Projekte 2013 | 2014| 2015 Abendfüllend 03 Georges Aperghis — Situations 04 Enno Poppe — Speicher 06 Aureliano Cattaneo — Parole di Settembre 08 Beat Furrer — Canti della tenebra 10 Giacinto Scelsi Revisited 12 Oskar Serti geht ins Konzert. Warum? 14 Beat Furrer — FAMA 16 Schönberg und die Schrammelbrüder 18 Symposion. Ein Rausch in acht Abteilungen 20 Abendfüllend Abendfüllendes in das Konzertleben des frühen 21. Jahrhunderts zurückzubringen ist ein lohnendes Unterfangen. Die üblich gewordene Fragmentierung zeitgenössischer Musikprogramme in die beinahe schon kanonisierte Form der zwölf-, fünfzehn- oder (Vorsicht, Überlänge!!) zwanzigminütigen Werke vier verschiedener KomponistInnen hat ohne Zweifel ihren Sinn und ihre Meriten. Schade ist nur, dass das nicht nur im formal-äußerlichen, sondern vor allem auch im materiell-inhaltlichen Sinn Abendfüllende dieser verfestigten Norm gegenüber in den Hintergrund getreten ist. Für die kommenden beiden Spielzeiten hat das Klangforum Wien eine Reihe von Projekten konzipiert bzw. wieder in sein Repertoire genommen, die eine konzentrierte Auseinandersetzung mit dem großen Werk einer einzelnen Komponistenpersönlichkeit oder eine lange und geruhige Begegnung mit der Musik unserer Zeit erlauben. Im folgenden finden sich Kurzbeschreibungen von jeweils fünf neuen und vier dem Repertoire des Klangforum Wien zugehörigen, abendfüllenden Projekten, die in den Spielzeiten 2013/2014 und 2014/2015 auf der Tournee-Agenda des Ensembles stehen werden. Im Namen der MusikerInnen wünsche ich eine vergnügliche und inspirierende Lektüre. Sven Hartberger 2 3 Georges Aperghis — Situations, une convivialité musicale Situations ist ein Konzertstück, eine soirée musicale für die 24 MusikerInnen des Klangforum Wien. Das Stück stellt sich als Tryptichon dar: Der erste Teil ist ein Ensemblestück, zusammengesetzt aus Fragmenten von verschiedener Farbe und kontrastierenden Inhalten, die sich aneinander reihen oder einander überlagern, um so ununterbrochen wechselnde Polyphonien hervorzubringen. Am Ende dieses ersten Teils scheint sich die Musik zu individualisieren; wir finden uns jetzt 24 InstrumentalsolistInnen gegenüber – und das ist der zweite Teil des Tryptichons: zusammengesetzt aus übereinandergelegten oder einzelstehenden Solos, Duos, Trios, Quartetten. Mit offensichtlicher Ungezwungenheit bewegen sich die MusikerInnen auf der Bühne, einmal, um sich von der Gruppe abzusondern und nur für sich selbst zu spielen, einmal, um wieder mit anderen in musikalischen Dialog zu treten. Einige spielen und singen zugleich, andere holen sich ein Buch, aus dem sie einen Ausschnitt laut hersagen: Wir sind nicht mehr im „Konzert“, sondern wohnen einer Soirée bei, deren MusikerInnen vergessen zu haben scheinen, dass ein Publikum sie sieht und hört. Auch hierbei handelt es sich um ein fragmentarisches Konstrukt: Skizzen musikalischer Portraits der Interpreten überlagern oder antworten einander wie in einem großen Gespräch. Die, die gerade nicht spielen, hören ihren Kollegen beim Spiel zu (in einem Fauteuil sitzend oder auf einem Canapé), manchmal mengen sie sich in die Musik, die gerade entsteht, manchmal kommentieren sie, manchmal sind sie einfach nur da, wie in sich selbst versunken. Dieses organisierte Chaos strukturiert sich immer mehr zu großen, massiven Bewegungen und wir langen beim dritten Teil an, der ein Ensemblewerk ist, aber den Individualitäten Rechnung trägt, die wir im zweiten Teil gehört haben, indem es sie verstärkt und sie durch das gesamte Ensemble widerhallen lässt, um schließlich in einem ebenso unsteten wie durchdringenden Tutti zu enden. Wie man sieht, ändert sich das Stück drei Mal. Im zweiten Satz ist es, als ob es einen Vergrößerungseffekt gäbe, als ob man an jeden Musiker heranginge, um möglichst nahe an seine Persönlichkeit zu kommen. Durch sukzessives Abdriften von meiner ursprünglichen Idee, ein concerto grosso zu schreiben, bin ich schließlich zu dieser Lösung gelangt. Georges Aperghis (April 2012) Mit dem vom Verschwinden bedrohten Begriff des convivium bezeichnet Georges Aperghis das große Gesamtwerk, das er den vierundzwanzig MusikerInnen des Klangforum Wien zwischen dem Jahresbeginn 2012 und dem Sommer 2013 auf den Leib schreiben wird. Das Werk verlangt eine große Bühne, auf welcher der übliche Ensembleaufbau, durchsetzt mit einem bunten Gemisch aus Fauteuils, Sitzgarnituren, Stehlampen, Bücherregalen, Esstischen, etc. eine Wohnlandschaft bildet, in der sich die MusikerInnen im Verlauf des Abends frei zu verschiedenen Formationen zusammenfinden. Die Komposition changiert während der Spieldauer von rund achtzig Minuten zwischen kammermusikalischen Partien von Solo bis Oktett, Wortspenden der MusikerInnen und der großen Ensembleform. — Uraufführung 20.10.2013, Donaueschinger Musiktage Besetzung 2Fl, Ob, 2Cl, Sax, Fg, Hr, Tr, Pos, 2Perc, Akk, 2Pf, Hf, 3Vl, 2Vla, 2Vlc, Cb, Dirigent Ensemble/ gesamt 30 Personen — 4 5 Enno Poppe — Speicher 6 Das Speicher-Projekt ist ein komplexes Gebilde, an dem Enno Poppe seit dem Jahr 2008 arbeitet und das mit der Uraufführung des sechsteiligen Gesamtwerks durch das Klangforum Wien im Oktober 2013 seinen Abschluss finden wird. Uraufführung 19.10.2013, Donaueschinger Musiktage Musikalische Phänomene sind nie abstrakt. Der Plan von Speicher ist die Suche nach Extremen: extreme Verdichtung, Ausdünnung, Beschleunigung, Verbreiterung. Damit das Stück immer weitergeht und interessant bleibt, ist ja neben der Abwechslung vor allem wichtig, dass man etwas wiedererkennt. Wiedererkennbar kann alles sein, ein einzelner Klang wie ein ganzer Formteil. Es ist also viel weniger nötig, dauernd neue Ideen in ein Stück hineinzuwerfen, als ein unvorhersehbares Netz aus Ableitungen zu erfinden. Die nächste Stufe wäre, dass man vorhersehen kann, was als nächstes geschieht: Dann wäre ein aktiver Zustand des Hörens hergestellt. – Aber: In einem Speicher gerät ohnehin immer alles in Unordnung. (Enno Poppe) — Ensemble/ gesamt 28 Personen — 7 Besetzung 2Fl, Ob, 2Cl, Fg, Sax, Hr, Tr, Pos, Pf, Akk, Hf, 2Perc, 2Vl, 2Vla, 2Vlc, Cb, Dirigent Aureliano Cattaneo — Parole di Settembre Andrea Mantegna, dessen Schaffen in Mantova die Stadt in den Rang eines Zentrums der bildenden Kunst ihrer Zeit erhoben hat, ist ein Zyklus von fünfzehn Gedichten von Edoardo Sanguineti, einem der bedeutendsten italienischsprachigen Dichter des 20. Jahrhunderts, gewidmet, die aus Anlass des 500. Todestags des Malers im Jahr 2006 entstanden sind. Aureliano Cattaneo, der Sanguineti in langjähriger Freundschaft verbunden war, ist noch vor dem Tod des Dichters am 18. Mai 2010 mit ihm über eine Vertonung der Gedichte übereingekommen. Die Vokalpartien der drei Teile des mit unterschiedlichen Instrumentalformationen besetzten Zyklus entstehen für Claron Mc Fadden (Sopran), Otto Katzameier (Bariton) und Daniel Glogger (Countertenor). Die einzelnen Teile des Zyklus werden durch a cappella gesungene madrigali-frottole der drei Solisten verbunden. Im Mittelpunkt des Projekts stehen zwölf Bildfindungen Mantegnas, auf die sich Sanguineti, gelegentlich offen, gelegentlich in verdeckter Anspielung, bezieht. ­­ — 8 9 Uraufführung 18.2.2014, Wiener Konzerthaus Besetzung Sopran, Countertenor, Bariton, Ob, Cl, Sax, Pos, Akk, Perk, Pf, Hf, Vl, Vla, Vlc, Cb, Dirigent Ensemble/ gesamt 23 Personen — Beat Furrer — Canti della tenebra Dino Campana (1885 – 1932) war wahrscheinlich der einzige der italienischen Schriftsteller seiner Zeit, der die neuen futuristischen Ideen mit einer großen poetischen Kraft und einer starken Verbindung zur Vergangenheit der italienischen und französischen Literatur zum Leben zu erwecken im Stande war. Seine Dichtung hat die Moden ihrer Zeit überlebt, schreibt Beat Furrer, der sich seit Jahren mit dem Werk und der vielfach dunklen Lebensgeschichte des Autors befasst hat, welcher auf Grund der Diagnose Ebephrenie (schwere schizophrene Psychose) die letzten vierzehn Jahre seines Lebens in einer psychiatrischen Anstalt in der Nähe von Florenz zubrachte. Vier Gedichte von Campana hat Beat Furrer für Mezzosopran und Klavier in Musik gesetzt: VIAGGIO A MONTEVIDEO / IL CANTO DELLA TENEBRA / SUL TRENO IN CORSA / LA CHIMERA . Bis zum Sommer 2013 wird eine Fassung für großes Ensemble entstehen, die das Klangforum Wien mit der Sopranistin Tora Augestad im September 2013 uraufführen wird. — 10 11 Uraufführung 6.9.2013, Wien Besetzung Sängerin, 8 Stimmen, 2Fl, Ob, 2Cl, Fg, Sax, Hr, 2Tr, 2Pos, 2Perc, Pf, Akk, 2Vl, 2Vla, 2Vlc, Cb, Dirigent Ensemble/ gesamt 39 Personen — Sylvain Cambreling, Georg Friedrich Haas, Fabien Levy, Tristan Murail, Michael Pelzel, Michel Roth, Nicola Sani, Hans Zender — Giacinto Scelsi Revisited Mehr als zwanzig Jahre blieben die Tore des Archivs der Fondazione Isabella Scelsi in Rom nach dem Tod Giacinto Scelsis am 9. August 1988 verschlossen. Vermutungen, Spekulationen und Gerüchte über Scelsis Schaffen schossen in dieser Zeit üppig ins Kraut, konkretes Wissen und ein tieferes Verständnis seiner Kompositionstechnik waren mangels jeder Zugangsmöglichkeit zu seinem Werk so gut wie nicht zu erlangen. Für ein Gemeinschaftsprojekt der Fondazione Isabella Scelsi mit dem Klangforum Wien hat Uli Fussenegger den Bestand der Tondokumente der Stiftung im Lauf des Jahres 2011 durchforstet und dabei aufregende Entdeckungen gemacht: Bei den angeblichen „Improvisationen“, die Scelsi auf der Ondiola gespielt und dann seinen Assistenten zur Transkription in Ensembleund Orchesterwerke übergeben haben soll, handelt es sich in Wahrheit um zumindest sehr weit fortgeschrittene Werkskizzen, wo nicht um komplexe Kompositionen. Diese wurden in Mehrstufenverfahren in wiederholten Aufnahmesitzungen auf Tonträgern fixiert. 12 13 Auf der Grundlage der substanzreichsten dieser unveröffentlichten Tondokumente werden Sylvain Cambreling, Georg Friedrich Haas, Fabien Levy, Tristan Murail, Michael Pelzel, Michel Roth, Nicola Sani und Hans Zender neue Werke für das Klangforum Wien schaffen. Im Rahmen des Projekts Giacinto Scelsi REVISITED , welches einen Einblick in den Kosmos einer der komplexesten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts bietet, werden wir die Stimme Scelsis, der auch eine Art von Lebenserinnerungen auf Band gesprochen hat, ebenso hören, wie die von Scelsi gespielte Ondiola, die noch nie im Konzertsaal zu erleben gewesen ist. — Uraufführung 1.5.2013, Festival Acht Brücken, Köln/ Teil 1 10.5.2014, Wittener Tage für neue Kammermusik/ Teil 2 Besetzung 3Fl, EH, 2 Cl, Ten-Sax, 2Hr, Tr, 2Pos, 2Vl, 2Vla, 2Vlc, 2Cb, Dirigent Ensemble/ gesamt 27 Personen — Patrick Corillon/ Peter Ablinger, Georges Aperghis, Pierluigi Billone, Franco Donatoni, Beat Furrer, Stefano Gervasoni, György Kurtag, Bernhard Lang, Matthias Pintscher, Enno Poppe, Gerald Resch, Eric Satie, Giacinto Scelsi, Vladimir Tarnopolski — Oskar Serti geht ins Konzert. Warum? Oskar Serti (Budapest, 1881 – Amsterdam, 1959), der meistgelesene ungarische Schriftsteller in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts und ein begeisterter Freund der Musik, des Konzerts und des Konzertsaals, und Catherine de Sélys, die berühmteste Pianistin ihrer Zeit, sind die Zentralgestirne einer sechsstündigen Konzertnacht, in deren Verlauf die MusikerInnen des Klangforum Wien zwischen November und Dezember 2011 sämtliche Räume des Wiener Konzerthauses, der Luxemburger Philharmonie und der Philharmonie Köln zur Bühne gemacht haben. Als Akteure, Geschichtenerzähler und Seelenführer fungieren in dieser Nacht nicht nur die Ensemblemitglieder, sondern auch das Konzerthauspersonal. Eine sehr direkte, persönliche Begegnung aller Mitwirkenden mit ihrem Publikum und der große Bogen eines ausgreifenden, aber durch die Vielfalt der szenischen und literarischen Ereignisse nie als lang empfundenen Musikprogramms, sind die Charakteristika dieses großen dramatischen Konzerts. — 14 15 This was a programme rich in content and variety, well-constructed, superbly realised and thoroughly diverting (Financial Times, 29.12.2011) Genial erstunken und erlogen – Ein faszinierender Konzertabend rund um den fiktiven Literaten Oskar Serti (Kölner Stadtanzeiger, 30.12.2011) Eine „Nachdenklichkeit“ von Patrick Corillon brachte tatsächlich zum Nachdenken. Experiment rundum gelungen! (European Cultural News, 29.12.2011) Uraufführung 5.11.2011, Wien Modern Besetzung Sprecherin, kurdischer Sänger, Rapper, E-Git solo , Pf solo, Vla solo, Sax solo, Perc solo, 2 Fl, Ob, Cl, Fg, Hr, Tr, Pos, 3 Vl, Vla, 2 Vlc, Cb, Hf, Git, Zymbalon, 2 Akk, Perc, 2 Pf, Dirigent, Technik, Regie Ensemble/ gesamt 49 Personen — Beat Furrer — FAMA Seit seiner Uraufführung bei den Donaueschinger Musiktagen durch das Klangforum Wien 2005 zählt dieses opus magnum des Klangforum-Gründers Beat Furrer ohne Zweifel zu den meistgespielten Werken des 21. Jahrhunderts. Als ein „Ereignis“, ja sogar als ein „Wunder“ (DIE ZEIT , 20.10.2005) wurde die Komposition gleich bei ihrem ersten Erscheinen von Publikum und Presse begrüßt. Bei den folgenden Aufführungen, die das Klangforum in der Uraufführungsbesetzung in den Jahren 2005 – 2008 in Wien, Paris, Venedig, Amsterdam, Moskau, Salzburg und Berlin gespielt hat, blieben Superlative jeder Art fester Bestandteil der Rezeptionsgeschichte dieses außerordentlichen „Hörtheaters“. Ab September 2013 wird FAMA unter der musikalischen Leitung des Komponisten für eine neue Aufführungsserie wieder auf dem Spielplan des Klangforum Wien stehen. — 16 17 Ungeheuer intensiv und spannend (FAZ, 18.10.2005) Pure Klangmagie (Süddeutsche Zeitung, 19.10.2005) FAMA est une œuvre d´une beauté insolite (Le Monde, 2.6.2006) Das fesselnde, das einzigartige Musikerlebnis, das Experiment, das sich gelohnt hat (Die Welt, 21.10.2005) Uraufführung 14.10.2005, Donaueschinger Musiktage Besetzung Schauspielerin, 8 Stimmen, 2Fl, Ob, 2Cl, Fg, Sax, Hr, 2Tr, 2Pos, 2Perc, Pf, Akk, 2Vl, 2Vla, 2Vlc, Cb, Dirigent Ensemble/ gesamt 39 Personen — Arnold Schönberg, Johann und Josef Schrammel, Vinzenz Stelzmüller, Anton Strohmayer, Friedrich Cerha — Schönberg und die Schrammelbrüder Die süffigen, weinseligen Tänze und Gesänge der Brüder Johann und Josef Schrammel aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die bis zum heutigen Tag das Kernrepertoire der Heurigenmusiken in den Buschenschanken an den Stadträndern Wiens bilden, gehen eine erstaunlich schlüssige und homogene Verbindung mit dem „Pierrot lunaire“ und der „Serenade“ von Arnold Schönberg ein. Abgerundet wird das Programm, welches das Klangforum Wien erstmals in der Spielzeit 2001/2002 präsentiert hat, durch eine Auswahl von Friedrich Cerhas abgründigwienerischen Chansons, die das sinnlich fassbare musikalische Kontinuum in einer angeblich durch enorme Brüche und Sprünge fragmentierten Musikgeschichte eindrucks- und lustvoll vor Ohren führen. Im September 2013 wird das Klangforum dieses Projekt wieder in sein Repertoire aufnehmen. — 18 19 Ohne Schiefertafeln vereinen sich hier die verschiedenen Wiener Schulen spaßig und lehrreich (FAZ, 4.9.2001) „Arnold Schönberg und die Schrammelbrüder“ – wie das zusammenpasst, demonstrierte das Klangforum Wien auf originelle Weise (Die Presse, 20.2.2002) Unerhört sinnliche und sinnstiftende Reisen in die Abgründe des Wienerischen (Salzburger Volkszeitung, 20.5.2006) Uraufführung 2.9.2001, Konzerthaus Berlin Besetzung Stimme, Fl, 2Cl, Mandoline, Git, Akk, Perc, Pf, 2 Vl, Vla, Vlc, Cb Ensemble/ gesamt 17 Personen — Pierre Boulez, John Cage, Cesar Camarero, Morton Feldman, Beat Furrer, Bernhard Gander, Georg Friedrich Haas, Gustav Mahler, Olga Neuwirth, Terry Riley, Giacinto Scelsi, Salvatore Sciarrino, Iannis Xenakis — Symposion. Ein Rausch in acht Abteilungen Langsam und mit Anmut haben sich die Alten bei ihren Zusammenkünften betrunken. Die Grundannahme der Symposia war, dass der Wein als das Geschenk der Götter an die Menschen einen eigenen Zugang zum Göttlichen, ja zur Gottheit und zur Wahrheit eröffnen könnte, wenn er in der richtigen Weise genossen würde. Anders möchte man Neue Musik eigentlich nicht mehr hören (Falter, 26.10.2001) Das Klangforum Wien ist die Wege der athenischen Weisen des 6. Jahrhunderts vor Christus zum ersten Mal im Jahr 2001 nachgegangen. Die Erfahrung mit dieser antikischen Sozialtechnik ist seither bei allen Aufführungen in Wien, Venedig, Salzburg, Dresden, Budapest, Bozen, Donaueschingen, Magreid und Luxemburg gleich und gleich glückhaft geblieben: Eine gleichschwebende Gesamtstimmung trägt ein gemeinsames, intensives Hörerlebnis während dieses achtstündigen Konzerts, das noch kein Gast vor seinem Ende verlassen hat. Ein Rausch für alle Sinne. Und die Zuhörer sind dankbar für ein „Symposion“ der Extraklasse. Bravo! (Kurier, 1.4.2004) Musik unserer Zeit, gehört unter den langsam sich verändernden Wahrnehmungsbedingungen geruhsamer Berauschung. Pölster, Futons und bequeme Sitzgelegenheiten bilden eine Installation, die von den Gästen während der Konzerte nach Belieben bewohnt wird. In längeren Pausen werden Speisen und Weine gereicht. Im Lauf einer langen Nacht treten sehr allmählich verschiedene Stadien der Berauschung ein. Ein Wandel zwischen apollinischer und dionysischer Welt, deren Grenzen im Lauf der Nacht verschwimmen und verschwinden. — 20 21 Süffig und sexy. Draußen die Überlegung: Ob man Konzerte nicht prinzipiell überhaupt nur noch in dieser Form veranstalten sollte? Matratzen in den Musikverein! (Der Standard, 10.9.2001) Uraufführung 7.9.2001, MuseumsQuartier Wien Besetzung Stimme, 3Fl, 2Ob, 2Cl, Fg, Sax, 2Hr, 2Tr, 2Pos, Tb, 4Vl, 2Vla, 2Vlc, 2Cb, 2Pf, 2Perc, Akk, Dirigent Ensemble/ gesamt 40 Personen — Klangforum Wien Joonas Ahonen, Klavier Annette Bik, Violine Markus Deuter, Oboe Lorelei Dowling, Fagott Andreas Eberle, Posaune Vera Fischer, Flöte Eva Furrer, Flöte Uli Fussenegger, Kontrabass Gunde Jäch-Micko, Violine Andrew Jezek, Viola Benedikt Leitner, Violoncello Andreas Lindenbaum, Violoncello Florian Müller, Klavier Anders Nyqvist, Trompete Dimitrios Polisoidis, Viola Gerald Preinfalk, Saxophon Sophie Schafleitner, Violine Lukas Schiske, Schlagwerk Krassimir Sterev, Akkordeon Virginie Tarrête, Harfe Olivier Vivarès, Klarinette Christoph Walder, Horn Björn Wilker, Schlagwerk Bernhard Zachhuber, Klarinette 23 Klangforum Wien, Diehlgasse 51, 1050 Wien T +43 1 521 67-0, F +43 1 521 67-30 [email protected], www.klangforum.at Impressum Herausgeber und Verleger: Klangforum Wien Redaktion: Emilija Jovanovic Design: Christof Nardin/ Bueronardin Herstellung: Walladruck, Wien Bildnachweise Siggi Hofer (Cover), Georges Aperghis (Situations, S 4/5), Yina Chan (Tora Augestad, S 10), Francesca D’Aloja/ Archivio Fondazione Isabell Scelsi (Giacinto Scelsi, S 12), Patrick Corillon (Oskar Serti, S 14), netzzeit (Symposion, S 20), Lukas Beck (Klangforum Wien, S 22) Hauptsponsor des Klangforum Wien