Autor: Titel: Quelle: Summary: Schlagwörter: Bewertung des Informationsgehaltes auf einer Skala von 1-10: schriftliche Kurzbewertung: Jörg Tauss Der vernetzte Politiker www.politik-digital.de/e-demokratie/hintergrund/vernetzterpolitiker.shtml Der Autor des Textes, der erste Bundestagsabgeordnete mit eigener Homepage, berichtet über seine persönlichen Erfahrungen mit der „Politik im Internet“. Das Internet als neues Medium betrachtet der erste OnlineAbgeordnete – wie er sich selber bezeichnet – als Herausforderung zu einer intensiveren politischen Kommunikation und als Mittel, um Politik in seinem Wahlkreis transparenter zu machen. Dabei musste der Pionier die Erfahrung machen, dass eine für ihn nicht mehr zu bewältigende Zahl von Anfragen, Bitten und Stellungnahmen auf Seiten der Bürger, die ohne Antwort blieben, negative Reaktionen auslösten, indem diese ihm mangelnde Ernsthaftigkeit und fehlendes Interesse unterstellten. Trotz dieser Probleme bleibt für den Autor das Resümee positiv, da er in vielfacher Hinsicht die Erfahrung machte, dass das Internet für ihn nicht nur die Möglichkeit eröffnete, seine politische Arbeit ungefiltert darzustellen, sondern die politische Kommunikation zu verbreitern und zu vertiefen und dadurch zur Modernisierung der Demokratie beizutragen. direkte Kommunikation/Netzdiskussion, Erfahrungsbericht, E-Mail-Flut, Missverständnisse 6 Interessante persönliche Erfahrungen, generelle Problemerörterung mit dem Internet, Ziel- und Erfolgsanalyse Aufgabe: 1. Inwiefern verdeutlicht der Erfahrungsbericht des Autors Chancen und Risiken der Internetnutzung durch Politiker? Der "vernetzte" Politiker Die virtuelle Diskussion stärkt die Kompetenz. Als Politiker, der die neuen Medien als Herausforderung einer intensiveren politischen Kommunikation begreift und täglich mit diesen umgeht, möchte ich auf einige persönlichen Erfahrungen als erster "Online-Abgeordneter" des Deutschen Bundestages eingehen: Nicht wissend, worauf man sich bei einem solchen Experiment einläßt, wollte ich vor nunmehr über 3 Jahren die vielgepriesenen Möglichkeiten der neuen Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten nutzen. Schon bald gingen täglich Dutzende von Mails ein, mit der Bitte um Stellungnahmen oder um Informationsmaterial zu allen erdenklichen Themen, mit der Bitte um Weiterleitung oder einfach auch aus dem Wunsch der Kontaktaufnahme. Immer mehr wurde mein elektronisches Postfach zum Gateway der SPDBundestagsfraktion und auch des Deutschen Bundestages. Diese Fülle konnte natürlich kaum noch bewältigt werden, und schon bald war man mit der dem Netz eigenen "Zeiterfahrung" konfrontiert, was sich dann ungefähr folgendermaßen äußerte: "Sehr geehrter Herr Abgeordneter, ich schicke Ihnen innerhalb von 24 Stunden bereits die dritte Mail und habe noch immer keine Antwort. Daraus schließe ich, daß sie die neuen Kommunikationsmöglichkeiten nicht ernst nehmen und gar kein Interesse an einer direkten Kommunikation mit dem Bürger haben." Davon konnte natürlich gar keine Rede sein. Für meine politische Arbeit im Ausschuß für Bildung und für die Arbeit der Enquete-Kommission "Zukunft der Medien in Wirtschaft und Gesellschaft - Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft" haben sich durchaus positive Erfahrungen im Umgang mit den neuen Medien ergeben. Von Anfang an war es dabei ein zentrales Anliegen, den Alltag eines Bundestagsabgeordneten im "Raumschiff Bonn" und im Wahlkreis transparenter zu machen. Enorme Unterstützung gaben bei den Anfangsschwierigkeiten - zu nennen sind beispielsweise die technischen "Hürden" - die Initiatoren des Projektes "Abgeordnete ans Netz", welches von der FU Berlin durchgeführt wurde. Mit diesem Projekt ist es erstmals gelungen, aus jeder Fraktion einen (e-Mail-) Abgeordneten als Ansprechpartner in den neuen Medien zu gewinnen und so auch die Bedeutung dieser neuen Kommunikationsformen in den politischen Alltag hinein- und die Arbeit des Parlamentes in das Netz hinauszutragen. Jedoch bieten die neuen Medien nicht nur neue Möglichkeiten für den Politiker, auf sich "aufmerksam zu machen", sondern vor allem die Möglichkeit, die politische Arbeit ungefiltert darzustellen, weltweit zu recherchieren und Kontakt zu einer nahezu unbegrenzten Fachöffentlichkeit - und damit einen entscheidenden Kompetenzzuwachs - zu bekommen. Und - um ein weitverbreitetes Vorurteil aufzugreifen: Das Netz macht keineswegs einsam. Die Zahl der persönlichen Kontakte zu sehr interessanten Persönlichkeiten hat sich enorm ausgeweitet; viele Experten, die meine politische Arbeit unterstützen, habe ich in diesen Netzdiskussionen kennen- und schätzen gelernt. Von Anfang an war es ein wichtiges Ziel, nicht nur Informationen anzubieten, sondern vielmehr den Austausch und die Diskussion zu suchen. Schwerpunkte dieser Netzdiskussionen waren beispielsweise große und kleine Anfragen an die Bundesregierung (und natürlich deren Antworten) und Anträge der SPD-Bundestagsfraktion, die schon während des Entstehungsprozesses - also schon während der Konsenssuche innerhalb der Fraktion oder der Arbeitsgruppe - im Netz zur Diskussion gestellt worden. Oft ergaben sich aus diesen Diskussionen wertvolle Anregungen, ebenso oft natürlich auch kritische oder nachdenkliche Anmerkungen. Und - wie in der Mund-zu-Mund oder massenmedialen Kommunikation ja bekanntlich auch - gab es bei der elektronischen Kommunikation ebenso gewollte und ungewollte Mißverständnisse, mit denen man lernen muß, umzugehen. Anfangs ergaben sich diese oft allein daraus, daß die Antworten der Bundesregierung auf Anfragen der SPD-Fraktion demjenigen zugerechnet wurden, der sie im Netz veröffentlichte - der Bote oder Überbringer der Botschaft wird für die Inhalte verantwortlich gemacht, wenn auch nicht mehr geköpft! Zu nennen ist hier vielleicht auch die eigendynamische Streitkultur und die dem Netz - damals noch weitaus mehr als heute - typische Unkonventionalität. Dies zeigte sich beispielsweise in dem "anstrengenden" Umgang mit hunderten von Protestmails. Die neuen Informationsmöglichkeiten und die dadurch beschleunigte Herausbildung der Informationsgesellschaft bringen - wie jede technische Neuerung - Risiken und Chancen mit sich. Wie es für die Risiken gilt, diese zu erkennen und zu minimieren, gilt dies in gleicher Weise für die Chancen. Die neuen Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten können zur Modernisierung der Demokratie, zur Intensivierung der politischen Kommunikation und zur Herausbildung einer neuen Form von Öffentlichkeit beitragen, die eine demokratische Gesellschaft erst möglich machen - nutzen wir diese Chance und Aufgabe! Denn, was wäre die Alternative? Versäumt die Politik diese Herausforderung, werden in Zukunft die Gesellschaftsentwürfe ohne sie debattiert - und das wäre der wirkliche Abschied der Politik. Fragen: 1. Erläutern sie in wie fern es zu Missverständnissen zwischen politisch-interessierten Bürger und Internet-nutzenden Politiker kommen kann! 2. Was waren die gesteckten Ziele von Jörg Tauss und in wie fern ließen sich diese realisieren? 3. Zu welchem Fazit kommt Jörg Tauss?