Haut Eosinophile Granulome der Katze Def.: Gruppe von Erkrankungen ähneln sich ätiologisch und histologisch Ätiologie lokale Ansammlung von Eos und massive Freisetzung von Entzündungsmediatoren Entzündungsreaktion mit einer Kollagenfasernekrose (histopatholog. Charakteristikum) unterschiedliche Formen werden durch individuelle Reaktionsmuster bei gleicher Ätiologie hervorgerufen können bei einem Tier gleichzeitig auftreten Ätiologie unklar, vermutlich allergisch bedingt, lediglich individuelle Reaktionsformen Kollagenolytisches Granulom= Eosinophiles Granulom=Lineares intradermales Granulom Ursachen Flohallergie, Futtermittelallergie, Atopie Besserung nach Flohbekämpfung, Futterumstellung, Intradermaltest Pathogenese nur diese Form histologisch ein Granulom, entsteht in der Tiefe der Dermins Kollagenolyse mit pallisadenförmiger Entzündung Infiltration von Riesenzellen und Mastzellen Eosinophile im Gewebe =>meist kollagene Degeneration mit granulomatöser Entzündung, Granulom oft gelb-braunes Sekret Klinik Linienförmiges Aussehen meist an Kaudalseite der Hinterschenkel oder Bauchseite Name: Lineares Epidermis erhaben, gelb-rosa, Haarausfall variabel, Juckreiz nicht zwangsläufig Bei Pruritus meist Automutilisation mit Entzündung und Erosionen mögliche Reaktion der örtlichen Lymphknoten Vergrößerung schon bei jungen Katzen, dort manchmal spontaner Rückgang; häufiger bei Weibchen atypische kollagenolytische Granulome auf Nasenrücken, Maulhöhle, Ohren und Pfoten DD Panniculus (Knotige Entzündung des subkutanen Fettgewebes) infektiöse oder mykotische Granulome Neoplasien (FeLV- induzierte; nichtinfektiöse Lymphome; Mastzelltumoren; Karzinome) Diagnose Klinik Biopsie mit Histologie und Zytologie Blut: eventuell(!) Eosinophilie Prognose: ohne Behandlung zweifelhaft bis ungünstig, unter Therapie günstiger, jedoch hohe Rezidivrate Therapie: Langezeitkortikosteroide Methylprednisolonazetat (Depo-Medrol®) 20mg/Katze alle 14d s.c./i.m. Am besten: Prednisolon 2xd 1-2mg/kg oder Dexamethason 0,1-0,2mg/kg 1x/d lokal: Kortisonsalben falls Kortikoide nicht schützen Progestagene Megestrolazetat (Niegestin®) 2,5-5mg/Katze jeden 2.d für 2 Wochen, dann 2x/Woche nach Abheilung 1x/Woche (wegen erheblicher NW kaum noch angewandt) eventuell Kryotomie/ Kryochirurgie ("Erfrieren" der Veränderungen z.B mit flüssigem Stickstoff) 1 Eosinophiles Plaque Ursachen und Bekämpfung siehe lineares Granulom Klinik meist am Bauch, Oberschenkelinnenseiten, Inguinalbereich, Zwischenzehen, Halsbereich erhabene, haarlose, erythematöse, oft feuchte, 1-5cm große runde Flecken starker Juckreiz erhebliche Automutilisation DD Neoplasien (Mastzelltumor) Plasmazelluläre Pododermatitis Diagnose Klinik BlutUS Zahl der Eosinophilen im Blut und Gewebe erhöht eventuell Lympadenopathie Histologisch (Biopsie) mit Spongiose, dermaler Eosinophilie mit Mast- und Plasmazellen keine Granulombildung Therapie systemische Glukocortikoide Erforschung und Beseitigung der allergischen Ursache Eosinophiles Ulcus=indolentes (schmerzfreies) Ulcus=Ulcus rodens Klinik meist ältere Katzen betroffen (>6J), häufiger weibliche weder eosinophil noch granulomatös! nicht schmerzhaft meist uni- oder bilateral an der Oberlippe, evtl. starke Ausdehnung; auch auf Haut oder in Maulhöhle oft mit rosa-weißem Rand, gut abgesetzt, erhaben, zentral erosive Ulzeration Lippengeschwüre stellen Präkanzerosen dar Gefahr der malignen Transformation zum Plattenepithelkarzinom generell keine Blut oder Gewebseosinophilie evtl. Lympadenopathie saisonale Rezidive und Spontanremission selbst chronischer therapieresistenter Veränderungen bei stationärer Aufnahme (Umgebungswechsel) DD Neoplasien (PE, Mastzelltumor, Lymphosarkom) infizierte Ulcera (Bakterien, Pilze) FeLV-induzierte Ulcera Diagnose deutliche Klinik Biopsie: chronisch ulcerative Dermatitis mit Zellinfiltraten von Mast- und Plasmazellen, Neutrophilen und Histiozyten Therapie kleinere Ulzerationen Glukocortikoide bzw. Hypersensibilisierung evtl. Eintrocknung, Stillstand oder Verkleinerung möglich lange bestehende, tiefe und ausgedehte Nekrosen der Lippen oder sogar des Nasenspiegels jede symptomatische Therapie kommt zu spät, fehlendes Gewebe wird nicht nachgebildet 2 Hormonelle Hauterkrankungen Definition = Hauterkrankungen, die infolge Über- oder Unterfunktion eines hormonproduzierenden Organs entstehen Alle Hormonstörungen der Haut haben gemeinsame typische Merkmale: 1. chronischer verlauf 2. leichte Ausziehbarkeit der Haare 3. symmetrisch angeordnete Alopezien 4. symmetrisch auftretende hyperpigmentierte Hautstellen 5. nur ausnahmsweise Juckreiz 6. sekundär bedingte Seborrhoe 7. nur ausnahmsweise entzündliche Veränderungen ( bei Hyperöstrogenismus ) 8. Kopf und Extremitäten bleiben meist vom Haarausfall verschont 9. bei einigen Hunderassen Hypertrichose Hypothyreose Ursachen primäre Unterfunktion der Schilddrüse (weniger häufig beim Hund) ESS ( Euthyroid Sick Syndrome = Supprimierung der Schilddrüse infolge einer anderen sich systemisch auswirkenden Erkrankung ) bei der Katze selten, eigentlich nur Hund betroffen Symptome sind sehr mannigfaltig, Hautsymptome können zeitweise fehlen symmetrische oder asymmetrische Alopezie Hyperpigmentierung sekundäre Seborrhoe (vermehrte Produktion von Talgdrüsen), z.T. mit Juckreiz verdickte Haut („trauriger“ GesichtsausdruckMyxödemintradermale Wassereinlagerungen v.a. Kopf) mattes, struppiges Haarkleid Haare leicht ausziehbar kühle Körperoberfläche therapieresistente Pyodermien ( sekundär ) bei einigen Hunderassen (Cocker, Setter, Retriever) statt Alopezie Hypertrichose (struppiges, wolliges Fell ) Diagnose : ggr. Anämie, Hypercholesterinämie, CPK TrH-Stimulationstest ( zuverlässigste Aussage ) stimuliert TSH-Ausschüttung thyreotrop releasing Hormon TSH-Konzentration vor und 30min nach TrH-Gabe messen TSH-Bestimmung Thyreoidea-stimulierendes Hormon (aus HVL) Schilddrüsenbiopsie Therapie : lebenslang L-Thyroxin 40µg/kg/d auf nüchternen Magen innerhalb von 1-2 Wochen nach Therapiebeginn vermehrte Lebhaftigkeit, weniger Hunger nach 3 Wochen Schuppung der Haut nach 6 Wochen normales Haarkleid Prognose gut Hyperthyreose v.a. bei der Katze ( häufigste Endokrinopathie ) Symptome Seborrhoe mattes Fell selten: symmetrische Alopezie ( Resultat von übertriebenem Lecken ) 3 Hyperadrenokortizismus ( Cushing-Syndrom ) Vorkommen bei der Katze seltener als beim Hund Pathogenese zu viel endogen produziertes ( oder exogen zugeführtes ) Glukokortikoid auch NNR-Tumor bewirkt Hautveränderungen und führt zur systemischen Erkrankung Klinik Hautveränderungen meist erst 6-12 Monate nach Auftreten von PU/PD und Polyphagie dünne, durchsichtige, dehnbare Haut ( Blutgefäße gut sichtbar ) Atrophie der Haut verstopfte Talgdrüsen ( Komedonen ) meist symmetrische Alopezien ( nicht an Kopf und Gldm. ) trockene Seborrhoe schlechte Wundheilung Pyodermien sekundär Calcinosis cutis ( Juckreiz ) Diagnose Blut Eosinopenie, Lymphopenie, AP Urin spezifisches Gewicht ( < 1010 ) Dexamethason-Suppressionstest Therapie Lysodren, Ketokonazol oder Adrenalektomie nach 3-6 Monaten wieder normales Haarkleid ( Haarfarbe wechselt aber meist! ) Hypoöstrogenismus der Hündin Prädisposition Hündinnen, die im Verlauf des ersten Lebensjahres ovariohysterektomiert wurden Symptome schütteres Haarkleid leichte Ausziehbarkeit der Haare an Perineum, Genitalien, Bauch und Ohren unterentwickelte Vulva und Zitzen trockene Schuppung eventl. Harninkontinenz DD Hypothyreose, Hyperadrenokortizismus Therapie fraglich ob Behandlung überhaupt Sinn macht! Eventl. Substitution mit Diäthylstilböstrol 0,1-1mg/Hund/d p.o. für 1-3 Wochen dann Erhaltungstherapie ( NICHT i.v.!! Nebenwirkungen !! ) Prognose Haar wächst nach 3-5 Monaten nach Hyperöstrogenismus der Hündin Ursache zystöse Ovarveränderungen, hormonell aktive Ovarialtumoren Symptome Alopezie in Perineal- und Genitalgegend vergrößerte Vulva, Gynäkomastie sekundäre Seborrhoe oleosa ( ventral am Körper ) chronische ceruminöse Otitis DD Hypothyreose, Hyperadrenokortizismus, Seborrhoe-Komplex, Allergie auf Sexualhormone Therapie Ovariohysterektomie Prognose fraglich bis gut 4 Hyperöstrogenismus durch Sertolizelltumor = Feminisierungssyndrom Prädisposition Boxer, häufig bei kryptorchiden Hunden aller Rassen Symptome nur bei 30% aller Fälle Alopezie in Perineal- und Genitalgegend Hyperpigmentation in Flanken- und Perinalregion hängendes Präputium, vergrößerte Prostata Vergrößerung von Milchdrüsen und Zitzen, eventl. mit Milchsekretion ( Gynäkomastie ) Knochenmarksschäden ( Panmyelophtise ) im fortgeschrittenen Stadium = Östrogenintoxikation Östrogene sind besonders toxisch für Hunde ( Rüden empfindlicher als Hündinnen ) hemmen die Stammzellproliferation im KM, es kommt zur Thrombozytopenie Verhaltensstörungen ( Attraktivität für andere Rüden ) Atrophie des kontralateralen Hodens Diagnosesicherung Präputialabstrich mit 100%verhornten Superfizialzellen, kaum Leukozyten DD Verweiblichungssyndrom des Rüden Therapie Kastration, vor OP irreversible KM-Schädigung ausschließen Prognose 3 Monate nach OP wachsen die Haare wieder nach, bei Rezidiven wahrsch. Tumormetastasen Verweiblichungssyndrom des Rüden gleiche Symptome wie beim Sertolizelltumor, aber keine Neoplasie des Hodens Ursache unbekannt Überlegungen Störung der NNR? Komplexes hormonelles Ungleichgewicht? chronische Dermatitiden bewirken eventl. eine erhöhte Östrogen-Produktion in der Haut Prädisposition Rüden mittleren Alters Symptome siehe Sertolizelltumor zusätzlich Dermatitis und massive Seborrhoe oft Juckreiz DD Sertolizelltumor, Futterallergie, Hypothyreose, Seborrhoe-Komplex Behandlung Methyltestosteron 1mg/kg p.o. alle 2d bis zur Heilung Depottestosteron 2-3mg/kg alle 2-6 Monate falls kein Erfolg Kastration Prognose Hautveränderungen nach 2-4 Monaten normalisiert Hypoandrogenismus des Rüden Ursache unbekannt Therapie mit Testosteron verläuft erfolgreich Mangel an Testosteron vermutet (nicht nachgewiesen) Prädisposition ältere Rüden Symptome Alopezie in Perineal- und Genitalregion mottenfraßähnliche Alopezie-Stellen an Flanken, lateral von Thorax und Abdomen Haarkleid matt, Haut dünn Schuppung DD Hypothyreose, Sertolizelltumor Therapie Methyltestosteron, eventl. Versuch mit Melatonin Prognose nachwachsen der Haare nach 3 Monaten 5 STH-Mangel oder Wachstumshormonmangel bei adulten Hund ( Pseudo-Cushing, Hyposomatotropismus ) Ursache Verdacht auf STH-Mangel infolge gestörter Hypophysenfunktion Vermutlich komplexe Hormonstörung ( STH, Prolaktin, NNR ) Prädisposition Chow-Chow, Zwergspitz, Zwergpudel, Airedale-Terrier Symptome im Alter von 1-2 Jahren auftretend symmetrische Alopezie an Stamm, Hals, Perinealgegend, pigmentieren nach kurzer Zeit sehr stark seht leichte Ausziehbarkeit der Haare abgeheilte Verletzungen ( Dermatitiden, Biopsiestellen ) Nachwachsen der Haare in anderer Farbe Diagnosesicherung Xylazin-Stimulationstest mit 0,3mg/kg Xylazin i.v., Serumproben auf STH untersuchen DD: Hypothyreose Hyperadrenokortizismus Hypo- und/oder Hyperöstrogenismus Hypoandrogenismus „Castration responsive alopecia“ beim Rüden Therapie 2,5-5 I.E. bovines oder porzines Wachstumshormon alle 2d s.c. oder 0,1-0,15mg/kg bovines, rekombinantes Somatotropin Versuch mit Melatonin Prognose Nachwachsen der Haare nach 3 Monaten ( STH-Injektionen können einen DM auslösen!! ) Rezidive nach 0,5-3 Jahren! Hautallergie und Solardermatitis 1. Allergische Hauterkrankungen Urtikaria ( Nesselfieber ) = Angioödem Definition : immunologisch oder nicht immunologisch bedingte lokalisierte oder generalisierte Quaddelbildung akute Urtikaria ( chronische Fälle selten ) →TypI-Reaktion ( Selten TypIII ) Angioödem Urtikaria-ähnliche Reaktion Veränderungen reichen bis in Subkutis können auch mukokutane Schleimhäute erfassen Zusätzlich: Anschwellen von Kopf und Gliedmaßen, Kehlgangsödem Ursache Ektoparasiten, stechende Insekten Futterbestandteile, Medikamente, Inhalationsallergene Bakterien ( Staph´s ) Impfstoffe, Seren, Bluttransfusionen physikalische Einwirkungen ( Hitze, Sonne, Kälte ) Hormone psychische Störungen Klinik Auftreten der Quaddeln innerhalb von Sekunden bis Minuten v.a. am Kopf, aber auch an anderen Körperteilen Verschwinden innerhalb von Stunden bis Tagen ( vorausgesetzt das Allergen wird entfernt ) Größe der Quaddeln : 1cm im Durchmesser bis flächenhafte Hauterhebungen ( Nilpferdkopf ) 6 Pruritus kann vorhanden sein Diagnose schwierig; Diät, Intrakutantests Behandlung Spontanheilung mit der Elimination des Allergens möglich Glukokortikoidapplikation ( Prednisolon ) Bei Epiglottis-/Kehlkopfödem → Schocktherapie, gegebenenfalls Tracheotomie CAVE Adrenalintherapie → unzuverlässige Therapieerfolge Prognose gut bei akuter Urtikaria, aber Rezidive möglich bei chronischer Urtikaria: Allergen kann nicht eliminiert werden oft nur Dauertherapie Atopische Dermatitis = Inhalationsallergie Definition = familiär gehäuft auftretende, meist massiv juckende, allergische Erkrankung TypI-Reaktion IgE-Antikörperbildung Degranulation von Mastzellen und basophilen Granulozyten Freisetzung von Histamin, Serotonin, Bradykinin Neueste Erkenntnis beim Hund verzögerte Form der TypI-Reaktion ( „Late-phase reaction „ ) auch dendritische Zellen, Interleukine, Lymphozyten und Granulozyten beteiligt Ursache genetisch bedingte Veranlagung, auf Umweltallergene IgE zu bilden heften sich an Hautmastzellen und dendritische Zellen an Auslösende Faktoren können sein: Hausstaub, Hausstaubmilben, Vorratsmilben Pilzsporen Unkraut-, Gräser-, Baumpollen Prädisposition Boxer, Labrador-Retriever, DSH; im Alter zwischen 1-3 Jahren Symptome Massiver Juckreiz, v.a. am Kopf, Achseln, Pfoten Sekundäre Läsionen durch Kratzen, Knabbern, Beißen, Scheuern Haarverfärbungen durch ständiges Belecken Otitis externa ( kann auch als einziges Symptom auftreten!! ) Chronische oder chronisch rezidivierende Dermatitis Symptomatik meist saisonal bedingt Frühjahr bis Herbst ( Pollen, Hausstaubmilben ) oder im Winter ( trockene Raumluft→Staub und Pilzsporen ) Diagnosesicherung Intrakutantest, In-vitro-Allergietest ( Nachweis von spezifischen IgE im Serum ) absetzten von Medikamenten! ( Antihistaminika, Tranquilizer, Sexualhormone, Glukokortikoide ) negativer Intrakutantest nicht beweisend! Behandlung Idealerweise Eliminieren des Allergens 2-Tage-Therapie, falls nur während einiger Wochen im Jahr geringgr. Probleme auftreten Prednisolon p.o. alle 2 Tage Hyposensibilisierung durch Injektionen von Allergenen in steigender Dosis Tier soll dem auslösenden Allergen gegenüber toleranter werden ( Mechanismus ungeklärt ) muss lebenslänglich durchgeführt werden nach Absetzen Rezidivgefahr und erneute Hyposensibilisierung meist nicht mehr erfolgreich Prognose unterschiedliche Angaben; etwa 60% sprechen auf Hyposensibilisierung an, 7 Futterallergie Definition = juckende Hauterkrankung als Folge einer allergischen Reaktion auf Futterbestandteile Ursache unbekannt schwere Enteritiden z.B. bei Parvovirose kann eine Allergisierung begünstigen allergische Reaktionen des TypI , III oder IV Prädisposition keine, in jedem Alter, bei jeder Hunderasse, auch bei Mischlingen Symptome therapieresistenter, intensiver Pruritus Hautveränderungen meist sekundär Pusteln oder Papeln und deutliches Erythem an Unterbauch und Inguinalbereich Diagnose Bei jeder juckenden Hauterkrankung ohne andere Ursache daran denken! Teilweises Ansprechen auf Glukokortikoide Allergie-Eliminationsdiät über 4-10 Wochen mit Nahrungsmitteln, die noch nie oder selten gefüttert worden sind ( z.B. Pferdefleisch, Ente) keine kommerziellen Eliminationsdiäten evtl. Allergien gegen Konservierungsmittel Beweis für Futterallergie = Besserung bis Verschwinden des Juckreizes Intrakutantest auch die Abbau und Stoffwechselprodukte können allergen wirken Behandlung ausgewogene Diät pro Woche nur ein neues FM zugeben, um eine mögliche Reaktion abzuwarten Zugabe von Vitamin- und Mineralstoffmischungen ( aber ohne Fleischmehle oder Weizenkeimzusätze! ) Prognose gut ( wenn nur eine Futterallergie vorliegt ) Allergische Kontaktdermatitis Definition = juckende Hautveränderung der wenig behaarten oder haarlosen Körperstellen →Allergie-Typ IV Ursache Allergene führen nach mehrmaligem Kontakt zu einer Sensibilisierung von T-Lymphozyten allerg. Reaktion nach 12-72h Allergene oder Haptene sind Textilfasern ( von Tieren, Pflanzen, synthetische Gewebe ) Farbstoffe in Geweben Plastikweichmacher → Futtergeschirr! Haushaltsreiniger, Farben, Holzkonservierungsmittel Pflanzen, Gras- und Blütenpollen Düngemittel Teerhaltige Shampoos, Flohhalsbänder, Neomycin, Desinfektionsmittel, Insektizide Symptome Juckreiz Erythem, Papeln, Krusten, Ulzerationen meist scharf begrenzte Stellen Diagnosesicherung Anamnese Eliminationstest ( Hund aus der üblichen Umgebung herausholen ) Patch-Test Hautbiopsie 8 DD irritierende Kontaktdermatitis ( ohne immunolog. Beteiligung ) atopische Dermatitis, Futterallergie Ektoparasitenbefall, Follikulitis Behandlung Elimination des Allergens ( meist zu aufwendig für den Besitzer ) alternativ: lokale Hydrokortisonsalbenbehandlung oder 2-Tage-Therapie Prognose gut, wenn Allergen identifiziert, ansonsten zweifelhaft Allergische Flohdermatitis Ursache Sensibilisierung gegen den Flohspeichel, der mehrere Allergene und Haptene enthält TypI- oder TypIV-Reaktion Häufigste Allergie der Katze Symptome papulokrustöse Dermatitis auf Rücken, Schwanz- und Inguinalgegend intensiver Juckreiz kann zu oberflächlicher Pyodermie ( „ Hot Spot „ ), Alopezie oder sekundärer Seborrhoe führen Diagnose: Nachweis von Flöhen oder Flohkot Hautbiopsie Intrakutantest mit Flohantigen zweifelhaft, die Testlösungen enthalten meist zu wenig Allergene, da aus Floh-Ganzkörperextrakten Behandlung : Umgebungssanierung Fipronil ( Frontline® ) symptomatisch mit Prednisolon ( 2-Tage-Therapie ) Insektenstichallergie Ursache: auslösbar durch jede Insekten- oder Spinnentierart, die Blut saugt oder sich in die Haut eingräbt Mücken, Bienen, Wespen, Bremsen, Sarcoptes, Ohrmilben, Zecken u.a. Symptome papulokrustöse Dermatitis im Sommer verstärkt auftretend Mückenstiche bevorzugt an haararmen Stellen ( Ohren, Nasenrücken, Kopf, Bauch ) Diagnosesicherung Intrakutantest, falls Allergen verfügbar Behandlung Mücken-Rellepent nachts keinen freien Auslauf Behandlung gegen Ektoparasiten, 2-Tage-Therapie Allergien auf Sexualhormone Ursache Östrogene, Androgene, Progesteron TypI und IV Prädisposition ältere Hunde 9 Symptome juckende, papulokrustöse Hautveränderungen am Unterbauch, Inguinal- und Perianalgegend besonders ausgeprägt während Läufigkeit und Pseudogravidität Diagnosesicherung Intrakutantest mit Östrogen, Progesteron oder Testosteron diagnostische Kastration oder Ovariohysterektomie Behandlung s.oben ansonsten bei Hündin Therapie mit Testosteron oder Proligeston bei Rüden Antiandrogen ( keine längerdauernde Östrogenapplikation wegen möglicher Knochenmarkschädigung und Prostatametaplasien durchführen!!! ) 2. Solardermatitis Definition = eine durch UV-Strahlen bedingte Entzündung der unpigmentierten und/oder wenig behaarten Haut Prädisposition unpigmentierte Haut des Nasenspiegels, Nasenrückens, der Ohrränder, Lippen und des Bauches nach Depigmentierung der Haut durch Autoimmunerkrankung vermehrt bei weißhaarigen Hunden und solchen mit schütterem Haarkleid Symptome Erythem und Entzündung der betroffenen Hautstellen mit Krustenbildung bei weißem Bullterrier→Pyodermien Diagnosesicherung : Hautbiopsie DD diskoidaler oder systemischer LE Pemphigus foliaceus Pyodermie des Nasenrückens Photosensibilisierung Plattenepithelkarzinom Hämangion, Hämangiosarkom Behandlung Sonnenexposition vermeiden besondere Gefährdung im Schnee, am Strand, im Hochgebirge! Wasserresistente Sonnenschutzsalben mit hohem Lichtschutzfaktor ( UV-Blocker ) Prognose fraglich, fortgesetzte Exposition kann zu Neoplasien führen Otitis externa häufig vorkommend keine Diagnose, sondern Symptom!! meist lokale Manifestation von Allgemeinerkrankungen Ursachen 1. prädisponierende Faktoren rassespezifisch: enger Gehörgang, Haare im Ohrkanal, Hängeohren (z.B. beim Cockerspaniel ) feuchter Ohrkanal: häufiges Schwimmen, hohe Luftfeuchte, unzureichender Luftzutritt zum Ohrkanal iatrogen: aggressive Reinigung ( Verwendung reizender Substanzen ), Irritation durch Ohrentropfen übermäßige Cerumenproduktion, z.B bei primärer Seborrhoe ( idiopathisch ), sekundärer Seborrhoe Obstruktion : Neoplasien, Granulome, Polypen, hyperplastische Veränderungen des Gehörganges 2. primäre ursächliche Faktoren: Parasiten: Otodectes, selten Demodex, Sarcoptes, Zecken ( Otitis externa parasitaria ) Fremdkörper: Grannen, Schmutz, eingetrocknete Sekrete 10 Allergie: Atopie, Futtermittel-, Kontaktallergie, Arzneimittelüberempfindlichkeit Keratinisierungsstörungen ( primäre Seborrhoe, Hypothyreose ) Ceruminaldrüsenhyperplasie, -hypoplasie, Talgdrüsenhyperplasie, -hypoplasie Autoimmunerkrankungen ( Pemphigus, systemischer LE ) verschiedene Erkrankungen: juvenile Cellulitis, sterile eosinophile Follikulitis 3. die Krankheit unterhaltende Faktoren veränderte Bakterienflora ( Staph., Pseudomonas, seltener Strep., Proteus, Enterobacter, Past. ) Hefen und Pilze ( Malassezia, Superinfektion nach AB möglich, selten Candida oder Schimmelpilze ) progressive patholog. Veränderungen des Gehörganges ( Hyperkeratose, Fibrose, Mineralisierung ) Neoplasien Otitis media, Osteomyelitis Kontaktallergie, Arzneimittelunverträglichkeit ( Propylenglykol, Neomycin ) Behandlungsfehler (zu häufige, aggressive Reinigung; zu wenig Reinigung ) Klinik Kratzen, Reiben mit den Pfoten oder am Boden unangenehmer Geruch Unruhe, Juckreiz oder Schmerz bei Berührung Ausfluss Abknicken des Ohres, Kopfschütteln, eventl. Kopfschiefhalten Klinische Einteilung: Otitis extrena erythematosa squamosa Juckreiz, Kopfschütteln Ohrinnenfläche vermehrt warm, gerötet und verdickt, grauschwarze Schuppen Rötung des Gehörganges vermehrte Epithelabschilferung (Anfangsstadium vieler schwerer Formen) Otitis externa erythematosa ceruminosa viel schwarzes Cerumen, starker Juck- und Schüttelreiz quatschendes Geräusch bei Palpation Krusten- und Pfropfbildung möglich später auch mikrobielle Besiedelung Otitis externa squamo-crustosa Ohrinnenfläche und Gehörgang entzündet starke Epitheldefekte mit Krusten starker Juck- und Schüttelreiz Schmerzen Otitis externa verrucosa / proliferativa tumorähnliche Granulation blutig-eitriges Sekret starker Juck- und Schüttelreiz, Schmerzen Folgestadium der Otitis externa hochgradige Einengung des Gehörganges durch Verdickung der Ohrmuschelfalten häufig gleichzeitiger Befall mit Malassezia und/oder therapieresistenten Keimen Trommelfell ist oft perforiert Otitis externa parasitaria Cerumen vermehrt ( schwarz, sandig, bröckelig ) Juck- und Schüttelreiz, Beläge Otitis externa purulenta kann aus den genannten Formen entstehen sehr schmerzhaft mit Erosionen und Ulzera des Gehörganges, starke Schwellung Gefahr der Trommelfellperforation und Eindringen der Infektion ins Mittelohr Diagnosesicherung Ohrsekret kann Hinweise auf die Ursache ( Erregerart ) liefern braun bis braunschwarz und feucht-schmierig Hefen, Staph. eitrig-cremig-gelblich gramnegative Bakterien 11 trocken, kaffeesatzartig Ohrmilben wachsartig-krümelig, gelblich Otitis ceruminosa Vor Otoskopie und Reinigung Probenentnahme mikroskop. US bei chronischer Erkrankung + Vorbehandlung Kultur und Antibiogramm bei jeder chronischen Otitis externa abklären, ob Mittelohr beteiligt ist Trommelfell! Therapie IMMER: gründliche Reinigung und Spülung Entfernen der Haare im Ohr mit Arterienklemme o.ä. Entfernen eines Fremdkörpers chirurg. Entfernung eines Tumors speziell: 1. Otitis externa parasitaria: HCH ( Hexaxhlorcyclohexan ) Benzylbenzoat ( Orisel, Penochron ) eventl. Ganzkörperbehandlung mit Kontaktinsektizid Selamectin ( Stronghold ) 2. Otitis externa erythematosa antiinflammatorische Therapie mit 0,5-1% Hydrocortison lokal alle 1-2d 3. Otitis externa ceruminosa regelmäßige Reinigung mit Epi-Otic oder Otifree 1-3mal/Woche alle 2-3d lokal Hydrocortison eventl. AB 4. Otitis externa purulenta: Reinigung+Spülung AB bei Malassezia-Befall Ketokonazol ( 5mg/kg 2mal/d ) lokale Behandlung Kombipräparate mit Antibiotika, Antimykotika, Glukokortikoiden (Otomax, Fucidine) Cave AB: Aminoglykosidverbindungen wirken ototoxisch! Bei Pseudomonas Enrofloxacin ( Baytril-Lösung 2,5% ) Einbringen von 2,5ml EDTA-Tris-Lösung ins Ohr 10min vor AB-Applikation (Wirkung ) Glukokortikoide sind kurzzeitig indiziert (Aktivität Talgdrüsen, bei geschwollenem Gehörgang) 5. Otitis externa proliferativa : Indikation zur chirurgischen Therapie Resektion des vertikalen Anteils des Gehörganges oder Otitis-OP nach ZEPP ansonsten Totalablation des Gehörgangs mit Bullaosteotomie als letzter Rettungsanker Prognose abhängig von der Ursache häufiger Grund für Therapieversagen ist eine gleichzeitig bestehende Otitis media Pyodermie Def. ständige bakterielle Überbesiedlung der Haut bei Störung des Hautmilieus Einzelne Keime vermehren sich überproportional infizieren tiefere Schichten Entzündung meist Staph intermedius, selten ß-Streptokokken oder Mischinfektion Einteilungen der Pyodermien akut↔chronisch lokal↔generalisiert primär↔sekundär Primär ohne prädisponierende Krankheiten, meist nur ein Keim, typisches Muster, heilbar Sekundär durch Infektion einer vorgeschädigten oder kranken Haut, meist mehrere Keime 12 untypisches Muster, nur Erkennen der Grundkrankheit macht Therapie möglich oberflächliche↔tiefe Oberflächliche Infektion der Epidermis ohne Allgemeinbeschwerden, meist kurze Dauer, ohne Narben riefe Hautschichten infiziert, Neigung zu Rezidiven, gest. Allgemeinbefinden, lange Dauer, mit Narben Man Unterscheidet folgende Formen: Oberflächliche Pyodermien 1. Pyotraumatische Pyodermie, akute feuchte Dermatitis, Sommerekzem, "hot spot" 2. Hautfalten-Pyodermie = Intertrigo 3. Rezidivierende oberflächliche Pyodermie Epidermale Pyodermien/ Oberflächlich 4. Impetigo, Welpenpyodermie 5. Oberflächliche Follikulitis Tiefe Pyodermien 6. Akne 7. Junghunddermatitis = Dermatitis akuta juvenilis purulenta 8. Nasenrückenpyodermie 9. Ulzerierende, generalisierte Pyodermie, Cellulitis, Schäferhund-Pyodermie 10. Zwischenzehendermatitis, Pododermatitis 11. Liegeschwielenpyodermie => entzündet 12. Akrale Leckdermatitis 13. Follikulitis, Furunkulosis 14. Hautabzesse 15. Perianale Fisteln 16. Nokardiose und Aktinomykose 1. Pyotraumatische Pyodermie, akute feuchte Dermatitis, Sommerekzem, "hot spot" Ätiologie Lecken an bestimmten Hautstellen infolge Juckreiz (Ektoparasiten, Allergie...) Prädisponiert sind langhaarige oder dicht behaarte Rassen Symptome schnell auftretende, eitrige, runde, nässende, stinkende, schmerzhafte, hochrote Hautstellen am Hals, Stamm und kranialen Teil der Gliedmaßen Diagnose Histologie DD Follikulitis Dermatomykose kutanes Lymphosarkom Therapie großzügig Scheren Reinigen mit mild desinfizierenden Seifen (Chlorhexidin, PVP) mehmals täglich, evtl. Adstringientien Kühlung mit kalten Umschlägen Glukocorticoidhaltige Gele oder Lotionen, evtl. Cremes Prednisolon 1mg/kg/d für 5-10d Halskragen 2. Hautfalten-Pyodermie = Intertrigo Ätiologie Abnorme Faltenbildung gestörtes Hautmilieu ideale Bedingung für Malassezia und Bakteriennachweis 13 Prädisposition Gesichtsfalten bei Brachycephalen Lippenfalten bei Spaniel und Setter Vulvafalten bei obesen Hündinnen Schwanzfalten bei Ringelschwanz Körperfalten bei Shar Pei Symptome nässende, eitrige, stinkende, gerötete Stellen in den Faltenbildung Lippenfaltendermatitis meist mit vermehrtem Speichelfluß Hündinnen mit Vulvafalten leiden oft an Harnwegsinfektion Therapie chirurgische Glättung der Falten (CAVE: Ausstellung, rassetypisch) Symptomatische Behandlung meist nicht erfolgreich Rezidive Hündinnen mit Vulvafalten Gewichtsreduktion und geringe Gaben von Diethylböstrol (Vulvavergrößerung und Glättung) 3. Rezidivierende oberflächliche Pyodermie Ätiologie unklar, evtl. Allergisierung gegen Staphylokokken Prädisposition: Setter, DSH und Golden Retriever Symptome ausgeprägter Juckreiz runde Hautläsionen, z.T. eitrig erst einzelne Papeln und Pusteln, dann Krusten und Schuppen es bleiben runde Pigmentflecken, um die ein Schuppenkranz liegt =seborrhöische Plaques besonders am Unterbauch und Inguinalbereich, auch generalisiert Diagnose Anamnese: länger dauernde infektiöse Dermatitis, Glukokarticoidtherapie Hautbiopsie BU Diffdiagnosen Dermatomykose Follikulitis Seborrhoe allergische Hauterkrankung anderer Genese Pemphigus foliaceus subkorneale pustulöse Dermatitis Prognose bei Junghunden fraglich bis gut bei Älteren oft Rezidive Nach langer erfolgloser Behandlung aus Kostengründen Euthasie in Betracht ziehen Therapie Junge Hunde: 1-2 Monate AB gegen Staphylokokken (Alte> Rezidive nach Absetzen) AB 1-2 Wochen über klinische Abheilung hinaus, meist 4-6 Wochen nötig möglich auch AB-Puls-Therapie: wöchentlicher Wechsel, AB/kein AB lokal Shampoo mit Benzoylperoxid oder Chlorhexidin 1-2x/Woche Glukocorticoide allenfalls für 2-4d gegen Juckreiz, sonst kontrainduziert!! Versuch mit Staphylokokkenvaccine 14 4. Impetigo, Welpenpyodermie Ätiologie unbekannt, Staphylokokkeninfektion meist sekundär Prädisposition: Junghunde im Zusammenhang mit Parasiten, schlechter Ernährung, Haltung, nach Virus Symptome Pusteln, Krusten, Erosionen an haarlosen Stellen (Bauch, Bruskorb, Achseln) meist symptomlos ertragen Diffdiagnosen Futtermittelallergie (massiver Juckreiz) oberflächliche Follikulitis Immundefizit Demodikose Prognose gut Therapie lokal mit desinfizierender Seife/Shampoo/Glukokortikoide falls nach 10-14d kein Erfolg: AB gegen Staphylokokken=> Erythromycin, Cephalosporine, Synulox 5. Oberflächliche Follikulitis Ätiologie Staphylokokken-Infektion, nur bis in die Haarfollikel Prädisposition wie bei Impetigo Symptome ähnlich Impetigo: Pusteln, Krusten, Erosionen an behaarten Stellen im Zentrum der oft unscheinbaren Veränderung findet sich ein Haar/Haarbüschel Diagnose evl. Biopsie Diffdiagnosen Staphylokokken-Allergie tiefe Follikulitis Therapie wie Impetigo 6. Akne Ätiologie unklar, diverse Theorien evtl. Talgüberproduktion mit Stauung in der Haarfollikeln Besiedlung mit Staphylokokken erfolgt sekundär Prädisposition Junghunde bis 1 Jahr, vermehrt Kurzhaarrassen (Dobermann, Dogge, Labrador, Boxer) Symptome Pusteln und Papeln an Kinn, Lippen, evtl. ganzer Kopf, Abdomen regionäre Lnn. vergrößert DD Demodikose Prognose meist selbsständige Abheilung am Ende der Pupertät (1.LJ) Rezidive v.a. bei Dogge, Dobermann Therapie Benzoylperoxid-Shampoo oder Gel (Keratolytikum) schwere Fälle 1-2 Wochen AB nach Antibiogramm therapieresistente Fälle: Vitamin-A-Säure (Retinoide) 15 7. Junghunddermatitis = Dermatitis akuta juvenilis purulenta Ätiologie unklar, möglicherweise Immundefizit oder allergische Reaktion Prädisposition: Hunde< 5 Monate, Pointer und Retriever Symptome systemische Erkrankung: Fieber, Inappetenz etc. entzündete, schmerzhafte Haut an Kopf, Ohren oder am ganzen Körper Pusteln, Abzeßbildung, Fistelkanäle, schmerzhaft veränderte regionäre Lnn. Diagnose BU evtl. Biopsie Prognose fraglich, es muß mit Narbenbildung gerechnet werden Therapie desinfizierende Seifen, lokal entzündungshemmend systemische Antibiose 2-3 d nach AB-beginn Prednisolon 0,55-1mg/kg über 7-10 d p.o. 8. Nasenrückenpyodermie Ätiologie vermutlich posttraumatisch (in Erde wühlen) Besiedlung mit Staphylokokken oder anderen Keimen Prädisposition: Collies und Jagdhunde Symptome große Papeln, Pusteln, Erosionen und Krusten sehr schmerzhaft, deutlicher Juckreiz Abheilung meist unter Narbenbildung Diagnose Biopsie oder Geschabsel BU DD Demodikose Dermatomykose Pemphigus-Komplex Lupus erythematodes (diskoid oder systemisch) Solardermatitis Epidermolysis bullosa simplex Arzneimittelexanthem Prognose fraglich bis gut bei konsequenter Behandlung, Narben Therapie lokal mit desinfizierenden Seifen, Berzoylperoxid systemische Antibiose nach Antibiogramm Halskragen 9. Ulzerierende, generalisierte Pyodermie, Cellulitis, Schäferhund-Pyodermie Ätiologie unbekannt begünstigende Faktoren: Demodikose, Kontaktdermatitis, Hypothyreose, Immundefizit, Pemphigoid Symptome Furunkulose größere ulzerierende Stellen mit Krusten, Ausmaß erst nach komplettem Scheren sichtbar vorwiegend an Stamm, Kruppe und Knochenvorsprüngen zusätzlich vergrößerte regionäre Lnn, Inappetenz, Fieber, evtl. Pododermatitis 16 Diagnose Biopsie, BU Prognose fraglich bis ungünstig Therapie Scheren, lokal Shampoo und Bäder systematisch AB über 2-3 Monate, Rezidivgefahr beim Absetzen Behandlung der Primärkrankheit Immuntherapie mit Levamisol oder Staphylokokken-Vaccine 10. Zwischenzehendermatitis, Pododermatitis Ätiologie wie bei generalisierten Pyodermien zusätzlich Trauma, FK, psychogene Störungen sterile Pyogranulome unbekannter Genese Prädisposition: DSH, Boxer, Dackel, Dogge, Rüde Symptome entzündliche Veränderung der Zwischenzehenhaut der Vordergliedmaßen, oft auch alle 4 Gldm. Rötung bis hin zu massiv eitrigen, stark schmerzhaften Schwellungen der ganzen Pfote Fistelbildung Regionäre Lnn. oft vergrößert Diagnose Geschabsel, Abklatsch, Biopsie Diffdiagnosen Pemphigus Lupus erythematodes Pemphigoid Zn-Mangel Demodikose Prognose fraglich bis ungünstig, häufig Rezidive, oft lebenslange Therapie nötig Therapie Scheren, Toilette chirurgische Sanierung, Kürettage Pfotenverbände mit desinf. Salben, Pfotenbäder Bei sterilem Granulom Prednisolon täglich bis zur Abheilung, anschließend 2-Tage-Therapie 11. Liegeschwielenpyodermie => entzündet Ätiologie Überbelastung mit nachfolgender Infektion von Hautstellen über Knochenvorsprüngen Symptome Haarlose, verdickte z.T infizierte Stellen an Ellenbogen, Sprunggelenk und Brustbein Prognose fraglich bis ungünstig Therapie weiche Unterlage, Gewichtsreduktion, Ellenbogenschoner bei Sekundärinfektion lokal desinfizierende Seifen (Benzoylperoxid) und systemische AB 13. Follikulitis, Furunkulosis Follikulitis Infektion der Haarfollikel mit perifollikulärer Entzündung Furunkulose Ruptur des infizierten Haarfollikels mit nachfolgender Infektion des umliegenden Gewebes Karbunkel mehrere Furunkel zusammen mit dazugehörendem Fistelkanal Ätiologie Bakterien, Pilze, Parasiten Futtermittelallergie, Seborrhoe, Staphylokokken-Allergie, Immundefizit kann aus oberflächlichen Follikulitis entstehen 17 Prädisposition: lokale Veränderungen bei Kurzhaarrassen (Dobermann, Boxer, Dogge) generalisierte Veränderungen bei Dalmatiner, Dobermann, Dogge, Pointer Symptome Haar/Haarbüschel im Zentrum von Papeln und Pusteln Austritt von Follikelinhalt führt meist zu Juckreiz DD Sekundär bedingt durch Seborrhoe, Staph-Allergie, Fumi-Allergie braune Haarverfärbung des Dalmatiners Therapie Lokal: Shampoo und langandauernde Antibiose keine Glukocorticoide trotz massivem Juckreiz 14. Hautabzesse Ätiologie Trauma mit Infektion Symptome derbe lokale Schwellung, später zentrale Erweichung und Entleerung von eitrigem Inhalt Therapie Abszessreifung, dann Spaltung, spülen mit Lotagen® Darauf achten, dass Abzeßhöhle von innen zuwächst !! 15. Perianale Fisteln Ätiologie unklar, Anschoppung in Analbeuteln, chronischer Durchfall, immunbedingt Follikulitis, chronische Entzündung der Perianaldrüsen Prädisposition: DSH Symptome Lecken am Anus Tenesmus, Schmerzen beim Kotabsatz Koprostase, Blutungen, Durchfall Aggression Prognose fraglich bis ungünstig Therapie chirurgische Resektion selten erfolgreich Kryochirurgie chemisches Verätzen und Desinfektionsmittel Umspritzen mit AB und Glukocorticoiden Analbeutel chirurgisch entfernen Systemische Antibiose 16. Nokardiose und Aktinomykose Ätiologie saprophytische Fadenbakterien, opportunistische Krankheitserreger Ansteckung über einwandernde FK, Gelegenheitswunden v.a. bei Anwesenheit von Bakterien die anaerobe Verhältnisse schaffen Symptome Haut- und Unterhautform chronisch-eitrige istelung, Phlegmonen, Abzesse, Granulome kavitäre und Serosaform blutig-eitrige bis jauchige Pleuritis, Pleuropneumonie, Lungeabzesse Lymphadenitis 18 blutig-eitrige Peritonitis Leberabzesse => Dyspnoe, Fieber, Kollaps, Anorexie, Durchfall systemische Form Osteomyelitis, Abzesse und Granulome im ZNS und anderen Organen => selten Lahmheit und neurologische Ausfälle Diagnose Röntgen Thorako/Abdominozentese rötlich-brauner Eiter mit Drusen ("Tomatensuppe mit Schwefelkörnern") in Drusen Erreger nachweisbar Blut Neutrophilie, Monozytose, leichte Anämie und Proteinurie DD Staupe, Staph/Strep-Infektionen, FK, Nahtfisteln Thoraxergüsse infolge anderer Erreger (m. Tuberculosis) Prognose unsicher, Therapie langwierig und teuer Therapie kavitäre Form chirurgisch und mit AB Nokardiose: Sulfonamide (Sulfazidin 80mg/kg alle 8h p.o.) oder Ampicillin 20-40mg/kg alle 6h p.o. oder s.c. für 2 Wochen bis 3 Monate Aktinomykose: Penicillin G 100.000 IE/kg alle 12h s.c. dann Penicillin V 50 mg/kg alle 8h p.o. für 2 Wochen bis 3 Monate oder Erythromycin 10mg/kg 2x/d Chloramphenicol 50mg/kg 3x/d oder Clindamycin 5mg/kg 2x/d Mykotische Hauterkrankungen oberflächliche Dermatomykosen Microsporum, Trichophyton, Candida, Mallassezia subcutane oder intermediäre Mykosen fakultativ pathogene Pilze aus der Umwelt können über Verletzungen der Haut eindringen und Entzündungen hervorrufen Systemmykosen Kryptokokken, Histoplasma, Blastomyces, Coccidioides 1. Dermatophytose, Microsporie, Trichophytie Ursache Infektion mit Microsporum canis, Microsporum gypseum, Trichophyton mentagrophytes Infektion direkt oder indirekt Dermatophyten befallen nur die verhornten Teile der Haut Haare brechen ab, haararme oder haarlose Stellen entzündliche Reaktion möglich durch Stoffwechselprodukte der Pilze Befall der Haarfollikel mit Pilzhyphen begünstigt Follikulitis kreisförmiges Ausbreiten der Infektion ( runde Hautveränderungen ) Prädisposition junge Tiere, feuchtes warmes Klima, schlechte Ernährung, Immundefizit Symptome 1. typische Form fokale, alopezische Stellen, Schuppung, Erythem vereinzelt Juckreiz kann spontan abheilen 19 2. atypische Formen: Dermatophytose mit massivem Juckreiz DD Räude, atopische Dermatitis, Pyodermie, Futterallergie Kerion knopfförmige, scharf begrenzte, erhabene, stark entzündete Hautveränderungen mit einem Durchmesser von 2-4cm Dermatophytose des Nasenrückens hochentzündlich, z.T. juckend am Übergang Nase zum behaarten Nasenrücken DD Pyodermie, diskoidaler LE, Solardermatitis, Pemphigus foeliacus bei autoimmunbedingten Hauterkrankungen ist der Nasenspiegel meist mitbetroffen pustulöse Dermatophytose Pusteln und Papeln ohne Alopezie und Schuppung zusätzlich oft Staph.-Infektion und Follikulitis Onychomykose ( bei Befall mit Trichophyton ): selten, Befall der Krallen Diagnose: Wood´sche Lampe ( nur bei einigen Stämmen von M.canis Fluoreszenz positiv ) Hautgeschabsel mit Kultur, mikroskopische US, Bioptat DD (von kreisförmigen Hautveränderungen) Staphylokokkenallergie, Futterallergie Follikulitis, Demodikose, seborrhoische Dermatitis Kontaktdermatitis, akrale Leckdermatitis Histiozytom Therapie großzügiges Scheren ( wichtig! Eliminiert Großteil der an den Haaren haftenden Pilzsporen ) Lokalbehandlung: Haut mit Iod-PVP- oder Chlorhexidinseife 1-2mal/d abwaschen Spülbehandlungen mit Imidazol-, Natamycin-Suspensionen 1-2mal die Woche für 1-2 Monate systemische Behandlung Griseofulvin 20-50mg/kg 2mal/d für 6-10 Wochen nur bei mittlerem bis schwerem Befall Sanierung der Umgebung ( Pilzsporen könne 1 Jahr lang infektiös bleiben formalinhaltige Desinfektionsmittel andere Haustiere mitbehandeln!! Prognose günstig tritt nach 4-6 Wochen keine Besserung ein Überprüfen der Diagnose bei Onychomykosen Behandlungsdauer 6-12 Monate und länger 2. Malassezia - Befall ( = Pityrosporie ) Ursache Pathologische Zunahme der ubiquitären Hefeart Malassezia pachydermatis normaler Bewohner von Gehörgang und Haut, auch in Analdrüse, Vagina, Rektum nachweisbar starke Vermehrung in feuchter und warmer Umgebung wie Ohrkanal, Analdrüse, Hautfalten Prädisposition häufiges Baden, Hängeohren, chronische Otitis externa, Seborrhoe chronische Schädigung der Haut (Kratzen infolge Juckreiz ) feuchte Gliedmaßen und Pfoten ( Winter ) Lippe, Kinn ( feucht durch Speichel ) Symptome unspezifische Hautveränderungen ( Eythem, Papeln, Plaques, Krusten, Kratzverletzungen ) therapieresistente Otitis externa 20 rezidivierende Entzündung der Analdrüsen Juckreiz an Pfoten, Hautfalten oder am ganzen Körper Diagnosesicherung Hautgeschabsel, Ohrtupfer Ausstrich von Analdrüsensekret Abklatsch von veränderter Haut mit Klebestreifen entnehmen, Hautbiopsie DD atypische Dermatitis, seborrhoische Dermatitis, Kontaktdermatitis Therapie Ursache abklären und behandeln lokal mit Imidazolen, Chlorhexidin, Polyvidon-Iod als Shampoo oder Creme systemische Behandlung evtl. zusätzlich mit Ketokonazol über 3-6 Wochen Parasitäre Hauterkrankungen Körperräude = Sarcoptes-Räude = Skabies Ursache Sarcoptes canis Morphologie rund kurze Beine hinter Beinpaare überragen den Körper nicht Adulte bis 400m Maulbereich stumpfkegelig Prätarsen lang, ungegliedert und tragen ein Glöckchen Entwicklung Weibl. graben im Stratum granulosum der Haut Gänge legen darin Eier ab Entwicklung der Larve über die Proto- zur Tritonymphe auch in Haut männl. Adulte und weibl Tritonymphen gelangen auf Hautoberfläche Kopulation (Männchen sterben danach) durch Kopulation auf der Haut wird genetische Vielfalt gesichert und Weiterverbreitung auf neue Wirte möglich Mensch als Fehlwirt ( ZOONOSE ) hochgradig ansteckende Hautkrankheit, über direkten Kontakt nicht alle Tiere in einem Kollektiv zeigen Symptome = stille Träger wird oft als Allergie missgedeutet, da Milbennachweis schwierig IKZ 2-8 Wochen (erschwert die Suche nach der Infektionsquelle ) Symptome: es genügen einige wenige Milben für ausgeprägte Symptome!! intensiver Pruritus ausgeprägtes Erythem und Papeln sekundär entstandene Exkoriationen Krusten an Gldm., Kopf, später am ganzen Körper chronisch: Seborrhoe, Krusten, Exkoriationen, alopezische Stellen ( mottenfraßähnlich ) Diagnosesicherung: Serologie Milbennachweis (mehrere Geschabsel wegen geringer Erfolgsquote) Therapieversuch Juckreiz und Papeln beim Hundebesitzer DD Cheyletiellen, allergische Hauterkrankungen Therapie Phosphorsäureester-Spüllösung 1mal/Woche für 3-6 Wochen (auf Körper aufbringen und eintrocknen lassen) alternativ Amitraz oder Ivermectin 0,2-0,4mg/kg s.c. oder p.o. 1mal/Woche für 4-6 Wochen 21 zur Milderung des Pruritus: Prednisolon 0,5-1mg/kg alle 1-2d p.o. CAVE: Ivermectin NICHT bei Collies, Collieartigen Rassen, Bobtails!! Kann zum Tod führen! Hier Milbemycin Prognose: gut, Mitbehandlung aller im Haushalt lebenden Tiere! 2. Demodikose = Pathologische Zunahme der in den Haarfollikeln normalerweise vorkommenden Demodexmilben Erreger Demotex canis zigarrenförmig 4 Paar Stummelfüße lebt in Haarbälgen bei 90% der Hunde verursacht meist keine Probleme Entwicklung Entwicklung dauert 20-35 Tage Vermehrung meist durch Immunsystem eingeschränkt Infektion meist in ersten Lebenswochen bis 3 Monate durch engen Kontakt mit Muttertier Infektion wird danach meist schnell von Immunsystem in Griff bekommen => misslingt => klinische Symptome bei starker Vermehrung synthetisieren Milben einen immunsuppressiven Faktor Pathogenese 2 Hauptformen squamöse Demotikose (lokal oder generalisiert) purulente Demotikose (lokal oder generalisiert) Trennung der inneren von der äußeren Wurzelscheide Dehnung der Follikel => Ruptur des Haarbalges Erythem, Begünstigung des Talgdrüsenwachstums Zerstörung der Haarzwiebel und des Haarbalges Alopezie offene Verbindung zwischen Haarbalg und Hautoberfläche, bakteriell Kontamination purulente Form Ursache Grund für die pathologische Zunahme der Milben ist nicht geklärt Demodikose als Folge erworbener oder angeborener Immundefizite möglich Symptome Lokalisierte D. alopezische Stellen mit leichter Rötung und Schuppung am Kopf, z.T. an den Gldm. selten Pruritus überwiegend Junghunde betroffen Spontanheilung innerhalb von 1-2 Monaten Generalisierte D. bei Junghunden, immungeschwächten oder alten Tieren (Glukokortikoidbehandlung!) alopezische Stellen zusätzlich Follikulitis bakterielle Sekundärinfektionen tiefgreifende Pyodermie, häufig Lymphadenopathie Pododemodikose Demodex gelegentlich bei Pododermatitis zu finden Diagnose Hautgeschabsel aus gequetschter Hautfalte bei PyodermieBU mit Antibiogramm bei adulten Hunden nach prädisponierender Erkrankung suchen Therapie: CAVE keine Glukokortikoiden bei Demodikose ( Immunsuppression ) 22 lokal: heilt meist von selbst, aber alle 2 Wochen kontrollieren, damit keine generalisierte D. daraus entsteht lokale Applikation von Amitraz, Waschen mit Benzoylperoxid-Shampoo Generalisiert Amitraz noch am wirksamsten Erfolg alle 2-4 Wochen mittels Geschabsel überprüfen nicht KOH zur Untersuchung, sondern Paraffinöl zur Überprüfung der Vitalität der Milben alternativ Spülbehandlungen mit Phosphorsäureester-Präparaten alle 4d ( Cave Intoxikationen ) Milbemycin ( eigentlich Mittel zur Herzwurmprophylaxe ) 0,5-1mg/kg 1-2mal/d über 60-90 Tage VitaminE -Gabe zur Heilungsförderung Pyodermie bakterizides AB, lokal Bäder mit Chlorhexidin, Benzylperoxid Prognose gut bei lokalisierter D. fraglich bei generalisierter D. ungünstig bei immunsupprimierten Tieren 3. Cheyletiellen, Herbstgrasmilben, Läuse, Haarlinge, Flöhe makroskopisch alle sichtbar, die Therapie ist ähnlich Cheyletiella yasguri ( Hund ), Cheyletiella blakei ( Katze ) leben auf der Hautoberfläche, ernähren sich von Hautprodukten Symptome Cheyletiellen: Seborrhoea sicca v.a. am Rücken mit trockenen, kleieähnlichen Schuppen miliare Dermatitis Krusten, Papelbildung, Juckreiz, lokaler Haarausfall Eier locker an Haaren klebend Milbe oft als „sich bewegende Schuppe interpretiert“ ZOONOSE ( beim Mensch die sogenannte Tierskabies auslösend ) Herbstgrasmilbe Leben in Haaren und kommen zur Nahrungsaufnahme auf Hautoberfläche rostähnliche Flecken an Gldm. oder ventralen Teilen des Körpers v.a. im Sommer und Herbst auftretend papulo-krustöse Hautveränderungen ausgeprägte Hautrötungen sichtbar Läuse Linognathus setosus räudeähnliche, meist sekundäre Hautveränderungen durch Kratzen Anämie nur bei jungen oder kranken, massiv befallenen Tieren Parasiten häufig am Kopf und an den Ohrmuscheln Nissen kleben fest an den Haaren Haarlinge Trichodectes canis und Felicola substrostratus intensiver Juckreiz Eier kleben fest an den Haaren Flöhe Ctenocephalides felis bzw. canis v.a. an Rücken und Hals Auskämmen mit Flohkamm Hautveränderungen meist sekundär durch Beißen und Kratzen Komplikationen: allerg. Flohdermatitis Cave: bei Bandwurmbefall ( Dipylidium canis ) muss auch Flohbefall vorliegen Diagnose Cheyletiellen mit Hautgeschabsel, Tesaabklatsch Herbstgrasmilben mit Geschabsel Läuse, Haarlinge Parasit mikroskopieren Flöhe Flohkot nachweisen mit feuchtem Wattebauschrotbrauner Fleck ( Flohkot ) 23 DD Cheyletiella bei der KatzeNotoedres, Demodikose, Dermatomykosen Therapie Cheyletiellen, Herbstgrasmilben, Läuse, Haarlinge Fipronil ( Frontline Spray, Spot-on ) ist Mittel der Wahl alternativ Insektizid-Shampoo 1mal/Woche für 4-6 Wochen Behandlung der Lieblingsliegeplätze Flöhe Sanierung des Lebensbereiches mechanischStaubsaugen, Wischen chemischBolfo Plus, Kadox, Vetkem am Hund Fipronil oder Imidacloprid ( Advantage ), Program in geschlossenen Tierbeständen erfolgreich zur Prophylaxe gegen Flohbefall Vitamin B-Gaben und Knoblauch 4. Zecken Arten Ixodes ricinus ( Hund, Katze ) Rhipicephalus sanguineus ( bei Katze selten ) Dermacentor reticulatus ( nur Hund ) Überträger von FSME und Borreliose ( Ixodes ), Babesiose (Rhipicephalus und Dermacentor ) Prädisposition Aufenthalt in Waldgebieten mit Büschen, Wäldern, Feuchtgebieten Rhipicephalus in Häusern und Wohnungen ( aus Tropen und Subtropen eingeschleppt ) Symptome fehlen meist Zeckenspeichel kann zu lokalen Reizungen führen Bildung von Granulomen, wenn beim Abreißen der Kopf stecken bleibt Therapie Zecken so schnell wie möglich entfernen, um Erregerübertragung zu vermeiden Fipronil tötet die Zecken rechtzeitig ab Pyrethroide verhindern das Festbeißen der Zecken in der Haut ( Permethrin = Exspot ) Flohhalsbänder schützen nicht vor Zeckenbefalt, töten aber die Zecken nach längerem Kontakt Amitraz als Puder kann den Befall eindämmen Hausmittel: 1-2 Teelöffel Leinsamenöl im Futter, wirkt vermutlich abstoßend auf Zecken 5. Kopfräude / Notoedres-Räude der Katze Ätiologie und Epidemiologie Notoedres cati = stationär-permanente Grabmilbe (Sarcoptidae) Milbe lebt in Bohrgängen in den obersten Hautschichten dort Eiablage Ansteckung direkt ( Kontakt mit infizierten Tieren ), indirekt ( Decken, Kissen, Schlafkorb, Kämme ) weltweit verbreitet, insgesamt jedoch seltener auftretend neigt zu Generalisation betrifft vor allem jüngere Tiere befällt ins seltenen Fällen auch den Hund hochkontagiös, v.a. bei streunenden und vernachlässigten Tieren ZOONOSE beim Mensch die Tierskabies auslösend ( hochgradiger Juckreiz mit Papelbildung ) Symptome: beginnt an den Ohrrändern, um die Augen herum, im Gesicht ( faziale Dermatitis ) kleieartige Schuppen, Bläschen, Pusteln unter Beteiligung allerg. Reaktionen Entstehung von Krusten 24 Hautverdickungen, hochgradige Borken-, Faltenbildung der Haut ( hyperplastische Dermatitis ) Haarausfall heftiger Juckreiz!! bakterielle Sekundärinfektionen nach Selbstexkoriationeneitrige Dermatitis gelegentlich Konjunktivitis, Rhinitis deutliche Tendenz zur Generalisation mit Abmagerung, Apathie, bei Jungkatzen zum Tod führend Faktorenerkrankung Faktoren sind Mangelernährung, Immundefekte, Haltungsmängel Diagnosesicherung: Symptome, Milbennachweis mittels tief entnommenem Hautgeschabsel DD Sarcoptes, Otodectes, Demodex, Cheyletiella, Haarlinge Dermatophyten Futtermittel- oder Flohspeichelallergie atopische Dermatitis Pemphigus foliacus feline symmetrische Alopezie sekundär infizierte Biss- und Kratzwunden Therapie: Krusten und Borken mittels Paraffinum liquidum, medizinischer Seifenlösung, Keratolytika entfernen Akarizide Pyrethroide, Alkylphosphate, Carbamate, Selamectin keine Ganzbehandlungen mit Zubereitungen auf HCH-Basisschlechte Verträglichkeit Decken, Kissen, Tücher o.ä. am besten verbrennen Prognose: schlecht bei hochgradigem Befall mit Generalisation und Sekundärinfektionen Demodex Erreger Demotex canis zigarrenförmig 4 Paar Stummelfüße lebt in Haarbälgen bei 90% der Hunde verursacht meist keine Probleme Entwicklung Entwicklung dauert 20-35 Tage Vermehrung meist durch Immunsystem eingeschränkt Infektion meist in ersten Lebenswochen bis 3 Monate durch engen Kontakt mit Muttertier Infektion wird danach meist schnell von Immunsystem in Griff bekommen => misslingt => klinische Symptome bei starker Vermehrung synthetisieren Milben einen immunsuppressiven Faktor Pathogenese 2 Hauptformen squamöse Demotikose (lokal oder generalisiert) purulente Demotikose (lokal oder generalisiert) Trennung der inneren von der äußeren Wurzelscheide Dehnung der Follikel => Ruptur des Haarbalges Erythem, Begünstigung des Talgdrüsenwachstums Zerstörung der Haarzwiebel und des Haarbalges Alopezie offene Verbindung zwischen Haarbalg und Hautoberfläche bakterielle Kontamination purulente Form Formen Junghundform (3-12Monate) immer ganzer Wurf sichtbare Veränderungen nach absetzen allergisch! 25 Erwachsenenform (ab 5 Jahren) sehr selten oft folgen Neoplastische oder andere innere Erkrankungen mit Schwächung der Widerstandskraft häufig bei Cockern chronische Pododemodikose These: Generalsierte Demodikose ist Manifestation eines spezifischen T-Zell-Defektes massenhafte Vermehrung der Milben sezernieren humorale Substanz T-Tell-Suppression Fast immer nachzuweisende Staph. aureus-Stämme wirken zusätzlich immunsuppressiv Faktorenerkrankung neben Demodex meist andere Erreger oder äußere Faktoren Staph. spp., Proteus spp., Pseudomonas spp. (Pseudomonas-Pyodermie) Fehlernährung, Hautüberpflege, Streß, MDT-Erkr., schnelles Wachstum Prädilektion bei Kurzhaarhunden Einteilung nach klinischer Lokalisation: lokal squamös-papulös Kopf: periorbital, Wangen, Nase Masken/Brillenbildung Beine: Pfoten, Zwischenzehenbereich Rumpf: haarlose Flecken (mottenfraßartig) Alopezia diffusa areata Erythem, Papeln, Schuppen (squamös-pustulöse Form) primär kein Pruritus sondern Schmerzen generalsiert pustulös-pyoderm squamös-pustulöse Form pustulös-pyoderme Form (Pyodermie-Symptome) gelegentlich Pruritus Lymphadenitis (Lnn.Schwellung) Einteilung nach Verlaufsform (Parasito) Alopezie (mildester Verlauf) =Alopezia areata squamöse Form: schuppendes Ekzem großflächiger Haarausfall starke Milbenvermehrung mit Haarbalgerweiterung squamopapulöse Form: kleine Papeln auf schuppenden haarlosen Stellen Pruritus nicht generell chronische Form mit Hautverdickung und Pigmentation bei langer Dauer Pustulöse Form: entwickelt sich meist aus sqamösen Form derbe blaurote Knötchen die in braunrote-schwarze Pusteln übergehen dringen häufig in die Tiefe infolge Sekundärinfektion leicht Geschwürbildung Haut wird faltig, borkenählich, zerklüftet und blaurot (Räude) gelegentlich Juckreiz, eventuell Tod des Tieres (Sekundärinfektion, Kachexie) atypische Form: über den ganzen Körper verstreute Veränderungen Haarausfall auf kleinen schuppenden Bezirken evtl. Papeln, Pusteln und nässende Knötchen i.d.R kein Juckreiz (1.-3. entspricht lokaler Form, 4. ist die generalsierte Form) 26 Symptome Beginn an Oberlippe, Augenlider (Brille), Stirn, Nasenrücken, Ohren meist nach dem Absetzen Bei Fortschreiten: Hals, Brus, Bauch, Schenkelfalten vielfach allergische Reaktion meist Spontanheilung innerhalb von 1-2 Monaten Diagnose klinische Untersuchung, Vorbericht (evtl. immunsuppressive Primärerkrankung, Medikation) Labor: 3-4 tiefe Hautgeschabsel oder Biopsie, Talg, Eiter Mikroskopie: Milben, Larven, Eier, Nymphen BU mit Antibiogramm Sekundärerreger Diffdiagnosen Kratzverletzung der Welpen Akne seborrhoische Dermatitis Pyodermie Therapie Basistherapie: scheren; reinigende, desinfizierende, krustenlösende Kompressen, Hautrückfettung (Acetylsalizylöl) Askarizidbehandlung: Waschungen mit Amitraz* (Tactic®, Ectodex®, Mitaban®) 1-2x/Woche über mehrere Wochen-Monate Monoaminidasehemmer in 0,05%iger Badelösung Behandlungserfolg alle 2-4 Wo durch Hautgeschabsel überprüfen mögliche NW: Schläfrigkeit für Stunden-2d CAVE Nie Corstisongaben! Zusatztherapie (pyodermisch-pustulöse Form) Antibiotika (topisch, systemisch) Positive Ergebnisse mit T-Lymphozyten-Stimulanzien (noch nicht im Handel) Vitamine Prophylaxe: Zuchtausschluß wegen hereditärer Komponente Prognose gut bei lokaler Form fraglich bei generalsierter Demodikose fraglich bis ungünstig bei Tieren mit Immunsuppression Ohrräude (Ktz) Ätiologie und Epidemiologie Notoedres cati = stationär-permanente Grabmilbe (Sarcoptidae) Milbe lebt in Bohrgängen in den obersten Hautschichten dort Eiablage Ansteckung direkt ( Kontakt mit infizierten Tieren ), indirekt ( Decken, Kissen, Schlafkorb, Kämme ) weltweit verbreitet, insgesamt jedoch seltener auftretend neigt zu Generalisation betrifft vor allem jüngere Tiere befällt ins seltenen Fällen auch den Hund hochkontagiös, v.a. bei streunenden und vernachlässigten Tieren ZOONOSE beim Mensch die Tierskabies auslösend ( hochgradiger Juckreiz mit Papelbildung ) Symptome: beginnt an den Ohrrändern, um die Augen herum, im Gesicht ( faziale Dermatitis ) kleieartige Schuppen, Bläschen, Pusteln unter Beteiligung allerg. Reaktionen Entstehung von Krusten Hautverdickungen, hochgradige Borken-, Faltenbildung der Haut ( hyperplastische Dermatitis ) 27 Haarausfall heftiger Juckreiz!! bakterielle Sekundärinfektionen nach Selbstexkoriationeneitrige Dermatitis gelegentlich Konjunktivitis, Rhinitis deutliche Tendenz zur Generalisation mit Abmagerung, Apathie, bei Jungkatzen zum Tod führend Faktorenerkrankung Faktoren sind Mangelernährung, Immundefekte, Haltungsmängel Diagnosesicherung: Symptome, Milbennachweis mittels tief entnommenem Hautgeschabsel DD Sarcoptes, Otodectes, Demodex, Cheyletiella, Haarlinge Dermatophyten Futtermittel- oder Flohspeichelallergie atopische Dermatitis Pemphigus foliacus feline symmetrische Alopezie sekundär infizierte Biss- und Kratzwunden Therapie: Krusten und Borken mittels Paraffinum liquidum, medizinischer Seifenlösung, Keratolytika entfernen Akarizide Pyrethroide, Alkylphosphate, Carbamate, Selamectin keine Ganzbehandlungen mit Zubereitungen auf HCH-Basisschlechte Verträglichkeit Decken, Kissen, Tücher o.ä. am besten verbrennen Prognose: schlecht bei hochgradigem Befall mit Generalisation und Sekundärinfektionen Sarcopes Ursache Sarcoptes canis Morphologie rund kurze Beine hinter Beinpaare überragen den Körper nicht Adulte bis 400m Maulbereich stumpfkegelig Prätarsen lang, ungegliedert und tragen ein Glöckchen Entwicklung Weibl. graben im Stratum granulosum der Haut Gänge legen darin Eier ab Entwicklung der Larve über die Proto- zur Tritonymphe auch in Haut männl. Adulte und weibl Tritonymphen gelangen auf Hautoberfläche Kopulation (Männchen sterben danach) durch Kopulation auf der Haut wird genetische Vielfalt gesichert und Weiterverbreitung auf neue Wirte möglich Mensch als Fehlwirt ( ZOONOSE ) hochgradig ansteckende Hautkrankheit, über direkten Kontakt nicht alle Tiere in einem Kollektiv zeigen Symptome = stille Träger wird oft als Allergie missgedeutet, da Milbennachweis schwierig IKZ 2-8 Wochen (erschwert die Suche nach der Infektionsquelle ) Symptome: es genügen einige wenige Milben für ausgeprägte Symptome!! intensiver Pruritus ausgeprägtes Erythem und Papeln sekundär entstandene Exkoriationen Krusten an Gldm., Kopf, später am ganzen Körper chronisch: Seborrhoe, Krusten, Exkoriationen, alopezische Stellen ( mottenfraßähnlich ) Diagnosesicherung: Serologie 28 Milbennachweis (mehrere Geschabsel wegen geringer Erfolgsquote) Therapieversuch Juckreiz und Papeln beim Hundebesitzer DD Cheyletiellen, allergische Hauterkrankungen Therapie Phosphorsäureester-Spüllösung 1mal/Woche für 3-6 Wochen (auf Körper aufbringen und eintrocknen lassen) alternativ Amitraz oder Ivermectin 0,2-0,4mg/kg s.c. oder p.o. 1mal/Woche für 4-6 Wochen zur Milderung des Pruritus: Prednisolon 0,5-1mg/kg alle 1-2d p.o. CAVE: Ivermectin NICHT bei Collies, Collieartigen Rassen, Bobtails!! Kann zum Tod führen! Hier Milbemycin Prognose: gut, Mitbehandlung aller im Haushalt lebenden Tiere! Blut US des rotes Blutbildes 1. Erythrozytenzählung mittels Zählkammer (Neubauer) oder elektrischem Partikelzählgerät Normwerte: Hund 5,5-8,5 T/l, Katze 5-10 T/l T/l=x10hoch6/µl EDTA, Zitrat, Heparinblut, Nativblut (sofort weiterverarbeiten) Bestimmung des Hämoglobingehaltes photometrisch als Hämoglobincyanid Normwerte: Hund 9,3-11,8 mmol/l Katze 5-10,6 mmol/l ungerinnbar gemachtes Blut= EDTA oder Heparinblut, Probe vor Verarbeitung mischen Cyan-Hb-Methode=> Umwandlung von Hb in Met-Hb und Photometrie bei 520-560 nm 3. Hämatokrit mittels Mikrohämatokritröhrchen und Zentrifuge: Normwerte: Hund 0,4-0,55l/l = 40-55%, Katze 0,25-0,45 l/l = 25-45% Prozentualer Anteil der Ery-Masse am Gesamtblut abhängig von Zahl und Volumen der Erys und dem Plasmavolumen EDTA oder Heparinblut (nur feste Antikoagulatien) CAVE: Ausgangswert vor der Erkrankung meist unbekannt 4. Retikulozytenzahl mittels gefärbtem Bluausstrich: Normwerte: Hund 0,005-0,010%, Katze 0,005-0,020% spezielle "Vitalfärbung" (Färbung unfixierter Zellen) 1000 Erys auszählen und darin enthaltene Retikulozyten in Promille angeben ↑ gute Regenerationsfähigkeit (hämolystische Anämie, Blutungsanämie) ↓schlechte Regenerationsfähigkeit (aplastische Anämie) 5. Beurteilung von Form, Größe, Färbbarkeit der Erys (Morphologie) basophile Tüpfelung, Innenkörper, Jollykörper und Blutparasiten dünne, gut gefärbte Blutausstriche, bei jeder! Anämie zur Differenzierung unbedingt erforderlich EDTA, Heparin, Zitratblut, selten Direktausstrich mit Nativblut 6. Rechnerisch aus Eryzahl, Hb und Hkt MCH = mittlerer Hb-Gehalt eines Erys Anämie: normo, hypo, hyperchrom Normwerte: Hund 1,3-1,55 fmol MCV = mittleres Volumen eines Erys Normo/Mikro/Makrozytose 29 Normwerte: Hund: 67-80 fl, Katze 40-55 fl MCHC = mittlere Hb-Konzentration der Erys Beziehung zwischen Hämoglobinsättigung und Zellvolumen, Normwerte: Hund 18,6-22,3 mmol/l, Katze 18,6-23,6 mmol/l 7. Erythrozytensenkunggeschwindigkeit Normwerte: Hund und Katze 20.40mm/30min Gesamtblutmenge beim erwaschsenen Haussäugetier= 6-8% der Körpermasse mittlere Überlebenszeit der Erys: Hund 120 d, Katze 70d Neugeborene Hunde/Katzen haben etwa die Hälfte der Hb-Konzentration eines Erwachsenen Eisen Bluteisen 1/4 vorhandenen, Rest als Speichereisen als Hämsosiderin und Ferritin in KM und Milz Fe-Aufnahme beim Säugling mit der Milch gering, aber stärkere Synthese von Hämoglobin hypochrome Anämie v.a. bei Nutztieren Schwein schwere Auswirkungen Anämie hypochrome Anämie = verminderte Beladung des Einzelery mit Hb normochome Anämie = normale Hb-Versorgung, jedoch verminderte Zellzahl hyperchrome Anämie = Makrozyten, mit größerer Hb-Menge versehen, aber Zahl vermindert hämolytische Anämie = Abbau überwiegt Proliferation absolute Erythropenie bei aplastischer oder hypoplastischer Anämie, hämolytischer Anämie, chronischen Blutungsanämien einige Tage nach akutem Blutverlust relative Erythropenie bei Vermehrung des Blutplasmas Polyglobulie absolute: Vermehrung der Erys, z.B Sauerstoffmangel physiologische Hypoxie (Training, Aufenthalt in Höhen) pathologisch (chronische Penumopathie, chronische Herzinsuffizienz), Polyzythaemia vera Hypererythropoetinämie (Nierentumor) relative: Verminderung des Plasmavolumens (Pseudoglobulie) z.B. Dehydratation, Kreislaufschock Blutgruppen Hund: derzeit 8 bekannt: A1, A2, B, C, D, F, Tr und He Katze: derzeit 3 bekannt: A (94%), B (6%), AB bei 47% natürliche AK gefunden A: nur 45% Anti-B-AK, B: 74% Anti-A-AK bei Blutgruppe B häufigste Transfusionszwischenfälle zu erwarten Icterus hämolyticus neonatorum häufig bei B-Kätzin und A-Kater (A-Welpe Hämolyse durch A-AK) immer Kreuzprobe durchführen 30 US des weißen Blutbildes Zellen des weißen Blutbildes Granulozyten (= myelotische Gruppe) neutrophile jugendliche (Metamyelozyt) stabkernige segmentkernige eosinophile basophile Lymphozyten (= lymphatische Gruppe) große Lymphozyten kleine Lymphozyten Monozyten (= retikuläre Gruppe) 1. Bestimmung der Leukozytenzahl mittels Zählkammer oder elektrischem Zählgerät Normwerte: Hund 6-12 G/l, Katze 6-11 G/l Gesamtleukozytenzahl mittels EDTA, Heparin oder Zitratblut, selten Nativblut wie bei Ery-Zählung (Neubauer Zellkammer, Counter) gezählte Zellen aus 4 Leukozytenquadraten x 50= Zellen/µl 2. Bestimmung der stabkernigen Granulozyten mittels Blutausstrich und Färbung Normwerte: Hund und Katze 0-4% -> Linksverschiebung? 3. Bestimmung der segmentkernigen Granulozyten Normwerte: Hund 55-75%, Katze 60-75% 4. Eosinophilenzahl Normwerte: Hund und Katze 0-4% Parasitosen, Allergien 5. Basophilenzahl Normwerte: Hund und Katze 0-1% Allergien alle Granulozyten: EDTA, Heparin, Zitrat, oder Nativblut und Blutausstrich mit Pappenheimfärbung 6. Monozytenzahl Normwerte: Hund und Katze 0-5% 7. Lymphozytenzahl Normwerte: Hund 13-30%, Katze 15-30% 8. Thrombozytenzahl Normwerte: Hund 150-500 G/l, Katze: 200-250 G/l Das vollständige weiße Blubild umfaßt: 1.Gesamtleukozytenzahl 2.Differentialblutbild relativ (%) 3.Differentialblutbild absolut (absolute Zahlen/µl oder l) => aus 1. und 2. errechnet Referenzbereiche der Gesamtleukozytenzahl Hund: 6000-12.000/µl (bei Aufregung bis 15.000/µl ) Katze: 6000-11.000/µl (bei Aufregung bis 18.000/µl ) ↑↑ Leukozytose physiologisch: Blutdrucksteigerung durch Streß patholgisch prinzipiell reversibel pathologisch prinzipiell irreversibel: Leukämien, BLAD ↓↓ Leukopenie 31 Differentialblutbild = Zellen der granulozytären Reihe segment und stabkernige neutrophile Granulozyten meist Verdau der Bakterien und Untergang des Neutruphilen manche Erreger (Brucellen, Mykobakterien) überleben => Verschleppung eosinophile Granulozyten Chemotaxis Auswanderung in affektierte Gewebe und Organe basophile Granulozyten reich an Histamin und Heparin => Schutz vor intravasaler Gerinnung Vasodilatation und Ödembildung Tierartliche Besonderheiten Hund Neutrophiles Blutbild reagiert empfindlich auf innere/äußere Einflüsse => Variabilität des marginalen Leukozytenpools im Freien gehaltene => höhere Leukozytentahl junge Hunde neigen zur Lymphozytose Katze reagieren sehr stark auf äußere Einflüsse => insbesondere Aufregung eosinophile Granulozyten mit länglichen-stabförmigen, hellrosa Granula Krankhafte Veränderugen der Zellzahlen des WBB Leukozytose = Vermehrung der Leukozyten über den Normalwert Interpretation: Berücksichtigung der aboluten/relativen Zahlen der Leukozytenunterarten Kernverschiebung der neutrophilen Granulozyten Linksverschiebung = Zunahme jugendlicher/unreifer stabkerniger Neutrophiler, Metamyelozyten + Myelozyten auf > 4% Physiologisch: Stabkernige 0-4%, Segmentkernige 57-75% unreife werden aufgrund des ungedeckten Bedarfs ausgeschwemmt Regenerative Linksverschiebung erhöhte Neutrophilenzahl Zahl der Stabkernigen bleibt trotz Erhöhung niedrigrer als die der Segmentkernigen Degenerative Linksverschiebung erhöhte oder normale Neutrophilenzahl Zahl der Stabkernigen übersteigt Segmentkernige Zeichen eines hohen Neutrophilenbedarfs und massiver Erschöpfung des KM Linksverschiebung ohne Neutrophilie gestiegener Bedarf im entzündeten Gewebe kann nicht durch KM-Produktion gedeckt werden Leukogramm muss wiederholt werden Neutrophilenzahl ↑↑ = Prognose gut Neutrophilenzahl ↓↓ = Prognose schlecht Rechtverschiebung = größerer Anteil an reifen Neutrophilen als normal z.B durch Gefäßauswanderung in die Gewebe oder endogene/exogene Glukocorticoiderhöhung Neutrophilie = Vermehrung der neutrophilen Granulozyten über 11.000/µl Klassische Reaktion auf infektiöse/nichtinfektiöse Entzündungvorgänge und Gewebsnekrosen Anfänglich (10h) Ausschwemmung von reifen Neutros aus KM, nach 2-3d erhöhte Produktion gleichzeitige starke Linksverschiebung deutet auf schweres akutes Entzündungsgeschehen hin leukämoide Reaktion = extrem hohe Neutrophilen-Werte: > 50.000/µl Fähigkeit an der Gefäßwand-Anheftung, durch Blutdruckerhöhung> Lösung> im Blut nachweisbar bei Kreislaufabfall (Schock)> Verlangsamung des Blutstroms> Anheftung> "verschwinden" aus Blut 32 Die Untersuchung des weißen Blutbildes zeigt meist nur Symptome, zur genauen Diagnose ist eine ausführliche klinische Untersuchung notwendig ! < Leukopenie bzw. Neutropenie = Absinken der Leukozyten <5000/µl bzw. der Neutrophilen <4000/µl infolge: 1. Sequestrierung der Neutrophilen im Kapillargebiet bei endotoxischem oder anaphylaktischem Schock 2. auch während einer Anästhesie 3. Gewebsbedarf übersteigt Produktion im KM (Erschöpfung) 4. nomalen Bedarfs und ungenügender KM-Produktionsrate Neutropenie mit Linksverschiebung Übermäßiger Neutrophilenverbrauch durch schweren, ausgedehnten Entzündungsvorgang bei realtiv ungenügender KM-Leistungn Peritonitis nach Darmperforation, nach innen rupturierte Abzesse, Aspirationspneumonien, Sepsis Neutropenie ohne Linksverschiebung = granulozytopenische Störung, verminderte/gestörte Proliferation der KM-Zellen: 1. Frühstadium einer Virusinfektion (Parvo, HCC) 2. Verdrängung oder Zerstörung des myeloischen Gewebes durch infiltrierendes Tumorgewebe 3. toxische Substanzen und Medikamenteneinwirkungen Zyklische Neutropenie = zyklische Hämatopoese des grauen Collie vererbte, nicht geschlechtsgebundene Krankheit vorwiegend bei jungen Hunden < 6Mon Infektanfälligkeit, Lebensschwäche, Kümmern Agranulozytose = rasch auftretende schwere Granulozytopenie infolge allergischer oder immunbedingter Reaktionen v.a. auf Medikamente Fieber, Mattigkeit, Durchfall, Abzesse, Phlegmonen, Ginigivitis, Arthritis Zusatz: Röhrchen und Antikoagulanz Rot : EDTA hämatologische Untersuchung rotes und weißes Blutbild Blutgruppenbestimmung Differentialblutbild Blutparasiten Ammoniak Orange: Li- Heparinat hämatologische Untersuchung Hämatokrit Hämoglobin Blutgaswerte Elektrolyte Basenexcess Im Reflotron: Harnsäure, GOT, Bilirubin, Cholesterin, Urease lila : Na-Citrat (1:5) hämatologische Untersuchung Blutsenkung grün : Na-Citrat (1:9) hämatologische Untersuchung PT PTT Koagulometrie Faktorenbestimmung weiß : Serum Enzymbestimmung 33 Elektrolyte Hormone Leberwerte Nierenwerte Proteine gelb : Na-Oxalat + Na-Flourid Laktatbestimmung Glucosebestimmung Anämie Allgemein Hypovolämie infolge akuten Verlustes größerer Blutmengen Blutarmut Verminderung der Erythrozytenzahl und des Hämoglobingehaltes unter die Norm bezogen auf Tierart, Alter und Geschlecht Keine selbstständige Krankheit sondern ein Symptom Nur selten durch Primärerkrankung des hämatopoetischen Systems verursacht. Formen: 1. Akute Blutungsanämie 2. Chronische Blutungsanämie 3. Aplastische (hypoplastische) Anämie 4. Hypochrome Anämie 5. Hämolytische Anämie 1. Akute Blutungsanämie Ätiologie Verletzung größerer Gefäße/ parenchymatöser Organe Dicumarolvergiftungen Thrombozytopenie Koagulopathien akute hämorrhagische Enteritis Pathogenese Blutverlustmengen <10% ohne Krankheitsanzeichen größere Bluverluste haben hämodynamische Auswirkungen: Hypovolämie und Verbreiterung der Blutdruckamplitude Herzfrequenzsteigerung schließlich Blutdruckabfall und Schock periphere Ischämie (Gefäßengstellung infolge Adrenalinfreisetzung) führt zu: Blutstase, Hypoxie, (Lactat-)Azidose durch Umschaltung auf anaeroben Stoffwechsel Verlust von intravasaler Flüssigkeit, Plasmaprotein und Leukozytenauswanderung ins Interstitium Freiwerden prokoagulatorischer Substanzen, Bildung von Fibrinthromben DIC mit Verbrauchskoagulopathie, Degranulation von Mastzellen (Histamin) terminale Weitstellung der Gefäßstrombahn (Bluversackung in Peripherie) Bei längerer Dauer: Organnekrosen (MDT-SH, Leber, Nebenniere) akutes Nierenversagen durch Ischämie Erste Stunden prozentuale Blutverhältnisse normal (Hkt) später Flüssigkeitseinstrom aus Interstitium hypoplastische Anämie mit Hypoproteinämie, Absinken der Erys schließlich hypochrome A. Symptome reduziertes Sauerstofftransportvermögen reduziertes Blutvolumen hypovolämischer Schock Zittern, Kühle der Peripherie, Polypnoe, blasse SH, KFZ verlängert, kleiner-schwacher Puls, Tachykardie 34 Störungen im ZNS bis zum apoplektischen Tod bei Gehirnblutung Mechanische Behinderung der Herzaktion beim Hämoperikard/ Atmung beim Hämothorax kompensatorische Mechanismen (Blutumverteilung, verminderte Zirkulationszeit) unspezifisch: Schwäche, Müdigkeit spezifisch: Blutungen, Ikterus Unterversorgung des Gehirn kann zu Wesensänderung, Teilnahmslosigkeit bis zum Kollaps führen Klinische Untersuchung Anamnese Blutansammlung in Körperhöhlen Palpation, Perkussion, Röntgen, Punktion Blutansammlung in Blase oder Darm Zystozentese/Katheterisieren, rektale US Kreislaufuntersuchung akutes oder chronisches Geschehen konkrete Frage nach Traumata, Giftanwendung, Medikamentengabe, Impfung, Entwurmung DD Hypovolämie= bei Anämie sind Blutgefäße gefüllt und KFZ liegt < 2sec Schocksymptome anderer Genese können hinzu kommen Prognose: abhängig vom Blutverlust (>30% sehr ungünstig) Zeitpunkt des Therapiebeginns davon ob Blutung in Körperhöhle oder nach außen Therapie Behandlung der Blutungsursache Ersatz des Volumens (Spezieseigenes Blut oder Plasmaexpander) zur Behandlung der hypochromen A. Eisen (10-20mg/kg) keine Kobalt oder Kupfergaben (Vermindert Eisenresorption) bei Cumarinvergiftung VitK 2. Chronische Blutungsanämie Langzeitverluste von kleineren Blutmengen Ätiologie: Erkrankungen des MDT (chronische hämorrhagische Enteritis, Endoparasitosen, Ulzera, Tumoren) Ektoparasiten selten Nieren und Harnwegserkrankungen Pathogenese hypochrome mikrozytäre Eisenmangelanämie keine Hypovolämie, da Volumen durch Einströmen interstitieller Flüssigkeit ausgeglichen wird durch Eisenverlust und unzureichende Resorption Bildung kleiner HB-armer Erys Klinik Blässe der SH Leistungsschwäche schwere Fälle: systolische Turbulenzgeräusche Diagnose mikrozytäre hypochrome Anämie + meist Vermehrung der Retikulozyten; Eisen DD Aplastische Anämien mit Störung der Erythropoese normochrom, Retikulozyten vermindert, Eisen im Serum erhöht Therapie Ursache beheben und Eisenapplikation (Langzeit) Prognose nach Ursachenbehebung günstig 35 3. Aplastische (hypoplastische Anämie) Verminderung des Nachschubs der Erys aus dem KM oft in Verbindung mit Verminderung aller Blutzellen(Panmyelophtiese, Panzytopenie) Ätiologie Viren (FelV) Erlichia canis Toxine/Medikamente (Hd insbes. Östrogenüberdosierung) immunpathogen Tumoren chronische Niereninsuffizienz Pathogenese toxische Einflüsse verhindern Erythropoese durch Störung der Stammzellen Niereninsuffizienz führt durch vermindertes Erythropoetin zur aplastischen Anämie Tumoren führen zu Eisenmangel und Verminderung der Eisenbindungskapazität Klinik typische Allgemeinsymptome (Müdigkeit, Schwäche, Blässe) labordiagnostisch: makrozytäre normochrome Anämie (nicht regenerativ) Diagnose Normochrome Anämie und erhöhtes Serumeisen in Verbindung mit entsprechender Grundkrankheit Knochenmarksbiopsie gibt Aufschluss über Situation der Stammzellen und kernhaltiger Vorstufen Prognose Falls Grundkrankheit behoben werden kann gut, sonst ungünstig Therapie Grundkrankheit beheben vorübergehende Besserung mit Blutransfusion: Erythropoetin (teuer) Unterstützend Anabolica 4. Hypochrome Anämie Uneinheitliche Gruppe von Krankheiten Verminderung des Hb der Erys (Hypochromämie) nicht so starke Abnahme der Ery-Zahl Ätiologie Eisenmangel oder Eisenstoffwechselstörung Pathogenese im Anschluss an akute oder während chronischer Blutverluste selten durch Achlorhydrie, Malabsorptionssydrom, VitB12 oder Nahrungseisenmangel beim Flfr Klinik typische Allgemeinsymptome Labordiagnostisch: stärkere Abnahme von Hb gegenüber dem Erys und Hkt unter Erythrozytenindizes vor allem MCH und MCHC erniedrigt Ausstrich: polychromatische und hypochrome Erys Diagnose Laborergebnisse eindeutig Erys, Hkt, Hb, Serumeisen vermindert MCH, MCHC herabgesetzt Hypochromasie, Polychromasie Prognose Nach Abstellung der Ursache unter Behandlung günstig 36 Therapie Bluttransfusion nur in schweren Fällen Orale Eisenapplikation: zweiwertiges Fe als Sulfat oder Glukonat (10-20mg/kg)/d mehrere Wochen keine Kobalt oder Kupfergaben (Vermindert Eisenresorption) 5. Hämolytische Anämien Durch vermehrten Abbau, verkürzte Lebensdauer und/oder Zerstörung der Erys (Hämolyse) regenerative Anämie Ätiologie Infektiös, toxisch: Hämobartonellen, Babesien, Leptospiren, hämolysierende Bakterien Kupfer-,Blei-, Methylenblauvergiftung, Schlangengifte thermisch Wärme-, Kältehämolyse Ag-Ak-Reaktion Autoimmunerkrankungen Unverträgliche Bluttransfusion angeborene hämolytische Anämie bei Pyruvatkinasemangel hereditär bei Basenji und Beagle osmotisch Wasserintoxikation Veränderung des plasma-osmotischen Druckes (Klysma Katze) Begleithämolysen bei Tumoren Hypersplenismus Überfunktion Milz baut normale (nicht nur alte) Erys ab, BBS beschleunigt idiopathisch Klinik Allgemeinsymptome, gelegentlich mit Fieber schwere Hämolyse rötliches bis kirschrotes Serum, Test auf Urin-Hb kann positiv sein rotes BB starke Regenerationszeichen (vermehrt Retikulozyten und Normoblasten) bei Immunhämolytischen Anämien gehäuft Sphärozyten und Mikrosphärozyten positiver Coombs-Test DD Aplastische Anämie, hypochrome Anämie, akute Blutungsanämie Therapie Behandlung der Grundkrankheit Kortikosteroide Prednisolon Initial:0,5-2mg/kg Langzeit: Hälfte der Anfangsdosis Immunsuppression zur Hemmung der Makrophagen bei Autoimmunerkrankungen Immunsuppressiva: Azathioprin (Imurek®): 0,5-2mg/kg (nicht bei Ktz) hartnäckige Fälle: Chlorambucil (Leukeran®) 0,1mg/kg in Verbindung mit Prednisolon Zytostatika wegen Immundysregulation (Cave: karzinogene Wirkung) Blutuntersuchung 1. zur Objektivierung des Schweregrades Hämatokrit 30-36% leichte Anämie 21-29% mittlere Anämie >20% schwere Anämie 2. zur Klassifizierung >nach Ery-Größe >nach Hb-Gehalt >nach Ery-Form im Differentialblutbild Erythrozytenindizes: MCV= mittleres Ery-Volumen (60-77fl) 37 MCH= mittlerer absoluter Hb-gehalt eines Ery (21-25pg/Ery) MCHC= Hb-Sättigung bezüglich Zellvolumen (32-36 g/dl Ery Differentialblutbild...Beurteilung nach Anisozytose (Größenunterschiede) Polychromasie (Farbintensitätsunterschiede) Agglutination Kerne (Normoblasten) basophile Tüpfelung Bluplasmazellreste (Retikulozyten) Heinz´sche Innenkörper abnorme Formen (Sphärozyten, Schistozyten, Fragmentozyten) Jolly-Körperchen (Kernreste) (Ktz wenige normal) Blutparasiten Thrombo: Ery (1:20), Riesenplättchen Blutsenkung (grober Hinweis auf Ery-Volumen) beschleunigte Senkung deutet auf Entzündung, Gewebszerfall und gewisse Anämieformen hin Blutchemisches Profil Plasmaproteine Bilirubin Harnstoff Kreatinin alk Phosphatase oder GGT, GPT (SALT), GOT (SAST) evtl. GLDH oder LDH Cholesterin Regenerative Anämien: absolute Retikulozyten> 80x10hoch9/l Blutung: Protein< 60g/l Hämolyse:Prot>60g/l Nicht Regenerativ: absolute Ret.<50x10hoch9/l hämorrhagische Diathesen = Gerinnungs-, Hämostasestörung, erhöhte Blutungsneigung Definition : gesteigerte Blutungsneigung mit plötzlich oder verzögert auftretenden Spontanblutungen oder mangelnde oder verzögerte Blutgerinnung nach Gefäßverletzung ( vererbt oder erworben ) Einteilung : 1. Thrombozytenbedingte Gerinnungsstörungen = Thrombopathien 2. plasmatische Gerinnungsstörungen = Koagulopathien 3. Störungen der Gefäßwand = Vasopathien 4. Kombinationen verschiedener Störungen z.B. DIC 1. Thrombopathien: Kinetik der Thrombozyten KM-Durchlaufzeit ( von Megakaryoblast zu Thrombozyt ) = 4-6d Lebensdauer Hund = 5-9d Reservekompartiment für Thrombozyten im KM fehlt Rückschluss der Zahl an Megakaryozyten auf Thrombozyten trotzdem möglich Einteilung der Thrombopathien : Erworben 1. Thrombozytopenie ( <50 * 10 /l ) vermehrte Zerstörung oder verkürzte Lebensdauer Produktion vermindert 38 Verbrauch, Sequestrierung, abnormale Verteilung, Verlust 2. Thrombozytopathie 3. Thrombozytose Angeboren : z.B. Thrombasthenie, Thrombozytopenie z.B. Von-Willebrand-Erkrankung 1. Thrombozytopenie Diagnose : <100.000/μl ( <100 * 10 /l ), Blutungen ab < 40.000/μl Ursachen durch vermehrte Zerstörung am häufigsten immunvermittelt ( primär oder sekundär ) Primär Antikörper ( IgG ) gegen Thrombozytenmembran extravaskuläre Entfernung der Thrombozyten durch Makrophagen in Milz oder Leber seltener intravasale Lyse oder Ak gegen Megakaryozyten Stimulus für AK-Bildung unbekannt, Autoimmunerkrankung Sekundär Antikörper-Antigen-Komplexe ( Virus, Medikament ) binden an Thrombozyten anschließend Entfernung der mit Ig beladenen Thrombozyten aus der Zirkulation durch das RES Auslöser : Infektionen ( Ehrlichiose, Babesiose ) Neoplasien ( Lymphom ) Medikamentenapplikation ( z.B. Phenylbutazon ) system.Lupus erythematodes Nicht-immunologisch: direkte Schädigung der Thrombozyten durch Medikamente mechanische Schädigung ( vaskuläre Erkr. ) nach Vakzinierung mit Lebendvakzine ( →immunologisch ) durch verminderte Produktion (Knochenmarkshypoplasie, -aplasie, -dysplasie) Medikamente ( z.B. Phenylbutazon, Zytostatika ) Hormone ( Östrogenvergiftung ! ) Infektionen ( Ehrlichia canis, Leishmaniose, Staupe, Parvovirose, FeLV!! ) Chemische Toxine Immun- oder autoimmunvermittelt ( gegen Megakaryozyten ) Bestrahlung Zyklische Hämatopoese Idiopathisch Myelo- oder lymphoproliferative Erkrankungen ( lymphatische Leukose ) durch Verbrauch, Sequestrierung, abnorme Verteilung, Verlust : Verbrauch DIC ( am häufigsten ), schwere Blutungen Thrombosen, Aggregation ( sekundär nach Vakzination ) Infektionen ( Virämien, Septikämien ), Entzündungen Abnorme Verteilung Splenomegalie, Hepatomegalie Lebererkrankungen Vasodilatation durch Endotoxinschock ( abnorme Sequestrierung in den Gefäßen→versacken ) Klinik Petechiale Blutungen an Haut und Schleimhäuten, Gingiva Retina- und Sklerenblutungen Hämaturie Meläna durch gastrointestinale Blutungen Epistaxis 39 Hämothorax, Hämoperitoneum, Hämarthros Traumatische Blutungen, deren Schweregrad das Ausmaß des Traumas weitaus übertreffen Blutungen nach Venenpunktion kommen nicht zum Stehen Thrombozytopathien = Störung der primären Blutstillung bedingt durch eine defekte Plättchenfunktion bei normaler oder erhöhter Plättchenzahl Störungen der Thrombozyten – Adhäsion, Aggregation oder Freisetzung von Thrombozyten-Faktoren Ursachen Medikamente ( NSAID´s, Antibiotika, Anästhetika, Vakzine, Östrogene ) DIC Urämie Hämatologische Veränderungen: Dysproteinämie, Myelofibrose, Thrombozytose Hyperkoagulabilität : nephrotisches Syndrom, DM, Cushing SLE ( system. Lupus erythematodes ) Thrombozytosen bei > 450.000/μl Ursachen Tumoren ( Osteosarkom, Plattenepithelkarzinom, Polycythaemia vera, Megakaryoblastenleukämie ) Eisenmangel bei Blutungen, Traumen, Infektionen, Medikamenten (Glukokortikoide), Splenektomie Bei einer Thrombozytopenie kann es beim Wegfall des dafür verantwortlichen Faktors durch die kompensatorische KM-Funktion zu einer Thrombozytose kommen Von-Willebrand-Erkrankung ( VWE ) : Von-Willebrand-Faktor ( VWF ) großmolekulares Plasmaprotein aus mehreren Untereinheiten wird im Gefäßendothel synthetisiert vermittelt die Adhäsion von Thrombozyten an das Subendothelium des verletzten Gefäßes gleichzeitig Trägerprotein für Faktor VIII des plasmat. Gerinnungssystems Besonders in den USA auftretend, Rassedisposition Dobermann Einteilung in 3 Typen TypI milde Typ II+III mittelgradige Erkrankung Symptome : GI-Blutungen verstärktes Bluten bei Zahnwechsel, OP´s, Läufigkeit, Traumata keine Spontanblutungen! 2. Koagulopathien Ursachen Angeboren : Hämophilie A ( Faktor VIII-Mangel )→am häufigsten Hämophilie B ( Faktor IX-Mangel ) Mangel an Faktor X, XI, VII, I,II Erworben : Cumarin-Vergiftung Verbrauchskoagulopathie = DIC Hepatopathien Nephrotisches Syndrom Vitamin-K-Malabsorption Neoplasien Hämophilie A und B werden geschlechtschromosomal vererbt es sind nur Rüden betroffen, Hündinnen sind Überträger 40 Cumarinvergiftung : VitK-abhängige Faktoren sind II, VII, IX und X Symptome erst nach 2-4 Tagen Therapie mit VitK1 Konakion® 2-5mg/kg i.v. oder s.c. 1-2mg/kg Prednisolon Vollbluttransfusion 10-20ml/kg Verbrauchskoagulopathie =DIC ein durch erhöhte Gerinnungsbereitschaft ausgelöstes Syndrom tritt sekundär zu versch. Systemischen Erkrankungen ( = Auslöser ) auf Klinik Blutungen und Auswirkungen der Mikrothrombenbildung mit Endorganschädigung Ursachen: Metastasierende Tumoren, Hämangiosarkom, Lymphom Immunhämolytische Anämie Ketoazidose bei DM Nekrotisierende Pankreatitis Schock, Sepsis, Hitzschlag, Verbrennungen Infektionskrankheiten ( Septikämie, Parvovirose, Hepatitis, Dirofilariose ) Hochgr. Herzerkrankungen Pathogenese Noxen lösen Endothelschäden, Immunkomplexbildung, Erys- und Gewebsschädigung aus Aktivierung beider Koagulationskaskaden = extrinsisches und intrinsches System Hyperkoagulabilität das dabei gebildete Thrombin bewirkt die Bildung von Fibrin intravasale Ablagerung in den Kapillaren ( Mikrothromben ) periphere Ischämie und Endorganschädigung es folgt eine thrombozytär-plasmatisch bedingte Hypokoagulabilität Bedarf an Thrombos+Gerinnungsfaktoren kann nun nicht mehr gedeckt werden hämorrhag. Diathesen Gleichzeitig Aktivierung der Fibrinolyse durch Plasmin baut Fibrin und Fibrinogen ab, inaktiviert Faktor V, VIII, IX und XI verstärkt die Gerinnungsstörung Gleichzeitig Aktivierung des Kininsystems Gefäßpermeabilität↑ Hypotonie, Schock möglich durch Fibrinfädenbildung werden Erys mechanisch durchtrennt Schistozytenbildung und Hämolyse ( = mikroangiopathische Hämolyse ) Symptome spontane Blutungen Organinsuffizienzen ( durch Mikrothrombenbildung in Leber, Niere, Pankreas, ZNS ) Symptome der Grunderkrankung Tumormetastasen, Schock, Sepsis, Hämolyse, Hepatopathien Diagnose Hyperfibrinogenolyse Verbrauch der Thrombozyten, Verbrauch weiterer Gerinnungsfaktoren vermehrte Bildung von Fibrinspaltprodukten vcermehrte Bildung von Fragmentozyten ( Erythrozyten, mikroangiopathische Hämolyse ) Therapie Heparin 100-150 I.E./kg i.v., dann alle 6-12h s.c. bei akuten Blutungen Frischbluttransfusion Behandlung der Grunderkrankung, Infusion zur Toxinverdünnung, Antibiose, Kortikosteroide 41 3. Vasopathien = Diathesen, die auf einer erhöhten Permeabilität und Fragilität der Gefäßwand beruhen Angeboren : Ehlers-Danlos-Syndrom Störung der Bildung von Kollagen Erworben : durch Infektionen ( Parvovirose, Leishmaniose, Dirofilariose ) Endotoxine, Exotoxine immunvermittelte Reaktionen ( Rheumatoide Polyarthritis, SLE ) Koagulopathiediagnose Klinik Petechien, Purpura, Ekchymosen, Hämatome auf Haut und Schleimhäuten Epistaxis, Gingiva-, Retina- und Sklerablutungen Hämothorax, Hämoperitoneum, Hämarthros GI-Blutungen → Meläna Hämaturie Blutgerinnungstests : Unterscheidung von Gruppen-/Übersichtstests ( PT, aPTT ) und Spezialtests ( Fibrinspaltprodukte, Gerinnungsfaktoren ) Voraussetzungen : korrekte Blutentnahme, Verarbeitung und Aufbewahrung Für die meisten Test benötigt man ungerinnbar gemachtes Blut z.B. mit Natriumcitrat Sofortige Kühlung und Zentrifugation 1. Thrombozytenzahlbestimmung : Material : EDTA-Blut Referenz : 150.000-400.000 Thrombozyten/l Blutausstrich nach Schnellfärbung durchmustern Referenz: 8-10 Thrombozyten pro Ölimmersionsfeld ( 1 Thrombozyt = 15.000-20.000/μl ) Wenige oder keine Thrombozyten = schwere Thrombozytopenie Große Thrombozyten im Ausstrich sind ein Zeichen für Regeneration 2. Schleimhautblutungszeit : Suchtest für Thrombozyten- und vaskulärbedingten Gerinnungsstörungen Einsatz eines Testsimplategeräts führt lediglich zu einer oberflächlichen kapillären Blutung plasmat. Gerinnungssystem wird nicht aktiviert es werden keine Gerinnungsfaktoren für eine ausreichende Hämostase benötigt Vorgehen: Oberlippe nach oben klappen Testsimplate auf Schleimhautoberfläche aufsetzen und auslösem versetzt etwa 5mm lange und 1mm tiefe Einschnitte abfließendes Blut etwa alle 10sec mit Filterpapier aufsaugen, Zeit bis zur Blutungsstillung messen Referenz : <4min Verlängert bei VWE, schwerer Thrombozytopenie, Thrombozytopathie, Vaskulären Störungen Thrombozytenfunktionsbestimmung : Bei Verdacht auf Thrombozytopathien weiterführender Test nach Messung der Schleimhautblutungszeit ( z.B. Thrombozytenaggregationstest ) Sehr aufwendig, Speziallabors ACT-Test = Activated Clotting Time ( aktivierte Gerinnungszeit ) Suchtest für Abnormalitäten des intrinsischen Systems Misst die Zeit der Fibringerinnselbildung in vitro nach Aktivierung durch eine als Oberflächenaktivator wirkende Substanz Vorgehen: ACT-Teströhrchen vor Blutentnahme in der Hand erwärmen 42 dann lässt man 2ml Blut einlaufen Zeitmessung bis zur ersten Gerinnselbildung Dabei aber alle 10sec drehen! Referenz. 60-105sec Verlängert bei Störungen des intrinsischen Systems, Hämophilien, Cumarinvergiftung, Hepatopathien aPTT = Activated Partial Thromboplastin Time ( aktivierte partielle Thromboplastinzeit ) Suchtest bei Verdacht auf Störung der plasmatischen Gerinnung Material: Natriumcitrat-Blut Referenz: laborabhängig ( etwa 10-14sec ), immer im Vergleich mit Kontrollplasma gesunder Tiere Verlängerte Werte >25% bei Störungen des intrinsischen Systems, Hämophilie, DIC, Kumarinvergiftung, Hepatopathien, Hämokonzentration PT = Prothrombin-Time ( Quick-Test ) = TPZ ( Thromboplastinzeit ) Material: Natriumcitrat-Blut Referenz: laborabhängig ( etwa 6-11sec ), Vergleich mit Kontrollplasma Verlängerte Werte >25% bei Störungen des extrinsischen Systems, Faktor-VII-Mangel, Kumarinvergiftung, DIC, Hepatopathien Thrombinzeitbestimmung Material: Natriumcitratblut Referenz: laborabhängig ( etwa 13-20sec ) Verlängert bei Fibrinogenmangelzuständen, Dysfibrinogenämie, Fibrinpolymerisationsstörungen und Heparintherapie ( NICHT bei Cumarinvergiftungen! ) Fibrinogenkonzentrationsbestimmung : Material : Natriumcitratplasma Referenz: 2-4g/dl Plasma Erniedrigt bei DIC, Hepatopathien, erhöht bei Entzündungen Fibrinogen-/Fibrinspaltprodukt-Bestimmung ( FSP ) Material: Vollblut Prinzip: immunologischer Nachweis der FSP mit Hilfe von Spezialröhrchen (Latexagglutination ) Erhöhte FSP-Konzentration : Hyperfibrinolyse, z.B. bei DIC, thrombembolischen Erkrankungen, nach Degradation von Hämatomen Antithrombin-III-Bestimmung ( ATIII ) ATIII ist Kofaktor für Heparinwirkung bildet einen Komplex mit ihm natürlicher Inhibitor des Gerinnungssystems Material: Natriumcitratplasma Erniedrigte Aktivität : postoperativ, bei DIC, Leberschäden ( → reduzierte Bildung ), Heparintherapie, nephrotisches Syndrom ( Verlust im Harn ) ATIII-Mangel fördert Thromboseneigung Von-Willebrand-Faktor-Bestimmung ( VWF ) Material: Natriumcitratplasma ELISA- oder DNA-Test Interpretation der Testergebnisse : PT verlängert, PTT normal extrinsisches System betroffen aPTT, ACT und Vollblutgerinnung verlängert intrinsisches System betroffen mehrere test abnormal, FSP erhöht, Thrombozytenzahl↓ vermutlich DIC PT und aPTT normal, Thrombozytenzahl↓ Thrombozytopathie oder Vaskulopathie 43 Hypo-, Hyperproteinämie Veränderungen im Plasmaproteinspiegel: Bestimmung des Plasmaproteinspiegels ist ein Screenig-Test (Grundlaborwertbestimmung) Unterscheidung Serumproteinspiegel SP ( Albumine und Globuline ) Plasmaproteinspiegel PP ( zusätzlich Fibrinogen 3-4g/l ) : PP 58-78g/l oder SP 55-75g/l beim Hund Hyperproteinämie absolute Hyperproteinämien = Hyperglobulinämien, hervorgerufen durch infektiöse/immunologische Prozesse oder Neoplasien monoklonaler Gammaglobulinanstieg ( Gammopathie ) Plasmozytom ( multiples Myelom ) Malignes Lymphom chronische lymphatische Leukämie Ehrlichiose, Leishmaniose ( selten ) Lymphozytäre-plasmazelluläre Gastroenterokolitis idiopathisch polyklonaler Gammaglobulinanstieg Parasitosen ( Leishmaniose häufig ) Demodikose, Herzwurmerkrankung Ehrlichiose chronische bakterielle Infektionen ( Pyodermie ) Pyometra Immunerkrankungen wie SLE, rheumatoide Erkrankungen, Pemphigus-Komplex AIHA Vaskulitiden Neoplasien relative Hyperproteinämie = Dehydrierung infolge massiver Wasserverluste und/oder ungenügender Flüssigkeitszufuhr Synthese der Glob in der Leber auf Kosten der Alb absolut und relativ erniedrigter Albuminspiegel Hyperalbuminämien = Dehydratation bei hohem Albumin- und Globulinwert, aber normales Albumin-Globulin-Verhältnis häufig Relative Hyperproteinämie Dehydrierung kann eine Hypoproteinämie maskieren Symptome der Hyperproteinämie: je nach Ursache Diagnostik Gesamteiweiß und Bestimmung der einzelnen Fraktionen Hämatokrit ( Dehydratation ) Differentialblutbild Hypoproteinämie absolute Hypoproteinämien = Hypoalbuminämie oder kombinierte Albumin-Globulin-Hypoproteinämie verminderte Proteinsynthese erhöhter Abbau oder vermehrte Verluste von Albuminen und/oder Globulinen Niere, Darm... Sequestrierung der Proteine bei Körperhöhlenergüssen relative Hypoproteinämie: Blutverdünnung 44 Ursachen : 1. Hypoproteinämie mit normalem Albimun-Globulin-Verhältnis: Proteinverlust-Enteropathie große Blutverluste im GI-Trakt oder Harnapparat massiver Blutung nach außen, schwerer Flohbefall massive Proteinurie ( Glomerulopathien, Amyloidose ) 2. Hypalbuminämien ( Globuline i.d.R. unverändert ) chronische Glomerulonephritis, nephrotisches Sndrom Körperhöhlenergüsse ( Sequestrierung des Albumins ) Leberatrophie oder -zirrhose portokavale Shunts Malassimilation ( intestinale Maldigestion und Malabsorption ) Mangelernährung 3. Hypoglobulinämie fast immer Mangelernährung kombiniert mit Hypalbuminämie, außer bei Welpen mit fehlender Kolostrumaufnahme Immunschwäche mit behinderter Antikörper-Bildung Symptome der Hypoproteinämie : je nach Ursache, zusätzlich Durchfall, Aszites, Ödeme, Abmagerung Diagnostik Gesamteiweißbestimmung mit den einzelnen Fraktionen Hämatokrit ( Proteinverlust durch Blutungen ) Differentialblutbild Harnstatus ( Proteinverlust über den Harn, Bestimmung des Protein-Kreatinin-Quotienten ) Rö und Sono ( Ergüsse ) Protein lost Syndrom =enterales Proteinverlust-Syndrom, Protein-Losing Enteropathy z.T vererbte oder erworbene (sekundäre) stauungsbedingte Lymphgefäßdilatation mit Darmmukosaveränderung führt zu einer vorwiegend Proteine und Lipide betreffenden Malabsoption und enteralem Proteinverlust Ätiologie idiopathisch, d.h. Ursache ist weitgehend unbekannt vermutet wird immunologsiches Geschehen, evtl. Lymphangiektasien und Abflußbehinderung Norwegischer Lundehund besonders betroffene Pathologie besonders im proximalen Jejunum erweiterte weißliche subseröse und mesenteriale Lymphgefäße kleine weiße Granulome in der Subserosa und Mukosa vergrößerte weißliche Darmzotten Erweiterung des Zentralkanals der Zotten und Lymphgefäße (intestinale Angiektasie) Atrophie, Fusion und ballonartige Auftreibung der Zotten sowie Lipidgranulome => Proteinverlust durch Ruptur der erweiterten Lymphgefäße druckbedingte Permeabilitätserhöhung der Schleimhaut in geringerem Maße durch die Malassimilation (Zottenatrophie) Symptome chronischer Durchfall Anorexie Hypoproteinämie und folglich: subkutane Ödeme (Kehlgang) und Aszites (Transsudat!) Hypokalzämie, Hypocholesterinämie, Lymphopenie Hydrothorax, wenn Albumin< 10g/l Komplikationen: schwerer Albuminverlust Antithrombin3-Mangel Thromboseneigung (Thrombozytose) Hypokalzämie Tetanie 45 Diagnose Ausschlußdiagnose (andere Proteinverlustursachen: Entzündung, Parasiten, Leber/Nierenerkrankung) Darmwandbiopsie (erweiterte Lymphgefäße) Labor: Panhypoproteinämie, Hypocholesterinämie, niedriger Hkt, z.T Leukozytose DD Viro, Para, Mibi (Kotuntersuchung) Dysbakterie (US des Duodenalsaftes und quantitative Bestimmung von Bakterien) Mangel an Gallensäuren im Darm und chronische Pankreasinsuffizienz Katze: FeLV und FIV Hyperthyreose (Katze) FK, Tumoren (Röntgen) Therapie Behandlung von chronsichen idiopathischen Darmkrankheiten meist unbefriedigend Volumensubstitition, evtl. Plasmatransfusion Ausschaltung potentieller Bakterien/Futterantigene (Diät) Anitbiotika und bakteriostatische Chemotherapeutika bei bakterieller Überwucherung (Dysbakterie) Neomycin 10mg/kg 3xd p.o. Tylosin 10mg/kg 3xd p.o. Sulfonamid-Trimethoprim 30mg/kg 2xd p.o. Kortikosteroide Besonders als Anfangstherapie Prednisolon in immunsuppresiver Dosis 0,5-1mg/kg p.o. Azathioprin bei vermuteter immunogener Komponente 0,5-2mg/kg 1xd p.o. Metronidazol (Clont®, gehört zu den Nitroimidazolen) immunsuppressiv und antibakteriell Kombination mit o.g Wirkstoffen Hund: 10-20mg/kg 3xd p.o. Katze: 15-25mg/kg 1xd Hypoglykämie Referenzwert Hund : 3,9 - 6,4 mmol/l Serumglukose Katze : 3,05 - 5,6 mmol/l Hypoglykämie ab < 2,7 mmol/l Ursachen: 1. dauernd verminderte Nahrungsaufnahme Fasten, Malabsorption 2. herabgesetzte Glukoneogenese Hepatopathien, Mangel an Insulinantagonisten wie Glukokortikoide, Katecholamine Vorhandensein von Hemmfaktoren der Glukoneogenese bei Neoplasien 3. anhaltender, gesteigerter Glukoseverbrauch bei massiver körperlicher Anstrengung untrainierter Tieren Hyperinsulinismus während einer Sepsis durch große Neoplasien 4. nach Verabreichung von Pharmaka wie Insulin Antihistaminika beta-Blocker ( Propranol ) Salizylaten Anabolika bei Diabetikern 46 pathogenetische Einteilung funktioneller Hyperinsulinismus keine Pankreasläsion Überanstrengung ( Jagdhund-Hypoglykämie ) Trächtigkeit reine Fleischfütterung neonatale Hypoglykämie bei Zwergrassen sekundäre ( symptomatische ) Hypoglykämie Malabsorption, Maldigestion anhaltendes längeres Fasten, schwere Leberleiden ( Zirrhose ) portosystemische Shunts Addison-Krankheit paraneoplastisch bei großen Tumoren ( hepatozelluläre Karzinome, Leiomyosarkome ) endotoxischer Schock, Sepsis Niereninsuffizienz Hypothyreose exokrine Pankreasneoplasie versch. Glykogenspeicherkrankheiten Hyperinsulinismus Betazell-Tumoren Insulinüberdosierung medikamentöse Nebenwirkungen Symptome einer vegetativen adrenergen Gegenregulation Muskelzittern, Tachykardie neurologische Störungen wie Apathie, Schwäche, Ataxie, Koma, Anfälle ( Synkopen ) schwere, längere Zeit bestehend evtl. irreversible ZNS-Schäden oder Tod Behandlung : Patienten mit symptomatischer Hypoglykämie sind Notfälle!! sofort Injektion von 5-10ml 50%ige Glukoselösung i.v. außerhalb einer Praxis ( Anweisung durch Tierarzt ) Besitzer soll im Notfall Traubenzucker oder Honig auf die Maulschleimhaut auftragen!! Leukozytose und Schillingsche Phasen 1. Leukozytose Definition = Erhöhung der Gesamtleukozytenzahl auf 17.000 bis 40.000/µl ( höhere Werte = leukämoide Reaktion ) Referenz: 6.000 - 12.000/µl Wichtig für Diagnose Differentialblutbild ( Verteilung der Leukozytenunterarten ) Kernverschiebung der neutrophilen Granulozyten Ursachen klassische Reaktion des weißen Blutbildes auf infektiös oder nicht-infektiös bedingte Entzündungen dient der Deckung eines vermehrten Gewebsbedarfs im Stress ( Glukokortikoid-Effekt ) als Folge von Zellzerstörungen ( Nekrose, Hämolyse, Neoplasie ) Endotoxin- und Katecholaminfreisetzung (Aufregung, erhöhte körperliche Aktivität oder Furcht ) bei durch Neoplasien erhöhten KM-proliferationen physiologische Leukozytose bei Hündinnen in der 2.Trächtigkeitshälfte ( bis zu 30.000/µl ) Pathogenese Anfangsstadium ( 6-12h ) ausschließlich Ausschwemmung von reifen neutrophilen Granulozyten aus dem KM-Speicherpool nach 2-3 Tagen oder nach Entleerung des Speicherpools Leukozytose/Neutrophilie muss durch erhöhte KM-Produktion unterhalten werden Bedarf an Neutrophilen größer als die KM-Produktion Ausschwemmen von unreifen neutrophilen stabkernigen Zellen aus dem Reifungspool oder sogar einer Abgabe von noch unreiferen Zellen aus dem Mitosepool 47 Entstehung der Granulozyten Myeloblasten Promyelozyt Myelozyt Metamyelozyt Stabkerniger Segmentkerniger segmentierter Granulozyt Kernlinksverschiebung Speicherpool für stabkernige Granulozyten erschöpft ungedeckter Bedarf unreife myeloische Zellen werden aus Maturierungspool überstürzt ins Blut ausgeschwemmt Zunahemd er unreifen stabkernigen Granulozyten CAVE bei einer Leukopenie fehlt die KLV Leukopenie infolge KM-Insuffizienz, Leukoverluste über entzündeten Darm, KM-Schädigung) regenerative KLV Neutrophilenzahl erhöht aber stabkernige Neutrophile < 1000/µl ( günstige Prognose ) Ausdruck eines sehr hohen Neutrophilenbedarfs (starke Zerstörung in Peripherie ), KM-Insuffizienz degenerative KLV Neutrophilenzahl normal oder erniedrigt stabkernige/junge Neutrophile > 1000/µl (meist vermehrt mit unreifen oder Blastenformen) schlechte Prognose Leukozytenzahl >50.000/µl leukämoide Reaktion ( schlechte Prognose ) Hinweis für die Wirkungslosigkeit der Leukozyten Leukozytenzahlen > 50.000/µl können durch Normoblastenanstieg vorgetäuscht werden Neutrophilenanteil < 50% Leukämien (akute lymphoblastische Leukämie, chronische lymphozytäre Leukämie, Lymphome...) Neutrophilenanteil >50% Immunerkrankungen, immunbedingte Anämien ( mit oder ohne Thrombozytopenie ) Cholangiohepatitis, Pyelonephritis Abszesse vor der Drainage Pyometra, Bakterientoxine, Östrogentoxizität Neoplasien, seltener Pankreatitis, Aspirationspneumonie, Peritonitis Prognose schlecht, 2/3 der Patienten sterben oder müssen euthanasiert werden Leukozytose ohne KLV und ohne Lymphopenie spricht für physiologische Leukozytose auch in Erholungsphase einer Neutropenie gelegentlich kompensatorische Leukozytose ( kompensatorische myeloische Hyperplasie ) = Rebound-Effekt Kernrechtsverschiebung: ( KRV ) = Neutrophilie mit einem vergrößerten Anteil von hypersegmentierten, überalterten Neutrophilen Ursachen: verlängerte Verweildauer der Neutrophilen im Blut infolge Gefäßabdichtung und verminderte Gefäßauswanderung durch erhöhte endo- oder exogen bedingte Glukokortikoidspiegel geringe klinische und prognostische Bedeutung 48 2. Leukozytenkurve nach Schilling = gesetzmäßiger 3phasiger Verlauf der Leukozytenwerte bei bakteriellen und toxischen Schädigungen Phasen: 1. Initialphase = neutrophile Kampfphase kurzzeitiger Abfall der Leukozyten/Neutrophilen-Gesamtzahl (meist nicht bemerkt) dann starke Leukozytose/ Neutrophilie mit KLV gleichzeitig Absinken der Eosinophilen gegen null 2. monozytäre Abwehr- oder Überwindungsphase allmähliches Absinken der stark erhöhten Leukozyten/Neutrophilen-Gesamtzahlen Anstieg der Monozyten, Eosinophilen, Lymphozyten 3. lymphozytär/eosinophile Heilungsphase Normalisierung der Leukozyten/Neutrophilen-Gesamtzahlen, Lymphozytose und Eosinophilie davon abweichend chronische Infektionen Virusinfektionen mit starker Hemmung der Lymphozyten- und Granulozytenproliferation (Parvovirose ) mit Allergie einhergehende Infektionen mit Schock verbundene Infektionen lokale Nekrosen mit massivem Leukozytenverbrauch Mißbildung der Blutgefäße siehe Herzmissbildungen Portosystemischer Shunt Definition angeborene oder erworbene funktionierende venöse Verbindung zw. Pfortader und systemischen Venen führt Pfortaderblut v.a. Vena cava und ihren Zuflüssen zu eigentlich durch die Lebersinusoide in die Lebervenen angeborenen Shunts: embryonale normale Gefäßverbindungen (z.B. pers. Ductus venosus in Leber ) oder embryonal gebildete abnormale extrahepatische Verbindungen zwischen Pfortader und systemischen Venen entweder einzige anastomosierende Vene oder Gefäßknäuel ( plexusartig ) Ursache unbekannt genetische Disposition bei Zwergschnauzern, Irischen Wolfshunden, Cairn Terrier meist im Alter von <2 Jahren erworbene Shunts: immer extrahepatisch gelegen meist mehrere Gefäße, knäuelartig, meist im Nierenbereich Entstehung: bei Pfortaderhypertonie bei vermehrter Durchblutung als Komplikation bei chronischer Hepatitis und Leberzirrhose bei mittelaltrigen Hunden Symptome bei kongenitaler Form Hepatoenzephalopathie Entwicklungsrückstand, wählerischer Appetit periodische neurologische Störungen v.a. nach eiweißhaltiger Fütterung Blasensteine ohne Dysurie ( bei 20-50% der Fälle ) bei erworbener Form enzephalopathische Störungen zusätzlich Symptome einer Leberzirrhose oder chronischen Hepatopathie 49 zur Hepatoenzephalopathie tritt auf bei mangelnder Entgiftung der aus dem Darm resorbierten Stoffe v.a. Eiweißabbauprodukte Eiweißvergiftung Anflutung der toxischen Abbauprodukte Schädigung der Blut-Hirn-Schranke und Störung des ZNS-Metabolismus stören die normale Neurotransmission, falsche Neurotransmitterwirkung Symptome: episodisch auftretend Depression bis Koma, Blindheit, Ataxien, Bösartigkeit, Epilepsie Labor Serum-Gallensäuren Blutammoniak Bilirubin Cholesterin Harnstoff Hypoproteinämie, Hypoalbuminämie, Hypoglykämie leichte Anämie Ammoniumuratkristalle im Harn DD nicht-hepatisch bedingte metabolische ZNS.Störungen Hypoglykämie hyperosmolares Syndrom bei DM urämische Enzephalopathie Hypoxie bei schweren Zirkulationsstörungen wie Arrhythmien genuine Epilepsie chronische Magendarmentzündung, Futterallergie, schwere Darmparasitosen Diagnose Gallensäurenbelastungstest ( postprandiale Gallensäurenbestimmung ) Serum-Ammoniakbestimmung Ammoniumtoleranztest ein normal ausfallendes Testergebnis schließt einen Shunt zuverlässig aus Sonographie Laparatomie ( mit anschließender Shuntligierung ) mesenteriale Portographie zur Darstellung eine intrahepatischen Shunt ein Stück Mesenterium wird vorgelagert Plastik-Katheter-Nadel-Kombination in geeignete Jejunalvene eingeführen und mit 2 Ligaturen fixieren Anschliessen eines Katheterverlängerungsstücks Füllen mit heparinisierter NaCL-Lösung Abdomen provisorisch verschließen 1ml/kg iodiertes Kontrastmittel ( z.B. Iopamidol ) als Bolus injizieren SOFORT laterolaterale Rö-Aufnahme Patient umlagern ventrodorsale Kontrastaufnahme Interpretation der Portographie: dilatierte S-förmige Gefäßstruktur ( Ductus venosus persistens ) direkt der hinteren Hohlvene angeschlossen typisch für intrahepatischen Shunt extrahepatische Shunts einzelnes Gefäß ode Gefäßplexus münden an ganz unterschiedlichen Stellen in die Vena cava Therapie: 1. Notfallbehandlung: bei schwerer Hepatoenzephalopathie 2. medikamebtelle und symptomatische Hepatoenzephalopathiebehandlung und –prophylaxe eiweißreduzierte Diät, Laktulose 3. chirurgischer Shuntschluss schwierig bei multiplen Shunts in Form eines Gefäßplexus oder intrahepatischen Shunts CAVE: Pfortaderdruckanstieg während der Ligierung (Post OP evtl. Stauung, Aszites, Tod...) 50 Prognose 80-100%ige Reduktion des Blutflusses durch den Shunt dauernde Heilung geringerer Grad der Ligierung kann zum Wiederauftreten der Symptome führen intrahepatische Shunts haben schlechtere Prognose ( hohe intra- und postoperative Mortalität ) Leukose des Hundes Definition maligne Erkrankungen, die durch klonale Proliferation der blutbildenden Stammzellen entstehen gehen mit unterschiedlichen Zellreifestörungen einher systemische neoplatische Proliferation von Blutzellen bzw. deren Vorstufen es werden aber auch oft einzeln auftretende Geschwülste hämolymphatischer Gewebe dazu gerechnet Einteilung der Leukosen : nach Reifegrad der Zellen : akut, chronisch nach Auftreten von Tumorzellen im peripheren Blut : aleukämisch, subleukämisch, leukämisch nach dem Zelltyp: lymphatisch, myeloisch lymphatische Leukosen malignes Lymphom, Lymphosarkom lymphatische oder lymhoide Leukose (LL) Plasmazelltumor, Plasmozytom, multiples Myelom ( Kahler-Krankheit ) myeloproliferative Erkrankungen Myeloische Leukämien Mastzellenleukämie - disseminierte Mastozytose malignes Histiozytom A ) Lymphatische Leukosen 1. Malignes Lymphom, Lymphosarkom Definition Tumoren, die von lymphoretikulären Zellen, v.a. der lymph. Organe (Milz, Lnn, KM ) ausgehen Lymphosarkome sind häufig, machen bis zu 80% aller hämatopoetischen Tumoren aus Vorkommen mittelaltrige, ältere Hunde erhöhtes Risiko bei Boxern, Bassethound, Bernhardiner, Labrador Retriever Einteilung der Lymphosarkome klinisch nach Organlokalisation histologisch ( verschiedene Kriterien wie Reifegrad) Ursache Beteiligung eines Retrovirus konnte nicht nachgewiesen werden Symptome abhängig von der Organlokalisation multizentrische mediastinale alimentäre extranodale Form Hautform multizentrische Form (häufigste Form ( 85% )) nicht schmerzhafte Vergrößerung der oberflächlichen Lymphknoten Splenomegalie, Hepatomegalie Lungen- und/oder Knochenmarksinfiltration evtl. vorerst asymptomatisch später Allgemeinstörungen wir Apathie, Anorexie, Fieberschübe, Abmagerung alimentäre Form ( 5-7% ) Durchfall, Anorexie, Erbrechen, Subileus, Ileus, Abmagerung 51 eventl. Anzeichen von Aszites und Hypoproteinämie infolge Malabsorption mediastinale Form ( 5% ) mediastinale Lymphknoten- und Thymusvergrößerung Husten und/oder Atemnot Ödembildung, Pleuraergüsse infolge Stauung mediastinaler Blut- und Lymphgefäße eventl. Hyperkalzämie und Niereninsuffizienz extranodale Form ist sehr selten lymphatische Infiltration von ZNS, Rückenmark, Haut, Nase, Larynx Symptome sind organspezifisch Hautform fokale oder generalisierte, erythematöse bis exfoliative Dermatitis mit Ulzera oder Plaquebildung ( epitheliotrope Hautform ) bei der nicht epitheliotropen Hautform sind die mittleren und tiefen Hautschichten betroffen Einteilung in Stadien Stadium I Stadium II Stadium III Stadium IV Stadium V ein einziger Lymphknoten ist betroffen mehrere regionale Lymphknoten sind verändert alle Lymphknoten sind verändert Leber und/oder Milz sind mitbetroffen Blut- und Knochenmarksveränderungen Labor (Blut) Anämie Leukozytose, eventl. Leukopenie Thromboztopenie ( teils verbunden mit hämorrhagischer Diathese ) Hyperkalzämie !! ( 40% der Fälle ) DD v.a. Infektionen, Autoimmunkrankheiten, andere Neoplasien Diagnose Symptome Rö ultrasonographische Befunde Labor zur Bestätigung Aspirationszytologie von betroffenem Lnn., Milz, Leber oder Knochenmark Therapie Ziele 1. Rasche Remission mit Induktionstherapie, 2. Erhaltungstherapie Komponenten Kombinationchemotherapie Doxorubicin, L-Asparaginase, Vincristin, Cyclophospamid, Prednisolon ebenfalls gut wirksam : Vinblastin, Chloramucil, Methotrexat Doxorubicinmonotherapie Durchführung 30mg/m2 für Hunde >10kg 1mg/m2 für Hunde < 10kg i.v. über 15-30min infundieren alle 3 Wochen, 3-6mal vor jeder Behandlung Blutbild inklusive Thrombozytenzählung durchführen kontraindiziert bei Herzinsuffizienz, für Kardiomyopathie prädisponierte Rassen ungenügendes Ansprechen zusätzlich Prednisolon 20mg/m2 2mal/d p.o. für 14d, dann noch jeden 2.Tag ( lebenslänglich ) Chirurgische Maßnahmen nur bei lokalisierten Lymphomen ( im Stadium I ) palliative Röntgenbestrahlung bei Stadium I und II Rescuetherapie Rettungstherapie zur Erzielung einer zweiten Remission bei Rezidiven nur 10-40% zeigen eine Remission von 1-5 Monaten 52 Prognose ohne Behandlung Tod innerhalb von 4-6 Wochen nach Diagnosestellung multizentrische Form mit Doxorubicintherapie Remission für ein Jahr zu 80-90% möglich bei 10-15% über mehrere Jahre vereinzelt sogar Heilung alimentäre und mediastinale Form mit Hyperkazämie schlechte Prognose extranodale Form abhängig von der Symptomatik (z.B. Nachhandlähmung bei Rückenmarksform ) 2. Lymphatische oder lymphoide Leukämie ( LL ) Definition = Proliferation lymphoider Zellen im KM, die auch im peripheren Blut zirkulieren können Vorkommen: 5mal seltener als Lymphosarkome Einteilung: akut oder chronisch akute LL meist leukämisch Lymphoblasten im peripheren Blut ausgedehnte KM-Infiltration Verdrängung der normalen Zellen durch unreifzellige Lymphozyten z.T. auch eine Infiltration von Lymphknoten, Milz und nicht-lymphatischen Organen chronische LL aleukämisch oder leukämisch Symptome akute LL unspezifische, teils schwere Allgemeinstörungen als Folgen der Knochenmarksinfiltration Anämie, Leukopenie oder Thrombozytopenie mit Infektanfälligkeit oder Blutungsneigung Ausfallserscheinungen durch Organinfiltration schwere Fälle führen innerhalb von Tagen bis wenige Wochen zum Tod chronische LL initial klinisch stumm, langsam fortschreitend wird gelegentlich zufällig anhand eines veränderten Blutbildes entdeckt dann Allgemeinsymptome wie PU/PD, Durchfall leichte Lymphadenopathie (allg. Lnn-Erkrankung), Splenomegalie Labor (Blut) Leukozytose mit relativer oder absoluter Lymphozytose ( > 100.000/µl ) Vorkommen von Lymphoblasten eventl. nichtregenerative Anämie und/oder Thrombozytopenie und Granulozytopenie Hyperglobulinämie bei >50% der chronischen LL chronische LL evtl immunhämolytische Anämie DD Stadium V des Lymphosarkoms Differenzierung wichtig Lymphosarkom hat einen gutartigen Verlauf und deutlich günstigere Prognose als die akuten LL myeloische Leukosen Immunerkrankungen der blutbildenden Systeme Ehrlichiose, Babesiose, Leishmaniose Diagnose ausgeprägte Lymphozytose Vorliegen von Lymphoblasten im peripheren Blut eventl. Knochenmarksuntersuchung Therapie keine bei akuter LL zu schlechte Prognose und zu kurze Überlebenszeiten bei chronischer LL sind die Therapieaussichten günstig ( gutartiger Verlauf ) Chlorambucil (Zytostatikum) für unbegrenzte Zeit eventl. zusätzlich Prednisolon 53 anfänglich wöchentliche Blutbildkontrollen Prognose infaust bei akuter LL bei chronischer LL Überlebenszeiten von 10-30 Monaten, aber keine Heilung 3. Plasmazelltumor, Plasmozytom, multiples Myelom ( Kahler-Krankheit ) Definition neoplastische Wucherung eines Plasmazellklons führt je nach Ursprung und Lokalisation zu unterschiedlichen klinischen Symptomen Einteilung multiples Myelom ( MM ) = medulläres Plasmozytom vom Knochenmark ausgehend systemische Erkrankung mit multiplen, plasmazellulären Knochenmarksherden die malignen Plasmazellen produzieren große Mengen einer M-Komponente genannten IgG-Art kann aus jeder Immunglobulinart oder aus Ig-Untereinheiten (light chains, heavy chains) bestehen besteht M-Komponente aus IgM Waldenström-Makroglobulinämie extramedulläres Plasmozytom solitär oder multipel bei Hunden > 8 Jahren zeigen zunächst keine Knochenmarksbeteiligung und Immunglobulinproduktion besteht aber Tendenz, sich in Richtung eines systemischen MM’s zu entwickeln Plasmozyome der Haut sind gutartig Symptome verursacht durch KM- bzw. Organinfiltration mit Plasmazellen und/oder durch starke Zunahme der Ig Knochenlyse, Osteoporose Lahmheit, Parese oder Paralyse infolge Spontanfrakturen Gerinnungsstörungen Epistaxis, Gingiva- und/oder Retinablutungen Netzhautveränderungen ( Hyperviskositätsfolge bei Hyperglobulinämie ) PU/PD (Nierenschädigung durch Hyperkalzämie, Paraproteinurie, Amyloidose, aufsteigende Infektionen) Immunfunktion der Plasmazellen gestört vermehrt infektanfällig Labor (Blut) Anämie, Thrombozytopenie, Neutropenie infolge der plasmazellulären Knochenmarksinfiltration Hyperproteinämie bei erniedrigtem Blutalbumin ( monoklonale Gammopathie ) nephrotische HyperkalzämieKnochenabbau, Nierenschäden mit Azotämie, Bence-Jones-Proteinurie DD Knochentumoren, Osteomyelitis benigne monoklonale Gammopathien (chron Ehrlichiose, Leishmaniose, plasmazyt. Gastroenterokolitis) maligne Gammopathien, Lymphosarkom, lymphatische Leukämie Diagnose 1. KM-Aspirat oder -Zytologie >20% polymorphe Plasmazellen 2. Elektrophorese monoklonale Gammopathie 3. Rö-Untersuchung scharf abgegrenzte osteolytische Knochenherde in Axialskelett, Schädel, Rippen.. 4. Bence-Jones-Proteinurie nachweisbar ( Streifentest negativ! ) => 2 der 4 Kriterien müssen zum Nachweis erfüllt werden Therapie : symptomatische Behandlung der Komplikationen ( Hyperkazämie, Bluthyperviskosität ) Euthanasie bei schweren Knochen- oder Nierenveränderungen antineoplastische Beh. Melphalan zusätzlich Prednisolon alle 2d bis zum 60. Tag Blutstatus überwachen, da Melphalan myelosuppressiv 54 Prognose abhängig von AB, Ausmaß von Knochen- und Nierenschädigungen, Form des Plasmozytoms nach chirurgischer Entfernung des kutanen Plasmozytoms gute Prognose bei MM keine Dauerheilung aber bei >50% der Fälle eine 6-12monatige Remission erreichbar B ) Myeloproliferative Erkrankungen Definition durch unkontrollierte Proliferation eines oder mehrerer hämatopoetischer Stammzellen ausgelöst malignen Zellen weisen verschieden stark ausgeprägte Reife- und Funktionsstörungen auf leukämische Form (malignen Zellenperipheres Blut) dort unterschiedlich stark ausgeprägte Zellvermehrung Leukozytose, Thrombozythämie, Polyzythämie Einteilung akute, hochmaligne Blastenleukämien z.B. Myeloblastenleukämie, Erythroblastenleukämie chronische Leukämien mit teilweiser Zellreifung und spezifischer Funktion z.B.: Polycythaemia rubra vera, Thrombozythämie, myeloische Leukämie häufigste Form monozytäre Leukämie Myelodysplasie eine mit KM-Hyperplasie und Zytopenie im peripheren Blut einhergehende Erkrankung es handelt sich vermutlich um ein präleukämisches Stadium einer myeloproliferativen Erkrankung Myelofibrose Vermehrung der Stromazellen auf Kosten der übrigen KM-Zellen 1. Myeloische Leukämien Definition = alle granulopoetischen Leukosen, also myelomonozytäre L., Eosinophilen-L., Basophile-L. Symptome unspezifische Allgemeinstörungen Tonsillenvergrößerung, leichte Lymphadenopathie Hepatosplenomegalie akute Formen schwere Allgemeinsymptome, rascher Tod chronische Formen unspezifische Störungen, die für die proliferierende Zellart typisch sind nicht-regenerative Anämien petechiale Blutungen opportunistische bakterielle Infektionen Labor (Blut) ausgeprägte Leukozytose Auftreten von Blastenstadien nicht-regenerative Anämie Leukopenie, Thrombozytopenie oder Panzytopenie Normoblasten ( extramedulläre Blutbildung ) DD Lymphom, lymphatische Leukämie, Mastozytose Infektionen ( Abszesse, Pyometra ) Gerinnungsstörungen sekundäre Polyglobulien Immunerkrankungen bei Eosinophilen-L. Parasitosen, eosinophile Gastroenteritis Diagnosesicherung Blasten im peripheren Blut, KM-Untersuchung 55 Therapie Chemotherapie häufig erfolglos, bei kurzfristigen Remissionen Euthanasie Zytostatikum der 1. Wahl: Hydroxyurea hohe Dosis bis Leukozytenzahl < 15.000-20.000/µl dann Dosis reduzieren Prognose infaust für akute myeloische Leukämie bei chronischer Form vollständige Remissionen und Lebensverlängerung > 1 Jahr möglich 2. Mastzellenleukämie - disseminierte Mastozytose Definition Vorkommen von Mastzellen im Blut als Folge einer autonomen Proliferation im KM und in Organen meist im Zusammenhang mit undifferenzierten Mastzelltumoren der Haut Symptome bedingt durch die Invasion der Tumorzellen ins KM ( Amämie ) oder in Organe ( Histamin- und Heparinfreisetzung aus Tumorzellen ) DD Basophilenleukämie Diagnose Klinik Nachweis einer starken Mastzellenvermehrung (in Blut-/ KM-Ausstrich, Feinnadelaspiration) Therapie Symptomatische Behandlung der paraneoplastischen Symptome Allergien, Immun- und Entzündungsreaktionen, Hypotonie, Magenulzera, Melaena, Hämatemesis palliative Chemotherapie Prednisolon 40-50mg/m2/d p.o. für 1 Woche, dann alle 2 Tage bei Nichtansprechen zusätzlich Cyclophosphamid, Vinblastin, andere Zytostatika Prognose ungünstig trotz Therapie C ) Maligne Histiozytose ( MH ) Definition seltene maligne Erkrankung des mononukleären Phagozytensystems multisystemische Proliferation von morphologisch atypischen Histiozyten mit abnormer Funktion gehäuftes Vorkommen bei Berner Sennenhunden polygen vererbter Defekt Erkrankung häufig im Alter von 4-10 Jahren Symptome rascher progredienter Verlauf, führt in wenigen Tagen bis Wochen zum Tod Apathie, Anorexie, Abmagerung bis Kachexie Fieber, PD/PU Manifestationen einer Organ-/ Gewebsinfiltration mit Histiozyten Lymphadenopathie, Atembeschwerden, Pleuraergüsse, Splenomegalie, Hepatomegalie Anämie und Gerinnungsstörungen mit Eckchymosen Labor (Blut) regenerative Anämie Thrombozytopenie, Neutrophilie mit Linksverschiebung, Lymphopenie mit Monozytose eventl. Panzytopenie, Hämolyse, Hämo- oder Myoglobinurie bei Lebermassen : Leberenzyme, Bilirubin DD sekundäre oder primäre Lungentumoren Granulome, die seltene lymphomatoide Granulomatose der Lunge Lymphosarkom, Leukämien 56 gutartige systemische MH ( keine Infiltrationen der betroffenen Organe mit atypischen Histiozyten ) Diagnose klinischen Befunde ( v.a. Röntgen ) Bioptat- oder Aspirathistologie und -zytologie, KM-Untersuchung Ferritin-Spiegel > 6000ng/ml ist beweisend ( fungiert bei MH als Tumormarker ) Therapie frühzeitige Euthanasie Prognose infaust Tumore des hämatopoetischen Systems Einteilung 1. Leukosen s.o. lymphatische Leukosen malignes Lymphom, Lymphosarkom lymphatische oder lymhoide Leukose (LL) Plasmazelltumor, Plasmozytom, multiples Myelom ( Kahler-Krankheit ) myeloproliferative Erkrankungen Myeloische Leukämien Mastzellenleukämie - disseminierte Mastozytose malignes Histiozytom 2. Polycythaemia (rubra) vera (= Vaquezsche Krankheit) Polycythaemia (rubra) vera (= Vaquezsche Krankheit) oder Erythrozytose chronische Erkrankung unbekannter Ursache gekennzeichnet gesteigerte Aktivität des KM massive Erhöhung der Erythrozytenzahl im peripheren Blut erhöhter Hkt, erhöhtes Hb, Leukozytose, Thrombozytose, Splenomegalie erhöhte Viskosität und Thrombosierung Durchblutungsstörung peripherer Organe Symptome leuchtend-dunkelrote Schleimhäute PU/PD neurologische und neuromuskuläre Störungen Blutungen Diagnose erhöhtes Ery-Volumen/ kg KM Sauerstoffsättigung > 92% (unverändert) Splenomegalie Thrombozytose, LEukozytose, erhöhter Leukozyten-AP erhöhter B12-Spiegel Therapie Busulfan oder Chlorambucil, Applikation radioaktiven Phosphors (Spezialklinik) 57 Herz und Kreislauf Schock Akutes generalisiertes Kreislaufversagen mit Verminderung der nutritiven Gewebedurchblutung lebenswichtiger Organe mit fortschreitender ischämischer Hypoxidose (Sauerstoffverschuldung) Umsteigen auf anaerobe Glykolyse im Gewebe entstehendes Laktat wird schlecht oder nicht abtransportiert Azidose Ursache Blut- oder Flüssigkeitsverlust Störungen in der Regulation der Vasomotorik Mangelnde Herzfunktion mit red. Minutenvolumen Unzureichende Gewebsperfusion mit mangelnder Sauerstoffversorgung führt zu Organschäden betroffene Organe v.a: Lunge, Niere, NN, Herz und Leber Versagen der Zellfunktion Schockgeschehen in drei Phasen Initialstadium (Kreislaufzentralisation) Verminderte Herzleistung und Vasodilatation generelle Hypotonie Gegenregulation des Organismus bei Abfall des zirkulierenden Blutvolumens Stimulation des Sympathicus und des Renin-Angiotensin-Systems) kompensatorische Arteriolenkontraktion (Erhöhung des Blutdrucks) Hypoxie mit ATP-Verminderung und Mitochondrienschädigung in Endstrombahn anaerobe Glykoloyse Laktat Azidose Zweite Phase (Dezentralisation) Tier noch zu retten Durchblutung von Haut, Muskeln, Nieren weiter zugunsten von Herz, Gehirn, Lunge und NNR gedrosselt „low-flow“-Zustand „Sludge-Phänomen“ (Blutstase mit Zellaggregation) und Mikrothrombenbildung Behinderung des Metabolitenabtransportes und Hypocie Abbau von Kreatinphosphat und ATP Entstehung von Pyruvat und Laktat Azidose dämpft die Vasomotorenabtwort Arteriolen im Zustrom des Kapillarbettes dilatieren Blut versackt in Mikrozirkulation (ausführenden Kapillaren noch geschlossen) anoxische Schädigung der Endothelzellen K tritt aus Zelle aus zunehmende Azidose setzt Lysozyme frei setzen im Pankreas Peptid frei myocardial dpressant factor, wirkt negativ inotrop schließlich wird Gerinnungskaskade in Gang gesetzt DIC Irreversibles Stadium therapierefraktäre Phase mit entgültigen Funktionsausfällen und Exitus durch geringe Fließgeschwindigkeit kommt es zu ödematisierung des umliegenden Gewebes Viskosität des Blutes Trennung von Erys und Plasma m Endstromgebiet Erys aggregieren sich in Geldrollenform (Sludgebildung) bilden Mikrothromben Niere akute hypoxische Tubulusnekrose Nierenversagen Darm ischämisch Darmflora kann in Blutgefäße gelangen Endotoxinschock 58 Verschiedende Schockgeschehen: 1. Hypovolämischer Schock Ätiologie Blutverluste, hämorrhagischer Schock Plasmaverlust (Quetschung, Verbrennung) Wasser- und Elektrolytverluste (Diarrhö, Vomitus, Peritonitis, Fieber, Dursten, Nephropatien) Pathomechanismus reflektorische Vasokonstriktion durch reduzierte Barometerfunktion des Karotissinus-Knotens Freisetzung von Katecholaminen und direkte NNM-Stimulation Symptome Verluste bis zu 20ml/kg werden symptomlos kompensiert je nach Schweregrad kommt es zu Taumeln, Unruhe, Schmerzen Krämpfe, Bewußtlosigkeit, Ängstlichkeit leicht erhöhter, kleiner Puls blasse kühle Haut, kalte Akren und Ohren verlängerte KRZ verminderter Hautturgor (bei hohem Flüssigkeitsverlust) Kollaps und Koma (bei schwerwiegenden Fällen) Diagnose Klinik Röntgen: Thorax Herz klein und spitz, Lugenfeld dunkel, evtl überdehnt, dünne Gefäße, kleine Hohlvene Labor: Hkt und Plasmaproteine sinken (bei Austrocknung ^) Leukopenie, Harnstoffanstieg, Azidose, Hypoglykämie hohes spezifisches Harngewicht Therapie Beseitigung der Schockursache akute schwere Blutverluste: NaCl und Ringer-Laktat 50-100ml/kg Bluttransfusion 10-30ml/kg subakute, chronisch Blutverluste: Elektrolytlösung ergänzen mit Bluttransfusion 10-20 ml/kg Austrocknung: (Hkt> 50%) Mischinfusion (0,45% NaCl mit 2,5% Glukose), dann Vollelektrolytlösung mit KCl (35mmol/l) 50-150ml/kg/24h Ergänzende Maßnahmen: Gute Sauerstoffversorgung wasserlösliche Glukokorticoide/AB Ausgleich des SBG> Bicarbonat Herzleistung aufrecht erhalten: Dopamin akutem Nierenversagen und DIC vorbeugen 2. Kardiogener Schock Ätiologie akutes Herzversagen Brady- oder Tachykardie Herzflimmern/flattern, akute Herzüberbelastung (Lungenödem) inadequate Koronardurchblutung Myokardschäden durch Toxine Abriß der Chordae tendinea Tumoren Perikarderkrankungen 59 Pathomechanismus HMV nach direkter Myokardschädigung oder folge eines langanhaltenden hypovolämischen Schocks Symptome schwere Atemnot, sitzende Stellung, Erschöpfung Einknicken, glasiger Blick, Kollaps, Bewußtlosigkeit SH blass oder zyanotisch KRZ verlängert, flacher, schlecht fühlbarer Puls Adams-Stoke-Syndrom (= rhythmogene Synkope) Rechtsinsuffizienz: Hals- und Gliedmaßenvenen, Skleralgefäße und Leber gestaut Linksinsuffizienz: Atmung angestrengt und vertieft, Lungenödem, Rasselnder Atem Diagnose Klinik EKG zur Unterscheidung von Vorhof und Kammerproblemen Röntgen: RI: Lungengefäße klein, Lungendichte normal oder vermindert LI: linkes Atrium und Lungenvene dilatiert, Lunge verdichtet Therapie 1. Streßsituation mildern, Sauerstoffzufuhr 2. Arrythmien bekämpfen: Bradykardie: Atropinsulfat 0,02 mg/kg i.v.; Hyperkaliämie: NaHCO3 (8,4%) 1ml/kg 3. Digitalisierung 3. Septischer oder Endotoxinschock Ursachen v.a. Kälber und Ferkel in ersten LW (Endotoxine von gramnegativen Bakt.) Exotoxine von Bakt. Stimulation Sekretion der DarmSH Diarrhö Hypovolämie Magenverdrehung des Hundes Kompression der V. Portae keine Entgiftung Verbrennungen, Gewebsquetschungen reduzierte Nierenperfusion Virusinfektion Pathomechanismus Hyperdynamischer (low-resistance) Schock Bildung arteriovenöser Kurzschlüsse im infizierten Gebiet Kapillarspasmen in anderen Kreislaufabschnitten aufgrund von Schädigungen der zentralen Regulationsmechanismen peripheres Kreislaufversagen durch Fehlregulierung des peripheren Wiedderstandes Symptome blasse SH, Tachykardie, Schwäche, trockene warme Haut kleiner pochender Puls und kalte Gliedmaßen Leuko- und Thrombopenie, erhöhter Hkt Plasmaproteine vermindert, Gerinnungsstörung, Hypoglykämie, Leberenzym- und Bilirubinanstieg verminderte Urinausscheidung, Schüttelfrost nach Dekompensation: kalte zyanotische Haut, Bewußtlosigkeit, Fieber,flache Atmung Therapie NaCl/Ringerlaktat hochdosiert 200-300ml/kg, zusätzlich Heparin Dextran/NaCl-Mischung 4-5ml/kg über 5 Minuten injizieren wasserlösliche Glukokorticoide i.v. oder Finadyne 1-2mg/kg i.v. NaHCO3 (8,4%) 1ml/kg langsam i.v. AB i.v.: Gentamycin, Ampicillin, Cefalothin, Clindamycin 60 4. Anaphylaktischer Schock Hypodynamischer (high-resistance) Schock immunologisch induziertes Kreislaufversagen aufgrund von Schädigungen der zentralen Regulationsmechanismen peripheres Kreislaufversagen durch Fehlregulierung des peripheren Widerstandes Symptome Zittern, Unruhe, Schwäche Atemnot (Tachypnoe) erschwerte Expiration, Röcheln, Erstickungsanfälle Zyanose, Durchfall, Herzrythmusstörung/insuffizienz Kollaps, schwacher Puls, Bradykardie Erhöhung der Körperoberflächen-Temperatur Neutropenie, Thrombozytopenie, verlängerte Gerinnungszeit Therapie 100% iger Sauerstoff Ringerlaktat 50-100ml/kg + Adrenalin wasserlösliche Glukokorticoide 5-10mg/kg i.v., nach 4-6h Wdh Antihistaminika (Diphenhydramin-HCl 1-2mg/kg) 5. Obstruktiver Schock (eigentlich auch Kardiogen) Ätiologie akute/chronische Herztamponade Lungenthrombembolie Thoraxtrauma mit Spannungspneumothorax iatrogen durch lange unsachgemäße Beatmung mit zu hohem endexpiratorischem Druck Pathomechanismus Effektive Gewebsperfusion infolge Obstruktion nicht gewährleistet Blutvolumen normal HMV infolge vermindertem Rückfluss stark erniedrigt Symptome Anstrengungsschwäche, Zusammenbruch der Zirkulation mit Bewußtlosigkeit kleiner kaum spürbarer Puls Atemnot Therapie richtet sich nach ermittelter Ursache Grundlegende Schocktherapie bei ggr. Schocksymptomatik 5-20mg/kg Prednisolon oder 5mg/kg Dexamethason anschließend 15 Minuten Ruhe Sinn der Kortisonpräparate: Membranstabilisierend, Entzündungshemmend Zeitgewinnung Kreislaufauffüllung mit Dextranpräparaten (Makrodex®) 10-20ml/kg NaHCO3 gegen Azidose Elektrolytlösung zur Mobilisation der verklumpten Erys, zur Vemeidung einer Überinfusion (Lungenödem) Ringerlaktat (100ml +NaHCO3 5% 15ml) als Anfangsdosis 10-20ml/kg in 15min, dann 60ml/kg/h Kontrolle der Urinproduktion sollte 1ml/kg/h betragen sonst Diuretika (Furosemid) 2-5mg/kg i.v. gegen Hypothermie Wärmematten nach Schock oft Anorexie (Ktz>Hd) Zwangsfütterung, Injektion mit Diazepam (Valium)>Appetit Kreislaufmittel und zentrale Weckmittel im Schock kontrainduziert!!!! Ausnahme: Dopamin 0,5 mg/kg/h (steigert HMV und fördert renale+intestinale Perfusion) 61 Ödeme Definition eine sich im Gelzustand befindende interstitielle Ansammlung seröser Flüssigkeit in der Haut, Unterhaut oder Gewebsspalten ( wegen Gelzustand ist Flüssigkeit nicht frei beweglich ) durch lymphatische oder venöse Stauung Pathogenese : venöse oder lymphatische Stauung Faktoren bei Entstehung eines Ödems: 1. hydrostatischer Druck in den Kapillaren 2. plasmaonkotischer Druck ( durch Plasmaalbuminspiegel ) 3. interstitieller onkotischer Druck 4. hydrostatischer Druck in den Lymphgefäßen und Venen 5. die Gefäßwandpermeabilität Einteilung der Ödeme Stauungsödeme, Lymphödeme, kardiale, hypoproteinämische Ödeme Stauungsödeme kommen am häufigsten vor oft kombiniert mit gestörter Lymphdrainage Ursachen für die Stauung lokale Venenkompression durch Massen Venendurchtrennung, Ligierung, Obstruktion durch Thrombosen u.a., wichtigste systemische Venenstauung Rechtsherzinsuffizienz, hier meist Körperhöhlenergüsse chronische Ödeme für Bestehenbleiben spielen die im Interstitium abgelagerten Moleküle eine Rolle diese können von den Venen nicht mehr aufgenommen werden müssen abgebaut oder auf dem Lymphweg abtransportiert werden chronische Flüssigkeitsretention im Interstitium beeinträchtigt die Gewebsernährung, aktiviert die Bindegewebszellen fördert die Gewebsinduration (begünstigen Hautinfektionen, verschlechtern die Heilungstendenzen ) Klinische Unterscheidung in lokalisierte und generalisierte Ödeme lokalisiert ( fühlen sich kühl und teigig an ) nicht-entzündlich mediastinale Massen ( Abszesse, Granulome, Neoplasien ) große Thyreoidaltumoren Massen in Beckenhöhle ( Prostatatumoren, Lymphknotenmetastasen ) Lymphadenopathie der retropharyngealen Lnn. kongenitale Lymphgefäßanomalien, Traumata, Lymphödem, Lymphgefäßdurchtrennung Venendurchtrennung, Venenkompression durch Massen Thrombose der V.cava cranialis oder caudalis entzündlich (hart, warm, gerötet, schmerzhaft ) Allergien, lokale Infektionen, Injektionsfolgen generalisiert ( oft zusammen mit Aszites ) Hypoalbuminämie ( GN, nephrotisches Syndrom, Amyloidose, schwere Leberinsuffizienz ) Hypoproteinämie ( chronische exsudative Enteropathie, Proteinverlustenteropathie ) Hyperinfusion von Flüssigkeiten ( akute NI, GN ) Rechtsherzinsuffiziez, Perikarderguss seltener Transfusionsreaktionen Vaskulitis, immunbedingte Gefäßschädigung, Gefäßpermeabilitätserhöhung durch Toxine Myxödem Endstadium der Ehrlichiose Symptome Bewegungsunlust ( Herzinsuffizienz ) Durchfall/Abmagerung ( exsudative Enteropathie ) PU/PD ( GN ) Gewichtszunahme mit gestörtem Appetit ( Körperhöhlenerguss ) Ödeme bleiben bei Fingereindrücken bestehen!! DD Hämatome, Hernien, Fettansammlungen, Tumoren, Organvergrößerungen ( Mamma ) 62 Labor Blut und Harn, Blutchemie (Plasmaproteine, Harnstoff, Kreatinin, Cholesterin, Leberenzyme, Bilirubin) Therapie: Ursache abstellen Diuretika vom Thiazidtyp bei kardialen und hypoproteinämischen Ödemen bei Lymphödem eventl. Diuretika zusammen mit dem Anlegen von Robert-Jones-Verbänden über Nacht Ergüsse Arten von Körperhöhlenergüssen: Exsudat serös, serös-eitrig, blutig, jauchig spezifisches Gewicht>1018, Proteingehalt > 30g/l >5000 kernhaltige Zellen/l v.a. Lymphozyten und neutrophile Gr.,Makrophagen, gelegentlich Bakterien, Erys fibringerinnselhaltiges Sediment Transsudat durchsichtig, gelblich serös, selten blutig spezifisches Gewicht 1006-1018, Proteingehalt < 25g/l <300 kernhaltige Zellen/l Besonderheit : immer steril modifiziertes Transsudat 1000-5000 kernhaltige Zellen/l Proteingehalt > 30g/l mononukleäre Zellen, Lymphozyten, Mesothelzellen, vereinzelt Neutrophile blutige Ergüsse meist makroskopisch schon zu erkennen Untersuchung von Hkt, Ausstriche, Sediment spezifisches Gewicht von reinem Blut>1030 urinhaltige Ergüsse an Geruch und Aussehen zu erkennen Nachweis von Harnstoff( CAVE : bei Punktion des AbdomensHarnblase!! ) chylöse Ergüsse bei Hund nur aus Thorax milchig-trüb bis rein milchig Triglyzeridgehalt 10mal höher als im Plasma Hohes spezifisches Gewicht massenhaft Lymphozyten, Chylomikronen Differenzierung zu Pseudochylus : Zugabe von Äther zum Überstand des Sediments ( 1:1 ) bei echtem Chylus aufklaren, bei Pseudochylus trüb bleibend ( Äther-Probe ) Zugabe von Sudan-III- oder Nilblau-Lösung zum Punktat Rotfärbung=Chylus, keine Rotfärbung=Pseudochylus pseudochylöse Ergüsse Erythrozyten, Neutrophile, Mesothelien, Cholesterinsalze, Lecithin Thoraxergüsse Hydrothorax Brustwassersucht, seröser Pleuraerguss Ansammlung von reinen Transudaten in der Pleurahöhle Ursachen Hypalbuminämie bei Glomerulonephritis, Nierenamyloidose, chronischer Leberinsuffizienz Eiweißverlustenteropathie, Malabsorption, Kachexie meist in verbindung mit Aszites Stauungsergüsse bei Perikardtamponade Rechtsherzinsuffizienz ( Erhöhung des hydrostatischen Drucks ) Organinkarzeration infolge Zwerchfellruptur 63 meist in Verbindung mit Aszites Neoplasien von Pleura, Mediastinum oder Lunge, Diagnose Rö, Sono, Blutchemie, Harnstatus, Thorakozentese Therapie symptomatisch bei starker Atemnot mit Sauerstoff+Ergussaspiration Behandlung der Grunderkrankung kleine Dosen Diuretika ( Spironolacton, Furosemid ) Chylothorax Chylusansammlung im Brustraum Chylus = Chylomikronen, Lymphos, wenige Neutros und Erys Ursachen kongenitale Dysplasie bei Afghanen, Barsoi, Collies iatrogene Traumata, Stauung, Infiltration des D.thoracicus durch mediastinale Tumoren Sypmtome Dyspnoe Verluste von Proteinen, Fetten, Antikörpern, Kalium, Vitamine, Lymphozyten zunehmende Mangelsituation mit Abmagerung Diagnose Thorakozentese Nachweis einer milchigen, geruchlosen, lymphozytenhaltigen Flüssigkeit, Aufrahmen nach längeren Stehenlassen Behandlung : Stabilisierung bei Dehydratation, Dyspnoe und Schwäche mit Elektrolytlsg., eventl. Plasma Grunderkrankung behandeln konservativ mit Drainage und Diät (Reis, Kartoffeln, Hühnchenfleisch, Honig) chirurgisch (Thorakotomie mit Ligatur des Ductus thoracicus u. seiner Äste und Anastomosen) Pseudochylothorax Ansammlung von Flüssigkeit (Ähnelt makrosk. Chlyus ) mit Cholesterol und Lecithin Ursachen Tumoren in der Brusthöhle ( Lymphosarkom ) Kardiomyopathie Hund: Entzündungen unbekannter Ursache Therapie: richtet sich nach der Grunderkrankung Hämothorax Ursachen Traumata, iatrogen ( Thorakozentese ) Gefäßarrosion durch pleurale, mediastinale oder pulmonale Neoplasien angeborene oder erworbene Gerinnungsstörungen, Cumarinvergiftung Spontanrupturen von Thymusvenen ( selten ) Lungenlappentorsion, Inkarzerationen ( Zwerchfellruptur ) Symptome Atembeschwerden, Anämie Hypovolämie Diagnose Rö, Sono Blutstatus Thorakozentese: Gerinnungkeine Gerinnung des Punktates=Defibrinierung Behandlung Sauerstoff Blut wird innerhalb von 4d aus dem Thorax rückresorbiert ( Autotransfusion ) deshalb nur geringe Aspiration, um Atmung zu erleichtern Ausnahme: Blutungen aus großen Gefäßen ( hier Thorakotomie+Gefäßligierung ) 64 bei Koagulopathie Vit-K maligne Ergüsse Ursache Pleuratumoren ( =Mesotheliome ), die breitflächig über die Pleura wachsen Lymphome, Hämangioendotheliome, von den Rippen ausgehende Osteosarkome Diagnose : Rö, Ultraschall, Punktion und zyologische US Behandlung : Zytostatika Pleuritis exsudativa = Pyothorax = Empyem eitriger Erguss in die Brusthöhle Ursachen Mediastinitis, Mediastinalabszesse, Einbrüche von bakteriellen Lungenabszessen oder -tumoren Brustwand- oder Ösophagusverletzungen auswandernde Lungenfremdkörper Pneumonie ( parapneumonischer Erguss ) Ursache Katze: Übergreifen einer Diskospondylitis meist Mischinfektionen mit Anaerobiern auch pyogranulomatöse Entz. Mit Nokardien, Aktinomyceten möglich bei FIP!!! ( Rivalta-Probe stark positiv ) Symptome Fieber, Anorexie, Apathie, Abmagerung Kreislaufschwäche+Kollaps durch bakterielle Toxine Diagnose Labor, Rö ( bleibende Lokalisation auch bei Verlagerung des Patienten ) US des Exsudats mit BU Behandlung Rehydratation, Breitspektrum-AB Schlauchdrainage mit Lavage gegebenenfalls diagnost. Thorakotomie Röntgen bei Pleuraergüssen : auch im Stehen bei horizontalem Strahlengang möglich Ergüsse als weichteildichte Streifen zwischen Lungenränder und Brustkorb Interlobärspalten und Mediastinum erscheinen verbreitert Verwischung / Verschwinden der ventralen Herzkontur Verschattung des Thorax verminderte Lungenschwärzung CAVE Lagerung Transsudate, Blut, Chylus frei bewegliche Flüssigkeit mit gleichförmiger Verteilung im Brustkorb Exsudat dagegen durch fibrinöse Verklebungen und Taschenbildung ungleich verteilt Punktatgewinnung : allgemein: Scheren und Desinfizieren Abdominozentese Durchführung Blase vorher entleeren am besten am stehenden Tier ( aber auch in linker Seitenlage möglich ) 1,2mm-Kanüle mit aufgesetzter 10-20ml-Spritze 1cm cranial des Nabels und 1cm rechts der Medianen in schrägem Winkel zur Abdominalwand mit Kanülenspitze nur gerade innerhalb des Peritoneums wenig Unterdruck erzeugen wenn spontan keine Flüssigkeit kommt, Nadel etwas drehen oder sogar 1ml Luft einblasen Auswertung Befund + , wenn nicht gerinnendes Blut, trübe Flüssigkeit oder Harn zu gewinnen ist biochemische, bakteriologische und zytologische US (Ausstrich, Mibi- und EDTA-Röhrchen) Falsch-negative Ergebnisse beim Anstechen von Organen 65 Falsch-negative Ergebnisse ( bis 50%!!! ) Fettgewebe oder Netz verhindern Ansaugen diagnostische Peritoneallavage Zuverlässigkeit von 90% Durchführung 2cm kaudal des Nabels scheren, aseptisch vorbereiten Lokalanästhetikum Stichinzision durch die Bauchdecke Katheder mehrere cm nach kaudal einführen nochmal versuchen, Flüssigkeit zu aspirieren ( gelingt dies, ist keine Lavage notwendig ) sterile, körperwarme Ringerlösung ( 10-20ml/kg ) in Abdomen einlaufen lassen Tier hin- und herrollen bzw. Abdomen massieren abwarten, dass Flüssigkeit zurück in Infusionsflasche läuft ( ohne Absaugen ) zytologische, chemische und eventl. bakteriolog. US Interpretation als positiver Befund gelten Hkt>5% >500Leukozyten/l Bilirubinkonz. höher als im Serum Harnstoff- und Kreatininkonz. mindestens doppelt so hoch wie im Serum Bakterien, Fasern, Futterbestandteile Thorakozentese Indikation Gewinnung von Pleuraflüssigkeit Verminderung bei Atemnot + Stabilisierung dyspnoischer Patienten Ergussdrainage und Lavage bei Pyothorax Vorgehensweise Lokalisation : ventral im 5.-7. IKR vor der Rippe, auf der Seite des vermuteten Ergusses Lokalanästhetikum Dreiweghahn zwischen Nadel und Spritze, Absauggeräte bereitstellen bei dickflüssigen, eitrig-fibrinösen Ergüssen empfiehlt sich permanente Thoraxdrainage Risiken der Thorakozentese Pneumothorax Lungenverletzung arterielle Blutung iatrogene Infektion Untersuchungsmethoden des Punktats: zuerst grobsinnliche Beurteilung, dann Zentrifugation spezifisches Gewicht mit Urometer, Refraktometer Eiweißgehalt mit Refraktometer oder Rivalta-Probe Tropfen der Probe in stark verdünnte Essigsäure Beurteilung im Moment des Eintropfens + bei zigarettenrauchähnlicher Schlierenbildung - bei durchsichtige Schlierenbildung ohne Trübung Harnstoff mit Teststreifen für Serumharnstoff aus Überstand bei Erguss ins Abdomen Verdacht auf Harnblasenruptur Bilirubin mit Harnteststreifen aus Überstand bei Erguss ins Abdomen Peritonitis, Gallenblasenruptur Ausstriche sollten in jedem Fall angefertigt werden Färbungen: Diff-Quik, Testsimplets, Giemsa, SudanIII, Gram mikroskopische US auf Bakterien BU : Speziallabor 66 Perikarderkrankungen Perikarditis und Ergüsse Formen Angeboren oder erworben letzteres meist infolge unterschiedlicher entzündlicher und nicht entzündlicher Primärerkrankungen Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel "benigne" Form und konstruktive Form fibrinöse Pericarditiden ohne Exsudatbildung, eher selten beim Hund Entzündung geht auf Epi- und Myokard über kann zur Herzeinschnürung führen Ätiologie Exsudat: infektiöse Ursachen Viren (Staupe, FIP) Bakterien (Nokardiose, Tuberkulose, Leptospirose) Pilze (Kokzidoidmykose) Parasiten (Kokzidiose) nicht infektiöse Ursachen Urämie fibrinöse Pericarditis Hämoperikard: kongestive Kardiomyopathien Hypoproteinämie Stauungsbedingte Perikardergüsse und Hypoproteinämie Transsudate, meist dann Aszites oder Hydrothorax Tumoren/Neoblastome: Hämangioendotheliom Hämangiosarkome Mesotheliom Herzbasistumoren Lymphosarkom (FeLV) ektopische Schilddrüsen-Nebenschilddrüsen-Tumoren Vorhofruptur: bei schweren AV-Klappen-Insuffizienzen Hernien und Perikardspalten/-rupturen idiopathisch (steriles Exsudat) Symptome kompensatorische Tachykardie, Hydrothorax, Aszites schwacher Puls, Intensität der Herztöne herabgesetzt, evtl. Synkope (Bewusstlosigkeit) bei starken Flüssigkeitsansammlungen Gefahr der Herztamponade Diagnose EKG Niedervoltage, alternierender QRS-Komplex Röntgen Herzschatten vergrößert, bei hochgradigem Erguß Kürbisform Trachea angehoben/gequetscht ggr-mgr. Ergüsse nicht sicher von Hypertrophien zu unterscheiden Ultraschall Erguss als echofreier/armer Bereich sichtbar (Spalt zwischen Myo- und Epikard) Perikardiozentese Punktion am stehend, fixierten Hund rechts (sicherer) oder links (Koronararterien) im 4. ICR unterhalb der Rippen-Rippenknorpelgrenze CAVE: Bei hochgradiger Mitralinsuffizienz kleiner Rassen kann Herzohr rupturieren Transsudat: wäßrige, bernsteinfarbene Flüssigkeit Tumoren: mehr oder weniger reines Blut Vorhofrupturen: geronnenes oder nicht geronnenes Blut 67 Bakteriell bedingt: Keime in BU Therapie Perikarditis: mehrmalige Perikardiozentese (6.ICR) Entlastungspunktion und zur Ausheilung bei idiopathischem Prozess Bei Keimen im Erguß: Antibiotikatherapie Cortison als Injektion in den Herzbeutel chirurgisches Entfernen eines Streifens vom Perikard (halbseitig) Eröffnung des Herzbeutels entlastet das Herz besonders bei konstriktiver Perikarditis oder therapieresistenten Perikardergüssen zuvor! Gabe von Diuretikum und Herzglykosiden (Digitalis) zur Frequenzsenkung Stauungsbedingte Ergüsse mit Transsudatbildung: evtl. Entlastungspunktion (unter US/EKG-Kontrolle (Myocardberührung>Extrasystolen)) Glykoside und Diuretika Neoblastome und Hernien: Operation Basistumor meist inoperabel Pericardruptur Ursache traumatisch infektiös, idiopathisch, neoplastisch bedingt Pathogenese Erguß intraperikardialer Druck erhöht Tamponade Symptome Schnelligkeit der Flüssigkeitsansammlung bestimmt das klinische Bild langsame Füllung unspezifische Symptome schnelle Füllung Rechtsherzversagen Behinderung der diastolischen Füllung und Myokarddurchblutung arterieller Blutdruck erniedrigt =>kardiogener Schock Diagnose: EKG alternierender QRS-Komplex Röntgen massive Vergrößerung der Herzsilouette, Kürbisform, angehobene Trachea Sono echofreier Spalt zwischen Myokard und Perikard Therapie Druckentlasung durch Punktion (6.ICR) Diuretika Herzglykoside Antibiotika Perikardektomie (Tumorperikarditis) 68 Endokarderkrankungen angeborene oder erworbene, entzündliche und nicht-entzündliche Formen Bakterielle Endokarditis entzündliche Erkrankung des Endokards und der Herzklappen infolge bakterieller Infektionen Prädisposition bei männlichen Tieren mitteren Alters größerer Rassen Ätiologie hämolysierende Streptokokken Staphylokokken Pseudomonaden E. coli Erysipelothrix (bei Bronchopneumonien) Aerobacter streuende Erreger bei Stomatitiden, Endometritiden, Polyarthritiden, Analbeutelentzündungen prädisponierende Faktoren: vorgeschädigte Klappen und Resistenzminderung Folgen Aortenstenose Mitralklappenstenose Thrombembolie (Abgesprengtes proliferatives Gewebe) erhöhte Druck und Volumenbelastung durch gestörte Klappenfunktion Lokalisationen Endokarditis valvularis (simplex, thromboticans, ulcerosa, fibrosa) Endokarditis parietalis Endokarditis chordalis/trabecularis/papillaris Auftreten Hund, Katze, Schwein Mitralistyp/Linksherztyp primär bakteriotoxische Läsionen der Klappengefäße mit nachfolgender bakterieller Besiedlung Rind Tricuspidalis/Rechtsherztyp Einschwemmung septischer Emboli Symptome Fieber, Inappetenz, Schwäche, Apathie, Lahmheit Dyspnoe, Arrythmie, Geräusche (Insuffizienzzeichen) Labor: Leukozytose, Anämie Diagnose Klinik EKG-Veränderungen Klappengeräusche Echokardiographie: unregelmäßige Vegetationen, Verdickungen und vermehrte Echogenität der Herzklappen. Oft Thromben und endokardiale Auflagerungen in den Herzkammern röntgenologisch faßbare Herzveränderung Erregernachweis in Blutkultur Therapie Antibiotika Heparin gegen Embolien (100-200 IE/kg alle 4-6h) evtl. Heparinantidot bei auftretenden Blutungen: Protaminsulfat 1mg/100IE 69 Endokardose=Endokardiose=Herzklappenfibrose=primäre dystrophische AVKlappeninsuffizienz Erworbene Herzklappenfehler, die zur Insuffizienz führen degenerative, nicht-entzündliche fibrotische Endokardveränderungen meist Mitralklappe betroffen: Verdickung der Schließränder und Retraktion des Klappengewebes Prädisposition: männliche Tiere chrondrodystropher Rassen bzw. Cocker, Dackel, Kleinpudel, Chihuahua, Zwergschnauzer Häufung mit zunehmendem Alter, Jahrelange Kompensation selten bei der Katze Pathogenese aus ungeklärter Ursache Änderung der Matrix der Herzklappe durch hyaline, amyloide Einlagerungen und Kollagenfaserneubildung führt insbesondere im Randbereich der Klappensegel (Atrioventrikular) zur Verdickung/Verhärtung ungenügender Klappenschluss systolischer Insuffizienzfluss in linken Vorhof (Regurgitation) retrograder Blutfluß Volumenbelastung des Vorhofs linksatriale Dilatation Stauuung der Pulmonalvenen Vergrößerung des linken Vorhof verhindert zunächst pulmonale Kongestion und Lungenödem Verlust der Regurgitationsfraktion (verminderung des Gesamtvolumens durch Dilatation) wird durch Steigerung der Pumpaktivität kompensiert (Hyperkontraktilität) nach Jahren wird bei sinkendem Herzzeitvolumen durch RAAS der Blutdruck und das Volumen erhöht Mitralregurgitation erhöht Klappeninsuffizienz und Herzinsuffizienz Schlagworte: kompensatorische Hypertrophie und dekompensatorische Stauung Ätiologie, unklar evtl: Stoffwechselstörungen in den Klappen hämodynamische und belastende Faktoren endokrine Störungen bakterielle Toxine Immunopathien Symptome systolisches Herzgeräusch im 4.-5. Interkostalraum Unruhe, Leistungsabfall Dyspnoe, Husten, Tachypnoe Ödem (Kopf), Aszites Diagnose Klinik EKG Linkstyp (R erhöht in I, II, III und aVF) P>0,04 ms= Vorhoferweiterung QRS-Koplex erweitert>0,05 Röntgen anfangs Linksherzvergrößerung, Trachea angehoben, venöser Lungengefäßstau später Rechtsherzhypertrophie (Kugel/Kastenform) Ultraschall/ Echokardiographie hyperkontraktiler, dilatatorischer linker Ventrikel dilatatorischer Vorhof Mitralisklappensegel verdickt 70 Therapie Bronchodilatatoren Digitalisierung (Problem: Stauung wird verstärkt, nur mit ACE-Hemmern und Diuretika zusammen) Vasodilatatoren, Antiarrythmika reduzierte Kalorienaufnahme NaCl 20-15mg/kg/d Endokardiale Fibroelastose peri- und postpartal bei Hund/Katze auf linken Ventrikel beschränkt familiär-erbliche Disposition bei der Burmakatze angeborener Defekt der endomyokardialen Lymphdrainige führt zu persistierendem Endokardödem Bindegewebig-sehnige Gestaltveränderung des Endokards, Einmauerung und Atrophie der Purkinjefasern frühzeitiges Herzversagen beim Hund gelegentlich mit Mißbildungen von Aorta und Herzkranzarterien Verkalkungen des Endokards vorwiegend als Metastasen bei allgemeinen Kalkstoffwechselstörungen Kardiomyopathien Definition = primäre Erkrankungen des Herzmuskels Formen hypertrophe Form = diastolische Dysfunktion ( konzentrische Kammerhypertrophie ) dilatative/kongestive Form = systolische Dysfunktion ( exzentrische Kammerhypertrophie ) restriktive Form = überwiegend diastolische Dysfunktionen Einteilung in primäre und sekundäre KM Symptome Anzeichen von Herzinsuffizienz, Herzvergrößerung Fehlen von primären Klappengeräuschen deutliche EKG-Veränderungen, eventl. Galopprhythmen EKG-Befunde Veränderungen von P-, PQ-, QRS-, QT-Dauer Formveränderungen von Kammerzacken ST-Streckenveränderungen T-Wellenüberhöhungen verschiedene Rhythmusstörungen Vorhofflimmern bei dilatativer KM ( typisch bei großen Hunderassen ) Therapie Herzglykosid Vasodilatator Diuretikum eventl. Antiarrhythmikum eventl. Carnitinzufuhr zur Prophylaxe und Therapie der DCM beim Hund Prognose: meist ungünstig 71 Kardiomyopathien des Hundes 1. Dilatative KM des Hundes ( DCM ) Definition meist primäre ( idiopathische ) Kardiomyopathie des Hundes charakteristisch ist die Kontraktionsschwäche des Myokards und die Dilatation der Ventrikel Prädisposition: große reinrassige Hunde und Spaniels mittleren Alters Pathogenese : vermutlich durch genetische Faktoren bedingt es kommt zu einer verminderten Kontraktionskraft der Herzmuskelzellen erhöhte Vordehnung der Myofibrillen Verlust an Kontraktionskraft kann nicht mehr kompensiert werden ( Frank-Starling-Gesetz ) kritische Grenze der Dilatation es kommt zur Dekompensation der Herzfunktion Folge: Vorwärtsversagen mit Leistungsinsuffizienz Rückwärtsversagen mit stauungsbedingten Körperhöhlenergüssen und Lungenödem meist große Rassen mit schlanker Thoraxform betroffen ( Häufung bei Rüden ) Dobermann, Irish und Gordon Setter, Irischer Wolfshund, Windhundrassen Neufundländer, Deutsche Doggen, Boxer, Cocker Spaniel sekundäre KM nach Noxen aller Art z.B. Sepsis, virale Myokarditis, Chemotherapie mit Doxorubicin längerdauernde tachykarde Rhythmusstörungen, carnithin- und taurinresponsiv Symptome : Husten, Leistungsinsuffizienz bei mäßiger bis starker Anstrengung, eventl. Synkopen kleine, schwache Pulswelle Schleimhäute blass bis zyanotisch Lungengeräusche durch Lungenödem fortgeschritten: Mitralregurgitationsgeräusch, Tachyarrhythmien ( Vorhofflimmern ), Lungenödem Vorhofflimmern unregelmäßige und ungleichmäßige Herztätigkeit, gleichzeitig Pulsdefizit Versagen des rechten Herzens Thoraxerguss, dann leise Herztöne bei Perkussion Schalldämpfung eventl. stauungsbedingter Aszites, gestaute Jugularvenen oftmals Dekompensation ohne vorherige Symptomatik selten: plötzlicher Herztod ohne vorherige Krankheitsanzeichen Röntgenbefunde generalisierte Kardiomegalie Herzsilhouette kugelig-rund, ohne Erweiterung der Herzkammern Lungenödem alveoläre Lungenzeichnung mit Aerobronchogramm Pulmonalvenen stauungsbedingt vergrößert ( Lungenstauung ) bei Rechtsherzbeteiligung Thoraxerguss, Hepatomegalie, Aszites EKG: kann unauffällig sein meist QRS-Komplex ( >0,06s ) zu Beginn einzelne Extrasystolen möglich, nehmen dann an Häufigkeit zu Douplets, Triplets, Salven bis hin zur ventrikulären Tachykardie bei Dilatation der Atrien Vorhofflimmern ( fehlende P-Welle, ungleich große R-Zacken und RR-Intervalle ) selten Rechts- oder Linksschenkelblock Echokardiographie in fortgeschrittenen Stadien eindeutige Befunde, bei subklinischen Stadien schwer auszumachen hochgradige Dilatation, meist beide Herzkammern und Vorhöfe betroffen gleichzeitig stark verminderter Kontraktilität 72 FS-Werte stark erniedrigt bis 10% FS (Fractional Shortening ) = Verkürzungsfraktion in %, Aussage über die Kontraktilität des Herzens wird bestimmt anhand des Längsachsen- oder Kurzachsenanschnittes direkt unterhalb der Mitralklappe mittels enddiastolischen und endsystolischen Diameters im TM-Mode ) enddiastolischer Venntrikeldurchmesser 70-80mm Diagnose: in den Frühstadien schwierig EKG: Nachweis einzelner ventrikulärer Extrasystolen Echokardiographie: grenzwertige linksventrikuläre Parameter Pathohistologisch: Veränderung der Myofibrillenattenuated wavy fibers ( eventl. Herzmuskelbiopsie? ) DD: bei Leistungsabfall, Müdigkeithormonelle Unterfunktion ( Hypothyreose, Morbus Addison )? Leistungsschwäche, DyspnoeKehlkopflähmung bei großen Hunden? Röntgen: generalisierte KardiomegaliePerikarderguss? Herzgeräusche ( Mitralgeräusche ) Endokarditis? Echokardiographie!! Therapie: grundsätzlich bei Rückwärts- und VorwärtsversagenACE-Hemmer, Digitalis,Furosemid subklinische KM ohne kongestive Folgen nur ACE-Hemmer Phosphodiesterase-Hemmer ( Pimobendan ) wirkt positiv inotrop, Blutdrucksenkend sowohl als Monotherapeutikum als auch in Kombination möglich ( Vetmedin 0,5mg/kg 2mal/d p.o. ) Vorhofflimmern mit hoher resultierender Ventrikelfrequenz zusätzlich -Blocker ( Propranolol 0,6-3mg/kg 3mal/d p.o. oder Atenolol 0,25-1mg/kg 1-2mal/d p.o. ) Ziel: Senkung der hohen Ventrikelfrequenz auf <130/min Chinidin oder Procainamid zur chemischen Kardioversion des Vorhofflimmerns wenig erfolgreich ausgeprägte Extrasystolen Antiarrhythmikum Mexiletin 15-25mg/kg 3mal/d p.o. ( CAVE kardiodepressive Wirkung! ) bei Lungenödem Furosemid auch in Kombination mit anderen Diuretika z.B. Thiaziden, bei therapieresistentem Husten in akut dekompensierten Fällen Dopamin oder Dobutamin positiv inotrop bessere Durchblutung Splanchnikus-Gebiet bei gleichzeitiger Vasokonstriktion in peripheren Organen Prognose abhängig von Stadium und Lebensalter ungünstig Alter zum Zeitpunkt der Diagnose <5 Jahren und Kongestionszeichen (Ergüsse, Lungenödem ) Überlebenszeit 10 Wochen 3-7% leben länger als 1 Jahr 2. Hypertrophe Kardiomyopathie beim Hund primäre HCM beim Hund sehr selten Pathogenese alle Krankheiten, die zu einer Drucküberlastung der Ventrikel führen sekundäre Hypertrophie des Myokards Aortenstenose, Pulmonalstenose, pulmonaler oder systemischer Hypertonus renale Hypertonie: verminderte renale Funktion und Veränderungen des Augenhintergrundes erst nach Ausschluss zugrunde liegender Ursachen kann von einer primären HCM gesprochen werden Echokardiogramm verdickte Ventrikelwände und/oder verdicktes Septum, verkleinerte Ventrikellumina Suche nach Primärursache, also Aorten-, Pulmonalstenose, VSD 73 Kardiomyopathieformen der Katze primär oder sekundär verschiedene Formen : HCM hypertrophisch-obstriktive KM restriktive KM intermediäre KM unklassifizierte KM dilatative KM ( sekundär, da meist taurin-responsiv ) Hypertrophe KM generalisierte Verdickung meist des gesamten linksventrikulären Myokards Einengung des linksventrikulären Lumens ( konzentrische Hypertrophie ) die Kontraktilität bleibt erhalten bei der exzentrischen Hypertrophie keine Einengung des Lumens Sonderform: hypertrophisch-obstruktive Kardiomyopathie ( HOCM ) fokale Hypertrophie des interventrikulären Septums Obstruktion des linken Ausflusstrakts ( infundibuläre Stenose ) restriktive Kardiomyopathie ( = endokardiale Fibrose ) endokardiale und subendokardiale Fibrose des linken Ventrikels Störung der Relaxation und Kontraktion des Myokards Frühform der restriktiven KM ist die Endomyokarditis Entzündungszellinfiltrate im Endokard, fibrinöse Beläge auf dem linksventrikulären Endokard intermediäre Kardiomyopathie alle Formen, die sowohl Dilatation als auch Hypertrophie zeigen linksventrikulärer Durchmesser erweitert, Myokard leicht verdickt, Kontraktilität erhalten unklassifizierte KM Formen, die in keine der Differenzierungen passen z.B. regionale myokardiale Veränderungen 1. Hypertrophe Kardiomyopathie häufigste Form bei der Katze, macht 70% aller Herzerkrankungen der Katze aus Pathogenese durch die Hypertrophie kommt es zu einer ungenügenden Füllung des linken Ventrikels diastolische Dysfunktion Herzmuskel ist nicht in der Lage, während der Füllungsphase ausreichend zu erschlaffen Folge: diastolisches Rückwärtsversagen mit Vergrößerung des linken Atriums Lungenödeme und Thoraxergüsse durch Dilatation des linken AtriumsThrombenenstehungarterielle Thrombembolie ( FATE ) HOCM Obstruktion des linksventrikulären Ausflusstraktes ist selbst Ursache für zunehmende Hypertrophie da gegen einen erhöhten Druckgradienten gearbeitet werden muss Symptome Abnahme der körperlichen Belastbarkeit ( wird aber selten vom Besitzer festgestellt ) erhöhte Atemfrequenz Maulatmung bei Aufregung akute Dekompensation mit hochgradiger Dyspnoe durch Lungenödem oder Thoraxerguss Diagnose: Auskultation Galopprhythmus ( 3. Herzton ) oder systolisches Herzgeräusch Röntgen Kardiomegalie dv-Aufnahme vergrößerte Vorhöfe ll-Aufnahme vergrößerte Ventrikel bei dekompensierter kongestiver Herzinsuffizienz Thoraxerguss und Lungenödem scharf begrenzte Verschattung zwischen den einzelnen Lungenlappen Unterschied zu Hund: 74 man sieht ein unregelmäßiges, fleckförmiges Verteilungsmuster über die gesamte Lunge bei hgr. Ergüssen überlagert der Flüssigkeitsschatten annähernd das gesamte Lungenfeld EKG Hypervoltage Linksachsenabweichung ventrikuläre Extrasystolen linksanteriorer Fasziikelblock AV-Block 3.Grades möglich selten Vorhofflimmern oft sind gar kein EKG-Veränderungen festzustellen Echokardiographie M-Mode und 2D-Mode Goldstandard Ermöglicht die Differenzierung der Unterformen DD pulmonale Erkrankungen wegen Polypnoe und Atemnot Pneumothorax, Thoraxtrauma bei Husten ist eher an Laryngitis oder Fremdkörper zu denken Therapie: -Blocker ( Atenolol 6-12mg/Katze 1mal/dp.o. oder Diltiazem 1,75-2,5mg/kg 3mal/d p.o. ) Furosemid 2mg/kg 3mal/d p.o. gegen die Stauungserscheinungen ACE-Hemmer: v.a. bei Hypokontraktilität und/oder deutlicher Kongestion Embolieprophylaxe mit Aspirin 25mg/kg alle 3d p.o. Drainage bei hochgradigem Thoraxerguss mit massiver Atemnot bei der Katze können nur wenige Antiarrhythmika angewendet werden Prognose: Therapie führt meist zu guter Stabilisierung schlechte Prognose bei hochgradigem Thoraxerguss, hochgradig dilatierten AtrienThrombembolie 2. Dilatative Kardiomyopathie der Katze nur noch selten bei der Katze Ursache Taurinmangel mittlerweile gute Versorgung der Katze mit Taurin in handelsüblichen Futter ( sekundäre KM ) Taurin ist essentielle Aminosäure bei der Katze und v.a. für den Muskelstoffwechsel von Bedeutung bei betroffenen Tieren Fütterungsanamnese Pathogenese Schädigung des Myokards nit Störung der systolischen Funktion Sonographisch dünne Ventrikel- und Septumwände erweiterte Kammern und Vorhöfe reduzierte FS Therapie Diuretikum ACE-Hemmer Herzglykosid Substitution mit Taurin 500mg/Katze 2mal/d Verbesserung der Herzfunktion nach wenigen Wochen zu erwarten 75 Therapie der Herzinsuffizienz Medikamentengruppen/ Maßnahmen : ACE-Hemmer Herzglykosid Diuretikum Antiarrhythmikum natriumarme Diät Sauerstoffzufuhr ( Sauerstoffzelt ) Punktion von Abdomen und Thorax zur Flüssigkeitsentlastung 1. Herzglykosid Wirkung positiv inotrop ( Verstärkung der Kontraktionskraft ) negativ chronotrop ( frequenzsenkend, durch Verbesserung der Herzleistung ) negativ dromotrop (Verzögerung der Erregungsleitung ) Indikation: hypokontraktile und dilatative Zustände Kontraindikationen: Bradykardien, AV-Blockierungen (alle anderen Arrhythmien keine Kontraindikationen) Indikationsstellung anhand Sonographie Erweiterung der Lumina Verminderung der Wandstärken erniedrigte FS ( <25% ) verminderte Auswurfleistung sprechen für Herzglykoside Dekompensationsgraden Grad I-III lediglich ACE-Hemmer und Diuretikum bei Grad IV ist Herzglykosid angezeigt CAVE Hypokaliämie muss vor Digitalisierung ausgeglichen werden Hypokaliämie vermindert die Toleranz gegenüber Herzglykosiden CAVE Kalzium keine parenterale Kalziumbehandlung während Glykosidtherapie ! kann tödlich enden durch Arrhythmien Einteilung der Therapie in Initialbehandlung mit erhöhter Dosis Erhaltungstherapie mit erniedrigter Dosis k-Strophantin ( KOMBETIN) : bei akutem Herzversagen schneller Wirkungseintritt ( 3-4 min ) Nachteile: hohe Abklingquote, ausschließlich parenteral Tagesdosos auf mind. 2 Einzelgaben verteilen Initialdosis: 0,02-0,03mg/kg in 24h ( dann auf Digitalisglykosid übergehen ) Digitoxin oral appliziert kurze Halbwertszeit bei raschem Wirkungseintritt nur eingeschränkt zu empfehlen, da nur in hoher Dosierung sinnvoll Digoxin ( LANICOR ) : zur oralen Dauertherapie nicht geeignet bei akutem Herzversagen wegen spätem Wirkungseintritt Initialdosis für 2 Tage: 0,04-0,06mg/kg p.o., dann ab 3.Tag 0,02mg/kg als tgl. Erhaltungsdosis parenteral : deutlich niedriger dosieren! ( 50% der oralen Dosis ) Metildigoxin: wesentliche Vorteile, hat viele andere Glykoside verdrängt schneller Wirkungseintritt von wenigen Minuten, gute Resorption für alle Indikationen ( akutes Herzversagen, orale Dauertherapie ) Initialdosis: 0,02mg/kg für 3d, ab dem 4.Tag 0,01mg/kg als tgl. Erhaltungsdosis 76 Therapieüberwachung therapeutische und toxische Dosis liegen eng beieinander bei längerer parenteraler Behandlung kann deshalb eine Dosisreduktion erforderlich sein! Unterdosierung keine Besserung der Dekompensationserscheinungen ( Stauungen ) keine Senkung der erhöhten Herzfrequenz Fehlen von Digitalisierungserscheinungen im EKG Überdosierung EKG sehr starke PQ-Verlängerungen, häufige AV-Blockierungen II.Grades Vomitus, Diarrhoe, Bradykardie, alle Arten von Arrhythmien möglich 2. ACE-Hemmer = Vasodilatatoren Wirkung senken die Vorlast ( Venodilatation ) und die Nachlast ( Arteriodilatation ) diuretischer und antihypertropher Effekt Entlastung des Herzens Wirkungsweise: 1. Hemmung des Angiotensin-Converting-Enzyms ( ACE ) unterdrückt die Umwandlung des Angiotensin I in Angiotensin II im RAAS verhindert somit Vasokonstriktion Arteriodilatation 2. Vermindert die Inaktivierung von Bradykinin ( Vasodilatator ) verstärkte Vasodilatation im venösen System Venodilatation Indikation bei fast allen Kardiopathien, besonders bei hypertrophen und hyperkontraktilen zuständen Kontraindikation Hypotension ACE-Hemmer Captopril o,5mg/kg 3mal/d ( Nachteil: kurze Halbwertszeit, muss 3mal/d gegeben werden ) 2.Generation : Ramipril 0,125-0,25mg/kg 1mal/d oder Benazepril 0,25-0,5mg/kg 1mal/d initial mit niedrigeren Dosis beginnen, dann steigern so dass am 4.Tag endgültige Dosis erreicht wird 3. Diuretikum Indikation bei schweren Stauungserscheinungen Wirkung kaliuretisch ( außer Spironolacton, Triamteren ), bei Furosemid allerdings geringer Medikamente Furosemid bei Langzeittherapie geeignet ( Hypokaliämie vermindert Glykosidwirkung) bei langdauernder Furosemidbehandlung kaliumreicher füttern ( Banane unters Futter mischen ) Aldosteronantagonisten Spironolacton und Triamteren bewirken Kaliumretenetion Hyperkaliämie, deshalb ist eine Kombination mit kaliuretisch wirkenden Diuretika geeignet 4. Punktion von Abdomen und Thorax v.a. bei schwerem Aszites nur vorübergehende Entlastung! Aszites bildet sich schnell wieder nach, wiederholte Punktion meist erforderlich sonographische Kontrolle bei Abdomino- oder Thorakozentese erforderlich 5. Antiarrhythmika oft beim Hund in Zusammenhang mit Myokardinsuffizienz Wirkung : negativ inotrop eine bestehende Herzinsuffizienz kann somit verstärkt werden gleichzeitiger Einsatz eines Herzglykosids mit der antiarrhythmischen Therapie erforderlich!! 77 Indikation bei Rhythmusstörungen, die sich auf die Hämodynamik auswirken Extrasystolie im 2:1 - Rhythmus, Bigeminie, starke Heterotopie (Schwankng Blutdruck) paroxysmale Tachykardie, Vorhofflimmern Kontraindikation: vereinzelte Extrasystolen, partielle AV-Blockierungen Einteilung der Rhythmusstörungen in 2 Gruppen das Antiarrhythmikum für die eine Gruppe ist für die andere absolut kontraindiziert und umgekehrt!! Therapie bei abnormen Reizbildungen extrasystolen, paroxysmale Tachykardie, Vorhofflimmern Lokalanästhetika, Ca-Antagonisten, Beta-Blocker Lidocain Klasse-Ib-Antiarrhythmikum Arrhythmieprophylaxe bei Torsio ventriculi und Notfalltherapie schneller Wirkungseintritt wirkt nur bei ventrikulären Arrhythmien muss i.v. als Bolus appliziert werden unter Herzkontrolle und sehr langsam über 2min ( 2-6mg/kg ) schnelle Halbwertszeit daher anschließend DTI wenig praktikabel Verapamil ( Ca-Antagonist ) bei allen Reizbildungsstörungen ( supraventrikulärer und ventrikulärer Art ) zur Frequenzsenkung bei Sinustachykardien und Vorhofflimmern auch Prophylaxe der Arrhythmien der Torsio ventriculi in der Praktikabilität dem Lidocain überlegen Wirkungen: negativ inotrop ( Kombination mit Herzglykosid ratsam ) negativ dromotrop ( Cave AV-Blockierung!! ) Propafenon Klasse-Ic-Antiarrhythmikum bei supraventrikulärer und ventrikulärer Impulsbildungsstörunge große therapeutische Breite, sehr langsamer Wirkungseintritt ( bis zu 3d ) Propranolol Klasse-II-Antiarrhythmikum ( -Blocker ) alle Reizbildungsstörungen i.v. geringer zu dosieren! Mexiletin Klasse -Ib-Antiarrhythmikum vergleichbar in der Wirkung mit Lidocain Vorteil: Applikation peroral möglich, nur bei ventrikulären Reizbildungsstörungen Therapie bei Erregungsleitungsstörungen ( SA-Block, AV-Block ) Sympathomimetika, Parasympatholytika Indikation AV-Block II.Grades Orciprenalin Sympathomimetikum schwer zu steuern muss oft appliziert werden tachykarde Arrhythmien möglich Ipratropiumbromid Parasympatholytikum Nebenwirkungen sind Mydriasis, Obstipation, tachykarde Arrhythmie, paralytischer Ileus 78 Herzarrhythmien Definition Rhythmusstörung Veränderung von Erregungsbildung und Erregungsausbreitung Einteilung der Herzrhythmusstörungen in 2 große Gruppen: Reizbildungsstörungen ( Extrasystolie, Vorhofflimmern ) Reizleitungsstörungen ( Blockerscheinungen ) => wichtig für Therapie! ( Medikamente für die eine Gruppe sind für die andere kontraindiziert) physiologische respiratorische Sinusarrhythmie bei Inspiration Zunahme der Herzfrequenz, bei Exspiration Abnahme physiologisch im Ruhezustand beim über 4 Wochen alten Hund verschwindet bei einer Frequenzsteigerung von >120/min EKG: Verkürzung / Verlangsamung der Diastole, Systolenzeiten bleiben unverändert 1. Reizbildungsstörungen : Extrasystolen verfrühte Herzkontraktionen, meist ausgelöst durch Impulse eines ektopischen Schrittmachers häufigste Rhythmusstörung beim Hund Ventrikuläre Extrasystolen im EKG abweichende Form der Zacken Abrundung der Zackenspitze starke Verbreiterung der Zackenbasis überhöhte Amplituden oft auch abweichende Ausschlagsrichtung Fehlen der P-Zacke!! Bigeminus = jeder normalen Systole folgt eine Extrasystole Trigeminus = nach zwei normalen Systolen folgt eine Extrasystole Einteilung der Ventrikelextrasystolen: monotope Reizbildung : alle ventrikulären Impulse sehen gleich aus heterotope Reizbildung: unterschiedlich geformte Extrasystolen innerhalb einer Ableitung Supraventrikuläre Extrasystolen ( SVES ) weniger häufig Kammerteil ist hier nicht auffällig deformiert P-Zacke oft in der Form verändert mit abweichender Ausschlagsrichtung PQ-Dauer verkürzt oder verlängert, nachfolgende kompensatorische Pause möglich bei Auskultation mit gleichzeitiger Pulskontrolle = Pulsdefizit und fehlender 2. Herzton Vorkommen bei älteren Hunden Vorhoferweiterung, Klappeninsuffizienz Missbildungen, Hyperthyreoidismus Digitalisintoxikation Extrasystolen in schneller Folge hintereinander Salvenextrasystolie führt zum klinischen Bild der paroxysmalen Tachykardie ( anfallsweises Herzjagen ) Kammerflattern: Extrasystolen in schnell ununterbrochener Folge ( 250 - 350 / min ) Kammerflimmern : höchstgradige Kammertachykardie, im EKG Haarnadelkurven Vorhofflimmern bei starker Vorhofdilatation im Zusammenhang mit einer dilatativen KMP Prädisposition Irischer Wolfshund, hier idiopathisch ohne Dilatation EKG keine geordneten Vorhofkontraktionen mehr P-Zacken fehlen in allen Ableitungen Vorhofmyokard führt nur noch eine sehr oberflächliche, sehr frequente Fibrillation aus undulierende Nulllinie in der diastolischen Pause frequente Vorhofimpulse bis 1000/min ein Teil wird in unregelmäßiger Folge auf die Ventrikel übergeleitet 79 Folge: tachykarde Ventrikelarrhythmie Kammerfrequenz : 180/min, in Ausnahmefällen bis 300/min Auskultation unregelmäßige Herztöne in unterschiedlicher Lautstärke ( = unkoordiniertes Gepolter ) Pulsus alternans bzw. starkes Pulsdefizit Cave undulierende Nulllinie DD: Muskelzittern bei unruhigen Hunden, Wechselstromstörungen bei 50Hz prognostisch ungünstig Vorhofflattern regelmäßigere und weniger frequente Impulse der Atrien Nulllinie mit relativ großen und mehr regelmäßigen Flatterwellen Sick-Sinus-Syndrom ( SSS ): Sinusknotenausfall mit Schädigung tiefer gelegener Zentren 2. Reizleitungsstörungen : Definition Störungen in der Erregungsleitung vom Sinusknoten auf die Vorhöfe sinuaurikulärer Block, SA-Block Störungen der Überleitung von den Vorhöfen auf die Ventrikel atrioventrikulärer Block, AV-Block beim SA-Block werden zeitweise weder Vorhöfe noch Kammern erregt Vorkommen bei Zwergschnauzern und Adam-Stokes-Anfällen EKG: verlängerte diastolische Pause ( über das Doppelte oder Mehrfache ) MOBITZ I Wenckebach-Periodik Wechsel zwischen normaler, verlängerter und unterbrochener Überleitung zunehmend verlängerte PQ-Intervalle vor dem QRS-Ausfall MOBITZ II Vorstufe zum AV-Block 3.Grades Schenkelblock Linksschenkelblock QRS-Verbreiterung bei positiven Kammerkomplexen ( fast ausschließlich bei herzkranken Hunden ) Rechtsschenkelblock negative QRS-Komplexe wobei w-förmige QS-Konplexe oder kleine R-Zacken mit plumpen, breiten S-Zacken entstehen auch bei herzgesunden Hunden vorkommend Wolff-Parkinson-White-Syndrom ( WPW ) selten eventl. angeboren früh- oder vorzeitige Erregung der Kammermuskulatur ( Antesystolie ) vermutlich durch akzessorische Leitungsbahnen in der Umgebung des AV-Knotens AV-Block: partiell oder total partieller AV-Block 1.Grades lediglich Verlängerung der atrioventrikulären Überleitungszeit im EKG: Verlängerung der PQ-Dauer ( es liegt noch keine Rhythmusstörung vor ) partieller AV-Block 2. Grades zeitweilige Unterbrechung in der Überleitung, beim Pferd physiologisch im EKG: zeitweise isolierte P-Zacken, denen kein Kammerkomplex folgt totaler AV-Block / AV-Block 3.Grades Kammern und Vorhöfe schlagen unabhängig voneinander Erregungsleitung von den Vorhöfen auf die Ventrikel ist komplett unterbrochen Ventrikel müssen nun eigene Impulse bilden Kammertätigkeit ist dann bradykard ( 20-50/min ) kann regelmäßig oder arrhythmisch sein es können diastolische Pausen der Kammern bis über 20s auftreten 80 Aussetzen der Kammerautomatie > 20s führen durch Hypoxie im Gehirn zu Bewusstlosigkeit epileptiforme Anfällen = Adam-Stokes-Anfälle bradykard beim totalen AV-Block, tachykard beim Vorhofflimmern Symptome: Umfallen, kurzzeitige Bewusstlosigkeit, tonische, selten klonische Krämpfe Der totale AV-Block wird selten beobachtet Prädisposition für Deutsche Vorsteherhunde im EKG isolierte P-Zacken, denen nie ein Kammerkomplex folgt die bizarren Zacken des Kammerersatzrhythmus sind ohne Zusammenhang mit der Vorhofstätigkeit eingestreut Herzklappenfehler 1. AV-Klappeninsuffizienz ( Endokardiose ) Vorkommen weitaus häufigste Herzerkrankung des Hundes, besonders ab dem 5. Lebensjahr Katze selten bei Rüden häufiger als bei Hündinnen häufig erkranken Teckel, Rauhhaar-Teckel, Schnauzer, Spitz, Terrier Mitralisinsuffizienz häufiger als Trikuspidalis, Kombinationen oder Trikuspidalis alleine selten Pathologisch-anatomisch Klappenendokardiose Klappen verdickt Klappenränder sind eingezogen, z.T. knotig verändert Chordea tendinae können ebenfalls verdickt sein und zerreißen Anulus fibrosus vielfach erweitert Ursache unbekannt, degenerative Erkankung histologisch chronische nicht-entzündliche Klappenalteration Ursache Störungen des Stoffwechsels saurer Mucopolysaccharide Ablagerung von Hyaluronsäure und Chondroitinsulfat im Klappenstroma Entstehung von Fibrosen Kollagenerkrankungen ) Symptome über langen Zeitraum am Beginn keine Symptomatik feststellbar Symptome erst nach Dekompensation Mitralisinsuffizienz trockener Husten und Dyspnoe durch Rückstau in die Lunge besonders nach Belastung, Freude und Erregung mit zunehmender Dekompensation Lungenödem Trikuspidalisinsuffizienz Stauungen im großen Kreislauf ( Aszites, Hydrothorax, periphere Ödeme ) systolische Geräusche über einem oder beiden AV-Klappenfeldern meist pan- oder holosystolisch, gleichmäßig stark über die gesamte Systole hörbar linksseitige oder beidseitige Klappeninsuffizienz Herzvergrößerung links- oder beidseitig sind röntgenologisch sichtbar Diagnose: Auskultation systolisches Herzgeräusch über Mitralklappe EKG höhere und breitere P-Zacken als Ausdruck für Atriumhypertrophie und –dilatation Tachykardie, LA-Vergrößerung, eventl. auch LV-Vergrößerung Röntgen LA-Vergrößerung, LV-Vergrößerung, Lungenstau 81 Echokardiographie im 2D-Mode verdickte Klappen Mitralklappenprolaps ( echoreiche Klappenverdickung ) dilatierter LA hypertrophierter LV mit Hyperkontraktilität (diastolisch weit, systolisch normal) zunehmende LA- und LV-Dilatation abnehmende Kontraktilität mit FS im Farbdoppler: Rückfluss gut darstellbar Einteilung der Mitralisinsuffizienz in 4 Grade : Grad I Feststellen der Mitralisinsuffizienz bei Auskultation ( eventl. Zufallsbefund ) keine Dekompensationssymptome wie Husten oder Dyspnoe normale Belastung möglich Grad II keine Symptome im Ruhezustand normale Aktivität führt zu Husten und Dyspnoe Grad III Husten und Dyspnoe in der Nacht und bei geringer Belastung erste Anzeichen einer Rechtsherzinsuffizienz entwickeln sich Grad IV in Ruhe und bei geringer Belastung treten Dekompensationssymptome auf Lungenödem, zusätzlich deutliche Anzeichen einer Rechtsinsuffizienz Therapie: bei Grad I nicht unbedingt medikamentöse Therapie ACE-Hemmertherapie aber zu empfehlen übermäßige körperliche Anstrengung vermeiden Natriumarme Diät bei Grad II und stärker ACE-Hemmer Herzglykoside bei starker Dekompensation Diuretikum bei schwerer Stauung eventl. Antiarrhythmikum bei hochgradigem Aszites oder Hydrothorax Abdomino- bzw. Thorakozentese Rezidive bei schwerwiegenden Stauungserscheinungen häufig lebenslängliche Therapie notwendig!! Prognose ungünstig 2. Aorteninsuffizienz ( Aortenklappenendokarditis ) sehr selten, kommen ausschließlich bei großen Rassen vor ( Hund selten, Katze noch seltener ) Prädisposition bei angeborenen Klappenanomalien ( z.B. Subaortenstenose ) Ursache Folgen bakterieller Klappenendokarditiden ( St. aureus, Streptokokken, E.coli ) können sich im Verlauf fieberhafter Infektionen entwickeln Mitralis oft mitbetroffen Symptome Fieber, Mattigkeit Arrhythmie systolisches Geräusch an Mitralis/diastolisches oder systolisch-diastolisches Geräusch an Aortenklappe Muskel- und Gelenkschmerzen, ZNS-Symptome 82 Diagnose Auskultation diastolisches Geräusch ( sehr selten beim Hund ) und hüpfender Puls bei gleichzeitiger Mitralisinsuffizienz ( systolisches Geräusch ) an- und abschwellendes Maschinengeräusch wie beim Ductus Botalli persistens EKG ventrikuläre und supraventrikuläre Arrhythmien Vergrößreung von LA und LV Röntgen normal bis Vergrößerung von LA und LV mit Lungenstau Labor Leukozytose mit Linksverschiebung, BSG, eventl. positive Blut-BU Echokardiographie verdickte Mitral- und/oder Aortenklappe hyperkontraktiler LV dilatierter LA eventl. Sehenfadenabriss Krankheitsverlauf bisweilen perakut und fieberhaft, Komplikation: Arthritiden Diagnosesicherung Blutkulturen zur Keimisolierung und Resistenzbestimmung Therapie Antibiotika ( Cephalosporine über 6 Wo ) / Chemotherapeutika Antiarrhythmika, Diurese, Digitalis, ACE-Hemmer, Analgetika, Embolieprophylaxe Prognose ungewiss, Todesfälle infolge Thrombembolie und Septikämie möglich Herzmißbildungen 1. Aortenstenose am häufigsten diagnostizierte angeborene Herz-Gefäß-Missbildung beim Hund Rasseprädisposition: Boxer Lokalisation liegt meist dicht unterhalb der Aortenklappen im Ausflussbereich des li Ventrikels (Subaortenstenose) seltener im Bereich der Klappen selbst noch seltener supravalvuläre Stenosen im Anfangsteil der Aorta descendes Symptome ein Teil der erkrankten Tiere entwickelt sich normal, nur bei Belastung schnelle Ermüdung feststellbar manche Tiere sterben im Welpenalter, andere kümmern Hunde mit Aortenstenose können unvermittelt umfallen und eventl. verenden Linksherzhypertrophie Diagnose Auskultation systolisches Geräusch ( meist Crescendo-Decrescendo-Typ ) Punctum maximun im 4. IKR EKG hohe R-Zacke, v.a. in I-Ableitung durch Linksherzhypertrophie, da das Herz vermehrt gegen die Stenose anpumpen muss Röntgen eventl. Vergrößerung des Aortenbogens sichtbar ( poststenotische Erweiterung ) Echokardiographie intrastenotische Flussbeschleunigung massive linksventrikuläre Hypertrophie poststenotische Dilatation des Gefäßes zu erkennen Therapie bei Dekompensationserscheinungen oder EKG-Veränderungen Herzglykosid eventl. Propranolol, ACE-Hemmer ( umstritten ) Operation der Stenose nur mit Herz-Lungen-Maschine möglich, Ballondilatation 83 2. Pulmonalstenose meist Pulmonalklappenstenose, seltener Infundibulumstenose (unterhalb Klappe) o. supravalvuläre St. Symptome sehr variabel, von Symptomfreiheit bis Dyspnoe und Rechtsherzinsuffizienz systolisches Geräusch vom Crescendo-Decrescendo-Typ mit Pm über 3. IKR links Rechtsherzhypertrophie Diagnosesicherung EKG und Röntgen zur DD zwischen Aorten- und Pulmonalstenose (Pm zu nah beieinander ) Hypertrophie der rechten Kammer, Dilatation des Pulmonalarterienstammes im Röntgen sichtbar im EKG: Rechtsherzvergrößerung ( negativer Kammerkomplex ) Diagnose: Herzkatheterisierung ( Druckmessung und Kontrastmittelinjektion ) Echokardiographie intrastenotische Flussbeschleunigung ( wie bei Aortenstenose ) massive Rechtsventrikuläre Hypertrophie poststenotische Dilatation der Pulmonalarterie Therapie bei Dekompensationssymptomen oder deutlichen EKG-Veränderungen symptomatisch ( Herzglykosid, körperliche Schonung, eventl. ACE-Hemmer ) Ballondilatation oder intraoperative Beseitigung der Stenose möglich 3. Ductus Botalli persistens / Ductus arteriosus persistens ( PDA ) besonders bei Collie, Pudel, DSH Pathogenese fetale Verbindung zwischen Aorta und dem Ursprung der linken Pulmonalarterie Ductus arteriosus/Botalli normalerweise schließt sich dieser kurz nach der Geburt bei Bestehenbleiben PDA Folgen Links-Rechts-Shunt zwischen Aorta uns Arteria pulmonalis aufgrund des Druckgefälles oxygeniertes Blut gelangt in die Arteria pulmonalis und zurück in den Lungenkreislauf nur in Ausnahmefällen kommt es durch Druck in Arteria pulmomalis zu Rechts-Links-Shunt Symptome Dyspnoe, Gewichtsverlust, Minderwuchs, Aszites oft schon im Welpenalter, spätestens bis zum Alter von 3 Jahren Diagnosesicherung: Auskultation lautes kontinuierliches Geräusch über Gefäßklappen systolisch-diastolisch, in der späten Systole und frühen Diastole am lautesten „Lokomotiv-„ oder „Maschinengeräusch“ ( nur beim Rechts-Links-Shunt nicht auskultierbar ) EKG weniger typisch durch Herzvergrößerung oft sehr hohe Kammeramplituden Anzeichen für Myokardschädigung, Herzrhythmusstörungen im Endstadium oft Vorhofflimmern Röntgen Herz beidseitig stark vergrößert häufig vermehrte Lungendurchblutung oder Stauung dv-Aufnahme links und von kranial nach kaudal 3 Ausbuchtungen erweiterte Pulmonalarterie am Ursprung des Ductus das linke Herzohr aneurysmale Erweiterung der Aorta Farbdopplerechokardiographie D.botalli nur schwer als echoarmer Raum zwischen Pulmonalarterienstamm und Aorta darstellbar gut erkennbar sind syst. und diast. Turbulenzen im häufig dilatierten Truncus pulmonalis Sekundärveränderungen : Dilatation der Ventrikel und Atrien ( v.a. linkes Herz ) Mitralisinsuffizienz, Hyperkinesie des Septums 84 Herzkatheterisierung und Kontrastdarstellung des Shunts oder Therapie Ligierung des Ductus Botalli, mit geschlossenem Narkosesystem alternativ Coilembolisation des Ductus über Herzkatheter Prognose abhängig vom Alter des Tieres, den bereits vorliegenden Herzveränderungen, der Länge des Ductus ungünstig bei starker Herzvergrößerung, Stauungserscheinungen, weitem aorto-pulmonalem Fenster bei Verschluss des PDA 90-95% Überlebenschance 4. Ventrikelseptumdefekte ( VSD ) teilweises oder vollständiges Bestehen der fetalen Kommunikation der beiden Herzkammern Defekte meist dicht unter dem septalen Zipfel der Trikuspidalis vom linken Ventrikel wird arterialisiertes Blut in die rechte Klammer gepumpt bei großen Defekten Vermischung von arteriellem und venösem Blut zwischen beiden Kammern Symptome: unspezifisch Herzinsuffizienzerscheinungen fehlen bei kleinen Defekten selten: Rechts-Links-Shunt mit Zyanose infolge obstruktiver Lungenstrombahnveränderungen Diagnosesicherung: Auskultation starkes systolisches Geräusch größter Intensität auf der rechten Thoraxseite oberhalb des Sternums im 3.-4. IKR oft verbunden mit deutlichem präkordialem Schwirren Herzkatheterisierung, Farbdopplerechokardiographie Darstellung des VSD im Übergang von Septum zu Aortenwand als Farbkeil, der durch das Septum zieht meist roter Keil, da das Blut von links nach rechts, also auf den Doppler zu shuntet als Sekundärveränderungen Volumenbelastung im rechten Herz Rechtsherzvergrößerung Therapie: operative Beseitigung nur mit Herz-Lungen-Maschine möglich Prognose: Lebenserwartung abhängig von Größe des Defektes Tiere mit großem Septumdefekt versterben bereits im Welpenalter auch Symptomfreiheit möglich 5. Foramen ovale persistens ( Vorhofseptumdefekte ) Bestehenbleiben fetaler Verbindungen zwischen den Vorhöfen beim Hund relativ selten wird klinisch kaum diagnostiziert Diagnose Auskultation nur ausnahmsweise systolisches Geräusch in Fällen einer relativen Pulmonalstenose Überlastung des rechten Herzens durch das zusätzlich angebotene arterielle Blut aus li Vorkammer EKG und Röntgen unspezifische Rechtsherzhypertrophie Echokardiographie im positiven Fall Farbkeil vom linken Atrium ins rechte Atrium Therapie nur mit extrakorporalem Kreislauf 6. Persistierender rechter Aortenbogen ( Ringanomalie / Rechtsaorta ) periösophageale Gefäßringbildung anstelle kardialer Erscheinungen Symptome des Ösophagus Pathogenese fetale Entwicklung 6 paarige Aortenbögen der 4. Linke Bogen bildet normalerweise den späteren Aortenbogen hier entwickelt sich die Aorta aus dem 4. rechten Bogen Aorta kommt auf die rechte statt die linke Seite des Ösophagus zu liegen 85 es bildet sich ein den Ösophagus einschnürender Ring (falls linker normale Ductus arteriosus bleibt) Aorta liegt also rechts vom Ösophagus, die Arteria pulmonalis links davon beide sind durch das Ligamentum arteriosum ( obliterierter Ductus Botalli ) verbunden nach ventral wird der Ösophagus durch die Herzbasis eingeengt die Ringanomalie kann in Kombination mit einem Ductus Botalli persistens auftreten seltenere Ringbildungen Aortenbogenverdoppelung Kombinationen von Dextroaorta und linker Arteria subclavia Kombinationen von Linksaorta und rechter Arteria subclavia Symptome einengender Ring um Ösophagus Beschwerden beim Abschlucken des Futters ( Schlundeinschnürung ) Symptome bei 90% der erkrankten Tiere vor dem 6. LM Anschoppen des Futters Dilatation des Ösophagus kranial vom Herzen Regurgitieren des Futters sofort oder kurz nach dem Fressen mit der Zeit Exsikkose und Anorexie, retardierte Entwicklung der Welpen DD angeborener Megaösophagus ( besonders bei DSH! ) hier ist aber der Ösophagus auch caudal vom Herzen dilatiert sonst Ösophagusdivertikel, -striktur, -kompression ( aber selten ) Diagnosesicherung Röntgenleerbild mit Futter oder Luft gefüllte Ausweitung des Ösophagus kranial der Herzbasis Kontrastaufnahme mit Bariumsulfat!! dv-Aufnahme: Ösophagus zieht links statt rechts an der Aorta vorbei Therapie Thorakotomie Durchtrennung der Ringbildung ( zerschneiden Ligamentum arteriosum zw. Aorta + A. pulmon.) Eingang von links im 4.IKR Komplikation : gleichzeitig mit der Ringbildung bestehende persistierende kraniale Vena cava post o.p. : nur breiiges Futter von erhöht aufgestelltem Becken geben Prognose: günstig bei früher Diagnose und OP schlechter bei fortgeschrittener Ösophagusdilatation und Aspirationspneumonie 7. Fallot-Tetralogie wird fast nie diagnostiziert, nicht behandelbar gleichzeitiges Auftreten von Pulmonalstenose rechtsventrikuläre Hypertrophie Kammerseptumdefekt Rechtsaorta die Aorta kann aus dem rechten oder über beiden Ventrikeln reitend entspringen Symptome bereits im Welpenalter : Atemnot, Zyanose, Kümmern, Exitus feline Aortenthrombembolie (FATE) Vorkommen kann bei allen chronischen Herzerkrankungen der Katze als Komplikation auftreten v.a. bei primären Myokardschäden ( über die Hälfte HCM ) Tiere jeden Alters Lokalisation 90% der arteriellen Thromben befinden sich an der Bifurkation der distalen Aorta „Sattelthromben“ andere Stellen sind Vorhand, Niere, Mesenterialarterien 86 Pathogenese Ursprung unklar, möglicherweise eventl. Hyperkoagulabilität bei primären Myokarderkrankungen Abweichungen der Thrombozytenfunktion erhöhte Homocysteinspiegel im lut FATE-Risikofaktoren träge Blutzirkulation lokale Gefäßveränderungen Dilatation des linken Vorhofes Thromben im linken Vorhof oder linken Ventrikel Pathogenese geschädigtes Gefäßendothel und der Thrombus bilden Zytokine und vasoaktive Substanzen begrenzen nicht nur den normalen Blutfluss hemmen auch die Öffnung der normalerweise vorhandenen Kollateralgefäße Kombination von Gefäßverschluss und Vasokonstriktion führt zu der erheblichen Ischämie neuromuskuläre Läsionen neurologische Schädigung wird irreversibel, wenn die ischämische Phase 6-12h überschreitet Symptome : äußerst schmerzhafte, unvollständige oder vollständige Lähmungen der Extremitäten distale Teile der Nachhand sind in der Regel stärker betroffen Nachziehen der Hintergliedmaße, Unfähigkeit die Sprunggelenke zu beugen Körpergewicht kann nicht gestützt werden distalen Gliedmaßenabschnitte sind kalt und schmerzhaft, Flexorreflexe sind erloschen arterielle Puls fehlt, ist bei partiellem Gefäßverschluss aber noch schwach vorhanden Diagnose Kreatinkinase im Serum aufgrund massiver Muskelnekrosen M.gastrocnemius derb und geschwollen, fühlt sich hart an Mitbeteiligung der Nieren-, Mesenterial-, Hirngefäße akute Schmerzen und Dysfunktionen Pathognomonisch: schmerzhafte Lähmung der unteren Motoneuronen fehlender Femoralispuls auskultatorisch erfassbare Galopprhythmen und Herzgeräusche Symptome einer Stauungsinsuffizienz ( Dyspnoe, Teilnahmslosigkeit, Hypothermie ) Farbdoppler-Echokardiographie der distalen Bauchaortazur Lokalisation des Thrombus DD: kommt nur wenig in Frage, eventl. Trauma, plötzliche neurologische Störung Therapie Verringerung von Gewebsnekrosen, Beseitigung neurologischer Schäden, Herzinsuffizienz Reperfusion der betroffenen Gliedmaße bzw. des betroffenen Organs operative Embolektomie indirekte Embolektomie mit Ballonkatheder lokale oder systemische Applikation von Streptokinase oder Plasminogen-Aktivator CAVE: hohe Rezidivrate, massive Blutungen und Reperfusionssyndrome ( v.a. Hyperkaliämie ) Schmerzbekämpfung : Butorphanol Gabe von Heparin oder Aspirin Antikoagulantien sind nicht zu empfehlen Prognose Überlebensdauer von max. 1 Jahr ( 50% der FATE -Fällen müssen euthanasiert werden) Tiere mit Thromben in den Vordergliedmaßen ohne Herzinsuffizienz sehr gute Prognosenfast 100% 87 Atmungstrakt Dyspnoe Definition und Einteilung Atemnot, Lufthungergefühl meist subjektiv empfundene Mehrarbeit der Atmung entweder durch erhöhten Atemantrieb (Hypoxie, Hyperkapnie, Azidose, emotionell) oder durch erhöhte Strömungs- oder Gewebswiderstände im Atmungsapparat Wichtigste Einteilung in inspiratorische, expiratorische und gemischte Dyspnoe Ätiologie inspiratorische Dyspnoe (erschwerte Einatmung) Ventilationsstörung Veränderungen außerhalb des Brustkorbes Ödeme oder Entzündungen der oberen Luftwege zu langes Gaumensegel starke Tonsillitis FK Tumore Exsudate in Trachea oder Bronchien Trachealkollaps expiratorische Dyspnoe (erschwerte Ausatmung) Stridor intrathorakale Veränderungen Behinderung durch akute oder chronische Bronchitis mit Brochiektasie oder Lungenemphysem Asthma gemischte Dyspnoe extrathorakale Veränderungen mechanische Verlegungen der oberen Luftwege durch Stenosen, Tumoren, und FK bei Azidosen Erhöhung des Co2/Erniedrigung des 02-Gehaltes im Blut infolge Herz/Kreislaufschwäche Bronchopneumonie Lungenödem Pneumo/Hämothorax Zwerchfellriss weitere Dyspnoe-Formen: abdominale infolge erschwerter Zwerchfellatmung bei Bauch/Brusthöhlenerkrankungen azidotische toxische Reizung des Atemzentrums kardiale LH-Insuffizienz mit Lungenödem laryngeale bei Kehlkopferkrankungen allergische Insektenstich, anaphylaktischer Schock neoplastische Kehlkopfkarzinom bei der Katze paroxysmale nächtliche Nachts anfallsartiges Lungenödem bei LHI zerebrale Störung des Atemzentrums zirkulatorische Kreislaufbedingt, übers Atemzentrum ausgelöst (Schock, Anämie, Herzfehler) ferner als Effekt der Pressorenreizung bei Hypo/Hypertonie traumatisch bedingte Dsypnoe tritt oft erst nach Verlust von 70-75% der Atemkapazität auf Thoraxtraumata offene/geschlossene Brustwandverletzung Pneumo/Hämothorax, Zwerchfellrisse Rupturen von Trachea und Bronchien Lungenatelektase Lungenparenchymkontusionen/Blutungen kardiovaskuläre Traumata Spätfolgen/Komplikationen posttraumatische respiratorische Insuffizienz, Infektionen, Arrythmien 88 Symptome traumatische Form gestreckter Kopf, Zurückziehen der Mundwinkel, Nasenweitung Brust/Abdomenbewegung verstärkt seltener Atemnot oder Zyanose meist leicht beschleunigte, angestrengte oder geräuschvolle Atmung, veränderter Atemtyp Zentralbedingte Biot-Atmung plötzliche Atempausen Cheyne-Stoke-Atmung An und Abschwellende Atemfrequenz und Amplitude mit Atempausen Azidotische bei ausgeprägter metabolischer A Kußmaulatmung (regelmäßig, vertieft), ohne Atemgeräusche Allgemein angestrengtes erschwertes Atmen (Backenblasen, Abduzieren und Auswärtsdrehen der Ellenbogen) Bauchpresseneinsatz bei Expiration Atemgeräusche wie Rasseln, Schnarchen, Pfeifen etc Husten, Zyanose, veränderte Lungengrenzen und Schallqualitäten Kriterien zur Lokalisation Inspiratorisch geräuschvolle Atmung Obstruktion im oberen Tracheabereich Oberflächliche, rasche, abdominale Atmung Thoraxtrauma, Zwerchfellhernien Angestrengte, schnelle, eher oberflächliche Atmung Pneumo/Hämothorax, Lungenkontusion Überlauter Perkussionsschall Pneumothorax, Pneumomediastinum Vergrößertes Perkussionsfeld Emphysem, Pneumothorax Gedämpfter ventraler Perkussionsschall Lungenödem, Hämo/Hydrothorax Subkutanes Knistern im Halsbereich perforierende Trachea/Ösi-Verletzung Knistern im Thoraxbereich perforierende Brustwandverletzung Diagnose Klinik (Palpation, Auskultation, Perkussion) Blut Gase: erhöhter pCo2 mmHg, erniedrigter p02 mmHg Entzündungsparameter, SB-Index Sekrete: Tracheobronchiale Lavage BU mit Resistenttest, VU, MU, PU, Histologie Punktat: Thorakozentese spezielle Kanüle und aufgesetzte Spritze Kot-PU: Larva migrans Biopsie Röntgen Zwei Ebenen: laterolateral und dorsoventral, linksanliegend Durchleuchten nur bei Indikation: Trachealkollaps "Bienenwabenstruktur" bei Lungenemphysem Verwaschenes Bild (alveolär-interstitielle Verschattungen) bei Lungenödem, Bronchitis "Krückstock-Trachea": Bogen an Herzbasis nach ventral, nicht parallel zur WS geschwärztes Lungengewebe bei Hyperverntilation massive Aufhellung unterm Herz, Herz vom Sternum abgehoben bei Pneumothorax Laryngo-Tracheo-Bronchoskopie Brust oder Rückenlage, Sicht bis Bronchien 2. Ordnung Therapie Bei hochgradiger Atemnot: Tracheotomie (innere Tubuseinsätze alle 2-3h reinigen) Sauerstofftherapie (35-50%) Freilegung der Atemwege Beruhigung mit Diazepam (Valium) 2-5mg/kg oder Acepromazin 0,1mg/kg Bronchodilatation mit Theophyllin 6-11mg/kg i.v., p.o. alle 6-8h oder Clenbuterol 0,8µg/kg 2/d p.o. bei asthmatischer/allergischer Ursache Glukocortikoide (Prednisolon 0,5-5mg/kg) bei Lungenödem Furosemid (Lasix®, Dimazon® 24 mg/kg i.v. alle 4-12h) Sekretolytika: Bromhexinhyrochlorid (Bisolvon® 0,1-0,2mg/kg) bei primärer/sekundärer bakterieller Beteiligung: Antibiotika (Trachealsekretprobe) 89 evtl. Antitussiva: Codeinpräparate (Hydrocodon, Dicodid 0,25-0,5mg/kg 2-3x/d p.o.) bei Exsikose: Infusion mit 0,45%iger NaCl mit 2,5% Glucose oder Ringer Brachycephalensyndrom Definition Atembehinderung bei brachycephalen Rassen und Hunden mit Tendenz zur Rachenschleimhauthyperplasie Atemstörungen treten meist allmählich auf und verschlimmern sich im Alter Betroffen sind v.a. kurzköpfige Hunderassen, Bernadiner Hunde mit Neigung zur Gewebserschlaffung, Faltenbildung und Rachenschleimhautverdickung Ätiologie Voraussetzung relativ oder absolut zu langes/schlaffes Gaumensegel (legt sich bei Inspiration über Larynxöffnung) verdicktes, fleischiges Gaumensegel (verengt Pharynx) verkürzter Rachenraum hyperplastische, verschiebliche SH-Falten (engen Stimmritze ein) enge Nasenlöcher und Nasengänge Auslösende Momente Hyperämie der SH erhöhter Unterdruck im Pharynx durch Entzündungen und forcierte Atmung circulus vitiosus (Teufelskreis) Abhängig von Temperament, Nährzustand, Alter des Tieres, Schlaffheit des Gewebes Symptome abnorme Atemgeräusche evtl. Dyspnoe mit Zyanose Erstickungsanfälle und Kollaps Atemgeräusche: Schnarchen, Schniefen, Pfeifen, Röhren Erschwerte Inspiration: aufgezogenes Abdomen und Anheben des Rippenbogens deutlich erhöhtem Pulsfrequenz und respiratorische Arrythmie evtl. leichte Schluckstörungen, Würgen, Erbrechen, Salivation Diagnose gründliche Inspektion des Pharynx erfordert Sedation oder Narkose oft mit Operation verbunden Palpation verstärkt Geräusche, ist evtl. schmerzhaft Endoskopie Komplikationen Glottisödem Larynxkollaps Einstülpung der Stimmtaschen-SH Trachealkollaps Tonsillitis, Tonsillenvorfall Bronchitis Herzinsuffizienz infolge Hypoxämie DD Fremdkörper Tumoren, Hämatome, Abzesse und Verletzungen des Phayrnx und Zungengrundes Frakturen des Zungenbeins Stauungs- Glottis oder allergisches Ödem Bienenstich und schwere Pharyngitis-Tonsillitis kaudale Ranula (Retentionszyste der Glandula sublingualis = eigentlich nur Zurückhalten von Sekret) Vergrößerung des retropharyngealen Lnn. Röntgen zum Ausschluss von Komplikationen oder der Diffdiagnosen 90 Prognose ohne Komplikationen günstig Therapie konservative oder invasive Sofortmaßnahmen bei lebensbedrohlicher Atemnot: abschwellende Medikamente: Dexamethason 1-3mg/kg i.v. (Glukocortikoid) Sedation (Valium) Sauerstofftherapie, endotracheale Intubation oder Tracheotomie kühle Umgebung Sanierung durch chirurgische Verkürzung des Gaumensegels mit Kauter oder Schere CAVE: Gaumensegel zu kurz Nasopharynx kann beim Abschlucken nicht verschlossen werden vorher ausmessen sonst Gefahr der Aspirationspneumonie und Luftschlucken (Blähungen) Nachbehandlung breiige Nahrung für 4 Tage Glukocortikoide zur Schwellungsverminderung Operierte Hunde 12 Tage überwachen Tonsillitis palatina = Gaumenmandelentzündung Ätiologie Ursache virale Erreger (HCC, Staupe, Zwingerhusten, Katzenschnupfen, Panleukopenie) bakterielle Erreger Fremdkörper Tonsillen sind häufige Eintrittspforte für Erreger erste Abwehrstation bei vielen lokalen und systemischen Infektionskrankheiten Entzündung und Hyperplasie des lymphoretikulären Gewebes der Gaumenmandeln sind Teil des lymphatischen/ Waldeyerschen Rachenringes ferner entsteht ein Krankheitsbild mit Erbrechen, Husten oder Rhinitis Häufig Tiere unter 2 Jahren betroffen oder brachycephale Rassen durch chronisch gereizte Tonsillen Pathogenese Oral oder nasal aufgenommene Erreger treffen auf Waldeyerschen Rachenring hier entweder Elimination ohne Symptome oder einsetzen einer akuten Entzündung (Tonsillitis acuta) auch Generalisierung Vorgang Phagozytose der MO Verarbeitung Präsentation an T-/B-Zellen Ingangsetzung der humoralen un zellulären Abwehr Symptome akuter oder chronischer Verlauf AB, mit/ohne Fieber, FA (Schmerzhaftigkeit) Hypersalivation, Schaben am Kopf, Kopfschütteln evtl. Erbrechen, Regurgitation, Würgen geräuschvolle Atmung Palpation des Pharynx schmerzhaft Hund Mandeln treten mandarinenscheibenförmig aus den Taschen hervor sind gerötet evtl. Beläge bei chronischen Fällen gelegentlich Eiterstippchen oder geschwüriger Zerfall der Oberfläche Tonsillennekrose mit hochgradig gestörtem Allgemeinbefinden (Sepsis) 91 Katze Mandeln oft verborgen durch digitale Massage freilegen oft umliegendes Gewebe gerötet Stomatitis, Pharyngitis im Rachen: klarer bis schaumiger (Tonsillitis catarrhalis) oder eitriger (Tonsillitis purulenta) Schleim Diagnose Klinik Erregernachweis Blutbild: Lymphopenie oder Leukopenie, terminal Leukozytose DD HCC, Staupe, Zwingerhusten, Katzenschnupfen, Panleukopenie Parvovirusenteritis Tonsillentumoren Fremdkörper Prognose abhängig von der Grundkrankheit akute Tonsillitis eher günstig chronische zweifelhaft akute Nekrose ungünstig Therapie in leichten Fällen Behandlung der Grundkrankheit Diät: suppige/weiche Nahrung Wärme (Wolltuch), Ruhe Pinseln mit Jod-Glycerin 10% in schwereren Fällen Breitspektrumantibiotika (vorher BU, aber sofort beginnen, ggf. AB später wechseln) Analgetika parenteral oder als Suppositorien Glukokortikoide nur bei Schocksymptomen, dann in hoher Dosis: kurzfristige Pednisolon 15-30mg/kg chirurgisch (bei eitrigern oder chronisch rezidivierenden Entzündungen) Tonsillektomie Neuroleptanalgesie in Kombi mit Lokalanästhesie mit Sperrkörper mit Spezialspatel oder Thermokauter herausschälen oder mit Spezialzange abschneiden stark blutende Gefäße nicht mit resorbierbarem Material unterbinden Patient unmittelbar p.op. mit Naloxon aufwecken Blut und Speichel können abgeschluckt werden (Aspirationsgefahr) Trachelkollaps Definition dorsoventrale Abflachung der Trachea im Hals- und/oder Brustteil z.T bis in die Stammbronchien durch Erweichung (Malazie) und dorsales Auseinanderklaffen der Knorpelringe (Erschlaffung M.trachealis) Ätiologie chronische, oft progrediente Erkrankung Prädisposition meist Hunde kleiner Rassen: Yorkshire, Zwergspitz, Pudel, Pekinese selten Katzen und größere Hunde adipöse Tiere vermutlich wg allg. Gewebsschwäche durch Fetteinlagerung und chron. Knorpeldegen. chronische Entzündungen der Luftwege (Tracheobronchitis) erhöhter Atemwiderstand Mitralinsuffizienz Innervationsstörungen 92 Auftreten vermehrtes Aufteten ab 7 Jahren (spricht gegen rien hereditäre Komplnente) kongenitale Form bereits bei jungen Hunden Abflachung kann jahrelang symptomlos bestehen, oft zufällig bei Röntgen oder Sektion entdeckt Pathogenese Erschlaffung der paries membranaceus der Trachealringe Einsinken/Kollaps des Luftröhrendaches Anomalie nur im Halsteil trachealer Unterdruck Kollaps in der Inspirationsphase (seltener) Anomalie im Brustteil Erhöhung des intrathorakalen Druckes Kollaps in der Expirationsphase sekundär häufig Entzündung mit Hyperämie durch Sog/Druckwirkung führt bei längerem Bestehen zu Rechtsherzinsuffizienz Symptome anfallsartiger, trockener, lauter Reizhusten Dyspnoe bei Belastung Auslösend sind Aufregung, Bellen Ziehen an der Leine manuelle Palpation der Tachea (Druck auf erste Trachealspange) Wiedersehensfreude, Futter/Wasseraufnahme schwere Fälle Stridor oder Stridulus (Pfeifen) zwischen den Hustenstößen mit Atemnot, Zyanose evtl. Erstickungsanfälle und Kollaps manchmal Palpation von auseinanderklaffenden Trachealringen am Thoraxeingang möglich Diagnose Klinik Verstärkung des Stridors bei Druck auf Trachea Röntgen (ll) für zervikalen Trachealkollaps: inspiratorsche Aufnahme für intrathorakalen Trachealkollaps: expiratorische Aufnahme Endoskopie (dabei gleich Probe für BU) DD chronische Larynxleiden chronische Tracheobronchitis und Bronchitis chronische Mitralinsuffizienz extra/intraluminale Tumoren Glottisödem, FK hypoplastische Trachea häufig gleichzeitig mit TK auch Hepatomegalie (nicht ursächlich, Leberverfettung bei Adipositas?) Prognose ungewiß in schweren, gut in leichten Fällen Therapie Antitussiva bei unproduktivem Husten: Codein 0,1-0,3 mg/kg, 3-4x/d Bronchodilatatoren: Theophyllin 5mg/kg 2-3x/d p.o. Breitspektrumantibiotika bei Verdacht auf Tracheobronchitis Korktikosteroide gegen entzündliches Ödem: Prednisolon 0,5-1 mg/kg 2x/d p.o. Regulierung des Körpergewichts bei Adipositas Brustgeschirr statt Halsband Verminderung der körperlichen Aktivität bis zur Besserung Behandlung der Herzinsuffizienz in schweren Fällen => Operation => Gießen Ballonkatheter und Einsetzen eines intraluminalen Stents (am besten Wallstent®) bis zum Einwachsen des Stents durch Granulation der SH Codein 93 Pneumonie Definition = akute oder chronische Entzündungen des Lungenparenchyms, Ursachen meist infektiös( bakteriell, viral, parasitär, mykoplasmal, fungal) seltener allergisch durch Aspiration von Futter, Sekreten, oral verabreichten Substanzen oder Flüssigkeiten durch Inhalation von Stäuben Pathogenese Schwächung der lokalen und allgemeinen Abwehr durch virale Infektionen ( Staupe ) immunsuppressive Medikamente ( Glukokortikoide ) Beeinträchtiguung der Lungenfunktion (HI, Narkose, Inhalation reizender Stoffe, Apiration von Futter) Symptome Allgemeinstörungen erhöhte Atemfrequenz mit Dyspnoe feuchter, kraftloser Husten Nasenausfluss Bronchialatmen, verstärktes Vesikuläratmen und /oder Rasselgeräusche meist Fieber, Leukozytose mit Linksverschiebung ( DD: nichtentzündliche Veränderungen, z.B. Lungenödem) Bronchopneumonie ( BP ) = Entzündung des Lungenparenchyms Ätiologie häufig bei Junghunden im Verlauf von Bronchitiden entstehend (Faktorenerkrankung) Stress oder Allgemeinerkrankungen bewirken systemische und/oder lokale Resitenzminderung Schädigung der Zilientätigkeit, des Surfactants, der Phagozytosekpazität meist bakterielle Sekundärinfektionen Symptome Bronchialatmen, Rasselgeräusche, vermindertes Vesikuläratmen Fieber bis 41°C, Abgeschlagenheit Leukozytose mit Linksverschiebung Husten, Nasenausfluss Dehydratation DD Aspirationspneumonie parasitäre Bronchopneumonie Lungenatelektase Lungenödem thromboembolische Pneumonie bei alten TierenLungentumoren Diagnose Rö Fleckige Verschattungen röntgendichte Partien mit Luftbronchogrammen in den kranioventralen Lungenpartien verstärkte Bronchienwandzeichung Trachealaspirat-US selten Biopsie 94 Therapie: Antitussiva Kodein, Hydrocodon, Butanorphol, Dextromethorphan Bronchodilatatoren Theophyllin, Terbutalin Sedation Azepromazin, Phenobarbital Luftbefeuchtung/Inhalation von Aerosolen Kamillosan Sekretolytika Bromhexin-HCL = Bisolvon AB mit Breitspektrum-AB Ampicillin, Gentamicin, Spiramycin Flüssigkeitsersatz, Immunglobuline physikalische Therapie (Umlagerung zur Sekretmobilisierung) therapierefraktäre BP oder solche mit schweren Komplikationen ( Atelektase, Abszessbildung, Fibrose ) Lobektomie Prognose abhängig von der Behandelbarkeit der Grunderkrankung und der Komplikationen unkomplizierte BP haben eine günstige Prognose Aspirationspneumonie ( AP ) Definition Bronchopneumonie ausgelöst durch Eindringen von Flüssigkeiten, Partikeln oder infizierten Sekreten in die Atemwege Hauptursachen fehlende Schutzreflexe beim Abschlucken Bewusstlosigkeit ( Narkose ) zwangsweises Verabreichen von Flüssigkeiten oder Medikamenten Zahnsteinentfernung! mögliche Wirkungen des aspirierten Materials : osmotische Schädigung: durch aspirierten Mageninhalt mit pH2,5-3 Reflex-Bronchospasmusinduktion durch inerte Materialien mechanische Bronchienobstruktion und -irritation durch feste Partikel Infektion durch bakterienhaltiges Material Symptome : abhängig von Material und Menge milde chronische Bronchitis bei kleinen Mengen Tachypnoe, Husten einmalige Aspiration einer großen Futtermenge Atemnot durch Bronchospasmus und –obstruktion Atelektase Shunting eventl. Schock mit Blutung und Lungenödem Infektion bei infiziertem Material DD: siehe BP, Ösophaguserkrankungen Diagnosesicherung Anamnese, Thoraxaufnahme, Ösophagographie Röntgen in rechter und linker Seitenlage ventrale Lokalisation der Veränderungen Luftbronchogramme weichteildichte Verschattungen Verlust der Gefäßzeichnungen in verschatteten Partien Therapie: Absaugen des Aspirates, Broncholavage mit NaCl Bronchodilatatoren bei Atemnot befeuchtete O2-Atmospäre bei Schock Glukokortikoide 95 AB bei infiziertem Material Prognose ungewiss wegen Spätkomplikationen ( Granulome, Abszessen, Nekrosen ) ungünstig bei vorgeschädigter Lunge Septische/thromboembolische Pneumonie selten, bei angeborener oder erworbener Immunschwäche Parvovirose, Staupe, Glukokortikoid-, Zytotstatikatherapie Bakteriämie und Sepsis von Herdinfektionen ausgehend Abszesse, Hautinfektionen, Endokarditis usw. Symptome: Sepsis mit Allgemeinstörungen und Fieber, Tachypnoe, aber keine Dyspnoe, kein Husten Komplikationen: Herzarrhythmien (Myokarditis), Endokarditis, Abszesse in anderen Organen DD: Septikämien ohne Lungenbeteiligung, andere Pneumonien Diagnosesicherung: Symptome, Rö, Blutkultur Therapie: hochdosiert bakterizide AB ( Gentamycin-Cephalosporin-Kombi, Amoxicillin, Enrofloxazin ) Prognose: meist ungünstig Allergische Pneumonien, eosinophile Pneumonie Formen 1. allergische Bronchitis 2. eosinophile Pneumonie ( EP ) 3. eosinophile granulomatöse Pneumonie ( EGP ) eosinophile Pneumonie interstitielle Entzündung mit alveolärer Infiltration ( Alveolitis ) mit Beteiligung von Eosinophilen, Lymphozyten, Makrophagen ( Ursache unbekannt ) eosinophile granulomatöse Pneumonie =lymphomatoide Granumolatose diffuse interstitielle Reaktion, garnulomatöse Knoten, lobäre Verschattungen Infiltrate lymphoretikulär plasmazytoid ( maligne entartet?? ) Plasmazellen, Eosinophile, Lymphozyten Symptome Husten, Dyspnoe, Atemnot Apathie, niedriges Fieber Anorexie bei der EGP Lymphadenopathie, Leukozyose DD EP infektiöse und parasitäre Pneumonien, Herzwurm-Bronchopneumonie, systemische Vaskulitiden EGP primäre oder metastatische Lungenneoplasie, Lymphom, malignes Histiozytom Diagnosesicherung bronchoalveoläres Aspirat Kotproben Herzwurm-Antigentest Exzisionsbiopsie Röntgen verstärktes interstitielles, auch bronchiales Muster fleckige alveoläre Verschattungen EGP knotige bis fleckige Herde ( DD: Tumormetastasen ), leichter Pleuraerguss möglich Therapie Prednisolon 1-2mg/kg 2mal/d für 14d,bei Dyspnoe β-Agonisten Prognose: gut für EP bei EGP ist die Langzeitchemotherapie zu 60% erfolgreich, aus EGP kann sich ein Lymphom entwickeln 96 Pneumothorax =Ansammlung von Luft im Brustraum (Pleuralspalte); eingedrungene Luft behindert die Lungenentfaltung Ätiologie: äußerer/nach außen offener traumatischer Pneumothorax durch perforierendes Thoraxwandtrauma innerer/geschlossener traumatischer Pneumothorax durch Risse in Pleura visceralis, Oesophagusrupturen o. Platzen eines lufgefüllten, prallen Mediastinums Spontanpneumothorax v.a. durch Lungenerkrankungen Spannungspneumothorax Komplikation bei vielen PT hervorgerufen durch Einwegventilmechanismus Bei Inspiration entweicht Luft in Pleuralspalt, kann bei Expiration nicht zurück Unterdruck im Pleuralraum geht verloren Lunge kollabiert es kann zu Schock oder Erstickungstod kommen Nadelpunktion hilft Symptome meist beidseitig, da Pleuralhöhlen miteinander kommunizieren Tachypnoe, Dsypnoe, Ersticken Lungenperkussionsfeld vergrößert bei Spannungspneumothorax Diagnose Klinik Röntgen überexpandierter Thorax flaches kaudal gedrängtes Zwerchfell vermehrte Thoraxschwärzung Lungenlappen klein, komprimiert und verdichtet Herz vom Sternum abgehoben DD Pneumomediastinum Lungenüberblähung Lungenemphysem Hautfalten (können Separierung der Lunge von der Thoraxwand vortäuschen) Prognose Außer beim Spannungspneumothorax günstig, v.a. nach kritischen ersten 12h Spontanresorption der Luft nach Verklebung der Rupturstelle (24-28h) Therapie kleiner innerer PT Ruhigstellung perforierende Wunde chirurgisch versorgen schwere Fälle Luft mit Spritze/Pumpe im 7./8. Intercostalraum aus dorsalem Pleuralraum absaugen Sauerstoffverabreichung Kollabiert die Lunge nach wiederholtem absaugen in den nächsten 72h immer wieder Thorakotomie mit Verschluß des Pleuralrisses oder Lobektomie 97 Hernia diaphragmatica meist erworben, nur selten angeboren Folgen durch thorakalen Unterdruck in der Inspiration werden abdominale Viscera in den Thorax verlagert bei kleinen Defekten kann es zur Inkarzeration kommen Symptomatik v.a. durch bedingte Gefäßstauung Formen pleuroperitoneale oder falsche Hernie bei frei in die Pleurahöhle vorgefallenen Viscera auch als traumatische Zwerchfellruptur bezeichnet pleuroperikardiale oder echte Hernie Viscera liegen innerhalb des Perikards oder eines Herniensackes fast ausschließlich bei angeborenen Hernien traumatische Zwerchfellruptur Ursache Autounfall einreißen des Zwerchfelles durch plötzlichen Druckanstieg im Abdomen direkt einwirkende Scherkräfte entlang des Zwerchfellansatzes Riss entsteht meist zirkulär entlang des Rippenbogens Symptome leichte Dyspnoe bis hgr Atemnot mit Erstickungsanfällen durch behinderte Lungenexpansion, Flüssigkeitsansammlungen im Thorax oder durch Begleitverletzungen wie Lungenkontusionen,-atelektase, Pneumothorax, Rippenfrakturen paradoxe Atembewegung, schockartige Kreislaufsymptome manchmal treten Symptome jedoch erst nach Wo, Mo oder sogar Jahren auf infolge Verkleinerung der Bruchpforte durch Organisation Kontraktion der Wundränder mit Inkarzeration der vorgefallenen Organe unspez. Spätfolgen sind Erbrechen, wechselnder Appetit, Abmagerung, therapieresistente Pleuraergüsse bei Vorfall des Magens Magendilatation mit rasch einsetzender Atemnot DD kongenitale Zwerchfellhernie, Hiatushernie Ösophagus-, Magendarmerkrankungen Perikardtamponade, entzündl. Perikard- oder Pleuraergüsse Atembeschwerden infolge raumfordernder thorakaler Massen Diagnose Röntgenbefund von Thorax und Abdomen ( Ultrasonographie ) Zwerchfellkontur nicht oder nur teilweise sichtbar Lungenlappen verdeckt, verdrängt oder komprimiert Herz verdeckt oder verlagert gasgefüllte Darmschlingen und kalkdichte Fäkalienschatten im Thorax kraniale Verlagerung von Magen, Duodenum und Milz im Abdomen Fehlen von Organschatten im Abdomen evtl. Bariumsulfat p.o. oder Injektion von 1-2ml/kg eines jodhaltigen intravenösen Kontrastmittels Therapie konservativ Stabilisation Atemnot Bei Nichtgelingen Notoperation, aber hierbei erhöhte Mortalität! chirurgisch (immer nach Stabilisation) Vorbereitung durch Inhalationsnarkose mit Intubation und künstl. Beatmung Ausgehend von der Linea alba Reposition der Bauchorgane durch vorsichtigen Zug eventl. Erweitern einer sehr engen Bruchpforte durch gezielte Inzision Naht des Zwerchfells 98 einschichtig Einzelknopfnähte oder fortlaufend monofiler, nicht- oder langsam resorbierbarer Faden ( 2.0 oder 1.0 ) nach Verschluss des Zwerchfells absaugen der im Thorax verbleibenden Luft Thoraxverweilkatheder einlegen, da Risiko für Pneumothorax durch Lungenriss besteht postoperative Rö-Kontrolle Indikationen für eine OP innerhalb der ersten 24h nach dem Unfall: massiver Organvorfall mit starker Lungenkompression Inkarzeration von Organen mit Organnekrosen Magenvorfall in den Thorax und sekundäre Blähung Ruptur von Organen Prognose sehr gut, wenn die Patienten vorerst stabilisiert und die OP 24-48h nach dem Unfall erfolgen kann zweifelhaft bei Notfall-Ops vorsichtig bei chronischen Fällen Kongenitale Zwerchfellhernien, peritoneo-perikadiale Hernie ( PPH ) Def. embryonal entstehender mangelhafter Verschluss von Zwerchfell und Perikard führt zur Bildung einer permanenten Verbindung zwischen Bauchhöhle und Perikard durch diese Verbindung können sich Darm, Milz, Leber und/oder Netz in den Herzbeutel verlagern = Hernia diaphragmatica pericardialis Symptome treten erst bei einer Vergrößerung oder Inkarzeration der verlagerten Organe auf meist Zufallsbefund, jahrelange Symptomfreiheit selten zirkulatorische Störungen, Leistungsabfall RechtsherzinsuffizienzanzeichenAszites Leberstauung Tachykardie leichte GI-Störungen DD: perikardiale Ergüsse, Kardiomyopathie, chronische GI-Erkrankungen Diagnosesicherung: Rö Therapie: Chirurgische Reposition, Verschluss des Zwerchfelldefektes Prognose gut Ösophagus-Hiatushernie, Hernie in den Mediastinalspalt Ursache mangelnder embryonaler Verschluss des Zwerchfells im Bereich des Ösophagushiatus oder Schwäche der am Verschluss beteiligten Strukturen ( Locus minoris resistentiae ) dieser begünstigt die Entstehung erworbener Hernien Traumata, Zwerchfelloperationen, neuromuskuläre Erkrankungen Pathogenese Magen, Netz und intraabdominaler Abschnitt des Ösophagus können in den Thorax verlagert werden mit Bruchsack = Hiatushernie Verlagerung aber auch in den Mediastinalspalt ( Sussdorfscher Raum ) möglich Symptome fehlen oft teilweise mit respiratorischen Problemen Speicheln, Anzeichen von Nausea und/oder Dysphagie Erbrechen ( gastroösophagealer Reflux ) DD traumatische Zwechfellruptur, gastrointestinale Erkrankungen Diagnose Rö, Hiatushernien reponieren sich oft spontan, also nur zeitweise auf Röntgenbildern nachweisbar Therapie chirurg. Verschluss des Zwerchfelldefektes ( Cave : hohe Komplikationsrate ) Prognose gut bei erfolgreichem chirurgischem Eingriff 99 MDT Regurgitieren Def.: passives Zurückströmen von Abgeschlucktem aus dem Ösophagus in die Mundhöhle oder Nase ohne Beteilgung der Bauchpresse und des Zwerchfells ≠ Erbrechen Symptome direkt nach der Futteraufnahme oder bis 3 Stunden danach kurzes Würgen nach dem Rachenreflex, Senken des Kopfes und fast anstrengungsloses Hinausbefördern Aussehen Material ist meist in Bissen geformt, eingespeichelt und enthält keine Magensäure oder Galle nach längerem Liegen des Futters im Ösi zersetzt es sich und bekommt einen üblen Geruch Blutbeimengungen sind möglich spezifisches Zeichen für Ösophagusprobleme, die mit Dsyphagien einhergehen Gefahr der Aspirationspneumonie bei Verschlucken Regurgitiertes Futter wird später oder sofort wieder aufgenommen Usachen/Ätiologie 1. Magen-Darm-Trakt FK, Tonsillitis, Pharyngitis Verletzung, Ruptur Ösophagusstriktur (Stenose, Strikturen) Ösophagusdivertikel, Ösophagusdilatation (Megaösophagus) mangelnde Koordination der Pharynxmuskulatur>Schlucken nicht möglich Granulom durch Spirocerca lupi Dysphagie infolge Ösophaguseinschnürung, periösophagealer Gerfäßringbildung Ösophagitis, Refluxösophagitis Invagination des Magens in den Ösi (Hiatushernie) Störung des ösophagealen Sphinkterkontinenz durch Hiatushernie Tumoren intraluminal, intramural, extraluminal Systemmykosen (Histoplasmose, Blastomykose) 2.Herz-Kreislauf Kardiomegalie Gefäßanomalie (Rechtsaorta) =periösophageale Gerfäßringbildung 3. ZNS Neuromuskuläre Ösophaguserkrankung: Parese, Paralyse, Megaösophagus Myasthenia gravis Achalasie Staupe Aujeszky 4.Stoffwechsel Hypokaliämie => Lähmung der quergestreiften Muskulatur (Eigentlich Dsyphagie ≠ Regurgitation, da es sich um eine Schluckstörung handelt, d.h. das Futter gelangt meist gar nicht erst in den Ösophagus.) 100 Megaösophagus (Dysphagie) Definition =Erweiterung des Ösophagus infolge Parese oder Paralyse die häufigste, durch unterschiedliche Ursachen hervorgerufene Ösophaguserkrankung Dilatation Folge einer Schwächung oder des Ausfalls der primären und sekundären Ösophagusperistaltik unterer Ösophagussphinter bleibt geschlossen (Öffnungsreflex fehlt, normaler Tonus erhalten) oder steht offen ( Tonus verloren ) Unterteilung generalisiert oder segmental primär 1. kongenital Welpen und Junghunde,15-20% kann ganze Würfe betreffen Rassedispositionen: Drahthaar-Foxterrier, Zwergschnauzer, DSH, Irish Setter Erbdefekt mit verzögerter Maturation der Ösophagusinnervation 2. idiopathisch sekundär (erworben ) Adulte, besonders bei großrassigen alten Hunden Ursachen eines sekundären Megaösophagus: 1. neurologische/neuromuskuläre Störungen selektive Myasthena gravis Hirnstammläsionen Polymyositis, Polymyopathie Polyneuritis, axonale Neuropathien Tetanus Staupefolgen Polyradikuloneuritis Vergiftungen ( Blei, Thallium ) Hypothyreose, Hyperadrenokortizismus 2. Autoimmunerkrankungen 3. Ösophagitis, Mediastinitis, Addison, schwere Kachexie 4. intraluminale Ösophagusobstruktion : Fremdkörper, Parasiten, Ösophagusdivertikel Symptome Dysphagie mit Regurgitieren ( sofort oder mehrere Stunden nach Futteraufnahme ) eventl. Heißhunger, Abmagerung Husten, eitriger Nasenausfluss Allgemeinstörungen infolge Aspirationspneumonie nach anhaltendem Regurgitieren eventl. Plätschergeräusche ( flüssigkeitsgefüllter Ösophagus ) verstärktes Bronchovesikuläratmen, Bronchialatmen Schweregrad abhängig, ob Parese oder Paralyse Symptome oft als respiratorisches Problem fehlgedeutet!! Komplikationen Ösophagitis Aspirationsbronchopneumonie Pharyngitis, Pharynxparese, -paralyse DD ösophageale Fremdkörper Gefäßringanomalie ( persistierender rechter Aortenbogen ) oropharyngeale Schluckbeschweden, Strikturen mit chronischem Erbrechen assoziierte Erkrankungen 101 Diagnosesicherung: Rö von Thorax luminales Gas im Ösophagus Anzeichen fehlender Peristaltik Ventralverlagerung der Trachea und Erkennen der inneren und äußeren Kontur der Trachealwand Anzeichen für luftdilatierten, paralytischen Ösophagus bei Futterretention Ösophagus undeutlich abgegrenzt und raumfordernd, Trachea und Herz nach ventral verdrängend Acetylcholinrezeptor-Serumantikörpernachweis bei Verdacht auf Myasthena gravis Therapie: transkutane Gastrotomie-Fütterungssonde Heller-Myotomie Myotomie des unteren Ösophagus-Sphinkters bei Junghunden kontraindiziert kann schwere Refluxösophagitis oder Invagination des Magens in den Ösophagus begünstigen bei idiopathischem Megaösophagus Füttern in aufrechter Stellung ( Futternapf erhöht aufstellen ) parenterale Antibiotikagabezur Bekämpfung der Aspirationspneumonie bei Verdacht auf Polymyositis oder Autoimmunerkrankung: versuchsweise Prednisolon ( 2mg/kg/d ) bei Myasthena gravis: Therapieversuch mit Neostigmin ( 0,5mg/kk parenteral ) Prognose bei angeborenem Megaösophagus oder behandelbarer Grunderkrankung Heilungsrate 50% bei idiopathischem M. unsicher bis schlecht Myasthena gravis Definition = Störung der neuromuskulären Übertragung am Acetylcholinrezeptor angeboren: Ach-Rezeptor defekt, fehlend oder falsch ausgebildet Hier hilft auch kein Ach-esterasehemmer ) erworben: Antikörper blockieren den Ach-Rezeptor, Ach-Konzentration ist erhöht Symptome schnelles Ermüden, Zusammenbrechen nach Ruhepause Erholung dann wieder Zusammenbrechen Megaösophagus mit Dysphagie (CAVE Hund: im unteren Drittel des Ösophagus quergestreifte Muskulatur ) Diagnose Tensilon-Test mit 1-5mg/Tier i.v. ( Ach-esterasehemmer ) schlagartiges Verschwinden der Symptome Herzwirkung des Tensilons wird bei gleichzeitiger Gabe von Atropin gemindert Behandlung: Mestinon 30-60 mg/kg 2-3mal/d p.o. ( bei kongenitaler Form der Welpen : 7-10mg/kg ) Prostigmin 0,5mg/kg 2-3mal/d p.o. Prednisolon 1mg/kg 2mal/d bei erworbender Myasthena gravis ausschleichen eventl. Erhaltungsdosis Megaösphagus bleibt allerdings meist erhalten kleine Portionen aus erhöhtem Napf füttern 102 Akutes Abdomen Definition Plötzlich einsetzendes, zunehmend bedrohliches und baldige Abklärung erforderndes Krankheitsbild Kardinalsymptome: Leibschmerz Erbrechen Meteorismus (Blähsucht, Luft/Gasansammlung in Darm oder Bauchhöhle) erhöhte Bauchdeckenspannung Zeichen akuter Kerislaufstörung evtl. Temperaturanstieg Symptomenkomplex des akuten Abdomens plötzlich Auftretender Abdominalschmerz, Erbrechen Umfangsvermehrung d. Abdomens Durchfall evtl, Schocksymptomatik Vieles wird durch Peritonitis und/oder Toxinresorption hervorgerufen Symptomauftreten nach Bauchtrauma oft verzögert! deshalb Laparatomie als diagnostische und lebensrettende Therapie Ursachen Abdominale Traumata Organschäden: 2/3 der geschädigten Organe sind Leber und ableitende Harnwege dann Niere, Milt, MDT und abdominale Bauchwand (Hernien) Unterscheidung in perforierende und stumpfe Traumata Folgen abdominale Blutungen Reizungen der Bauchfells und Schmerzen bei massiver Blutung Erhöhung des abdominalen Drucks Kompression der hinteren Hohlvene Verstärkter Blutrückfluss zum Herzen Schock Peritonitis infolge Ruptur von Hohlorganen chemische (Harn, Galle, Pankreassekret) und bakterielle Peritonitis Schmerzen und Ileus Hernienbildung reflektorische/hormonelle Beeinflussung der Darmmotilität > Ileus Toxinresorption oder Sepsis Untersuchungsgang immer zuerst Thorax untersuchen Anamnese Kot/Harnabsatz, Unfall... Erste Phase Adspektion, Palpation, Perkussion, Auskultation des Abdomens Zweite Phase Röntgenleeraufnahmen, Kontrastmitteluntersuchungen Bauchhöhlenpunktion, Abdominallavage falls noch nicht erfolgt Laboruntersuchungen (Blut/Harnstatus) Dritte Phase invasiv diagnostische Methoden (Laparotomie/skopie) 103 Adspektion Schürfungen Hautverfärbungen Bauchumfangsvermehrung leer wirkendes Abdomen Atmung und Konturstörung der Bauchwand: Gebetsstellung, aufgekrümmter Rücken, thorakale Atmung! Palpation Verspannung lokaler/diffuser Schmerz (Verletzung des parietalen Peritoneums, Dehnung von Hohlorganen oder Organkapseln. Parenchymverletzungen sind nicht schmerzhaft) Organabgrenzung Flüssigkeit im Bauchraum (Blase und knöchernes Becken: rektal) Darmfüllungsgrad Perkussion gasige Auftreibung (Ergänzung zum Palpationsbefund) Aukultation oft zu Unrecht unterlassen Rektale Untersuchung Kotbeschaffenheit- und Farbe, Beckeninhalt Röntgen-Untersuchung Leer- und Kontrastmittelaufnahme perforierendes Trauma zur Kennzeichnung der Ein/Austrittspforte durch röntgendichten Gegenstand Vorhandensein von Organen Parameter: Größe, Dichte, Kontraständerung, Konturen, Verwischung, Gasansammlung! Weiterführende Untersuchungen/Diagnostische Maßnahmen Bauchhöhlenpunktion- Parazentese Erkennung lokaler oder diffuser Bauchhöhlenblutungen und sekundärer Peritonitis Durchführung Große Blase zuvor entleeren (keine manuelle Druckentleerung frischen Unfalltieren!) in linker Seitenlage oder stehend 2cm caudal d. Nabels kleine Fläche scheren und desinfizieren Verwendung von Kanülen oder Katheter ( je nach Größe der Pat) evtl. mit LA (nach Dauer des Eingriffs) bei Verwendung von dickem Katheter- Haut mit Skalpell vorschneiden (3mm) zunächst ohne aufgesetzte Spritze punktieren, falls keine Flüssigkeit abfließt Spritze aufsetzen und vorsichtig aspirieren eventuell Wiederholung an anderer Stelle (4 Quadranten) Ergebnis positiv, wenn nicht geronnenes Blut, Harn oder trübe Flüssigkeit von der Nadel tropft Negatives Erbebnis nicht eindeutig! Diagnostische Peritoneallavage (DPL) Bessere Methode als Parazentese Durchführung Bauchhöhlenlavage mit Venenverweilkanüle (gleiche Stelle wie oben, Lokalanästhesie) Peritonealkatheter oder Katheter mit mehreren Seitenlöchern zunächst Aspirationsversuch anschließend Einbringen von 10-20 ml/kgKM körperwarmer Ringerlösung Nach einigen Minuten Infusionsflasche gen Boden senken, Flüssigkeit nicht absaugen Interpretation Grobsinnliche Prüfung der Lavageflüssigkeit Spezifisches Gewicht, Proteingehalt, Gallefarbstoff, Harnstoff, Zellbeimengungen je nach hell- oder dunkelroter Färbung, geringe oder schwere abdominale Blutungen 104 falsch negativ bei retroperitonealen Traumata und Zwerchfellrissen Parameter in Flüssigkeit aus der Bauchhöhle bei Verletzung: Leukos>500/µl=Peritonitis Hämatokrit> 5% Bilirubin>Serum Harnstoff/Kreatinkonzentration= 2x Serumkonzentration Bakterien, Fasern, Futterbestandteile, toxische Neutrophile Granulozyten Spezifische Laboruntersuchung Urinstatus spezif. Gewicht pH-Wert Eiweiß, Glucose, Ketonkörper Blut, Gallenfarbstoff, Sediment Blut BSG Hkt Blutzucker, Harnstoff, Lipase, Elektrolyte, Bilirubin, Gesamteiweiß+Leberenzyme Indikan in Harn und Serum Diagnostische Laparotomie Indikationen schwere unstillbare Blutung freies Gas in Bauchhöhle Exsudat oder Punktat mit toxischen Neutrophilen, Bakterien oder Darminhalt im Sediment persistierende Anorexie mit Austrocknung und Ileus Verschlechterung des Allgemeinzustandes trotz konservativer Therapie Fieber, Erbrechen, toxämische Erscheinungen mit blutigem, schmerzhaftem oder fehlendem Harnabsatz perforierende Bauchwandverletzung Genügend große Bauchwandinzision, da im Operationsverlauf das ganze Abdomen systematisch abgesucht werden muss Aszites Definition Ansammlung seröser Flüssigkeit in der Bauchhöhle manchmal auch entzündliche Ereignisse (Peritonitis). Ätiologisch und pathologisch uneinheitliche Entstehung oft als Leitsymptom oder Komplikation verschiedener Krankheiten Ätiologie Niereninsuffizienz Rechtsherzinsuffiizienz mit Rückstau in großen Kreislauf anhaltende Ernährungsstörung starker Parasitenbefall (Proteinmangel) Leukose Tuberkulose Streptotrichose (Dermatophilus congolense)= mykotische Dermatitis Druck von Tumoren auf Gefäße neoplastisch erhöhte Permeabilität des Peritoneums/Kapillargebiets Ruptur von Organen, Gefäßen oder Abszessen Hyperaldosteronismus: Hepatopathie verminderter Aldosteronabbau Hypernatriämie, Proteinurie, Hypertonie Amyloidose, Fettleber Abflußbehinderung in Lebersinusoiden intrahepatischer Hochdruck, ausserdem Behinderung des Lymphabflusses Druck im Kapillarnetz des Pfortadergebietes und Produktion von seröser Flüssigkeit und Lymphe 105 Symptome symmetrische Bauchumfangsvermehrung (birnenförmiger Querschnitt) nach längerem Bestehen: Hängebauch mit eingefallenen Flanken Abmagerung Undulation bei Palpation starke kostale Atmung, evtl. Tachypnoe Kollapsneigung Herzgeräusche, rascher/kleiner Puls Unterhaut- und Pfotenödeme Polydipsie, evtl. Fieber Organgrenzen palpatorisch schlecht eruierbar Diagnose Röntgen Vergrößerung des Abdomens mit homogener Dichtezunahme Bauchhöhlenpunktat Eiter, Blut, Transsudat, Exsudat oder Chylus Blutbild Gesamteiweiß DD Pseudoaszites: Fettsucht, Trächtigkeit, Muko- und Pyometra, Harnblasenfüllung (Atonie, Obstruktion) Cushing-Syndrom Tumoren Zysten schwere Obstipation Prognose grundsätzlich vorsichtig bis zweifelhaft, da Ursache nur in wenigen Fällen behebbar! Therapie richtet sich nach Ursache ätiologisch organspezifische Behandlungsmaßnahmen symptomatisch keine rasche Drainage/Parazentese, sonst evtl. Schock, Eiweißverlust und Exsikose Spironolacton 1-2mg/kg 2xd =Diuretikum (Aldosteron-Antagonist) Diuretika besser als Saliuretika wie Furosemid oder Thiazide Kaliumverluste, reduzierte Nierenperfusion Exsikotische Tiere: NaCl-Glukose-Infusion mit Kaliumzusatz Fütterung und äußere Bedingungen mehrmals täglich KH-reich, kochsalzarm und eiweißreich (Eigelb, Magerquark, Hüttenkäse) natriumarm und kaliumreich (Obstsäfte, Bananen, Kartoffeln) Streßfreie Haltung, wenig Bewegung Malassimilationssyndrom Definition = Oberbegriff für ungenügende Aufnahme von Nahrungsstoffen aus dem Dünndarm setzt sich zusammen aus Malabsorption ( Resorption gestört ) und Maldigestion ( Enzymmangel ) Malabsorption Behinderung Resorption der Nahrungsendprodukte durch Störung Transport in der Darmschleimhaut Maldigestion Verminderung der pankreatischen Verdauungsenzyme, digestiver Darmenzyme oder Gallensäuren Ätiologie der Maldigestion Mangel oder Fehlen an Verdauungsenzymen und Hilfsstoffen Pankreasenzyme, HCL, HCO3, Gallensäuren, Darmsaft durch Insuffizienz, Hepatopathien, Enteritis, Wirkung von Medikamenten ( Antibiotika ) Ernährungsfehler Proteinüberangebot, KH-Überangebot Dysbakterie Fäulnisdysbakterie proteolytisch Indikan und Phenol im Urin Gärungsdysbakterie KH-Lytisch Säuren im Kot 106 Erkrankungen, die eine Maldigestion bewirken : exokrine Pankreasinsuffizienz ( chronische Pankreatitis, Pankreasatrophie ) Hypergastrinismus chronische Urämie, Mastzellentumor Zollinger-Ellison-Syndrom primär erhöhte Gastrinsekretion durch benigne oder maligne Tumoren des Inselapparates Bildung von Gastrin, nicht aber von Insulin = Gastrinom chronische atrophische Gastritis, Magentumoren chronische Magenentleerungsstörungen Gallensäurenmangel Leberzirrhose, Gallengangsobstruktion Verschlussikterus enterales Gallensäurenverlust-Syndrom sekundär zu chronischen Enteritiden Mangel digestiver Dünndarmenzyme Mangel an Disaccharidasen Laktase, Dipeptidasen, Enterokinase Ätiologie der Malabsorption : Reduzierung des resorbierenden Darmepithels Atrophie der Mikrovilli durch Entzündungen, Dysbakterie, Parasiten, Toxine, Allergien Störungen des Nährstofftransportes Lymphdrainagestörungen (neoplastische Infiltration durch Enteropathien, Morbus Crohn, Amyloidose ) Durchblutungsstörungen venöse Splanchnikusrückstände durch kongestive HI mit Rückstau in den großen Kreislauf oder chronische Hepatopathien pathologische Sekretion/Exsudation Protein-Lost-Syndrom Endotoxinbildung durch Dysbakterie Erkrankungen, die eine Malabsorption bewirken: idiopathische und sekundäre Lymphangieektasien stauungsbedingte Lymphgefäßdilatation mit Darmmukosaveränderungen Proteinverlustenteropathie, abschnittsweise oder den ganzen Dünndarm betreffend Dünndarmenteritis Mangel an Bürstensaumenzymen = Darmzottenatrophie Parvovirose, Coronavirose bei Hund+Katze, Rotavirose, bakterielle Enteritiden besonders chronische Enteritiden chronische Parasitosen Giardiose, Kokzidiose Infiltration der Dünndarmwand, besonders der Lamina propria eosinophile Enteritis, lymphoplasmazytäre Enteritis Amyloidose, Histoplasmose, Leukose, Karzinomatose Futterüberempfindlichkeiten, Diätfehler, Laktoseintoleranz bakterielle Fehlbesiedlung, Dysbakterie, bakterielle Dünndarmüberwucherung Blindschlangensyndrom = mangelnde Distalverfrachtung der Bakterien Dysbakterie abschnittweise Darmstase inkomplette Darmobstruktion aussgedehnte Darmresektionen ( Kurzdarmsyndrom ) Medikamente ( Zytostatika, Neomycin, Digitalis ) Lymphom, Adenokarzinom, andere Darmneoplasien Pathogenese Maldigestion und Malabsorption veranlassen eine Überlastung des mittleren und hinteren Dünndarms und vor allem des Dickdarms mit osmotisch wirksamen Nahrungsbestandteilen ( osmotische Diarrhoe ) Folgen: erhöhter Wassergehalt übermäßiges Bakterienwachstum ( Diarrhoe durch Dysbakterie ) Anreicherung des Kots mit unverdauten Futterbestandteilen 107 Klinik TRIAS: Abmagerung - Massenstühle - Polyphagie Diarrhoe ( oft fettreich ) durch erhöhten Wassergehalt oder Dysbakterie Abmagerung und Schwäche, Entwicklungsstörungen ( Kümmerer ) gesteigerte Darmperistaltik, Flatulenz Dehydratation bei Polydipsie, Nykturie ( vermehrtes nächtliches Wasserlassen ) Diagnose Im Vordergrund stehen die Leitsymptome Polypjagie, Durchfälle, Abmagerung! Kotuntersuchung: Endoparasiten einschließlich Lambien virologisch, bakteriologisch Fett+Stärke+Muskelfasern nach 3tägiger Probekost bei Malabsorption alles negativ, bei Maldigestion positivalles unverdaut Chymotrypsin+Trypsin: bei Malabsorption nicht verändert, bei Maldigestion Blutstatus : rotes und weißes Blutbild, Leberenzyme, Bilirubin, Glukose Serum-Protein, Serum-Kalzium, Serum-Harnstoff, Serum-Kreatinin -Amylase, Lipase, cTLI oder fTLI, Kobalamin, Folsäure bei Katze eventl. Test auf FeLV weiterführende US: Xylose-Test Anstieg fehlt bei Malabsorption Laktose-Toleranztest, PABA-Test: (p-Aminobenzoesäure) PABA bei Malabsorption nur geringfügig beeinträchtigt Röntgen ohne + mit Kontrastmittel Dünndarmbiopsie Gelatinetest bei Malabsorption positiv, bei Maldigestion negativ TLI-Testbei Malabsorption nicht beeinträchtigt ( Normalwert 5µg/l ), bei Maldigestion ( <2µg/l ) DD akute und chronische Enteritiden Endoparasitosen exsudative Enteropathie leukotische oder Tumorinfiltrate Futterunverträglichkeiten Therapie : 1. Malabsorption : Diät mehrere kleine Mahlzeiten leicht verdauliches hochwertiges Eiweiß ( Muskelfleisch, Magerquark, Eigelb ) handelsübliches Dosenfutter ( i/d oder r/d von Hill´s ) keine Fette mit gesättigten langkettigen Fettsäuren, keine Laktose Kleie zufüttern zur Passageverlangsamung Vitamine Breitbandantibiotika Tylosin bei Dysbakterie Glukokortikoide Prednisolon bei eosinophiler Enteritis und allergischen Ursachen Metronidazol bei Giardiose Sulfadimethoxin bei Kokzidiose Malabsoprtion durch Kreislaufinsuffizienz: Behandlung der Grundursache 2. Maldigestion: Diät ( siehe oben ) bei exokriner Pankreasinsuffizienz Enzympräparate in Pulver- oder Kügelchenform dem Futter beimischen ( 1-2 Teelöffel pro Mahlzeit ) oder feingehacktes frisches Pankreas zugeben Vorverdauen des Futters ( 4h vor Fütterung mit Enzymen inkubieren ) umstritten Cimetidin oder Ranitidin senken Salzsäureproduktion im Magen 108 Tetrazyklin, Metronidazol, Tylosin oder Neomycin gegen Dysbakterie bei Gallensäurendefizit: chirurgische Behebung der Gallengangsobstruktion Insuffizienz der Dünndarmsekretion ( Enterokinase-Mangel ): Substitution von Proteinasen Kotuntersuchung 1. Endoparasiten Anreicherungsverfahren zum Nachweis von Parasiten, Oozysten, Eiern, Larven Nativausstriche unzuverlässig Flotationsverfahren: Protozoen, Spulwürmer, Hakenwürmer, Peitschenwürmer, Fadenwürmer, Bandwürmer Auswanderungsverfahren Klebestreifenmethode am Perianalbereich 2. Malabsorption, Maldigestion, Blut, Keimgehalt Stärkenachweis auf Objektträger mit Lugol färben nicht verdaute Stärkekörner sind blauviolett, angedaute rötlich Fettnachweis: auf Objektträger mit SudanIII-Lösung färben, erhitzen Neutralfette als rote Tropfen Fettsäuren: Kot mit Essigsäure mischen erwärmen und erkalten lassen Fettsäuren kristallisieren als rote Nadeln aus Muskelfasernachweis: physiologischerweise nur angedaute Muskelfasern abgerundet, ohne Zellkern durch Sterkobilin gelb-braun gefärbt Trypsin/Chymotrypsin-Nachweis: Kot mit Natriumkarbonatlösung mischen auf Röntgenfilmstreifen geben, inkubieren pos: Kotsuspension löst Gelatineschicht auf (Film durchsichtig ) Trypsin vorhanden (abgelöst durch TLI aus Serum ) Blutnachweis: ab 3.Tag vor dem Test kein rohes Fleisch oder Wurst füttern, kein Vitamin C BU Salmonellen, Yersinia, Shigella, Campylobacter, toxinbildende Clostridien D- und L-Form der Milchsäure : erhöht bei Fäulnis- und Gärungszuständen, bei Lactasemangel, Lactoseresorptionsstörungen Gesamtstickstoffgehalt: erhöht bei Maldigestion und Malabsorption Grundsätze und Formen der Diätetik Energiebedarf = Erhaltungsbedarf eines adulten Tieres unter normalen Bedingungen Einteilung: Grundbedarf/Erhaltungsbedarf/Leistungsbedarf Energiebedarf des einzelnen Tieres: Beeinflussende Faktoren sind Alter Körpergröße, -oberfläche, -gewicht Temperament, Leistung Umwelt- und Haltungsbedingungen Futterverwertungsvermögen der Energiebedarf ist zu reduzieren auf: Körpermasse/-oberfläche und Leistung ( Energieerhaltungsbedarf ist umgekehrt proportional zur Körpermasse ) 109 Hund kleine Rassen ( <10kg ) mittlere Rassen ( 10-25kg ) große Rassen ( >25kg ) 400kJ7kg KM 300 kJ7kg KM 235kJ/kg KM 170-210kJ7kg KM Katze Energieleistungsbedarf = Energieerhaltungsbedarf * wechselnde Faktoren ( z.B. Bewegung, Kälte, Hitze, Trächtigkeit, Fieber...) Nähr- und Wirkstoffbedarf HUND: Protein 4,5g/kg KM, KATZE : Protein 6,6g/kg KM KH 10,1 g/kg KM, KH 3,1 g/kg KM Fette 1,32 g/kg KM Fette 2,25 g/kg KM Ca:P 1,2:1,0 Ca:P 0,9:1,0 Tagesgesamtfuttermengen : Hund 30-60g/kg Km Feuchtfutter, 15-40g/kg KM Trockenfutter Katze 30-60g/kg KM Feuchtfutter, 18-26g/kg KM Trockenfutter Fertigfuttermittel: 1. Allein-/ Vollfuttermittel: feucht ( 70-75% Wasser ) halbfeucht (20-25% Wasser ) trocken ( 9-11% Wasser ) nicht für Katze geeignet, da schlecht Wasser aufnehmend ) 2. Zusatzfuttermittel 3. Beifuttermittel Ernährungsfehler: 1. Fehler in der Fütterungshygiene mangelnde Konsequenz bei der Erziehung zu kalt/warm, verdorben, infiziert unzureichende Sauberkeit Störung der Fütterungsruhe 2. Fehler in der Zusammensetzung: Mangelkrankheiten ( Hypovitaminosen, Mineralstoffmangel z.B. Ca, HPO, Osteodystrophie, ZnMangel-Dermatitis ) Überfütterungserkrankungen ( Hypervitaminosen z.B Vitamin D, Adipositas, Knochen ) 3. Nahrungsmittelvergiftungen Arsen, P, Thallium, Kumarin, Methylalkohol Fleischkonservierungsmittel echte: Fleisch ( Proteus ), Wurst ( Cl.botulinum ), Enterotoxämie ( Cl.perfringens ) 4. Übertragung von Krankheiten durch Futtermittel Endoparasiten Salmonellen Cl.botulinum Aujetzky Corona Kriterien der Diätetik: 1. Abweichen von normgerechter Ernährung 2. Berücksichtigung krankheitsbedingter Zustände der Tiere 3. Einstellung auf vorhandene/zu erwartende Stoffwechselsituationen 4. Vermeidung von Stoffwechselstörungen infolge Energie-, Nährstoff-, Wassermangel bei Anorexie Diätetische Maßnahmen: Diätetische Ernährung: bei verminderter oder noch vorhandener Nahrungsaufnahme häufige Gaben kleinerer Mengen von Nahrung, die dem veränderten Bedarf des kranken Tieres gerecht wird Zugabe leicht verdaulicher Nährstoffträger z.B. Quark, Traubenzucker, gekochtes Hühnerfleisch, stark zerkleinertes Fleisch Fertigdiäten, die auf die veränderte Stoffwechselsituation des Tieres eingehen 110 Zwangsfütterung, Sondenernährung: bei stark reduzierter oder unterbrochener Nahrungs- und Trinkwasseraufnahme ist Schluckreflex vorhanden und das Tier bei Bewusstsein, so kann energie- und nährstoffreiches Futter in die Backentasche eingegeben werden bei Bewusstseinsstörung Nahrung nur über Magensonde Parenterale Ernährung: erforderlich, falls Zwangsfütterung wegen Art der Erkrankung oder des oper. Eingriffes nicht möglich sind Eiweißbedarf kann im Gegensatz zum Energiebedarf gut über Infusion gedeckt werden Nährstoffbedarf ist bei parenteraler Ernährung geringer als bei oraler, da der Resorptionsverlust wegfällt es gibt : Aminosäuren-Infusionen v.a. synthetische AS mit Sorbitol oder anderen Energiespendern, damit AS nicht zur Energiegewinnung gebraucht werden 2-3ml/kg/h, am besten zusammen mit Fettemulsion-Infusion Kohlenhydratelektrolytlösung ( v.a. Sorbitol und Xylit, auch Ethanol ) Fettemulsion ( Sojaöl mit Glukose, Sorbitol, Xylit oder Glycerol ) kurzfristig KH-Lösung mittelfristig Aminosäuren mit KH langfristig Aminosäuren-, KH-lösung und Fettemulsion Spezielle Diätetik: bei Infektionserkrankungen: doppelter Energie-, Eiweiß-, Flüssigkeits-, Mineral- und Vitaminbedarf bei Appetit am besten individuell bevorzugte Nahrung gut verdaulich in kleinen Mengen mehrmals täglich bei Nahrungsverweigerung Zwangsfütterung mit gehaltvollem Futter falls MDT geschädigt Magen-Darm-Diät z.B. gekochtes Geflügelfleisch, Quark, Haferflocken-Instant-Haferschleimpulver in Milch Öl, Vitamin-Mineralstoffmischung bei gastrointestinalen Erkrankungen: Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme durch Inappetenz, Vomitus und Diarrhoe beeinträchtigt Futter soll Brechreiz unterdrücken, Appetit anregen, nährstoffreich und gut verdaulich sein doppelter Gehalt an allen Bedarfsstoffen, sowie schleimige Konsistenz Diarrhoe mit eintägiger Nahrungskarenz und Gabe von gesalzenem schwarzen Tee behandeln Obstipation mit organischen Säuren ( Milchprodukte ), Vollkornbrot und betont flüssig behandeln bei Nierenerkrankungen: bei kompensierter Niereninsuffizienz hochwertige Eiweißträger ( Hühnereiklar, Casein, Rindfleisch ) Ausgleich des Eiweißverlustes über die Niere bei dekompensierter Niereninsuffizienz eiweißreduziert, natriumarm, kohlenhydratreich füttern Nierendiät rohes, mageres Rindfleisch, Reis gedünsteter Blumenkohl ( ??? ), Öl, Traubenzucker, Vitamin-Mineralstoffmischung Urolithiasis Eliminationskost durch Vermeidung von steinbildenden Stoffen und HarnverdünnungGebirgsbachprinzip Diätzusammensetzung ist abhängig von der Zusammensetzung der Steine z.B. bei Phosphatsteinen nur gekochtes Fleisch, bei Oxalatsteinen nur rohes Fleisch bei Adipositas normgerechte Grundnährstoff-, Mineralnährstoff-, Vitaminversorgung um 60% verminderte Energieversorgung mehrmals täglich kleine Portionen verhindert Betteln Rohkostsalate oder Rohfaser unters FutterVoluminös und sättigend, aber energiearm 111 bei Lebererkrankungen Ammoniakanfall gering halten, Na-Retention verhüten leichtverdauliche Eiweiß-, Fett-, KH-Träger Eiweiß: Quark ( leberschonend wegen lipotropen Aminosäuren Methionin und Cystein ) KH: Traubenzucker, Bienenhonig, Haferflocken zusätzlich ist der Vitamin-B-Komplex-Bedarf und der Bedarf an fettlöslichen Vitaminen erhöht Leberschondiät roher Magerquark und Haferflocken gekocht in Wasser Öl, Traubenzucker, Vitamin-Mineralstoffmischung, Vitamin-B-Komplex bei Hauterkrankungen hochwertiges Eiweiß, Fett mit ungesättigten FS, ausreichend fettlösliche Vitamine, Mineralstoffe ungesätttigte Fettsäuren sind in Schweineschmalz, Rindertalg, Pflanzenöl ( 3 Esslöffel/10kg ) Fettgehalt im Futter auf 20% erhöhen bei ermittelter Futterallergie Allergen weglassen bei Pankreaserkrkankung fettarm, KH-reich, proteinreich, fehlende Enzyme durch Medikamente ersetzen bei Diabetes mellitus energiegerecht, fettarm, relativ KH-, rohfaser-, eiweißreich KH in Form von hochmolekularen und schwer resorbierbaren Verbindungen Deckung von 50% des Gesamtenergiebedarfs Leber und Pankreas exokrine Pankreasinsuffizienz = chronische Pankreasatrophie Funktion Produktion von Verdauungsenzymen in inaktiver Form Produktion von Bikarbonat zur Neutralisation des sauren ( aus dem Magen stammenden ) Chymus Die wichtigsten Pankreasenzyme sind : Proteasen ( Chymotrypsin, Trypsin, Aminopeptidase, Elastase ) fettspaltenden Pankreaslipasen ( Phospholipase ) kohlenhydratspaltende Amylase nucleinspaltende Nucleasen Definition Reduktion der exokrinen Pankreassekretion durch Atrophie oder Zerstörung der azinären Pankreaszellen daraus resultierende Verdauungsinsuffizienz ( = PAA = Pankreas-Azinusatrophie ) die wichtigste Ursache von Verdauungsinsuffizienz beim Hund!!! seltener bei der Katze häufigste Ursache des Malassimilationssyndroms, speziell der Maldigestion Ätiologie autoimmunbedingte Atrophie der azinären Zellen im Alter von 18-24 Monaten beim Hund genet.Prädisposition : DSH, rauhhaariger Collie, erworben ( seltener ) als Folge der chron. rezidivierenden Pankreatitis ( meist bei der Katze ) Pankreasadenokarzinome Pathogenese Maldigestion betrifft v.a. den Fettstoffwechsel es kommt zu Fettstuhl = Steatorrhoe 10fache Fettmenge von normalem Kot osmotischer Durchfall Folgen Triglyceride werden u.a. durch Lipasen der Kolonbakterien gespalten Bildung freier Fettsäuren, die die Darmschleimhaut schädigen und die Wasserresportion behindern Einweißverdauung erst bei fortgeschrittener Insuffizienz geschädigt ( Muskelfasern im Kot ) 112 Dünndarmbesiedelung mit Bakterien führt zu Eiweißfäulnis ( Ammoniak ) durch ungenügende Versorgung des Körpers mit Nährstoffen Gewichtsverlust starke Bakterienvermehrung im DünndarmSchleimhautschäden bei evtl. Katzen Ausbildung sekundärer Diabetes mellitus (bei EPI durch chronische Pankreatitis) Vitaminmangelerscheinungen z.B. Vit K sekundäre Koagulopathie möglich Symptome 3 klassische Leitsymptome ( es kommt erst zu Symptomen, wenn > 80% des Pankreas zerstört sind ) 1. rezidivierender o. chronischer voluminöser Durchfall Dünndarmdurchfall pastös, grau, glänzend, säuerlich riechend 2. starke Abmagerung mit Konditionsverlust 3. Heißhunger ( Polyphagie ) daneben Flatulenz, struppiges Fell, Haarausfall Bradykardie eventl. Koprophagie bei Jungtieren Entwicklungsstörungen Folgen sekundäre Malassimilation Dünn- und Dickdarmdysbakterie ( Zottenschädigung, Resorption vermindert ) Bakterielle Dekonjugierung von Gallen- und FettsäurenDickdarmreizung DD schwere chronische Fütterungsfehler chron. Dünndarmdurchfälle durch Darmparasiten chronische entzündliche Dünndarmerkrankungen Dysbakterie des Dünndarms, exsudative Enteropathie Dünndarmneoplasie ( Lymphosarkom ) Malassimilation bei chron. Stauungserscheinungen infolge rechtsherzinsuffizienz Gallensäuremangel bei chron. Hepatobiliären Erkrankungen Diagnose Anamnese ( Alter und Rasse ) + klinische Symptome Verdacht Ausschluss anderer Ursachen ( Diätfehler, Parasitosen ) Ausschluss chron. Hepatopathien ( Leberenzymprofil ) Ausschluss intestinaler und renaler Erkrankungen ( Harnstatus, Serumchemogramm ) Blut in schweren Fällen nichtregenerative Anämie Gesamprotein , Cholesterin Kot-US Färbung mit Sudan-III weist unverdautes Fett, Lugol weist unverdaute KH nach bevorzugter Diagnosesicherungstest : Nüchtern-TLI-Test ( trypsine-like immunreactivity test ) Referenz : 5-35g/l ein deutlich verminderter Spiegel Hund<2,5g/l oder Katze<8g/l ist beweisend CAVE: auch hier falsch-positive Ergebnisse möglich! andere Tests Chymotrypsinaktivitätsbestimmung in den Fäzes ( an 3 aufeinanderfolgenden Tagen) PABA-Test ( wird an ein Peptid gekoppelt, bei <300g/dl beweisend ) Pankreasbiopsie unter US-Kontrolle oder diagnost. Laparatomie ( bei komplexen Fällen ) Therapie : Grundsätzlich 1.Fütterungsanpassung 2.Pankreasenzymsubstition 3.Behandlung der Begleiterscheinungen zu Fütterung viel leicht verdaul. Eiweiß, mäßig gehaltvoll an KH, wenig Fett leicht verdauliche Hausmannskost mit Multivitamin- und Cholinchloridzusatz Reis, Teigwaren, Glukose 113 mageres Muskelfleich, Magerquark, Eigelb Diätmargarine, Diätspeiseöl Spezialfutter : Hills, Pedigree, Eukanuba ( aber teuer ) meist ist eine Erhöhung der Futtermenge ( 20% ) notwendig, mehrere kleine Mahlzeiten Zusatz von Vitaminen zu Enzymsubstitution Präparate in Pulverform = Pankraetin, Pankreoflat; Festal Dosis : 1-2 Teelöffel pro Mahlzeit (Ermittlung anhand Fäzesbeschaffenheit und der Gewichtszunahme ) möglich ist auch frisches/tiefgefrorenes/getrocknetes Rinderpankreas umstritten : Vorverdauen des Futters (Inkubieren bei Zimmertemp. Nach Zugabe der Enzyme ) zu Behandlung der Begleiterscheinungen Behandlung der Dysbakterie mit oraler AB-Gabe über 5-7d ( Tetrazyklin Metronidazol, Tylosin ) Prognose bei strenger Befolgung der Behandlungsanweisungen sprechen 50% gut 20% ungenügend Katze sehr gut auf Therapie an Prophylaxe : züchterische Maßnahmen akute und chronische Pankreatitis Allgemeines pathologische Veränderungen am Pankreas treten bei Hund und Katze gleich häufig auf Katze zu 0,6% Pankreatitis ( 2/3 chronisch ), Hund zu 1% Pankreatitis ( 2/3 akut ) 1. Akute Pankreatitis = Pankreasnekrose Definition unvollständig geklärte, schlagartige Aktivierung der Enzyme, die eine Parenchymschädigung bewirken Zerstörung von interstistiellem Ödem bis zur vollständigen Selbstverdauung variierend multifaktoriell ausgelöste, nichtseptische Bauchspeicheldrüsenentz. betroffen v.a. mittelalte adipöse Hündinnen Formen mild verlaufende ödematös ( interstitiell) schwer, tödlich verlaufend hämorrhagisch-nekrotisierend ( autodigestiv) ätiologische Hypothesen: fettreiche Ernährung übersteigerte Pankreassekretion Fettsucht, Bewegungsmangel, Hyperlipämie Obstruktionen und Ödeme der Ducti pancreatici Zirkulatonsstörungen, Thrombosen, Ischämie des Pankreas ( traumatisch, intra OP, spinal, durch Schock ) Hyperkalzämie Reflux von aktivierenden Stoffen bei Gallengangsentz. Nebenwirkung von Medikamenten, hohe Glukokortikoiddosen immunologische Pathomechanismen bei der Katze auch infektiöse Ursachen Toxoplasma gondii, felines Herpesvirus, FIPV, Opisthorchis felineus ( Pankreasegel ) 90%aller Pankreatitiden der Katze idiopathisch Pathogenese intrazelluläre Aktivierung von als inaktiven Vorstufen vorliegenden Enzymen (TrypsinogenTrypsin ) vermutlich durch Fusion von Lysosomen und zymogene Granula Trypsin aktiviert weitere Enzyme wie Chymotrypsin, Phospholipase, Elastase, Nucleasen Enzyme greifen Gefäßwände an, verursachen Ödeme und Nekrosen und bauen Fettgewebe ab Elastase verdaut elast.Fasern der Pankreasarteriolen Flüssigkeitsaustritt (Ödem), Blutaustritt Folge: Selbstverdauung des Organs Gewebsnekrosen 114 Freisetzen von Kininen, Kallikrein, Bradykinin, myokarddepressiver Faktor, andere Entz.mediatoren zirkulieren im Blut verursachen systemische Organstörungen und Entzündungserscheinungen oft mit Organversagen SIRS = systemic inflammatory response syndrome mit akutem Lungen-, Nierenversagen pankreatische Enzephalopathie DIC => kommt natürlich nicht in allen Fällen zur Ausbildung!! Symptome : ausgeprägte Symptomenvielfalt!!! leichte ( ödematöse ) bis hin zu lebensbedrohlichen Symptomen ( hämorrhagische Pankreatitis ) plötzliche Anorexie, Erbrechen leichter Durchfall, Ileus, Palpationsschmerz, gespannte Bauchdecke, aufgetriebenes Abdomen Fieber, Tachypnoe, Dehydrierung, zyanotische Schleimhäute Schwäche, Depression, Benommenheit Oligurie, Kreislaufschwäche bis hin zu Schock Komplikationen Schock Hypokaliämie Lungenödem, Lungenthrombembolie, Pleuraerguss akute Niereninsuffizienz Verbrauchskoagulopathie Pankreasfibrose, Pankreasabszesse DD alle Arten von akutem Abdomen Ileus, Pyometra, Hernien, Darminfektionen, Darmthrombosen, Darmrupturen Milz-, Hoden-, Gekröseabdrehungen geplatzte Tumoren, Peritonitis Hepatitis, Leberabszesse Perforationen der Bauchwand nach Trauma, Laparatomie/Punktion mit mangelnder Asepsis u.a. ) Diagnose : Labor (Blut) Hkt Serum lipämisch bis leicht ikterisch Leukozytose mit Linksverschiebung Harnstoff und Kreatinin Hyperlipidämie, Hypercholesterinämie, Hyperglykämie, Hypokalzämie Leberenzyme können leicht erhöht sein Abdominozentese Exsudat mit hohem Amylase- oder Lipasegehalt kann eine Pankreatitis anzeigen Röntgen : Veränderungen sind nicht spezifisch für Pankreatitis!! Weist meist nur eine Peritonitis nach Verdichtungen oder Verwischung der Details im kranialen Abdomen Wandverdickung des Doudenums Verlagerung des duodenalen Anfangsteils nach rechts oder ventral Hepatomegalie, gasgefüllten Dünn- und Dickdarmschlingen Verschattungen im Netzbereich ( verseiftes Fett ) Sichtbarmachen der Veränderung durch Bariumsulfatgabe ( 15-50ml ), Aufnahme nach 15-20min Ultraschall WICHTIG! Eignet sich sehr gut zur Darstellung von Zysten, Tumoren, Abszessen u.a. kontrollierte Biopsierung möglich Enzymtests Serum-Lipase-Anstieg ( Referenz : 250IE/L ) auf mind. 3fache spezifisch für Pankreatitis Serum-Amylase-Anstieg ( Referenz : 1000-2000 IE/l ) auf das 2-3fache unspezifischer normale Lipase und Amylase -Werte schließen eine Pankreatitis nicht aus 115 Abfall nach 5-6 Tagen, weil keine Enzyme mehr gebildet werden Therapie Grundsätze 1. Minimierung der exokrinen Pankreasaktivität 2. Stabilisierung des Patienten 3. Verhindern einer weiteren Parenchymzerstörung 4. Bekämpfen eingetretener Komplikationen Durchführung zuerst 5 Tage hungern lassen und mit 5%iger Glukose infundieren dann Diät mit Reis, Magerquark, Fleisch, Ei ( oder Hills, Pedigree ) Flüssigkeitstherapie : NaCl mit Glukose- und KCl-Zusatz oder Ringerlösung Glukokortikoid nur bei Schock! parenteral AB zur Abschirmung gegen die pankreaseigenen Clostridien Schmerzausschaltung : Metamizol ( Novalgin) Proteaseinhibitor Aprotinin ( Trasylol ) teuer, Wirkung nicht bewiesen Prognose ungünstig bei Schock sonst vorsichtig wegen Komplikationen ödematöse Pankreatitis kann spontan ausheilen Prophylaxe : fetthaltige üppige Mahlzeiten vermeiden, gelegentlich Pankreasenzympulver zusetzen 2. Chronische Pankreatitis ( selten ) Definition durch anhaltende oder rezidivierende Noxen bewirkte chronische Entzündung kann über längere Zeit zur Parenchymzerstörung und Zirrhose führen Formen rezidivierende, akut entzündliche oder stumme progrediente interstitielle Pankreatitis Hund: meist rezidivierende Form episodische Verdauungsstörungen und selbstlimitierendes Erbrechen+Durchfall Symptome akuten Schübe entsprechen der Klinik der akuten Pankreatitis Diagnose Labor oder Laparatomie, Rö = Verkalkungen im Pankreasgebiet DD Abszesse, Zysten ( durch aus Magen oder Darm ausgewanderte FK ) Neoplasien, Gastroenteritis, Cholangiohepatitis Behandlung leichte Fälle mit Nahrungskarenz, schwere Fälle wie akute Pankreatitis Labordiagnostische Pankreasparameter Serumlipase wird vom Pankreas in aktiver Form sezerniert für die Fettverdauung verantwortlich gleichzeitig mit der -Amylase zu bestimmen, ist aber spezifischer Referenz: 250 I.E./l bei Hund, 150 I.E./l bei Katze (Aussagekräftig sind nur um das 3fache erhöhte Werte ) Anstieg bei : ( 3fach erhöht ) akuter Pankreatitis akuter Pankreasnekrose Niereninsufffizienz ( Darmperforation, Darminfarkte) bei der Katze selten erhöht 116 Serum-Amylase ( -Amylase ) sorgt im alkalischen Milieu des Dünndarms für die Kohlenhydratverdauung andere Entstehungsorte: Speicheldrüsen, Leber, Dünndarm eine Aktivitätserhöhung ist nicht unbedingt auf eine Pankreaserkrankung zurückzuführen immer mit der Lipase bestimmen!! Referenz: Hund 1330-1970 I.E./l , Katze 970-1850 I.E./l (Aussagekräftig nur um das 3fache erhöhte Werte) Anstieg bei: ( 3fach erhöht ) akute Pankreatitis akute Pankreasnekrose Niereninsuffizienz bei der Katze selten erhöht PABA-Test: ( Paraaminobenzoesäuretest ) ein mit PABA gekoppeltes Peptid ( N-Benzoyl-L-Tyrosyl ) wird im Darm durch Chymotrypsin gespalten dabei wird PABA freigesetzt, resorbiert über die Niere ausgeschieden ( die Untersuchung im Blut statt im Urin ist bei Hund und Katze sicherer ) Durchführung Tier über nacht hungern lassen Nullwert festlegen ( Blutprobe ) 15mg N-Benzoyl-L-Tyrosyl an PABA gebunden und in 200ml Wasser gelöst per os (Schlundsonde) anschließend rohes Ei zur Pankreasstimulation geben dann alle 30min Blutentnahme und PABA-Bestimmung ( 7mal ) Referenz: Hund >300g/dl nach 60-120min bei Katze nicht einsetzbar Werte krank/gesund überschneiden sich fehlender Anstieg bei exokriner Pankreasinsuffizienz ( EPI ) Chymotrypsinbestimmung im Kot: sicherste Methode zur Diagnostik der chronischen exokrinen Pankreasinsuffizienz dazu Kot von 3 verschiedenen Tagen ( möglichst nicht an aufeinander folgenden ) sammeln Patient darf nicht vorbehandelt sein z.B. mit Pankreasferment Referenz: > 1 I.E./g bei Hund und Katze sind alle 3 Proben < 1 I.E./g exokrine Pankreasinsuffizienz postprandiale Lipidämie durch Mangel an Pankreaslipase ist Fettverdauung erheblich gestört normalerweise 1-3h nach fettreicher Futteraufnahme deutliche Lipidämie im Serum/Plasma bei exokriner Pankreasinsuffizienz fehlt diese Hyperlipidämie, das Serum bleibt klar empfindlicher Test, Fehlen der Lipidämie ist typisch für EPI Durchführung mit fettreicher Mahlzeit ( Schmidt-Probekost, fettes Fleisch mit 30-100g Olivenöl ) nach 1-3h wird Blut zur Serum-/Plasmagewinnung entnommen Feststellung der Trübung fehlende Trübung = EPI Fettausscheidung im Kot/Fettbilanz: erhöhte Ausscheidung von Fett ( = Steatorrhoe ) gestörte Digestion oder Resorption Ausscheidung von Fetten im Kot bei Hund und Katze wechselt US mehrfach durchführen bereits einige Tage vor der Bestimmung Fettzufuhr von 30-100g Fett / Tag ( Olivenöl ) Bestimmung mittel 24h-Kot ( Sammelkot ) qualitativ Nachweis von Fettsäuren ( als Nadeln ), Fettseifen ( als Kristalle ), Neutralfette ( Tropfen ) im Mikroskop nach erhitzen bilden alle 3 Fetttropfen, die dich mit Sudan III rot anfärben quantitativ freie und veresterte Fettsäuren werden durch Kochen mit KOH in Fettseifen überführt durch Salzsäure freigesetzt mit Petroleumbenzin extrahiert und titriert 117 Resorption von <90% Fett : Maldigestion / Malabsorption chronische Enteritis EPI ( Lipasedefizit ) Gallensäurendefizit ( selten ) durch Substitution von Pankreasenzymen Normalisierung der Fettausscheidung es kann auf eine EPI geschlossen werden Fettstoffwechselstörungen durch Bestimmung der Gesamtlipide und Lipidfraktionen differenzieren Trypsin-like-Immunoreactivity ( TLI ) Nachweis von Trypsin und Trypsinogen im Serum Diagnose der EPI ( auch unter Therapie mit Pankreasferment ) Referenz: abhängig vom Labor Anhaltspunkt sind Werte > 2,5ng/ml Anstieg bei akuter Pankreatitis, Pankreasnekrose Abfall bei EPI der Test ist speziesspezifisch ( Hund cTLI nicht für Katze anzuwenden, einen fTLI nur in USA ) Mikroskopische Kotuntersuchung auf Stärke und Muskelfasern bei Mangel an Amylase unverdaute Stärke im Kot vor Bestimmung Probefutter mit Kartoffelbrei o.ä. Kot auf Objektträger ausstreichen mit Lugol-Lösung färben ( Stärke färbt sich blau) physiologischerweise ist Stärke bei Hund und Katze nicht oder nur in geringen Mengen nachweisbar ) bei Mangel an Peptidasen unverdaute Muskelfasern im Kot vor der Bestimmung Fütterung von Muskelfleisch positive Ergebnisse nur bei schweren Verdauungsstörungen Kot auf Objektträger ausstreichen physiologischerweise beim Hund keine oder ganz vereinzelte Muskelfasern nachweisbar Nachweis großer Mengen = Maldigestion oder EPI Hepatopathie, Leberzirrhose Allgemeines Hepatopathien sind zu 80% mit anderen Erkrankungen ( MDT, Pankreas, ZNS, Nieren ) vergesellschaftet Klinik meist erst bei schweren Leberschäden (Schwere des Schadens nicht gleich Ausmaß der Klinik ) Leberinsuffizienz erst bei einem Ausfall von 70-80% der funktionellen Lebermasse Leitsymptome Ikterus ohne Anämie Hepatomegalie oder Verkleinerung der Leber Leberdruckschmerz Aszites ohne Herzinsuffizienz tonfarbene, blasse Fäzes ( Acholie ) Leitsymptome liefern Hinweise dafür, dass es sich um eine Lebererkrankung handeln muss Unspezifische Symptome : Mattigkeit, Depression bis Koma Anorexie, Abmagerung Durchfall, Erbrechen, Fieber PD/PU Dehydratation Blutungsneigung, Anämie dunkler Harn, schwarze Fäzes ( Meläna ) Muskelschwäche, schlaffes Abdomen Bewegungsstörungen, Störungen von Sensibilität, Verhalten und /oder Bewusstsein epileptische Anfälle und Erblindung ( Amaurosis ) selten: erosive Dermatitis von Gesicht, Gliedmaßen, Pfoten ( hepatocutanes Syndrom ) 118 1. Leitsymptome Ikterus ( Gelbsucht ) Definition bei hepatischen und extrahepatischen Erkrankungen beobachtetes Symptom hervorgerufen durch eine Hyperbilirubinämie verbunden mit Gelbfärbung der unpigmentierten SH, Skleren und der wenig behaarten Haut Basislaboruntersuchungen Hkt Blutausstrich zur Ermittlung der Erythrozytenmorphologie kompletter Blutstatus mit Diff-Blutbild Harnstatus Serumbilirubinbestimmung Leberenzyme Prähepatischer / Hämolytischer Ikterus Ursache massiver, die Verarbeitungskapazität der Leber übersteigender Bilirubinanfall z.B. Hämolyse bei Anämie ( AIHA ), Bluttransfusionszwischenfällen, Blutparasitosen, Intoxikationen ) Symptome blasse SH, Schwäche, Apathie, dunkler Kot und Harn Hkt, Hb, Polychromasie, Anisocytose, Monocytose, Leukocytose Retikulocytenwertenach 4-5 Tagen LDH Leber- und Milzvergrößerungen bei Babesiose und autoimmunhämolytischer Anämie Diagnose durch Anamnese, Klinische Symptome, Laborbefunde, Ausschluss anderer Erkrankungen Therapie bei AIHA immunsuppressiv mit Prednisolon zur Hemmung der Makrophagenaktivität bei schweren Fällen Zytostatikum Azathioprin intravenöse Verabreichung von humanem Immunglobulin in therapieresistenten Fällen Bluttransfusion bei stark anämischen Tieren Hepatischer / hepatozellulärer / intrahepatischer Ikterus Ursache beeinträchtige Hepatozytenfunktion verminderte Aufnahme und Konjugation des indirekten und reduzierter Sekretion des direkten Bilirubins 1. Infektionen Hcc, Leptospirose, Septikämie, Salmonellose, Toxoplasmose 2. Entzündungen chronische aktive ( nekrotisierende) Hepatitis oder Pankreatitis Leberfibrose, postnekrotische Zirrhose 3. Intoxikationen Lebergifte, Organophophate, Bakterien- und Pilztoxine, Pilzvergiftungen 4. Medikamente Tetrazykline, Halothan, Primidon, Phenylbutazon, Keokonazol 5. Stoffwechsel- und degenerative Störungen Cu-Speicherkrankheit des Bedlington Terriers Amyloidose, Neoplasien Symptome Apathie, PU/PD, Fieber, Erbrechen, Anorexie, eventl Durchfall Leberpalpationsschmerz, Vergrößerung o. Verkleinerung der Leber neurolog. Symptome bei chronischem Verlauf: Aszites, Melaena, Hypalbuminämie, Abmagerung Labor leichte, nicht-regenerative Anämie, Leukozytose oder Leukopenie je nach Ätiologie Hyperbilirubinämie, Bilirubinurie, ALT, AST meistens Diagnosesicherung Leberbiopsie, Seologie 119 Therapie Antibiotika, Choleretika, Diät cholestatischer extra- oder intrahepatischer ( posthepatischer ) / Verschluss - Ikterus Ursache Obstruktion im intrahepatischen Gallengangsystem = intrahepatischer Ikterus oder Verschluss des Ductus choledochus = extrahepatischer Ikterus durch Entz., Infektionen, Kompressionen und Strikturen, Gallenkonkremente, FK, Parasiten, Tumoren Obstruktion bewirkt Regurgtieren des konjugierten Bilirubins in die Hepatozyten und die Zirkulation in Hepatozyten retiniertes Bilirubin wirkt toxisch und bewirkt deren Degeneration ) Symptome wenig auffällig Klinik abhängig von der Erkrankungsdauer, den Komplikationen und der auslösenden Ursache Labor AP (alkalische Phosphatase) ALT (Alalinaminotransferase) und AST (Aspartataminotransferase) DD akute/chronische Leberzellschädigung mit Gallengangentzündung ( Cholangiohepatitis ) Gallengangthromben, Atresie oder Sklerose der Gallengänge Kompressionen oder Strikturen der Gallengänge durch Neoplasien, Traumata, Abszesse massive Lymphadenopathie in der Leberpforte bei Lymphosarkom Pankreatitis, Pankreasabszesse, Pankrestumoren Obstruktionen durch Gallekonkremente ( Cholelithiasis ) und Gallenpfröpfe Verschluss der Choledochusöffnung durch intestinale Fremdkörper, Duodenitis, Parasiten, Tumoren Diagnose Leberbiopsie Lipase/Amylasebestimmung zum Ausschluss einer Pankreatitis Sono dilatierte Gallenblase und Gallengänge, Verdickung der Gallenblasenwand ( Cholezystitis ) Probelaparatomie Behandlung vorerst symptomatisch, v.a. Kaliumsubstitution Anregen der Galleausscheidung durch Choleretika bei intrahepatischer Cholestase Antibiose Leberschondiät bei extrahepatischer Cholestase sind Choleretika kontraindiziert hier chirurgisch Hepatoenzephalopathie ( HE ) Definition neuropsychiatrisches Syndrom nichtentzündliche Gehirnschädigung bei mangelnder Entgiftung der aus dem Darm resorbierten Stoffe (Endotoxine, Eiweißabbauprodukte...) Ursache schwere Einschränkung der Entgiftungsfunktion der Hepatozyten oder portosystemischer Shunt Pfortaderblut fließt nur noch wenig oder gar nicht mehr durch die Leber an ihr vorbei in die hintere Hohlvene doppelter Effekt: 1. Keine Versorgung der Leber mit Nährstoffen, Sauerstoff und Hormonen 2. Keine Extraktion von giftigen Soffen aus dem Pfortaderblut durch die Hepatozyten Pathogenese Anflutung der toxischen Abbauprodukte Ammoniak, Aminosäuren, GABA, Mercaptane, kurzkettige Fettsäuren... Schädigung der Blut-Hirn-Schranke Störung des ZNS-Metabolismus Proteinabbauprodukte ( Ammoniak und Mercaptane ) und Fettabbauprodukte wirken neurotoxisch falsche Neurotransmitterwirkung Symptome Auslösung/ Verstärkung durch endo- und exogene Faktoren 120 reichliche Eiweißaufnahme, Koprostase, Magenblutungen, Urämie, Austrocknung, Infektionen episodisch auftretend : Depression bis Koma Drangwandern Blindheit, Ataxien, Bösartigkeit epileptische Anfälle zwischen den Episoden normales Verhalten, hier aber leberbedingte Symptome wie PD, Anorexie, erbrechen, Abmagerung, intermittierender Durchfall Labor deutlich verzögerter Abfall der postprandialen Gallensäurenspiegel Blutammoniakanstieg auf >80µg/dl ( ±47 ) Verzehnfachung der Gallensäurewerte Nebenbefunde im Blut Cholesterin, Harnstoff, Protein, Glukose Nebenbefunde im Harn Ammoniumuratkristalle ( Stechapfelkristalle ) CAVE: auch beim gesunden Dalmatiner DD urämische Enzephalopathie hyperosmolares Syndrom bei DM Hypoglykämie Sauerstoffmangel bei schweren zentralen oder peripheren Zirkulationsstörungen Enzephalitis, Hydrocephalus Bleivergiftung Diagnose Nachweis einer Hepatopathie Basislebertestes, Nüchternammonium- oder Gallensäurenserumspiegel Blutstatus, Harnstatus Biopsie, diagnostische Laparatomie eventl Pfortadervenographie Therapie Notfallbehandlung bei akuten Anfällen 5%ige Glukose Saramzenil i.v bei Koma niedrig dosiertes Diazepam oder Phenobarbital zur Dämpfung Neomycin p.o gegen ureasebildende Darmbakterien Laktulose 2-3mal/d im Futterlaxierend, senkt Darm-pH und somit die Ammoniakaufnahme Langzeitbehandlung = Lactulose, Diätfütterung Prognose voll reversible ZNS-Störung Prognose abhängig von der Behandelbarkeit der die HE auslösende Erkrankung 2. Akute Leberschäden, akute Hepatitis/Hepatose/Leberinsuffizienz potentielle Noxen exogen ( Gifte, hepatotoxische Medikamente, Infektionserreger ) endogen (von im Körper ablaufenden Entzündungen wie Pankreatitis, Gastroenteritis, Pyometra ) als Metaboliten bei Stoffwechselerkrankungen ( DM ) in der Leber selbst enstandene Noxen ( Bilirubin, Gallensäuren ), Hypoxämie primäre Lebererkrankung direkt die Leberzellen angreifende Noxe sekundäre Lebererkrankung / reaktive Hepatopathie durch systemische o. in anderen Organen ablaufende Grunderkrankungen Leberschäden Akute primäre / sekundäre Hepatitis Ursache Leptospirose ( Niere ), FIP Adenovirus- ( Hcc ), Herpesvirusinfektion ( CHV-1infektiöses Welpensterben ) selten Leberabszesse, Septikämie (Tuberkulose ) Babesiose, Leishmaniose, Toxoplasmose 121 systemische Mykosen und Parasitosen( z.B. Opisthorchis felineus, Capillaria hepatica ) Clostridien aus Bakterienflora der Leber vermehren sich vermehrt bei Stress, Hypoxämie, Immunsys nicht-hepatische Erkrankungen Endotoxine, vasoaktive Amine, Entzündungsprodukte ins Blut Erkr. schädigt DarmSH Aufnahme pathogener Keime ins Pfortaderblut (bakterielle Translokation ) Symptome : akutes Auftreten von Fieber, Anorexie, Schwäche hochgradige Depression Erbrechen, Durchfall Ikterus, Leberpalpationsschmerz eventl. Hepatomegalie in schweren Fällen Blutungsneigung ( DIC ) Hypotension, Schock Hypoglykämie akutes Leberkoma Aufregung ( durch hepatozelluläre Enzephalopathie oder Hirnödem ) Labor ALT und AST bis , AP dagegen normal bis primäre Hepatitiden mit Cholestase Harn- und Serumbilirubin, Serumgallensäuren, Serumammoniak durch verminderte Syntheseleistung der Hepatozyten Glukose, Gerinnungsfaktoren Leukozytose und / oder Lymphopenie sekundäre Hepatitiden Leberenzyme erhöht, alles andere normal DD Hepatose, akute Gastroenteritis, Niereninsuffizienz Leberzirrhose oder portosystemischer Shunt mit akutem Schub systemische und extrahepatische Erkrankungen ohne Leberbeteiligung Diagnose Anamnese + Impfstatus Klinik und Labor Erregerisolation Leberboipsie in schweren Fällen Meist jedoch idiopathische Hepatitis Therapie symptomatisch in allen schweren Fällen Flüssigkeitstherapie mit NaCl-Lsg. und 5%iger Glukose-Lsg. ( gegen Hypoglykämie ) Kaliumsubstitution da Kaliumverlust bei Hepatopathien! parenterale Antibiose Ausschalten der Noxe! Penicillin, Amoxicillin, Metronidazol, Neomycin vermindern Überwuchern der Leberflora und Entstehung weiterer bakterieller Abbauprodukte Zufüttern von Laktulose ( 2-4ml/10kg 2-3mal/d ) senkt Darm-pH und die Ammoniak-Resorption Choleretika ( fördern Gallensäurenproduktion ) Ursodesoxycholsäure, Clanobutin sind bei posthepatischem Ikterus kontraindiziert!! Prognose: bei Behebung der Ursache gut, bei Entwicklung einer chronischen Hepatitis ungünstig Akute Hepatose, cholestatische Hepatose ( drug hepatotoxicity ) Defintion degenerative bis nekrotische Schädigung des hepatobiliären Systems durch toxische Substanzen, Stoffwechselstörungen oder Mangelernährung Cholestatische Hepatose = durch Medikamente hervorgerufene Hepatose vorhersehbar bei Paracetamol, Methotrexat ( Zytostatikum ), Tetrazykline Überempfindlichkeitsreaktionen Mebendazol, Primidon, Sulfonamide, Halothan, Phenobarbital Symptome IKTERUS Fieber, Anorexie, Schwäche, Erbrechen, Durchfall, Depression 122 Leberpalpationsschmerz, Hepatomegalie Labor AP und ALT Bilirubinurie Serum: Bilirubin, Ammoniak, Gallensäuren Therapie sofortiges Absetzen des Medikamentes symptomatische Behandlung Vitamin-B-Komplex und Vitamin-K-Zusatz empfehlenswert ( ansonsten siehe oben ) Prognose abhängig von Schwere der Symptomatik ungünstig wenn keine Besserung trotz Absetzen des Medikamentes oder bei Hepatoenzephalopathie Glukokortikoid-inuzierte Hepatopathie ( Steroid-Hepatopathie ) Ursache exogen verabreichte oder endogen im Überschuss produzierte Glukokortikoide ( = Cushing-Syndrom) es kommt zu vakuolären Leberzellveränderungen ( artspezifisch für den Hund ) kann selbst bei lokaler Anwendung auftreten ( Ohren-, Augentropfen ) Symptome klinisch relevante Störungen selten Hepatomegalie, Bauchumfangsvermehrung, Polyphagie, PU/PD Labor AP, ALT, AST Diagnosesicherung Anamnese und Leberbiopsie ( hydropische Leberzellveränderungen mit Glykogenakkumulation ) Therapie: Absetzen CAVE: Addison-Krise, daher langsam abnehmende Glukokortikoid-Dosen anstatt sofortiges absetzen! Prognose günstig 3. Chronische Hepatitiden ( Leberzirrhose, Leberfibrose ) Definition Leberentzündung bleibt trotz Ausbleiben weiterer Noxeneinwirkung bestehen, verschlimmert sich weiter betroffen sind v.a. mittelaltrige Hunde ( 6 Jahre ) Einteilung der CH nach histologischen Kriterien: reaktive einfache chronische Hepatitis ( klingt nach Wegfall der Noxe ab ) chronische aktive ( progressive ) Hepatitis z.B. chronische Kupferspeicherkrankheit chronische Cholangiohepatitis granulomatöse Hepatitis ( parasitär, systemische Mykosen, bakteriell ) Endstadien von chronischen Hepatitiden : Leberzirrhose, Leberfibrose Chronische aktive progressive Hepatitis ( CAH ) Definition chronische, progredient verlaufende Leberentz. auch als chronisches Leberentzündungssyndrom oder idiopathische chronische Hepatitis bezeichnet Rassedisposition: Dobermann, American Spaniel, Cockerspaniel, West Highland White Terrier, Labbi Pathogenese Ursachen immunolog. Störung ( Autoimmunprozess ) vermutete primäre Noxen sind Virusinfektionen ( CAV-1 ) eventl auch Medikamente Schädigung der Hepatozyten Freisetzen von Zytokinen+Antigenen Aktivierung von Lymphozyten und Plasmazellen gegen die Zellmembarn der Hepatocyten gerichtete Immunreaktion bei der Zelllyse werden weitere Antigene frei Zytokine und Komplementaktivierung zytotoxische Lymphyzytenreaktion 123 setzt neue zelluläre Antigene frei usw. Nekrosen und Entzündung ruft Proliferation der Mesenchymzellen hervor einsetzende ungeordnet ablaufende Regeneration Fibrose oder Zirrhose Symptome anfangs symptomlos später Apathie, Anorexie, PD, Erbrechen eventl Hämatemesis, Abmagerung, Durchfall, Melaena selten Ikterus durch Fibrose oder Zirrhose portaler Hochdruck und Ascites Labor AP, Bilirubin, Glukose und Harnstoff Hypalbuminämie, Hypofibrinogenämie, Hyperglobulinämie leichte Anämie DD chronische Cholangiohepatitis Gallebgangsobstruktionen Tumoren Leptospirose kongenitale portosystemische Shunts, Lebergranulome, Cu-Speicherkrankheit des Bedlington Terriers Diagnosesicherung: Klinik, Sono, immer Bestätigung durch histologische Bioptatuntersuchung Behandlung Flüssigkeitstherapie Prenisolon p.o. als Versuch, dann ausschleichen der Dosis Enzephalopathie-Leberdiät Ampicillin wegen Abwehrschwäche Ursodesoxycholsäure bei intrahepatischer Cholestase Verabreichung von Zinkpräparaten Prognose leichtgradige Fälle gut aggressive und fortgeschrittenene Fälle sowie beim weiblichen Dobermann-Pinscher schlecht Chronische Kupferspeicherintoxikation des Bedlington Terrier = chronisch aktive progressive Hepatitis Auftreten und Pathogenese autosomal, rezessiv vererbter Defekt einer verminderten Cu-Ausscheidung führt zu lysosomaler Cu-Akkumulation und fortschreitend chronisch-aktiver Hepatitis beginnt als latente Form im Welpenalter kann auch in abgeschwächter Form bei West Highland White und Sky Terriern auftreten meistens chronisch-progressiver Verlauf mikro-oder makronodulärer Zirrhose und Aszites bei mittelaltrigen Hunden ( etwa 6 Jahre ) Symptome Apathie, Lethargie, Anorexie, Erbrechen bei schwerem Verlauf intravasale Hämolyse, Ikterus, Exitus innerhalb von 72h bei chronischem Verlauf Abmagerung, Aszites, Schübe von Anorexie und Erbrechen, Leberverkleinerung Labor ALT gelegentlich, AP, siehe CAH Diagnosesicherung Leberbiopsie, Histologie mit quantitativer Cu-Bestimmung Therapie züchterische Maßnahmen in akuten Krisen: 1-2mg/kg Prednsiolon, D-Penicillamin, Vitamin C und parenteral Flüssigkeit, Diät Prognose ungünstig in schweren Fällen 124 Leberlipidose Definition = eine durch Stoffwechselstörungen beingte sekundäre Hepatose Pathogenese physiologischerweise kommt es zu einer übermäßigen Fetteinlagerung in die Leber bei Methionin-Mangel können die Triglyzeride nicht mobilisiert werden zur Mobilisierung ist Cholin und seine chemische Vorstufe, das Methionin notwendig Symptome keine, außer Hepatomegalie, meist Symptome der Primärerkrankungen wie DM, Fettsucht DD Glukokortikoidhepatipathie Diagnosesicherung Leberbiopsie Therapie Diät Prognose abhängig von Ätiologie, meist günstig Leberzirrhose, Leberfibrose Definition LZ eingeleitet durch Leberzelluntergang und chronische Entzündung Umbauprozess Fibrose, knotige Parenchymregeneration, Bdgw-wucherung, narbige Schrumpfung auch Umgestaltung der Zirkulation ( ohne Restitution einer funktionalen Architektur ) regenerative Knoten komprimieren Lebersinusoide, Gallengänge, noch gesundes Parenchym Cholestase, Hypoxie, Leberzelluntergang selbst unterhaltender, unaufhaltsam fortschreitender Prozess LF mäßige extrazelluläre Bindegewebsneubildung und Atrophie der Leberzellen ohne Parenchymregeneration LZ und LF unspezifische Endstadien chronischer entzündlicher Hepatopathien Symptome Symtomentrias Aszites, Hämatemesis, Meleana Apathie, Anorexie, PD, Erbrechen, Abmagerung, Durchfall zuerst Hepatomegalie oder tumorartige Veränderungen, später Leberverkleinerung Labor ALT, AP, Gallensäuren, Hypalbuminämie DD chronisch aktive Hepatitis Diagnose Symptome, Ultrasonographie, Leberbiopsie ( aber meist nicht mehr notwendig ) Therapie symptomatisch, um die kurze Überlebenszeit zu verbessern Prognose Euthanasie nach mehreren Tagen 4. Portosystemische Shunts Definition angeboren oder erworben funktionierende venöse Verbindung zwischen Pfortader und systemischen Venen Vena cava oder eventl. Vena azygos mit Umgehen der Lebervenen und Lebersinusoiden angeboren intrahepatisch gelegen offen gebliebener Ductus venosus oder abnorme extrahepatische Verbindungen als einzelne Vene oder Gefäßplexus Rassedisposition bei Zwergschnauzern, Irischen Wolfshunden, Cairn Terriers unter 2 Jahren erworben immer extrahepatisch meist im Nierenbereich aus mehreren Gefäßen bestehend Entstehung bei Pfortaderhypertonie und vermehrter Durchblutung durch vasoaktive Substanzen werden vorbestehende Kurzschlüsse geöffnet als Komplikationen bei chronischer Hepatitis und Leberzirrhose bei mittelaltrigen Hunden Folge : Hepatoenzephalopathie 125 Symptome Symptome einer Hepatoenzephalopathie Depression bis Koma, Drangwandern, Blindheit, Ataxien usw. bei erworbenen Shunts Symptome einer chronischen Hepatitis Labor Serum-Gallensäuren DD nicht-hepatisch bedingte ZNS-Störungen Hypoglykämie, hyperosmolares Syndrom bei DM urämische Enzephalopathie Sauerstoffmangel des Gehirns bei Arrhythmien Epilepsie, Hydrozephalus Futterallergie schwere Darmparasitosen Diagnosesicherung Ausschluss anderer Erkrankungen mittels Gallensäurenbelastungstest Serum-Amoniakbestimmung Ammonuimtoleranztest Ultraschalluntersuchung Darstellung des Shunts sicher! Laparatomie ( Ligierung von erworbenen Shunts bei Vorliegen einer Zirrhose Kunstfehler!! ) mesenteriale Portographie zur Darstellung eines intrahepatischen Shunts Vorlagern des Mesenteriums Einführen eines Katheders in eine Jejunalvene Fixieren mit 2 Ligaturen mit heparinisierter NaCL-Lsg. spülen Abdomen verschließen laterolaterale Rö-Aufnahme machen 1ml/kg iodiertes Kontrastmittel ( z.B. Iopamidol ) als Bolus injizieren nochmalige Rö-Aufnahme Umlagern, ventro-laterale Aufnahme machen S-förmige dilatierte Gefäßschleife ist typisch für offenen Ductus venosus Pfortader verzweigt sich nicht in der Leber in viele kleine Äste, sondern bildet einen Gefäßstrang schließt sich direkt an die hintere Hohlvene an Therapie Notfalltherapie bei Hepatoenzephalopathie-Symptomen dauerhafte HE-Behandlung mit Diät, Laktulosegabe usw chirurgischeinzig erfolgversprechende Maßnahme ( Schwierig bei Shunts in Form eines Gefäßplexus ) Prognose Schlecht bei intrahepatischen Shunts wegen hoher postoperativer Mortalität gut bei konservativer Behandlung Labordiagnostische Leberparameter Bedeutung der Leberparameter: 1. Leberzellen zerstört ALT, AST, GLDH , eventl. LDH 2. Galleproduktion / Gallenblase beeinträchtigt AP, GGT, Cholesterin 3. verminderte Syntheseleistung der Hepatozyten Blutspiegel von Albumin, Harnstoff, Glukose, Cholesterin, Cholesterinesterase verlängerte Gerinnungswerte infolge reduzierter Produktion von Gerinnungsfaktoren 4. Metabolismus ( hepatozelluläre Aufnahme, Verarbeitung und/oder Ausscheidung) beeinträchtigt Blutspiegel von Bilirubin, Gallensäuren, Ammoniak 126 nicht-hepatische Störungen, die die Leberparameter verändern: 1. Schwere Anämie 2. entzündliche Magen-Darm-Erkrankungen, Proteinverlustenteropathie 3. DM 4. schwere Zahnveränderungen 5. Hypoadrenokortizismus, Hyperadrenokortizismus, Hypothyreose 6. Schock, Rechtsherzinsuffizienz, Perikardtamponade 7. Septikämie 8. schwere Mangelernährung 9. Splenitis, akute Pankreatitis 10. Autoimmunerkrankungen wie AIHA 11. Phenobarbital-, Phenylbutazon-, Phenytoin-, Glukokortikoidtherapie u.a. Medikamente 12. große extrahepatische Tumoren Leberprofiltest (Screeningtest) = Basislabordiagnostik Blutstatus, Harnstatus, Plasmaproteine ( Albumine, Globuline, eventl. Fibrinogen ) Harnstoff, Kreatinin, Blutglukose, Serumbilirubin, ALT, AST, AP, GLDH, GGT, Serumcholesterin ALT = Alanin-Amino-Transferase oder Serum-ALT ( SALT ), früher GPT zytoplasmatisches leberspezifisches Enzym Referenz : 40-70 I.E./l ( bis zu 3fache Erhöhung ist leichtgradig ) Aktivitätsanstieg durch diffuse Hepatozytenläsion ( nicht aber bei fokalen Prozessen ) bei chronischen Leberzellschäden, extrahepatische Gallengangsobstruktion, Pankreatitis, Sepsis bei schwerer Leberzellnekrose normaler ALT-Wert bei AST spricht für Muskelschaden AST = Aspartat-Amino-Transferase oder Serum-AST ( SAST ), früher GOT nicht leberspezifisch, in großen Mengen auch in Skelett- und Herzmuskel und Erys zytoplasmatisches mitochondriales Enzym Referenz : 25-50 I.E./l AST spricht vorerst für Leberzellschaden ( mit Muskelschäden einhergehende AST sehr selten) beweisend für Leberzellschaden ist aber nur AST und ALT GLDH = Glutamatdehydrogenase mitochondriales Enzym zusätzlich zur ALT-Bestimmung, da hohe Sensitivität und Spezifität in 85% der Fälle eine Leberzellnekrose und Hepatitis anzeigend Referenz: 6 I.E./l bereits leichte GLDH-Erhöhung ist signifikant bei geringgradigen Leberzellschäden wie Hepatitis, Gallestauung, Rechtsherzinsuffizienz, Hypoxämie, bei nichthepatischen fieberhaften Erkrankungen oder Pankreatitis Anstieg auf > 18 I.E. ist ein zuverlässiger Hinweis auf schwere Leberzellnekrose AP = Alkalische Phosphatase oder Serum-AP ( SAP ) Bildung in den Gallengangsepithelien als Reaktion auf Cholestase und/oder proliferative Entzündung Bildung v.a. auch bei Glukokortikoidgabe extrahepatische Bildung in aktivierten Osteoblasten z.B. bei wachsenden Hunden geringe Spezifität, deshalb nur in Kombination mit AST- und ALT-Bestimmung Referenz altersabhängig bis 6.LM < 400I.E./l, bei Welpen sogar höher bis 12. LM < 250 I.E./l 1-8 Jahre 110 I.E. 8 Jahre 120-180 I.E./l leichter AP beim Junghund durch Skelettwachstum oder Knochenerkrankungen sehr hoher Anstieg ( bis 40fache Werte ) bei extrahepatischer Cholestase und arzneimittelbedingt z.B. durch Antiepileptika, Glukokortikoide, Phenobarbital, Primidon, Phenytoin 127 GGT = Gamma-Glutamyl-Transferase memrangebundenes mikrosomales Enzym hohe Spezifität ( 90% ) sicheres Indiz für Galleabflussbehinderung bei hepatobiliären Erkrankungen, extra- und intrahepatischer Cholestase, hepatotoxischen Prozessen, Fibrose und Zirrhose mit Cholestase, Pankreatitis mit Leberbeteiligung, Glukokortikoidtherapie ( auch endogene Glukokortikoiderhöhung ), nicht aber durch Antiepileptika GGT steigt langsamer an als die AP Referenz: < 5 I.E./l LDH = Laktat-Dehydrogenase mikrosomales multilokuläres Enzym Referenz: <60 I.E./l bei Hämolyse oder Neoplasien SDH ( = Sorbit-Dehydrogenase, relativ leberspezifisch ) und leberspezifische Cholesterinesterase Referenz : 2500 I.E./l nur in bestimmten Fällen Funktionelle Lebertests Serumbilirubinbestimmung 80% des Serumbilirubins stammen aus dem Hämoglobinabbau in der Leber mit Hilfe der Serumbilirubinbestimmung kann man 3 Leberfunktionen untersuchen: Aufnahme des unkonjugierten Bilirubin I aus dem Blut durch die Hepatozyten Konjugation zum wasserlöslichen Diglukoronid ( Bilirubin II ) Ausscheidung von den Hepatozyten in die GallenkapillarenDarm Referenz : 5µmol/l, ab 25-50µmil/l wird Hyperbilirubinämie klinisch als Ikterus sichtbar Ursachen massiv gesteigerter Hämoglobinanfall ( hämolytischer Ikterus ) Verminderung der Aufnahmefähigkeit der Hepatozyten für Bilirubin I aus den Sinusoiden gestörte Konjugation oder gestörte Abgabe des Bilirubin II in Gallenkapillaren ( hepatischer Ikterus ) bei Cholestase ( posthepatischer Ikterus ) DD: Hyperbilirubinämie durch Fettmobilisation nach starkem Hungern Blutammoniakbestimmung Entstehung der Hyperammonämie beeinträchtigte Hepatozytenfunktion verminderte Entgiftung Anstieg von Eiweißabbauprodukten Ammoniak, biogene Amine, Phenole, Mercaptane, GABA, andere Toxine Hepatoenzephalopathie-Syndrom Zum Nachweis eines portosystemischen Shunts, bei akutem oder chronischem Leberversagen ( Lebernekrose, -zirrhose ) Nüchtern-Referenz: <60µmol/l Gesamt-Gallensäuren-Spiegel: Gallensäuren = Abbauprodukte des Cholesterins gestörte Hepatozytenfunktion erfolgt eine verminderte Extraktion der Gallensäuren aus dem Pfortaderblut Erhöhung der Gallensäuren-Spiegel im venösen Blut bei Cholestase ist die Gallensäurenexkretion in die Gallenkanalikuli vermindert Indikationen: Leber- und Gallengangerkrankungen ( v.a. portokavale Shunts, Cholestase ) Nüchtern-Referenz: <5µmol/l in zweifelhaften Fällen Postprandialtests ( Belastungstest, die Konjugations / Clearance-Rate von endogenen Metaboliten oder exogen zugeführten Testsubstanzen ist dann vermindert ) Bromosulfophtalein-Test : obsolet 5mg/kg Bromosulfophtalein i.v., nach 30min Blutspiegel messen bei 5-10% Retention muss ein Leberschaden vermutet werden 128 Harnapparat Urinuntersuchung Harngewinnung 1. Spontanharn vorher Präputium oder Vagina desinfizieren steriles Auffangbehältnis am besten Mittelstrahl verwenden bei Trübung oder Hämaturie 2-Gläser/3- Gläserprobe (Anfangs/Mittel/Endharn) => Veränderung in Harnröhre: besonders Anfangsharn betroffen => Harnblasenveränderung: besonders Endharn betroffen => Nieren/Harnleiterveränderung: alle Proben gleich betroffen 2. Katheterisieren 3. Harnblasenpunktion Harnuntersuchung 1. Harnmenge Normwerte: Hund 25-40 ml/kg/d, Katze 20-30 ml/kg/d 2. Harntransparenz 3. Harnfarbe 4. spezifisches Gewicht 5. chemische und mikropskopische Untersuchung Bilirubin, Glucose, Hb, Ketonkörper, Nitrit, pH, Protein, Urobilinogen, Sediment 6. bakteriologische Untersuchung Analyse von Kristallen und Harnsteinen im Sediment Kohlensaurer Kalk (Kalziumcarbonat) Braune, radiär gestreifte Kugeln physiologisch bei Pflanzenfressern auch im alkalischen Fleischfresserurin Oxalsaurer Kalk (Kalziumoxalat) Briefkuvertform auskristallisiert im Pferdeharn, physiologisch Schwefelsaurer Kalk (Gips) Rechteckige Platten physiologisch im sauren oder angesäuerten Harn Phosphorsaurer Kalk physiologisch im alkalischen Harn bei Hunden mit Osteomalazie, Osteodystrophie und Rachitis Tripelphosphat, Struvit (Magnesium-Ammoniak-Phosphat) Sargdeckelform weist in frischem Harn auf ammoniakalische Gärung hin mit anderen Befunden, Hinweis auf eine Zystitis in sich zersetzendem Fleischfresserurin nie in gesundem Pferde/Rinderharn Harnsäure Rotbraune Körner hauptsächlich in saurem Fleischfresserurin bei Pflanzenfressern nach längerem Hunger oder Fieber Urate, Hippursäure, Zystin, Leuzin und Tyrosin-Kristalle können auf Blasensteinbildung hindeuten Harnfarbe rötlich oder schmutzig-rotbraun Hämaturie zellhaltiger Harn bei Entzündungen/Tumoren des Harntraktes, hämorraghischen Diathesen.. rosarot-klar, lackfarben durch Futterinhaltsstoffe oder Arzneimittel bei leichten Hämoglobin oder Myoglobinbeimengungen 129 dunkelbraunrot-schwarz starke Myoglobin/Hämoglobinausscheidung Muskeldystrophie, Verbrennungen, akute hämolytische Anämie Gallefarbstoff bei Verschlußikterus Harntrübung diffuse Trübung durch Epithel- und Blutzellen, Bakterien, Urate, Phosphate, nichteitrige Entzündung eitrig-flockige Trübung Pyelonephritis Urolithiasis beim Hund = Harnblasensteine Ätiologie unklar, mögliche Ursachen sind Übersättigung des Harns mit harnsteinbildenden Kristalloiden Konkremententstehung und Kristallisationskerne (Leukozyten, Erythrozyten) Erreger wie E.coli, Proteus, Klebsiellen spalten Harnstoff Alkalisierung Phosphatbildung Steine Häufigkeiten Struvit: Zwergschnauzer, Cockerspaniel Ca-Oxalat: Zwergschnauzer, Lhasa Apso Urate: Dalmatiner (Harnsäure) Silikate: DSH Cystin: Dackel nur Struvit, Ca-Oxalat und Urat sind radioaktiv erkennbar Symptome Polyurie, Pollakisurie, Strangurie Hämaturie, Anurie, Lecken an Vulva/Penis Palpation: pralle, harte, schmerzhafte Blase, Steine selten palpierbar Bauchschmerzen, Anorexie, evtl. Erbrechen Diagnose Röntgen: Abdomen in 2 Ebenen Ultraschall: Nieren, Ureteren, Harnblase, Urethra Labor: post operationem Urinstatus rotes und weißes BB Harnstoff und Creatinin DD Neoplasie granulomatöse Infektion Therapie medikamentell: Allopurinol Urohydropulsion Labordiagnostische Nierenparameter zuerst Harngewinnung s.o. Harnuntersuchung : Menge ( Polyurie > 80-100ml/kg/d, Oligurie < 6ml/kg/d ) Farbe, Durchsichtigkeit, Geruch pH-Wert ( 5-7,5 ) spezifisches Gewicht 1015-1040, alte Tiere haben meist geringeres spezifisches Gewicht als jüngere chemische US mit Teststreifen auf Protein, Blut... 130 Protein Proteinurie Indikator für Nephropathien, kann aber auch extrarenal bedingt sein Durchführung Harnstreifentest spricht vorwiegend auf Albumine an Sulfosalizylsäuretest, Biuret falsch-positive Ergebnisse bei stark alkalischem Urin physiologische oder temporäre extrarenale Ursachen starke Anstrengung Herzinsuffizienz, DM Fieber, Anämie, Unterkühlung, Allergien, Austrocknung Medikamente wie Antibiotika, Sulfonamide pathologische renale Proteinurie erhöhte Glomerulumpermeabilität Einschränkung der tubulären Proteinrückresorption pathologische extrarenale Proteinurie Überangebot von kleinmolekularen glomerulumgängigen Proteinen überfordern Rückresorptionskapazität Bence-Jones-Proteinurie = Paraproteinurie bei Plasmozytom oder Lymphom postrenale Proteinurie Entzündung des Nierenbeckens und der ableitenden Harnwege Prostatitis, Uterus- und Vulvaerkrankungen hochgradige Proteinurie bei >10g/l Glomerulonephritis Amyloidose nephrotisches Syndrom Pyelonephritis Tumoren, Hydronephrose, Immunerkrankungen quantitative Beurteilung Proteinverlust anhand UPr/C-Quotient UPr/C-Quotient = ( g Protein/l Harn ) / ( g Kreatinin/l Harn ) normal <0,6 erhöht >1 bei >10 nephrotisches Syndrom Blut Makrohämaturie mit bloßem Auge erkennbar Gerinnungsstörungen, Traumata, Nierentumoren, Leptospirose, Septikämien Mikrohämaturie im Lichtmikroskop 5 Erys pro Blickfeld bei 400er Vergrößerung ) iatrigen durch kräftige Blasenpalpation, Katheterisierung, Zystozentese starke körperliche Anstrengung Glomerulonephritis, Tubulusnekrose Parasiten venöse Stauung, Milztorsion, DIC Verteilung der Hämaturie stärkste Hämaturie zu Beginn der Miktion Urethrasteine, Tumor, Prostatitis ungleichmäßig verteilte Blutbeimengungen, die sich gegen Ende der Miktion verstärken Urolithiasis infektiöse oder medikamentöse Zystitis Blasentumoren, Traumata gleichmäßig über die Miktion verteilte Hämaturie Nierenblutung 131 Hämoglobin, Myoglobin lassen sich anhand des Streifentests nicht unterscheiden Plasma oder Serum untersuchen bei Hämoglobinurie gleichzeitig Hämoglobinämie Ursachen der Hämoglobinurie massive intravasale Hämolyse z.B. bei Blutparasitenbefall, Lorchelvergiftung, Unverträglichkeit von Bluttransfusionen bei Myoglobinurie Serumkreatinkinase als Folge des Muskelschadens, z.B. Traumata, Muskelerkrankungen, Hyperthermie Glukose spezifisches Gewicht ( > 1030 ), Blutglukosespiegel ( >4-5mmol/l ) DM spezifisches Gewicht , Blutglukosespiegel normal renale Glukosurie ( Tubulusdefekt ) spezifisches Gewicht normal, temporäre Glukosurie Stress, Diabetes-Frühstadium Ketonkörper Ursachen Hungern, persistierendes Fieber, Leberfunktionsstörungen bei Ketonurie + Hyperglykämie DM Bilirubin in 20-60% der normalen Proben nachweisbar mehrmaliges Fehlen von Urobilinogen totaler Gallengangsverschluss ( posthepatischer Stauungsikterus ) Leukozyten erhöhte Granulocytenzahl = Pyurie physiologisch: <3 Leukozyten pro mikroskop. Gesichtsfeld ( 400er Vergrößerung ) alles darüber spricht für aktive Entzündung in Niere oder Harnblase bei Spontan- oder Katheterharn : Prostatitis, Urethritis, Uterus- oder Scheidenentzündung Bakterien normalerweise sind Bakterien in Spontan- und Katheterharn zu finden, nicht aber in Zystozenteseharn entscheidend : Geschlecht, Harngewinnungsmethode, Bakterienart und Anzahl pro ml frischen Urins Rüden: >100.000/ml spricht für Infektion ( bei der Hündin sind 100.000/ml normal ) Harnzylinder Definition abgeschwemmte Ausgüsse der Lumina der Henle-Schleife oder distaler Nierentubuli zylindrisch, bestehen aus Mukoproteinen, Albumin-, Fett- oder Zellbeimengunngen je alkalischer der Urin, desto unbeständiger die Harnzylinder >2 hyaline Harnzylinder pro Gesichtsfeld ( 400 Vergr. ) tubulointerstitielle Schädigung CAVE chronische Nierenerkrankungen = hier sind keine Harnzylinder zu finden! hyaline Harnzylinder Proteinurie granulierte Harnzylinder Tubulusepithelschäden ( Nierentoxizität, Ischämie ) Harnzylinder mit Leukozyten Pyelonephritis Erythrozyten-Harnzylinder Glomerulonephritis, Nierenblutung, Infarkt Blutuntersuchung Untersuchung von Hkt Blutausstrich Blutchemie mit Serumharnstoff/Kreatinin, K, Ca, P, Na, Cl Totaleiweiß, Serumalbumin, Serumglukose, Serumcholesterin Serumelektrophorese nephrotisches Syndrom, Amyloidose, systemische Neoplasien ( Myelom ) 132 Leukozytose bei entzündlichen, infektiösen und immunbedingten Nephropathien bei sekundären Nierenerkrankungen mit anderer Grundursache selten bei Blasen- oder Harnwegsinfektionen akute und chronische Urämien Granulozytose und Lymphopenie Azotämie Retention von N-haltigen Schlackenstoffen im Blut Harnstoff-, Kreatin- und Kreatinin-N, Aminosäuren-, Allantoin, Harnsäure-N; tritt auf bei erhöhte Harnstoffproduktion in der Leber vermehrte Kreatininproduktion bei Muskelabbau verminderte Harnstoff/Kreatininausscheidung durch die Niere Referenz Harnstoff 7-8,3 mmol/l Kreatinin 133 mmol/l Erhöhung verminderte GFR durch prärenale Faktoren Reduktion von Blutvolumen und Blutdruck erhöhter onkotischer Druck renale Faktoren Nierengefäßverschlüsse Verluste von Glomerula verminderte Nierenkapillarenpermeabilität postrenale Faktoren Obstruktion, Verletzung der ableitenden Harnwege Harnstoff- und Kreatininspiegel verlaufen meist parallel Hyperphosphatämie korreliert mit dem Ausmaß des verlorenen Parenchyms bei Niereninsuffizienz erst bei schwerer Hyperphosphatämie infolge eines sekundären renalen Hyperparathyreoidismus Referenz: 1,2-1,7mmol/l Serumkalziumspiegel Referenz 1,2-1,8mmol/l erniedrigt bei Niereninsuffizienz erhöht bei tertiärem Hyperparathyreoidismus und reduzierter GFR Serumkaliumspiegel Referenz 3,5-5mmol/l erhöht bei Oligurie (akute NI+Endstadium der chronischen NI ) und bei Anurie ( verstärkt bei Azidose ) Serumnatriumspiegel Referenz 140-155mmol/l erniedrigt bei polyurischer Niereninsuffizienz 133 Störungen des Säure-Basenhaushaltes Puffer Gemisch einer schwachen Säure und ihrer konjugierten Base innerhalb bestimmter Grenzen gegen pH-Schwankungen relativ unempfindlich Puffersysteme können die pH-Änderung in Abhängigkeit ihrer pK-Werte innerhalb bestimmter Grenzen mindern durch nachfolgende Funktionsangleichung von Lungen/Nieren wird ursprünglicher Status angestrebt Puffersysteme Hydrogencarbonat-Kohlensäure-System Wichtiger Puffer der EZR vom pK-Wert (6,1) betrachtet wenig effizient, aber durch "offenes" System mit simultaner Lungen/Nierenanbindung beträchtliche Kapazität Bicarbonat: HCO3¯ + H+ ↔ H2CO3 ↔ H2O+CO2 Phosphat-Puffer-System v.a. im IZR und im Harn Hydrogenphosphat: HPO4 ²- + H+ ↔ H2PO4¯ Knochen bei akuter und chronischer Azidose H+-Ionen aus EZR reagieren mit austauschbarem CaCO3 an Skelettoberfläche Freisetzung von Ca2+ und HCO3- im EZR (Phosphat-Ion bleibt im Knochen) Hämoglobin/Hämoglobinat Hämoglobin: beachtliche Kapazität durch Imidazolgruppe desoxygeniertes Hämoglobin: Hb¯ + H+ ↔ HHb oxygeniertes Hämoglobin: O2Hb¯ + H+ ↔ O2HHb Proteinat/Protein Proteine im EZR/Plasma wirken meist nur bei Übersäuerung, da sie als Anionen vorliegen Pr- + H+ ↔ HPr Regulation durch Beteiligung verschiedener Systeme: chemische Puffer alveoläre Ventilation der Lunge renale Funktionen Regelgröße= H+-Ionen-Konzentration H+-Produktion/Aufnahme Über CO2 aus dem oxidativen Metabolismus (Citratzyklus/Atmungskette) CO2 + H2O =>H2CO3 => H+ + HCO3¯ Über H2SO4/H3PO4 aus dem oxidativen Abbau S- und P-haltiger AS (Fleischfresser) H+-Produktion als Folge von Pufferverlust HCO3¯ -Ausscheidung über die Nieren HCO3¯ -Verlust im Kot (Durchfall!) HCO3¯ -"Verlust" über den Speichel (Wiederkäuer) Hypoventilation führt zu einem CO2-Anstieg und damit verbundenem H+-Anstieg H+- Abgabe/Verbrauch über CO2 über Atmung: Beschleunigung (Hyperventilation) o.Vergrößerung (Hypoventilation) der CO2-Abgabe H+ + HCO3¯ => H2CO3 => CO2↑↑ + H2O als H+ Nieren: renale Komponente durch Ausscheidung von H+ oder HCO3¯ mit dem Harn Überführung organischer Salze (Citrat, Aconitat) in deren Säuren (Pflanzenfresser!) 134 Säure-Basen-Gleichgewicht bei Neugeborenen ist labil aufgrund renaler und pulmonaler Adaptionsprozesse (Organreifung) begrenzte Kapazität der Puffersysteme hohe Stoffwechselintensität Aus Laborwerten diagnostizierbare Störungen sind: CO2-Retention* = respiratorische Azidose *Rückhaltung CO2-Depletion* = respiratorische Alkalose *Verminderung HCO3¯- Depletion = metabolische Azidose HCO3¯- Retention = metabolische Alkalose Metabolische Azidose ↑H+ + HCO3¯ => H2CO3 => H2O + CO2 Ätiologie Niereninsuffizienz (Retention organischer Säuren, Verlust von Bicarbonat) Verlust alkalischer Flüssigkeit aus MDT: Durchfall, Ileus, Speichelfluß Exzessive Säurezufuhr Diabetis mellitus (erhöhte Fettverbrennung, übermäßige Ketonkörperbildung) Hepatopathien (Laktatbildung) anaerober Stoffwechsel: Hypoxie, Schock, starke Muskelarbeit >Laktat, Ketone (ß-Hydroxybuttersäure) parenteraler Proteinabbau Anorexie zu starke Chloridinfusion Symptome pH < 7,36 BE erniedrigt pCO2 normal bis erhöht H2CO3 erniedrigt Formen Additionsazidose Ketoazidose Laktationsazidose erhöhte Säurebildung im Pansen orale Aufnahme oder Infusion von Säuren Subtraktionsazidose ungenügende Pufferung des Panseninhaltes durch Speichelmangel enteraler Basenverlust bei Diarrhoe Dünndarmvomitus (Ausscheidung alkalischer Stoffe ≠ Magenvomitus) Retentionsazidose renale Azidose ungenügende Elimination der H+- Ionen bei Niereninsuffizienz Verdünnungazidose iatrogen Kompensationsmechanismen respiratorisch Stimulation des Atemzentrums durch niedrigen Blut-pH Stimulation von Rezeptoren in Aorta und Carotissinus Hyperventilation CO2-Abatmung => Vorraussetzung: Bereitstellung ausreichender Mengen HCO3¯ aus den Nieren renale Steuerung H+- Elimination/Sekretion mit gleichzeitiger Resorption von HCO3¯ /Pufferbasen chemische/intrazelluläre Pufferung H+-Aufnahme in Zellen bei renaler Azidose zusätzlich H+-Elimination durch Vomitus (NH3-induziert) 135 Therapie oral Ca und Na-Citrat (K+ nur bei Mangel) parenteral NaHCO3-Infusion (1,4%, 4,2%, 8,4%) BE x kgKM x 0,3 =Bedarf (8,4%) evtl. Tris-Puffer (THAM) Metabolische Alkalose ↓H+ + HCO3¯ <= H2CO3 <= H2O + CO2 Ätiologie Magenvomitus oder nach Abhebern von Mageningesta (HCl-Verlust) erhöhte Alkalizufuhr (iatrogen) Kortikoidkonzentration ↑ (Cushing, iatrogen) Hypokaliämie durch Saliuretika, intrazellulärer Kaliummangel Leberinsuffizienz (basische Abbauprodukte erhöht) Hypochlorämie Symptome pH >7,44 H2CO3 erhöht BE erhöht pCO2 normal (evtl. erhöht) Berechnungen: Säurebedarf in mmol = (BE+5) x kgKM x 0,2 Cl-Bedarf in mmol = (Cl(soll) – Cl(ist)) x kgKM x 0,2 Formen Additionsalkalose Subtraktionsalkalose (Magenvomitus) Kompensationsmechanismen pulmonale Steuerung (CO2-Rentention) renale Steuerung (H+-Rückresorption) intrazelluläre Pufferung (H+-Abgabe gegen K+) Therapie enterale NaCl-Applikation NaCl- Infusion (isoton) evtl. KCl oder L-Arginin-Hydrochlorid-Infusion Respiratorische Azidose ↑Co2+ H20 => H2CO3 => H+ + HCO3¯ Ätiologie primäre Lungenerkrankungen Verminderte Abatmung bei Lungenemphysem, Obstruktionen, zentrale Hypopnoe CO2-Vergiftung Lungenödem und Herzinsuffizienz mechanische Atmungsbehinderung (Hydro/Pneumothorax, Myasthenia gravis) Atemdepression ( Morphium, Barbiturate, Anästhetika, Gehirntrauma) Symptome Zyanose und vermehrte Ventilationsstörung pH <7,38 pCO2 erhöht HCO3¯ normal H2CO3 erhöht BE erniedrigt (oder erhöht) Hypertonie, Tachykardie, Miosis evtl. Somnolenz, gesteigerte Erregbarkeit, Koma Therapie Grunderkrankung behandeln, Broncholytika-Applikation maschinelle Beatmung um Atmung zu verbessern (Vorsicht mit Infusionen!) 136 Respiratorische Alkalose ↓Co2+ H20 <= H2CO3 <= H+ + HCO3¯ Ätiologie Hyperventilation (psychogen) cerebrale Erkrankung (Hyperventilation bei Fieber, Bakteriämie, Hypoxie, Enzephalitis, Medikamenten) Symptome pH > 7,44 pCO2 erniedrigt HCO3¯ normal H2CO3 erhöht BE erhöht cerebrale Störungen (Ataxie) Therapie Sedierung Atmen in Plastikbeutel Beurteilung des Säure-Basen-Haushaltes durch Kontrolle des venösen Blutes pH- normal: Hund= 7,36-7,44 ; Katze= 7,21-7,35 respiratorische Parameter (pCO2, pO2) > pCO2 x 0,03 = H2CO3 metabolische Parameter (HCO3¯, SBC, BE) Störungen im Wasser- und Elektrolythaushalt sind keine Erkrankungen, sondern haben immer exogene Ursachen Elektrolyte: Salze, Säuren, Basen EZR: vorrangig Na+ mit Cl- und HCO3¯ IZR: vorrangig K+ mit HPO4²-, Proteinen und SO4²Osmolalität osmotische Werte in osmol bzw. mosmol/kg Lösungmittel/H2O Summe aller gelösten osmotisch wirksamen Teilchen Plasma: 290-310 mmol/kg H2O Urin: > 975mmol/kg H20 isoton: 290-310 mmol/kg H20 (Synovia, Magensaft, Pankreassaft, Galle, Liqour, Darmsaft) hyperton: > 320 mmol/kg H2O (Urin und EZR) hypoton: <270 mmol/kg H2O (Schweiß, Speichel) Homöostase: Isovolämie, Isotonie, Isoionie, Isohydrie (pH-Wert) Regelung des Volumens und der Osmolalität durch Bilanzierung der Wasseraufnahme mit der Nahrung durch Flüssigkeitsabgabe über Urin, Fäces, Atemluft und Haut Regulation durch Kombination von hydrostatischem und osmotischem/onkotischem Druckgradienten Elektrolyt-Verhältnisse werden durch die Niere reguliert (Isoionie) => bei allen Abweichungen ist zwischen Bilanzstörung und Verteilungsstörung zu unterscheiden Abkürzungen: IZFR/IZR: intrazellulärer Flüssigkeitsraum IZFV: intrazelluläres Flüssigkeitsvolumen EZFR/EZR: extrazellulärer Flüssigkeitsraum EZFV: extrazelluläres Flüssigkeitsvolumen ISRF: interstitieller Flüssigkietsraum IVFR: intravasaler Flüssigkeitsraum Regulationsmechanismen für Isovolämie und Isotonie IVFR sympathisches Nervensystem Renin-Angiotensin-Aldosteron-System RAAS Arginin-Vasopressin-System atriales natriuretisches Peptid ANP/ANF 137 Sympatisches NS Steigerung der Herzfrequenz Präkapilläre Vasokonstriktion Stimulation der Na/K-ATPase Na(Cl)- Rückresorption im proximalen Tubulus H2O-Rückresorption Osmolalität erniedrigt Bludruckabfall (arterielle Rezeptoren) Sympatikusaktivierung Renin-Angiotensin-Aldosteron-System RAAS Renin (juxtaglomerulärer Apparat) => Angiotensin I => ACE => Angiotensin II Vasokonstriktion (Blutdruck erhöht) Stimulation der Aldosteronsynthese = Hormon der Na(Cl)-Bereitstellung! Stimulation der Na/K-ATPase Na(Cl)-Rückresorption erhöht K-Sekretion erhöht Aktivierung der Ionenpumpe zu Na-Abgabe in EZFR Arginin-Vasopressin-System (AVP/ADH) AVP (Hypothalamus) => Ausschüttung (HHL) = Hormon der H2O- Bereitstellung! H2O-Rückresorption Vasokonstriktion (Blutdruck durch Vasopressin) Hypernatriämie atriales natriuretisches Peptid ANP/ANF Ausschüttung bei Hypernatriämie im rechten Vorhof Hemmung der NA/K-ATPase = Hormon der Na-Ausscheidung! Na(Cl)- Ausscheidung erhöht ( aus EZFR) Na-Retention im IZFR Na(Cl)-Resorption im Darm erniedrigt Ungleichgewichte im Wasserhaushalt Erhaltungsbedarf: 40-60 ml/kg/d für Adulte und 60-100 ml/kg/d für Welpen Dehydratation und Hyperhydratation immer aufs EZFR bezogen Diagnose Hautturgor, spez. Harngewicht, Hkt, Serumosmolalität, Serumelektrolyte, Blutgase Urinabsatz, Flüssigkeitsverluste, Apathie, Schwäche, Durst, Tachykardie Dehydratationszustände (Hypovolämie) isotone Dehydratation Flüssigkeitsmangel, kein Wassermangel (Verlust von reinem Plasma) Plasmaosmolalität und Natriumkonzentration sind unverändert Hkt und Gesamtprotein sind normal hypertone Dehydratation Wassermangel, Durstexsikkose (Vomitus, Diarrhoe, Schwitzen...) erhöhte Plasmaosmolalität Hypernatriämie, leichte Hkt und Gesamtproteinveränderungen beim Versuch die Isoosmolalität herzustellen kommt es zur intrazellulären Dehydratation hypotone Dehydratation Salzmangelexsikkose Hyponatriämie durch renale (NNR-Insuffizienz Aldosteron↓ gestörte tubuläre Rückresorption von Na) Na-Verluste enterale Wasser und Na-Verluste unzureichende Elektrolytzufuhr osmotische Diurese (iatrogener Diabetes) übermäßige Wasseraufnahme (intrazelluläres Ödem) 138 Erhöhung des intrazellulären Volumnes bis zum Ausgleich des Druckgradienten Versuch die Isoosmolalität wiederherzustellen intrazelluläre Hyperhydratation extrazelluläre Dehydratation Hkt und Gesamtprotein sind erhöht, Schockgefahr Ursachen fehlende Futteraufnahme, gedämpftes Appetit/Durtszentrum bei systemisch kranken Tieren erhöhter Verlust durch Polyurie, Erbrechen, Durchfall, Fieber, Hecheln, Verbrennungen, große Wunden Grad der Dehydratation in % der KM und Symptome: 5% geringe Dehydratation kaum exsikkotisch kaum veränderte Nahrungsaufnahme 5-7% ggr.-mgr. Dehydratation Hautturgor reduziert, Bulbi etwas eingesunken beginnende Inappetenz wenig erhöhte KRZ (2-3sec) Hkt und Plasmaproteine erhöht beginnende metabolische Azidose mit respiratorischer Kompensation 8-10% mgr.-hgr. Dehydratation "Zeltbildung", Bulbi tief eingesunken Inappentenz und Anorexie deutlich erhöhte KRZ Trägheit, trockene SH beginnender Schock metabolische Azidose mit respiratorischer Kompensation >10% hgr. Dehydratation Verstärkung der exsikkotischen Symptome hochgradige Schockgefahr, komatöser Zustand Gefahr des Exitus letalis Hyperhydratationszustände isotone Hyperhydratation Volumenausdehnung des EZR (IZR unverändert) bei Infusionsfehlern (zuviel isotone Lösung, Überschreitung renaler Ausscheidungskapazität) Niereninsuffizienz Herzinsuffizienz (HZV↓Deutung als FlüssigkeitsmangelGegenregulationH2O-Rückresorption↑) Leberinsuffizienz Symptome Ödeme, Ergüsse hypertone Hyperhydratation Hypervolämie (zuviel H2O) mit Hyperosmolalität (zuviel Na+) Entwässerung der Zellen durch exzessive hypertone Na-Zufuhr (Infusion) orale Aufnahme (Meer/Salzwasser) gestörte Na+-Ausscheidung (Hyperaldosteronismus oder Niereninsiffizienz Anurie, Oligurie) Folgen der zellulären Exsikkose bei Überwässerung: Ödembildung bei zerebraler Beeinträchtigung Lungenödem, Hypertonie Vomitus, Diarrhoe extreme Herzbelastung 139 hypotone Hyperhydratation "Wasserintoxikation" Überschuß an freiem Wasser mit erniedrigter Plasmaosmolalität Volumina aller Kompartimente sind vergrößert, durch übermäßige Trinkwasserzufuhr (Verdünnungshyponatriämie) Infusionsfehler verminderte Wasserausscheidung Niereninsuffizienz NNR-Insuffizinez (Aldosteronmangel) psychogene Polydipsie ("nephrogener washout") Symptome Gehirnödem (Bewußtseinstrübung, Krämpfe, Koma) Salivation, Vomitus, Diarrhoe Ödeme klinisch feststellbare Veränderung des EZR (Interstitieller Raum) am häufigsten in Form der isotonen Hyperhydratation Ursachen erhöhter Kapillardruck infolge Vasodilatation (Entzündungen, Hitze) Flüssigkeitsretetion im Körper (HI, LI, NI) erhöhte Kapillarpermeabilität (Toxine, Allergene, Hypoxie, Entzündung) verminderter intravasaler onkotischer Druck (Hunger, LI, NI) Therapie Bei isotoner Dehydratation 0.9%ige NaCl-Lösung Ringer-Laktat-Lösung Vollelektrolytlösung Bei hypertoner Dehydratation 5%ige Kohlenhydratlösung Halbelektrolytlösung Bei isotoner Hyperhydratation Wasser- und Na- Elimination (Furosemid) osmotische Diurese Diarrhoe provozieren durch Parrafinöl Körperhöhlenpunktion (CAVE: meist gehen hier eiweißhaltige Flüssigkeiten ab) Bei hypertoner Hyperhydratation verminderte Na-Zufuhr Wasser- und Na-Elimination (Aldosteronantagonisten, Diuretika) evtl. 5%ige KH-Lösung + Diuretika Bei hypotoner Hyperhydratation Ursache behandeln Wasserrestriktion hypertone NaCl-Lösung i.v. (IZFR-Entwässerung) Wasserausscheidung Störungen des Elektrolythaushaltes Natrium: wird fast ausschließlich im Darm absorbiert und über den Harn ausgeschieden Reorption im Tubulus zu 99% möglich Serumkonzentration: 140-155mval/l beim Hund, 145-160mval/l bei der Katze, im IZR ca 12mval/l Gesamtgehalt an Na+ ca. 60 mmol/kgKM Ursachen einer Hyponatriämie: Unzureichende Aufnahme renaler Verlust durch Diuretika, Nephropathie, Hyperadrenokortizismus extrarenaler Verlust im Darm, Harnwege, Verbrennungen, Wunden, Peritonealdialyse und Chylothorax 140 Verdünnung durch Hyperaldosteronismus, Herzinsuffizienz, nephrotisches Syndrom Lebererkrankung psychogener Polydipsie, ADH-Mangel Hyperglykämie und Mannitolapplikation Ursachen einer Hypernatriämie: Diabetes insipidus, Diabetes mellitus Hitzschlag, hohe Umgebungstemperatur, Fieber, Verbrennungen unzureichender Wasserzugang (ZNS, Gebrechlichkeit) Diarrhoe, Erbrechen osmotische Diurese, Niereninsuffizienz Kalium: H+ wird im distalen Tubulus gegen K+ ausgetauscht Gesamtgehalt an K+ ca. 50 mmol/kgKM K Ruhemembranpotential wird negativ Erregbarkeit nimmt ab schlaffe Lähmung K Ruhemembranpotential vermindert Erregbarkeit nimmt zu bei Schwellenwert Dauerrepolarisation und Muskellähmung Hyperkaliämie Ursachen: Kalium-Infusion (Penicillin-Kalium) Akute und chronische NI Kaliumsparende Diuretika (Spironolactone) oder Amilorid Hämolyse Verbrennungen Hypoadrenokortizismus Hyperaldosteronismus postrenale Insuffizienz durch Harnwegsobstruktion oder Zerreißung Verschiebung des Kaliums ins EZR bei Azidose zelluläre Freisetzung aus katabolem oder verletztem Gewebe Hyperthermie Symptome Allgemeine Schwäche Zeichen einer Herzinsuffizienz Herzrythmusstörungen EKG-Veränderungen: hohe, spitze, schmalbasige T-Wellen (K+ mäßig erhöht) QRS verbreitert, T hoch und breit (K+ stark erhöht) Neurologische Symptome: sensible Störungen (Parästesien) schlaffe Paresen Metabolische Azidose Therapie Azidosebehandlung (NaHCO-Infusion, evtl. Ca-Gluconat als Gegensteuerung zur Herzinsuffizienz) Einschränkung der Kaliumzufuhr (kein Fleisch, Gemüse, Obst) Kationenaustauscher (peroral, rektal) Alt-Insulin-Infusion und Glucose Hämo/Peritonealdialyse 141 Hypokaliämie Ungenügende Zufuhr: Mangelernährung, Infusion K+freier Lösung Resorptionsstörungen im MDT Gastrointestinale Kaliumverluste: Vomitus und Diarrhoe Renale Kaliumverluste: Polyurische Phase bei akuter/chronischer NI, Saluretika Hyperaldosteronismus: Morbus Cushing, Kortikoidapplikation Coma diabeticum nach Einleitung der Insulintherapie Hypomagnesämie Symptome Allgemeine Schwäche (Müdigkeit, Apathie, Somnolenz) Zeichen einer Herzinsuffizienz Herzrythmusstörungen Sinustachykardie Extrasystolen AV-Überleitungsstörungen (I.-III. Grades) Kammerflattern/flimmern EKG-Veränderungen: Senkung von ST Gastrointestinale Symptome Magen-Darm-Atonie mit Obstipation Paralytischer Ileus Neurologische Symptome Muskelschwäche Reflexminderung Harnblasenlähmung Metabolische Alkalose Niere: Einschränkung der Konzentrationsfähigkeit Therapie Kaliumreiche Kost Kaliumtabletten Kaliumsubstitution i.v. => (Ksoll-Kist) x kgKM x 0,3 = Bedarf in mmol/Tier bei Morbus Cushing evtl. Aldosteronantagonisten Zystitis Ätiologie Infektiös/Bakteriell: E.coli Proteus mirabilis Streptokokken udn Staphylokokken Pseudomonas Klebsiellen Sekundär/selten Candida albicans Mycoplasmen Nichtinfektiös/Begünstigend: verminderte Harnmenge, Harnentleerungsstörungen (Lähmung, Obstruktion v.a. Katze) Epithelläsion (Katheter, Konkremente, Trauma) pH-Erhöhung über 6 Erkrankungen des Genitalapparates chemische Substanzen (Cantharidin, Terpentinöl, Bismut, Cyclophosphamid) Immunsuppression einschließlich FeLV oder FIV Glukosurie Symptome Unterscheidung zwischen Pyelitis, Ureteritis und Urethritis, oft gleichzeitig Prostatitis, Kolpitis Inkontinenz, Hämaturie, Tenesmus vesicae Pollakisurie (oft und wenig), Dysurie (erschwert), Strangurie (Zwang und Brennen), palpatorisch kleine, derbe Harnblase, evtl. schmerzhaft 142 Harn evtl. getrübt und dunkel mit SH-Fetzen und Eiterflocken, oft stechender Geruch (Ammoniak) letzte Tropfen (Terminalurin) blutig Zeichen für Lokalisation in der Harnblase erste Tropfen blutig Zeichen für Lokalisation in der Harnröhre/ Geschlechtsorgane Diagnose Klinik UrinUS pH alkalisch, ggr. Proteinurie, Makrohämaturie vermehrtes Harnsediment, vermehrt Plattenepithelien, Leukozyten, Erythrozyten und Salze Katheterurin > 10hoch5 Bakterien/ml => Infektion Röntgen: Ausschluß von Urolithiasis und Blasentumoren Diagnose besonders bei bullöser Zystitis wabig aufgehellte, verdickte Blasenwand (Bakterien-Gasbildner) Ultraschall: nur bei gefüllter Harnblase aussagekräftig vermehrte Echos bei Zellen wie Erys, Leukos, Bakterien scharfe Echos bei Kristallen Unterstützung bei Zystozentese DD akute Pyelonephritis Prostatitis Ureteritis Prognose akute infektiöse und unkomplizierte Entzündungen der Harnwege limitieren sich vielfach selbst akute Entzündung unter Behandlung günstig bei Komplikationen zweifelhaft, chronische Entzündungen zweifelhaft Therapie Streßvermeidung, Wärmeapplikation AB nach Antibiogramm über 2-3 Wochen (evtl. 6), auf pH-Wirkungsoptimum achten Ansäuern des Harns mit Ammonium chloratum (3-4x/d, Dosierung nach Wirkung) Blasenspülung durch viel Flüssigkeitsaufnahme oder mittels lauwarmer physiologischer NaCl-Lösung und anschließender Instillation von Antibiotika Nephrotisches Syndrom Definition Glomerulopathie ( entzündliche bis degenerative Krankheit des Glomerulums ) oder Nierenamyloidose glomeruläre Verluste von Albumin Proteinurie, Hypoalbuminämie, Hypercholesterinämie und Ödembildung Ätiologie und Pathogenese der Glomerulopathien : 1. Immunkomplexbedingte Glomerulonephritis ( TypIII-Immunreaktion ) = Antigen-Antikörper-Reaktion Ursachen bei Infektionskrankheiten: FeLV, FIP, Katzenschnupfenkomplex, Hcc Ehrlichiose, Leishmaniose, Dirofilariose, Borreliose, Bakteriämie, Endokarditis familiär bedingt: Dobermann, bestimmte Katzenfamilien idiopathisch entzündlich: Pyometra, Polyarthritis, Prostatitis, Pankreatitis, LE, Dermatitis der Katze neoplastisch hormonell: Cushing, DM extrarenal gebildete, zirkulierende Immunkomplexe werden infolge Antigenüberschuss in den Glomerula abgelagert statt im RES phagozytiert 143 2. 3. Folge Aktivierung von Komplement chemotaktische Anziehung von Neutrophilen und Makrophagen geben Sauerstoffradikale und lysosomale Enzyme frei Schädigung des Glomerulums durch diese Vorgänge werden Mediatoren und Zytokine aktiviert Thromboxan führt zur Thrombozytenaggreagation und zieht weiter Neutrophile an Leukotriene Anlockung von Neutrophilen und Proliferation der Bindegewebszellen beide verursachen Gefäßkonstriktion im Glomerulum Ischämie und Hypoxie Bindegewebsproliferation Verdickung der Basalmembran durch Mesangiumproliferation erhöhte glomeruläre Permeabilität Folgen Proteinurie mit Hypoalbuminämie Abfall des intravasalen onkotischen Drucks Ödembildung bei länger bestehender Glomerulitits Hyalinisierung und Sklerose des Glomerulums ( irreversibel ) Verlust von AntithrombinIIIHyperkoagulabilität es entsteht eine Form der chronischen Niereninsuffizienz Hypercholesterinämie und Hyperlipidämie Folge verminderter Utilisation und vermehrte Synthese in der Leber autoimmunbedingte Antibasalmembran-Glomerulonephritis Antigen-Antikörper-Reaktion Ak sind aus unbekannten Gründen gegen Antigene auf Basalmembran gerichtet sehr selten ( und wenn nur bei Hund und Pferd auftretend ) Pathomechanismus wie bei Immunkomplex-GN idiopahische Glomerulonephritis Ätiologie und Pathogenese der Nierenamyloidose Definition nicht entzündliche, vorerst glomeruläre, später ischämische tubuläre Störung kommt durch extrazelluläre Ablagerung von Amyloid in den Nieren zustande Folgen: Proteinurie durch Basalmembranveränderungen Amyloidablagerung in den Gefäßen und der Basalmembran der Nierentubuli interstitielle Nephritis, Verödung der Glomeruli und Niereninsuffizienz am häufigsten idiopathische Amyloidose paraneoplastische Formen bei chronisch immunvermittelten Entzündungen Symptome: bleibt im Anfangsstadium meist symptomlos wie bei chronischer NI PU/PD, Gewichtsverlust, Dehydratation, Leistungsabfall, Erbrechen, Schleimhautulzera, Foetor ex ore subkutane Ödeme ( v.a. am Kehlkopf, an Unterbrust ) Aszites Urämie, eventl. Azotämie Hypertonie Erblindung ( Netzhautablösung, Papillenödem, Netzhautblutungen ) Hyperkoagulabilität (durch Antithrombinverlust, Thrombozytenaggreagation) Gefahr der Lungenthrombembolie Schrumpfniere peroidisch Durchfälle Labor: massive Proteinurie ( >3,5g/d ), eventl. Mikrohämaturie Harnspezifisches Gewicht 1025 und darunter Hypercholesterinämie Hypoalbuminämie, Hyperlipidämie 144 Diagnose : Symptome, Labor, eventl. Nierenbiopsie DD HypoproteinämieMalabsorption ( hier aber alle Proteinfraktionen erniedrigt, es besteht Durchfall ) enterale Lymphangiektasien Leberzirrhose Rechtsherzinsuffizienz Therapie: symptomatisch mit körperlicher Schonung Diät hochwertiges Eiweiß mit EI oder Quark Vitaminversorgung Omega-3-Fettsäuren, P- und Kochsalzreduktion Applikation P-bindender Mittel Anabolika CAVE bei Glukokortikoiden Erfolg nicht zweifelsfrei nachgewiesen außerdem verursachen Glukokortikoide einen erhöhten Eiweißkatabolismus Verstärkung der Thromboembolietendenz und Magen-Darm-Ulzera-Bildung erhöhte Infektanfälligkeit Fortecor ( ACE-Hemmer ) oder Vasotop zur Reduktion der glomerulären Perfusion Diuretika: Spironolacton oder Furosemid zur Ergussausschwemmung CAVE Infusionwegen Ödemrisiko vorsichtig zu verabreichen Prognose: langfristig ungünstig Niereninsuffizienz 1. Chronische Niereninsuffizienz ( CNI ) Definition ein allmählich auftretendes progredientes, unheilbares klinisches Syndrom geprägt durch eingeschränkte Fähigkeit der Nieren harnpflichtige Substanzen auszuscheiden den Wasser-, Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushalt zu regulieren die endokrinen Funktionen zu erfüllen bei klinisch manifester CNI sind bereits 65-75% aller Nephrone ausgefallen häufige Erkrankung, betrifft v.a. ältere Tiere ( >7 Jahre ), eine der häufigsten Todesursachen alter Hunde Ursachen primäre oder sekundäre Nephropathien wie GN, Pyelonephritits, tubulointerstitielle Nephritis, hyperkalzämische Nephropathie Amyloidose, angeborene Nephropathien, Nierensteine ektopische Ureteren, inkomplette Harnwegsobstruktion entwickelt sich oft aus einer idiopathischen, chronischen, interstitiellen Entzündung prärenale Faktoren ( Dehydratation, Stress, Infektionen, Traumata ) Destabilisierung der CNI akute Schübe ( DD zu ANI ! ) Stadien symptomloses Latenzstadium / Stadium der reduzierten Reserve = Stadium der vollen Kompensation die noch vorhandenen Nephrone können den Ausfall kompensieren bei >50% Ausfall leicht verminderte GFR Harnstoff und Kreatinin sind noch normal, leichte Polydipsie vorhanden Stadium der kompensierten Retention leichter Harnstoff- und Kreatininanstieg milde Urämiesymptome Stadium der dekompensierten Retention fortgeschrittene Niereninsuffizienz mit mäßigen Urämiesymptomen Harnstoff, Kreatinin 145 terminales Stadium fortgeschrittene Urämie nur noch durch Dialyse zu beeinflussen Pathogenese unaufhaltsamer Verlust an Nephronen (auch nach Wegfall Ursache nicht mehr zu stoppen) Schrumpfniere, Leistung der verbleibenden Nephrone wird quantitativ gesteigert massive kompensatorische Hypertrophie der Restnephrone außerdem erhöhter glomerulärer Blutdurchfluss, gesteigerter tubulärer Stoffwechsel, Phospathretention Gerüstsklerose, Fibrose, Tubuluszerstörung Schädigung der Nierentubuli und Sammelrohre gestörte Rückresorption von Wasser, Elektrolyten, Nährstoffen verminderte Transportfähigkeit gestörte Sekretion von harnpflichtigen Substanzen (H-Sekretion Metabolische Azidose ) Verminderung der endokrinen Nierenfunktion Abfall der Erythropoetinproduktion evtl. KM-Insuffizienz gesteigerte Reninfreisetzung herabgesetzte Umwandlung von Vitamin D3 zu Vitamin D Calciferol Calciferol geringere Ca-Aufnahme aus dem Darm Plasma-Ca-Spiegel sinkt gesteigerte Parathormonsekretion ( sekundärer renaler Hyperparathyreoidismus ) infolge verminderter renaler P-Ausscheidung stiegt das Plasma-P an verstärkt Senkung des Ca-Spiegels Mobilisation von Ca und P aus dem Knochen Entmineralisierung und Weichteilverkalkung renale Osteodystrophie besonders am Gesichtsschädel und bei jungen Hunden sekundärer Hyperparathyreoidimus verstärkt zusätzlich durch den hohen P-Spiegel die Blutazidose beeinträchtigt Gehirn-, Herz-, Muskel-, Leukozytenfunktion Symptome URÄMIE ( Harnvergiftung ) PU/PD, Nykturie, Dehydratation, Erbrechen, Durchfall blasse und verwaschene Schleimhäute durch Anämie im Endstadium Anurie und urämische Krise, terminal Hypothermie Mundhähle urämischer Mundgeruch, Erosionen in Mundhöhle und an Zungenspitze ( urämische Stomatitis ) braune und schmierige Beläge auf den Zähnen urämische Enzephalitis Apathie, Benommenheit, Tremor, Pruritus, erhöhte Erregbarkeit bis hin zu Tetanien, epileptische Anfälle oder Koma Entmineralisierung des Skeletts ( Knochenbrüchigkeit, Gummikiefer, Zahnlockerung ) Hypertonie durch Reninerhöhung ( selten mit Linksherzhypertrophie oder Retinaablösung ) Diagnose BlutUS normozytäre, normochrome Anämie, eventl. Leukozytose UrinUS blasse Urinfarbe, spezifisches Gewicht < 1025 oder Isosthenurie saurer pH, leichte Proteinurie, vereinzelt Harnzylinder, inaktives Harnsediment Blutchemie Azotämie, Serum-P ( > 3,2mmol/l ) Hyperkalzämie, Hyperglykämie Sono verminderte Nierengröße, Schrumpfniere, Verkalkungen Nierenvergrößerungen Amyloidose, Hydronephrose, Tumoren 146 das Parenchym ist bei CNI hyperechoisch, Rinde verschmälert und schlecht abgrenzbar DD akute Niereninsuffizienz prä- oder postrenale Formen der Urämie (hier fehlen PU/PD, Anämie, niedriges spezif. Gewicht ) Glomerulonephritis (hier Proteinurie, Hypalbuminämie, Hypercholesterinämie und Ödeme ) Pyelonephritis (aktives Harnsediment, Pyurie, unregelmäßige Nierenform ) DM, Hyperadrenokortizismus, Diabetes insipidus renalis Prognose langfristig immer ungünstig Therapie: Infusionen: NaCL und Glukose abwechselnd mit Ringer-Laktatlösung min.Harnprod. von 2-3ml/kg/h gegen Erbrechen zentrale Antiemetika Metoclopramid, Meclozin Chlorpromazin antazide schleimhautschützende Präparate Sucralfat, Cimetidin, Ranitidin . Azidosebekämpfung Na-Bikarbonat Milderung der Anämie, Knochenmarkstimulation Anabolika wie Nandrolondecanoat reichliche Vitaminversorgung ( B-Komplex, Vitamin C ) Diätfutter Prescription Diet k/d, Nephritis Diet hausgemachte Diät (gekochtes Ei, Hackfleisch , Reis oder Eierteigwaren, Kochsalz ) mgr. Eiweißrestriktion Eiweiß soll außer zur Bedarfsdeckung nicht für Energiebedarf sein (sonst Harnstoffanteil) verminderte P-Aufnahme uneingeschränkte Wasserzufuhr Schonung, Vermeidung von Stress bei fibröser Osteodystophie Ca- und VitaminD3-Supplementieurng mit Ca-Laktat 200 oder Ca-Glukonat und Calcitriol ACE-Hemmer Benazepril oder Ramipril bei Hypertension, nicht mehr als 3% NaCl im Futter Antibiose nur bei bestehender Infektion 5fache Penicillindosis, zehnfache Tetrazyklin- und Aminoglykosiddosis keine Glukokortikoide! weil katabole Wirkung! bei dekompensierter Retention( Harnstoff >20 mmol/l, P > 2,4 mmol/l ) und schwerer Klinik Euthanasie oder aber Therapieversuch mit Diurese und Elektrolytinfusion über 2-3 Tage 2. Akutes Nierenversagen / Niereninsuffizienz ( ANI ) Definition klinisches Syndrom innerhalb von h bis wenige Tage hgr Abnahme der GFR, Azotämie, Urämie, oft auch Oligonurie Vorkommen relativ selten, potentiell reversible Erkrankung Pathogenese renale, prärenale und postrenale Ursachen renale Ursachen sind meist nicht zu beheben Folge akuter Durchblutungsstörung ischämische Parenchymläsionen, Tubulusnekrose diese bewirkt sekundär Glomerulumschäden 3 Phasen Phase der Schädigung ( latente Phase ) Phase des manifesten renalen Schadens Phase der Restitution 147 Ursachen der ANI: 1. prärenal ( zirkulatorisch, ischämisch ) Blutdruckabfall (Schock, Blutverlust, Narkose, Herzinsuffizienz, NNR-Insuffizienz, Hitzschlag ) Volumenmangel (Erbrechen, Durchfall, Verbrennungen, Unterkühlung, Ileus, Sepsis, Peritonitis) Gefäßverschlüsse ( Thromboembolien, DIC, Endokarditis ) Störung der Autoregulation ( NSAID, ACE-Hemmer, Röntgenkontrastmittel ) 2. renal endogene Toxine (Ileus, Peritonitis, Pankreatitis, Pyometra, Hämolyse, Hyperbilirubinämie) exogene Toxine (Schwermetallverbindungen, AB, VitaminD-Überdosierung, Zytostatika, Glucantim) akute Nephritis (Leptospirose, Sepsis, Pyelonephritis, akute GN, Vaskulitis, Staupe, Hcc) 3. postrenal ( Harnrückstau ) obstruktive Uropathien (Harnsteine, Abszesse, Tumoren, Granulome, Blasenlähmung, Traumata Ruptur der ableitenden Harnwege (Harnresorption, Blasenruptur, Harnleiterrupturen ) Symptome meist klassische Urämiesymptome ohne PU/PD, Nierenpalpationsschmerz, Oligoanurie (2-0 ml/kg/h) keine Anämie, keine Abmagerung! normale Nierengröße! Fieber bei entzündlichen Prozessen, Hypothermie bei toxischer ANI unspezifisch: Tachypnoe, Bradykardie Diagnose BlutUS Hkt normal oder , Leukozytose HarnUS spezifisches Harngewicht <1020 bei renaler, >1035 bei prärenaler ANI leichtgradige Proteinurie, leichte Glukosurie, Hämaturie bei renaler ANI Harnstoff und Kreatinin ( renal und postrenal ) Hyperkaliämie, durch Erbrechen maskierte metabolische Azidose ( renal ) Rö Blasenruptur, Harnsteine, Prostataveränderungen Niere ( normale Niere spricht für ANI und gegen den akuten Schub einer CNI ) DD akuter Schub einer CNI Prognose prärenal gut ( Hundeniere unempfindlich gegen Ischämie und Minderperfusion ) postrenal langfristig ungünstig Renal ungewiss, bei eintretender Anurie fast immer infaust Therapie bei Vergiftungen Antidot Wasser- und Elektrolythaushalt korrigieren Antiemetika Korrektur der Hyperkaliämie durch NaCL 0.9% Infusion von 1-2mmol/l NaHCO3/kg ( um Kalium in den Intrazellulärraum zu verschieben ) Altinsulin: 0,5 I.E. /kg i.v. , dann Glukoselösung 10% 15ml/kgi.v. Wiederherstellen des Säure-Basen-Gleichgewichtes ( Behandlung der metabol. Azidose ) Menge an NaHCO3 = 0,3 * KG * Basendefizit langsam infundieren Nierendiät ( mit mittlerem Eiweißgehalt ) Antibiose: richtet sich nach der Infektion, Nierenverträglichkeit, Ausscheidung Wiederingangsetzen der Nierenfunktion ( Ausschwemmen der harnpflichtigen Substanzen ) Furosemid 2-4mg/kg i.v. Dopamin 2-5µg/min als Mischinfusionslösung ( mit NaCl und Glukose ) bei immer noch ausbleibender Diurese Dopamin verdoppeln, Furosemid nachgeben letzte Möglichkeit : peritoneale Dialyse 148 Endokrinologie D. insipidus Definition und Vorkommen Ausscheidung großer Mengen von hypotonem normalem Harn seltenes Vorkommen andere Polydipsie-Ursachen sind häufiger vermehrtes Auftreten bei älteren Hündinnen Katze extrem selten (nur zentrale Form), meist junge Tiere Formen des Symptoms DI centralis = DI neurohormonalis absoluter oder relativer ADH-Mangel (antidiuretisches Hormon) dessen Freisetzung wird über Osmo- und Volumenrezeptoren gesteuert DI renalis = nephrogener oder tubulärer DI fehlende Ansprechbarkeit der V2-Rezeptoren auf ADH (Resistenz) Lokalisation der Rezeptoren Epithelzellen der distalen Tubuli und Sammelrohre keine Permeabilitätserhöhung der Epithelzellen keine Rückdiffusion von Wasser ins Nierenmark Ursachen DI centralis: idiopathische/angeborene Form keine morphologischen Veränderungen symptomatische/sekundäre/erworbene Form Läsionen im Hypothalamus (Bildung) im Verlauf der hypothalamisch-neurohypophysären axonalen Bahnen (Transport) in der Neurohypophyse (Speicher) z.B durch Tumoren, Entzündungen, Traumen, Larva migrans und Schock DI renalis: fehlende Ansprechbarkeit der tubulären V2-Rezeptoren auf ADH angeborene/erworbene Nierenmarkdefekte Symptome Polydipsie >100ml/kg/d Polyurie(ZwangsPU) >50-90ml/kg Nykturie (nächtliches Wasserlassen) Hypostenurie= Harn wasserhell, Spezifisches Gewicht < 1,006 zu Beginn Hund oft rastlos (Wassersuche) und urinieren im Haus Inappetenz, Abmagerung, Somnolenz und Exitus infolge Kreislaufkollaps bei Tumoren im Hypothalamus Seh/Verhaltensstörungen bei fehlender Wasseraufnahme schnelle Exsikose Verlust der Harnkonzentration Diagnose Klinik BlutUS Hkt/Na/Plasmaproteinanstieg HarnUS Harnosmolalität <300mosm/l, spezifisches Harngewicht 1,001-1,007 direkte ADH-Messung, Normalwert 5,5-10pg/ml Stimulationstests 1. Durst-Konzentrationsversuch CAVE: nur bis max 3-6% Gewichtsverlust!! Messung: Urin: Volumen, spez. Gew., Osmolalität (mind 3x Blutosmolalität) Blut: Osmolalität (Normalwert: 290+- 5 mosm/kg), Na+, Hct Beurteilung: gesund: Harn: Volumen, spez. Gew, Osmolarität, Blut: Hämokonzentration unverändert krank Harn: keine Volumenreduktion, keine Anstieg des spez. Gew. oder der Osmolalität 149 2. Simulation des Durstzustandes Kochsalzinfusion und ADH-Injektion modifizierter Carter-Robbins-Test indirekte Differenzierung zwischen DI centralis und DI renalis 3. ADH-Stimulationstest 2,5%ige NaCl-Infusion Bestimmung der ADH-Plasmakonzentration prae/post 4. Carter-Robbins-Test 8h Flüssigkeitsentzug Harnsammelperioden von 15min bei gleichbleibender Harnausscheidung Tropfinfusion mit 2,5%NaCl-Lösung für 45min danach Injektion eines HHL-Präparates (1 IU Tonephin®) Gesund: NaCl-Infusion bewirkt ADH-Ausschüttung Diurese , Harnkonzentration zentraler D.i.: Diurese , Harnkonzentration renaler D.i.: keine Beeinflussung der Diurese Diffdiagnosen psychogene Polydipsie Niereninsuffinzienz Prognose gut bei nicht tumorös bedingtem zentralem D.i. ungewiß bei renalem D.i. Therapie beim Hund Bei zentralem DI: ADH-Analogon Desmopressin (Minirin®), Tropfen konjunktival/nasal (teuer!) Bei renalem DI: Thiaziddiuretika (Chlorthiazid und Hydrochlorthiazid) können ADH-Bedarf vermindern wg. Gefahr der Hypokaliämie K+Gaben, Eiweiß und Kochsalzarm füttern Therapie bei der Katze Vasopressin-Substitution: Pitressin 1-2 IU/Ktz alle 1-3d Desmopressin (teuer!) Hypochlorthiazid 4-8mg/kg 2x/d Chlorpropamid (Diabetoral®, Diabinese®) 30-40mg/kg Komplikationen Gleichzeitig bestehender Hyperkortisolismus oder Hyperthyreose beeinträchtigen ADH-Wirkung D. mellitus Definition absoluter oder relativer Insulinmangel durch unzureichende Bildung, Freisetzung oder Wirksamkeit Chronische Regulationsstörung insulinabhängige oder -unabhängige Entgleisung des Fett-, AS- und Glukosestoffwechsels Insulin: Peptidhormon in Langerhans´schen inseln : 75% ß-Zellen – Insulin 20% α- Zellen – Glucagon δ-Zellen – Somatostatin F(pp)-Zellen - Pankreaspeptid 150 Ätiologie: idiopathische, primäre Dm-Form Typ 1 = juveniler D.m. = insulinabhängiger Dm = Insulinmangel-Diabetes fehlendes oder niedriges Basisinsulin (Verlust von ß-Zellen, Hund häufigste Form) fehlende Insulinantwort Bei Katze: Inselzellamyloidose, Pankreatitis, Parvo Typ2 = insulinunabhängiger D.m. normales oder hohes Basisinsulin Insulinbedarf wegen Insulinresistenz erhöht verminderte Ansprechbarkeit der ß-Zellen (Insulinrezeptoren) auf erhöhten Glukosespiegel fehlende Antwort (Hd selten, Ktz bei Adipositas, Inselzellamyloidose) Sekundäre Dm-Formen Insulinmangel infolge Pankreaserkrankung Nichtpankreatogen infolge kontrainsulinärer Hormone = Endokrinopathien oder Exokrinopathien Steroiddiabetes bei Morbus Cushing Wachstumshormondiabetes der Hündin (Läufigkeitsdiabetes) Glukocorticoide Brunstunterdrückung bei Hündinnen Läufigkeitsdiabetes (Akromegalie-Diabetes) Gestagen vermittelt Wachstumshormonüberschuß Abnahme der Insulinkonzentration an Erfgolgsgeweben solange B-Zellapparat nicht irreversibel geschädigt, Stimulation der Insulinsekretion Hyperglykämie trotz erhöhtem Insulinspiegel (Abnahme der Insulinrezeptoren) Ursachen, Vorkommen unkastrierte Hündinnen 4x häufiger betroffen als Rüden (Zyklus, exogene Hormonzufuhr..) Rassedisposition: Pudel, Dackel, Drahthaar, Spitz erbliche Störung beim Keeshound Katze häufigste endokrine Erkrankung, ausgesprägte Geschlechtsdisposition Phänomen bei Katze: Streßhyperglykämie (Tierarztbesuch)> erhebliche Ausmaße Steuerung der Insulinfreisetzung: Stimulation: Glucose (AS, FFS, Ketonkörper) Hemmung: Hormone (ACTH, Cortison, Östrogen, Progesteron) Pathomechanismen chronischer Insulinmangel Hemmung/Aktivierung von Enzymen in der Leber und Peripherie weniger Eiweiß und Fettaufbau aus Glucose Postpandrial (nach Nahrungsaufnahme) verminderte Utilisation von Glukose, FS und AS in der peripheren Körperzellen verminderter Glukoseverbrauch in den Zellen Glukoseanstieg im Blut Überlastung der renalen Glukoseresorption (Schwelle 10mmol/l entspricht Hund 160mg/dl Glu im Blut) Glukoseausscheidung mit Harn: Polyurie, Glukosurie Damit verbundene osmotische Diurese Wasser/K+/Na+/Cl- Verluste Dehydrierung Polydipsie Ausserdem vermindert Insulinmangel tubuläre Na+Rückresorption und K+Aufnahme in Leber/Muskel Insulinmangel Enthemmung des Fettabbaus Überangebot an freien Fettsäuren in Leber werden FS Acetyl-CoA AcetoazetylCoA Acetat, Butyrat, Azeton =Ketonkörper reagieren sauer Ketoazidose und Ketonurie 151 Symptome Polydipsie, Polyurie (80-90%) Appetitverminderung (50%) Erbrechen und Abmagerung (40-50%) seltener Appetitsteigerung (30%), Durchfall (20%), Gewichtszunahme, Erblindung, Schwäche(<10%) Blutzuckeranstieg, Ketoazidose, Tachypnoe, Apathie, Exsikkose Katze evtl. Mund-SH-Ulzera, wenige Fälle manifeste Neuropathien (bärentatziger Gang), Ikterus Sekundär Leber/Nierenverfettung, extrarenale hypovolämische Niereninsuffizienz Harnstoffanstieg, Herzschäden, Katarakt, Immunschwäche, Dermatitiden, Zystitis, Haarausfall Exitus im Coma diabeticum Diagnose BlutUS Glukose: >7,2mmol/l (Norm: 3,5-5,6 mmol/l bzw. 55-110 mg/dl) Differentialblutbild, Plasmaprotein Blutharnstoff↑/Krea, Glukose↑, AP↑, SALT↑ Na↓, K↓, P Lipide, Cholesterin↑ HarnUS Glukose Ketonkörper weiterführende US Glukosetoleranztest Insulinbestimmung Säure-Basenwertbestimmung DD Dm bei Morbus cushing Verschieden Formen des Diabetes mellitus, ihre Diagnose und Behandlung Unkomplizierter Dm Anamnese bei Hündinnen Fragen nach letzter Läufigkeit bwz. Progesteronbehandlung Symptome s.o. Labor Glukosurie bei hohem spezifischem Harngewicht wiederholte Nüchternblutzuckerwerte >8,2mmol/l (150mg/dl) Leberenzyme erhöht evtl. Cholesterin/Harnstoffanstieg und Lipämie bei Katze; Anstieg von Fructosamin bei längerem Bestehen (Katze wichtig bei US: nüchtern+streßfrei) DD Primäre renale Glukosurie Medikamentenbedingte Hyperglykämie/Glukosurie DI chron. NI Cushing Lebererkrankung Prognose bei unkompliziertem Dm gut bei Hündinnen nach rechtzeitiger Kastration gut vorsichtig bei Progesteron-induziertem Dm ungünstig bei unbehandeltem Dm oder Junghunden oder Komplikationen (Ketoazidose, Nephropathie..) Behandlung Aufklärung des Besitzers lebenslange Therapie mit Injektion und Futteranpassung Fütterung Gewogene Futterration Diätfutter mit hohem RF/Ballaststoffanteil mit Frischfleischzusatz, dosiert nach KGW 152 Bewegung senkt Insulinbedarf, aber steigert den Hunger Insulineinstellung/substitution: Kenntnis der Insulinsorten und deren Wirkungzeiten Altinsulin: 6-8 Stunden NPH-Insulin: 18-24 Stunden Lente-Insulin: 18-33 Stunden Ultralente-Insulin: 24-26 Stunden bei unkompliziertem Dm am besten NPH-Insulin 1x/d zur gleichen Zeit (1 IE/kg) Fütterung ein Viertel der Tagesration 30 min nach Injektion Rest nach 8 Stunden SOMOGYI-Effekt insulininduzierte Hyperglykämie, posthypoglykämische Hyperglykämie stoffwechsellabile Patienten nachts Absinken auf hypoglykämische Werte massive hormonale Gegenregulierung (Adrenalin, Glukagon, Glukocorticoide, Wachstumshormone) morgens evtl. reaktive Hyperglykämie und Glukosurie CAVE: Nicht als Notwendigkeit zur Dosiserhöhung interpretieren Effekt ist wahrscheinlich, wenn Hypogylkämie eintritt, aber Glukosurie bestehen bleibt Komplikationen Insulinüberdosierung oder mangelnde Futteraufnahme können nach 7-8 Stunden zur Hypoglykämie führen (< 3,8mmol/l bzw. < 68 mg/dl) Symptome Nervosität, Tremor, Stupor, HF-Erhöhung, Nachhandschwäche Bewußtlosigkeit, (Konvulsionen) Therapie sofortige Verabreichung von Honig/Glukosesirup/Glukosepulver nach Erholung mehrere kleine Futtermengen nächster Tag Insulindosis um 1 IE/ kg reduzieren Praxis: Blutglucosebestimmung, Glukoseinfusion 50%, 5-10ml Komplizierte Dm-Formen Diabebetische Ketoazidose= Insulinmangel mit gesteigerter Glukagonaktivität Syptome: PU/PD, Gewichtsverlust, Polyphagie, Anorexie, Erbrechen Lethargie, Schwäche, Eksikkose, Hecheln, vertiefte Atmung, evtl. Bewußtlosigkeit und Koma obstsaurer Azeton-Atem Therapie: zeitaufwendig und teuer> Spezialklinik, löst andere Krankheiten aus (Pankreatitis, Pyomentra) Rehydrierung, Elektrolytausgleich, Azidosekorrektur Insulingaben i.m.: erst Kompensation mit NPH-Insulin, dann Altinsulin Nichtketotisches hyperosmolares diabetisches Koma Symptome Unruhe, Ataxie, Nystagmus, Zuckungen, Konvulsionen, Hyperthermie Exitus infolge respiratorischer Insuffizienz Therapie wie bei Ketoazidose, aber Insulin nur wenn Blutglucose durch Rehydrierung zu wenig abfällt Katze äußerst selten 153 GH/STH-Überschuss bzw. -mangel Hypersomatotropismus = Akromegalie Definition Wachstum von Weichteilen und Knochen im Adultalter infolge übermäßiger Synthese und Sekretion von STH ( somatotropes Hormon ) Selten auftretend keine Rassedisposition, meistens sind weibliche Tiere im mittleren Alter betroffen Pathogenese Ursache bei der Katze Hypersekretion in der Adenohypophyse durch Hypophysenadenom (v.a. ältere männliche Katzen ) Ursache beim Hund progesteroninduziert Vermehrte Bildung von Progesteron im Diöstrus vermehrte Bildung in der Milchdrüse exogen zugeführte Progestagene ( Läufigkeits-verhütung ) adenomatöse Hyperplasie und Hypertrophie der STH-sezernierenden Zellen der Hypophyse Wirkung von STH: sowohl katabol als auch anabol Knochen-, Knorpelwachstum Wachstum von Bindegewebe, Muskulatur Lipolyse Hyperglykämie Insulin-Antagonist Klinik Bildung von Hautfalten an Kopf und Hals Prognathia inferior erweiterte Interdentalspalten durch Verbreiterung des Kopfes die AKren werden dicker, länger und plumper inspiratorischer Stridor durch Einengung infolge Weichteilhyperplasie an Velum palatinum und Zunge Zunahme des Bauchumfanges (Polyphagie) Hypertrichosis ( selten ) Lahmheit Neigung zur Ausbildung eines Diabetes mellitus Katze daneben Gewichtszunahme hypertrophe Kardiomyopathie Organomegalie Arthropathien mit Bewegungsstörungen besonders DM Diagnose Anamnese, Klinik BlutUS Hyperglykämie erhöhte Leberenzyme Hyperphosphatämie, Hypercholesterinämie eventl. leichte Eythrozytose STH-Plasmaspiegel in Labor einschicken schnellstmögliches Abkühlen der Blutprobe auf 4°C, Versand nur eingefroren Beweisend Hund > 50ng/ml Beweisend Katze > 25ng/ml HarnUS Glukosurie Computertomographie Darstellung der vergrößerten Hypophyse DD Atemwegserkrankungen bei Stridor, Hyperadrenokortizismus ( Cushing ) 154 Therapie Hündin beenden einer Progesteronbehandlung bzw. Kastration bei spontanem Hyperöstrogenismus chirurg. Hypophysektomie bei kleineren Hypophysenadenomen als Therapie der Wahl Katze Hypophysenadenom Besztahlung mit radioaktivem Kobalt medikamentell bei der Katze Dopaminantagonist Bromocriptin STH-Antagonisten-analoges Präparat Ocreotide ( Sandostatin® ) kann Plasma-STH-Spiegel senken Prognose ohne Behandlung infaust ( meist Tod durch Herzinsuffizienz, Nierenversagen, Expansion des Tumors ) mit Therapie günstig die Weichteilhyperplasie ist nach 6-8 Wochen reversibel STH- Mangel = Hyposomatotropismus 1. Kongenitaler Hypersomatotropismus = Zwergwuchs Definition Wachstumsretardierung infolge angeborenen Mangels an STH = hypophysärer oder proportionierter Minderwuchs Vorkommen selten, hauptsächlich DSH ( autosomal-rezessiv vererbt ) Katze erkrankt selten Von besonderer Bedeutung ist gleichzeitiger Mangel an TSH und ACTH hypophysäre Hypothyreose und Hypoadrenokortizismus Pathogenese Druckatrophie hormonproduzierender Zellen der Adenohypophyse durch Zysten (entstehen bei Entwicklung des Hypophysenvorderlappens aus der Rathke-Tasche) in ersten Lebensmonaten dominiert Beeinträchtigung des Längenwachstums durch STH-Mangel später Folgeerscheinungen durch TSH-, ACTH- und Gonadotropinmangel Klinik im Alter von 3-5 Monaten auftretend Wachstumsretardierung im Vergleich zu Wurfgeschwistern ABER: die Körperproportionen bleiben erhalten! Fehlendes Deckfell = sog. Babyfell Alopezie ( bilateral symmetrisch am Rumpf, an Hals und kaudal an den Hintergldm. ) Hyperpigmentierung Hautatrophie, Schuppen, Papeln, sekundäre Pyodermien Nach 1-2 Jahren : Apathie Reduzierte Lebenserwartung Diagnose klinisches Bild Rö verzögerter Epiphysenschluss Messung von STH unter Stimulation mit dem α2-Agonisten Clonidin ( oder auch Xylazin ) Durchführung: Basalwert von STH bestimmen (Inj. Clonidin , dann mehrmalige STH-Messung ) Bei kongenitalem H. kein Anstieg des STH, bei erworbenem H. beschränkter Anstieg DD Hypothyreose ( Kretinismus ) Hypoadrenokortizismus Pankreasatrophie Therapie Substitution mit STH ( 0,1 – 0,3 I.E./kg s.c. 3mal die Woche ) über etwa 4-6 Wochen Am besten geeignet ist porzines STH, aber ist nicht mehr erhältlich Rekombinantes humanes STH wenig effektiv (Ak-Bildung dagegen) Gleichzeitige Applikation von Thyroxin kann helfen CAVE: oftmals Rezidive ( besonders was die Alopezie betrifft ), vermutlich durch Ak Prognose Haarkleid und Alopezie können sich unter der Therapie verbessern Größenwachstum meist nicht mehr möglich Lebenserwartung auf 3-5 Jahre begrenzt. 155 2. Erworbener Hyposomatotropismus = Pseudo-Cushing des adulten Hundes Vorkommen selten auftretend bei Rüden jüngeren Alters ( 1-5 Jahre ) v.a. Chow-Chow, Zwergspitz, Samojede, Pudel, Keeshound, Airedale-Terrier Pathogenese vermutlich unbekannte Hormonstörung, die sekundär zu einer Suppression von STH führt Klinik Haarkleid- und Hautveränderungen: Alopezie außer an Kopf und Gldm. Leichte Ausziehbarkeit der Haare Hyperpigmentierung an den haarlosen Stellen Hautatrophie Diagnose Ausschluss aller anderen Endokrinopathien Messung des STH unter Clonidin- oder Xylazin-Stimulation CAVE: verminderte Stimulationsfähigkeit ist kein Beweis für primären STH-Mangel DD: andere mit Alopezie einhergehende Endokrinopathien Cushing Hypothyreose Geschlechtshormonabhängige Dermatosen ( Hypoandrogenismus, Hyperöstrogenismus..) Therapie STH-Substitution Applikation von Ketokonazol oder Mitotane Versuche mit Melatonin Prognose günstig, da keine systemischen Störungen vorliegen Rezidivrate aber hoch ( nach 1-3 Jahren ) die STH-Injektionen können ein DM auslösen Hyperadrenocortizismus (M. Cushing) Pathogenese : 1. Spontanes Cushing-Syndrom ( CS ) = Hyperadrenokortizismus 80-85% hypophysär bedingtes CS durch tumorös entartete Adenohypophyse mukoidzelliges HVL-Adenom Folge: bilaterale Hyperplasie der NNR Feedback-Wirkung ist gestört 15-20% funktionelle NNR-Tumoren meist unilateral Ausschüttung übermäßiger Kortisolmengen Suppression von Hypothalamus ( CRH-Sekretion) und Hypophyse ( ACTH-Sekretion ) Atrophie einer nicht veränderten NNR 2. Iatrogen bedingtes Cushing-Syndrom: Applikation von GlukokortikoidenSuppression der Hypothalamus-Hypophysen-NNR-Achse Wirkungen der Glukokortikoide hepatogene Glukoneogenese Glykogenolyse periphere Glukoseverwertung Lipolyse Proteinabbau Wasser-, Elektrolythaushalt Blutdruckregulation Entzündungshemmung, weil Proteinbiosynthese Blutbild : Leukozytose 156 Spontanes Cushing-Syndrom meist ältere Hündinnen betroffen ( 2. Lebenshälfte ) Rassedispositionen : Pudel, Dackel, Terrier, Cocker, Beagle, DSH, Boxer Symptome : PU/PD Polyphagie Stammfettsucht Hepatomegalie ( Fettleber ) Hängebauch Alopezie am Stamm Hautatrophie am Unterbauch Hyperpigmentation, Komedonen, Calcinosis cutis Muskelschwäche, -atrophie Fazialislähmung Anöstrus, Hodenatrophie Diagnose : BlutUS Stressleukogramm mit Neutrophilie, Monozytose, Lymphopenie, Eosinopenie ALP, ALT, AST, Hypercholesterinämie, Hyperglykämie, T3, T4, Harnstoff Urin spezifisches Gewicht<1020 (Kortisol hemmt die Glukosurie) 40-50% aller Fälle mit bakteriellen Harnwegsinfektionen Röntgen NNR bei Verkalkung zu erkennen ( Tumor ) Hepatomegalie große Harnblase kalzifizierte Bronchialwände, eventl. Lungenmetastasen bei NNR-Tumor Sono: v.a. von Leber und NNR ermöglicht die Unterscheidung zwischen bilateral vergrößerter NNR ( hypophysäres CS ) und unilateral vergrößerter NNR ( NNR-Tumor ) Screening-Tests ACTH-Stimulationstest Bestimmung des Blutbasiswerts für Kortisol dann Injektion von 0,25mg i.m. synthetischen ACTHs ( Tetracosactid ) Kortisolbestimmung 1h nach Injektion hyperplastische oder tumoröse NNR produziert daraufhin größere Menge an Kortisol als normal Normalwert = 0,5-6µg/dl , beweisend für CS sind >20µg/dl niedrig-dosierter Dexamethason -Suppressionstest ( LDDST = low dose dexamethason suppression test) Blutprobe zur Bestimmung des Kortisol-Basalwerts dann Injektion von 0,01mg/kg Dexamethason i.v. Kortisolwertbestimmung 8h nach Injektion Applikation von Dexa hemmt im HVL die ACTH-Produktion und somit auch die Kortisolbildung bei CS ist diese Feedback-Wirkung komplett oder partiell unterdrückt Normalwerte : <1µg/dl, beweisend für CS sind >1,4µg/dl Kortisol/Kreatinin - Verhältnis im Urin ( U-C/C ) CS-Patienten haben höhere U-C/C - Werte als gesunde Tiere Morgenurinprobe, Bestimmung im Labor Normalwerte : 10*10 bis 18*10 157 Differenzierungstests erweiterter niedrig dosierter Dexamethason-Suppressionstest Hypophysentumoren lassen sich kurzfristig durch Dexa supprimieren (im Gegensatz zu funktionellen NNR-Tumoren) Blutentnahme nach 4h und 8h ( Vierstundenwert!! ) Vierstundenwert 50% unter dem Basalwert oder unter dem unteren Referenzbereich es liegt zu 75% ein hypophysär bedingtes CS vor bei ausbleibendem Kortisolabfall NNR.Tumor oder ein nicht supprimierbarer Hypophysentumor Erweiterte U-C/C- Bestimmung : mehrfache perorale Gabe von Dexamethason mit wiederholter U-C/C- Messung Dosierung : 0,1mg/kg 3mal im Abstand von 8h, nach weiteren 8h auffangen von Morgenurin pos., wenn Abfall des U-C/C-Wertes um >50%verglichen mit Mittelwert der beiden letzten Proben Bestimmung des endogenen Plasma-ACTH-Spiegels: die Feedback-Wirkung erhöhter Kortisolspiegel ist bei NNR-Tumoren erhalten bei hypophysärem CS jedoch reduziert oder fehlend ACTH-Wert >45pg/ml spricht für hypophysäresCS hoch dosierter Dexamethason-Suppressionstest mit 0,1mg/kg ist aber durch den LDDT ersetzt worden DD DM Hypothyreose zentraler Diabetes insipidus Akromegalie Sertolizelltumor, ovarielle Imbalanz Nephro-, Hepatopathien, Pyelonephritis Langzeittherapie mit Antikonvulsiva Therapie des hypophysären CS: 1. Zerstörung der NNR mit o’p’- DDD ( Mitotane, LYSODREN ) selektive Zerstörung der NNR außer der Zona fasciculata (total oder partiell) lebenslange Erhaltungstherapie mit Lysodren und NNR-Hormonen schwere Nebenwirkungen Vomitus, Diarrhoe, bei Überdosierung Addison-Krise 2. Ketokonazoltherapie : ( NIZORAL ) bei Unverträglichkeit gegenüber Lysodren Hemmung der Kortisolbiosynthese Überprüfung mit ACTH-Stimulationstest 3. Deprenyl ( ANIPRYL ) Erhöhung des Spiegels des Neurotransmitters Dopamin Hemmung der ACTH-Sekretion 4. Bestrahlung der Hypophyse kann zur Remission führen auch bei Makroadenomen, die bereits neurologische Symptome hervorrufen Prognose bei frühzeitiger Bestrahlung jedoch besser Therapie funktioneller NNR-Tumoren : Adrenalektomie Ausschluss von Metastasierung und lokale Invasion ( Rö von Thorax und US der Leber ) Substitution mit Glukokortikoiden erforderlich ( eventl. Auch mit Mineralokortikoiden ) CAVE hohe intra- und postoperative Komplikationsrate Medikamentell indiziert bei Metastasierung/ Invasion oder schlechter Zusatnd des Patienten hohe Dosis Lysodren (NNR-Tumoren resistenter gegen diese Wirkung als hyperplastische NNR) 158 Iatrogenes Cushing- Syndrom Definition = durch exogenes Zuführen von Glukokortikoiden entstandenes klinisches Bild des CS CAVE Einsatz von Glukokortikoiden lokal eingesetzte Präparate können schnell systemische Wirkung entfalten ( Ohren-, Augentropfen ) es kommt zur Suppression der Hypothalamus-Hypophysen-NNR-Achse mit den klinischen Symptomen eines Hyperadrenokortizismus Therapie: Absetzen der Glukokortikoide!! Aber : ADDISON-KRISE möglich! (allmähliche Dosisreduktion) Hypoadrenocortizismus (M. Addison) Definition NNR-Insuffizienz kompletter oder teilweiser Mangel an Mineralo- und/oder Glukokortikoiden Vorkommen relativ selten, jüngere Hunde großer Rassen häufiger betroffen, v.a. weibliche Tiere Pathophysiologie : entscheidend ist v.a. der Mangel an Aldosteron ( Mineralokortikoid ) Wirkung von Aldosteron auf Niere Aktivierung vorhandener Na-Kanäle (induziert deren Bildung und Einbau in die Zellmembranen ) Na-, Cl-, Wasserstoff- Rückresorption K - Exkretion Regulation des Aldosterons über Renin-Angiotensin-Aldosteron-System Serum-Kalium-Konzentration bei Mangel an Aldosteron K, Na, Cl, Wasserverlust ( Wasseraustritt von Blut ins Gewebe ) Dehydratation, Volumenmangel, Blutdruck Beeinträchtigung des Energiestoffwechsels und der Herzfunktion, GI-Störungen Ätiologie 1. Primäre NNR-Insuffizienz = Morbus Addison immunvermittelte Zerstörung der NNR ( am häufigsten ) Zerstörung der NNR durch infektiöse, infiltrative, vaskuläre Prozesse meist Mineralokortikoid- UND Glukokortikoidmangel selten bei der Katze 2. Sekundäre NNR- Insuffizienz durch CRH- oder ACTH-Mangel ( durch Neoplasien, Trauma, Entzündungen im Hypothalamus oder in der Hypophyse ) seltener Mineralokortikoidsekretion normal 3. Iatrogener Hypoadrenokortizismus: durch medikamentelle Therapie eines Cushing-Syndroms mit Lysodren ( Addison-Krise ) durch Resektion funktioneller NNR-Tumoren durch Glukokortikoidgaben, die eine Zerstörung der NNR verursachen Symptome akute NNR-Insuffizienz Apathie, Schwäche ( Kollaps ), Anorexie Schock, hypotone Dehydratation durch Hyponatriämie Hypotension, Bradykardie chronische NNR-Insuffizienz intermittierende Anorexie, Vomitus, Diarrhoe Gewichtsverlust, Apathie, Muskelschwäche, Leistungsfähigkeit herabgesetzt PU/PD, schmerzhaftes Abdomen, Melaena und Hämatochezie häufig Diagnose : BlutUS normozytäre, normochrome, nicht-regenerative Anämie Eosinophilie, Lymphozytose Hyperkaliämie, Hyponatriämie, Azotämie, Hyperphosphatämie, Hyperkalzämie, Hyplglykämie 159 UrinUS spezifisches Gewicht 1015-1030 Rö Mikrokardie ( Pfahlherz ) Hypoperfusion der Lunge, selten Megaösophagus EKG Arrhythmien durch Hyperkaliämie ( hohe spitze T-Zacke ) bei Verdacht auf akute Addison-Krise können Ergebnisse der Hormonuntersuchung nicht abgewartet werden diagnostische Behandlung ACTH-Stimulationstest nach Applikation von ACTH kein oder nur ein sehr geringer Anstieg des Kortisolspiegels Bestimmung des Plasma-ACTH-Spiegels ermöglicht die Differenzierung zwischen primärer und sekundärer NNR-Insuffizienz hohe Plasma-ACTH-Spiegel bei primärer NNRI, niedrige bei sekundärer NNRI DD chronische / akute Nephropathien GI-Erkrankungen, Hepatopathien Trichuris-vulpis-Befall Schock bei Septikämie Herzerkrankungen neurologische Erkrankungen Therapie der akuten Addison-Krise : DTI mit 0,9%iger NaCL-Lsg. Glukokortikoid-Therapie: Hydrokortison, eventl Dexamethason Mineralokortikoid-Therapie: Hydrokortison hat ausreichende Mineralokortikoid-Wirkung Erhaltungstherapie: lebenslange Substitution ! Mineralokortikoiddauertherapie mit Fludrocortison oder DOCP Glukokortikoiddauertherapie mit Prednisolon, Bedarf bei Erkrankungen, Stress o.ä. evtl. 10fach! Zugabe von Kochsalz zum Futter Überwachung Kontrolle von Elektrolyten, Harnstoff, Kreatinin 1-2mal/Woche, nach Stabilisierung alle 6-12 Monate Komplikationen Nebenwirkungen von Prednisolon und Fludrokortison ( PU/PD ) zusätzlich andere Endokrinopathien ( DM, Hyperparathyreoidismus ) Prognose günstig bei primärer NNRI bei sekundärer NNRI vorsichtig bis ungünstig ( weil eventl. hypophysärer Tumor vorliegen kann ) Hyperparathyreoidose Allgemeines : Erkrankungen der Nebenschilddrüsen betreffen den Kalziumstoffwechsel Aufgaben des Kalzium Regulator des Zellmetabolismus Membranpermeabilität Erregbarkeit von Muskel- und Nervenzellen, Muskelkontraktion Blutgerinnung Enzymreaktionen, Second-messenger-Funktion Integrität der Knochen Regulation durch Parathormon ( Parathyreoidea ) Kalzitonin ( C-Zellen der Thyreoidea ) 160 Vitamin D bei Blut-Ca-Spiegel Bildung von Calcium-sensing-Protein ( Ca-S-P ) in der Parathyreoidea induziert Parathormon-Ausschüttung Ca-.Mobilisation aus Knochen Ca-Vorkommen Hauptanteil im Knochengewebe im Blut in 3 Formen: frei(ionisiert), an Protein gebunden ( v.a Albumin ) oder Komplexbildung meist wird Gesamt-Ca-Spiegel gemessen ( stark abhängig von Protein-/ Albuminkonzentration ) Cave Hypoproteinämie/Hypalbuminämie: Gesamt-Ca, aber Anteil des freien Ca kann normal keine Symptome einer Hypokalzämie vorliegen Berechnung des korrigierten Gesamt-Ca gemessener Serum-Ca-Wert - Albumin + 3,5 Referenzwert : Gesamt-Ca 8-12mg/dl Einteilung der Erkrankungen 1. Primärer Hyperparathyreoidismus Tumor in Nebenschilddrüsevermehrte Parathormonbildung 2. Sekundärer Hyperparathyreoidismus gestörtes Ca:P - Verhältnis alimentärer H. : Ca-Mangel und P-Überschuss im Futter renaler H. : durch chronische Niereninsuffizienz mit andauerndem Ca-Verlust und P-Retention 3. Tertiärer Hyperparathyreoidismus aus sekundärem H. hervorgehend, Verselbstständigung des Prozesses Primärer Hyperparathyreoidismus Definition spontane Erkrankung wird ausgelöst durch eine übermäßige PTH-Sekretion aus den Nebenschilddrüsen Ätiologie meist Adenom der Parathyreoidea selten Adenokarzinom oder Hyperplasie Pathophysiologie hyperplastische oder tumorös entartete Parathyreoideazellen sezernieren im Überschuss PTH unabhängig von der Blut-Ca-Konzentration Folge gesteigerte Mobilisation von Ca und Phosphat aus dem Knochengewebe ( Osteofibrose ) gesteigerte tubuläre Rückresorption von Ca und vermehrte Ausscheidung von Phosphat in der Niere gesteigerte Resorption von Ca und Phosphat im Darm selten vorkommend meist ältere Tieren betroffen, Katzen zwischen 10-15 Jahren Rassedisposition : Keeshond Symptome : oft unspezifisch, manche Tiere sogar symptomfrei renal PU/PD ( nicht bei Katze! ), eventl Dysurie, Hämaturie, Urolithiasis ( Ca-Oxalat, Ca-Phosphat ) neurologisch Mattigkeit, Muskelschwäche GI Anorexie, Vomitus, Obstipation kardial Arrhythmien, Bradykardie Knochen Entmineralisierung von Knochen, eventl. Lahmheit, Frakturen, Erweichung der Kieferknochen metastatische Verkalkung von Sehen und Gelenkkapseln bei Katze ist meist im Halsbereich ein Knoten zu palpieren Labor : BlutUS Hyperkalzämie mit >12mg/dl bei Hypoproteinämie Anwendung der Korrekturformeln Hypo- oder Normophospahtämie eventl. Azotämie, Hyperphosphatämie bei fortgeschrittener Erkrankung UrinUS 161 spezifisches Gewicht < 1028 Isosthenurie, eventl. Kristallurie ( Ca-Oxalat, Ca-Phosphat ) PTH-Messung ( bisher nur in wenigen Labors möglich ) normale bis erhöhte Werte bei gleichzietiger Hyperkalzämie ( DD : Nephropathie ) Rö und Ultrasonographie eventl Lymphknoten-, Knochenmarkspunktion DD maligne oder Tumorassoziierte Hyperkalzämie Lymphosarkom, Analdrüsenkarzinom, Mammatumoren mit Metastasierung in Knochen multiples Myelom, Plattenepithelkarzinom Adenokarzinom der Schilddrüse Hypoadrenokortizismus akutes oder chronisches Nierenversagen Vit-D-Hypervitaminose leichte Erhöhung des Ca-Spiegels bei junden Hunden großer Rassen Therapie : 1. Symptomatische medikamentöse Notfallbehandlung Beseitigung des Ca (GefahrWeichteilverkalkung) Infusion 0,9%ige NaCl kaliumsusbtitution Diuresesteigerung mit Furosemid Absenken des Ca-Spiegels durch Glukokortikoide NICHT bei unsicherer Diagnose (meist Lymphosarkom Ursache einer Hyperkazämie) 2. chirurgische Therapie Entfernung der hyperplastischen oder tumorös entarteten Parathyreoidea Verabreichung von Ca- und VitD-Präparaten ( 8.12 Wo ) nach der OP p.op. meist temporärer Hypoparathyreoidismus Prognose günstig bei chirurgischer Therapie ( bei benigner Prarthyreoideaveränderung ) ungünstig bei bereits bestehender Nephrokalzinose Vitamin - D - Hypervitaminose Ätiologie unkontrollierte Supplementierung mit Vitamin – Präparaten Überdosierung bei Therapie des Hypoparathyreoidismus erhöhter Vit D-Gehalt im Futter Aufnahme von Rodentiziden auf Vit D-Basis Pathophysiologie : Resoprtion des Vitamin D im Darm Hydroxylierung in der Leber zu 1,25-Dihydroxycholecalciferol ( Vit D3 ) = aktive Vitamin D-Form bei Hypervitaminose verstärkte Ca- und P-Resorption aus dem Darm vermehrte Rückresorption von Ca in der Niere vermehrte Freisetzung von Ca und P aus den Knochen Hyperkalzämie metastatische Weichteilverkalkung ( Nephrokalzinose, Verkalkung Magenwand, Arterien, Herzklappen ) die PTH-Synthese in den Nebenschilddrüsen wird supprimiert Symptome ausgeprägte Hyperkalzämiesymptome PU/PD, Urolthiasis Muskelschwäche, Anorexie, Vomitus Arrhythmien, Bradykardie Entmineralisierung der Knochen eventl schwerwiegende neuromuskuläre Symptome, Urämie bei Nephrokalzinose evtl. Blutungen in versch. Organen und Tod 162 Diagnose Anamnese, Ausschluss anderer Hyperkalzämie-Ursachen Therapie medikamentöse Notfalltherapie, Absetzen der Vitamin-Präparate, Diät Renaler sekundärer Hyperparathyreoidismus chronische Niereninsuffizienz verminderte Calcitrol-Bildung Ca vermehrt verloren, wird weniger im Darm resorbiert, P wird weniger ausgeschieden Absinken des Serum-Ca-Spiegels Aktivierung der Parathyreoidea mit Überfunktion/ Hyperplasie und vermehrter Parathormonbildung es wird weniger Vitamin D zu 1,25-Dihydroxycholecalciferol gebildet Abfall des Ca-Spiegels Mobilisation von Knochen-Ca und Fibrose Hypo-, Normo-, Hyperkalzämie Osteodystrophia fibrosa Alimentärer sekundärer Hyperparathyreoidismus Ätiologie reaktive Hyperplasie/Überfunktion der Nebenschilddrüsen bei mangelhaftem Ca-Angebot (oder Phosphatüberschuss bei normalem Ca-Gehalt) im Futter führt zu PTH-Hypersekretion beschleunigte osteoklastische Resorption des Knochengewebes v.a. bei überwiegend mit Fleisch gefütterten Katzenwelpen Symptome der Katzenwelpen Bewegungsstörungen, Schmerzäußerungen breitbeinige Haltung mit Dorsoflexion der Karpalgelenke sitzen oder liegen bei abduzierten Hintergldm. auf dem Sternum geringgradige Traumen führen zu Frakturen schwere Obstipation ( durch Unterentwickung des Beckens ) fortschreitend: Lordose, Lähmungen durch Wirbelfrakturen Diagnose BlutUS meist Normokalzämie und Normo- oder Hyperphosphatämie Röntgen Demineralisierung des Skeletts Osteodystrophia fibrosa dünne Kortikalis der Röhrenknochen Frakturen, Kompressionsfrakturen der Wirbel, Einengung des Beckenkanals mit Obstipation Therapie Korrektur des Fütterungsfehlers handelsübliche Futtermittel Ruhighalten der Katzenwelpen um weitere Frakturen zu vermeiden ( Fixation der Frakturen kontraindiziert ) Prognose schlecht bei Wirbelfrakturen sonst vollständige Heilung bei Fütterungsumstellung sonstige Frakturen heilen durch Ruhigstellen Euthanasie nur bei weit fortgeschrittenen Fällen mit schweren Skelettdeformierungen Tertiärer Hyperparathyreoidismus autonome Hyperplasie ( Adenom ) im Anschluss an sekundären Hyperparathyreoidismus, obwohl Ursache behoben wurde durch „Verselbstständigung“ es wird unabhängig von den aktuellen Blutspiegeln ständig Parathormon im Überschuss produziert Pseudohyperparathyreoidismus Definition = Induktion von Hyperkalzämie durch Synthese von Parathormon, Parathormonanaloga oder Prostaglandinen in nicht-parathyreoidalen Tumoren, z.B. Leukose, Analbeutelkarzinom systemische Auswirkungen auf den Knochen i.A. relativ gering 163 Hypo-/Hyperthyreoidismus Allgemeines Aufgabe der Schilddrüse : Synthese, Speicherung und Sekretion von T3 ( Trijodthyronin ), T4 ( Thyroxin ), Thyreoglobulin ( Vorläufermolekül von T3 und T4 ) Kalzitonin ( in den parafollikulären C-Zellen ) T3 ist hormonell potenter wird aber nur in geringen Mengen in der Thyreoidea produziert v.a. extrathyreoidal durch periphere Abspaltung von Jod aus T4 gebildet T3 und T4 sind zu >99% an TGB ( Thyroxinbindendes Globulin ), Albumin und Lipoproteine gebunden Regulation der Hormone hypophysäres TSH hypothalamische Kontrolle durch TRH Iodaufnahme mit Nahrung Euthyroid-Sick-Syndrome ( ESS ) Abfall der zirkulierenden Schilddrüsenhormonen durch ungeklärte Mechanismen von echter Hypothyreose zu unterscheiden Hypothyreoidismus Definition multisystemische Stoffwechselerkrankung durch unzureichende Produktion und Versorgung der Körperzellen mit Schilddrüsenhormonen Ätiologie 1. kongenital : Dysgenesie der Schilddrüsen oder gestörte Synthese ( Tod der Welpen, selten diagnostiziert ) 2. erworben primär : 95% der Fälle, Autoimmunerkrankung, idiopathische Atrophie, Neoplasie 3. erworben sekundär : 5% der Fälle, infolge TSH-Mangel ( durch Neoplasie der Hypophyse ) 4. erworben iodmangelbedingt : keine Bedeutung mehr durch kommerziell erhältliche Diäten 5. iatrogen : nach Thyreoidektomie zur Behandlung der felinen Hyperthyreose Pathophysiologie Mangel an Schilddrüsenhormonen hat Auswirkungen auf alle Organe, reduzierte Zellmetabolismus Hunde großer Rassen sind häufiger betroffen, Symptome im Alter von 1-6 Jahre Symptome Stoffwechsel : Trägheit, Leistungsschwäche, Gewichtszunahme Alopezie, trockenes Haarkleid, Babyfell, Hyperpigmentierung chronische Otitis externa Hyperkeratose, Pyodermie Myxödem „trauriger“ Gesichtsausdruck Hodenatrophie, Ausbleiben der Läufigkeit, eventl. Infertilität Sinusbradykardie Schwäche, Ataxie, Krämpfe, steifer Gang, Megaösophagus bei kongenitalem H. : Zwergwuchs, verkrümmte Gldm., Babyfell und Alopezie, mentale Retardation, Diagnose Blut US normochrome, normozytäre Anämie ( 50%der Fälle ) Hyperlipidämie CK und Leberenzyme eventl. Rö ( bei kongenitalem H. ) Dysgenesie der Epiphysen verzögerte Ossifikation, verzögerter Epiphysenschluss verkürzte Wirbelkörper spezielle Schilddrüsenuntersuchungen ( zur Abgrenzung vom ESS ! ) 1. Bestimmung des T4-Basalspiegels ( Referenzwert 1,5-3,5µg/dl ) niedrige T4-Spiegel sind nicht aussagekräftig, können auch bei ESS vorliegen nur sehr niedrige T4-Spiegel ( < 0,5µg/dl ) lassen eine Hypothyreose vermuten 2. Bestimmung des freien T4-Basalspiegels = fT4 ( Referenzwert 9-30pmol/l ) 164 Goldstandard als Testsystem = Gleichgewichtsdialyse nicht aussagekräftig genug, biete keine Vorteile 3. Bestimmung des endogenen TSH-Spiegels ( Referenzwert 0-0,41 ng/ml ) erhöhter Spiegel bei primärer Hypothyreose 4. TSH-Stimulationstest : (Thyoideastimulierendes Hormon) Bestimmung des basalen T4, Stimulation der Thyreoidea durch parenterale Applikation von TSH und Blutentnahme zur Bestimmung des T4-Stimulationswertes nach 3-8h Applikation : 0,1-0,3I.E./kg i.m. Hypothyreose liegt vor bei < 12,9nmol/l 5. TRH-Stimulationstest : (Thyrotropin releasing Hormon) Blutentnahme zur Bestimmung des T4-Basalwertes, Injektion von 200µg TRH/Hund i.v., dann Blutentnahme zur Ermittlung des T4-Stimulaionswertes Hypothyreose bei < 25,8nmol/l bei Hund, <45nmol/l bei Katze 6. K-Wert-Bestimmung: K = 0,7 * fT4 - Cholesterin bei K < -4 ist eine Hypothyreose wahrscheinlich Es gibt zur Zeit keinen optimal geeigneten Test, es wird der TSH-Stimulationstest empfohlen DD Cushing-Syndrom, Hyposomatotropismus, Hyper- / Hypoöstrogenismus Therapie: lebenslange Substitution mit synthetischem T4 (Levothyroxin) Therapiedauer >3 Monate bis zur Normalisierung anzustreben : T4 - Werte von 25,8-38,6nmol/l Prognose günstig, alle klinischen Symptome reversibel bei Welpen mit kongenitalem H. Erfolg abhängig von einer rechtzeitigen Therapie Struma = Kropf Definition = jede Vergrößerung der Schilddrüse(n) unabhängig von ihrer Ursache jede palpierbare Schilddrüse gilt als verändert Ätiologie: beim adulten Hund durch tumoröse Veränderung, beim Welpen mit kongenitaler Hypothyreose Entstehung durch kompensatorisches Wachstum Hyperthyreoidismus Definition auf einer generalisierten Stoffwechselsteigerung basierendes Syndrom ausgelöst durch exzessive Sekretion von Schilddrüsenhormonen Ätiologie Schilddrüsentumoren ( hormonell inaktiv oder mit Hyperthyreose ) Hund 90% der Schilddrüsentumoren ( Karzinome, Adenome) maligne Auftreten meist unilateral Neigung zur Invasion und Metastasierung in retropharyngeale Lnn. und Lunge Katze 75% adenomatöse bilaterale Hyperplasie selten Karzinom nur 10% der Tumorpatienten sind hyperthyreot!!! ( 50% euthyreot, 30% hypothyreot ) Großteil der Adenome ist klein, hormonell inaktiv, klinisch unauffällig Vorkommen ältere Hunde und Katzen gehäuft auftretend bei Boxer, Labrador, Retriever, DSH Symptome bei hormonell aktiven Tumoren durch gesteigerte Stoffwechseltätigkeit, direkte Organwirkungen der Hormone Polyphagie ( gelegentlich im Wechsel mit Inappetenz ) immer Gewichtsverlust ( bis Kachexie ), erhöhte Körpertemp. 165 Hecheln, Dyspnoe, Tachykardie, eventl. Arrhythmien, ausgeprägter Herzspitzenstoß Nervosität, Zittern, Unruhe,Übererregbarkeit, eventl. Schwäche, Apathie PD/PU Vomitus ( bei Katzen oft unstillbarer Fressdrang mit sofortigem Erbrechen ) Diarrhoe ( durch gesteigerte DarmmotilitätMalabsorption ) stumpfes Haarkleid, Schuppung der Haut palpierbare Umfangsvermehrung im Halsbereich ( bei 90% aller Katzen ) normale Schilddrüsen sind weder bei Hund noch Katze tastbar Diagnose BlutUS evtl. völlig unauffällig Leberenzyme, Harnstoff, Leukozytose, Hyperkalzämie T4-Bestimmung Röntgen von Thorax und Abdomen mediastinale und Lungenmetastasen ( selten abdominal ) Sono Metastasen in Abdominalorganen, kontrollierte Biopsie EKG : bei Verdacht auf Arrhythmien bei Katze DD zu feliner Kardiomyopathie, doch bei Beh. der Hyperthyreose sind Arrhythmien reversibel bei 80% aller Katzen EKG-Abweichungen mit klinisch manifester Herzinsuffizienz!! Feinnadelaspirations-Zytologie Szintigraphie zum Nachweis von Technetium (künstlch erzeugtes Metall, zur Mangangruppe gehörend) in sog. „heißen“ Knoten Vorteil: auch Darstellung von versprengtem entartetem Schilddrüsengewebe möglich = graphische Darstellung des veränderten Schilddrüsengewebes T3-Suppressionstest ( bei Hyperthyreose mit T4 im Referenzbereich ) T3 ( 15-25µg ) wird 7mal im Abstand von 8h oral verabreicht 2-4h nach der letzten Gabe Messung des T4-Spiegels bei Hyperthyreose unveränderter T4-Spiegel durch autonome Sekretion DD Abszesse, Granulome, Zysten, andere Tumoren im Halsbereich ( v.a. Lymphome! ) chronisch-entz. Darmerkrankungen exokrine Pankreasinsuffizienz chronische Nephropathien, Hepatopathien Therapie: meist problematisch ohne Hinweis auf Invasion chirurgisch dann externe Bestrahlung und/oder Chemotherapie ( Doxorubicin ) Substitution mit Thyroxin bei Entfernung beider Schilddrüsen eventl. Behandlung eines postoperativ auftretenden Hypothyreoidismus bei invasiven Tumoren externe Bestrahlung Radioiodtherapie mit Iod131 Eindämmung der Schilddrüsenfunktion symptomatische Therapie mit Thyreostatikum Methimazol ( 2,5mg 2mal/d p.o ) wenn andere Maßnahmen ungeeignet führt zu einer reversiblen Hemmung der Hormonsynthese 166 Bewegungsapparat Myopathien Ursachen 1. vaskulär ischämische Neuromyopathie 2. infektiös Toxoplasmose, Neosporose, Leptospirose, Polymyositis, Kaumuskelmyositis, Dermatomyositis 3. Traumata 4. Anomalien Muskeldystrophien 5. metabolisch Glukokortikoid-induzierte Myopathie, Hypothyreose, hypokaliämische Myopathie 6. idiopathisch 7. neoplastisch primäre, sekundäre Tumoren, paraneoplastisches Syndrom 8. degenerativ Myositis ossificans 9. Muskelkrämpfe Tetanus, Tetanie, Myotonie, Myoklonie, Scotty cramp 10. episodisches Fallen der Cavalier King Charles Spaniels 11. Muskelschwäche Myasthena gravis, metabolisch bedingte Muskelschwäche, Narkolepsie, Kataplexie, Botulismus charakteristische Symptome: normales Verhalten, Unruhe und Ängstlichkeit möglich ( durch Schmerzen ) im Gang Schwäche, oft anstrengungs- oder kälteabhängig, Zittern bei Belastung, steifer Gang „Bunny hopping“ ( hasenartiges Hoppeln ), Kopf kann nicht normal getragen werden Haltungs- und Stellreaktionen sind normal, eventl, verzögerte Korrektur die spinalen Reflexe sind normal bis abgeschwächt lokalisierte oder generalisierte Muskelatrophie, selten Hypertrophie, Muskelschmerzen ( Myalgie ) Muskelkrämpfe, fehlende Muskelrelaxation ( Myotonie ) „Muscle dimpling“ ( bei Beklopfen der Muskulatur entsteht eine temporäre Delle ) Zittern, reduzierte Gelenkbeweglichkeit durch Kontraktur eventl. Megaösophagus und/oder Schluckprobleme DD: Polyneuropathien, Polyneuroradikulitis bei Lahmheitorthopädisches Problem Diagnose Elektromyographie, Biopsie zur Unterscheidung von Neuropathien Kopfnerven normal, Sensibilität normal, muskuläre Schmerzen BlutchemieCPK, Laktat, LDH, AST Elektroneurographie verändert in der Biopsie keine Veränderungen der Nerven 1. Vaskulär bedingte Myopathien = Ischämische Neuromyopathie/Gliedmaßenthrombose Ursache Thromboembolus in der Bifurkation der kaudalen Aorta oder Arteria brachialis Symptome akute Mono- oder Paraplegie mit unterem motorischen Neuronzeichen Schmerzen, Sensibilitätsstörungen, kein fühlbarer Puls, kalte und harte Gliedmaßen DD Trauma, Diskopathie, Tumor Diagnose Symptome, extremer CPK-Anstieg, Angiographie, Sono, Ultraschalldoppler der A.femoralis 2. Polymyositis Definition = diffuse Muskelentzündung bedingt durch Infektion oder Autoimmunerkrankung Ursache fokale oder diffuse Entzündung der Skelettmuskulatur, Nekrosen, Autoimmunerkrankungen Thymome, unbekannte Ursachen, Medikamente ( Trimethoprim ) infektiöse Ursachen außer Toxoplasmose/Neosporose sind selten Symptome permanente oder anstrengungsabhängige Gehschwäche Muskelatrophie, Schmerzen, Schluckbeschwerden, Regurgitieren, Megaösophagus, Fieber fokal oder diffus DD: Myasthena gravis, Polyneuritis, Polyarthritis, Toxoplasmose, Neosporose 167 Diagnosesicherung: CPK, LDH, AST Gammaglobuline , ANA- und LE-Zellen eventl. vorhanden Elektromyographie, Biopsie Therapie: Prednisolon in ausschleichender Dosierung Prognose: vorsichtig auch bei rascher Behandlung 3. Kaumuskelmyositis Symptome akute Schwellung und Schmerzen der Kaumuskulatur bei der chronischen Form durch Muskeldystrophie Trismus möglich Ursache: durch autoimmune Prozesse Myositis und Myonekrose der Kaumuskulatur, DSH prädisponiert DD: Trigeminusneuritis, Fremdkörper, Kiefergelenksentzündung, Tumoren Diagnosesicherung: Symptome, eventl. Eosinophilie, CPK, Biopsie, Elektromyographie Therapie: Prednisolon in ausschleichender Dosierung Prognose: fraglich 4. Anomalien der Muskulatur = Muskeldystrophien ( vererbte X-Chromosom-assozierte MD ) Ursache: erblicher Mangel von Muskelmembran.-assoziiertem Dystrophin Rasseprädisposition: Golden Retriever, Irish Terrier, Samojede, Rottweiler Symptome Muskelsteifheit mit Abduktion der Vorderbeine, „bunny hopping“, Konditionsverlust generalisierte Myskeldystrophie später Kontrakuren durch Fibrosierung, Trismus, Dysphagien, Pneumonien beim Junghund, DD: Toxoplasmose, Neosporose, Polyneuropathie, Myopathien, Missbildungen des Rückenmarks Diagnosesicherung: Symptome, CPK, Elektromyographie, Biopsie Therapie: keine Prognose: ungünstig 5. Muskelkrämpfe die Symptome können muskuläre Erkrankungen vortäuschen, haben aber ihr Ursachen im ZNS oder deren Transmittersystem Tetanus: Ursache: Clostridium tetani-Infektion, Blockade der inhibitorischen Neurotransmitter Glycin und GABA Symptome: 5-10d p.i. steifer Gang, Extensorspasmen generalisiert oder fokal eventl. Festliegen, Opisthotonus, tonisch-klonische Krämpfe auslösbar Tetanie: Definition = anfallsartige Störung der Motorik als Zeichen einer neuromuskulären Übererregbarkeit Ursache: normo- oder hypokalzämisch Form (Mg, Störungen der Transmitter z.B. Strychninvergiftung) Symptome : Muskelkrämpfe wie bei Tetanus, aber mit intermittierender Relaxation Myoklonie: Definition = kurze, ruckartige Zuckungen immer derselben einzelnen Muskelgruppen ohne/mit geringem Bewegungseffekt bei Hundestaupe, Enzephalitiden, Spongiforme Degeneration Myotonie: Definition = tonische Muskelkontraktionen durch permanente Depolarisierung der Muskelmembran Ursache: mangelnde Membranpermeabilität für Natrium und Chlorid erblich bei Chow-Chow, Irish Terrier, erworben bei Cushing Symptome: progressive Steifheit Muskeln, Hypertrophie v.a. proximale Gldm.-muskulatur und Nacken Diagnosesicherung: Anamnese, Elektrodiagnostik, Biopsie Therapie: Procainamid Scotty cramp ( Schottenkrampf ) bei Scottish Terrier, anfallsartige Bewegungsstörung Ursache: erblich, vermutlich Serotoninstörung Symptome nach Anstrengung ab der 6.LW steifer Gang, Abduktion der Vordergldm. 168 katapultartige Bewegungen durch Streckung der Hinterbeine, kein Bewusstseinsverlust Diagnosesicherung: Symptome, Krämpfe auslösbar mit Methysergid ( Serotoninantagonist ) Therapie: Azepromazinmaleat oder Diazepam 6. Myasthena gravis Definition = Autoimmun- oder kongenital- bedingte Störung der neuromuskulären Reizübertragung Ursache: 1. Erworbene Form Autoantikörperbildung gegen Ach-Rezeptoren eventl. im Zusammenhang mit Thymom oder anderen Tumoren meist große, erwachsene Hunde betroffen ( DSH ) 2. kongenitale Form Fehlen der ACh-Rezeptoren erblich beim Jack Russell Terrier, Springerspaniel, glatthaarigen Foxterrier, Samojede fokale Form fokales Auftreten von myasthenischen Symptome wie reduzierter Palpebralreflex Symptome: anstrengungsabhängige, schnelle Ermüdbarkeit der quergestreiften Muskulatur mit kurzen Schritten nach kurzen Ruhephasen sind wieder einige Schritte möglich Megaösophagus ( selten bei der angeborenen Form ), Pharynxparalyse, reduzierter Palpebralreflex Diagnosesicherung: Symptome Tensilon-Test, Mestinonnach Injektion sofortige Besserung Elektromyographie Nachweis der ACh-Rezeptorantikörper ( Serologie ) Therapie: Pyridostigminbromid ( Mestinon, Cholinesterasehemmer ) bei Nichtansprechen zusätzlich Prednisolon oder Cyclosporine Prognose : erbliche Formschlecht erworbene Formsymptomatische Therapie meist erfolgreich, Megaösophagus meist therapieresistent 7. Traumata Kontraktur des M. infraspinatus oft bei aktiven Junghunden führt zur Dystrophie des Muskels mit Schulterlahmheit Symptome: Vordergldm. wird bogenförmig nach außen geführt, rotiert nach außen ( Supination ) Muskelatrophie, schmerzfrei Therapie: partielle Resektion des sehnigen Muskelansatzes am Humerus Kontraktur des M.quadriceps eventl. nach Femurfraktur Symptome: Überstreckung von Knie und Tarsalgelenk Therapie: Ablösung der proximalen Muskelinsertion am Femur oder Z-Plastik der Patellarsehnen oder Kniearthrodese im normalen Stellungswinkel Riss des M. gracilis v.a. bei aktiven Rennhunden ( Greyhounds ) Symptome: eigroße Schwellung an der Innenseite des Oberschenkels Therapie: bei entsprechender Schonung Ausheilung durch Bildung von Narbengewebe Kontraktur des M. gracilis und M. semimembranosus v.a. bei DSH und sehr aktiven Hunden Symptome: plötzlich veränderter Gang bei auswärts gedrehtem Tarsus laufen sie mit einwärtsrotierten Zehen ( Hahnentritt ) Gracilis leicht schmerzhaft, Adduktion eingeschränkt Therapie: Resektion des Muskels 169 Myositis ossificans Bildung von kalkhaltigem Bindegewebe, das dem Periost aufliegt, v.a. am Oberschenkel Symptome: Lahmheit oft nach vorangegangenen Traumen Therapie: bei schweren Symptomen eventl. chirurgische Entfernung Störungen der Knochenmatrixbildung Physiologie Form und volle Funktion sind abhängig von: ausreichender Ca- und P- Versorgung adäquate Bewegungsreize bezogen auf den Entwicklungszustand des Skeletts adäquate Nährstoffversorgung Festigkeit des Knochens durch enge Verflechtung mineralischer und organischer Anteile: Kollagenfasern dienen der Zugbeanspruchung Mineralien in Proteoglykane eingebettet gewährleisten Druckfestigkeit Knochenaufbau: besteht aus Osteonen deren Zellen sind Osteozyten bauen ein engmaschiges mit Kalziumapatitkristallen gefülltes Kollagennetz Lebenslanger Umbau: Einzelne Osteonen werden resorbiert und durch Neue ersetzt Längenwachstum von Epiphysenfugen ausgehend über vorgebildeten Knorpel aus Knorpelzellsäulen werden Knochenbälkchen gebildet direkt nach Neubildung noch nicht vollmineralisiert können daher nur begrenzte Last aufnehmen allmählicher Umbau durch Resorption und Anbau in sekundäre/entgültige Spongiosa Ende des Jugendwachstums Längenwachstum und Säulenknorpelbildung beendet Fugenknorpelplatte verschwindet bis auf kleine Reste Stärke + Richtung der Bälkchen abhängig von der Hauptbelastungsrichtung> Ausbildung von Trajektorien Knochenresorption hormonell gesteuert (Ca/P-Haushalt> Knochen Hauptreservoir) über Parathormon (Ca-Mobilisation, Ca-Homöostase, renale P-Ausscheidung↑) über Calcitonin (vermindert Ca-Resorption aus Knochen und renale 1,25-DHCC-Bildung) über Vitamin-D Resorptionsvorgang 1. Freisetzung der Mineralien (Säurebildung der Osteozyten) 2. Abbau der Kollagene und Proteoglykane durch Osteozyten/Osteoklasten (Hydroxyprolin im Harn) Pathologische Veränderungen Osteopenie= Knochenatrophie, Verminderung der Gesamtknochenmasse Osteolyse= Knochenbezirke werden aufgelöst und resorbiert Osteomalazie= gleichmäßige Verminderung des Mineraliengehalts (Kalziumapatit) bei erhaltenem und vermehrtem Kollagenfasergerüst Osteoporose= Verminderung von Osteoidgewebe und Mineralien Osteosklerose= Verdichtung des spongiösen Knochens Osteodystrophie= gestörte Knochenentwicklung mit gleichzeitigen osteoporotischen, osteopenischen und osteosklerotischen Bezirken Pathologie der Matrixsynthese Angeborene Osteoporose = Osteogenesis imperfecta Ätiologie angeborene Störung, Bildung von qualitativ+quantitativ fehlerhafter Matrix infolge Osteoblasteninsuffizienz Minderwertige Matrix enthält statt festem Kollagen I das weniger feste Kollagen III Prädisposition: Bedlington-Terrier, Pudel, Collie, Sheltie....Prophylaxe: Zuchtausschluß 170 Symptome Bewegungsunlust ab 4. LW Zurückbleiben in der Entwicklung schon geringe Traumen führen zu Frakturen Diagnose Röntgen: hauchdünne Kortikalis, strukturlose Spongiosa und geringe Verkalkung Therapie Ruhe Anabole Steroide oder Androgen-Östrogen-Kombination normgerechte Ernährung Erworbene Osteoporosen Juvenile Osteoporose: Ätiologie quantitativ verminderte Matrixbildung infolge Osteoblasteninsuffizienz Ursachen erbliche Störung (Osteochondrodysplasien, Minderwuchs) Dysostosen (Störung der Knochenbildung bzw. des Wachstums) alimentärer sekundärer Hyperparathyreoidismus Hyposomatotropismus renale Osteopathie Gastrointestinale Störungen (Nährstoffmangel) traumatische Störungen Enostose (Panostosis eosinophilica) Symptome ab 2./3. Lebensmonat Bewegungsunlust, Lahmheit, Spontanfrakturneigung Diagnose Röntgen sehr dünne Kortikalis, mangelhafte Verkalkung nur schwache Muskelansätze abgeflachte Epiphysen kaudomedial gerichtete Röhrenknochenverbiegungen WS dorsal gekrümmt, Brustkorb tonnenförmig deformiert, Schädelknochen manuell eindrückbar Labor verminderte Aktivität der alkalischen Phosphatase Therapie Wachstumsgerechte Ernährung Ursache beheben (Entwurmung, Enteritisbehandlung) Evtl. Anabolica, Aminosäuren, Calcium, Phosphor oder Vitamin D applizieren Morbus Möller-Barlow= Hypertrophic osteodystrophy Ätiologie quantitativ verminderte Matrixbildung infolge Osteoblasteninsuffizienz mit zusätzlicher Kollagensynthesestörung Ursachen Ascorbinsäuremangel durch Störung der endogenen Synthese, Utilisation oder gesteigerten Verbrauch zusammen mit schnellem Wachstum, fehlerhafter Ernährung und zuviel Phosphor und Vitamin D Symptome ähnlich wie bei der juvenilen Form, ausserdem... Blutungen, da auch Gefäße von der Bindegewebserkrankung betroffen sind und brüchig werden schubweise Fieber warme, harte, druckempfindliche Auftreibungen an distalen Metaphysen der Röhrenknochen Blutungen im Zahnfleisch, Nase, Augen und Darm 171 Diagnose Röntgen kolbenartige Auftreibungen und Aufhellungsstreifen im distalen Metaphysenbereich kalkdichte osteophytäre Einlagerungen im Periost Labor Anämie, Leukozytose, Eosinophilie Therapie Vitamin C, Analgetika, Anabolika Ruhe, Androgen-Östrogen-Kombination Ausgleich der Vitamin/Mineralstoffimbalanz Altersosteoporose Ätiologie Atrophie des Knochengewebes durch Nachlassen/Ausbleiben von Knochenanbauvorgängen im Rahmen des Turnovers infolge Bewegungsinaktivitäten Ständige Umbauvorgänge im Skelett (Remodelind) bei katabolem Eiweißstoffwechsel (Hunger), auzehrenden Krankheiten und Hyperkortizismus Hypogonadismus: Ausfall der anabolen Geschlechtshormone Knochenzysten Knocheninfektion (Osteitis, Osteomyelitis) hypertrophe Osteopathie Symtome: keine Therapie Natriumflorid-Anabolica evtl. Vitamin D Störung der Knochenmineralisierung Physiologie Das Skelett als Depotorgan für Calcium (liegt in 2 Formen vor) mobile Form: Schnell verfügbare Ca-Ionen können einfach herausgelöst werden Laktate und Zitrate stehen zum Ausgleich des pH-Wertes zur Verfügung fixe Form: gebunden im Hydroxylapatit nicht zur aktuellen Bedarfsdeckung geeignet kann nur durch zelligen Abbau des Knochengewebes freigesetzt werden langfristige Bedarfsdeckung bei Ca-Mangelzuständen Krankheitsbilder Rachitis Osteomalazie Hyperparathyreoidismus mit Osteodystrophia fibrosa alimentär/renal, zuviel Parathormon bei Hyperphosphatämie Hypervitaminose D mit Osteosklerose (=>Calcinose, auch Verknöcherung von Bindegewebe) Rachitis Ätiologie bei wachsenden Tieren, betrifft daher meist enchondrale Verknöcherungsvorgänge im Epiphysenbereich Mangel an Vitamin D, Phosphor oder Calcium, langbestehendes falsches Ca/P-Verhältnis Tiere in Wohnungshaltung mehr gefährdet, da Sonneneinstrahlung fehlt exogene Ursachen: Ernährungsfehler endogene Ursachen: Resorptions/Ausscheidungsstörungen oder VitD-resistente Mineralisationsstörungen 172 Pathogenese Mangelhafte Rückbildung der Knorpelsubstanz Unvollständige Mineralisation des neugebildeten Osteoids Verbreiterung der Epiphysenknorpelzone/distalen Metaphyse Knochen kann mechanischer Belastung nicht standhalten gibt nach im Epiphysen-/Metaphysenbereich (Auftreibungen) Diaphysenbereich (Verbiegungen) mit Wachstumsverzögerung Symptome Verdickungen der schneller wachsenden distalen Metaphysen von Radius, Ulna und Tibia Veränderung am Rippenknorpel/Knochengrenze= rachitischer Rosenkranz Schmerzen bei Bewegung Verbiegungen, Stellungsanomalien, Senkrücken Diagnose Röntgen verbreiterte Epiphysenfugen und Metaphysen mit Trümmerfeldzonen an Randgebieten Knochendeformierungen, mangelhafte Verkalkung Loosersche Umbauzonen (Aufhellung) an Sehnen- und Bandansätzen Labor: erhöhte AP, normales Ca, vermindertes P Therapie Abstellung der Ursache therapeutische Vitamin/Mineralstoffversorgung: Vitamin D: 40 IE/kg/d Calcium: 1000 mg/kg/d Phosphor: 800 mg/kg/d Osteomalazie Mangel an Vitamin D, Phosphor oder Calcium falsches Ca/P-Verhältnis Ausfällung von unlöslichem Ca-Phosphat absoluter P-Mangel erwachsene Tieren im Rahmen des inneren Skelettumbaus neu gebildtetes Knochengewebe wird nicht mineralisiert allmählicher Austausch fester Kochensubstanz durch osteoides Knochengewebe meist einhergehend mit Schwund an spongiöser und kompakter Knochsubstanz durch Osteoklastenvermehrung und gesteigerte Knochenresorption "Knochenerweichung" erhöhte Frakturbereitschaft, multipler Kallusbildung Knochnverbiegungen, Beckeneinengungen, WS-Deformation subkondyläre Gelenksverformungen/Brüchen Osteodystrophia fibrosa Erhöhte Resorption minerlisierten Knochens infolge gesteigerter Osteoklastentätigkeit Ersatz des Knochengewebes durch schlecht mineralisiertes Osteoid und kollagenes Bindegewebe Beim Hund meist infolge eines renalen Hyperparathyreoidismus chronische NI mit Verminderung des Glomerulumfiltrates P-Retention Hyperphosphatämie führt durch MWG zu Erhöhung der Calciumphosphatkonzentration im Blut schlecht löslich Ausfällung Veränderungen betreffen am stärksten die mechanisch beanspruchten Knochen wie Unter- und Oberkiefer ("Rubber-Jaw" der Hunde), Rippen und lange Röhrenknochen Knochen werden weich, z.T schneidbar und im Kiefer kommt es zur Lockerung/Verlust der Zähne Bei Überschreiten der Löslichkeitsgrenze für Ca/P> Verkalkungen im ganzen Organismus 173 Hypervitaminose D durch Überdosierung und alimentärem Überangebot Aufnahme von Goldhafer (VitD-artiger Stoff) Kalzinose synergistische Wirkung zum Parathormon bei hohen PTH-Spiegeln gesteigerte Knochenresorption (Osteoporose) vermehrte Synthese unzureichend mineralisierten Osteoids (Osteomalazie) kommt Später wird das Osteoid noch vollständig mineralisiert Einengung des Markraumes und durch periostale Zubildung Verdickung der Kompakta (Osteosklerose) Ausserdem: Vitamin A-Mangel führt zu Proliferations/Synthesestörungen der Osteo/Chrondroblasten Retardierung des periostalen Knochenabbaus Einengung des Schädelraumes, der Schädelforamina und des Rückenmarkkanals Taubheit beim Hund A-Hypervitaminose bei der Katze durch langandauernde und einseitige Leberfütterung periostale Exostosen an zervikalen Halswirbeln (evtl. Brustwirbel und proximale VGM) ausgedehnte Ankylosierung Gelenkversteifung, Knorpeldegeneration, Druckatrophien, Nervenentzündungen Störung des Knochenwachstums Genetisch bedingte Wachstumsstörungen 1. Hüftgelenksdysplasie Ätiologie umfaßt Erkrankungen unterschiedlicher Ursache primär bei großen, schweren Rassen nicht angeboren, Veränderungen treten postnatal während des Wachstums auf DSH: eher Dysplasia acetabuli =>es kommt erst zur Abflachung des Pfannenrandes Dogge, Bernhardiner, Mastif: Veränderung des Femurkopfes mit Antetorsion und Valgusstellung klinisches Bild tritt auf zwischen 4. und 10. Lebensmonat (30% gleichtzeitig Veränderung Knie/Schulter) Symptome verminderte Aktivität, spontane Lahmheit Schwierigkeiten beim Aufstehen, Schmerzen Frühstadium Ortolani-Zeichen bei noch instabilder Gelenkskapsel auslösbar Diagnose Klinik Rötgen im Norberg-Winkel Subluxation eines abnormen Hüftgelenks, gefolgt von degenerativer Arthritis Prognose ungünstig (fortschreitende Osteoarthrose) Therapie Analgetika, NSAIDs (Metacam®, Rimadyl®, Aspirin®) orale Glukocorticoide (Niedrigste Dosierung!> Knorpelschädigung) Pectineusmyotomie, Myektomie des musculus pectineus (nur, wenn er gespannt ist) subjektive Verbesserung der Lahmheit und Schmerzen Beckenosteotomie 3fache Trennung bessere Winkelung Denervation Resektionsatroplastik/Femurkopfresektion führt zur bindegwebigen Syndesmose (Physiotherapie 3d p.o) nur bei Hunden bis max. 20kg Totalprothese/"künstliche Hüfte" beste Option Varisationsektomie Abwinkelung des Femurkopfes insb. bei jungen Hunden ohne Arthrose 174 2. Legg-Calvé-Perthes-Krankheit = aseptische/avaskuläre Femurkopfnekrose Ätiologie unbekannt, vermutlich genetisch bedingt Prädisposition durch multiple Epiphysendysplasie vermutet Vaskularisationsstörung der Femurkopfepiphyse vermindert Widerstandskraft des Knochengewebes Verformung des Kopfes mit nachfolgender Coxarthrose besonders bei Zwergrassen (Terrier) Symptome Lahmheiten, passive Gelenksbewegung schmerzhaft Atrophie der periartikulären Muskeln, Schonung der Gliedmaßen Auftreten der Veränderungen ab dem 5. Monat, sistieren nach 13. Monat Diagnose Röntgen Verbreiterter Gelenkspalt, aufgehellte Epiphyse Verschattung und Verdichtung des Schenkelhalses später Rarefizierung von Kopf und Hals mit Verformung Therapie Resektion von Femurkopf und Schenkelhals (kleine Rassen unbedenklich) bei rechtzeitigem Eingriff bleibt nur selten Lahmheit zurück Metabolische Wachstumsstörungen 1. Hypertrophe Osteodystrophie Ätiologie unbekannt bei schnell wachsenden Junghunden großwüchsiger Rassen Prädisponierend zu kalorien/proteinreiche Fütterung hohe VitD/Phosphorgaben hohe Wachstumsrate Symptome Lahmheit, schmerzhafte periostale Verdickung der Karpal/Knie/Tarsalgelenke mitunter Anorexie, Durchfälle, Hinfälligkeit, intermittierendes Fieber Diagnose Röntgen: irreguläre Verschattungen der Metaphyse, Verdickung der Metaphyse extraossäre Verkalkungen, Periostverdichtungen Labor: Linksverschiebung, P und AP erhöht Therapie rigorose Verminderung der Kalorien/Proteinzufuhr Analgetika bei Lahmheit und Schmerzen leichte Fälle heilen mit Physenschluß spontan aus schwere Fälle oft Mißbildungen des distalen Antebrachiums, des distalen Femur und der distalen Tibia infolge ungleichmäßigem Physenwachstum Korrekturversuch durch überbrückende Klammern oder Ulnaosteotomie 2. Genu valgum = X-Beinigkeit bei großen Rassen Deformation von Femur und Tibia mit Antetorsions/Valgusstellung des Schenkelhalses und Aufwärtsbiegung des proximalen Femur; zusätzlich Einwärtsrollen des Femur Mit etwa 5 Monaten zu beobachten Symptome: steifer Gang Usache: unbekannt, wahrscheinlich fütterungsbedingt 175 ZNS Aujeszkysche Krankheit Pseudowut, Juckseuche, Infektiöse Bulbärparalyse= Anzeigepflichtig! Ätiologie: Porcines Herpesvirus 1(alpha-Herpesvirus) dsDNA, behüllt, ikosaedrales Kapsid primäre Virusvermehrung im Kern, Bildung intranukleärer Einschlußkörperchen Tenazität hoch antigene Beziehung zu BHV-1 Schwein Hauptwirt, Reservoir (auch Ratten) Ausbreitung über Nasensekret, Milch, Sperma, abortierte Feten, Vaginalsekret Pathogenese Bei Hund und Katze häufig Infektionen durch Verzehr von rohem Schweinefleisch mit Herpes suis Virusvermehrung im lymphatischen Gewebe, Tonsillen und Rachen-SH zentripedaler Virusaufstieg via 9.und 10.Gehirnnerv in Ganglien und Gliazellen des Hirnstammes starke Vermehrung mit Funktionsstörung Besiedlung der Speicheldrüsen (Salivation) Virämiestadium bei Katze selten Virusausscheidung spielen bei Hd+Ktz keine Rolle Symptome Inkubationszeit 2-9 Tage Hauptsymptome: unstillbarer Juckreiz, Automutilisation und Pharynxlähmung Wesensveränderung, Ruhelosigkeit oder Apathie Anorexie, Erbrechen Tachypnoe und Fieber, starkes Speicheln infolge Schluckbeschwerden (Bulbärparalyse), heisere Stimme, Ataxie, Tobsuchtsanfälle Bei Jungkatzen einziges Symptom Erbrechen vor plötzlichem Tod innerhalb von 24-48Std Krämpfe, Lähmung und TOD unter Konvulsionen (Schüttelkrämpfe) Diagnose Klinik Par-/Hyperästhesien (Juckreiz) mit Tachypnoe und Fieber beim Hund Vorbericht!! (Bauernhoftier) Sichere Diagnose intra vitam nicht möglich rascher tödlicher Verlauf neurohistologische Untersuchung der Medulla oblongata Diffdiagnosen Tollwut, Staupe, Toxoplasmose, Hepatoenzephalopathien geht alles langsamer evtl. Parvovirose (Jungkatze) Hautallergien ohne Paresen Prognose infaust, immer tödlich Therapie keine Prophylaxe: kein rohes Schweinefleisch und Innereien füttern 176 Epilepsie idiopathische, primäre, genuine Epilepsie paroxysmale Funktionsstörung des Gehirns infolge exzessiver Entladung von Neuronenverbänden Lokalisation im Großhirn keine morphologischen Hirnveränderungen feststellbar Ätiologie funktionelle Hirnstörung Membranveränderungen, Elektrolytstörungen Ungleichgewicht zwischen inhibitorischen und exzitatorischen Nerurotransmittern Hereditäre Komponente: Golden Retriever, Berner Sennenhund, Deutsch Kurzhaar, selten Mischlinge Erste Symptome mit 1-5 Jahren Symptome Generalisierte "Grand-mal"- Anfälle mit tonisch-klonischen Krämpfen und Bewußtseinsverlust Vier Stadien Prodromalstadium Aura (Tier nicht ansprechbar) Iktus (Anfall) postiktale Phase (s.u. genauer) DD Encephalitis metabolische Störungen (Hypoglykämie, Urämie) Herz-Kreislaufprobleme Hirnneoplasien Diagnose: Ausschlussverfahren: Ein isolierter Anfall= allgemeine und neurologische Untersuchung wenn Befund= weitere Abklärung ohne Befund= abwarten, keine weiteren Untersuchungen Zwei oder mehrere Anfälle= allgemeine und neurologische Untersuchung wenn Befund= weitere Abklärung ohne Befund= Blutchemie (Ca, Leberwerte, Harnstoff, Glucose) wenn auch das ohne Befund: junger Hund: evtl. antiepileptische Therapie alter Hund: Blutchemie, Leberbelastung, Glucosebelastungstest, EKG, LCS Status epilepticus= Anfälle stoppen mit Valium i.v., Barbiturat, palliative Therapie, BlutUS: Ca-Glucose wenn Erholung und Anfälle unter Kontrolle= weitere Abklärung wenn Hypokalzämie und Hypoglykämie= Ca-Gluconat-Infusion Ablauf Untersuchung Anamnese Allgemeine Untersuchung Herz/Kreislauf: Puls, Auskultation, Röntgen, EKG, Sonographie Hämatologie Klinisch-chemische US: Glucose, Na+, K+, Ca2+, Harnstoff, Kreatinin, Leber, NH3+ Neurologie Liquoruntersuchung CT, MRT/KST, EEG Prognose fraglich Therapie s.u. 177 Zerebrale Anfallsleiden/Epileptiforme Anfälle/Epilepsie plötzlich auftretend und vorübergehend klinische Manifestation spontaner Entladungen einzelner Nervenzellgruppen des Großhirns Auslöser sind starke Reize wie Kampfgifte, Traumata oder Stoffwechselstörungen primäre Epilepsie keine morphologischen Veränderungen sekundäre, symptomatische oder erworbene Epilepsie intra- und extrakraniale Veränderungen Cluster= serienweise epileptische Anfälle Status epilepticus= Anfälle treten ununterbrochen, ohne Wiedererlangen des Bewußtseins oder Erholung auf (Lebensgefahr!) Klinische Einteilung A) Partielle (fokale) Anfälle Entladung beschränkt sich auf einen Fokus im Gehirn, selten Ursache Fokale Läsion, angeboren oder erworben (Tumor, Trauma, Infektion) Symptome Keine Bewußtseinsstörung mot. Symptome Zucken einer einzelnen Glm. oder Muskelgruppe, Kieferschlagen oder Kopfschütteln selten kann der partielle in einen generalisierten Anfall übergehen= Jackson-Anfall B) Komplexe partielle Anfälle Symptome: Bewußtsein beeinträchtigt bzw. Bewußtseinsverlust Pupillen dilatiert Verhaltensstörungen wie Bellen, Lecken, Kauen, Fliegenschnappen, Aggressionen C) Generalisierte Anfälle Es kommt zur Ausbreitung der Entladungen auf beiden Gehirnhälften Absenzen (selten)= kurz dauernder Bewußtseinsverlust Myoklonische Anfälle: plötzliche, kurz dauernde Kontraktionen ein oder mehrerer Muskeln Klonische Anfälle: rasch aufeinanderfolgende, kurze rythmische Muskelzuckungen antagonistischer Muskelgruppen Tonische Anfälle: Intensive langandauernde Kontraktionen (Tetanie) Tonisch-Klonische Anfälle: Grand-mal-Anfall (häufigster Typ) Man unterscheidet 4 Stadien Prodromalstadium Schon Stunden vor dem Anfall kann das Tier unruhig sein Aura Kurz vor Anfall sucht Tier Besitzernähe und versteckt sich (Angstverhalten, spürt bevorst. Anfall) Iktus Eigentlicher Anfall Bei primärer Epilepsie nur wenige Minuten Bei sekundärer Epilepsie in der Regel länger Tier bricht bewußtlos zusammen, liegt auf der Seite tonisch-klonische Krämpfe, Kot/Urinabsatz, Speicheln Bewußtseinkehrt zurück, Tier versucht aufzustehen Postiktale Phase Erholungsphase: Minuten bis Stunden Tier müde, erschöpft, hungrig, evtl. Blind, ataktisch oder aggressiv Ursachen der sekundären Epilepsie: a) intrakraniale Ursachen (generalisierte oder partielle Anfälle) vaskulär (zerebrale Infarkte, Thrombosen, Blutungen) entzündlich/infektiös (Encephalitis, Staupe, Toxoplasmose, Neosporose) Anomalie (Hydrocephalus, Lissencephalie) Neoplasie (Meningiome, Gliome, Metastasen) Degenerativ (Speicherkrankheiten, selten) 178 b) extrakraniale Ursachen (immer generalisierte Anfälle) Hypokalzämie (Eklampsie, Hyperparathyreoidismus) Hypoglykämie (Insulinüberdosis, Inulinom, Lberinsuffizienz, Sepsis) Hyperlipoproteinämie Hyperglobulinämie (Entzündung, Lebererkrankung, Tumore, Infektion, Allergie) Hepatoenzephalopathie Urämische Encephalopathie Polyzythämie Hyperthermie Portocavaler Shunt Parasiten (Wanderlarven, verirrte Parasiten) Gifte (Metlaldehyd, Organophosphat, Carbamate, Blei, Schokolade) Medikamente (Neostigmin, Insulin, Metronidazol, Xylocain) Altersprädisposition Tiere > 1 Jahr (häufigste Ursachen) Mißbildungen (Hydrocephalus) Metabolische Störungen (Portocavaler Shunt, Welpenhypoglykämie) Infektionen (Staupe) Traumata Tiere zwischen 1-5 Jahren Idiopathische Epilepsie Infektionen (Staupe, seltener) Stoffwechselstörungenen (Hyperkalzämie, seltener) Mißbildungen Tiere >5 Jahre Neoplasien Metabolische Störungen (Hypoglykämie) Diffdiagnosen zu primären epileptischen Anfällen Synkopen:Plötzlicher Bewußseinsverlust ducrh Mangelversorgung des Gehrins mit Sauerstoff oder Glukose durch Herzarrythmien, Hypoglykämie, Anämie, Polyzythämie oder Intoxikationen Lafora-Typ-Anfälle: Myoklonische Epilepsie bei Beagle und Basset, Progressiver Verlauf Kataplexie: selten, Anfallsartiger Verlust des Muskeltonus ohne Bewußtseinsverlust (Streß, Futter) Narkolepsie: selten, zwanghafte Schlafanfälle Therapie der Anfallsleiden Primäre Epilepsie ist nur symptomatisch, viele sekundäre Epilepsien sind auch kausal behandelbar Primäre: Aufklärung Anfälle häufiger als jeden Monat oder sehr schwer Antiepileptika (Phenobarbital) Sekundäre: Phenobarbital (Luminal®, Gardenal®) Kaliumbromid (Dibrobe®) Primidon (Mylosine®, Resimatil®), Mylepsinum® 35-50 mg/kg 2xd Diazepam (Valium®) Therapie des Status epilepticus Venenkatheter legen Valium-Mikroklisma-Bolus tief rektal BlutUS: Glucose, Elektrolyte, Leberenzyme, Ammoniak und Nierenwerte Valium i.v. 0,5-1mg/kg, maximal 10mg kurzzeitig wenn keine Wirkung dann Phenobarbital i.v. 3-15mg/kg, maximal 20mg kurzzeitig wenn nach 10min keine Wirkung Pentobarbital langsam i.v. nach Wirkung Intubation 24-28h sediert halten Ringer-Laktat-Lösung 179 bei Hypoglykämie - Glukose i.v. bei Hypokalzämie- Kalziumglukonat i.v. Temperatur-Kontrolle Weich lagern (alle 2h wenden) Blasenfunktion überwachen CAVE!!! Nie: Acepromazin/Chlorpromazin (Vetranquil®, Combelen®), Ketamine (Ketanest®), Metoclopramid (Paspertin®) oder Enrofloxacin (Baytril®) verwenden!!! Krampfgefahr!! Vestibularsyndrom = Erkrankungen des Vestibularapparates, welche zu Störung der Bewegung und Orientierung im Raum bzw. Störung der Bewegungskoordination führen Ätiologie peripheres Vestibularsyndrom: im Zusammenhang mit Mittelohr- oder Innenohrentzündungen Trauma, Tumoren Osteosarkom, Fibrosarkom Toxikosen infolge Überdosierung von Aminoglykosiden zentrales Vestibularsyndrom: durch Hirnstammläsionen, die vestibuläre Kerne betreffen Läsionen im Vestibuläranteil des Kleinhirns Ursachen Zirkulationsstörungen chronische Hepatoenzephalopathie, chronische Nephropathie kongenitale Malformation des Foramen occipitale Hydrocephalus idiopathisches geriatrisches Vestibularsyndrom (ältere Hunde und Katzen) Streptomycinvergiftung (Aminoglykosid-AB) => besonders Katzen Symptome Allgemeine Haltungs- und Bewegungsstörungen: Abnorme Kopfhaltung (kranke Seite unten) Abnorme Aufrichtreaktion Hypotonie der lädierten, Spastizität der kontralateralen Seite Rotation um die Längsachse Augen: Nystagmus (horizontalis, rolundus; vertikal wäre Zeichen einer zentralen Störung) Strabismus (Schielen) Vomitus Facialisparese/paralyse Manegenbewegung (zur geschädigten Seite) Orientierungsverlust gestörter Gleichgewichtssinn peripheres Vestibularsyndrom Horner-Syndrom => Sympatikusschaden mit Ptosis, Miosis und Enophtalmus Fazialislähmung milde asymmetrische Ataxie ohne Stellunganomalie horizontaler und rotierender Nystagmus evtl. Anzeichen von Otitis media zentrales Vestibularsyndrom vertikaler und induzierter Nystagmus Ausfälle des 5. /6. Gehirnnerven ipsilaterale Hemi- oder Quadriparese Verhaltensstörung propriozeptive Defizite mit Stellungsanomalien 180 Diagnose Klinik ZNS-Untersuchungsgang, Hirnnervenstatus Röntgen: evtl. Knochenzerstörung und Abszedierung der Bulla ossea Liqouruntersuchung Differentialdiagnosen idiopathisches Vestibularsyndrom: plötzliches Auftreten bei älteren Tieren, Verschwinden nach 7-21 Tagen Vestibularsyndrom der Welpen: Spontane Rückbildung, hinterlässt evtl. Taubheit Neoplasmen von peripheren Nerven und Knochen Prognose peripher: vorsichtig (Dauerschäden wie z.B. Taubheit möglich) zentral: vorsichtig bis infaust Therapie Peripher Breitspektrumantibiose: Chloramphenicol oder auch Klindamycin Dexamethason 1mg/kg 2x/d über 6 Tage Ohrreinigung falls kein Erfolg: totales Abtragen des äußeren Gehörganges und laterale Bulla-Osteotomie Zentral Ursache bekämpfen, sofern möglich Vitamin B1, B6 und B12 Vergiftungen Vergiftungen Vergiftungskriterien nachgewiesene Giftaufnahme (Beobachtung, Giftreste, Verpackung) giftspezifische Symptomatik Giftnachweis in Asservaten (Mageninhalt, Urin, Blut, Kot, Haare, Punktate, Organteile) Einteilung der Giftstoffe Pestizide (Pflanzenschutz, Schädlingsbekämpfungsmittel) Arzneimittel (mit am häufigsten) Chemikalien (Alt/Dieselöl, Glysanthin/Frostschutz= Ethylenglykol) Nahrungsmittel (auch Botulismus) pflanzliche Gifte (Zierpflanzen: Wolfsmilch, Kalla, Oleander, Philodendron, Efeu) tierische Gifte, Gifttiere Häufigkeiten (in abnehmender Reihenfolge) Cumarine (auch bei Katzen) Arzneimittel Östrogene iatrogen Narkotika, Rauschgift (nicht anzeigepflichtig), Muskelrelaxantien Fe, KMnO4 Allopurinol Vitamin D iatrogen Ivermectin iatrogen Organophosphate= Phosphorsäureester Thallium Phenole (Katzen: Öl, Teer) organ. CH 181 Giftaufnahme per os Inhalation (v.a. Rauchvergiftung, früher Benzindämpfe => Kanister und Hund im Kofferraum) perkutane Resorption iatrogene Applikation Leitsymptome bei bestimmten Giften Bewußtlosigkeit Alkohol, Lösungsmittel (Acteon) Sedativa, Hypnotika, Psychopharmaka, Opiate, Narkotika Zn-Phosphid (Rodentizid), Met(hyl)aldehyd (Schneckengift) Erregung, Krämpfe, Lähmungen Organophosphate (E605, Wurmmittel, Antiparasitika) chlorierte Kohlenwasserstoffe, calciprive Karbonsäuren (Ca-Spiegelsenkend) Fluoride, Oxalate, Met(hly)aldehyd, Ethylenglykol, Phosphorsäureester, Halogenwasserstoffe Analeptika, Nicotin Goldregen und Ginster, Blei Miosis Organosphosphate, Cholinergika Mydriasis Atropin, Botulinumtoxin, Parasympatholytika Salivation Organophosphate, Ethylenglykol Thioharnstoff, Metaldehyd (Molluskizid), Blei Vomitus, Diarrhoe Thallium (Dysphagie, Regurgitieren, nach 10 Tagen Alopezie) Metaldehyd, Ethylenglykol, Zn-Phosphat, Organophosphate, Blei Zyanose, Dyspnoe Methämoglobinbildner (Nitrate, Nitrite, Chlorat) Nitrosegase, CO, Thioharnstoff, Phenole, Organophosphate Cumarine (sekundär) lungenschädigende Gifte (Chlor, Schwefeldioxid, Säuredämpfe, Ammoniak) bronchospastische Gifte (Phosphorsäureester) Hyperpyrexie erhöhte Körpertemperatur (erhöhter Muskeltonus => Wärme und CK↑) paradoxe Hyperthermie beim Hund=> Barbiturate als Antidot, Metaldehyd, Parasympatholytica, Phenole, Dinitrophenol und Kresole, CO, Analeptika, Narkotika, Hypnotika, Muskelrelaxantien, Solanaceen Blutungen, (v.a. Zahnfleisch, Nase, Präputium, Vagina), Gerinnungsstörungen, Anämie Cumarine, Östrogene mit verzögerter Wirkung (Myelophtise) Verätzungen Säuren, Laugen, Phenole, Salze, konzentrierte Farblösungen Maßnahmen bei Vergiftungen 1. Notfalltherapie = Erstversorgung (Elementarhilfe, Eliminationstherapie) 2. Diagnostische Abklärung (Anamnese, klinische und labordiagnostische Untersuchung) 3. spezielle Therapie (extrakorporale Elimination = Blutwäsche, Antidot, symptomatische Therapie) Elementarhilfe = Aufrechterhaltung von Lebensfunktionen= ABCD der Wiederbelebung A = Atemwege Freihalten der Atemwege orotracheale Intubation => Beatmen (nur in Narkose) B = Braunüle C = Circulation (oder Cor) Herz- und Kreislaufbehandlung (EKG) D = Drugs Medikamentöse Behandlung z.B. Gehirn- und Lungenödemprophylaxe 182 Eliminationshilfe = Giftentfernung, Resorptionsverhütung Dekontamination (Frischluft, Haare waschen/scheren => z.B. Motorenölkatze) Elimination und Neutralisation Emetika (nur bei Bewußtsein und nicht bei Krämpfen) 1-3h nach Intoxikation: Hund Apomorphin, Katze Xylazin (Rompun) Magenspülung (nur nach orotrachelaer Intubation) > 2h nach Intoxikation Absorbientien-Instillation (Magen): Aktivkohle, in Bariumsulfat aufgelöst, 0,5-1mg/kg Laxantien-Instillation (Natriumsulfat = Glauberslaz 1g in15 ml H2O/kg) forcierte Diurese (Osmodiuretika, Saliuretika) Vor weiterer Behandlung =>Diagnostische Abklärung Anamnese Art, Menge und Zeitpunkt der Giftaufnahme Bisherige Symptomatik eingeleitete Maßnahmen Klinische Untersuchung inklusive Röntgen und EKG ZNS (Miosis, Mydriasis, Lähmungen, Krämpfe, Zuckungen, Durchfall) Magen (Regurgitieren), Darm Lunge Herz, Kreislauf Nieren Haut und Schleimhäute Labor toxikologische Asservatenuntersuchung Blut, Urin, Kot => Verlaufskontrolle Spezifische Therapie extrakorporale Elimination: Häminfiltration/ Peritonealdialyse zur Ausscheidung von Harnstoff, Urease und anderen nierenpflichtigen Giften Trenckhoff-Katheter durch Braunüle in Bauch einsetzen 40-60 ml/kg hypertone Dialyseflüssigkeit nach 3-4 Stunden wieder herausholen Antidotbehandlung (Tabellen im Giftfach) anrufen in "Toxzentren" (rote Liste) => Antidotgabe bei bekannten Giften symptomatische Therapie Schockbehandlung Leber- und Nierenschutztherapie Gehirn- und Lungenödemtherapie (Cortison, Dimazon) Hepatopathie kommt sicher nach 2-3 Stunden! => Prophylaxe Grundsätze der Therapie von Vergiftungen Anamnese besonders wichtig ! Welches Gift? Gift, Packung und Beipackzettel mitbringen! Aufgenommene Menge? Wie ist die Aufnahme erfolgt? Wann wurde das Gift aufgenommen? Welche Symptome sind bisher aufgetreten? 183 Überblick therapeutische Maßnahmen : 1. Sofortmaßnahme : Freihalten der Atemwege, Beatmung, Braunüle legen, Herz- und Kreislaufstabilisation, Gehirn- und Lungenödemprophylaxe ( Cortison ) 2. Dekontamination ( Elimination des Giftes ): Frischluft, waschen+scheren, Emetika, Magenspülung, Laxantien, Adsorbentien, Infusion, Diurese 3. symptomatisch: Schockbehandlung, Leber- und Nierenschutztherapie 4. spezielle Therapie: Antidot-Gabe, Hämodialyse Vorgehensweise richtet sich nach dem vorliegenden Fall: Gift bekannt, Vergiftung sicher, keine Symptome Entgiften (Magen+Darm entleeren, Adsorbieren, Gift herausspülen mit Infusionen, waschen, scheren ) natürliche Barrieren nicht iatrogen schädigen symptomatisch therapieren, Antidot verwenden, Rückversicherung bei Tox-Zentren im Zweifelsfall symptomat. Langzeittherapie, Überwachung und Nachsorge, Gift bekannt, Vergiftung sicher, Symptome vorhanden symptomatische, lebensrettende Soforttherapie, Antidot verwenden, Entgiften ( Magen und Darm entleeren, adsorbieren, herausspülen mit Infusionen, waschen, scheren ) Rückfrage Tox-Zentrum Symptomat. Langzeittherapie, Überwachung und Nachsorge Gift bekannt, Vergiftung möglich, Symptome atypisch für das Gift Sehr wahrscheinlich liegt gar keine Vergiftung vor Entgiften, symptomatische Therapie und Antidot-Verwendung, soweit sinnvoll und gefahrlos für das Tier Gift unbekannt, Vergiftung möglich, akute Vergiftungssymptomatik Symptomatische Notfalltherapie Rückfrage Tox-Zentrum!!! Mögliche andere Ursachen, da eine Vergiftung relativ unwahrscheinlich ist : Hitzschlag, Anfallsleiden, Gerinnungsstörungen, Koliken Azotämie, Encephalitische Erkr., Unfälle Traumen usw. Gift unbekannt, Vergiftung vom Besitzer vermutet, keine typischen Vergiftungssymptome Entgiften, symptomatische Therapie und Antidotgabe nur soweit sinnvoll und gefahrlos für das Tier Entgiften=Dekontamination Entfernen der Giftes vom Eintritts-/Wirkungsort Verhindern der weiteren Giftresorption Möglichst schnell!! Entscheidenste Maßnahme!! Magen entleeren : In allen Fällen, in denen die Giftaufnahmeweniger als 2h zurückliegt Erbrechen auslösen mit Apomorphin bei Hund; mit Xylazin bei Katze Beenden des Erbrechens oder bei Gefahr eines Kreislaufkollaps : Naloxon ( Narcan® ) KI für Apomorphin: Aufnahme stark ätzenden Substanzen, Krämpfe, Ateminsuffizienz... Magenspülung umstritten wegen Aspirationsgefahr von Erbrochenem beim bewusstlosen Tier mit Endotrachealtubus möglich Spülflüssigkeit: lauwarmes Leitungswasser Spülmenge : 5-10ml/kg mehrmals, bis Flüssigkeit klar Darm entleeren Gift, Giftkohle- oder Giftantidotkomplexe über den Kot eliminieren Klistieren mit viel lauwarmen Wasser als Massenklistier Laxieren mit Natriumsulfat ( Glaubersalz ) oder Paraffinum liquidum Adsorbieren mit Aktivkohle ( Carbo adsorbens sive medicinalis ) als Granulat oder Tabletten→universales Antidot. Verdünnen und Herausspülen: renale Giftausscheidung beschleunigen, Hydrieren, Diurese anregen Infusionen 184 Diurese : erst bei reichlicher Hydrierung des Patienten! Osmodiurese mit Mannitol, Furosemid Scheren und Waschen bei Vergiftungen über die Haut→möglichst rasches Entfernen und Verdünnen des Giftes! wasserlösliche Gifte mit viel Wasser, lipidlösliche mit Speiseöl oder Wasser und Seife entfernen Die häufigsten fehler in der Praxis Milchgabe p.o. bei lipidlöslichen Stoffen bewirkt eine Resorptionsbeschleunigung Neurolept-Analgesie belastet Leber, Kreislauf und Atmung zusätzlich falsche Medikamentendosierung Polypragmasie Tox-Zentren = Informationszentren für Vergiftungsfälle ( Human- und veterinärmed. ), z.B. in Kassel Beispiele für systemisch wirkende Antidote Apomorphinum hydrochloricum→Emetikum, Crotetamid ( Respirot®) z.B. bei Barbituratvergiftung Diazepam ( Valium®) bei Strychninvergiftung Dimercaprol o. DPTA bei metall. Toxinvergiftung Neostigmin bei Curare- oder Atropinvergiftung Vit K1 ( Konakion ®) bei Cumarinvergiftung Bleivergiftung anorganisches Blei kommt ubiquitär vor, Bleibelastung der Luft zu 90% aus Autoabgasen organische Bleiverbingungen durch Lipidlöslichkeit fast vollständig enteral resorbiert Deaklylierung/ -methylierung in der Leber Extrem neurotoxisch, zerstören Mikrotubuli (axonaler Vesikeltransport gestört) Degeneration des Gehirns (irreparable Löcher), Degeneration der Nierenzellen, als Kampfgas anorganisches metallisches Blei bei oraler Aufnahme schlecht resorbierbar Ätiologie akute Bleivergiftung durch Bleifarben und Wasser aus bleihaltigen Leitungen Enterale Resorption Blei an Blutalbumine gebunden (scheinbare Entgiftung) Proteine denaturieren Ablagerung in Nieren und Leberinsuffizienz chronische Bleivergiftung nach Aufnahme durch Lunge oder per os 50% des Bleis aus der Lunge nach 2d im Blut Erys nehmen innerhalb von Minuten 90% davon auf lange Verweildauer im Organismus Ausscheidung nur 0,5%/d bei langzeitig erhöhtem Blutspiegel lagert sich Blei in Knochen, Leber, Niere und Interstitium ab kontinuierlicher Knochenstoffwechsel, Ca-Infusion, Gravidität, Laktation (Ca-Mobilisation) führt zur "Bleikrise" mit akuter Vergiftung wegen Freisetzung aus Knochen Diaplazentarer Übergang auf Fetus= Abort, Frühtod Klinik Allgemeine Symptome "Bleisaum" an Zahnhälsen Fertilitätsstörungen und Chromosomenabberationen (kl. Wdk, Wassergefl, Papageien) Blockierung des Hämoglobinstoffwechels durch Enzymhemmung Störung der Membranfunktion der Erys (Pb vertritt Ca und führt zu erhöhter Kaliumpermeabilität) Toxizität von anorganischem Pb: akut: nach Aufnahme sehr großer Mengen! Kontraktion glatter Muskulatur Bleikolik (Gastritis, Enteritis, schmerzhafte Spasmen, Durchfall) zentrale Störungen durch Gefäßspasmen (Kopfschmerzen, Taumeln) regenerative Veränderungen im ZNS (Depression, Überempfindlichkeit, Tremor, Zuckungen) Bleienzephalopathie (Blindheit, Wahnsinn) 185 chronisch: Enstehen durch langsame Kumulation= Bleianämie mit sämtlichen Folgeerscheinungen von A. Leber- und Nierenschäden Enzymgift! daher Störung der Hämsynthese durch Hemmung der 1. α-Lävulinsäure-Dehydratase (daher vermehrt δ-Aminolävulinsäure im Harn) 2. Uroporphyrinogen-Decarboxylase 3. Koproporphyrinogen-Decarboxylase 4. Ferrochelatase Anzeichen: basophile Tüpfelung der Erys (degeneriertes Häm) Diagnose im akuten Schub leicht wg. klinischer Symptomatik chronische Form schwieriger basophile Tüpfelung der Erys erhöhter Bleigehalt des Blutes (>0,6µ/ml) vermehrt δ-Aminolävulinsäure im Harn Therapie akut: Magenspülung mit Aktivkohle Komplexbildner: Ca-EDTA (25mg/kg) i.v. alle 12h, 5d D-Penicillamin (echter Komplexbildner) Calciumtrinatriumpentetat =Ausscheidung der Komplexe mit dem Harn Kumarinvergiftung Cumarinderivate sind Cumachlor, Cumaphen, Cumatetralyl, Cumafuryl, Dicumarol Wirkung Antikoagulantien, blockieren die Prothrombinbildung in der Leber, Schädigung der Blutkapillarwände Cumarinderivate Vitamin K-Antagonisten hemmen das Enzym Vitamin K-Epoxid-Reduktase Vitamin K kann aus der unwirksamen Epoxidform nicht wieder in die aktive Form überführt werden klinische Zeichen erst nach „Erschöpfung“ der Vitamin K - Speicher ( nach 2-4 Tagen ) Wirkung der Cumarinderivate abhängig von Halbwertszeit und Dosis (HWZ 1d – 10 Wochen) mehrmalige Aufnahme kleiner Mengen ( subchronische Toxizität ) gefährlicher als die akute Toxizität diese beeinflusst die Prothrombinkonzentration häufig nicht kritisch Toxizität einmalige letale Dosis 20-50mg/kg, letale Dosis bei Aufnahme während einer Woche 1mg/kg/d Phenylbutazon, Sulfonamide, Glukokortikoide, Azetylsalizylsäure erhöhen die Toxizität Latenzzeit 2-7 Tage Symptome : erst nach 2-4 Tagen akute Form Blutgerinnungsstörungen, massive Blutungen aus allen Körperöffnungen Hämaturie, Körperhöhlenblutungen Dyspnoe ( akute Todesfälle bei Gehirnblutungen, Herztamponade, Hämothorax ) subakut-chronische Form Blutgerinnungsstörung schwarz-brauner Saum am dentalen Gingiva-Rand durch chronische leichtgradige Blutungen Hämatome in Gelenknähe, Anämie, Hämaturie, Schleimhautblutungen Labor PT und aPTT nach 1-2 Tagen nach Giftaufnahme Thrombozytopenie, HKT und Plasmaprotein ( je jach Schweregrad der Blutung ) DD 186 angeborene Koagulopathien DIC, Thrombozytopenien und –pathien Traumata ( besonders bei Hämothorax ) Vasopathien je nach Lokalisation der Blutung z.B. hämorrhagische Gastroenteritis... Therapie bei akuter Vergiftung Entgiften durch Emesis ( Apomorphin 0,04mg/kg i.v. ) Gift adsorbieren mit Carbo medicinalis anschließend Glaubersalz und Klistier, Infusionen und Diurese die darauffolgenden Tage Prothrombinzeit bestimmen bei starkem Abfall Vitamin K1 ( Konakion initial 3-5 mg/kg s.c.oder p.o. ) als Antidot bei schweren Vergiftungen mit Hkt<0,2 Bluttransfusion und Sauerstoff Therapie der subakut-chronischen Form: Vitamin K1 5-10mg/kg s.c. oder i.v., später p.o. für 10 Tage Nachweis Mageninhalt indirekt anhand der Symptome, des Gerinnungsstatus und bei erfolgreicher Vitamin K1-Therapie Methanolvergiftung Methanol = als Lösungsmittelzusatz in Lacken, Beizen, Haushaltsreinigern Pharmakokinetik Methanol wird zuerst zu Formaldehyd oxidiert dann zu Ameisensäure umgebaut zum Schluss zu Wasser und Kohlendioxid weiteroxidiert dabei kommt es zur Anreicherung von Ameisensäure im Blut metabolische Azidose ( 2.-4. Tag nach der Aufnahme ) Symptome relativ geringe, jedoch lang andauernde narkotische Wirkung durch Metaboliten Abdominalschmerz, Azidose, Hypoxie mit Herz- und Kreislaufbeeinträchtigung Therapie Ethanolgabe ( Ethanol hat höhere Affinität zur Alkoholdehydrogenaseoxidiert Methanol zu Formaldehyd ), Methanol kann vermehrt abgeatmet werden Natriumbikarbonat gegen die Azidose Zufuhr von Folsäure ( wichtig für den Ameisensäuren-Metabolismus ) Organophosphatvergiftung Organophosphate = irreversible Cholinesteraseblocker, in der Tiermedizin als Insektizide Antiparasitaria Einsatz auch als Kampfstoffe ( nur zur Information... ) Latenzzeit: bei Einatmung kurz ( Sekunden, Minuten , peroral 30min, perkutan bis 8h Symptome: Dyspnoe durch Broncho- und Laryngospasmus, Lungenödem, periphere Atemlähmung Erbrechen, Diarrhoe, abdominale Krämpfe Speichel-, Tränenfluss Bradykardie, Blutdruckanstieg oder -senkung Miosis, Akkomodationsstörung Muskelzuckungen, Muskelschwäche, Ataxie, Unruhe, Zittern, Benommenheit, Lähmungen, Atemstillstand, zentrale Krämpfe, Koma Nachweis: Mageninhalt Therapie: 1. Bei Bedarf Endotrachealtubus und künstliche Beatmung 2. ruhig und dunkel betten, häufig umlagern 3. Antidot Atropinsulfat: alle 6h wiederholen (Atropinisierung muss mehrere Tage aufrecht erhalten werden, Kontrolle anhand der Mundtrockenheit, Pupillenweite ist unzuverlässig) 4. Diazepam gegen Krämpfe 187 5. Entgiften durch Emesis, Adsorbieren des Giftes ( Aktivkohle ), Glaubersalz, Infusion, Diurese 6. Obidoxim ( Inidoxin, Toxogonin ) Reaktivierung der Cholinesterase 7. Bekämpfung der metabolischen Azidose Thalliumvergiftung Rhodentizid, Ratten/Mäusegift Wirkung noch nicht restlos bekannt Affinität zum Nervensystem Beeinflussung mitchondrialer Enzyme Verdrängung von Kalium in Muskeln und Nerven Symptome nach Aufnahme Latenzzeit beträgt 1 Stunde bis 10 Tage Erste Phase, meist 18-24 Stunden nach Aufnahme: Erbrechen und Durchfall (blutig), Vorderbauchschmerzen ZNS-Störungen: Apathie, Krämpfe, Kollaps Zweite Phase, am 2.-4. Tag: Nieren und Leberschäden, Herzinsuffizienz Schleimhautrötung, Tonsillenschwellung, Ulzerationen Konvulsionen, Exzitationen, Ataxien, Paresen, Paralysen Darmatonie, Dyspnoe Dritte Phase, 5.-7. Tag Effloreszenzen an Übergang Haut/SH Hyperkeratose an Pfotenbäder Erytheme (Nase, Ohren, Achseln, Zwischenzehen) Dermatitis pustulosa büschelweiser Haarausfall, Brillenbildung DiagnoseThalliumnachweis im Urin Therapie akut: Emetika, Brechklysma, Hexacyanoferrat (Berliner Blau) 100-400mg/kg 3-6x/d, bis zu zwei Wochen lan Magenspülung mit 1% Natriumiodidlösung Aktivkohle, Glaubersalz, Diurese, Vitamin B-Komplex Infusion mit 0,3% KCL in 5%iger Glucose-Lösung 10mg/kg (entspricht 3,3ml/kg Salben chronisch: Infusionen, Diurese, Antidot: Berliner Blau als Kapseln 188