1 Urlaubsreise: Nordwest USA - Washington State und Oregon Bärbel und Toni Roch 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag Tag - So. Mo. Di. Mi. Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi. Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi. Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi. Do. 08.08.04 PKW an Abflug Ffm. - Seattle 09.08.04 Seattle 10.08.04 Seattle – Port Angeles 11.08.04 Olympic N.P. – P.A. 12.08.04 Olympic N.P. – Forks 13.08.04 Küste – Astoria 14.08.04 Küste – Reedsport 15.08.04 Bandon – Crater Lake 16.08.04 Crater Lake 17.08.04 Crater Lake – Redmond 18.08.04 Lava Park – Madras 19.08.04 Mt. Hood 20.08.04 Columbia Gorge-Portland 21.08.04 Portland 22.08.04 St. Helens – Morton 23.08.04 Mt. Rainier – Yakima 24.08.04 Leavenworth – Chelan 25.08.04 Chelan – Winthrop 26.08.04 Cascades – Concrete 27.08.04 Mt. Baker – Oak Harbour 28.08.04 Küste – Bellingham 29.08.04 La Conner – Bellingham 30.08.04 Mt. Baker – Vancouver 31.08.04 Vancouver 01.09.04 PKW ab Abflug SeaTac – Ffm. 02.09.04 Frankfurt Vagabond Inn Vagabond Inn Royal Victorian Royal Victorian Pacific Inn M. Lamplighter M. Economy Inn Prospect Hotel Prospect Hotel Greenway Motel Budget Inn M. Mt. Hood Inn Days Inn Days Inn Seasons Motel Ramada Motel Midtowner Motel Best Western North Casc. Inn Coachman Inn Quality Inn Quality Inn Hampton Inn Hampton Inn Flug 1. Tag - So. 08.08.04 Vater und Mutter von Bärbel bringen uns nach Montabaur. Mit dem schnellen ICE fahren wir nach Frankfurt und fliegen um 12:45 h MESZ (03:45 h in Seattle) mit der SAS Nr. SK 0632 los. Von Frankfurt aus geht der Flug nach einer Zwischenstation in Kopenhagen über Grönland und Kanada nach Seattle im Nordwesten der USA. Ankunft in Kopenhagen ist um 14:10 h (5:10 h Seattle) und der Weiterflug um 15:50 h (6:50 h Seattle) mit SK 0937. Die SAS-Maschine fliegt über die schneebedeckten Berge Grönlands. Wir schweben nach Seattle ein und haben einen überwältigenden Blick auf die Nordostflanke des Mt. Rainier. Wir haben links im Flugzeug gesessen. Um 16:50 h Pacific Time (= 1:50 MESZ am selben Tag MESZ) landen wir auf dem Internationalen Flughafen von Seattle und Tacoma, kurz SeaTac genannt. Er liegt etwa 30 km südlich von Seattle. Eine etwas seltsame Eigenart des Flughafens Tacoma International ist dies: Nachdem wir mit dem ganzen Gepäck durch den Zoll sind, legen wir 2 unser Gepäck wieder auf ein Transportband und steigen in eine automatische U-Bahn ein, um zum Hauptterminal zu fahren. Dort gibt es dann wieder die gleichen Gepäckbänder wie bei der Ankunft mit dem Flugzeug und wir warten wieder auf unser Gepäck. Aber dann sind wir durch. Wir übernehmen einen 4-Wheel-Drive-PKW bei Hertz, einen Mitsubishi Montero, in Deutschland heißt er Pajero, mit 3.360 Meilen auf dem Tacho, direkt am Flughafen. Der erste stinkt nach "verwesendem Tier", wird von uns reklamiert und der zweite riecht genau so. Es ist das Reinigungsmittel !? Erst nach zwei Tagen ist der Geruch verflogen. Der erste Teil unserer Reise führt nach 2 Tagen Seattle auf die Olympic-Halbinsel und die Pazifikküste südlich bis Bandon, bevor wir ins Landesinnere abbiegen, um zum Crater Lake zu gelangen. Allein schon der Weg nach Downtown Seattle über ein Gewirr von sich überkreuzenden Highways ist schon ein Erlebnis. Auch der Blick auf die Stadt selbst, wenn man auf dem Highway in den Talkessel fährt, ist beeindruckend. Seattle liegt am Pazifik, zwischen Puget Sound und dem malerischen Lake Washington, und dahinter wacht der Mount Rainier über die Stadt. Seattle ist unser Eintritt in die USA. Man nennt Seattle auch "Emerald City", die smaragdgrüne Stadt. Sie ist mit 500.000 Einwohnern eine der "kleinen" Großstädte der USA. Es ist eine der wenigen Großstädte Nordamerikas, die vor allem die Menschen anzieht, die der Natur näher sein wollen. Wir übernachten die nächsten zwei Nächte im Vagabond Inn, 325 Aurora Ave.N. für insges. $ 106,62 als Special Rate. Freies Parken (wichtig) und Continental Breakfast sind inclusive. Obwohl wir müde sind, wollen wir noch etwas zu uns nehmen. Wir essen beim Italiener "Buca di Beppo" (teuer und gut und viel) in der Nähe und sinken dann todmüde ins Bett. 2. Tag - Mo. 09.08.04 Die Sonne scheint bei 28 Grad C. Auch abseits der belebten Innenstadtbereiche ist Seattle ein Erlebnis. Fährt man zum Beispiel den Queen Anne Hill hinauf und biegt von der Queen Anne Avenue nach links in den West Highland Drive ein, umgibt einen schon bald eine erholsame Ruhe. Schöne Backsteinhäuser und Villen verschiedener Baustile inmitten großzügiger Gärten befinden sich in dieser begehrten Wohngegend. Vom Kerry Park Viewpoint genießt man eine eindrucksvolle Aussicht über Seattles Skyline, besonders nachts. Am Ende, wo der West Highland Drive mit der 7th Avenue zusammentrifft, befindet sich der Marshall Viewpoint mit grandiosen Ausblicken nach Westen und Süden. Der Puget Sound glitzert unter dem Besucher, die Wohnviertel Queen Anne und Magnolia sind zu überblicken und dahinter ragen die teilweise schneebedeckten Olympic Mountains hervor. Schönstes Wohn- und Szeneviertel der grünen Stadt ist neben Queen Anne 3 auch Capitol Hill. Das ist eines der buntesten Viertel der Stadt und liegt direkt östlich von Downtown, jenseits der I-5. Hauptachse ist der Broadway, ideal zum Einkaufen und Treff aller Nachtschwärmer. Villen mit hübschen Vorgärten, Déko-Geschäfte und Galerien säumen etwa die Madison Street im Nordosten. Sie führt von Downtown direkt zum Lake Washington und in den üppig grünen Washington Park mit seinen exotischen Bäumen und Teichen. Viele Kneipen gibt es in Fremont entlang des Lake Washington Kanals oder rund um die Universität. In Europa wurde Seattle und seine sehenswerten Hausbootsiedlungen am Lake Washington und Lake Union durch "Schlaflos in Seattle" mit Tom Hanks berühmt. Am Lake Union, den wir nördlich von Downtown zuerst besuchen, liegt eine der begehrtesten Wohnmöglichkeiten Seattles. Für eine schwimmende Residenz an Eastlake, Fairview und Westlake Ave. werden bis zu 1 Million Dollar geboten. Abends ist es besonders romantisch. Dann werden in der untergehenden Sonne Deckparties organisiert und Physiker und Pensionäre feiern mit Aussteigern jeden Alters. Wasser ist eben das dominierende Element von Seattle. Außerdem ist die Region um den Lake Union ein tolles Wander- und Naherholungsgebiet. Um den großen Lake Washington im Osten gruppieren sich die schönsten Wohnviertel und Parks der Stadt, wie Madison Park und Washington Park. Wir besuchen die Terrasse eines Altenheims und erahnen auf der anderen Seite des Sees das Häuschen von Bill Gates in einem kleinen Wald. Am Lake Washington hat sich Bill Gates sein bescheidenes Heim für etwa 100 Millionen Dollar gebaut, in Sichtweite des Mt. Rainier. Über eine "Schwimmende Brücke", eine der berühmten "Floating Bridges", gelangt man ans andere Ufer. Andere führen zu den zahlreichen vorgelagerten Inseln der Stadt. Wir sehen uns den phänomenalen Ausrüstungsshop REI an, direkt an der Interstate 5, Abfahrt 166, Denny Way. Über zwei Etagen ist Camping und Wandern angesagt. Dann bringen wir den PKW zum Hotel zurück und machen uns wieder auf den Weg, diesmal zu Fuß. Das Wahrzeichen der Stadt, die 185 m hohe Space Needle, die Raumfahrernadel, sieht man überall, auch von unserem Hotel aus. Es ist der architektonisch wohl gelungendste Aussichtsturm der Welt und wurde zur Weltausstellung 1962 gebaut. Drei Außen-Aufzüge befördern die Besucher in 43 Sekunden den Aussichtsturm hinauf, wo sich ein Restaurant einmal in der Stunde ganz herum dreht. Von der Plattform aus kann man die ganze Stadt und den Puget Sound überblicken und an klaren Tagen sogar die atemberaubenden Cascade Mountains und den Mount Rainier bestaunen. Es ist ein unglaublicher Anblick, nachts von oben die Stadt zu betrachten. Der Eintritt richtet sich nach der Uhrzeit! Meist um die $ 10,--. 4 Im umliegenden Seattle Center, dem Ort der Weltausstellung von 1962, gibt es das ganze Jahr über Veranstaltungen und eine Menge an Freizeitangeboten. Ein Plus ist, daß der Nahverkehr tagsüber in Downtown kostenlos ist. Mit der Monorail, einer Art Schienenschwebebahn, kommt man überall hin. Leider ist sie heute defekt und wir müssen mit dem Bus fahren. Die Monorail wurde 1962 anlässlich der Weltausstellung gebaut. Auch wenn die Technik nicht mehr die Neueste ist, so stellt die Monorail eine ideale Verbindung zwischen Downtown und dem Seattle Center dar. Sie fährt normalerweise alle 10 Minuten von 7:30 - 23:00 Uhr, Samstags ab 9.00 Uhr. Wir kommen nach Downtown und sehen uns die hohen, aber nicht zu hohen Häuser an. Wolkenkratzer wie in New York gibt es hier nicht. Einer der wichtigsten Punkte in der Innenstadt ist die Westlake Mall (1601 5th Ave), ein Einkaufsparadies. Die Stadt erinnert mit den Häusern, den engen Gäßchen und historischen Stadtvierteln ein wenig an San Francisco oder Vancouver, aber wirklich nur ein wenig. Und auch, weil die Straßen ähnlich steil die Hügel hinauf klettern. Aber an SFO oder Vancouver kommt Seattle unserer Meinung nach nicht heran. Übrigens müssen Taxi-Fahrer hier Uniform tragen. Wer nicht schwarze Hose und Kragenhemd trägt, bekommt eine Verwarnung. Aber Kostüme im Elvis- oder John-Wayne-Stil kann man tragen, müssen aber angemeldet werden. Das Seattle Art Museum "SAM", ist einen Besuch wert, aber wir haben dafür leider keine Zeit. Die Skulptur des "Hammering Man", der als Kopie vor der Frankfurter Messe steht, kündigt den modernen, interessanten Museumsbau (1991) von Robert Venturi an. Raumkonzeption und Präsentation der Objekte sind dank der loftartigen, ineinander übergehenden Säle und das großzügige Eingangsfoyer wegweisend für die moderne Museumsplanung. Das Museum erstreckt sich über fünf Ebenen und umfaßt ein Café und einen gut sortierten Museumsladen. Berühmt ist das "SAM" wegen seiner Sammlungen indianischer und afrikanischer Kunst, z.B. Northwest Coast Native Art oder African Art Galleries, aber auch wegen seiner Renaissance- und impressionistischen Gemälde, griechischer Münzen und Werke lokaler Künstler. Eines der schönsten Hotels der Stadt ist das neue Elliott Grand Hyatt Hotel in der Pine Street. Die Besichtigung lohnt. Wir aber haben anderes vor. Internationaler Flair herrscht am Pike Place Market an der 1st Street, den wir mit dem Bus besuchen. Es geht zu wie auf einem Jahrmarkt. Hier ist das lebhafte Zentrum Seattles und die Menschen wirken auch gelassener als anderswo. Am besten besucht man den Markt vor 9 Uhr, wenn die Fremden noch eindeutig in der Unterzahl sind, schlürft einen Kaffee und genießt ein Stück frisches Gebäck. Wir aber sind später dran. Seit 1907 existiert dieser älteste kontinuierlich betriebene Bauernund Fischmarkt der USA. Man sagt, mit dem Gold vom Klondike wurde die Arkaden gebaut, in denen der Markt untergebracht ist. 5 Er will in erster Linie ein ganz normaler Wochenmarkt und kein kitschiger Touristenmarkt sein. Aber hier ist der Wunsch auch ein Vater des Gedankens. Der Markt ist nicht nur wegen des bunten Warenangebotes ein aufregendes Erlebnis, sondern hauptsächlich wegen des Drumherums. Die Verkaufsstände biegen sich unter der Last der fangfrischen Fische, dem Obst und Gemüse. Im Umkreis befindet sich eine Vielzahl unterschiedlicher Läden, Restaurants, Cafés und Imbißbuden. Uns umgibt ein Gewirr von Gerüchen und Geräuschen, Musikern und Marktschreiern. Z.B. wetteifern die Fischverkäufer von Pike Place Fish Co. miteinander. Es geht beinahe zu wie auf einem orientalischen Bazar. Für die Touristen fliegen schon mal größere Fische durch die Luft. Und die Fische fallen fast nie zu Boden. Das Unterhaltungsprogramm ist inklusive und der Markt verführt zum Einkaufen. Über Treppen bzw. mit einem Aufzug gelangen wir schnell hinunter zum Alaskan Way (Parkplätze!), denn die 200 Läden verteilen sich auf mehreren Ebenen. Wir kommen zur Waterfront, dem Hafenviertel am Elliot Bay Harbour und den umgebauten, auf hölzernen Stelzen stehenden Piers. Alles findet zwischen Pier 48 und Pier 70 statt. An Pier 50 liegt ein russisches U-Boot der Cobra-Klasse. Die Washington State Ferries legen von Pier 52 ab und befördern Fahrgäste in Autos, auf Fahrrädern und natürlich zu Fuß durch den Sound. Es gibt hervorragenden Fisch in den Hafenrestaurants und Imbisslokalen. Wir geniessen ihn und sehen dem Treiben im Hafen zu. Seafoodfans kommen hier voll auf ihre Kosten. Ein Lieblingsdiner: Garlic Barbequed Snowcrabs – oberlecker. Von hier aus sehen wir die Schiffe auf dem Puget Sound, die sattgrünen Inseln und die mächtigen Berge der Olympic Mountains. In der Nähe von Pier 54 ist "Ye Olde Curiousity Shop", mit allerlei nachgemachten, merkwürdigen und interessanten Dingen, z.B. Schrumpfköpfen und Leichen aus Arizona. Das Gebäude fällt schon architektonisch auf. Wir sehen uns den komischen Laden einmal an. Aber es ist viel Kitsch vorhanden. Rundfahrten gehen von Pier 55, 56 und 57 ab. Bereits eine 1-stündige Rundfahrt lohnt sich. Nicht nur wegen des einmaligen Blicks auf Seattles Wolkenkratzer-Skyline mit der alles überragenden Space Needle, sondern auch wg. der Informationen an Bord. Bainbridge Island ist nur ca. eine halbe Stunde entfernt. Einen tollen Blick hat man bei der Anfahrt nach Seattle mit der Bainbridge Ferry. An der Waterfront am Pier 59 (1483 Alaskan Way) befindet sich der Hauptanziehungspunkt am Hafen: das Seattle Aquarium mit seinen eindrucksvollen Unterwasserzimmern - und dessen Bewohnern. Besonders unterhaltend sind die herumtollenden Seeotter. Hier im Aquarium kann man in Ruhe die maritime Welt des Puget Sounds erforschen. Paradestück ist eine gläserne Unterwasserkuppel im Puget Sound. Das Seattle Aquarium ist eine didaktische Meisterleistung, um das Leben der Meere zu präsentieren: lehrreich und spannend zugleich. 6 Es folgt Pier 62/63, auf dessen nacktem Holzdeck jeden Sommer erstklassige Künstler, eingerahmt von Wolkenkratzern, Booten und Sonnenuntergängen, auftreten. Das ist sicher einer von Amerikas spektakulärsten Konzerttreffpunkten. Pier 66 ist das Zuhause des State-Of-The-Art International Conference Center, dem Kreuzfahrthafen und dem Odyssey, einem maritimen ErlebnisCenter. Der "Port of Seattle", der Hafen, hat eine alte, verfallene Konservenfabrik am Pier 69 in sein neues Hauptquartier verwandelt. Vor allem an der Waterfront und rund um den Pioneer Square locken viele Restaurants, Bars und Clubs, oft mit abendlicher Live Music. Entlang der Hafenpromenade fährt die historische Straßenbahn von der Bond St. zur Jackson St. an der Grenze zur Chinatown. Amerikas 3.größte Chinatown ist im International District und liegt zwischen Fourth Ave. und Rainier Ave. und vom Yesler Way bis zur Charles St. Aber auch die Japaner und andere Asiaten sind in Seattle stark vertreten, denn hinter dem Pazifik ist Asien. Nördlich des Marktareals breitet sich ein revitalisiertes Viertel aus - Belltown mit den schrägen Bars. Das ehemalige Lagerareal erlebt derzeit einen Boom als Wohngebiet und lebt dank seiner überaus populären Restaurants und Nightspots am Abend auf. Eine Büste von Chief Seath (Seattle), dem Namensgeber der 1851 gegründeten Stadt, sehen wir auf dem Pioneer Square, dem ältesten Viertel von Seattle. Ein markantes Zeichen ist ein den Indianern entwendeter Totempfahl, der die Stelle der ersten dauerhaften Siedlung kennzeichnet. Es ranken sich um ihn allerlei Geschichten. Die Altstadt ist sehr sehenswert. Die Lagerhäuser und Büros stammen großteils aus dem späten 19. Jahrhundert, wie man an den roten Backsteinen erkennt. Henry Yesler erhielt hier einst Land vom Gründervater "Doc" Maynard für die Errichtung einer Holzmühle. Damals wurde die Skid Road (heute Yesler Way) gebaut, um Holzstämme zur Waterfront zu befördern. Die heute noch erhalten hübschen Ziegelhäuser beherbergen zahlreiche Galerien, Lokale und Läden. Der Pioneer Square ist das Herz der Altstadt mit imposanten Gebäuden, in deren Backsteininneres Cafes, Läden und Galerien sind, und Walter's Waffles in der James Street. Pioneer Square wird nach Einbruch der Dunkelheit erst richtig lebendig. Das historische Gebiet mutiert dann zum Entertainment District mit den unterschiedlichsten Angeboten von Nachtlokalen, Bars und romantischen Restaurants. Wir essen etwas bei einem "Italiener" und fahren dann mit dem Taxi zum Hotelpool zum Relaxen. Wir übernachten wieder im Vagabond Inn. 3. Tag - Di. 10.08.04 Am nächsten Morgen machen wir uns früh auf, um zur Olympic Halbinsel zu gelangen. 7 Von Seattle aus fahren wir um 8:25 Uhr per Autofähre ab Pier 52 nach Bremerton. Die zurückliegende Skyline erinnert an einen Blick tief ins 21. Jahrhundert. Wie die Kulisse einer futuristischen Bühnenshow breitet sich die City an der Elliott Bay aus. Kantig, zylindrisch, rechteckig und quadratisch bilden die Wolkenkratzer ein unvergeßliches Ensemble. An der Skyline sieht man, daß die City boomt. Boeing und UPS, Nike und Microsoft sind in Seattle zuhause. Aber Washington State, genannt "The Evergreen State", ist nicht nur Seattle. Der Beiname gibt schon einen guten Eindruck von dem, was man erwarten darf. Washington State ist ein Staat für Naturliebhaber. Wälder, soweit das Auge reicht, eine vielfältige Küstenlandschaft und vorgelagerte Inseln, Strände, Vulkane, Weinanbaugebiete, Canyons und alpine Landschaften bis über 4.000 m. Es gibt also noch viel für uns zu erkunden. 8 Die Hauptstadt des Staates ist Olympia und liegt am südlichen Ende des Puget Sound. In Bremerton ist eine große Schiffswerft der US-Navy, der Puget Sound NAVAL Shipyard. Leider haben wir kein Glück, denn es ist kein Flugzeugträger am Kai. Wir besorgen uns heute bei 7-Eleven eine internationale Telefonkarte und bei Safeway eine Clubkarte, mit der wir in der Folge bei Safeway 3 Cents pro Liter billiger tanken können. Und Safeway ist sowieso immer die billigste Tankstelle. Selbstversorger können in ganz erstaunlichem Umfang mit Kundenkarten in Supermärkten sparen. Zur Kundenbindung haben viele Supermarktketten (auch "Ralph's") Kundenkarten eingeführt, deren Inhaber einen Großteil der Produkte zu erheblichen Rabatten bzw. spezielle Sonderangebote kaufen können, die Nicht-Karteninhabern nicht offenstehen. Eine Kundenkarte erhält jedermann sofort am Service-Schalter unter Namensund (irgendeiner) Adressenangabe. Wer es geschickt anstellt, kauft mit Kundenkarte - wie hier bei Safeway - zu geringeren Kosten ein als bei uns. Ohne Karte sind Lebensmittel im Schnitt teurer. Bevor die berühmte US 101 mehr oder weniger nah an der Pazifikküste entlang bis hinunter nach Los Angeles führt, umrundet sie die Olympic Peninsula im äußersten Nordwesten des Staates Washington – vorbei an wilden Küsten und triefenden Regenwäldern. Wir folgen der WA 3 und der 106 nach Union und der US 101 entlang dem Hood Canal, der eigentlich kein Kanal ist, sondern ein langer Meerwasserarm des Puget Sound. Ein Abzweig führt von der "normalen" Route ab zu einem Schmuckstück. Der "viktorianische Seehafen" von Port Townsend empfängt uns mit seinen roten Ziegelbauten vom Ende des letzten Jahrhunderts. Das Hafenstädtchen nennt sich "City of Dreams". Kein Wunder also, daß die Traumfabrik Hollywood auf den Plan trat und hier den Film "Ein Offizier und Gentleman" mit Richard Gere in der Hauptrolle drehte. Vielleicht heißt sie ja auch so, weil man in den Himmelbetten der vielen Bed & Breakfast Inns aus der viktorianischen Epoche so gut schläft und weil man als Seafood – Liebhaber in den unzähligen Restaurants Schalentiere wie Austern, Muscheln und Krabben genießen kann, z.B. im Silverwater Cafe. Oder man ißt spitzenmäßig chinesisch im "Shanghai". Der Downtown-Bereich zwischen Washington und Water Street, die Wohngegend auf einer Anhöhe darüber und der Fort Worden State Park mit dem Leuchtturm von Point Wilson sind schön angelegt. Eine leichte Aussteiger-Atmosphäre hat man in der urig-schrägen Town Tavern, wo wir unser Mittagessen auf der Terrasse einnehmen. Dann fahren wir weiter auf der 101. Das Spielcasino der Jamestown S'Klallam–Indianer bei Blyn mit drei mächtigen Totempfählen ähnelt einer vergessenen Hollywood–Kulisse, aber wir haben keine Lust zum Zocken. In der Nähe von Sequim ist das Dungeness National Wildlife Refuge. Auf einem mit Steinen befestigten Weg, oder bei Ebbe am Strand entlang, kann man nach 10 km zu einem Leuchtturm gelangen. Am Weg sind Robben und andere Meerestiere zu beobachten. 9 Einen herrlichen Blick auf das Panorama der Stadt Port Angeles und die dahinter liegenden Berge hat man von der 7 km langen, vorgelagerten Sandbank Edit Hook, die den Naturhafen der Stadt bildet. Haben wir aber beides mangels Zeit nicht besucht. Die Fischer- und Holzfällerstadt Port Angeles erwartet uns jetzt an der Küste. Von der US 101 in Port Angeles führt eine Straße zum Hurricane Ridge, dem höchsten Punkt des Olympic National Parks, der mit dem Auto erreichbar ist. Wir machen uns auf den Weg. Mit unserem Mitsubishi Pajero, der uns nie im Stich läßt, fahren wir über die "Heart of the Hills Road", die 111, und gelangen zur Hurricane Road. Das Wetter ist gut und darum wollen wir uns den Rundblick von dem langgestreckten Bergrücken in 1.594 m Höhe über die Olympic Mountains nicht entgehen lassen. Falls aber entlang der Bergkette Waschküchenverhältnisse geherrscht hätten, hätten wir uns die lange, sehr gewundene Auffahrt sparen können. Man kann im Frühjahr durch die blühenden Bergwiesen mit Wildblumen wandern, bei Sonnenschein ein Traum. Die Bäume hier haben dichte, tiefgrüne Nadeln, aber nur 150 Meter höher, bei Hurricane Hill, liegt die Baumgrenze. Die aufgeplusterten, grauen Vögel auf der Big Meadow, die an den Picknicktischen herumturnen, heißen Dipper. Hier oben haben wir einen phantastischen Blick auf das schneebedeckte Bergpanorama, auf Berge wie den Mount Carrie und den Mount Olympus mit 2.428 m. Sodann sehen wir unscharf Vancouver Island im Hintergrund und die vernebelte Juan-de-Fuca-Straße im Puged Sound. Dann geht's wieder nach Port Angeles zurück, wo wir gemütlich zu Abend essen. In der Innenstadt gibt es verschiedene Übernachtungsmöglichkeiten, z.B. das Red Lion P.A. Wir übernachten die nächsten beiden Tage in Port Angeles, kurz P.A. genannt, hervorragend im Royal Victorian Motel für $ 68,--. 4. Tag - Mi. 11.08.04 Nach einem guten Frühstück fahren wir zum wenig bekannten Elwha Valley im Olympic National Park. Der alte Staudamm des Lake Mills wird 2008 eingerissen und der See durch einen neuen Damm vergrößert. Grund dafür, außer mehr Elektrizität, ist der Umweltschutz: es gibt keine Lachsleiter! Und die wird dann installiert. Über die 101 fahren wir zum Lake Crescent, den wir unter die Lupe nehmen. Sein Südufer zeichnet die Straße Bucht für Bucht sorgfältig nach. Und dort kommen uns auch die Holzlaster entgegen. 10 Wir sehen uns zuerst die Log Cabins im Norden des Sees an. Diese sind aber, wie auch die Lake Crescent Lodge (206-928-3211, 85-125 US-$), die idyllisch im Park am Fuß des Mt. Storm King liegt, ausgebucht. Die Marymere Falls gefallen uns gut. Die nächste Abzweigung führt von Fairholm aus Richtung Sol Duc. Wir erreichen die stillen Täler des Boulder Creek und des Sol Duc Creek, wo einige heiße Heilquellen (Calcium, Ammonium, Chlor, Sodium) entspringen. Hier ist das Sol Duc Hot Springs Resort und wir können in einer der warmen Schwefel-Heilquellen mal richtig relaxen. Die Badesachen haben wir nicht vergessen - nur die Nasenklammern. Bärbels silberner Ring kommt schwarz aus dem Schwefelbad heraus, kann aber später bei einem Juwelier wieder ohne Probleme "restauriert" werden. Und dann tauchen wir ein in den Regenwald des Nordens. Moskitos und Bremsen machen uns aber das Leben schwer. Überall gibt es kleine und große Wasserfälle, bekannte und unbekannte. Ein nur 1,5 Kilometer langer Trail führt zu den Sol Duc Falls, die durchaus sehenswert sind. In der Nähe sehen wir einige Rehe. Von hier aus gibt es schöne längere Trails zum Hidden Lake, Deer Lake und anderen Seen, aber es ist zu spät dafür. Ein riesiges Gebiet nimmt der 4.000 qkm große Olympic National Park ein ($ 10,-- Eintritt). Der berühmte Wald des pazifischen Nordwestens ist ebenso bekannt wie die Redwoodbäume Kaliforniens. Es ist unglaublich grün am Boden und überall, wohin man schaut. Dazwischen ist viel Holz, lang und dick. Die Luft duftet nach Moos und Blumen und modernden Stämmen. Wir laufen über die wurzeldurchsetzte Erde und sind sehr beeindruckt. Der Olympic ist seit 1938 Nationalpark, also einer der jüngeren, und er ist einer der feuchtesten Orte der USA. Darum wachsen die Bäume hier bis zu 70 m hoch. Klimatisch gesehen sind die Olympics die Regenfänger der Nation – denn ohne Regen gibt es keinen Regenwald! Überall rauscht das Wasser die Hänge herunter in keine Schluchten und auf dem Boden herrscht immer eine Art Dämmerung. Die Struktur der Olympic-Halbinsel ist konzentrisch: Innen liegen die Olympic Mountains mit dem Nationalpark, drum herum ein Gürtel staatlicher Regenwald, dann folgen privates Land, meist im Besitz der Holzgesellschaften, sowie Reservate und Parks. Elf wasserreiche Flüsse strömen, wie die Speichen eines Rades, von den Bergen herab. Es ist ein urwüchsiges Gebiet von Höhlen, Buchten und Stränden außen und Urwald und Wasserfällen mittendrin. Dazu gibt es rund 60 Gletscher und eine spektakuläre Küste. In den Grenzen des Parks liegen darüber hinaus vier Indianerreservate. Hier sind in einem Nationalpark mehrere Landschaftsformen zusammen gefaßt worden, von denen besonders der Hoh Rain Forest, ein tropisch anmutender Regenwald, sehr interessant ist. Das gesamte Gelände des National Parks ist Heimat für seltene Tierund Pflanzenarten, unendlichen Wäldern, Bergen, Gletschern und Bächen. 11 Und sogar der Weißkopfseeadler, das Wappentier der USA, ist hier an der Küste beheimatet. Außerdem leben hier die meisten Schwarzbären pro qkm in den gesamten USA, insgesamt 500. Also lassen wir Vorsicht walten! Sie werden aber nur recht selten im dunklen Unterholz gesichtet. Wir sehen jedenfalls keinen. Wir fahren wieder nach Port Angeles zurück und übernachten (nach vorheriger telefonischer Reservierung) nochmals im Royal Victorian Motel. Gegessen wird im Irish Pub, der wie alle Restaurants sehr teuer ist. 5. Tag - Do. 12.08.04 Von Sappho aus ist ein Abstecher in die Makah Indian Reservation nach Neah Bay und zum Makah Cultural Center mit den Ausgrabungen des Indianerdorfs Ozette möglich, das vor 500 Jahren von einer Schlammlawine verschüttet wurde. Zum Cape Flattery (Kap der Schmeichelei), dem nordwestlichsten und einsamsten Punkt der USA, geht es zunächst über einen löchrigen Fahrweg und später einen halbstündigen, glitschigen Fußweg zu einer Felsplatte, die nur durch Rhododendren und junge Fichten "gesichert" ist und unter der die See tobt. Muß man aber nicht haben. Bei den Sand Point Beaches kann man gelegentlich die scheuen Flußotter und Schwarzbären beobachten. Der Weg dorthin ist sehr weit und zeitintensiv. Südlich davon gibt es einen 100 km langen geschützten Streifen mit wilden und lauschigen Stränden. Aber diesen Teil der Halbinsel besuchen wir nicht. Von Port Angeles aus fahren wir am Lake Crescent vorbei und über Sappho die 101 weiter nach Forks. Von Forks aus gelangen wir durch den Regenwald und über die 110 nach La Push (franz. La Bouche = der Mund). Kurz vor La Push ist der legendäre Second Beach, eine traumhafte Bucht mit Regenwald im Rücken, der erst nach 30 km bei Oil City im Süden endet. Der Strand wird von uns auf einem Pfad, der an steilen und schlammigen Stellen mit ein paar Holzstufen überbrückt wird, erreicht. Nachdem wir uns durch viele angeschwemmte Baumstämme gekämpft haben, liegt der wunderschöne Strand vor uns. Hier am Second Beach ist einer der malerischsten Aussichtspunkte. Wir haben aber diesiges Wetter. Eine Felsnadel und der zerklüftete Teahwhit Head sind Wahrzeichen, die die Küste bei Fotografen besonders beliebt macht. Hinter Mora kommen wir zum Halbrund zweier Kiesbuchten, dem First Beach und dem Rialto Beach, und ein weiter Blick öffnet sich. Man sieht vor sich normalerweise das felsige James Island, aber durch den Dunst sehen wir nichts. Die Quileute–Indianer haben ihr Reservat in La Push, das nur 2,6 qkm "groß" ist. Hier gibt es fast für jeden Einwohner einen Polizisten. Die Indianer sind fast nur besoffen. Ausgebrannte Autos und eingeschlagene Scheiben sieht man überall. Darum macht das einzige Cafe des Ortes auch um 18:00 Uhr zu. Wir sind schnell wieder weg. 12 Wir fahren die 110 wieder zurück und folgen der US 101 südwärts, nachdem wir in Forks ein Zimmer im Pacific Inn Motel für $ 70,-reserviert haben. Der Ort Forks ist ein Zentrum der Holzfällerei und hat an einem Denkmal die Namen aller Holzfäller verewigt, die bisher in der Region ihr Leben ließen. Wir hätten allerhand über Holzfällen lernen können, aber das Museum ist geschlossen. Am Ortseingang ist das sehr schöne Smoke House Restaurant. An der Westflanke der Olympics gedeihen die drei großen Regenwälder: Hoh, Queets und Quinault. In ihren Tälern staut sich der Regen nochmals, die Bäume nutzen ihn und wachsen mehr als 70 Meter hoch. Hoh ist der meistbesuchte, Queets der ursprünglichste, und Quinault der zugänglichste. Der Westen des Parks ist bekannt für seine Regenmenge. 5.000 mm Niederschlag fallen hier im Jahr. Das ist mehr als 6 x so viel wie in Hamburg. Der Sommer ist aber meist trocken. Nach ca. 10 km führt eine gepflasterte Straße hinauf in den Hoh Rain Forest. Die Straße ist schmal und kurvenreich. Auf dem Weg gibt es diesmal kein Hard Rock Cafe, sondern passenderweise ein Hard Rain Cafe. Wir trinken dort einen Kaffee. Auf diversen Trails, die meist vom Hoh Rain Forest Visitor Center abgehen, bekommt man einen guten Eindruck vom Regenwald. Ein Besuch im Hoh Rain Forest ist auch für uns das absolute Muß. Wir gewinnen unvergeßliche Eindrücke über das Leben im Regenwald der gemäßigten Breiten. Jede Menge Schautafeln erläutern die Vegetationsarten und –stufen in dieser Gegend. Der Park wartet mit den "Großen Vier" des nördlichen Regenwaldes auf: Sitka Spruce, Western Hemlock, Douglasie und Western Red Cedar, und in den Lichtungen mit Roterle und Ahorn. Es regnet garantiert, meistens wenigstens, sagt man. Und wetterfeste Kleidung haben wir zwar nicht vergessen, aber wir haben Glück. Es gibt eine begrenzte Anzahl von Wegen durch das Dickicht, die gut zu erwandern sind. Wir schlagen uns in die Büsche. Der bekannteste dieser Pfade ist der "Hall of Mosses Trail", die Halle der Moose, den wir uns ansehen. Der verwunschene Dschungelpfad schlängelt sich auf ebener Erde rund einen km am Hoh River entlang. Wir bleiben auf den Pfaden, damit dieses selten gewordene Stück Natur sich selbst überlassen bleibt. Der Waldboden ist mit riesigen Schwertfarnen, Brombeersträuchern und Frauenhaarfarnen bewachsen. Unterwegs kommen wir an moosbewachsenen und überwucherten Ahornbäumen vorbei. Nirgendwo sonst wecken die braun-grünen Vorhänge der Moose und Flechten soviel Begeisterung wie hier in diesem Märchenwald. Sie scheinen ein undurchdringliches Dach zu bilden. Wie durch einen dichten Vorhang betritt man den Urwald, um dahinter eine andere Welt zu finden. Hier wächst keine Pflanze für sich allein. Moose wuchern auf uralten Baumstämmen und das Baummoos hängt in Büscheln mit langen Fransen von 13 den Zweigen. Dazu machen Efeu, Flechten und Sauerampfer den Waldboden zu einem weichen Teppich. Fast 2 km lang ist der "Spruce Nature Trail", der mangels Tageslicht ausfallen muß. Ebenso interessant ist der "Up-River Hiking Trail", der ins alpine Gebiet des eisbedeckten Mount Olympus führt. Er fällt aus, denn es ist bereits spät und wir fahren nach Forks zurück. 6. Tag - Fr. 13.08.04 Nach einem Frühstück geht's wieder los. Kaliforniens Küste ist schön und berühmt. Die von Oregon ist nur schön. Wild und unbewohnt fällt das Gelände im Süden immer wieder Hunderte Meter tief ab in den Pazifik. Der Weg zu leeren Stränden, urigen Städtchen und knorrigen Menschen ist der Highway 101. Diese Küste ist naturbelassen und etwas rau an den Kanten. Die US 101 schwenkt mit dem Hoh River seewärts und wir kommen zum beeindruckenden Ruby Beach. Ruby Beach ist einer der wunderbarsten Beaches an der Washington Küste. Es ist eine kleine Bucht, die wir auf einem kleinen Trail erreichen. Der Fussweg vom Parkplatz hinunter zum Beach führt vorbei an Farnen und bemoosten Bäumen. Die Luft ist kühl und feucht. Hunderte angespülter Baumstämme liegen am Strand neben- und übereinander und erzählen die Geschichte der Gezeiten. Riesige Felsen ragen im Dunst aus der Meeresbrandung. Die Regenwald-Wildnis des Olympic Parks schliesst nahtlos an den Strand an. Da die Bucht nicht gross ist, wird der Strand bei Flut vollständig überschwemmt. Um den Strand, der bei Ebbe breit ist, zu geniessen, sollte man eben bei Ebbe kommen. Und das sind wir zufälligerweise. Die US 101 folgt der Küste nach Süden. Kalaloch Beach mit seiner kleinen Bucht liegt wenige Meilen südlich von Ruby Beach und ist nicht so dicht eingeschlossen vom Regenwald. Die Kalaloch Lodge ist eines der teuersten Hotels an Washington's Pazifikküste. Zahlen muß man weniger für die Zimmer, als vielmehr für die Aussicht. Es ist ein langer breiter Strand mit unzähligen angetriebenen Baumstämmen. Die Frühjahrshochwasser reissen jedes Jahr tausende von Stämmen die Flüsse hinab. Sie landen schließlich an den Stränden des Pazifik. Wir halten an und wollen über einen kurzen Fussweg zum Meer gehen. Aber leider ist es wieder diesig, sodaß ein Besuch nur verlorene Zeit wäre. Man erreicht ihn auch über verschiedene andere kleine Wege, die von der US 101 hinunterführen. Und viele Parkbuchten bieten die Möglichkeit, eindrucksvolle Blicke vom Strand zu bekommen. Diese Brandung sollten wir eigentlich gesehen haben. 14 Bei Ebbe stehen leicht 50 und mehr Meter Strandbreite für ausgedehnte Spaziergänge zur Verfügung, bei Flut ist er weitestgehend überspült und das Wasser dringt in die Bucht ein. Hinter Queets führt nur eine Schotterstraße zum gleichnamigen Regenwald. Den Queets River durchwatet man an einer Furt und steht vor einigen der größten Bäume der Welt. Wir haben aber Hoh kennen gelernt und fahren weiter auf der 101, die auf dem Boden des Quinault–Indianer-Reservats wieder landwärts einbiegt. Wir haben uns auch den Quinault Rain Forest entgehen lassen. Gleich nach dem Abzweig zur Lake Quinault Lodge über die South Shore Road wartet der kurze, kompakte und lehrreiche Rain Forest Nature Trail. Die Lake Quinault Lodge (ca. 80,-- $) im Herzen des Parks liegt direkt am eisblauen See. Über Neilton und Humptulips geht es Richtung Aberdeen. Auf der Weiterfahrt, in der Nähe der Holzfällerstadt Hoquiam, sehen wir eine große Anzahl von Holzlastern und auch den Grund ihres Daseins, den Clearcut, das totale Abholzen des Waldes. In Hoquiam werden alljährlich Holzfällerspiele ausgerichtet. Und wie das Holz "reisefertig" gemacht wird, sehen wir kurze Zeit später. Eine große Maschine an einem Kran entrindet und entastet den Baumstamm. Mit groben Rollen wird der Stamm durch eine enge Öffnung gezogen. Dabei werden Rinden und Äste abgestreift. Eine Säge längt die Stämme portionsgerecht ab. Die dicken bleiben lang, die dünnen Stämme werden kurz schnitten. Ein weiterer Kran lädt die fertigen Stämme zum Abtransport auf einen bereits wartenden Truck. Oftmals werden sie zum Welthafen für Holz, nach Aberdeen gebracht. Und das alles geschieht vor einer phantastischen Kulisse, die eigentlich einen schöneren Vordergrund verdient hätte. Wir erreichen Aberdeen. Aberdeen ist auch die Heimat des MuschelBurgers, aber als Stadt nicht sehenswert. Darum fahren wir weiter nach Süden, immer der 101 nach. Wir fahren nicht über die 105 an der Küste entlang. In Tokeland gibt's ein nettes Hotel und an der Strecke werden Preiselbeeren angebaut. Zwischen Aberdeen und South Bend wird es "normalwaldig". Junge Forsten begleiten den Highway, der hier ein Stück weit ins Landesinnere führt. Ilwaco hat seine Existenz ganz auf den Fischfang gebaut, aber im Sommer gibt es mehr Touristen als Fische hier. Mit Booten kommt man zu den sonst nur schwer zugänglichen Fischplätzen. Anschließend strebt der Angler zum Real-Em-In-Cafe. In Ilwaco, Long Beach und Oysterville gibt es preiswerte Austern. Die größte Austernzucht ist in Willapa Bay, die aber nicht zugänglich ist. Wir kommen zu einem 45 km langen Strand, der Halbinsel Long Beach. Man sagt, es ist der längste Strand der Welt. Am Cape Disappointment kam die Expedition von Lewis & Clark, die als erste den amerikanischen Kontinent 1805 durchquerte, an den Pazifik. In Fort Canby ist darüber eine Ausstellung zu sehen. 15 Am Kap der Enttäuschung gab ein Pelzhändler nach vielen Versuchen sein Vorhaben auf, den Columbia River zu überqueren und gab dem Kap seinen jetzigen Namen. Zwischen Megler und Astoria ist die bombastische, 8 km lange und 70 m hohe Astoria Megler Bridge über dem breiten Mündungsdelta des Columbia River. Es ist die längste Gitterfachwerkbrücke der Welt. Am anderen Ufer liegt Oregon, genannt der "Beaver State", weil der amerikanische Biber hier fast ausgerottet war und der Staat den DammBauer wieder etablierte. Go West, oder Westward Ho, auf nach Oregon! Tausende Pioniere zogen vor 150 Jahren auf dem legendären Oregon Trail westwärts. Oregon war einmal das Paradies, das am Ende des langen Trails der Pioniere lag. Heute ist der Staat als Reiseziel eher ein Geheimtipp. Er ist vielseitig, urwüchsig und voll landschaftlicher Schönheit, und ist flächenmäßig einer der größten Bundesstaaten der USA. Und man bezahlt keine Sales Tax, nirgendwo werden für Verkaufswaren Steuern fällig, wohl aber auf Hotelpreise. Astoria ist die älteste Siedlung der USA westlich des Mississippi und dementsprechend sieht das Städtchen auch aus, nämlich verwittert und unansehnlich. Vor der Worker's Tavern, direkt unter der Megler Bridge, parken die Trucks. Drinnen versammelt sich die Kundschaft um eine Theke, über der ein Schild das Motto des Ladens verkündet: "No bullshit. No Dope. No Fights." Also "Keine Scheiße. Kein Rauschgift. Keine Kämpfe." Am Ufer des Ft. Stevens State Park liegt, halb im Sand vergraben, das Wrack des einstigen Viermastschoners "Peter Iredale", der 1906 auf Grund lief. Wir übernachten notgedrungen in Astoria, im Lamplighter Motel, denn an der Küste in Seaside ist richtig was los. 7. Tag - Sa. 14.08.04 Der heutige Tag an der Küste ist wieder diesig. Seaside und Cannon Beach sind die wohl dramatischsten Abschnitte der Küste. An Wochenenden sind beide von Kurzurlaubern aus Portland überfüllt. Bei Seaside, dem größten und ältesten Badeort Oregons, verläuft die 101 in Meeresnähe. Lange Sandstrände säumen hier das Wasser. Am 2. August-Wochenende ist Seaside alljährlicher Austragungsort des großen Beach Volleyball Turniers, dann vibriert das Städtchen vor Geschäftigkeit. Und heute beginnt dieses Weekend. Das heißt, wir bekommen kein Zimmer in der Nähe dieser Stadt, und sind deshalb in Astoria geblieben. Seaside ist eine einzige große Amüsiermeile mit Spielhallen und Souvenirläden. An der Strandpromenade tobt das Leben. Hier ist der Ballermann. Wassertiere zum Anfassen gibt es im Seaside Aquarium auf der 2. Ave. Hier darf man Robben füttern und in bestimmten Becken Tiere streicheln. Richtig spektakulär wird es in Cannon Beach, einer weiten sandigen Bucht, gerahmt von schmucken Holzhäusern. 16 Am Strand gibt es Muschelbänke zum Anfassen und dahinter ist ein gewaltiger Monolith, der rund 70 m hohe Haystack Rock. Der schmucke Küstenort macht einen begüterten Eindruck. Boutiquen und gediegene Resorts runden das Bild ab. Es ist ein wunderschöner, ruhiger Ort und wir bleiben einige Zeit in den Straßen und am Strand. Die "Sea Stacks", Felsen im Meer, inspirierten viele Maler, sodaß Cannon Beach zur Künstlerkolonie wurde. Die schönsten Aussichten über die wild zerklüftete Küste am Nordrand des Städtchens findet man normalerweise im Ecola State Park, wo ein 10 km langer Wanderweg immer neue Panoramen eröffnet. Aber wir haben auch heute keine Sicht auf das Meer. Wir fahren an den Küstenorten Garibaldi und Rockaway Beach vorbei. Hohe Klippen, große Lagunen und immer neue Küstenpanoramen bleiben uns daher leider verborgen. Tillamook, mit der Cheese Factory am nördlichen Ortseingang, ist an der Reihe. Wir essen Cheddar und Eiscreme in der Tillamook County Creamery. Hier ist auch das Tillamook Rock Lighthouse, ein Leuchtturm etwa 2 km vor der Küste, der aber wegen Nebel nicht zu sehen ist. Man sagt uns, daß es im Landesinneren sehr heiß ist. Daher wird der Dunst aus dem Meer gezogen. 500 m (!) weiter landeinwärts ist es klar. Wir entschließen uns, trotzdem auf dem Three Capes Loop hinaus zur Küste zu fahren. Die 56-km-Schleife ist eine der szenisch reizvollsten Routen des Nordwestens. Und man hat normalerweise Gelegenheit, Tiere zu beobachten, nämlich riesige Vogelkolonien, sowie Seelöwen und Seehunde. Aber heute sind keine da. Unterwegs sehen wir den Octopus Tree, den Tintenfischbaum. Die Sitka Tanne ist mit ihren sechs Hauptarmen und 45 m Umfang ein Unikum. Zuerst kommt Cape Meares, wo 16 km westlich von Tillamook an der US 101 ein kleiner Leuchtturm zu sehen ist und von uns besichtigt wird. Vom Parkplatz gehen wir einen kleinen Weg hinunter, an dem auch einige Aussichtspunkte über der Steilküste sind, und haben ihn dann vor uns. Der Cape Meares Leuchtturm steht 66 m über dem Ozean und sein Turm ist fast 12 m hoch. Damit ist er der kleinste an der Oregonküste. Er wurde 1890 in Betrieb genommen und 1963 automatisiert. Über die Küste Oregons wachen im Übrigen neun Leuchttürme, allesamt sind Augenweiden. Besonders die etwas schlaglochlastige Schleife um die Küstenorte Oceanside und Netarts verschafft uns schöne Ausblicke und tiefe Atemzüge beim Strandspaziergang am Pazifischen Ozean. Bis Cape Lookout sind es 3 km zu Fuß hin und 3 km zurück und das Cape Kiwanda am Südende des Loops ist bei hohem Wellengang ein urgewaltiges Erlebnis. Aber bei diesem Wetter !? Wir lassen es. Devils Lake, das sind Freizeitaktivitäten und Ruhe in einem. Lincoln City ist die touristische Hauptstadt entlang Oregons Abschnitt am Highway 101, was an der großen Zahl der Restaurants, Hotels und Shoppingmöglichkeiten erkennbar wird. Die Outlet Mall mit 70 Geschäften zeugt davon, daß hier Massentourismus ist. 17 Hier findet sich aber auch eine gute Gelegenheit, die Atmosphäre des Meeres zu "erleben", denn trotz dieser Infrastruktur hat der Ort den Charakter der ruhigen Kleinstadt bewahren können. Lincoln City, mit 10 km Strand, ist die "Kite Flying Capitol of the World", die Welthauptstadt des Drachenfliegens. Die Stadt bildet aber auch den Anfang eines sehr bekannten Küstenabschnitts, die sogenannten "Twenty Miracle Miles" mit besonders schönen Landsitzen und Anwesen. Hier findet man nicht mehr die für Oregon typischen "Ma-und-Pa-Häuschen". Die bekannteste Villa in Gleneden Beach ist die preisgekrönte Salishan Lodge aus Naturstein und rohem Tannen- und Zedernholz, ca. 100,-- $ die Nacht. Im "Stadtteil" Oceanlake sind Antik- und Spezialitätenläden. In Depoe Bay wird es beschaulicher. Der malerische Minihafen war Kulisse für Jack Nickolson's Bootsausflug in "Einer flog über's Kuckucksnest". Am Südende des Örtchens klettert der Highway hinauf zum Cape Foulweather und zu einem grandiosen Blick über die Küste. Er erhebt sich bis auf eine Höhe von 135 m über der Brandungsgischt und bietet damit den höchsten Ausblick über die Küste Oregons überhaupt. In der Yaquina Head Natural Area ist es mehr als nur gemütlich. Die zwei Leuchttürme der Yaquina Bay bringen endgültig die Romantik der alten Tage in Erinnerung. Yaquina Head und Yaquina Bay heissen die beiden Prachtstücke von Lighthouses und ersterer erlaubt sogar eine Besichtigung bis hoch in die Leuchtstation. Ein Pfad führt vom modernen Interpretive Center hinaus zu diesem Bilderbuch-Leuchtturm, der seit 1873 die Schiffe warnt. Der weiße schlanke Turm ist mit mehr als 30 m Höhe der längste in Oregon. Mißt man die Klippe mit, auf der er thront, ragt er 54 m in den Himmel. Er präsentiert sich in klassischen Farben: unten weiss gestrichener Ziegel mit schwarzer Stahl-Kuppel und rotem Dach. Im sagenumwobenen Spuk-Leuchtturm Yaquina Head spukt der Geist Muriel. Das war ein junges Mädchen, daß einfach so verschwand und nur der Geist ist hier geblieben. Newport mit dem Oregon Coast Aquarium, wo "Free Willi" vor seiner Aussiedlung sein zuhause hatte, wird nur durchquert. Dem hübschem Hafen können wir mangels Zeit keinen Besuch abstatten. Die Stadt ist bekannt für die Bogenbrücke Yaquina Bay Bridge, über die wir fahren, und ist Zentrum des Krabben- und Garnelenfangs. Aber auch Lachs- und Austernzucht spielen eine Rolle. In der Yachats Bay gibt es lange weiße Strände. Bei dem heutigen schlechtem Wetter könnten wir die turbulente Brandung von der großen Bar und dem Restaurant des Adobe Resorts doch nicht beobachten. Außerdem sind wir spät dran. Am Cape Perpetua schlängelt sich der Hwy. 101 an einem wilden Küstenabschnitt entlang. Atemberaubende Steilküste, dichte Küstenwälder und Gischt umtosende Felsen sind zu sehen. In der Nähe des Kaps steht ein unerschütterliches, schönes Bauwerk: das Heceta Head Lighthouse. 18 Er thront mit seiner roten Kuppel auf einem rund 60 m hohen Felsplateau und schickt das stärkste Licht Oregons hinaus auf den Pazifik. Ein weißer Blitz pro Minute, heller als 2,5 Millionen Kerzen, 35 km weit zu sehen. Der Leuchtturm gilt als der meistfotografierte der USA, am besten sehen wir ihn vom Aussichtspunkt 2 km weiter südlich. In dem dazugehörigen viktorianischen Holzhaus wird ein B & B betrieben. Und natürlich spukt es hier. Der weibliche Geist hält Uhren an und bringt Wecker zum Klingeln. Leider ist bisher nur sein Luftzug zu spüren, gesehen hat die Frau noch niemand. Direkt dabei sind die Sea Lion Caves, die Höhlen der Seelöwen. 17 km vor Florence befindet sich die einzige Küstenkolonie von Stellerschen Seelöwen, einige hundert Tiere. Aber nur im Herbst und Winter ist hier die beste Gelegenheit, die Tiere zu beobachten. Und wir haben den kitschigen Souvenirladen vor dem Eingang ignoriert. Die Fahrt mit dem Aufzug ($ 6,50) in die riesige Grotte lohnt sich und wir würden auch eine Wäscheklammer für unsere Nasen mitnehmen. Aber man sagte uns, dass zu dieser Jahreszeit kaum Tiere da seien. Jetzt im Sommer sollte man es nur von einem kostenlosen Beobachtungspunkt ein paar hundert Meter den Highway 101 aufwärts versuchen. Das haben wir auch getan, aber wir haben Pech. Es sind keine Tiere zu sehen. Florence, nördlich der über 14 großen Seen des Landes, liegt direkt an der Bay des Siuslaw River. Es ist ein nettes Hafenstädtchen. Bei Florence treten die Berge zurück und machen einer weiten Dünenlandschaft Platz. Wenn man Interesse hat, sich länger in den Dünen aufzuhalten, macht man am besten Halt am Verwaltungsbüro des Parks in Florence (855 Highway Ave.), oder am Aussichtsplatz 16 km nördlich von Reedsport. Ein 1,5 km langer Fußpfad führt von dort hinunter ans Meer. Wir fahren aber weiter. Übernachtet wird im Economy Inn in Reedsport. 8. Tag - So. 15.08.04 Kurz hinter Reedsport ist das Umpqua River Lighthouse, das wir aber nicht besichtigen. Die Oregon Dunes National Recreation Area liegt zwischen Florence und Coos Bay. Der Strand kurz vor Coos Bay ist unglaublich breit, schwer zu schätzen. Und auch extrem lang. Wir sehen Sand, so weit das Auge reicht. Ab und zu sehen wir die blauen Schilder mit den großen Wasserwellen, die besagen, daß hier ein Gebiet ist, das "Tsunami-gefährdet" ist. Man soll sich bei Gefahr schnell ins Hinterland zurück ziehen. Tsunamis sind bis zu 30 m hohe und nahezu 1.000 km/h schnelle Riesenwellen, die nach größten Erdbeben entstehen, wie bei der großen Katastrophe im Indischen Ozean am 26. Dezember 2004. Dort war kein Warnsystem installiert. Wir befinden uns in der mit 80 km längsten Dünenlandschaft der USA. 19 Die Dünen sind bis zu 160 m hoch und wir glauben, in der Sahara zu sein. Wir gehen ein wenig in diese Dünen hinein. Am Strand und in den Dünen können wir den Quads, den 4-rädrigen Wüstenfahrzeugen, bei ihren waghalsigen Manövern zusehen. Coos Bay ist ein wichtiger, aber nicht besonders ansehnlicher Holzhafen an einem fjordähnlichen Einschnitt des Meeres an der Mündung des Coos River. Hier gibt es ein Sägewerk der Fa. Weyerhaeuser, wo man sehen kann, wie mit starken Wasserstrahlen die Rinde vom Baumstamm geschält wird. An der Küste liegt Shore Acres, ein attraktiver Staatspark in Oregon. Es ist eine Anlage mit vielen Blumen und einem orientalischen Garten. Nahebei ist Cape Arago, ein besonderer Ort mit drei Hauptbuchten und einem Leuchtturm. Man sieht Seeanemonen, Seeigel, Algen und Tanggewächse, Seesterne und Krabben. Ein weiterer Leuchtturm ist das Coquille River Lighthouse. Am Bandon Beach ragen riesige Felsen aus dem Meer. Leider ist es wieder diesig, sodaß nichts zu sehen ist. Möbel werden hier aus Myrtlewood gebaut, einem lorbeerähnlichen, nur hier in der Südwestecke Oregons vorkommenden Baum. Bandon ist die Cranberry-(Preiselbeer-)Hauptstadt von Oregon. Im September ist Erntezeit. Dann sind Cranberries auch bei uns als frische Beeren erhältlich. Cranberries sind nordamerikanische Verwandte der Preiselbeeren, die man in Deutschland leider nur selten im Supermarkt findet. Aber wenn man zufällig auf ein Paket frischer Cranberries stößt - mitnehmen! Cranberries halten sich einige Wochen im Kühlschrank oder lassen sich gut einfrieren, fast ohne Nährstoffverlust. Die herb-säuerlichen Beeren schmecken wunderbar in Gebäck und ergeben interessante Saucen zu Fleisch. Das Besondere an dieser Frucht ist ihr hoher Vitamin-C-Gehalt von bis zu 10 mg pro 100 g. Cranberries sind ausgesprochen lecker und ihr feinherbes Aroma gibt den unterschiedlichsten Gerichten eine fruchtige Note. Allein ein Fünftel der Jahresernte von 270.000 to der im Norden der USA beheimateten Beeren verspeisen die Amerikaner zu Thanksgiving. Dann bereitet man den traditionellen Truthahn, zu dem eine CranberrySoße gereicht wird. Doch auch zu anderen Fleischsorten, zu Gemüsen und Salaten harmonieren die roten Früchtchen. Selbst Liebhaber süßer Speisen kommen auf ihre Kosten: es gibt saftige Muffins mit Cranberries. Das Städtchen Bandon liegt kurz vor Kalifornien und ist so schön wie Cannon Beach, aber nur halb so anstrengend. Wir machen hier einen längeren Halt, denn jetzt kommen viele Fischerund Privatboote in den kleinen Hafen, um ihren Fang von der Staatlichen Fischereibehörde begutachten zu lassen. Wir wollen uns das einmal ansehen, denn die Fische müssen ein bestimmtes Gewicht und die Krebse eine Mindestgröße haben. Zuerst muß der gesamte Fang an Ort und Stelle ausgebreitet werden. Wer zu klein ist, fliegt wieder ins Wasser. Wenn etwas versteckt wird, hat der Besitzer ein Problem. 20 Vor den Augen der Beamten wird der Fang vermessen und gewogen und die Fisch- und Krebsart bestimmt. Alles wird aufgeschrieben und statistisch erfasst, damit eine ausgewogene Meereslandschaft erhalten bleibt. Meist sind es Privatleute, die ihren Fang hier präsentieren. Ob aber alles nur für den Eigenbedarf ist und ob dafür nur ein Angelschein nötig ist, ist uns nicht bekannt. Im Cape Blanco State Park ist der südlichste der neun Leuchttürme an der Oregonküste, das Cape Blanco Lighthouse. Er ist auch der am westlichsten in Oregon gelegene Turm und das älteste noch stehende Lighthouse. Er liegt 9 Meilen nördlich von Port Orford an der US 101 und wurde 1870 errichtet, um die Goldsucher und die Holzindustrie zu unterstützen. Die Spitze liegt 75 m über dem Ozean, der Turm ist 18 m hoch. Die automatische Beleuchtung wurde 1980 von der US Coast Guard installiert. Bärbel kauft sich in Bandon ein schönes Bild davon. Jetzt haben wir genug, denn es wird an der Küste nicht heller. Später hören wir, daß es noch tagelang so geblieben ist. Wir biegen jetzt von Bandon aus ins Landesinnere ab, um unseren Höhepunkt der Reise, den Crater Lake zu besuchen. Über die 42 geht's nach Osten bis Roseburg und dann die Interstate 5 südlich bis Canyonville. Weiter fahren wir bis Trail und dann auf der 62 nördlich an mächtigen Tannen, Kiefern und Red Cedarn vorbei ins winzige Holzfällerstädtchen Prospect. Unterwegs halten wir auch an, um uns den wild durch Lavaschluchten donnernden Rogue River anzusehen. In Union Creek gibt es zwar ebenfalls Übernachtungsmöglichkeiten. Aber wir entscheiden uns anders. Im Prospect Hotel (1-800-944-6490), einer ehemaligen Postkutschenstation, geniessen wir die große Freundlichkeit. Darum übernachten wir hier im angeschlossenen Motel für $ 65,-- (Hotel $ 95,--) und sind gespannt auf den nächsten Tag. 9. Tag - Mo. 16.08.04 Wir frühstücken nebenan in einem urigen Cafe, wo wir auch am Abend vorher gut gegessen und Skib-Bo gespielt haben. Auf der 230 geht's nordwärts. Wir sehen kleine Wasserfälle und Stromschnellen des ungezähmten Rogue River neben der Straße und fahren durch dichte Tannenwälder. Die Straße steigt ständig. Der Wald zu beiden Seiten wird immer kümmerlicher. Und dann tritt er ganz zurück. In der Nordwestecke des Crater Lake National Parks, an der wir jetzt vorbei kommen, gurgeln die Boundary Springs über moosgepolsterte Felsen. Das sind die Quellen des unbändigen Rogue River, der sich in Richtung Südwesten quer durch Oregon seinen Weg zum Pazifik bahnt. Es gibt einen Trail dorthin, etwa 4 Meilen vor Diamond Lake. Der Diamond Lake mit dem Diamond Lake Resort (503-793-3333 oder 541-560- 21 3565, ab 80 $) ist ein beliebtes Erholungsgebiet, aber sieht irgendwie nichtssagend aus. Aber uns zieht es zu unserem Traumziel. Wir kommen zum mitten in den Cascade Mountains gelegenen Crater Lake National Park. Bereits im Park ($ 10,--), nördlich des Sees, liegt Pumice Desert, eine Tuff- (Bimsstein-) Wüste, die die Effekte eines Vulkanausbruchs sehr stark verdeutlicht. Vor uns erhebt sich ein Berg, aber dieser Berg hat keinen Gipfel, sondern ist "geköpft". Er wird von einer nahezu waagerechten Linie begrenzt. An ihm ragt eine einzige Kuppe auf, der Hillman Peak, mit 2.486 der höchste Punkt des Caldera-Randes. Wir stellen das Fahrzeug in der Nähe des Nordeingangs ab und gehen zu Fuß weiter nach oben. Vom Fuße des Berges her vermuten wir nicht, daß sich hinter dem Felsengrat ein tiefer See verbirgt. Urplötzlich sehen wir den Crater Lake vor uns, einen Kratersee von einmaliger Schönheit. Der erste Anblick enttäuscht uns allerdings, denn Dunst hängt über dem See, sodaß das gegenüber liegende Ufer nur etwas unscharf zu sehen ist. Eine schöne Hügellandschaft, Vulkangipfel und immergrüne Wälder umgeben diesen im hohen Kaskadengebirge gelegenen Kratersee, der weltweit als landschaftliches Wunder gilt. Weder Worte noch Fotografien können beschreiben, wie tiefblau Crater Lake an sonnigen Tagen erscheint. Wir haben für den Crater Lake fast zwei Tage zur Verfügung, um in Ruhe und mit vielen Stops rund um den See fahren zu können. Natürlich könnte man auch viel länger hier verweilen. Der Rim Drive kann nur von Mitte Juni (oft auch erst ab Juli) bis Ende September befahren werden. In der übrigen Zeit versperren meterhohe Schneewände die Durchfahrt. Vor allem die östliche Route ist dann gesperrt. Wir entschließen uns, im Uhrzeigersinn zuerst an der Ostseite des Sees vorbei zu fahren. An verschiedenen Aussichtspunkten auf dem 55 km langen Rundweg können wir den See betrachten. Am Llao Rock vorbei kommen wir zu Pumice Point und machen hier den nächsten Halt. Ab Cleetwood Cove kann man den See mit einem Ausflugboot erkunden. Leider sind alle sieben Bootsfahrten für heute ausgebucht, sodaß die Fahrt sozusagen für uns ins Wasser fällt. Und so versäumen wir folgendes: Der einzige Zugang zum Bootsanleger und zum See, der Cleetwood Trail, führt einen steilen, rund 1,5 km langen Weg hinab. Nur 20 Minuten im Sauseschritt benötigt man bis zum See hinunter. Die etwa 2 Stunden dauernde Bootsfahrt umrundet die Innenseite der Caldera. Ein Ranger macht den Besucher mit den Formationen im und um den See vertraut. 22 Z.B. mit dem "Old Man of the Lake", einer abgebrochenen Hemlocktanne, die erst 1929 entdeckt wurde. Sie schwimmt aufrecht durch den See und ragt ein Stück aus dem Wasser. Man muß Glück haben, um den Stumpf zu sehen, denn der Baum hat keinen festen "Standpunkt". Der Wind bewegt den Stamm. Nach einer halben Stunde erreicht man Wizard Island, wo gestoppt wird. Wenn man den kleinen Krater auf dem Gipfel in aller Ruhe erkunden will, läßt man das Boot einfach ablegen. Gut einen km geht der Pfad stark ansteigend zum Gipfel. Am Kraterrand stehen lauter abgestorbene Bäume mit wirr verwundenen Ästen. Dann geht man zum Ufer zurück, um sich zu sonnen, bis das nächste Boot einen wieder abholt. Am Phantom Ship vorbei geht es zur Anlegestelle zurück. Der Rückweg vom See zur Straße ist die Hölle. 213 m Gefälle in einer Höhe von über 2.100 m bringen bergauf jeden zum Keuchen. Aber um das auszuprobieren haben wir keine Möglichkeit. Der Tag am See ist einfach Klasse. Leider mindert der Dunst den totalen Genuß. An allen Aussichtspunkten, wie etwa Wineglass, Cloudcap Overlook und Sentinel Rock, halten wir an und machen eine unglaubliche Anzahl von Fotos und Movies. Am Ostufer des Crater Lake geht ein zuerst sanft aufsteigender Fußweg (4 km) in Serpentinen zum 2.721 m hohen Mt. Scott, dem höchsten Punkt des Parks. Es soll ein schöner Trail sein mit einer großartigen Aussicht, aber später sehr anstrengend. An klaren Tagen sieht man folgendes: Weit jenseits des Sees bohrt sich der 4.317 m hohe Mt. Shasta in den Himmel, im Süden schimmert der Upper Klamath Lake, im Norden ist der zackige Mt. Thielsen (2.791 m), der runde Buckel des Mt. Bachelor (2.755 m), die Three Sisters (2.789 - 3.065 m) und der Diamond Lake zu erkennen und im Westen ist der Crater Lake. Am gleichnamigen Overlook sehen wir Phantom Ship, das Geisterschiff mit hohen Masten und fallenden Segeln. Das ist ein Lavafelsen, der auf der Südseite aus dem Kratersee ragt und der mit Phantasie aussieht wie ein Schiff. Von der 55 km langen Rundstrecke zweigen wir ab, um zu einem Schmuckstück im Park zu gelangen. Vorher sehen wir aber noch die im Park wütenden Feuer, die an verschiedenen Stellen ausgebrochen sind. Ganz im Südosten des Parkgeländes wollen wir die Tuffnadeln der Pinnacles besuchen. Und es hat sich gelohnt. Die Straße dorthin führt bergab, durch Tannenwald und über die Bäche Wheeler Creek und Sand Creek. Die "Kirchturmspitzen" oder Zinnen ragen von tief unten aus dem Canyon hervor. Sie wirken unwirklich, wie verputzt, aber sie sind echt. Die Pinnacles entstanden bei der Eruption des Mt. Mazama. Gasbeladene Bimsmassen flossen in die Täler und obendrauf lagerte sich Schlacke ab. Aus sogenannten Fumarolen stieg Dampf auf. Die Seiten dieser Schlote verschmolzen in der großen Hitze zu Kegeln. Viele dieser Schlote sind hohl. Bäche legten sie frei und wir können sie heute als "The Pinnacles" bewundern. 23 Viele dieser Bäche bahnen sich auch heute noch den Weg durch die Erde. Am Sun Notch Point machen wir einen Spaziergang, um Phantom Ship gut sehen zu können. Ein schöner Wanderpfad im Frühling ist der Castle Crest Wildflower Trail (0,8 km, oder 6 km Rundweg) am Visitor Center. Aber es ist Sommer und der Trail nicht sonderlich interessant, zumal die Sonne langsam untergeht. Beliebt sind die Wanderschleifen Godfrey Glen Trail (1,6 km hin und zurück, normale Kategorie) und Annie Creek Canyon Trail (2,1 km, sehr anstrengend) im Süden des Parks bei Mazama. Hier ist die kleine, einfache Lodge Mazama Village (503-594-2511) mit nur 40 Zimmern/Cabins ($ 103,--) und die einzige Tankstelle in dieser Region. Abends fahren wir wieder nach Prospect zurück. 10. Tag - Di. 17.08.04 Das Frühstück in dem einzigen, aber guten Cafe des Ortes bringt uns wieder zu Kräften. Wir brechen früh auf und fahren am Roque River mit seinen Kaskaden und dem Annie Creek Canyon vorbei. Unser Ziel am nächsten Morgen ist wieder der Super-See. Und das bei einem Super-Wetter! Unterhalb des Rim Village Visitor Center liegt der Sinnott Memorial Overlook, der einen herrlichen Ausblick bietet. Am Rand des Sees ist die wunderschön gelegene Crater Lake Lodge mit 71 Zimmern und Restaurant (541-594-2255 oder 541-830-8700, ab 120 $). Die 1995 aufwändig renovierte Anlage liegt inmitten eines Pinienwaldes am Rande des Sees mit einem herrlichen Blick auf diesen. Hier gibt es alles, was das Herz begehrt. Hinter der Crater Lake Lodge führt eine Route am Kraterrand entlang zum Fuß des Garfield Peak. 2,7 km ist die einfache Wegstrecke lang und der Blick auf die Lodge und den See ist atemberaubend. Und jetzt haben wir zum ersten Mal den Anblick des Sees, den wir uns gewünscht haben. Wir sehen den See nicht mehr im Dunst und er ist nur endlos blau! Der Berg Mt. Mazama eruptierte vor 8.000 Jahren mit einer solchen Gewalt, daß er in sich selbst zusammen fiel. Man schätzt, daß die Intensität des Ausbruchs 45 mal stärker war als der des Mt. St. Helens. Als die Vulkantätigkeit nachließ, füllten Quellen, Schnee und Regen den Krater. In der 54 qkm großen Caldera des ruhenden Vulkans war der Crater Lake geboren. Vor uns ist jetzt Wizard Island, ein Vulkanschlot, der sich nach dem Einfall erhoben hat. Die Farbe entsteht, weil die blauen Lichtstrahlen der Sonne bis in große Tiefen gelangen und die Wassermoleküle das meiste dieses blauen Lichts wieder an die Oberfläche abgeben. Der Kontrast verändert sich somit je nach Wetterlage. 24 Crater Lake ist mit rund 590 m, manche sagen 800 m, der tiefste See der USA und der siebttiefste der Welt. Er hat einen Durchmesser von 10 km, einen Umfang von 50 km und ist umgeben mit einem bis zu 600 m hohen Gebirgsring. Es gibt nur einen Zugang zum Wasser. Der See friert selten zu, weil die kolossale Wassermenge im Sommer so viel Wärme speichert. Das Wasser ist absolut rein. Wir können uns an diesem Natur-Weltwunder gar nicht satt sehen und genießen die Zeit in seiner Nähe. Die Felsformationen gegenüber, die wir von hier aus gut sehen können, wecken Fantasien, wie etwa Llao Rock, ein wuchtiger Felsen östlich des Nordeingangs, der als erstarrter Lavafluß halb in den See ragt. Die Indianer sagen, es sei der Geist des Crater-Lake-Gottes Llao (sprich: Lah-oh) im Gestein, sein Kopf sei Wizard Island. Sein Gegenspieler, der Oberwelt-Gott Skell, ist in Skell Head, einem Vorsprung auf der Ostseite, verewigt. Der Bergrücken zwischen Llao Rock und Hillman Peak nördlich von Wizard Island nennt sich Devil's Backbone, des Teufel's Wirbelsäule. Der Ausbruch des Mount Mazama wurde wahrscheinlich von Menschen miterlebt. Trotzdem sagten die ansässigen Indianer den Trappern und Pionieren nichts über die Existenz von Crater Lake. Er wurde nach seiner Entdeckung 1853 durch eine Gruppe Goldsucher, mit ihnen John Wesley Hillman, Deep Blue Lake genannt und 30 Jahre lang bewußt geheim gehalten. Später wurde er mehrmals umbenannt und 1902 der einzige Nationalpark Oregons. Die lustigen Squirrels sind überall am See anzutreffen. Sie sind mittlerweile so frech und zutraulich geworden, daß sie den Menschen aus der Hand fressen. An einem solchen See kann man sich aber auch wohl fühlen. Auch die blauschillernden Steller's Häher sausen hier überall herum. Die Legende sagt, der Bluebird wäre grau gewesen, bevor er in diese unglaublich blauen Fluten des Crater Lake eingetaucht ist. Vor ihrer Einführung durch den Menschen gab es im sauberen, klaren und kalten Wasser von Crater Lake keine Fische. Heute gibt es Regenbogenforellen und Kokanee-Lachse. In den feuchten, lichten Gebieten blühen die Wildblumen spät und nur für kurze Zeit. Viele Häherarten, Rehe und Erdhörnchen sind häufig zu sehen. Selten zu beobachten sind Hirsche, Schwarzbären, Füchse, Stachelschweine und Adler. Wir wollen Wizard Island, den schwarzen Vulkankegel, besser sehen und folgen der Panoramastraße. An der Picnic Area des Discovery Point, an dieser Stelle wurde der See entdeckt, haben wir einen unglaublichen Ausblick auf die Insel. Die Insel heißt übrigens so, weil ihre Form an den Hut eines Zauberers erinnert. Wizard Island ist ein Vulkanschlot, der sich nach dem Einfall des Mt. Mazama 220 m aus dem Wasser erhoben hat, und hat einen Krater im Krater. Einen guten Überblick über den gesamten Park und die umliegende Landschaft gewinnen wir auch hoch oben auf dem einstündigen Rundweg zum Watchman Peak (1,3 km) am Westufer des Sees. 25 Den besten Blick auf den See und den Berg in seiner Mitte hat man allerdings vom Sattel zwischen Hillman Peak und The Watchman. Aber diesen anstrengenden Weg wollen wir uns ersparen. "Marineblau, königsblau, meeresblau" sind schöne Worte, aber keines reicht tief genug, um diesen See zu beschreiben. Sogar Jack London sagte, daß er in seiner Schönheit unvergleichlich sei. Das haben wir auch empfunden und der Crater Lake gehört zum absoluten Höhepunkt dieser Reise. Leider müssen wir ihm, dem See aller Seen, schweren Herzens den Rücken kehren. Wir verlassen den Crater Lake National Park Richtung Norden, biegen dann auf die 138 Ost ab und folgen der 97 wieder nach Norden. Vor Crescent geht's auf die 58 und wir fahren dann über die 46 und 45 weiter. Es geht über den Cascade Lakes Highway, der über Forststraßen durch eine nahezu unberührte Berg- und Seenlandschaft entlang der Kaskaden nach Norden führt. Er ist viel schöner, aber auch etwas länger als die übliche Route über die US 97. Im Crane Prairie Reservoir ist eine sehr bemerkenswerte FischadlerPopulation bei der Überflutung entstanden. Die Seen Davis Lake, Lava Lake und andere haben keinen sichtbaren Abfluß. Wir fahren zum Little Cultus Lake, einem kleinen See, der nur über Querrillen in der Fahrbahn und mit sehr viel Staub zu erreichen ist. Der See liegt idyllisch und ruhig zu Füssen der Berge. Dort sehen wir wahrscheinlich einen Bruder von Kermit, dem Frosch aus der Muppet Show, der zum Fliegenfischen ins Wasser geht. Wenigsten sieht der Angler mit seinen Schwimmflossen so aus. Es gibt am Cultus Lake und Elk Lake einige Lodges und Resorts. Ein Stück weiter ist der Devil's Lake mit seiner grünen Färbung ein Anziehungspunkt für uns. Dann kommen wir zum 1.200 m hoch gelegenen Bend, der ehemaligen Holzfällerstadt in grandioser Natur. Sie liegt inmitten einer ausgedehnten Waldlandschaft und ist einer der wenigen größeren Orte im Landesinneren von Oregon. Der Hausberg von Bend heißt übrigens Mt. Bachelor und ist ein Winterwunderland der Spitzenklasse, und hier ist Gottseidank kein Restaurant oder Skilift in Sicht. In der sehr schönen Großstadt Bend mit ca. 67.000 Einwohnern selbst gibt es eine sehenswerte Altstadt aus den zwanziger Jahren. Country-Klänge und die besten Steaks gibt's in der Tumalo Feed Company. Die Leute, die in Bend wohnen, sagen, sie brauchen keinen Urlaub mehr, denn hier ist alles: Berge, Steppen, Lavahöhlen, Wasserfälle, Canyons, den Deschutes River mit seinen Forellen und die Cascades Lakes mit den herrlichen Aussichten auf die Berge. Und die "Sub Alpine Fir", denn die Nadeln dieses Baumes riechen besser als jedes Parfum, sagen sie. Beliebt ist das Inn of the Seventh Mountain einige Kilometer vor dem Ort, wegen des Golfspiels. Teuer, teuer. 26 Aber alles in Bend ist ausgebucht. Darum fahren wir nach Redmond, wo wir im, gelinde gesagt, nicht guten, aber teuren Greenway Motel Unterkunft finden. Nie wieder! 11. Tag - Mi. 18.08.04 Wir sind froh, daß wir die Nacht ohne hygienische Probleme überstanden haben und fahren nach einem Frühstück weiter. Bei Terreboune nördlich von Redmond ist der Smith Rock State Park. Hier ragen die schroffen Felsen der 152 m hohen Smith Rocks in den Himmel. Das sind rote, schroffe Felsen wie im Western, die wir bereits von der Straße aus sehen. Es ist eine Felslandschaft, die durch den Crooked River ausgewaschen wurde. Wir unternehmen eine Wanderung und sehen uns dieses Schmuckstück einmal von der Nähe an. Die Felsformationen sind ein Paradies für Extremkletterer und eine der Welt-Top-Adressen dafür. Wir haben Glück, einige der Felsakrobaten zu entdecken und sehen ihnen eine Weile zu. Dieser kleine Staatspark ist kaum bekannt und daher können wir ihn genießen, ohne von anderen gestört zu werden. Auf dem Rückweg läuft uns eine kleine Schlange über den Weg, die sich aber schnell wieder aus dem Staub macht. Dann fahren wir über die 97 etwas südlich und kommen durch ein Wüstenparadies, das uns an Cowboyfilme erinnert. Rund um Bend ist Lava Lands, eine spektakuläre Vulkan-Landschaft. Das Newberry National Vulcanic Monument ist eine prähistorisch anmutende Vulkanlandschaft mit bewaldeter Lava und eindrucksvollen Seen. Zuerst geht's zum Lava Lands Visitor Center, um einen Überblick über die Lavalandschaft zu erhalten. Es ist von einer Mondlandschaft umgeben. "Lava" kommt aus dem italienischen und bedeutet "Feuerbach". Wir stehen in Lava Lands praktisch vor einer Wand von Lava, deren letzte Tätigkeit etwa 1.300 Jahre zurück liegt. Eine abenteuerliche Fahrt führt uns den 170 m hohen Kraterberg Lava Butte hinauf, ohne Leitplanken auf einer schmalen Straße, die andere Fahrzeuge gleichzeitig auch herunter fahren. Bergauf geht es rechts nur noch einfach nach unten. Und das alles "nur", um eine schöne Sicht zu haben. Auf dem Berg gehen wir auf dem Crater Rim entlang und fahren dann wieder hinunter. An der Bundesstraße ist der Lava River Cave State Park, eine 1.500 m lange Röhre in der Lava. Die äußere Lavamasse ist erstarrt, während die innere abfließen konnte. Sie ist 18 m hoch und 15 m breit. Hier gibt es viele diese Eishöhlen. Aber wir lassen sie aus. Die Wasserfälle Paulina Falls stürzen spektakulär 30 m den Paulina Creek hinunter. Der Fluß sucht sich auch durch diese unwirkliche Lavalandschaft seinen Weg. Und er findet ihn. Der Paulina Lake ist ein Erholungsgebiet mit Booten und Yachten. 27 Eine befestigte Straße führt zum Newberry Crater mit dem See. Eine Wahnsinnsfahrt auf einer unbefestigten Straße, ebenfalls ohne Leitplanke und sehr steil, bringt uns zum Paulina Peak, dem höchsten Gipfel des Newberry Vulkano. Der ehemalige Mt. Newberry ist durch mehrere Ausbrüche abgetragen worden. Oben öffnet sich der Blick auf den riesigen Krater, in dem sich zwei Seen gebildet haben, der Paulina Lake und der East Lake. Eine natürliche Lavabarriere hat die beiden Seen getrennt. Ein SuperAnblick. Bei gutem Wetter kann man bis nach Nevada sehen. Wieder auf der normalen Straße besuchen wir das High Desert Museum, das wirklich einen Besuch wert ist. Flora und Fauna, die Geschichte der Indianer und der ersten Siedler, Holzfäller und Goldsucher wird eindrucksvoll dargestellt. Dann fahren wir wieder nordwärts über Bend. Die Tumalo Falls liegen etwas außerhalb, nördlich der Stadt. Ein Weg führt den Tumalo Creek entlang in die Berge. Immer wieder stürzt der Fluß über hohe Wasserfälle und Stromschnellen. Aber uns wird die Zeit knapp, darum lassen wir das aus. In Sisters finden wir keine preiswerte Unterkunft und fahren darum nach Madras, wo wir im Budget Inn übernachten. Etwa nordöstlich von Madras ist das John Day Fossil Nat. Monument. Das sind Vulkanaschekuppen, in deren grandioser Landschaft sich viele verborgene Fossilien befinden. Und es ist kaum ein Mensch zu sehen. 12. Tag - Do. 19.08.04 Wir fahren wieder nach Sisters mit den Three Sisters Peaks. Dieser Ort ist klein und schön. Ein Aufenthalt lohnt. Unterwegs gibt viele Lamas auf der Patterson Ranch westlich und der Hinterland Ranch östlich davon. Auf der Weiterfahrt tauchen ein halbes Dutzend markanter Bergspitzen in rascher Folge auf, z.B. sehen wir den Mt. Washington und etwas weiter den Mt. Jefferson. Östlich vom McKenzie-Pass ist die Black Butte Ranch, ein schönes Resort. In der Folge kommen wir durch ein Vulkangebiet mit grandiosen und seltsam anmutenden Lavaformationen und turmhoher Lava, die urplötzlich zum Stehen gekommen ist. Die 242 führt zum McKenzie-Pass, auf dessen Anhöhe man aus den vorhandenen Rohstoffen einen Aussichtsturm gebaut hat. Wir haben einen Blick auf die riesigen, bizarren Lavafelder, die die flüssige Lava entstehen ließ. Die Oberfläche ist sehr rauh und rissig. Wir fahren die Panoramastraße weiter in Richtung Santiam Pass. Nur wenige Meilen vom McKenzie-Pass entfernt unternehmen wir eine kleine Wanderung in die Wildnis. Nach einiger Zeit durch Wald und Lava erreichen wir die märchenhaften Proxy Falls, die sich in das dunkle Wasser ergießen, welches selbst durch die poröse Lava nach unten abfließt. Einfach Klasse! 28 Bei der Weiterfahrt läuft vor uns ein kleiner Schwarzbär über die Straße, der anscheinend seiner Mutter hinterher saust, die schon voraus geeilt ist. Dann geht's über die 126 und die 22 nach Detroit und weiter über die 46 und 224 Richtung Norden. Die Straße führt bergauf und bergab durch die Berge, vorbei an Vulkangipfeln, tiefblauen Seen und uralten Wäldern. Über die 57 kommen wir wieder auf den Hwy 26. Bald sehen wir die schneebedeckten Flanken des einsam aufragenden Mt. Hood, dessen 3.426 m hoher Gipfel den höchsten Punkt Oregons markiert. Wie mit scharfem Griffel in den Himmel gezeichnet, erhebt sich der Mt. Hood, als wäre er unnahbar. Wir übernachten im Mount Hood Inn, halten große Wäsche und speisen im Pub nebenan. 13. Tag - Fr. 20.08.04 Wir fahren 10 km auf seiner Südseite hinauf zur Timberline Lodge, genau 1.829 m hoch, einer schloßartigen Herberge aus den 30er Jahren und eines der berühmtesten Gebäude Oregons. Eine Übernachtung kostet etwa $ 200,-- pro Person. In Stanley Kubricks "Shining" mit Jack Nickolson wurden hier die Außenaufnahmen gedreht. Hier machen wir einen Spaziergang zum Buried Forest Overlook. Dort begegnen wir einer Volleyball-Truppe von den Philippinen. Die etwa 10-jährigen haben in Portland ein internationales Turnier als dritte beendet und sind sehr stolz darauf. Außerdem haben sie noch nie Schnee und Eis gesehen und haben damit ihren Spaß. Dann fahren wir über die 35 nach Hood River am Columbia River. Ein schöner Ausblick soll sich vor der Stadt vom Panorama Point aus ergeben. Wir biegen dafür auf die Eastside Road ein, fahren noch 4 km weiter und gelangen dann zu dem Aussichtspunkt über das Tal von Hood River und Mount Hood. Es ist aber für uns nichts Besonderes. Zwischen Mosier und The Dallas gibt es zwar eine sehr schöne Parallelstraße, aber wir fahren westwärts. Über die Maut-Brücke fahren wir nicht nach Bingen. Das stark verengte Tal erinnerte manche deutsche Siedler an das Rheintal, sodaß sie eine Siedlung Bingen nannten. Aber Bingen ist heute nur noch eine Industriestadt und nicht sehenswert. Viel wichtiger für die Region sind die starken Winde hier. Es offenbart sich die ganze Wildheit der Columbiaschluchten. Darum ist in Hood River ein Segelparadies. Viele Menschen verbringen hier ihre Freizeit auf dem Wasser. Und gerade am Wochenende ist die Stadt voll mit Wassersportlern. Auch Windsurfen ist angesagt. Wie stark die Böen sind, bekommen wir andauernd zu Gesicht. Welche Geschwindigkeit die Surfer auf einem Fluß bekommen, ist gar nicht zu glauben. Da können wir nur noch "Hals- und Beinbruch" wünschen. 29 Nach der Stadt steht das Columbia Gorge Hotel auf einem Felsen über dem Fluß. Das 1921 erbaute Hotel empfiehlt sich für ein Essen, aber wir fahren vorbei. Hinter Hood River wird der Columbia River breiter und die Winde sind nicht mehr zu spüren. Ein Zug der Union Pacific Railroad hat Vorfahrt und wir müssen warten. Am 60 m hohen Bonneville Dam wird der Fluß gestaut und hier ist ein Kraftwerk. Auch Lachse kann man im Sommer hier durch ein Glasfenster beobachten, denn es wurden einige Fischleitern in die Dämme gebaut. Die Lachse konnten durch die 10 Dämme des Columbia River nicht mehr zu ihren Laichplätzen gelangen. Umweltschützer setzten bereits in den 30er Jahren auf Protest und erreichten, daß diese Erleichterungen für die Lachse gebaut wurden. Kaum irgendwo in den USA sind zwei benachbarte Bundesstaaten so spektakulär getrennt wie Oregon und Washington durch den Columbia River. Kenner halten die Interstate 84 von Biggs nach Portland für die schönste Autobahnstrecke Amerikas. Sie verläuft direkt am Columbia River. Es gibt Regenwälder und Wasserfälle in der grandiosen Bresche, die der Columbia River im Laufe der Jahrtausende durch die Kaskaden gegraben hat. Man hat auch vom Fluß her, vom Highway aus, Ausblicke in alle Himmelsrichtungen, vor allem aber nach Norden, über den Fluß hinweg. Aber es gibt auf der I-84 kaum Möglichkeiten, einmal anzuhalten - und es gibt etwas besseres. Wir fahren den "Historic Columbia River Scenic Way" entlang in die Uferberge. Die Alternate Scenic Route ist eine schmale und langsame, aber wildromantische Straße, die in unzähligen Kurven durch die schroffen Vorgebirge klettert. Es geht an sprudelnden Wasserkaskaden vorbei, teilweise dicht an der Straße. Entlang dieser Route mit seiner üppig-grünen Pflanzenwelt, fast wie ein undurchdringlicher Urwald, bieten sich immer wieder Ausblicke: 600 m hohe Felswände, bizarre Steinformationen und elf Wasserfälle. Die Wasserfälle der mächtigen Schlucht gehören zu den Sehenswürdigkeiten des Staates. Ein Weg zu den Horsetail Falls führt direkt hinter die fallenden Wassermassen. Nun kommt eine ganze Reihe, insgesamt 18 Wasserfälle mit dem indianischen Namen Wahkeena, was soviel bedeutet wie "Das Schönste". Zu den Elowah Falls kann man auf mehreren Wegen gelangen. Wir besichtigen Oneonta Gorge, eine nichtssagende Schlucht. Die Hauptattraktion in der Columbia Schlucht sind die höchsten der vielen Wasserfälle, die Multnomah Falls. Am günstigsten ist es, den PKW unten am Wasserfall stehen zu lassen. Bereits vom Parkplatz aus können wir die gewaltigen Fälle sehen. Dort, wo sie die Erde erreichen, können wir nur staunend den Kopf heben. Hier treffen wir auch wieder die jungen Volleyballer von den Philippinen. 30 200 m stürzen die Multnomah Falls über zwei Stufen donnernd und schäumend die Klippen des Larch Mountain hinunter, ein spektakulärer Anblick. Und direkt vor dem Wasserfall ist eine kleine Brücke, die Benson Bogenbrücke. Da ein Blick von der Brücke sehr sehenswert ist, wollen wir uns das nicht entgehen lassen und gehen den Larch Bergpfad 400 m hoch. Und tatsächlich sehen wir von hier aus die Wassermassen über die Abrißkante stürzen. Sie nehmen ihren weiteren Weg aus einem kleinen Auffangbecken zum mächtigen Columbia River hin. Auch ein Spaziergang zum oberen Ende des Wasserfalls lohnt sich. Der Weg dorthin ist aber sehr steil. Der Hunger zwingt uns noch einen Imbiß rein und fahren dann weiter. Wir kommen jetzt durch eine Landschaft von dicht bewaldeten Felsabhängen und manchmal glauben wir, auf dem Andernacher Krahnenberg zu stehen und die Insel Hammerstein im Rhein vor uns zu haben. Es folgt Bridal Veil mit seinem Aussichtspunkt, den man nur zu Fuß erreichen kann. Er liegt unterhalb der Straße. Der nächste ist, 1,6 km weiter, Shepherd's Dell. Dorthin kommt man auf einem Steinweg. Latourell ist der letzte Wasserfall. Auf einem kleinen Pfad gelangt man zu einer schmalen Brücke zum Fuße des Wasserfalls. Auf einer Nebenstraße gelangt man nach Larch Mountain, einem beliebten Ausflugziel auf 1.240 m Höhe. Ganz am Ende kann man von Sherrard Point aus den Blick auf den Columbia, den Mount Hood und Portland genießen. Wir kommen auch zum 230 m über dem Fluß gelegenen Crown Point Vista House und sind über dem Columbia River mit einem wunderbaren Ausblick, fast 50 km weit über die immer breiter werdende Schlucht des Flusses. Wir sehen die ungeheuere Schlucht mit dem Strom in der Tiefe, den Felsenriegeln und Basalttürmen, den Wäldern und Wolken, vor uns liegen. Das Rauschen und Dröhnen der Wasserfälle bleibt noch lange in den Ohren. Den letzten atemberaubenden Ausblick haben wir beim Woman's Forum Park. Portland erwartet uns. Wir nehmen die Ausfahrt 22 bei Corbett. Auf der anderen Seite des Flusses liegt Camas. Bei Corbett sehen wir in südöstlicher Richtung in etwa 70 km Entfernung den hoch aufschießenden Mt. Hood, als ob er aller irdischen Welten entrückt wäre. Portland ist eine Stadt der Superlative. Sie verfügt über den mit 2025 ha größten bewaldeten Stadtpark der USA, sowie auch den kleinsten, den nur 0,3 qm großen Mill Ends Park, der eine kuriose Geschichte hat. Wo Ende der 1940er Jahre ein Telegrafenmast stand, wurden von dem Journalisten Dick Fagan bunte Blumen angepflanzt. Er war es auch, der das Beet den kleinsten Park der Welt nannte und regelmäßig in seiner Kolumne "Mill Ends" über die Aktivitäten im Park berichtete. So behauptete er z.B., dass eine Kolonie irischer "Leprechauns" (Kobolde) hier ihre Heimat habe. Nach seinem Tod nahm sich 1976 die Stadt des "Parks" an. 31 Wir beeilen uns, um noch zum Washington Park zu gelangen, der westlich der Innenstadt und hoch über der Stadt liegt. Im östlichen Teil des Parks sind die berühmten International Rose Test Gardens in grünen Hügeln eingebettet, angeblich der größte Rosengarten der nördlichen Erdhalbkugel. Es gibt hier mehr als 500 Rosenarten an über 10.000 Rosenbüschen. Einige Züchtungen werden berühmten Personen der Zeitgeschichte gewidmet, eine wird z.B. "Princess of Wales" genannt. Wir finden bekannte und unbekannte Arten. Zwischen der beeindruckenden Vielfalt der Rosen entdecken wir auch die Rose namens "Helmut Schmidt". Immer neue Rosenzüchtungen werden auf dem nährstoffreichen Boden ausprobiert. 1917 wurden sie auf den ca. 16.000 qm Fläche hier angelegt, da die Portland Rose Society mehr Platz brauchte. Seitdem heißt Portland auch die Stadt der Rosen, mit dem ältesten Rosengarten Nordamerikas. Die Blüte der Sträucher, die auf drei Terrassen angepflanzt sind, beginnt Ende Mai und reicht bis in den Herbst. Wir können uns an den unglaublichen Farben kaum satt sehen und die Gerüche der Rosen tun ihr übriges. Eine japanische Gartenanlage, die wir aber mangels Zeit nicht besichtigen, findet man gleich nördlich der Rosengärten, ebenfalls im Washington Park. Fünf traditionelle Gärten werden gezeigt. Zum Ausspannen sind dort ein Teehaus und ein Pavillon. Die Statuen, die man im Park vorfindet, erinnern an Portland's Geschichte. Ihre Namen sind: "Coming of the White Man" und "Sacajawea". Das Panorama vom Washington Park ist unvergleichlich: Im Vordergrund blühende Rosengärten, im Tal die Skyline von Portland. Und in weiter Ferne die schneebedeckte Kuppe des Mount Hood. Downtown, wo wir hin müssen, finden wir im Südwesten, wo das Kürzel "SW" auf jedem Straßenschild zu finden ist. $ 100,-- bezahlt man im "The Governor Hotel", 611 SW 10th/Alder, ein kleines Luxushotel im Zentrum (503)224-3400. Wir übernachten in Downtown im vorbestellten Days Inn City Center. 14. Tag - Sa. 21.08.04 Am nächsten Tag, nach dem Frühstück, erkunden wir Portland. Portland ist mit 430.000 Einwohnern die größte Stadt in Oregon. Die Hauptstadt allerdings heißt Salem und liegt südlich von Portland. Portland nennt man auch die Hauptstadt des Biers, kulinarisches Mekka und eben Stadt der Rosen. In Sichtweite liegt der schneegekrönte Mount Hood. Und angeblich wurde hier in den 70er Jahren das Joggen erfunden. Die Sehenswürdigkeiten Portlands erkundet man am besten zu Fuß oder mit dem Fahrrad, denn die vielen grünen Parks machen die Stadt zum Vergnügen. Die Stadt teilt sich in vier Quadranten, die vom Willamette River und der Burnside Street voneinander getrennt sind. 32 Der historische Kern der Stadt heißt "Historic Skidmore District" und liegt direkt am Fluß. Hier gibt es mehr Pubs als in jeder anderen Stadt der USA. Pubs und Shops befinden sich in den Vierteln SE District (Hawthorne Blvd.), im Skidmore/Old Town District, im Pearl District sowie im NW um den Nob Hill (21st bis 23rd St.). Die zweitgrößte Kupferstatue der Welt, nach der Freiheitsstatue in New York, die Portlandia steht am Portland Building in der 5th Ave. und in der Nähe unseres Day's Inn. Portland ist "grün", im besten Sinne, nicht nur durch Bäume. Hier nimmt man den Umweltschutz ernst. Oregon war der erste Staat der USA, der Dosenpfand einführte. Und Recycling ist selbstverständlich. Kalender von Greenpeace gibt es im Lloyd Center oder in der Mall 205 und Internationale Presse bei Rich, 9th und Alder, aber 1 Woche zurück. Portland wurde schon mehrfach zur lebenswertesten Stadt der USA gewählt. Das liegt auch am lebendigen Zentrum der Stadt, dem Pioneer Courthouse Square. Der ist umgeben von Shopping Malls (alles steuerfrei). Auf dem großen, von Säulen umrahmten Platz triff man sich, trinkt Kaffee und genießt ein Festival nach dem anderen. Kaffee bekommt man in Portland in allen Variationen, vor allem im Starbuck's. Auf dem Pioneer Courthouse Square werden heute viele Elektro-Autos vorgestellt, um das Umweltbewusstsein anzuheben. In Portland gibt es sogar Parkstationen für Elektro-Autos. Man muß hier nur anhalten, den Stecker einstecken und den Schalter umlegen. Nicht nur der Strom, auch die Parkplätze sind kostenlos. Ein Parkplatz im Stadtzentrum bezahlen die Bewohner $ 160,-- im Monat. Mit dem Batterie-Auto kostet es nichts - und der Strom ist auch umsonst. Fotogene Attraktion ist die "Weather Machine", die jeden Mittag Schlag 12:00 Uhr zum Leben erwacht (lachhaft) und das Wetter für den nächsten Tag ankündigt. Den historischen Yamhill District, östlich des Pioneer Courthouse Square, erreichen wir zu Fuß. Wir gehen zu den Grünanlagen des dortigen Waterfront Parks und seiner vielen Brunnen, die eine gute Kulisse für Sommerfestivals bilden. Es gibt eine "Promenade" mit Brunnen und Gärten am Willamette River. Wir sehen uns den größten Buchladen der Welt, Powell's City of Books in der 1005 W Burnside Ave., an. In vier Läden, der größte ist so groß wie ein Fußballfeld, stehen neue und gebrauchte Bücher in den Regalen. Das war die geniale Idee von Mr. Powell. Heute hat er einen ganzen Häuserblock inne. Die Washington Post nannte Powell's "City of Books" einmal "die vielleicht größte Buchhandlung der Welt". Solch ein Superlativ wird natürlich nur zu gerne übernommen, und in der Tat sucht dieser Buchladen seinesgleichen. Die größte Buchhandlung in den USA ist es allemal. In 3.500 Bereichen stehen mehr als 1 Mio. Bücher, in denen Tag für Tag etwa 6.000 Kunden stöbern. Dazu kommen täglich noch über 1.000 Telefonanrufe. Sogar eine deutsche Sektion finden wir. 33 Portland liegt im Trend und will unbedingt mit Seattle gleich ziehen, was aber unserer Ansicht nach kaum gelingen wird. Auch wegen der vielen Penner und Ausgestiegenen. Die Stadtväter ließen Parks und Gärten bauen, legten den Waterfront Park am Ufer des Willamette River an, aber das ist längst kein Geheimtipp mehr. Jedes Wochenende laden die Stände unter der Burnside Bridge zum Shopping ein. Der Saturday Market, der auch am Sonntag geöffnet ist, ist der größte Freiluft- und Kunsthandwerksmarkt Amerikas, aber auch meist Trödel. Der neue Pearl District gibt sich intellektuell und überrascht mit einer Vielzahl von Galerien und gemütlichen Kaffeehäusern. Aber man kann noch so viele Hochhäuser und Parks ins Stadtbild integrieren, der Charme fehlt einfach. Das Laufen strengt an und so gehen wir früh zu Bett. 15. Tag - So. 22.08.04 Wir frühstücken bei Starbuck's. Dann fahren wir raus aus Portland. An der 141 nordwärts Richtung Trout Lake ist eine Lavahöhle, in der auch im Sommer das Eis nicht schmilzt. Wir haben bei Regen aber keine Lust, uns in eine Höhle zu begeben. In der Ferne ist der Mt. Adams, der, wie wir hören (!), sehr schön sein soll. Leider ist heute ein Regentag und die normalerweise wunderbare Landschaft kommt nicht zum Ausdruck, weder in Oregon noch in Washington, wo wir uns jetzt wieder befinden. Wir sind in der Cascade Range, die den grünen Westen Oregons und Washingtons wie eine Wand gegen die Hochwüste im Osten abriegelt. Über die Interstate 5 und die 503 kommen wir zum Mount St. Helens National Vulcanic Monument mit seiner unwirklichen Szenerie. Wir fahren zur Ostseite des Gipfels über die 90, 25 und die 99. Vor dem Ausbruch war der Mount St. Helens sehr ebenmäßig, was sich aber nach dem Ausbruch änderte, denn die Nordseite des Berges wurde weggesprengt. Der ehemals 2.948 m hohe Berg ist jetzt ca. 400 m kleiner. Der Ausbruch dauerte neun Stunden und forderte 57 Todesopfer. Bereits am Eingang des Monuments sehen wir die Verwüstung, die der Ausbruch am 18. Mai 1980 angerichtet hat. Wir können uns keine Vorstellung über die Gewalt der Explosion machen, auch wenn wir davor stehen. Die Umgegend ist allerdings seit dem ersten Besuch von Toni, 1992 (im Bericht "1992 Vancouver bis St. Helens" ausführlich), zum Teil wieder sehr grün geworden und das gibt Hoffnung. Leider hängen die Wolken tief in den Bergen, sodaß wir nur eine eingeschränkte Sicht haben. 34 Furchtlose Bergwanderer können seit einiger Zeit auf dem Mount St. Helens wieder direkt in den Schlund des aktiven Vulkans blicken. Der 5-stündige Treck ist ab dem Jahre 2006 wieder frei gegeben, nachdem er im Oktober 2004, also zwei Monate nach unserem Besuch, wegen anhaltender Eruptionen gesperrt werden mußte. Am Ende werden die Kraxler mit einem faszinierenden Naturschauspiel belohnt: Im Inneren des Trichters stößt der Vulkan derzeit einen 3/4 Kubikmeter Magma und Asche pro Sekunde aus - einen neuen Berg, so hoch wie ein Wolkenkratzer. Wir fahren zum Ryan Lake, wo drei Camper vom Ausbruch überrascht wurden und niemand die Wucht der Explosion überlebte. Und das in einer Entfernung von 15 km zum Vulkan. Die Bäume sind umgeknickt und in eine Richtung wie Streichhölzer gefällt worden. Hier endet die Straße wegen Unpassierbarkeit und wir kehren um. Am Spirit Lake sehen wir die Urgewalt sehr deutlich: Bei der Explosion wurde das ganze Wasser des Sees 800 m einen Berg hinaufgedrückt. Es nahm auf dem Rückweg die gesamten umgeknickten Baumstämme mit, die sich heute in nur einer Hälfte des Sees befinden. Der See ist danach 60 m tiefer. Wir besuchen Windy Ridge, die höchste Stelle, die mit dem Auto erreichbar ist. Im Krater hat frisch empor gequollene Lava schon wieder einen ansehnlichen "Dom" gebildet. Der abgesprengte Gipfel wächst nach. Um die Jahreswende 2004/2005 qualmt es hier ganz gewaltig, aber es geht nochmal gut. Nichts passiert. Leider ist die Sicht noch schlechter geworden, sodaß weder der Berg noch irgend etwas sonst zu sehen ist, und so wir fahren Richtung Mount Rainier National Park, in der Hoffnung auf besseres Wetter. Beim Verlassen des Parks verändert sich die Landschaft wieder mit einem Schlag. Von zierlichem Grün geht's in dichte Wälder. Leider bleibt heute das Wetter schlecht und wir fahren über die 25 und die 12 nach Morton. Dort übernachten wir im sehr guten Seasons Motel. Nebenan ist ein mexikanisches Restaurant, das sich auch sehen lassen kann. Und das Essen schmeckt. 16. Tag - Mo. 23.08.04 Heute ist das nächste Ziel der Mount Rainier National Park. Am Fuße des 4.323 m hohen Mount Rainier sehen wir bei Sonnenschein einige Rehe äsen, aber das Glück verläßt uns wieder. Die Indianer nannten ihn "Takhoma", was soviel wie "Der Berg" bedeutet, und sie haben ihn als Gottheit verehrt. Wir fahren durch den Nisqually Eingang bei Ashford in den Nationalpark ($ 10,--). Wir versuchen, die Forest Road 52, bekannt als Skate Creek Road oder West Side Road, zu befahren. Diese Strasse ist nur im Sommer offen und verläuft entlang der westlichen Seite des Parks zwischen Packwood und 35 Ashford. Es ist in jedem Sinn des Wortes unglaublich, einen Tag oder zwei auf dieser Straße zu sein. Aber die Straße ist, wegen des Regenwetters in letzter Zeit, geschlossen. Ebenso wie die FR 159, die 3 km westlich des Eingangs in der Nähe des Copper Creek Restaurant an der WA 706, nordwärts führt. Nach 10 km ist ein Aussichtspunkt, der Rainier, Adams und sogar St. Helens ins Blickfeld rückt. Unsere Anfahrt von Westen ist besonders spektakulär. Nicht zufällig gilt die SR 706, die Stevens Canyon Road zwischen Nisqually Entrance und Paradise, als eine der schönsten Parkstraßen Amerikas. Auf einer Strecke von nur 30 km steigt die Straße 1.000 m an und wir sehen einige schöne Wasserfälle direkt am Weg. Sie eröffnet bei gutem Wetter atemberaubende Blicke auf den Mt. Rainier und den Nisqually Glacier. Wir haben wieder Pech mit dem Wetter und sehen nur den bereits abgetauten Teil des Nisqually Gletschers. In Longmire ist der National Park Inn mit seiner rustikalen und freundlichen Atmosphäre, aber auch ein Museum und ein Naturpfad, der Trail of the Shadows, der nach 1.200 m zu Mineralquellen führt. Diese tolle Straße führt hinter Longmire am Cougar Rock vorbei und windet sich in vielen, weit geschwungenen Schleifen über den Südhang des Berges zu den Christine Falls, die wir besichtigen. Nach zehn Kilometern beginnt die Ricksecker Point Road, ein kurzer Rundweg mit traumhaftem Ausblick auf den Nisqually Glacier in der Südwand des Mount Rainier. Sehr imponierend für uns sind die 50 m hohen Narada Falls, wo sich der Paradise River in zwei Stufen nach unten stürzt. Wir gehen einen kurzen, aber steilen Weg nach unten und haben das Glück, einen kleinen Regenbogen zu sehen. Auch "unser" Vogel mit dem blauschillernden Gefieder, Steller's Jay, der Schwarzkopfhäher (cyanocitta stelleri), ist wieder zur Stelle. Wir besichtigen das große und schöne Jackson Visitor Center. Es geht kurvenreich weiter durch alpine Blumenwiesen nach oben zum Prunkstück des Parks. Die rustikale Lodge "Paradise Inn", die 1917 im Chalet-Stil errichtet wurde, liegt auf ca. 1.800 m Höhe direkt zu Füßen des Mt. Rainier. 1992 habe ich dort übernachtet. Sie erinnert stark an den Old Faithful Inn im Yellowstone. Es ist zwar keine Essenszeit, aber wir werfen einen Blick in den feudalen Speisesaal. Durch das Paradise Valley führen zahlreiche Wanderwege, vom gemütlichen Spaziergang bis hin zur anspruchsvollen Tagestour. Wir fahren auf der Stevens Canyon Road weiter östlich. Im klaren, stillen Wasser des Reflection Lake und des Luise Lake spiegeln sich normalerweise der Mt. Rainier und ein schöner Himmel wenn er denn da ist. Im Südosten des Parks ist der Box Canyon, wo sich der Cowlitz River 45 Meter tief in den Fels gegraben hat und der Grove of the Patriarchs, ein Hain mit 100 m hohen Douglasfichten, Hemlocktannen und Riesenzedern, ist zwei km von dort entfernt. Leider haben wir wegen der Wolken noch nicht einmal den Mt. Rainier gesehen und verlassen den Park durch den Stevens Canyon. 36 Unser Ausgang ist "Stevens Canyon Entrance", südlich vom Ohanapecosh Visitor Center. Hier ist der Hot Springs Trail, der wg. Regens ausfällt. Es geht nach Osten und über die 12 am Clear Lake vorbei, der tief in die Berge eingebettet ist. Wir haben jetzt wieder gutes Wetter und Sonnenschein. Der Clear Creek wird durch den gleichnamigen Damm gestaut und wir können sehen, wie mit großem Getöse Wasser abgelassen wird, um den Wasserpegel zu senken. Am Tiproo Lake machen wir einen schönen Spaziergang, um uns die Füße zu vertreten. Über den 1.350 m hohen White Pass fahren wir durch eine wüstenähnliche Landschaft nach Yakima. Die Region um Yakima zeichnet sich normalerweise durch geringen Niederschlag aus und ist sonnenverwöhnt. Das Yakima Valley ist vor allem denen ein Begriff, die sich für die Bierbraukunst interessieren, denn hier befindet sich ein wichtiges Hopfenanbaugebiet, in dem sich große und kleine Brauereien befinden. Gleich nebenan übrigens wird Wein angebaut und in guter Qualität hergestellt. Darüber hinaus liegt Yakima günstig als Ausgangspunkt für die Erkundung der Indianerreservate in der Umgebung. Wir übernachten im Ramada Motel und essen gut im Black Angus Restaurant zu Abend. 17. Tag - Di. 24.08.04 In Yakima ist alles auf Siedler und Indianer abgestimmt. Geschäfte und Boutiquen sind in Eisenbahnwaggons (im Track 29) untergebracht. Das Zentrum ist auf alt getrimmt. Von Yakima aus fahren wir über die 97/82 mit kilometer-weiten Rundblicken auf Beifußebenen. Der Yakima River ist bekannt für seinen Forellenreichtum. Noch etwas weiter und man gelangt nach Ellensburg, dem Sitz der Central Washington University. Alljährlich Ende August/Anfang September besuchen Tausende von Fans das Ellensburg Rodeo. Wir fahren erst über die 10 und dann von Cle Elum über den malerischen Highway 970 durch das verträumt wirkende Teanaway River Valley. Dann weiter über die 97 Richtung Norden, und alles bei Regen. Über die 2 kommen wir nach Leavenworth mit seinem oberbayrischen Stil. Man könnte sagen "Washington State meets Bayern". Leavenworth ist ein kleiner Ort, der Tagesausflügler aus dem gesamten Nordwesten anzieht, und natürlich auch deutsche Touristen. Grund dafür ist die Alpenromantik, die die Leavenworther Geschäftsleute und Hoteliers entstehen ließen, und die wunderschöne Lage des ehemaligen Holzfällerortes. Die Fassaden der Häuser und die Atmosphäre passen einfach zusammen. Verschnörkelte Alpenhäuser, "Umtah"-Musik aus Lautsprechern und AlpenNippes ohne Grenzen beeindrucken die Amerikaner schon immer. 37 Die Malereien und Geranien können auch in Garmisch oder Mittenwald zu sehen sein. Die Hotels und Restaurants und andere kommerzielle Häuser haben bayrische Namen und ab und zu gibt es auch ein Alphorn-Konzert. Toni hat Hunger und isst im Cafe Christa Bratwurst mit Sauerkraut und Apfelmus (wirklich) und trinkt dabei ein Hefeweizen. Es gibt viel zu bestaunen, vom Glockenspiel-Einkaufszentrum bis zum Motel "Ritterhof" mit seiner riesigen Rüstung im Vorgarten. Überall ist Bayern-Ambiente. Das haut uns Deutsche wirklich um, und wir wollen nur noch zu McDonald's. Aber oh Schreck, da sieht's genau so aus und darum fahren wir weiter. Hinter der Einmündung von der "2" zur "97" ist ein Gebiet für Free Climber, der Peshastin Pinnacles State Park. Bei Regen ist aber nichts zu sehen. In Cashmere ist die Pionierzeit durch ein Pioneer Village dokumentiert. Das haben wir uns allerdings nicht angetan. In Wenatchee, "der Apfelhauptstadt der Welt", überqueren wir den mächtigen Columbia River. Hier ist ein großes Obstanbaugebiet und vor allem Apfel-, Pfirsich- und Kirschbäume wachsen hier. Es geht weiter über die 97, 971 und wieder 97. Wir kommen bei Regen an den Lake Chelan. Hier kommt das Gefühl auf, am oberbayerischen Königssee, am Baikalsee oder an einem norwegischen Fjord zu sein. Aber viele sagen, diesen Lake Chelan mit seinem blaugrünen Wasser gibt es nur einmal auf der Welt. Die Indianer konnten sich dem Zauber des Sees nicht entziehen und nannten ihn Chelan, "Schönes Wasser". Das größte Motel am Ort ist die sehr beliebte Campbell's Lodge. In Manson, am See entlang, ist das Wapato Point. Aber beide kosten über $ 120,--. Wir übernachten im Midtowner Motel um einiges preiswerter. 18. Tag - Mi. 25.08.04 Wir haben es vom Wetter abhängig gemacht, ob wir eine kombinierte Boots- und Flugreise unternehmen. Aber leider hängen die Wolken an der Schlucht fest und die Spitzen der Berge sind vom See aus nicht zu sehen. Uns entgeht folgendes: Hier gibt es eine 4-stündige Schiffsverbindung mit der "Lady of the Lake II" ($ 17,--) ab 8:30 Uhr nach Stehekin. Die "Lady Express" ($ 30,--) braucht für die 80 km Schlangenlinie ins Gebirge nur 2 1/4 Stunden ab 8:30 Uhr, allerdings macht sie nur einen Stopp. Das Schiff legt an einigen Orten an, die nur per Schiff erreichbar sind und gibt Post, Proviant, Kisten und Geflügel ab. Der tiefblaue und kristallklare See wird auf dem größten Teil der Strecke von Hügeln und Bergen bedrängt. Er liegt malerisch in einer tiefen Rinne. 59 Wasserläufe strömen von nicht weniger als 27 Gletschern in den nur 3 bis 5 km breiten, aber 80 km langen See. Er ist mit 450 m der 3. tiefste See der USA. 38 Zuerst begleiten den Besucher Obstgärten und Gemüsefarmen und ein paar Häuser. Das endet aber nach einigen Kilometern. Die Obstgärten werden von schütterem Wald abgelöst und die Uferstraßen enden hier. Je weiter man ins Gebirge kommt, desto üppiger und grüner wird der Wald. Während bei Chelan die Berge noch mehr Hügel sind, werden sie von Meile zu Meile höher. Immer steiler werden die Ufer und die Besiedlung immer dünner. Am Nordende des Sees erreicht das Schiff Stehekin mit dem gezackten Mount McGregor. In Stehekin steht man dann zwischen gletscherbedeckten Bergen von über 3.000 Meter Höhe. Die hätten wir aber bei diesen Wolken nicht gesehen. Stehekin selber hat nicht viel zu bieten. Es ist mehr eine Versorgungsstation für die Wanderer, die das Hinterland erkunden wollen. Ein kleines Visitor-Center, ein Restaurant, eine kleine Lodge, zwei Geschäfte mit Souvenirs und Ausrüstungen und ein paar Wohnhäuser bilden diesen Ort am Ende der Welt. Nur 80 Einwohner haben sich hier hin verirrt. Es gibt zwar Generatorstrom und einige Autos, aber kein Telefon und keine Straßenverbindung nach aussen. Verschwenderisch, weil sie ursprünglich ist, ist die Natur, denn hier gibt es keine Hotel-Resorts oder Fastfood-Ketten. Diese Gegend strahlt Ruhe aus und genau das suchen die Menschen hier. Zahlreiche Hippies und Alternative ließen sich in Stehekin nieder. Dazu kommen noch einige Aussteiger, die dem Stress der Städte in dem Miniort entrücken wollen. Es gibt auch tolle Wanderungen. Schön soll der Horseshoe Basin Trail sein, auf dem man an 15 Wasserfällen vorbei kommt, und der Agnes Gorge Trail, der keine nennenswerten Steigungen enthält. Das Boot verläßt Stehekin nach 90 Minuten Aufenthalt wieder und wir wären um 18:00 Uhr in Chelan zurück. Für ca. $ 80,-- kann man auch mit dem Wasserflugzeug dorthin und/oder zurück gelangen, also auch kombiniert mit dem Schiff. Mal was anderes und in Europa unüblich. Wir aber fahren die 97 weiter. Von der Höhe führt die Straße ins Tal hinab und vor der großen Brücke über den Columbia River biegen wir links auf die Alternative 97 ab. Am Wells Dam am Columbia River können wir eine große Turbine bewundern. Unterwegs sehen wir immer wieder einige Vögel, vor allem Meisen und Häher, die ohne Scheu vor uns in den Büschen nach Beeren picken oder nach Freßbarem betteln. Auch unser PKW wird von ihnen begutachtet. Wir haben zuerst noch schlechtes Wetter mit Regen, aber später lockert die Bewölkung auf. Den Bridge River überquert eine Hängebrücke, die schon bessere Zeiten gesehen hat. Wozu sie gedient hat, und ob es eine andere Möglichkeit gibt, die andere Seite zu erreichen, steht in den Sternen. Über die Highways 153 und 20 fahren wir nach Winthrop, dem Gegenteil von Bayern. Winthrop sieht aus wie ein filmreifes Westernstädtchen. Man meint, in der 400-Seelen-Gemeinde ist die Zeit stehen geblieben und man ist im Wilden Westen gelandet. 39 Auf der farbenfrohen Main Street gibt es hölzerne Gehsteige, altmodische Straßenlaternen und dementsprechende Fassaden im Wildwestlook, außerdem Restaurants und Souvenir Shops. Das Stadtbild aus der Pionierzeit wurde sorgfältig erhalten. Wer Goldsucher, Cowboys und Revolverhelden mag, fühlt sich hier wohl. Und weil es im Wilden Westen noch keine Autos gab, versuchen wir, diese aus den Bildern heraus zu halten. Aber es gelingt nicht. Sogar der Marshall läuft mit einem langläufigen Colt herum und die Minigolf-Anlage ist auf alt getrimmt. Nachmittags fahren wir zum Pearrygin Lake State Park. Das ist ein kleiner See mit Campground. Wir besuchen am Abend die vor kurzem errichtete Sun Mountain Lodge im Süden von Winthrop. Sie liegt wunderbar auf einem Berg, ist groß, vornehm und teuer, und die Atmosphäre ist "steif" und unnahbar. Die Zimmer haben einen herrlichen Ausblick und auch einen Kamin und sind mit geschmackvollem Naturholz eingerichtet. Somit ist die Lodge für Naturliebhaber interessant, die Ruhe und Abgeschiedenheit suchen. Auf der Rückfahrt beobachten wir einen gelben Vogel in einem Johannisbeerstrauch, den Orange-Chrowed Warbler (vermivora celata). Das hab ich extra in einer Buchhandlung nachgesehen. Gute amerikanische Küche und Seafood gibt es im Winthrop Palace. Wir aber essen in der Winthrop Brewery zu Abend und trinken leckeres Bier, das Pint schon für zwei Dollar. Wir übernachten im Best Western etwas außerhalb der Stadt für $ 81,--. 19. Tag - Do. 26.08.04 Nach dem Frühstück besuchen wir das Internet Cafe. Winthrop ist der östliche Ausgangspunkt zum nördlichsten Nationalpark der Cascade Range und es geht über den North Cascades Highway, die State Route 20, weiter. Der North Cascades National Park wird von den Reisenden oft übersehen. Der vergleichsweise junge Park, der erst 1968 gegründet wurde, liegt ein wenig versteckt im Nordwestteil von Washington State. Er ist ein Eldorado für Wanderer und Wildnisenthusiasten, mit gletscherbedeckten Bergen, wilden Flüssen und zerklüfteten Gipfeln. North Cascades besitzt scharfkantige Gipfel, blaue Gletscher und sehr alte Wälder. Die schneebedeckten Berge werden oft mit den Schweizer Alpen verglichen. Die langgestreckten Seen erinnern an die Fjorde in Norwegen und die ausgedehnte alpine Tundra weist auf eine ökologische Ähnlichkeit mit der Arktis hin. Heute durchzieht zwar ein Netz gut instand gehaltener Wanderwege den Park, doch North Cascades ist eine abgelegene, wilde Berglandschaft geblieben, in der sich Schneeziegen, Schwarzbären und Pumas am besten zurechtfinden. 40 In und durch den Park führt nur eine größere Straße, der North Cascades Highway, der auch die schönste Bergstraße Washingtons genannt wird. Direkt an der Straße liegen zahlreiche Aussichtspunkte, und Ausgangspunkte vieler Wanderwege. Die North Cascades sind eine Hochgebirgslandschaft mit über 300 Gletschern und mit Eis- und Wasserfällen, denn die Kaskaden gaben dem Park seinen Namen. Hier kann man auf stillen Pfaden durch Felder und Wälder gehen. Wir sehen aber auch, daß jetzt im August die grünen Hänge oft verdorrt sind, denn mehr als drei Monate hat es vorher nicht mehr geregnet. Die 2.000 qkm des Parks sind meist unzugänglich und nur ein kleiner Teil des Kaskadengebirges, das den Westen der USA von British Columbia bis nach Nord-Kalifornien durchzieht, ist touristisch erschlossen. Der North Cascades Highway ist nur von Anfang Juli bis Mitte September auf seiner ganzen Länge passierbar. Entlang dieser großartigen Straße dürfen, außer am Anfang und am Ende, keine Hotels, Motels und Tankstellen gebaut werden. Die Straße ist nur dafür da, die grandiose Schönheit der Kaskaden vorzuzeigen. Hinter Winthrop windet sich die Straße an der Ostflanke der mächtigen Cascade Range in die Berge hoch und wir haben schönste Landschaftseindrücke auf der Gebirgsstrecke. Über Mazama mit seinen 5 Einwohnern fahren wir nordwärts. 30 km nordwestlich von Mazama an der SR 20 führt eine schmale und unbefestigte Straße zum Slate Peak. Sie steigt auf eine Höhe von 2.270 m an, sodaß man sich wie auf dem Dach der Welt fühlt, wenn man von hier aus den Panoramablick auf die 4.400 m hohen North Cascades genießt. Der Trail zum Robinson Pass ist etwas schwieriger zu finden. Dazu muß man von Mazama die Harts Pass Road befahren, die sehr kurvig ist, und dann auf die Forststraße 5400-600 abbiegen. Am Beginn des Robinson Pass Trail startet auch der Slate Pass Trailhead. Aber die Fahrt dorthin erübrigt sich aufgrund der Straßenverhältnisse. Durch eine U-förmige, lang gestreckte Schlucht führt unsere Straße, fast ohne sich zu winden, weiter. Auf allen Seiten umragen uns die einsamen Bergriesen mit den Gletschern. In einer weit ausholenden Spitzkehre steigt die Straße auf die Passhöhe hinauf. Der Liberty Bell Mountain sieht aus, als wäre er in den Dolomiten. Er übertrifft alle anderen Berge an Wucht und Größe und sieht wirklich aus, wie eine auf ihr offenes Ende gestellte Glocke, die Freiheitsglocke. Unter uns sehen wir die gleiche Straße, die wir vor 15 Minuten noch bergauf gefahren waren als feinen Strich. Der tosende Early Winters Creek wird passiert und wir erreichen den Washington Pass Scenic Overlook, den mit 1.671 m höchsten Punkt der Straße. Hier wurde ein kurzer, aber steiler Rundweg angelegt, von dem aus man zu einem grandiosen Aussichtspunkt über die Kangaroo-Ridge mit ihren tiefen Tälern gelangt. Aber leider regnet es. 41 Der Park wirkt erhaben mit seiner immerwährenden Aussicht auf hohe Berge und tiefe Täler. Der Rainy Pass macht seinem Namen alle Ehre. Es gibt hier verschiedene Wanderwege unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades mit bis zu 12 km Länge und einer tollen Sicht auf Wasserfälle und Gletscher. Wanderungen führen z.B. zu Rainy Lake und Lake Ann. Beide starten an der Rainy Pass Picnic Area und sind ca. 1,6 bzw. 3,6 km lang. Zum Rainy Lake führt ein "befestigter" Weg, der ohne große Schwierigkeiten oder Steigungen zu bewältigen ist. Beides sind tolle Bergseen, zu denen man getrennt hinwandern kann. Allerdings sind beide auch über den Maple Pass zu kombinieren. Dabei umrundet man den Lake Ann und kommt einen Trail herunter, der einem eine wunderschöne Sicht auf den Rainy Lake von oben herab präsentiert. Es ist allerdings etwas Kondition erforderlich, da steile Anstiege auf den Wanderer warten und es einige Höhenmeter zu überwinden gilt. Für die Rundtour kann man dann schon locker mehrere Stunden bis hin zur Tagestour einplanen. Einige der klassischen Cascades-Panoramen wie Wasserfälle und Schneegipfel kann man von der Straße aus sehen. Der Hwy. 20 führt bis Diablo als Cascade River Road durch die Ross Lake National Recreation Area, der die North und South Unit der Cascades trennt und wo sich das Wetter noch immer nicht beruhigt hat. Kurz nach der Parkgrenze liegt Ross Lake Overlook mit einem traumhaften Ausblick über den größten See des Parks und den ihn stauenden Damm. Der Ross Lake bietet verschiedene Wandermöglichkeiten, die sehr von den Witterungseinflüssen geprägt sind. Eine schöne Tour von ca. 3,8 km führt zum Ross Dam. Man überquert den Damm und kann dann weiter wandern bis zum Ross Lake Resort. Die schwimmenden Hütten des Ross Lake Resort (frühzeitige Reservierung erforderlich (206)386-4437), das nur auf Wanderwegen vom Diablo- oder Ross–Dam per Boot erreichbar ist, ist eine gute Basis für Ausflüge in den nördlichen Teil des Parks. Vor Ort ist allerdings kein Essen und Trinken erhältlich! Wer nur eine Kurzwanderung unternehmen will, kann dann vom Resort aus entweder den gleichen Weg zurückwandern, oder er fragt mal an der Hotel-Lobby, ob eine Überfahrt mit dem Boot möglich ist (1,00 $ pro Nase). Es ist zwar kein offizieller Fährservice, aber so eine kurze Fahrt mit dem Motorboot ist auch nicht zu verachten. Am anderen Ufer kann man dann wieder zum Parkplatz aufsteigen. Geruhsamer ist da eine Dampferfahrt zum Ross Dam und anschließend ein sechs Kilometer langer Spaziergang zurück zum Auto. Der Big Beaver Trail ist eine lohnende Route für Rucksackwanderer. Er führt zunächst am Ufer des Sees entlang und dann durch das Big Beaver Creek Valley. Der Weg erklimmt den 1.103 m hohen Beaver Pass und kreuzt am Fuß der Picket Range den Little Beaver und den Brush Creek Trail. Von hier aus kehrt man auf gleichem Weg zum Ross Lake zurück oder dringt weiter in den unberührten Nordwesten des Parks vor. 42 Weiter auf dem Highway kommt man nach kurzer Zeit zum Happy Crest Forest Walk, einem kurzen schönen Boardwalk Trail, der 500 m durch Bestände uralter Bäume führt. Ein obligatorischer Stopp ist der 1.824 m hoch gelegene Diablo Lake Overlook, wo wir eine wunderschöne Sicht auf den gleichnamigen See genießen. Der Sourdough Mountain spiegelt sich normalerweise im Wasser des Sees, und im Süden erheben sich die zackigen Gipfel des Colonial Peak und des Ruby Mountain, beide über 2.000 m hoch. Aber die tiefen Wolken machen uns einen Strich durch die Rechnung. Es ist einer der schönsten Plätze auf der Tour, dieser Blick über den Diablo Lake. Tief unten im Tal setzt sich der Diablo Lake im schönsten Postkartenformat vor der Kulisse der North Cascades Range in Szene. Dann führt der Highway zum Campingplatz Colonial Creek, wo man auf dem kurzen, steilen Thunder Woods Nature Trail in das Reich des Riesenlebensbaums eingeführt wird. Am Diablo Dam gibt es Möglichkeiten zur geführten Besichtigung der "Energiequelle". Das Davis Museum beschäftigt sich mit der Anfangszeit der Wasserkraftnutzung. Auf der anderen Seite des Diablo–Damms liegt die gleichnamige Ortschaft. Nur etwas für konditionsstarke Wanderer ist der 16 Kilometer lange Rundweg auf dem Sourdough Mountain Trail durch traumhaftes Bergpanorama mit Seen und Gletschern. Zwischen Diablo und Newhalem ist der Gorge Dam, der mit anderen die Stromversorgung von Seattle sichert. Die vielen Staudämme des Skagit liefern übrigens heute etwa ein Drittel des Strombedarfs von Seattle. Nächster lohnender Halt entlang des Skagit River ist der Gorge Creek Fall, einer der zahllosen Wasserfälle des Parks. Der Gorge Creek Fall ist am besten zu sehen, wenn man den Fußweg über die Brücke nimmt. Vom Parkplatz führt ein Rund-Wanderweg an den Rand des Hanges, von dem man eine gute Aussicht auf den Gorge Lake genießt. Der Gorge Creek Overlook gewährt Ausblicke auf den Wasserfall, den See und den Damm. Zwischen Gorge Dam und dem Aussichtspunkt Goodell Creek, kurz nach Newhalem, wird die Straße öfter vom Skagit River überschwemmt. Die nächste Ortschaft ist Newhalem, eine Siedlung, die in den zwanziger Jahren von der Elektrizitätsgesellschaft in Seattle gebaut wurde, um die Arbeiter unterzubringen, die an den Staudämmen arbeiteten. Im Ort befindet sich das North Cascades Visitor Center. Karten und Bücher sowie Informationen über die Witterungsverhältnisse, Wanderwege, Campingmöglichkeiten und anderes mehr ist hier erhältlich. In der Nähe liegt der Campingplatz Newhalem Creek, wo zwei kurze Naturlehrpfade angelegt worden sind – der "To Know a Tree Trail" und der "Trail of the Cedars". Hier lernt der Besucher einen Teil der insgesamt über 1.500 Pflanzenarten der Regenwälder des Nordwesten kennen. Kurz danach ist das Besucherzentrum mit einer schönen Aussicht auf die "Picket Range". 43 Der Südteil des Parks ist noch abgelegener. Die einzige Straße in dieses Gebiet ist die holprige Cascade River Road in Richtung Südosten, nur etwa 10 Kilometer sind asphaltiert, die sich nahezu 50 km von Marblemount auf den Cascades Pass hinaufwindet. Zunächst führt der Weg entlang der Parkgrenze der South Unit. Der Straßenbelag wird immer rauher, ist aber auch für normale PKW's noch befahrbar. Hier beginnt der Cascades Pass Trail. Unerfahrene Wanderer sollten sich wirklich überlegen, ob sie auf den Pass hinauf wollen. Der Anstieg ist steil, oft bläst ein rauher Wind und es ist bitter kalt. Doch dann belohnt eine umwerfende Aussicht: Johannesburg Mountain, Boston Peak, Sahale Mountain, Boston Glacier und Doubtful Lake. Ein steiler, sechs Kilometer langer Pfad führt an 15 Wasserfällen vorbei zum Horseshoe Basin. Der Cascades Pass Trail führt dann zum Campingplatz Cottonwood hinunter. Nahe dem Doubtful Lake endet die Route auf einem Picknickplatz mit Aussicht auf die Gletscher des Johannesburg Mountain und des Boston Peak. Das Wetter macht uns, wie bisher oft in den Bergen, die Entscheidung leicht, nicht dorthin zu fahren. Der Skagit River begleitet uns eine Zeit lang und leichter Nebel liegt über dem Flüßchen. Angetriebenes Holz vom letzten Schmelzwasser ist überall zu sehen und säumt das Ufer. Am Eingang zur Kleinstadt Concrete steht ein Silo einer nicht mehr existierenden Zementfabrik, denn Concrete heißt auf deutsch "Beton". Die Ortschaft wurde für die Arbeiter an den Dämmen erbaut und man läßt der Gründerfirma ein Denkmal stehen. Zwischen den Mileposts 85 und 86 kann man öfter Elche sehen. Wir haben noch etwas Zeit bis zur Dunkelheit und fahren die Strecke kurz hinter Concrete ab, aber es sind keine zu sehen. Am Ortseingang macht die Staatsstraße 11 als Baker Lake Highway einen Schlenker nach Norden. Am frühen Abend sehen wir uns den kleinen und einsam gelegenen Vogler Lake an, der idyllisch in den Bergen liegt. Zum Abendessen fahren wir zurück ins Motel, denn wir übernachten in Concrete im North Cascades Inn. 20. Tag - Fr. 27.08.04 Über den Baker Lake Highway fahren wir ein gutes Stück am 10 km langen Lake Shannon und am 12 km langen Baker Lake mit dem Baker Dam entlang. Es ist eine Sackgasse, aber man kommt dadurch zur Südostflanke des Mt. Baker. In der Mitte ist eine rustikale Lodge und am Ende der Straße ein Resort mit Cabins. Leider sind die Berge, und auch der Mt. Baker, wie gehabt in tiefen Wolken. Zur Aufmunterung läuft uns eine Familie von Maultierrehen über den Weg, die sich durch uns nicht stören läßt. 44 Wir haben auf unserer Reise diesmal nur wenige Tiere gesehen und somit ist dieses Allerweltstier schon fast eine Sensation. Überall am See ist ein wunderschöner Regenwald mit Moos an den Bäumen, das in langen Vorhängen herunter hängt. Wir denken an den Olympic National Park und haben noch einmal unsere Freude an der grünen Pracht. Die Sackgasse entlang fahren wir wieder nach Concrete zurück und dann immer der "20" nach, die uns wieder an die Küste bringt. Diese Straße führt uns über Burlington nach Anacortes. Das ist ein sehr schönes Städtchen auf Fidalgo Island am Puget Sound. Die Insel gehört schon zu den San Juan Islands und hier von Anacortes setzen die Fähren zu den Inseln über. Wir sehen uns den Washington Park mit seiner wunderbaren Aussicht an. Leider ist es noch immer bewölkt. Es geht dann am Moran Beach und seinem schönen Park vorbei nach Oak Harbour auf Whidbey Island. Unterhalb der beeindruckenden Brücke des Deception Pass können wir die brodelnden Strudel sehen, die die gewaltige Meeresströmung im Puget Sound hervor ruft. Für Sportboote ist das natürlich eine willkommene Abwechslung, wenn das Wasser bei Ebbe mit Gewalt aus der Bucht gezogen wird. Oak Harbour ist wenig ansprechend, aber die größte Stadt der Insel. In Oak Harbour übernachten wir im Coachman Inn. 21. Tag - Sa. 28.08.04 Der heutige Tag bringt wieder Regen und Wolken. Wir fahren über die Rainbow Bridge nach Mount Vernon. Die Stadt ist nichtssagend und hat nichts Besonderes anzubieten. Nur ein English Pub und ein Farmer Market bringen uns etwas Abwechslung. Vielleicht hätten wir uns besser Coupeville angesehen, das von sich beansprucht, die 2.älteste Stadt in Washington State zu sein und etwas auf historisch getrimmt ist. Ein Ausgleich für Mount Vernon ist La Conner. Der sehenswerte Ort fasziniert uns beide. Wir wollen morgen eine ausgiebige Besichtigung des Ortes unternehmen. Übernachtet wird jetzt zwei Tage in Bellingham im Quality Inn für $ 85,-- und 75,--, weil Sonntag auf Montag billiger ist. 22. Tag - So. 29.08.04 Von Bellingham aus starten die großen Fähren nach Alaska. Leider sind heute keine im Hafen. Der Squalicum Harbour ist einer der größten Segelhäfen am Puget Sound, dem gewaltigen Fjord mit seinen zahlreichen Nebenarmen und Buchten, der fast 130 km ins Land eindringt. Es werden auch unvergeßliche 7-stündige Bootsausflüge zu den vorgelagerten San Juan Islands angeboten. 45 13 Jahre lang standen sich hier die Truppen von Kanada und den Vereinigten Staaten gegenüber. Denn der 49. Breitengrad, die Grenze zwischen beiden Staaten verläuft mitten durch die Inselgruppe. Den Grenzkonflikt beendete schließlich 1872 ein deutscher Schlichter zu Gunsten der USA und die Inseln wurden amerikanisch. Auf Tuchfühlung mit den Walen, den sanften Riesen, können jetzt Besucher des Inselarchipels der San Juan Islands vor der US-Westküste gehen. Auf der größten Insel des Naturparadieses wurde der erste offizielle "Whale Watching Park" der Vereinigten Staaten eingerichtet. Delfine, Robben, Seeotter und drei Familien mit etwa 100 Schwertwalen, den schwarzweißen Orcas, sind hier zu Hause. Sogar mit dem Kajak kann man an die Orcas heranfahren. Orcas sind eigentlich keine Wale sondern die größte Delfinart. Im Spätherbst ziehen sogar gewaltige Grauwale auf ihrer Wanderung an dem Archipel vorbei - ein einmaliges Naturschauspiel. Die Whale-Watching-Touren starten in dem kleinen Hafenort Friday Harbour auf San Juan Island. Die Boote fahren in unmittelbare Nähe der gigantischen Meeressäuger. Mit Unterwasser-Mikrophonen läßt sich sogar der Walgesang hören. Auf Orcas Island ist einer der höchsten Berg der Inselgruppe, der Mt. Constitution und dort oben baut ein Schiffsbauer sein Boot, haben wir gehört. Der PKW hat große Mühe, die steile Schlaglochpiste durch den Wald zu bewältigen und doch gibt es hier eine Schiffswerft. Seit fast 20 Jahren wird an dem Schiff gearbeitet: 24 m lang, 1,50 m von der Wasserlinie zum Kiel. Die Maße stimmen aber nur ungefähr und daher hat das Boot auch seinen Namen: "Aproximada" - Die Ungefähre. Eigentümer, Bootsbauer und Kapitän ist der 86-jährige Ed Appelgate. Er baut hier oben, weil er Angst hat, daß seine Werkzeuge am Strand gestohlen werden und er nicht gerne hin und her pendelt. Als Ronald Reagan zum 2. mal zum Präsidenten gewählt wurde, entschied er sich, das Land zu verlassen und nach Kuba zu gehen, um dort zu studieren. Er denkt, daß er noch 40 Jahre lebt, denn in Kuba gäbe es einen Club der 125-jährigen. Er träumt halt seinen Traum. Wir sagen uns aber, daß bei dem heutigen schlechten Wetter Bootsfahren keinen Spaß machen und darum lassen wir es. In Everett ist das Boeing-Werk mit dem größten Gebäude der Welt. Boeing Everett Plant (Hwy. 526, Everett, Tel. 342-4801, kostenlose 90Minuten-Touren), mit dem Museum of Flight (9404 E. Marginal Way S., tägl. außer Wochenende 10-17, Do. bis 21 Uhr), ist einen Besuch wert. Das Museum liegt in einer großen Halle mit mehr als 20 Flugzeugen, und das sind historische Maschinen aus den Weltkriegen. Außerdem ist die "Red Barn", wo die Boeing Company gegründet wurde, zu besichtigen. Foto- und Video-Kameras sind bei der Tour nicht erlaubt, aber das ist uns heute egal, denn am Wochenende sind keine Führungen. Darum fahren wir von Bellingham aus über den Chuckanut Drive südlich. Im Fairhaven Park an der Strecke gibt es wunderschöne Rosenparks, die wir allerdings nicht besichtigen. Dann zieht es uns nochmals nach La Conner, diesem sehr anmutigen Künstlerstädtchen, und wir spazieren bei Sonnenschein durch den Ort. 46 Der kleine Ort liegt nahe der Mündung des Skagit River und direkt am Swinomish Channel. Überall sind Kunstwerke zu bewundern, z.B. ist eine schöne Skulptur am Wasser, wo eiserne Lachse den Weg über einen künstlichen Wasserfall suchen und dort oben bereits ein Adler wartet. Am Pier sehen wir ein anderes Werk. Der "Eiserne Reiter" ist zu beachten. Es ist "The Don (Knight of Peace)", der "Friedensritter", der aus vielen Schrottteilen zusammen gesetzt ist. Auch die Häuser sind dem Image des Städtchens angepasst. Wir sind mehrere Stunden hier, essen und trinken etwas, beobachten die Leute, die interessiert durch die wenigen Straßen laufen und fühlen uns einfach wohl. Wir gehen durch die Galerien und Shops und sind von La Conner angetan, denn es liegt eine ruhige und entspannte Atmosphäre über dem Ort. Wir können nur jedem Besucher empfehlen, hier einen Stopp einzulegen. Zurück geht's wieder über den Chuckanut Crest Drive an der Küste entlang. Die Staatsstraße 11 ist ein kleines Sträßchen mit großer Aussicht. Es windet sich über die Klippen nach Norden (oder Süden), vor einer Traumkulisse von grünen Inseln und blauem Meer. Wir sehen schicke Häuser mit großen Gärten, die direkt an der Küste stehen. Aber für uns ist die Aussicht überall auf den Strand und das Meer versperrt. In einem kleinen Seitenarm sind Pfähle im Wasser, an denen Reusen befestigt sind, um Hummer und anderes Getier zu fangen. Anscheinend ist in der Nähe eine Flugschule, denn wir sehen eine Menge Fallschirmspringer, die über uns hinweg gleiten. Früher waren die Schirme rund, aber mit den heutigen Sportschirmen läßt sich hervorragend lenken. Sie fliegen eine Kurve und nicht weit von unserem Standort können sie punktgenau auf einer Wiese landen. Übernachtet wird wieder in Bellingham. 23. Tag - Mo. 30.08.04 Über den Mt. Baker Scenic Byway, die 542, gelangen wir ins Mt. Baker Skigebiet. Leider wird die Straße zum Teil erneuert und wir müssen bei der Hinund Rückfahrt längere Zeit an der Baustelle warten, bis wir weiter können. Der North Fork Nooksack River begleitet uns eine Zeit lang. Aber nach einiger Zeit geht's nur noch bergauf und wir haben eine wunderbare Fernsicht. Zuerst sehen wir uns den Picture Lake an, der idyllisch im North Unit des North Cascades N.P. liegt. Der großartige Mt. Shuksan spiegelt sich bei Windstille in seinem Wasser. Aber heute ist Wind und das Wasser kräuselt sich. Am Heather Meadows Visitor Center, $ 5,-- für die Weiterfahrt, sehen wir die ganze Wucht der Nördlichen Kaskaden. Eingebettet in die Berge sind die Bagley Lakes. 47 Wir sehen die Berggiganten direkt vor uns. Die Bagleys sind eine Reihe kleiner Seen, die sich im Tal gebildet haben. Wir haben heute ein Topwetter bei einer großartigen Sicht. Nur einige Wolken verdecken den schneebedeckten Mount Baker und wir wollen warten, bis sich der Berg mit seinen 3.230 m frei an der Spitze zeigt. Die Straße führt bis zum Parkplatz "Artist Point". Schöne Wanderwege laden zum Spazieren ein. Der Mt. Shuksan gilt als einer der schönsten Berge der USA. Eine üppige Natur umgibt den Fuß des 2.780 m hohen Berges. Wer diesen Berg, wie er sich auch im Highwood Lake mit den dunklen Fichten spiegelt, nicht gesehen hat, der kennt die Nord-Kaskaden nur unvollständig, sagt man. Nach einiger Zeit ist die vereiste Spitze des Mt. Baker zu sehen. Mt. Baker ist übrigens nach St. Helens der 2.aktivste Vulkan der Cascade Range. Der letzte Ausbruch war 1843 und man traute vor 1980 eher diesem Vulkan als dem Mt. St. Helens einen Ausbruch zu. Wir haben also nicht umsonst gewartet und werden mit einer traumhaften Sicht belohnt. Ruhigen Gewissens können wir die Berge hinter uns lassen und begeben uns auf die Fahrt nach Vancouver in Kanada, genauer gesagt in British Columbia. Wir fahren abends in nur einer Stunde über Sumas und dann die Can. 1 nach Vancouver. Die Zollformalitäten sind schnell erledigt, da wir über eine Nebenstraße fahren, wo kaum Betrieb ist. Direkt hinter der Grenze sehen wir den wunderbaren Mt. Baker noch einmal erstrahlen. Es wirkt fast so, als ob er uns in seinen Bann ziehen und uns nicht weglassen will. Aber wir entscheiden uns für Vancouver, denn wir fühlen uns einfach wohl in dieser Stadt. Dort übernachten wir im Hampton Inn für zwei Tage. Ein ordentliches Hotel ist auch das Sandman Inn in Downtown. Wir genehmigen uns eine Dusche und ziehen uns wieder an, um etwas Essbares zu finden. Schnell werden wir fündig. In der Nähe ist eine Kneipe mit Bistro. Für uns ausreichend. Früh sind wir im Bett, denn wir haben am nächsten Tag einiges zu Fuß vor. 24. Tag - Di. 31.08.04 Am heutigen Tag sehen wir uns in Vancouver bei großartigem Wetter und Sonne um. In einem kleinen Museumsgebäude steht die "Engine 374". Das war der erste Passagierzug, der Vancouver am 23. Mai 1887 erreichte und somit Kanada vom Atlantik zum Pazifik verband. Yaletown liegt auf unserem Weg. Hier sind die Yuppies zuhause und es gefällt uns auf Anhieb. 48 Viele Backsteinhäuser dieses Stadtteils stammen aus der Zeit der Jahrhundertwende. Heute scharen sich moderne Restaurants, Pubs mit Mini-Brauereien, Kunstgalerien und Antiquitätengeschäfte um sie. In Yaletown findet man einige der besten Restaurants der Stadt. Alte Ziegelhäuser beherbergen Büros der Filmindustrie. Die Mainland und die Hamilton Street sind beliebte Einkaufsstraßen. Die ehemaligen Lager- und Fabrikhäuser wurden in den späten 80er Jahren in schicke Boutiquen, urige Bars und Clubs verwandelt. Sie machen Yaletown heute zum neuesten und schicksten Viertel Vancouvers. Mit ein bisschen Geduld sieht man vielleicht einen Hollywood-Star die Straßen entlang gehen. Wir gehen hinunter zum False Creek und können sehen, daß sich in Vancouver seit unserem letzten Besuch 1995 einiges getan hat. Am Ufer wurden Hochhäuser errichtet, denn man muß mit der Zeit gehen und in der noch immer aufstrebenden Stadt Wohnmöglichkeiten schaffen. Viele Menschen wollen sich in Vancouver niederlassen. Hier gibt es Fährverbindungen zu allen Uferteilen der Stadt und in der Marina liegen kleine und große Yachten. Diese gehören in Vancouver einfach zum guten Ton. Wir warten auf den Aquabus. Diese poppigen Schiffchen dienen dazu, kleine Gruppen schnell irgendwo hin zu bringen. Überall am Ufer sind Anlegestellen und im 10-Minuten-Takt kommen die Boote an. Der Aquabus verbindet Yaletown mit Granville Island und an sonnigen Tagen wie heute bietet sich auch ein Besuch auf dieser Halbinsel an. Man kann auch mit dem PKW oder Bus über die Granville Bridge dorthin gelangen. Auf Granville Island am Südufer des False Creek standen früher Hafenanlagen und Lagerhäuser. Heute ist hier ein Gebiet zum Bummeln und Einkaufen entstanden. Galerien, stilvolle Souvenirläden und kleine Theater mit Straßenkünstlern haben sich angesiedelt. Hier pulsiert das Leben. Im Sommer finden viele Festivals statt und einige der besten Theater der Stadt befinden sich hier. Viele Einwohner können entlang des Meerdamms joggen, skaten und Rad fahren. Von hier haben wir auch einen schönen Blick auf die Innenstadt. Lebendig geht es auf dem Public Market zu, wo man alles bekommt, was Herz und Magen erfreut. Von Obst über frischen Fisch, bis hin zu zahlreichen Süßigkeiten und vielen leckeren Snacks wird alles angeboten. Alles ist extrem sauber und noch nicht mal der Geruch der vielen Bratereien und Imbißläden belästigt uns. "Dining Out" wird hier groß geschrieben, das heißt, das Essen wird "innen" gekauft und "außen" gegessen. Wir essen eine Kleinigkeit auf der Terrasse bei guter Atmosphäre, hören die Gesänge der Musikanten und sehen den vielen Leuten zu. Der False Creek wurde bei seiner Entdeckung irrtümlich für einen Fluß gehalten, ist aber nur eine Bucht. 49 Mit dem Aquabus lassen wir uns zur English Bay fahren, denn die Strände um die English Bay sind für einen ausgiebigen Spaziergang und ein Sonnenbad wie geschaffen. Wir gehen etwas an der schönen Bucht entlang, die viele Menschen anzieht, um an der frischen Luft mit Meeresbrise zu joggen oder sich auch nur in der Mittagspause zu entspannen. Wir sehen auch wieder die Penthauswohnung mit dem Baum auf der Terrasse, die uns 1995 so gut gefallen hat. Der Baum ist größer geworden. Der heutige Tag verwöhnt uns mit Sonne und gegen relaxen hat niemand etwas. Bärbel nimmt das voll in Anspruch und Toni geht auf die Suche nach deutschen Zeitungen. In der Innenstadt gibt es Designer-Boutiquen, Jeansläden, Straßencafés und Restaurants. Sie säumen die bekannteste Flaniermeile der Stadt, die Robson Street. An der Robson Street ist auch das Hotel "Robsonstrasse". Hier ging es früher sehr deutsch zu. Wir schlendern durch die Straßen von Vancouver und genießen diese Traumstadt. Eine Station ist der Sears Tower mit den beiden Außenaufzügen. In dem riesigen Komplex "Harbour Center" ist z.B. ein Einkaufzentrum, ein Busbahnhof und die Anlegestelle des Seabus untergebracht, der Downtown und Nord-Vancouver verbindet. Am Spätnachmittag gehen wir nach Gastown, zu einer der schönsten Ecken der Stadt, und das ist auch die Altstadt von Vancouver. Hier reihen sich in viktorianischen Backsteinhäusern Souvenirshops, Boutiquen, Galerien, Restaurants und Bars aneinander. Das Gebiet ist sicher der am meisten von Touristen besuchte Teil der Stadt. Darum ist vieles auch Touristennepp. Nordamerikas letzte Dampfuhr an der Ecke Water/Cambie Street interessiert uns wieder wie beim letzten Besuch und wir trinken etwas in dem Cafe an der Ecke gegenüber. Die letzten Postkarten werden geschrieben und wir denken daran, daß dies unser letzter Abend in Amerika sein wird. Heute wollen wir noch Lorne und Michael treffen, die ich 1991 in Ruanda getroffen habe. Abends holt Lorne uns im Hotel ab und wir fahren zu seiner Wohnung in North Vancouver. Dort treffen wir Janet, seine Lebensgefährtin, eine sympathische Frau indischer Abstammung. Dann kommt noch Michael mit seiner Lebensgefährtin Sandy dazu, die wir bereits beim letzten Besuch kennen lernten. Lorne ist gerade aus Deutschland zurück gekehrt, wo er bei der Hochzeit von Hinrich war, mit dem er 1992 einen Segeltörn bis nach Costa Rica machte. Bei Wein, Bier, Lachs und verschiedenen Häppchen wird es ein kurzweiliger Abend. Lorne bringt uns danach zum Seabus und wir fahren damit wieder nach Downtown und zum Hampton Inn zurück. 25. Tag - Mi. 01.09.04 50 Heute müssen wir leider von Vancouver und von den USA Abschied nehmen. Über die Can. 1 und die 539 fahren wir in Lynden über die Grenze. Über diese Nebenstrecke kommen wir schneller über die Grenze. Wir fahren wieder in den "Immergrünen Staat". In Bellingham ist ein großer Outlet-Store, das Bellis Fair, mit über 125 Geschäften und Boutiquen. Wir sehen uns dort etwas um, aber unsere Begeisterung hält sich in Grenzen. Ruckzuck erreichen wir den Airport "SeaTac" südlich von Seattle. Den PKW geben wir ohne Probleme bei Hertz mit einem Meilenstand von 7.034 am Flughafen ab. Damit sind wir mit dem Mitsubishi Pajero insgesamt 5.911 km gefahren und haben 625 Liter für US-$ 330,-- getankt. Der Rückflug startet pünktlich um 19:00 h Pacific Time (4:00 h MESZ am nächsten Tag) mit SAS Nr. SK 0938. Wir fliegen über Nord-Kanada und Grönland. 26. Tag - Do. 02.09.04 Mit einem wunderschönen Blick auf die Eiswelt Grönlands endet diese traumhafte Reise. Wir landen um 13:30 h MESZ (4:30 h in Seattle) in Kopenhagen und fliegen um 14:10 h MESZ (5:10 h Seattle) mit SK 0633 nach Ffm., wo wir um 15:45 h MESZ (6:45 h Seattle) ankommen. Unsere Koffer sind allerdings in Kopenhagen nicht umgeladen worden. Anscheinend war die Zeit dafür zu kurz. Aber zwei Tage später sind sie bei uns eingetroffen. Mit dem ICE fahren wir wieder nach Montabaur, wo wir von Vater und Mutter von Bärbel abgeholt und wohlbehalten nach Andernach zurück gebracht werden. Wieder ist ein toller Urlaub zu Ende.