A) Die Matrix - Eine Neuauflage des antiken Höhlengleichnisses

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A) Die Matrix - Eine Neuauflage des antiken Höhlengleichnisses von Platon
Das Höhlengleichnis wurde von dem antiken griechischen Philosophen Platon im Zuge seines
Buches Politeia (Band 7) um 380 v.Chr. veröffentlicht. Hierin wird die Beschränktheit des
menschlichen Verstehens aufgezeigt und angegeben wie der Mensch dennoch durch
geschultes Denken die Wahrheit erkennen kann. Weiterhin wird diskutiert wie diese
Erkenntnisse gewinnbringend für die Gesellschaft eingesetzt werden können und wie die
Staatsführer diese Erkenntnisse nutzen müssten.
A.1 Das Gleichnis kurz gefasst:
In Platons Höhlengleichnis leben Menschen
angekettet in einer Höhle. Sie können sich
selbst nicht bewegen und sehen nur ihre
eigenen Schatten und die Schatten von
Gegenständen die die Puppenspieler an einer
Lichtquelle vorbeitragen. Auch hören sie
immer nur die Echos der Stimmen und
halten somit die Schatten für sich und die
anderen Menschen. Da sie selbst aber
gefesselt sind (fesseln sind auch Bildlich
gemeint, als Fesseln für den Verstand)
können sie diesen Trugschluss aber nicht
selbst erkennen.
Einer dieser Menschen wird aber nun von
einem Außenstehenden befreit. Zunächst
sträub sich der befreite da ihm die Augen
beim Verlassen der Höhle durch das grelle
Sonnenlicht schmerzen. Er will unbedingt
zurück. An der Oberfläche angekommen,
kann er erst langsam seine Umgebung
erkennen. Zunächst nur Schatten wie die in
der Höhle, dann die Natur um ihn herum
und schließlich auch die Sterne und die
Sonne (Symbol des Wahren und Guten).
Kehrt er aber in die Höhle zurück und will
den anderen von dieser Schweinwelt
berichten in der sie leben, lehnen sie aber
die Vorstellung dass sie in einer Scheinwelt
leben ab. In ihrem denken Scheint dies völlig unmöglich zu sein und sie würden ihre
Überzeugung notfalls durch Gewalt verteidigen.
A.2 Parallelen zwischen Matrix und dem Höhlengleichnis:
Höhlengleichnis
Schatten werden für real gehalten
Schattenspieler (Kontrolle der Schatten)
Menschen können sich nicht alleine befreien
Menschen widerstreben (Helligkeit bereitet
Schmerzen)
Matrix
Restselbstbild der Menschen (Illusion)
Maschinen die die Matrix kontrollieren
Befreier wie Morpheus und Erlöser wie Neo
Neo hat ebenfalls nach der Befreiung durch
das Licht Schmerzen
Menschen hängen an altem Weltbild,
schwierig loszulassen wollen es sogar
verteidigen
Langsamer Erkennungsprozess (Schatten,
Landschaft, Sterne und Sonne)
Cyper der seine Freunde verrät um wieder
eingespeist zu werden
Nach Rückkehr des Befreiten glauben die
anderen ihm nicht.
Neo entdeckt abschnittsweise die Realität
und lernt erst am Ende seine Macht zu
benutzen.
Morpheus: „Dummerweise kann man nicht
erklären was die Matrix ist, man muss sie
erleben.“
 In wie weit können die Menschen nun wissen ob sie in der Schattenwelt der Matrix leben.
B Wie können wir feststellen, ob wir in der Matrix gefangen sind,
oder nicht?
Nachdem im Vorausgegangenen Teil A neben der Matrix ein weiteres System aufgezeigt
wurde, in dem die Menschen nur in einer Scheinwelt leben, stellt sich die Frage ob wir nicht
auch in einer solchen Scheinwelt leben.
Diese Frage wird auch in Matrix Thematisiert.
Zitat Morpheus: „Hattest du jemals einen Traum der dir absolut real erschien?“
„Was wenn du aus diesem Traum nicht aufwachen könntest, Neo?
Wie könntest du zwischen der Traumwelt und der realen Welt
unterscheiden“
Am Beispiel dreier Philosophen die jeweils Vertreter unterschiedlicher Theorien aus der
Erkenntnistheorie sind, soll nun versucht werden diese Frage zu beantworten.
Unter Erkenntnistheorie versteh man dabei das Teilgebiet der Philosophie, das sich mit
Der Frage Beschäftigt wie wir die Realität wahrnehmen und was Realität eigentlich ist.
B.1) Renés Descartes
Als ersten Vertreter wird hierzu Renés Descartes betrachtet der vom 31.3.1596 – 11.2.1650
lebte. Er war Mathematiker und Philosoph und war überzeugter Anhänger und Mitbegründer
des Rationalismus.
Der Rationalismus ist eine philosophische Strömung in der Ausgesagt wird, dass
Erkenntnisgewinn größtenteils durch Vernunft und logisches Denken erzielt werden muss,
und sinnliche Erfahrungen weniger wichtig beim Erkenntnisgewinn sind.
Sein Hauptwerk in der Erkenntnistheorie waren die „Meditationen“(1641).
In diesem Werk lässt er einen Protagonisten zweifeln an allem was ihn umgibt und letztlich
sogar an sich selbst. Begründet wird dies, durch die Tatsache, dass der Protagonist sich nicht
sicher sein kann ob er in der realen Welt lebt, oder ob ihn eine höhere Macht, ein böser
Dämon beeinflusst, und so seine Wahrnehmung der Realität und sogar seinen Fähigkeit des
logischen Schließens unterwandert.
Descartes Ausweg aus diesem Dilemma ist Zweischrittig:
Zunächst zeigt er auf, dass der Protagonist nicht begründet an sich selbst zweifeln kann, in
dem er sagt jeder Gedanke braucht auch einen Denker. Dies fasst er in die berühmten Worte
„cogit ergo sum“ (Ich denke also bin ich).
Im Zweiten Schritt greift er auf den Gottesbeweis von Anselm von Canterbury zurück, der
darauf beruht, dass jeder Mensch eine intuitive Vorstellung von einem höheren Wesen besitzt.
Diese kollektive Vorstellung kann aber nur von Gott kommen, wodurch seine Existenz
bewiesen ist.
Da Gott für René Descartes ein guter Gott ist, wird dieser eine solche Täuschung nicht
zulassen.
Somit wäre für René Descartes die Frage ob wir in einer Matrix oder einer ähnlichen
Scheinwelt leben leicht mit einem klaren nein zu beantworten.
2) George Berkeley:
George Berkeley war Theologe und Philosoph aus Irland während der Zeit der Aufklärung
und lebte von 12.3.1685 bis 14.1.1753. Er war Vertreter des Empirismus, quasi dem Gegenpol
zum Realismus. Anders als beim Realismus geht man hier davon aus, das Erkenntnis letztlich
nur auf die Sinneseindrücke des Menschen zurückzuführen sind.
Dementsprechend ergibt sich für Berkeley ein völlig anderes Bild der Realität, als dass, das
wir besitzen. Im Allgemeinen gehen wir davon aus, dass die Realität außerhalb unserer
Gedanken die durch unsere Sinneseindrücke beeinflusst werden Existiert. Berkeley geht dem
Empirismus entsprechend vom Gegenteil aus. Er sagt, dass es einen Realität außerhalb der
Gedanken nicht gibt, denn alles was wir von einer gedankenunabhängigen Realität erfahren,
nehmen wir durch unserer Sinne wahr und setzen sie in Gedanken um. Somit ist das sein eines
Dings oder Person in der Realität gleichbedeutend mit dem wahrnehmen dieses Dings oder
dieser Person. Dies fasst er zusammen in „esse est percipi“ (Sein heißt wahrnehmen).
Als Beispiel hierfür könnte man anführen, dass in unserer Vorstellung das Schulgebäude in
das wir jeden Morgen gehen auch dann existiert, wenn wir es nicht sehen. Nach Berkeley ist
eben dies nicht der Fall. Das Schulgebäude ist nach seiner Vorstellung nur real solange wir es
wahrnehmen.
Berkeley geht allerdings noch weiter. Er sagt, dass der menschliche Geist allein nicht dazu in
der Lage ist, diese Realität in der wir Leben zu erschaffen. Daher muss es ein Überwesen
Geben das uns und die Welt „denkt“. Dieses Wesen ist Gott. Alles was Gott nicht selbst denkt
ist somit nicht real.
Das Problem das im Zusammenhang mit unserer Fragestellung bei dieser Auffassung
auftaucht ist, dass wir Menschen nicht die Gedanken dieses Gottes erfassen können und somit
nicht mit letzter Sicherheit erfassen können was Real ist und was nicht.
Überträgt man diese Vorstellung auf die Matrix so erhält man folgende Schlussfolgerungen:
Die Matrix (Hardware) selbst ist existent, weil Gott die Maschinen denkt die sie betreiben.
Das Leben in der Matrix ist nicht real weil Gott dieses Leben in der Matrix nicht denkt.
Da wir nicht wissen können was Gott denkt, können wir also auch nicht mit Sicherheit sagen
ob wir in einer Matrix leben oder nicht,
3) Aktualisierung (Hilary Putnam):
Hilary Putnam, geboren 1926, ist Philosoph und Logiker. In Bezug auf die Erkenntnistheorie
vertritt er die Philosophie des pragmatischen oder auch internen Realismus. Wie bei Descartes
und anderen Vertretern des Realismus steht wiederum das logische Denken und die Vernunft
im Zentrum des Prozess des Erkennens. Allerdings ist diese Erkenntnis beschränkt, denn es ist
für die Menschen unmöglich Gedanken zu Entwickeln aus der Sicht eines Außenstehenden
Wesens (God’s point of view). Er begründet dies, in dem er feststellt, dass unser Denken
durch unser Verständnis, welches an unser Sprache und unserer Theorien gekoppelt ist,
limitiert wird.
Auf dieser Grundlage führt er die berühmte „brain-in-a-vet Hypothese“ (Gehirn-im-Glastank)
zu einem Widerspruch. Diese stellt analog zu der in Matrix nur in einer leichten Variation
beschriebenen Realität, dass wir möglicherweise in Wirklichkeit nur Gehirne in einem
Glastank sind, die durch eine Nährlösung am leben erhalten werden, und deren Realität eine
vom Computer simulierte Welt ist.
Dass diese Situation einige unlösbare Probleme aufwirft erkennt schon Maus in Matrix, als
die Besatzung der Nebukatnezar beim Frühstück ihren „Proteinmix“ zu sich nimmt.
Zitat Maus: „Woher wissen die Maschinen wie SexCrispies schmecken. Vielleicht machen
die Maschinen sie falsch.
Putnam zeigt in seinem Buch „Reason, Truth, and History“ analog einen Widerspruch in der
Gehirn-im-Glastank Hypothese auf.
Die Gehirne die im Glastank leben bauen danach keine Beziehung in ihrer Sprache zu ihrer
Umwelt auf, da ihnen jegliche Erfahrungen und Interaktion mit der realen Welt fehlen. Damit
ist die Aussage eines solchen Gehirns, „ich bin ein Gehirn im Glastank“, in der eigenen auf
seinen Erfahrung beruhenden Sprache falsch, denn es hat ja keinen Realen Bezug zu der Welt
außerhalb der Simulation und kann nur in Bildern und der Sprache die ihm durch die
Simulation geliefert wird denken.
Folglich ist aus Sicht der Menschen, die die für uns einzige zugängliche Sichtweise darstellt,
ein System wie die Matrix nicht mit unsrer Realität vereinbar und somit auch nicht existent.
Quellenangaben:
http://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%B6hlengleichnis
http://de.wikipedia.org/wiki/Platon
http://www.sphaerentor.com/matrix/index.php?file=browser.php&id=11
http://whatisthematrix.warnerbros.com/rl_cmp/phi.html
http://www.ephilo.de/philosophie/descartes.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Descartes
http://de.wikipedia.org/wiki/Rationalismus
http://de.wikipedia.org/wiki/George_Berkeley
http://www.philosophenlexikon.de/putnam.htm
http://www.absoluteastronomy.com/encyclopedia/B/Br/Brain-in-a-vat.htm
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