Arbeitsblatt 3 zum Lernfeld 8 – Chirurgie begleiten – Zysten, kleine Tumoren, Abszessbehandlung Was ist eine Zyste?? Eine Zyste ist ein pathologischer Hohlraum in einem Körperteil, der von einer Kapsel (Zystenbalg) umgeben und mit dünn- oder dickflüssigen Inhalt ausgefüllt ist. Zysten können im ganzen Körper an den verschiedensten Stellen auftreten. Auch im zahnmedizinischen Bereich findet man nicht nur Kieferzysten, sondern auch Weichgewebszysten. Das Wachstum der Zyste beruht auf der Zunahme der Flüssigkeit in ihrem Innern. Sie sind meist gutartig, vergrößern sich langsam, verdrängen aber die angrenzenden Strukturen und stellen sich ggf. als schmerzlose Auftreibungen im Mundraum dar. Ursachen: Die Ursache einer Zyste bedingt auch gleichzeitig die Art der Zyste. Die Zahnmedizin hat anhand dessen eine Einteilung der unterschiedlichen Zystenarten vorgenommen. So findet die Mehrzahl der im Kiefer auftretenden Zysten ihren Ursprung in Geweben des Zahnsystems, so genannte "odontogene" Zysten. Zysten können sich auch aus Entzündungen heraus entwickeln. Beispiele hierfür sind die: •Radikuläre Zyste: Sie entwickelt sich im Zahnhalteapparat aus bestimmten Geweberesten. •Follikuläre Zyste: Sie umgeben die Krone eines noch nicht durchgebrochenen Zahnes im Kiefer. Es ist möglich, dass der Zahn nicht vollständig entwickelt ist. Sie können auch auf Fehlentwicklungen von Geweben zurückzuführen sein. Beispiele hierfür sind: •Keratozyste: Sie entsteht aus Zahnanlagen noch bevor der eigentliche Zahn sich überhaupt entwickelt. Anstelle des Weisheitszahnes ist dann z.B. eine Zyste im Knochen lokalisiert. •Residualzyste: Dies sind radikuläre Zysten, die nach der Entfernung des Zahnes zurückgeblieben sind. •Gingivazyste: Sie können im Kindes- und Erwachsenenalter an unteren Eckzähnen als bläuliche, feste Knötchen vorkommen. •Eruptionszyste: Sie wölben oberflächlich die Schleimhaut über den noch nicht durchgebrochenen Milchzähnen hervor. •Seitliche Parodontalzyste: Sie kommen im parodontalen Spalt noch nicht vollständig durchgebrochenen Weisheitszähne vor. •Abzugrenzen davon sind Zysten aus nicht zahnsystem-spezifischen Geweben: •Nasopalatinale Zyste: Sie entstehen in der Mitte des Gaumens aus entwicklungsbedingten Geweberesten. •Globulomaxilläre Zyste: Sie entwickeln sich oben im Gaumen und sind in der Lage Nasen- und Kieferhöhle einzuengen sowie Zähne zu kippen. •Nasolabiale Zysten: Sie sind hoch im Gaumen neben der Nase anzutreffen und wahrscheinlich auch aus Geweberesten entstanden. Erwähnt seien noch kurz die Pseudozysten: •Einfache Knochenzyste: Ihre Entstehung ist ungewiss. Sie kommt ggf. im Unterkiefer vor und kann schmerzhaft sein und eine Überempfindlichkeit von Zähnen bedingen. •Statische Knochenzyste: Sie ist keine Zyste, sondern eine durch eine Drüse bedingte Eindrückung des Unterkiefers. In Röntgenaufnahmen zeigt sie sich aber leider wie eine normale Zyste. Eine spezielle Zyste in der Zahnmedizin ist: Die Ranula: Retentionszyste der Glandula sublingualis. Ursache: angeboren oder durch Obliteration des Ausführungsganges, z.B. durch Entzündungen. Häufigkeit: Zysten treten gehäuft zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr auf, wobei Männer insgesamt öfter als Frauen betroffen sind. Von den unterschiedlichsten Arten beobachtet man radikuläre Zysten mit Abstand am häufigsten, gefolgt von follikulären Zysten. Alle anderen kommen eher selten vor. Symptome: Meist werden Kieferzysten durch Zufall bei einer Röntgenaufnahme entdeckt. Da sie hauptsächlich schmerzfrei wachsen und sich erst ab einer bestimmten Größe als markante, bei Fingerdruck knisternde Aufwerfung des Knochens zeigen, bleiben sie oft Jahre verborgen. Im Röntgenbild unterscheidet sich die Zyste von einem Granulom durch die scharf gezeichnete Abgrenzung zum Knochen! Diagnose: Die Diagnose wird fast immer über eine Röntgenaufnahme gestellt. Die Lokalisation der Zyste lässt auf eine bestimmte Art schließen, aber erst die Gewebeuntersuchung nach der Operation gibt eindeutigen Aufschluss. Bei Wurzelspitzenresektionen oder Zahnextraktionen ergeben sie sich häufig als Nebenbefunde. Therapie - operatives Vorgehen Große Kieferzysten werden zumeist durch Kieferchirurgen entfernt. Eine lokale Betäubung, ein Abklappen des Zahnfleischs, eine Eröffnung des Knochens und eine Ausräumung der gesamten Zyste, nennt man Zystektomie: Die Zyste wird vollständig durch Ausschälung des Zystenbalges entfernt und wieder vernäht! Ist das Wachstum einer Zyste weit vorangeschritten, können sie große Knochendefekte hervorrufen. Der Kieferchirurg entscheidet, ob ggf. eine weitere Möglichkeit der Zystenbehandlung, die Eröffnung mit langfristigem Defektausheilen zu bevorzugen ist:: die Zystostomie Die Zyste wird breit eröffnet und zur Nebenhöhle der Mund-, Nasen- oder Kieferhöhle gemacht. Der Zystenbalg wird belassen!! Komplikationen: Komplikationen können sich auf Grund der Lokalisation der Zyste und den Nachbargeweben individuell ergeben. Der Zahnarzt wird vor der Operation über alle Risiken aufklären, um auch eine Erlaubnis von dem Patienten zu erhalten, während der Operation ggf. variabel entsprechend den sich dabei ergebenden Befunden handeln zu können. Leider verbleibt stets eine Gefahr des erneuten Auftretens einer Zyste. Kleinste belassene Gewebefragmente können sich wieder zu einer solchen entwickeln. Medizinisch spricht man dann von einem "Rezidiv". Des Weiteren gibt es leider auch bösartige Zysten (sehr selten), die aber zu den malignen Tumoren gehören!! Gewebeuntersuchungen (in einem histologischen Institut) sind nach der operativen Entfernung daher äußerst wichtig, um eine Diagnose zu sichern. Prognose: Zumeist sind Kieferzysten einfach entfernbar. Ist ihr Ausmaß noch gering, besteht auch keine Gefahr für die Zähne. Auch größere Eingriffe hinterlassen nach ihrer Ausheilung keine merkbaren, bleibenden Probleme. Nach der Operation ist das Ergebnis der Gewebeanalyse abwarten, bevor irgendwelche Befürchtungen überhand nehmen! Zysten sind zu 99% gutartig! Entfernung von kleinen Tumoren: Kleine Tumoren in der Mundhöhle werden nach Freilegung unter Lokalanästhesie umschnitten und nach Entfernung zur histologischen Laboruntersuchung geschickt! Das Herausschneiden wird als Excision bezeichnet. Behandlungen von Entzündungen: die Abszessbehandlung Ein Abszess kann von extraoral oder intraoral eröffnet werden. Zur Entzündungsbekämpfung muss dem Abszess ein Abfluss des Eiters geschaffen werden! Dies ist immens wichtig, da sonst ein Abszess im Kopfbereich bis an das Gehirn oder den Halsbereich sich ausbreiten kann!! - Abtasten der Vena angularis im medialen Augenwinkel!! Die Behandlung besteht in der Eröffnung der abgekapselten Eiteransammlung durch eine Incision, sodass der Eiter abfließen kann. Nach Abfluss des Eiters wird eine Drainage (Abfluss) gelegt, in der zahnmedizinischen Praxis wird ein Gazestreifen benutzt. Nach Abklingen der Entzündung wird die Ursache beseitigt! Die weitere Therapie: • Extraktion • endodontische Behandlung • Wurzelspitzenresektion Die Schröder‘sche Lüftung: Bei Entzündungsprozessen im Knochen kann eine Knochentrepanation, die sog. Schröder‘sche Lüftung notwendig sein. Eine Schröder‘sche Lüftung kann notwendig werden bei einer Osteomyelitis Definition Bei der Osteomyelitis handelt es sich um eine akute oder chronische Entzündung des Knochenmarks. Ursachen Entzündliche Erkrankungen des Knochens sind ursächlich fast immer auf Infektionen mit Erregern, meist Bakterien zurückzuführen. In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich dabei um Staphylokokken. Therapie Bei einer akuten Osteomyelitis ist eine Behandlung mit Antibiotika entsprechend dem Erregerspektrum unbedingt erforderlich. Haben sich bereits Abszesse gebildet, wird der Knochen trepaniert (Schröder‘sche Lüftung) und Drainagen gelegt. Chirurgische Massnahmen im Zusammenhang mit einer KFO-Behandlung: Ø Freilegung eines Zahnes zur anschließenden kiefer-orthopädischen Einstellung in die Zahnreihe Ø Entfernung von Zähnen oder Zahnkeimen nach Maßgabe des KFO-ten J Ø Operation eines Diastemmas mit Lösung des Lippenbändchen und Durchtrennung des Knochenseptums. Chirurgische Kieferorthopädie Unter diesem Begriff werden alle operativen Maßnahmen zusammengefasst, die erworbene oder angeborene Dysgnathien oder Deformationen der Gesichts-Kiefer-Region korrigieren. Ø Progenieoperationen Ø Prognathieoperationen Ø Korrekturen des Tiefbisses Ø Diastemmaoperationen