam regiert. Außerdem: ‚The president
prostrates himself beforre the majority of the people.’ ‘He becomes a docile instrument
in the hands of the majority.’
- 10 –
7) Am Ende lobt AdT noch den großen Erfolg der Amerikaner, nämlich Glück und
Freiheit miteinander zu vereinbaren. Das Glück, in kleinen überschaubaren Heimatstaaten zu leben, ergänze sich um die Freiheit, die man nur als Bprger eines großen
nicht angreifbaren, weil äußerst starken Laandes genießen könne.
DL: Ist ein solches Urteil nach dem 9/11/01, also heute noch teilbar. ? Tschüß!
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