Soziale Phobie – Entstehung und Folgen 1. Einleitung und

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Soziale Phobie – Entstehung und Folgen
1. Einleitung und Definition der „Sozialen Phobie“
Die soziale Phobie ist schon seit sehr langer Zeit präsent, wie die meisten Ängste von Menschen.
Der Unterschied zu heute liegt jedoch darin, das die Gesellschaft offener mit solchen Themen
umgeht, da betroffene wissen, dass sie mit dieser Angst nicht alleine sind. Zudem gibt es Foren,
Selbsthilfegruppen und auch Psychologen, welche sich mit diesem Thema auseinander setzen.
Jedoch lässt sich heutzutage eine immense Zunahme dieser Krankheit feststellen.
Sie wird
teilweise schon als „Volkskrankheit“ bezeichnet und hat sich schon zu einer Art
Massenphänomen entwickelt. Außerdem ist sie eine der häufigsten Angststörungen.
Was genau ist soziale Phobie?
Psychologisch gesehen ist die soziale Phobie eine Angststörung. Umgangssprachlich kann man sie
auch als „krankhafte Schüchternheit“ bezeichnen. Es ist eine Situationsangst, bei der betroffene
Menschen Angst davor haben, irgendetwas falsches unter den Augen Dritter zu machen, da diese
möglicherweise ein negatives Bild von einem bekommen könnten oder das Verhalten gar kritisieren
könnten. Diese Angst einer negativen Bewertung anderer, welche bei der sozialen Phobie
unbegründet ist, führt bei Betroffenen zu einer starken Angstreaktion.
Diese Reaktion äußert sich beispielsweise in Schweißausbrüche, Erröten, Zittern, Stottern und
ähnlichem.
Dadurch entsteht ein gewisses Vermeidungsverhalten gegenüber Situationen, bei denen weitere
Personen anwesend sind. Dies wiederum, führt zu vielen weiteren Konsequenzen unter denen
Betroffene zu leiden haben. Zum Beispiel isolieren sich Betroffenen von ihrem sozialen Umfeld
bzw. allgemein von anderen Menschen. Weiter entsteht durch die Angstsymptome oder das
Vermeidungsverhalten eine starke emotionale Belastung.
2.1. Entstehung der „Sozialen Phobie“
In einem gewissen Maße ist Schüchternheit und Nervosität bei Auftritten, Präsentationen oder auch
beispielsweise Gesprächen mit dem Chef normal. So haben zum Beispiel viele Schauspieler oder
Musiker, selbst nach einer längeren Karriere, vor Auftritten das berühmte „Lampenfieber“. Einige
Menschen kommen gut mit Situationen klar, in denen die Möglichkeit besteht, dass sie etwas falsch
machen könnten. Andere wiederum leiden dann unter starkem Stress und versuchen dieser Situation
zu entkommen bzw. sie von vorne rein zu vermeiden.
Die Entstehung kann durch verschiedene Theorien und Ansätze versucht werden zu erklären.
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In dem folgenden Abschnitt werde ich die Entstehung mit Hilfe eines lerntheoretischen Ansatzes
versuchen zu erläutern.
Die Quelle der unterschiedlichen Wahrnehmung und Reaktion von Situationen, bei denen man zum
Beispiel etwas vorstellen muss oder bei einer Prüfungssituation, liegt beim lerntheoretischen Ansatz
zum größten Teil in der Kindheit. Wenn beispielsweise ein Kind nicht „der Norm“ entspricht,
besteht ein erhöhtes Risiko, dass dieses Kind in seinem späteren Leben, oder gar schon in der
Pubertät, an einer sozialen Phobie erkrankt.
Beispiele dafür wären:
–
Es ist zu dick oder zu dünn
–
Es ist zu schwach und kann sich nicht wehren
–
Es hat Krankheiten, wodurch es nicht an allen Aktivitäten mit anderen Kindern teilhaben kann
–
Es hat mangelnde Intelligenz oder ist zu intelligent
–
Es ist sehr viel stiller als andere Kinder und es fehlen ihm dadurch soziale Kontakte mit anderen
Kindern
–
Es hat äußere Auffälligkeiten
Durch solche Eigenschaften besteht die Gefahr, dass das Kind zum Beispiel gehänselt und geärgert
wird. Ist dies der Fall, gibt es zwei Verhaltensmuster bei Kindern, wie sie darauf reagieren können.
Die so genannten „Rückzugsvermeider“ ziehen sich zurück, verlieren jegliches Selbstvertrauen und
sind eher nach innen gewandt. Sie haben allgemein Scheu davor, andere anzusprechen oder etwas
vor Augen dritter zu tun (typisch für die soziale Phobie).
Andere Kinder, die dem anderen Muster folgen, versuchen im Laufe der Entwicklung diese
Eigenschaften, soweit dies möglich ist, zu ändern um so „perfekter“ zu werden.
So fangen beispielsweise schwächere oder dickere Jugendliche eher an, Sport zu treiben und etwas
gegen dieses „Defizit“ zu tun. Stille Kinder, die Angst haben, etwas Falsches zu sagen, versuchen
zum Beispiel stets zuerst darüber nachzudenken, was sie sagen wollen. Außerdem spielen sie
verschiedenste Situationen in Selbstgesprächen durch, um so an Sicherheit zu gewinnen.
Allerdings führt dieses Verhalten nicht zu mehr Sicherheit, sondern eher zu einer „Sucht nach
Perfektion“. Es entsteht ein gewisser Druck perfekt zu bleiben. Umso größer der Druck, umso höher
ist die Gefahr, Fehler zu machen. Es folgt also eine Angst vor Fehlern, welche von anderen bemerkt
werden könnten. Situationen, in denen man Fehler machen könnte, werden gemieden. Hier folgt
schließlich wieder eine soziale Phobie.
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2.2. Ursachen
Die Ursachen für eine soziale Phobie können sehr vielseitig sein. Allerdings hängen die Ursachen
auch stark von der Gesellschaft, und somit auch vom sozialen Umfeld des Menschen ab.
So tritt beispielsweise heutzutage häufig die so genannte „Selbstüberwachung“ auf. Dabei spüren
die Menschen eine Art Zwang, sich stetig selbst zu kontrollieren. Diese Selbstkontrolle äußert sich
zum Beispiel in der Frage, was das Gegenüber genau von einem möchte, ob man alles richtig macht
oder auch ob man die Ansprüche des Gegenübers erfüllt. Durch diesen Druck, den man selbst
aufbaut, entstehen die Anzeichen der sozialen Phobie wie zum Beispiel zitternde Hände oder auch
Schweißausbruch.
Dies wiederum führt zu weiteren Fragen wie „Warum stottere ich?“, „Warum zittern meine
Hände?“ oder „Warum wird mir schwindelig?“.
Diese Selbstkontrolle führt bei Betroffenen also zu einem Teufelskreis. Es entsteht in einer
gewissen Weise ein Erfolgsdruck. Dies hat besonders schwere Konsequenzen in der heutigen
Gesellschaft. Durch die hohe Arbeitslosigkeit und die steigenden Ansprüche der Arbeitgeber ist die
soziale Phobie ein schweres Problem für arbeitslose Betroffene.
Die oben beschriebene Kette von selbstkritischen Fragen kann beispielsweise negative
Auswirkungen auf Bewerbungsgespräche haben. Durch den Druck und die Unsicherheit entstehen
Denkblockaden und es fällt schwer sich zu konzentrieren. Dies wiederum kann zu patzigen,
falschen oder sehr unsicheren Antworten auf die Fragen des Personalchefs führen.
Die Folge: Man bekommt die Arbeitsstelle nicht obwohl man für sie qualifiziert wäre.
Angst zu versagen oder kritisiert zu werden ist in diesem Fall schließlich die Ursache für dieses
Verhalten.
3.1. Verlauf der Krankheit
Die soziale Phobie ist in den meisten Fällen eine chronische Krankheit, also lang anhaltend. Es gibt
auch Fälle wo diese Krankheit schubweise auftritt (der Krankheitsverlauf ist Wellenförmig). Dies
ist jedoch eher die Ausnahme.
Da diese Krankheit meist ihre Wurzeln schon in der Kindheit oder im Jugendlichenalter hat, und
eine gewisse Schüchternheit besonders zu dieser Zeit normal ist (aufgrund von einer sich
wandelnden sozialen Umgebung), ist eine Diagnose sehr schwer. Oft wird die Krankheit erst dann
erkannt, wenn schon Begleiterkrankungen aufgetreten sind.
Ängste dienen als Schutzmechanismus gegen Gefahren. Ein Mensch der Angst hat erwartet, dass
etwas negatives oder schlimmes passiert, was seinen Bedürfnissen und Wünschen widerspricht.
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Ebenso kann er Misserfolgserwartungen haben. Dadurch stuft er sich von vornherein selber ab.
Zunächst einmal kann man Ängste in 3 Ablaufschritte einteilen, nämlich in Gedanken, Gefühl und
schließlich Verhalten.
Der Beginn einer jeden Angstreaktion sind Gedanken.
Dabei kann es sogar schon reichen wenn der Mensch nur an diese Situation denkt, vor der er Angst
hat. Bei einer sozialen Phobie wären das z.B. allgemein Tätigkeiten vor den Augen anderer (z.B. ein
Vortrag). In einem gewissen Maße ist die Angst begründet. So könnte die Person durch eine
wichtige mündliche Prüfung fallen und so wäre möglicherweise seine Karriere gefährdet. Sie dient
als Schutzreaktion vor bereits erlebten, schlechten Ereignissen. Oftmals ist diese Angst jedoch eher
ein Problem als eine Hilfe (speziell im Fall der sozialen Phobie). So wird der Mensch, der etwa den
Stoff für seine mündliche Prüfung komplett und sicher beherrscht, hektisch, bekommt
Denkblockaden und kann keine klaren Gedanken mehr fassen.
Dadurch entsteht eine innere Unruhe, welche den 2. Schritt beschreibt, die Gefühle.
Man wird nervös und versucht seine Gedanken und seinen Körper zu kontrollieren.
Durch den Stress der aufgebaut wird, schaltet der Körper in einen Schutzmechanismus. Dieser wird
von der Person bemerkt und als unangenehm empfunden. Die Person versucht nun diese
Körperreaktionen zu unterdrücken, was jedoch nicht gelingt.
Über die Stressreaktion des Körpers und den unangenehmen Gefühlen kommt es zu Schritt 3, das
Verhalten.
Der Mensch versucht nun dieser Situation aus dem Weg zu gehen. Da dies schon alleine bei dem
Gedanken der Fall ist, meiden betroffene Personen von vornherein solche Situation, diese
Menschen oder auch eine bestimmte Aufgabe.
Sobald der Mensch unter panischer Angst leidet, welche durch den steigenden Druck entsteht, folgt
eine Reaktion namens „Fight-Fright-Flight“ (engl. für „Kämpfen, Fürchten, Flüchten“).
Dabei wird der Sympatikus im zentralen Nervensystem erregt, und der Parasympatikus gehemmt.
Der Sympatikus dient im Körper zur Leistungssteigerung. Durch den Ausstoß von Noradrenalin
werden leistungssteigernde Organe wie z.B. das Herz oder die Muskeln gestärkt. Das ist der Grund
für z.B. einen höheren Puls bei Stress oder auch Angst. Weniger wichtige Organe und
Körperfunktionen zum überleben wie z.B. die Verdauung werden dagegen gehemmt.
Früher, und auch noch heute schützt uns dieses Körpersystem vor gefährlichen Situationen.
Jedoch ist es bei einer sozialen Phobie nicht immer möglich, und auch nicht immer sinnvoll vor der
Situation zu fliehen. Durch das ständige Meiden solcher Situationen kommt man „aus der Übung“.
Dadurch häuft sich die Wahrscheinlichkeit von Fehlern wenn man der Situation nicht entfliehen
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kann. Dies wiederum hat einen negativen Einfluss auf das Selbstbild, und auch auf die Krankheit
die dadurch gefestigt wird. Die betroffene Person wird nach und nach mehr von sich glauben, dass
sie Fehler machen wird. Sie wird sich nicht mehr trauen etwas auszuprobieren oder sich sogar etwas
bereits bekanntes vor Augen dritter zu tun. Dadurch fehlt es ihnen an Übung. Und dies hat beim
Beispiel der sozialen Phobie immense Ausmaße. Häufig folgen psychische Störungen,
Alkoholkonsum, Verlust von sozialen Kontakten und der Gesellschaft usw.
3. Fallbeispiel
Winfried von L. , 53 Jahre alt, Produktmanager, verheiratet, 2 Kinder
„Wenn ich ein Produkt auf einer Messe oder einer Tagung präsentieren sollte, war ich immer
furchtbar nervös und angespannt, weil ich schreckliche Angst hatte, mich vor den anderen zu
blamieren. Ich trank zur Aufmunterung kurz davor einen Schluck Cognac oder Mintlikör auf der
Toilette. Wenn aber die Wirkung nachgelassen hatte, begann das grosse Problem mit Schwitzen,
Kurzatmigkeit, trockenem Mund, Angst, die Kontrolle zu verlieren oder sogar zu sterben. Das alles
konnte ich unter extremer Angst ertragen, aber jetzt droht mir meine Frau mit Scheidung, wenn ich
nicht mit dem Alkohol aufhöre. Was kann ich tun, damit die Angst nicht so stark ist ?"
Quelle:http://www.roche.de/pharma/indikation/sozphob/soz_beisp.htm?sid=72a22e2620af63289f761df239a
6ad04
An diesem Fallbeispiel kann man gut die möglichen Folgeprobleme der sozialen Phobie sehen.
Vermutlich wurde bei ihm die Krankheit durch eine unangenehme Situation in seinem Beruf
ausgelöst. Beispielsweise könnte eine Präsentation misslungen oder nicht erfolgreich gewesen sein,
oder die Zuschauer haben kritische Fragen gestellt, welche Winfried von L. nicht beantworten
konnte.
Durch die Kritik oder dem fehlenden Erfolg des Produktes, kann sich auch sein Chef einschalten
und ihm unter Druck setzen, indem er Herrn L. die Schuld für den Misserfolg des Produktes auf der
Messe gibt.
Dies sind jedoch nur Vermutungen. Die Ursache für eine soziale Phobie können, wie schon
erwähnt, sehr vielseitig sein. Aber durch seine familiäre Umgebung, einer Frau und 2 Kinder, und
der Tatsache, dass seine Angst so gut wie nur bei diesen Präsentationen ausgelöst wurde, liegt es
sehr nahe, dass eine unangenehme Situation in seinem Beruf der Auslöser seiner Phobie war.
Ein ernst zunehmendes Folgeproblem ist hier der Konsum von Alkohol zur „Aufmunterung“.
Winfried von L. gewöhnt sich nach einiger Zeit und ein paar Präsentationen an dieses „Mittel zur
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Beruhigung“.
Als Produktmanager hat er recht oft Präsentationen. Dies bedeutet, dass er dementsprechend oft in
solch eine Angstsituation kommt, aus der er auch nicht fliehen kann, da er sonst seinen Arbeitsplatz
verlieren würde. Eine bevorstehende Präsentation hieß für Herrn L. also auch, davor Alkohol zu
konsumieren. Dieses regelmäßige Trinken wird zur Gewöhnung, und wird von ihm als Mittel
aufgenommen, bestimmte Probleme scheinbar in den Griff zu bekommen.
Das könnte auch zur Folge haben, dass er in anderen, ähnlichen Situationen, ebenfalls so handelt.
Durch die Annahme, Alkohol helfe in solchen Problemen der Nervosität und die damit verbundene
Gewöhnung, ist es sehr wahrscheinlich, dass er abhängig wird.
Auf sein soziales Umfeld hat neben der sozialen Phobie selber, auch der erhöhte und regelmäßige
Alkoholkonsum einen Einfluss. So droht ihm seine Frau ihn zu verlassen. Die Kinder werden wohl
möglich ebenfalls unter dem Konsum des Vaters leiden, je nachdem wie der Vater sich dann
verhält. Es kann sein, dass er sich nicht mehr um seine Kinder kümmert, oder gar aggressiv wird.
Seinen Arbeitsplatz gefährdet er mit diesem Verhalten ebenfalls. Es ist nur eine Frage der Zeit bis
sein Chef davon mitbekommt, dass Winfried von L. seine Präsentationen unter Alkoholeinfluss
abhält. Durch den Alkohol wird auch seine Leistung verringert, und die Qualität seiner Vorführung
nimmt ab.
Wie man an diesem Beispiel sieht, folgen also eine ganze Kette an weiteren Problemen durch die
Einflüsse der sozialen Phobie.
4. Merkmale / Beschwerdebilder
Da die Ursachen und die Ausprägung der Krankheit sehr variabel sein können, gibt es auch
unterschiedliche Beschwerdebilder und Merkmale, an denen man die Krankheit erkennt oder sie
genauer beschreiben kann.
Wenn jemand an einer sozialen Phobie leidet, heißt dies nicht gleich, dass er vor sämtlichen
Situationen mit anderen Personen panische Angst hat. Es ist möglich, aber die Beschwerdebilder
können auch differenzierter und reduzierter auftreten. Sobald die Angst vor zum Beispiel sozialen
Kontakten unbegründet und sehr stark ausgeprägt ist, spricht man von einer sozialen Phobie.
Zur Beschreibung kann man folgende Kategorien verwenden:

„Leistung und ihre Bewertung“

„Befürchtungen und Sorge“

„Angst vor der Angst“

„Sichtbare körperliche Symptome“
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
„Strategien im Umgang mit der sozialen Angst“
„Lampenfieber“ ist zum Beispiel eine „milde Form der Angst etwas zu leisten“ (Kategorie:
„Leistung und ihre Bewertung“). Diese Angst kann dann auch sehr starke, oder auch unbegründete
Formen annehmen. Beispielsweise hat man für meine Prüfung gelernt, kann alles, und weiß dann in
der Prüfung durch eine Denkblockade nichts mehr und ist von vornherein auch davon überzeugt die
Prüfung nicht zu schaffen. Diese starke Angst entsteht dadurch, dass man sich zu hohe Ziele setzt
beziehungsweise erwartet, dass der Prüfer solche unrealistischen Ziele hat. Man erwartet geradezu
durch zufallen.
Bei dem Merkmal „Befürchtungen und Sorge“ geht es um die Angst vor bevorstehenden
Ereignissen und der damit verbundene Gedanke, etwas falsch zu machen oder sich zu blamieren.
Diese Angst kann sich schon Monate zuvor Entwickeln (zum Beispiel bei der Planung einer
Hochzeit, welche schon sehr früh beginnt).
Die „Angst vor der Angst“ ist ein sehr einflussreiches Merkmal in einer sozialen Phobie.
Durch die Gedanken an die bevorstehende Prüfung oder ein bevorstehendes Ereignis, an dem man
sich blamieren könnte, versucht der Erkrankte diese Situation von vornherein zu vermeiden.
Konnte der Erkranke dieser Situation entkommen, fühlt er sich besser oder die Angst ist gar
komplett verschwunden. Für die Person selber, ist dies zunächst ein positives Gefühl. Im Endeffekt
macht dieses Verhalten jedoch die Krankheit schlimmer. Sobald er wieder in eine solche Situation
kommt, erinnert er sich an das erfolgreiche Ausweichen der letzten Situation. Er glaubt noch
weniger daran diese Situation „zu meistern“, und versucht sie wieder zu meiden. Dadurch entsteht
ein Teufelskreis. Vor zum Beispiel einer Rede, entsteht in dem Betroffenem eine Erwartungsangst.
Diese führt dazu, dass er vor der Situation flieht. Das Vermeiden der Situation, kann auch als
fehlende Übung gesehen werden. Sobald der Betroffene wieder eine Rede halten muss, wird er nun
noch größere Angst haben und noch eher versuchen zu fliehen. Diese Flucht verstärkt wieder die
Erwartungsangst usw. .
„Sichtbare körperliche Symptome“ haben ebenfalls eine sehr zentrale Rolle in der sozialen Phobie.
Die Ängste, die schon bei dem Gedanken an solch eine Situation entstehen können, führen bei
vielen Betroffenen zu körperlichen Reaktionen. Zum Beispiel werden sie rot, bekommen
Schweißausbrüche, Herzklopfen oder fangen an zu zittern. Diese Reaktionen sind von der
Außenwelt sichtbar, und werden häufig durch fragende Blicke erwidert. Die anderen Menschen
denken jedoch eher „Was ist mit ihm?“ oder „Ist mit ihm alles in Ordnung?“. Der Erkrankte nimmt
die Blicke aber eher als Kritik auf. Er glaubt etwas falsch gemacht zu haben und seine Angst wächst
nun noch mehr.
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Die „Strategien im Umgang mit der sozialen Angst“ können sehr verschieden sein. Sie haben
jedoch alle das Ziel, der Situation vor denen die Betroffenen Angst haben, zu fliehen. Allerdings
schränken diese Strategien das Leben der Person stark ein und die Krankheit wird aufrecht erhalten.
So bevorzugt jemand beispielsweise eine unglückliche Beziehung aus Angst, neue Leute
beziehungsweise einen neuen Partner, kennen zu lernen. Oder sie verzichtet auf einen höher
angesehenen Beruf, nur um weniger Kontakt mit anderen zu haben oder zum Beispiel keine
Vorträge halten zu müssen. All diese Strategien verringern die Lebensqualität und können auch
weitere Folgen haben (zum Beispiel eine unglückliche Ehe, ein verringerter Lebensstandard etc.).
Diese Beschwerdebilder stehen jeweils in Beziehung zueinander und haben auch Einfluss auf sich.
So hängen zum Beispiel „Leistung und ihre Bewertung“ , „Befürchtungen und Sorge“ und „Angst
vor der Angst“ sehr eng zusammen. Die „sichtbaren körperlichen Symptome“ resultieren aus diesen
3 Merkmalen. Sie sind so zu sagen der Ursprung der körperlichen Reaktionen, welche durch die
Angst ausgelöst wird. „Strategien im Umgang mit der sozialen Angst“ ist dann das abschließende
Verhalten des Erkrankten.
5. Folgen
Genau so wie die Ursachen und die Krankheit selbst, können auch die Folgen vielseitige Formen
annehmen.
Zum Beispiel wird dir geistige Leistungsfähigkeit eingeschränkt, da Betroffene sehr darauf achten,
was sie tun, wie sie es tun, ob es richtig ist und wie Personen um einem darauf reagieren. Sie
versuchen nicht aufzufallen und nichts falsch zu machen, damit das eigene Bild bei anderen
möglichst positiv ist. Das allgemeine Wohlbefinden kann ebenfalls negativ beeinträchtigt werden.
So schränken sich Menschen mit einer sozialen Phobie von alleine in ihren Möglichkeiten ein. Sie
meiden zum Beispiel Partys oder Feste, allgemein Ereignisse wo viele Personen beteiligt sind. Oder
sie leben beispielsweise weiterhin mit ihrem Partner zusammen, obwohl sie unglücklich sind und
sich ständig streiten. Dies tut die betroffene Person aus Angst, sich danach einen neuen Partner
suchen zu müssen.
Des weiteren kann diese Phobie zu Verlusten von sozialen Kontakten führen. Man unternimmt
nichts mit zum Beispiel Freunden, und kann so die Beziehung nicht festigen. Singles haben
Probleme damit andere Personen anzusprechen, um sie beispielsweise zum Kaffee einzuladen
beziehungsweise haben schon generell weniger Kontakte zum anderen Geschlecht, da sie Partys
meiden.
Die Möglichkeiten von Berufen ist ebenfalls stark eingeschränkt, da es sehr viele Berufe gibt, bei
denen man in Kontakt mit anderen Menschen treten muss. Dies ist auch ein sehr wichtiges
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Kriterium für den Chef. So kann es in der Probezeit gut sein, dass Betroffene dieses Kriterium eben
nicht erfüllen, weil sie zum Beispiel Angst davor haben Kunden anzusprechen und ihnen zu helfen.
Es gibt auch Fälle, welche Angst davor haben in der Öffentlichkeit zu essen oder zu trinken. Das
hat ebenfalls Auswirkungen auf die möglichen sozialen Kontakte und auf das Leben in der
Gesellschaft.
Wenn die Folgen und die Angst extrem werden, trauen sich Betroffene nicht einmal mehr aus ihrer
Wohnung. Sie haben selbst auf offener Straße Angst vor prüfenden und kritischen Blicken.
Ein normales leben ist dann nicht mehr möglich.
Besonders bei diesen Extremfällen, folgen dann weitere Probleme wie Drogenmissbrauch,
Erkrankungen wie zum Beispiel die Agoraphobie oder auch depressive Zustände.
Manche Betroffene benutzen Drogen (speziell Alkohol) dazu, um mit solchen Situationen und
Gedanken besser klar zu kommen. Dies beeinträchtigt jedoch zum einem die Kontrolle, und kann
zum anderen auch zu einer Abhängigkeit der Droge führen. Denn die Quelle der Angst ist dadurch
nicht weg, die Droge wird nur zum „ausblenden“ dieser Quelle verwendet.
Fazit:
Als Fazit kann man sagen, dass die soziale Phobie eine sehr vielseitige, und auch gefährliche
Krankheit ist. Sie ist schwer zu diagnostizieren und wird oft erst dann erkannt, wenn weitere
Krankheiten durch diese Phobie entstehen wie zum Beispiel Agoraphobie, Drogensucht,
Depressionen oder ähnliches. Ihre Vielseitigkeit spiegelt sich bei den Ursachen, den Auslösern, und
auch den Folgen wieder. Durch den oben beschriebenen Teufelskreis, verstärkt sich außerdem die
Krankheit von Situation zu Situation. Ein weiterer gefährlicher Faktor dieser Phobie sind die
Einschränkungen im Leben. Spinnenphobiker treffen zum Beispiel relativ selten auf den Auslöser
ihrer starken Angst. Sozialphbiker dagegen, treffen sehr häufig auf ihre Auslöser wie beispielsweise
im Beruf, in der Schule oder bei Tätigkeiten mit anderen Personen. Bei einer stark ausgeprägten
sozialen Phobie, ist selbst das normale Leben stark eingeschränkt. Alltägliche Sachen wie
Einkaufen oder mit anderen, möglicherweise fremden Leuten zu reden wird für diese Menschen zur
Qual. Sie versuchen möglichst diese Situationen zu meiden, wodurch ihnen das Leben selbst
entgeht.
Durch unsere Gesellschaft, welche von zum Beispiel Regeln, Normen, Gruppenzwang oder
Erwartungen geprägt ist, steigt außerdem die Anzahl der Menschen, die an einer sozialen Phobie
leiden.
Deswegen sollte die „krankhafte Schüchternheit“ an Aufmerksamkeit gewinnen, da sie noch immer
sehr unbekannt ist, obwohl sie schon seit sehr langer Zeit präsent ist.
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Literaturverzeichnis
1.
Einleitung und Definition der "Sozialen Phobie"
http://www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/sozphobie.html
http://diverse.freepage.de/cgi-bin/feets/freepage_ext/339483x434877d/rewrite/fendrock/link1.htm
2.1 Entstehung der "Sozialen Phobie"
http://diverse.freepage.de/cgi-bin/feets/freepage_ext/339483x434877d/rewrite/fendrock/link7.htm
2.2 Ursachen
http://www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/sozphobie.html
3.1. Verlauf der Krankheit
„Alltagsängste aus eigener Kraft überwinden“ - Hans Schulze
„Angst, Panik und Phobien„ - Reneau Z. Peurifoy
„Angst als Krankheit“ - Sue Breton
http://www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/sozphobie.html
3.2. Fallbeispiel
http://www.roche.de/pharma/indikation/sozphob/soz_beisp.htm?sid=72a22e2620af63289f761df239
a6ad04
4.
Merkmale / Beschwerdebilder
„Soziale Angst verstehen und behandeln“ - Hansruedi Ambühl, Barbara Meier, Ulrike Willutzki
5.
Folgen
http://www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/sozphobie.html
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