PROTfuenfTIMO: Liebe Kommiliton(inn)en ! Vielen Dank für das diesmal sehr viel kürzere, komprimierte, formal korrekte und erheblich pünktlichere (Danke!) Protokoll. Wenn ich dann gleichwohl einige Ergänzungen mache und dabei noch mal das Knurren von Jasons’ Hund riskiere , dann doch nur, weil auf zwei Ebenen Unklarheiten aufgetreten sind, die wir nicht so stehen lassen dürfen. Es gilt noch einmal, auf Überlesenes in den Referatsteilen, wie auf offensichtlich Unverstandenes aus der Diskussion hinzuweisen. Das, was in diesem korrigierten Protokoll steht, soll doch prüfungssicher sein und Ihnen in Ihrem akademischen Leben als gesichertes Wissen zurVerfügung stehen. Ich werde mich auf das Nötigste beschränken. Wir sind an einer Uni.!!! Außerdem hab ich auch noch mein kleines Lebensethos als Dozent. Es geht um Ihren Kopf.!! Diesmal werde ich es aber so machen, daß ich das Protokoll weitgehend unverändert lasse und dann erst meine Zusatzbemerkungen mache. Wenn Sie dann wieder der Meinuing sind, daß das Protokoll unerträglich lang ist, dann werde ich mir allerdings auch überlegen, ob ich mir dieseErgänzungsarbeit noch mal mache (aber nicht ernsthaft :)). Dem Protokoll lag übrigens das Referat von Benjamin Grochovski (1. Teil), Elizabeth Bennjing (2.Teil) und Joel Naber (3. Teil) zugrunde. ---- Jetzt folgt erstmal das weitgehend unveränderte Protokoll von TIMO LANGE: *PS Tocqueville – Democracy in America Dozent: Prof. Dieter Löcherbach Protokoll der Sitzung vom 20.5.2003 Protokollant: Timo Lange Referat über die Kapitel 1-8 DiA Zur Person Tocquevilles und seiner Zeit T. wurde 1805 in einer unter den Auswirkungen der Französischen Revolution leidenden Adelsfamilie geboren. Dies war die Zeit des Napoleonischen Kaiserreichs (1799-1814), in welchem das erbliche Kaisertum wieder eingeführt wurde, wohl aber durch eine Volksabstimmung legitimiert. Napoleons Herrschaft endete 1815 mit dem Wiener Kongress. In den folgenden 10 Jahren regierte Ludwig XVIII. als verfassungsmäßiger König nach Vorbild der Engländer. Mit Karl X. wurde bis 1830 die Restauration weitergeführt. Tocqueville hatte Jura studiert (T. hält vor allem das Recht und die Gesetze für entscheidend für eine gute Gesellschaftsordnung) und wurde 1827 zum Vernehmungsrichter. Karl X. dankt im Zuge der Julirevolution 1830 ab. Hier entstand für Frankreich die Möglichkeit zur Republik zu werden und zum ersten Mal das allgemeine Wahlrecht einzuführen, was aber nicht gelang. Tocqueville legte unter Gewissensqualen einen Eid auf den neuen König LouisPhilippe (1830-1840) ab. Er macht unter dem Eindruck der gescheiterten Julirevolution seine Reise nach Amerika, um die Möglichkeiten und die Wesensart der Demokratie auszukundschaften. ( DL: Der Auftrag seiner auf Staatskosten -2unternommenen Reise war – nebenbei gesagt – die Untersuchung des amerikanischen Gefängniswesens, über welch letzteres er dann später auch einen Erkundungsbericht für französische Behörden geschrieben hat.) Den Aufstieg dieser Demokratie hält Tocqueville für unvermeidlich und glaubt in der Geschichte der letzten Jahrhunderte einen immerwährenden Kampf der Demokratie zu entdecken, welche unaufhaltsam an die Oberfläche strebt. (DL: seit 700 Jahren in der französischen Geschichte virulent ist. WWWWW= Demokratie ist aber für AdT an die Persistenz von sittlichen Kräften aus der vordemokratischen Zeit gebunden, wenn sie gelingen soll, zB vor allem an die Religion. Dieses ist seine Haupttehese. DL) Kapitel I - IV Was Tocqueville als erstes eindringlich an Amerika auffällt ist die große Gleichheit der gesellschaftlichen Bedingungen (später dazu mehr). Er entdeckt in den Vereinigten Staaten den Abschluss einer Entwicklung, die in Europa noch lange nicht beendet ist. Die USA können sich an den Ergebnissen der Revolutionen freuen, ohne sie selbst durchgemacht zu haben. Diese Konstituierung der Demokratie in Amerika wird von ihm als ein Werk der Vorsehung betrachtet. In Amerika trafen die Europäer auf eine große Weite, eine fast menschenleere Landschaft, die, laut Tocqueville, nur von Indianern bewohnt wird, welche das Land aber nicht besitzen. Mit diesem einfachen Erklärungsmuster, wonach die Indianer sehr rückschrittlich sind, da sie die neolithische Revolution (Sesshaftwerdung des Menschen) versäumt haben, legitimiert Tocqueville die Vertreibung dieser nativen Bevölkerung als naturgegeben. Er führt sogar an, dass die Indianer den Europäern durch Vorhersehung weichen mussten, damit der Menschheit dieses einmalige Experiment (der Demokratie) ermöglicht werden konnte. (DL: Und dies sagt ein so sehr an die christliche Religion und deren NächstenliebeGebot aus der Berg-Predigt orientierter Theoretiker; Hört, Hört! Also vielleicht doch kein so sehr inhaltlich an das Christentum gebundener, sonder eher nur funktionalistisch darüber denkender Theoretiker, wie der rechts von mir sitzende Kommilitone schon früh bemerkte ??? Darüber später mehr. Aber bitte früh genug Fragen stellen !!!) Zur Ausgangslage Angloamerikaner: Nach Tocquevilles Auffassung lassen sich alle Wesensmerkmale eine Nation, alle kulturellen Eigenheiten und Ansichten durch die Ausgangslage ihrer Entstehung erklären. (DL: das nennt man übrigens: Genealogie.) Die Kolonisten zeichnen sich laut Tocqueville trotz aller Unterschiede durch große Gleichheit in Kultur, Sprache und Religion aus. Die Kolonisten entstammten alle demselben Ursprungsland, in welchem schon seit langen Zeiten heftige politische Kämpfe um Recht und Freiheit geführt wurden. Aus diesem Grunde trugen die Kolonisten eine besondere Befähigung in diesen Fragen urteilen und handeln zu können mit sich. An diesem Punkte muss man jedoch unterscheiden zwischen dem Süden und dem Norden: Da sich im Süden zuerst die Goldsucher (T.: „Menschen ohne Lebensart“) ansiedelten und alsbald die Sklaverei eingeführt wurde, unterscheidet dieser sich von den Staaten von Neuengland, wo sich eher die wohlhabenderen Schichten des Mutterlandes ansiedelten und von wo aus die Grundsätze der späteren amerikanischen Gesellschaft verbreiteten. Die Siedler des Nordens gehörten einer Religionsgemeinschaft mit dem Namen Puritaner an. Diese Glaubensrichtung trieb die Siedler einerseits zu stark radikalen Ansichten, was sittliches Verhalten betrifft, andererseits auch zur Konstituierung eines Gesellschaftsmodells, welches ihrer Religion konform ist. Frei von aller politischer Voreingenommenheit bedeutete dies für die Puritaner eine Gesellschaft auf einem Freiheitsbegriff aufzubauen, welcher die Freiheit nicht als das Recht auf einen unbegrenzten individuellen Handlungsspielraum begreift, sondern die Freiheit mit moralischen und sittlichen Normen verwebt. Es ist also die Freiheit „alles zu tun was gerecht ist“. Dies geschieht in der Verantwortung vor Gott. Zur Gesellschaftsordnung: Zwei Faktoren waren laut T. wesentlich für die amerikanische Gesellschaft der Anfangszeit: die Verteilung von Boden und Geist. Während in Europa starke Ungleichheit bei der Verteilung von Boden herrschte, was erst das Entstehen einer Aristokratie ermöglichte, sorgte in Amerika ein neues Erbrecht zur Verteilung des Bodens, da es für Familien unmöglich wurde große, zusammenhängende Gebiete über Generationen in ihrem Besitz zu halten. In der Frage der Homogenität der Bildung stellt T. eine grundlegende Schulbildung bei allen fest, aber findet keine außergewöhnlich hoch qualifizierten Bildungsträger. D.h. die Einwohner der frühen amerikanische Gesellschaft waren in materiellen und geistigen Belangen recht gleich. Diese Gleichheit ist für T. eine der Demokratie immanente Eigenschaft. Im Spannungsfeld zwischen Freiheit und Gleichheit schreibt er letzteren den größeren Einfluss auf das Begehren der Menschen zu. Aber auch in politischen Fragen galt dieser Gleichheitsgrundsatz, was direkt zur Souveränität des Volkes führt. Der vollen Entfaltung dieser Lagen jedoch zwei Hindernisse im Wege: Zum einen der Einfluss der alten englischen Gesetze, zum anderen der der örtlich vorhandenen aristokratischen Kräfte. Diese Hindernisse wurden aber überwunden (Am. Revolution, Erbrecht) und es galt fortan der Grundsatz: „Die Gesellschaft wirkt durch sich selbst auf sich selbst.“ DL: Das ist übrigens der Grundbegriff von Republikanizität..Absender und Adressat der Politik sind die gleichen Menschen.) Kapitel V-VII Über die Gemeinden (townships): Die Gemeinden sind die kleinste Organisationseinheit in den Vereinigten Staaten. Sie verwaltet sich selbst und wählt jedes Jahr eigene Beamte (officers). Die Bürger treffen sich in einer Gemeindeversammlung (town-meeting). Die Verwaltungsbefugnisse der Gemeinde enden dort, wo gemeine Interesse ins Spiel kommen (z.B. Straßenbau). Durch die besondere bürgernahe Struktur und die Unabhängigkeit der amerikanischen Gemeinden, haben die Bürger das Gefühl selbst aktiv an den Belangen mitarbeiten zu können, die sie selbst betreffen und somit auch am besten kennen. Dies führt laut Tocqueville zu einem freiheitssichernden Patriotismus und reger Aktivität der Bürger, welche für die Interessen der Gemeinschaft als auch für ihre eigenen arbeiten, was durchaus oft miteinander zusammenhängt. Über die Grafschaften (county): Die countys in Amerika wurden ausschließlich zu Verwaltungszwecken geschaffen und haben kein eigenes politisches Leben. Durch die geringe Größe der townships ist das county der erste Sitz eines Gerichtshofs. Jedes county hat einen sherrif zur Vollziehung der richterlichen Gewalt. -4– Was Tocqueville weiterhin auffällt, ist die scheinbare Unmerklichkeit der Verwaltung. Dies resultiert aus ihrer großen Zersplitterung, durch die sie aber nicht geschwächt wird, sondern die Freiheit auch in diesem Punkte erhalten bleibt (T.: „große Autorität, kleine Beamte“). Die Staaten: Die Legislative besteht aus zwei Häusern, dem Senat und dem Haus der Repräsentanten, wobei dem Senat auch richterliche Befugnisse zufallen. Sinn dieser Zweiteilung der gesetzgebenden Gewalt ist es, eine Berufungsinstanz für Gesetzesänderungen zu errichten. Die Exekutivgewalt in den Staaten wird durch den Gouverneur (governor, supreme magistrate) ausgeübt. Er verfügt über ein aufschiebendes Vetorecht und die Militärgewalt des Staates. Die politische Wirkung der dezentralisierten Verwaltung: Tocqueville unterscheidet hier zwischen der Zentralisierung der Regierung und derjenigen der Verwaltung. Letztere ist, wie bereits angedeutet stark dezentralisiert, wogegen die Regierungsmacht stark zentralisiert ist. Tocqueville nennt als Wirkung ein überall spürbares Vaterland, ein vom europäischen Bewusstsein konträr abweichendes Verhältnis zu Regierungsmacht und Gesetzen. Die Amerikaner folgen nicht der Obrigkeit, sondern dem Recht, welches sie selber geschaffen haben. Sie begreifen sich als Teil des Landes und sind an dessen Wohlergehen ebenso interessiert, wie an ihrem eigenen. Die Judikative: Die richterliche Gewalt in den Vereinigten Staaten beruft sich auf drei elementare Grundsätze: 1. Die richterliche Gewalt ist ein schiedsrichterliches Amt. Es muss also ein Streitfall vorliegen, bevor es einen Richter gibt. 2. Die richterliche Gewalt muss über Einzelfälle urteilen, nicht über allgemeine Grundsätze. 3. Die richterliche Gewalt kann nur aktiv werden, wenn sie angerufen wird Unrecht zu beheben. Eine besondere Macht haben die Gerichte der Staaten durch ihre Befugnis Gesetze als verfassungswidrig zu erklären. Die Verfassung ist das oberste Gesetz auf dem Entscheidungen begründet werden. Das politische Gerichtsurteil: Dies bedeutet, dass in den Staaten, anders als in England und Frankreich, Beamte durch eine richterliche Körperschaft nur abgesetzt werden können und nicht ihr eigentliches Vergehen in einem Strafprozess verurteilt wird. Durch diese in Form eines Prozesses auftretende Verwaltungsmaßnahme, wird es leichter möglich, demjenigen die politische Gewalt zu entziehen, der sie missbraucht. Ein Urteil über eine etwaige Straftat wird dann nachfolgend von einem gewöhnlichen Gericht verhängt. Unklar in den einzelnen Staatsverfassungen bleibt, für welches Vergehen man seines Amtes enthoben werden kann. Kapitel VIII Bildung der Union: Während des Unabhängigkeitskrieges gegen England bestand ein natürlicher Druck zur Einheit der Staaten. Die Unabhängigkeitsbestrebungen der Staaten manifestierten sich aber sofort nach Ende des Krieges zu starken Bewegungen denen die Bundesregierung, welche durch die Verfassung erste Verfassung sehr schwach war nicht gewachsen war. Unter der Last der Schulden dankte sie praktisch ab. Erst 1789 übernahm die neue Bundesregierung ihr Amt, basierend auf der zweiten Verfassung der Vereinigten Staaten. -5– Wie wird die Souveränität zwischen den Staaten und der Union verteilt? Die Verfassungsgeber gestalteten die nationale Gewalt so schwach wie möglich, was ihr aber im Umkehrschluss große Stärke verleiht. Da die Pflichten und Rechte der Bundesregierung einfach zu definieren, die der Staaten aber komplex und undurchsichtig waren, wurde nach dem Grundsatz entschieden, alles was nicht Sache der Bundesregierung ist, fällt in den Bereich der Staatsautorität. Das Staatsrecht ist die Regel, das Bundesrecht die Ausnahme. Um Konflikte zu vermeiden, sollte die Bundesregierung sich in Belangen wie der Steuererhebung nicht an die Staaten wenden, sondern an die einzelnen Bürger direkt. Es wurde ein oberster Gerichtshof (supreme court) geschaffen um das Gleichgewicht zwischen Union und Staaten zu erhalten und in Konfliktfällen die Grenzen zwischen ihnen zu definieren. In der Struktur der Gesetzgebung spiegeln sich die beiden antagonistischen Tendenzen im politischen System der Vereinigten Staaten der damaligen Zeit wider. Diejenige, welche zur nationalen Einheit strebte findet sich im Repräsentantenhaus wieder, in welchem die Sitze entsprechend der Bevölkerungsverhältnisse verteilt werden. Die zweite, welche eine föderale Ordnung proklamierte, im Senat, in welchen jeweils zwei Vertreter der einzelnen Staaten entsandt werden. Die Senatoren werden von den Staatsabgeordneten gewählt. Auf diese Weise konnte ein Kompromiss zwischen beiden Interessen geschaffen werden. Die ausführende Gewalt der Union wird vertreten durch den Präsidenten, dem obersten Beamten. Die Bundesverfassung sorgt für eine Trennung zwischen Exekutive und Legislative und somit für eine große Unabhängigkeit des Präsidenten, jedoch hat der Präsident kein Recht die Ausführung eines Gesetzes zu verweigern, er hat ein nur aufschiebendes Vetorecht. Umgekehrt wirkt der Präsident an der Gesetzesgebung nicht mit, ist also nicht Teil des Souveräns. Seine Macht hängt auf Grund der republikanischen Ordnung von der öffentlichen Meinung ab (public opinion). Dies, merkt Tocqueville an, braucht gebildete und vernünftige Bürger. Große Sorge macht Tocqueville das, was er die Revolution im Namen des Gesetzes nennt – die (Wieder-)Wahl des Präsidenten. In der Zeit vor der Wahl, welche durchaus lang sein kann, kritisiert er, wird der Präsident erfüllt von dem einzigen Interesse nach der Wiederwahl, wodurch er, die allgemeinen Interessen des Staates vergessend, zum Spielball der geringsten Wünsche der Mehrheit wird. Diese Tendenz der Demokratie hin zur Despotie der Mehrheit steht als einzige vom Volk unabhängige Macht die Judikative gegenüber. Die Vorteile einer Bundesregierung: Tocqueville beschreibt die kleinen Staaten der Welt im Gegensatz zu den großen als glücklich und frei. Jedoch sind sie hoch bedroht durch die Macht der starken Mächte und die wahre Blüte der Kultur und des menschlichen Geistes kann sich in ihnen, nicht wie in den großen Städten entfalten. In der Ordnung der Vereinigten Staaten ist eine Verbindung zwischen klein und groß gelungen, erkennt Tocqueville. Diskussion (Ergebnisse) Tocquevilles hauptsächliche Methode der Untersuchung ist der Vergleich. Tocqueville misst die Ideen an der Realität. DL: Der Vergleich bezieht sich meistens auf das Verhältnis zwischen USA und Frankreich. DL: Die Bemessung der Ideen an der Realität bedeutet einen -6– ausdrücklich am Historischen und Gegebenen orientierten empritischen Realismus. Das Gegenteil hat es auch mal gegeben. Stalin hat mal verkündet: Wenn die Wirklichkeit nicht mit den Ideen übereinstimmt, umso schlimmer für die Wirklichkeait.!!! Was bedeutet der Rousseausche Begriff der sittlichen Freiheit? Sittliche Freiheit steht im Gegensatz zu derjenigen Freiheit, welche reine Handlungsfreiheit ist. DL: Sittliche Freiheit heißt eine an vorgegebene sittliche Forderungen gebundene, also sehr anspruchsvolle Freiheit. Das Problem eines solchen Begriffes besteht darin: Einerseits ist man an etwas gebunden. Andererseits soll man frei = ungebunden sein. Wie paßt dies zusammen ? - Wir werden später darauf zurückkommen, auf die sogenannten dialektischen Begriffe. Hegel wird später von Freiheit = als Einsicht in die Notwendigkeit sprechen.) Sie zieht ihre Kraft aus der Gemeinschaft und setzt bei den Menschen Tugenden und den Gebrauch des gesunden Menschenverstandes voraus. Rousseau versucht mit seinem Begriff der sittlichen Freiheit einen Zustand zu beschreiben in dem die nach dem Heraustreten aus dem Naturzustand verlorengegangene Autarkie des Individuums in gewisser Weise wiedergewonnen wird, indem freie, unabhängige Menschen mit der allgemeinen Herrschaftsordnung so übereinstimmen, wie die Naturmenschen mit der Ordnung der Natur eine Einheit bildeten. Hierin drückt sich das Streben der deistischen Naturreligion (dort kann man auch die Puritaner einordnen) aus, unter dem Eindruck der vollkommenen Schöpfung auch die nicht so perfekte zweite Natur des Menschen (die Gesellschaft) die rechte Ordnung zu geben. Religion wurde im weiteren als eine freiwillige Bindung an eine Übersinnlichkeit definiert. Diese Bindung verpflichtet zu sittlichem Handeln, da im Jenseits über das Gebaren im Diesseits geurteilt wird. Die Religion bzw. der Glaube an eine das eigene ich transzendierende Aufgabe oder Ordnung macht das Leben also erst sinnvoll. DL: Diese beiden letzten Abschnitte sind falsch, d.h. entweder nicht richtig verstanden worden und/oder auch während unserer Diskussion nicht weiter hinterfragt worden. Ich komme hierauf unten noch zurück. Bitte mehr fragen !!!!!!!! -7– Referat über das Anfertigen einer wissenschaftlichen Hausarbeit (aus studentischer Sicht) Da die Ausführungen auf dem Handout bereits sehr umfangreich und recht nah an dem Vorgetragenen gehalten sind, beschränke ich mich an dieser Stelle auf die wenigen darüber hinausgehenden Inhalte. Es wurden folgende Internetadressen genannt: www.abebooks.de -Abebooks.de ist Teil des größten Marktplatzes für antiquarische, vergriffene und gebrauchte Bücher weltweit. Suchen Sie in einem Bestand von über 40 Mio. Büchern von mehr als 10.000 Buchhändlern aus der ganzen Welt. www.zvab.de (Zentrales Verzeichnis antiquarischer Bücher) Des weiteren gibt die Uni Hagen sehr gute Einführungswerke heraus (z.B. Soziologie), welche sinnvoll sind, um sich einen Überblick über die Kernaussagen einiger wichtiger Autoren zu verschaffen. Sinnvoll sind auch fachspezifische Wörterbücher, sowie spezielle Autorenwörterbücher. Auch soll schöngeistige Literatur aus der entsprechenden Zeit, mit deren geistigen Ergüssen man sich gerade beschäftigt, helfen, gerade die zeitspezifische Sprache und Denkweise besser nachvollziehen zu können. Außerdem erweist es sich wohl als praktisch über seine Hausarbeit mit einer fachfremden Person zu sprechen, bzw. zu versuchen, dieser Person den Inhalt zu erklären. DL: Dieser Referatsteil war doch viel interessanter, als er hier erscheint. Bitte doch, sich etwa mehr Mühe zu geben. Jason’s Hund bringe ich dann einige Würste mit. DL: Ich beschränke mich auf 8 Ergänzungen zum Tocqueville-Text: 1) Zum Verhältnis von Religion und Demokratie: Auf S. 12 der Einleitung Klärt AdT erstmal seinen eigenen Standort in der Religionsfrage: „Shall I think that the Creatorhas made men so as to leave him endlessly in midst of the intellectual miseries that surround us ? I cannot believe this…I am ignorant of his designs, but I will not cease to believe in them (merely) because I cannot penetrate them, and I would rather doubt my enlightenment than his (God’s,DL) justice.” Und auf S. 42 derselben Einleitung wird AdT noch deutlicher in der Verhältnisbestimmung von Religion und Freiheit: -8– „The reader will doubtless have remarked the preamble of these ordinances: in America, it is religion that leads to enlightenment; it is the observance of divine laws that guides men to freedom.” “But there is a civil, a moral, a federal liberty, which is the proper end and object of authority: it is a liberty for that only which is just and good; for this liberty you are to stand with the hazard of your very lives.” Und auf S. 43 heißt es: „Freedom sees in religion the companion of its struggles and its triumphs, the cradle of its infancy, the divine source of its rights. It considers religion an the safeguard of mores, and mores as the guarantee of laws and the pledge of its own duration.” Ich (DL) komme noch einmal auf den Unterschied zwischen Deismus und Theismus zurück. - Im Deismus stellt man sich seit Aristoteles vor, daß Gott diese Welt geschaffen hat und sie dann sich selbst überlassen hat. - Im Theismus hat Gott die Welt geschaffen; zudem begleitet er sie und den Menschen in jeder Phase. Um die Einhaltung seiner bei der Offenbarung verkündeten Gesetze (z.B. Dekalog in der Bibel) zu überwachen, greift er häufig in belohnender oder bestrafender Absicht in die Geschichte ein. Er ist ein anwesender Gott, kein nach der Schöpfung etwa abwesender Gott. - Bei der deistischen Welterklärung ragt sozusagen nur ein Sachverhalt aus der Phase der Ingangsetzung der Welt in die Phase der Gegenwart hinein. Gott hat anfangs die Welt und mit ihr den Menschen geschaffen und ihn dabei a) mit der Fähigkeit ausgestattet, die von ihm (Gott) geschaffene Welt in ihren Grundstrukturen und Bewegungsgesetzen mittels seiner Vernunftbegabung so zu verstehen, wie es ja auch die Naturwissenschaften tun. b) ihm (dem Menschen) zugleich aber die Freiheit gelassen, auf der Basis jener Vernunfterkenntnis: Gottes Schöpfung vernunftig und sittlich (vielleicht auch im Geiste Gottes) zu vollenden. M.a.W.: In den neuzeitlichen Ausläufern der deistisch-religiösen Welt- und Natur-Erklärung (hier wären für Englang vor allem Herbert of Chebury, 1583-1648, und aus Frankreich vor allem Francois Voltaire, 1694-1778, und aus Amerika fast alle Gründungsväter zu nennen, vor allem Benjamin Franklin,........) wird die Welt oft physikalisch als von Gott angestoßene und sich nach seinen ihr inhärierten Gesetzen evolvierende sowie in dieser Naturgesetzlichkeit auch vom Menschen erkennbare Entwicklung begriffen, --- in welcher es dem Menschen als hierin freiem Wesen aufgegeben war: neben jener ersten Naturwelt auch die andere zweite und gesellschaftliche Welt vernünftig, d.h,. mit den Mitteln der ihm von Gott mitgegebenen Vernunftfähigkeit und seiner selbst von der Welt gemachten Erkenntnisse einzurichten. Die wissenschaftliche Erkenntnis der ersten Natur-Welt und ihrer Grundinterpretation als von Gott in ihrer objektiven Rationalität ausgestattete Welt: gelten dann als Aufklärung (enlightenment) für das darauf aufbauende weitere, freiheitliche Tun der Menschen. -9– Da aber die deistische und sozusagen rest-religiöse Annahme, daß Gott die Welt als erster Beweger angestoßen hat und es dann dem Menschen überlassen hat, sie gemäß seiner Vernunfterkenntnis (und vielleicht aus seinem, Gottes’Geist’) einzurichten, selber eine bloß religiöse Spekulation und keine erwiesene Tatsachenfestellung ist und nur sein kann,steht diese ganze Annahme natürlich in Konkurrrenz zu anderen aufklärerischen Grundannahmen, daß z.B. die Welt aus natürlich-materiellen Grundstrukturen und ihrten Prozessen erklärt werden muß. Der Deismus wird häufig als Übergangsphse zwischen dem alten, originären Theismus und dem späteren A-Theismus interpretiert, weil er quasi nach hinten – noch Gemeinsamkeiten hat mit dem Kreationismus hat,andererseits aber schon – quasi nach vorne – kompatibel ist mit neuzeitlich-naturwiussenschaftlichen Erkenntnissen von der Welt. In dieser Rest-Religiosität hat er sich aber noch in erstaunlich breitem Maße in der us-amerikanischen Öffentlichkeit und Kultur erhalten, während in Europa eher ein atheistisch-aufgeklärtes Welt-Verständnis Platz gegriffen hat. Wir werden später noch mal genauer: die je spezifische Zwischenstellung des Puritanismus und seiner verschiedenen Denominationen zu untersuchen haben. Ich breche diese Zwischenerklärung ab. Jason’s Hund knurrt. 2) Wenn AdT auf S. 40, bei der ersten Beschreibung der Townships schreibt: „In the New Englang townships the law of representation ist not followed. Affairs, that touch the interest of all, are treated in the public square and within the general assembly of citizens, as in Athens.” (S. 40), dann bezeichnet genau dies den ursprünglichen republican spirit of the American people, von dem später James Madison deutlich abweicht, wenn er in seinem Federalist Article No 10 seine Vorstellung von Republikanizität gerade an das Perinzip von Repräsentation bindet. 3) AdT ist ein politischer Theoretiker, der deutlich von der Gesellschaft und nicht vom Staat ausgeht. (Vergleichen Sie hierzu unsere Diskussion zu Königs Buch) In dieser formalen Grundstruktur seiner Theorie gleicht er durchaus seinem Zeitgenossen Marx. 4) Auf Sseite 75 weist AdT auf das Fehlen eines public prosecutors im amaerikanischean Rechtswesen hin, wodurch es zur Begünstigung von Denunziantentum käme, an dem die Denunzianten einen persönliches Profit-Interesse hätten, das aber insgesamt den öffentlichen Sitten in Amerika sehr abträglich sei. 5) Aus seinem ständigen Vergleich zwischen Frankreich und Amerika gewinnt AdT auch seinen kritischen Maßstab für die Beurteilunng der amerikanischen Demokratie, seine besonders hohe Gewichtung der Judikative. Der Maßstab ist der des Despotismus. Er wird später kritisch sogar von einem ‚Despotismus der Mehrheit’ (S. 145) sprechen. 6) Auf S. 120 diskutiert AdT die Gefahren für die Demokratie bei der Wiederwahl des Präsidenten. Hierbei kämen ‚particular ambitions’ zum Ausdruck. Das Land würde während einer längeren Zeit nicht richtig und aufmerksam regiert. Außerdem: ‚The president prostrates himself beforre the majority of the people.’ ‘He becomes a docile instrument in the hands of the majority.’ - 10 – 7) Am Ende lobt AdT noch den großen Erfolg der Amerikaner, nämlich Glück und Freiheit miteinander zu vereinbaren. Das Glück, in kleinen überschaubaren Heimatstaaten zu leben, ergänze sich um die Freiheit, die man nur als Bprger eines großen nicht angreifbaren, weil äußerst starken Laandes genießen könne. DL: Ist ein solches Urteil nach dem 9/11/01, also heute noch teilbar. ? Tschüß! _______________________________________________________________________