MaxSem: ein neues Modell der Verhaltensänderungen Mobilitätsmanagement hat zum Ziel, das Mobilitätsverhalten zu verändern. Um in diesem Bereich wirksam handeln zu können, muss man in erster Linie den Prozess der Verhaltensänderung kennen lernen und dieses Wissen entsprechend einsetzen, um beispielsweise die bestmöglichen Strategien auszuwählen, die Menschen dazu zu bewegen, statt mit dem Auto zu fahren, das Rad zu benutzen. Das MAX-Projektteam hat das neue psychologische Modell MaxSem ausgearbeitet, das die theoretischen Grundlagen des Prozesses der Verhaltensänderung beschreibt. Diagnostische Fragen messen die Bereitschaft zu Veränderungen und ordnen die Befragten einer der vier Stufen der Verhaltensänderungen zu. Unterschiede bei Gewohnheiten, Wahrnehmung und Zielen einer Verhaltensänderung spiegeln die einzelnen Stufen wieder. Diese Informationen helfen bei der Auswahl und Gestaltung geeigneter und wirksamer MM-Maßnahmen für die jeweilige Zielgruppe. Was ist MaxSem? MaxSem (Max SElf-Regulation Model) ist ein neues theoretisches Standardmodell für Verhaltensänderungen. Entwickelt und validiert wurde es über eine interkulturelle Befragung von Pkw-Fahrern in sieben europäischen Ländern. MaxSem basiert auf den wichtigsten „statischen” psychologischen Modellen der Verhaltensänderung, die u.a. Normen und die Wahrscheinlichkeit des Erreichens der Ziele umfassen. Diese werden verknüpft mit der zeitlichen Dimension des Prozesses der Verhaltensänderung, woraus sich vier grundsätzliche „Stufen“ der Verhaltensänderung ergeben: Sorglosigkeit Bewusstwerdung AufrechtVorbereitung/ erhaltung Handeln Der Einsatz des Modells MaxSem bestätigt, dass sich eine Änderung des Verhaltens gewöhnlich schrittweise innerhalb einer bestimmten Zeit und in bestimmten Etappen vollzieht: Verschiedene Stufen, wie beim Besteigen einer Treppe, müssen durchlaufen werden, um die Stufe der Aufrechterhaltung zu erreichen, in der alternatives Verkehrsverhalten wie Zu-Fuß-Gehen, Radfahren oder Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs zur Gewohnheit wird. Stufe 1: Sorglosigkeit Auf dieser Stufe beabsichtigen gewohnheitsmäßige Pkw-Fahrer nicht, die Autobenutzung einzuschränken. Stufe 2: Bewusstwerdung Auf dieser Stufe erwägen diese Personen, die Autobenutzung einzuschränken und setzen sich dies zum persönlichen Ziel. Stufe 3: Vorbereitung/Handlung Auf dieser Stufe wird eine konkrete Verhaltensstrategie festgelegt, mit der das Ziel einer Einschränkung der Autobenutzung erreicht werden kann (z.B. anstatt mit dem Auto mit dem Rad zur Arbeit fahren), oder das neue Verkehrsverhalten ist bereits gelegentlich ausprobiert worden. Stufe 4: Aufrechterhaltung In dieser Stufe ist das neue Verhalten angenommen und zur Gewohnheit gemacht worden. Entsprechend dem Modell MaxSem bildet umweltverträgliches Verhalten die Triebkraft für die Motivation zu einer freiwilligen Änderung des Verhaltens (z.B. Einschränkung der Autobenutzung). Für die Eigenmotivation zur Änderung des Verhaltens spielen hierbei emotionale und affektive Prozesse sowie Selbstbeurteilungsstandards eine immense Rolle. Die MM-Maßnahmen können also so gewählt oder gestaltet werden, dass die Stufe, auf der sich die Zielgruppe gerade befindet, mit einbezogen wird. Für eine personalisierte Telefonkampagne wurden von MAX verschiedene Formen des Befragungsgesprächs und verschiedene Informationsbroschüren unter Berücksichtigung der Stufen der Verhaltensänderungen ausgearbeitet, durch die Verhaltensweisen von einer Stufe zur anderen nach den von MaxSem postulierten psychologischen Konstrukten ausgelöst werden sollen. Erwartete Emotionen mit Zielfortschritt Wichtige Gesellschaftsnormen Gefühl einer Verpflichtung zur Erfüllung persönlicher Standards Abischt der Orientierung auf ein Ziel Absicht einer Verhaltensänderung Absicht der Umsetzung der Verhaltensänderung Neue Gewohnheit Negativer Affekt Erkannte Verantwortung Wahrnehmun g der Möglichkeit, das Ziel zu erreichen Wahrnehmung der negativen Folgen des eigenen Verhaltens Sorglosigkeit Wahrnehmun der eigenen Kontrolle über die verschiedenen Strategien der Verhaltensänderung Bewusst-werdung Was spricht für den Verwendung des Modells MaxSem? Fähigkeit der Bewältigung von Implementierungsproblemen Einstellung gegenüber den verschiedenen Strategien der Verhaltensänderung Hierzu müssen bestimmte Mechanismen aktiviert werden. Die Analyse der bisherigen Verhaltensweise der eigenen Autobenutzung bildet den ersten Schritt zur Festlegung eines eigenen Ziels. Ein Teil einer Intervention kann etwa die Information sein, dass für die meisten Menschen der Klimaschutz eine wichtige Rolle spielt und dass sich auch durch kleine Schritte viel erreichen lässt, wenn alle partizipieren, indem sie zum Beispiel zwei der bisherigen wöchentlichen Fahrten zu Fuß zurücklegen. Mit dieser Information sollen wichtige gesellschaftliche Normen verwirklicht und die Befragten zu Verhaltensänderungen angeregt werden, um das nächste Stadium der Verhaltensänderungen zu erreichen. Kognitive Planungsfähigkeiten MaxSem hilft, den komplizierten Prozess der freiwilligen Verhaltensänderung zu verstehen. Der Fragenkatalog des Modells MaxSem gestattet es, das Stadium des Vorbereitung/ Handeln Fähigkeiten des Widerstehens von Versuchungen Fähigkeit der Überwindung von Rückfällen Aufrechterhaltung Verhaltenszustandes der Befragten zu bestimmen und sie einer der vier Stufen der Verhaltensänderung zuzuordnen. Der Vergleich der Zuordnung zur jeweiligen Stufe vor, während und nach der Implementierung der MM-Maßnahme ermöglicht eine detaillierte Bewertung der Wirksamkeit der jeweiligen Maßnahme. Das Modell MaxSem wurde mit Daten aus mehreren EU-Ländern erfolgreich getestet. Für wen ist das Modell MaxSem gedacht? MaxSem kann von Wissenschaftlern zur Erklärung des Prozeses der individuellen Verhaltensänderungen eingesetzt werden. Spezialisten und Entscheidungsträger, die im Bereich der Ausarbeitung, Implementierung und Finanzierung von MM-Projekten tätig sind, können das Modell MaxSem als Werkzeug bei der Auswahl und Gestaltung von Maßnahmen verwenden, die an Zielgruppen auf verschiedenen Stufen des Prozesses der Verhaltensänderung gerichtet sind. Dieses Modell findet im Evaluations-Tool MaxSumo* Anwendung, in dem die Ergebnisse der implementierten Maßnahmen in vollem Umfang evaluiert werden, u.a. durch Fragen, die für die jeweilige Stufe der Verhaltensänderung ausgearbeitet wurden. MAX ist das größte Forschungsprojekt für Mobilitätsmanagement innerhalb des 6. Forschungsrahmenprogramms der Europäischen Union und wurde in den Jahren 2006 – 2009 umgesetzt. Das MAX-Konsortium arbeitete zusammen mit 25 Partnern an der Weiterentwicklung, Standardisierung und Optimierung von Mobilitätsmanagementsystemen. Diese Maßnahmen umfassten das Qualitätsmanagement, die Durchführung von Kampagnen, die Erstellung von Evaluationen und Modellen sowie die Raumplanung. Viele dieser Maßnahmen werden von der Europäischen Plattform für Mobilitätsmanagement (EPOMM) mit dem Ziel gefördert, eine echte europaweite Standardisierung und Verbreitung des Mobilitätsmanagements einzuführen. Im Rahmen der durchgeführten Maßnahmen wurden verschiedene Produkte und Dienstleistungsangebote entwickelt, die abrufbar sind unter www.epomm.org. Sie möchten mehr erfahren? Besuchen Sie unsere Webseiten www.epomm.org oder www.maxsuccess.eu 3/3