Ein Himmel von Pflege inmitten der Aidshölle

Werbung
Ein Himmel von Pflege inmitten der Aidshölle
„Angefangen hat es eigentlich wie in den guten alten romantischen Missionszeiten: Ein
Missionar wird als „Einzelkämpfer“ in eine Gegend geschickt. Als er sich aufmacht das
Evangelium zu predigen findet er sich von Menschenmassen umgeben die viel mehr als
nur fromme und gute Worte brauchen. Dann geht es wie zu alten Zeiten entsprechend
Bertolt Brechts oft zitiertem Dreigroschenoper Diktum: “Erst kommt das Fressen und
dann die Moral”, und das ist für den profanen Menschen der Prototyp der ganzheitlichen
Methode. Hätte man sich die Mühe gemacht in der Bibel zu blättern, dann wäre einem
der Urtyp des ganzheitlichen Heiles und der ganzheitlichen Heilung begegnet in Jesus,
der die Kranken heilt, die Hungrigen speist, die Trauernden tröstet, den Blinden die
Augen öffnet und uns genau darin die Vollkommenheit seines Heilswillens offenbart, daß
er uns darin zum Glauben führt, die Sünden vergibt und dann zur Nachfolge ruft. „Wie
mich der Vater gesandt hat so sende ich Euch“ Das ist das Zentrum der missionarischen
Berufung und sie muß sich wie im Urmissionar Christus in der Leib-, Geist- und
Seelsorge entfalten. Deshalb haben unsere Missionspioniere Krankenhäuser, Schulen und
Kirchen errichtet, mit bewundernswertem Eifer betrieben und alle drei zu Orten der
Gotteserfahrung und damit Heilserfahrung gemacht, also zutiefst missionarischen Dienst
geleistet.
Freilich haben in vielen der ehemaligen Missionsländer die jeweiligen Regierungen nun
auch Schulen und Krankenhäuser errichtet oder die Missionseinrichtungen säkularisiert
und in vielen Fällen ist dies ja auch wirklich gut gelungen und werden unsere Ideale von
guter Bildung und medizinischer Betreuung weitergeführt. Trotzdem haben unsere
katholischen Einrichtungen einen besonderen Stellenwert und eine ganz besondere
Berufung, und das gilt für die ganze eine Welt.“
Dies schreibt uns unser Pater Gerhard Lagleder aus St. Ottilien, der am Dreikönigstag
1987 in die Zulumission zu unserer Abtei Inkamana ausgesandt wurde und nach
dreijähriger Kaplanszeit in Mahlabatini im Jahr 1990 vom Abt in die Pfarreien Mangete
und Mandeni als Pfarrer geschickt wurde.
So fing alles an

Pater Gerhard berichtet: „Ich kam 1990 als Pfarrer in dieses Gebiet und als
Missionar ist man natürlich für alles zuständig, speziell dann, wenn die Menschen
in großer Not sind.

Einmal wurde ich zu einer Patientin gerufen, um ihr die Krankenkommunion zu
bringen, weil sie im Sterben lag. Als ich zu ihr kam, sah ich, daß sie sehr schlecht
beisammen war, daß sie ganz schlimme Bettgeschwüre hatte, und daß sie völlig
ausgezehrt und ausgemergelt war. Ich habe ihr natürlich die Krankenkommunion
und die Krankensalbung gespendet. Nachher habe ich zu ihr gesagt: „Würden Sie
mir doch bitte erlauben, daß ich Sie zu einem guten Arzt bringe, denn ich denke,
den brauchen Sie wirklich.“ Und dann sagte sie: „Ja, ich habe doch überhaupt
kein Geld, ich kann mir das gar nicht leisten.“ Darauf sagte ich: „Nein, lassen Sie
das ruhig mal meine Sorge sein" und daraufhin hat sie zugestimmt. Ich habe sie
hinten auf meinen Pick-up auf eine Matratze gelegt und zum Arzt gebracht. Der
Arzt war Dr. Thabethe, der in der Township Sundumbili eine Arztpraxis unterhält,
und als ich dorthin kam, sagte er: „Um Gottes Willen, die ist ja so schlimm
beisammen, die muß unbedingt sofort ins Krankenhaus.” Sie wurde ins
Krankenhaus verlegt und starb dort noch in derselben Nacht. Als ich Dr. Thabethe
dann wieder getroffen habe, sagte er zu mir: „Mensch, Pater, könnten wir denn
gar nichts unternehmen? Es gibt hier so viele Menschen, die einfach an
Unterernährung und daran sterben, daß sie vernachlässigt sind und daran sollte
man nicht sterben müssen. Und damit hat er natürlich offene Türen bei mir
eingerannt.

Das zweite Erlebnis, das für mich sehr prägend war, war ein ganz anderes: Es gab
zwei Familien hier in Mandini, die sich ein Haus geteilt haben. Die Väter hatten
die Arbeit verloren und wußten jetzt nicht mehr, wie sie ihre Familien ernähren
sollten. Der Vermieter hatte den Familien gedroht, daß er sie aus dem Haus
rauswerfen würde. Sie hatten nichts zu essen, sie hatten keine Kleidung, sie
wußten überhaupt nicht mehr, was sie tun sollten und waren völlig verzweifelt.
Und wie es nun mal so passiert, wenn die Leute verzweifelt sind, auch wenn sie
nicht katholisch sind, kommen sie zur katholischen Kirche, und deshalb hat man
sich an uns gewandt und uns gebeten: "Könnt ihr nicht helfen?" Ich habe dann in
der Kirche eine Verkündigung gemacht und nach der Messe kam Frau Kalkwarf,
ein Mitglied unseres Pfarrgemeinderates, zu mir und sagte: „Ach, kein Problem,
das kriegen wir schon organisiert. Machen Sie sich keine Sorgen.“ Einen Tag
später war bereits die ganze Stadt und die Pfarrei organisiert, die eine Familie
brachte zu Essen, die andern Leute brachten Kleidung, die dritten brachten die
Kinder zur Schule und die vierten haben dann sogar noch für beide Väter eine
neue Arbeit besorgt, und so sind binnen kürzester Zeit die Nöte dieser Familien
gelindert worden. Für mich war das ein "Aha-Erlebnis": „Mensch, da sind Leute
hier in Südafrika, hier in Mandini, die wissen wie man Hilfe organisiert.“ Und
dann hat’s in mir so richtig gezündet.
2



Ich war über 30 Jahre vorher in Deutschland bei den Maltesern tätig und von
daher war es mir selbstverständlich, Hilfe zu organisieren und so hat es eben in
mir gefunkt und ich habe mir gesagt: „Mensch, schauen wir doch, wie wir den
Menschen hier im Zululand langfristig helfen können. Es wäre gut, wenn wir eine
Organisation von Südafrikanern hier in Südafrika hätten, die sich den Kopf
darüber zerbricht, wie man den Leuten in Südafrika am besten helfen kann.” Und
so habe ich dann eben eine Organisation gegründet von Südafrikanern, die hier
besteht, die hier in Südafrika basiert und mit örtlichen Leuten arbeitet.“
Damit ist es gelungen, die Einheimischen, also die Südafrikaner zu motivieren
und zu befähigen sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten selbst zu helfen und somit
wurde eine genuin südafrikanische Organisation geschaffen, die weder vom
Missionskloster noch von der Person des Missionars abhängig und ohne ihn nicht
überlebensfägig ist und damit gibt es keinen Anlaß zu der oft geäußerten Kritik,
daß Missionare oft irgendwo in der weiten Welt vielleicht sogar riesengroße
Projekte aufbauen, die dann aber mit dem Missionar eines Tages einen
natürlichen Tod stürben.
Auf die Frage „Der Selige Gerhard war ein Benediktiner. Gibt es in der
Benediktinerregel Gedanken, Forderungen, die in der Bruderschaft
wiederzufinden sind?“ antwortete Pater Gerhard: „Der Selige Gerhard war ein
Benediktiner und von daher ist es ganz natürlich, daß in der Bruderschaft, die er
vor über 900 Jahren gegründet hat, benediktinisches Gedankengut eine ganz
zentrale Rolle spielt. Zum einen ist es die benediktinische Hospitalität, daß wir
uns um Gäste und um Kranke in ganz besonderer Weise annehmen. Das 36.
Kapitel der Regel des Hl. Benedikt sagt: „Die Sorge für die Kranken muß vor und
über allem stehen. Man soll ihnen so dienen, als wären sie wirklich Christus, hat
er doch gesagt ‚Ich war krank und ihr habt mich besucht‘ und ‚Was ihr einem
dieser geringsten getan habt, das habt ihr mir getan.“ Und genau diesen Satz der
Benediktusregel und den Geist der Benediktusregel wollen wir hier in unserer
Bruderschaft ins Leben umsetzen. Es ist also ein sehr benediktinischer Geist des
Betens und Arbeitens der auch im Motto der Malteser zum Vorschein kommt
„tuitio fidei et obsequium pauperum“ (Verteidigung des Glaubens und Hilfe den
Armen), was im Grunde nur eine Ausführung des benediktinischen Grundsatzes
des Betens und Arbeitens ist.“
3
Heutzutage sind wir








eine Gruppierung von nahezu 1500 Idealisten, die sich zum Ziel gesetzt hat,
Hilfsbedürftige zu befähigen, sich selbst zu helfen, und in dringenden Notfällen
direkt und unmittelbar zu helfen.
die südafrikanische Hilfsorganisation des Souveränen Malteser-Ritterordens, der
vor mehr als 900 Jahren durch einen Benediktiner, den Seligen Gerhard, als
Bruderschaft zur Krankenpflege gegründet wurde.
eine im Glauben fundierte Organisation die in die Tat umsetzt, was unser
Motto "tuitio fidei et obsequium pauperum", d.h. "Schutz des Glaubens und Hilfe
den Bedürftigen" aussagt.
ein "Privater Verein von Gläubigen" innerhalb der Katholischen Kirche, der
offen ist für Mitglieder jeder Konfession.
eine in den örtlichen Gemeinden verwurzelte regierungsunabhängige
Organisation, die freiwillig und ehrenamtlich arbeitet.
eine gemeinnützige Organisation, die nicht profitorientiert ist und sich der
Wohlfahrt aller Menschen widmet.
eine nicht diskriminierende und für jedermann offene Organisation, die den
Bedürftigen ohne Ansehen ihres Glaubens, ihrer Hautfarbe, ihrer
Parteizugehörigkeit und ihres sozialen Status hilft.
ein caritativer Verband, der im Rahmen seiner Möglichkeiten und der
Notsituation der Menschen entsprechend hilft.
Unsere Projekte
heute
Was wir tun ...
Blessed Gérard‘s
Kinderheim
Blessed Gérard‘s
Katastrophenschutz
Blessed Gérard‘s
Nothilfe
Blessed Gérard‘s
Hospiz
Blessed
Gérard‘s
Entwicklungs
hilfeZentrum
Blessed Gérard‘s
Stipendienfonds
Blessed
Gérard‘s
SeniorenClub
Blessed Gérard‘s
Krankenhilfefonds
Blessed Gérard‘s
AIDS Aufklärung
Blessed Gérard‘s
Hungerhilfe
Blessed Gérard‘s
Erste Hilfe und Notdienst
4
Blessed Gérard‘s
Kindergarten
Mandeni ist die AIDS-Hochburg der Welt!
Die Township
Sundumbili in Mandeni
wurde 1997 in der
südafrikanischen
Zeitschrift Drum als die
“AIDS Hauptstadt von
KwaZulu-Natal”
bezeichnet.
Ein repräsentativer
Test unter
Fabrikarbeitern der
Industriesiedlung
iSithebe ergab schon
damals eine Rate von
88% HIV-positiven
Ergebnissen.
76% der HIV Tests in
der Klinik von
Sundumbili fallen HIVpositiv aus (Januar
2004)
Damit hat das Gebiet um Mandeni einen traurigen Weltrekord erreicht, auf den
keiner stolz ist und den auch keiner zur Aufnahme in das Guinness Buch der
Rekorde vorschlagen wird.
Tatsache ist, daß wir mittendrin stehen und daß das öffentliche und private
Gesundheitssystem damit absolut überfordert sind. Die Kirche kann und darf da
nicht achselzuckend danebenstehen, sondern muß alle zur Verfügung stehenden
Kräfte mobilisieren. Die Weltöffentlichkeit und allen voran auch die Kirche haben
in den Monaten seit der Tsunami-Katastrophe in Ostasien in einer vorher nie
dagewesenen Solidarität gezeigt, daß auch heute noch Wunderbares geleistet
werden kann, wenn alle zusammenstehen und zusammenhelfen und geben, was
sie können, wie schon damals die Jünger bei der Brotvermehrung alles gaben,
was sie in Händen hatten und Christus dann das Wunder gewirkt hat, daß alle
bekamen, was sie brauchten.
Die AIDS-Welle hier ist eine noch viel schlimmere Katastrophe, weil sie nicht nur
eine einmalige Flut hervorgerufen hat, sondern das ganze Land ist andauernd
von AIDS überschwemmt und der Pegel steigt ständig an und läßt uns wenig
Hoffnung auf einen Rückgang in der näheren Zukunft. Gemäß UNAIDS leben in
Afrika südlich der Sahara 25 Millionen Menschen mit dem HIV Virus im Körper
und annähernd 2,5 Millionen sind im Jahr 2004 infolge von AIDS gestorben. Im
vergangenen Jahr sind 76% der HIV Tests in unserem Einzugsbereich positiv
5
ausgefallen, d.h. allein im Gebiet von Mandeni werden innerhalb weniger Jahre
wohl knapp 200000 Menschen an AIDS sterben.
In dieser alles bislang Dagewesene übersteigenden Massenkatastrophe können
wir nicht untätig sein und zusehen, sondern müssen tun was immer wir können,
die Flut zurückzudrängen und den Opfern dieser einzigartigen Tragödie
beizustehen.
Pro Tag sterben allein in unserem Hospiz bis zu fünf Patienten infolge von AIDS,
Tausende haben wir durch ambulante Pflege, Tagespflege und stationäre Pflege
betreut und weit über Tausend auf ihrem letzten Erdenweg im Sterben begleitet.
Laut UNAIDS (Stand: Ende 2004) leben in Afrika südlich der Sahara gerade
etwas mehr als 10% der Weltbevölkerung, aber 60% (25,4 Millionen) der HIVinfizierten Menschen weltweit. Davon sind 13,3 Millionen Frauen und 3,1
Millionen neu infiziert. Im Jahr 2004 starben 2,3 Millionen Menschen in Afrika
südlich der Sahara infolge von AIDS und in den vergangenen 25 Jahren waren
es mehr als 20 Millionen.
In keinem Land der Welt leben mehr HIV infizierte Menschen als in Südafrika mit
5,3 Millionen Infizierten.
Der Südafrikanische Rundfunk berichtete am 30. März 2005, daß Spezialisten
davon ausgehen, daß bis zum Jahr 2010 insgesamt 5 Millionen Menschen in
Südafrika an AIDS gestorben sein werden. Das bedeutet, daß es im Jahr 2010
soweit sein wird, daß zwei Drittel der Südafrikaner an AIDS oder auf AIDS
bezogenen Krankeiten sterben werden. Von 2001 bis 2011 wird die Geburtenrate
um 25% abnehmen und in derselben Zeit wird die Sterberate um 33 %
zunehmen. Bis zum Jahr 2010 werden 7 Millionen Menschen in Südafrika mit
dem HIVirus infiziert sein. Diese Voraussagen stützen sich auf die neuesten
Statistiken der Vereinten Nationen und „Statistics South Africa“.
Der Erhöhung der Lebenserwartung, die sich seit der Mitte des 20. Jahrhunderts
abgezeichnet hatte, hat sich seit der Mitte der Neunziger-Jahre umgekehrt und
wird in den nächsten beiden Jahrzehnten weiter fallen. Im Jahr 2000 war die
Lebenserwartung eines neugeborenen Südafrikaners bei 56 Jahren; im Jahr
2010 werden es nur noch 41 Jahre sein.
Zwischen 1997 und 2002 ist die Zahl der Verstorbenen in Südafrika um 57%
gestiegen; in der Altersgruppe der 25 bis 49-Jährigen war der Anstieg 116%.
Im Jahr 2010 werden in Afrika südlich der Sahara 18 Millionen AIDS-Waisen
leben.
Jede 6. Sekunde infiziert sich irgendwo auf der Welt ein Mensch mit HIV.
Alle zehn Sekunden stirbt weltweit ein Patient an AIDS.
6
Statistische Übersicht
kwaZulu/Nat
al
(2003)
HIV infizierte
Menschen
Südafrik
a
(2003)
5,6
Millionen
3,1
Millionen
davon Frauen
(15-49)
230.000
davon Kinder
(0-15)
davon Babies
26.228
Davon
Neuinfizierte
davon HIV
infizierte Waisen
(0-17)
660.000
1,1
Millionen
Waisen aufgrund
von AIDS (0-17)
370.000
AIDS-Tote
Anteil der HIV
infizierten
Personen an der
Gesamtbevölkerun
g
Afrika
südlich
der
Sahara
(2004)
60%*
25,4
Millione
n
13,3
Millione
n
1,9
Millione
n
37,5%
27,9%
Deutschlan
d
(2003)
43.000
9.500
-
Welt
(2003)
100%
37,8
Millione
n
17
Millione
n
2,1
Millione
n
3,1
Millione
n
9,6
Millione
n
12,1
Millione
n
2,3
Millione
n
7,5%
-
-
< 1.000
0,1%
4,8
Millione
n
11,5
Millione
n
15
Millione
n
2,9
Millione
n
1,1%
* d.h. in Afrika südlich der Sahara leben 10% der Weltbevölkerung, aber 60% aller HIV infizierten Menschen.
Quellen: UNAIDS, Südafrikanisches Gesundheitsministerium, SABC, HIVAN, AVERT
7
Auf die konzentrierte und enorme Not der südafrikanischen AIDS-Pandemie
reagierte die Bruderschaft des Seligen Gerhard in vielfältiger Weise:
1)
Schon am 23. Mai 1994 begannen sie mit einem HIV/AIDS
Aufklärungsprogramm.
Dabei klären sie die Öffentlichkeit – z.B. in Fabriken, Jugendgruppen,
pfarrlichen Veranstaltungen, aber auch über die Medien von Film, Rundfunk
und Internet - über AIDS auf und darüber wie man trotz HIV-Infektion positiv
leben kann.
2)
Am 3. September 1996 eröffnete die Bruderschaft ein neugebautes Hospiz,
das bis heute das größte Hospiz Südafrikas ist. Es ist das Ziel des Blessed
Gérard's Hospizes, Mandeni, die Versorgungslücke zwischen Krankenhaus
und Zuhause des Patienten zu überbrücken. Es bleibt den Krankenhäusern
hierzulande wegen ihrer geringen Zahl und des Bettenmangels oft gar nichts
anderes übrig, als Patienten (zu) frühzeitig zu entlassen, d.h. noch bevor sie
für sich selber sorgen können bzw. gesundet sind. Die Familien sind häufig
nicht in der Lage, für ihre kranken Angehörigen zu sorgen, weil es ihnen an
Selbstvertrauen, Ausbildung oder den pflegerischen Möglichkeiten fehlt, sich
um ihre wiedergenesenden Angehörigen zu kümmern. Die zweite Zielgruppe
des Hospizes sind Patienten, die im Krankenhaus nicht genommen werden,
weil sie z.B. eine infauste Prognose haben (Krebs/AIDS), aber auch zu
Hause nicht hinreichend gepflegt werden können.
Das Hospiz hat eine vierfache Aufgabe:
Die Ausbildung der Öffentlichkeit in Häuslicher Krankenpflege, damit sie
ihre eigenen Angehörigen zuhause angemessen betreuen können.
Kurse für Pflegehilfskräfte geben den aktiven Mitgliedern der Bruderschaft
die Kenntnisse und Fertigkeiten als freiwillige Helfer/innen im Hospiz
mitarbeiten zu können.
Daneben lernen sie pflegende Angehörige bei Hausbesuchen an, wie sie
sich am besten um ihr Familienmitglied kümmern können.
b) Eine wesentliche Aufgabe hat das Hospiz in der Häuslichen
Krankenpflege, um die Häusliche Pflege durch die Familie zu ergänzen
und mit Rat und Tat zu unterstützen durch Ausbildung und weitere Hilfen.
c) Als weitere Aktivität betreiben sie ein Tagespflege-Zentrum für kranke
Menschen, so daß Familienmitglieder die eine Arbeitstelle haben, diese
nicht aufzugeben brauchen, um für die Pflege ihres Angehörigen zur
Verfügung zu stehen, sondern ihren Patienten vor Arbeitsbeginn ins
Hospiz bringen und nach Arbeitsschluß ihn wieder mit nach Hause
nehmen können. Der Patient wird dann auch, je nach seinem
Krankheitszustand, an der Beschäftigungstherapie oder Freizeitaktivitäten
des Care Centre und Hospizes teilnehmen, damit er sich weder langweilt
noch unnütz fühlt.
a)
8
d)
Schließlich nimmt das Hospiz Kranke auch stationär auf und pflegt sie,
wenn die Pflege des Patienten nicht hinreichend durch die Ausbildung
seiner Familienangehörigen oder deren Unterstützung durch die Mobilen
Hauskrankenpflege-Teams, noch durch die Aufnahme im TagespflegeZentrum gewährleistet werden kann. Die stationäre Aufnahme läßt immer
noch die Möglichkeit offen, Familienmitglieder an ihrem eigenen
Angehörigen im Hospiz zu schulen.
3)
Am 9. Juli 2000 hat die Bruderschaft dann ein Kinderheim eingerichtet, um
ausgesetzten, vernachlässigten, unterernährten, mißhandelten,
mißbrauchten, kranken, behinderten oder verwaisten Kindern ein Zuhause zu
geben, die sonst keine Zukunft hätten. Viele davon sind selber HIV-positiv
und manche schon in der AIDS-Phase. Andere wiederum haben einen oder
beide Elternteile durch AIDS verloren und wenn es dann wirklich niemanden
aus der Familie gibt, der das Kind aufnehmen könnte und keine Pflegeeltern
gefunden werden können, dann nimmt das Kinderheim sie gerne auf und
bietet ihnen all die Liebe und Sorge, die sie sonst entbehren müßten.
4)
Seit September 2003 ist eine ganz neue, umfangreiche und umfassende
Aufgabe auf das Hospiz zugekommen, weil es von der Südafrikanischen
Bischofskonferenz gebeten wurde, bei einem landesweiten Programm zur
antiretroviralen Behandlung von AIDS-Patienten mitzuwirken. Dem Hospiz
kam dabei eine Art Pionierrolle zu, weil es die dritte Einrichtung der
Katholischen Kirche überhaupt war, die mit dieser enorm
verantwortungsvollen und herausfordernden Aufgabe betraut wurde.
Das war der Beginn des
•
Das Hospiz bietet mittellosen AIDS-Patienten kostenlos Hoch-Aktive AntiRetrovirale Therapie (HAART)
•
als eines der ganz wenigen regierungsunabhängigen, aber von der
Regierung anerkannten (kostenlosen) AIDS-Behandlungszentren
Südafrikas
•
im Namen und Auftrag der Südafrikanischen Bischofskonferenz
•
mit Unterstützung der Regierung der U.S.A. (President’s Emergency Plan
for AIDS Relief – PEPFAR)
über die Catholic Relief Services.
•
9
•
Das HAART-Management-Team besteht aus einem Seelsorger, einer
Projekt-Managerin, einer Krankenschwester und einer Ärztin, die alle eine
Fachausbildung in der AIDS-Behandlung absolviert haben.
•
Das HAART Progrsamm hat 16 Pflegekräfte hauptamtlich angestellt und
sie als Therapieberater und Ausbilder für die Patienteninformation über
HAART ausgebildet.
•
Das Hospiz hält kontinuierlich HAART-Vorbereitungskurse, an denen die
eigenen Patienten und Patienten des Kreiskrankenhauses von Stanger
teilnehmen.
•
Mittlerweile behandelt das Hospiz bereits über 100 Patienten mit
antiretroviraler Medizin und es kommen ständig neue dazu.
•
Das Hospiz macht regelmäßig Hausbesuche bei allen Patienten, um
sicher zu gehen, daß sie die Medikamente auch wirklich einnehmen und
vertragen.
10
Dr. Roux Martinez,
Assistenzärztin in
Unfall- und
Transplantationschirurgie in
Kapstadt/Südafrika
antwortete auf die
Frage, warum Sie
aktives Mitglied in der
Bruderschaft des
Seligen Gerhard
wurde:
“In der Tat gibt es viele
Gründe, diesen Dienst
zu leisten. Meine erste
Motivation war es,
einfach als Ärztin zu
helfen und da war
etwas, was ich immer schon tun wollte. All diese Jahre habe ich in hochtechnisierten modernen Krankenhäusern gearbeitet und versucht eine gute
Ärztin zu sein. Ich habe mich wirklich bemüht, mich um den Patienten als
Mensch zu kümmern neben all den Untersuchungen, der Röntgendiagnostik und
der komplizierten Technik und als ich zum ersten mal hierher kam – ich kam nur
hierher (zu Besuch) weil es schlechtes Wetter war und ich an diesem Tag nicht
zum Strand gehen und mich dort sonnen konnte – da betrat ich dieses Haus
und ich fand diesen Himmel von Pflege.
11
Blessed Gérard’s Hospiz HAART Programm
SACBC, CRSC & PEPFAR
Blessed Gérard’s Hospiz HAART Programm (Hoch- Aktive Anti-Retrovirale Therapie),
ein Gemeinschaftsprojekt von Blessed Gérard’s Hospiz und der Südafrikanischen
Bischofskonferenz hat sich seit September 2003 entwickelt und ist enorm gewachsen.
Wir sind der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika sehr dankbar dafür, daß sie
Gelder durch ihren “President’s Emergency Plan For AIDS Relief” (PEPFAR) über das
“Catholic Relief Services Consortium” (CRSC) an die “Southern African Catholic
Bishops’ Conference” (SACBC) geben, um einen wesentlichen Teil der Programmkosten
damit zu finanzieren. Durch die bewundernswerte Arbeit des AIDS Büros der
Bischofskonferenz konnten bislang 21 funktionierende AIDS Behandlungszentren in
ganz Südafrika etabliert werden und wir sind stolz darauf als “SACBC Site 3” eines der
ersten davon zu sein.
Es war sehr schwierig einen Arzt und eine Krankenschwester zu finden, die dazu bereit
waren, nach Mandeni zu kommen, dessen geographische Lage oft als “am Ende der
Welt” bezeichnet wird. So dauerte es bis zum 1. August 2004, daß eine Ärztin bei uns
ihren Dienst antrat. Die Krankenschwester, Sr. Elisabeth Coetzer hatte schon früher für
uns zu arbeiten begonnen und hatte die erforderliche Spezialausbildung in AIDSBehandlung bereits absolviert. Das Team von Pater Gerhard Lagleder, Frau Clare
Kalkwarf, Dr. Lerato Gabela und Sr. Elisabeth Coetzer ist gut aufeinander abgestimmt
und sie haben unendlich hart gearbeitet und damit erreicht, daß das Programm erfolgreich
angelaufen ist.
Wir haben sechzehn unserer Mitarbeiter als Therapieberater ausgebildet, um sie zu
befähigen, die Patienten zu beraten, Vorbereitungskurse auf AIDS Behandlung
durchzuführen und bei der Überwachung der Medikamenteneinnahme zu helfen.
Blessed Gérard’s Pflegezentrum wurde vom Gesundheitsministerium von KwaZuluNatal als Behandlungszentrum für Antiretrovirale (ARV) Therapie akkreditiert. Wir
arbeiten parallel und in Zusammenarbeit mit dem ARV Therapieprogramm der
Südafrikanischen Regierung. Das führte auch dazu, daß wir Patienten und Personal des
Kreiskrankenhauses in Stanger ausgebildet haben, um die Regierung beim Aufbau ihres
ARV Behandlungsprogrammes zu unterstützen. Wir unterrichten auch weiterhin die
Patienten des Krankenhauses Stanger aus unserer Gegend in unseren HAART
Vorbereitungskursen. Somit haben wir eine sehr gute und nutzbringende gegenseitige
Zusammenarbeit entwickelt.
12
Gottlob hatten wir noch bevor unsere Ärztin angestellt werden konnte, alles schon
minutiös vorbereitet. Wir hatten viel nachgeforscht wie man so ein Programm organisiert
und alle Mitglieder des HAART Teams hatten eine Fachausbildung in der HIV/AIDS
Behandlung absolviert. Als die Ärztin dann kam, war der Anfang leicht. Innerhalb des
ersten Monats hatten wir die ersten drei Patienten in ARV Behandlung. Nach vier
Monaten waren es 37 AIDS Patienten unter Behandlung und im Juni 2005 waren es
bereits 110 Patienten.
Dieses Programm erfordert eine absolute Bereitschaft des Patienten, alles Notwendige zu
tun. Wir erwarten, daß sie volle Verantwortung für ihre eigene Gesundheit und ihr
Wohlergehen übernehmen. Deshalb müssen alle Kandidaten für das HAART Programm
den bereits oben erwähnten 16-stündigen Vorbereitungskurs, der der Aufnahmefähigkeit
halber die Lektionen auf vier Wochen verteilt, absolvieren. Sie müssen einen
“Behandlungs-Kumpel” haben, der die Ausbildung mit ihnen mitmacht und sie dann
während der Therapie begleitet, sie ermutigt und daran erinnert, die Medizin regelmäßig
und ohne Unterbrechung bis ans Lebensende einzunehmen; der sie berät sich mit dem
Hospiz in Verbindung zu setzen, falls sie Hilfe brauchen. Dieser Vorbereitungskurs hat
folgenden Lehrplan:
Woche 1: Kursabschnitt A




Zweck der Ausbildung und Erwartungen
Versprechen von Vertraulichkeit
Einführung in das Hospiz
Brandmarkung, Selbstmitteilung und Positives Leben
Woche 2: Kursabschnitt B




Grundkenntnisse über HIV/AIDS & WHO Stadien
Blutuntersuchungen (Schnelltest, CD4 Zählung & Virenbelastung)
Mit HIV assoziierte opportunistische Infektionen & Krebsarten
Vorbeugung von Lungenentzündung und Meningitis
Woche 3: Kursabschnitt C





HIV/AIDS-Behandlung: Antiretrovirale (ARV) Therapie
ARV verläßliche Einnahme
ARV Nebenwirkungen
ARV Resistenz
ARV Überwachung
Woche 4: Kursabschnitt D


Der genaue Ablauf des Blessed Gérard’s Hospiz HAART Programms
Erstellen eines Behandlungsplanes
13
Es gibt wirklich viel zu lernen und beim Kursende können die Patienten eine auf gute
Informationen basierende Entscheidung treffen, ob sie die ARV Behandlung auf sich
nehmen wollen oder nicht und unter der Führung der Ärztin können sie entscheiden,
welche Medizin sie nehmen können.
Seit wir unser ARV Behandlungsprogramm begonnen haben, ist unsere Arbeitsbelastung
sprunghaft angestiegen, zumal es sich um ein so intensives und diffiziles Programm
handelt, wobei die Patientenbegleitung von höchster Wichtigkeit ist. Nicht nur unsere
Arbeit, auch unsere Unkosten sind dramatisch angestiegen. Die Regierung der USA
bezahlt über CRSC und die Bischofskonferenz nur für die Medikamente und die
Blutuntersuchungen und auch das ist nicht langfristig garantiert, d.h. über kurz oder lang
werden wir selber alle notwendigen Mittel aufbringen müssen, aber schon jetzt bleibt
durch alle Personal- und Betriebskosten ein großer Differenzbetrag übrig, den wir durch
Spenden finanzieren müssen.
Das HAART Programm verursacht auch große “versteckte Kosten” für Schreibwaren,
Drucken, Kopieren, Ausrüstung mit Medien für die HAART Vorbereitungskurse,
Prophylaxe von opportunistischen Infektionen, Hausbesuche und Häusliche Pflege,
Ausbildung von Therapieberatern, Anstellen einer extra Krankenschwester und anderer
Pflegekräfte wegen der gestiegenen Patientenzahl im Hospiz, auch wenn Patienten wegen
opportunistischer Infektionen oder Nebenwirkungen der Medikamente stationär
aufgenommen werden müssen.
Bei einer so schwierigen Behandlung ist es fast unmöglich, irgendwelche zutreffenden
Prognosen zu machen, die Fachliteratur ist jedenfalls davon überzeugt, daß einem AIDSPatienten bei rechtzeitigem Behandlungsbeginn und regelmäßiger
Medikamenteneinnahme weitere zehn, vielleicht fünfzehn oder gar zwanzig Lebensjahre
dazugeschenkt werden können. Daher ist unser HAART Programm extrem wertvoll, da
wir damit Kindern ihre Mutter und Eltern ihre Kinder zurückgeben und die Väter zu ihrer
traditionellen Rolle als Brotverdiener zurückkehren können und die wesentlich
gekräftigten Körper und lachenden Gesichter unserer Patienten sind ein wunderbares
Zeichen, daß sich all der Riesenaufwand vielfach lohnt.
14
Die Geschichte der Qalile Uhlelo
Qalile Uhlelo*, eine 39-jährige Frau, kam im August 2004 ins Blessed Gérard’s Hospiz
und bat um Hilfe. Sie war sehr krank und hatte alle Arten von opportunistischen
Infektionen. Sie gab ganz offen zu, daß sie HIV positiv ist. Sie hatte gehört, daß wir ein
antiretrovirales Behandlungsprogramm begonnen haben.
Qalile hatte ihr erstes Vorgespräch. Sie antwortete ohne Vorbehalt auf all unsere Fragen.
Sie lebt im Umkreis von Mandeni und ist fest entschlossen zu überleben. Ihr Arbeitgeber
unterstützte sie vollends
und ermutigte sie, sich
in Behandlung zu
begeben.
Anfang September
nahmen wir ihr Blut ab
für ein Gesamtblutbild.
Der Schock folgte mit
dem Erhalt der
Untersuchungsergebniss
e: Mit einem CD4 Wert
von 1 Zelle/mm³ und
einer hohen
Virenbelastung von
90536 Viren/ml war es
nahezu unglaublich, daß
sie noch auf den Beinen
war. Ein HIV negativer
Die ersten Blutproben bei der Abholung durch den Kurierdienst
Mensch hat 800-1300
zum Transport ins Labor..
Zellen/mm³.
Wir boten Qalile wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes die stationäre Aufnahme
im Blessed Gérard’s Hospiz an. Sie stimmte zu. Qalile war eine Musterpatientin und tat
alles, was man von ihr verlangte. Antiretrovirale Behandlung ist nicht so einfach wie das
Einnehmen von Schmerztabletten und bedarf einer gründlichen Patienteninformation und
einer Selbstverpflichtung seitens des Patienten. Deshalb ist es eine Bedingung, daß alle
Kandidaten für das HAART Programm eine vierwöchige Ausbildung bekommen, um alle
Gesichtspunkte der Behandlung zu erlernen, zu akzeptieren und später einzuhalten.
15
Die erste Woche des
Behandlungskurses
begann. Es war Dienstag
morgen und alles war
vorbereitet. Leider
entwickelte Qalile einen
schlimmen
Brechdurchfall. Unsere
Ärztin verschrieb die
nötige Medizin, um dies
in Griff zu bekommen,
aber es half nichts. Qalile
wurde schwächer und wir
hatten Angst, daß sie in
ernster Lebensgefahr
schwebte. Doch dann
reagierte sie langsam, Tag
Der erste HAART Vorbereitungskurs
für Tag ein bißchen mehr,
auf die Behandlung. Wir hatten den Brechdurchfall zum Stillstand gebracht, aber jetzt
entwickelte sie eine periphere Nervenentzündung und konnte deshalb nicht mehr gehen.
Es war zu schmerzhaft für sie, ihre Füße auf den Boden zu stellen.
Qalile gab ihren Kampf nicht auf. Sie überwand ihre opportunistischen Infektionen so
weit, daß unsere Ärztin sich entschloß, ihr das, was sie im Vorbereitungskurs versäumt
hatte, durch private “Nachhilfe” aufholen zu lassen. Sie zeigte eine so große und
ansteckende Begeisterung, daß sie damit auch andere Patienten, die Ärztin, die
Krankenschwestern und Pflegekräfte inspirierte und auch diese machten ihr weiterhin
Mut. Die zweite Woche des Kurses kam und ging ohne jegliche weiteren Probleme, so
auch die dritte und vierte Woche. Jetzt war die Zeit gekommen zusammen mit der Ärztin
ihren Behandlungsplan zu machen: Zu welcher Zeit kann sie jeden Tag ihre Medizin
einnehmen? Wo und in welchem Behältnis wird sie die Medikamente aufbewahren?
Qalile beantwortete alle Fragen unter der Anleitung der Ärztin.
Nach Abschluß dieses Prozesses war die Zeit gekommen, den Behandlungsvertrag zu
lesen und zu verstehen. Dieser wurde ihr in aller Ausführlichkeit erklärt. Qalile hörte gut
zu als sie gebeten wurde sich zu verpflichten, ein positives, gesundes Leben zu leben und
die Vorschriften des HAART Programms einzuhalten. Qaliles Herz pochte vor freudiger
Erwartung, als sie den Vertrag unterschrieb. Der Direktor des Hospizes unterzeichnete
ebenso und versprach damit, ihr die Medikamente zu geben und sie körperlich,
psychologisch und seelisch zu unterstützen. Jetzt war es so weit! Qaliles
lebensverlängernde Medikamente kamen.
16
1. Tag: Qalile ging es gut.
2. Tag: Qalile hatte
leichte Übelkeit.
3. Tag: Qalile begann zu
erbrechen.
4. Tag: Qalile fühlte sich
wohl.
5. Tag: Qalile fühlte sich
etwas kräftiger.
6. Tag: Qalile wurde nach
Hause entlassen.
10. Tag: Qalile kam ins
Hospiz zu einer
Nachuntersuchung
zurück. Sie fühlte sich
nicht allzu gut. So
entschloß man sich, sie
Die erste HAART Patientin bekommt zum ersten mal
wieder stationär
ihre antiretroviralen Medikamente.
aufzunehmen. Qaliles
Immunsystem begann wieder zu arbeiten und machte Schwierigkeiten.
17. Tag: Wir entschlossen uns, noch ein paar Blutuntersuchungen zu machen, um zu
sehen, wie sich Qaliles Zustand wirklich besserte. Ihr CD4 Wert war auf 8 Zellen/mm³
angestiegen. Sie war auf dem Weg der Besserung. Wir pflegten sie während dieser ersten
Zeit der Immunrekonstitution und als sie darüber hinweg war, entließen wir sie wieder
nach Hause. Qalile kam von da an jede Woche zu unserer Ärztin zu ihrer
Nachuntersuchung. Am 3. November machten wir eine erneute Blutuntersuchung. Dieses
mal war der CD4 Wert auf 18 Zellen/mm³ angestiegen. Das gilt noch immer als extrem
niedrig, aber es zeigt eine Besserung an. Interessant war die Untersuchung der
Virusbelastung, die auf 74 Viren/ml abgesunken war und das ist ein großartiges Ergebnis.
Qalile geht es weiterhin jeden Tag etwas besser. Am 6. Dezember war ihr CD4 Wert 39
Zellen/mm³. Sie ist noch immer eine vorbildliche Patientin und tut alles, was man ihr
sagt. Danke, Qalile, für Ihre Ermutigung und dafür, daß Sie unter Beweis stellen wie gut
unser HAART Programm funktionieren kann, um die Lebensqualität von HIV/AIDS
Patienten wesentlich zu verbessern.
* Das ist eine wahre Geschichte, aber der Name ist aus Datenschutzgründen frei
erfunden.
17
Die Geschichte der Ngapumelela Ngosizo
Ein bewußtloser Patient mit Tuberkulose und Gehirnhautentzündung wurde 1999 im
Blessed Gérard’s Hospiz stationär aufgenommen. Er kam aus einer sehr gut sorgenden
Familie, die eine Helferin für seine Pflege angestellt hatten. Das war Ngapumelela
Ngosizo*. Ngapumelela beschloß, auch weiterhin für ihren Patienten zu sorgen und so
absolvierte sie unsere Ausbildung für Pflegekräfte und wurde ein Mitglied der
Bruderschaft des Seligen Gerhard.
Ngapumelela kam jeden Tag, um sich um ihren Patienten zu kümmern und sie nahm sich
auch um die anderen Patienten an, die mit ihm das Zimmer teilten. Bei seiner Entlassung
sorgte sie weiterhin für ihn zu Hause. Letztendlich starb er und Ngapumelela half
weiterhin als freiwillige Helferin im Blessed Gérard’s Hospiz und kümmerte sich so um
andere kranke Leute. Dann fand sie Arbeit in einer Fabrik und hatte wenig Zeit zur
ehrenamtlichen Mitarbeit, blieb aber mit uns in Verbindung.
Eines Tages im Juni dieses Jahres klingelte das Telefon in meinem Büro. “Ngapumelela
Ngosizo ist hier und möchte mit ihnen sprechen”, wurde mir gesagt. Wie immer war ich
sehr glücklich, ihr lächelndes Gesicht zu sehen. Als ich ins Erdgeschoß ging, um sie zu
treffen, lächelte sie nicht. Ich wußte, da stimmt etwas nicht. Wir setzten uns und
Ngapumelela bat mich, ihre Tochter ins Blessed Gérard’s Kinderheim aufzunehmen.
“Warum?”, fragte ich. Ngapumelela begann zu weinen. Sie erzählte mir, daß sie gerade
eben aus dem Krankenhaus entlassen wurde und an Tuberkulose
leidet. Sie sagte mir, daß sie AIDS hat. Sie war wirklich krank und es
ging ihr jeden Tag schlechter. Ihre Schwester, die sich vorher um sie
angenommen hatte, hatte sie davongejagt, weil sie krank war. Ihre
Mutter und Geschwister hatten sie ebenfalls ausgestoßen.
Ngapumelela hatte nicht gearbeitet und mußte sich auf ihre Schwester
verlassen, damit sie und ihre Tochter leben konnten. Ohne diese
Unterstützung war Ngapumelela verzweifelt. “In Ordnung” sagte ich,
“aber ich möchte Ihnen gern ein besseres Angebot machen.”
Ngapumelela blickte mich mit ihren verweinten Augen fragend an.
“Ich möchte Ihnen genug Zeit anbieten, Ihre Tochter großzuziehen,
zur Arbeit zurückzukehren und Freude an ihrem Leben zu haben.” Ngapumelela weinte
lautlos weiter als ich fortfuhr: “Wir sind gerade dabei, unser Behandlungsprogramm mit
antiretroviralen Medikamenten zu beginnen und ich möchte Ihnen anbieten, eine der
Ersten zu sein, die bei diesem Programm mitmachen.” Ngapumelela hörte zu weinen auf
und ihr Gesicht spiegelte Hoffnung und Erleichterung wider. Sie hinterließ ihre derzeitige
Telefonnummer und ging nach Hause.
Zwei Monate später hatte ich die große Freude Ngapumelela anzurufen und sie zur
Blutuntersuchung und zum ersten HAART Vorbereitungskurs einzuladen. Sie schloß
ihren Kurs ab und weil sie alle Kriterien erfüllte, die Voraussetzung sind, zum Programm
zugelassen zu werden, bekam sie ihre antiretrovirale Therapie. Sie hatte an keinerlei
18
Nebenwirkungen zu
leiden, sie hat viel
zugenommen und
sieht jetzt viel
gesünder und
glücklicher aus.
Eine der schönsten
Auswirkungen ist
die Tatsache, daß
Ngapumelelas
Tochter ihre Mutter
zurückbekommen
hat!
* Dies ist eine
wahre Geschichte,
aber der Name ist
aus
Datenschutzgründen
frei erfunden.
Ngapumelela mit einem Foto ihrer Tochter
19
SPENDENAUFRUF
Die gesamte Arbeit der Bruderschaft des Seligen Gerhard muß aus
Spendenmitteln finanziert werden, weil die Patienten so arm sind, daß sie keine
Unkostenbeiträge leisten können. Pater Gerhard ist auf Ihre Mithilfe angewiesen
und für jede Spende sehr dankbar, ob groß oder klein.
Die monatlichen Gesamtkosten für die antiretrovirale Behandlung eines AIDSPatienten belaufen sich auf umgerechnet 150 Euro. Pater Gerhard sucht daher
ganz dringend Gruppen, Pfarreien, Vereine, Clubs, Schulklassen, Firmen oder
Einzelpersonen, die bereit und in der Lage wären, durch eine monatliche
Überweisung von 150 Euro sozusagen eine Art „Patenschaft“ für einen AIDSPatienten zu übernehmen.
Natürlich ist auch jeder kleinere Betrag sehr willkommen oder Spenden für eine
der anderen Aufgaben der Bruderschaft.
Weitere Informationen
finden Sie im Internet bei
www.bbg.org.za oder senden Sie eine e-mail an P. Gerhard über [email protected]
Pater Gerhard Lagleder OSB
P O Box 440
Mandeni 4490
South Africa
Telefon 0027 32 4562743
Telefax 0027 32 4567962
20
Bitte kreuzen
 Sie an wie Sie den Schützlingen der Bruderschaft des Seligen Gerhard helfen
wollen!

Ich möchte das Blessed Gérard’s Hospiz
HAART Programm durch eine
Patenschaftsspende in Höhe von 150 €uro
pro Monat unterstützen.

Ich möchte die Brotherhood of Blessed
Gérard als Fördermitglied durch eine
 jährliche
 vierteljährliche
 monatliche
Spende von __________ €uro unterstützen.

Ich ermächtige Sie, die Spende jeweils bei Fälligkeit von meinem Konto Nr.
___________________
bei der ____________________________________(Bank) Bankleitzahl
_____________________________
erstmals am
____________________________________________________________________einzuziehe
n.
Titel (Herr/Frau/Dr):
_______________________________________________________________________
Vornamen:
_____________________________________________________________________________
__
Familienname oder Firma/Verein:
____________________________________________________________
Geburtsdatum:
____________________________________________________________________________
Straßenanschrift:
__________________________________________________________________________
Postfach:
_____________________________________________________________________________
____
Postleitzahl: _________________ Ort:
_________________________________________________________
 (privat) Vorwahl _____________ Nr.
21
_______________________________________________________
 (dienstlich) Vorwahl ___________ Nr.
______________________________________________________
Fax Vorwahl __________ Nr.
_______________________________________________________________
Email Adresse:
___________________________________________________________________________
Homepage URL:
http://____________________________________________________________________
Ort: __________________________ Datum: ___________________________
Unterschrift des Antragstellers: _______________________________________
Senden Sie dieses Formular an:
Brotherhood of Blessed Gérard · Herrn Johannes Lagleder · Eichstätter Str. 34 · D-86633
Neuburg
 08431-46555 · Fax 08431-644114
22
Herunterladen