Aktiengesellschaft für Dienstleistungen in der Schweineproduktion Geschäftsbereich SGD-SSP Literaturrecherche Pathological and aetiological studies of multifocal interstitial nephritis in wasted pigs at slaughter J. Martinez et al. Research in Veterinary Science 81, 2006, 92-98 Makroskopische Läsionen der Nieren bedingt durch multifokale interstitielle Nephritiden (MFIN), die umgangssprachlich Flecknieren genannt werden, gehören zu den häufigsten Ursachen für das Verwerfen von Nieren bei der Schlachtung. Zahlreiche Studien wurden bisher durchgeführt, um die Ursache für die genannten makroskopischen Veränderungen bei sonst gesunden Schweinen zu finden, wobei bisher keine einheitliche Erklärung gefunden werden konnte. Über viele Jahre hinweg wurde angenommen, dass die Fleckniere durch den Erreger Leptospira interrogans verursacht wird. In keiner der aktuellen Untersuchungen konnte dies jedoch belegt werden. Neben den Leptospiren wird auch folgenden Erregern ein Zusammenhang mit der Erkrankung zugesprochen: PRRSV, PCV2, PPV und dem Porcinen Adenovirus. Bisher gibt es jedoch keine Arbeit, die sich mit der Ätiologie der Flecknieren bei Kümmerern befasst. Ziel dieser Studie war die Läsionen, die bei Flecknieren von Kümmerern auftreten zu charakterisieren und die mögliche Rolle verschiedener Erreger wie Leptospira spp., PRRSV, PCV2 und PPV zu untersuchen. Im Schlachthof von Valencia wurden 44 kümmernde Schlachtschweine im Alter von 6-8 Monaten von 11 verschiedenen Herkunftsbetrieben mit einem durchschnittlichen Schlachtkörpergewicht von 47 kg untersucht. Die Ursache für das Kümmern wurde nicht weiter abgeklärt. Die Auswahl der Tiere erfolgte anhand des klinischen Erscheinungsbilds. 29 Nieren mit multifokalen weissen Flecken im Bereich der Rindenoberfläche und 15 Nieren ohne makroskopische Veränderungen (Kontrollen) wurden gesammelt. Die Nieren wurden anhand der pathologischen Veränderungen zwischen 0 und 3 klassifiziert (Grad 0: keine makroskopischen Veränderungen, Grad 1: weniger als 10 weisse Flecken mit einem Durchmesser von 2-5 mm, Grad 2: mehr als 10 weisse Flecken, Grad 3: ganze Rindenoberfläche mit weissen Punkten übersäht). Somit entsprachen die Nieren mit Grad 0 der Kontrollgruppe. Von den betroffenen Tieren wurden auch die Tonsillen, sowie Blutkoagula aus dem Herzen zur Serumgewinnung gesammelt. Die verarbeiteten Gewebeproben wurden histologisch, immunhistologisch und mittels in situ Hybridisation auf die entsprechenden Erreger untersucht. Zusätzlich wurden die Proben bakteriologisch abgeklärt und für den Nachweis von Leptospiren eine direkte Immunfluoreszenz sowie eine serologische Abklärung von PPV und Leptospirose durchgeführt. Von den 29 makroskopisch veränderten Nieren wurden 41.4% dem Grad 1 zugeordnet, 48.3% dem Grad 2 und 10.3% dem Grad 3. 27 der Nieren zeigten eine interstitielle Nephritis. Bei 2 makroskopisch veränderten Nieren (Grad 1 und Grad 2) konnten keine mikroskopischen Veränderungen ausgemacht werden. Mittels Warthin-Starry Methode konnten keine spirochätenartigen Bakterien entdeckt werden. Die Tonsillen waren histologisch normal. Mittels Immunhistochemie konnten weder Leptospiren noch PRRSV gefunden werden. 8 Tiere hatten kleine Mengen von PCV2 Nukleinsäure im Gewebe. Bei 7 konnte das virale Genom nur in den Tonsillen nachgewiesen werden. Beim anderen Tier konnte PCV2 Nukleinsäure auch im Zytoplasma der Makrophagen der entzündlichen Infiltrate und in wenigen Epithelzellen der Niere gefunden werden. Die einzige PCV2 positive Niere gehörte zur Gruppe der Grad 3 Nieren. Es konnten keine Leptospiren spp. kultiviert werden. Mittels direkter Immunfluoreszenz wurden in 2 Nieren Leptospiren nachgewiesen. Bakteriologisch gelang der Nachweis von E. coli, S. dysgalactiae, S. suis und S. salivarius. 28 Tiere waren serologisch positiv für L. bratislava, wobei 20 Tiere makroskopisch veränderte Nieren aufwiesen, während 8 zur Kontrollgruppe gehörten. 20 Tiere wurden positiv für PPV getestet. Wie bisher Untersuchungen an Flecknieren von gesunden Schlachtschweinen gezeigt haben, sind die Läsionen nicht spezifisch und das ätiologische Agens variiert. Das gleiche Resultat ergab nun die Untersuchung an kümmernden Schlachtschweinen. Ersteller : Riccarda Ursprung Datum : 31.07.2006 Seite 1 von 2 Obwohl die pathologischen Veränderungen mit denjenigen vorgängiger Studien korrelierten, variierte der Nachweis von Leptospiren je nach Nachweismethode. Hier wurden mittels direkter Immunfluoreszenz bei 2 Tieren Leptospiren nachgewiesen, wobei mittels spezieller Histologie und Bakterienkultur kein Nachweis gelang. Auch die serologischen Titer für diese beiden Tiere waren nicht speziell hoch. Hierfür werden 2 mögliche Erklärungen angeführt: Zum einen könnten die infizierten Tubuli so verteilt sein, dass sie durch andere Nachweismethoden nicht entdeckt wurden. Oder aber das Resultat war falsch positiv aufgrund der niedrigen Spezifität der direkten Immunfluoreszenz. Die Tatsache, dass trotz negativem Leptospirennachweis in mehreren Tieren Antikörper gefunden wurden, könnte bedingt sein durch unterschiedliche Fähigkeit der Stränge in den Nierentubuli zu verweilen, durch die Schwierigkeiten L. bratislava zu isolieren, durch einen frühen Kontakt der Tiere mit den Erregern, der raschen Ausscheidung und den lange verweilenden Antikörpern. Die Resultate der Untersuchung unterstützen die These, dass eine Infektion bereits wenige Wochen nach dem Absetzen erfolgte und die Erreger zum Zeitpunkt der Schlachtung nicht mehr präsent waren. Der grosse Einsatz von Antibiotika bei Kümmerern könnte jedoch auch zur Eliminierung der Leptospiren geführt haben. Die Vorliegende Studie hat gezeigt, dass sowohl Nieren mit und ohne makroskopischen Veränderungen in kümmernden Schlachtschweinen gefunden werden konnten. Obwohl die serologischen Resultate zeigten, dass eine gewisse Anzahl der Tiere positiv auf Leptospiren getestet werden konnte und dementsprechend Kontakt mit dem Erreger hatten, konnten bei der Schlachtung keine weiteren Hinweise hierfür gefunden werden. Keiner der untersuchten Erreger konnte direkt der Entstehung der Fleckniere zugeordnet werden. Demzufolge könnten die pathologischen Veränderungen eine Folge von bereits früher erfolgten Infektionen sein oder durch nicht untersuchte Erreger hervorgerufen worden sein. - - Multifokale interstitielle Nephritis bei Schweinen wird mit verschiedenen infektiösen Faktoren assoziiert. In dieser Studie wurden Flecknieren von kümmernden Schlachtschweinen auf folgende Erreger untersucht: Leptospira spp., PCV2, PPV, PRRSV und verschieden Bakterien. Sowohl bei Kontrolltieren, als auch bei Tieren mit Flecknieren konnte histologisch eine interstitielle Nephritis festgestellt werden. Histologisch und bakteriologisch konnten keine Leptospiren nachgewiesen werden, obwohl einige Tiere serologisch positiv reagierten. Auch pyogene Bakterien konnten in Nieren von beiden Gruppen gefunden werden. PCV2 Nukleinsäure wurde nur in einer veränderter Niere nachgewiesen. Es gab keine Hinweise für PRRSV. Einige der Tiere waren serologisch positiv für PPV. Keiner der getesteten Infektionserreger konnte als spezifische Ursache für Flecknieren identifiziert werden. Die Möglichkeit, dass die chronischen Läsionen die Folge einer vorangegangenen Infektion mit einem oder mehreren der getesteten Erreger oder auch einem nicht untersuchten Faktor sein könnte, konnte nicht ausgeschlossen werden. Ersteller : Riccarda Ursprung Datum : 31.07.2006 Seite 2 von 2