Vorbericht

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xxxxxxxx
Obduktionsbericht
Vorbericht
Bei dem zur Sektion vorliegenden Tier handelt es sich um einen Hund der
Rasse Rottweiler. Das Tier ist weiblich und laut Vorbericht elfeinhalb Jahre alt.
Das Körpergewicht beträgt 31 Kilogramm. Der Hund wurde am 15.12.2005
wegen schlechtem Allgemeinzustand, Kreis- und Taumelbewegungen,
Koordinationsstörungen, Tumoren im Bereich des Kopfes mit Beteiligung der
Augen und Hüftdysplasie euthanasiert.
Bereits im April 2004 wurde bei der Hündin eine operative Entfernung von
tumorösem Gewebe vorgenommen.
Eine Beteiligung des ZNS am Tumorgeschehen wird vermutet.
Die Obduktion findet am 16.12.05, im Zeitraum von 9:00 h bis 11:15 h, im
Institut der Veterinär-Pathologie xxxxxxxx statt. Bei der Obduktion des Tieres
xxxxxx anwesend.
Äußere Besichtigung
Zum Zeitpunkt des Sektionsbeginns ist das Tier, bis auf die Bereiche der
distalen Gliedmaßen und ein kleines Areal im Anogenitalbereich, abgehäutet.
Das Fell steht vollständig zur Verfügung und weist eine rassetypische
Zeichnung auf.
Die Leiche ist vollständig erhalten. Im rechten Ohr befindet sich eine
Tätowierung, welche allerdings nicht mehr lesbar ist. Pflege- und
Ernährungszustand sind gut, die Krallen sind ein wenig zu lang.
Die Hornhaut beider Augen ist matt und weist eine mittelgradige Fältelung auf.
Der Tierkörper ist an allen Körperteilen gleichmäßig kalt. Die gefühlte
Temperatur liegt unterhalb der Umgebungstemperatur.
Die Gelenke der Gliedmaßen lassen sich passiv bewegen. Die Beweglichkeit
des Kiefergelenks ist geringgradig gegeben.
Im Bereich der rechten Ohrmuschel befindet sich auf der behaarten Haut eine
1 cm durchmessende, ovale Zubildung, welche eine fest elastische Konsistenz
aufweist. Die Zubildung ist vom umgebenden Gewebe deutlich abgrenzbar
und auf diesem verschieblich. Ihre Schnittfläche ist weiß-grau und glänzend.
In der Unterhaut im Bereich des Nasenrückens befinden sich zwei
Zubildungen von Erbsen- bis Saubohnengröße. Beide sind vom umgebenden
Gewebe gut abgrenzbar. Sie weisen ein feste Konsistenz und eine speckig
glänzende, gelb-graue Schnittfläche auf. In der gesamten Unterhaut verteilt
finden sich Zubildungen der gleichen Art.
Auf dem Nasenrücken befindet sich eine fest mit dem Knochen verwachsene
Zubildung von Mirabellengröße. Sie ist nicht verschieblich, aber gegen das
umgebende Gewebe abgrenzbar.
Unter der linken Scapula befindet sich eine Zubildung von Walnussgröße mit
weich- fließender Konsistenz und einer gelblichen Schnittfläche.
Innere Besichtigung
Bei der Eröffnung des rechten Hüftgelenks ist festzustellen, daß das Lig.
capitis ossis femoris nicht mehr vorhanden ist. Der Gelenkknorpel im Bereich
der Pfanne sowie auch des Gelenkkopfes ist dünn und weist eine grünliche
Farbveränderung auf.
Die Pfanne des linken Hüftgelenks stellt sich nach Eröffnung trocken und
grünlich verfärbt dar. Der Femurkopf weist eine rötliche Farbe und eine rauhe
Oberfläche auf. Das Collum ossis femoris hat eine zapfenartige Form, die
Innenseite der Gelenkkapsel eine fadenförmige Struktur.
Im Bereich caudal des Nabels haftet das Netz etwa handflächenbreit an der
dorsalen Bauchwand an.
Die Milz ist multifokal schwarz verfärbt. Sie weist eine kastaniengroße, weichelastische Verdickung von schwarzer Farbe mit Kapsel auf. Der Inhalt besteht
aus dunkelroter, gallertiger Flüssigkeit. Fingerbreit daneben befindet sich eine
hanfsamenkorngroße schwarze Verdickung von fester Konsistenz.
Im ventralen Abschnitt des linken Leberlappens zeigt sich eine über die
Oberfläche der Leber hinausragende Zubildung von rundovaler Form (2*3
cm), weich-körniger Konsistenz und dunkelroter Farbe.
Im Leberanschnitt tritt geringgradig lackfarbene, dunkelrote Flüssigkeit aus
dem Gewebe aus.
Die Nieren zeigen beidseitig eine über das Organ verteilte, diffus dunkelrote
Färbung.
In der weissen Substanz der rechten Hemisphäre des Großhirns befindet sich
eine 1,5 cm durchmessende kugelrunde Zubildung. Sie ist vom umgebenden
Gewebe deutlich abzugrenzen, steht aber mit dem rechten Seitenventrikel in
Verbindung. Die Konsistenz ist fest-elastisch.
Die anatomisch-pathologische Untersuchung der Augen ergab keine von der
Norm abweichenden Befunde.
Bei der Untersuchung des Herzens fällt ein linsengroßer rotgefärbter Herd auf,
welcher unregelmäßig geformt ist. Er ist vom umgebenden Gewebe deutlich
abgrenzbar.
Die Oberfläche der Lunge ist glatt und weist eine diffuse Zeichnung von hellbis dunkelroter Farbe auf. In den hellrot gefärbten Lungenrändern ist durch
leichten Druck ein Knistergeräusch auslösbar. In den Spitzenlappen befinden
sich knotige Strukturen von Stecknadelkopf- bis Erbsengröße. Ihre Oberfläche
ist unregelmäßig, rauh und hart. Die Knoten sind vom ungebenden Gewebe
deutlich abgrenzbar.
In den Bronchien und der Trachea befindet sich gering- bis mittelgradig
schaumige Flüssigkeit von weißer Farbe.
Die Schnittfläche der Lunge ist dunkelrot gefärbt. Es fließen geringgradig
Schaum und dunkelrote lackfarbene Flüssigkeit ab.
Pathologisch Anatomische Diagnosen
1. Neoplasie in weisser Substanz der rechten Grosshirnhälfte mit
Verbindung zum Ventrikel.
2. Regeneratknoten in der Leber.
3. Milzhämatom.
4. Knochenassoziierter Tumor im Bereich der Nase.
5. Tumoren in Haut und Unterhaut.
6. Arthrotische Veränderungen und Stellungsanomalie der Hüftgelenke.
7. Chronisch eitrige Arthritis des linken Hüftgelenks.
8. Verwachsungen des Netzes mit der inneren Bauchwand.
9. Geringgradige akute Stauung der Nieren, Leber und Lunge.
10. Geringgradige subepikardiale Blutungen.
11. Mittelgradiges akutes alveoläres Lungenödem.
12. Geringgradiges alveoläres Lungenemphysem.
Epikrise
Gliome treten in nennenswerter Häufigkeit nur bei Hunden auf. Sie sind
neuroektodermaler Herkunft und kommen gehäuft bei brachiozephalen
Rassen vor. Oligodentrogliome treten vermehrt in Nachbarschaft mit einem
der Seitenventrikel auf und zeigen histologisch eine waabige Struktur der
Tumorzellen. In den Randbezirken kommt es vor allem bei größeren Tumoren
zu girlandenförmigen Kapillarnetzen, die meistens jedoch kein Blut führen.
Differentialdiagnostisch ist durch die Histologie ein Ependyom abzuklären.
Ependyome gehören zu den Tumoren, die dysontogenetisch entstehen. Sie
zeigen zwar ein verlangsamtes Wachstum, sind aber eher bei Jungtieren zu
erwarten. Sie gehen vom Ependym der Hirnventrikel bzw. des
Rückenmarkkanals aus und führen als raumfordernder Prozess zu
Liquorflussstörungen.
Bei dem Regeneratknoten der Leber handelt es sich um Reparationsgewebe,
wobei die physiologische Läppchenstruktur mikroskopisch nicht mehr erhalten
ist. Regeneratknoten sind oft bei älteren Hunden zu finden und sind die Folge
einer vorangegangenen Schädigung des Leberparenchyms. Oft treten sie im
Zusammenhang mit einer durch multiple Regenerationsprozesse
charakterisierten atrophischen Leberzirrhose auf, der sogenannten
Schuhzweckenleber, wobei die Regeneratknoten erhebliche Ausmaße
annehmen können und dadurch eine Hypertrophie des Organs vortäuschen,
weshalb man dann auch von einer pseudohypertrophischen oder grobknotigen
Leberzirrhose sprechen kann. Als Ursachen kommen Hepatosen und
virusbedingte Hepatitiden in Betracht. Als infektiöse Ursache kommen sowohl
eine subklinische oder milde Verlaufsform der Hepatitis contagiosa canis
Infektion und eine canine Herpesvirusinfektion in Frage. Als Hepatosen eine
disseminierte Glykogeneinlagerung, die oft bei alten Hunden in Form einer
“knotigen Hyperplasie” vorgefunden wird.
Bei der in der Milz gefundenen Zubildung handelt es sich um ein
subkapsuläres Milzhämatom. Dieses entsteht häufig als Folge einer
Erkrankung wie zum Beispiel Leukose, Milzbrand, Tuberkulose oder
Babesiose. Im Verlauf kann es zu einer Milzschwellung und der Bildung eines
subkapsulären Milzödems kommen, dessen „spontane Ruptur“ meist zu einem
akuten Verbluten des Tieres führt. Differentialdiagnostisch ist histologisch ein
Hämangioendotheliom abzuklären, für welches der Deutsche Schäferhund
prädisponiert ist. Diese bösartigen Tumoren des Blutgefäßsystems haben
ihren Primärsitz häufig in Milz, Leber und Knochenmark. Hämangiosarkome
neigen zur Ruptur, was häufig zur klinischen Fehldiagnose „Milzhämatom“
führt. In dem uns vorliegenden Fall kann eine Ruptur nicht beschrieben
werden.
Eine knotige Hyperplasie der Milz findet sich häufig bei alten Hunden. Die
weißlich-rötlichen Halbkugeln überragen die Milzoberfläche und sind als
Ersatzgewebe für untergegangenes Milzgewebe zu verstehen. Obwohl sie oft
als Lymphome bezeichnet werden sind es keine echten Geschwülste sondern
Regenerate.
Für eine Arthrose oder Arthropathia deformans gibt es eine Reihe von
Ursachen wie zum Beispiel Fehl- oder Mangelernährung, Stellungsanomalien,
Über- bzw. Fehlbelastungen, Altersabnutzungen oder eine genetisch bedingte
Mesenchymschwäche. Zu Beginn der Pathogenese führt ein kleiner Defekt im
Gelenkknorpel zu Degeneration und Abbau des selbigen. Als Folge entsteht
eine rauhe, knöcherne Gelenkfläche. Diese flacht durch Abrieb immer weiter
ab und bildet dann so genannte Pfannenrandwülste. Um die entstehende
Instabilität im Gelenk zu kompensieren verdicken sich Str. synovialis und
Gelenkkapsel bindegewebig. Bei dem zur Sektion vorliegenden Tier liegt die
Vermutung nahe, daß eine erworbene Stellungsanomalie beider Hüftgelenke
zu einer Fehlbelastung selbiger und dadurch zur degenerativen
Gelenkerkrankung beidseits führte.
Hinzu kommt im linken Hüftgelenk des Tieres eine chronisch eitrige Arthritis
mit Synovitis. Die Gelenkentzündungen können entweder septisch, durch
mikrobielle Erreger, oder aseptisch, durch Traumen, immunpathologisch oder
metabolisch bedingt sein. Es ist möglich, daß Keime auf hämatogenem Weg
aus der Umgebung oder durch eine offene Verletzung ins Gelenk gelangen.
Als Sonderform kann eine Arthritis allergische oder rheumatische Faktoren als
Ursache haben. Es kann ebenfalls eine Einteilung nach der Qualität des
Exsudats in serös, fibrinös, eitrig, jauchig oder chronisch-proliferativ
vorgenommen werden. Die verschiedenen Verlaufsformen können ineinander
übergehen. Die chronische Arthritis kann unter anderem durch eine stärkere
Gelenkdeformation entstehen und mit Dehnung der Gelenkkapsel,
Hyperplasie der Synovialzotten und Gelenkhydrops einhergehen.
Beim Hund ist die Haut das am häufigsten von Neoplasien betroffene Organ.
Allein aufgrund des Alters des Tieres und der makroskopischen
Beschaffenheit des Tumors ist die Stellung einer gesicherten Diagnose nicht
möglich. Hierzu muss man die Histologie / Zytologie zu Rate ziehen.
Bei dem sich auf der Ohrmuschel befindlichen Tumor könnte es sich um ein
Histiozytom handeln. Diese nehmen unter den Tumoren insofern eine
Sonderform ein, als sie nur beim Hund und bevorzugt bei Tieren < 4 Jahren
vorkommen. Man findet sie fast ausschließlich an Kopf und Gliedmassen. Sie
zeigen häufig Spontanregression. Die Ursprungszelle der Histiozytome ist die
Langerhans’sche Zelle (anitgenpräsentierend). Der Tumor wächst unmittelbar
unterhalb der Epidermis, ist vom umgebenden Gewebe auch histologisch gut
abgrenzbar und weist vereinzelt Eosinophile Granulozyten auf.
Mastzelltumoren oder Mastozytome kommen häufiger bei Rüden als bei
Hündinnen vor. Der Tumor rezidiviert häufig nach Entfernung und kann
einzeln oder multipel auftreten. Die Malignität wird histologisch in drei Stufen
eingeteilt, wobei Grad drei die höchste Malignität und Metastasierungrate
repräsentiert. Mastzellen sind im gesamten Körper im lockeren Bindegewebe
vorhanden. Sie sind an einer Vielzahl von physiologischen Reaktionen
beteiligt. Mastzelltumoren gehen meist von der Dermis oder dem subkutanen
Gewebe aus. Die kutanen Tumore können umschriebene, feste, erhabene
Zubildungen in der Dermis mit erythematöser oder ulzerierender Oberfläche
sein. Genauso möglich ist aber eine schlecht abgegrenzte, subkutane
Veränderung.
Klinisch sind solitär langsam wachsende Tumore und schnell wachsende
Zubildungen mit Metastasierung in die regionalen Lymphknoten zu
unterscheiden.
Bei dem unter dem linken Schulterblatt gefundenen Tumor könnte es sich um
ein Lipom handeln. Für diese gutartige Tumorart des Fettgewebes spricht die
weiche, fliessende Konsistenz und die Verschieblichkeit auf dem umgebenden
Gewebe. Für Lipome besteht eine Geschlechtsdisposition für weibliche Tiere.
Die bevorzugten Lokalisationen sind an Brust, Bauch und Extremitäten.
Bei dem sich an der Nase befindlichen Tumor, welcher fest mit dem Knochen
verbunden ist, könnte es sich um ein multilobuläres Chondrom und Osteom
des Kopfes handeln. Diese Tumorart kommt bei mittel- bis großwüchsigen
Rassen vor und wächst sehr invasiv in das umgebende Gewebe. Eine
Metastasierung findet selten und wenn dann in die Lunge statt. Dies kann
auch die Erklärung für die Metastasen in den Spitzenlappen der Lunge sein.
Alternativ könnten es auch Metastasen des entfernten Osteosarkoms sein,
dessen Lokalisation aus dem Vorbericht nicht hervorging.
Differentialdiagnostisch sollte mit Hilfe der Histologie abgeklärt werden, ob es
sich um calcifizierte Parasitenstadien handelt.
Bei der inneren Besichtigung des Tierkörpers wird festgestellt, daß die Hündin
einer Ovariohysterektomie unterzogen wurde. Hierbei kann es zu einer
adhäsiven fibrinösen Peritonitis gekommen sein, die für die Verklebung des
Netzes mit der inneren Bauchwand verantwortlich ist. Sie kann zu narbigen
Reparationen und umschriebenen bis flächigen Schwielen führen.
Die geringgradige akute Stauung der Nieren, Leber und Lunge entsteht durch
den Rückstau des Blutes beim akuten Herzversagen bedingt durch die
Euthanasie des Tieres. Es handelt sich bei den Befunden also um eine
agonale Veränderung.
Die geringgradige subepikardiale Blutung von Linsengröße könnte eine Folge
der intrakardialen Applikation eines Medikaments zur Euthanasie sein. In
diesem Fall würde es sich um eine agonale Veränderung handeln.
Makroskopisch ist jedoch ein Hämangioendotheliom nicht auszuschließen.
Dies sollte histologisch abgeklärt werden.
Agonal entstanden ein mittelgradiges akutes alveoläres Lungenödem und ein
geringgradiges alveoläres Lungenemphysem. Durch das Tötungsmittel kommt
es zur Blockade des Vasomotoren- und Herz-Kreislauf-Zentrums im Gehirn,
bzw. in der Medulla oblongata. Reflektorisch, durch den verminderten
Sauerstoffpartialdruck im Blut infolge dieser Dysregulation, werden die Lungen
mehr durchblutet, und die Permeabilität der Alveolarwände steigt an. So
kommt es zum Eintritt von blutigem Exsudat in die Alveolen und zum
Lungenödem. Durch den euthanasiebedingten Herzstillstand kommt es
zusätzlich zu einem Blutrückstau in die Lunge, welcher den Übertritt von
Exsudat noch begünstigt. Das blutige Exsudat vermischt sich mit der Luft und
dem Surfactant und bildet das schaumige Exsudat, das auch in den
luftleitenden Wegen zu finden ist. Ebenfalls reflektorisch, aufgrund des
Sauerstoffmangels, setzt nun unter Umständen Schnappatmung ein. Dadurch
gelangen große Volumina an Luft in die Alveolen, die jedoch aufgrund des
Ventilstenosenphänomens nicht wieder abgeatmet werden können. Dies führt
zu einer Erweiterung der Alveolen durch den Luftstau und dann zum
Lungenemphysem infolge der Alveolarwandschädigung.
Postmortale Veränderungen
Als postmortale Veränderungen sind im weiteren die Totenstarre des
Tierkörpers sowie die Trübung und Fältelung der Cornea zu nennen.
Infolge von Wasserverlust durch Verdunstung und dem Ausbleiben der
Tränensekretion verliert das Auge seinen ursprünglichen Tonus, so daß der
Bulbus einsinkt und die Cornea trüb und faltig wird. Diese Veränderungen
bezeichnet man als Totenauge.
Die Totenstarre (Rigor mortis) beginnt 2-8 Stunden nach dem Tod und ist
dadurch bedingt, daß die “Weichmacherwirkung” des ATP wegfällt. Mit dem
Versiegen der Blutzirkulation und damit des Sauerstofftransports, kann ATP
nur noch durch Kreatin-Phosphat oder anaerobe Glykolyse resynthetisiert
werden. Dazu kommt, daß in den ersten Stunden nach dem Tod die
Calciumpumpe, die ATP-vermittelt Calcium-Ionen aus dem Intrazellulärraum
ins Sarkoplasmatische Retikulum pumpt, noch mittels ATP-Reserven
funktioniert und so die intrazelluläre Calciumkonzentration niedrig hält. Durch
die postmortale Hypoxie kommt es dann auch, unter anderem als eine Folge
der aus der anaeroben Glykolyse resultierenden Lactatansammlungen und
dem damit verbundenen Abfall des pH-Wertes, zu Membranveränderungen.
Calcium strömt nun aus dem Extrazellulärraum, dem Sarkoplasmatischen
Retikulum und den Mitochondrien ins Cytoplasma ein. Vermittelt durch
Calcium, welches an das Troponin C bindet, kommt es, ähnlich wie bei der
physiologischen Kontraktion, zu einer “isometrischen Spannung” im Muskel.
Hierbei verbinden sich die Myosinköpfe mit dem Aktinfilament. Unter
physiologischen Bedingungen zerfällt darauf das an die Myosinköpfchen
gebundene ATP, worauf es zum Abkippen der Köpfchen kommt. Dadurch
verschieben sich die Aktin- und Myosinfilamente gegeneinander. Dieser AktinMyosin-Komplex ist nun stabil und wird deshalb auch als “Rigorkomplex”
bezeichnet. Nur wenn erneut ATP an die Myosinköpfchen gebunden wird, löst
sich dieser Komplex wieder. Der Zelle steht post mortem nur noch in geringem
Umfang ATP zur Verfügung. Sind die Glykogenvorräte erschöpft, gibt es auch
keine biochemische Möglichkeit mehr, weiteres ATP zu bilden. Der
Rigorkomplex kann schon bei einem Absinken der ATP-Konzentration in der
Zelle um 50% nicht mehr gelöst werden, und die Totenstarre tritt ein. Der
Rigor mortis ergreift sowohl die quergestreifte als auch die glatte Muskulatur.
Die Totenstarre breitet sich zeitlich gemäß der Aktivität der entsprechenden
Muskelareale aus, d.h. bis kurz vor dem Tod ständig aktive Muskulatur erstarrt
prinzipiell zuerst, da sie bei Eintritt des Todes über geringere ATP-Reserven
verfügt. Demzufolge betrifft die Totenstarre zunächst Herz und Zwerchfell, und
dann von cranial nach caudal und von distal nach proximal den restlichen
Körper. Auch die Lage der Leiche spielt neben Temperatur (erhöhte
Enzymaktivität, frühere Starre) und Ernährungszustand (Verzögerung bei
kachektischen Tieren) eine Rolle. In den stark und frühzeitig hypostatischen
Bezirken kommt es zur Hämolyse, welche wiederum rigorbeschleunigende
Enzyme aktiviert. Die Lösung der Todesstarre, die ein bis zwei Tage andauert,
erfolgt durch autolytische Prozesse und bakterielle Zersetzung. Gemäß der
Nystenschen Regel läuft die Auflösung der Totenstarre in derselben
Reihenfolge wie deren Eintreten.
Todesursache
Akutes Herz-Kreislaufversagen infolge der Euthanasie.
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