Pädagogische Hochschule Heidelberg

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Pädagogische Hochschule Heidelberg
Ausarbeitung zum Thema Elternberatung
– Theoretische Grundlagen
Seminar:
Aufgabenfelder der Frühpädagogik
Dozentin:
Prof. Dr. Ursula Horsch
Studentin:
Nora Mailänder
Leistungsnachweis:
Hauptseminarschein Frühförderung
Literatur:
- Rogers, C. (1993): Die zwischenmenschliche Beziehung: Das tragende Element
in der Therapie
In: Rogers, C., Therapeut und Klient. Frankfurt, 211 - 231
- Horsch, U.: Liebe ist Verantwortung eines Ich für ein Du (Buber 1995) – Fragen
an mein „Du“ im erzieherischen Prozess
- Thun, S.: Die Anatomie einer Nachricht
Vorbemerkung
Die Beratung der Eltern und das Gespräch mit ihnen ist eine wichtige Aufgabe der
Früherziehung. Ich möchte im Folgenden einige wichtige Grundsätze für erfolgreiche
Gespräche mit Eltern aufzeigen. Die Grundlage hierfür bilden in erster Linie die von
Rogers und Buber geforderten Haltungen und Einstellungen des Beraters und die
Aufzeichnungen von Schulz von Thun zu den verschiedenen Inhalten von
Nachrichten, deren Existenz man sich bei Gesprächen bewusst sein sollte.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit des Textes wird im weiteren Verlauf bei allen
maskulinen Bezeichnungen von Personengruppen auf die Ergänzung der
entsprechenden femininen Form verzichtet.
Grundeinstellung gegenüber Gesprächspartnern im professionellen Gespräch
Die Grundvoraussetzung für Berufe, bei denen es um die Beziehung zu Menschen
geht, ist für Rogers die Beschaffenheit der zwischenmenschlichen Beziehung
(Rogers 1993). Auf diese kommt es an bei der Frage, ob Entwicklungen und
Wachstum stattfinden können. Die Beschaffenheit der Beziehung steht also an erster
Stelle, die berufliche Ausbildung, das Sachwissen, Gesprächstechniken etc. kommen
erst an zweiter Stelle. Rogers spricht hier meist vom Therapeuten, bezieht dabei aber
auch andere soziale Berufe ein. Seine Ausführungen sind für Lehrer und
Früherzieher von Interesse, da bei ihnen das Hauptgewicht ihrer Arbeit in der
Beziehung zu den Menschen liegt, mit denen sie arbeiten. Beim Lehrer werden das
hauptsächlich die Schüler sein, beim Früherzieher dagegen ist auch die Arbeit mit
den Eltern sehr wichtig. Um Kindern und Eltern bei ihrem persönlichen Wachstum
und Vorankommen zu helfen, bzw. sie beim Überwinden ihrer Probleme zu
unterstützten, sollten Lehrer und Früherzieher also in der Lage sein, eine positive
Beziehung zu ihnen aufzubauen.
Auch bei Buber ist die Beziehung ein zentraler Begriff, dies wird schon in seiner wohl
bekanntesten Aussage „Der Mensch wird am Du zum Ich“ deutlich. Buber
unterscheidet zwei Arten von Beziehungen des Menschen zur Welt, bzw. zwei
Grundwortpaare:
-
Ich – Du bedeutet eine Beziehung als Gegenseitigkeit, die die Erfassung der
vollen menschlichen Dimension des anderen beinhaltet. Es geht dabei nicht um
Gespräch und Austausch, sondern darum, „dass sich der Mensch aus der Mitte
seines Wesens aufmacht zu seinem Mitmenschen“ (Horsch, 10). In dieser
Beziehung soll eine gegenseitige Umfassungserfahrung (s.u.) stattfinden, die sich
auf das Geistige bezieht und eine quantitativ intensive Begegnung bedeutet.
-
Ich – Es bezeichnet das normale Verhältnis zwischen Menschen bei dem das
Wissen und die Erfahrung im Mittelpunkt stehen. Dinge, Tiere und Menschen
werden benutzt und gebraucht.
„Ich“ kann demnach nur in Bezug auf „Du“ oder „Es“ gesagt werden, es gibt kein „Ich“
an sich.
Der Begriff der Beziehung ist nach Buber unauflöslich mit dem verbunden, was Liebe
ist. Diese Liebe ist jedoch nicht romantisch und besitzergreifend, sondern geistig. Sie
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soll ein Element pädagogischen Tuns sein, denn erst durch die Liebe wird der
Mensch in seiner Einzigartigkeit richtig wahrgenommen und verstanden und kann an
der Begegnung wachsen. Liebe ist damit auch Verantwortung eines „Ich“ für ein
„Du“. Dies bedeutet, dass ich als Frühförderer in der Begegnung mit den Eltern
Verantwortung übernehmen muss für mein Gegenüber, für die Beziehung und für die
Antworten die ich auf seine Fragen gebe. Anzustreben ist natürlich eine „Ich – Du“
Beziehung.
Um eine positive helfende Beziehung zu den Klienten, in unserem Fall zu den Eltern,
aufbauen zu können, ist es nun wichtig, bestimmte Qualitäten der eigenen
Persönlichkeit einzubringen. Rogers und Buber haben hier eine ähnliche Meinung,
sie unterscheiden sich jedoch in ihren Begrifflichkeiten.
Rogers
- Kongruenz
- Empathie,
Wertschätzung oder positive Zuwendung
- Bedingungsfreies Akzeptieren
Buber
- Kongruenz
- Umfassung
- Akzeptanz und Bestätigung
Kongruenz (Rogers)
Kongruenz ist nach Rogers die wichtigste Qualität und Grundvoraussetzung für alle
anderen. Kongruent zu sein bedeutet, in Übereinstimmung mit sich selbst zu sein,
sich nicht zu verleugnen. Rogers vertritt die Hypothese, dass „eine persönliche
Weiterentwicklung begünstigt wird, solange der Therapeut lebt, was er wirklich ist...“
(Rogers, 213) . Er muss also „echt“ sein und darf seine Gefühle und Einstellungen
nicht verstecken. Nur so kann er in eine unmittelbare persönliche Beziehung von
Person zu Person treten, denn einer Person gegenüber, bei der man das Gefühlt hat,
sie spielt lediglich eine „Rolle“ wird man sich weniger aufschließen als jemandem, der
einem das Gefühl gibt, als echte Person anwesend und persönlich beteiligt zu sein.
Diese Forderung der Echtheit stellt Rogers auch bei eigenen negativen Gefühlen
dem anderen gegenüber, es ist jedoch wichtig, diese nicht als Sachaussage sondern
als „mein Gefühl“ auszusprechen. Hierzu ist das Wissen um die verschiedenen
Seiten einer Nachricht und Metakommunikation notwendig (s.u.). Wenn ich mich
kongruent verhalte, ist die Möglichkeit einer vertieften Beziehung gegeben, denn die
Offenheit die ich einem Anderen entgegenbringe, bewirkt auch Offenheit des
Anderen. Die Forderung der Echtheit und Offenheit ist jedoch im Beruf auf den
Bereich begrenzt, der mit den Eltern in Verbindung steht und schließt nicht alles mit
ein was mich betrifft (meine privaten Lebensumstände sind nicht relevant).
Empathie (Rogers)
Empathie bedeutet ein einfühlendes Verstehen des Anderen und die Fähigkeit ihm
das auch vermitteln zu können. Der Berater soll sich so in die innere Welt seines
Gegenübers einfühlen, als ob es seine eigene wäre. Dieses Einfühlen ist wichtig,
„um es einem Menschen zu ermöglichen, dass er sich selbst nahe kommt, dass er
lernt, sich wandelt und entwickelt“ (Rogers, 216).
Dieses echte Verstehen ist von dem normalerweise zu findenden bewertenden
Verstehen zu unterscheiden, denn das bewertende Verstehen kommt von außen, die
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Lage wird nicht so gesehen wie das Gegenüber sie sieht. Da empathisches
Verstehen so selten und schwierig ist, ist es auch schon nützlich, wenn man
zumindest die Bereitschaft dazu vermittelt. Empathie ist zu erlernen, indem man
möglichst feinfühlig zuhört und versucht, möglichst viel vom unterschwelligen
Sinngehalt des Gesagten zu erfassen. Dazu ist es notwendig, auch auf Gebärden,
Körperhaltung usw. zu achten um dann auch auf das eingehen zu können, was nicht
explizit gesagt wird. Es kann hier nicht darum gehen, einfach das Gesagte
widerzuspiegeln.
Im Zusammenhang von Empathie spricht Rogers auch von:
Wertschätzung oder positive Zuwendung (Rogers)
Hierbei geht es um eine warmherzige, positive und akzeptierende Haltung
gegenüber den Vorgängen des anderen und darum, diesen als Persönlichkeit mit
allen positiven und negativen Gefühlen, Eigenschaften und Verhaltensweisen zu
schätzen.
Umfassung (Buber)
Auch bei der Umfassung begreift man den anderen, und fühlt sich bis zu einem
gewissen Grad in ihn ein. Buber nennt dies ein „ausgeprägtes, imaginatives
Schwingen hin zum Leben des anderen“ (Horsch, 15). Den Unterschied zu Rogers
Begriff der Empathie sieht Buber darin, dass man beider Umfassung immer „bei sich
selber“ bleibt und seine eigene Person nie vergisst.
Das bedingungsfreie Akzeptieren (Rogers)
Der Berater soll seinem Gegenüber eine bedingungsfreie positive Zuwendung
entgegenbringen und darf dabei nicht bestimmte Empfindungen des anderen
ablehnen oder ein Urteil über ihn fällen. Er soll unbedingten Respekt vor „dem
Anderen als Person von unbedingtem Wert mit allem was dazu gehört“ (Horsch, 14)
haben.
Bestätigung (Buber)
Buber stellt die Forderung, dass man den Anderen nicht nur akzeptiert, sondern
bestätigt. Der Mensch soll in seiner ganzen Potentialität akzeptiert werden, eine
Differenzierung soll nur in seinen Möglichkeiten gemacht werden. Das bedeutet zu
akzeptieren, aber auch sehen, was der andere werden kann und Veränderungen
bejahen. Bestätigung beinhaltet jedoch auch, jemanden in manchen Dingen nicht zu
bestätigen, und mit ihm um die richtige Entscheidung zu ringen. Jemanden zu
bestätigen ist nur dann möglich, wenn man selber kongruent ist, denn ich kann nur
als „ich“ selbst bestätigen.
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Das diesen Theorien zugrunde liegende Menschenbild beinhaltet eine „hohe Achtung
vor dem Menschen überhaupt und seiner in ihm schlummernden
Möglichkeiten...“(Rogers, 219). Nur wer den Wert des Einzelmenschen an die erste
Stelle setzt und auch genügend Selbstachtung besitzt, ist nach Rogers fähig,
wirkliche Anteilnahme zu spüren. Es ist jedoch zu beachten, dass „bei
unterschiedlichen Personen auch unterschiedliche Arten des Helfens zum Erfolg
führen können“ (Rogers, 222).
Neben den vier Bedingungen auf Seiten des Beraters gibt es nach Rogers auch eine
Bedingung auf Seiten des Klienten:
Die Wahrnehmungswelt des Klienten (Rogers)
Die vier beschriebenen Bedingungen des Beraters müssen in der
Wahrnehmungswelt des Klienten liegen um zur Wirkung gelangen zu können. Das
heißt, dass sie ihm so mitgeteilt und vermittelt werden müssen, dass er sie
aufnehmen kann. Hieraus ergibt sich für den Berater, dass er nicht nur auf das
achten muss, was in dem Klienten vor sich geht, sondern auch darauf, wie der Klient
auf den Berater reagiert und wie er diesen wahrnimmt. Er muss sich so verhalten,
dass der Klient ihn in Bezug auf die gemeinsame Beziehung versteht, durchschaut
und begreift. Dies bedeutet für den Früherzieher, dass er sich in seinem Verhalten
den Eltern anpassen muss.
Verschiedene Studien haben Rogers und Bubers Theorien bestätigt. Die Ergebnisse
zeigen, „dass Klienten, deren Beziehung durch ein hohes Maß an Echtheit des
Beraters präzises einfühlendes Verstehen und bedingungsfreie positive Zuwendung
von dessen Seite gekennzeichnet ist, konstruktive persönliche Veränderung und
Wachstum erkennen lassen“ (Rogers, 226). Ebenfalls interessant für die Arbeit als
Früherzieher ist, dass der Berater immer den größeren Einfluss auf die
Beschaffenheit der Beziehung hat. Es kommt also vor allem darauf an, welche
Einstellungen und welches Gesprächsklima der Berater anbietet.
Kommunikationspsychologische Grundlagen nach Schulz von Thun
Kommunikation zwischen Menschen ist keineswegs so eindeutig wie sie auf den
ersten Blick erscheint, sie ist im Gegenteil sehr störanfällig. Besonders in Berufen, in
denen es darum geht, viel mit Menschen zu kommunizieren, sollte man sich der
Störanfälligkeit von Kommunikation bewusst sein und wissen, wie man
Missverständnisse möglichst vermeidet und wie man konstruktiv Gespräche führen
kann. Hierzu einige Grundlagen der zwischenmenschlichen Kommunikation:
Bei der Übermittlung einer Nachricht gibt es einen Sender, der seine Nachricht in
erkennbare Zeichen verschlüsselt und einen Empfänger, der diese dann für sich
wieder entschlüsselt. Gesendete und empfangene Nachricht stimmen jedoch nicht
immer vollständig überein. Dies liegt daran, dass eine Nachricht immer mehrere
Botschaften gleichzeitig enthält. Deshalb ist Kommunikation eine recht komplizierte
und störanfällige Angelegenheit. Um eine bestmögliche Übereinstimmung zu
erreichen, ist es daher sinnvoll, dem Sender eine „Rückmeldung“ über das zu geben,
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was man als Empfänger verstanden hat. Außerdem sollte man sich immer der
verschiedenen Seiten der Nachrichten bewusst sein um sie nicht zu einseitig zu
entschlüsseln.
Schulz von Thun unterscheidet vier Seiten einer Nachricht:
1. Sachinhalt
Eine Nachricht enthält immer eine Sachinformation. Es geht darum, worüber der
Sender informiert.
2. Selbstoffenbarung
Hier geht es um die in der Nachricht enthaltenen Informationen über die Person
des Senders, also was er von sich selbst kundgibt (Ich – Botschaften). Die
Selbstoffenbarung beinhaltet sowohl die gewollte Selbstdarstellung als auch die
unfreiwillige Selbstenthüllung.
3. Beziehung
Bei der Beziehungsseite geht es darum, wie der Sender zum Empfänger steht
und was er von ihm hält. Dieser Aspekt von Nachrichten zeigt sich oft in den
nichtsprachlichen
Begleitsignalen
(Tonfall,
Formulierung
etc.).
Die
Beziehungsseite der Nachricht enthält sowohl Botschaften darüber, was der
Sender vom Empfänger hält (Du – Botschaften), als auch darüber, wie er die
Beziehung zwischen sich und dem Empfänger sieht (Wir – Botschaften).
4. Appell
Hierbei geht es darum, auf den Empfänger Einfluss zu nehmen, ihn zu etwas zu
veranlassen.
Thun betont, dass immer auf allen 4 Seiten gleichzeitig gesendet wird, dass der
Empfänger jedoch meist vorrangig auf einer Seite interpretiert, sich dieser
Einseitigkeit jedoch nicht bewusst ist. Wenn der Empfänger nun auf einer ganz
anderen Seite interpretiert als der Sender eigentlich beabsichtigt hat, kann es leicht
passieren, dass sich gesendete und
empfangene Nachricht ganz erheblich
unterscheiden. Der Empfänger sollte also möglichst ausgewogen alle vier Seiten
einer empfangenen Nachricht beachten, um dann zu entscheiden, auf welche Seite
er Bezug nimmt. Die meisten Menschen sind jedoch auf eine Seite der Nachricht
spezialisiert und interpretieren dementsprechend.
So besteht bei Menschen, die alles auf der Sachebene interpretieren die Gefahr, ein
Beziehungsproblem mit Sachargumenten auszufechten und damit die eigentliche
Problematik völlig zu übersehen. Menschen, die alle Nachrichten vorrangig auf ihren
Appell abklopfen laufen Gefahr, in dem Wunsch es allen recht zu machen, sich selbst
zu übersehen. Hört man alles in Bezug auf die Beziehung, die man zum Sender hat,
fühlt man sich leicht angegriffen und läuft Gefahr, Sachauseinandersetzungen auf die
Beziehungsebene zu verlagern. Es ist oft schwierig zu unterscheiden, ob eine
Nachricht Selbstoffenbarungs- oder Beziehungscharakter hat. Nachrichten auf dem
Selbstoffenbarungsohr zu empfangen ist allerdings seelisch gesünder, da man sich
nicht persönlich angegriffen fühlt. Es besteht zwar die Gefahr, nichts mehr wirklich an
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sich herankommen zu lassen, wenn man feedback zur eigenen Person als
Selbstoffenbarung des Senders interpretiert, sowie die Gefahr des Psychologisierens
wenn das Sachliche gar nicht mehr beachtet wird, aber eine Konzentration auf das
Selbstoffenbarungsohr birgt auch die Chance des aktiven Zuhörens. Dabei wird das
Selbstoffenbarungsohr besonders ausgebildet, aber nicht diagnostizierend und
entlarvend eingesetzt („so einer bist du also“), sondern in dem Bemühen, sich in die
Gefühls- und Gedankenwelt des Senders nicht – wertend einzufühlen. Man versucht,
auch aus Sachaussagen Selbstoffenbarungsaspekte herauszuhören und meldet
diese zurück. Dies kann dem Gegenüber helfen, mehr zu sich selbst zu kommen.
Schulz von Thun (S.65ff) nennt einige Verständigungsfehler. So können leicht
Schwierigkeiten entstehen, wenn Sender und Empfänger unterschiedlichen
Sprachmilieus entstammen. Ebenso ist das Selbstkonzept des Empfängers (ein
negatives Selbstkonzept wird sich durch eine entsprechende Interpretation der
empfangenen Nachricht immer selbst bestätigen) und das Bild, das der Empfänger
vom Sender hat (meist werden Menschen sehr schnell aufgrund von nur wenigen
Informationen in eine „Schublade“ gesteckt, aus beobachtetem Verhalten werden
dann ungerechtfertigte Schlüsse gezogen) von Bedeutung. Ein Hindernis bei der
Verständigung bilden außerdem korrelierende Botschaften. Hierbei empfangen wir
zwar die Botschaft korrekt, hören aber eine Zweite mit. Dies geschieht besonders
leicht beim Appell, bei dem der Empfänger häufig noch einen Vorwurf „mithört“.
Besonders negative Gefühlsäußerungen sind häufig an einen Appell gekoppelt etwas
dagegen zu tun. „Entsprechend fühlt sich der Empfänger bei negativem
Gefühlsausdruck häufig aufgefordert, einen Rat zu geben oder Abhilfe zu schaffen.
Wenn ihn das aber überfordert reagiert er leicht ablehnend oder mit billigen
Tröstungen. ..... Hier hindert ihn der vermeintliche Appell-Druck, mit seinem
Selbstoffenbarungs-Ohr „aktiv zuzuhören“. Der korrelierte Appell lautet nämlich
häufig gar nicht: „Schaff Abhilfe!“, sondern: „Hör mir zu!““ (Thun, 67). Um falsche
Korrelationen zu vermeiden, ist Metakommunikation wichtig.
Eine Nachricht enthält sowohl sprachliche als auch nichtsprachliche Anteile, die
Botschaften können sowohl explizit gesagt als auch implizit ausgedrückt werden. Die
eigentliche Botschaft wird oft implizit gesendet. Um diese richtig deuten zu können,
ist oft die von Rogers geforderte Empathie notwendig, denn es ist ein möglichst
feinfühliges Zuhören gefragt, wenn man die impliziten Botschaften auf der
Selbstoffenbarungs- und der Beziehungsseite wahrnehmen möchte. Man sollte sich
außerdem darüber bewusst sein, dass jedes Verhalten Mitteilungscharakter hat. Dies
erfordert Aufmerksamkeit für den unterschwelligen Sinngehalt auch von
nichtsprachlichen Nachrichten.
Sprachliche und Nichtsprachliche Inhalte einer Nachricht können einander
unterstützen (z.B. lächeln im Zusammenhang mit der Aussage: „Es geht mir gut.“). Ist
dies der Fall, so ist die Nachricht kongruent. Wenn sich die verschiedenen Inhalte
dagegen widersprechen (z.B. lächeln im Zusammenhang mit
„Es geht mir
schlecht.“), so ist die Nachricht inkongruent, das heißt in sich widersprüchlich.
Inkongruenz kann bewusst eingesetzt werden, wenn der Sender sich nicht ganz
festlegen möchte oder nicht gegen Höflichkeitsregeln verstoßen möchte (z.B.
jemanden einladen und ihm gleichzeitig durch nichtsprachliche Signale deutlich
machen, dass er nicht erwünscht ist). Teilweise ist dem Sender seine Inkongruenz
jedoch auch unbewusst, wenn uneingestandene Wünsche durch den
nichtsprachlichen Kanal zur Geltung kommen oder der Sender seine Selbstklärung in
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Bezug auf das Thema noch nicht abgeschlossen hat und selbst noch nicht weiß, was
er möchte oder denkt. In beiden Fällen lösen inkongruente Nachrichten Verwirrung
beim Empfänger aus, denn er weiß auf Grund der widersprüchlichen
„Handlungsanweisungen“ nicht, wie er sich verhalten soll. Wenn Eltern inkongruente
Nachrichten senden, ist es sinnvoll, ihnen die eigene Verwirrung zurückzumelden um
ihnen so zu ermöglichen, genauer in sich hineinzufühlen. Selbstklärung gelingt im
Gespräch mit anderen besser als alleine, allerdings nur wenn man dazu bereit ist.
Schlussbemerkung
Das Gespräch mit Eltern in der Frühförderung kann im Einzelfall vor allem für
Berufsanfänger schwierig sein. Fachliche Kompetenz reicht besonders bei emotional
noch sehr belasteten Eltern und bei solchen, die der Frühförderung oder auch der
Person des Frühförderers eher skeptisch gegenüberstehen oft nicht aus. Um auch zu
diesen Eltern eine positive Beziehung aufbauen zu können kann der Versuch, die
von Rogers und Buber geforderten Grundhaltungen einzunehmen sicherlich eine
Hilfestellung bieten. Um im Gespräch richtig auf die Eltern eingehen zu können, um
Missverständnissen vorzubeugen und teilweise auch um den Eltern bei einer
eigenen Positionsfindung Hilfestellung leisten zu können, geben die Ausführungen
von Schulz von Thun hilfreiche Anstöße.
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