Antibiotika und Chemotherapeutika

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Antibiotika und Chemotherapeutika - Ein Repetitorium
von Dr. Sabine Hansel-Bessey
Zentralinstitut für Laboratoriumsmedizin
Kreiskrankenhaus Böblingen
Ziel der Behandlung : Bekämpfung der Infektion!
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Antibiotika : natürlich vorkommende Stoffe aus Pilzen und Bakterien
Chemotherapeutika :synthetische Stoffe
Entdeckung der Antibiotikawirkung 1928 durch Fleming (England)
Zufall: mit Pilz (Penicillim notatum) verunreinigte bakterienkultur zeigte Wachstumshemmung.
Vor der Entdeckung der Antibiotika gab es kaum Möglichkeiten, bakterielle Infektionen zu bekämpfen.
Heute sind die meisten der früher oft tödlich verlaufenden Erkrankungen zu therapieren.
z.B. Scharlach, Diphterie, Keuchhusten, Sepsis, Meningitis
Wünschenswerte eigenschaften:
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schnelle Wirksamkeit
geuielt gegen den Erreger
keine Schädigung des erkrankten Organismus( keine Nebenwirkungen)
schnelle Resorption und Verteilung
orale Anwendung möglich (ambulante Patienten, banale Infekte)
gute Penetration an den Ort der Infektion (Gewebe, Knochen, Liquor)
keine Resistenzentwicklung
keine Metabolisierung zu toxischen Produkten
Wirkungsweise:
1.
2.
bakteriostatisch : reversible Hemmung der Bakterienvermehrung (Teilung)
entgültige Eliminierung erfolgt durch die körpereigene unspezifische Immunabwehr.
d.h. keine bakteriostatischen Antibiotika bei abwehrgeschwächten Patienten oder schwersten
Erkrankungen (Sepsis,Endokarditis)
bakterizid : irreversible Schädigung der Bakterien und Abtötung.
MIC/MHK: minimale Hemmkonzentration
Konzentration, die ausreicht, um in vitro das Wachstum aller Bakterien zu hemmen
MBK: minimale bakterizide Hemmkonzentration
nach 24h sind alle Keime abgestorben
Angriffsmöglichkeiten:
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Eingriffe in den Stoffwechsel der Bakterien z.B. Einbau fehlerhafter Bausteine
(Folsäurestoffwechsel, Sulfonamide)
Störung der Mureinsythese – Lyse der Bakterien (beta-lactam-Antibiotika)
Störung der Proteinbiosythese
Störung der DNA-Replikation (Gyrasehemmer)
Nebenwirkungen:
1.
2.
toxische Wirkung auf das Gewebe
(durch Kummulation, geringe Elimination)
allergische Reaktionen (Penicilline)
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3.
biol. Nebenwirkungen : Störung der körpereigenen Flora oder Änderungen der
Keimzusammensetzung (Enterokokken selektion bei Cephalosporingabe, pseudomembranöse
Colitis nach ClindamycinTherapie durch Überwucherung von Clostridium difficile)
Bakterienresistenzen
Mechanismen
1.
2.
3.
4.
Produktion inaktivierender Enzyme, z. B. Penicillinase (Beta-Lactamase)
Cephalosporinase, Aminoglykosidasen.
Resistente Zielmoleküle
Permeabilitätsbarriere ( kein Durchtritt des Antibiotikums durch die
Bakterienwand.
Aktiver Efflux : Ausschleusen des Antibiotikums aus der Zelle (z.B. bei Tetrazyklinen)
Entstehung von resistenten Keimen
1.
2.
natürliche Resistenz, d.h. Substanz wirkt gegen diese Bakterienart gar nicht.
erworbene Resistenz : eigentlich empfindliche Stämme erwerben die Resistenz durch Änderung
des Erbgutes.
a) durch Mutation entstehen R-Gene, die die obengenannten Mechanismen in Gang setzen.
b) horizontaler Transfer bei Transformation und Konjugation
Selektion:
Entstehen resistenter Stämme durch häufige und ungezielte Antibiotikagabe
(Krankenhauskeime, nosokomiale Infektionen)
Problemkeime :
multiresistente Keime, z.B. Pseudomonaden, MRSA (Methicillin resistenter Staph. aureus), MRSE
(Methicillin resistenter Staph. epidermidis)
Methoden der Resistenzprüfung: (Antibiogramm)


Agardiffusionstest:
Nähragar wird mit Keimsuspension beimpft und die Antibiotika-beschichteten
Plättchen werden aufgelegt. Nach 24 h Inkubation können die Hemmhöfe abgelesen
werden.
Reihenverdünnungstest:
geometrische Verdünnungsreihe der Antibiotika in Flüssigmedien.
Trübung bedeutet Wachstum und damit Resistenz.
Minimale Hemmkonzentration (mg/l) ist die Konzentration, die gerade noch das Wachstum
hemmt
Wichtige Antibiotikaklassen
Die angegebenen Handelsnamen sollen nur Vorschläge sein. Ausserdem sind dies deutsche Präparate,
sodass es vorkommen kann ,daß es dieses in Österreich einen anderen Namen hat.
1. Penicilline und Derivate
2. Cephalosporine
3. Andere ß-Lactam Antibiotika
4.Makrolide
5. Tetrazykline
6. Lincosamine
7. Sulfonamide
8. Aminoglycoside
9. 4-Chinilone (Gyrasehemmer)
10. Nitroimidazole
11. Glycopeptide
12. Chloramphenicol
13. Neue Antibiotikeentwicklungen
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1. Penicilline und Derivate:
Penicillin G (z.B.: Penicillin G i.v.)
Penicillin V (oral) (z.B.: Isocillin)
Amoxycillin (z.B.: Amoxypen)
Ampicillin (z.B.: Binotal)
Azlocillin (z.B.: Securopen)
Mezlocillin (z.B.: Baypen)
Piperacillin (z.B.: Pipril)
Oxacillin (z.B.: Stapenor)
Flucloxacillin (z.B.: Staphylex)
Amoxycillin/Clavulansäure (z.B.: Augmentin)
Gute Wirksamkeit gegen Streptokokken, Pneumokokken, Clostridien, gram-negative Bakterien
weitgehend resistent.
Substanz
Penicillin G
Ampicillin
Mezlocillin
Piperacillin
Flucloxacillin
Amoxycillin/
Clavulansre.
ß-Lacta.stabil
nein
nein
nein
nein
ja
Streptok. Staphylok.
+++
(+)
+++
+
+++
+++
+
+++
+++
ja
+++
Gram neg. Stäbe
(+)
++
++
-
++
+++
2. Cephalosporine:
1.
2.
3.
Generation:
Cephazolin (z.B.: Gramaxin) stabil gegen Penicilinasen,aber nicht Cephalosporinasen
Generation
Cefuroxim (z.B.: Zinacef)
Cefotiam (z.B.: Spicef)
Cefoxitin (z.B.: Mefoxitin) stabil gegen Penicilinasen,aber nicht Cephalosporinasen
Generation
Cefotaxim (z.B.: Claforan)
Ceftriaxon (z.B.: Rocephin)
Ceftazidim (z.B.: Fortum) stabil gegen Penic. Und Cephal.
Orale Cefalosporine:

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
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Cefaclor (1.G.) (z.B.: Panoral)
Cefuroxim/Axetil (2.G.) (z.B.: Zinnat)
Cefpodoxim (3.G.) (z.B.: Orelox)
Cefixim (z.B.: Cephoral)
Staphylokokkenwirksamkeit nimmt von oben nach unten ab
Wirksamkeit gegen gram-negative Erreger nimmt zu
für Kinder und in der SS zugelassen.
3. Andere ß-Lactam Antibiotika
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Imipenem (z.B.: Zienam)
Meropenem (z.B.: Meronem)
Wirkt gegen:
Enterobakterien, Staphylokokken, Streptokokken, Pseudomonas, Listerien
nicht wirksam gegen :
MRSA, Xanthomonas maltophilia
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bei älteren Kindern zugelassen und bedingt in der SS
4.Makrolide
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
Erythromycin (z.B.: Pädiathrocin)
Azithromycin (z.B.: Zithromax)
Clarithromycin (z.B.: Klacid)
Wirkungsspektrum: Borrelien, Campylobacter, Legionellen, Chlamydien, Meningokokken, Branhamella,
Mykoplasmen, Pneumokokken, Streptokokken, Hämophilus, Listerien
für Kinder zugelassen (Klacid u. Zithromax nicht in SS)
5. Tetrazykline
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
Doxycyclin (z.B.: Vibramycin)
Tetrazyklin (nicht mehr i.Handel)
Wirksam gegen zellwandlose Erreger (Mykoplasmen etc.), Chlamydien, Legionellen, Rickettsien,
Borrelien, Brucellen, Listerien, Vibrionen
Häufig Resistenzen gegen gram-neg. Bakteien.
nicht i.d. SS und bei Kindern <9 Jahre
6. Lincosamine
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Clindamycin (z.B.: Sobelin)
Rifampicin (z.B.: Rifampicin)
Wirksam gegen: Staphylokokken, Anaerobier, Mycobakterien (nur Rifampicin)
nicht wirksam gegen gram-negative Stäbe!
Clindamycin: nur gegen grampos. K. und gramneg. Anaeerobier
nicht zugelassen i.d. SS
7. Sulfonamide
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Cotrimoxazol (z.B.: Cotrim,Eusaprim)
Trimetoprim/Sulfamethoxazol
Wirksam gegen :
Enterobakterien, Yersinien, Vibrionen, Staphylokokken, Meningokokken, Toxoplasmen
häufig Resistenzen
nicht zugelassen i.d. SS und bei Neugeborenen
8. Aminoglycoside
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Gentamicin (z.B.: Refobacin) gute Wirksamkeit gegen gram-neg. Keime, aber oto- und
nephrotoxisch
Tobramycin (z.B.: Gernebcin)
Amikacin (z.B.: Biklin)
Streptomycin (Tuberkulosetherapie)
Neomycin (nur topisch)
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Wirksam gegen:
Enterobakterien, Pseudomonas, Staphylokokken
kaum wirksam gegen:
Streptokokken
Nebenwirkungen: Oto- und nephrotoxisch
9. 4-Chinilone (Gyrasehemmer)
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
Ciprofloxacin (z.B.: Ciprobay)
Ofloxacin (z.B.: Tarivid)
Norfloxacin (z.B.: Barazan)
Moxifloxacin (z.B.: Avalox)
Wirksam gegen:
Enterobakterien, Pseudomonas , Staphylokokken
weniger wirksam gegen :
Streptokokken
Ofoxacin breites Spektrum, gute Gewebegängigkeit
Ciprofloxacin, Moxifloxacin auch gute Wirkung auf grampositive Kokken
10. Nitroimidazole
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Metronidazol (z.B.: Clont, Flagyl)
Wirksam gegen :
Anaerobier, Gardnerella, Trichomonas, anaerobe Kokken
nicht zugelassen i.d. SS
11. Glycopeptide
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Vancomycin (z.B: Vancomycin)
Teicoplanin (z.B.: Targocid)
Wirksam gegen :
Staphylokokken, Streptokokken, Enterokokken, Clostridien, anaerobe Kokken
nicht wirksam bei:
gram-negativen Keimen !
Vancomycin wird oral nicht resorbiert !
nicht zugelassen i.d. SS
12. Chloramphenicol
breites Spektrum, aber hoch toxisch (aplastische Anämie)
13. Neue Antibiotikeentwicklungen
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Streptogramine: (Quinupristin/Dalfopristin) (z.B.: Synercid)
Oxazolidinone : Linezolid (z.B.: Zyvoxid)
Wirksam gegen:
grampositve Erreger, auch bei MRSA oder Vancomycin-resistenten Enterokokken!
nicht wirksam bei gram-negativen Erregern !
Orale Darreichungsform erhältlich (Zyvoxid)!
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Therapievorschläge bei den häufigsten Erregern.
Eine Liste (Excel) mit den wichtigsten Erregern (Bakterien und Pilze) mit zugehöriger Wirkung der
verschiedenen Antibiotika bzw. Antimykotika findet ihr hier.
Die angegebenen Handelsnamen sollen nur Vorschläge sein. Ausserdem sind dies deutsche Präparate,
sodass es vorkommen kann ,daß es dieses in Österreich einen anderen Namen hat.
Präparate (Handelsnamen) in der Reihenfolge ihrer Wirksamkeit
Gram-positive Erreger
Staph.aureus
Clindamycin
(Vancomycin)
Staphylex
Mefoxitin
Gramaxin
Staph. epidermidis
Clindamycin
(Vancomycin) Staphylex
Mefoxitin Gramaxin
Streptokokken (A,B,C,G) Penicillin V # Penicillin G # Erythromycin *
Pneumokokken
Penicillin G
Vergr. Streptokokken
Penicillin V
Enterokokken
Amoxypen #
Baypen #
Gram-negative Erreger
E.Coli
(Ciprobay)
(Zienam)
Gramaxin
Mefoxitin
Baypen
Eusaprim Pipril
Klebsiella
(Zienam)
Claforan
Fortum
Mefoxitin
Augmentan
Enterobacter
Ciprobay
(Zienam)
Claforan
Baypen
Pipril
Proteus sp.
Claforan
Baypen
Mefoxitin
Pipril
Eusaprim
Pseudomonas
Ciprobay
Fortum
Zienam
>aeroginosa
Citrobacter
Ciprobay
Claforan
Baypen
Pipril
species
Hämophilus
Amoxypen
Claforan
Augmentan Ciprobay
influenzae
Bacteroides
species
Penicillin G
Clindamycin
Clont
Augmentan
Präparate in Klammern sind Antibiotika der Reserve, die nur bei speziellen Problemkeimen angewandt
werden sollen
kursiv gedruckte Präparate sind auch oder ausschließlich oral erhältlich
# bei lebensbedrohlichen Infektionen z. B. Sepsis in Kombination mit Refobacin
* als Ersatzpräparat bei Penicillinallergie
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