AP0401RühlingRobin_II

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Robin Rühling, HS Alexis de Tocqueville, Gruppe II
Arbeitspapier zur Sitzung am 4. Januar 2011
Aufgabe:
Für Tocqueville ist die "Tyrannei der Mehrheit" das größte Problem
der Demokratie. Wie definiert er diese und wie ist seine Begründung
für dieses "Phänomen"?
Quelle:
Tocqueville, Über die Demokratie in Amerika, 1. Buch, II. Teil, Kapitel 7,
S. 284-301 (Q)
Allmacht der Mehrheit - „Tyrannei der Mehrheit“
 Die Macht der Mehrheit gilt unbedingt – dies gehört zum Wesen der
demokratischen Regierungen (Q, S.284)
o Die sittliche Herrschaft der Mehrheit gründet sich auf den Gedanken, dass
in vielen Menschen mehr Einsicht und Weisheit sei, als in einem allein; in
der Vielzahl der Gesetzgeber mehr als in einer Auslese (Q, S.285)
o Stützt sich auf den Grundsatz, dass Interessen der großen Zahl denen der
kleinen Zahl vorgehen (Q, S.286)
 Die Mehrheit in den Vereinigten Staaten hat eine gewaltige tatsächliche Macht
und eine fast ebenso große Macht als öffentliche Meinung (Q, S.286)
 Die Allmacht der Mehrheit erzeugt aber eine Unbeständigkeit der Gesetze
und wirkt auch in gleicher Weise auf den Vollzug des Gesetzes und auf die
Arbeit der öffentlichen Verwaltung (Q, S.288)
 Tocqueville hält den Grundsatz, dass die Mehrheit des Volkes in Bezug auf die
Regierung das Recht hat, alles zu tun, „für ruchlos und verabscheuungswürdig“
(Q, S.289)
o Allmacht schätzt er als eine schlechte und gefährliche Sache ein, da ihre
Ausübung über die Kraft des Menschen hinauszugehen scheint  „…und
ich sehe nur Gott, der ohne Gefahr allmächtig sein kann,…“ (Q, S.290f)
 Was er der demokratischen Regierung somit vorwirft, ist nicht ihre
Schwäche, sondern im Gegenteil ihre unwiderstehliche Stärke sowie die
geringe Gewähr, die man in Amerika gegen die Tyrannei findet (Q, S.291)
 An wen soll sich ein Mensch, der Ungerechtigkeit erfährt, wenden?
 die öffentliche Meinung? – sie bildet die Mehrheit;  die
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gesetzgebende Versammlung? – ist durch die Mehrheit ernannt; usw.
(Q, S.291)
 Man macht in Amerika nicht häufigen Gebrauch von der Tyrannei, aber man findet
dort keine Gewähr gegen sie – die Gründe für die Milde der Regierung muss man
mehr in den Verhältnissen und Sitten suchen als in den Gesetzen, so Tocqueville
(Q, S.292)
Begründung - Wirkungen der Allmacht der Mehrheit
 Die Allmacht der Mehrheit begünstigt den rechtmäßigen Despotismus des
Gesetzgebers und fördert somit gleichzeitig das freie Ermessen des Beamten (Q,
S.293)
o Die Mehrheit betrachtet die öffentlichen Beamten als Beauftragte und wälzt
die Sorge für die Ausführung ihrer Pläne auf diese ab  „…, wie ein Herr
mit seinen Dienern umginge,…“ (Q, S.293)
 Das Gesetz lässt im allgemeinen dem amerikanischen Beamten viel mehr
Freiheit  durch Meinung der großen Zahl geschützt (Q, S.293)
 Laut Tocqueville lässt die Rolle des Denkens deutlich erkennen, wie sehr die Macht
der Mehrheit alle in Europa bekannten Mächte übertrifft (Q, S.293)
 So haben die demokratischen Republiken die Gewalt ins Geistige gewandelt gleich
dem Willen, den sie zwingen wollen (Q, S.295)
o Die Mehrheit besitzt somit eine materielle wie eine sittliche Macht und
umspannt das Denken mit einem Ring, innerhalb dessen man frei ist, aber
alleine verbleibt, wenn man ihn durchbricht (Q, S.294)
 „Der Herrscher […] sagt: du bist frei, nicht so zu denken wie ich; du
behältst dein Leben, deinen Besitz, alles: aber von dem Tage an bist du
unter uns ein Fremdling.“ (Q, S.295)
 Für Tocqueville existiert somit kein Land, in dem im allgemeinen weniger
geistige Unabhängigkeit und weniger wahre Freiheit herrscht, als in
Amerika (Q, S.294)
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 Als Folge der ständig wachsenden Wirksamkeit des Mehrheitsdespotismus ist
zudem die geringe Zahl der bedeutenden Männer zu sehen (Q, S.296f)
o In demokratischen Staatswesen, wo man von allen Seiten an den Souverän
herankommen kann, begegnet man viel mehr Leuten, die seine Schwächen
berechnend auszunutzen und auf Kosten seiner Leidenschaften zu leben
suchen  da die Versuchung einfach stärker wirkt (Q, S.297)
o Die Folge ist eine viel allgemeinere seelische Erniedrigung (Q, S.297)
 Demokratische Staatswesen verbreiten das höfische Denken in der großen
Menge und lassen es in alle Schichten gleichzeitig eindringen (Q, S.297)
 In der Demokratie ist die Macht, die die Gesellschaft lenkt nicht beständig, aber
überall ist sie fast unwiderstehlich (Q, S.300)
 Sollte die Freiheit in Amerika jemals untergehen, so wird man, laut Tocqueville,
dafür die Allmacht der Mehrheit verantwortlich machen,
 die die Minderheiten zur Verzweiflung trieb und sie zwang, zu
Gewalttätigkeit zu greifen (Q, S.300)
 Anarchie wird dann als Folge des Despotismus eintreten, denn Anarchie
entspringt fast immer ihrer Tyrannei oder ihrer Unfähigkeit (Q, S.299f)
 Tocquvilles Ansichten über die Tyrannei der Mehrheit teilen auch Madison und
Jefferson
 Laut Madison sei es in Republiken sehr wichtig, einen Teil der Gesellschaft
gegen die Ungerechtigkeit des anderen zu schützen (Q, S.300)
 Jefferson äußerte, dass die Tyrannei der Gesetzgeber die bedrohlichste
Gefahr sei (Q, S.301)
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