SEITE 3 Weltnierentag: Organerhalt wichtiges Ziel in der chirurgischen Krebstherapie Schonende Operationen mit DaVinci retten Nieren trotz Tumoren Die Nieren sind stille Stars unter den inneren Organen: Unbemerkt verrichten sie ihre wichtige Arbeit, steuern die Ausscheidung der Giftstoffe, den Wasserhaushalt, die Blutdruckregulation und produzieren Hormone. Werden die Nieren krank, bleibt dies häufig lange unbemerkt – oft fällt erst der Verlust der Nierenfunktionen auf. Für den Organismus bedeutet dies eine empfindliche Störung seines Gleichgewichts. Das zu verhindern und die Nieren möglichst lange zu erhalten, ist daher oberstes Ziel der Therapie bei Nierenerkrankungen. Auch bei der Behandlung des Nierenkrebses ersetzen organerhaltende Verfahren immer mehr die Operationen mit kompletter Entfernung der Niere. „Das ist natürlich Foto: Stefan Straube L Krebserkrankungen der Niere nehmen wie alle Tumorerkrankungen stetig zu. Operationen können diese Tumoren beseitigen. Das nicht seltene Nierenkarzinom erfolgreich zu behandeln und dennoch die Nieren zu erhalten, ist dabei das Ziel der Urologen am Universitätsklinikum Leipzig. Schonend und häufiger möglich wird dies seit Kurzem durch den Einsatz des hochmodernen DaVinciOperationsroboters. Transplantationschirurg PD Dr. Michael Bartels (l.) und Urologe Prof. Uwe Stolzenburg stehen bei dem neuen Operationsverfahren, bei dem der DaVinci-OP-Roboter am UKL bei einer Lebendnierenspende zum Einsatz kommt, zusammen im Operationssaal. nur möglich, wenn wir den Tumor präzise und vollständig entfernen und dabei die lebenswichtige Durchblutung der restlichen Niere erhalten können“, erklärt Prof. JensUwe Stolzenburg, Direktor der Urologie am Universitätsklinikum Leipzig. Nierenkrebs ist eine Erkrankung der späten zweiten Lebenshälfte, die Patienten bringen oftmals weitere Erkrankungen mit. „Operationen mit großen Schnitten werden da generell schlechter vertragen“, so Stolzenburg. Seit nunmehr drei Jahren setzt der Urologe am UKL daher bei diesen Eingriffen den DaVinci-Operationsroboter ein. Diese Roboter-assistierte Chirurgie bietet große Möglichkeiten. „Wir können extrem genau und gleichzeitig sehr sanft mit kleinsten Schnitten operieren“, so Stolzenburg. Ein immenser Vorteil, zumal die Operation durch das schonendere Verfahren (sogenannte „Knopfloch-Chirurgie“) sehr gut vertragen wird. Etwa 60 solche Eingriffe hat Stolzenburg inzwischen durchgeführt, Tendenz steigend. „Unser Ziel ist, bei Tumoren bis zu sieben Zentimetern Größe so organschonend wie möglich zu operieren – und in diesem Fall die wichtigen Nieren zu erhalten.“ Helena Reinhardt Übergewicht kann Nieren belasten IFB AdipositasErkrankungen forscht zu Hormonen im Fettgewebe L Viele überschüssige Pfunde sind schädlich für die Gesundheit. Sie belasten Gelenke, Leber, Herz und Stoffwechsel. Weniger bekannt ist, dass sie auch den Nieren schaden können. Anlässlich des Weltnierentags am 13. März berichtete das Integrierte Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) AdipositasErkrankungen der Universität Leipzig und des Universitätsklinikums Leipzig, wie es bei Übergewicht zur Nierenbelastung kommt und welche neuen Erkenntnisse die Adipositasforschung bietet. Patienten mit starkem Übergewicht (Adipositas) und einem Body-Mass-Index von 40 und mehr haben häufiger eine eingeschränkte Nierenfunktion im Vergleich zu Normalgewichtigen. Die genauen Mechanismen der Nierenschädigung bei Adipositas sind jedoch unklar. Prof. Tom Lindner, Leiter der Nephrologie am Universitätsklinikum Leipzig, erläutert: „Bei einem Teil der Patienten kann sich das Übergewicht negativ auf die Nierenfunktion auswirken. Dies passiert unabhängig von anderen Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes mellitus Typ 2, für die bei Übergewichtigen das Risiko ebenfalls stark erhöht ist. Erste Zeichen der Nierenbeeinträchtigung können erhöhte Kreatininwerte im Blut sowie die Ausscheidung von Proteinen im Urin sein.“ Auch wenn noch keine Folgeerkrankungen der Adipositas vorliegen, kann also starkes Übergewicht die Nieren beeinträchtigen. Die Folgeerkrankungen einer Adipositas treten allerdings häufig auf und verstärken die Nierenbelastung. Zunächst leiden die Betroffenen an einem metabolischen Syndrom. Dies ist eine Kombination von Krankheitszeichen wie Fett- und Zuckerstoffwechselstörungen sowie Bluthochdruck. Bereits das metabolische Syndrom hat einen negativen Einfluss auf die Nieren. Unbehandelt führt es häufig zu den typischen Folgeerkrankungen der Adipositas wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes mellitus Typ 2, die den Nieren weiter zusetzen. Eine Ursache für den negativen Effekt einer Adipositas auf die Nieren könnte außerdem sein, dass adipöse Menschen ver- mehrt bestimmte Proteinhormone aus dem Fettgewebe (Adipokine) im Blut aufweisen, welche möglicherweise die Nieren zusätzlich schädigen. So verstärken hohe Spiegel des Adipokins Leptin die Sklerose Starkes Übergewicht kann die Nieren schädigen. Foto: IFB Adipositas KONTAKT Die AdipositasAmbulanz des Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrums (IFB) AdipositasErkrankungen ist eine Spezialambulanz für Menschen, die an krankhaftem Übergewicht leiden. Voraussetzung für eine Behandlung in der Ambulanz sind ein Body-Mass-Index (BMI) über 35 kg/m² und die Überweisung eines Internisten. AdipositasAmbulanz am UKL Liebigstraße 20, Haus 4 04103 Leipzig [email protected] ewww.ifb-adipositas.de Termin-Vereinbarung: (0341) 971 2418 Montag und Dienstag 8 bis 12 Uhr von Blutgefäßen. Die Filtration des Blutes zur Ausscheidung von nicht verwertbaren Stoffwechselprodukten und Giften erfolgt über unzählige winzige Knäuel kleinster Blutgefäße in den Nieren, den Glomeruli. Deshalb bedeutet die Schädigung dieser kleinen Gefäße eine Verschlechterung der Nierenleistung. Ein weiteres Adipokin, das Progranulin, steht im Fokus der Forschung von Dr. Thomas Ebert am IFB AdipositasErkrankungen. Der Wissenschaftler erklärt: „Die Progranulin-Spiegel im Blut von Patienten mit Adipositas oder mit Diabetes mellitus Typ 2 sind deutlich erhöht.“ Progranulin und seine Abbauprodukte fördern entzündliche Prozesse und können somit langfristig das Risiko für einen Diabetes mellitus Typ 2 sowie Arteriosklerose verstärken. Ebert gelang es erstmals zu zeigen, dass eine verringerte Filtrationsrate der Nieren mit erhöhten Progranulin-Spiegeln einhergeht. Die verringerte Nierenfunktion führt dazu, dass diese überschüssigen Adipokine nicht ausreichend ausgeschieden werden und weiter Stoffwechsel und Nieren beeinträchtigen. Dieser Teufelskreis könnte somit langfristig zur erhöhten Rate an Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei eingeschränkter Nierenfunktion beitragen. Die Frage, ob die überschüssigen Adipokine direkt nierenschädigend wirken, muss in weiterführenden Forschungsprojekten untersucht werden. Doris Gabel | LIEBIGSTRASSE AKTUELL