Ökosoziale Marktwirtschaft Wirtschaft neu denken „Ähnlich wie eine Immunkrankheit, in der das Schutzsystem des Körpers das eigene, gesunde Gewebe angreift, so greift unsere Wirtschaft gerade die lebenserhaltenden Systeme an, die ihr Funktionieren sichern. Um dieser Selbstzerstörung entgegenzutreten, ist eine grundlegende Umordnung der Regeln und Praktiken, die die ökonomische Aktivität gestalten, erforderlich.“ Zitat: Lester Russel Brown Ökosoziale Marktwirtschaft Das Konzept der Ökosozialen Marktwirtschaft ist nicht nur geeignet, die Kräfte des Marktes vor den Wagen des Umweltschutzes zu spannen, sondern erweist sich auch als ideal, wenn es darum geht, eine in sich stabile Gesellschaft aufzubauen. Das wesentlichste Fundament der Ökosozialen Marktwirtschaft ist eine leistungsfähige, innovative Wirtschaft, die auf der Dynamik eines freien Marktes, auf Eigentum und Eigenverantwortung basiert. Darauf ruhen zwei starke Säulen: Die eine bedeutet sozialen Ausgleich, also die faire Verteilung der erwirtschafteten Güter, um einen dauerhaften Konsens innerhalb der Gesellschaft zu erreichen. Die andere Säule beinhaltet den Schutz der Umwelt. Sie ist schlechthin die Voraussetzung für das Überleben der Zivilisation. Das Drei-Komponenten-Modell Dank dieses Fundaments und der beiden Säulen können alle übrigen Errungenschaften und Leistungen unserer hoch entwickelten Gesellschaft gut abgesichert getragen werden. Ein konstruktiver Fehler des Sozialismus etwa war die mangelnde wirtschaftliche Effizienz, die auch zum sozialen und ökologischen Desaster führen musste. Purer Kapitalismus wiederum ermöglicht zwar eine enorm leistungsfähige Wirtschaft, die allerdings durch soziale Spannungen und eine verantwortungslose Ausbeutung der Umwelt Instabilität erfahren kann. Fazit: Hohe Leistungsfähigkeit in Kombination mit einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Sozial- und Umweltpolitik sind das Bestechende am Modell der Ökosozialen Marktwirtschaft. Zehn Prinzipien 1. Nichts wirkt besser als der Markt! Der Mensch will als individuelle Persönlichkeit respektiert werden. Er will für seine Leistung Erfolg ernten und für sich und die Seinen etwas aufbauen. Dies gilt es zu mobilisieren, aber auch zu kanalisieren, weil wir sonst im brutalen „Ellbogen-Kapitalismus“ landen würden. Die hohe Kunst der Politik liegt also darin, die ungeheuer starken und durch nichts zu ersetzenden Kräfte des Marktes so zu steuern, dass sie für das gesellschaftlich wünschenswerte Ziel wirken. Das bisher einzige in sich schlüssige neue politische Konzept, das den neuen „klassischen Gegensatz“ zwischen Wirtschaft und Umwelt zu überwinden vermag, ist die Ökosoziale Marktwirtschaft. 2. Dem Markt die richtigen Signale geben! Die Gesetze des Marktes sind sehr einfach: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Diesem Gesetz folgend, tappt die Industrie- und Konsumgesellschaft in die ökologische Falle! Gerade die für das Überleben unverzichtbaren Ressourcen wie Luft und Wasser wurden zu „freien Gütern“ erklärt. Das heißt, diese Güter hatten keinen Preis. Der Markt hat nach seinen Gesetzen völlig richtig reagiert: Was nichts kostet, kann ich unbegrenzt verbrauchen. Ökosoziale Marktwirtschaft heißt ganz konkret: Wir müssen die Wertigkeiten ändern! Dadurch entsteht ein neues Preis-Kosten-Gefüge, und die Kräfte des Marktes werden plötzlich in eine ganz andere Richtung wirken. Das ist die völlig neue, sehr brisante politische Botschaft der Ökosozialen Marktwirtschaft. 3. Steuern durch Steuern! Die wichtigste ordnungspolitische Aufgabe liegt darin, schrittweise eine ökologische Umverteilung der Steuerbelastung herbeizuführen, ohne die gesamte Steuer- und Abgabenlast zu erhöhen! Ein erster Schritt müsst lauten: Energie sparende Verkehrsmittel und Anlagen sowie umweltfreundliche, erneuerbare heimische Energieträger sind wirtschaftlich attraktiver zu machen; fossile Energieträger sowie Energie vergeudende Verkehrsmittel und Anlagen haben eine höhere Steuerlast zu tragen, wobei die Erlöse zur steuerlichen Entlastung der menschlichen Arbeitskraft und zum Aufbau erneuerbarer Energiesysteme dienen sollen. 4. Auch die Umwelt hat ihren Preis! Umwelkosten müssen erkennbar und spürbar sein. Es geht daher um eine Internalisierung der externen Umweltkosten. Die Schritte dazu sind sehr einfach, wenn man es politisch will: Kosten für die Entsorgung der Produkte sollten in den Preis eingerechnet werden und daher bereits beim Kauf als Signal wirken. Ebenso muss es möglich sein, die Kosten für die Belastung der Umwelt in die Kostenkalkulation des Produktionsbetriebes und damit in den Preis des Produktes einzuführen. Pfandsysteme sind ein weiters Instrument. Durch ehrliche Einrechnung des Ressourcenverbrauches und der Umweltbelastung in den Preis der Produkte würden ökologisch verträglichere Produktionstechniken und Produkte einen enormen Wettbewerbsvorteil erreichen, wodurch die Innovation und die Marktkräfte in Richtung Umweltschutz und Nachhaltigkeit mobilisiert würden. 5. Verbote auf das Notwendige beschränken! Selbstverständlich kommt auch die Ökosoziale Marktwirtschaft nicht nur mit den Instrumenten des Marktes aus. Verbote für gesundheits- und umweltschädliche Produkte, Auflagen für Verkehrsverhalten und Produktionsverfahren, Bescheide für Betriebsanlagen, etc. sind unverzichtbare Instrumente der Ökosozialen Marktwirtschaft. Der entscheidende Unterschied liegt aber darin, dass diese Gebote, Verbote, Auflagen und Bescheide nur dann und dort anzuwenden sind, wo die Instrumente des Marktes (Preisgestaltung, steuerliche Regelung, Pfandsystem, etc.) nicht ausreichen bzw. nicht funktionieren. 6. Der Konsument muss wissen, was er kauft! Klare und auch für den Laien leicht nachvollziehbare Produktbeschreibungen und Deklarationen sind die unverzichtbare Voraussetzung dafür, dass die Konsumenten umweltgerecht einkaufen können und dadurch die Produzenten zu umweltgerechten Produkten und Produktionsverfahren motiviert werden. Dabei ist es auch von großer Bedeutung, dass Umweltqualität ein Wert an sich und damit ein wichtiger Aspekt für das positive Image von Produzenten und Konsumenten wird. Die Verleihung von Umweltzertifikaten und öffentlichen Auszeichnungen für umweltorientiertes Handeln kann einen wichtigen psychologischen Effekt bringen. 7. Förderung nur für Zukunftsinvestitionen! Ziel der Wirtschafts- und Steuerpolitik muss es insgesamt sein, die Steuern und Abgaben zu senken und damit den Tüchtigen im Wettbewerb mehr Chancen zu geben. Die Gewährung von Förderungen sollte daher in der Wirtschaftspolitik nur die Ausnahme von der Regel darstellen. Diese Ausnahme besteht in den Investitionen für morgen und nicht, um Gestriges zu konservieren. Die Entwicklung von Technologien zur Umweltsanierung und zum Umweltschutz sowie für umweltfreundliche Produktionsverfahren dient einerseits der Verbesserung unserer Umweltsituation und erhöht andererseits auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft. 8. Bildung ist die Grundlage für besseren Umweltschutz! Dies bezieht sich nicht nur auf Umweltbewusstsein als allgemeines Bildungsziel, sondern auch auf die Ausbildung von Umweltspezialisten und Schaffung neuer Berufsfelder. Eine wesentliche Rolle kommt dabei der ökologischen Vorbildfunktion des Staates, aber auch der Umwelterziehung in Schule und Familie zu. Es ist anzumerken, dass durch das Wirken der Lehrerschaft in den Schulen in unserer jüngeren Generation ein deutlich gehobenes Wissen über Probleme des Umweltschutzes und eine deutlich höhere Sensibilität für umweltgerechtes Verhalten zugrunde gelegt wurden. Aufgabe der Bildung ist wohl auch die Weiterentwicklung des Bewusstseins und des Weltbildes des Menschen hin zu einem ganzheitlichen Verständnis einer ganzheitlichen Verantwortung. 9. Umweltschutz muss eine internationale Aufgabe werden! Einerseits sind Umweltprobleme sehr oft grenzüberschreitend, andererseits können Umwelttechnologien nur durch internationales Zusammenwirken von wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Know-how entwickelt und eingesetzt werden. Dieses gemeinsame internationale und solidarische Vorgehen stellt zunächst eine Überlebensfrage für alle Staaten auf dem europäischen Kontinent dar. Im Rahmen der Vereinten Nationen muss es weltweit zur verbindlichen Festlegung der globalen ökologischen und sozialen Standards kommen. Ebenso wird es notwendig sein, in das weltweite Freihandelsabkommen WTO verbindliche ökologische Standards für Produktionsmethoden und Produkte einzuführen, um einen freien Handel unter fairen ökologischen und sozialen Rahmenbedingungen überhaupt erst möglich zu machen („fair trade“ statt „free trade“). 10. Ein neuer Wirtschaftskompass! Die Ökosoziale Marktwirtschaft muss zu Änderung einer ganzen Reihe praktischer wirtschaftspolitischer Instrumente führen. Einige Beispiele: Wirtschaftspolitisches Ziel ist eine „Qualifizierung“ des Wachstums. Dazu bedarf es auch einer Neudefinition wichtiger Kennzahlen, wie etwa des Bruttoinlandsproduktes. Die Wirtschaft benötigt aber auch einen langfristigen Katalog von Umweltzielen, um es den Unternehmern zu ermöglichen, in ihre Investitionsplanungen die Vermeidung von Umweltschäden vorausschauend zu integrieren. Die Umwelttechnologie ist im Rahmen der direkten Wirtschaftsförderung zu einem neuen Schwerpunkt zu machen. Den im Vormarsch befindlichen Techniken der Biotechnologie, der Mikroelektronik und der Nutzung der Biomasse ist Vorrang einzuräumen. Im Übrigen ist es wohl einsichtig, dass es für den Erfolg einer Volkswirtschaft günstiger ist, Umweltschäden erst gar nicht entstehen zu lassen, als sie hinterher unter hohen Kosten wieder reparieren zu müssen. Ökosoziale Marktwirtschaft rechnet sich! Ziele Verbreitung der Idee und des Konzeptes der Ökosozialen Marktwirtschaft an alle Interessierten im nationalen und internationalen Bereich. Forcierung und Konkretisierung des „Europäischen Modells“ im Sinne eines ausgewogenen Verhältnisses und dynamischen Gleichgewichts zwischen wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit, sozialer Fairness und ökologischer Verantwortung. Verankerung des Modelles der Ökosozialen Marktwirtschaft bei nationalen und internationalen politischen Entscheidungen. Bewusstseinsbildung für die ökosoziale Idee durch Aktivitäten in Wissenschaft, Bildung, Weiterbildung, Information und Medien. Beispielswirkung durch konkretes Handeln in Unternehmen, Institutionen und Organisationen (Ökoeffizienz in Unternehmen, umweltbewusstes Verkehrs- und Konsumverhalten, ökologische Bauweise etc.) Vorrangige Tätigkeitsfelder des Ökosozialen Forums sind derzeit die nachhaltige Land- und Forstwirtschaft, die umfassende Landentwicklung und Dorferneuerung sowie eine ökologisch orientierte Energiepolitik (Ökosoziales Forum, Europäische ARGE Landentwicklung & Dorferneuerung und Österreichischer Biomasseverband in Büro- und Aktionsgemeinschaft). Publikationen im nationalen und internationalen Bereich, um das Konzept der Ökosozialen Marktwirtschaft in Theorie und Praxis bekanntzumachen. (Ökoenergie, Dorferneuerung International, Agrarische Rundschau) Arbeiten im Sinne des öffentlichen Interesses und Gemeinwohls Die Aktivitäten des Ökosozialen Forums Österreich liegen im öffentlichen Interesse und Gemeinwohl. Sie bewegen sich auf geistigem, kulturellem und materiellem Gebiet. Das Ökosoziale Forum leistet für die Bundesregierung Vorbereitungs- und Umsetzungsarbeit im Bezug auf die Agrarpolitik, Energiepolitik, Umweltpolitik und Nachhaltigkeitsstrategie. Der Zweck des Vereins ist, wie bereits aus der Satzung des Ökosozialen Forums Österreich ersichtlich, die Pflege der Kontakte zwischen der Land- und Forstwirtschaft, der übrigen Wirtschaft und der Wissenschaft zur Behandlung von Fragen, die für die Ökosoziale Agrarpolitik, Ökosoziale Marktwirtschaft, die Landentwicklung und Dorferneuerung sowie nachhaltige Energiepolitik von Interesse sind. Die Ökosoziale Marktwirtschaft als Überlebensmodell der Zukunft verbindet eine wettbewerbsstarke, leistungs- und eigentumsorientierte Marktwirtschaft mit sozialer Fairness durch gesetzliche Rahmenbedingungen und gelebte Sozialpartnerschaft sowie Ökologie im Sinne von Nachhaltigkeit durch richtige Preis- und Kostensignale. Ökologie, Soziales und Marktwirtschaft sind die Eckpunkte eines strategischen Dreiecks und zugleich Basis der Ökosozialen Marktwirtschaft, die einen langfristig zukunftsfähigen Weg weist. Mit seiner Arbeit trägt das Ökosoziale Forum Österreich wesentlich zur Meinungsbildung in Politik und Öffentlichkeit bei, und zwar sowohl auf nationaler wie auch internationaler Ebene. Das Ökosoziale Forum Österreich fungierte damit als politischer Wegweiser. Herausragende Beispiele sind: 1. Österreichische Strategie zur Nachhaltigen Entwicklung Auf Initiative des Wirtschafts- und Umweltministeriums hat sich im Rahmen des Akteursnetzwerks „Nachhaltiges Österreich“ im Dezember 2001 die Dialogplattform „Ökosoziale Marktwirtschaft“ konstituiert. Anliegen dieser unter Vorsitzführung von Vizekanzler a. D. DI Dr. h. c. Josef Riegler eingerichteten Plattform hochrangiger Akteure der Politik, der Wirtschaft und der Wissenschaft ist es, die mit der nachhaltigen Entwicklung verbundenen wirtschaftspolitischen Weichenstellungen zu diskutieren und aus der Innensicht der Wirtschaft konkrete Impulse und Beiträge für die Umsetzung der österreichischen Nachhaltigkeitsstrategie zu erarbeiten. Am 30. April 2002 wurde von der Österreichischen Bundesregierung die Umsetzung der „Österreichischen Strategie zur Nachhaltigen Entwicklung“ beschlossen. Ziel ist, dass die Grundsätze der Nachhaltigen Entwicklung zum Kernelement aller Politiken werden. In der österreichischen Strategie zur Nachhaltigen Entwicklung sind 20 Ziele formuliert. Dabei spiegeln sich die Ideen der Ökosozialen Marktwirtschaft in diesen Zielen wider. Am 7. Juli 2003 hat die Bundesregierung das Arbeitsprogramm 2003 der Österreichischen Nachhaltigkeitsstrategie beschlossen. Dabei bekräftigte Bundesminister DI Josef Pröll, dass das gesamte österreichische Nachhaltigkeitsprogramm auf der Basis der Ökosozialen Marktwirtschaft fußt. So bekennt die Bundesregierung im Vortrag an den Ministerrat, dass sie mit der „Österreichischen Strategie zur Nachhaltigen Entwicklung“ ihre politischen Gestaltungsziele für eine nachhaltige Lebens-, Umwelt- und Standortqualität in Österreich mit der Verantwortung für die Entwicklung auf globaler Ebene verbinde. Weiters: „Die Vision einer nachhaltigen Entwicklung vereint in sich Aspekte der Verteilungsgerechtigkeit, den schonenden Umgang mit der Umwelt und den natürlichen Ressourcen, und eine langfristige Sicherung des Wohlstands. In seiner generationsübergreifend vorsorgeorientierten Perspektive unterstreicht das Konzept der Nachhaltigkeit auch die Notwendigkeit einer Neuorientierung gesellschaftlicher Werthaltungen.“ 1. Europäisches Agrarmodell Die Ideen der Ökosozialen Marktwirtschaft liegen im Wesentlichen auch dem Europäischen Agrarmodell zugrunde. Vor allem im Hinblick auf die ins Haus stehenden Verhandlungen in der WTO-Runde liegt es in öffentlichem, sprich europäischem und österreichischem Interesse (insbesondere im Interesse der Bauern), die Grundzüge der Ökosozialen Marktwirtschaft national und international zu diskutieren und umzusetzen. „Nach Auffassung des Wirtschafts- und Sozialausschusses der EU ist das Europäische Agrarmodell durch im Besitz von bäuerlichen Familien befindliche Betriebe geprägt und orientiert sich am Prinzip der Nachhaltigkeit in wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Hinsicht ...“ In der Stellungnahme des Wirtschafts- und Sozialausschusses der EU zum Thema „Eine Politik zur Konsolidierung des europäischen Agrarmodells“ vom 21. Oktober 1999 heißt es zudem in der Einleitung, dass eine wesentliche Grundlage für Konfliktlösung und sozialen Zusammenhalt in Europa die soziale Marktwirtschaft, die in den vergangenen Jahren zunehmend durch umweltbezogene Elemente ergänzt wird, ist. 2. Dorferneuerung als Instrument der ländlichen Entwicklung Die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung des Ökosozialen Forums Österreich hat seit Ihrer Gründung 1988 im Bereich der ländlichen Entwicklung bereits eine Vorreiterrolle eingenommen und kann auf eine Reihe erfolgreicher Projekte hinweisen. Ziel der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung ist es vor allem, den internationalen Erfahrungsaustausch, insbesondere auch zwischen den Ländern und Regionen der EUMitgliedstaaten, zu fördern, die Motivation der Betroffenen zu heben, die Schaffung einer positiven öffentlichen Meinung für die Probleme der Menschen in den ländlichen Räumen zu stärken und damit die Erhaltung und Gestaltung lebensfähiger, attraktiver Dörfer bestmöglich zu unterstützen. Davon ausgehend wurde mittlerweile eine Fülle von Aktivitäten in verschiedenen europäischen Regionen gesetzt, die sich schwerpunktmäßig auf ökologische, ökonomische, soziologische und kulturelle Fragen des Dorflebens konzentriert haben. Neben internationalen Kongressen, Fachtagungen und Diskussionsveranstaltungen, zahlreichen Publikationen und regelmäßigen Exkursionen sind hier vor allem die Wettbewerbe um einen Europäischen Dorferneuerungspreis, die im Zwei-Jahres-Rhythmus durchgeführt werden, zu nennen. EU-Agrarkommissar Franz Fischler: „Das zweite Standbein der Gemeinsamen Agrarpolitik wird in Zukunft mehr denn je Bedeutung einnehmen. Schon vor Jahren hat Österreich im Rahmen der Landentwicklung und Dorferneuerung die wesentlichen Leitziele einer Neuorientierung im ländlichen Raum vorgegeben. Vorarbeiten der ARGE haben dabei für mich eine wesentliche Bedeutung. Die Aktivitäten der ARGE basieren auf den Leitlinien der Ökosozialen Agrarpolitik.“ 4. Energiepolitik – Klimapolitik Die Arbeit des Ökosozialen Forums konzentriert sich seit Jahren auf die Erstellung von Konzepten für einen aktiven Klimaschutz und die Einhaltung des Kyoto-Protokolls. Die Einrichtung von Gesprächsrunden und die Mitarbeit in Gesprächsrunden mit Experten aus Energiewirtschaft, Landwirtschaft, Politik etc. sind ein wesentlicher Beitrag für die Forcierung des Ersatzes fossiler Energie durch erneuerbare Energieträger und somit die Erhaltung einer lebenswerten Umwelt und die Vermeidung von Strafzahlungen aufgrund der Nichteinhaltung des Kyoto-Protokolls – also eine Vorgangsweise im nationalen Interesse. 5. Verankerung der Ökosozialen Marktwirtschaft in der Regierungserklärung der Österreichischen Bundesregierung 2003–2006 Die Österreichische Bundesregierung verschreibt sich in der Regierungserklärung 2003 bis 2006 der Ökosozialen Marktwirtschaft. Wörtlich heißt es: „Österreich hat sich immer zum Europäischen Modell der Ökosozialen Marktwirtschaft bekannt. Das bedeutet, dass wir uns in unserer Wirtschaftspolitik an den Prinzipien der wirtschaftlichen Freiheit, der Leistung und der gleichen Wettbewerbsbedingungen, der sozialen Verantwortung und der Nachhaltigkeit orientierten, eben der Ökosozialen Marktwirtschaft.“ Und zum Schwerpunkt Nachhaltigkeit heißt es in der Regierungserklärung: „Mit einem weiteren Schritt zur Ökologisierung des Steuersystems wollen wir den Weg zur Ökosozialen Marktwirtschaft fortsetzen ...“ Weiters enthält das Regierungsprogramm der Österreichischen Bundesregierung für die XXII. Gesetzgebungsperiode zur Ökologisierung des Steuersystems die Bereitschaft zur „Weiterentwicklung der Besteuerung der fossilen Treib- und Brennstoffe ... sowie der verkehrsbezogenen Steuern und Abgaben, im Sinne der Leitlinien der Ökosozialen Marktwirtschaft.“ Resümee Dem Ökosozialen Forum Österreich wird also in den Bereichen der Nachhaltigkeitsstrategie, des Europäischen Agrarmodells, der umfassenden Dorferneuerung und Landentwicklung, der Energie- und Klimapolitik sowie der Verankerung der Ökosozialen Marktwirtschaft in der Regierungsarbeit eine richtungweisende Rolle zugeschrieben. Alle Aktivitäten des Ökosozialen Forums stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit obigen Grundsatzaufgaben. Die Gründung der Ökosozialen Foren Niederalteich (Bayern), Kroatien, Slowenien und Ungarn beweist das Interesse des Auslands am Überlebensmodell der Ökosozialen Marktwirtschaft. In Österreich wurden Ökosoziale Ländergruppen in Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark und Wien ins Leben gerufen. Für weitere Nachweise und Informationen stehen Dr. Franz Fischler, EU-Kommissar für Landwirtschaft, ländliche Entwicklung und Fischerei; Mag. Wilhelm Molterer, ÖVP-Klubobmann; DI Josef Pröll, Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft; Vizekanzler a. D. DI Dr. h. c. Josef Riegler, Präsident des Ökosozialen Forums Österreich; Sektionschef Ing. Dr. Hans-Günter Gruber, Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, u. a. zur Verfügung.